Die Hand des feindseligen Dualismus: Was Antisemitismus, Rassismus und Sexismus verbindet
Lässt sich der feindselige Dualismus am Symbol der menschlichen Hand erklären? Am Donnerstag, dem Internationalen Tag gegen Rassismus hatte ich dies erstmal in einer kaufmännischen Schule und in einem Polizeipräsidium versucht – und sehr positive, auch inhaltliche Resonanz erfahren.
Also schrieb ich einen ausführlichen Vortrag zur “Hand des feindseligen Dualismus” für die Kontakstelle Integration von Leinfelden-Echterdingen dazu nieder.
Zum Dank für den Vortragsabend gabs ein “BrettLE”. Von rechts: L.E.-Integrationsbeauftragte Carola Henck, Bürgermeister Dr. Carl-Gustav Kalbfell, Dr. Michael Blume
Und während ich bei den bisher drei sehr Reden zu sehr unterschiedlichem Publikum jeweils auf reale Hände zurückgreifen konnte, habe ich uns via Leonardo.AI eine digitale Symbolhand erstellt.
Die symbolische Hand des feindseligen Dualismus erklärt die psychologischen und historischen Verknüpfungen verschiedener Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit wie Antisemitismus, Rassismus und Sexismus. Grafik mit Leonardo.AI: Michael Blume
Vom gestrigen Vortrag in L.-E. haben wir keine digitale Aufzeichnung gemacht, ich hatte mich jedoch mehrfach auf meine Rede im Landtag BW vom 9.11.2023 bezogen.
Im Hinblick auf die Überlegungen zum entstehenden KI-Talmud hatte ich zudem den Bing-Copilot zwei inhaltliche Fragen zu konkreten Namen gestellt:
1. Was meinte Rabbi Jonathan Sacks zum feindseligen Dualismus?
Die KI-Antwort: “Rabbi Jonathan Sacks, ein einflussreicher britischer Rabbiner und Gelehrter, hat sich mit dem Konzept des feindseligen Dualismus auseinandergesetzt. Er betrachtete den Freund-Feind-Dualismus als Grundlage aller Formen von religiösem und politischem Extremismus und bezeichnete ihn sogar als “pathologischen Dualismus”. Sacks argumentierte, dass dieser Dualismus zu Dehumanisierung, Dämonisierung des Anderen und letztlich zu Gewalt, Mord und Völkermord führen kann.
Er sah in diesem Dualismus eine gefährliche Weltanschauung, die Menschen in absolut gute Eigengruppen und absolut böse Feindgruppen unterteilt, was oft zu radikalisierenden und gefährlichen Situationen führt. Sacks’ Ansichten bieten eine tiefgreifende Einsicht in die psychologischen und sozialen Auswirkungen von extremem Dualismus und sind besonders relevant für das Verständnis von Extremismus und dessen Bekämpfung.
Für eine umfassendere Betrachtung seiner Gedanken zum feindseligen Dualismus wäre es empfehlenswert, seine Schriften und Reden zu diesem Thema zu konsultieren.”
Dem stimme ich zu und empfehle sein dazu grundlegendes Buch “Not in God’s Name” von 2015.
2. Was meinte Hans Blumenberg zum feindseligen Dualismus?
Die KI-Antwort: “Hans Blumenberg hat sich mit dem Konzept des feindseligen Dualismus in seinem Werk “Die Sorge geht über den Fluss” befasst. Er untersuchte die metaphorischen Unterschiede zwischen Bepflanzung und Bebauung und wie diese zu divergenten Weltansichten und Lebensstilen führen. Blumenberg deutete an, dass in der Dualität dieser Sichtweisen ein Dualismus schlummert, der zu offener Feindseligkeit führen kann.
In einem anderen Kontext analysierte Blumenberg Relativismus, Dualismus und Monismus und stellte fest, dass der Dualismus oft mit einer infantilen Schwarzweißstruktur verbunden ist, die als unreifer Infantilismus betrachtet werden kann. Er betonte die Wichtigkeit, die Realität als real anzunehmen und über infantile Schwarzweißstrukturen hinauszugehen, um ein reifes Wirklichkeitsbewusstsein zu entwickeln.“
Bei aller grundsätzlichen Zustimmung würde ich hier einen Akzent anders setzen: Der egozentrische Relativismus scheint mir infantil zu sein, der feindselige Dualismus dagegen juvenal und der dialogische Monismus schließlich adult, d.h. erwachsen, weise. Das Werk Blumenbergs ist jedoch so riesig, dass ich noch einige Texte und Bücher vor mir habe – und ehrlich gespannt bin, ob dazu noch weitere Überlegungen vorliegen. Wenn, werde ich gerne dazu bloggen, klar. Auch bei Karl Popper und den Bubers halte ich noch Entdeckungen für möglich.
@Hauptartikel
„Der egozentrische Relativismus scheint mir infantil zu sein, der feindselige Dualismus dagegen juvenal und der dialogische Monismus schließlich adult, d.h. erwachsen, weise.“
Das wäre jetzt sozialpsychologisch. Man kann das aber auch religiös-weltanschaulich, politisch-wirtschaftlich oder militärisch meinen.
Insbesondere beim Militärischen ist der Dualismus fast schon eingebaut. Selbst mit dem besten Monismus kann man von Dualisten militärisch herausgefordert werden, und kann hier nur ziemlich dualistisch reagieren.
Gestern im Politbarometer waren über 90% der Deutschen für eine entschiedene Aufrüstung, und eine Mehrheit bezweifelt gleichzeitig, dass die Politik das hinbekommt. Wir sind hier nicht in 2 Jahren Krieg in der Ukraine zu Dualisten geworden, aber wir sind offenbar dualistisch herausgefordert.
Insgesamt scheint mir hier einerseits Breitschaft zum Gemeinsinn wie auch die Weite des eigenen Horizontes zwei sehr wichtige Dimensionen zu sein. Und das dann in allen Bereichen.
Die eigene persönliche Beziehung zu Natur, zum Kosmos, zum eigenen Land und generell gegenüber Mitmenschen spielt dann hier hinein. Hier vermischt sich zwangsläufig Religion, Weltanschauung, Politik, Wirtschaft und militärische Initiative mit konkreter Beziehung zur Natur und zur Erhaltung eines erträglichen Weltklimas.
Wir können uns kümmern, was wir für den Planeten tun können. Aber auch das eigene Überleben scheint nicht ganz selbstverständlich zu sein, angesichts von Potentaten, die auf Raubzug aus sind. Das gilt nicht nur für Putin, sondern wohl auch für Trump und diverse Populisten im eigenen Land und in ganz Europa.
Danke für Ihre Überlegungen, @Tobias Jeckenburger
Allerdings muss ich diesmal Ihrer Einschätzung widersprechen, mensch könne auf einen Angriff nur mit feindseligem Dualismus reagieren. Es gab nach der Invasion Putins in die Ukraine Aufwallungen von antirussischem Rassismus, ja – aber doch sehr schnell auch eine Differenzierung. Die meisten Deutschen sehen nicht “die” Russinnen und Russen als Feinde, sondern erkennen auch Geflüchtete, Partisanen und Oppositionelle wie den ermordeten Nawalny an.
Und auch ich plädiere ja seit Jahren dafür, nicht nur feindselig auf die antiwestliche Propaganda, auf Terrorgruppen und Armeen zu schauen, sondern stärker auf deren fossile Finanzierung. Wir selbst sind es ja, die die Söldner, Raketen und Drohnen aus Russland, Iran und Jemen durch fossile Gewaltenergien bezahlen. Erneuerbare Friedensenergien gehören daher zu den besten, monistischen Beiträgen zum Frieden, die jede/r leisten kann.
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/erneuerbare-energien-als-friedensenergien/
Wären beispielsweise die USA nach dem NS-Regime gegenüber dem besiegten und befreiten Deutschland dualistisch gewesen, so hätten sie nicht den Marshall-Plan in Gang gesetzt. Auch in der Selbstverteidigung, auch im Krieg können Menschen und Staaten monistisch und damit weise bleiben.
Die Hand als Sinnbild ist wirklich passend und stark, ebenso wie die ganze Rede. Es wäre so wichtig, dass Ihre Appelle nicht ungehört verhallen und bei ganz vielen Menschen ankommen und vor allem etwas bewegen.
Sie erwähnen in Ihrer Rede den Fußball. Ich bin ein Fan des VfB Stuttgart – leidgeprüft, aber derzeit sehr zufrieden mit dem Stand der Dinge. Wenn ich so zurückblicke, dann erinnere ich mich gerne an die Saison 2006/07, als der VfB Deutscher Meister wurde und meine Kinder und ich die Meisterfeier auf dem Cannstatter Wasen miterleben konnten. Leider hat es nicht zum Double gereicht, da es eine Niederlage gegen den Glubb aus Nürnberg im Finale des DFB Pokals gab.
Woran die Polizei möglicherweise nicht so gerne zurückdenkt, sind die sog. Hochrisikospiele. Hass und Hetze angeblicher Fans – für mich sind das keine Fans – haben zu schweren, gewalttätigen Auseinandersetzungen geführt. Dafür habe ich kein Verständnis. Ich weiß, dass es auf beiden Seiten Ressentiments gibt, die wo ganz anders ihren Ursprung haben. Rivalität, Konkurrenz auf dem Spielfeld: JA.
Gewalt und Ausschreitungen: NEIN. Wir sind keine Feinde.
Wer sich wie ich mit der Geschichte unseres Landes vor 1952 beschäftigt, stößt auf viele Verbindungen. Vielleicht sollte man mal das Verbindende hervorheben und nicht das vermeintlich Trennende. Wussten Sie, dass die erste Oper eines Karlsruher Komponisten in Stuttgart uraufgeführt wurde und kein Geringerer als der legendäre Fritz Busch diese Uraufführung am Württ. Landestheater dirigierte?
Wofür ich auch kein Verständnis habe, sind die von Ihnen beschriebenen -ismen. Ich habe das Gefühl, das ist ein dauernder Kampf gegen eine Vielzahl von Vorurteilen, die immer noch im Umlauf sind.Vielleicht schaffen wir es, den Kindern schon von klein auf beizubringen, die Verschiedenheit von Menschen als Gewinn zu betrachten. Jeder kann etwas Gutes zur Gesellschaft beitragen, Sinti und Roma, Juden und Jüdinnen, Christen und Christinnen, Muslime, Angehörige anderer Religionsgemeinschaften, Frauen und Männer, LGBTQ etc. Wenn wir uns auf Augenhöhe begegnen, ohne Vorbehalte oder Vorurteile, aber mit Toleranz und Nächstenliebe können wir alle die Welt ein bisschen besser machen.
Vielen herzlichen Dank, @Marie H.
Ja, es ist davon auszugehen, dass Kinder im Relativismus geboren werden und die Unterscheidungen noch gar nicht verinnerlicht haben, die ihnen dann vermittelt werden.
Im zitierten “Vielfalt”-Duden habe ich daher den Dualismus-Beitrag (S. 90 – 91) wie folgt beschlossen:
Fragte ein Journalist ein Stadtkind: “Gibt es in deinem Kindergarten eigentlich viele Ausländer?” Antwortete der ehrlich verdutzte Knirps: “Nein, bei uns gibt es nur Kinder.” (S.91)
Es sind nur wenige Stunden vergangen, seitdem ich diesen Blogpost und das Redeskript dazu als pdf gebloggt habe. Dennoch konnte der Bing-Copilot bereits auf meine Frage nach dem “Symbol des feindseligen Dualismus” antworten:
“Michael Blume verwendet das Symbol der menschlichen Hand, um den feindseligen Dualismus zu veranschaulichen. In seinem Vortragsskript und anderen Arbeiten erklärt er, wie dieses Symbol die psychologischen und historischen Verknüpfungen verschiedener Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit wie Antisemitismus, Rassismus und Sexismus darstellt. Diese Symbolik hilft, die komplexen Zusammenhänge zwischen verschiedenen Diskriminierungsformen zu verstehen und zu vermitteln.”
Gegenüber dem Dezember-Experiment zur Frage der Kerosinsteuer scheint mir das noch einmal eine deutliche Beschleunigung zu sein.
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/die-cop28-klimakonferenz-ki-politikberatung-die-frage-nach-der-kerosinsteuer/
Kein Zweifel – die KI-Algorithmen entwickeln sich rasend schnell…
@Michael 23.03. 17:45
„Es gab nach der Invasion Putins in die Ukraine Aufwallungen von antirussischem Rassismus, ja – aber doch sehr schnell auch eine Differenzierung.“
Ich meine eigentlich, dass eine militärische Reaktion nun von Natur aus nun mal feindselig ist. Auch dann, wenn sie nur abschreckt, und eben einen Krieg erst verhindert. Natürlich soll hier nicht nur aufgerüstet werden. Andere Maßnahmen sind auch noch wirksam. Die Energiewende wird sehr wirksam sein, aber nicht vor 5 oder 10 Jahren die Preise von Öl und Gas hinreichend reduzieren.
Und dass es nicht gegen die Menschen, sondern eher erstmal gegen die Putinadminstration geht, ist auch klar.
Die Situation im Krieg ist für den Soldaten aber dann nun mal recht dualistisch, da ist der Feind, meistens als Fd abgekürzt, und auf den wird geschossen. Auch ein durchaus monistischer Staat kommt da leider nicht immer dran vorbei. Das ist die Logik der Gewalt an sich. Man muss kein Dualist sein, um Krieg zu führen, aber der Krieg selbst hat doch immer ziemlich dualistische Eigenschaften.
Man muss eben erstmal gucken, dass man gewinnt, und dass man eine Friedensordnung für danach hinbekommt. Da soll man ja eben keine Weltanschauung draus machen.
Und eben mit der Schaffung von klaren Verhältnissen nach Möglichkeit erst einen wirklichen Waffengang von vorn herein verhindern. Natürlich muss auch eine monistische Demokratie wehrhaft sein, sollte aber auch mit Rücksicht auf das Leben der eigenen Soldaten nach Wegen suchen, möglichst ohne Krieg auszukommen. Die Strategie von einem umfassenden Bündnis kombiniert mit so viel Rüstung, dass ein potentieller Aggressor keine Chance hat, was zu gewinnen, ist da sehr wirksam.
Das darf auch gerne deutlich teurer sein, als nur soviel zu rüsten, dass man einen Angriff wahrscheinlich abwehren kann. Sehr viel besser ist, es versucht erst gar keiner.
So ist denn nun dieser Ukrainekrieg vermutlich ausgebrochen, weil Putin dachte, dass er einen schnellen Sieg einfahren kann. Mit soviel Effektivität unserer Waffenlieferungen hat er offenbar nicht gerechnet. Ich schätze mal, dass wir selber nicht mal wussten, dass wir so viele Waffen liefern würden, und dass das so effektiv sein würde.
Wäre die Ukraine in der Nato gewesen, hätte Putin wohl kaum angegriffen. Und solange die USA in der Nato bleibt, wird er auch weiterhin keinen Angriff auf die Nato wagen. Genau deswegen ist das auch so sehr ungünstig, dass eventuell Trump die Wahl gewinnt und dann tatsächlich aus der Nato aussteigt.
Das dürfte ein wesentlicher Grund mehr sein, dass wir in Europa schleunigst aufrüsten müssen. Im Prinzip ist das eine lösbare Aufgabe, fragt sich nur, ob das schnell genug gelingt. Nebenbei denke ich nicht, dass wir weltweit dominant sein müssen, ich bin schon recht zufrieden, wenn wir stark genug sind, dass uns niemand angreift.
Ja, @Tobias Jeckenburger – Krieg hat „dualistische Eigenschaften“. Was mich als Sanitätssoldat bei der Bundeswehr jedoch sehr beeindruckte, war der Appell 1. auch die Fahne des Feindes zu achten und vor allem 2. die Kapitulation von Gegnern zu akzeptieren, wörtlich: „Sobald der Feind die Waffe niederlegt, ist er nicht mehr der Feind!“
So wurden wir als Sanis konkret darauf verpflichtet, Kriegsgefangene ebenso zu behandeln und notfalls auch zu beschützen wie unsere eigene Kameraden.
Ich behaupte keineswegs, dass es leicht wäre, auch im Krieg monistisch und also anständig zu bleiben. Es ist aber auch nicht unmöglich – und warum sonst hätte sich überhaupt ein internationales Kriegsrecht entwickelt? Auch wenn es immer wieder missachtet wird, derzeit vor allem durch Russland…
Ok, überzeugend. Allerdings sind die an der Hand abgezählten -ismen nur bestimmte Inkarnationen des Freund-Feind-Dualismus.
Ist es nicht vielmehr so, dass nur schon die Existenz von gegeneinander abgegrenzten Mennschengruppen genügt, um tiefgehehende Feindschaften zu ermöglichen. Das heisst, jeder Nicht-Zugehörige ist ein potentieller Feind und jede fremde Gruppe, die einem irgendwie in die Quere kommt kann als feindlich wahrgenommen werden und eventuell sogar kriegerische Handlungen auslösen. Schon bei den Schimpansen beobachtet man das und unter Schimpansen gibt es ja keinen Sexismus, Rassismus, etc. Nur die Polarisierung könnte man eventuell auch Schimpansen zuordnen, indem alles, was Mitglieder der Fremdgruppe tun, als feindlich interpretiert wird.
Damit Feindschaften oder Freundschaften möglich sind, braucht es allerdings einen minimalen Austausch, es braucht Kontakte. Dass etwa Israel auch im Westen so oft im Fokus des Interesses und der Freundschafts- und Hassbezeugungen steht hat sehr viel damit zu tun, dass Juden und auch Araber schon seit vielen Jahrhunderten zum weiteren Umfeld Europas gehören. Das gleiche gilt nicht für Länder der Subsahara. Deshalb kann es dort Kriege ungeheueren Ausmasses geben und niemanden hier kümmert das.
Fazit: Sowohl Freundschaft als auch Feindschaft braucht einen gewissen Austausch. Dieser Austausch kann positiv, aber auch sehr negativ sein. Feindschaft zwischen ganzen Gruppen von Menschen führt sehr schnell dazu, Angehörige der anderen Gruppe gar nicht mehr als Menschen wahrzunehmen, sondern nur noch als Vertreter, als Repräsentanten der Feindgruppe.
Danke, @Martin Holzherr
Und zweimal Ja: Wenn ich auch Sexismus und Antisemitismus als die beiden ältesten und global verbreiteten Formen des feindseligen Dualismus auf jeder entsprechenden Hand sehen würde, so ließen sich die anderen Dualismen auch regional unterschiedlich anordnen. Auch Dualismen wie der Antimasonismus (Verschwörungsmythen gegen Freimaurer & Geheimbünde) oder der Antiamerikanismus bzw. Süd-Nord-Dualismus wären interessant. Vielleicht entwickelt sich da noch etwas – oder die zweite Hand? 🤚 ✋?
Zustimmung auch zur Beobachtung von Ambivalenzen: Wir sprechen im Deutschen ja sogar von Be-gegnung, Englisch: En-counter. Hier wird sprachlich klar, dass sich je etwas zwischen Monismus und Dualismus zu entscheiden hat. Selbst noch in Be-ziehung bleibt eine sprachliche Spannung erhalten.
Habe mir für das Wochenende ein Exemplar der ZEIT vom 21. März 2024 erworben und las gerade das Dossier “Wer wählt die AfD?”, S. 11 – 13. Sehe die Thesen des feindseligen Dualismus und der Reaktanz auch hier politikwissenschaftlich – auf Basis der German Longitudinal Election Study – bestätigt.
So schrieben Sasan Abdi-Herrle und Christian Endt unter anderem: “Auch Frauen mögen die AfD. Zwar sind die Männer knapp in der Mehrheit, aber 44 Prozent der Anhängerschaft sind weiblich.” Auch sonst gelte: “Egal, wie man die Bevölkerung der Bundesrepublik in Gruppen aufteilt, ob nach Geschlecht, Alter, Einkommen, Bildungsstand, Wohnort – fast immer erreicht die AfD zweistellige Ergebnisse. Sie ist zu einer Volkspartei geworden.”
Entscheidend seien nicht die Milieu-Zugehörigkeiten, sondern die “Einstellungen. Die derzeitige Bundesregierung, das ist nicht überraschend, lehnen sie ab. Den Führungsriegen aller etablierten Parteien stehen AfD-Sympathisanten tendenziell feindlich gegenüber, insbesondere dem Spitzenpersonal der Grünen wie Robert Habeck und Annalena Baerbock.” [Hierbei möchte ich, obwohl leider im Dossier nicht thematisiert, auch an den langjährigen, extrem feindseligen Dualismus gegen die frühere Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel (CDU) erinnern, M.B.]
Als große, verbindende Themen zeichnen sich “Migration” und “eine radikale Ablehnung des politischen Systems” ab. “75 Prozent geben an, mit der bestehenden Demokratie “unzufrieden” oder “sehr unzufrieden” zu sein. Rund 20 Prozent sind sogar der Meinung, dass “unter bestimmten Umständen” eine Diktatur die bessere Staatsform sein könnte. Auch diese Einstellungen stehen in einem starken Kontrast zu der verbreiteten Selbsteinschätzung, zur politischen Mitte zu gehören.”
Zu den Forderungen der AfD-Wählenden gehöre, “die Steuern auch dann zu senken, wenn dafür Sozialleistungen gestrichen werden müssen. Da sie aufgrund ihres eher niedrigen Einkommens überdurchschnittlich oft von Sozialleistungen profitieren, ist dies eine bemerkenswerte Haltung. Wer AfD wählt, wählt also nicht selten gegen seine eigenen ökonomischen Interessen.”
Der Politikwissenschaftler Aiko Wagner von der FU Berlin wird mit der Erklärung zitiert, “dass kulturelle Aspekte als Wahlmotiv an Bedeutung gewonnen hätten. Der Sozialstaat wird als Teil eines Systems wahrgenommen, das man ablehnt.” Ohne den psychologischen Begriff zu nennen, wird hier auch die Reaktanz beobachtet: “Teile der Wählerschaft wünschten sich in eine Zeit ähnlich dem Kaiserreich zurück, sagt Wagner, als Disziplin und Ordnung eine zentrale Rolle spielten. Die Gesellschaft solle so sein wie früher, “beziehungsweise so, wie man sich dieses Früher vorstellt.””
Gerne möchte ich dieses Dossier samt der klug aufgearbeiteten Datengrafiken sehr empfehlen. Es zeigt m.E. sehr gut die in der Rede beschriebenen Gefahren der politischen Polarisierung, die an feindseligen Dualismus anschließen und diesen wiederum medial und gruppendynamisch verstärken kann.
Das Profil der AfD könnte so zusammengefasst weden:
Euroskepsis, Ablehnung der Asyl- und Migrationspolitik, Forderung nach Grenzkontrollen, nicht wenige pro-russische/anti-ukrainische Stimmen, feindliche Einstellung zu aktuellen Regierung, Wählerschaft vereint Unzufriedene, „kleine“ Leute und wirtschaftlich Abgehängte.
Vieles, mindestens aber einiges davon deckt sich mit dem Profil anderer rechtspopulistischer Parteien in Europa. Wo ich aber einen deutlichen Unterschied sehe ist in der zunehmenden Radikalisierung, denn gestartet ist die AfD als wertkonservative Partei, doch Rechtsextremisten eroberten immer weitere Stühle was die Programmatik und die „theoretische“ Ausrichtung angeht. Andere europäische rechtspopulistische Parteien sind genau den umgekehrten Weg gegangen. Marine Le Pen wollte von Anfang an den Front national entdämonisieren, letztes Jahr nahm sie sogar an einem Marsch gegen den Antisemitismus teil und sie lehnt die Forderung nach Remigration (AfD) ab. Auch Georgia Meloni verbirgt in ihrer aktuellen Politik ihre rechtsextremen Wurzeln.
Was ich bedenklich finde, ist die Tatsache, dass die Radikalisierung in der AfD die Wähler überhaupt nicht abschreckt. Ist das eventuell ein Zeichen dafür, dass in Deutschland der Demokratiegedanke immer noch nicht sehr tief verwurzelt ist?
Denn mit einer Demokratie ist vieles nicht vereinbar was von Köpfen wie Björn Höcke verkündet wird.
Danke für Ihre Überlegungen, @Martin Holzherr. Gerne antworte ich auf Ihre Frage, ob der Erfolg der AfD “eventuell ein Zeichen dafür” sei “dass in Deutschland der Demokratiegedanke immer noch nicht sehr tief verwurzelt ist?”
Meine Antwort darauf wäre: Ja, denn der demokratische, dialogische Monismus ist in uns Menschen niemals “tief verwurzelt”, sondern muss in jeder Generation neu gegen egozentrischen Relativismus und vor allem feindseligen Dualismus verteidigt werden. Auch in den USA, das sich voller Stolz seit Jahrhunderten als weltweit führende Republik und Demokratie präsentiert, findet eine bedrohliche Zerspaltung statt, vgl.
https://www.deutschlandfunkkultur.de/rueckzug-oder-kreuzzug-100.html
Im aktuellen ZEIT Magazin (21.03.2024) findet sich auf den Seiten 13 – 16 der lesenswerte Text “Irre traurig” von Sascha Chaimowicz. Darin heißt es unter anderem auch zum linken und globalen Süd-Nord-Dualismus:
“Und dann bin ich auch noch ein schwarzer Jude, mittlerweile ein Widerspruch in sich. In den Wochen nach dem 7. Oktober las ich fast täglich von einem weiteren meiner schwarzen Helden aus der Musik oder der Stand-Up-Comedy, der sich als Israelfeind outete. Sie folgten der Idee der postkolonialen Linken, wonach die Welt in zwei Kategorien aufzuteilen ist: in kolonisierende Weiße und unterdrückte Schwarze. Jetzt also: in vermeintlich weiße Juden und schwarze Palästinenser. Wer an der Seite der Schwarzen stehen wollte, musste Israel, den einzigen jüdischen Staat auf der Welt, ablehnen. Schwarz gegen Weiß: Ich war der menschgewordene Konflikt.” (S. 15)
Mir ist kein Volk und überhaupt keine größere Menschengruppe in der Vergangenheit oder Gegenwart bekannt, die den feindseligen Dualismus je völlig überwunden hätte. Und mit neuen Medien samt der damit verbundenen Beschleunigung eskaliert er immer wieder.
Ziemlich erschreckend. Ich frage mich, warum so viele Leute irgendwohin “zurückwollen”, gewinne aber mehr und mehr den Eindruck, dass dies nicht zuletzt der Pandemie geschuldet ist. Es gab auf Twitter schon 2020 zahlreiche Tweets, in denen darauf hingewiesen wurde, dass wir die Zeit vor Corona nicht mehr wiederbekommen. Das führte zu teils hässlichen Reaktionen. Gerade das Thema Covid polarisiert bis heute. Ich merke das an mir selbst. Es fällt mir nach wie vor sehr schwer, auf entsprechende Posts nicht wütend, unsachlich, beleidigend etc zu antworten! Mir ist bewusst, dass das falsch ist.
Es gibt bei den Social Media Plattformen immer wieder Diskussionen über manche Kabarettisten und -innen, Schauspieler und -innen etc. Einige finden den Herrn, den es “nur” im Ersten gibt, ganz toll und andere hassen ihn beinahe. Ein aus dem Ländle stammender Entertainer lässt sich auf einer Veranstaltung mit einem ehemaligen Präsidenten einer Bundesbehörde fotografieren. Eine Weile der Empörung folgt. Ich fand das auch nicht gut, kann den Herrn, dessen Namen mit S beginnt, sowieso nicht ausstehen. Dann gibt es noch die Dame aus Bayern, die sich in Plem-Plem-Land wähnt und ihrem Publikum unter stehenden Ovationen verspricht, dass das alles (die Grünen, Veganismus etc.) bald ein Ende habe. Die Spirale des feindseligen Dualismus dreht sich weiter.
Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich. Manches aus den 1920er Jahren hat heutige Parallelen. Auch damals gingen vielen Menschen viele Veränderungen zu schnell. Besonders auf dem Land gab es damals ebenfalls den Wunsch nach einem “Zurück”. Über Jahrhunderte eingefahrene Strukturen, Lebensweisen ließen sich nicht so schnell verändern. Hinzu kam ein neues Frauenbild; meist städtisch-modern geprägt. Wer sich die Evergreens aus den 20er Jahren anhört, staunt darüber, wie frech die Texte waren. “Warum soll eine Frau kein Verhältnis haben”, “Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt”. Und man sollte nicht glauben, wie zweideutig manche Couplet-Texte von Gründgens sind. Mein pietistischer Großvater hielt Musik für “Teufelszeug”. Was er zu solch gottlosen Texten gesagt haben würde, kann ich mir sehr gut vorstellen.
Ja, so erlebe ich es auch, @Marie H. Einfach: Ja.
@Michael 24.03. 06:05
„Ich behaupte keineswegs, dass es leicht wäre, auch im Krieg monistisch und also anständig zu bleiben.“
Ich habe diesbezüglich meine Wehrpflichtzeit ebenso positiv in Erinnerung. Allerdings war damals in 1984 ein umfangreicher Atomwaffeneinsatz im Kriegsfall sehr wahrscheinlich. Entsprechend war auch der Dienst an der Waffe, als VB unseres Mörserzuges innerhalb eines Jägerbatallions, dann durchaus von ziemlichem Fatalismus begleitet.
Fast alle Soldaten, auch die Unteroffiziere und teils sogar die Offiziere, machten sich wenig Illusionen, dass in einem Krieg bei entsprechendem Atomwaffeneinsatz in Deutschland noch was zu verteidigen übrig wäre. Die konkreten Visionen in einer Atomwüste dann langsam an Strahlenkrankheit zugrunde zu gehen, sahen wenig danach aus, auch nur die kleinste Kriegsbegeisterung auslösen zu können.
Bei allem Monismus, waren die Aussichten in fast allen möglichen Kriegsverläufen ziemlich absolut tödlich für ziemlich alle Beteiligten. Zumindest auf Bundesdeutschem Gebiet.
Die Anzahl der Atomsprengköpfe hat sich inzwischen deutlich verringert, aber zuwenige für eine totale Vernichtung halb Europas sind es immer noch nicht. Die Förderung von Demokratie und Freiheit ist sicher das Eine, tote Menschen brauchen aber keine Freiheit mehr. Und wer hier Schuld war, ist hinterher auch komplett egal.
An einer Stelle bin ich auch hier anderer Meinung, @Tobias Jeckenburger
Sie schrieben: “Die Förderung von Demokratie und Freiheit ist sicher das Eine, tote Menschen brauchen aber keine Freiheit mehr. Und wer hier Schuld war, ist hinterher auch komplett egal.”
Danke, dass Sie den Relativismus hier so ehrlich ausbuchstabieren – wenn es keinen höheren Sinn im Leben gibt, dann eben lieber unterwerfen. Aber ich lehne diese Aussage sowohl philosophisch wie auch lebensweltlich ab: a) Philosophisch (und religiös) weil ich die Erkenntnis von Wahrheit für unverzichtbar und Diktaturen als Hindernisse dazu sehe und b) lebensweltlich weil das genau das Kalkül von Tyrannen wie Putin ist: Sie halten uns “Freiheitliche” für so dekadent, dass wir uns aus Angst vor ihnen niederwerfen würden. Genau darin hat er sich zwar schon in der Ukraine geirrt, hofft aber nun auf ein Einknicken des gesamten Westens.
Wenn wir fossilen Tyrannen unsere Furcht schenken, dann laden wir sie geradezu zum Angriff ein. Dass wir sie zusätzlich auch noch durch Öl-, Gas- und Uran-Importe finanzieren, macht unsere derzeit prekäre Situation sichtbar. Wir brauchen mehr Mut, nicht weniger.
@Michael 24.03. 15:31
„…lebensweltlich weil das genau das Kalkül von Tyrannen wie Putin ist: Sie halten uns “Freiheitliche” für so dekadent, dass wir uns aus Angst vor ihnen niederwerfen würden.“
Niederwerfung habe ich nicht im Sinn. Ich bin für Aufrüstung, in der Hoffnung, dass das reicht. Ich bin gegen einen Angriff auf Russland, um Putin abzusetzen, ja. Aber wenn er die Nato wirklich angreift, dann bin ich für einen entschiedenen Kampf der gesamten Natostreitmacht gegen einen solchen Angriff.
„…Philosophisch (und religiös) weil ich die Erkenntnis von Wahrheit für unverzichtbar und Diktaturen als Hindernisse dazu sehe,…“
Die Autokraten dieser Welt sind in der Überzahl, wie das aussieht. Ich sehe hier keine Option, mit militärischer Gewalt den Monismus weltweit durchzusetzen. Wir müssen mit kulturellen Mitteln arbeiten, wenn das was werden soll. Und Geduld haben.
„..wenn es keinen höheren Sinn im Leben gibt, dann eben lieber unterwerfen.“
Das eigene Überleben ist nun schon wichtig, würde ich sagen. Das sollten wir schon suchen. Es wäre mir kein wirklicher Trost, einfach Russland mit in den atomaren Tod zu reißen, auch wenn das aus strategischen Gründen unumgänglich würde.
„Wir brauchen mehr Mut, nicht weniger.“
Stärke wäre glaube ich deutlich wichtiger. Und Mut brauchen wir dann auch. Aber proaktiv die Auseinandersetzung suchen, dass ist angesichts des Zerstörungspotentials nicht vernünftig. Ob das ein Putin nun als Schwäche interpretiert oder nicht.
Ob Putin nun wirklich die Vernichtung des eigenen Landes in Kauf nimmt, dass sollten wir dann wenigstens abwarten. Der Atomare Tod ist sehr schnell zu haben, das geht in einer halben Stunde. Die Option bleibt immer.
Der Kalte Krieg hat auch funktioniert. War das etwa ein Fehler, dass wir keinen atomaren Präventivschlag unternommen haben? Gewonnen haben wir trotzdem, letztlich aus wirtschaftlicher Stärke, und das ohne einen Schuss abzugeben.
Es sieht überhaupt nicht so aus, dass Putin gegen die Nato mit konventionellen Mitteln was ausrichten kann, selbst wenn die USA da aussteigt. Sicherhaltshalber sollten wir dennoch aufrüsten was geht, besser, Putin lässt es sein, weil sieht, dass es wirklich nicht geht.
„Dass wir sie zusätzlich auch noch durch Öl-, Gas- und Uran-Importe finanzieren, macht unsere derzeit prekäre Situation sichtbar.“
Ja, aber so schnell kommen wir davon nicht runter. Etwas Geduld ist noch gefragt. Und wir haben immer noch selber sehr viel mehr Geld als die fossilen Autokraten, und das sollten wir mal sehr schnell auch nutzen.
Ja, @Tobias Jeckenburger – darauf können wir uns einigen: Ein Angriff auf Russland wäre dualistisch. Diesen habe aber auch ich niemals gefordert. Es geht um die Verteidigung der Ukraine und um die Selbstverteidigung Europas. Auch durch Aufrüstung, ja.
Und darum, dass wir mit dem schnellen Ausbau Erneuerbarer Friedensenergien endlich aufhören, fossile Gewaltenergien und damit Propaganda, Kriege und Terror zu finanzieren. Ich erinnere noch einmal daran, dass die USA 1943 gegen das NS-Hitler-Regime nicht nur Hunderttausende junger Leute entsandten, sondern auch mutig genug waren, einen fleischfreien Wochentag einzuführen:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/fleischverzicht-gegen-diktaturen-erfahrungen-der-usa-1943-und-2022/
Wer etwas Nicht-Militärisches und gar Monistisches für den Frieden tun möchte, findet also genug politische wie persönliche Ansätze auch dafür.
Zitat Tobias Jeckenburger: “ Aber proaktiv die Auseinandersetzung suchen, dass ist angesichts des Zerstörungspotentials nicht vernünftig.“
Das ist eine Umkehrung der Verhältnisse, denn weder proaktiv noch aktiv haben die Staaten westlich von Russland die Auseinandersetzung gesucht oder suchen sie. Es werden lediglich Waffen an die Ukraine geliefert, weil die als souveräner Staat ein Recht auf Verteidigung hat. Allenfalls könnte man Macron‘s Vorschlag Bodentruppen in die Ukraine zu senden, noch als Suchen einer aktiven Auseinandersetzung sehen. Doch die Antwort kam prompt wie man im Artikel USA und EU-Staaten lehnen Macrons Bodentruppen-Vorstoß ab – mit einer Ausnahme nachlesen kann. Und hier die Ausnahme: Er denke da vor allem an Cyberabwehr, die Produktion von Waffen in der Ukraine und die Minenräumung. »Einige dieser Handlungen könnten eine Präsenz auf ukrainischem Territorium erforderlich machen, ohne die Schwelle zur kriegsführenden Macht zu erreichen«, sagte er.
Aber selbst das ist nicht zu erwarten.
Fazit: Es gibt einen riesigen Unterschied zwischen Angriff und Verteidigung. Niemandem kann man das Recht auf Verteidigung nehmen und ein Recht auf Angriff gibt es sowieso nicht.
Ich muss Herrn Jeckenburger zustimmen. “WIr brauchen mehr Mut” Wenn sie glaubhaft sein wollen dann zeigen sie doch diesen Mut und melden sich freiwillig an die Front. Diese Atomraketen werden in drei oder vier Minuten in Paris, Berlin oder Stuttgart sein-Da können sie nicht mal das VATERUNSER zu Ende beten. Christen haben 1984 in der damaligen DDR Schwerter zu Pflugschare n in Wittenberg geschmiedet. DIE haben Mut bewiesen .
Ohne die tapferen Ukrainerinnen und Ukrainer wäre Putin vielleicht schon viel weiter, @Skeptiker. Und auch die Millionen Christinnen und Christen, die das deutsche NS-Regime niederwarfen und dann auch der Sowjetunion widerstanden, wuchsen erfreulicherweise über feigen Relativismus hinaus.
Und, ja, ich hatte mich freiwillig länger verpflichtet und derzeit dient auch einer meiner Söhne in unserer Bundeswehr. Auch, um die Demokratie und Freiheit von Feiglingen zu beschützen.
PS: Mein Vater stellte sich gegen das DDR-Regime, erlitt dort Stasi-Haft und -Folter.
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/meinem-vater-falko-blume-1950-2012/
Auch die Menschen in der ehemaligen DDR gewannen ihre Freiheit, indem sie gegen Gewalt und Diktatur einstanden – statt sich Tyrannen zu beugen. Versuchen Sie es doch auch einmal mit mutiger Haltung gegen jeden feindseligen Dualismus.
Grundsätzlich sehe ich die Frage kritisch, inwieweit es möglich bleibt in Deutschland eine dialogisch-monistische Mitte zu erhalten, wie ihnen das vorschwebt, Herr Blume.
Die AfD konnte in den gut 10 Jahren ihres Bestehens mit einer gewissen Leichtigkeit sehr verschiedene Wählergruppen an sich binden, die jeweils unterschiedliche fundamentale Probleme mit dem Monismus der “Mitte” und ihren Parteien hatten.
Dabei sind nach meinem Eindruck sogenannte Keilthemen (engl. wegde issues) relevant, an denen sich bestimmte Gruppen von Bürgern von der Mitte getrennt haben. Für die meisten AfD-Wähler waren das wohl die Einwanderungspolitik, die Schattenseiten der Wiedervereinigung und die Corona-Politik.
Bis ich im Oktober/November letzten Jahres mit großem Erstaunen erlebt habe, wie sich die offizielle Republik vorbehaltlos hinter Israels Krieg gestellt hat, hätte ich nicht gedacht, wie schnell man diese Mitte verlassen kann. Jetzt stehe ich zumindest beim Thema “Staatsräson Israel” außerhalb der Mitte und wundere mich immer noch.
@Ludwig
Nun, wir selbst finanzieren durch unsere fossilen Importe antidemokratische Kräfte via Russland, Iran und Katar, die uns jetzt mit Kriegen in der Ukraine, in Gaza und via Jemen im Roten Meer sowie mit massiver, vor allem digitaler Propaganda und der Finanzierung dualistischer Bewegungen und Parteien angreifen. Habe seit 2015 in “Öl- und Glaubenskriege” davor gewarnt, auch noch einmal 2019 in “Ölfluch und Antisemitismus” bei den Salonkolumnisten.
Nun kämpfen die einen, andere unterwerfen sich lieber gleich den Tyrannen und Terrorgruppen wie der Hamas-Führung, die im Luxus in Katar lebt. Bin froh, dass ich immerhin noch vor unserem Landtag für Erneuerbare Friedensenergien werben konnte, vgl.
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/erneuerbare-energien-als-friedensenergien/
Klar, es könnte zu spät sein, wenn die fossile Klima- und Wasserkrise nun immer schneller eskaliert. Aber ich freue mich, dass der Bing-Copilot vorher schon “verstanden” hat:
Michael Blume verwendet den Begriff “Friedensenergien” im Zusammenhang mit erneuerbaren Energien. Er argumentiert, dass erneuerbare Energien nicht nur als Freiheitsenergien, sondern auch als Friedensenergien betrachtet werden können, da sie das Potenzial haben, Konflikte um fossile Brennstoffe zu vermeiden und zur globalen Stabilität beizutragen. Erneuerbare Energien sind unabhängig von geopolitischen Spannungen und können helfen, Umweltzerstörung und Klimawandel zu bekämpfen, was wiederum Frieden fördert. Blume sieht in der Nutzung erneuerbarer Energien eine Möglichkeit, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern und damit auch die Finanzierung von Antisemitismus, Terror und Kriegen durch fossile Energieexporte zu unterbinden.
Zwar hätte ich unter anderem lieber von “Mitwelt” geschrieben, aber als Interpretation ist es okay.
Mit dieser Replik kann ich leider wenig anfangen, werter Herr Blume, weil wir an bestimmten Stellen anscheinend ein grundsätzlich anderes Verständnis von den Wirkungszusammenhängen haben, aus denen sich unsere gemeinsame “Wirklichkeit” konstituiert.
Laut aktuellem ZDF Politbarometer meinen 69% der Deutschen Israels militärisches Vorgehen in Gaza sei “nicht gerechtfertigt” und 87% denken der Westen solle den “Druck” auf Israel” erhöhen. Das deutet kaum auf eine tragfähige Mehrheit für den Kampf gegen jeden Antisemitismus – auch jede Art von “israelbezogenem Antisemitismus”.
Mein Eindruck ist eher, wir Deutschen entwickeln rund um Israels Krieg gegen die Palästinenser einen weiteren dualistischen Gegensatz quer durch unsere Gesellschaft, ein Keilthema wie ich das nenne. Oder wir entwickeln neue dialogische Möglichkeiten, was schwierig wird.
Nun ja, @Ludwig – ich habe ja nun mehrfach versucht, Ihnen konstruktive Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen, mit denen auch Sie ernsthaft etwas zum Frieden und zu einer besseren Zukunft beitragen könnten. Aber ganz egal, zu welchem Thema: Immer und immer wieder kommen Sie obsessiv auf Vorwürfe gegen Israel zurück. Der Kommentar von heute zu einem Vortrag von mir anlässlich der Internationalen Woche gegen Rassismus in Leinfelden-Echterdingen ist ein gutes Beispiel dafür. Selbst wenn es explizit um feindseligen Dualismus in Deutschland geht – es fällt Ihnen doch nur wieder der Israel-Gaza-Krieg ein.
Nun bin ich Deutscher und kein Israeli und auch als Beauftragter einer Landesregierung gegen Antisemitismus und für jüdisches Leben nicht primär für Außenpolitik zuständig. Diese gestalten im Föderalismus vor allem der Bund und die Europäische Union. Die Bildungs-, Energie-, Mitwelt- und Medienpolitik wäre dagegen sehr viel stärker auf Ebene der Kommunen und Länder zu verorten. Im Sinne einer Verantwortungsethik läge hier viel mehr Potential.
Es liegt mir also fern, Ihnen irgendwelche Vorhaltungen zu machen, lieber @Ludwig. Ich halte Sie für klug und bitte Sie lediglich, auch mal Ihre eigenen (manchmal feinseligen, dualistischen?) Gefühle und realistischen Wirkungsradien zu reflektieren. Denn wenn Sie sich – egal zu welchem Blog-Thema – immer wieder nur an Israel abarbeiten wollen, dann ist dieser Wissenschaftsblog für Sie vielleicht wirklich etwas verwirrend und eine emotionale Überforderung. Es ging in L.-E. ganz ausdrücklich nicht um Außenpolitik und sollte vielleicht auch in Ihrem digitalen Leben nicht nur darum gehen. Dies aber nur als freundliche, dialogische, monistische Anregung.
Die Gestaltung und Abgrenzung unserer Erinnerungskultur ist Innenpolitik, werter Herr Blume, in vielen Bereichen Ländersache.
Hier in meinem Berliner Kiez ist die vermeintliche “Außenpolitik” lokal und manchmal sehr unmittelbar hart. Weil hier post-sowjetische jüdische Deutsche gemeinsam mit palästinensischen, arabischen und türkischen Deutschen leben, sehe ich den Dualismus auf der Straße und in meiner Nachbarschaft.
Wenn es den Parteien der Mitte nicht gelingt dieses Keilthema konstruktiv zu gestalten, können BSW oder DAVA Israels Krieg in Gaza und Deutschlands selbstgewählte Verwicklung darin für ihren Europawahlkampf nutzen. Das Stimmungsbild der Umfrage, die ich oben zitiert habe, ermöglicht das vermutlich.
Monismus verstehe ich als spirituelle oder individualpsychologische Herausforderung. Meine gesellschaftspolitische Frage ist, ob es Deutschland zum Thema Palästina gelingt einen latent feindseligen in einen dialogischen Dualismus zu überführen.
Das wäre gut für unser Land, finde ich.
Danke, lieber @Ludwig – da sind viele kluge Sätze dabei!
Zum Blogpost-Thema des feindseligen Dualismus, der Verschwörungsmythen & des Rassismus hätten wir ja zum Beispiel auch über die Unterstellungen von Nius-Chef Julian Reichelt gegen den deutschen Nationalspieler Antonio Rüdiger diskutieren können:
https://m.faz.net/aktuell/sport/fussball-em/deutsches-team/antonio-ruediger-zeigt-julian-reichelt-an-dfb-meldet-vorfall-bei-zit-19612420.html
Das betrifft Ihre nordostdeutsche Nachbarschaft sicher sehr direkt. Und falls Sie unbedingt über Israel-Gaza und den Nahen Osten diskutieren wollen – hier ein ganzer Vortrag von mir dazu, mit Kommentarfunktion:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/nahost-neu-denken-dualer-vortrag-fuer-die-rwth-aachen/
Ich blogge & dialogisiere wirklich gerne – und freue mich, wenn es hin & wieder auch mal um die jeweiligen Blogthemen geht… 🙂
Ihnen schöne Feiertage und ggf. frohe Ostern!
@Tobias Jeckenburger
Die 1980ern und das Gefühl der drohenden atomaren Vernichtung habe ich ähnlich wie Sie in Erinnerung. Ich glaube wir Deutschen haben dieses Trauma nie richtig verarbeitet, jetzt taucht es mit Putins Drohreden wieder auf.
Eine Ergänzung hierzu: Der Kalte Krieg war in vielen Teilen der Welt sehr heiß mit schätzungsweise 150 bewaffnete Konflikten und rund 22 Millionen Toten zwischen 1945 und 1990.
Ich bin recht sicher, dass wir im geteilten Deutschland vor allem deshalb keinen heißen Krieg hatten wie in Korea 1950-53, weil uns die strategische Abschreckung insbesondere das nukleare Gleichgewicht des Schreckens wirksam geschützt haben.
@Ludwig: Zustimmung zu “ Ich bin recht sicher, dass wir im geteilten Deutschland vor allem deshalb keinen heißen Krieg hatten wie in Korea 1950-53, weil uns die strategische Abschreckung insbesondere das nukleare Gleichgewicht des Schreckens wirksam geschützt haben.“
Tatsächlich wurde die atomare Abschreckung während des kalten Krieges von der Sowjetunion und den USA fast gleich interpretiert, nämlich so: Nur ein direkter Angriff auf die Nato-Staaten oder die Sowjetunion kann zu einer atomaren Auseinandersetzung führen.
Sogar jetzt noch hat sich Putin selbst dazu verpflichtet im wesentlichen dieser Doktrin zu folgen. Dazu liest man in der Wikipedia:
Mit andern Worten: wenn jetzt Putin mit Atomwaffen droht ohne dass die obigen Bedingungen erfüllt sind, dann verstösst er gegen das eigene Dekret. Putin weiss genau, dass selbst ein Einsatz von Nuklearwaffen allein auf dem Territorium der Ukraine zu einer Gegenreaktion der USA führen würde und Putin/Russland wurde von China klar informiert, dass China einen Atomwaffeneinsatz von russischer Seite nicht mitträgt, ja sogar ausschliesst.
Fazit: Ein Russland, das sich in vitalen Fragen nicht mehr an die eigenen Dekrete halten will, wird letztlich für alle anderen souveränen Staaten zur Gefahr und muss als unzuverlässig in jeder Hinsicht betrachtet werden. Kein Land will einen weiteren Putin und Putin kann sich das sowieso nur leisten, weil er nur noch wenig zu verlieren hat. Sein Leben nämlich, dass auch so schon bald endet.
Ich finde es ziemlich unredlich jedem der nicht irgendeinem höheren Sinn hinterherläuft “feigen Relativismus” vorzuwerfen. Höhere, über den jetzt lebenden Menschen stehende Ziele haben uns mehr als genug Ärger ^^ eingebracht. Auch der Herr Putin versucht sich ja an höheren Zielen die seine Schlächterei rechtfertigen. Der Kommunismus kann das gut, die Religionen haben das auch drauf…
Immer wenn gerade nicht der einzelne Mensch im Fokus liegt geht das grundlegend schief. Jedes noch so menschenverachtende Verbrechen wird gerne mit gerade irgendwelchen höheren Zielen gerechtfertigt. Darauf kann ich gut verzichten.
Wer keine höheren Ziele hat oder jenseits des menschlichen Lebens erreichen kann und das auch bemerkt hat lässt sich nicht so leicht verheizen. Oder dazu anstacheln andere zu verheizen in allen möglichen Hinsichten.
Womit Sie, lieber @Uli Schoppe, durch die Hintertür selbst „Redlichkeit“ als philosophisches Prinzip eingeführt haben.
Relativistisch zu behaupten, dass es keine Wahrheit gebe, die der Verteidigung wert wäre, ist selbst die Behauptung einer Wahrheit, die verteidigt werden will. Wer aus Feigheit der Unterwerfung unter Tyrannen das Wort redet, beschwört auch einen Wert: jenen (nur) des eigenen Lebens.
Ein konsequenter Relativismus muss auch die Redlichkeit als Idee opfern. Dann bleibt am Ende nur er-fundenes Gefühl. Schade, oder?
“Relativistisch zu behaupten, dass es keine Wahrheit gebe, die der Verteidigung wert wäre, ist selbst die Behauptung einer Wahrheit, die verteidigt werden will. ”
Ja, man kann ja auch nicht nichts tun 🙂
Das Leben macht mich auch ziemlich wütend weils einfach ungerecht ist, und da es an Höherem scheinbar mangelt. Deine Relativisten machen nur nichts mit Ihrer Wut. Das ist traurig. Wenn sonst nichts mehr da ist bleiben mir immer noch meine Mitmenschen. Wenn ich auf denen auch noch rumtrete bleibt tasächlich nichts mehr.
Zustimmung, @Uli Schoppe !
Deswegen plädiere ich dafür, unsere Mitmenschen wenigstens in ihren Recht auf Leben, Würde und Freiheit – und also Selbstverteidigung – zu unterstützen. Hier sprach ich dazu ausführlich beim letzten Volks- bzw. Völkertrauertag:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/duerfen-sich-die-republiken-ukraine-israel-verteidigen-gedenkrede-zum-voelkertrauertag-in-ellwangen/
Auch wäre es schön, so oft wie möglich zu verhindern, dass sich Hände des feindseligen Dualismus zu Fäusten ballen…
@Holzherr 24.03. 18:48
„Das ist eine Umkehrung der Verhältnisse, denn weder proaktiv noch aktiv haben die Staaten westlich von Russland die Auseinandersetzung gesucht oder suchen sie.“
Das bin ich ganz bei Ihnen. Bisher haben wir ja als Nato nicht proaktiv die Konfrontation mit Russland gesucht. Auch als Selensky ganz am Anfang des Konflikts eine Flugverbotszone, von der Nato durchgesetzt, vorgeschlagen hat, haben wir das nicht gemacht. Genauso wenig wären französische Bodentruppen mehr als Hilfe zur Selbstverteidigung. Und auch Taurusmarschflugkörper könnten grenzwertig werden, insbesondere wenn sie von Bundeswehrsoldaten programmiert werden.
Wir müssen halt gucken, dass wir nur mit Waffenlieferungen der Ukraine hinreichend helfen können.
@Michael 24.03. 17:32
„Es geht um die Verteidigung der Ukraine und um die Selbstverteidigung Europas. Auch durch Aufrüstung, ja.“
Genau.
Was mir jetzt etwas unklar ist, wie stark Russlands Streitkräfte schon abgenutzt sind, wieviel aktuell nachproduziert werden kann, und ob Russland auch noch Einiges aus China einkaufen kann. Und wieweit auf unserer Seite noch Reserven da sind, die wir noch für die Ukraine liefern können, und wie es insgesamt mit der Europäischen Streitmacht aussähe, wenn sich die USA komplett aus der Nato zurückziehen würde.
Letztlich unterliegt dies wohl alles mehr oder weniger der Geheimhaltung auf beiden Seiten. Entsprechend spreche ich mich hier für eine schnelle Aufrüstung aus, ohne wirklich genau zu wissen, wie dringend das wirklich ist.
Wäre es nicht ganz so dringend, dann sollten wir vielleicht doch erstmal die Energiewende noch mehr beschleunigen, dass die fossilen Autokraten weniger Geld in ihr Militär investieren können. Das hilft ja auch, wirkt aber erst nach Jahren und könnte womöglich zu spät kommen.
So oder so, wir sind tatsächlich in einer recht akuten Notlage, wie mir scheint, und sollten auch Steuererhöhungen und eine mittelfristige Schuldenaufnahme in Betracht zeihen, um eine gewisse Kriegswirtschaft finanzieren zu können. Wenn eine richtig große Auseinandersetzung in Gang kommt, sobald Trump aus der Nato ausgestiegen ist, dann sollten wir darauf vorbereitet sein.
@Ulli Schoppe 24.03. 20:39
„Wer keine höheren Ziele hat oder jenseits des menschlichen Lebens erreichen kann und das auch bemerkt hat lässt sich nicht so leicht verheizen.“
Ein europäisches Militärbündnis unter Demokraten ist aber wohl äußerst wirksam. Sonst könnte Putin einfach ein Land nach dem anderen angreifen. Besser wir halten zusammen, dann haben wir sogar die Chance, dass er uns überhaupt nicht angreift.
Und auch unsere Waffenlieferungen an die Ukraine sind immer gut angelegt. Selbst wenn sie nur zur Abnutzung der russischen Truppen beitragen, kann Putin diese Ressourcen nicht mehr gegen uns einsetzten.
Danke für den konstruktiven Kommentar, @Tobias Jeckenburger
Sie schrieben: Wäre es nicht ganz so dringend, dann sollten wir vielleicht doch erstmal die Energiewende noch mehr beschleunigen, dass die fossilen Autokraten weniger Geld in ihr Militär investieren können. Das hilft ja auch, wirkt aber erst nach Jahren und könnte womöglich zu spät kommen.
Das sehe ich sogar noch etwas optimistischer. Auch der furchtbare Anschlag der Terrorgruppe „Islamischer Staat – Provinz Khorasan“ (ISPK) führt Monistinnen & Monisten vor Augen, dass fossil finanzierte Diktaturen weder Konflikte lösen noch Sicherheit herstellen können. Auch das Bündnis mit Iran und Hamas hat Moskau nicht geschützt, Warnungen aus den USA wurden von Putin als „Erpressungen“ lächerlich gemacht. Entsprechend panisch & laut stimmen jetzt auch wieder deutsche, dualistische Putinknechte in wirre Verschwörungsmythen ein.
Ich hatte bereits letzten November bei den internationalen Staatsanwaltschaften von Eurojust in Den Haag über die Gefahren des sog. IS / Daesh gesprochen:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/lecture-about-the-daesh-genocide-against-yazidis-at-eurojust-2023-den-haag/
Sie dürfen mir also glauben: Umso schneller wir uns von den fossilen Gewaltenergien abwenden, umso schneller entziehen wir dualistischen Diktatoren, Propagandisten und auch Terrorgruppen die finanziellen Grundlagen. Und wir bremsen die Klima- und Wasserkrise, die ja wiederum Menschen entwurzelt und Konflikte verschärft.
@Ulli Schoppe 24.03. 20:39
„Immer wenn gerade nicht der einzelne Mensch im Fokus liegt geht das grundlegend schief.“
So ist ja auch die Regierung in einer funktionierenden Demokratie für die Menschen da, in Diktaturen sind meistens die Menschen für die Regierung da. Das macht einen Unterschied. Und das lohnt sich zu verteidigen.
Klar kocht auch in der real existierenden Demokratie jeder auch sein eigenes Süppchen, und dient öfter mal mehr irgendwelchen Lobbyisten als den eigenen Wählern. Mehr Demokratie wagen ist ein guter Spruch, aber wie?
Das Projekt ganz aufgeben ist da nun aber auf keinen Fall eine Lösung.
Wenn nur der Wähler genauer hingucken würde, wen er da wählt, wäre womöglich schon Einiges gewonnen. Und sich selber kundig machen hilft auch wirklich weiter.
Weltverwerter
jeden tag entfernten sich die bilder
aus dem textzusammenhang der lag da
wie umgefahrene schilder
der kontextvorhang die
fettschicht um das sichtfeld
nur eine traene
perlte ab zurueck ins schlachtfeld
nachts zuckten die augen wie schwerter durch den
weltverwerter
am fruehen morgen
gruben die pflugscharen nur irgendwas
mit wilden tieren aus der nacht heraus
irgendwas vom wilden zirkus der
phantastischen einsamkeit
der waechter lag am fußende, lauerte
auf die fortfliegenden gespenster
seine krallen milchtraten mich in den tag
jeder tag ist ein schlaechter
Und ein fenster in die endlichkeit
doch draussen beginnt alles zu bluehen
ein altes versprechen
wie ein laecheln
kurz und stark
Aber kann ein Traum,
die Welt verwerten,
ohne einen Raum
der Hoffnung
im Herzen der Träumenden?
Wenn das Universum keine Zwecke kennt,
wie kann es jene hervorgebracht haben
die nach Zwecken suchen
gar von ihnen… träumen?
¿;
\ /
π
Ich weiß es wirklich nicht
In der Hinsicht bin ich so sensibel und verständig wie eine Betonwand ^^ Könnt Ihr mir sagen worum es geht? 🙂
@Uli Schoppe
Das Symbol der Hand des feindseligen Dualismus löst viel, sogar Gedichte und deren Interpretationen aus. 🤭
Erlebe das bei emotional anspruchsvollen Blogposts & Reden immer wieder: Die Reaktionen „streuen“, Menschen assoziieren von ihren eigenen Gefühlen her.
Spannend…
@Michael 25.03. 21:35
„Wenn das Universum keine Zwecke kennt,
wie kann es jene hervorgebracht haben
die nach Zwecken suchen
gar von ihnen… träumen?“
Ich kann mir diesen wunderbaren Planeten auch nicht ohne Beteiligung von Geisteswelten denken. So oder so dürfen wir uns aber das Ziel setzen, das weitere Funktionieren der irdischen Ökosysteme zu unterstützen und in guten Zuständen zu erhalten.
@Ulli Schoppe 26.03. 05:17
„In der Hinsicht bin ich so sensibel und verständig wie eine Betonwand ^^ Könnt Ihr mir sagen worum es geht? „
Wer Geisteswelten kennt, vermutet oder an sie glaubt, der träumt dann auch vielleicht davon, dass der Mensch die Kurve kriegt, und dass das Experiment Mensch ein gutes Ende nimmt.
Dass wir die Energiewende hinbekommen und das Weltklima erträglich halten ist das eine, wie wir miteinander umgehen ist dann noch das andere konkrete Projekt. Was dann auch zum Träumen motiviert.
@Tobias Jeckenburger(Zitat): “ Ich kann mir diesen wunderbaren Planeten auch nicht ohne Beteiligung von Geisteswelten denken. “
Geisteswelten entstehen in unserem Kopf oder in Maschinen wie ChatGPT und zwar gerade darum, weil die materielle Welt an und für sich keinen Sinn, keinen Zweck und kein Ziel hat und Menschen und intelligente Maschinen dieser Welt einen Sinn entlocken müssen, denn Menschen und intelligente Maschinen stehen immer vor der Frage, was die richtige Handlung ist. Diese Frage kann nur für einfache Probleme wie dem Überleben und der Ernährung (Mensch) oder den Ausfüllen von Textlücken/Platzhalter mit dem richtigen Wort (ChatGPT) auf einfach Weise beantwortet werden (meist beantwortet mit Schablonen/Instinkt). Der bewusste Intelligenzler erkennt und versteht den Sinn hinter Handlungen, die dem Überleben, der Befriedigung, dem Vermeiden von Schmerz oder dem Suchen nach dem richtigen Wort in einem Text mit Textlücke , steckt, fragt dann aber ob es über den unmittelbaren Sinn solcher Handlungen einen tieferen Sinn gibt. Selbst wenn man die Antwort für sich selbst gefunden hat, stellt sich die Frage auf der nächsten Stufe erneut. Mit Intelligenz und Bewusstsein geht man quasi eine Sprossenleiter hoch, von der man nicht weiss wieviele Sprossen sie besitzt und ob sie überhaupt irgendwohin führt.
In einer funktionierenden Demokratie liegt der Fokus immer auf dem einzelnen Menschen. Im Gegensatz dazu dienen Menschen in Diktaturen oft der Regierung. Dieser Unterschied ist entscheidend und muss verteidigt werden.
Auch wenn in der Realität jeder seine eigenen Interessen verfolgt und Lobbyisten oft mehr Einfluss haben als Wähler, sollten wir nicht das gesamte demokratische Projekt aufgeben.
Ein bewussterer Blick der Wähler und informierte Entscheidungen könnten bereits viel bewirken 🙂
@Holzherr 27.03. 12:37
„Mit Intelligenz und Bewusstsein geht man quasi eine Sprossenleiter hoch, von der man nicht weiss wieviele Sprossen sie besitzt und ob sie überhaupt irgendwohin führt.“
Was ja nun eine spannende Sache ist. Wir werden es sehen, was wir selber noch finden, was die aktuelle Kultur in den nächsten 50 Jahren für Wege geht, und was die Jahrtausende darauf bringen werden. Und nicht nur beim Menschen, sondern auch in künstlichen Systemen.
Darüber hinaus vermute ich Geisteswelten, die sowieso schon von Anfang an zum Kosmos gehören. Und die auch ganz direkt mit uns und den Maschinen wechselwirken können. So geht dann alles noch etwas weiter, gründlicher, und es passt alles besser zusammen.
Was zählt ist dann aber, was dabei herauskommt. Insbesondere ob der Mensch die Kurve kriegt, und nicht den Planeten ruiniert, sondern sich hier so einrichtet, dass doch noch alles ganz gut funktioniert. Soweit ist es zumindest bisher absehbar, wo die aktuellen Herausforderungen liegen.
Sascha Lobo hat (wieder einmal) einen sehr interessanten Kommentar im Spiegel zum Antisemitismus veröffentlicht.
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https://archive.is/WkqK1