Solarpunk-Hoffnung statt Cyberpunk-Verzweiflung: Geburtenrückgang, Arche-Regionen und Dear Alice

Schon 2009 konnte ich aufgrund damaliger Arbeiten zu Religion & Demografie auf “Natur des Glaubens” bloggen:

“Und die Überbevölkerung?… fällt erfreulicherweise aus.” 

Schon 2009 war der Geburtenrückgang klar erkennbar, hat sich seitdem aber immer weiter beschleunigt. Grafik aus: Natur des Glaubens 2009

Leider dauert es jedoch sehr lange, bis sich gute Nachrichten in unseren Fantasien verwurzeln – die Evolutionspsychologie hat uns schließlich mit einem Bias für Gefahren und Warnungen versehen. Der sensationell schnelle Geburtenrückgang in China wurde daher auch nur kurz vermerkt. Hans Zauner auf Mastodon wies erst kürzlich auf einen faszinierenden Artikel über den weltweiten Geburtenschwund als “Die Häresie des Abschwungs – The Heresy of Decline” hin, den ich sehr empfehlen kann.

Es gibt jedoch auch eine künstlerische und literarische Entwicklung, die ich sehr ermutigend finde.

Vom pessimistischen Cyberpunk zum optimistischen Solarpunk

Beginnend mit der Neuromancer-Trilogie von William Gibson über das Shadowrun-Rollenspiel bis zu zahlreichen Filmen und Büchern von “Bladerunner” bis “Ready Player One” oder aktuell „Cyberpunk: Edgerunners“ war und bleibe ich dabei. Wie Sie sich aber vorstellen können, stört mich dabei mehr und mehr der letztlich malthusiansche Pessimismus: Die “Helden” leben zwar selbst schon völlig individualistisch und meist kinderlos, dennoch werden überbevölkerte, verarmte und dunkle Städte präsentiert. Dabei schrumpft etwa die – die Cyberpunk-Fantasien prägende – japanische Bevölkerung schon jetzt um über zweitausend Menschen – pro Tag!

Erst langsam und vor allem über das Fediversum entfaltet sich dagegen die optimistische Variante des Solarpunk: Hier werden Zukünfte entworfen, die von Solarenergie und Kleinfamilien geprägt sind.

Ich konnte den Unterschied lange selbst kaum glauben, bis ich es mit einer “Dear Alice”-Variante auf Mastodon selbst ausprobierte. Dabei handelt es sich um eine Gattung englischsprachiger Briefe etwa von Lehrerinnen oder Müttern mit Lebensweisheiten.

Das von Hamdi Ulukaya, einem US-Amerikaner türkisch-kurdischer Herkunft gegründete Joghurt-Unternehmen Chobani wagte mit der Agentur “The Line” einen Werbeclip zu einem Dear Alice-Solarpunk-Brief einer Großmutter an ihre Enkelin. Dieses gerade einmal 80 Sekunden lange Video hat es inzwischen in Solarpunk-Kreisen zu (szenetypisch umstrittenen) Kult-Status gebracht.

DASS auch dieser Werbeclip kritisiert werden würde, war selbstverständlich zu erwarten – doch kritisiert wurde fast nur die Weiterverwendung von Einweggeschirr und die Milchviehhaltung. Kein Mensch störte sich mehr an den Hautfarben oder englischen Sprache der Protagonistinnen oder an der Tatsache, dass die Heldin eine alleinerziehende Mutter mit “nur” einem Kind zu sein scheint. Gezeigt wird aber auch kein kommunistisches Utopia, sondern eine auf Nachhaltigkeit zielende, soziale und ökologische Märktewirtschaft, in der das landwirtschaftliche Unternehmen über Generationen (hier: von Frauen) vererbt wird und die nahe Stadt beliefert, dort wiederum das Kind beschult wird. Mit einem fürsorglichen und meditierenden (Sonne tankenden?) Roboter werden sogar Spiritualität und Technologie miteinander versöhnt.

Das Ganze ist ein direkter Gegenentwurf zur sog. Petromaskulinität nach Cara New Dagget. Aktuell haben sich beispielsweise Markus Lanz und Richard David Precht in einer höhnischen Weise über die sog. „Hafermilchgeneration“ ausgelassen, die zuviel nach Sinn und Work-Life-Balance frage. Ich halte (gerade auch als 3facher Vater) solche Beschimpfungen der demografisch längst schrumpfenden, jungen Generationen für daneben. Wo junge Menschen keine Wertschätzung und Hoffnung erfahren, werden sie abwandern. Es muss eine bessere Zukunft als das Festklammern an fossiler Verbrennung, an autoritärer Männlichkeit, Massentierhaltung und Ressourcenkriegen vorstellbar werden – und um dieses Bessere ringt das entstehende Genre des Solarpunk.

Gerade “weil” ich davon ausgehe, dass die kommenden Jahre und Jahrzehnte der Klima- und Wasserkrise sehr hart und immer größere Gebiete der Erde für Menschen unbewohnbar werden, finde ich diese Metaphern & Bilder der Hoffnung außerordentlich wichtig. Denn an diesen können sich die Arche-Regionen orientieren, in denen meines Erachtens – und, ja, meiner Hoffnung – weiterhin Menschen in Vielfalt, Freiheit und Demokratie überleben können. Ich möchte meinen kleinen Beitrag dazu leisten, dass mein Heimatland Baden-Württemberg solar- und wasserfester wird.

Dankbar übersetze ich daher auch den “Dear Alice”-Brief von Chobani und wünsche allen Leserinnen und Lesern einen ebenso realistischen wie dennoch auch hoffnungsvollen Sommer!

Im oben verlinkten Video wird der beiliegend übersetzte Dear Alice-Brief verlesen. Screenshot: Michael Blume

Der Brief in Englisch und dann in deutscher Übersetzung:

“Dear Alice,

So this place is yours now. It’s a handful, but nothing worth doing is easy. The land is more than just dirt. If you look after it, it will feed you forever.

You are a smart one, I know you will be okay come rain or shine. And remember, a business is only as good as its people, so treat them well.

Our job is to plant seeds so that our grandkids get to enjoy the fruit.

So eat well, Alice, and keep planting those seeds. Because how we eat today feeds tomorrow. 

Love, Grandma -“ 

In Deutsch:

“Liebe Alice,

nun ist dieser Ort Deiner. Es ist eine Menge Handarbeit, aber nichts Tuenswertes ist einfach. Das Land ist mehr als nur Dreck. Wenn Du nach ihm schaust, wird es Dich für immer ernähren.

Du bist eine Smarte und ich weiß, dass Du okay sein wirst, ob Regen fällt oder Sonne scheint. Und erinnere Dich daran, ein Unternehmen ist nur so gut wie seine Leute, also behandele sie gut.

Unser Job ist es, Samen zu pflanzen, so dass unsere Enkel die Frucht genießen können.

Also iss gut, Alice, und pflanze weiterhin diese Samen. Denn wie wir heute essen ernährt das Morgen.

In Liebe, Oma -“

Habt alle eine gute Zeit – gerne mit etwas Solarpunk! Auf Twitter “faste” ich bis September, doch dieser Blog läuft weiter und auf Mastodon gibt es weiterhin das morgendliche Tässle Kaffee.

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

16 Kommentare

  1. So ist es. Wir haben es versaut. Aber eine Milliarde könnte tatsächlich im Paradies leben.
    Machen wir es wieder gut.

  2. Ein Dixie-Klo mit zwei Leuten drin ist überbevölkert, eine Stadt mit zehn Milliarden Menschen, die alle mit Platz, Essen, Ärzten usw. wohl versorgt sind, ist es nicht. Wir reden von relativen Größen: Dass die Erde, nach unserer Art zu wirtschaften, nach unserer Technologie, überbevölkert ist, ist klar. Unklar ist, wie viele Menschen sie tragen könnte, wenn wir anders wirtschaften, die Ressourcen und Technologien besser nützen würden. Leute zu opfern, damit ich weiter prassen kann, damit ich nicht dazu lernen muss, ist Kannibalismus. Und wenn Sie ein auf ewiges Wachstum angelegtes Wirtschaftssystem haben, das Kannibalismus als Upgrade betrachtet, ist fraglich, ob es auch bei dessen Wachstum Maß halten kann.

    Der erste Roboter hieß Sklave. Die gravierenden ethischen Defizite des Produkts stehen wohl außer Frage, doch abgesehen davon, ist ein auf Maschinenarbeit basierendes Utopia ein alter Hut, der schon oft, mehr schlecht als recht, genäht wurde – unser westlicher Versuch geht gerade an einer Maschinenrebellion zugrunde, aus dem Roboter kriecht die Erbsünde der Menschlichkeit heraus, sein eigenes Wohl interessiert ihn mehr als das Wohl seiner Schöpfer und Parasiten.

    Der Geburtenrückgang hat mit den Mechanismen zu tun, die die Natur installiert hat, um die Parasitenzahl so zu begrenzen, dass die Sklaven sie, sich selbst und den Staat durchfüttern können. Dass man ungebildet und arm sein muss, um viele Kinder zu haben, hat durchaus seine Gründe, die selbst vor der Ära des Kondoms zutage traten: Eliten sind unermesslich gierig und unermesslich verschwenderisch, es braucht viele Epsilons, um einen Alpha durchzubringen, es braucht viel mehr zu Maschinen reduzierte Verbrauchsmenschen, als freie Menschen, die ihr Potenzial zu verwirklichen suchen. Und es braucht viele Alphas, um einen hervorzubringen, der irgendwas Sinnvolles zustande bringt – der seine viele Freizeit und sein vieles Geld in Upgrades für die Zivilisation steckt, Forschung, verbesserte Verwaltung, Infrastruktur, statt bloß alles für Lotterleben zu verprassen. Potenzial fürs Lotterleben ist halt weitaus häufiger, der Mensch ist auch nur ein Roboter der Evolution, ein Sklave eines Programms namens Wille.

    Was wir gerade sehen, ist, dass die alte Technologie von einer neuen verdrängt wird, und die veralteten Deltas und Epsilons einfach verschrottet werden. Wenn’s durch Verhütung geschieht, gibt’s zwar Probleme durch Ungleichgewicht zwischen den Generationen, den Alten fehlt die Jugend, um ihre Eigenschaften so zu vervollständigen, dass sie Tugenden sind, wir bekommen die üblichen Inflationserscheinungen – zu viel des Guten ist schlecht, Sie bekommen Herr der Fliegen als Negativ, das Alter braucht die Weisheit der Jugend, das Gegengewicht, um Eskalation zu verhindern. Doch wenn man die Stellschrauben richtig setzt, wird sich ein neues Gleichgewicht einpendeln, da gilt’s nur die Übergangsphase zu überstehen. An der Lümmeltüten-Front ist Bevölkerungsreduktion supi, keine Bedenken, Daumen hoch.

    Doch es geschieht auch durch Massenmord. Wir schauen bei den Flüchtlingen weg, wie bei den Juden unter den Nazis – sachlich gibt’s Unterschiede, doch nicht in der Mentalität, der Art, wie wir auf das profitable Grauen reagieren. Überall eskalieren Kriege, wir bewaffnen uns bis auf die Zähne, die Ethik verliert ihre Machtbasis, und jeder Straßenräuber, für den wir uns bis jetzt zu fein waren, wittert seine Chance zum Aufstieg, je mehr wir auf sein Niveau herabsinken. Ethik ist Soft Power, wir haben sie verraten und verkauft, das hat Russland geweckt, China, Faschisten, all diejenigen, die nur Hard Power kennen.

    Prinz Prosperos Schloss auf dem höchsten Gipfel des sinkenden Atlantis wird abgedichtet, um zur Arche zu werden. Die niederen Stockwerke werden abgeschnitten, die Unterdecks auf der Titanic müssen ertrinken, damit die erste Klasse überlebt. Selbst bei den Nazis gab es diese paradoxe, doch für profitables Grauen typische Mischung aus Sadismus und Mitleid wie bei der Kreuzigung Jesu, raffinierte, freudige Grausamkeit und die Versuche, es den Opfern möglichst leicht zu machen. Wenigstens waren sie ehrlich und stellten sich dem, was sie taten. Wir verschließen die Augen und freuen uns einfach, dass die Schreie der Verdammten unter unserem Tanzparkett nach und nach verstummen. Hauptsache, sich die Hände nicht schmutzig machen. Sollen die Aufseher die Häftlinge hinrichten, dafür verachten wir die Aufseher. Wir sind die Arier, die Edlen, die Paria-Untermenschen sollen es unter sich ausmachen, uns ist nur unsere bequem definierte, auf Selbstgefälligkeit optimierte moralische Überlegenheit wichtig.

    Und als des Teufels Advokat fragt man sich, ob es nicht besser für alle wäre, jedem Menschen auf der Welt eine Morphium-Zyankali-Kapsel zur Verfügung zu stellen. Am besten im Doppelpaket mit dem Kondom. Dann kann er selbst entscheiden, wie schnell und schmerzlos es für ihn gehen soll, je nachdem, wie sich seine persönliche Lebenstragödie entwickelt. Die Antwort ist natürlich – ja. Aber nicht mal zu so viel Ethik sind wir fähig. Heuchelei über alles, solange jemand anders den Preis zahlt. Wozu hat man denn Roboter?

    Was ist mit denen, die nicht in die Archen können? Bleibt ihnen wirklich nur die Zombie-Apokalypse, Putins Panzer, die Bomben der Islamisten, die Endlösung im Fleischwolf der Flammenwerfer von den Zinnen der Bastille, wenn sie die Tore des Paradieses stürmen? Haben sie nicht das Recht, die Arche zu versenken, wenn kein Platz mehr für sie darin ist, um sich wenigstens aus den Trümmern Flößer zu bauen?

    Am Ende wartet das grüne Hightech-Utopia. Doch wie tief musst du fallen, um ins Wunderland zu kommen, dear Alice?

    • Ein guter Text, auch wenn er am altbekannten Fakt der Vielfalt und Entwicklungsfähigkeit des Menschen krankt.
      Auch Soldaten haben ein Gewissen und viele werfen im Angesichts des Grauens die Waffen weg. Die größten Ausbeuter in der Jugend entdecken im Alter ihr schlechtes Gewissen und stecken ihr Vermögen in Stiftungen welche zumeist anonym viel Gutes in der Welt tun. Das Leben ist voller Oszillationen. Bei all dem Geschrei um die Folgen von Klima- und demografischen Wandel wird gerne vergessen, dass die Welt am Beginn einer Eiszeit steht und bereits heute nicht mehr in Altenheime und Krankenhäuser investiert wird, weil Sterbetafeln eine deutliche Sprache gegen die Armortisierungszeiträume sprechen. Schon bald können sich diejenigen, welche noch arbeiten können, sich ihre Jobs aussuchen, günstig in freigewordenen Immobilien wohnen, auf leerer werdenden Straßen wieder Strom oder Gas geben und eine neuentdecktes Gefühl zwischen virtueller Nähe und reeler Distanz erleben. Weltweit erleben Volkswirtschaften die Folgen von überalterten Gesellschaften. Es wird ein globales Zusammenraffen geben, wie schon so oft in der Vergangenheit. Und auch der demütigste Solarpunker wird nicht umhin kommen, auch in Zukunft durch die Wahl und Möglichkeit seines Konsums seinen Status auszudrücken. Seit der Bibel wissen wir, dass Erb- und Todsünden einfach nicht auszurotten sind. Vielmehr halten sie die Oszillation des Lebens am selbigen.

  3. Optimismus ist so wichtig. Ich habe mir das Video schon ein paar Mal angesehen. Und was die “Hafermilch” betrifft, so bin ich schon seit einiger Zeit darauf umgestiegen und verwende Milch seltener. Ich zähle – demnächst im Seniorenalter – nicht mehr zur jüngeren Generation.

    • Vielen Dank, @Marie H. Es freut mich, dass wir beide also zur „Hafermilchgeneration“ zählen – auch weil wir eine bessere Zukunft anstreben. Danke für Ihren Kommentar! 😊🙏🌱

  4. Mich würde interessieren, wie sich eine 0 Fleisch/Milch Strategie auf das derzeit von der Landwirtschaft bewirtschaftete Grünland auswirken würde.

    Die Tierwelt (Kühe, Schweine, Hühner,…) würde praktisch verschwinden, weil kein Bauer Tiere durchfüttern würde, die er nicht mehr vermarkten kann.

    Bedeutet, das Grünland bleibt „sich selbst überlassen“, bildet sich zu einem „Urwald“ zurück. Pflanzen und Äste vermodern oder verbrennen allenfalls und erzeugen Treibhausgase. Wenn man Pech hat, weitaus mehr als bei einer vernünftigen Bewirtschaftung.

    Was mir auch auffällt: Im Süden, wo kaum Windräder stehen, regnet es sehr stark, auch weil die wärmere Luft mehr Wasser aufnimmt. Andererseits, im Norden (z.B. Brandenburg, MV,) wo viele Windräder stehen, besteht „Wassermangel“ obwohl die Ostsee nahe ist?

    An sich ist völlig klar, dass D (eigentlich ganz Europa) künftig noch weitaus mehr als bisher, auf Höchsttechnologie, Recycling und erneuerbare Energie angewiesen sein wird. Ganz einfach deswegen, weil Russland/China als Reaktion auf die Sanktionen, ein wirksames internationales Rohstoffkartell installieren werden, dem „Interessenten“ (mit Rohstoffen) durchaus gerne und freiwillig beitreten werden.

    In Afrika geht es ums „Eingemachte“, Niger ist nur der Anfang und es droht ein Weltkrieg.

    Heiße Wüstengebiete könnten sich in Kooperation mit Küstengebieten ideal zur Wasserstoffgewinnung für die ganze Welt eignen, womöglich gleichzeitig Hitze „loswerden“….

    • Lieber @Realo,

      es ist eine ebenso verständliche wie kurzsichtige Strategie des #Dualismus, Andersdenkenden absurde Aussagen unterzuschieben, um ihren Hinweisen auf die Realität auszuweichen.

      So spreche ich mich ausdrücklich nur gegen industrielle Massentierhaltung aus und habe kein Problem etwa mit Haustieren, mit artgerechter Weidehaltung, mit bestandsgemäßer Jagd. Ich esse kein Fleisch und meide Tiermilch, weil wir als Menschheit viel zuviel davon konsumieren. Absolute Verbote strebe ich nicht an.

      Ja, ich gebe zu, dass es etwas schwerer ist, differenziert zwischen Allem oder Nichts zu denken. Aber ich darf Ihnen freundlich-ermutigend zurufen: Es lohnt sich!

      Ihren Ausführungen zu Erneuerbaren Energien und Recycling stimme ich dagegen sehr zu. Wenn wir uns in die Abhängigkeit von autoritären Regimen begeben, so zahlen wir dafür nicht nur finanziell, sondern auch politisch und sogar militärisch. Ein kluger Wandel hin zu mehr Lebensqualität bei geringerem Ressourcenverbrauch ist daher nicht nur möglich, sondern auch klug – für uns als Menschen, für unsere Mitwelt und Heimat.

  5. @ Michael Blume 05.08.2023, 12:25 Uhr

    Industrielle Massentierhaltung ist der Preis der „Gleichheit“ wie es viele Menschen, besonders die Linken verstehen. Jeder kann das Gleiche Fressen und Sch…..

    Es gibt noch das Problem der Obdachlosigkeit. Aber die dürfte durch den Zuzug weitgehend, in unserem Sinn mittelloser Menschen, verursacht werden. Zu einer Wohnung kommt man praktisch nur, wenn man jahrelang spart und die ganze Familie zusammen hilft. Dazu gibt es Kredite wenn man Arbeit hat.

    Ein Verwandter von mir wurde nach dem Krieg Dachdecker, es gab extrem viel zu tun. Aber ca. 1952 war es aus mit der Arbeit. Er hat sich in Einwanderungsländern (USA, Canada, Australien,…) beworben. Die Australier gaben ihm eine Chance und haben ihn, noch in D, auf die Eingliederung gut vorbereitet. Er hat die Sprache gelernt und sich auf das neue Leben gut vorbereitet ehe er den neuen Job in Australien antrat, der ihm von der Botschaft vermittelt wurde. Er wurde sehr schnell erfolgreich und hat nichts bereut…

    Vor einigen Jahren habe ich mitbekommen, wie ein „halber Nazi“ der wegen einer Scheidung und einem Kind mit der neuen Freundin dringend eine Wohnung gebraucht hätte, bei der Wohnungsvergabe „abgeblitzt“ ist und die Wohnung bekam ein zugewanderter Moslem der kein Wort Deutsch sprach, keinen Job aber mehrere Kinder hatte und mehr an Unterstützung bekam als der „Inländer“ der voll gearbeitet hat. Sie werden sich vorstellen, wie der „getobt“ hat….

    Würden die Regierenden das System umstellen, so dass begehrte Nahrungsmittel für die Masse unerschwinglich würden, käme es entweder zu Unruhen, oder die Afd käme endgültig ans Ruder…

    Ich differenziere eben für mich so, dass ich mich mit traditioneller „Mischkost“ ernähre und auf 0 Fleisch verzichte….

    Es ist mit völlig egal was jemand anderer isst, es geht mich einfach nichts an.

    • Das Argument verstehe ich nicht, @Realo. Mit jedem Kilo Fleisch aus industrieller Massentierhaltung statt Fruchtfleisch vergeuden Sie Unmengen Wasser, Energie, Flächen, Arbeitskraft, Antibiotika, verursachen Treibhausgase, Gülle usw. Inwiefern soll dieser Fleischkonsum denn der „Gleichheit“ dienen? Er macht wenige reich, viele ärmer und verursacht erhebliche, externalisierte Kosten.

      Oder meinen Sie eigentlich, diejenigen von uns wären weniger Menschen, wenn wir diese Verschwendung knapper Ressourcen sowie Gifte und Leid reduzieren, stattdessen mit Pflanzenkost bewusster, gesünder und Mitwelt-schonender „Fressen und Sch…“?

      Im Rest Ihres Kommentars betonen Sie nochmal – als angeblicher Ex-Linker – Ihre Sympathien für Faschismus und gegen Muslime. Falls Sie uns mitteilen wollten, dass auch Sie noch so ein verbitterter, autoritärer und rassistischer Putinknecht werden wollen – das haben wir Mitlesenden längst verstanden. Feindseliger Dualismus unter älteren Herren gerade auch im Internet ist ja nun wirklich nicht mehr originell… 🤷‍♂️

  6. @Paul S. 04.08. 11:31

    „Haben sie nicht das Recht, die Arche zu versenken, wenn kein Platz mehr für sie darin ist, um sich wenigstens aus den Trümmern Flößer zu bauen?“

    Wenn wir hier nur 200 Millionen Archebewohner haben, und das auf der Welt auch noch verteilt, und der Rest versinkt in Autokratenelend, folgender Armut und Klimakatastrophe, dann erscheint mir das tatsächlich kaum funktionieren zu können. Wir müssen hier wohl noch ein paar Menschen mehr mitnehmen.

    „Am Ende wartet das grüne Hightech-Utopia. Doch wie tief musst du fallen, um ins Wunderland zu kommen, dear Alice?“

    Haben wir nicht schon genug gelernt? Umsatz ist nicht alles, Qualität ist gefragt. Wir können den überflüssigen Wohlstandsquatsch, der eigentlich ein ziemlich verzichtbares Wettrennen ist, auch sein lassen. Und uns aufs Vernünftige beschränken und die frei gewordenen Mittel an Geld, Arbeitskraft und Rohstoffen in die Energiewende investieren. Und das weltweit, soweit die Mittel reichen.

    @Michael 05.08. 12:25

    „Wenn wir uns in die Abhängigkeit von autoritären Regimen begeben, so zahlen wir dafür nicht nur finanziell, sondern auch politisch und sogar militärisch. Ein kluger Wandel hin zu mehr Lebensqualität bei geringerem Ressourcenverbrauch ist daher nicht nur möglich, sondern auch klug – für uns als Menschen, für unsere Mitwelt und Heimat.“

    Wir haben so auch die Mittel, vernünftige politische Verhältnisse anderswo mit einer wirklich wirksamen Wirtschaftshilfe zu fördern. So ließe sich der Vormarsch der Autokraten bremsen, und zugleich die Energiewende in den unterstützten Ländern auch voranbringen. Wirksamer Klimaschutz kennt sowieso keine Grenzen, hier zählt nur das globale Gesamtergebnis.

    Wenn wir hier China motivieren, dasselbe zu machen, und den Export ihrer Überwachungstechnik auch mit Technik für die Energiewende zu kombinieren, so kommt dann am Ende die Sache wirklich in Gang. Über mögliche Freiheiten für die Menschen kann man sich dann immer noch unterhalten.

    Es sieht mir nicht danach aus, dass wir jetzt umgehend den 3. Weltkrieg brauchen, um alle Autokraten dieser Welt zu vernichten. Mehr Distanz könnte m.E. genügen. Und gleichzeitig mehr Vernunft, bei den Autokraten wie bei uns selbst.

    • Nun, @Tobias Jeckenburger – umso stärker wir Europäer von Rohstofflieferungen aus anderen Kontinenten abhängig sind, umso weniger achtet man uns und umso mehr Kriege werden geführt. Das war ja das Ergebnis von „Öl- und Glaubenskriege“ auf Basis der Ressourcenfluch- und Rentierstaatstheorie. Wer mehr Frieden will, darf gerne zu Einsparungen, Recycling und Energiewende – in Summe: zu Energiedemokratie – beitragen. Sie selbst tun dies ja auch m.E. bereits.

  7. @ Michael Blume 05.08.2023, 16:39 Uhr

    Mit ähnlichen Argumenten die sie in Ihrem Text vorgetragen haben, wurden ehemals die „Armen“ „abgespeist“, ihnen erklärt, warum sie „arm bleiben“ müssten, beim Essen und Wohnen schlechter dran sind als die „Reichen“. Es ist nun einmal so und das wäre auch „Gott gewollt“.

    Vegetarier gab es auch schon, aber ich möchte es Ihnen ersparen zu berichten, was man von denen gehalten hat….

    Vermutlich weil ich sehr neugierig war und meine Eltern leicht aus Bildungsgründen privilegiert waren, haben mir viele ihr „Leid geklagt“, bzw. habe ich deren Denke „aufgeschnappt“.

    Die Klassenunterschiede gab es einfach, die waren nicht zu übersehen. Die meisten beklagten die Ungleichheit besonders beim Essen. Diese „Ungleichheit“ wurde behoben, die Folge sind nun einmal die „Tierfabriken“…..

    Viele Menschen waren extrem „geladen“ gegen die Nazis, weil sie im Krieg um ihre Wohnungen, Gesundheit bzw. Gliedmaßen gebracht wurden. Es gab ungewöhnlich viele Kriegskrüppel.

    Meine Mutter hat mir das Nazi Problem (Hitlers Größenwahn) an Hand des damals üblichen Liedgut erklärt. Z. B. „Heute gehört uns Deutschland und morgen die ganze Welt“. Ich fand deswegen bereits als Kind (nach dem Krieg) Hitlers Idee, die ganze Welt erobern zu wollen, prinzipiell als völlig verrückt.

    Aber immerhin, es gab auch einen (nach dem Krieg noch immer) fanatischen Nazi, der trotz seines „Holz Fuß“ am liebsten sofort wieder gegen Russland eingerückt wäre.

    Ich weiß wohin der Faschismus geführt hat, zum Krieg und ich habe keine Sympathie dafür. Ich bin auch gegen alle, die mit dem „Feuer“ spielen. Ich finde es genau so verrückt, die Russen von ihrem seit fast ewig genutzten Schwarzmeerzugang „vertreiben“ zu wollen, mit welchen Methoden auch immer.

    Ich bewundere Moslems, weil sie z.B. in Saudiarabien mit der Hitze und dem Wassermangel so gut zurecht kommen. Verstehe auch, dass sie deswegen eine recht „strikte Ideologie“ vertreten müssen.

    Aber dass sie z.B. das Fiasko vom „Nine eleven“ angerichtet haben und Millionen Moslems haben sich am Elend der Amis „ergötzt“, das kann ich jedenfalls nicht gut finden.

  8. @Realo 05.08. 19:52

    „Die Klassenunterschiede gab es einfach, die waren nicht zu übersehen. Die meisten beklagten die Ungleichheit besonders beim Essen. Diese „Ungleichheit“ wurde behoben, die Folge sind nun einmal die „Tierfabriken“…..“

    Nicht ganz. Fleisch wurde vor allem deswegen für alle erschwinglich, weil die landwirtschaftliche Primärproduktion pro Hektar massiv gesteigert werden konnte.

    Im wesentlichen bliebe dieses auch bei einer artgerechten Tierhaltung erhalten. Höheren Kosten stände dann aber auch eine Steigerung der Qualität gegenüber. Allein daraus ergibt sich schon ein gewisses Potential, mit weniger Fleisch hinzukommen.

    Für wirklich arme Leute wäre es dennoch ein Problem. Harz4 und Grundsicherung werden aber auch nach Warenkorb berechnet, wenn Fleisch teurer wird, dann werden die Sätze hier fast automatisch auch entsprechend angepasst werden. Das müsste man dann aber auch mit mehr Mindestlohn begleiten, was wiederum in der Praxis etwas schwierig werden kann.

    Es gibt eine Menge von Beschäftigungsverhältnissen, die den Mindestlohn umgehen, und einfach weniger Arbeitsstunden bezahlen, als tatsächlich geleistet werden müssen. Die Marktpreise im Niedriglohnsektor bildet zunächst mal der Markt, es gelingt oft nicht, Mindestlöhne auch durchzusetzen.

    Für die Menschen, die davon betroffen sind, wären es entsprechend prekär, wenn wir deutlich höhere Preise für Fleisch hätten.

    Wenn jetzt aber sehr viele Menschen weniger Fleisch essen, dann sinkt der Bedarf an Futtermitteln, und damit auch die Preise dafür. Und die Preise für die rein pflanzlichen Produkte gleich mit. Das könnte am Ende die Kostensteigerung von artgerechter Haltung zumindest zum Teil wieder ausgleichen können.

  9. Ich finde die Idee von Solar Punk wirklich interessant und kann Hoffnung in eine Welt bringen, die zunehmend in eine Cyberpunk-Atmosphäre der Entfremdung versunken zu sein scheint. Das ist eine wirklich tolle Geschichte. Ich mag den Schreibstil und der Autor ist wirklich talentiert. Ich habe solche Menschen kennengelernt, als ich bei einem hausarbeit ghostwriting Online-Dienst um Hilfe gebeten habe, und war von den Ergebnissen der Arbeit beeindruckt. Wenn Sie also Probleme beim Verfassen einer wissenschaftlichen Arbeit haben, rate ich Ihnen, sich Hilfe zu suchen.

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