KI-Medienrevolution & Blume und Ince 10 zur evolutionären Spieltheorie

Die aktuelle, digitale Medienrevolution verläuft in einer unglaublichen Geschwindigkeit – und wird derzeit durch KI-(Künstliche Intelligenz)-Anwendungen noch beschleunigt.

So bot mir beim Verfassen meiner Gedenkrede gegen jeden Antisemitismus zum Volkstrauertag in Ellwangen bereits ChatGPT ungefragt und aktiv Hilfe an, verwies unter anderem auf den bedeutenden Ellwanger Juden & US-Soldaten Erich Levi. Der leider noch nicht einmal einen Wikipedia-Eintrag besitzt.

Und als ich heute nach meinem Worthaus-Vortrag zum christlichen Antisemitismus vom Oktober / November 2022 suchte, stieß ich dort auf die semantische KI-Suchmaschine Junia – die auf meine Testfrage nach den Söhnen Noahs meinen Vortrag sowie jene anderer nicht nur transkribierte, sondern auch sinnvoll durchsuchte! Ich bin ja selten sprachlos, aber bitte probieren Sie es einmal selbst aus!

Screenshot von Worthaus-Junia, die Vorträge in Bruchteilen von Sekunden transkribiert und sinnvoll nach Fragen durchsucht. Link führt zur Junia-Anwendung.Link zur Junia-KI von Worthaus Tübingen, die für ihre Fragen vorhandene Vorträge (auch diesen von mir) transkribiert und sinnvoll auswertet. Screenshot: Michael Blume

Trotz und wegen aller Anforderungen gelang es Prof. Inan Ince und mir, aber auch die Folge 10 unseres gemeinsamen Podcasts zum Thema evolutionäre Spieltheorie aufzunehmen. Danke für die vielen klasse Rückmeldungen, gerade auch via Mastodon!

Wir besprachen dabei die mathematischen Grundspiele wie das Gefangenendilemma, das Ultimatum-Spiel, Nullsummen- und Pool-Spiele, aber auch Anwendungen in den Wirtschafts-, Religions- und Politikwissenschaften. Ich empfahl dabei das (schon etwas ältere, aber mich sehr prägende) Lehrbuch “Evolutionäre Spieltheorie” von Erwin Amann sowie das m.E. brillante SuperCooperators” von Martin Nowak und Roger Highfield.

Inan bastelte zudem nach Rückmeldung von Marketing-Studierenden auch eine neue Podcast-Kachel, die wir von nun an verwenden wollen:

Neue Podcast-Kachel von "Blume & Ince. 2 Stimmen, 4 Kulturen" mit Dr. Michael Blume links und Prof. Dr. Inan Ince rechts. Link führt zum Podcast.Die neue Podcast-Kachel zu “Blume & Ince”. Grafik: Prof. Dr. Inan Ince

Bis heute hatte ich die beiden Welten der gesprochenen Podcasts und geschriebenen Texte noch als separate Medien gedacht. Die verblüffende Effizienz von Worthaus-Junia hat mich davon überzeugt, dass auch diese Barriere bereits gefallen ist und nie wiederkehren wird. Das gesprochene Wort wird bereits in Echtzeit durch KI-Anwendungen transkribiert, das geschriebene Wort durch sie gesprochen.

Nicht irgendwann. Sondern bereits jetzt. 

 

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

17 Kommentare

  1. Evolutionäre Spieltheorie bedeutet, „blindes Huhn sucht Korn“, und erklärt, warum manche die Welt für eine Computersimulation halten, obwohl dies die Logik von hinten aufzäumt – die Welt hat die Körner längst ausgestreut, die Lösungen sind da, die Spur ist seit Anbeginn der Zeit gelegt, manifestiert sich in immer neuen Verkleidungen und und lockt uns immer wieder in die gleichen Fallen. Sowohl die natürliche Auslese, wie auch ein Computerprogrammierer, können nur so lange suchen, bis sie sie gefunden haben, aber sie werden immer das gleiche Schema F finden.

    Sie können sich dazu zum Beispiel den Artikel durchlesen, den der Herr Freistetter kürzlich über den schmalen Grat zwischen Ordnung und Chaos geschrieben hat – also über das Mandelbrot-Fraktal. Im Endeffekt gibt Ihnen das Leben eine Formel vor, Sie probieren rum, setzen da Zahlen ein, Fehlversuche verpuffen in der Unendlichkeit, aber wenn Sie im Lotto die Richtigen tippen, bleiben Sie in einem Muster verhaftet, das immer wieder das gleiche Schema variiert, in allen möglichen Größenordnungen und Kombinationen: Sie haben einen Kreislauf.

    Also eine Geschichte, die sich nicht wiederholt, aber immer wieder reimt. Babys, die wie Varianten ein und derselben Person wirken. IKEA-Möbel, die sich so ähnlich sind, dass sie alle mit Nachnamen Björköviken heißen können. Einzeller, die nach Hunderten Millionen Jahren Evolution Menschen erzeugen, die sich zu Staaten zusammenschließen, die sich wie geistig zurückgebliebene Einzeller verhalten. Zahlen, die sich immer wieder zu Primzahlen aufaddieren – Vergrößerungen einer 1. Einen Farbkreis, der eigentlich eine unendlich tiefe Wendeltreppe ist, und wenn Sie hinabsteigen, werden Sie immer das Gleiche sehen, denn (Infra)Rot wird sich mit zunehmender Nähe immer wieder als (Ultra)Violett entpuppen.

    Mathe versucht, die Algorithmen zu beschreiben, mit denen das Universum tickt, und allein dass 2+2=4 ist, immer und überall, außer jemals und irgendwo, zeigt die fraktale Natur dieser Algorithmen, aber auch die chaotischen Fluktuationen, die bewirken, dass Sie immer nur Zerrspiegelbilder sehen, nie das reine Bild. Sie sehen ja auch nirgendwo den perfekten Kreis, nur unendlich viele Versuche, einen herzustellen.

    Irgendwie steckt da noch ein Missing Link drin, aber dass Mathe, Physik, Evolution, Kinderspielplatz, zusammengehören, wird schon recht deutlich. Wir haben eine Hierarchie von gemeinsamen Nennern von gemeinsamen Nennern von gemeinsamen Nennern. Und der gemeinsame Nenner „Sprache“ ist bei Podcasts und geschriebenem Wort identisch. Und weil die Umwelt den blinden Hühnern Mensch, KI, Sprache gleichermaßen vorgibt, was funktioniert (also was intelligent oder sinnvoll ist), ist eine konvergente Evolution unausweichlich. Es entsteht ein symbiotisches Ökosystem, in dem alle drei Spieler füreinander Umwelt sind, und das sich dadurch stabilisiert, dass sie darum wetteifern, diese Umwelt aufzufressen – wodurch ein Gleichgewicht der Kräfte erzeugt wird, Kraft und Gegenkraft spielen sich stets aufeinander ein. Ist so die Art Symbiose, wie zwischen Katze und Maus.

    Einfacher gesagt – egal, was Sie durch ein Rohr pressen, es kommt als Nudel raus. Und wenn Sie Knete in verschiedenen Farben gleichzeitig rein stopfen, wird die Nudel halt bunter.

    • @Paul S.: “… und erklärt, warum manche die Welt für eine Computersimulation halten”

      Ey Paul, bei mir war es eine Ausserkörper-Erfahrung, die allerdings erst vollständig erleuchtend war, als ich von der mathematisch-physikalischen Erkenntnis des holographischen Universums gelesen habe – Das Programm läuft leider immernoch weit ausserhalb unserer Fähigkeiten, Mensch ist weiter nur KI der Schöpfung.👋😇

  2. Das klingt ja nach einem ganz besonders vielversprechenden Thema, nach einem vely interessanten sogenannten Podcast!

    Gleich wieder da, Webbaer reinhören tun, …, …, …, Moment!, gleich geht es weiter mit dieser kleinen Nachricht, gleich wieder da!


    Kleines Feedback nun :
    1.) Religionen lassen sich in gewissem Sinne, das jeweils von ihnen beworbene Kooperationsverhalten betreffend, es ist hier grundsätzlich in n-lateralen Situationen und bei “Problemen” das Eskalationsprinzip, das Deeskalationsprinzip und das Prinzip der angemessenen Bearbeitung möglich, spieltheoretisch angehen, es gibt Texte zum Thema “Religion and Game Theory”.
    Weiter soll an dieser Stelle nicht geschrieben werden, denn : Es könnte angeeckt werden.
    2.) Die Liebe, insbes. zwischen Frau und Mann, ist interessant und so-o prinzipiell beforschbar, also auch spieltheoretisch, denn es soll ja etwas herauskommen?
    3.) Das ‘Ultimatumsspiel’ kannte Dr. Webbaer nicht, es ist interessant, zwei Anmerkungen :
    a) Der Schreiber dieser Zeilen kennt Situationen aus dem Wirtschaftsleben, die Kneipe ist nicht gemeint, in denen eine große Firma eine kleine Firma traktiert und den “Löwenhappen” vom sich aus einer angebahnten Kooperation ergebenden Mehrwert abschöpfen möchte.
    Was überraschend gut funktioniert, qua Marktmacht, die große Firma kann sich andere Partner suchen, die kleine Firma klebt dagegen sozusagen am großen Partner, der im Extremfall ihr einziger Kunde ist.
    b) Es gibt Wirtschaftssimulationen, “Pizza-Connection” fällt gerade ein, in denen es für den noch im Aufbau eines Wirtschafts-“Imperiums” begriffenen Spieler wichtig ist sich übergriffigen großen Partnern weitgehend gefügig zu zeigen.
    Dies ist dann auch sozusagen der Kniff weiter in der Wirtschafts-“Hierarchie” aufzurücken, und zwar nach oben hin.
    4.) Bei den Gefühlen und bei der Gerechtigkeit wäre Dr. Webbaer vorsichtig zurückhaltend, er hat da einiges gesehen, kennt die Wirtschaft mit ihrem Wertschöpfungsbemühen als per se amoralisch, versus unmoralisch.
    Was würde bspw. der werte hiesige Inhaltegeber davon halten, täte er feststellen, dass Kollegen mit ganz vergleichbarer Arbeit(sleistung) deutlich besser bezahlt werden?
    Oder generell gefragt : Hat eine so betroffene Person einen moralischen Anspruch darauf sich begründet zu beschweren?


    Und die AI bzw. ihre Anwendungen oder Agenten werden hier jeweils a bisserl mitmischen, sofern sie es nicht bereits tun.

    Mit freundlichen Grüßen und vielen Dank für den sog. Podcast
    Ihr Dr. Webbaer

  3. @Podcast Nr. 10

    Hört sich schlüssig an, wie die Evolution Religiösität beim Menschen fördert. Wer ein Leben nach dem Tod vor Augen hat, muss sich auch Sorgen machen, dort dann zur Verantwortung gezogen zu werden.

    Das funktioniert aber auch nur bei Menschen, die das wirklich glauben. Und wenn sich das nur innerhalb einer konkreten Kirche auswirkt, dann reicht uns das heute nicht mehr. Es genügt nicht mehr, nur die eigene Gemeinschaft im Auge zu haben. Wenn die Internationalen Beziehungen nicht verantwortlich angegangen werden, bleibt Abzocke und Krieg an der Tagesordnung. Und wenn die Ökosysteme und die natürlichen Kreisläufe nicht beachtet und gepflegt werden, kostet das zukünftigen Generationen die Lebensgrundlage.

    Insbesondere wenn die konkrete Kirche nur ein exclusives Seelenheil im Programm hat, und nicht mal eine irdische Zukunft vor Augen hat, dann ist das ein richtig dickes Problem. Entsprechende apokalyptische Konzepte gibt es tatsächlich viele. Das ist noch viel schlimmer, als wenn Menschen an gar nichts mehr glauben.

    Das kann uns überhaupt nicht mehr helfen. Das führt dann zu Krieg, wo immer sich jemand da Vorteile von verspricht. Und das führt zu ganz konkreter Zerstörung unserer Lebensmöglichkeiten und der ökologischen Reichhaltigkeit dieses wunderbaren Planeten.

    Wenigstens unsere großen Kirchen scheinen hier anzufangen, zu verstehen, was hier das Problem ist.

    Ich bevorzuge die Vorstellung, dass es im Leben schon einen richtig großen Unterschied macht, Teil der Lösung und nicht Teil des Problems zu sein. Die Geisteswelten, mit denen wir wirklich zu tun haben, die können nun schlichtweg kein Leben nach dem Tod bieten, so sehr sich das auch viele wünschen würden. Aber die Geisteswelten können unser Leben ausmachen, als Teilhabe im eigenen Seelenleben zu Lebzeiten. Und wir dürfen auf wirklich wirksame konkrete Unterstützung von vernünftigen Vorhaben hoffen.

    Das genügt mir schlichtweg, und bietet mehr als genug Anlass zu konkretem Gemeinsinn, nicht nur den näheren Mitmenschen gegenüber, sondern auch gegenüber dem Leben auf diesem Planeten insgesamt.

    So können wir uns dann auf die Suche machen, wie wir die nächsten Jahrzehnte überstehen, und hier eben nicht alles den Bach runter geht.

    • Danke, @Tobias Jeckenburger: Der spieltheoretisch-evolutionäre Punkt ist, dass ich mich stärker auf Ihre Zusagen vertrauen kann, wenn Sie an ein jenseitiges Gericht glauben. In einer berühmten, chassidischen Geschichte kehrt beispielsweise ein jüdischer Weiser um, als er merkt, dass sein christlicher Kutscher das Kreuz nicht achtet – und also auch den Reisenden betrügen oder an Räuber ausliefern könnte.

      Wie aber können Sie mir Ihren Glauben glaub-würdig versichern? Indem Sie ihn mit Glaubwürdigkeit steigernde Signale (Credibility Enhancing Displays, CREDs) leben: Zeit-, Speise-, Kleidungs-, Opfergebote und selbstverständlich regelmäßige, gemeinschaftliche Gottesdienste.

      Und diese erhöhte Vertrauenswürdigkeit ist durchaus auch interreligiös übertragbar – ich kann als Christ auch eine buddhistische Nonne hochachten, selbst wenn uns nicht einmal ein Monotheismus verbindet. So geschehen erst neulich in Utah:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/speaking-about-religion-law-at-a-conference-in-utah-usa/

      Bisher ist dagegen keine Gesellschaft oder auch nur Gruppe bekannt, die ohne religiöse Gemeinschaften ausreichend kooperativ-reproduktiv geblieben wäre. Säkulare Gesellschaften benötigen also schon mangels Kindermangel Zuwanderung – die wiederum die religiöse Vielfalt erhöht. Die Evolution geht weiter…

    • Hört sich, Kommentatorenfreund Tobias Jecjenburger, :

      Hört sich schlüssig an, wie die Evolution Religiösität beim Menschen fördert. Wer ein Leben nach dem Tod vor Augen hat, muss sich auch Sorgen machen, dort dann zur Verantwortung gezogen zu werden.

      … sozusagen Alles ‘schlüssig’ an und ist womöglich auch so.

      Der hiesige werte Inhaltegeber brachte, empirisch belastbar, bereits vor langer Zeit derartige Überlegung bei. [1]
      Sicherlich hat Religion, egal ob sie sittlich hoch oder niedrig steht, eine bündelnde, eine vereinigende Wirkung, sie schafft einen gesellschaftlichen Rahmen, der Nationalismus (der nicht böse sein muss, aber kann) oder Tribalismus (meist nicht gu-ut) eingrenzt, Kriege eingrenzt, idealerweise, und in ihren Herrschaftsbereichen für Ordnung sorgt (die nicht gut sein muss, aber kann).
      Auch weist der Inhaltegeber nicht gänzlich unsüffisant und nur gelegentlich so darauf hin, dass es einen Zusammenhang zwischen der Religiösität und der Fertilität zu geben scheint, wiederum empirisch belegt.

      Mit freundlichen Grüßen
      Dr. Webbaer

      [1]
      Wobei Dr. W nicht glaubt, dass der werte hiesige Inhaltegeber im gewohnt christlichen Sinne glaubt, nur eine Fußnote!

    • @Jeckenburger: “Hört sich schlüssig an, wie die Evolution Religiösität beim Menschen fördert. Wer ein Leben nach dem Tod vor Augen hat, muss sich auch Sorgen machen, dort dann zur Verantwortung gezogen zu werden.”

      Leider hat Religion bisher nur den Restinstinkt in Form der gleichermaßen unverarbeiteten Bewusstseinsschwäche in Angst, Gewalt und egozentriertem “Individualbewusstsein”, dem zeitgeistlich-reformistischen Kreislauf entsprechend, systemrational-gepflegt / zu einer hierarchiesch-bewusstseinsbetäubten Suppenkaspermentalität gebildet.

      Mensch hat die Vernunftbegabung und muss im Grunde unserer geistigen/zentralbewussten Herkunft absolut nichts befürchten, sogar die Löschung der “Festplatten und Arbeitsspeicher” nicht (göttlich/vernünftig: Die “Gnade Gottes” / der absolute Tod am Ende der Reinkarnationen/Wiedergeburten).

      Wenn das Projekt Geist-Seele-Mensch fehlschlägt, also die Konfusion seit Mensch erstem und bisher einzigen geistigen Evolutionssprung nicht wirklich-wahrhaftig und zweifelsfrei-eindeutig fusionierend überwindet, dann wird es sicher ein anderes ganzheitlich-ebenbildliches Wesen sein, was die imaginäre Steuerung/Erweiterung des holographischen Universums übernimmt (Raum und Zeit sind relativ). 👋😇

    • Es muss wohl besser lauten: “… was die / eine imaginäre Steuerung/Erweiterung des holographischen Universums übernimmt.” 👋😇

  4. @Michael 22.11. 20:36

    „Säkulare Gesellschaften benötigen also schon mangels Kindermangel Zuwanderung – die wiederum die religiöse Vielfalt erhöht. Die Evolution geht weiter…“

    Keine Frage, aber das hat Zeit. Die Bevölkerungszahlen können gerne weiter sinken. Vernünftige internationale Beziehungen und eine konsequente Mitweltbeachtung insbesondere durch vernünftigeren Konsum könnten allerdings gerne schneller gehen.

    Meine Vermutung dazu wäre eben, dass hierfür nicht die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod wirklich förderlich ist, sondern dass die Hoffnung auf Begeisterung und Unterstützung schon zu Lebzeiten deutlich wirksamer sein kann.

    Einfach weil die Mitwelt eine konsequente Konzentration auf das Irdische sehr gut gebrauchen kann. Mit Beten kann man nicht die Konzentrationen der Treibhausgase reduzieren. Das ist ein ganz irdisches Problem, das auch nur mit einer Hinwendung zum Irdischen lösbar wird.

    • @ Kommentatorenfreund Tobias Jeckenburger

      Meine Vermutung dazu wäre eben, dass hierfür nicht die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod wirklich förderlich ist, sondern dass die Hoffnung auf Begeisterung und Unterstützung schon zu Lebzeiten deutlich wirksamer sein kann.

      Leider, leider scheint der Humanismus diesbezüglich unzureichend zu leisten, es gibt zum Beispiel in der BRD wenige Liberale, wobei doch das Gesellschaftssystem wie auch die moderne (skeptizistische) Wissenschaftlichkeit von Philosophen erdacht worden ist, die dem philosophischen Individualismus, nicht dem Kollektivismus, folgten, auch dem “Sapere aude!”.
      Da hält sich die Begeisterungsfähigkeit in engen Grenzen und ehrlich geschrieben gewinnt der Schreiber dieser Zeilen sozusagen populistischen Religionen auch mehr ab als bspw. dem sogenannten Verfassungspatriotismus, dem er folgt, jedenfalls was sozusagen deren “Sound” betrifft, deren “Drive” und das eigene Gefühl meinend.

      Mit freundlichen Grüßen
      Dr. Webbaer (der hier ein spannendes Thema berührt sieht – und vom werten hiesigen Inhaltegeber auch sehr gut bearbeitet)

  5. Wenn ich das richtig beobachte,dann korrespondiert die evolutionäre Spieltheorie mit der ökologischen Ökonomie.
    Es werden Axiome der (neo)klassischen Ökonomie in Frage gestellt.
    Voran!

    • Christlich gilt ja “eigentlich weiterhin” dieses Konzept :
      -> https://de.wikipedia.org/wiki/Dominium_terrae
      Insofern sind so Grenzen gesetzt, was ökologisches und insbes. ökologistisches Bemühen betrifft, “eigentlich”.
      Der Schreiber dieser Zeilen mag abär auch andere Überlegung, auch aus dem Hause Blume, mag insbes. auch spieltheoretische Überlegung, die ihn zwar nicht ‘geflasht’ hat, derartige Sprache wird hier abgelehnt, Dr. W kennt deren Herkunft, abär ebenfalls fasziniert.
      Sicherlich sind Religion und Spieltheorie vereinbar, grundsätzlich, die Religion, die besondere Rückbindung, so wörtlich, meint Einstellung und Einstellung muss jeder haben, eine Basis von der aus kooperiert werden kann.
      Wobei Dr. W anrät kritisch zu bleiben.

      Mit freundlichen Grüßen
      Dr. Webbaer

    • @Mussi

      Es ist einfach nur die Angst, der gleichermaßen unverarbeitet-gepflegten Bewusstseinsschwäche, die nur die materialistische “Absicherung” (IM PROGRAMM DES HOLOGRAPHISCHEN UNIVERSUMS!!! 👋🤣) reformistisch-erhalten sehen will, mit Evolution hat das nix zu tun.

  6. @Webbaer 24.11. 08:44

    „Insofern sind so Grenzen gesetzt, was ökologisches und insbes. ökologistisches Bemühen betrifft, “eigentlich”.“

    Sich auch um die Natur zu kümmern, über die eigene Nutzung hinaus, macht ja nun überaus Sinn. Der Mensch ist umfassend tätig, die Natur im eigenen Interesse umzugestalten, aber wo er schon mal dabei ist, da kann er es auch vernünftig machen. Dass die Ökosysteme und die globalen Kreisläufe weiter funktionieren, und eben nicht angesichts menschlicher Rücksichtslosigkeit alles den Bach runter geht.

    Wenn Religiösität allerdings mit einer Erwartung kurzfristiger Apokalypse einher geht, dann dürfte das gar nicht mehr förderlich sein. Und auch wenn der einzelne Mensch wenig am Diesseits interessiert ist, kann das schon ein Mangel werden. Man muss sich schon konkret kümmern, die Zusammenhänge verstehen und intelligent das Bewegbare gestalten.

    So würde ich das Dominium Terrae verstehen. Ein ewiges Leben brauche ich dafür nicht mal, nur eine Verbindung zur Ewigkeit in tatkräftiger Mitwirkung meinerseits genügt mir da schon.

    • Dr. W merkt gerne an, dass besonderes Bemühen um die Umgebung, besonderes ökologisches Bemühen in liberaldemokratischen Staaten erst in den frühen Siebzigerjahren entstanden ist. “Genschman” hatte hier ein Auge drauf, er war zu diesem Zeitpunkt Staatsminister, sofern sich korrekt erinnert wird, es gab da auch diesen “Club of Rome”, der ökologisch, aber auch ökologistisch interessiert schien und bestimmte Ideen hatte.
      Die Nachhaltigkeit, die Übersetzung von “Sustainibility” ist 1993 zuerst beworben worden, Joschka Fischer hat hier übersetzt.
      Eschatologisch spielte die Umwelt und das Bemühen um sie keine Rolle.

  7. @Webbaer 24.11. 18:21

    „..der ökologisch, aber auch ökologistisch interessiert schien und bestimmte Ideen hatte.“

    Die Unterscheidung von ökologisch und ökologistisch scheint mir in der Tat sinnvoll zu sein. Wo eine ökologisch motivierte andere Verfahrensweise möglich und hinreichend wirtschaftlich ist, soll man gerne überlegen, wie man das umsetzen kann.

    Wenn es aber um völlig uneindeutige Fragen geht, und unklar ist, ob hier eine Rücksicht überhaupt Sinn macht und möglich ist, dann kann man das auch von mir aus gerne weglassen.

    Grundsätzlich keine Tiere mehr zu halten, um sie zu essen, etwa. Oder ein Bauprojekt verbieten, weil auf dem Bauplatz ein Goldhamster wohnt. Oder eben dem Menschen keinen Lebensraum mehr zuzugestehen, sich nach Möglichkeit komplett selber abzuschaffen also.

    Weniger Menschen anzustreben allerdings könnte durchaus sinnvoll sein. Und das Anthropozän nach Möglichkeit so weiter zu gestalten, dass auch uns Menschen noch wilde Natur in hinreichender Vielfältigkeit zu besuchen zur Verfügung steht. Und dann eben entsprechende Naturräume in ausreichender Fläche zu erhalten, mit einem Klima, wo wir selbst und diese Naturräume noch mit klar kommen können.

    Auch fällt so die eigene Versorgung sehr viel leichter, wenn wir eben nicht ständig hart an den Grenzen der Ressourcen wirtschaften müssen. Das ist mir hier als eine eher entspannte Lebensweise eine wichtige Vision. Weniger Verschwendung spart nicht nur Ressourcen, sondern auch Mühe, Arbeit und sogar Stress und Konkurrenzkampf.

    „Eschatologisch spielte die Umwelt und das Bemühen um sie keine Rolle.“

    Wir können uns sinnvollerweise aber entsprechende Ziele setzen, und auch durchaus Geisteswelten vermuten, die da mitgehen.

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