Die Enge der Zeit & das Wasser – “…dann gnade uns Gott”

Der von mir bewusst hervorgehoben zitierte Hans Blumenberg (1920 – 1996) veröffentlichte eine heftige These, die mir immer wichtiger wird:

Enge der Zeit ist die Wurzel des Bösen. Verzichtet man darauf, menschliche Bosheit zu dämonisieren, sieht man sie aus dem schlichten Missverständnis entstehen, dass ein Wesen mit endlicher Lebenszeit unendliche Wünsche hat.”

“Lebenszeit und Weltzeit”, suhrkamp 1986, S. 71

Ich finde, diese These erklärt sehr gut, was ich im Irak 2015 und nun auch in Europa – in Spanien, Frankreich, den Niederlanden usw. – wahrnahm und sehe: Wenn sich die Klimakrise erst einmal als Wasserkrise konkretisiert hat, werden Menschen nicht zu veganen Fahrradfahrenden, sondern wütend und dualistisch.

Der bayerische Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) hat in der starken SWR-Doku “Der Kampf ums Wasser” auch meine Befürchtung formuliert:

Wenn wir politische Getriebene sind im Ringen um den Liter Wasser, dann gnade uns Gott.

Ansage des bayerischen Umweltministers Thorsten Glaubens in der SWR-Dokumentation “Kampf ums Wasser”. Screenshot Sekunde 2538: Michael Blume

Aber belohnt oder erlaubt unser politisches System denn weiter vorausschauendes Handeln? Wer kann kurz vor Wahlen unpopuläre Entscheidungen durchsetzen? Als Gerichte die niederländische Politik zwangen, endlich entschieden gegen die Nitratbelastung des Wassers vor allem durch die industrielle Massentierhaltung vorzugehen – brachen die Regionalwahlergebnisse der demokratischen Parteien ein (sog. “Stickstoffkrise”). Mitten in der bisher schlimmsten Dürre- und Wasserkrise verrohte der spanische Regionalwahlkampf zu einem Sieg auch der Rechtspopulisten – und nun zu Neuwahlen am 23.Juli, zu der auch die Linke zu “härteren Bandagen” greift. Und noch während Südafrika von Stromausfällen geplagt wird, blockiert die ANC-Regierung mit Kohlegewerkschaften, Konzernen und kriminellen Banden die Energiewende zu Erneuerbaren Energien. Die rechtshinduistische Regierung in Indien geht inmitten eskalierender Hitzekrisen zunehmend gegen religiöse Minderheiten – und gegen die Evolutionstheorie sowie Chemie in indischen Schulen vor. Weder Links-Rechts- noch Nord-Süd-Dualismus vermögen das politische Versagen alleine zu erklären.

Weitere Beispiele etwa aus Italien und Kenia können Sie im wunderbaren Weltspiegel-Podcast: “Dürre und Überschwemmungen: Wege aus der Wasserkrise? hören.

Machen wir uns also bitte bewusst: Die ersten Staaten (in Mesopotamien und Ägypten) entstanden über das Wassermanagement. Die Staatsform der Republik entstand über den Zeitungsdruck und Wohlstandsversprechen. Durch die Digitalisierung samt Beschleunigung und Polarisierung sowie die Eskalation der Klima- als Wasserkrise geraten Staaten weltweit in die Krise, lebt Tyrannophilie wieder auf.

Und die Zerstörung des Staudamms von Kachowska bei Cherson zeigt beispielhaft, wie weit skrupellose Altherren-Diktaturen bereits gehen.

Was also kann helfen? Wenn medial polarisierte Nationalstaaten zunehmend scheitern, so gibt es doch eine wachsende Bedeutung internationaler Organisationen wie die Wissenschaft, die NATO, Europäische Union, G7, die Vereinten Nationen – sowie (meine größte Hoffnung) die Kommunalpolitik. Ich sehe noch immer die Chance, dass Arche-Regionen überleben werden und eine neue Wasser-sensible Form sachorientierter und längerfristiger Politik aus Städten, Gemeinden und Kreisen erwachsen kann. Aber selbstverständlich gebe ich auch die Hoffnung nicht auf, auch in Deutschland gegen alle digitalen Dauerfeuer doch noch einmal erfolgreiche, bundes-republikanische Regierungen erleben zu dürfen.

* Gebloggt vom Evangelischen Kirchentag zu Nürnberg 2023 unter dem passenden Motto: “Jetzt ist die Zeit nach Mk 1,15

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

50 Kommentare

  1. “79-Jährige ergattert Selfie mit Scholz und Macron”

    Genau -darum geht es immer seit Luzifer den Thron begehrt. Nicht Träger des Lichtes, sondern Licht selbst zu sein. Neudeutsch: Narzißmus. Jeder will die eigene dämliche Fresse im Fernsehen sehen. Wir haben keine Probleme mit den Krisen, sondern mit dem Narzißmus der Menschen. Anders ausgedrückt: der Narzißmus, die Selbstverliebtheit des Menschen, schafft die Probleme, die wir haben.

  2. So, und damit Sie mir nicht gleich zuvor kommen. Ja, ich bin narzißtisch und gerade weil ich das weiß und mich daher auch gut in die Seelen der Narzißten einzufühlen vermag, suche ich Gott. Ich will jemanden über mich wissen, der mich in die Schranken weist.

    • Danke, @Dietmar Hilsebein. Ja, der Glauben an eine Gottheit kann – insofern monistisch – menschliche Hybris, Narzissmus, eben das Ergeben vor der „Enge der Zeit“ begrenzen. Ein solcher Glaube kann uns Menschen – wenn monistisch – aber auch darin ermutigen, dass wir uns rechtzeitig auch unangenehmen Erkenntnissen stellen und im besten Sinne Ver-Antwort-ung übernehmen. Wissenschaft und Religion(en) können über das nur eigene Ego & den unangenehme Erkenntnisse verleugnenden Narzissmus hinausführen.

    • Danke, dass Sie mir den Link geschickt haben.
      Ich bin der Meinung, dass Krisenzeiten in manchen Menschen die dunkelsten Eigenschaften zum Vorschein bringen. Aber es gibt auch das Gegenteil. Menschen, die sich engagieren. Sich in der Kommunalpolitik einzubringen, wäre ein Anfang.
      Was die int. Organisationen betrifft bin ich skeptisch. Die Existenz der NATO ist nich⁹t gesichert. Egal ob Trump im November gewinnt oder nicht. Schon heute zeigt die Weigerung seiner GOP die Ukraine zu unterstützen in welcher Richtung es im Kongress ab Januar 2025 weitergehen könnte.
      Die UNO und die EU sind momentan sehr schwach.
      Wir stehen weltweit also an einem Punkt, wo Kommunikation sehr schwierig und manchmal unmöglich ist. Aus dem Dilemma herauszukommen, wird schwer. Social Media, Presse und TV machen vieles möglich, aber sie verstärken in Krisenzeiten Hass, Hetze, Ausraster und zerstören jede Debattenkultur. Bei uns tragen hierzu auch die sogenannten Talkshows bei.
      Politiker müssen sich fragen lassen, ob sie sich dafür hergeben sollten. Ich meine nein. Wohin führt uns das, wenn Polemik und Provokation eine sachliche Debatte ersetzt? Da kann man doch nicht ernsthaft über die Wasserkrise reden. Leider.
      Stattdessen diskutiert man lieber die Wahlumfragen. Auch hier dann wieder mehr Emotionen statt Sachlichkeit.
      Emotionen im Sinne von Unvernunft machen Wissenschaftskommunikation fast unmöglich.
      Wir haben das Ende der Fahnenstange in einer Zeit des Tumults noch nicht erreicht.
      Ich glaube, dass ich langsam verstehe, was Blumenberg meint.

      • Vielen Dank, @Marie H. 🙏

        Sie glauben gar nicht, wie sehr mich Ihre starken Drukos ermutigen. ✊

        Ich habe hier oft Stunden und Tage mit fossil geprägten Männern diskutiert, die einfach nicht einsehen wollten, dass wir Menschen so nicht weitermachen können, unsere Mitwelt und auch uns selbst beschädigen. Und ich merke langsam, dass die auch wissenschaftlichen Argumente immer mehr Menschen erreichen… Danke! 🙌

  3. @ Felicitas

    Sie haben natürlich recht. Ich bin anmaßend insofern ich meine narzißtische Seite nach außen kehre.

    • Mich stört weniger die um Aufmerksamkeit heischende Inszenierung, @Dietmar Hilsebein. Mich stören die Folgen für jene, die mit und nach uns kommen.

      In Montevideo, der Noch-Hauptstadt von Uruguay 🇺🇾, wurde nach konventioneller Kurzfrist-„Logik“ agiert: Sowohl der Großteil der Politik wie der Bevölkerung ignorierten die Wasserkrise, es wurde weiter verschmutzt & vergeudet, niemand „überfordert“. Jetzt herrscht Trinkwassernot – und Konzerne können Flaschenwasser💧 zu einem Mehr-Hundertfachen des Preises verkaufen. Viele werden arm, wenige superreich…

      https://amerika21.de/2023/06/264288/uruguay-montevideo-trinkwassernot

      Jetzt demonstrieren Gewerkschaften unter dem „schönen“ Motto: “Salzwasser für das Volk – Süße Gewinne für das Kapital”

      Wer sich der Zeit-Angst unterwirft, landet eben nicht nur im persönlichen Narzissmus, sondern in einer Welt der Bosheit…

      Vielen Dank für Ihre Intervention, @Felicitas.

  4. Meine Überlegung geht in eine andere Richtung. Es heißt doch das die Klima -und Wasserkrise von den reichsten der Reichen verursacht wird. Und ist es nicht so, daß der Reiche nur deshalb nach Reichtum strebt, weil er angebetet werden will? Also eben doch Narzißmus.

    • Sie meinen also, @Dietmar Hilsebein, dass wir die Anti-Wissenschaft-Reaktanz auch einiger Kommentierender hier als altersbedingten Narzissmus deuten sollten? Nach dem Motto: Mir bleibt nicht mehr viel Zeit, also die Klimakrise verdrängen und nochmal maximalen, narzisstischen Konsum einfordern? 🤔💧🔥

  5. Geht nicht nur in der Zeit, auch in der Breite – aus zu viel Wollen entsteht Willenlosigkeit. Individuelle Kennzeichen heben sich auf in der Masse, es bleibt nur das Kollektive übrig: Jede Handlung, ob intelligent oder dumm, ist da bloß Wärmeentwicklung. Die Masse tut nur, was alle tun: Sie frisst und ruht und entwickelt nur einen Willen, wenn Sie sich damit auf einen Nagel setzen. Deswegen wirkt demokratische Politik eher planlos und sprunghaft: Die Politik fühlenden Fleisches, eines Organismus ohne Hirn.

    China wahrt das Gesicht, Europa seinen fetten Arsch. Vielleicht verbünden wir uns mal zur Arschgesicht-Föderation, mit Russland als dem leeren Magen dazwischen, der alles zersetzt.

    Das ist ein Konstruktionsfehler der Demokratie – in der jetzigen Form, als auf individuellen Hedonismus und Anarchie fixiertes Gebilde, ist sie nur ein billiger Vorwand für „teile und herrsche“ der Reichen und Mächtigen, das den Beherrschten wiederum eine willkommene Ausrede bietet, sich um nichts zu scheren, außer sich selbst: Wenn ich nicht kann, muss ich auch nicht, also muss ich bei jeder Wahl verhindern, dass ich kann, fürs Nichtstun und gegen die Kompetenz stimmen. Es gibt keine Bündelung des Willens, keine Regierung, die fähig wäre, den Hintern des Staates von der Couch hochzuheben. Der Konsens ist – ja nichts tun, ja nichts wollen, immer nur schön das wiederkäuen, was schon da ist, der Sinn des Lebens ist, sich dumm und dämlich zu fressen, und wehe dem Staatsfeind, der was Anderes will. Wir haben die Tyrannei des inneren Schweinehundes.

    Und weil ein Extrem das andere auslöst, erwächst daraus die Tyrannophilie: Auch Hitler verführte damit, dass er vom Triumph des Willens, von gemeinsamen Zielen, redete. Und wenn Sie auf der Couch liegen und Durst bekommen, bleibt nur die Bündelung vieler Willen zu dem einen, in die Küche zu gehen und sich ein Glas einzugießen. Alle Kosten-Nutzen-Rechnungen der Kapitalisten und Wirtschaftsweisen Ihres Körpers, alle Vernunft, alle Kompromisse, die darauf abzielen, Sie auf der Couch zu halten, werden gegen den Durst verdienen – der Nagel im Arsch wächst halt so lange, bis Sie es nicht mehr aushalten.

    Wir haben die Faulheit zur Vernunft und Staatsraison erklärt, und schieben jeden, der handeln will, in die rechte Ecke. Die rechte Ecke ist ziemlich voll und tatkräftig geworden, ne? Kommt von Hunger und Durst.

    Die Gesellschaft hat sehr wirksame Mechanismen, um jegliche Aktivität ins Leere laufen zu lassen, jegliche Veränderung oder kollektive Anstrengung zu sabotieren. „Debattenkultur“ nennt sich in Ihrem Kopf „zwanghaftes Grübeln“, der beste Weg, nichts gebacken zu bekommen, Demonstration heißt „Ersatzhandlung“, wie schmutziges Geschirr sauber beten, um es nicht spülen zu müssen. Doch bei Gewalt kuscht sie sehr schnell. Das erzeugt einen Selektionsmechanismus, der die Friedfertigen bestraft und die Gewalttätigen belohnt. Nur der Stiefel bewegt den Arsch. Wenn Sie einen Ochsen bewegen wollen, geben Sie ihm zunächst eine Karotte, aber dann lernt er schnell, dass er umso mehr Karotten bekommt, je weniger er sich freiwillig regt, deswegen lernen Sie schnell, ihn blutig zu peitschen. Esel lernen, die Schläge auszuhalten und Sie so zu erschöpfen, dann peitschen Sie halt so lange, bis alle Esel tot sind, die nicht nachgegeben haben, und züchten die anderen weiter. Das Totpeitschen, um die Gefügigen herauszufinden, ist anstrengend, lohnt sich aber auf lange Sicht, nennt man Investition. Die Macht sturer Dummheit lässt sich auch für den Verstand einspannen, deswegen ziehen Ochsen und Esel auch Karren, und der vorausschauend investierende Verstand sitzt drauf.

    Die Demokratie braucht ein Hirn, das den Willen bündeln, eigene Visionen zum kollektivem Nutzen entwickeln und umsetzen kann. Die jetzige Regierung fällt da unter „Netter Versuch, Loser, aber keiner fällt auf eure Show rein“ – die merkt, was die Leute wollen, und malt es sich auf die Mogelpackung, drinnen der gleiche Einheitsbrei wie immer, lauter Willen, der sich gegenseitig das Bein stellt, sodass nix rumkommt, außer Radikalisierung, weil jeder sich in Spiegelbildern seiner Selbst einmauert und immer heftiger dagegen anrennt. Natürlich wollen auch die Wähler Wandel und das Gegenteil, das ist das Wesen des inneren Schweinehundes, wenn alles und jeder glücklich mit der Regierung ist, gibt es keine, denn gerade ist keine nötig. Doch die Zeiten sind vorbei, wir brauchen wieder eine. Es muss doch möglich sein, ein Gleichgewicht zwischen der kurzsichtigen Triebhaftigkeit des Volkes und dem rücksichtslosen Willen eines Putin oder Xi zu finden, der nur an den Staat denkt und das Volk darin gern zu Tode schindet. Dem geistlosen Fettsack und dem Asketen, der den Leib verachtet und als Geist nur fürs Ideal im Jenseits lebt.

    Wir machen alle das Gleiche – wir schlagen nach allen Seiten aus, die Anderen schlagen zurück, und wir heulen, dass sich die ganze Welt gegen uns verschworen hätte. Wir mauern uns selbst in Zellen ein, in denen wir zu viel Energie entwickeln, um zu entkommen, denn wir rennen so schnell los, dass wir sofort eine Schallmauer aufbauen. Also rennen wir im Kreis, werden immer extremer, immer verzweifelter, immer rücksichtsloser. So baut man sich eine Bombe.

    Nach den Gräueln der Tyrannei und der Ohnmacht der Demokratie brauchen wir ein neues Konzept: Die handlungsfähige Demokratie. Wenn man ein Hirn hat, muss man sich nicht erst auf jeden Nagel setzen und jedem Stiefel ausliefern, um ihnen zu entkommen: Weniger Schmerzen bei gleichem Profit.

    • Danke, @Paul S.

      Wollen Sie vielleicht auch einmal zu Rammstein dichten? Die Band präsentierte sich bereits 2019 (lange vor dem #Judenstern-Missbrauch auf Querdenken-Demos) in der Opferpose samt KZ-Uniform. In SS-Uniform steckten sie dafür eine schwarze Frau.

      Ja, ich hatte gemeinsam mit vielen anderen wie Charlotte Knobloch daran auch bereits 2019 Kritik geübt:

      https://www.report-k.de/politiker-und-juedische-verbaende-empoert-ueber-neues-rammstein-video-113341/

      Auch jetzt noch halten Zehntausende auch weiblicher Fans zu ihrem „Idol“. Wage also zu bezweifeln, dass Tyrannophilie nur in der Politik auftritt… 🤔😓

    • Herr Paul S, Ihrer Analyse der Wirkmechanismen bezüglich der Reaktanz der “amorphen Masse” stimme ich weitgehend zu. Interessant finde ich den Diskurs des aus diesen Wirkmechanismen resultierenden Handlungsraums (oder auch ‘Enge der Zeit’) in den Vergleich vermeintlicher Handlungsräume autokratischer Systeme zu setzten. Selbstreflektion kann der Erkenntnis dienen, jedoch auch ein falsches Zerrbild liefern.

      Die Frage ist, ob die Wirkmechanismen die die Anpassungsfähigkeit der Masse kennzeichnen alternierbar, oder gar ersetzbar sind.

      Ich habe als Informatiker zu der Materie eher einen mathematischen und physikalisch geprägten Zugang (ich glaube jedoch, dass je komplexer die betrachteten Systeme sind, desto konvergenter die notwendigen Erkenntnismodelle aus Geisteswissenschaftlicher und Naturwissenschaftlicher Richtung).
      Bei der Analyse, Simulation und Optimierung eines komplexen Systems gibt es – meiner Meinung nach- immer zwei Knackpunkte: ist das gebildete Modell dem Zweck angemessen, und welche Determinanten sind unveränderlich und können nicht zur Optimierung benutzt werden?

      Wenn wir in einem zeitlich begrenzten Diskurs die Reaktanz von verschiedenen Gesellschaftsformen vergleichen und diese als herausragende Messgröße (bzw. Maßstab) verwenden und dabei andere Aspekte notwendiger Weise nicht in den Vordergrund stellen, so bilden wir ein Modell. Das Modell ist ein Abbild der Realität. Durch die Struktur seines Wesens, den Modellgrenzen, zeichnet das Modell die Diskussionslinien bereits vor. Allein die Reaktanz zum Masstab zu nehmen lässt Faktoren wie empfundene Lebenszufriedenheit, der Schutz von Minoritäten, oder auch das übermäßige Profitieren von Wenigen über die Mehrheit, oder auch Aspekte der Nachhaltigkeit und Stabilität in den Hintergrund treten.

      Ist die “Trägheit der Masse” überhaupt eine disponible Eigenschaft? Und ist der Messwert überhaupt auf einer Dimension mit absoluter Skala, auf der das gleiche Maß an Trägheit immer gleich schlecht zu bewerten ist?
      Ich mache aus der Alltagwelt mal zwei Beispiele hinsichtlich fest gekoppelter Zusammenhänge:

      Wasser hat bei ca 4° Celsius seine größte Dichte. Eis nimmt im Volumen zu, genauso wie Wasser im flüssigen und gasförmigen Zustand über dieser Temperatur (bei gleichem Druck). Dies ist ein in unserer Welt unveränderlicher Zusammenhang. Hinsichtlich eines Bestrebens bei veränderbarer Temperatur den dichtesten Zustand für Wasser herzustellen gibt es nur ein Optimum: bei 4° (bei atmosphärischem Druck!). Dieses System hat genau ein Optimum. Jeder Zustand bei abweichender Temperatur kann für andere Ziele ein Optimum sein, nur nicht für eine maximale Dichte.

      Zweites Beispiel: Sie haben ein kleines Zimmer jedoch viele Möbel und Gegenstände, und ein ganz genau beschriebenes Nutzungsverhalten für dieses Zimmer. Stellen wir uns ein Büro oder Arztzimmer vor. Die Aufgabe ist die Anordnung der Möbel und Gegenstände zum Zwecke einer bestmöglichen Nutzbarkeit zu optimieren. Die limitierte Ressource ist der Platz. Das Zimmer ist eigentlich zu klein. Abhängig von der konkreten Situation kann es nun genau eine Anordnung geben die eben den besten Kompromiss aus Platz und Nutzbarkeit darstellt. Es können aber auch mehrere Anordnungen existieren die alle einen gleichen bestwertigen Kompromiss darstellen. Weiche Faktoren wie “der Mensch hat aber Lust auf was Neues oder dekorative Aspekte” sind hier nicht berücksichtigt. Auch hier existieren wieder diverse andere Anordnungen die bestimmte Einzelaktivitäten optimal unterstützen. Jede dieser anderen Anordnungen geht jedoch auf die Kosten der Gesamtnutzung. Egal, ob es nur eine oder mehrere bestmögliche Kompromiss-Anordnungen gibt, der unveränderliche Systemzusammenhang ist, dass die Größe des Zimmers keine absolut optimale Nutzung zulässt. Dies ist ein Beispiel bei dem das Modell durch einen externen Faktor begrenzt wird. Die mittels dieses Modells erzeugten Lösungen sind offensichtlich andere, als gäbe es nicht diese Größenbeschränkung des Zimmers.

      Mit dem Zimmer-Beispiel möchte ich verdeutlichen, dass der Versuch die Trägheit der Masse zu verändern nicht unabdingbarer Weise den Hebel an der richtigen Stelle ansetzt, auch wenn das innerhalb der geschlossenen Argumentation schlüssig erscheint.

      Mit dem Wasser-Beispiel möchte ich verdeutlichen, dass ein System Senken seines Zustandes haben kann, die es bei gegebenen Bedingungen notwendiger Weise einnimmt. Eine Abkehr von diesem Zustand erfordert den Einsatz hoher Energien: Beim Wassser ist unter Einsatz von viel Energie in Form von aufgebrachtem Druck die Dichte steigerungsfähig (“Wasserdampf” unter Druck, Eis wird flüssig, Druck bis hin zur Fusion von Atomen. Ich will hier keine Diskussion über physikalische Details…)
      Eine Gesellschaft reaktiver für Anpassungen zu machen ist womöglich nur mit sehr hohen Aufwänden verbunden; sprich Abstrichen an anderen gesellschaftlichen Aspekten zu machen und die darin gebundenen Energien auf das Konto der Reaktanz einzuzahlen.

      Zuletzt möchte ich noch auf den Maßstab der Anpassungsfähigkeit als Wertungsdimension eingehen. Der Anschein der beim Blick auf autokratische Systeme im Kontrast zu Demokratien entsteht, dass bestimmte Entwicklungen schneller und zielgerichteter adaptiert werden als dies einer hedonistisch agierenden amorphen Masse zu Eigen sei, geht – womöglich in diesem zeitlichen Kontext unweigerlich – auch mit der Annahme einher, dass diese betrachteten Entwicklungen durch das staatliche System befördert würden. Dies ist aus Unserer (zumindest meiner) isolierten Sichtweise aus unserem System heraus nur allzu verständlich, da es dem gefühlten eigenen Defizit entspricht. Fraglich ist jedoch wieweit eine autokratisch, oder auch sonst wie abweichend der Gauss’schen Normalverteilung organisierten Gesellschaft, tatsächlich allein durch die Organisationsform anpassungsfähiger wird. Ohne konkrete Einsichten zu haben, bezweifle ich persönlich jedoch, dass zentral gelenkte Gesellschaftssysteme flexibler als dezentrale System sind. Eher umgekehrt. Ein zentral gelenktes System kann ohne Frage auf zeitlich kleinen Skalen durchsetzungsfähiger und wirkmächtiger sein – jedoch vor der Durchsetzung kommt doch erstmal die Wahl der Richtung und der Mittel, und das ist meiner Meinung nach der Knackpunkt!
      Unterstellt man autokratischen Systemen hinsichtlich des momentanen Zustandes und der Entwicklungsrichtung Erfolg in Bezug auf einen Gesellschaftlich relevanten Aspekt, z.B: Ausbau regenerativer Energien, Sicherung von Nahrungsproduktionskapazitäten, wirtschaftlicher Prosperität, geostrategisch kultureller Einflusssphären, et cetera, so darf diskutiert werden ob die staatliche Organisationsform dieser Gesellschaft für die Wahl der Richtung verantwortlich war, bzw. ist. Eine “kluge Wahl” ist die Wahl der “richtigen” Richtung. Aber sind gelenkte Systeme per se klüger was die Wahl der Richtung angeht? Inwieweit ist das erfolgreiche Einschlagen der “richtigen” Richtung überhaupt eine Wahl, oder ist die Richtung alternativlos? Und welchen Anteil hat die gesellschaftliche Organisationsform daran? Wie widerlegt man einen utilitatistisch-passivistischen Erklärungsansatz der argumentiert, die Richtung sei bloß das Resultat aus der Summe aller Einflussfaktoren (Wenn eine Demokratie nicht aus den puschen kommt, dann eben, weil die Interessen nicht einheitlich und mehrheitsfähig sind. Und China baut Kohlekraftwerke und Solartechnik, weil beides zusammen für sie kein Weidspruch ist als wenn Energieverfügbarkeit als das gesellschaftliche akzeptierte oberste Primat angenommen wird.)
      Abhängig wie die Struktur der Zusammenhänge beschaffen ist, und welches Modell wir anwenden, kann die Antwort entweder “die Gesellschaftsform hat gar keinen Einfluss” sein oder “die Gesellschaftsform entscheidet über Alles, vom Entwurf zum Gegenentwurf vom Überleben bis zum Zusammenbruch”. Wir wissen zu wenig über die Struktur der Zusammenhänge!

      Der Blick auf die Evolutionsgeschichte verdeutlich (leider) die Skalen in der sich unser Schicksal bewegen kann. Sein oder nicht Sein. Es gibt Populationen von Spezies die wenig spezialisiert und organisiert sind und bei Katastrophen grade deswegen gegenüber den hoch spezialisierten Spezies überlegen sind. Und dann gibt es auch hochkomplexe Spezies, die grade deswegen überleben, weil sie befähigt durch ihre Komplexität sich organisieren können und damit ein Stück anpassungsfähiger sind (z.B. Rabenvögel, oder Orcas, oder … Menschen?). Das frappierende ist, dass das Gesetz der Evolution auf großen Maßstäben grade das der ach so trägen Masse ist, während auf kleineren Maßstäben Anpassungsfähigkeit die Triebfeder darstellt. Die Darwin‘sche Evolutionstheorie definiert was Erfolg ausmacht, jedoch nicht wie dieser zustande kommt. Der Erfolg des Einen kann die Vernichtung des Anderen bedingen. Das Erklärungsmodell hat keinen einheitlichen Wertungsmaßstab bei progredientem Abschreiten der Betrachtungseinheitsgröße: was für ein einzelnes Individuum das Überleben sichert, kann für die Population das langfristige Aus bedeuten, und das Aus der Population eröffnet Raum für eine andere Population.

      Wenn wir als Gesellschaft agieren möchten (und nicht als hedonistische Individuen), so gelingt uns das nur, wenn wir irgendwo Grenzen ziehen innerhalb derer überhaupt erst nur Spielräume für Handlungen bestehen, die das Potential haben unser Überleben zu gewährleisten, und bereit sind die Kosten – und es sollten selbstverständlich die minimal möglichen sein – dem „Rest“ außerhalb dieser Grenzen aufzubürden.
      Wir erleben den sich verschärfenden Streit darüber wo diese Grenzen zu ziehen wären. Und leider sehe ich persönlich kein Licht irgendeiner strukturellen Einigung. Die gesellschaftliche Polarisierung der USA z.B. sehe ich grade erst als den Beginn der Verschärfung dieses Streites.
      Ein autoritäres Gesellschaftssystem definiert diese Grenzen für sich selbst – quasi egozentrisch. Damit ist es prinzipbedingt liberal pluralistischen System einen Schritt voraus. Was jedoch die Fähigkeit zur Umsetzung von Lösungen für klimatische, ökologische und humane Problemen auf mittelfristigen und langen Zeitskalen angeht, ist mir angesichts der Komplexität der Probleme mit denen wir konfrontiert sind kein positives Beispiel aus der Geschichte bekannt.

      • Vielen Dank für den spannenden Kommentar, @Florian Winter!

        Ich möchte in Ihren Dialog mit @Paul S. gar nicht reinfunken, sondern Ihnen einfach – falls Sie es noch nicht kennen – die Überlegungen des von mir sehr geehrten Science-Fiction-Autors Isaac Asimov zur von ihm angedachten „Psychohistorik“ anzuschauen:

        https://de.m.wikipedia.org/wiki/Psychohistorik

        Das Lesen lohnt sich & Ihre Meinung dazu würde mich sehr interessieren! 📚🤔🚀

  6. @ Blume

    So in etwa. Doch was machen wir dann mit dieser Deutung? Der Mensch wird ja nicht im Alter narzißtisch, kann aber aufgrund des angehäuften Reichtums den Narzißmus im Alter ausleben, das ist richtig. Brauchen wir eine therapeutische Gesellschaft? Das wird schwierig, denn dazu müßte der Narzißt leiden, um sich in Therapie zu begeben. In der Kindheit wird aber der Narzißt mit seinem zur Schau gestellten Luxus als erstrebenswertes Model indoktriniert. Der Mensch müßte ein anderes Ziel als erstrebenswert empfinden. Aber welches wäre das? Der Reichtum, der nicht von Motten zerfressen und von Dieben gestohlen wird, hat sich ja als nicht tragfähiges Model entpuppt. Und Verzicht predigen, führt beim Narzißten nur zu einem müden Lächeln, denn er wird immer sagen können, daß Neid die natürlichste Form der Anerkennung ist. Und wenn man ihm mit Untergang droht, wird er sagen: kein Problem, “zwölf Jahre anständig gelebt.” (->H. Göring) Was also machen?

    • Danke, @Dietmar Hilsebein – das scheint mir tatsächlich eine Kernfrage zu sein.

      Ich hatte das, was Blumenberg „Enge der Zeit“ nannte und Sie „Narzissmus“ in viel beachteten Veranstaltungen bereits als „Altersradikalisierung“ thematisiert. Dabei ist jedoch immer klar, dass sich nicht alle Menschen im Alter verschließen – und auch jene, die es tun, nicht alle ins Extrem gehen.

      Denn wenn ich bei einigen älteren Herren hier wie z.B. @Webbaer durchaus auch konstruktive Offenheit erlebe, so beharren die meisten (oft in autoritären Verhältnissen aufgewachsenen) Älteren doch starr in ihrem Dualismus. Auch z.B. Heidegger schaffte ja trotz aller Klugheit und formalen Bildung die Öffnung zum dialogischen Monismus nicht mehr.

      Ich sehe jedoch viel Sinn darin, 1. autoritären Dualismus zu verstehen, ihn 2. auch in den eigenen Worten z.B. von @Realo aka @Elektroniker sichtbar zu machen und so 3. dazu beizutragen, dass sich Andere und gerade auch Jüngere erst gar nicht in diese Richtung radikalisieren. Auch wenn der Dialog nicht mehr jedes Herz erreichen kann, so kann er doch noch viele mehr vor dem Abdriften in die Enge der Zeit bzw. den sich verfestigenden Narzissmus schützen. Meine ich.

  7. Sehr geehrter Herr Blume,
    mit Ihrem Hinweis auf den jüdischen Ursprung des Vulkanier-Grußes in Ihrem Beitrag „Überleben in Arche-Städten: Hitzetod, Wasserkrise in Indien, Geburtenrückgang in Afrika“ hatten Sie mir eine echte Freude bereitet und mein Wissen in dieser Hinsicht erweitert. Dieser Hintergrund macht mir den Gruß „Langes Leben“ und vor allem die Originalversion gleich noch viel sympathischer. Leider kann ich diesen Gruß nur per Emoji entbieten: 🖖; eigenhändig kriege ich es nicht hin.
    Zur Ihrem aktuellen Beitrag könnte ich aber fast zu jedem Absatz ein paar kritische Anmerkungen machen.
    1. „Wenn sich die Klimakrise erst einmal als Wasserkrise konkretisiert hat, werden Menschen nicht zu veganen Fahrradfahrenden, sondern wütend und dualistisch“. Klar, dass Ihnen die Wahlentscheidungen in den Niederlanden und Spanien nicht gefallen. Aber das ist nun mal Demokratie, wenn Parteien die Mehrheit erreichen, die grünen Irrsinn und von Klimahysterie geprägte Entscheidungen ablehnen oder sogar rückgängig machen wollen. Oder es reicht sogar, wenn solche Parteien erst einmal nur so viele Stimmen gewinnen, dass es kräftigen parlamentarischen Gegenwind gegen den grassierenden Klimawahn gibt. Auch wenn alle Europäer zu „veganen Fahrradfahrern“ werden, wird es keinen nennenswerten Einfluss auf die globalen CO2-Emissionen haben, aber viele Millionen Europäer werden in die Armut zurückgestoßen. Der Anteil aller 27 EU-Länder an den globalen CO2-Emissionen liegt bei ca. 9 %, Tendenz fallend, während die CO2-Emissionen im Rest der West seit vielen Jahren ansteigen, nur kurz unterbrochen durch die Weltfinanzkrise 2008 und die Corona-Jahre.
    2. Zitat Blume: „Und noch während Südafrika von Stromausfällen geplagt wird, blockiert die ANC-Regierung mit Kohlegewerkschaften, Konzernen und kriminellen Banden die Energiewende zu Erneuerbaren Energien.“ Wie viele andere Entwicklungsländer leidet auch Südafrika unter einem gravierenden Energiemangel und eben auch Strommangel. Es fehlen die finanziellen Mittel und oft auch die Fachkräfte für den Bau und Betrieb von Kraftwerken und anderen Anlagen für die Energie-Infrastruktur. Im Sommer 2021 wurde in Südafrika eines der größten Kohlekraftwerke der Welt in Betrieb genommen, mit ca. 4700 Megawatt Leistung. Das entspricht fast fünfmal der Leistung des modernsten deutschen Kohlekraftwerks „Datteln IV“, welches einen Wirkungsgrad von 46 % hat; viel mehr ist technisch gegenwärtig nicht möglich. Welchen Wirkungsgrad hat das neue Kohlekraftwerk in Südafrika? Kohlekraftwerke liefern Strom unabhängig von Wind und Wetter: das ist der unschlagbare Vorteil von fossilen oder nuklearen Kraftwerken. Was die erneuerbaren Energien angeht, so gilt auch in Südafrika, wie in jedem anderen Land, dass die Sonne nur 12 Stunden scheint und der Wind auch dort nicht regelmäßig weht. Und Strom kann in großen Mengen nicht gespeichert werden! Auch Südafrika würde neben Wind- und Sonnenkraftwerken die gleiche Leistung an fossilen und/oder nuklearen Kraftwerken benötigen – und da reichen die Mittel in einem armen und noch dazu durch und durch korrupten Land nicht aus, zwei parallele Energieversorgungssysteme aufzubauen. Selbst in Deutschland werden nach über 20 Jahren Energiewende und Subventionen allein über die EEG-Umlage von 200 Milliarden Euro nur knapp 50 % des Stroms durch erneuerbare Energien erzeugt und es müssen immer ausreichend fossile Kraftwerke bereitstehen, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint. Und seit der Abschaltung der letzten Kernkraftwerke und auch zahlreicher Kohlekraftwerke ist unser Land auf den Import von Strom aus allen unseren Nachbarländern angewiesen; manchmal müssen bis zu 14 Gigawatt Leistung, also die Leistung von ZEHN Kernkraftwerken, importiert werden, aus Frankreich, Belgien, Polen, Tschechien, Schweiz, Österreich, Schweden, Dänemark und Norwegen. Die Daten finden Sie bei „agora-energiewende“. Bis auf die drei Länder Dänemark, Norwegen und Österreich wird in den anderen genannten Ländern, bis auf die Schweiz, der Strom meist mit Kohle- oder Kernkraftwerken erzeugt. Welche Länder könnten Südafrika mit Stromimporten helfen?
    3. Indien: Manche Experten sprechen sogar von Hindu-Faschismus beim Umgang mit religiösen Minderheiten. Die Regierungen sind in vielerlei Hinsicht seit Jahrzehnten eine Katastrophe und die Streichung der Evolutionstheorie aus den Lehrplänen ist da nur das Sahnehäubchen der schlechten Regierungsführung. Die indische Regierung setzt seit Jahrzehnten falsche Prioritäten! Das Land ist seit 1974 Atommacht und verfügt auch im konventionellen Bereich über zahlreiche moderne Waffensysteme. Wie wäre es, mehr Geld für die Nöte der Bevölkerung z. B. für eine vernünftige Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung einzusetzen, statt für moderne Kampfjets, Raketen, Kampfpanzer etc. auszugeben? Indien hat von der Zahl der Soldaten her die zweitgrößte Armee der Welt mit fast 1,5 Millionen Soldaten und auch bei den Militärausgaben ist Indien ganz weit vorne (Daten: statista). Für 2020 kann man festhalten, dass Indien ein dritter Stelle der weltweiten Militärausgaben lag, mit 73 Milliarden US-Dollar und einem Anteil von 2,9% der Militärausgaben am Bruttoinlandsprodukt. Zum Vergleich Deutschland: gibt nur 1,4% seines Bruttoinlandsprodukts für Militärausgaben raus; das sind zwar dank des hohen deutschen Bruttoinlandsproduktes über 53 Milliarden Euro, aber das ist weit entfernt von dem 2% Ziel, dass die NATO vor ich glaube ca. 10 Jahren verabschiedet hatte. Mehr als 50 Jahre hat Indien ungerechnet Billionen Dollar für militärischen Größenwahn ausgegeben und die Nöte von hunderten Millionen Menschen sträflich vernachlässigt. Auch nur mit einem Teil dieser Billionen hätte die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung auf einen modernen Stand gebracht werden können!
    4. Zum Schluss noch eine Frage: Wie stellen Sie sich das Überleben von Arche-Regionen in einer feindlichen Umwelt vor?

    • Lieber Herr Quentmeier,

      lieben Dank für Ihr Interesse. Ich bin ja schon froh, dass Sie immerhin die Politik in Indien kritisieren – während Sie bei Ihrer erkennbaren Freude über den Kohle-Kurs in Südafrika zu erwähnen „vergessen“, dass die internationale Gemeinschaft die Energiewende auch dort sogar finanziell fördern will.

      Ihre Nachfrage nach dem „Überleben in Arche-Regionen“ erscheint mir zynisch, da Sie ja weiterhin Veränderungen sowohl zur Pflanzenkost & Wiederbewaldung, zur emissionsärmeren Mobilität wie auch zur Energiewende reaktant & höhnisch abtun – wohl in der falschen Erwartung, die Folgen der Klimakatastrophe beträfen Sie selbst ja nicht mehr.

      Gerade hat die neue Berliner Umweltsenatorin Marjan Schreiner (CDU) nach einem allzu trockenen Mai die Erstellung von Notfallplänen zur Rationierung von Wasser 💧 sowie diverse bauliche Maßnahmen angekündigt:

      https://www.berliner-zeitung.de/news/umweltsenatorin-manja-schreiner-will-berlin-auf-wasser-rationierung-vorbereiten-li.357004

      Sehr viel Mut und Freude ziehe ich auch aus der Bereitschaft gerade auch der begabtesten und fleißigsten jungen Menschen, sich der Klimakrise und Energiewende zu stellen. Hier ein dynamischer Song junger Medizinstudierender, die es kapiert haben und für eine, auch ihre bessere Zukunft friedlich und freundlich eintreten:

      https://youtu.be/jfoyL1_CNR8

      Es muss schlimm sein, lieber Herr Q., sich selbst einzugestehen, dass man(n) jahrelang den falschen, fossilen Zielen & Lobbies gedient hat. Aber Ihnen dürfte ja durch lange „Übung“ ggf. noch eine Weile die dualistische Verdrängung der Einsicht inmitten der Enge der Zeit gelingen.

      Beste Grüße!

  8. 2.7 Grad Erwärmung relativ zu präindustriell bedeuten nicht nur Wasserkrisen, sondern sie bedeuten Die globale Erwärmung wird Milliarden aus der “menschlichen Klimanische” herauskatapultieren.
    Gemäss dem verlinkten Artikel gilt:

    Die Welt ist mit den aktuellen Aktionsplänen auf dem richtigen Weg für 2,7 °C Erwärmung, und dies würde bedeuten, dass 2 Milliarden Menschen bis 2030 durchschnittliche Jahrestemperaturen über 29 °C erleben, ein Niveau, auf dem in der Vergangenheit nur sehr wenige Gemeinschaften gelebt haben.

    Bis zu 1 Milliarde Menschen könnten sich dafür entscheiden, an kühlere Orte zu wandern, sagten die Wissenschaftler, obwohl die Gebiete, die innerhalb der Klimanische verbleiben, immer noch häufigere Hitzewellen und Dürren erleben würden.

    Betroffen sind unter anderem Westafrika und Indien.

    • Danke, @Martin Holzherr. Genau so ist es. Wer einerseits jede Anstrengung zum Abbremsen der Klimakatastrophe und Wasserkrise blockiert, andererseits aber über Massenflucht klagt, ist entweder dumm, gewissenlos oder beides…

  9. @Quentmeier 09.06. 00:15

    Auch Südafrika würde neben Wind- und Sonnenkraftwerken die gleiche Leistung an fossilen und/oder nuklearen Kraftwerken benötigen – und da reichen die Mittel in einem armen und noch dazu durch und durch korrupten Land nicht aus, zwei parallele Energieversorgungssysteme aufzubauen.

    Wir brauchen auch in Südafrika zunächst die Kohlekraftwerke und das ganze Stromnetz, was wir sowieso brauchen. Wenn wir jetzt zusätzlich überall PV-Module nah am Verbraucher anschließen, dann spart dies ganz konkret Kohle ein, immer wenn die Sonne scheint. Das wird sich lohnen, denn Kohle kostet halt auch.

    Im weiteren können insbesondere Klimaanlagen auch mal ausgeschaltet werden, wenn keine Sonne scheint. An bewölkten Tagen wird man die Klimaanlagen auch öfter sowieso nicht brauchen. Wenn jetzt noch Elektromobilität dazu kommt, dann können auch die Akkus der Fahrzeuge überwiegend in Überschusssituationen geladen werden, und auch ein wenig Backupleistung liefern können, insbesondere regelmäßig in den Abendstunden.

    So kommt man schließlich dazu, dass die Kohlekraftwerke doch nicht alleine für Backup sorgen müssen. Dann kann man die Gesamtleistung des ganzen Systems erhöhen, ohne neue Kohlekraftwerke bauen zu müssen. Genau das wird dann der Versorgung sehr entgegenkommen, der Strombedarf ist dort vermutlich sehr viel größer als das derzeitige Angebot.

    Wenn dann nicht noch mehr Kohlekraftwerke gebaut werden müssen, und die vorhandenen Kraftwerke immer weniger eingeschaltet werden müssen, dann spart auch Südafrika jede Menge Treibhausgase ein.

  10. Korrektur meines letzten Kommentars:
    Der erste Absatz war ein Zitat von Herrn Quentmeier.

    @Holzherr 09.06. 13:05

    „Die Welt ist mit den aktuellen Aktionsplänen auf dem richtigen Weg für 2,7 °C Erwärmung,…“

    Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass die Energiewende doch noch schneller geht. Wenn hier Viele einsehen, dass sie recht einfach weniger konsumieren können, wenn dann die Preise für PV-Module und andere wichtige Technik wegen der immer größeren Stückzahlen noch mal deutlich niedriger werden, dann geht doch sehr viel mehr.

    „Bis zu 1 Milliarde Menschen könnten sich dafür entscheiden, an kühlere Orte zu wandern, …“

    Wenn sie sich Klimaanlagen leisten können, dann nicht unbedingt. Erst wenn Hitze und Armut zusammen kommen, wird es wirklich unerträglich.

  11. Wie bereits von Company-CEO’s aka Nestle ea in early 2000 formuliert wurde: „Die Menschen werden lernen müssen, dass Wasser Geld kostet“…

    …auch ohne Klimawandel, könnte man sich unversehends ergänzend bereit sehen empfinden dürfen…

    • Ja, @Recycling Abstracts – genau diese Monopolisierung von Trinkwasser habe ich im Irak 🇮🇶 erlebt und sie breitet sich konkret in Uruguay 🇺🇾, Montevideo, aber auch in Europa aus: Wo die Menschen den Zugang zu öffentlichem Trinkwasser verlieren, müssen sie es zum Mehr-Hundertfachen des Preises bei Konzernen kaufen. Die Folge: Wenige werden immer reicher, viele aber immer ärmer.

      Vgl. hierzu den Blogpost:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/irak-2015-europa-2023-die-klimakrise-wird-zur-wasserkrise/

      Der SWR sendete einst den sehr guten Film „Bis zum letzten Tropfen“ dazu und die Augsburger Allgemeine hat dazu gerade einen kundigen Wasser-Podcast gestartet: „Wem gehört das Wasser? Legal, illegal, egal“-Folge

      https://www.podcast.de/episode/607752614/wem-gehoert-das-wasser-illegal-legal-egal

      Ihnen Dank für Ihr Interesse, bitte bleiben Sie dran!

  12. “Die Staatsform der Republik entstand über den Zeitungsdruck und Wohlstandsversprechen. ”
    Sorry, aber das ist Unfug. Die Republik entstand aus dem Versagen der althergebrachten Staatsformen wie dem Absolutismus. Medien und Wohlstand sind das Ergebnis und nicht die Ursache und können die Republik stützen oder sie auch zerstören helfen, wie aktuell mit einer immer mieseren Medienlandschaft (ja ich weiß, Verschwörungstheorie), und einem Wohlstand, der kontraproduktiv wirkt, weil extrem schlecht verteilt.
    “Weder Links-Rechts- noch Nord-Süd-Dualismus vermögen das politische Versagen alleine zu erklären. ”
    Der Aufstieg des Autoritären- auch von scheinprogressiver Seite- ist, so paradox das klingt, ein Zeichen für den bereits laufenden Fortschritt.
    Hexen wurden nicht verbrannt im tiefsten Mittelalter, sondern zeitgleich zur beginnenden Aufklärung. Kein Zufall, Machthaber wollen solchen Fortschritt meistens aufhalten, dafür brauchen sie auch Sündenböcke an denen sich der Pöbel sein Mütchen kühlen kann, um von den negativen Folgen des Stillstands abzulenken.
    Heute und bei uns ist das noch nicht so schlimm, existiert aber auch- für die einen sind es die Flüchtlinge, für die anderen die weißen Männer, die an allem schuld sind, und für Dritte sind es die sozial Schwachen, alles fleißig gefördert von viel zu großen Teilen des Establishments, und nicht nur von rechts.

    • Lieber @DH,

      auch Sie dürfen hier gerne konstruktiv mitdiskutieren. Einen Wissenschaftsblogger aber mit “Unfug” zu beschimpfen, wenn man(n) selbst erkennbar wenig Ahnung hat, kommt allerdings nicht so gut.

      Die These, dass die Republik mit dem Zeitungsdruck entstand, ist keine Privatmeinung von mir, sondern bereits breit, kritisch und im Ergebnis mit großer Zustimmung diskutiert. Falls Sie von Benedict Anderson noch nie gelesen haben, hier eine recht gute Zusammenfassung seiner These von den republikanischen Nationalstaaten als “imagined communities” (eingebildete Gemeinschaften) auf Basis der Zeitungsmedien:

      https://en.wikipedia.org/wiki/Imagined_community

      Ihrem, nun ja, Gegenargument, konnte ich leider nur schwer folgen, probiere es aber dennoch gerne. Sie schrieben:

      Medien und Wohlstand sind das Ergebnis und nicht die Ursache und können die Republik stützen oder sie auch zerstören helfen, wie aktuell mit einer immer mieseren Medienlandschaft (ja ich weiß, Verschwörungstheorie), und einem Wohlstand, der kontraproduktiv wirkt, weil extrem schlecht verteilt.

      Ähm, nein. Es gibt auch sehr wohlhabende Staaten mit allen Medien wie etwa Saudi-Arabien, die dennoch nie zur Republik geworden sind. So verwies ich bereits im Juli 2019 auf die erfolgreiche, republikanische Revolution der USA (Boston Tea Party von Steuerzahlern gegen die britische Krone) und im Gegensatz dazu auf das gefährliche, gegen Republiken des Westens geschmiedete Bündnis der Autokratien Russland und Iran:

      https://www.salonkolumnisten.com/oel_antisemitismus/

      Und wenn Sie sich nicht immer wieder mit dem Begriff “Verschwörungstheorie” blamieren wollen, hier eine kostenfrei zugängliche Podcast-Folge dazu:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/verschwoerungsfragen-folge-3-die-macht-der-sprache-und-verschwoerungsmythen-vs-verschwoerungstheorien/

      Es würde mich freuen, in Zukunft etwas weniger arrogante Drukos von Ihnen zu lesen. Denn die Fähigkeiten zum Dazulernen und gerne auch kritischen Dialog traue ich Ihnen völlig zu!

      Mit freundlichen Grüßen

      • @Michael Blume
        Ich fürchte, auch in Ihrem Diskussionsstil eine Menge an Arroganz zu finden, auch Sie glauben, die perfekte Wahrheit zu kennen und “argumentieren” entsprechend.
        Communitiies sind keine Einbildung, sondern Organisationsformen mit sehr realen Strukturen, die natürlich auch veränderbar sind. Sie aber abzubürsten als Einbildung, scheint mir eine besondere Form der Abgehobenheit zu sein wie man sie übrigens auch bei der zeitgenössischen tea party findet, mit ihrer “rechtsanarchistischen Staatsfeindlichkeit” (FAZ).
        ” Es gibt auch sehr wohlhabende Staaten mit allen Medien wie etwa Saudi-Arabien, die dennoch nie zur Republik geworden sind. ”
        Aber genau das beweist doch daß weder Wohlstand noch Medien ein Garant für die Republik sind.
        Der Begriff “Verschwörungstheorie” wurde von mir- erkennbar- verwendet als Hinweis auf diejenigen, die ihn verwenden zur Diffarmierung aller möglichen Kritiker und wurde von mir nur zitiert. Blamieren Sie sich bitte nicht mit zu viel Oberflächlichkleit beim Lesen.

        • Nein, @DH – ich glaube nicht, die „perfekte Wahrheit“ zu vertreten, sondern habe u.a. ganze Vorträge zum „Zeitalter der Falsifikation“ nach Karl Popper online gestellt:

          https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/karl-popper-2021-fuehrt-die-digitalisierung-in-ein-zeitalter-der-falsifikation/

          Mit diesem Wissenschaftablog biete ich Menschen ehrenamtlich eine Plattform zur Diskussion interessanter Themen und bemühe mich, auch auf schwierige Diskutanten freundlich einzugehen, Trolling gleichzeitig auszuschließen.

          Als Mann verstehe ich natürlich den Tesosteron-Anspruch a la „Jetzt komme ich und Ihr redet alle Unfug!“ Boah – digitale Öffentlichkeit, gefühlte Anonymität – Kick!

          Nur sollten wir m.E. doch mal langsam darüber hinauswachsen – uns in Themen erstmal einlesen und uns dann dialogisch einbringen. Netzkultur. Bestimmt kriegen auch Sie das in Zukunft hin, oder?

  13. Sehr geehrter Herr Blume,
    Für das Hochladen meiner Kritik möchte ich mich bedanken. Aber auch Ihre Erwiderung bietet wieder viel Anlass zu Kritik und Richtigstellung.
    1. Zitat Blume: “… während Sie bei Ihrer erkennbaren Freude über den Kohle-Kurs in Südafrika zu erwähnen „vergessen“, dass die internationale Gemeinschaft die Energiewende auch dort sogar finanziell fördern will.“ Sie hatten freundlicherweise den Link zum SZ-Artikel „Korruption – Blackout in Südafrika“ eingestellt. In diesem Artikel wird auf das katastrophale Ausmaß an Korruption und Missmanagement in Südafrika hingewiesen, speziell im Energiesektor. Südafrika ist dermaßen von Korruption und Parteibuchwirtschaft mit ANC-Leuten durchsetzt, dass westliche Investitionen schwierig und Entwicklungshilfe absolut sinnlos ist. Ich zitiere aus dem Artikel: „Die Interviews sind auch für die westlichen Geber interessant, die jedes Jahr Milliarden Euro nach Südafrika überweisen. Mehr oder weniger direkt auch auf die Konten von Eskom, wo es zu verschwinden droht. Insgesamt 8,5 Milliarden Dollar haben unter anderem die USA, Frankreich und Deutschland versprochen, für die Förderung regenerativer Energien.“ Dieses Geld wird versickern oder verschwendet und selbst wenn die genannten Gebernationen 85 Milliarden Dollar spendieren würden, dürfte kein Fortschritt in punkto Energiewende zu erwarten sein.
    2. Ich kann immer nur wiederholen, dass wir zwar einen Klimawandel erleben, aber keine „Klimakrise“ oder gar eine „Klimakatastrophe“. Um die Probleme des Klimawandels zu beherrschen, brauchen wir kein Endzeit-Gejammer, keine „letzte Generation“, keine grünen Volkserzieher, Autohasser, vegane Fahrradfahrer, Verzichtsapostel und sonstige Fortschrittsfeinde, sondern Naturwissenschaftler, Ingenieure, Lehrer, Ärzte und gut ausgebildete Facharbeiter, die anpacken und die Probleme wie Bulldozer aus dem Weg räumen. Und wir brauchen eine zuverlässige Energieversorgung, die auf absehbare Zeit nur mit fossilen Energien oder mit Kernenergie zu erreichen ist. Eine seit fast 50 Jahren anhaltende Hysterie hat leider in Deutschland die fast CO2-freie Kernenergie abgeschaltet. Aber die gleichen Hysteriker und Paranoiker finden es offenbar völlig in Ordnung, Strom aus Kern- und Kohlekraftwerken von unseren Nachbarländern zu kaufen. Und da freue ich mich riesig, dass Polen gleich sechs Kernkraftwerke bauen will; einige davon hoffentlich in Sichtweite der deutschen Grenze. Mit Windrädern und Solarmodulen kann man zwar prima ganze Landschaften optisch und ästhetisch verwüsten, aber keinen modernen Industriestaat versorgen!
    3. Das Video der Medizinstudenten (Achtung: generisches Maskulinum, wie in allen meinen Beiträgen, von gelegentlicher Ironie abgesehen) war sehr aufschlussreich. Es zeigt naive Wohlstandskinder, die auf der aktuellen Klimawelle surfen. Ihr Wohlstand und auch die vergleichsweise gute medizinische Versorgung in Deutschland basiert natürlich auf fossilen Energien. Haben sich diese Kinder eigentlich mal überlegt, wie groß der Energiebedarf eines modernen Krankenhauses ist, von der ganzen Haustechnik angefangen über die zahlreichen Hightech-Medizingeräte bis hin zu Küche und Reinigung der weißen Kittel und der Abfallentsorgung? Mit Windrädern und Solarmodulen kann man auch kein modernes Krankenhaus betreiben. „Mehr Solar und Wind statt Kohlekraft“ wird auch hier nicht funktionieren! Und eine gute medizinische Versorgung erfordert eine gut funktionierende Wirtschaft, damit überhaupt ausreichend Steuern und Krankenkassenbeiträge erwirtschaftet werden. „Mehr Solar und Wind statt Kohlekraft“ wird das nicht leisten können. Und noch ein Wort zum Feinstaub: die Luft in deutschen Städten ist so gut wie nie zuvor wie seit Entstehung der ersten Städte auf dem Boden des heutigen Deutschland vor 2000 Jahren. In Großstädten leben z. T. 5000 und mehr Menschen auf einem km²; da kann es nicht überall Luftqualität wie in Luftkurorten geben.
    4. Zitat Blume: „Es muss schlimm sein, lieber Herr Q., sich selbst einzugestehen, dass man(n) jahrelang den falschen, fossilen Zielen & Lobbies gedient hat.“ Ich diene nicht der fossilen Industrie; ich sehe meinen „Dienst“ in der Aufklärung mit Zahlen, Daten und Fakten. Und Sie konnten allen meinen Argumenten noch nicht ein einziges Mal argumentativ entgegentreten oder meine Zahlen widerlegen, sondern immer nur mit Emotionen und leider auch Herabsetzungen und ad-hominem-(Pseudo-)Argumenten „glänzen“. Ich hoffe aber, dass es mir gelingt, wenigstens ein paar verirrte Seelen aus ihrer „selbstverschuldeten Unmündigkeit“ bzw. aus der durch „Politiker*innen“ und öffentlich-rechtliche Medien verschuldeten Unmündigkeit herauszuführen.
    5. Zitat Jeckenburger: „Im weiteren können insbesondere Klimaanlagen auch mal ausgeschaltet werden, wenn keine Sonne scheint. An bewölkten Tagen wird man die Klimaanlagen auch öfter sowieso nicht brauchen. Wenn jetzt noch Elektromobilität dazu kommt, dann können auch die Akkus der Fahrzeuge überwiegend in Überschusssituationen geladen werden.“ Das erinnert ja schon fast an die Aussagen der Expertin für die Aufstellung von Toiletten in Nigeria, A. Baerbock! Dann werben Sie mal für den korrekten Einsatz von Klimaanlagen in Südafrika. Und was die Elektromobilität angeht: E-Autos sind teure und hochsubventionierte Luxus-Spielzeuge für die grüne Bourgeoisie in Europa und USA. China ist ein Sonderfall. Mit Ausnahme einer kleinen Oberschicht dürften E-Autos für die allermeisten Bürger in Entwicklungsländern unerreichbar sein. Und sind Ihnen bei Reisen in solche Länder einmal die abenteuerlichen Elektroinstallationen aufgefallen oder überhaupt der meist katastrophale Zustand der Infrastruktur, angefangen von Straßen über Abwasserentsorgung, (oft miserable) Müllentsorgung und eben Stromversorgung? Für letztere reicht schon eine Reise nach Südeuropa, um alle E-Auto-Illusionen wie Seifenblasen zerplatzen zu lassen.

    • Danke, lieber Herr Quentmeier. Es ist doch immer wieder interessant, wie Sie die immergleiche Wissenschaftsleugnung umso lauter wiederholen, umso klarer Sie widerlegt wurden.

      1. Selbstverständlich gibt es eine maßgeblich von Treibhausgasen verursachte, globale Klimakrise und -katastrophe, die an immer mehr Orten auch zur Wasserkrise eskaliert.

      2. Selbstverständlich gelang und gelingt der Ausbau Erneuerbarer Energien und von Pflanzenkost, wenn es auch viel schneller gehen könnte und sollte.

      Persönlich fahre ich übrigens seit 7 Jahren ein französisches Elektroauto, das tagsüber mit Solarstrom geladen wird, den die Batterie auch über lange Zeiten speichern kann:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/dekarbonisierungskugel-fuer-den-weltfrieden-meine-erste-erfahrungen-mit-dem-elektro-renault-zoe/

      Unsere Luft-Wärmepumpe funktioniert übrigens seit 10 Jahren. Der Vegetarismus seit über 3 Jahren usw…

      3. Selbstverständlich leisten Sie mit der Bestreitung der Klimakrise und dem reaktanten Verhöhnen jeder Veränderungsbereitschaft den fossilen Lobbies (bis nach Südafrika) propagandistische, ggf. nicht einmal bezahlte Dienste.

      4. Selbstverständlich ist es eine bodenlose Frechheit, wissenschaftlich und künstlerisch engagierte Medizinstudierende pauschal als „naive Wohlstandskinder“ zu verhöhnen. Das sind echte Hochleister, die sich über Top-Noten hinaus sehr für ihre Mitmenschen und die Wissenschaft engagieren. (Und, ja, eines meiner Kinder ist auch dabei; worauf ich sehr stolz bin.)

      Viele dieser von Ihnen als „Kinder“ bezeichneten jungen Erwachsenen werden weit über Ihre Lebensleistung hinausgehen – vor allem auch was die Akzeptanz und Anwendung von Wissenschaft angeht. Ihnen aber Danke, wie sehr Sie auch in Ihrem Verhöhnen junger Engagierter das o.g. Blumenberg-Zitat bestätigen!

      5. Selbstverständlich habe ich das Recht und die Pflicht, langweilige Dauer-Wiederholungen als Trolling bzw. Spamming einzuordnen und zukünftig nicht mehr freizuschalten. Melden Sie sich gerne wieder, falls Sie noch irgendwann aus der Reaktanz gefunden haben! Oder eben nicht…

      Ihnen alles Gute, es war zeitweise wirklich interessant mit Ihnen! 😊🌱🖖

  14. @Quentmeier 09.06. 23:46

    „Mit Ausnahme einer kleinen Oberschicht dürften E-Autos für die allermeisten Bürger in Entwicklungsländern unerreichbar sein.“

    Ich denk hier auch ein paar Jahre weiter. Erst wenn unsere E-Autos hier ausgemustert werden, weil nicht mehr auf dem neusten Stand und mit einer gealterten Fahrzeugbatterie, die nur noch halbe Kapazität hat, werden diese in den ärmeren Ländern ankommen. Bis dahin wird es in den sonnenreichen Ländern eine Menge sehr kostengünstigen Solarstrom geben, der deutlich günstiger ist als Benzin.

    „Für letztere reicht schon eine Reise nach Südeuropa, um alle E-Auto-Illusionen wie Seifenblasen zerplatzen zu lassen.“

    Gerade Südeuropa wird von der Energiewende sehr profitieren, dort hat die Photovoltaik bei den gleichen Kosten doppelt soviel Ertrag. Und man ist am reichen Norden näher dran als in Nordafrika. Neben Lieferung von Energieüberschüssen für uns wird sich dort vermutlich Einiges an energieintensiver Industrie ansiedeln können. Das wird dabei helfen, dort die gesamte Energieinfrastruktur fit zu machen.

    In völlig korrupten Gegenden in Afrika wird sicher vieles schwierig. Allerdings werden dort vergleichsweise wenige Treibhausgase produziert, weil dort halt fast gar nichts läuft. Da hätten dezentrale Stromnetze, die von lokalen Gemeinschaften auf der Basis von PV-Modulen betrieben werden, wohl eher noch größere Chancen, realisiert werden zu können.

    Vor allem in 10 oder 20 Jahren, wenn die PV-Module nur noch halb so teuer sind als derzeit, und es eine robuste lokale Steuerung der lokalen Stromnetze gibt, die auch billig ist. Zusammen mit teils mehr als doppelt so viel Sonnenstrahlung, die über das Jahr ziemlich gleichmäßig verteilt ist, wird dies wohl sehr attraktive Strompreise ermöglichen.

    • @all

      Auch wenn die Leugner sowohl die Klimakatastrophe wie Wasserkrise mitsamt den wachsenden Schäden weiter zu verdrängen versuchen, aktuell aus Frankreich 🇫🇷🇪🇺:

      „Wegen extremer Dürre rationiert Südfrankreich Wasser für Bürger.

      In vielen Teilen Europas herrscht Dürre – trotz einiger Regenfälle. Bereits ein Drittel des Kontinents ist von Dürre betroffen. Ganze zehn Prozent von Europa leiden unter einer Wasserkrise.
      In Frankreich war 2022 das wärmste Jahr seit Beginn der Messungen – mit Warnstufen und Wasserbeschränkungen im Juli. 2023 dürfte noch schlimmer werden.“

      Der ganze Artikel im FOCUS:

      https://www.focus.de/klima/in-zehn-prozent-herrscht-wasserkrise-bereits-ein-drittel-von-europa-leidet-unter-duerre_id_195938589.html

      Es ist eine Schande – und zugleich erst der Anfang…

      • Der zu niedrige Wasserstand birgt noch eine andere Gefahr und das sind eingeleitete Schadstoffe, wie sie beispielsweise aus dem Kohlebergbau stammen. Letztes Jahr wurde dadurch in der Elbe eine enorme Goldalgenplage verursacht, die sämtliche Fische und andere Flussbewohner tötete. Ein weiteres Problem ist der Abfall, den Anwohner oder Ausflügler in Flüsse und Seen entsorgen und der bei Niedrigwasser überall zu sehen ist. Am meisten verwundern einen die vielen alten Fahrräder im Rhein und anderswo. Sind die viel gepriesenen Fahrradfreunde am Ende doch nicht so umweltbewusst?
        Zusätzlich werden Abwässer, Agrarchemikalien und Dünger in Flüsse und Seen gespült, was zur Folge hat, dass sich das Ganze bei Niedrigwasser konzentriert. In manchen Gegenden darf die giftige Brühe dann nicht mal mehr zur Bewässerung der Felder verwendet werden. Viele Orte in der Welt haben sowieso keinen Zugang zu sauberen Wasser, da der Dreck längst auch das Grundwasser verseucht hat. Besonders übel dürfte momentan, wegen des Staudammbruchs, die Lage in der Ukraine sein, wo Minen, Kriegsmunition und ausgetretenes Öl ganze Landstriche auf Jahre vergiften werden. Dabei war die Situation auch vorher schon schlimm genug.

        • Lieben Dank für die ergänzenden Infos, liebe @Mona! Auch von der Oder kommen ja schon wieder beunruhigende Nachrichten. Die Wasserkrise ist sehr viel konkreter und schneller als bisher öffentlich wahrgenommen…

          • „Die Wasserkrise ist sehr viel konkreter und schneller als bisher öffentlich wahrgenommen…“

            Das sehe ich auch so. Immerhin hat sich die Weltwasserkonferenz in New York nun endlich des Themas angenommen, leider wird es noch Jahre dauern bis sich bei den „über 660 Selbstverpflichtungen für besseren Wasserschutz“ ein Erfolg einstellt. Zumal freiwillige Selbstverpflichtungen oft eher als unverbindlich aufgefasst werden.
            https://www.bmuv.de/pressemitteilung/fundament-fuer-globale-wasser-trendwende-gelegt

          • Danke, @Mona

            Leider sind auch die #Wasserkrise-Nachrichten aus Portugal 🇵🇹🇪🇺 nicht sehr ermutigend: Trotz bereits massiver Dürre und Rekord-Temperaturen des Atlantik wird das restliche Grundwasser weiterhin vergeudet, teilweise strömt bereits Salzwasser ein:

            https://m.focus.de/wissen/natur/ein-oekologisches-verbrechen-statt-damit-duerre-zu-bekaempfen-verschwendet-portugal-sein-wasser_id_195317642.html

            Verdrängung (Blunting) und Widerwille gegen Veränderungen (Reaktanz) überwiegen bisher auch dort…

  15. @Quentmeier 09.06. 23:46

    „, Verzichtsapostel und sonstige Fortschrittsfeinde, sondern Naturwissenschaftler, Ingenieure, Lehrer, Ärzte und gut ausgebildete Facharbeiter, die anpacken und die Probleme wie Bulldozer aus dem Weg räumen.“

    Da die dann aber auch nur mit real existierendem Wasser kochen können, ist dennoch gerade die Energiewende der einzige Weg, nicht völlig in einer Heißzeit zu landen. Einer Heißzeit, die nicht nur uns Menschen das Leben und Überleben schwer macht, sondern insgesamt die Natur auf dem ganzen Planeten zugrunde richtet.

    Fortschritt in diesem Sinne gelingt sehr viel schneller, wenn man eben nicht Wasser predigt und Wein trinkt. Weniger Konsum in den reichen Ländern kann die Energiewende ganz entscheidend beschleunigen, ganz ohne Hightech, ganz simpel eben einfach mehr Fahrradfahren und mit Carsharing auskommen. Angesichts des Arbeitskräftemangels und der zu erwartenden Rohstoffknappheit bei Lithium und Kupfer wirkt hier die Konsumzurückhaltung ganz unmittelbar, und es bleibt jede Menge Geld übrig, welches man direkt in die Energiewende investieren kann.

  16. @Konsumverzicht

    Passend dieser Artikel:

    https://www.spektrum.de/news/nachhaltiger-leben-unverzichtbarer-konsumverzicht/2149086

    Wobei noch nicht mal erwähnt wurde, dass ein Konsumverzicht von z.B. durchschnittlich 10% nicht nur direkt Treibhausgasemissionen einspart. Wenn nur das halbe Geld, dass man damit ganz konkret spart, in Klimaschutztechnik investiert wird, dann dürft sich das Tempo der Energiewende mindestens verdreifachen. Das gilt nicht nur für das Geld, auch die benötigten Rohstoffe werden leichter zu beschaffen sein, und auch die Arbeitskräfte, die dies braucht, werden damit dafür frei werden.

    Dazu kommt noch, das auch die Ausbauziele deutlich verringert werden können. Insbesondere wenn die 10% Konsumreduktion vorrangig Energieintensives betrifft.

    Die andere Hälfte des Konsumverzichts kann dann immer noch auf weniger Arbeitsstunden hinauslaufen, dass wir weniger Stress und mehr Zeit haben, unser Leben zu genießen. Am besten dann gleich auch noch nachfolgende Generationen.

    Unterm Strich geht es also bei 10% Konsumverzicht nicht nur 10% schneller, sondern um ein Vielfaches mehr.

  17. @ Blume / Jeckenburger: Konsumverzicht

    So sieht mein Alltag aus: gegen 9 Uhr das Handelsblatt mit Wachstumszwang,gegen 11 Uhr Konsequenzen der Unterlassung aus naturwissenschaftlicher Sicht und Schrumpfung.
    So lange dieses Dilemma nicht diskutiert wird das nichts.

  18. Die Wasser-Doku ist schon starker Tobak. Gar nicht die einzelnen Fakt (dass die Situation in den USA so dermaßen katastrophal ist, hat mich in der Kompaktheit schon “verblüfft”), eher wie bewusst sich die verantwortlichen Akteure dieser Situation sind. Ein Landesumweltminister von den Freien Wählern ist ja bestimmt kein Klimaterrorist, aber was macht sein Parteichef? Der demonstriert gegen die “Heizungsideologie”(?!).
    Offtopic bin ich dem Herrn insgeheim fast dankbar- so unangenehm ich ihn finde, dass er wenigstens mit vollem Netz nach Hause geht, wenn er im afd-Teich fischen geht.
    Anekdotenhaft zu dem gesetzten Herrn Professor (“vor 30 Jahren konnte sich das ja keiner vorstellen” o.ä.): Ich bin gute 40 und erinnere mich sogar aus der Grundschulzeit noch gut an entsprechenden “Aktivismus”. Beispielsweise Hahn abdrehen beim Zähneputzen, die Toilettenspülungen mit Spartaste kamen auf, so Sachen. Bei uns hat sich irgendwann rasant das Narrativ verbreitet: “In Oberbayern geht uns das Wasser eh nie aus…” Es war auch quasi “Allgemeinwissen”, dass wir eigentlich eh viel zu viel Wasser sparen, weil unsere Klärwerke schon nicht mehr mit dem geringeren Durchsatz zurechtkämen…
    Ich hoffe, ich habe das jetzt nicht überstrapaziert. Herr Blume, Ihnen ein Dank für Ihr Engagement!

    • Vielen Dank für den starken Kommentar, @Sebastian. Danke, dass Sie die Themen mit-aufgreifen und sogar biografisch reflektieren. Solchen inneren Mut zur Auseinandersetzung mit der Klima- als Wasserkrise finden leider nicht viele.

      Danke.

  19. Sehr geehrter Herr Blume,
    auch von mir ein paar Worte zum Schluss, auch wenn Sie diese nicht hochladen werden. Dazu fehlen Ihnen Mut, Einsicht und die Selbsterkenntnis, dass auch Sie die Weisheit nicht mit Löffeln gegessen haben. Sie machen immer wieder deutlich, dass Sie mit Zahlen, Daten und Fakten nicht umgehen können bzw. diese nicht einordnen können. ALLE meine Zahlen stimmen; sie stammen aus renommierten Quellen wie Wikipedia, „statista“, Umweltbundesamt, Welt, Spiegel, Spektrum der Wissenschaften und „Nature“ (bessere Wissenschaft geht nicht). Da frage ich mich, wer hier der wahre „Wissenschaftsleugner“ ist!
    Sie arbeiten zumeist mit Emotionen und Wunschdenken. Aber die Zeiten, „als das Wünschen noch geholfen hat“, hat es nie gegeben! Und wie sinnlos die deutsche Energiewende angesichts des Energiehungers anderer Länder ist, zeigt folgender Artikel von focus online: https://www.focus.de/politik/der-china-versteher/chinas-kohle-irrsinn-und-deutschland_id_195936583.html
    In dem Artikel wird sehr schön erläutert, dass China dringend Wirtschaftswachstum braucht, um hunderte Millionen Chinesen aus der Armut herauszuführen und dass die Auswirkungen dieser Entwicklung gravierende Folgen für Umwelt und Klima haben können und wohl auch haben werden. Es gibt eben nichts umsonst!
    Leider hat diese völlige Ignoranz gegenüber Zahlen, Daten und Fakten, damals im Bereich des Militärs sehr verbreitet, im 20. Jahrhundert Deutschland gleich zweimal in die Katastrophe geführt. Unter einem Kaiser, angeblich von Gottes Gnaden und eine Generation später durch einen selbsternannten größenwahnsinnigen Führer wurden militärische Pläne geschmiedet, die von Beginn an zum Scheitern verurteilt waren, weil sie die deutschen Fähigkeiten völlig überschätzt (sozusagen ein frühes „Wir schaffen das!“) und die der Gegner katastrophal unterschätzt hatten. Und die für einen längeren Krieg lebenswichtige Frage der strategischen Rohstoffe war offenbar überhaupt nicht richtig eingeplant worden. Eigentlich hätten selbst mittelmäßig begabte Köpfe diesen Irrsinn, diese suizidale Strategie erkennen müssen! Es wurde trotzdem gemacht, die Ergebnisse sind bekannt.
    Das gleiche gilt für die deutsche Energiewende, die letztlich genauso irreal und undurchführbar ist wie das militärische Wunschdenken 1914 und 1939. Dieses Mal geht es zum Glück nicht militärisch, sondern „nur“ wirtschaftlich bergab und möglicherweise in den Abgrund, aber wenigstens wird dieser erneute deutsche Sonderweg nicht wieder halb Europa in Trümmern legen; insofern ein echter Fortschritt!
    Für die deutsche Industrie ist die Energiewende ein Desaster, eine suizidale Energiepolitik, die nicht umsonst vor einigen Jahren vom „Wall Street Journal“ als „dümmste Energiepolitik der Welt bezeichnet wurde. KEIN EINZIGES LAND folgt dem neuen deutschen Sonderweg; kein einziges Land steigt aus Kernenergie UND Kohle und am besten auch noch Erdgas aus. Einige Länder sind von Natur aus begünstigt und können fast den gesamten benötigten Strom mit Wasserkraft herstellen, so zum Beispiel Norwegen. Allerdings ist dieses Land sehr dünn besiedelt (14 Einwohner/km²; 5,49 Millionen Einwohner; Deutschland: 236 Einwohner/km², 84,3 Millionen Einwohner. Alle anderen Industrieländer setzten auf Kohle, Öl, Gas und z. T. auch auf Kernenergie. Sonne und Wind und in einigen Ländern auch Wasserkraft werden z. T. zur Ergänzung der Stromerzeugung eingesetzt, aber kein Land plant eine ausschließlich auf „Erneuerbaren“ Energien basierende Stromerzeugung, vom restlichen Energieverbrauch einmal ganz abgesehen.
    Hoffentlich kann dieser Weg in den wirtschaftlichen und damit verbunden in den sozialen Niedergang noch gestoppt werden, bevor die deutsche Wirtschaft und der von einer gut laufenden Wirtschaft abhängige Sozialstaat irreparablen Schaden nehmen.
    Aber Wissenschaft und technischer Fortschritt werden auf jeden Fall weitergehen, vor allem in Japan, Südkorea, Taiwan, USA und China. Hier spielt doch jetzt schon die Musik bei Computer-Industrie, Hard- und Software-Entwicklung, künstlicher Intelligenz, Weltraumfahrt und Gentechnik. Auch die Staaten der arabischen Halbinsel werden noch einen rasanten Aufstieg erleben, gestützt auf die fossilen Brennstoffe Öl und Gas. Glitzerstädte wie Dubai und Abu Dhabi am persischen Golf fand ich vor 30 Jahren schon beeindruckend; es wird Zeit, dort mal wieder einen Blick hinzuwerfen. Die Entwicklung dürfte atemraubend sein.
    Leider ist es mir bei Ihnen nicht gelungen, Sie aus Ihrer selbstverschuldeten Unmündigkeit in Energie- und Wirtschaft herauszuführen. Aber jetzt fühlen Sie sich bestimmt besser, wenn es keine lästigen Kollisionen mit der Wirklichkeit mehr gibt und Sie nur noch Zustimmung von Ihren Fanboys und Fangirls erhalten!
    PS.: Was mich besonders erschüttert, ist Ihr kompletter Mangel an Empathie für die „kleinen Leute“ also die unteren 50 % der Gesellschaft oder eigentlich schon die unteren 2/3, die besonders unter den durch die deutsche Klimahysterie verursachten Kosten leiden. Und abertausende fleißige Menschen leiden oder auch unter den „Klima-Klebern“, die den Weg zur Arbeit oder von der Arbeit nach Hause über Stunden blockeren.

    • Sehr geehrter Herr Quentmeier,

      selbstverständlich schalte ich auch Ihren (mal wieder) letzten Kommentar gerne frei, damit für die Nachwelt erhalten bleibt, was für verbohrten Dualismus die leider viel zu tolerante Bundesrepublik mit Steuergeldern gefördert hat.

      Sie verbreiten nichts weiter als verzerrte Fetzen wissenschaftlicher Daten und verstecken Ihre Reaktanz und Herablassung hinter Hohn über afrikanische und chinesische Menschen, die sich angeblich zu stark vermehren und uns von jeder eigenen Verantwortung entheben würden.

      Mit der Realität hat dies – wie Sie auch aus diesem Blog wissen könnten – längst nichts mehr zu tun. Gerade auch die chinesische Bevölkerung schrumpft mangels Kindern bereits täglich – und die sinkende Nachfrage schwächt nicht nur das Wachstum, sondern löst auch eine hohe Arbeitslosigkeit unter jungen Menschen aus:

      https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/china-jugendarbeitslosigkeit-erreicht-rekordwert-a-3bb51556-4647-4d50-801c-3fea1b8149b5

      Auch Ihre Fantasien über eine erfolgreiche Kopie der europäischen Fossilbranchen entbehrt also jeder Erkenntnis. Und all dies, während die ganze Welt bereits die Folgen der von Ihnen geleugneten, maßgeblich menschengemachten Klimakatastrophe spürt.

      Anstatt dankbar für ein Leben in Demokratie, Wohlstand und öffentlichen Sold zu sein, verspotten Sie jede Bereitschaft zum Verzicht und Mitweltschutz. Sogar engagierte Medizinstudierende, von denen die meisten Ihr Lebenswerk weit übertreffen werden, verhöhnen Sie als „Kinder“.

      Sie haben sich selbst das klarste Urteil ausgestellt und eindrucksvoll gezeigt, dass es sich lohnt, zwischen dem dynamischen Erkenntnisprozess der Wissenschaften einerseits und reaktanter Verhärtung wie bei Ihnen andererseits zu unterscheiden.

      Und nun halten Sie endlich mal Ihr Wort und lassen diejenigen von uns, die ehrlich an Wissenschaft und Zukunft interessiert sind, in Ruhe. Ich nehme Sie hiermit gerne beim Wort.

      Ihnen alles Gute, vor allem viel Sonne und ggf. mal ein hörendes Herz!

  20. Sie Schmeichler, Herr Blume! Ganz offensichtlich ist es ja unmöglich Sie “überzustrapazieren”. Ich wünsche Ihnen, dass Sie Sich das- mit dieser Energie# noch lang erhalten könben!

    • Danke, @Sebastian – aber keine Sorge, um „Schmeicheln“ geht es mir nicht.

      Ich freue mich 1. wirklich über konstruktive, monistisch-dialogische Kommentare und hätte (wie auf Mastodon) gerne mehr davon.

      Und ich weiß und spüre, wie 2. anstrengend es ist, sich der auch unangenehmen Erkenntnisse der Wissenschaft zu stellen. Wissenschaftsleugner und Dualistinnen weichen der „Enge der Zeit“ in der Klima- und Wasserkrise durch den Schwenk zur Verdrängung, Reaktanz und Bosheit aus. Das ist einfacher – und falsch.

      Nehmen Sie also bitte meine Freude über jede/n ernst, die oder der den schwierigeren, schmalen Weg der Erkenntnis mitgehen. 🙂

  21. Und übrigens an den geschätzen Herrn, der sich daran ergötzt einen (angeblichen) akademischen Titel im Nick zu führen (das sind ja oft die erstaunlichen Foristen…): ich oute mich hier gern als “fanboy” von Herrn Blume. Vor allem weil er auf jeden Beitrag -sei er noch so abstrus- eingeht. Für mich -als Leser des Blogs- ist es deutlich schlimmer, wenn ständig irgendein hochgeistiger Erguss- weit über der Länge des ursprünglichen Beitrags- in den Kommentarbereich gekotzt (Entschuldigung, Frau Bas) wird. Machen Sie doch Ihr Eigenes. Das kann ich dann wenigstens meiden.

  22. @Quentmeier 15.06. 21:34

    „PS.: Was mich besonders erschüttert, ist Ihr kompletter Mangel an Empathie für die „kleinen Leute“ also die unteren 50 % der Gesellschaft oder eigentlich schon die unteren 2/3, die besonders unter den durch die deutsche Klimahysterie verursachten Kosten leiden.“

    Die EEG-Umlage war durchaus recht unsozial, aber so teuer jetzt auch wieder nicht. Inzwischen ist sie Geschichte, und der weitere Zubau von PV-Modulen und Windrädern braucht diese Umlage zunächst nicht mehr. Diese Anlagen sind inzwischen von selber konkurrenzfähig. Hier mangelt es eher an Baugenehmigungen.

    Was die Gaskrise und die explodierten Strom- und Gaspreise betrifft, die seit gut einem Jahr richtig teuer geworden sind, so gehen die hauptsächlich auf das Konto der Spannungen mit Russland. In der derzeitigen Situation reduzieren neue Windräder und PV-Anlagen die Energiekosten sogar.

    Was das derzeit geplante Heizungsgesetz betrifft, da scheint es mir tatsächlich auch etwas verfrüht zu sein, schon ab 2024 65% regenerative Heizungen vorzuschreiben. Es fehlen dafür flächendeckend noch jede Menge zusätzliche Windräder. In Norddeutschland in Küstennähe machen allerdings Wärmepumpen jetzt schon Sinn, aber jeder darf ja freiwillig welche bei sich einbauen. Eine gewisse Förderung macht hier Sinn.

    Ich denke, man sollte hier sparsamer mit Vorschriften sein. Und dafür dann lieber die bürokratischen Hindernisse beim Bau von Windrädern und PV-Anlagen reduzieren. Das bringt im Moment sehr viel mehr. Insbesondere dann auch eher sinkende Strompreise.

    • Lieber @Tobias Jeckenburger,

      als Arbeiterkind habe ich es nicht nur gelesen, sondern geradezu körperlich gespürt: Letztlich nutzte Herr Quentmeier doch nur die “kleinen Leute”, um seine eigene Reaktanz und Wissenschaftsleugnung zu rechtfertigen. Denn die tatsächlichen, schon heute eintretenden Folgen der Klima- und Wasserkrise für die realen “kleinen Leute”, etwa für Bäuerinnen, Kinder, Eltern, Migranten u.v.m. hat er ja mehrfach bestritten bzw. verhöhnt – besonders laut, wenn sie Nichtdeutsche betrafen. Es ging ihm bei der Verharmlosung und Leugnung der Klimakrise nur um “seinen” Wohlstand, nie um das tatsächliche Schicksal ärmerer Menschen.

      Herr Quentmeier hat nun versprochen, uns nicht mehr mit weiteren Kommentaren zu befassen – und ich möchte Sie ebenfalls bitten, es ihm leichter zu machen und ihn nicht weiterhin zu triggern. Es war ja bei ihm schon lange nichts Neues mehr zu lesen und ich bin eigentlich froh, wenn sich dieser Blog wieder den konstruktiveren Stimmen, dem echten Dialog also, zuwenden kann.

      Danke für Ihr Verständnis und herzliche Grüße, ein schönes Wochenende Ihnen!

  23. @Quentmeier 15.06. 21:34

    „In dem Artikel wird sehr schön erläutert, dass China dringend Wirtschaftswachstum braucht, um hunderte Millionen Chinesen aus der Armut herauszuführen und dass die Auswirkungen dieser Entwicklung gravierende Folgen für Umwelt und Klima haben können und wohl auch haben werden. Es gibt eben nichts umsonst!“

    Nicht nur China. Auch in Indien, Afrika und Südamerika wünsche ich den Menschen Wohlstand und dass sie sich selbst versorgen können. Entsprechend ist hier auch ein weiterer Energiehunger zu erwarten und eigentlich auch zu begrüßen.

    Gerade deswegen braucht es aber doch die Energiewende noch dringender. Und es wird auch angesichts der zu erwartenden Umsätze dann immer kostengünstiger, die entsprechenden Anlagen herzustellen und aufzubauen. Gleichzeitig geraten wir sowieso in eine Mangelsituation bei der Bereitstellung von fossilen Brennstoffen. Auch dieses können wir mit einer beherzten Energiewende vermeiden.

    So sehr wie ich den armen Menschen eine verlässliche und bezahlbare Stromversorgung gönne, so sehe ich aber auch eine ziemliche Verschwendung bei uns hier. Das können wir gerne mal reduzieren, meine ich. Und das würde das ganze Projekt ganz wesentlich beschleunigen können.

    Und ein vernünftiger Konsum würde auch dazu beitragen, dass viele weniger arbeiten müssen, und sich mehr Zeit für ihr eigenen Leben nehmen können.

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