Unser Mediensystem ist kaputt, aber das Fediversum (er-)klärt auch schon Demografie

Als ich beim Neujahrsempfang in Salach darüber sprach, dass unser bundesdeutsches Mediensystem bereits unrettbar kaputt sei und uns nur noch bürgerschaftliches Engagement als “letzte Hoffnung Fediversum” retten könne, da war das entsetzliche Habeck-Anschlag-Titelbild des STERN wohl schon geplant. Die These wurde leider voll bestätigt: Kommerzielle Medien müssen in der sogenannten Aufmerksamkeitsökonomie auf immer mehr Emotion, Polarisierung und Freund-Feind-Dualismus setzen, wodurch wissenschaftliche Sachlichkeit, Differenzierung und dialogischer Monismus verdrängt werden. Doch Enge der Zeit ist die Wurzel des Bösen” (Hans Blumenberg) – für Medien voller Hass und Hetze wollen dann immer weniger Menschen bezahlen. Die kurzen Aufreger kosten längerfristige Unterstützung.

Nichts daran ist nun ganz neu – ich möchte daran erinnern, dass anti-islamische Sarrazin-Werbung in BILD und SPIEGEL bereits vor über zehn Jahren das rassistische Werk “Deutschland schafft sich ab” in die Bestsellerliste katapultierte, obwohl die wissenschaftlichen Fehler massiv und sofort erkennbar waren. Gezielt bezahlter, fossiler Lobbyismus kam (und kommt!) noch hinzu. Der Wiederaufstieg des ursprünglich alpinen (italienischen, deutschen und österreichischen) Faschismus hatte auch in Deutschland einen langen, medialen Anlauf. Sonntag demonstrieren wir nun in Stuttgart dagegen – mit Fediversum-Berichten bewusst auch für Wikimedia!

Denn ich sehe auch als Autor einer (zu?) frühen Darwin-Biografie durchaus auch schon aufblühende Fediversum-Medien, die auch die emotionsbesetzten Debatten über Demografie (“Überbevölkerung”, Malthusianismus, Sozialdarwinismus) zu korrigieren beginnen. Elinor Ostrom hätte daran ihre Freude gehabt!

Foto eines der letzten Papierexemplare von "Evolution und Gottesfrage. Charles Darwin als Theologe", Herder 2013. Klick führt zum eBookFoto eines der letzten Papierexemplare des als eBook weiter verfügbaren “Evolution und Gottesfrage. Charles Darwin als Theologe” bei Herder (2013). Foto: Michael Blume  

So freute ich mich gestern sehr über eine neue Demografie-Folge von “Dinge erklärt (DE) – Kurzgesagt”, das sich inzwischen aus dem ÖRR herausgelöst hat und sich komplett über Spenden und einen Shop finanziert. Auch wenn ich der Folge nicht in allen Details zustimme – die aggressive Behauptung “Stirbt Deutschland aus?” wird hier freundlich, wissenschaftlich und interkulturell (also monistisch) aufgeklärt:

Mehr noch: Das inzwischen von Peter Berger geleitete Medienunternehmen bietet mit der sympathischen, deutschen Stimme von Christoph Jablonka auch Einblicke in die Probleme schneller Alterung wie nachlassendem Wachstum, Rassismus und dualistischer Altherren-Politik. Und die Abonnenten- und Abrufzahlen sind sehr erfreulich!

Als jemand, der bereits 2009 (!) ins damals noch gar nicht so genannte Fediversum bloggte “Die Überbevölkerung fällt aus”, bitte ich Sie also um Verzeihung für meine Dennoch-Hoffnung. Unser altes und überkommenes Mediensystem stirbt unter Qualen und wird auch einige Demokratien mit sich herunterreißen. Aber das Neue, Post-Kommerzielle, Solarpunkige befindet sich bereits vielerorts im Aufbau. Und wenn Sie wollen, können auch Sie ein Teil davon werden, sich einbringen und sich zunehmend der dualistischen Panik der Aufmerksamkeitsökonomie entziehen.

Ja, auch hier. Vielen Dank für Ihr Interesse, konstruktiven Kommentare, für Ihre Weiterleitungen! 🙂

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

32 Kommentare

      • Yo, @Graf Cagliostro – und am Sonntag spreche ich auf einer Demo gegen Faschismus am Stuttgarter Rathaus, zu der auch der VfB aufgerufen hat – und für die er die Arena in Noahs Regenbogenfarben taucht!

        https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.der-vfb-unterstuetzt-stuttgart-haelt-zusammen-die-mhp-arena-leuchtet-am-sonntag-in-regenbogenfarben.4951590e-0c52-48c9-ac6c-79b694afc138.html

        Wittern Sie da gerne die nächste Verschwörung. Die Mehrheit von uns steht für unsere Demokratien, unsere Wissenschaften und für Zukunft jenseits des Faschismus! ☺️🇩🇪🇪🇺🌈🖖

        • Was für eine Verschwörung? Dort steht, wer die Sponsoren des Kanals sind und dann kan man sich weiter informieren, welche Standpunkte diese Sponsoren vertreten. Das nennt sich Transparenz.

          • Genau, @Graf Cagliostro. Deswegen war Ihr fossiles Geraune dazu auch völlig unangebracht. Besinnen Sie sich doch einfach mal wieder auf gute, konservative Werte wie Anstand, Europa, Wissenschaft und Bildung. Dafür ist es nie zu spät.

        • Es gab da durchaus eine gewisse Kontroverse über die Aussagen des Channels zu nuklearer Energie beispielsweise. Von Dezember 2022: “Kurzgesagt received estimated $7 million from billionaire funds. This would be more money than Kurzgesagt received from their supporters on Patreon (estimated $3.5 million) in the entire history of the channel.”

          Youtube-Video von “The Hated One”: How Kurzgesagt Cooks Propaganda For Billionaires

          Es ist bekannt, dass Gates groß ist in der Forschung zu Minireaktoren. Diese wurden wohl auf dem Channel, einfach ausgesprochen, als Lösung für den Klimawandel gepriesen, während kurzgesagt Millionen von der Melina&Bill Gates Foundation erhielt.

          Verschwörung oder nicht, das wurde ursprünglich so nicht offengelegt (oder zumindest in den entsprechenden Videos auf den Interessenkonflikt nicht hingewiesen). Darauf bezog sich wohl der Kommentar vom Grafen. Wobei lediglich ein Verweis an die Sponsoren vielleicht etwas kurzgegriffen ist – deshalb hier meine Einordnung in den Kontext. Mehr (Hintergrund-)Wissen ist nie falsch. 🙂

        • Das bedeutet ja nicht, dass kurzgesagt schlecht sei oder schlechte Videos produzieren würde. Ich bin beispielsweise durchaus irgendwo Fan von Veritasium, einem Youtube-Channel über Wissenschaft. Aber auch die haben sich solche Dinger geleistet, wo sie – wohl gesponsert – mal äußerst unkritisch über selbst-fahrende Fahrzeuge berichteten, das ganze glich eher einem Werbevideo. Dass das nicht mit rechten Dingen zuging, fiel doch sehr schnell auf.

          Die Reaktion von kurzgesagt war wohl auch problematisch.

          Aber ich sag mal so: Bei einem mittlerweile so großen Studio wie kurzgesagt wäre es eher verwunderlich, wenn’s da keine Leichen im Keller gäbe.

          Und die Melinda&Bill Gates Foundation sowie die Open Society Foundation empfinde ich insgesamt auch eher als wohlwollende Gesellschaften. Gerade wenn man etwas Gutes will, ist es aber sehr wichtig, da keine Angriffspunkte in Richtung Korruption oder Intransparenz zu bieten.

          • Danke, @Leonard Schiff! Gegen konstruktive und präzise Kritik (auch) an Medien ist m.E. überhaupt nichts einzuwenden. Ich meine sogar, sie ist für die Weiterentwicklung unerlässlich.

  1. Jaja, da [1] werden angeblich Gute gegen angeblich Böse, in diesem Fall “Die Bauern” gesetzt (gehetzt?), allerdings nimmt der Schreiber dieser Zeilen bundesdeutsche Medien, dieser Art seit einiger Zeit nicht mehr zur Kenntnis, sieht sich mit WebLogs und sog. alternativen Medien (auch wenn die immer eine Agenda haben) besser bedient, mag insbesondere auch “X” (vormals “Twitter”), wo es sozusagen drunter und drüber geht, aber so, insbesondere auch Webverweise auf Nachrichten meinend, divers ausschaut, jedenfalls dem Schreiber dieser Zeilen.

    Hier – ‘Unser altes und überkommenes Mediensystem stirbt unter Qualen und wird auch einige Demokratien mit sich herunterreißen.’ – geht Dr. W allerdings nicht ga-anz mit, die Vierte Macht ist nun mal nachrangig, die drei Gewalten Gesetzgebung (Legislative), ausführende Gewalt (Exekutive) und Rechtsprechung (Judikative) stehen, bildlich gesprochen auf dem dreiteiligen Siegerpodest, und nicht die “Jour­nail­le”.

    Mit freundlichen Grüßen und weiterhin viel Erfolg
    Dr. Webbaer

    [1]
    -> https://sueden.social/@BlumeEvolution/111771892505544613 (Stichwort : ‘Freund-Feind-Dualismus’)

  2. Vielleicht mögen Sie einmal erklären, warum für Sie YouTube Teil ihrer Definition von Fediversum ist?

    Aus meiner Sicht ist YT kommerzielles Social Media und das Fediversum sehe ich als Gegenentwurf, mit dem Ziel, ein von kommerziellen Zwängen freies Social Media aufzubauen.

    In diesem Sinne mag ich es auch nicht wirklich begrüßen, wenn sich eine Organisation vom öffentlich finanzierten Journalismus ab und dem kommerziellen Social Media zuwendet.

    • Danke für Ihre Frage, @ErwinL

      YouTube ist ein Medienportal, auf dem sowohl werbe- wie auch PR-finanzierte und eben auch fediversale (öffentlich zugängliche, ehrenamtliche oder durch Spenden, Abos, Shops finanzierte) Angebote möglich sind. Werbefinanzierung geht nach meiner Auffassung nur für Infrastruktur, nicht für Content-Finanzierung – sonst gewinnt das polarisierende Prinzip der Aufmerksamkeitsökonomie. So wird es auch bei diesem Blog gehalten.

      Kurzgesagt – Dinge erklärt war ursprünglich sogar öffentlich-rechtlich mitfinanziert und ist nun ein zunehmend erfolgreiches, fediversales Medienunternehmen. Das o.g. Video ist entsprechend sachlich, monistisch und dialogisch gehalten, was ich sehr schätze.

  3. Aktuell können wir durch viele Medienberichte und eigenes Ausprobieren erleben, wie Computerprogramme und Anwendungen der Künstlichen Intelligenz (KI) auf immer mehr Gebieten eingesetzt werden.
    Die Grenzen zwischen KI und menschlicher Kreativität verschwimmen immer mehr. Je nach persönlicher Einstellung werden nun optimistische Zukunftsvorstellungen oder angstvolle Befürchtungen dazu diskutuiert – was man mit KI alles machen könnte.
    Z.B. Kann man das menschliche Gehirn per KI nachbauen? Kann man unsere mental im Gehirn gespeicherten Informationen in digitale Form überführen und nach dem Tod im Computermodell ewig weiterleben? Werden KI-Anwendungen ein Bewusstsein haben? (Dazu gibt es jetzt im neuen Heft 02/2024 von ´Spektrum der Wissemschaft´ einen Beitrag.)

    Ich habe zu diesem Themenbereich ein Buch geschrieben, welches in ca. 2 Wochen im Handel erhältlich sein wird – auch als e-Buch.
    Kinseher Richard:
    Auflösung großer Fragen: Was ist BEWUSSTSEIN? Was ist ZEIT?

    Mit diesem Buch will ich zeigen, dass wir nicht unbedingt auf die Medien und Wissenschaft *) angewiesen sind – um interessante Informationen zu veröffentlichen.

    *) = Bisher hat weder die Physik noch die Philosophie eine konkrete Definition für ´Zeit´ vorgestellt. D.h. ´wissenschaftliche´ Aussagen über die ´Zeit´ sind – mangels Definition – als fragwürdig zu betrachten.

  4. Wenn unser bisheriges Mediensystem stirbt, verschwinden die Leute, die heute unsere Medien bestimmen und Meinung “machen” nicht. Auch die können im Zweifel im Fediverse mitmachen.
    Ich bin mir nicht ganz sicher, ob tatsächlich die Zahl derer kleiner wird, die für Hass und Hetze bezahlen wollen. Voyeurismus und Sensationsgier sind Teil der menschlichen Natur, wenn auch in unterschiedlichem Maße ausgeprägt.
    Vielleicht werden die Printmedien nach und nach verschwinden. Plattformen wie X werden auch weiterhin zur Polarisierung beitragen. Noch eine Beobachtung, die mir bei Bluesky aufgefallen ist. Vertreter eines bestimmten Medienkonzerns wurden von einer Vielzahl von Nutzern sofort blockiert.
    Und auch bei Mastodon kann man andere blockieren. Wie sich dies dauerhaft auswirken wird, bleibt abzuwarten.
    Mich persönlich sehe ich im Fediverse als Konsumentin. Am Bloggen habe ich keinen Anteil.

    • Vielen Dank, @Marie H. 🙏

      Schon durch Ihr Interesse und Ihre konstruktiven Kommentare nehmen Sie guten Anteil am Bloggen – und wirken beispielsweise den Dualisten und auch Trollen entgegen, die uns sonst oft plagen.

      Auch Weiterleitungen und Weitersagen konstruktiver Inhalte helfen… ja, weiter. Schließlich gibt es auch die Möglichkeit, durch Spenden oder Mitgliedschaften das Fediversum zu fördern. Ich bin beispielsweise bewusst zahlendes Mitglied bei Wikimedia, um die Weiterentwicklung von Wikipedia auch finanziell und dauerhaft zu fördern. Und auch die konstruktive Medienarbeit von Kurzgesagt – Dingeerklärt finde ich förderungswürdig.

      Ihnen Dank fürs Dasein und Mitwirken! 🖖

  5. @Video Bevölkerungsimplosion

    Ich sehe das durchaus positiver. Eine schrumpfende Bevölkerung erfordert kaum noch Neubauten, das ist nicht unerheblich und schont neben Arbeitskräften auch Ressourcen. Auch braucht man weniger zu essen, und kann entsprechend weniger Flächen weniger intensiv nutzen und so mehr Natur und nachhaltige Landbewirtschaftung fördern.

    Auch die globale Energiewende kommt mit schrumpfender Einwohnerzahl durchaus langfristig dann mit weniger Rohstoffen aus. Und wenn wir wirklich den Klimawandel aufhalten wollen, dann geht das deutlich schneller, wenn wir insbesondere in den sehr reichen Ländern erstmal ordentlich den Konsum reduzieren.

    Auch die vielen Arbeitskräfte, die derzeit z.B. mit dem Bau von unzähligen kaum genutzten Privatautos beschäftigt sind, können dann Solarmodule herstellen und aufbauen wie auch in der Altenpflege arbeiten. Ich sehe hier große Potentiale, dass wir dann tatsächlich weniger arbeiten können, wenn wir entsprechend einfach sparsamer leben.

    Bisher ist jede Automatisierungswelle durch neuen Konsum mit neuen Produkten aufgefangen worden. Wenn wir das aber ganz gezielt nicht wollen, dann muss das mit der derzeitigen KI-Revolution eben nicht passieren. Oder wenigstens in geringeren Ausmaß.

    Interessant finde ich die Idee, dass die Afrikaner weltweit überaus begehrte Einwanderer stellen könnten, um auch bei uns den Wohlstand der alternden Bevölkerung halten zu könnten. Ich kann mir hier durchaus vorstellen, dass wir mitten in dieser Entwicklung dann doch noch die Kurve kriegen, und wieder mehr eigene Geburtenzahlen hinbekommen. Dazu gab es im Video ja auch Vorschläge, wie das durchaus funktionieren könnte.

    Die vielen Afrikaner, die im Laufe der nächsten Jahrzehnte dennoch auf der ganzen Welt verteilt werden könnten, wären allerdings auch biologisch interessant. 90% der genetischen Vielfalt der Menschheit soll sich innerhalb Afrikas abspielen, weil der Mensch dort herkommt, und die Menschen, die Afrika vor 40.000 Jahren verlassen haben, relativ wenige waren. Entsprechend käme es der genetischen Vielfalt sehr entgegen, wenn sich hier gerade diese Menschen noch eine Weile kräftig vermehren und als Arbeitsmigranten in der ganzen Welt hochgeschätzt und aufgenommen werden.

    Auch dürfte klar sein, dass es nicht viel hilft, wenn wir in den ebenfalls von Bevölkerungsrückgängen betroffenen Regionen an den Rändern Europas noch die wenigen wertvollen jungen Menschen abwerben. Wenn das dann noch in einem Ausmaß abläuft, dass hier gegen jeden Trend Wohnungsmangel und Bauboom dabei herauskommt, dann wird das doch absurd.

    Ich weiß freilich nicht, wie weit die Welt noch runterkommt, dass wir wirklich nur in Archeregionen vernünftig überleben können. Wenn die jungen Menschen in den Herkunftsländern wirklich keine Perspektive haben, weil da alles in Erstarrung und Korruption eskaliert, dann sollen sie halt zu uns kommen.

    • Danke, @Tobias Jeckenburger

      Von kleineren Details abgesehen sehe ich vor allem eine viel schnellere Bevölkerungsimplosion und rechne schon für Ende der 2030er Jahre mit einem globalen Bevölkerungsrückgang. Heute Morgen wurde (Stuttgarter Zeitung, S. 9, Fabian Kretschmer) für China 2023 bereits ein Bevölkerungsschwund von zwei+ Millionen angegeben – was deutlich über den meisten Prognosen lag, die überhaupt erst eine Schrumpfung ab 2028 erwarteten. Zudem sehen wir, das Altherren-Regime wie Russland, Iran, Serbien, auch China (Hongkong) usw. kritische Leute gezielt vertreiben (!) und damit den Schwund weiter beschleunigen.

      Aber ich will gar nicht mäkeln, sondern hoffe sehr, dass das Thema endlich die alten malthusianischen, sozialdarwinistischen und rassistischen Mythen schwächt. Es scheint mir noch unmöglich zu sein, bereits alle Effekte etwa auch auf Politik, Medien, Wirtschaft, Recht usw. zu erfassen.

  6. Tja, der Affe wird zur Ameise, nur die Königin will nicht genug Eier legen. Wenn der Staat Kinder will, soll er sich einen Harem zulegen – sich mit Pralinen, Rosen und Mandoline vor die Damenwelt stellen und ihr ein attraktives Angebot machen. Die Entwicklung in diese Richtung ist in vollem Gange, schon heute sind viele Frauen eigentlich mit dem Staat verheiratet, der übernimmt die Versorgung, für die früher die Männchen zuständig waren. Die verhalten sich häufig wie Drohnen, kurz bestäuben und zur nächsten Blüte. Wir lösen hier ein gelöstes Problem, sogar Nacktmulle sind da weiter als wir.

    Sowohl Alten- wie Kinderpflege werden wohl kollektiviert werden müssen – das heißt, man pappt möglichst viele Kitas und Altenheime zusammen, um mit möglichst wenig Personal auszukommen, und die Betreuten werden zum Mitmachen animiert. Alt heißt nicht nutzlos, Rentner können durchaus sowohl einander, wie auch Kinder betreuen, und ältere Kinder auf die Jüngeren aufpassen, um die Kita-Mama zu entlasten. Vielleicht wird eine einzige von ihnen die Kids mehrerer Frauen betreuen, während die sich anderen Jobs zuwenden. Ein Job, bei dem von einem erwartet wird, dass man eine enge persönliche Bindung an zehn Balge aufbaut, die dann ein Leben lang hält, müsste dementsprechend gut bezahlt werden.

    Babys können natürlich auch in Kühen gezüchtet werden. Ob’s je so weit kommt, weiß ich nicht.

    Das Kind ist eine Art Geld – man schickt’s in die Welt und kriegt Essen zurück, die es erarbeitet. Einst arbeiteten die meisten Menschen in der Landwirtschaft, heute fährt einer mit dem Trecker, der Rest kassiert von ihm Almosen, und damit’s nicht so langweilig ist, kommt Geld hinzu, die Bettler bezahlen sich gegenseitig dafür, einander den Hintern abzuwischen, das heißt dann Dienstleistungsgesellschaft. Wir sind Mami und Papi von’nem Trecker, die liebenden Eltern von Fabriken, Firmen, Maschinen. Noch müssen wir den Kinderchen die Wäsche machen, bei den Hausaufgaben helfen, ein paar Lebensweisheiten mit auf den Weg geben, aber irgendwann setzen sie uns auf Bürgergeld und mit der Bierflasche vor den Fernseher, damit wir nicht stören. Zumindest dürften Robo-Teenager einfacher zu erziehen sein, Reboot statt Hausarrest.

    Dem Holzwurm kann es egal sein, ob das Bücherregal steht oder liegt, er geht drauf, während es umkippt. Was mörderisch ist, ist das Chaos des Wandels, nicht das, was hinterher rauskommt. Wir sind bereits heute ein Altenheim, das sich mit Veränderungen sehr schwer tut – Deutschland, Eunuchistan, Planet. Statt uns einen schönen Lebensabend zu machen, machen wir viel Drama um nix – ich meine, tot sind wir hinterher auch dann, wenn wir uns nicht aus Angst vor dem Sterben gegenseitig umbringen, also was soll’s?

    Im Moment sterben vor allem die Deltas und Epsilons aus – Kasten, die bislang in jeder Gesellschaft durch Armut, Elend, Gewalt so kaputtgemacht wurden, dass sie nur für die niederen Jobs taugten. Sie mussten viele Kinder haben, weil es eben viel Ackerbau gab, oder viele Jobs für gar nicht oder wenig qualifizierte Arbeiter. Heute können sie entweder aufsteigen und hochqualifizierte Fachkräfte werden, weswegen auch ihre Geburtenrate sinkt, oder werden als Kanonenfutter oder Flüchtlinge entsorgt. Es ist noch nicht so weit, dass sie die Konkurrenz gegen den Trecker verloren haben, aber man spürt es schon. Nicht nur die Alten gehen in Rente und werden zur Belastung, auch die Unqualifizierten. Während man bei den Alten von Unterjüngung der Gesellschaft sprechen kann, könnte man bei den anderen von Unterqualifizierung der Qualifizierten sprechen – so viele Hände und Hirne, so viel Kapital, wieso fängt niemand was damit an, außer Putin? Gibt’s nichts zu schaufeln, keine Steine zu schleppen oder so was?

    Es ist ein gutes Zeichen, dass die Kaste der Unterdrückten nach und nach durch Maschinen ersetzt wird, schließlich wurde ihre Arbeit immer gebraucht und ist die Grundlage all unseren Wohlstandes. Blöderweise werden sie dadurch wirtschaftlich genauso wertlos wie Alte, sind ja beides Rentner. Statt den Übergang möglichst menschlich und schonend zu gestalten, neigen wir dazu, wirtschaftlicher Vernunft zu folgen und die nutzlosen Fresser zu vergasen. Da wir ja alle Sozialhilfeempfänger des Treckers sind, sind große Teile des Wirtschaftssystems nur Kasperle-Theater, mit dem wir uns wichtig tun, reine Beschäftigungstherapie, mit der wir uns gegenseitig zwar das Leben angenehmer machen, aber darauf, ob wir genug Brötchen haben, hat das nur deswegen Auswirkung, weil wir krampfhaft so tun, als wäre ein Trecker genauso viel wert wie ein Hundefriseur, aber beide mehr als ein Bürgergeldantragsausfüller, obwohl rosa Pudel und ihre Friseure auch nur Produkte konsumieren und Geld weitergeben. Wegen solchem Schwachsinn Weltkriege anzuzetteln, Menschen im Meer ertrinken zu lassen, in Armut zu verfallen, ist – Schwachsinn.

  7. @Michael 18.01. 18:04

    „Es scheint mir noch unmöglich zu sein, bereits alle Effekte etwa auch auf Politik, Medien, Wirtschaft, Recht usw. zu erfassen.„

    In der Tat ein komplexes Thema. Weniger Konsum wäre sicher auch eine simple Maßnahme, mit demografiebedingtem Arbeitskräftemangel umzugehen. Freilich nicht unbedingt, indem man einfach allen die Mittel kürzt, das betrifft dann viele, die soviel gar nicht mehr einzusparen haben. Insbesondere wer derzeit im Niedriglohnsektor arbeiten muss, den trifft es dann am meisten.

    Gerade im Niedriglohnsektor fehlen auch die wenigsten Arbeitskräfte, u.a. auch, weil hier ziemlich viele Migranten auch zunächst mal arbeiten müssen, solange sie noch wenig Deutsch können. Genau deswegen hat sich ja auch der Niedriglohnsektor angefangen mit Harz4 überhaupt erst so deutlich ausgeprägt.

    Hinreichende Mindestlöhne, die womöglich auch noch wirklich durchgesetzt würden, wären sicher hilfreich, hier den entsprechenden Leuten mehr finanziellen Spielraum zu geben. Das wäre eine gute Begleitung, wenn man etwa fossile Energien allgemein deutlich teuer machen würde.

    So könnte sich durchaus insgesamt weniger Konsum dann am Ende ergeben. Aber ich setze hier eigentlich auf die persönliche Verantwortung, verbunden mit mehr persönlichem Interesse an weniger Arbeitszeit.

    Wenn das dann unterm Strich zu weniger Konsum führt, ist nicht nur der Arbeitskräftemangel entschärft, es kann auch die Energiewende schneller gehen, und wir haben mehr Luft für Aufrüstung.

    Derzeit scheint mir die Lage so verfahren zu sein, dass wir es uns überhaupt nicht mehr leisten können, wieder bestandserhaltenden Kinderreichtum zu haben. Das würde doch die Lage erst mal für mindestens 20 Jahre noch verschärfen, bis die zusätzlichen Kinder auf dem Arbeitsmarkt ankommen. Derweil machen die doch überall nur noch Extraarbeit.

    Deswegen denke ich auch, dass wir eigentlich dringend eine Situation brauchen, in der die Wohnungsnot vorbei geht, z.B. wenn hinreichend EU-Arbeitsmigranten das Land verlassen, weil sie in den Herkunftsländern endlich Arbeit finden können. Wenn dann kaum noch neu gebaut werden muss, dann macht das auch Luft, wieder mehr Kinder großzuziehen.

    Wenn bis dahin, vielleicht in 15 oder 20 Jahren, dann doch jede Menge Afrikaner weltweit nachgefragt werden, dann ist das eben so. Spätestens wenn der Geburtenmangel aber auch Afrika erreicht, dann müssen wir wirklich gucken, dass wir eben den Konsum in den Griff bekommen, um wieder Zeit für Kinder zu haben.

    Oder eben die KI-Revolution ganz gezielt so begleiten, dass sich eben nicht neuer Konsum und neue Arbeitsplätze ergeben. Ein Faktor könnte hier sogar sein, dass sich eben durch die KI wirklich viele hochinteressante Beschäftigungen ganz jenseits von Gelderwerb ergeben, und es damit möglich wird, dass die Leute wirklich aus ganz eigenem Interesse weniger konsumieren, um weniger arbeiten zu können, um wiederum mehr persönliche Zeit zu haben, sich mit den neuen Möglichkeiten der KI-Revolution zu vergnügen.

    Irgendwie scheint es mir, dass sich in diese Richtung eine zumindest mögliche Lösung ergeben könnte.

    Wenn man etwa auch die Städte fahrradfreundlicher hinbekäme, und zusätzlich ein Sammeltaxisystem mit selbstfahrenden Batteriefahrzeugen etablieren könnte, dann wäre hier deutlich weniger Auffand bei eher noch ausgeweiteten Mobilitätsmöglichkeiten in Sicht.

    Und es dürfte auch klar sein, dass sowohl die Wohlhabenderen als auch die Qualifizierteren deutlich mehr Möglichkeiten hätten, Konsum zu reduzieren, und auch weniger zu arbeiten, wenn hier irgendwann auch wieder weniger Arbeit nachgefragt wird.

  8. KRichard
    18.01.2024, 12:59 Uhr

    *) = Bisher hat weder die Physik noch die Philosophie eine konkrete Definition für ´Zeit´ vorgestellt.

    Wenn die Physik keine Definition für Zeiträume hat, dann gilt das natürlich ebenso für räumliche Distanzen. Oder etwa nicht?

  9. Vielleicht ist Sarrazins Werk voller “wissenschaftlicher” Fehler, die empirische Beobachtung meines unmittelbaren Umfeldes ergibt allerdings andere, eher übereinstimmende Resultate hinsichtlich der Validität seiner These; Kulminationspunkt die israelfeindlichen Demonstrationen. Vielleicht habe ich hier auch einen selektiven Aufmerksamkeitsbias; allerdings werden meine Beobachtungen von meinem (u.a. migrantischen) sozialen Umfeld geteilt.

    • Boah ey, wie plump Sie wieder versuchen, die Menschen gegeneinander aufzuhetzen! Als ob Typen wie Sie je ernsthaft für die israelische oder sonst eine Demokratie eingestanden wären! HABEN SIE JEMALS GEDIENT, SIE JAMMERLAPPEN!? 🤣🇩🇪🇪🇺🇮🇱🇺🇦❤️

      Wir demonstrieren hier in Stuttgart am Sonntag auf Einladung der Jüdischen Studierendenunion Württemberg (JSUW) – gemeinsam für Demokratie und Menschenrechte und gegen jeden Dualismus & Faschismus!

      https://www.zvw.de/vfb-stuttgart/stuttgart-hält-zusammen-vfb-unterstützt-demo-gegen-rechtsextremismus_arid-763039

      Nehmen Sie zum Jammern über angebliche Weltverschwörungen gerne ein paar der anderen bösen, alten Fossilisten und Rassisten mit, die hier noch auf wichtig machen, weil ihnen Deutschland zu bunt geworden ist! 😆🫶🌈

      #Stuttgarthaeltzusammen

  10. Bonuskommentar dazu :

    https://www.youtube.com/watch?v=AYoe70bMdAo (im Artikeltext ausgezeichnet bzw. empfohlen)

    Auch so meinend :

    So freute ich mich gestern sehr über eine neue Demografie-Folge von “Dinge erklärt (DE) – Kurzgesagt”, das sich inzwischen aus dem ÖRR herausgelöst hat und sich komplett über Spenden und einen Shop finanziert.

    Die Fertilitätsraten können aktuell so abgelesen werden :

    -> https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Länder_nach_Fertilitätsrate

    Sie werden an dieser Stelle nicht kommentiert, ‘Demografie’ meint allerdings die Beschreibung der Entwicklung des sich so entwickelnden Demos.
    Die gemeinte Entwicklung ist u.a. auch ethnisch und kulturell einzuordnen.
    Yascha Mounk (“vely tough guy”) hat dazu auch einige geschrieben.

    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. Webbaer

  11. ps:

    und warum
    warum?

    Wenn „Alice“ 1945 als „Niederlage“ skandiert: sei an jene denkwürdige Bemerkung von Richard von Weizsäcker erinnert, derzufolge man 1945 als Befreiung verstehen könnte.
    Befreiung wovon?
    Von deutschem Junkertum, das D so richtig reingeritten hatte, um sich heute wieder als politische Handlungsoption zu prostituieren…

  12. last but not least:
    dem ua von Hans Magnus Enzenzberger implementiert wirkenden Dissens von Verantwortungsethik und Bewußseinsethik vermag ich immer noch keinen gedanklichen und handlungsethischen Reiz abzugewinnen.
    Vlt hätte man dem alternden Enzensberger widersprechen sollen bei seinem leichtfertig wirkenden Vergleich von Saddam Hussein mit Adolf Hitler: wer es versucht haben sollte… nunja…
    Daher vlt: Handelnsethik.
    Und da könnte man mu schonmal in eine als gewissenlos appendizierbar postulierte „Gruppe“ hineinphantasmagorierte Truppe hineininterpretiert sich unversehns interpretiert wähnen.
    Gleichwie: Es bleibt Zuversicht, not only for simpelst minds.
    Grüße

    (ob Sie das in Ihren Blog „einpflegen“ werden oder wollen: is egal eigtl)

  13. Soviel Schlauköpfe wie heute wird es dank Internet wie lange geben?

    Pharaonen wussten wenigstens noch wie man Sklaven („ich habe hier keine Slaven gesehen“) zum Pyramidenbau motiviert hatte….

  14. @Integration

    Der Arbeitskräftemangel ist nicht festgeschrieben, denke ich. Mir erscheint es durchaus als Lösung, den Außenhandelsüberschuss abzubauen und verschwenderischen Konsum freiwillig aufzugeben. Unserer wirtschaftssüchtigen Gesellschaft scheint mir das allerdings nicht so recht zu entsprechen.

    Andererseits, wenn die Integration der ohnehin vorhandenen Migranten besser gewesen wäre, dann hätten wir überhaupt keinen Fachkräftemangel. Wie gesagt, Leute, die nur im Niedriglohnbereich arbeiten können, die haben wir seit Jahrzehnten genug, genau deswegen hat sich ja der Niedriglohnsektor erst in diesem Ausmaß gebildet.

    Man hätte hier ganz gezielt den Neuankömmlingen reichlich kostenlose Deutschkurse anbieten müssen, und Modelle, dass sie die mitgebrachten Ausbildungen updaten können. Und die 2. Generation hätte man auch so fördern können, dass sie bessere Schulabschlüsse hinbekommen, um entsprechende Ausbildungen in den so stark nachgefragten Bereichen anfangen zu können.

    Einfach nur irgendwelche Arbeit und Wohnung ist noch keine Integration.

    Mehr Deutsch und bessere Jobs mit einheimischen Kollegen würde dann auch die übrige Integration beschleunigen. Insbesondere auch der Entwicklung von Parallelkulturen entgegenwirken. Und man bräuchte auch sogar weniger Einwanderer. Wie gesagt, Leute, die im Niedriglohnbereich arbeiten können, die haben wir genug.

    Den einzigen, denen die Einwanderung der letzten Jahre wirklich genützt hat, ist die Immobilienwirtschaft. Mit dem Ergebnis, dass man sich die Mieten zunehmend gar nicht mehr leisten kann. Günstige Altbauten kann man nicht neu bauen, und dann kommen noch Bauvorschriften dazu, die Neubauten richtig teuer machen.

    Wenn die Wirtschaft soviele Migranten nachfragt, dann soll sie auch eine entsprechende Integration bezahlen. Das sind Investitionen, die überaus lohnend sind, gerade auch für die Wirtschaft selber.

    • Lieber @mentalsports,

      noch einmal die höfliche Bitte, konstruktive und verständliche Drukos (Drunter-Kommentare) zu posten. Wirre Satzfetzen und Andeutungen werden nicht freigeschaltet. Dass Sie sich durchaus konzentrieren können, haben Sie durch einige konstruktive Kommentare doch bereits gezeigt.

      Ihnen ein schönes Wochenende!

  15. @Michael Blume

    möchten Sie denn erklären, wie man mit ökonomischen Analphabeten idealerweise umgehen sollte?

    • Eigentlich nicht, @mentalsports. Ich mache ja schon den Podcast „Blume & Ince“ mit einem Professor der Betriebswirtschaftslehre (BWL). Das Angebot muss aber dann auch reichen, ich sehe mich nicht als Oberlehrer, der Leute zwangsbeglückt. 🤷‍♂️📚🫶

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