Dank für eine evangelische Kachel der Hoffnung & Frohe Weihnachten!

In der bisher wichtigsten Rede meines Lebens – am 9.11.2023 im Landtag von Baden-Württemberg – habe ich mich festgelegt und sagte:

“Auch der schönste Begriff der deutschen Sprache „Bildung“, entstammt direkt der Thora, dem 1. Buch Mose, in dem es heißt, der Mensch – jeder Mensch! – sei „im Bilde Gottes geschaffen.“ [1. Mose 1, 27]

Für den Jahreswechsel habe ich mich bereits mit reichlich Lesestoff zu Maimonides, Meister Eckhart und Bildungsgeschichte eingedeckt, um – so Gott erlaubt – diesen Spuren in 2024 weiter folgen zu können.

Die Zuschreibung “schön” habe ich bewusst gewählt, weil sie gleichermaßen auf ästhetische, religiöse und spirituelle Erfahrungen verweist und damit kenntlich macht, dass es hier nicht um eine objektive, sondern um eine (inter-)subjektive Ein-schätz-ung geht. Hier gibt es m.E. interdisziplinär noch sehr viel entdecken!

Mein persönlicher Mit-Favorit zu “Bildung” wäre übrigens das wenig bekannte “Dennoch” gewesen. Schon in meiner Rede in der Synagoge Freiburg am 8.11.2020 und in meinem Anthropodizee-Vortrag zu Karl Popper aus 2021 hatte ich die These vertreten, dass dieser Begriff die Gemeinsamkeit aller sinn- und gemeinschaftsstiftenden Religionen und Weltanschauungen umfasse, ja bilde. Denn laut Duden wurde “Dennoch” abgeleitet aus:

mittelhochdeutsch dennoch, dannoch, althochdeutsch danna noh = ferner, außerdem

Damit verweist es bejahend (monistisch) und besser als das dualistische “Trotzdem” und das relativistische “Ungeachtet” auf das Abringen eines Sinnes aus einem empirisch sinnlosen Universum mit begrenzter Lebenszeit (“Enge der Zeit“).

Auch Nils Husmann im Chrismon-Magazin erfasste mein Anliegen und schrieb zu meiner auch wissenschaftlichen Arbeit: “Jetzt erst recht!”

Der insgesamt lobende Artikel enthält dabei auch die ebenso schöne wie treffende Kritik:

“Einen Kritikpunkt habe ich: Michael Blume produziert zu viele Gedanken in zu kurzer Zeit, als dass ich alles lesen könnte.”

Dennoch 😉 habe ich zum Spoken Arts Festival Stuttgart erstmals eine Definition des Blogtitels hier gewagt:

“Die Natur des Glaubens stiftet die Bedeutung, über die wir reden und die wir als Sinn zum Weiter-, Gemeinschafts- und Familienleben brauchen. Alle lebensbejahenden Religionen, Philosophien und Bewegungen der Menschheit bauen auf Worten auf, mit denen wir der Enge unserer Lebenszeit dennoch einen Sinn abringen.”

Und entsprechend habe ich mich gefreut, dass “meine” evangelische Landeskirche in Württemberg mein Haupt-Anliegen spürte und aus meinem (je gesprochenen & geschriebenen) Grußwort zur evangelischen Landessynode eine Dennoch-“Kachel der Hoffnung” schmiedete.

Auszug aus dem gesprochenen Grußwort von Dr. Michael Blume zur Evangelischen Landessynode Württemberg am 01. Dezember 2023. Das Zitat ist im Blogtext wiedergegeben, das ausführlichere, schriftliche Redeskript findet sich hinter dem Link.

Instagram-Kachel-Meme der Hoffnung der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, mfg: ElkWue

Das in der Kachel wiedergegebene Zitat – eine spontan gesprochene Zusammenfassung von “Dennoch” – lautet:

“Der Antisemitismus ist eine Ideologie, ein Dualismus der Hoffnungslosigkeit.

Antisemiten glauben, dass die Zeit gegen sie arbeitet, dass wir auf eine Apokalypse zugehen und dass sie sich verteidigen müssen.

Alle alphabetisierten Religionen sagen jedoch, am Ende wird alles gut: Und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende.

Das ist eine verwegene Hoffnung, die uns gerade in diesen Tagen vielleicht schwerfällt. Ich glaube aber, dass wir diese Hoffnung brauchen, dass wir ohne diese Hoffnung gegen Antisemitismus und Verschwörungsmythen keine Chance haben.”

Ich hoffe, an den letzten beiden Sätzen wird gleichzeitig deutlich, dass meine Hoffnung längst keine blinde Naivität mehr ist. So habe ich nach dem beglückenden SpieltheorieDialog mit Prof. Dr. Inan Ince auch begonnen, über den Abgrund des Ultimatum-Spiels zu sprechen, so im Hossa Talk 226 zu “Israel, Gaza und Antisemitismus”.

Zitatkachel von Dr. Michael Blume aus der Hossa Talk Folge 226 mit Jay und Marco. Das gesamte Zitat ist im Blogpost wiedergegeben, Link führt zur Podcast-Folge.

Zitatkachel von Jay & Marco zu einer Aussage von mir zum Ultimatum-Spiel in Folge 226. MfG: Hossa Talk

Das gesamte Zitat, in dem ich bewusst zwischen den Perspektiven von Selbst, Du und System gewechselt bin, lautet:

“Wenn ich das Gefühl habe, ein System bietet mir nicht mehr das, was es mir versprochen hat, z.B. ein jährliches Wirtschaftswachstum oder eine bessere Zukunft für die Kinder, dann hast Du Menschen, die spielen nicht mehr mit. Sie wollen auch das System zerstören und wählen auch gegen ihre eigenen Interessen z.B. rechtspopulistische Parteien, weil sie das aktuelle System nicht mehr wollen und auch entgegen offensichtlichen Argumenten denken, dass es danach schon irgendwie besser werden wird.”

Damit möchte ich nun also zu Chanukka, Advent und und dem Nahen von Weihnachten allen, die ihn begehen, einen gesegneten, hoffnungsvollen Advent wünschen! Falls Sie ein wenig Zeit erübrigen und eine interessante Person der Geschichte kennenlernen wollen, empfehle ich Antoinette Brown Blackwell. Ich habe mir auch für mich und meine Mitwelt vorgenommen, bis ins Neue Jahr deutlich weniger Online-Zeit zu verbringen, mehr Zuzuhören, zu Spielen und zu Lesen.

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

35 Kommentare

  1. “Auch der schönste Begriff der deutschen Sprache „Bildung“, entstammt direkt der Thora, dem 1. Buch Mose, in dem es heißt, der Mensch – jeder Mensch! – sei „im Bilde Gottes geschaffen.“ [1. Mose 1, 27]

    Doch da Gott die Vernunft des Geistes ist (Johannes 4,24), und Menschen für die Wahrheit als Ebenbild anfangs nur die Vernunftbegabung haben (Jesaja 55,8-11), sollten die Gedanken von Menschen zu einem fusionierten Bewusstsein (geistig-heilendes Selbst- und Massenbewusstsein) als ganzheitlich-ebenbildliches Wesen gestaltet werden (Matthäus 21,18-22), damit das schönste Wort Freiheit, auch im Freien Willen, das Gemeinschaftseigentum “wie im Himmel all so auf Erden” gottgefällig / wirklich-wahrhaftig und zweifelsfrei-eindeutig vernünftig als ebensolches Verantwortungsbewusstsein darstellen.

    Doch da Begreifen die konfusionierende Bildung für die zeitgeistlich-reformistische Hierarchie in materialistischer “Absicherung” und Schuld- und Sündenbocksuche …!? 👋😇

  2. Puuhhh…@Blume:’so Gott erlaubt’…

    Inwiefern wollen Sie sich da noch von islamofaschistischen Glaubensgrundsätzen absetzen?

    Rechtfertigung und Erlaubnis ist das zentrale Thema der Aufklärung und Wissenschaft, der Sie sich verschrieben haben.

    Boah…

    • Klar, @Mussi – ich hätte auch inshallah schreiben können! ☺️ Oder gehören Sie jetzt auch schon zu denen, die Islam mit Islamismus gleichsetzen? Ihre Assoziationsketten gehen schon recht weit… 🤔

      Wissenschaft ist nicht antireligiös, sondern methodisch agnostisch. Und wenn ich über zukünftige Pläne berichte, schadet die Erinnerung nicht, dass niemand von uns die Zeit kontrolliert. Nicht einmal Sie! 😳

      Ich glaube fast, ich sollte das öfter machen, schon um Reflektionen auszulösen. 🤭

      Ihnen frohe Weihnachten oder auch einfach arbeitsfreie Tage, vor allem aber weniger Angst! 🙏🎄🖖

  3. Ja, mit Protestwählern fängt es an. Mit Trump haben die Leute bloß eine Bombe ins Weiße Haus geworfen. Aber die Zombie Kings evolvieren, am Ende kriegen Sie höllische Kompetenz, wie bei Hitler und Stalin. Unter ihnen herrscht nämlich knallharter Wettbewerb, die Unfähigen verlieren gegen die Fähigen.

    Bereits an Putin sehen Sie, wie schnell aus Spiel bitterer Ernst werden kann. Der Typ ist ein naiver Gangsta-Boy, der in den Kreml hereingestolpert ist und sich die Zarenkrone aufgesetzt hat, was keinen gestört hat, weil alle anderen auch bloß zum Klauen da waren, ein, zwei Sachen richtig gemacht hat, sich mit der Ukraine aber in eine Situation hineinmanövriert hat, in dem er nichts zu melden hat – über den Ausgang des Krieges entscheidet der Westen und der Westen allein, Russland ist Washington und den Europäern hilflos ausgeliefert (ich meine die Nationalstaaten, Orbans Schutzgeldeintreiber in Brüssel sollten Sie das Klo runterspülen und die EU von Grund auf neu aufziehen). Sieht nicht gerade so aus, oder? Es ist die Schwäche und Korruption der Demokratie allein, die die reelle Chance schafft, dass Russland in gar nicht allzu ferner Zukunft ganz Europa unterwerfen wird.

    Putin hat kein Bisschen Macht. Nicht das geringste Fitzelchen. Bis auf unsere Schwäche. Das reicht, um uns zu besiegen.

    Es ist das Märchen von der kreischenden Ratte, die den feigen Elefanten hetzt. Am Ende wird der Elefant gefressen. Sie können verschiedene Versionen des Märchens quer durch die Geschichtsbücher lesen.

    Schuld ist, wo die Macht ist. Im Moment haben wir ein paar Leute, die böse sind und sehr, sehr viele Leute, die gar nichts sind, außer Futter – Macht, die allein aus Kalorien besteht, die sich jeder aneignen kann, der gerade Bock darauf hat, um damit Gutes oder Böses zu tun. Nur leider sind die Bösen die besten der Guten, die die Menschheit derzeit zu bieten hat.

    Weder Orban noch Putin haben die EU erschaffen. Die EU hat die EU erschaffen, und damit auch Orban und Putin, denn sie ist ein Produkt naiver, verwöhnter, versnobter, reicher Kinder, damit scheiße und mästet ihre Henker, ohne sich wehren zu können, weil alle darin ein System wollten, das mit Schmiergeldern und Schmiergeldern allein funktioniert, weil jeder bloß abkassieren wollte, ohne die geringste Verantwortung zu übernehmen oder Konsequenzen zu riskieren. Es gibt so was wie die Geißel Gottes – irgendwo ist immer ein Teufel, der das System herausfordert, um es auf Trab zu halten. Und wenn das System krank und schwach wird, frisst er es auf.

    Blödheit wird bestraft, Schläue belohnt. Wenn Sie auf Bildung stehen, wollen Sie echt die Lehrer abschaffen? Oder lernen Sie lieber von Ihnen? Das Böse ist gut, verflucht gut in dem, was es tut, von Natur aus ist es schneller, effizienter, einfacher als das Gute. Es ist der Wolf, Sie sind die Kuh. Doch im Gegensatz zu Menschen sind Kühe keine blöden Rindviecher, haben Hörner, eine funktionierende Verteidigung, Wirtschaft und Regierung, und eine Gesellschaftsordnung, die alle schützt und durchfüttert. Sie haben sich eben nie einbilden können, sie wären ihren Sparringspartnern entkommen.

    Was Wortautopsien und Verbalarisierung angeht – klingt nach der EU, die ganz doll detaillierte Listen erstellt, wenn sie ihre Ohnmacht kaschieren will, dieser Manette-Typ aus „Eine Geschichte der zwei Städte“, der ständig Schuhe macht oder eine Katze, die unter Stress nicht mehr weiter weiß und plötzlich ihr Fell putzt – wie der große Philosoph Olaf der Schneemann es (in etwa) ausdrückte: Wir kontrollieren, was wir können, während alles außer Kontrolle gerät. Ich kenne es aus Erfahrung, wenn man sich mit der Power von viel Stress in Details verliert, wird man schnell gaga, weil man das Große Ganze aus den Augen verliert und Dinge überbewertet, die dem Großen Ganzen eigentlich egal sein können.

    Im Grunde ist das das Wesen der Zombifizierung – wir fliehen in das, was wir kennen, das, das uns Sicherheit gibt, werden blind für alles andere und ziehen durch die Finsternis als die letzten Überlebenden, die blindwütig mit Speeren, Keulen und Äxten auf das Chaos um sie herum einschlagen, ohne zu verstehen, dass das Chaos und die Zombies darin genau solche Gangs sind wie wir – voller Angst, die zu Hass und Wut wird.

    Solange Sie nach dem Biss bloß zum Duden-Dompteur mutieren, verläuft die Infektion noch harmlos. Aber passen Sie auf, dass Sie im Weltkrieg um Meinungen nicht zum Invaliden werden. Schätze mal, im Schützengraben sind Sie nützlicher. Die Zombies werden ja auch nicht weniger.

    • Ich sollte wirklich öfter über Hoffnung, Chanukka und Weihnachten bloggen. Dann ticken digitale Herrschaften reihenweise aus und toben gegen die eigene Kälte an.

      Frohe Weihnachten allen, die sich die bisherigen Drukos antaten! 🤭🎄🖖

  4. @ Ich bin in der Tat Agnostiker.

    Ich habe nur ein Problem damit, Erlaubnis und Rechtfertigung mit einem Absolutismus zu verbinden, wie Ihre Phrase vermittelt.

    Hat was von Dogmatismus.

    Ihnen auch ein frohes Fest!

    • Ach, @Mussi.

      Gegen Religion(en) zu sein macht noch niemanden locker, aufgeklärt und undogmatisch. Wie Sie ja hier aufzeigen.

      Bisher kein freundliches Wort, nur autoritäres Gehabe. Sogar im „Frohes Fest“ noch eine Absage an die Wärme, an der sich andere erfreuen.

      Danke, dass Sie uns aufzeigen, was gerade auch in reichen Gesellschaften zunehmend fehlt.

      Frohe Weihnachten!

    • @Mussi

      Nun ja, wenn Sie nichts empfinden würden, würden Sie ja nicht dagegen kommentieren. Nur eine Seele kann Beseeltheit bestreiten. 🙂

      Und ganz ernsthaft: Mich würde interessieren, was Sie von der Debatte über Einsamkeit halten. Ist auch unsere deutsche Gesellschaft etwa zu seelenlos geworden? 🤔🤷‍♂️

      https://www.deutschlandfunk.de/welche-strategien-gegen-einsamkeit-interview-mit-lisa-paus-b-90-gruene-dlf-bd175641-100.html

      Möge Aufmerksamkeit & Wärme Sie erreichen!

      • Wer die Seele (unsere gleichermaßene Kraft) empfindet, der kann nur gegen den Wettbewerb und gegen die wettbewerbsbedingte Symptomatik sein – Doch systemrational-gebildete KI Mensch kann nicht … 👋😇

        • …empathisch sein und verständlich formulieren? 🤷‍♂️🤭🎄

          Auf mich wirkt Ihr „systemrationaler Wettbewerb“ um die Aufmerksamkeit anderer Menschen gleichzeitig dualistisch & obsessiv. Und wenn jemand freundlich antwortet, scheint Ihnen das ja auch nicht wirklich zu helfen.

          Ich denke, wir sollten Ihnen mal wieder eine Pause bis ins neue Jahr gönnen. Besinnliche Feiertage!

    • Ich lese gerne Ihre Beiträge und hörte auch Ihr Samstag-Gespräch im DLF. Ich versuche mir immer wieder durch Aktivität (viele Gespräche mit verschiedensten Menschen, von Montagsmarschierern bis zu Hambacher Forst Leuten, von CDU
      -Funktionstraegerinnen, die weiter das weltgrößte Feuer im Kraftwerk Lippendorf 1,9 GW promoten, bis zu Firmenchefs sowie gestern machtbewussten IG Metallern) über Phasen der Verzweiflung zu helfen. Verzweiflung ob der baumlosen Harzhochebene, der 80 % toten Bäume im Berglaubmischwald in der Hainleite südlich Sondershausen.
      Heute werde ich wieder im Chor der jüdischen Gemeinde mitsingen, auch um an der eigenen Geschichte mit der vom sowjetischen Offizier missbrauchten, damals 13-jaehrigen ostpreußischen, nun schon 8 Jahre verstorbenen Mutter, zu arbeiten. Emotional zu arbeiten.
      Diese Geschichte ist auch für meine Tochter noch nicht zu Ende, weil ich nun mal so geworden bin, wie ich bin. Nächste Woche wird wieder Technologie zum Recycling von Akkuzellen gemacht. Ja, es ringt Tod mit Leben auch in diesen Tagen! Deshalb sind das Osterlied “Christ lag in Todesbanden”, die BWV4 und die Chaconne für Violine Solo konstitutiv für mich. Die spiele ich viel und sie ist in meiner Interpretation auch schon für manche und manchen zur Psychotherapie geworden. Jetzt steht mein liebstes Adventslied im Vordergrund : “Ich steh an deiner Krippen hier”. Ich wünsche Ihnen eine gesegnete adventliche Fastenzeit und reiche Freude an Christi Geburt und Chanukka sa mer!

      • Danke, @Eckehard Erben! 🙏

        Mich beeindruckt Ihre Beobachtung über die Weitergabe sowohl von kulturellen Traditionen wie auch von traumatischen Prägungen über Generationen hinweg.

        Danke & die besten Wünsche für heilsame Weihnachten im Kreise Ihrer Lieben! 🕯️🎄❣️

        • Es ist so wunderlich: da zieht mich eine lettische Jüdin am 9.November vor der Feierstunde für die 1938 verbrannte Synagoge und die verbrannten Menschen aus dem Publikum einfach an der Hand wieder in den Chor, in dem ich von 2010 bis 2015 Mal mitsang. Da beschloss ich aus Solidarität wegen der Situation hin und wieder zur Probe zu gehen und sang auch schon ein Konzert wieder mit. Einige Mitsaenger waren in der Zwischenzeit verstorben, so Ruvim, der als Kind das Rigaer Ghetto überlebte, mit ansehen musste, wie SS-Leute ein anderes Kind tottrampelten. Aber auch neue Menschen waren in den Chor gekommen. So sang eine Frau ein Solo mit Klavier im Konzert: Gershwin. Ich war so fasziniert, dass ich sie einlud, im Sommer mit uns beim Dorfmusikfest aufzutreten. Nun waren wir in einem Cafe und sprachen darüber teils russisch, italienisch, deutsch und mit Translator. Ihre Chormappe war meine von damals, da stand noch mein Name mit kyrillischen Buchstaben drin und meine damalige Telefonnummer. Sie hat die ersten Kriegstage nah von Kyiv erlebt und floh zu ihrem in Deutschland studierenden Sohn. Und nun: schickt Gott mir eine neue Liebe zu Weihnachten? Vielleicht…. Wunderlich

  5. Hoffnung. Ein großes Wort. Aus religiöser Sicht hat sie mich seit meiner Konfirmation durch meinen Denkspruch begleitet. 1. Korintherbrief 13,13.
    Was bedeutet mir Hoffnung? Zunächst einmal, dass ich jeden Tag weitermache, weiterlebe. Und mir manchmal sehr persönliche Gedanken mache, wie es mit den Menschen weitergeht, die mir etwas bedeuten.
    Wenn man etwas nicht durch eigenes Handeln verändern kann, kann man immerhin noch hoffen. Die Hoffnung ist für mich konkret ein wichtiger Faktor für Optimismus. Ob Menschen, denen Optimismus fehlt wohl die Enge der Zeit mehr empfinden?
    Nächste Woche ist schon Weihnachten. Eine Zeit, in der ich Musik besonders erlebe. Vor allem das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach ist Musik voller Hoffnung. Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass auch in dunklen Zeiten, wenn die Menschen wenig Grund zur Hoffnung hatten, Gedichte und Schauspiele verfasst und Musik komponiert wurde, Gemälde geschaffen worden sind, was meiner Hoffnung immer wieder aufhilft.
    Möge Hoffnung eine Motivation für unser positives Denken und Handeln sein.
    Meine besten Wünsche für ein schönes Weihnachten Ihnen und Ihrer Familie.

  6. @ Blume

    Ich habe einen einfachen Grundsatz:
    Leben gönnen können.
    Daraus lässt sich leicht ableiten, dass der Tod das bestimmende Element ist und wir uns gegenseitig Freude im Leben bereiten sollten, um es geniessen zu können.
    Mal ganz plakativ.

    Und wenn man es so empfindet und denkt,dann läuft schon viel schief in dieser Welt.

    Einsamkeit: Ich habe mal 10 Jahre im sozialen Bereich gearbeitet und tausende Menschen zusammengebracht. Bis mich ein Lehrstück über bedingungslose Liebe sehr alleine dastehen liess. Es hat einige überfordert.
    Momentan lese ich ‘Einsam in Gesellschaft’ von Arlt/Becker/Mann und überlege,wie ich meine Erfahrungen darin wieder einbringen kann.
    Dazu benötige ich aber keine göttliche Erlaubnis oder eine übersinnliche Rechtfertigung.
    Ich lehne es aber auch nicht ab.
    Es ist nur nichts für mich.

    • Naja, @Mussi – gerade weil ich Ihre Erfahrungen und Reflektionen respektiere, frage ich mich schon, was Sie zu Ihren so destruktiven, bitter wirkenden Drukos treibt. „Ich lehne es aber auch nicht ab.“ stimmt ja offensichtlich nicht – Sie empören sich über Glaube, Liebe und Hoffnung anderer laut und polternd.

      Wissen Sie, dieser Blog ist ja ehrenamtlich – ich nehme weder für die Posts noch für die Beantwortung der Drukos etwas. Ich mache das gerne.

      Und dann kommen Männer – es sind fast immer Männer – und kotzen sich gerade auch zu den freundlichsten Posts über „Gott“, „Seele“, „Islamofaschismus“ usw. aus, als hätte ich ihnen etwas weggenommen.

      Mir ist schon klar, dass sich das teil-anonyme Internet hervorragend eignet, um Verbitterung und Wut zu externalisieren. Wenige wie @hto scheinen ja auch gar nicht anders zu können als immer wieder die gleichen Satz- und Hassfetzen zu posten.

      Aber mir reicht es eben nicht, Drukos wie auch Ihre nur zu blocken. Ich würde gerne noch besser verstehen, was die Digitalisierung mit so vielen von uns auch emotional macht.

  7. @ Blume

    Ich frage mich, wie Ihre Wahrnehmung, Interpretation und Kommentierung funktioniert?

    Da bringe ich mal was pro Leben und Toleranz und Sie picken sich einen Satz raus,der Ihnen nicht gefällt und bauen darauf Ihre Argumentation auf.

    Mir ist es ziemlich egal,wer was glaubt. Aber mir ist nicht egal, sich dogmatisch auf ein höheres unbewiesenes Wesen zu beziehen, um sich und sein handeln zu rechtfertigen.

    Gerade in einem Wissenschaftsblog. Sei er nun haupt- oder ehrenamtlich.

    Mir gefällt Ihr blog und ich habe gelernt. Was mir gerade missfällt, ist die Mission.

    • Nun ja, @Mussi – wie Sie selbst schrieben: „Sie picken sich einen Satz raus,der Ihnen nicht gefällt und bauen darauf Ihre Argumentation auf.“

      Mal verknüpfen Sie „Gott“ mit „Islamofaschismus“, mal „Dogmatismus“ mit „Mission“, mal üben Sie „Kritik“ an „Beseeltheit“. Und immer wieder versuchen Sie einem promovierten Politik- und Religionswissenschaftler Ihr offensichtlich reduktionistisches Verständnis von „Wissenschaft“ buchstäblich vor-zu-schreiben.

      Nun aber bekunden Sie doch, dass Ihnen mein Blog „gefällt“.

      Ich wäre wohl ein miserabler Religionspsychologe, wenn mich all dies nicht interessieren würde. Mir scheint, dass Anti-„Religion“ in Ihrem Identitätsempfinden eine große Rolle spielt, so dass Sie sich gleichzeitig zu digitalen Thematisierungen hingezogen wie dann aber auch dualistisch abgestoßen fühlen.

      Falls es Ihnen weiterhilft ist das für mich übrigens völlig okay, solange es nicht obsessiv & damit „trollig“ wird.

    • Dankw, dass Sie nun gar versöhnlich den Jesus angerufen („Achje“) und aus dem Judendeutschen zitiert haben, @Mussi ! 🙂

      Auch Ihnen frohe Feiertage und einen guden Rosch!

  8. Zwei Gedanken:
    1. Es sind zwei völlig unterschiedliche Erwartungen “jährliches Wirtschaftswachstum und eine bessere Zukunft für die Kinder”; derzeit sind es sogar sich ausschließende Aussichten.
    Die Hoffnung aber, dass es den Kinder mal besser geht ist seit Urzeiten ein zentraler Antrieb der Menschen, und im Umkehrschluss ist das Fehlen dieser Perspektive ein Punkt an dem Menschen verzweifelt sogar zu Gewalt zu greifen bereit sind.

    2. Ich wollte gerne die wunderbare Kachel der ElKWü teilen, bin aber müde der Diskussionen, dass zuvor noch die große Bedrängnis kommt, in der nur ein Drittel oder ein Viertel der Menschheit bestehen werde, und dass danach das Weltengericht käme in dem Schafe von Böcken geschieden werden und das enervierende “niemand, außer durch Jesus”.
    Es gibt gerade unter Christen eine gruselige Lust daran, sich vorzustellen, wer alles noch vor dem “guten Ende” aussortiert wird.
    Ich bin noch unschlüssig, ob ich wieder in eine neue Runde der Diskussionen gehen soll.

    • Danke, @PrinterAngel

      Zu 1. Ja – es war mir wichtig, eine negative Antwort auf das Ultimatum-Spiel auch mit sozialen Erfahrungen zu verknüpfen. Auch in meinem Freundeskreis leiden viele der Besten darunter, dass sie ihren Kindern angesichts der Klima- und Wasserkrise keine goldene Zukunft und schon gar kein ewiges Wachstum mehr versprechen können. Das Gefühl von Systemversagen, die Krise der Zeit hat auch die Verantwortungsvollen längst erreicht. Auch sie brauchen Hoffnung.

      Zu 2. Ja, auch die Apokalypse lässt sich nicht nur dialogisch-monistisch im Sinne einer Hoffnung gegen den Schmerz, sondern auch exklusivistisch-dualistisch im Sinne eines “Aussortierens” aller Andersglaubenden verstehen. Auch, wenn wir nie alle Dualistinnen und Dualisten überzeugen werden, sehe ich keinen Grund dafür, dass sie uns zum Schweigen bringen sollten. Gegen Hass hilft Hoffnung.

  9. Worte , Worte , Worte… Hier und die der Menschheit, auch und besonders im “Westen”.
    Und die Taten? Kain und Abel, Nero , Kreuzzüge, Hexenverbrennung, Sklavenhandel, Indianervertreibung, Kriege ,Milliarden für Rüstung . immer öfter
    nun … Heute z.Bsp. über 1,3 Mill Tote pro Jahr weltweit durch Benutzung von (fossilen) Bewegungsprothesen durch Menschen usw.
    Die Medizin machts ja ( immer älter, aber nur mit Geld.. dadurch mehr Ressourcenverbrauch, schön wieder Profite vs natürliche Natur )
    Mensch verdrängte 83% der wild lebenden Säugetiere für Nutztiere ( KZ )

    ich schäme mich ein Mensch zu sein
    Overdevelopment, Overpopulation, Overshoot, Waste of resources

    Es wird wohl nicht anders mit uns Menschen?
    Wir wollen Gierig sein und mehr von allem ,gehen über Leichen ( Natur, hier alles schön… wozu gibt es Outsourcing ?)
    Woanders stört uns unser Dreck nicht ? Genug ist nie genug !

    Frohe Konsum-Weihnachten!

    • Nun, @Kähte Parlow – was genau haben Sie gerade selbst hervorgebracht, statt nur ziemlich dualistischer “Worte, Worte, Worte…”?

      Und bevor Sie aggressiv rückfragen, eine Antwort von mir: Ich leitete u.a. ein Sonderkontingent für 1.100 besonders schutzbedürftige Frauen und Kinder aus dem Nordirak, hier:

      https://www.schwaebische.de/regional/baden-wuerttemberg/michael-blume-und-die-is-opfer-251374

      Möglich war dies nur, weil unser demokratisches Land – die Regierung, das Parlament – dies beschlossen hatten und sich unzählige Menschen dafür freiwillig und auch unter Lebensgefahren einbrachten. Das ist nicht nichts.

      Wenn Sie schreiben “ich schäme mich ein Mensch zu sein” so dreht sich Ihr Gefühl – der Scham – nur um Sie selbst. Würden Sie Verantwortung und Hoffnung empfinden, so würden sich Ihre Empfindungen auch auf andere Menschen, gar auf Tiere, Pflanzen, Landschaften, auf die Mitwelt richten.

      Ihre Wut auf mich bzw. auf diesen Blogtext wurzelt im feindseligen Dualismus, der auch Sie selbst emotional verkümmern lässt.

      Erlauben Sie mir die Hoffnung, dass es Ihnen eines Tages noch einmal besser gehen möge. Und warum nicht an Weihnachten? Die besten Wünsche dazu!

  10. @PrinterAngel 15.12. 10:24

    „Es sind zwei völlig unterschiedliche Erwartungen “jährliches Wirtschaftswachstum und eine bessere Zukunft für die Kinder”; derzeit sind es sogar sich ausschließende Aussichten.“

    Ja reicht hier denn nicht einfach die Einsicht in letztlich physikalische Realitäten, um diesen Widerspruch aufzulösen? Wir brauchen nicht nur immer höher, schneller, weiter, wir brauchen inzwischen auch die Dimension smarter.

    Aus ziellosem Wachstum werden dann hinreichende Investitionen in grüne Technik. Und aus weniger Umsatz wird mehr freie Zeit, die auch den Kindern mehr vom wirklichem Leben lassen kann. Ein weniger am Umsatz, neben dem Einsatz besserer Technik, führt dann tatsächlich zu freier Zeit.

    Wenn das denn keine Aussicht ist, was dann? Was sagen denn die heutigen jungen Leute dazu? Wie es den Kindern besser geht, einfach mal auch die Kinder fragen?

    Wenn wir einfach nur schon mal den Privatautoverkehr überwinden täten, ergeben sich ganz neue urbane Horizonte, und mit dem damit eingespartem Aufwand an Geld, Arbeitskraft und Rohstoffen ließe sich vermutlich die gesamte Energiewende realisieren.

    Mit der Konsequenz, eben auf die Dauer sogar weniger arbeiten zu müssen. Bei den heutigen digitalen Möglichkeiten kein Problem von Langeweile mehr, schätze ich mal. Man sollte da mal gucken, was wirklich möglich ist, was wirklich funktionieren kann und was wir und unsere Kinder wirklich davon haben werden.

    Eine Perspektive auf diesem wunderbaren Planeten ist mehr, als ich mir je vorstellen kann. Wie hier manche Religionsvarianten den Menschen verteufeln, das hilft wirklich nicht mehr weiter. Wobei allerdings grundsätzlich Hoffnung auch auf tatsächliche Unterstützung des Menschen durch Geisteswelten durchaus richtig hilfreich sein können.

    Und wenn es nur genug Inspiration ist, wie man die Herausforderungen technisch und politisch umsetzen kann.

  11. zu 1.)

    Die Erkenntnis zu haben,dass wir am Ende einer Entwicklung sind, ist doch schon mal gut.

    Das Grunderbe könnte eine Lösung sein.

  12. Michael Blume,
    Ihnen wünsche ich Kraft , Gesundheit und bewahren Sie sich ihren Gleichmut bei all den vielen Gedanken, die an sie herangetragen werden.
    Ich selbst hole mir die Seelennahrung bei den Gottesdiensten. Da gibt es Pfarrer, die selbst ein Kirchenlied zum Leben erwecken.

    • Vielen Dank für den freundlichen Kommentar, @Neumann. So etwas ist im Netz ja leider noch immer sehr selten.

      Auch Ihnen von Herzen gesegnete Feiertage samt nahrhafter Seelennahrung. 🙏🎄🖖

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