Gedicht Die Feuer des Hasses als Video & Text

Als ich am Mittwoch erstmals eine Rede mit einem Gedicht beendete, erlebte ich starke und teilweise sehr bewegte Rückmeldungen. Gerade auch Menschen, die im Dialog der Religionen und Kulturen aktiv waren, die die Gefahren des Ressourcenfluch für Mitmenschen und Mitwelt erkannt, sich auch selbst für erneuerbare Friedensenergien entschieden hatten, meldeten sich am Abend und seitdem per Mails und Drukos zurück.

“Die Feuer des Hasses” setzt an den Ausführungen zu erneuerbaren “Friedensenergien” in meiner Rede vom 9.11.2023 im Landtag von Baden-Württemberg an.

Das Gedicht sucht im Angesprochenen “das ehrliche Du” zu erreichen und die Mehrdeutigkeit sprachlicher Symbole als Einladung zur Reflektion zu erschließen. Die Aufzeichnung und Bebilderung des Gedichtes erfolgte durch Prof. Dr. Inan Ince, dem ich dafür auch von hier aus von Herzen danke!

Eine Szene aus der Gedichtlesung von Dr. Michael Blume in "Die Feuer des Hasses". Blume liest die Blumenberg-Zeile "Enge der Zeit ist die Wurzel des Bösen" und im Hintergrund ist ein Mann zu sehen, dessen Gesicht mit War - Krieg, Hate - Hass und Rage - Wut beschriftet ist. Klick führt zum ganzen Video

Szene aus der Gedichtlesung “Die Feuer des Hasses” von Dr. Michael Blume. Grafik mfG: Prof. Dr. Inan Ince

Gerade auch der Ton – meine Lesung mit der eigenen Stimme – darf zudem auch gerne “gerippt” und unverändert weitergegeben werden. An die Wiedergabe des Videos schließe ich zudem abschließend den Text an. Das Gedichtskript ist als pdf auch hier zu finden.

Gegenüber dem geschriebenen Text habe ich “gefolterte” durch “leidende Kinder” ersetzt, weil die direkte Sprache noch direkter wirkt als das gelesene Wort.

Die Feuer des Hasses – Ein Gedicht gegen feindseligen Dualismus und fossile Gewaltenergien

 

Am 7. Oktober wurden ermordet

so viele Jüdinnen und Juden wie nie seit der Schoah,

Gewalt, gefolterte Kinder, Geiseln – digital offen gestreamt & verortet,

zum Spalten, Verbrennen der Welt durch Propaganda.

 

Simchat Thora war ein Tag doch der Freude,

Alphabet & Bildung der Menschheit geschenkt,

doch Verschwörungshass macht aus Einzelnen Meute,

wird niemals satt, sondern befeuert, gelenkt.

 

Schnell klimmen wir auf den europäischen Feldherrenhügel,

beraten, ob und wessen Gewalt wir nun fördern,

dabei bietet uns die Wissenschaft seit Jahrzehnten schon Flügel,

um zu erkennen: was macht Menschen zu Mördern.

 

Enge der Zeit ist die Wurzel des Bösen,

Beschleunigung wirft uns in Hetze und Hass.

Erwart‘ nicht von anderen, Deine Knoten zu lösen,

mit denen wir uns fesseln an den Fluch aus Öl und aus Gas.

 

Ob Rechts, Mitte, Links, wir entreißen der Mitwelt,

verstorbenes Leben, um auch das zu verbrennen,

Profit und Macht, wo das Glück uns halt hinstellt

und gerade genug Wissen, um mal gefühlig zu flennen.

 

Der rechte Stratege beklagt die „Links-Versifften“,

beschwört alte Heimat, Härte und militärischen Glanz

verleugnet Geschichte, finanziert Putin und Islamisten

für den tödlichen Stoff aus Trotz-Reaktanz.

 

Seht! Schon wieder radikal laut auch gar viele Linke,

an Hochschulen Hetze mit Marx und „das Kapital“.

Oktober in Europa, fossiles Geld ja nicht stinke,

intersektionaler Hass nur für Juden und dem Klima zur Qual.

 

Ach, und die Mitte, so gern ängstlich am Jammern,

möchte gern weiter verbrennen ohne Zank und Geschrei,

an schnelle Autos mit Tempo, an fette Schnitzel sich klammern

und bitte bloß gar kein schlechtes Gewissen dabei!

 

Und wo fossil finanzierter Mord dann wieder ausbricht,

mit Krieg, Drohnen, sexualisierter Gewalt,

dann taugt zum Vermeiden, bevor uns das anficht,

eine Dosis fossiler Medien, schnell, laut, Hauptsach‘, es knallt.

 

Juden, Roma, Migranten, Politiker, Frauen,

feindsel’ger Dualismus ballt schnell seine Faust.

Ist doch so einfach, auf andere zu hauen,

zu externalisieren, was uns verstört und tief graust.

 

Schwarze Milch, wir alle produzieren sie weiter

und tun dabei, als hätten wir nichts und alles gelernt.

Wir posten #Niewieder, ob genervt oder heiter,

modern und moralisch, doch von uns selbst weit entfernt.

 

Sah das Zweistromland sterben, die Wiege der Städte,

wo Gott unterm Regenbogen Frieden und Zukunft uns bot,

doch mit dem Fluch unserer Gier, unserer fossilen Wette,

bewirken wir selbst nun Dürre & Fluten und zur Migration alle Not.

 

Bin kein Optimist mehr, ich hab nur noch Hoffnung,

ein Solarpunk zwischen den Stühlen und mit lahmer Frisur

erneuerbar träumend, von Sonne, Wind, Wasser, von friedvoller Ordnung,

von post-fossiler Wirtschaft, Bildung, Dialog und Kultur.

 

„Du hast unser’n Auftrag, mach weg doch die Hetze!“

So rufen mir die klügsten der Mitmenschen zu.

Doch ich senke den Blick, schreibe, spreche, habe nur Sätze,

die fast nichts bewirken – ohne Dein ehrliches Du.

 

Dr. Michael Blume in der Fritz-Elsas-Straße 44 Stuttgart bei der Evangelischen Studierendengemeinde (ESG) & Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) am 24.04.2024

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

26 Kommentare

  1. Sehr treffend und jetzt mit dem Video auch sehr persönlich.

    Berührt tatsächlich anders als gewohnte Sachtexte.

    Danke

    • Vielen Dank, @Peter Gutsche 🙏

      Auf TwitterX toben bereits rechte, linke und libertäre Dualisten, weil ich ja rechtes, linkes und mittiges Versagen thematisiere.

      Spannend ist, wie viele „Liberale“ sich den Öl- und Gasmarkt als „freien Markt“ vorstellen. Sie haben völlig ausgeblendet haben, dass dieser seit dem Yom-Kippur-Krieg von 1973 (genau 50 Jahre vor dem Massaker des 7.10.23 zu Simchat Tora) durch ein OPEC-Kartell bedrängt wird. Schon jetzt reduziert dieses Fördermengen, um die Preise hoch zu halten. Jede Einsparung und jeder Ausbau erneuerbarer Friedensenergien wirken also gleich mehrfach.

      Dass ein Gedicht wenigstens bei einigen zum Durchdenken der politischen, wirtschaftlichen, wissenschaftlichen Zusammenhänge führt, empfinde ich als sehr ermutigend.

      Noch einmal von Herzen: Danke! 🙏

  2. Ich habe hier auch mal ein Gedichtchen veröffentlicht – ging um die Mechanismen des Weltuntergangs, den Werdegang eines Organismus von der Zeugung bis nach dem Tode. Ob Körper, Staat oder Gesellschaft, wir sind ein Schafott, die gleichen Prozesse, die uns das Leben schenken und groß machen, wenden sich am Ende gegen uns, unser Überlebenskampf wird zu unserem Henker. Die gleichen Handlungen haben plötzlich entgegengesetzte Konsequenzen.

    Mir wurde schnell gesagt, wenn ich Gedichte veröffentlichen will, soll ich das auf einer eigenen Website machen, und das Ding wurde gelöscht. Tja, was der Woiwode darf, darfst du Stinker nicht, wie ein polnisches Sprichwort sagt. Ein großer Teil der rechten Misere entsteht, weil jeder glaubt, bloß weil er das Maul aufreißen dürfe wie die Großen, müsse ihm auch jeder genauso zuhören, und weil jeder seine eigenen Filter setzt, um sich aus dem Waschweibergeschwätz das herauszuhören, was er hören will, brüllen wir am Ende um die Wette und nur der Lauteste setzt sich durch. Der Filter hier ist Leistung, die man für die Gesellschaft erbracht hat, diesem Filter stimme ich zu, deswegen bin ich froh, dass Sie hier viel mehr tun und lassen dürfen als ich.

    Der klassische Woiwode wäre ja eher BDI – erst die Wirtschaft zugrunde richten, weil man nicht gemerkt hat, wann das Bauen des Schafotts in die Hinrichtung übergeht, dann das Maul aufreißen, dass keiner in der Wirtschaftspolitik auf sie hört, wenn sie bereits die Schlinge um deren Hals zuziehen und den Hocker unter ihren Füßen umtreten wollen. Was Sie in Ihrem Gedicht beschreiben, ist stinknormale Agonie – eine Welt stirbt, eine andere wird geboren. Der Tod einer Welt ist nicht der Tod der Menschen, umgekehrt ja auch nicht. Aber beide nehmen einander gerne mit ins Grab.

    Ah, man kann’s ja mal versuchen. Die letzten Strophen:

    Not, gespart in guten Zeiten, zahlt in schlechten dir den Zins
    Was du nimmst, wird dir gegeben, auch wenn du Verlust gewinnst
    Was du wählst, wirst du bekommen, was du willst, das wählst du nicht
    Unterm lebensfrohen Lachen grinst des Tod dir im Gesicht

    Kannst nichts ändern, willst nichts ändern, doch das letzte Raubtier wacht
    Alle andern ausgerottet, du hast’s in dir mitgebracht
    Der Todesmaschinen-Bauplan treibt Wandel durch Entropie
    Du weißt nie, was du warum machst, doch du weißt stets bestens, wie

    Die Moral fügt sich dem Nutzen, bei viel und bei wenig Fleisch
    Du schaffst und vernichtest Welten, nur, damit du mehr erheischst
    Prophet Bauch knurrt Menetekel, Füllen eint und Füllen teilt
    Platzen heiligt alle Mittel, Verstand lenkt, Gier zielt den Pfeil

    Feuergeier sucht im Leichnam den Keim, der noch leben kann
    Eis packt ‘s Hausherz für die Reise, bis das Eisen sie gewann
    Nur, was in Höllen geschmiedet, baut an Paradiesen mit
    Aus dem Grab kriecht Schlangenleben, der Tod schlägt im Herz den Schritt.

    • @Paul S.

      Solange die Länge nicht völlig überzogen ist und vor allem keine dualistischen, also menschenverachtenden Entgleisungen enthalten sind, sind hier auch Drukos mit Gedichten willkommen.

      Dies gilt im Übrigen, obwohl ich Ihre bisherige Ausdeutung des egozentrischen Relativismus nicht teile.

  3. Neulich wurde hier auf diesem Blog über die Bedeutung von Musik diskutiert.

    Ließe sich die Wirkung dieses starken Gedichts noch erhöhen, wenn man daraus ein Musikstück macht?

    Bakermat hat es mit “One Day” aus der berühmten Rede von Martin Luther King wunderbar hinbekommen.

      • Vielleicht (und hoffentlich) gibt es irgendwo (im Fediversum?) einen Musikproduzenten, der gerne bereit wäre, den Job für Sie zu erledigen. 😉

  4. Gute Idee, das Gedicht im Video festzuhalten. Auch, weil man Ihre Emotionen sehen kann. Wo und wie Sie manches betonen. Das ist anders, als wenn ich es lese. Ihre Botschaft gilt allen und jeder muss schauen, wo man sich wiederfindet. Nicht jeder Schuh passt. Als Kern Ihrer Botschaft erkenne ich, dass Sie von uns allen mehr fordern. Manchmal ist es schwierig, sich wie der einsame Rufer in der Wüste zu fühlen. Leider kann ich so wenig dazu beitragen, dass das anders wird.
    Marina Weisband hat ein Video veröffentlicht und über ihre Angst gesprochen. Mir fehlen die Worte. Weil auch ich Angst habe. Für den Herrn aus Thüringen würde ich vermutlich nicht mehr Teil dieser Gesellschaft sein dürfen. Es ist derzeit einfach alles zuviel.

    • Ja, @Marie H. – das kann ich nachvollziehen.

      Mein persönlicher Standpunkt dazu ist:

      1. Niemand kann alles, aber jede/r etwas zur Überwindung fossiler Gewaltenergien tun.

      2. Es ist ein Prozess, der Zeit braucht. Auch bei mir haben Wärmepumpe, Elektroauto, Vegetarismus, Solaranlage usw. Jahre gebraucht – und ich bin noch längst nicht am Ziel.

      Das Video von Marina Weisband habe ich gesehen. Und ich finde es gut, dass endlich auch Demokratinnen und Demokraten öffentlich über ihre Ängste, Sorgen, Emotionen sprechen. Wie lange musste auch ich mir den arroganten Spruch anhören, es gelte „die Ängste der Dualisten anhören“. Im Ergebnis wurde dann – auch befeuert durch fossile Medien – noch den schlimmsten Fantasien von Querdenkern & Co. Raum gegeben, die demokratische Mitte aber vernachlässigt.

      Insofern sehe ich hier ein gemeinsames Anliegen mit Marina – das Feld der Emotionen nicht mehr länger den Falschen zu überlassen.

      Danke, dass Sie da mit uns gehen – auch, wenn es sicher nicht immer leicht fällt.

  5. @Tilmann Schneider, @Michael Blume, ich finde die Idee mit dem Musikstück auch hervorragend! Vielleicht hat eine der auf diesem Blog bereits vorgestellten Bands ja Interesse und Inspiration dazu… nur so ein Gedanke.

  6. DIe USA mal wieder , ob Kriegseinsätze in anderen Ländern oder bei fossiler Energie ( Förderung)

    USA- 877 Mrd m³
    Russland – 501 Mrd.m³
    China – 304 Mird. m³

    Öl…Jahr 2018 ( USA Fracking auch dabei ?)

    USA -20,51 Millionen Fässer /Tag
    China – 1389 Mio. Fässer/Tag
    Russland – 3,56 Mio. Fässer/ Tag

    Militärausgaben nach Länder 2023 ( in US Dollar )
    USA – 916 Milliarden
    China – 296
    Russland 109

    Fahrzeugbestand je 1000 Einwohner

    1 Andorra (Europa) 926,97
    2 Monaco (Europa) 707,69
    3 Liechtenstein (Europa) 705,88
    4 Luxemburg (Europa) 655,43
    5 Aruba (Nord- und Mittelamerika) 653,69
    6 Brunei (Asien) 642,95
    7 Malta (Europa) 614,69
    8 Italien (Europa) 605,00
    9 Deutschland (Europa) 573,03
    10 Island (Europa) 564,46
    11 Kanada 551,17
    12 USA 535,29

    • Ja, @Käthe Parlow – nicht zufällig war und ist mein „Öl- und Glaubenskriege“ mit US-amerikanischen Kampfflugzeugen bebildert.

      Allerdings habe ich bei Ihnen leider den Eindruck, dass Sie plumpen Antiamerikanismus nutzen, um Ihre eigene Verantwortung dualistisch zu externalisieren.

      Nicht „die Amerikaner“ sind für Ihre fossilen Importe von Erdöl und Erdgas zuständig – sondern Sie und wir. Schon zu meiner Schulzeit haben mich die billigen Anwrikahasser abgestoßen, die etwa die Golfkriege bejammert haben – aber selbst möglichst billig tanken wollten.

      Also kommen Sie mal endlich über Ihren antiamerikanischen Verschwörungsglauben hinaus und werden Sie stark genug zur Selbstverantwortung. Sie können das schaffen, auch in Deutsch!

  7. Lieber Dr. Blume. Ganz ehrlich: Diese Vogonen-Lyrik kann man wirklich nur durchdringen, wenn man sich im Blumeschen Begriffskosmos auskennt (Dualismus, Rentierstaaten, Friedensenergien usw usf;-). Dann haben Sie auch noch Celans Schwarze Milch geklaut (der wiederum hats ja auch geklaut;-) Sie geben ja gern mal den hier Kommentierenden Ratschläge so von oben herab; hier meiner: Lassen Sie das mal mit der Lyrik;-) … soundet nicht! Ist nicht bös gemeint, aber schlechte Verse gibts schon genug auf diesem Planeten.

    • Vielen Dank, lieber @Jürgen – Ihr Hohn freut und ehrt mich sehr! 🙏✅

      Denn ich hatte doch sehr gehofft, dass dieses Gedicht auch Rechtsdualisten erreichen würde, die sich noch am Leiden und Sterben von Menschen ästhetisch ergötzen wollen. Dagegen wollte ich anarbeiten. Dass Sie etwa auch dem großen Holocaust-Überlebenden und Dichter Paul Celan (1920 – 1970) herabsetzend vorwerfen, er hätte für seine Todesfuge „geklaut“, sagt viel aus. Es ehrt mich sehr, dass Sie uns nebeneinander stellen – denn Ihre Herablassung fällt auf Sie selbst zurück.

      Tatsächlich hatte ich bewusst auch sperrige, knarzende, schmerzhafte Zitate und Fachbegriffe gewählt, um ausdrücklich nicht „gefällig“ zu sein, sondern an- und aufzuregen, idealerweise gar zu entlarven. Wenn Sie zum Beispiel auch einen Blick nach links riskiert hätten, so hätten Sie u.a. die Antilopen Gang gefunden.

      Nun wissen Sie also, warum mich Ihr Druko so freut. Das Gedicht hat auch dieses Ziel für alle sichtbar erreicht – und nicht den Falschen gefallen. Danke dafür! ✊🔥📚

  8. Da sind Sie völlig auf dem Holzpfad, lieber Herr Dr. Blume.

    Dass Celan – den ich übrigens sehr verehre, und der von diesen schrecklichen Kritiküssen der Gruppe 47 völlig missinterpretiert und missverstanden (um nicht zu sagen unverstanden) wurde (alte weiße Männer, die ihren Fontane und Thomas Mann liebten, und den alten Goethe, aber darüber hinaus nichts mit der magischen und prospektiven Kraft der Sprache als Formgebung, jenseits von eingängiger Verständlichkeit, anfangen konnten), von Anderen geklaut hat, ist eine Tatsache (Celan beruft sich auf seinen Jugendfreund Immanuel Weissglas, der die Todesfuge schon in einer ursprünglichen Fassung geschrieben hatte, und dort schon die Schwarze Milch erfunden hatte – das können Sie gerne nachrecherchieren, ich habe sogar einen Originalband (erster Ausgabe) von Immanuel Weissglas).

    Es ist ja nicht schlimm, was Sie getan haben! – oder vielleicht doch! Klauen, und die Quelle nicht nennen … naja. Schlimm ist vielleicht nur, dass Sie sich bei den Großen bedient haben, ohne es anzuzeigen. Bleiben Sie bei ihrem Handwerk (was immer das auch sein soll; Marketing, Amtsanmaßung, Blufferei 😉

    Seit ich Sie und Ihren Blog kenne, habe ich mir geschworen, in meinem nächsten Leben Antisemitismusbeauftragter zu werden … da hat man nämlich immer was zu tun – wie ein Paranoiker überall auch das abartige sieht. (bin mal gespannt, ob sie diesen Kommentar freischalten: Ich glaube es eher nicht!)

    • Ach, @Jürgen – was Sie „klauen“ nennen, erkennen kultivierte Menschen als Zitieren. Und ich habe es bei meiner heutigen Rede zum Israeltag unter großem Applaus gleich wieder getan:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/endlich-glaubwuerdig-gegen-den-fossil-finanzierten-antisemitismus-einstehen-meine-rede-zum-heutigen-israeltag-2024/

      Um das Amt des Beauftragten der Landesregierung Baden-Württemberg gegen Antisemitismus und für jüdisches Leben hatte ich mich übrigens nicht beworben, sondern wurde von beiden jüdischen Landesgemeinden vorgeschlagen und von Regierung und Landtag eingesetzt.

      Kann sein, dass Sie dieses große, religionsübergreifende und überparteiliche Vertrauen auch bekommen hätten. Nein? Tja.

      Ihnen eine gute Nacht mit freundlichen Gedanken über Dichter und Demokraten!

  9. Lieber Dr. Blume,

    “zitieren” ist ja so eine Sache;-) Es gibt einen kleinen Unterschied zwischen “wissenschaftlich zitieren” und “literarisch zitieren” – Sie haben Glück, literarisch zitiert zu haben – beim literarischen geht man leider davon aus, dass der Rezipient es dank seiner umfassenden Bildung sogleich erkennt und nachvollziehen kann … ohne weitere Beweise;-) … beim wissenschafltichen muss es tatsächlich exakt angezeigt werden .. und das ist dann auch justiziabel;-)

    Ich gönne Ihnen ihren Erfolg und den Applaus durchaus, auch wenn es sich um ihr Vogonen-Gedicht handelt;-)) bedenken Sie, lieber Dr. Blume – nicht jeder, der klatscht – und das ist seine Entschuldigung – weiß so genau, warum er was beklatscht;-)

    • Lieber @Jürgen,

      es ehrt mich, dass Sie so sehr nach meiner Aufmerksamkeit hungern.

      Allerdings möchte ich Sie doch ermutigen, über Selbstmitleid und Neid hinaus zu wachsen und die „Feuer des Hasses“ mutig in den Blick zu nehmen. Auch, wenn es dabei mal nicht um Sie, sondern um das schlimmere Schicksal anderer Menschen geht.

      Ein leider noch viel zu wenig bekannter Aspekt der „schwarzen Milch“ war eine Reihe von Konzentrationslagern in Süddeutschland, in denen jüdische und nichtjüdische Zwangsarbeiter zur Produktion von Öl aus Schiefer ausgebeutet und ermordet wurden:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/verschwoerungsfragen-23-blut-fuer-oel-das-unternehmen-wueste-und-die-rentierstaatstheorie/

      Da Sie ja schon Celan den Respekt verweigern, habe ich wenig Hoffnung, dass das Schicksal der Unschuldigen Sie bewegt. Aber auch dieses stand hinter meinem bewusst abgewandelten („produzieren“)-Zitat.

      Immerhin: Das Gedicht arbeitet ihn Ihnen und Sie haben Schwierigkeiten, es zu externalisieren. Immerhin.

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