Ä wie Äpfelbach – Die Mitwelt aus Äthiopien und Ägypten

Viele Menschen meinen, sie könnten nichts verändern. Dabei können wir alle Begriffsarbeit leisten und schlechtere Worte durch bessere Begriffe ersetzen. So ist das überholte “Verschwörungstheorien” bei besseren Autorinnen und Autoren bereits durch Verschwörungsmythen (oder -erzählungen) ersetzt worden. Und auch das von den Nazis unterdrückte Mitwelt erhebt sich derzeit wieder gegenüber der dualistisch geprägten Umwelt. Gegen Antisemitismus und Dualismus, für ein monistisches Mitwelt-Verständnis mit den Mitmenschen, aber auch Tieren, Pflanzen und Wasser sprach ich beim Eden-Festival im Sommer 2023:

Auch den zweiten Band der Fediversum-eBooklet-Reihe zur neuen, deutschen Buchstabiertafel habe ich dem Thema der Mitwelt gewidmet. Wir schauen uns den skandinavischen und deutschen Buchstaben Ä als Zwischenlaut des Zögerns, des Zwischenraumes, der Weite der Zeit an. Aus den beiden deutschen Weilern Äpfelbach führt uns der Buchstaben-Weg in die Gebirgsförderation von Äthiopien – der wir nicht nur das Tässle Kaffee verdanken – und das Nil-Flussreich von Ägypten – Heimat nicht nur der Katze.

Das Cover des 2. Bandes der eBooklet-Reihe zur neuen, deutschen Buchstabiertafel Ä wie Äpfelbach. Klick führt zum kostenfreien pdf

Cover des 2. Bandes der eBooklet-Reihe zur neuen, deutschen Buchstabiertafel von Dr. Michael Blume zum kostenfreien pdf-Download: “Ä wie Äpfelbach. Gewässer, Katzen, Berge – Wie die Mitwelt unsere Medien und Politik prägt”, 2024

Da der nächste, dritte Band dann Berlin und Babylon umfassen wird, werde ich mir die Zeit dafür nehmen, die er braucht. Denn: Die stumme Umwelt mag mancher zwingen wollen, die Mitwelt aber flüstert in ihrer eigenen Ruhe.

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

15 Kommentare

  1. Viele Menschen meinen, sie könnten nichts verändern. Dabei können wir alle Begriffsarbeit leisten und schlechtere Worte durch bessere Begriffe ersetzen.?

    fossile Motoren bis zum Flugzeug – Bewegungsprothese mit so über 1,2 mill Tote pro Jahr
    Werbung – Meinungsmanipulation zur Ressourcenverschwendung
    Verteidigung und Militär – Atombomben Nagasaki , Phosphor in weiß und schwarz (Dresden) und Agent Orange
    Demokratie – Kriege gegen Andersdenkende, Müllproduktion, Naturzerstörung zum Eigennutz , Geld oder “Religion goldene Kalb” auch Wirtschaftswachstum genannt usw.
    Intelligenz der Menschheit- von 4000 Jahren Menschen Geschichte so 3797 Jahre Kriege Weltweit ?
    soziale Medien – mit viel asozialen Kommentaren und Inhalten der Videos ,oder so

    Nur ein paar Beispiel, Es ist vergebens ( Jesus ist vergebens gekreuzigt worden, Verbrechen “im Namen Jesu Christi”)
    Ich sehe nur: Ich hab die Wahrheit mit Löffeln gefressen und Du bist Doof, mal platt gesprochen

    • @Käthe Parlow

      Wenn es mir auch nicht leicht fällt, Ihrem Gedankenparcours zu folgen – so verknüpft auch dieser doch Worte mit inhaltlichen und emotionalen Verweisen.

      Und: Wären Sie von der völligen Wirkungslosigkeit eines Blog-Kommentars ausgegangen, so hätten Sie ihn wohl kaum verfasst, oder? 🤓

      Vielleicht versuchen Sie es beim nächsten Mal noch mit etwas mehr Themenbezug und Verständlichkeit. Dann fühlt sich Begriffsarbeit nicht nur sinnhaft an, sondern ist es auch für andere.

  2. Guten Morgen!
    Danke für den Kaffee, ich habe wieder viel Neues gelernt. Zum Hinweis auf von Uexküll und die Begriffe “Umwelt” und “Mitwelt”. Zufällig lese ich gerade “An Immense World” von Ed Yong, in dem es um die Sinne(swelten) der Tiere geht und wo der Begriff “Umwelt” (im englischen Text in seiner deutschen Fassung verwendet) eine zentrale Rolle spielt – und wo explizit auf von Uexküll Bezug genommen wird. Es wäre ungewöhnlich, dass einem Autor wie Ed Yong (Pulitzerpreis; hervorragende Covid- Berichterstattung) die NS-Bezüge entgangen sein sollten.

    Ich bin noch nicht durch das Buch, werde aber bei der weiteren Lektüre Ihren Hinweis im Auge behalten.

    • Vielen Dank, @Peter Gutsche – für Ihr super-konstruktives Interesse!

      Ja, ich bin leider immer wieder überrascht, wie tief sich die dualistischen Umwelt-Lehren von Uexkülls gegenüber der monistischen Mitwelt-Dialogphilosophie auch weit über Deutschland hinaus durchsetzen konnten. Nach meiner Erfahrung sind die problematischen Hintergründe den meisten nicht wirklich bewusst, Umweltschutz gilt als bedenkenlos “gut”.

      Habe darüber vor recht genau einem Jahr ausführlich beim AK Antirassismus der Grünen in Stuttgart gesprochen und diskutiert – aber es spricht sich leider erst sehr langsam herum:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/files/AntisemitismusRedeAKAntirassimusGrueneStuttgart0223.pdf

      Wenn auch Sie mit dranbleiben, dann hätte ich mehr Hoffnung! 🙂

      Mit herzlichem Dank und vielen Grüßen!

      • ich werde dranbleiben, @Michael Blume, zumal ich jetzt weiteren Lesestoff habe, den es erst mal zu verdauen gilt.
        … Und zumal die Familie von Uexküll mich an diesem Wochenende zu verfolgen scheint. Nachdem ich Jakob v U. im Buch von Ed Yong und dann bei Ihrem “Tässle Kaffee” begegnete, lächelte der Name “Thure von Uexküll” (-Klinik) mich gestern von einem Schild an, wir sind gerade auf einem Ausflug im Schwarzwald. Thure war der Sohn von Jakob Johann. Hinsichtlich des Umgangs mit dem Nationalsozialismus war die Familie wohl doch recht “heterogen”. Thure war offenbar anders gepolt als sein Vater und weigerte sich, in die NSDAP einzutreten. Ich bin gespannt auf die Arbeit zu Mitwelt vs Umwelt. 🙂

  3. Das Wort Umwelt verwende ich schon länger nicht mehr. Da spreche ich lieber von unseren Lebensgrundlagen. Heute habe ich beim 4-stuendigen Waldspaziergang so ca. 10 kg Müll eingesammelt. Ich frage die anderen Waldbenutzer oft “gefällt Ihnen der …wald mit Müll besser oder ohne Müll” . Daraus ergeben sich immer wieder interessante Gespräche. Manchen Menschen kann ich dann schon verständlich machen, dass wir das Resultat dieses Mülles, wenn er im Wald bleibt, in Zukunft essen werden als Micro- und Nanoplastik. Nachweislich hat das ja sogar schon begonnen. Es ist ein Experiment in der Evolution der Biosphäre mit vollkommen ungewissem Ausgang. Allen unseren Mitlebewesen drängen wir diesen Fraß auch auf. Aufgeben ist aber keine Option. Ich fühle mich da mit den Lebewesen im Wald verbunden und sehe auch die Schneeglöckchen und Krokusse, die kleinen hoffnungsvollen Fichtchen, Eibchen und Minikiefern. Ach wie befriedigend, dass die Korrektur-KI mir meine selbst erfundenen Worte “verbessern” will. Da liebe ich unsere deutsche Sprache mit den vielen kreativen Möglichkeiten um so mehr.

  4. Wenn Sie gestatten, so hätte ich noch ein paar Anmerkungen.

    Jeder könne Begriffe verändern. Ich weiß nicht, was es bringen soll. Sprache ist ein kompliziertes Gebilde, das über lange Zeit gewachsen ist. Veränderungen, die nachhaltig sein sollen, müssen dauerhaft kommuniziert werden. Überzeugungsarbeit muss geleistet werden. So einfach scheint es mir nicht zu sein.

    Das Bibelzitat aus dem AT, 1. Mose 2, 10 ist durch die Erwähnung von “Garten” und “Wasser” (bewässern) ein Hinweis auf unsere Mitwelt. Darauf, dass Wasser ein Lebenselixier ist, das die Lebewesen in unserer Mitwelt genau so brauchen wie wir Menschen.
    Bei der Paradiesgeschichte habe ich mich schon manchmal gefragt, ob wir überhaupt in der Lage sind, das biblische Paradies zu schätzen. Es gibt die Redewendung, dass man “das Paradies auf Erden habe”, als Synonym dafür, dass es uns hier gut geht. Vielleicht ist die irdische Hoffnung auf die Einkehr ins Paradies, nachdem wir diese Welt verlassen haben, eine Vorstellung in unserem Glauben, die uns in schlechten Zeiten durch das Leben trägt.

    Die Buchstabiertafel ist, wenn ich Sie richtig verstehe, in Österreich, der Schweiz und Deutschland unterschiedlich. Das wusste ich nicht

    Durchaus interessant ist, was Sie auf S. 13 über den Zusammenhang vom ptolemäischen Ägypten (wo die Pharaonen gottgleich waren) und dem Monotheismus Äthiopiens schreiben. Dabei fiel mir der ägyptische Pharao Echnaton ein, der bereits Jahrhunderte
    früher seine eigene Art des Monotheismus pflegte.

    Da Äthiopien zukünftig eine so wichtige Rolle auf dem afrikanischen Kontinent spielen könnte, wird die Beobachtung der weiteren Entwicklung spannend sein. Je mächtiger, desto mehr wird es im Fokus des Interesses z.B. von China etc. stehen. Aufgrund der europäischen Kolonialgeschichte gerade in der Gegend Afrikas dürfte das Misstrauen den Europäern gegenüber immer noch vorhanden sein, was den Konkurrenzkampf mit China nicht einfacher macht.

    Ägyptische Geschichte ist faszinierend. Ich habe mich dafür schon sehr früh interessiert. Die Infos über die Bedeutung der Katzen sind ebenfalls sehr aufschlussreich. Mein Hund mag keine Katzen, wie wir schon bei manchem Spaziergang feststellten. Der Vorteil für mich, einen Hund zu haben und keine Katze ist der, dass ich dadurch in Bewegung bleibe.

    Zum Thema Apfel fiel mir noch The Big Apple, also New York, ein. “If I can make it there, I’ll make it everywhere – it’s up to you New York, New York”.

    Beim Reichsapfel sind wir dann bei Nürnberg.

    Aber auf das Ä folgt nicht N, sondern B wie Berlin. Auch da steckt Musik drin. Selbst die legendäre Marlene Dietrich hatte dort noch einen Koffer.

  5. Vielen Dank für die Erklärung. Ein Bewusstsein für Sprache zu schaffen, ist für den respektvollen Umgang miteinander von großer Bedeutung. Auch als einzelne Person kann man so zu einem sachlichen Diskurs beitragen.

  6. @Mitwelt und Umwelt

    Der Unterschied könnte auch sein, dass die Mitwelt selbst lebendig ist, und die Umwelt nur die seelenlose Kulisse für die beseelte Menschenwelt bereitstellt.

    Ich bin auch ein wenig ein Fan vom Japanischem Schintoismus. Dort ist eben alles beseelt, auch neben der biologischen Natur die physikalische Natur und sogar Technik. Dazu passt dann ein Panpsychismus auch ganz gut.

    Ich vermute, dass man in dieser Richtung noch Einiges Erhellendes über uns und die Welt herausfinden kann.

    Eine Verantwortung gegenüber der Schöpfung rückt so deutlich näher, allerdings kann die auch ohne Geisteswelten realisiert werden. Die rein praktischen Folgen einer ungebremsten Klimakatastrophe können genug sein, um Konsequenzen zu ziehen.

    Je weniger Geist im Leben eines Menschen eine Rolle spielt, desto eher kann es dem einzelnen Menschen aber auch vollkommen egal sein, was über den eigenen Tellerrand hinausgeht. Eine Verantwortung ganz ohne substantielle Geisteswelten ist möglich, kann aber deutlich schwieriger sein.

    Beziehung von Geist zu Geist im Umgang mit dem ganzen Leben hilft eben ganz klar. Hier muss man nicht unbedingt Religionsunterricht nutzen. Wenn Kinder mit Garten und Haustieren aufwachsen, dann können sich hier auch Beziehungen herausbilden. Und Philosophie und Religionswissenschaft an den Schulen könnte auch helfen, jedenfalls viel mehr als konfessioneller Religionsunterricht.

    Den würde ich praktischerweise ganz weglassen, sollen sich die Kirchen gefälligst selbst um ihren Nachwuchs kümmern. Religionsübergreifende Geisteswelten bringen uns einfach sehr viel schneller weiter. Insbesondere, wenn man es dann tatsächlich vermeiden kann, die Menschen nach Konfessionen zu trennen.

  7. @Michael Theodizee

    Ein Gott muss ja nicht unbedingt allwissend, allmächtig und allgütig sein. Das betrifft ja auch nur die Abrahamitischen Religionen.

    Eine kosmische Geisteswelt kann sich ja auch damit begnügen, das Leben hin und wieder zu fördern. Das ist auf jeden Fall schon mal nicht in sich widersprüchlich. Solch eine Geisteswelt wäre freilich auch schwierig zu falsifizieren, dafür ließe sie sich aber durchaus verifizieren, wenn man entsprechende Geisteswirkungen nachweisen könnte.

    Die Idee von dem einen Gott, übertragen auf eine einzige Geisteswelt, macht dagegen schon Sinn. Eine in sich zerstrittene Geisteswelt wäre sicher nicht förderlich, das wäre kein so guter Ort zum Leben. Die Materielle Welt ist ja auch nur Eine, das ist ein Argument für die Eine Geisteswelt. Die beständige Schönheit der Natur und des ganzen Kosmos ist ein weiteres Argument.

    Bockmist macht der Mensch genug, Götter, die dem noch mehr Bockmist hinzufügen, die brauchen wir ziemlich nicht, schätze ich mal.

    Dass der Mensch öfter mal in Not und Elend lebt, ist meistens auf schlechte Organisation zurückzuführen. Hier sind wir selber gefragt, unser Leben vernünftig zu organisieren. Ohne explizite Einbeziehung der natürlichen Gegebenheiten kann das wiederum nicht funktionieren.

    • @Tobias Jeckenburger

      Klar, ein Polytheismus tendiert zum Relativismus, ein religiöser Dualismus zum psychologischen Dualismus und ein aufgeklärter Heno- und Monotheismus zum dialogischen Monismus. Mir erscheint es auch philosophisch widersprüchlich zu sein, hinter oder über einer Wahrheit gleich mehrere (konkurrierende?) Gottheiten zu sehen. Polytheistische Religionen haben daher regelmäßig mehr oder weniger esoterische Einheitslehren entwickelt.

  8. @Michael 19.02. 18:44

    „…und ein aufgeklärter Heno- und Monotheismus zum dialogischen Monismus.“

    Dialogfördernd ist ja nun die Eine Geisteswelt, der man sich von allen möglichen Seiten nähern kann. Dann kann man auch über alles reden.

    Glaubt man an widerstreitenden Geisteswelten, fällt beides weg. Das kann zu grundsätzlich widerstreitenden Ansichten führen, und eine Verständigung ist überhaupt nicht mehr möglich.

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