Christliche Friedensethik zu Hitler, Putin und das Schwanken durch Papst Franziskus

Die umstrittenen “Weiße-Flagge”-Äußerungen von Papst Franziskus führten zu neuerlichen Abrufen und Diskussionen meiner Friedensethik-Rede “Dürfen sich die Republiken Ukraine & Israel verteidigen?” am Volkstrauertag 2023 in Ellwangen. Dort hatte ich unter anderem an den aus Ellwangen stammenden, jüdisch-amerikanischen Befreier Erich Levi von der 399. US-Infanterie-Division gegen die Wehrmacht erinnert und dazu aufgerufen, auch auf Wikipedia die deutsche Erinnerung vom zivilreligiösen Nationalismus auf einen “demokratischen Völkertrauertag” zu erweitern.

Dr. Michael Blume am 19.11.2023 jüdischen Friedhoff Ellwangen mit dem Zitat: "Ich wünsche mir, dass sich der deutsche Volkstrauertag zu einem demokratischen Völkertrauertag entwickelt." Klick führt zum Blogpost mit Rede

Dr. Michael Blume mit zwei Mit-Gedenkenden bei seiner Rede zum Volkstrauertag 2023 am jüdischen Friedhof Ellwangen. Foto: Staatsministerium BW

Auch die Kritik von US-Präsident Joe Biden an der Gaza-Militärstrategie des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu zum beginnenden Ramadan sorgte für Nachfragen wie: Ob Judentum und Islam kriegerische, Buddhismus und Christentum dagegen friedliche Religionen seien?

„Ich will eine Feuerpause sehen, beginnend mit einem großen Gefang­enenaustausch, für einen Zeitraum von sechs Wochen“, hatte Biden dem amerikanischen Fernsehsender MSNBC gesagt. Es dürfe nicht zugelassen werden, dass aus der Kriegsführung gegen die Hamas weitere 30.000 Palästinenser sterben. Über das Vorgehen des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu sagte der US-Präsident: „Er schadet Israel mehr, als dass er Israel hilft.“ 

Was also ist hier los? Gibt es kriegerische und friedliche Religionen?

Nein.

Jede staatstragende Religion lehnt den Krieg als Naturzustand ab, entwickelt aber Lehren des “gerechten Krieges”

Religionshistorisch lässt sich zwar durchaus zwischen anfangs stärker pazifistischen Religionen wie Buddhismus und Christentum und anfangs stärker kriegsbereiten Religionen wie Judentum und Islam unterscheiden. In der religiösen Auslegung näherten sich die Traditionen jedoch schnell an: Gelehrte aller mit Staaten verbundenen Religionen entwickelten Lehren des herrschaftlichen Gewaltmonopols und Friedens nach innen und der erlaubten Kriegsführung nach außen.

So entwickelten sich im Buddhismus etwa in Sri Lanka, Thailand und Japan schon sehr früh komplexe Rechtfertigungen für den Dienst von Soldaten und Kriegsführungen, etwa in den Mahavamsa-Schriften und in den stark konfuzianisch und shintoistisch geprägten Samurai-Bushido-Traditionen, die jeweils bis heute wirksam sind.

Im Judentum wurde der militärische Aufstand gegen die Römer, der um 70 nach Christus zur Zerstörung Jerusalems und des Tempels führte, als fehlgeleitet (seit 2015 Rabbi Sacks, sel. Ang.: dualistisch) gedeutet. Die folgende Zerstreuung in die Diaspora galt daher als Bestrafung. Bis heute betrachten sog. ultarorthodoxe (“haredische”) Jüdinnen und Juden den zionistischen Staat Israel als noch nicht durch den Moschiach legitimiert und lehnen auch nach dem Hamas-Terrormassaker an Simchat Tora (7.10.2023) die Wehrpflicht für die eigene Anhängerschaft überwiegend ab. Umgekehrt streben israelische Nationalreligiöse ein Groß-Israel samt der militärischen Eroberung und Besiedelung aller noch palästinensischen Gebiete an. Zumal derzeit beide Lager in der rechtsgerichteten Regierungskoalition vertreten sind, führt dies derzeit auch innerhalb der Republik Israel zu erbitterten Diskussionen und Demonstrationen.

Das Cover von "Die Haredim. Geschichte und Erfolg des ultraorthodoxen Judentums" von Dr. Michael Blume zeigt einen haredischen Juden mit zwei Kindern im Kinderwagen in Jerusalem. Klick führt zum pdf des sciebooks.Das sciebook “Die Haredim” von 2013 hier kostenfrei als pdf: Michael Blume

Das Christentum wandte sich anfänglich gegen römische Lehren der Eroberung, später vom Krieg als “Naturrecht” des patriarchalen Mannes. Doch schon die frühesten christlich geprägten Staaten wie Armenien, Rom und Äthiopien waren auf Armeen angewiesen und entwickelten Lehren des “gerechten Krieges”. Immer wieder gerieten Krieg und Sklaverei ablehnende christliche Bettelorden wie die Franziskaner und Dominikaner, die städtische Frauenbewegung der Beginen und streng pazifistische Neugründungen wie die Amishen einerseits in den innerkirchlichen Konflikt mit Sklavenhändlern, Konquistadoren und Kolonialisten andererseits, die sich seit dem 16. Jahrhundert zunehmend auf die Lehren der razza-Blutlinien (des Rassismus) beriefen.

Im Ersten und Zweiten Weltkrieg standen sich Millionen vor allem christlich getaufter, aber auch jüdischer, muslimischer und nichtreligiöser (v.a. sozialistischer) Soldaten gegenüber. Auch wenn es in der deutschen Erinnerungskultur noch immer gerne verdrängt wird: Das Hitler-Regime wurde schließlich durch kampfbereite, christliche (orthodoxe, evangelische, katholische), jüdische und nichtreligiöse Kämpfer niedergestreckt und gerade nicht durch Appeasement, Verhandlungen und Weiße Fahnen-Kapitulationsaufrufe. Die christliche Lehre wurde so ausgelegt, dass wir Feinden unsere eigene Wange hinhalten durften – nicht aber jene unschuldiger Opfer. In dieser Tradition der militärischen Verteidigung angegriffener Völker hätte der päpstliche Aufruf zu Verhandlungen in erster Linie dem imperialistischen Aggressor Russland gelten müssen.

Laut Statista standen auch nach dem Ausscheiden der französischen und italienischen Nationen 1944 noch rund 12 Millionen sowjetische (russische, ukrainische, georgische…), 11.4 Millionen US-amerikanische und weitere Millionen alliierte, überwiegend christliche und jüdische Soldaten gegen 9,4 Millionen deutsche (christliche und “gottgläubige”) und 5,4 Millionen japanische (shintoistisch-buddhistische) Soldaten der Achse. Grafik und Link: statista.de, 11.03.2024  

Entsprechend wurde nach dem Desaster des NS-Regimes die mittlere, kirchliche Linie des Rechtes auf Selbstverteidigung samt der Pflicht zum Beistand für Angegriffene zur vorherrschenden Kirchenlehre und schließlich zur Basis des sog. internationalen Völkerrecht der Vereinten Nationen (UN). Auch die zivilreligiöse Symbolik und Flagge der Europäischen Union bezog sich direkt auf die jüdisch-christliche und zum Islam offene Tradition der Maria.

Dr. Michael Blume breitet in der VHS Stuttgart eine blaue Fahne der Europäischen Union mit goldenen Sternen aus. Klick führt zum Vortrag bei Pulse of Europe.

Dr. Michael Blume erklärte bei “Pulse of Europe” in der VHS Stuttgart die zivilreligiösen Hintergründe der Fahne der Europäischen Union. Foto mfG: Conny Geiger

In dieser historischen Verbindung von kirchlichem und säkularem Recht liegt der tiefere Grund für die Erschütterungen, die zunehmend süd-nord-dualistischen Äußerungen des in Argentinien als Jesuit aufgewachsenen Papst Franziskus ausgelöst haben. Es geht hier um viel mehr als die Äußerungen eines Einzelnen. Nicht nur in der Ukraine herrscht die Sorge vor, dass sich die katholische Kirche vom demokratischen Recht auf Selbstverteidigung abwenden und wie schon die russisch-orthodoxen Kirchen der neuerlichen Unterwerfung unter Diktatoren wie Wladimir Putin und unter antisemitische Terrorgruppen wie Wagner, Hamas, Hisbollah und Huthi das Wort reden könnte.

Es wäre dies eine Rückkehr zu kirchlichen Thron-Altar-Traditionen vor dem II. Vatikanischen Konzil (1962 – 1965) samt der Unterordnung unter nicht-katholische Despotien. Ein Recht demokratischer Staatsformen auf Selbstverteidigung gegenüber imperialen Mächten bestünde dann nicht mehr. Unter europäisch-katholischen Christinnen und Christen wäre diese Position sicher nicht mehr mehrheitsfähig – doch nur noch ein schwindender Teil des katholischen Christentums verortet sich in Europa.

Auf das Brandenburger Tor wurde der Magen David des Staates Israel und die Aufschrift projiziert: "Nie wieder ist jetzt!" Klick führt zu einem Interview von Dr. Michael Blume mit dem katholischen aus.sicht-Magazin

Stehen Christinnen und Christen zum Existenzrecht der angegriffenen Staaten Ukraine und Israel. Screenshot von einem Interview der katholischen aus.sicht mit Dr. Michael Blume, mfG

Dagegen haben sich die evangelischen Kirchen inzwischen mehrheitlich zum Recht auf auch militärische Selbstverteidigung und zum Schutz von Demokratie und Menschenrechten bekannt. Gerade aber der antidemokratische Trump-Dualismus unter Evangelikalen (und auch rechtsgerichteten Juden) in den USA zeigt jedoch auch hier die digitale und demografische Zerspaltung des Protestantismus an.

DLF-Interview zum religions- und kulturübergreifenden Dualismus mit einer US-Demonstrantin und einem Pappschild von Donald Trump.

In den USA entscheidet sich 2024 die Präsidentschaftswahl zwischen dem katholischen Monisten Joe Biden und dem protestantischen Dualisten Donald Trump. Interview-Screenshot von X: Michael Blume

In der Tradition des Islam wurde die Welt idealtypisch in das befriedete “Haus des Friedens” (Dar as-Salam) und das noch zu erobernde “Haus des Krieges” (Dar al-Harb) unterteilt. Während islamische Dualisten gegenüber nicht-islamischen Staaten allenfalls zeitlich befristete Friedensverträge für möglich halten, betonen islamische Monistinnen, dass jede rechtsstaatliche Ordnung, die auch Religionsfreiheit umfasse, die Gläubigen zum dauerhaften Frieden verpflichte. Hinter dem Buch- und nun auch Kinoerfolg von “Dune” steht nicht weniger als der islamisch-afrikanische Mahdi-Aufstand Ende des 19. Jahrhunderts.

Da sich die Mehrzahl der islamischen Regime wie der Iran, Katar, Saudi-Arabien, Libyen usw. auf fossile Ressourcenfluch-Einnahmen stützen kann, werden feindseliger Dualismus und Antisemitismus massiv gefördert und sind innerislamische Demokratie- und Friedensbewegungen mörderischen Verfolgungen und Vertreibungen ausgesetzt. Die überwältigend große Mehrheit der Musliminnen und Muslime in der Europäischen Union unterstützt dagegen die demokratische Staatsform, viele dienen auch in europäischen Truppen einschließlich der ukrainischen Armee.

Fotografie von 2 Bänden "Islam in der Krise. Eine Weltreligion zwischen Radikalisierung und stillem Rückzug" von Michael Blume.Die Folgen von Buchdruckverboten und Ressourcenfluch-Rentierstaatstheorie beleuchtete Dr. Michael Blume im SPIEGEL-Bestseller “Islam in der Krise”, Patmos 2017. Foto: Familie Blume 

Persönliches Fazit

Wie schon in Ellwangen ausgeführt stehe ich sowohl als Politik- und Religionswissenschaftler wie auch als (evangelischer) Christ und einstiger Bundeswehr-Soldat, dessen 2. Kind derzeit selbst in unserer bundesdeutschen Armee freiwillig dient, zum auch christlichen Völker-Recht auf militärische Selbstverteidigung samt der entsprechenden Beistandsverpflichtungen. Ich weise jedoch auch seit Jahren immer wieder darauf hin, dass wir in der EU selbst durch unsere fossilen Importe von Öl, Gas und Uran die dualistische und antisemitische Achse Russland – Iran – Katar samt der ihnen verbundenen Söldner- und Terrorgruppen wie Wagner, Hamas, Hisbollah und Huthi finanzieren.

In einer Twitter-Umfrage vom 21.10.2022 erwartete eine Mehrheit von 52,4% einen Zusammenbruch des iranischen Ressourcenfluch-Regimes in den kommenden Monaten. 30,1% erwarteten dies in wenigen Jahren, 8,4% in wenigen Jahrzehnten und 9% nie.

Eine Twitter-Umfrage vom Oktober 2022 ergab eine mehrheitliche Hoffnung auf den Erfolg der jungen, iranischen Aufstandsbewegungen gegen das fossile Regime. Doch leider hat es sich v.a. durch seine fossilen Finanzquellen weiterhin an der Macht halten können. Screenshot TwitterX: Michael Blume

Nach meiner Beobachtung haben einzelne, demokratische Politikerinnen und Politiker die Zusammenhänge zwischen Öl-Gas-Uran-Ressourcenflucht einerseits und feindseliger Propaganda, Krieg und Terror andererseits durchaus verstanden, zu einer breiten post-fossilen Friedensbewegung ist es jedoch auch in Deutschland noch nicht gekommen.

So twitterte der frühere Umwelt- und jetzige Außenpolitiker Nobert Röttgen, MdB (CDU) am 1. März 2022, Zitat:

“Geld ist unsere stärkste Waffe gegen #Putin und sie wirkt bereits. Aber wir können mehr tun: Putins wichtigste Einnahmequelle zur Finanzierung des Krieges sind Öl & Gas. Wir können diese Quellen trockenlegen. Ja, das wird kosten, aber es wird Putin empfindlich treffen. #Ukraine” 

Tweet von Norbert Röttgen gegen die fossile Finanzierung des Putin-Regimes. Ganzer Text im Blogpost. Klick führt zur Friedensenergie-Rede von Dr. Michael Blume

Tweet des Bundestagsabgeordneten Norbert Röttgen (CDU) vom 01.03.2022. Screenshot: Michael Blume

Aufgrund dieses engen Zusammenhangs von Energie- und Sicherheitspolitik rief ich in der bisher wichtigsten Rede meines Lebens am 9.11.2023 im Landtag von Baden-Württemberg dazu auf, die Energiewende schneller voranzutreiben und Erneuerbare als “Friedensenergien” zu erkennen. Derzeit finanzieren wir selbst noch die Propaganda, die Kriege und Terrorkampagnen mit, die wir dann friedensethisch beklagen.

SWR-Mediathek-Beitrag zur Rede von Dr. Michael Blume am 9.11.2023 im Landtag Baden-Württemberg. Klick führt zum Skript der Rede.Die Landtagsrede von Dr. Michael Blume vom 9.11.2023 steht in der SWR-Mediathek als Liveaufnahme zur Verfügung. Klick führt zum pdf des Redeskriptes. Screenshot: Michael Blume

Ich meine also: Starkes und gut ausgerüstetes Militär ist zur Selbstverteidigung der Demokratien notwendig, aber nicht ausreichend. Solange Demokratien selbst die Ressourcenfluch-Regime fossil finanzieren, riskieren sie die Verstrickung in Abnutzungskriege mit zahlreichen Opfern, Verarmung und Fluchtwellen, die Verschärfung der Klima- und Wasserkrise und schließlich auch den Zusammenbruch der Medien-, Parteien- und Rechtssysteme. Gerade auch 2024 erweist sich in diesen Fragen als Schicksalsjahr.

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

113 Kommentare

  1. Es ist schlimm, dass bereits die Aufforderung sich um Friedensverhandlungen zu bemühen, absichtlich falsch verstanden wird.

    • Nein, @KRichard – hier geht es nicht um eine einzelne und vielleicht nur missverständliche Formulierung.

      “In den vergangenen zwei Jahren hatte sich der Papst bereits mehrfach zum Ukraine-Krieg geäußert, eine klare und eindeutige Verurteilung des russischen Angriffs dabei aber meist vermieden. Das Leid der Bevölkerung auf beiden Seiten beklagt er regelmäßig, den Verursacher benennt er kaum.

      Nach Kiew reiste Franziskus bislang nicht. “Zuerst muss ich nach Moskau gehen, zuerst muss ich Putin treffen”, sagte er der italienischen Zeitung “Corriere della Sera”.

      Mehrfach in den vergangenen zwei Jahren brachte Franziskus den Vatikan als Mediator im Ukraine-Krieg ins Spiel. Konkret etwas erreicht hat der Papst aber bislang nicht. Seine allgemeine Forderung nach “Frieden” bewirkt angesichts des andauernden russischen Eroberungszugs wenig.

      Bei einer Marienweihe im März 2022 bezog Franziskus neben der Ukraine auch Russland ein, um beide unter den besonderen Schutz der Gottesmutter zu stellen. Bei einer Videokonferenz mit russischen Jugendlichen sagte Franziskus im August 2023:

      “Vergesst nie euer Erbe. Ihr seid die Erben des großen Russlands. Das große Russland der Heiligen, der Könige, des großen Russlands von Peter dem Großen, von Katharina der Großen, dieses großen imperialen Russlands (…).””

      Hier noch mehr dazu, auch die ausdrückliche Infragestellung der bisherigen Definition von Selbstverteidigung:
      https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/papst-weisse-fahne-kirche-ukraine-krieg-russland-100.html

      Zwischen diesen Papst und auch deutschen Putinknechten passt da nicht mehr viel. Selbstverständlich aber bleibt zu hoffen, dass Papst Franziskus – oder dessen Nachfolger – den tyrannophilen Kurs noch korrigieren möge. Solange wir Europäerinnen und Europäer allerdings noch die Waffen und Propaganda des russischen Regimes fossil finanzieren, sehe ich da wenig Grund für Hochmut.

      • @Blume
        Fakt ist, dass sich Russland nach den Wünschen des Pabstes auch geäußert hat – und Bereitschaft zu Verhandlungen signalisiert hat.
        Wer solch eine Geste nicht zur Kenntnis nimmt und prüft was Russland anzubieten hat – vergibt eine mögliche Chance diesen Krieg zu beenden!

        Es wäre deshalb sinnvoll – im Interesse von Menschen und Umwelt – zu prüfen, was Russland anzubieten hat.
        Danach kann man immer noch entscheiden, wie man weiter macht.

        • Das Putin diese Steilvorlage des Papstes aufgreift, ist nicht verwunderlich. Mich wundert, wie man darauf reinfallen kann. Aus Russland kam bislang kein ernsthafter Verhandlungsvorschlag, alles was Russland unter “Verhandlungen” versteht, ist eine Kapitulation der Ukraine. Fast regelmäßig werden Politiker auf Besuch in der Ukraine von der russischen Armee angegriffen, um sie einzuschüchtern.
          Ich glaube nicht, dass Russland unter Putin jemals verhandeln wird. Schon ein Treffen mit Selenskyj war für Putin unter seiner Würde.

        • @Stefan
          Solch ein Angebot nicht anzunehmen ist ein Zeichen von Menschenverachtung – weil man damit zeigt, dass man kein großes Interesse hat, den Krieg zu beenden.

          Ob das Angebot von Russland akzeptabel ist oder nicht, kann man erst NACH Prüfung und Diskussion feststellen. Vermutungen und Unterstellungen helfen hierzu nicht.

          (Ich möchte aber noch auf eine aktuelle Meldung aufmerksam machen: der ungarische Präsident Orban sagte, dass Trump keinen Penny für die Ukraine ausgeben wird, wenn er Präsident wird. )

          • “Ob das Angebot von Russland akzeptabel ist oder nicht, kann man erst NACH Prüfung und Diskussion feststellen. Vermutungen und Unterstellungen helfen hierzu nicht.”

            Das ist eine sehr naive Sicht der Dinge. Man kann, darf und muss durchaus aus dem bisherigen Verhalten Putins und seiner Mittäter Schlüsse ziehen und die Schlussfolgerung ist klar: es gibt keine Hinweise darauf, dass sich die Kriegsziele Russlands (Zerstörung der Ukraine als Staat, weitere Annexionen, Russifizierung der annektierten Gebiete, Eliminierung aller, die Widerstand leisten) geändert haben. Vier Regionen und die Krim wurden schon annektiert.

            “Wenige Stunden vor der Annexion teilte der russische Regierungssprecher Dmitri Peskow mit, dass noch Klärungsbedarf bezüglich des Grenzverlaufs der Regionen Cherson und Saporischschja bestehe. Die „Volksrepubliken“ Donezk und Luhansk würden laut Peskow „in den Grenzen von 2014“ als russische Gebiete anerkannt. Außerdem erklärte Peskow, dass ein Angriff auf das neu annektierte Gebiet als Angriff auf Russland gewertet werde.”

            “Am 2. Oktober 2022 erklärte das Verfassungsgericht von Russland die Annexion für verfassungsgemäß.”

            de.wikipedia.org/wiki/Russische_Annexion_der_Süd-_und_Ostukraine

            Russland hat sich damit einen freiwilligen Rückzug aus der Ukraine und eine Verhandlungslösung verbaut.

          • @KRichard
            “Ob das Angebot von Russland akzeptabel ist oder nicht, kann man erst NACH Prüfung und Diskussion feststellen. ”
            ___________________________________________________

            Das Angebot Putins, dass die Ukraine ihre Freiheit und Eigenständigkeit aufgibt, und sich ihm unterwirft, ist für die Ukraine verständlicherweise NICHT akzeptabel.
            Dazu bedarf es keine Prüfung oder Diskussion.

            Und sprechen Sie bitte nicht von Russland, wenn Sie Putin meinen.
            Das momentane Russland ist weder in der Lage, sich eine Meinung zu bilden, noch diese zu artikulieren.

          • der ungarische Präsident Orban sagte, dass Trump keinen Penny für die Ukraine ausgeben wird, wenn er Präsident wird.

            Das hat Trump ja deutlich gemacht. Warum muss man dafür Orban zitieren?

            Die (katholische) Tagespost lässt kein gutes Haar an Putin und spricht Klartext:

            [Putin] ist ein lupenreiner Despot

            https://www.die-tagespost.de/politik/putins-wiederwahl-die-kroenung-des-paten-art-249006

            Vom Papst hört man nichts dergleichen, vorgeblich um eine mögliche Verhandlungsposition nicht zu gefährden.

            Dagegen sagte der Papst bei seinem Besuch in der Mongolei 2023 (Min. 3:40 im Video), der Staat habe vor der Kirche nichts zu befürchten, denn sie verfolge keine politische Agenda. https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/papst-weisse-fahne-kirche-ukraine-krieg-russland-100.html
            Das ist natürlich hanebüchen. Alles ist politisch, wenn es Machtinteressen berührt. Sowohl Glaubensfreiheit als auch Menschenrechte. Niemand der bei Verstand ist, übersieht die Implikationen freier Religionsausübung: wenn Menschen sich mit Recht und Unrecht, mit den eigenen Handlungen und deren Umständen auseinandersetzen, kommt es zwangsläufig zu moralischen Konflikten, wenn eine Staatsführung für unmoralische Umstände und Handlungsoptionen verantwortlich ist und diese bewusst einsetzt, um seine Macht zu sichern und auszuweiten. Wenn es aber wahr wäre, dass die Kirche sich aus allen weltlichen Belangen heraushält und das Seelenheil ihrer Mitglieder durch Ignorieren von Missständen zu wahren versucht, begibt sie sich in die Belanglosigkeit und die Rolle des Mittäters. Die Kirche hätte sich dem Dritten Reich damals nicht besser andienen können als mit solch einer Haltung. Genau das bringt er zum Ausdruck, wenn er die Katholiken in Hong Kong auffordert “gute Christen und gute Bürger zu sein” (im selben Video). Oder war das eine subversive Botschaft, die “gut sein” mit der Verpflichtung zum Widerstand gegen ein ungerechtes staatliches System verbindet, weil gute Christen sich an die Seite der Schwachen und Unterdrückten stellen? Der Widerspruch wird offenkundig, wenn man der Definition eines guten Bürgers folgt, die die Chinesische Regierung mit allen Mitteln der Überwachung und Gleichschaltung seiner Bürger zugrunde legt.

            Die Kirche ist an dieser Stelle allerdings nicht einheitlich:

            “Wir müssen diesen Genozid stoppen. Andernfalls werden wir in der Zukunft beklagen, warum wir nichts getan haben”, so Franziskus’ UN-Botschafter, Erzbischof Silvano Tomasi.

            Zu dem russischen Angebot von Verhandlungen wird Putin auf https://www.tagesschau.de/ausland/europa/putin-interview-124.html
            wie folgt zitiert:

            Russland sei zu Verhandlungen bereit, sagte Putin – “allerdings nicht auf der Grundlage von ‘Wünschen’, auf die man nach der Einnahme von Psychopharmaka kommt, sondern auf Grundlage von Realitäten, die, wie man so sagt, auf dem Boden zustande gekommen sind”.

            Das passt zu der Empfehlung des Papstes, weil es ja schlecht für die Unraine laufe und sie drohe zu verlieren. Natürlich ist es jederzeit richtig, die Situation zu betrachten und an die Menschen zu denken, wie Papst Franziskus es genannt hat. Wenn man ihn wörtlich nimmt, hat er zum Ausdruck gebracht, dass Russland, das große herrliche Russland der Zaren und Heiligen, …(moralisch) zu schwach sei, um den Krieg zu beenden. Ob ihm das bewusst ist?

            Wer würde von einem Waffenstillstand aktuell mehr profitieren? Russland, das seine Arsenale auffüllen kann, um den Krieg dann fortzusetzen, oder die Ukraine, die in Verhandlungen nur gewinnen kann, wenn Russland freiwillig nachgäbe (unwahrscheinlich) oder wenn sie den Status quo akzeptiert, der zu Unrecht zustande gekommen ist. Um weitere Verluste von Menschenleben, auf ukrainischer wie russischer Seite, zu vermeiden, könnte man das in Erwägung ziehen. Nur wieviel Sicherheit hätte man, dass das nicht nur von kurzer Dauer ist? 2014 ist ja nicht lange her, wo man die Annektion der Krim akzeptierte bzw. jedenfalls nicht mit offenen Kampfhandlungen die Rückgabe zu erzwingen versuchte. Sich in eine schwächere Position zu begeben ist für die Ukraine keine Option. Für Russland wäre es ein leichtes und völlig ungefährlich. Russland ist überhaupt nicht bedroht, die Ukraine seit Jahren.
            Es ist wohl verständlich, dass all die Verluste, die getöteten Menschen in der Ukraine, die die Überlebenden betrauern, als zu großes Opfer gesehen werden, um jetzt doch kleinbeizugeben. Ich bin aber sicher, wenn Verhandlungen Sicherheit versprechen würden, wäre die Mehrheit dazu bereit, um nicht weitere Leben zu verlieren. Nicht alle, die Kämpfen, tun das aus Überzeugung, sondern werden gezwungen, zwangsweise eingezogen. Sie würden sich sofort für Frieden entscheiden, aber es liegt nicht in ihrer Macht. Ich fürchte die Auswahl liegt aktuell bei töten oder getötet werden, nicht bei Krieg oder Frieden.

            Der Appell des Papstes nach Frieden ist nicht falsch, aber er wendet sich mit der falschen Motivation (angeblich drohende Niederlage) an die falsche Seite (Ukraine statt den Aggressor Russland). Und wenn man sich keinen Erfolg eines Appells an Russland verspricht, steht ohnehin der Appell in Frage. Mit dieser Forderung gibt man nur dem Recht des Stärkeren nach.

        • @KRichard
          “Fakt ist, dass sich Russland nach den Wünschen des Pabstes auch geäußert hat – und Bereitschaft zu Verhandlungen signalisiert hat.”
          ______________________________________________________________

          Das ist eben KEIN Fakt, sondern… schlicht unwahr.
          Putin ist nur zu Verhandlungen bereit, wenn vorher feststeht, wie diese Verhandlungen zu enden haben.
          Und das sind dann nunmal keine Verhandlungen.

          Es wäre auch sehr naiv zu glauben, ausgerechnet jetzt, wo Russland im Vorteil zu sein scheint, würde Putin von seinem ursprünglichen Ziel ablassen; welches nach wie vor darin besteht, eine freie Ukraine zu vernichten.
          Und selbsverständlich ist die Ukraine nicht bereit,
          über ihr Weiterbestehen in Freiheit
          zu verhandeln.

          Die Freiheit der Ukraine ist etwas, worüber Putin nicht verhandeln WILL,
          und die Ukraine nicht verhandeln KANN.

      • Das Oberhaupt einer christlichen Kirche ruft zu Friedensverhandlungen auf und wird dann als “tyrannophil” beschimpft. Die Welt wird immer verrückter!

    • Hallo Prof. Blume,

      erlauben Sie mir drei Fragen:

      1. Warum nennen Sie das Judentum im Vergleich zu anderen Religionen eine “kriegsbereite Religion”?

      2. Warum stellen Sie die jüdische Diaspora “als Bestrafung” dar?
      Das ist klassischer christlicher Antijudaismus.

      3. Warum schreiben Sie nicht, dass es noch nie so viele Haredim in der IDF gab wie heute?

      Viele Grüße

      • Lieber Herr Glitter,

        leider ist es Ihnen nicht gelungen, den Blogtext sachrichtig zu erfassen. Ich habe mich mit Aussagen und Deutungen zu den vier genannten Religionen jeweils kritisch auseinandergesetzt. Vielleicht haben Sie den Unterschied zwischen Theologie(n) und Religionswissenschaft nicht gekannt?

        So bezieht sich der Satz Die folgende Zerstreuung in die Diaspora galt daher als Bestrafung. auf Rabbi Sacks, sel. Ang., und die innerjüdische Galut-Debatte und gerade nicht auf meine Deutung.

        Vgl. zum Beispiel auf chabad.org hier: https://de.chabad.org/library/howto/wizard_cdo/aid/1339138/jewish/Was-ist-Galut.htm

        “Galut” bedeutet Verbannung. Vor fast 2.000 Jahren wurde das jüdische Volk aus seiner Heimat in ein von Tränen durchtränktes Exil geschickt, das bis heute andauert. Wir warten und sehnen uns bis heute nach jenem Tag, der unserem Exil und unseren Leiden ein Ende setzen wird, wenn wir mit der Ankunft unseres Erlösers, des Moschiach (Messias), ins Heilige Land zurückgebracht werden.

        Wozu soll “Galut” gut sein?

        Die Verbannung wird oft als Strafe für unsere eigenen Missetaten angesehen. Doch das ist nur ein Teil der Geschichte.

        Falls Sie also bereit sind, zu jüdischen Angelegenheiten auch jüdische Deutungen kennen zu lernen, statt nur vom Christentum her zu denken, im gleichen Text auch:

        Darum setzt sich interessanterweise die hebräische Wurzel des Wortes “Erlösung” (Geulah) aus denselben Buchstaben zusammen, wie die Wurzel des Wortes “Verbannung” (Galut): גלה – גאל Der eingefügte Buchstabe Alef verwandelt Verbannung in Erlösung. Das Alef mit dem Nummernwert eins, dass den Schöpfer darstellt, wird in die Wurzel des Wortes “Exil” eingefügt und wir erhalten die Wurzel des Wortes “Erlösung”: Indem wir die Schöpfung mit G-ttlichkeit erfüllen, verhelfen wir ihr, das Stadium der Erlösung zu erreichen. Je mehr wir diese G-ttlichkeit entdecken, desto näher bringen wir die Welt zur ultimativen Erlösung.

        Sie sehen: Religionswissenschaft ist spannend. Es gehört zu den Eigenheiten religiöser und interreligiöser Deutungen, dass sie immer wieder neu debattiert und re-konstruiert werden.

        Und im verlinkten Buch finden Sie sogar 1 ganzes Kapitel zu den haredischen Armee-Einheiten in Israel (deren Evaluation aber innerisraelisch inzwischen sehr umstritten ist). Zur wichtigen Unterscheidung orthodoxer und sog. “ultraorthodoxer” Positionen auch in deutschen Medien habe ich u.a. hier gebloggt:

        https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/faktencheck-lanz-precht-110-ueber-israel-den-gazastreifen-und-orthodoxe-juden/

        Falls Sie sich also ernsthaft für Wissenschaft einerseits und darüber hinaus für meine auch persönliche, bejahende Positionierung zum Judentum konkret in Deutschland und Österreich interessieren, so darf ich Ihnen diesen jüdisch-christlichen Dialogband empfehlen: Barbara Traub, Michael Blume: “Wenn nicht wir, wer dann. Ein Gespräch nach 1700 Jahren jüdischen Lebens in Deutschland”:

        https://shop.verlagsgruppe-patmos.de/wenn-nicht-wir-wer-dann-011312.html

        Es würde mich freuen, wenn Ihr Interesse aufrichtig wäre und sich in Textverstehen übersetzte. Dann könnte Ihnen auch dieser Blog manches bieten.

        Ihnen alles Gute!

        • Danke für Ihre ausführliche Antwort.

          In den ersten Sätzen unterstellen Sie mir Unkenntnis und dass ich Ihren Text nicht “sachrichtig erfasst” hätte.

          Das tue ich Ihnen gegenüber nicht.

          1. Galut

          Sie haben recht.
          Wenn ich mit einem Christen rede, dann denke ich über Antisemitismus nicht aus der Sicht des Opfers, sondern will die Täter sehen.

          135 n. Chr. (3. jüdischer Aufstand) wurde Juden der Zutritt nach Jerusalem verboten.

          Die ersten Christen sahen darin die Verbannung der Juden aus Judea.
          Die Idee des Exils als Strafe war geboren.

          Der 2000 Jahre alte antijüdische christliche Topos lautet, dass das jüdische Exil die Strafe für die Verkennung und Ermordung des in Jesus Christus erschienenen Messias ist.

          Über verschiedene, kontroverse jüdische Erklärungen der Galut und Rückgriffe auf die Torah benötige ich keine Erläuterungen.

          2. Haredim

          Richtig.
          Es besteht in Israel Streit über das Thema Haredim und IDF.
          Schon immer.

          In Deutschland interessiert dies eigentlich niemanden.
          Warum auch?

          Israelis ist es z.B. völlig egal, ob die Bundeswehr eine Armee von Wehrpflichtigen ist oder eine Berufsarmee.

          Das Thema Haredim und IDF dient den Medien regelmäßig dazu, um es zu einem innerisraelischen Konflikt aufzublasen, der angeblich den jüdischen Staat gefährdet.

          Das ist scheinheilig und dient politischen Zwecken.
          Was deutsche Medien dazu schreiben ist irrelevant.

          Dass es in diesen Tagen niemandem nützt dieses Thema wichtiger zu machen, als es tatsächlich ist, das sollte jeder verstehen.

          Tatsache ist, dass noch nie so viele Haredim in der IDF dienten, wie heute.

          Alles Gute.

          • Lieber Herr Glitter,

            vielen lieben Dank für Ihren schon sehr viel konstruktiveren Kommentar.

            Dass „Christen = Täter“ zu betrachten seien ist freilich wiederum eine sehr auf Deutschland zentrierte Perspektive. Tatsache ist, dass das Hitler-Regime durch Millionen tapferer Christinnen & Christen aus Frankreich 🇫🇷 , Großbritannien 🇬🇧 , den USA 🇺🇸, dem damaligen Russland, der Ukraine 🇺🇦 usw. besiegt wurde. Auch jüdische Soldaten gab es, wie ich hier zum Volkstrauertag in Ellwangen ausgeführt habe:

            https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/duerfen-sich-die-republiken-ukraine-israel-verteidigen-gedenkrede-zum-voelkertrauertag-in-ellwangen/

            Gegen die mangelnde Bereitschaft von Haredim, ihren Wehrdienst für die Republik Israel 🇮🇱 zu leisten, gab es unlängst sogar Demonstrationen – und in der wegen des Krieges erweiterten Regierung wird es kontrovers diskutiert:

            https://www.timesofisrael.com/cabinet-postpones-discussion-of-haredi-enlistment-as-legal-deadline-looms/amp/

            Wer sich ernsthaft für die uns verbündete, israelische Demokratie interessiert, sollte das m.E. schon wahrnehmen.

            Ich kann Sie also nur freundlich einladen, die Chancen von Wissenschaftsblogs zu nutzen, um hin und wieder über die je eigene, etwa nationale oder weltanschauliche Perspektive hinaus zu sehen. Auch gute Bücher zum lebendigen und vielfältigen, deutschsprachigen (aschkenasischen) Judentum gibt es, etwa von Mirna Funk „Von Juden lernen“ aus der Sicht einer liberal konvertierten sog. „Vaterjüdin“ oder von Eliyah Havemann & Marina Weisband „Frag uns doch“ (mit einem Vorwort von mir).📚

            Ihnen Dank für Ihre Kommentare und von Herzen alles Gute! 🙌🌈

          • Danke für die superschnelle Antwort, Herr Blume.

            Leider war es mir technisch nicht möglich die Antwortfunktion auf Ihr Schreiben vom 18.03.,19.20 Uhr zu benutzen.
            Sie war nicht vorhanden.
            Möglicherweise ein Fehler meinerseits und meiner Unerfahrenheit mit scilogs geschuldet.
            Deswegen meine kurze Replik auf diesem Weg.

            Der belehrende Duktus, der Ihre Antwort von Anfang bis Ende durchzieht ist nur schwer erträglich.

            Es ist mir unangenehm, aber ich antworte Ihnen trotzdem.

            Sie haben völlig ignoriert, was ich Ihnen zu den Themen Galut und Haredim oben mit knappen Worten geschrieben habe.
            Das sei Ihnen unbenommen.

            Sie kennen mich nicht und wollen mich über jüdische Soldaten in WWII belehren.
            Meine Familie war dabei.
            Mit allen Konsequenzen.

            Die Haredim interessieren
            in Deutschland niemanden.
            Sie werden in Deutschland gegen Israel instrumentalisiert.
            Ich verweise auf mein kurzes Schreiben oben, vom 18.03.

            Nach aktueller deutschsprachiger Literatur zum Thema Judentum habe ich Sie nicht gefragt.

            Die von Ihnen genannten Autoren kenne ich nicht und sie interessieren mich nicht.

            Meine Bibliothek quillt über von Büchern der letzten 150 Jahre zu diesem Thema.
            Nur sehr wenige in deutscher Sprache.

            Die Selbstgefälligkeit Ihnen Literatur zu empfehlen, besitze ich nicht.

            Hiermit beende ich von meiner Seite unser Gespräch.

            Ich wünsche Ihnen alles Gute.

          • Lieber Herr Glitter,

            Danke für Ihre kleine, digitale Demonstration im Auftreten etwas älterer, autoritär geprägter Männer. Sie wollten hier gegenüber einem Religionswissenschaftler mal so richtig auftrumpfen und es lief dann doch nicht so. Tja. Ist okay. Wir fühlen mit Ihnen und niemand ist Ihnen gram.

            Ihnen alles Gute, von Herzen.

            PS: Dass sich „niemand“ für die Haredim interessiere, kann ich nicht bestätigen. Das obige sciebook wurde digital & in Print sehr stark nachgefragt. Von Leuten, die sich wirklich für jüdisches Leben interessierten und nicht glaubten, schon alles zu wissen. Gibt es! ☺️📚🌈

  2. Ergänzend zu den Aussagen von Papst Franziskus :

    -> https://www.vaticannews.va/en/pope/news/2024-03/pope-francis-ukraine-interview-rts-holy-see-response.html

    Ergänzend hierzu :

    Während islamische Dualisten gegenüber nicht-islamischen Staaten allenfalls zeitlich befristete Friedensverträge [“Hudna”, Ergänzung : Dr. Webbaer] für möglich halten, betonen islamische Monistinnen, dass jede rechtsstaatliche Ordnung, die auch Religionsfreiheit umfasse, die Gläubigen zum dauerhaften Frieden verpflichte. [Artikeltext]

    .. die zwei Fragen, wer genau als ‘islamische Monistinnen’ zu verstehen sind, Namen wären hilfreich, und wie relevant diese ‘Monistinnen’ aktuell im Islam sind.

    Außerdem ist aus Sicht des Schreibers dieser Zeilen die Vernunft, eng verbunden mit den Ideen und Werten der Europäischen Aufklärung, “unsere stärkste” Waffe.
    Derart ausgestattet müsste auch hinreichend viel monetäres Vermögen entstehen, wie die Vergangenheit gezeigt hat, als Waffe sozusagen, aber die Reihenfolge ist schon wichtig.
    Außerdem würde Dr. Webbaer “chinesisches und russisches Geld” nicht unterschätzen, insofern gerne von einem “monetaristischen” Standpunkt weggehen.

    Mit freundlichen Grüßen und VIELEN Dank für die bereit gestellten weitreichenden Überlegungen!
    WB (der sich vielleicht noch einmal melden wird – *durcharbeit* * durcharbeit*)

    • Danke für das Interesse und die Rückmeldung, @Webbaer

      Als islamische Monistinnen und Monisten dürfen alle gelten, die sich als Demokratinnen und Demokraten verstehen und sich etwa in Wissenschaft, Politik, Wirtschaft entsprechend einbringen. Während es in anderen Teilen Deutschlands nach dem Terrormassaker der Hamas zu islamisch-dualistischen Demonstrationen und Übergriffen kam, konnten wir in Baden-Württemberg jüdische und islamische Verbände in der Synagoge Mannheim versammeln.

      https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/mannheim/interreligioeses-solidargespraech-von-juedischer-gemeinde-in-mannheim-102.html

      Bei allen Unterschieden in Details war dabei die gemeinsame Achtung des Friedens und des staatlichen Gewaltmonopols in der Bundesrepublik Deutschland unstreitig. Immer mehr islamische wie auch jüdische Menschen aus dem In- und Ausland betonen, dass sie Baden-Württemberg als Friedensland wahrnehmen, in dem auch interreligiöse Beziehungen und Dialoge in früher undenkbarer Tiefe möglich, ja alltäglich geworden seien.

      Als spontane Beispiele für islamische Monistinnen nenne ich die beiden Bundestagsabgeordneten Serap Güler (CDU) und Lamya Kaddor (Grüne). Für die islamische Religionspädagogik und Theologie nenne ich spontan Prof. Mouhanad Khorchide (Münster).

      Alle drei verbinden ihre islamischen Bekenntnisse mit einem vorbehaltlosen Ja zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung unserer gemeinsamen Bundesrepublik.

      • Dr. W kennt Ihre Bemühungen und schätzt sie.
        MFG – WB (der allgemein zur Besinnung auf die Sittlichkeit, den Ethos und die Moral anregt; Kollektivismus kennt derartig oft nicht)

  3. -Gerechte Kriege-
    Dieser Begriff ist ja keine Erfindung der Religionen. Wahrscheinlich sind Religionen erst entstanden um generell Kriege zu verhindern bzw. das Töten anderer Mitmenschen mit Keule oder Messer.
    Gerechte Kriege beinhalten das (moralische) Recht einen Krieg zu führen bzw. andere zu töten. Zumeist finden solche Kriege einen breiten Rückhalt in der Bevölkerung da diese sich unterdrückt oder ausgebeutet fühlt. Hier bitte ich um eine Erklärung Ihrerseits wenn ich lese dass in Russland ca. 80 % der Menschen diesen Krieg gerecht finden . Andererseits muss ich lesen dass in Deutschland lt. ntv nur eine Minderheit von 36 % bereit wäre dieses Land mit der Waffe zu verteidigen. Für den Sieg in einem “gerechten Krieg” s beweist die Geschichte, bedarf es einen breiten Rückhalt in der Bevölkerung denn ohne Feindbild können Kriege nicht gewonnen werden.

    • Danke für die kluge Frage, @Hakel 🙏

      Die Politikwissenschaft kennt das bisher stabile Phänomen des „demokratischen Friedens“: funktionierendere Demokratien führen keine Kriege gegeneinander, auch weil Mehrheiten dies nicht wollen.

      In autoritären Regimen wie der Russischen Föderation unter Putin ist das anders: Hier kann durch staatliche Propaganda ein offizieller, feindseliger Dualismus durchgesetzt werden, der auch Eroberungskriege als „gerecht“ und „notwenig“ darstellt, sie gleichzeitig aber auch als „militärische Spezialoperation“ verharmlost.

      Mit Widerspruch gegen den staatsoffiziellen Dualismus erklärt man sich selbst zum Feind und riskiert Verfolgung und Verhaftung. Gerade auch fossile Altherren-Regime wie Russland und Iran forcieren zudem die Einberufung wie auch Vertreibung junger Leute. Unter diesen Bedingungen ist eine „Zustimmung“ von 80+ Prozent kein Wunder…

    • Ergänzend zur Antwort Michael Blumes möchte ich ergänzen, dass der Rückhalt in der Bevölkerung nicht mit der Bereitschaft zur Waffe zu greifen verwechselt werden darf. Und auch die 36% werden nur bedingt durch Rückhalt zustandekommen.

  4. Sehr geehrter Herr Blume,
    ic schließe mich der Meinung von KRichard an. Eine versuchte, mögliche Deeskalation ist für mich keine Verweigerung von Selbstverteidigung, letzteres ist eine Fehlinterpretation um einen politischen Konflikt, der in einem Krieg seitens Russland ausgeartet ist. Würde die Hamas endlich die Geiseln übergeben und sich die Führung ihrer Verantwortung stellen, welche Gründe für eine Spezialoperation in Gaza gäbe es noch?

    • Exakt, @Frank Bendick – deshalb sollten sich Appelle zu Deeskalation und Frieden doch primär an die Angreifer richten, also hier an die Hamas und Russland. Den Angegriffenen, hier Israel 🇮🇱 und der Ukraine 🇺🇦 zuzurufen, sie sollten auf ihre Geiseln bzw. ihr Land verzichten, halte ich für friedensethisch nicht überzeugend.

    • @Bendick
      Danke für die Unterstützung.

      @Blume
      Schon vorher festzulegen was ´friedensethisch´ möglich sein darf, ist wenig hilfreich um Konflikte zu beenden.

      Wichtig ist vor allem, dass überhaupt Bemühungen gestartet werden, Kriege zu beeenden – und zwar ergebnisoffen und möglichst bald.

      • @KRichard

        Das sehe ich klar anders: Einen Frieden auf Kosten der Freiheit, Menschenwürde und sogar des Lebens der Ukrainer oder Israelis zu erzielen wäre nicht klug, sondern feige. Zumal weder Putin noch die Hamas, Hisbollah und Iran ihre Vernichtungsfeldzüge einstellen würden.

        Wir dürfen sehr froh sein, dass die alliierten Demokratien mutiger waren und schließlich gemeinsam mit der Sowjetunion Deutschland vom NS-Regime befreiten. Und heute geht es nicht einmal um die Eroberung von Russland 🇷🇺 oder Iran 🇮🇷, sondern schlicht um die Abweisung der Angreifer.

      • @KRichard
        “…ergebnisoffen…”
        __________________________________________
        Das Ergebnis, dass man Putin die Ukraine überlässt, und ihre Einwohner der Willkür eines Diktators ausliefert, wäre für Sie also allen Ernstes eine infagekommende Option??

        Seien Sie doch mal so ehrlich und sagen Sie direkt Ihre wirklichen Ziele.
        Ihre vorgeschobenen humanistischen oder pazifistischen Beweggründe nehme ich Ihnen nicht ab.

    • Dem stehen Soldaten, die drohen, Menschen zu erschießen (was zu befürchten ist, nachdem es schon passiert ist), doch etwas im Wege. Ansonsten stimmt es natürlich. Alle Geschichten, die ich kenne, wo es darum ging, dass Gegner oder Feinde zu Freunden werden, waren mit einem längeren Weg verbunden als direkt von der Konfrontation zur Freundschaft überzugehen.

  5. Wie man es dreht und wendet: Letztlich hängt alles, auch die Religion vom Menschen ab. Ich glaube aber, dass insbesondere bei uns in Europa Religion keine so große Rolle mehr spielt. Das mag je nach Land verschieden sein.
    Eines der Schlüsselereignisse für eine andere Bewertung von Krieg und Religion war der 30jährige Krieg mit all seinen Schrecken. Der Protestantismus hat dieses Ereignis überlebt, der Papst in Rom musste akzeptieren, dass es vor allem in Deutschland beide christlichen Konfessionen in einer ähnlichen Größenordnung gibt. Württemberg hat vier katholische Herzöge “überlebt” (Carl Alexander, Carl Eugen, Ludwig Eugen und Friedrich Eugen) und das im 18. Jhd. 😉
    Die ersten 50 Jahre des 20. Jahrhunderts haben m.E. dazu geführt, dass beispielsweise durch die Abschaffung zahlreicher Monarchien und dem damit verbundenen “Wir von Gottes Gnaden” religiöse Einflüsse weiter verringert wurden. Das sieht man nach meiner Meinung was die evangelische Kirche angeht an deren Hinwendung zum und Einsatz für den Nationalsozialismus (Deutsche Christen). Bei den Katholiken wiederum war es das Konkordat, über das z.B. Eugen Bolz entsetzt war. Die Gläubigen beider Konfessionen, die Widerstand geleistet haben, taten dies aus ihrem tiefen Glauben.

    Wenn wir heute die Ukraine unterstützen, tun wir das ja nicht aus religiösen Gründen, sondern aufgrund unserer eigenen Geschichte.

    Oder ist das eine verkehrte Betrachtungsweise?

    Grundsätzlich interessant finde ich an Ihrem Artikel die Informationen über die verschiedenen Religionen und ihre Einstellung zum Krieg.

    • Volle Zustimmung, @Marie H. – jede lebendige, religiöse und mythologische Tradition wird ständig neu von Menschen ausgelegt, vgl.

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/verschwoerungsfragen-33-die-schluempfe-und-der-luther-hermeneutik-statt-verdraengung/

      Auch stimme ich Ihnen zu, dass die vor allem wohlstandsbedingte Säkularisierung in der Europäischen Union samt des säkularen Geburtenrückgangs weit fortgeschritten ist.

      Grundlegende Rechtsgüter wie die Menschenwürde, Interkulturalität und das Selbstverteidigungsrecht der Völker sind wesentlich aus religiös-säkularen Diskursen erwachsen – sie lassen sich nicht alleine aus der empirischen Wissenschaft, schon gar nicht aus der Evolutionsbiologie ableiten.

      Deswegen verursacht die Abkehr religiöser Akteure von demokratischen Zivilreligionen auch säkulare Risse. Davor zu warnen und darüber zu informieren war mir ein Anliegen.

  6. Die Ukraine, das sind nicht nur qm, das sind vor allem auch Menschenleben und Schicksale. Und deswegen ist eine mögliche Deeskalation sehr wohl eine Form der Verteidigung. Ansonsten, Herr Blume, ich schätze Sie sehr!
    Frank Bendick

    • @Frank Bendick
      “Die Ukraine, das sind nicht nur qm, das sind vor allem auch Menschenleben und Schicksale.”
      ______________________________

      Und genau diese verteidigt die Ukraine gerade mit aller Kraft;
      mit unserer, leider noch unzurechenden Unterstützung.

      Nebenbei verteidigt sie auch noch Leben und Schicksale in den Nachbarländern, welche Putin sich als Nächstes vornehmen würde.

      Ich brauche ja wohl nicht auf das Schicksal der Ukrainer unter russischer Herrschaft hinzuweisen. Sofern sie überhaupt ihr blankes Leben retten konnten.

  7. wie sagte damals schon Voltaire ?
    Alle Kriege sind nur Raubzüge.
    Da gibt es keine Unterschiede ob “Scheindemokratisch” oder diktatorisch.
    Und der sogenannte “Westen” geht mit guten Beispielen voran.
    Hauptsache der “Demokratische” Schein wird gewahrt, das eigene Haus bleibt “scheinbar” sauber und den Dreck ins Ausland gebracht und gezüngelt , wenn’s dem Demokraten zu wenig Profit bringt (genug iss ja nie genug)
    wo dann von den “Demokratischen Frieden wollenden Rechtsstaaten, also ihre Leut”
    wieder mit dem “demokratischen” Finger drauf gezeigt wird.

    • Nein, @Käthe Parlow – die Verneinung der realen Unterschiede zwischen Demokratien und Diktaturen ist nicht realistisch, sondern nur relativistisch.

      Wer wirklich für Frieden ist, muss zur Selbstverteidigung von Demokratien bereit sein; auch weil echte Demokratien untereinander keine Kriege führen. Vgl. das Phänomen des demokratischen Friedens:

      https://de.m.wikipedia.org/wiki/Demokratischer_Frieden

      Mit einer Gleichsetzung von Demokratien und Diktaturen werde ich mich auch aufgrund des Schicksals meines Vaters niemals abfinden:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/meinem-vater-falko-blume-1950-2012/

      Ihnen alles Gute.

    • @Kähte Parlow
      “Alle Kriege sind nur Raubzüge.”
      _____________________________________

      Der Krieg, den die Ukraine gerade führen muss, ist mitnichten ein Raubzug sondern pure Verteidigung.
      Ich denke nicht, dass Voltaire das anders sehen würde.

      • Komme immer mehr zum Ergebnis von (eher umgedreht)
        Ich ( der Mensch, nicht Lucifer ) bin der Teil von jener Kraft
        der stets das gute schreibt, sagt und das böse macht, praktiziert 🙁

        Ist ja nicht nur der Krieg der Länder/Menschen zwecks Interessenkonflikten und Ressourcen zu Müll machen wegen Gier und Macht .- (fossile Energie Bezahl-Zwang in Dollar Währung?)

        Mal was auf die Schnelle zusammengesucht, nur ein winziger teil allen menschlichen Handelns.

        -Bekannte Modelabels lassen Kleidung in Drittweltländern herstellen, in denen Menschen kaum Rechte haben und Umweltauflagen nicht existieren oder eingehalten werden. Ausgebeutete Arbeiter, eingestürzte Textilfabriken, verschmutzte Weltmeere und hochgiftige Kleidung sind das Ergebnis der Fast-Fashion-Industrie.

        – Deutschland: 240.547 Menschen sind 2022 Opfer von Häuslicher Gewalt geworden – 8,5 Prozent mehr als im Vorjahr: Das ist das Ergebnis des neuen Lagebilds des Bundeskriminalamts.

        -Der Wind weht rauer auf deutschen Straßen. So zumindest fällt bei den meisten deutschen Kraftfahrern das Urteil aus, wenn sie über Aggression im Straßenverkehr nachdenken. Es wird gedrängelt, geschnitten, die Lichthupe soll andere Verkehrsteilnehmer zusätzlich unter Druck setzen.

        Wer sind diese Verkehrsrowdys?

        -Amnesty International ..Die USA nahmen 2022 ihre Zusammenarbeit mit internationalen Menschenrechts Institutionen nach langer Pause wieder auf. So überprüfte der UN-Ausschuss zur Beseitigung rassistischer Diskriminierung das Land erstmals seit 2014. In seinen abschließenden Bemerkungen bemängelte der Ausschuss unzureichende Fortschritte bei der Bekämpfung von Hassverbrechen, Waffengewalt, übermäßiger Polizeigewalt und Gewalt gegen Frauen. Gerichte schränkten den Schutz der Menschenrechte ein, indem sie das zuvor gesetzlich verankerte Recht auf Schwangerschaftsabbrüche kippten, Waffengesetze lockerten und die Regierung daran hinderten, die Abschiebung von Asylsuchenden an der Grenze zu Mexiko zu beenden.

        -Tatsächlich steigt die Anzahl der Lobbyisten in Brüssel: Im Transparenzregister der Europäischen Union sind zurzeit knapp 12 000 Organisationen registriert, mehr als die Hälfte sind von Industrie- und Wirtschaftsverbänden. Damit steht Brüssel tatsächlich weltweit unter dem größten Einfluss von Lobbyisten – nur in der US-Hauptstadt Washington tummeln sich noch mehr Interessenvertreter. Die meisten von ihnen unterstützen formal die Klimaziele, lobbyieren aber tagtäglich gegen neue Gesetze.

        Götze, Susanne; Joeres, Annika. Die Klimaschmutzlobby: Wie Politiker und Wirtschaftslenker die Zukunft unseres Planeten verkaufen . Piper ebooks. Kindle-Version.

        • Ja, @Käthe Parlow – den Gedanken kann ich sehr gut nachvollziehen. Allerdings hilft dualistischer Selbsthass („wir“ seien eigentlich Böse) nicht bei der Übernahme von Verantwortung.

          Nach der Weltanschauung des dialogischen Monismus tragen wir alle Anlagen und Traditionen sowohl des Guten wie Bösen in uns. Wir treffen jeden Tag Entscheidungen und können uns jeden Tag relativistisch („neutral“), dualistisch („böse“) oder monistisch („gut“) zu unserer Mitwelt verhalten.

          Die Würde und Verantwortung dieser täglichen Freiheit kann Ihnen niemand nehmen. Ich möchte Sie ermutigen, diese mutig und selbstbewusst reflektierend anzunehmen.

  8. Leben, wo ist dein Stachel? Frieden, wo ist dein Sieg?

    Geld ist unsere stärkste Waffe gegen Putin, weil wir nix mehr können, außer Pixel in Massen rauszuhauen. Packen Sie alle Macht der Eunuchen auf einen USB-Stick, kramen Sie nach Uralt-Panzern und verrosteten Musketen auch noch eine Steinschleuder aus dem Museum, geben Sie beides dem ukrainischen David, vielleicht nützt’s was. Mir wurde gesagt, die EU hätte die zweitstärkste Wirtschaft des Westens, jetzt stellt sich heraus, sie hat die zweitstärkste Wirtschaft in Europa.

    Ich glaube an das Wort des Gottes der Materie: Fakten, Reality Checks, menschliche Natur und fraktale Muster, Naturgesetze, Marktgesetze. Nicht an Religionen und die Fantasie, sie wären mehr als Klumpen von Memcodes, aus denen sich jeder jederzeit den herauspopeln kann, der ihm zum Profit passt, von der Evolution nach Schema 08/15-F analog zur DNA, Gehirn, Bibliothek und Internet erschaffen. Und deswegen sehe ich, dass morgen schon „gerechter Krieg“ bedeuten kann, mit Dschingis-Zar auf Plündertour zu gehen. Denn es ist kein Zufall, dass Hitler und Stalin ideologisch zu Putin verschmolzen sind, und Eunuchistan aus purer Ratlosigkeit vor ihm auf die Knie fällt.

    In Europa gibt’s viele Menschen, viel zu viel zu essen, sodass wir noch mehr Menschen ernähren könnten, aber ansonsten keine Ressourcen. Wir entwickeln eher Feudalstrukturen, die auf Machterhalt, Stabilität und Wachkoma abzielen, als uns weiterzuentwickeln, fallen in Winterschlaf, doch die Welt verändert sich so schnell, dass nach dem Winter kein Sommer kommt, wir wachen auf der Venus auf, wo wir gar nicht mehr leben können. Weil das Feudalkoma am Weltenbrand scheitert, werden wir immer aggressiver und bereit, übereinander herzufallen, die Mentalität mutiert, als ob Europa zur Wüste würde, und Bauern zu Räubern werden müssten – als würde sich die Steppe ausweiten und wir würden zu Skythen, Turkvölkern, Mongolen. Die Wirtschaft rechtfertigt diese Entwicklung (noch) nicht, wir sind immer noch schweinereich und überfressen – aber die menschliche Natur wurde nicht für Reichtum geschaffen, wir reagieren, als ob wir Affen wären, stets eine Mahlzeit vom Hungertod entfernt. Wir sind eine Fabrik für Kanonenfutter, wie es einst die Steppen Zentralasiens waren. Was sollte man mit uns sonst anfangen, als uns mit den Flüchtlingsströmen zu verschmelzen und dann für Eroberungen zu verheizen? Dass wir reich sind, heißt nur, dass wir nicht an Elend verzweifeln, sondern schon am abgebrochenen Fingernagel, und uns bessere Waffen leisten können.

    Überall auf der Welt das Gleiche – Primadonnas, Tyrannen, Diktatoren, sind erfolgreich, wenn sich demokratische Opposition doch gegen sie durchsetzt, ist sie zerstritten und macht sich schnell unbeliebt, weil sie keine Lösungen findet, die überzeugen. Was Sie in den Staaten sehen, sehen Sie global, im Konflikt zwischen NATO und Russland: Der Tyrann, der seine Kräfte bündeln kann, gegen den zerstrittenen, schwachen Westen, der ständig über die eigenen Füße stolpert. Wir haben den Gott des Friedens verhöhnt und verjagt, und so holt uns der Gott des Krieges. Wie man solche Phänomene samt Mentalitätswechsel wohl in der Antike beschrieben hätte.

    Es gibt keinen Gott in Europa außer Ares und Putin ist sein Papst, Messias, Prophet und Avatar. Sollte er tot umkippen, holt sich Ares gleich eine neue Marionette, die Kandidaten stehen Schlange.

    Krieg ist verlorener Frieden, ein Eingeständnis des Scheiterns. Er ist eine Variante des Loser Game – alle verlieren, doch wer zuletzt noch steht, darf sich an der Leiche des Besiegten mästen und aufpäppeln. Und ich sehe nirgendwo eine Alternative wachsen in Europa. Nirgendwo ein Konzept für einen neuen Bund mit dem Gott des Friedens, des Brotes, des Monismus. Ich sehe nur, dass sich zwei Pole bilden, die all die viele Polarisierung an sich reißen – Washington und Beijing. Und ich weiß, dass in der Geschichte alles zwischen solchen Polen allzu leicht in Flammen aufgegangen ist.

    Der globale Süden zieht sie an. Der Papst schubst für ihn die Ukraine vom Rand der Erdscheibe, wie er einst Konstantinopel, Ungarn, Polen-Litauen geschubst hat, diesmal, um seine Ruhe im Rücken zu haben, denn er hat sich allein dem Süden zugewandt. Die USA, China, konkurrieren um Einfluss, und viele andere Player, Indien, Saudis, afrikanische Staaten, blühen dadurch auf und versuchen, mitzumischen. Ein Game Changer ist nicht in Sicht – ähnlich wie in Europa, herrscht Streit und Chaos, das macht sie alle eher zu Beute als zu Playern, aber wer spielt ein Spiel, das er nicht mit ein wenig Glück gewinnen kann?

    Ich sehe zwei Elektroden und den Funken dazwischen. Ich sehe Physik, ich sehe Wirtschaft, ich sehe menschliche Natur, ich sehe Muster, ich sehe Fakten. Ich sehe das Menetekel, geschrieben in den Glyphen des Necronomicons, in dem wir leben. Und das ist meine Offenbarung, meine Stimme Gottes.

    Und was diese Stimme sagt, ist: Mach was, du lahme Ente. Du bist so was von am Arsch und mit jedem Tag wird’s schwieriger, sich da noch irgendwie rauszuwieseln.

    In jedem Mem-Klumpen finden sich Daten, die eine Religion des Friedens zu einer Religion des Krieges mutieren können, über Nacht. Wie in jedem menschlichen DNA-Klumpen. Der diensthabende Gott der Realität bestimmt, welche Sie sehen und für welche Sie erblinden. Dass der Frieden den Krieg eher defensiv interpretiert, ist klar. Tut auch eine Kuh. Die frisst ja auch Gras und nicht Fleisch. Ist das Gras alle, wird sie ein Wolf oder Wolfsfutter. Europa hat sich für Wolfsfutter entschieden, um als ein Rudel Wölfe wiedergeboren zu werden. Ich hoffe, bevor es so weit ist, beiße ich noch ein paar Mal ins Gras. Mehr als hoffen und rum fragen, ob doch jemand eine Lösung weiß, kann ich ja nicht, oder?

    Zu Krieg kann ich nur sagen: Was muss, muss. Aber wer sein Maul zu weit aufreißt und die Ukraine zum Kampf bis zum bitteren Ende auffordert, ihr Wehrpflichtige zurückschicken will, sollte genauso an die vorderste Front geschickt werden, wie diejenigen, die meinen, wir könnten da ewig Kinderspielchen mit Pseudo-Waffenlieferungen, verlogenen Sanktionen, die schon umgangen entworfen werden, frisierten Hilfszahlen und Oskar statt Taurus spielen, oder sollten uns einfach verpissen. Es braucht sehr schnell eine Keule, die mächtig genug ist, dass die Ratte auch gleich merkt, dass sie keine Chance hat und abhaut. Sie wird beißen, es werden Internetkabel durchtrennt und Kraftwerke gesprengt, da müssen wir durch, weil wir es eh nicht vermeiden können, egal was wir tun – wenn wir die Ratte jetzt nicht verjagen, kriegen wir später zehnmal so viel davon. Aber dann macht man das Rattenloch zu und gut ist. Ich will kein Sandkorn russisches Land. Ich will einen Limes von der Barentssee bis zum Asowschen Meer und einmal ganz um Královec rum, der die Kühe von den Wölfen trennt, wie ihn Rindviecher mit Hörnern und Menschen mit Palisaden und Legionen errichten, dazu gehört auch, den Nato-Teil der Ostsee und den Bosporus für die Russen zu sperren, wenn die Türken nicht mitziehen, die Ägäis. Guter Zaun macht gute Nachbarn, und bei so bösen Nachbarn muss der Zaun sehr gut werden.

    Doch es gibt keinen Frieden, wenn auf meiner Seite des Zauns kein Gras wächst, und die Wölfe in den Kuhhäuten erwachen. Wie lange noch, bevor der Gott der Materie mir sagt, ich soll Krieg und Raub predigen, denn es wird das kleinste erreichbare Übel sein?

    • @Paul S.

      Der Postillon bringt auch immer wieder längere Texte, gerne in weise & lustig:

      Der Vatikan wolle deshalb selbst die weiße Fahne auf dem Petersdom hissen, um mit dem größten Widersacher der Christenheit in Friedensverhandlungen zu treten. “Wir müssen bereit sein, einen Pakt mit dem Teufel zu schließen, auch wenn wir dabei schmerzhafte Zugeständnisse wie etwa regelmäßige Ritualmorde, Dämonen auf unseren Straßen oder Frauen im Priesteramt machen müssen”, so Franziskus.

      https://www.der-postillon.com/2024/03/weisse-fahne.html

      🤭😇🤣

  9. @Frank 11.03. 19:51

    „Die Ukraine, das sind nicht nur qm, das sind vor allem auch Menschenleben und Schicksale.“

    Sehe ich auch so. Wenn eine Einigung Gebietsabtretungen einschließen würde, und die Bewohner, die nicht unter russischer Herrschaft leben wollen, ausreisen können, dann geht es ja noch. Die Russischstämmigen können gerne dann von Russland verwaltet werden, wenn sie möchten. Und damit hier das Ganze nicht in ein paar Jahren wiederaufflammt, müsste dann ein sofortiger Natobeitritt der restlichen Ukraine vereinbart werden.

    Die Menschen sind wichtig, wenn die dann in Freiheit leben können, das wäre viel wichtiger als das verlorene Land. Zumal ein Großteil der Immobilien in den umkämpften Gebieten vermutlich sowieso nur noch Ruinen sind.

    Die eigentliche Frage ist doch Putin. Was, wenn der sowieso kämpft, bis er nichts mehr hat? Ich fürchte, dann ist der 3. Weltkrieg unvermeidlich. Hoffen wir doch einfach, dass es doch noch anders geht, und versuchen wir, einen zu Weg finden, das doch noch zu verhindern.

    Wenn wir gleich einfach Kriegspartei werden, und der Ukraine auch Soldaten schicken, dann sind wir offenbar mitten drin in dem umfassenden Krieg, indem dann Putin solange kämpft, bis er nur noch seine Atomwaffen hat.

    Ideal wäre es, die Ukrainetruppen weiterhin so mit Waffen zu versorgen, dass hier eine Eroberung der Ukraine weiterhin nicht gelingt. Eine solche Eroberung wäre dann auch weit mehr als nur qm, es ginge um die Freiheit der Menschen.

    Die meiste Zerstörung und die meisten Toten würde es freilich geben, wenn Putin solange kämpft, bis er nichts mehr hat. Ob nun nur in der Ukraine, oder in direkter Auseinandersetzung mit der Nato. Solange es reelle Möglichkeiten gibt, das zu vermeiden, sollten wir es versuchen. Unbedingt.

    Unabhängig davon können wir auf die Friedensenergien setzen, dass die Weltmarktpreise für Öl und Gas verfallen. Das müsste Putin schon mittelfristig das Geld so knapp werden lassen, dass ihm die Mittel ausgehen, weiter Krieg zu führen. Und wir müssen wohl sehr dringend aufrüsten, insbesondere wenn Trump wirklich wiedergewählt wird und wirklich aus der Nato aussteigt.

    Im Moment haben wir 20.000 tote Ukrainer und 180.000 tote Russen, wobei ich auch traurig um die russischen Toten bin. Mag sein dass mitten in der Propaganda Putin viel Zustimmung hat, das ändert aber wenig an dem Leid der eigenen Soldaten.

    Eine konsequente Eroberung der Ukraine fordert hinterher 2 Millionen Tote, eine direkte Natobeteiligung führt dann zu 20 Millionen Toten, was sich dann schnell auf 200 Millionen erhöht, wenn taktische Atomwaffen ins Spiel kommen, um dann auf 2 Milliarden anzuwachsen, wenn auch strategische Atomwaffen ausgetauscht werden.

    Das passiert womöglich tatsächlich, wenn Putin wirklich solange kämpft, bis er wirklich nichts mehr hat. Dagegen ist die Frage, wer jetzt die Krim und ein paar Provinzen verwalten darf, wohl nicht so wichtig.

    • „Die Ukraine, das sind nicht nur qm, das sind vor allem auch Menschenleben und Schicksale.“

      Sehe ich auch so. Wenn eine Einigung Gebietsabtretungen einschließen würde, und die Bewohner, die nicht unter russischer Herrschaft leben wollen, ausreisen können, dann geht es ja noch. Die Russischstämmigen können gerne dann von Russland verwaltet werden, wenn sie möchten

      Dieser Krieg ist sozusagen maximal völkisch, lasst von ihm ab,

      Was genau sind “Ukrainer”?

      Auch hier wird “Old Dockie” ein wenig unfroh : ‘Im Moment haben wir 20.000 tote Ukrainer und 180.000 tote Russen, wobei ich auch traurig um die russischen Toten bin.’

      Wie genau sind Sie informiert worden, Kommentatorenfreund “Jeckenburger”?

      LG – WB

      • @Webbaer

        Diese Frage irritiert mich sehr:

        Was genau sind “Ukrainer”?

        Sie fangen doch jetzt nicht etwa an, die Existenz eines Volkes zu leugnen? Ukrainerinnen und Ukrainer besitzen die Staatsbürgerschaft der Ukraine 🇺🇦, einer international anerkannten Republik. Es gibt keinerlei Grundlage oder Recht, ihnen ihre Identität oder unabhängige Staatlichkeit abzusprechen.

        • Da gibt es keinen Grund für “Irritation”, Dr. W kann auch ein wenig slawische Sprachen (und slawische Geschiche), ‘u kraina’ meint die Grenze, des alten Rus.
          Vertrauen Sie bitte, zumindest diesmal, dass sich Dr. W (auch hier) auskennt; an besonderer Diskussion ist er uninteressiert, gerne auch moderieren.
          No Probbie.
          MFG – WB

      • @Dr. Webbaer
        “Dieser Krieg ist sozusagen maximal völkisch, lasst von ihm ab”
        ________________________________________________________

        “Lasst” ab? Wen alles sprechen Sie damit an? Oder benutzen Sie für Putin den pluralis majestatis??

    • @Tobias Jeckenburger
      “…die Frage, wer jetzt die Krim und ein paar Provinzen verwalten darf…”
      _____________________________________________
      Diese Frage existiert überhaupt nicht.
      Die tatsächliche Frage lautet: Wollen wir Putin in seinen Expansionsgelüsten, die auf weit mehr als “ein paar Provinzen” gerichtet sind, aufhalten oder nicht?
      Es wird Zeit, dass wir uns entscheiden.

      • Putin ist kein verantwortungsloser Irrer.
        Er denkt völkisch und will “seine” Russen in anderen Staaten irgendwie (dieses Wort soll an dieser Stelle Distanz ausdrücken) unterstützen.
        Bitte nicht allzu dualistisch denken!
        LG + SCNR
        Dr. Webbaer

        • @Webbaer

          Wenn Putin nach Ihrer wohlwollenden Einschätzung nicht-dualistisch „völkisch“ denken würde – wie erklärt sich dann der Zigtausendfache Tod junger Russen, die Unterdrückung und Vertreibung Abertausender Weiterer & die abstürzenden Geburtenraten, vom internationalen Ansehensverlust ganz zu schweigen.

          In meiner Wahrnehmung handelt Putin gegenüber den ihm „anvertrauten“ Völkerschaften fast ebenso rücksichtslos wie Stalin. Ich sehe imperialistische Träume, die fossil finanziert werden – aber keine wirklich nachhaltige Politik.

          Woher rührt Ihre Einschätzung?

          • Putin hat selbst umfangreich erklärt, das war teils nachvollziehbar, vs. zustimmungsfähig, der Schreiber dieser Zeilen denkt nicht völkisch.
            Außerdem gab es mal viele persönliche Kontakte, lange bevor es “losging”, was vielleicht in der Ukraine so um 2004 langsam startete?
            MFG – WB (der von den vielen dezidierten Meinungen überrascht ist)

          • Ja, lieber @Webbaer – der brutale Angriffskrieg des fossilen Imperialisten Putin hat dazu geführt, dass sich viele Menschen zu einer klaren, monistischen Haltung bewegt haben, wogegen Relativismus und antiwestlicher Dualismus an Anhängerschaft verloren haben. Die gerade abgeschlossenen Farce-“Wahlen” in der sog. Russischen Föderation haben noch mehr Menschen verdeutlicht, dass 2024 ein Schicksalsjahr ist, auch wegen der Kandidatur des Putschisten und Putinknechtes Trump in den USA.

            https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/meine-sorgen-2024-fossile-kriege-propaganda-wahlen-globale-wasserkrise/

            Zwar hat die “Putin-freundliche” BSW um Sarah Wagenknecht in aktuellen Umfragen weiter verloren, liegt aber auch dort noch immer vor der FDP:

            https://www.merkur.de/politik/bundestagswahl-sonntagsfrage-abstieg-wahl-umfrage-insa-afd-wagenknecht-bsw-cdu-gruene-spd-fdp-92895181.html

            Was erwarten Sie für dieses Jahr für die USA und für Europa einschließlich der Ukraine & für Russland?

          • Gute Frage, lieber Herr Dr. Michael Blume :

            Was erwarten Sie für dieses Jahr für die USA und für Europa einschließlich der Ukraine & für Russland?

            Im schlimmsten Fall einen perpetuierten Krieg, der auf mehrere Jahrzehnte angelegt ist, so auch öffentlich kommuniziert und beworben wird.

            MFG – WB

            PS:
            Putin ist Nationalist, er ist kein SU-Internationalist, der SU-Imperialismus ist bekannt.

          • Danke, @Webbaer

            Da auch Sie ja gerne mit KI experimentieren, könnte das Prompten mit Namen für Sie interessant sein. Ein auch zur Diskussion einladender Blogpost dazu hier:

            https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/es-passiert-bereits-die-emergenz-eines-digitalen-globalen-ki-talmud/

            Bei allem Verständnis für den psychologischen Reiz der Tyrannophilie empfehle ich dabei, sich in der eigenen Information nicht nur auf Putin zu beschränken. Probieren Sie doch gerne auch ein paar weitere Namen aus, zum Beispiel Papst Franziskus!

        • Hitler war ein ‘verantwortungsloser Irrer’, Dr. W hat so auch mit neuen Nationalsozialisten, mit sog. Neo-Nazis geredet, selbst die fanden Hitler in einigen Punkten gar nicht gut.
          Völkisches Denken ist ein generelles Problem, andererseits darf die Herkunft auch nicht geleugnet werden, mE.
          Ich selbst bin sozusagen qua Herkunft fein raus, ich teile sozusagen das Schicksal des werten hiesigen Inhaltegebers, meine Kinder sind so sozusagen noch mehr betroffen.

  10. Der Westen sollte die Ukraine weiter massiv unterstützen, finde ich. Trotzdem war ich irritiert darüber, wie viele Kommentare zum Franziskus-Interview die “weiße (Parlamentärs-)Fahne” einfach mit einer Aufforderung zur Kapitulation gleichgesetzt haben. Angesichts der Zeitenwende sollten wir uns als Gesellschaft angewöhnen genauer zu reflektieren, welche Kriege wir wollen, und welche möglicherweise nicht.

    Aber Russlands Krieg in der Ukraine ist ein Abnutzungskrieg. Ein Sieg ist für dieses Jahr nicht in Sicht. Europas Geschichte kennt genug Abnutzungskriege die nüchtern betrachtet von beiden Parteien verloren wurden. Daher ist Franziskus Frage nach Verhandlungen immer relevant, auch realpolitisch.

    Zwei Anmerkungen zu Ihren religionsvergleichenden Ausführungen, werter Herr Blume:

    1. Nach meiner Erinnerung waren die Kriege der europäischen Moderne ganz überwiegend säkulare Kriege in denen das Christentum nur eine Nebenrolle spielte. Die getauften Soldaten kämpften im Namen des Fürsten, des Vaterlandes, der Revolution, der Republik usw. nicht im Namen des Allmächtigen.

    2. Im heutigen Nahen Osten scheinen mir mehr Menschen Krieg nach göttlichem islamischen oder jüdisch-nationalreligiösem Kriegsrecht führen zu wollen. Frei nach Clausewitz wird dadurch Krieg die Fortsetzung von Theologie mit militärischen Mitteln, was jedes säkulare Verständnis von Krieg und Frieden vor große Herausforderungen stellt.

  11. Das Hitler-Regime wurde schließlich durch kampfbereite, christliche (orthodoxe, evangelische, katholische), jüdische und nichtreligiöse Kämpfer niedergestreckt und gerade nicht durch Appeasement, Verhandlungen und Weiße Fahnen-Kapitulationsaufrufe.

    Der Vergleich ist insofern berechtigt, als die Geschichte zeigt, dass imperiale Aggressoren gestoppt werden müssen, sonst ermutigt man sie nur zu weiteren Eroberungen. Der Blick ins Geschichtsbuch beantwortet die “Warum”-Frage der Notwendigkeit, die Ukraine zu unterstützen.

    Was das Geschichtsbuch nicht beantwortet ist die “Wie”-Frage; was also der geeignete Weg ist, Russland zu stoppen.

    Der 2. Weltkrieg wurde beendet, indem die Alliierten deutsche Großstädte in Schutt und Asche gelegt und das Land in Besatzungszonen aufgeteilt hatten. So kann der Ukraine-Russland-Krieg ja wohl nicht ausgehen. Die Atommacht Russland militärisch so “niederstrecken” zu wollen wie das Nazi-Regime ist tatsächlich eine apokalyptische Vorstellung.

    Und da fehlt mir im Moment schon eine klare Vision von Scholz, Macron, Biden et al., was denn nun das konkrete Ziel der militärischen Hilfe ist; und wie es nach Erreichen dieses Ziels weitergehen soll. Denn Russland wird nicht von der Landkarte verschwinden, und anders als Nazi-Deutschland wird es auch keine “totale Niederlage”, mit Besatzung und Regimewechsel, erleben.

    Auch “ein Sieg der Ukraine” im Sinne einer militärischen Rückeroberung aller besetzten Gebiete einschl. der Krim ist nach dem Scheitern der Gegenoffensive, und dem Ausfall der US-Beteiligung, extrem unwahrscheinlich geworden.

    So oder so wird es irgendeinen Interessensausgleich mit Russland geben müssen. Auch wenn es bitter ist, Zugeständnisse an einen Aggressor zu machen. Aber was denn sonst? Ich habe hier auch mehr Fragen als Antworten, aber von den verantwortlichen Politikern würde ich schon erwarten, dass sie im Detail darlegen, wie sie sich das “Endgame” dieses Konflikts eigentlich vorstellen, und für welches realistische Szenario tausende Soldaten ihr Leben riskieren sollen.

      • Dass Trump “keinen Penny” geben wird, glaube ich sofort. Mehr noch, ein Präsident Trump könnte sogar mit einem einzigen Satz auch die europäische Militärhilfe an die Ukraine unterbinden:

        “Hört auf, Waffen an die Ukraine zu liefern, sonst sehe ich mich nicht mehr an die NATO-Beistandspflicht gebunden, falls Russland das Baltikum oder Polen angreift.” – so ein “reckless statement” wäre sogar typisch für ihn.

    • @Hans
      “Der 2. Weltkrieg wurde beendet, indem die Alliierten deutsche Großstädte in Schutt und Asche gelegt und das Land in Besatzungszonen aufgeteilt hatten. ”
      ___________________________________________________________________
      Die Aufteilung in Besatzungszonen erfolgte erst NACH Kriegsende. Trug also nicht dazu bei.

      Und die Zerstörung deutscher Großstädte beschleunigte bestenfalls die Niederlage Deutschlands, war aber keine zwingende Voraussetzung dafür.

  12. Gläubige Katholiken feiern bald das Osterfest, das ja als Friedensfest gilt. Aus diesem Grund sind nicht alle, die sich Frieden in der Welt wünschen, zwangsläufig „Putinknechte“. Warum also sollte der Papst angesichts des derzeitigen Stellungskrieges, der mit hohen Verlusten an Menschen und Material einhergeht und sich noch jahrelang hinziehen oder gar ausweiten könnte, nicht zu Verhandlungen aufrufen dürfen? Zudem betonte er, dass Verhandlungen niemals eine Kapitulation seien.

    Trotzdem wurde der Papst von einigen Medien verunglimpft und es wurde behauptet, er würde die Ukraine zur Kapitulation auffordern. Gut, man kann von seinen Äußerungen halten was man will, aber man sollte sich doch auf das beschränken, was wirklich gesagt wurde und sich nicht zu allerlei fantasievollen Unterstellungen hinreißen lassen.

    Viele Menschen, die sich ein Ende der Kriege in der Welt wünschen, sehen den Papst sowieso nur in der Rolle des „wohlmeinenden Außenseiters.“ „Das beobachtet auch der Leiter des Zentrums für Islamische Theologie an der Universität Münster, Mouhanad Khorchide: “Offensichtlich wird der Papst nicht so ernst genommen von den Akteuren. Man hört nicht wirklich auf seine Apelle und er ist auch nicht als Mediationsfigur eingeladen. Er wäre ideal für diese Rolle. Als jemand, der nicht involviert ist, weder auf der einen noch auf der anderen Seite. Aber offensichtlich nimmt man ihn nicht so ernst.”

    Quelle des Zitats: https://www.br.de/nachrichten/kultur/vermittler-ohne-auftrag-papst-franziskus-und-die-kriege,TzA4WpN

    • Die Kritik an den pro-russischen Äußerungen des Papstes wächst – bis in den Vatikan hinein.

      Nachdem Papst Franziskus die Ukraine zum Aufgeben im Krieg gegen Russland ermutigte und dafür scharf kritisiert wurde, gibt es nun auch Gegenstimmen innerhalb des Vatikans. Papst-Stellvertreter Kardinal Pietro Parolin rudert zurück. Die unbedachten Aussagen des Papstes häufen sich, meint Theologe Magnus Striet und stellt die Arbeitsfähigkeit von Papst Franziskus infrage.

      https://www.rnd.de/politik/papst-franziskus-ueber-weisse-fahne-im-ukraine-krieg-vatikan-rudert-zurueck-OJDGBRNAF5C6HO4JVAKLJFXJHQ.html?outputType=valid_amp

      Selbstverständlich kann und soll ein Papst zu Friedensverhandlungen aufrufen – aber doch bitte den Aggressor, nicht die Angegriffenen. Begründung siehe oben.

    • Mona
      Der blog it betitelt mit “christliche Friedensethik” und die Meinung des Papstes muss dabei willkommen bleiben. Danke.

      Überhaupt sollte man eine klare Grenze ziehen zwischen Fakten und Meinungen.
      Fakt ist, dass Rußland Ukraine angegriffen hat und die bedingungslose Kapitulation fordert.
      Fakt ist , dass unser östlichen Nachbarn sich bedroht fühlen.
      Fakt ist, dass wir einem Verteidigungsbündnis angehören, indem die USA das letzte Wort haben.
      Fakt ist, dass Deutschland nach dem 2+4 Vertrag zwar völkerrechtlich souverän ist, fakt ist auch, dass wir auf deutschem Boden US-Streitkräfte stationiert haben, die den Flugverkehr betreffend autonom agieren.

      Was die Meinungen betrifft, hier gibt es einen mainstream, den Herr Blume vertritt und der auch seine Berechtigung hat. Und es gibt auch abweichende Meinungen, aus den neuen Bundesländern, die auch gehört werden sollen.

      Die oberste Maxime muss bleiben, den Frieden erhalten. Einige Politiker/innen scheinen dabei ein gefährliches Spiel zu betreiben.

      • Zwar bin ich bei Ihnen, @Nicker, dass die Äußerungen des Papstes relevant sind und habe daher ja auch dazu gebloggt.

        Aber dem hier geäußerten Relativismus kann ich leider nicht zustimmen:

        Die oberste Maxime muss bleiben, den Frieden erhalten.

        Wie Sie weiter oben geschrieben haben, hat Wladimir Putin den Frieden bereits gebrochen. Und sehr deutlich gemacht, dass er es bei der Eroberung und Vernichtung der Ukraine nicht belassen würde.

        Einige Politiker/innen scheinen dabei ein gefährliches Spiel zu betreiben.

        Wie geschrieben: Ich warne davor, demokratische Verteidiger auf die gleiche Stufe zu stellen wie diktatorische Angreifer. Putin und die Hamas haben die Kriege begonnen und es ist ihre Verantwortung, sie so schnell wie möglich wieder zu beenden.

        Wenn dieser Monismus schon “Mainstream” wäre, dann bin ich gerne Mainstream. Relativismus oder gar unterwürfige Tyrannophilie hatten wir in Deutschland und Europa wahrlich schon mehr als genug…

        Ihnen alles Gute!

        • Herr Blume
          Krieg und Frieden, welchen Zustand haben wir ?
          Da habe ich mich pauschal und auch unglücklich ausgedrückt.

          Also, die EU befindet sich nicht im Kriegszustand, die Nato nicht, Rußland befindet sich im Kriegszustand, die Ukraine befindet sich im Kriegszustand.

          Was es zu verhindern gilt, um jeden Preis, das wäre der Kriegszustand zwischen der Nato und Rußland. Denn das beinhaltet die Gefahr einer nuklearen Auseinandersetzung weltweit und die Zerstörung der menschlichen Kultur auf der Erde.

          • Lieber @Nicker,

            ja, so sind wir uns einig.

            Und wenn wir Putin an der nuklearen Eskalation hindern wollen, dann sicher nicht durch Feigheit und Zurückweichen. Auch die bereits völkerrechtswidrige Hinnahme der Krim-Besatzung hat ihn nicht “besänftigt”. Der beste Beitrag zum Frieden wäre es, wenn wir es schaffen würden, unsere fossilen Importe von Öl und Gas aus Russland (und über Mittelsleute) deutlich zu reduzieren und die russischen Armeen wieder aus der Ukraine zu drängen. Womöglich würde das sein Ressourcenfluch-Regime auch generell beenden. Aber zu glauben, ein Imperialist ließe sich durch das Opfern von Menschen und Ländern zum Frieden bewegen hieße, alle Lehren des Rechts und der Geschichte mit Füssen zu treten.

      • @Nicker
        “Die oberste Maxime muss bleiben, den Frieden erhalten.”
        ___________________________________________________________

        Dafür ist es in er Ukraine schon zu spät.

        Und wie sichert man den Frieden in anderen von Putin bedrohten Ländern Europas?
        Sie denken doch wohl hoffentlich nicht, indem man Putin des lieben Friedens willen Alles gibt was er will?

        Wenn Frieden tatsächlich die alleroberste Maxime ist, noch vor der Freiheit, dann sollten wir am besten sofort aus der NATO austreten, die Bundeswehr auflösen, Putin einen Roten Teppich ausrollen und uns freiwillig zu russischen Teilrepubliken erklären.

  13. Autsch, da muß ich aber Faktencheckmäßig intervenieren, liebes ZDF.

    Mehrfach in den vergangenen zwei Jahren brachte Franziskus den Vatikan als Mediator im Ukraine-Krieg ins Spiel. Konkret etwas erreicht hat der Papst aber bislang nicht. Seine allgemeine Forderung nach “Frieden” bewirkt angesichts des andauernden russischen Eroberungszugs wenig.

    Der Vatikan hat unter anderem die kriegsgefangenen Soldaten aus dem Asow-Stahlwerk in Mariupol freiverhandelt. Das ist um so erstaunlicher, als daß die zu dem Zeitpunkt den Status von Nationalhelden hatten, schon aus Maidan-Zeiten. Da läuft sehr viel hinter den Kulissen, und das ist die traditionelle, nach aussen hin neutrale Rolle der röm.-kath. Kirche seit mindestens den Weltkriegen.

    Bei einer Marienweihe im März 2022 bezog Franziskus neben der Ukraine auch Russland ein, um beide unter den besonderen Schutz der Gottesmutter zu stellen.

    Genau umgekehrt. Der Papst hat Rußland dem unbefleckten Herzen Mariens geweiht, wie die Muttergottes schon 1917 in Fatima aufgetragen hat. Unter Traditionalisten ist strittig, ob das vorher schon geschehen sei, darum zur Sicherheit noch mal.

  14. Zu Frankfurter
    Laut dem General a.D. Kujat ist dieser Krieg ein Stellvertreterkrieg. So sollte es im Jahr 2022 in der Türkei bereits Friedengespräche zwischen diesen beiden Parteien geben was aber von den USA und Großbrittanien nicht gewünscht wurde. Lt-. Kujat geht es hier um reine Machtinteressen der USA deren Ziel es ist Rußland zu schwächen. Stellvertretekriege hat es immer gegeben. Ich erinnere an den Korea-Krieg, den Vietnam Krieg… In allen Fällen hat es nie Sieger gegeben da die Länder geteilt wurden . Lt. dem preußischen Militärhistoriker von Clausewitz ist der Krieg die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Letzteres beinhaltet das das Unvermögen der Politiker Konflikte friedlich zu lösen.
    Der Papst hat, so der sächsische Ministerpräsident Kretschmar, mit seiner Rede ein Zeichen gesetzt denn täglich sterben dort ,allein auf ukrainischer Seite über 100 Soldaten. und es wird ,wie im 1. Weltkrieg einen Stellungskrieg geben und Putin hofft auf Trumps Wiederwahl und das große Sterben geht weiter bzw. die Aussicht das Europa nach einem Atomschlag nicht mehr auffindbar ist und jeder sich vorstellen sollte was für einen kleinen Aschehaufen er dann darstellt. Deutschland hat keine A-Bomben und der Zustand der Bundeswehr ist auch nach neuesten Berichten katastrophal. Worauf sollte sich ein Papst denn anders berufen wenn nicht auf die Bergpredigt: Du sollst nicht töten. Andere klare Visionen seitens der Politiker(siehe Hans) gibt es doch nicht.

    • Als @Skeptiker sollten Sie schon auch gegenüber antiwestlichem Dualismus (um nicht zu sagen: Geschwurbel) skeptisch sein.

      Im Übrigen heißt das biblische Gebot: Du sollst nicht morden. Und es wäre auch hier nicht gegen diejenigen anzuwenden, die sich verteidigen – sondern gegen diejenigen, die angegriffen haben. Hätte der Papst den auch mit internationalem Strafbefehl gesuchten Aggressor und Mörder Putin zu Verhandlungen aufgerufen, hätte er unser aller Beifall. (Und vielleicht kriegt er ja die Kurve noch.)

    • @Skeptiker
      “Laut dem General a.D. Kujat ist dieser Krieg ein Stellvertreterkrieg.”
      __________________________________________________

      Und WEN vertritt Russland, und WEN vertritt die Ukraine bei diesem Krieg, lt Kujat?

      Ich kann mir nicht vorstellen, dass Putin stellvertretend für Irgendwen die Ukraine überfallen hat.

      Und dass die Ukraine ihre eigene Existenz verteidigt, werden Sie ja wohl hoffentlich nicht bestreiten??

    • Kujat ist im und mit dem Kalten Krieg groß geworden, als mit der Sowjetunion ein Staat gegenüberstand, dem es nach der Katastrophe des 2. Weltkriegs vor allem um die Sicherung des Landes und des Politsystems ging. Deswegen lagen ja auch die Staaten des Warschauer Paktes wie ein Puffer zwischen der NATO und dem eigenen Gebiet.

      Kujat hat seinen militärischen Höhepunkt erlebt, als die Bundeswehr massiv zurückgebaut wurde und man die Zukunft in Auslandeinsätzen und weniger in der Verteidigung des eigenen Landes sah. Zitat Peter Struck (den ich übrigens im Gegensatz zu seinen Nachfolgern (m/w) aus der Union für einen fähigen Verteidigungsminister halte): “Die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland wird heute auch am Hindukusch verteidigt.”

      Kujat ist seit fast 20 Jahren im Ruhestand, aber er denkt, dass er seine Erfahrungen aus den 80er, 90er und 00er Jahren eins zu eins auf das heutige Russland übertragen kann. Für ihn ist Putin nur eine anderer Breschnew, Andropow oder Tschernenko, mit dem man entsprechend kommunizieren sollte. Kujat übersieht bewusst oder unbewusst, dass Putin eine Machtfülle auf sich vereinigt und sein Land so brutal im Griff hat, wie es seit Stalin nicht mehr der Fall war. Er übersieht ebenso, dass Putin ein Expansionsstreben an der Tag legt, der einem unumschränkten Herrscher wie Iwan IV., Peter I. oder Katharina II. gut zu Gesicht stand.

      Die Äußerungen eines Herrn Kujat sollte man geflissentlich in der hintersten Ablage verstauen wie auch die seines Bruders im Geiste, dem Schreibtischsoldaten Erich Vad.

    • Lt. dem preußischen Militärhistoriker von Clausewitz ist der Krieg die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Letzteres beinhaltet das das Unvermögen der Politiker Konflikte friedlich zu lösen.

      @Skeptiker: Clausewitz meinte das etwas anders, glaube ich. Er begreift Krieg als gewalttätiges Mittel, als ein Instrument also zur Erreichung übergeordneter politische Ziele. Das Gegenteil eines politischen Krieges ist für Clausewitz ein “absoluter”, totaler Krieg, der kein erreichbares Ziel hat, sondern letztlich zum Selbstzweck geführt wird.

      Die Zeitenwende bedeutet, wir alle wissen nicht, wohin die Reise gehen soll. Das gilt auch für viele Politiker, die verstehen sich eigentlich schon darauf Interessenkonflikte friedlich zu lösen, sind aber aktuell relativ orientierungslos, leider.

      @Frankfurter: Die Ukraine führt den Krieg mit Russland ausdrücklich stellvertretend für uns, den Westen. Möglicherweise kämpft Russland inzwischen stellvertretend für China und bestimmte BRICS-Länder. Das ist eine der großen, hoffentlich noch offenen Fragen zum weiteren Verlauf der Zeitenwende.

      @RPGNo1: Mein Eindruck ist, Kujat und Vad stellen die richtigen strategischen Fragen, weil sie unsere Zeitenwende auf die Geopolitik des Kalten Krieges beziehen (statt auf den Zweiten Weltkrieg). Mag durchaus, sein dass die Situationsanalyse und damit die Antworten der beiden Generäle unzureichend sind. Das könnte eine inhaltliche, statt einer polemischen Auseinandersetzung zeigen.

  15. @Michael 13.03. 03:50

    „Als @Skeptiker sollten Sie schon auch gegenüber antiwestlichem Dualismus (um nicht zu sagen: Geschwurbel) skeptisch sein.“

    Naja, immerhin verdienen die USA mit Frackinggas- und Waffenbestellungen aus Deutschland an der aktuellen Krise. Und wenn Trump hier komplett aussteigt, dann stehen wir recht dumm da. Ich denke nicht, dass die USA wirklich ein Interesse an der Vernichtung Europas hat, allerdings ist Trump auch einfach ein Chaot. Der denkt nicht so weit, und hört auf keinen.

    Und ist Trump überhaupt noch auf der Seite von Demokratie und Freiheit? Oder die Evangelikalen in den USA?

    So oder so, wir müssen dann selber klarkommen. Eigentlich wäre angesichts dieser ziemlich fürchterlichen Situation eine Aufhebung der Schuldenbremse jetzt sofort vonnöten, wenn nicht sogar ein sofortiger Eintritt in eine mittelfristige Kriegswirtschaft.

    Noch bevor der Krieg wirklich losgeht, um eben diesen zu verhindern.

    Genauso wirksam wäre eine schnellere Energiewende, aber eher etwas zu spät, bis hier deswegen wirklich die Weltmarktpreise für ÖL und Gas verfallen.

    Soweit wie wir mit der eigenen Aufrüstung vorwärts kommen, und sich die Dinge für uns wieder günstiger entwickeln, dann haben wir wenigstens schon mal eine stärkere Europäische Streitmacht, auf der wir uns dann länger ausruhen können.

    • Dem stimme ich sehr zu, @Tobias Jeckenburger

      Der fossile Ressourcenfluch beschädigt auch die US-Demokratie und Donald Trump ist nicht zufällig ein Fossilist und Putin-Bückling. Wir sollten auch deswegen dringend mehr Erneuerbare Friedensenergien entfalten!

      • „Wir sollten auch deswegen dringend mehr Erneuerbare Friedensenergien entfalten!“

        Eine Unabhängigkeit von anderen Ländern schafft das aber nicht. Denn auch metallische Rohstoffe, die für die Energiewende gebraucht werden, müssen ja von irgendwo herkommen. „89 Prozent der Seltenen Erden bezieht Deutschland aus China – und macht sich damit energie- und außenpolitisch extrem abhängig.“

        Und Palladium kommt größtenteils noch immer aus Russland. „Das Edelmetall ist für Deutschlands Energiewende derart wichtig, dass die Bundesregierung keine Importbeschränkungen für Palladium aus Russland verhängt hat.“

        Mehr dazu hier: https://www.tagesschau.de/wissen/klima/rohstoffe-energiewende-100.html

        • Klar, @Mona – internationalen Handel soll es ja auch immer geben, wobei auch da durch Recycling ♻️ und neue Materialien etwa auch für Batterien noch viel Potenzial ist.

          Die tägliche Überweisung riesiger Summen für Öl, Gas und Uran trägt sowohl zur Zerstörung unserer Mitwelt wie auch zur Finanzierung von Propaganda, Terror und Kriegen bei. Wer das nicht ändern möchte, weil es ja so schwierig sei, versagt auch moralisch.

  16. Friedensfürst Vladimir hat sich wieder gemeldet:

    “Falls die Souveränität oder die Unabhängigkeit Russlands in Gefahr stünden, sei man bereit, Kernwaffen einzusetzen, sagte er im russischen Staatsfernsehen. Er hoffe, dass die USA jede Eskalation vermieden. Von sich aus habe er nie erwogen, solche Waffen einzusetzen, behauptete er und fügte hinzu, Russland habe bessere nukleare Möglichkeiten zu Land, zu Wasser und in der Luft als andere. Erneut äußerte Putin Verhandlungsbereitschaft im Ukraine-Krieg. Allerdings will er an den Gebietsgewinnen festhalten. Das lehnt die überfallene Ukraine ab. Zudem forderte der Kremlchef feste Garantien des Westens. Ein Abkommen dürfe keine Pause für den Feind sein, um sich neu zu bewaffnen. Für die Grenze zum neuen NATO-Mitglied Finnland kündigte er die Aufstellung zusätzlicher Truppen und Waffensysteme an.
    Seit Beginn des Invasionskrieges vor zwei Jahren hat Putin wiederholt mit Atomwaffen gedroht, zuletzt im Februar.”

    http://www.deutschlandfunk.de/putin-gibt-sich-erneut-kampfbereit-gegenueber-dem-westen-und-spricht-ueber-die-moeglichkeit-eines-at-100.html

    Also mal wieder nichts Neues. Putin droht indirekt mit Atomwaffen und lehnt eine Rückgabe besetzter Gebiete ab.
    Wie es da echte Verhandlungen geben soll, konnte mir noch keiner erklären.

    Ich finde die oben verlinkte Satire vom Postillon einen Treffer ins Schwarze. Der Papst weiß offenbar nicht mehr zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Putins Russland ist der Aggressor, nicht die Ukraine und auch nicht die NATO.

    • Danke, @Paul Stefan. Putin zeigt erneut, dass Feigheit Tyrannen nicht besänftigt, sondern aufstachelt. Im Gegenüber zum feindseligen Dualismus hilft feiger Relativismus nicht weiter, sondern nur wehrhafter Monismus. Und, ja, ich mache mir Sorgen.

  17. @Unsere Öl- und Gasrechnung

    Die aktuellen Öl und Gaspreise liegen bei 4 ct/kwh für Öl und bei 3 ct/kwh für Gas.

    Laut Wikipedia Stichwort Energieverbrauch haben wir einen Primärenergieverbrauch im Jahr 2017 von 13.549 PJ. Davon fallen 34% auf Öl und 23% auf Gas.

    13.549 PJ entspricht umgerechnet 13594 x 0,278 Mrd kwh = 3779 Mrd kwh.

    Entsprechend kommt dann Öl auf 1285 Mrd kwh, was bei 0,04 € ca. 51,4 Mrd € kostet.

    Entsprechend kommt dann Gas auf 869 Mrd kwh, was bei 0,03 € ca. 26,1 Mrd € kostet.

    Wir geben also im Jahr in Deutschland 51,4 Mrd für Öl und 26,1 Mrd € für Gas aus, zusammen sind das 75,5 Mrd. Wenn man den Verbrauch von 2017 und die aktuellen Preise rechnet.

    Ein nicht unerhebliche Teil davon landet in Putins Kriegskasse, wobei man allerdings auch die Kosten der Öl und Gasförderung noch abrechnen muss. Aber es dürften dann immer noch 30 bis 40 Mrd € jährlich sein, die Putin in den Krieg investieren werden kann.

    Wir kaufen zwar direkt nicht mehr bei Putin ein, aber eben woanders, und wieder andere kaufen dann nun mal dann bei Putin ein. Das macht keinen großen Unterschied, außer eventuell deutlich höhere Transportkosten, und das insbesondere bei dem Gas, das vor dem Krieg über die Pipelines nach Europa kam.

    Unsere indirekte Finanzierung von Putins Krieg ist also durchaus in der Größenordnung von unseren eigenen Ausgaben für die Bundeswehr.

    Was die Energiewende betrifft, so müssten hier zusätzlich Investitionen in ähnlicher jährlicher Höhe wie unserer Öl und Gasrechnung eingesetzt werden, was dann immer noch seine Zeit von voraussichtlich 20 Jahren braucht. Solange halten die PV-Module und Windräder, ein schnellerer Zubau ist deswegen nun wirklich unrealistisch.

    Das müssten wir dann alles finanzieren, also unsere Öl- und Gasrechnung, unsere Ausgaben für die Bundeswehr und die Waffenlieferungen an die Ukraine und die Aufwendungen für die Energiewende.

    Nur so können wir langfristig Klimaneutral wirtschaften, Putin von einem Angriff auf Europa abhalten und Putin und anderen fossilen Diktatoren langfristig die Finanzierung entziehen.

    Ganz akut hätte allerdings eine schnellere Aufrüstung in der ganzen EU wohl die höchste Priorität, die Energiewende kommt aber gleich danach. Für beides wäre es hilfreich, wenn die Menschen zumindest vorübergehend ihren Konsum überprüfen würden, was dann auch noch ganz direkt unsere aktuelle Öl- und Gasrechnung reduzieren würde.

    So könnten wir dann am Ende nicht nur klimaneutral leben, sondern auch den Öl und Gasmarkt komplett abschaffen können. Schneller als in 20 Jahren wird das allerdings kaum gehen. Wenn wir denn die aktuelle Krise überhaupt überstehen.

    • @Tobias Jeckenburger

      Ihre Vorstellungen in allen Ehren, aber eine „schnellere Aufrüstung“ und danach die „Energiewende“, das lässt sich wohl kaum mit ein paar Windrädern oder durch Sparmaßnahmen bei der häuslichen Heizenergie realisieren. Zudem ist die Metallverarbeitung in Deutschland rückläufig und auch die chemische Industrie will massiv Stellen abbauen und sich nach China orientieren. Als Grund werden meist die zu teure Energie, die schlechte Infrastruktur oder eine überbordende Bürokratie genannt.

      Auch die Kosten der Lieferungen für den Krieg in der Ukraine sollten nicht unterschätzt werden. Und selbst falls der Krieg irgendwann endet, muss ja das Land wieder aufgebaut werden. „Zur Unterstützung der Ukraine bei Erholung, Wiederaufbau und Modernisierung wird die EU ein neues Finanzierungsinstrument für 2024–2027 einrichten. Über diese Ukraine-Fazilität wird sie dem Land in diesem Zeitraum regelmäßig und verlässlich Hilfe in Höhe von bis zu 50 Mrd. EUR zukommen lassen.

      • @all

        Auch wenn es weh tut, langsam in der Realität anzukommen: Wir Deutschen sollten nicht erwarten, dass sich ukrainische und israelische, russische und arabische Menschen weiterhin dafür töten lassen, dass wir weiterhin billiges Öl und Gas (Frankreich auch: Uran) beziehen.

        Die Ukraine 🇺🇦 attackiert nun auch die russische Öl-Infrastruktur: Und auch wenn noch unklar ist, wie groß die Schäden für die Treibstoff-Produktion sind, sei der Ölverkauf Russlands Achillesferse, sagt der Militärökonom Markus Keupp: “Nichts tut Russland so weh, wie ein Einbruch der Ölproduktion. Der russische Staat finanziert sich zu über 50 Prozent aus den Einnahmen von Öl- und Gasverkauf und ist natürlich jetzt aufgrund der Sanktionen sehr stark darauf angewiesen, sein Öl zu produzieren.”

        https://www.tagesschau.de/ausland/europa/ukraine-angriffe-russland-drohnen-milizen-100.html

        Über die psychologisch nachvollziehbare Reaktanz, nach der Veränderungen schmerzen, sollten wir zunehmend hinauswachsen. Denn die Welt wartet nicht auf unsere Befindlichkeiten…

  18. @Mona 13.03. 20:00

    „Eine Unabhängigkeit von anderen Ländern schafft das aber nicht. Denn auch metallische Rohstoffe, die für die Energiewende gebraucht werden, müssen ja von irgendwo herkommen.“

    Diese Kosten und die Einnahmen bei Autokraten sind um Größenordnungen kleiner als bei fossilen Brennstoffen. Da dürften wenn dann Kupfer und Lithium eher noch Einiges kosten. Und die Brennstoffe sind nach der Verbrennung definitiv weg, und müssen immer wieder neu eingekauft werden. Der Rest kann eben dann immer wieder recycelt werden.

    Die Energiewende dürfte also durchaus auch eine Friedenswende werden.

    @Michael 13.03.

    „Putin zeigt erneut, dass Feigheit Tyrannen nicht besänftigt, sondern aufstachelt.“

    Ich denke aber, dass unser Problem ziemlich wenig psychologisch und dafür umso mehr militärisch aussieht.

    „Im Gegenüber zum feindseligen Dualismus hilft feiger Relativismus nicht weiter, sondern nur wehrhafter Monismus.“

    Deswegen müssen wir aufrüsten, was irgendwie geht. Psychologische Wehrhaftigkeit alleine ist recht unwirksam. Und um das aktuelle Töten zu beenden und um Zeit zu gewinnen macht es Sinn, eine vorläufige Friedenslösung zu suchen. Gebietsabtretungen auf der einen Seite gegen einen sofortigen Natobeitritt der restlichen Ukraine auf der anderen Seite könnte für klare Verhältnisse sorgen. Dann können wir uns vorbereiten und auch ohne die USA eine komfortable Verteidigungsfähigkeit aufbauen. Und die Ukrainer können dann in Freiheit leben und sich ein Leben innerhalb der EU aufbauen.

    Die verlorenen Gebiete wären eher Nebensache, zumal dort das meiste sowieso schon zerstört ist. Klar mag Putin dann Lust auf mehr bekommen, nur die Nato wird ihm eben nicht bekömmlich sein. Voraussichtlich schätzungsweise, insbesondere wenn wir nur genug aufrüsten.

    Wenn wir jetzt warten bis Trump aus der Nato aussteigt, dann sind weitere zehntausende Tote zu beklagen und dann ist unsere Verhandlungsbasis eher schlecht. Und Putin könnte dann darüber nachdenken, ob er es schafft, erfolgreich die Restnato anzugreifen. Je klarer dann die Verhältnisse, desto eher bleibt dann ein richtig großer Krieg aus, würde ich sagen.

    Wenn Putin allerdings auf nichts eingeht, dann geht es freilich nicht. Dann können wir nur weiter Waffen liefern und hoffen, dass das reicht. Eine komplette Eroberung der Ukraine wird den Ukrainern die Freiheit kosten, das ist es doch, was wir wirklich verhindern wollen. Und das ist den Krieg ja auch wert. Die verlorenen Provinzen sind m.E. durchaus weniger wert, als die vielen Toten, die der Krieg bis jetzt schon gekostet hat.

  19. Zu Frankfurter
    “Stellvertreterkrieg”
    Selbst der ukrainische Botschafter in Berlin hat eingeräumt dass es sich bei diesem Krieg um einen Stellvertreterkrieg handelt. Was heißt das ? Die Großmächte haben die Erde in ihre Einflusssphären eingeteilt. Moralische Prinzipien sind hier lediglich das “Feigenblatt” für handfeste wirtschaftliche und strategische Interessen. Die USA haben Interesse Russland zu schwächen und umgekehrt. Heute kommen in diesem Machtspielen noch China und Indien hinzu. (Die Karten werden neu gemischt und Westeuropa wird hier in Zukunft kaum noch eine große Rolle spielen ) Mit einer entsprechenden Propagandamaschine wird das alles dann “moralisch” kaschiert . So unterstützte im Vietnam-Krieg die Sowjetunion das Nordvietnam mit Waffen und die USA Südvietnam mit Waffen und Einsatztruppen. um dort die Demokratie zu verteidigen, jedenfalls die die die Vietnamesen nicht wollten.
    Zu Nicker: Wenn sie schon die Zwei Plus Vier Gespräche erwähnen dann sollten sie vielleicht Hans-Dietrich Genscher und den damaligen USA-Außenminister Baker in den Zeugenstand rufen. Beide haben sich damals zur NATO-Osterweiterung ausdrücklich geäußert. Einen Kommentar hierzu erspare ich mir da Herr Blume solche Fakten dann gleich wieder als “Geschwurbel” abtut. Hier frage ich mich ob ER oder der Papst unfehlbar sind. Weder noch -Und so gesehen sollte man auch in den Äußerungen des Papstes eine indirekte Forderung an Rußland zu Friedensverhandlungen sehen, was diese Seite ja wohl inzwischen signalisierte. Ich denke dass die USA unter Trump neue Prioritäten setzen werden da im Kampf um die Einflusssphären ,also um wirtschaftliche Interessen, China inzwischen wichtiger geworden ist als Russland und das alterskranke Europa sowieso. Außerdem scheint in den USA die Flüchtlingspolitik zu einem zentralen existentiellem Thema zu werden. Und der Papst , Stephan, scheint mir sehr gut zwischen gut und Böse unterscheiden zu können denn richtige Christen, so meine Meinung, lassen sich nicht von Hass und Wutgefühlen leiten sondern suchen den Ausgleich im Sinne einer friedlichen Lösung. Da muss man sich dann nicht wie ein Kleinkind im Kindergarten benehmen und immer mit dem Finger auf andere zeigen. Diese “Experten” , die das praktizieren sollten sich mal für eine Woche in einen Schützengraben setzen und sich vor Angst in die Hose machen wenn die Granaten einschlagen.

    • Sie nennen sich Skeptiker und deuten das von Putin und seinen deutschen Bewunderen oft kolportierte und vielfach wiederlegte Märchen an, dass bei den Zwei-plus-Vier-Verhandlungen der Sowjetunion (wichtig!) versprochen worden wäre, die NATO nicht nach Osten zu erweitern? Traurig, rraurig!

      https://www.swr.de/wissen/1000-antworten/gab-es-zusagen-an-moskau-die-nato-nicht-nach-osten-zu-erweitern-110.html

      Und was der letztendlich erfüllte Wunsch der osteuropäischen Staaten zum Beitritt zur NATO angeht, da sollten sie mal “Selbstbestimmungsrecht der Völker” nachrecherchieren.

      https://de.wikipedia.org/wiki/Selbstbestimmungsrecht_der_V%C3%B6lker

    • Skeptiker
      Bei der UN Resolution 2022 zum Ukraine Krieg haben 78 % der Länder den Einmarsch Rußlands in die Ukraine missbilligt.. So sieht es die Mehrheit der Weltgemeinschaft.
      Zu einer Resolution kam es nicht , weil Rußland ein Veto eingelegt hat.

      Die 2 + 4 Verhandlungen spielen bei der rechtlichen Beurteilung der Situation keine Rolle mehr.
      Man hätte explizit die Rolle der Ukraine festschreiben müssen, im Sinne Rußlands etwa einer Neutralitätspflicht für die Ukraine , wie das damals bei Österreich 1955 gemacht wurde. Das hat man nicht gemacht.
      Das aus der Sicht eines Europäers.

      Was jetzt die ethische Seite des Krieges angeht, das ist wieder eine ganz andere Seite,. Unsere Abgeordneten des Bundestages haben heute einen kühlen Kopf behalten
      und den Antrag der CDU wiederum abgelehnt, Raketen mit über 500 km Reichweite an die Ukraine zu liefern.

    • @Skeptiker

      …dass es sich bei diesem Krieg um einen Stellvertreterkrieg handelt.

      ______________________________________

      Das sagten Sie schon einmal.
      Warum antworten Sie nicht auf meine Frage:
      “WEN vertritt Russland bei diesem Krieg, und WEN vertritt die Ukraine bei diesem Krieg?”?

      Stellvertretend für wen hat Russland die Ukraine überfallen, und stellvertretend für wen verteidigt sich die Ukraine??

  20. @Mona 14.03. 19:24

    „Ihre Vorstellungen in allen Ehren, aber eine „schnellere Aufrüstung“ und danach die „Energiewende“, das lässt sich wohl kaum mit ein paar Windrädern oder durch Sparmaßnahmen bei der häuslichen Heizenergie realisieren.“

    Das braucht in der Tat mehr. Wenn ich mir die durchaus grassierende Verschwendung im Land ansehe, dann frage ich mich, ob das nicht schon Dekadenz ist. Es steht die Freiheit Europas auf dem Spiel, und eigentlich sogar unser Leben, und die Klimakrise lauert auch noch, und wartet nicht, bis wir uns bequemt haben, endlich zu tun was hier erforderlich ist.

    Wir können mit viel weniger Privatautos auskommen, wir können unserer Urlaubsstandards senken, viele können in kleinerer Wohnungen umziehen, und wir können auch weniger Fleisch essen und gucken, dass wir keine Lebensmittel mehr wegwerfen.

    Die hier freigewordenen Mittel können wir in unser militärisches Überleben und in die Energiewende investieren. Wenn sich hier in den nächsten 10 Jahren einiges klärt, dann können wir auch zur alten Verschwendung von mir aus zurückkehren.

    Im Moment brauchen wir aber m.E. sowas wie eine Kriegswirtschaft. Ich kann nicht nachvollziehen wie in dieser Situation von Schuldenbremse lamentiert wird. Wir haben ganz andere Probleme als unsere Geldwertstabilität.

    Neben einer alle gleichmäßig belastende Einkommenssteuererhöhung sowie eine vergleichbare Reduktion des Bürgergeldes kann man auch Steuererhöhungen bei Kapitalertrag, Vermögen und insbesondere bei der Erbschaftsteuer ja wohl in so einer Notlage mal vorübergehend ins Auge fassen. Insbesondere wer was zu vererben hat, der braucht das Geld ja nun nicht mehr.

    Es geht um unsere eigene Zukunft, diese hier einfach so zu verplempern, bis uns der Schlamassel bis zum Hals steht, ist schlichtweg dekadent, finde ich.

    Ein Putin lässt sich mit nichts besänftigen, und nur mit harter militärischer Realität dazu bewegen, uns in Ruhe zu lassen. Wir müssen dem drohenden Konflikt nicht vorgreifen, indem wir über Truppenentsendungen in die Ukraine zur Kriegspartei werden. Aber wir müssen uns absolut dringend militärisch fit machen. Wenn uns das hinreichend gelingt, dann haben wir die Chance, dass sich Putin nicht traut, auch eine Restnato ohne US-Unterstützung anzugreifen.

    Einen vollen Angriff auf die Nato nur abzuwehren wäre nicht wirklich genug, viel besser, wir sind so stark, dass es dazu gar nicht kommt. Zumal ein einmal angefangener großer Krieg auch schnell atomar eskalieren kann, selbst dann, wenn wir uns eigentlich ganz gut schlagen.

    Ich kann es nicht fassen, wie wenig hier passiert. Gestern war hier ein Probealarm, nicht mal das hat nun zum dritten mal nicht wirklich funktioniert. Bei mir im Stadtteil war das so leise, dass man es kaum hören konnte.

  21. Nach Kiew reiste Franziskus bislang nicht. “Zuerst muss ich nach Moskau gehen, zuerst muss ich Putin treffen”

    ___________________________________________________________

    Zuerst will er dem Täter die gebührende Ehre erweisen, bevor er sich dazu herablässt, das Opfer zu besuchen??

    Dieser Papst ist nicht mehr mein Papst.

      • Michael Blume,
        nur als Mahnung
        aus Wikipedia “Ein Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen ist eine „Person, die aus Gründen der Gewissens- oder Religionsfreiheit das Recht beansprucht, den Militärdienst zu verweigern“. Der Begriff wurde auch auf die Ablehnung einer Arbeit für den militärisch-industriellen Komplex aufgrund einer Gewissenskrise ausgeweitet.”
        Als wir noch die allgemeine Wehrpflicht hatten, hatten die jungen Männer das Recht, den Wehrdienst/Kriegsdienst zu verweigern. Sie mussten stattdessen einen Zivildienst leisten, z.B. beim Roten Kreuz oder in einem Krankenhaus.

        Das war auch realistisch.

        • Ja, @Nicker – ich befürworte persönlich, auch als einst freiwillig verlängerter Wehrdienstleistender, Regelungen für eine Dienstpflicht mit auch ziviler Option. Niemand sollte gegen sein Gewissen zum Waffendienst gezwungen werden. Es sollten sich aber auch nicht Parallelgesellschaften von jedem Dienst für ihr Land drücken können.

          Wie das in Israel 🇮🇱 geregelt wird, haben die Israelis zu entscheiden – wie in jeder anderen Demokratie auch.

  22. @Michael 15.03. 12:36

    „Niemand sollte gegen sein Gewissen zum Waffendienst gezwungen werden.“

    Das wäre auch rein praktisch ungünstig. Wer wirklich überhaupt keine Lust zum kämpfen hat, der kämpft auch nicht so gut. Zumal es immer mehr auf die Bewaffnung und immer weniger auf die Zahl der Soldaten ankommt.

    Allerdings könnte die Bezahlung von Wehrpflichtigen besser sein.

    Und ein gewisser Einwilligungsvorbehalt sollte dem mündigen Bürger in Uniform durchaus zugestanden werden. Wenn ein Wehrpflichtiger einen konkreten Waffengang ablehnt, dann sollte das ein Argument sein. Wenn sich die Bundeswehr etwa an dem völkerrechtswidrigen und ergebnislosen 2. Golfkrieg beteiligt hätte, dann wäre das so ein Fall, wo ein Soldat das Recht haben sollte, nein zu sagen.

    Bei den alten Germanen war eine konkrete Kriegsbeteiligung auch immer freiwillig, und das hat der Kampfkraft vermutlich nicht geschadet.

    • @Tobias Jeckenburger

      Auch in der israelischen Armee (IDF) gibt es erhebliche Vorbehalte gegen die Zwangs-Einziehung von Zehntausenden junger Militär-unwilliger, religiöser Dualisten. Im oben verlinkten sciebook schrieb ich bereits vor zehn Jahren kritisch über den merkwürdigen Test mit eigenen, haredischen Armee-Einheiten, der inzwischen auch als weitgehend gescheitert gilt.

      Dagegen wird etwa die erste israelisch-arabische Majorin Ella Waweya als “Captain Ella” gerade auch nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel gefeiert:

      https://www.juedische-allgemeine.de/israel/ellas-traum/

      Die ultraorthodoxen Parteien haben die Freistellung ihrer jungen Leute von der Armee immer wieder zur Bedingung von Koalitionsregierungen gemacht. Entsprechende Gesetze und zunehmend auch “Ausnahmen” wurden jedoch vom Obersten Gerichtshof verworfen – was ein Grund war, gegen die Gewaltenteilung vorzugehen.

      Eigentlich bräuchte die israelische Demokratie jetzt einen Dialog, um ein neues zivil-militärisches Dienstjahr auszuarbeiten. Zwischen dem fossilen Abnutzungskrieg von der in Katar beheimateten Hamas in Gaza, Raketenbeschuss der ebenfalls fossil finanzierten Hisbollah im Norden und der strikten Verweigerung der haredischen Parteien, ohne die die Koalitionsregierung Netanjahu keine Mehrheit mehr hätte, ist dies jedoch sehr schwer. Und auch Lanz & Precht gelang es in ihrer Podcast-Folge 110 nicht einmal, zwischen rechtsextrem-säkularen, modern-orthodoxen und ultraorthodoxen Strömungen in Israel zu unterscheiden:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/faktencheck-lanz-precht-110-ueber-israel-den-gazastreifen-und-orthodoxe-juden/

      Demokratien sind weltweit unter einem massiven Druck fossil finanzierter Medien-Propaganda, von Kriegszügen und Terror. Und über Israel und die Palästinensergebiete urteilen auch in Deutschland oft diejenigen am Lautesten, die selbst noch niemals dort waren und nie mit den Menschen gesprochen haben. (Ich war mehrfach dort.)

  23. Ist ja immer noch schön polarisiert hier, diese kleine Leserdiskussion, Dr. W ist hier sozusagen perfekt neutral, auch weil er die Ukraine und den Konflikt, den Krieg mittlerweile, seit vielen Jahren beobachtet, aber nicht emotional, nicht persönlich eingebunden ist.
    Ist die korrupte Ukraine, eine Teil-Oligarchie sozusagen, wirklich im Recht? (Bspw. die Krim betreffend?)
    Und “wir”, es wird ja an dieser Stelle, zu diesem Thema, gerne mit dem Wir argumentiert, sind doch deswegen dort engagiert, weil “wir” da eine Liberale Demokratie verteidigen wollen, oder? – Ist das so korrekt verstanden worden, dieses Engagement ohne Bündnisverpflichtung?

    MFG – WB

    • Dr. W.
      “ist die Ukraine wirklich im Recht”
      Wenn wir das Wort Recht gebrauchen , dann meinen wir das Völkerrecht.
      Und nach dem Völkerrecht ist die Ukraine ein souveräner Staat.

      In der Politik geht nicht alles rechtmäßig zu, deswegen müssen wir uns auch oft mit Kompromissen abfinden. Die Unterstützung der Ukraine ist so ein Komprom iss weil , weil eben die Unabhängigkeit der Ukraine nicht erzwungen werden kann.

      Verteidigung der Demokratie, o.k. das hört sich edel an , es geht aber eher um das Sicherheitsbedürfnis unserer östlichen EU-Mitglieder, und dieses Sicherheitsbedürfnis ist eine Notwendigkeit. Das hat Frau Merkel vergurkt, als sie gegen den Willen Polens für eine Gaspipeline von Rußland nach Deutschland votiert hat.

      • Was ist mit dem Selbstbestimmungsrecht der Völker, die Teil des Völkerrechts ist : Ist die Ukraine hier ihren Verpflichtungen gegenüber Russen, die ca. 33 % der Bevölkerung ausmachten, die russische Kultur und Sprache ist weitgehender, vielleicht von 50 % der Bevölkerung gepflegt worden, nachgekommen?
        MFG – WB

  24. @Kriegsvermeidung durch hinreichend Aufrüstung

    Selbst wenn wir einen Angriff Putins auf die Nato ohne US-Unterstützung abwehren können, wäre es eine Katastrophe, hier die Angelegenheit durchkämpfen zu müssen. Auch wenn es viel mehr Tote auf russischer Seite gibt, und wenn es nicht nuklear eskaliert.

    Besser, wir sind so stark, dass Putin es gar nicht erst versucht. Auch wenn das für uns doppelt so teuer ist, als nur eine Angriff wahrscheinlich abwehren zu können.

    Und es ist auch unmöglich, Putin und Russland ganz platt zu machen, um das Problem nachhaltig zu lösen. Dafür hat Russland einfach zu viele Atomsprengköpfe. Diese Option scheidet aus. Wir müssen koexistieren, ob es uns passt oder nicht.

    • Tobias Jeckenburger
      ” Wir müssen koexistieren, ob es uns passt oder nicht.”
      Das nennt sich auch Realpolitik.

      Wenn man den blog-Titel ließt, “christliche Friedensethik”
      bei diesem vielversprechenden Titel muss auch Platz sein für die vielen russischen Soldaten, die niemand gefragt hat ob sie gegen ihre “Verwandten in der Ukraine” kämpfen wollen.
      Dieser Krieg ist eine menschliche Tragödie, das dürfen wir bei allen Entscheidungen nicht vergessen.

      Und wir müssen an die Zeit nach Putin denken, wenn wieder Vernunft eingekehrt ist.

      • So ist es, @Nicker. Auch in der neuen Folge von „Blume & Ince“ wies ich darauf hin, dass wir selbst durch unsere Öl- und Gas-Importe dem fossilen Putin-Regime das Geld überweisen, um junge Russen gegen die Ukraine in den Tod zu schicken.

        Wir brauchen eine post-fossile Friedensbewegung; jetzt!

        • Michael Blume,
          “Friedensbewegung” ist das Schlüsselwort. Damals in Mutlangen hat die Friedensbewegung tatsächlich etwas bewegt, sie hat die Stationierung von Atomraketen verhindert.

          An dieser Stelle muss auch mal gesagt werden, was denn christliche Ethtik in der heutigen Zeit ist.
          Die Auffassung der Kirche, gemeint ist jetzt die röm.kath. Kirche, die hat auch einen Wertewandel durchgemacht.
          So begann es: “Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Auge für Auge und Zahn für Zahn. Ich aber sage euch: Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin.”

          Im 12. Jahrhundert hatte sich diese Auffassung der Gewaltlosigkeit in ihr Gegenteil verkehrt, in die Rechtfertigung eines Angriffskrieges.
          “Grundlage für die Kreuzzüge war aus christlicher Sicht der Gedanke des „gerechten Krieges“ (lat. bellum iustum), wie er von Augustinus von Hippo vertreten worden war. Dies bedeutete später, dass der „gottgefällige Krieg“ nur von einer rechtmäßigen Autorität verkündet werden konnte (wie dem Papst).”
          Irgendwie handelt jetzt Rußland nach diesem Denkschema.
          Das “kapitalisierte” Kiew muss befreit werden, wie damals das von den Arabern besetzte Jerusalem.

          Dass dabei noch andere Motive mitgespielt haben und jetzt bei den Russen mitspielen, das kann sich jeder selbst zusammenreimen.

          Wo und wie man jetzt die Friedensethik der Neuzeit einordnen kann, ein Theologe wäre jetzt hilfreich.

          • @Nicker

            Die friedensethische Grundfrage spitzt sich m.E. auf die Grundfrage zu, die sich in anderer Form ja auch dem Buddhismus stellte: Ich kann mich selbst schlagen lassen (MEINE „andere Wange hinhalten“) – das ist dann ein Beitrag zum Frieden. Halte ich aber DEINE „Wange hin“, dann ist dies ein Beitrag zur Eskalation.

            Wären nicht Millionen britischer & US-amerikanischer, v.a. christlicher Menschen in den Krieg gegen Hitler gezogen, hätte dieser noch weitere Millionen Unschuldiger ermorden lassen. Und würden wir die Ukraine 🇺🇦 nicht unterstützen, dann würde Putin weiter eskalieren und massakrieren.

            Deswegen sehe ich als Wissenschaftler & als Christ derzeit nur zwei Wege zum Frieden: 1. Demokratien in ihrem Recht auf Selbstverteidigung auch militärisch beizustehen und 2. den Import fossiler Rohstoffe so schnell wie irgend möglich zu reduzieren, um die Finanzquellen der Angreifer trocken zu legen und die Konflikt-verschärfende Klimakrise wenigstens noch zu bremsen.

            Relativismus scheint mir gerade auch hier eine unverantwortliche Flucht aus der Realität zu sein…

  25. Zu Nicker:
    “Kriegsdienstverweigerer”
    An ihren Taten sollt ihr sie erkennen, sagt die Bibel. Nichts gegen Kriegsdienstverweigerer. Aber wenn ich sehe das solche Politiker wie Scholz, Habeck oder Özdemir auch einmal Kriegsdienstverweigerer waren, also sich weigerten ihr Vaterland mit der Waffe zu verteidigen, zum Bsp. gegen Russland, dann frage ich mich doch wer heuchelt hier ? Wo ist die Moral (das Gewissen)wenn ich selbst mich vor den Waffen drücke/gedrückt habe , aber andere Ländern Waffen liefere die ja zum töten gebaut werden ?
    Zu “Realpolitik” Hierzu gab es in der DDR einen sehr guten Begriff: Friedliche Koexistenz. Diese Welt ist in so viele Einflusssphären und Machtzentren gespalten. Und es regiert immer die Macht und nie die Moral. Unter solchen Zeichen kann man nur friedlich zusammen leben wenn man den anderen, auch wenn es schwer fällt, akzeptiert . Letzteres beginnt ja schon in der Familie wo Ehekrach dazugehört weil man nie immer einer Meinung ist.

    • Skeptiker,
      Kriegsdienstverweigerer sind Menschen die einen Grund haben, den Kriegsdienst abzulehnen.
      Wenn man nicht weiß, welcher Nation man angehört, dann ist es schwer etwas mit der Waffe zu verteidigen. Die Menschen, die aus den Grenzgebieten Deutschlands vertrieben wurden, die fühlen sich mehreren Ländern verpflichtet.

      Wem fühlt sich ein Christ verpflichtet ?
      Der Bibel, der Kirche, der Vernunft, der Verfassung ?
      Und wenn man ernsthaft darüber nachdenkt, dann kommt so etwas wie Relativität heraus, das Herr Blume ja so überzeugt ablehnt.

  26. Michael Blume,
    Ihr Denkansatz ist auf jeden Fall praktikabel.
    Die Verbrennung fossiler Brennstoffe zerstört nicht nur unser Klima, sondern sie unterstützt auch die Länder, die an den fossilen Brennstoffen verdienen.

    Die Krux dabei bleibt, dass unsere Exportgüter, Schiffe, LKWs und Flugzeuge auf der Verbrennung dieser Brennstoffe beruhen und dass keine Alternative sichtbar wird.

    Und die zweite Krux bleibt auch bestehen , unsere Exportindustrie produziert Müll in derartigen Mengen, dass der Pazifik in den nächsten 30 Jahren vermüllt sein wird.

    Das nur am Rande.
    Sie sprechen also einer streitbaren Demokratie das Wort. O.K. So wird die Zukunft verlaufen.
    Eine andere Alternative kann ich realistischerweise auch nicht erkennen.

    • Ja, @Nicker – ich kann psychologisch schon verstehen, dass viele Menschen vor ihren eigenen Ängsten kapitulieren, diese dualistisch abspalten (z.B. gegen Impfungen statt gegen Pandemien, gegen die Selbstverteidigung statt gegen Angreifer wettern) und hoffen, hinter dem Rücken eines Tyrannen irgendwie zu überleben (sog. Tyrannophilie). Allerdings halte ich dies für einen Irrweg – zumal rechtsautokratische Regime wie zum Beispiel Orban-Ungarn ja tatsächlich in Korruption, Hass und der Abwanderung der jungen Generationen resultieren. Auch die antisemitische und extrem-dualistische Hamas hat ja nach ihrer Wahl in Gaza den Palästinenserinnen und Palästinensern von Gaza kein gutes Leben gebracht, sondern eine brutale Militärdiktatur, Korruption, Armut, Krieg und Zerstörung.

      Zum Aspekt fossile Kriegsherren versus Freiheits- und Friedensenergien sprach am 9.11.23 im Landtag:
      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/im-landtag-bw-gegen-antisemitismus-meine-rede-zum-9-11-2023/

      Kurz: Ja, ich bekenne mich zu einer wehrhaften, “streitbaren Demokratie” als Aspekt des dialogischen Monismus, weil ich glaube, dass wir uns der Realität stellen sollten. Wir sollten es wenigstens versuchen…

  27. Werde ich angegriffen, wehre ich mich und riskiere dafür auch den Tod. Es ist die Rache und Vergeltung, die Konflikte endlos machen.

  28. Die Diskussionsbeiträge zu diesem Blogpost waren für mich hochinteressant, vielen Dank an alle. Speziell zum Ukraine-Krieg hat mich die Debatte hier angeregt, die Situation und meine Ansichten zu reflektieren.

    In der Rückschau ist mir noch eine relevante Ergänzung aufgefallen. Ihr Post, Herr Blume, beginnt mit Hitler & Putin und stellt auch Gemeinsamkeiten zwischen den Nazis und der Hamas heraus.

    Das ist aus deutscher und natürlich auch aus jüdischer Sicht naheliegend. Aber die empirischen historischen Analogien sind dürftig. Die Russische Föderation und Palästina von heute reimen sich kaum auf das Dritte Reich von einst.

    Wir verstehen den Zweiten Weltkrieg als einen absoluten Krieg gegen Böse. Zwingt man die aktuellen Kriege in der Ukraine und in Gaza in diesen existentiellen Erklärungsrahmen können sich daraus vielfältige Fehlschlüsse und Irrtümer ergeben.

    • Danke, lieber @Ludwig

      Vielleicht ist Ihnen mein Grundsatz ja bereits begegnet: “Vergleichen ja, Gleichsetzen nein.”” Er ist gewissermaßen die Folgerung aus: “Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich.

      Wer gleichsetzt, ebnet die Unterschiede zwischen historischen und heutigen Antisemiten ein – denken wir nur an die Selbst-Gleichsetzungen auf deutschen Querdenken-Demonstrationen mit Anne Frank und den Geschwistern Scholl, vgl. hier:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/verschwoerungsfragen-41-von-ns-gleichsetzungen-und-vergleichen-sophie-scholl-und-roland-baader/

      Wer aber nicht seriös historisch vergleicht, kann auch aus der Geschichte nicht lernen.

      Und so müssen Sie mir den freundlichen Einwand doch bitte gestatten, dass die geltende Nachkriegsordnung auf der Basis von Kriegsverzicht außer dem Recht auf kollektive Selbstverteidigung gerade nicht aus deutscher und natürlich auch aus jüdischer Sicht erfolgte. Deutschland hatte den 2. Weltkrieg verloren und die überlebenden Jüdinnen und Juden kämpften um die ihnen zustehenden Plätzen in demokratischen Gesellschaften sowie für die Gründung eines Staates Israel (dann ab 1948). Die Lehren aus der Niederwerfung des NS-Regimes wurden vor allem von alliierten, zu einem kleineren Teil auch von sowjetischen und weiteren (etwa pakistanischen) Juristen und Diplomaten gezogen. Die hier diskutierten Äußerungen von Papst Franziskus stellten daher weniger die deutschen, jüdischen und israelischen Erinnerungskulturen in Frage als vielmehr die Nachkriegs-Friedensordnung der UNO samt des Völkerrechtes. Entsprechend haben sie auch international für Wirbel gesorgt – und bleiben auch hoffentlich nicht das letzte Wort des katholischen Lehramtes.

      Ich hoffe, noch diese Woche zum Begriff der Erneuerbaren als “Friedensenergien” bloggen zu können. In meiner Rede im Landtag Baden-Württemberg hatte ich den m.E. derzeitigen Gegensatz zwischen Demokratien und fossil finanzierten Regimen so formuliert:

      “Radikale Antisemiten sind nicht demokratie- und damit auch nicht friedensfähig. Der Antisemitismus bedroht uns alle. Wir müssen ihm tatsächlich mit allen Mitteln begegnen, im Notfall auch polizeilich, auch militärisch.

      Die bittere Wahrheit ist, dass unsere eigene Gier nach Öl und Gas immer noch antisemitische Regime mitfinanziert, ihren Terror, ihre Propaganda, ihre Raketen. Erneuerbare Energien sind nicht nur Freiheitsenergien, sie sind auch Friedensenergien!

      Unsere Demokratien müssen unabhängiger werden vom fossilen Stoff ihrer Feinde einschließlich Katar und einschließlich Wladimir Putin!”

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/files/Landtag9Nov23BlumeAntisemitismusPlenumsrede.pdf

      Nach meiner festen Überzeugung muss daher jede glaubwürdige Friedensbewegung des 21. Jahrhunderts eine post-fossile Friedensbewegung sein. Ich freue mich auf weitere, konstruktive Diskussionen dazu! Vielen Dank! 🙂

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