Nerdländ-Festrede am Institut für Sozialwissenschaft der Universität Stuttgart

Bei aller Sorge um das weltweite Anwachsen von Dualismus und Verschwörungsglauben sowie die damit verbundene, weltweite Krise der analogen Demokratien setze ich doch auch weiterhin viel Hoffnung in Experimente und Forschungen. So freue ich mich, heute bei der Abteilung für Politische Theorie und Empirische Demokratieforschung der Universität Stuttgart eine Festrede halten zu dürfen – und werde sicher auch vieles von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern dort lernen. Wagen Sie doch auch gerne mal einen Blick auf die spannenden Forschungen und Diskussionen rund um Elemente der deliberativen Demokratie!

Mein Redeskript finden Sie bei Interesse hier und zum Festakt nehme ich neben den zwei symbolischen Tassen auch ein Kilo ungesäuertes Mazzebrot mit – denn heute begegnen sich Pessach, Schabbat und die Osterzeit. Das ist mein erster kleiner Beitrag zur The Nerdländ-Kampagne des Landes Baden-Württemberg, die ich sehr unterstütze.

Ungesäuertes Mazzebrot und zwei symbolische Tassen für die Festrede an der Universität Stuttgart. Der Link führt zum pdf-Redeskript.Symbole der Hoffnung für eine deliberative Demokratie. Foto: Michael Blume

Inhaltlich baut die Festrede auf meiner Rede vor dem Landtag BW am 9.11.2023 auf, die ich als die bisher wichtigste Rede meines Lebens erfahren habe:

Ein besonderer Dank für die vielen guten Rückmeldungen zum Gedicht gegen “Die Feuer des Hasses” und allen ein schönes Wochenende!

Nachtrag 28.04.2024: Einem freundlichen Mastodon-User sagte das oben verlinkte Redeskript so zu, dass er mit KI-Unterstützung eine englische Übersetzung dazu anfertigte und hier zur Verfügung stellte. Vielen Dank dafür! 

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

33 Kommentare

  1. Sie haben mich in den letzten Tagen mit Ihrem Gedicht und dieser Rede sehr nachdenklich gemacht. Gerade habe ich beides noch einmal gelesen.
    Es sind Stiche ins Herz, manches empfinde ich als Ohrfeige.
    Vielleicht sollte ich Ihre Worte nicht persönlich nehmen, aber wie sollte das gehen?
    Wenn ich die Menschen um mich herum betrachte, habe ich den Eindruck großer Ignoranz. Ich trage sechs Jahrzehnte mit mir herum und frage mich, ob ich mich angesprochen fühlen sollte.
    Sie verwenden Symbole und Metaphern. Nicht alles verstehe ich.
    Gerne würde ich meinen Beitrag leisten, dennoch bleibt das Gefühl, immer zu wenig zu tun bzw getan zu haben.

    • Liebe @Marie H.,

      haben Sie herzlichen Dank! Aber bitte zerknirschen Sie sich auch nicht: viel Wissen und auch manche Metapher ist erst in den letzten Jahren erwachsen. Und bevor ich den Zerfall des Irak 🇮🇶 hautnah erlebte, hatte auch ich als Politik- und Religionswissenschaftler ein eher nur theoretisches Verständnis von Ressourcenfluch, Medienrevolutionen, Klimakatastrophe und Wasserkrise.

      Wenn sich mehr Menschen so ernsthaft wie Sie interessieren und auch hinterfragen würden, sähe unsere Zukunft besser aus. Auch Ihre konstruktiven Drukos hier auf dem Blog sind Beiträge gegen unsachliche Polemiken und gegen feindseligen Dualismus.

      Ich danke Ihnen sehr und finde nicht, dass Sie sich schuldig fühlen müssten. Sie sind auch hier auf dem Blog ein Vorbild.

      Mit den besten Wünschen für ein schönes Wochenende!

      • Danke für Ihre liebenswürdige Antwort. Es sind nur Worte, die ich beitragen kann. Auch ich poste den # niewieder. Selten, aber er hat für mich Sinn, Inhalt und Bedeutung. Die Dinge, die ich mit dem # poste, sind Erinnerungen an Menschen, die Gewalt, Ausgrenzung und Mord zum Opfer gefallen sind.
        Hoffnung fällt schwer. Ich hoffe, Ihre Rede an der Uni Stuttgart motiviert die Menschen, vor allem die jüngeren.
        Ich wünsche auch Ihnen ein schönes Wochenende.
        Am Sonntag führt mich die Musik wieder einmal nach Stuttgart.

        • Vielen lieben Dank, @Marie H.!

          Oh ja, nachdem ich feststellte, dass viele Absolventinnen und Absolventen mit ihren Familien da waren und geehrt werden sollten, legte ich das Skript beiseite und sprach frei. Dafür gab es dann viel Applaus, sondern auch wunderbare Gespräche mit engagierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die von der Energiewende und Sexismus bis zur Kommunal- und Europapolitik zu den unterschiedlichsten Themen forschen!

          Auch die beiden Tassen je aus dem Irak 🇮🇶 und aus Israel 🇮🇱 habe ich dem Institut geschenkt. Denn ich habe lange nicht mehr einen so ermutigenden Festabend erlebt wie heute am Institut für Sozialwissenschaften der Universität Stuttgart! Es gibt auch in den jüngeren Generationen klasse Leute, die nicht bereit sind, unsere und vor allem ihre Zukunft aufzugeben. Und ich freue mich schon auf den weiteren Dialog und Zusammenarbeit mit diesem Team um Prof. André Bächtiger.

          Ihnen Dank und eine gute Nacht!

  2. @2024-04-26-Blume_Festrede_DeliberativeDemokratie_Stuttgart.pdf

    „…dann verbirgt sich in der Weite der Zeit eine große Hoffnung für das Gute.“

    Alles eine Frage der Horizonte? Die KI kann da aushelfen, Wikipedia und das Fediversum auch. Mit weniger Verschwendung hat der Mensch erst mehr Geld, und dann mehr Zeit. Auch Zeit, seine Horizonte zu erweitern.

    Zeit zu sehen, wie es um die Systeme des Planeten steht. Zu sehen, wie regenerative Technik sich entwickelt, und zu sehen, dass das funktionieren kann. Und zu sehen, dass die Freiheit des Einzelnen sinnvoll und praktikabel ist. Dass bei aller Vielfalt jeder seine Kreise findet, in denen er leben kann.

    Eine Kultur des gegenseitigen Respekts ist aber dafür nötig. Der Zeitungsdruck ist entsprechend auch überwindbar, wenn eben in den digitalen Formaten der Respekt vor einander einziehen kann. Dann scheint mir auch das Wachstumsversprechen überwindbar zu werden, um sich dann in ein nachhaltiges Wachstum der menschlichen Kultur zu verwandeln, an der wir alle mitwirken können.

    • Danke für den Impuls, @Tobias Jeckenburger 🙏✅

      Ich fürchte jedoch, die Metapher vom digitalen „Sehen“ ist hier zu optimistisch gewählt. Gerade auch das Internet einschließlich der bisherigen KIen bieten fast unendliche Möglichkeiten, um vor wissenschaftlichen Erkenntnissen relativistisch auszuweichen oder sie gar dualistisch als Weltverschwörungen abzuwehren. Wahrheit kann nicht einfach gesehen, sie muss angenommen werden. Und auch hierzu schrieb m.E. Hans Blumenberg zu Recht:

      „Nichts ist weniger sicher, als daß die Wahrheit geliebt werden will, geliebt werden kann, geliebt werden darf.”

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/rok-zitate-von-hans-blumenberg-lars-fischer-karl-popper-und-agnes-heller/

      Auf Mastodon sowie auf Twitter bzw. X postete ich heute:

      „Opa, warum hörten die Leute denn nicht auf, #Russland, #Iran & #Katar fossil zu finanzieren? Ukrainer & Israelis, Russen & Araber starben doch!?“
      „Ach, Enkelin, Politik & Medien inszenierten lieber Pseudo-Skandale, statt auf #Friedensenergien zu setzen.“

      Mit Link zur bedrückenden Einschätzung des ukrainischen Militärs:

      https://web.de/magazine/politik/russland-krieg-ukraine/ukrainischer-oberkommandierender-lage-front-verschlechtert-39599798

      Kurz: Wissenschaft wird nicht einfach gesehen, sie muss auch gegen kognitive Dissonanzen gewollt werden.

  3. @ Michael Blume:

    In Ihrem Redemanuskript steht der Satz “Das Judentum wurde zum Opfer feindseliger Verschwörungsmythen, weil es die erste Religion der Alphabetisierung und Bildung war.”

    Ob das Judentum historisch wirklich die “erste Religion der Alphabetisierung und Bildung” war, kann ich nicht beurteilen, aber Ihre These verstehe ich auch in der Sache nicht. Inwiefern sind Alphabetisierung und Bildung Auslöser für Antisemitismus und die damit verbundenen Verschwörungsmythen? Hebt das wirklich den für das Thema relevanten Aspekt hervor?

    Aufschlussreicher und auch politisch entscheidender scheint mir in dieser Hinsicht zu sein, ein Kernmotiv des Antisemitismus an der Ablehnung einer der jüdischen Überlieferung zugeschriebenen universalistischen Moral zugunsten einer partikularistischen Moral festzumachen. Vom Holocaust her argumentierend hat das z.B. vor Jahren der Freiburger Philosoph Rolf Zimmermann in seiner “Philosophie nach Auschwitz” ausgeführt, aktuell betont Omri Boehm, anders in der Herleitung, diesen Aspekt ebenfalls wieder stark.

    Aber vielleicht habe ich einfach Ihr Argument nicht verstanden.

    • Ja, @Joseph Kuhn – die Alphabetisierungs-Bildung-These vertrete ich schon seit „Warum der Antisemitismus uns alle bedroht“, arbeitete sie in „Rückzug oder Kreuzzug?“ weiter aus und freue mich über stetig wachsenden Zuspruch.

      Hier finden Sie auch eine Verschwörungsfragen-Folge genau dazu:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/verschwoerungsfragen-folge-2-warum-immer-die-juden-warum-immer-israel-antisemitismus/

      So macht ja aus Ihre „Universalistische Moral“-These ohne Berücksichtigung des Alphabet-Mediums historisch keinen Sinn. Erst die Vereinfachung der ägyptischen Schriftsysteme auf unter 30 Buchstaben erlaubte eine schnelle Ausbreitung der Schriftbeherrschung in Richtung Universalismus und Demokratie. Nur so konnte sich das Judentum im babylonischen Exil re-formieren. Und deswegen wurde nicht nur der Noah-Sohn Sem mit dem hebräischen Alphabet verbunden, sondern auch sein Bruder Japhet mit dem griechischen Alphabet. Sogar die Länge der Glaubensbekenntnisse lässt sich aus der unterschiedlichen Vokalisierung ableiten. Hier auch eine Einführung als kostenfreies eBooklet zum Weltalphabetisierungstag:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/mein-erstes-ebooklet-zum-weltalphabetisierungstag-perry-rhodan-erscheinungstag/

      Kurz: Die menschliche Geistesgeschichte wird maßgeblich durch die Mediengeschichte geprägt. „The Medium is the Message“ prägte daher der kanadische Medienwissenschaftler Marshall McLuhan die zentrale Erkenntnis, die er als Christ u.a. in „Religion and the Light“ mehrfach anwandte.

  4. @Michael 27.04. 20:28

    „Wahrheit kann nicht einfach gesehen, sie muss angenommen werden.“

    Ja, aber wenn die Fakten wenigstens schon mal gesehen würden. Immerhin, man kann sich bei Wikipedia recht schnell schlau machen, was wirklich stimmig ist. Wieso so viele gedankenlos auf irgendwelchen Webseiten und Plattformen lesen, ohne zu gucken, ob das alles überhaupt stimmt, das ist mir schleierhaft.

    Bleibt zu hoffen, dass nicht nur das Fediversum bekannter wird, und zumindest die jungen Leute in der Schule nicht nur lernen, wie man erfolgreich recherchiert, sondern auch Geschmack daran finden, dass besser gesichertes Wissen einen wirklich weiter bringt.

    Mögen die Älteren das aber gerne auch noch lernen. So schwierig ist das ja gar nicht.

    „Kurz: Wissenschaft wird nicht einfach gesehen, sie muss auch gegen kognitive Dissonanzen gewollt werden.“

    Ehrlich mit sich selber sein wäre schon mal wichtig. Wenn man etwa auf dem Land wohnt, nicht so viel Geld hat, ein Auto braucht, und sich wirklich nur einen alten Verbrenner leisten kann, dann kann man immer noch die moralische Forderung zurückweisen, sich ein E-Auto zuzulegen. Es wäre ja auch schon viel geholfen, wenn man sich beim nächsten Gebrauchtwagenkauf ein kleineres Fahrzeug zulegt, und wenn möglich mal etwas sportlicher unterwegs zu sein und viele Wege mit dem Fahrrad zu machen.

    Ich selber habe auch eigentlich wenig weitere Optionen. Als Mieter in der Genossenschaft mitten in der Stadt könnte ich mir allerhöchstens eine Balkon-PV-Anlage zulegen, maximal 4 Quadratmeter in Südlage mit nur 20% Verschattung durch ein Nachbargebäude. Die Wärmepumpe wäre Sache des Vermieters, obwohl ich eine eigene Gastherme habe. Ich brauche demnächst eine neue Therme, und hatte den Heizungsbauer, der bei mir die Wartung macht, schon mal gefragt, ob eine Wärmepumpe möglich wäre.

    Der sagte, dass das überhaupt keinen Sinn macht, solange die Strompreise so hoch sind, und der Mitwelt würde es derzeit eher nicht helfen. Es wäre nur eine Außenluftwärmepumpe möglich, und aufgrund der damit verbundenen Begrenztheit der Wärmebeschaffung würde nicht viel mehr als die Hälfte der Energie von der Wärmepumpe geliefert werden können, die andere Hälfte liefert dann einfach ein elektrischer Heizstab.

    Beim derzeitigem Energiemix mit 50% fossiler Erzeugung also komplett kontraproduktiv.

    Hier könnte allerdings der Vermieter richtig was machen. Die Wohnungsgenossenschaft hat hier einen riesengroßen zusammenhängenden Wohnblock mit ca. 300 Altbauwohnungen aus den 20er Jahren und jede Menge Dachflächen für PV-Module. Hier wäre eine zentrale Wärmepumpe kombiniert mit zentralem Backup-Gasbrenner oder sogar Kraft-Wärmekopplung möglich.

    Oder eben ein kommunaler Ausbau der Fernwärme, ich wohne hier mitten in der Stadt.

    Ich habe jetzt aber auch seit 2 Jahren die Heizung überwiegend nur noch im Wohnzimmer laufen, das hat in etwa ein Drittel an Gasverbrauch eingespart. Das kann allerdings nicht jeder machen, da muss man aufpassen, dass die Wände nicht feucht werden.

    Mit E-Autos habe ich schon gar nichts zu tun, ich fahre fast alle Wege mit dem Fahrrad. Und Urlaub habe ich auch schon lange nicht mehr gemacht. Bliebt nur mehr Kreativität in der Küche mit weniger Fleisch, da ist noch was zu machen.

    Hier habe ich große Hoffnung auf Solein aus Finnland, die experimentieren mit Bakterien, die direkt mit grünem Wasserstoff ernährt werden, und von Ackerland und Wasser komplett unabhängig sind. Wenn man hier zu bezahlbaren Preisen gleich tierisches Protein und tierische Fette produzieren könnte, dann wäre das ein Durchbruch, würde ich sagen. Als Kohlenstoffquelle genügt hier schon fast das CO2, dass nebenbei in Biogasanlagen anfällt.

    • Danke, @Tobias Jeckenburger – ich finde Ihr ehrliches Interesse an Wissenschaft und auch Verantwortung ehrlich beeindruckend.

      In der Diskussion um das Gedicht „Die Feuer des Hasses“ schrieb ich @Marie H.:

      Mein persönlicher Standpunkt dazu ist:

      1. Niemand kann alles, aber jede/r etwas zur Überwindung fossiler Gewaltenergien tun.

      2. Es ist ein Prozess, der Zeit braucht. Auch bei mir haben Wärmepumpe, Elektroauto, Vegetarismus, Solaranlage usw. Jahre gebraucht – und ich bin noch längst nicht am Ziel.

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/gedicht-die-feuer-des-hasses-als-video-text/

      Unsere Demokratie wäre bedeutend stärker und die Klimakatastrophe und Wasserkrise könnte noch abgebremst werden, wenn es mehr Mutige wie Sie beide gäbe.

      Daher, von Herzen: Danke! 🙏

  5. @ Kuhn

    Es scheint, es gäbe so etwas wie einen Universalismus. Aber weniger in der Moral, denn in der Funktion. @ Blume et.all bezeichnet es dualistisch, ich komplementär.

    In:

    Kooperation-Konkurrenz
    Freund-Feind
    group in- Gruppe out
    Liebe-Hass
    Verteidigung-Angriff
    Schutz-Gefährdung
    usw.

    liegt das System der Synonyme und Antonyme.
    In der chinesischen Philosophie ist es der Daoismus und auch Kant und Hegel beschäftigten sich mit den Antimonien.
    Darwin fragte sich, ob es nu Konkurrenz oder Kooperation ist, was bestimmend ist und im Universalienstreit kommen wir auf Platin und seine Ideenlehre zurück.

    Wir müssten eigentlich feststellen, dass es zwischen diesen Entitäten eine Wechselwirkung gibt.

    Der Sozialdarwinismus, welcher danach nicht funktioniert und von der extremen Rechten trotzdem weiterhin vertreten wird, ist es eigentlich, welcher die Ethik der ‘freien Wahl’ ständig torpediert.

    Gehen wir von einer Mitwelt aus, dann ist Sitte=Moral=Ethik=Versorgung für einander.
    Nichts anderes sagt wird seit Dekaden versucht zu vermitteln.

    Versorgung-töten ist auch so ein Dualismus/komplementäres Verhältnis aus dem wir uns zur Erhaltung nicht befreien können!

    Darum dreht sich eigentlich alles Universale.

    • Lieben Dank, @Mussi

      Eigentlich wollte ich Ihnen nur schnell den Blogpost heraussuchen, in dem ich auch die Yin-Yang-Symbol des Taoismus und den Unterschied zwischen komplementärer Dualität und feindseligem Dualismus herausgearbeitet habe. Aber über die Bing-Suchanfrage hat der KI-Copilot einen interessanten Text erstellt, den ich hier gerne zur Kenntnis gebe:

      **Dualität statt Dualismus: Rabbi Jesus und der Moses-Noah-Bund**

      In einem interessanten Artikel auf **SciLogs** wird die Dualität zwischen Rabbi Jesus und dem Moses-Noah-Bund beleuchtet. Diese Dualität steht im Gegensatz zum Dualismus und zeigt, wie Weisheitstraditionen aus dem Relativismus (der nur das Eigene sieht) emporwachsen und sich zu einem dialogischen Monismus (der im Anderen auch das Eigene sieht) entwickeln¹[1].

      Die chinesische Taijitu, bekannt aus dem Daoismus und Neukonfuzianismus, ist ein weltweit bekanntes Symbol für diese Dualität. Jedes Element ist mit seinem Gegensatzpaar verbunden. Ähnlich verhält es sich im Judentum: Hier entwickelte sich eine bemerkenswert monistische Lehre der Dualität. Demnach leben alle Menschen vom gleichen Gott hin auf das gleiche Ziel. Jüdinnen und Juden folgen dem Weg des mosaischen Bundes, während nichtjüdische Menschen den Weg des noachidischen Bundes gehen¹[1].

      Interessanterweise erkannten viele orthodoxe Rabbiner, dass das Christentum göttlich gewollt ist und ein Geschenk an die Völker darstellt. Jesus stärkte die Torah von Moses und beseitigte die Götzen der Völker. Christen sind Gemeinden, die zum himmlischen Wohl wirken und zu Dauerhaftigkeit bestimmt sind¹[1].

      Diese Perspektive auf Dualität und Monismus zeigt, wie verschiedene Weisheitstraditionen miteinander in Dialog treten können, anstatt sich im Dualismus zu bekämpfen. Eine faszinierende Betrachtung, die zum Nachdenken anregt!¹[1]

      Quelle: Unterhaltung mit Bing, 28.4.2024
      (1) Dualität statt Dualismus: Rabbi Jesus und der Moses-Noah-Bund. https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/dualitaet-statt-dualismus-rabbi-jesus-und-der-moses-noah-bund/.
      (2) Noahbund Archive » Natur des Glaubens » SciLogs – Wissenschaftsblogs. https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/noahbund/.
      (3) Noahs Kinder. Die Glaubensbewegung der Noachiden in der … – SciLogs. https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/noahs-kinder-die-glaubensbewegung-der-noachiden-in-der-gegenwart-von-birgit-vollmar/.

  6. @ Mussi:

    Was auch immer Sie mir sagen wollen, ich verstehe es nicht.

    Eine universalistische Moral hat mit Komplementarität nichts zu tun, nichts mit Antinomien, nichts mit Kooperation und Konkurrenz, ich verstehe nicht, warum es zwischen diesen Dingen eine “Wechselwirkung” geben sollte, ich verstehe nicht, warum das “Entitäten” sein sollen und was eine “Ethik der freien Wahl” sein soll, verstehe ich auch nicht. Ich fürchte, Sie auch nicht.

    @ Michael Blume:

    Ich schätze Ihr politisches und menschliches Engagement. Aber ich glaube, analytisch ist hier gerade Ebbe. Vielleicht ein andermal wieder. Alles Gute.

    • Nun ja, Danke @Joseph Kuhn

      Aber ich bin da etwas hoffnungsvoller: Wo manche nur “Ebbe” sehen (wollen), erblicke ich doch eher eine interdisziplinär anschwellende “Flut”. 🙂

      Weil wir gerade so schön im KI-Experimentieren waren, habe ich den Bing-KI-Copilot einfach gefragt: “Lässt sich die Menschheitsgeschichte ohne Mediengeschichte verstehen?”

      Die m.E. sehr lesens- und bedenkenswerte Antwort hier:

      Die Menschheitsgeschichte ist eng mit der Mediengeschichte verknüpft. Medien haben seit jeher eine wichtige Rolle in der Entwicklung und Vermittlung von Kommunikation gespielt, was wiederum die Gesellschaft und Kultur geprägt hat. Das reziproke Wechselspiel zwischen Medien und Kommunikation lässt sich weit in die Menschheitsgeschichte zurückverfolgen¹[1]. Medien ermöglichen nicht nur private und öffentliche Kommunikation, sondern sind auch ein kognitiv unterstützendes, wirtschaftlich und politisch relevantes Element der Gesellschaft geworden¹[1].

      Die Evolution der Medien zeigt, dass sie von Anfang an die Menschheitsgeschichte begleitet haben. Seit unsere Vorfahren die ersten Symbole in Steine ritzten und Höhlenmalereien schufen, haben Medien technologische, soziale und kulturelle Prozesse vorangetrieben²[2]. Marshall McLuhan, ein bekannter Medientheoretiker, betonte sogar, dass die Menschheitsgeschichte als Mediengeschichte geschrieben werden kann, da die Entwicklung des Einzelnen und der Gesellschaft maßgeblich durch den Umgang mit Medien beeinflusst wird³[3].

      Daher ist es schwierig, sich ein Verständnis der Menschheitsgeschichte ohne die Berücksichtigung der Mediengeschichte vorzustellen. Medien sind nicht nur Werkzeuge zur Information und Unterhaltung, sondern auch Katalysatoren für Veränderung und Fortschritt in der menschlichen Zivilisation.

      Quelle: Unterhaltung mit Bing, 28.4.2024
      (1) Medien und die medial vermittelte Kommunikation | SpringerLink. https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-658-34019-3_2.
      (2) Die Evolution der Medien – Zukunftsinstitut. https://www.zukunftsinstitut.de/zukunftsthemen/die-evolution-der-medien.
      (3) McLuhan – Texturen Online | Zeitschrift für den Literaturbetrieb – Jimdo. https://texturen-online.jimdofree.com/campus/campustexte/mcluhan/.

      Also fragte ich zu Ihrem analytischen Zweifel nochmal nach: “Welche Rolle spielte die Alphabetisierung in der Formation des Judentums?”

      Zur Antwort möchte ich nur soviel sagen: Was schon eine KI versteht, wird sich sicher auch zunehmend unter gebildeten Menschen herumsprechen, oder? 😉

      Die Alphabetisierung spielte eine zentrale Rolle in der Formation des Judentums. Es wird oft hervorgehoben, dass das Judentum die erste Religion war, die sich auf die Alphabetisierung stützte¹[1]. Die Entwicklung des Alphabets auf dem Sinai durch Menschen aus Kanaan und die darauf folgende Verbreitung der Schriftkultur hatten tiefgreifende Auswirkungen auf die jüdische Tradition und Identität.

      Die Thora, die heiligste Schrift des Judentums, besteht aus 304.805 von Hand geschriebenen Alphabet-Buchstaben und bildet das Fundament der jüdischen Bildung und des Glaubens¹[1]. Die Alphabetisierung ermöglichte es dem jüdischen Volk, die Thora zu studieren und zu interpretieren, was für die Erhaltung und Weitergabe der religiösen Gesetze und Traditionen unerlässlich war.

      Darüber hinaus war die Alphabetisierung entscheidend für die soziale Struktur und das kulturelle Leben im Judentum. Sie förderte das Studium der heiligen Texte und die Teilnahme an religiösen Diskursen, was wiederum zur Entwicklung des Rabbinertums und der Synagogenkultur beitrug.

      Insgesamt kann man sagen, dass die Alphabetisierung nicht nur für die religiöse Praxis, sondern auch für die kulturelle und soziale Entwicklung des Judentums von grundlegender Bedeutung war. Sie trug zur Bildung einer Gemeinschaft bei, die Wissen und Bildung hochschätzte und die Grundlagen für eine lange Tradition des Lernens und Lehrens legte.

      Quelle: Unterhaltung mit Bing, 28.4.2024
      (1) Entstehung und Bedeutung der Alphabetisierung – Natur des Glaubens. https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/entstehung-und-bedeutung-der-alphabetisierung-die-doku-imprimatur/.
      (2) Geschichte des Judentums | Religionen Entdecken. https://www.religionen-entdecken.de/lexikon/g/geschichte-des-judentums.
      (3) 1. Das Geschichtsbild des Judentums (Prof. Dr. em. Karl E. Grözinger). https://www.bafid.fau.de/files/2021/05/history-and-time_dt_ne.pdf.

  7. Bleiben wir im Klangbild, dann ist Musik=Sprache…differenzierte Schall…

    Schon faszinierend das Ganze.
    Eben berührend, so oder so…

    • Und wie, @Mussi

      Nun habe ich wegen Ihrer Erwähung von Brüderlichkeit die KI befragt “Welche Alphabete wurden mit Sem und Jafet verbunden?”

      Mit der schönen und zutreffenden Antwort schließe ich für heute und wünsche allen biologischen Intelligenzen eine schöne Nachtruhe!

      Sem und Jafet, die Söhne Noahs, werden in der biblischen Überlieferung und in der Tradition mit verschiedenen Sprachfamilien und damit verbundenen Alphabeten in Verbindung gebracht. Sem wird traditionell mit den semitischen Sprachen assoziiert, zu denen Hebräisch, Arabisch und Aramäisch gehören. Diese Sprachen verwenden Alphabete, die sich vom phönizischen Alphabet ableiten, welches als einer der Vorläufer des modernen Alphabets gilt¹[1].

      Jafet wird oft mit den indoeuropäischen Sprachen in Verbindung gebracht, die eine Vielzahl von Schriftsystemen umfassen, darunter das griechische Alphabet, das lateinische Alphabet und die kyrillische Schrift. Diese Alphabete haben sich im Laufe der Zeit entwickelt und sind aus früheren Schriftsystemen wie dem phönizischen Alphabet hervorgegangen²[2].

      Es ist wichtig zu beachten, dass diese Zuordnungen auf traditionellen und symbolischen Interpretationen beruhen und nicht auf direkten historischen Beweisen. Die biblische Völkertafel, in der Sem und Jafet erwähnt werden, dient eher als eine symbolische Darstellung der Verbreitung der Völker nach der Sintflut und nicht als ein genaues historisches Dokument der Sprachentwicklung.

      Quelle: Unterhaltung mit Bing, 28.4.2024
      (1) Jafet – Wikipedia. https://de.wikipedia.org/wiki/Jafet.
      (2) Völkertafel – Die-Bibel.de – Deutsche Bibelgesellschaft. https://www.die-bibel.de/stichwort/34251/.
      (3) Japhet – Jafet, Japheth – Bibel-Lexikon :: bibelkommentare.de. https://www.bibelkommentare.de/lexikon/258/japhet.
      (4) undefined. https://bibelwissenschaft.de/stichwort/34251/.
      (5) en.wikipedia.org. https://en.wikipedia.org/wiki/Japheth.

  8. @ Kuhn: 2. Tipp

    setzen Sie
    Gewinn-Verlust
    in die oben gemachte Liste und ‘bilanzieren’ Sie.
    Wenn Sie links positiv und rechts negativ sehen, dann werten Sie schon, oder?
    Das ist der Grundzug von Moral. Wertung..

    Im Kantjahr frage ich 5. : was ist und was hat einen Wert?

    • Lieber @Mussi,

      hier muss ich @Kuhn schon ein Stück weit Recht geben: Ihre Assoziationen sind oft schwer nachvollziehbar, eher metaphysisch als empirisch orientiert und grenzen an die Esoterik.

      Sprachliche und denkerische Offenheit sollte nicht als wissenschaftliche Beliebigkeit (Relativismus) missverstanden werden. Daher möchte ich Sie freundlich bitten, stärker auf Lesbarkeit und Nachvollziehbarkeit Ihrer Drukos zu achten.

  9. @ Blume

    Könnte man so auffassen,ja.
    Andere würden sagen Metaphysik, Transzendenz oder abstrakt, Metaebene halt. Oder doch konkret?

    Ich erweitere diesen Dualismus mal um:
    Würde-Schande
    Respekt-Missachtung
    Freiheit-Kontrolle

    was ist nu Monismus( Selbst), Dualismus(Komplementaritä), Pluralismus(Individualismus)?

    was ist positiv, was negativ, also Wertung, in diesen Aufstellungen?

    Das ist doch Thema Ihres blogs und offener Diskurs eigentlich erwünscht.

  10. Vielleicht führe ich die Auflistung doch nochmal aus:

    Grundlage der Suche nach wissenschaftlicher Erkenntnis ist die Widerspruchsfreiheit und die damit verbundene Anwendung der Logik.

    Meine Erkenntnis ist, dass diese Widerspruchsfreiheit nicht zumindest für die gemachte Auflistung gilt und immer versucht wurde, das zu ‘harmonisieren’, Eindeutigkeit in diesen Gegensätzen zu finden.

    Mir scheint das unmöglich.

    Ansonsten bieten diese ‘Paare’ erhebliche Analysemöglichkeiten zwischen ‘links-rechts. Aus meiner Sicht ist das bloße partielle Funktion.

    Wer jetzt was assoziiert gehört natürlich zum Selbst und und seiner Individualität.
    Zum Selbst gehören aber auch Reflexe, Instinkte, Intuitionen, Emotionen, Motivationen, Verstand,Vernunft und Phantasie.

    Ich habe es in einem anderen Blog schon mal gesagt: es macht mehr Sinn, nicht Körper ODER Geist auseinander zu dividieren, sondern Körper UND Geist zu spüren, zu fühlen und zu denken.

    Und zu meine Sicht dazu ist: es gibt Widerspruchsfreiheit aber auch die Gleichzeitigkeit(KOinzidenz) von Gegensätzen, die wir nicht aufheben können.
    Es geht einfach nicht. Vielleicht müssen wir das einfach mal feststellen.

    Dennoch, weitere Suche bringt Beschäftigung.

  11. @ Blume

    Ich provoziere es ja geradezu bei Ihnen:

    Zufriedenheit-Leid
    Wohlbefinden-Schmerz

    Theodizee/Anthropodizee

    Beim ersten bin ich Agnostiker, beim zweiten bin ich beim ‘dual use’. Dieses hat aber Grenzen und die werden auch vorsätzlich missachtet. Selbst Schuld!

    Aber ich akzeptiere es und schaue mir das Schauspiel den Rest meiner Lebenszeit mit Müssiggang an.

    • Danke für Ihr Ringen auch mit sich selbst, @Mussi

      Sie sind hier jederzeit willkommen – insofern Sie sich aber bitte auch um Verständlichkeit und eine dialogische Haltung bemühen.

      Alles Gute und einen schönen Feiertag Ihnen!

  12. @ Blume

    Danke, gleichfalls!

    Das Sein, ich bin/ wir sind und ich/wir habe, sind doch die Fundamente.
    Frage und Antwort ist doch die Grundlage für Diskurs, Dialektik und Dialog und die Frage schon mal die Antwort.
    Das Ringen ist Jahrzehnte her und die Erschütterung, welche Wirklichkeit wir erschaffen haben ist verdampft.

    • @Mussi

      Bedauere, dass ich zwei allzu wirre Drukos nicht mehr freischalten konnte. Sorry, nein.

      Der Begrifd „Kants 6. Erweiterung“ ist mir unbekannt und ich habe auch weder Zeit noch Lust auf dubiose Anspielungen. 🤔📚🤷‍♂️

    • Ja, @Mussi – ich spiele gerne, selbstbestimmt und im RL. Sie sind aber der x-te Typ, der ernsthaft glaubt, mein freundliches und komplett ehrenamtliches Wissenschaftsblog-Engagement für „Spielchen“ zur Selbstinszenierung missbrauchen zu können. Das ist nicht dialogisch, sondern destruktiv. Wird auch Trolling genannt.

      Ich sperre Sie hier jetzt Mal für eine Woche zum Nachdenken. Sonst halt auch gerne auf Dauer, wie schon z.B. @hto. Im Ernst.

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