Wissenschaft und Männlichkeit im 21. Jahrhundert

Einem älteren Herren fiel am Flughafen einer Hauptstadt der Koffer um. Ich war nahebei, hob den Koffer auf – und sah herab in die (etwas verschreckten) Augen eines bekannten, älteren Rechtsbloggers. Auch meine Familie und ich waren auf seinem Blogportal schon öfter angekoffert und verhöhnt worden.

Wir unterhielten uns und fast schien es mir, als wolle er sich – jetzt, da wir uns sahen – entschuldigen. In vielem blieben wir uneinig, doch dieser ältere Mann erwies sich nicht als als der stramme Kulturkämpfer digitaler Schlachten, sondern als leicht verbitterte Gestalt, ganz alleine auf dem Weg in einen einsamen Urlaub. An die Stelle der Wut trat Mitleid und weil das ja auch ein herablassendes Gefühl sein kann, entschied ich, es bei der Feststellung zu lassen, dass ich nicht mit ihm tauschen wollte. Von ganzem Herzen wünschte ich ihm eine gute Reise – und hoffte sogar, dass er nicht an Einsamkeit leiden würde.

Diese kleine Begegnung hat mich lange beschäftigt und an einen Widerspruch erinnert, der hier etwa beim Gespräch über den Science-Fiction-Helden Perry Rhodan mit Radio Freies Ertrus Thema war: Noch in meiner Jugend war Wissenschaft vor allem das Versprechen von Technologie gewesen, mit dem wir Männer und immer mehr gleichberechtigte Frauen ins All vorstoßen würden. Fortschritt war ein Win-Win-Traum.

 Freude am (auch männlichen) Fortschritt mit der Tasse von Radio Freies Ertrus. Foto: B. Blume

Doch in den vergangenen Jahrzehnten hatte sich “die Wissenschaft” in eine Kette schlechter Nachrichten und von Warnungen verwandelt, die vor allem “alternde weiße Männer” in die Defensive zwang: “Wir” hätten mit unseren Verbrennungsmotoren, unserer Ausbeutung von Frauen und nichteuropäischen Menschen, unserer Gier und Gewaltbereitschaft nicht nur millionenfaches Leid verursacht – sondern auch noch die Zukunft, das Klima, das Wasser vergiftet.

Und, klar: Als zum Doktor aufgestiegenes Arbeiterkind mit einer glücklichen, interreligiösen Familie, zahlreichen Erfolgen, Büchern, Auszeichnungen usw. konnte ich diesem Narrativ etwas entgegensetzen, etwa durch den Einsatz für die Wiederentdeckung der Evolutionsforscherin Antoinette Brown Blackwell oder den Verzicht auf Tierfleisch (Vegetarismus). Aber was war – und vor allem: ist – mit jenen Mit-Männern, die aus den verschiedensten etwa familiären, psychologischen oder wirtschaftlichen Gründen nicht mehr aus der Defensive finden und tatsächlich das Gefühl haben, “die Wissenschaft”, “die Medien”, “die Politik” usw. hätten sich gegen sie verschworen? Gerade auch hier auf diesem Blog schlagen immer wieder v.a. ältere Herren voller Bitterkeit auf, die sich von Wissenschaft und Wissenschaftsbloggen nicht beflügelt, sondern bedroht wähnen.

Ich glaube, dass eine positive Männlichkeit auch im 21. Jahrhundert möglich ist und danke Rüdiger Jope, Chefredakteur des Männermagazins “Movo” für die Erlaubnis, ein Interview mit mir dazu im Folgenden zur Verfügung zu stellen. Allerdings bin ich mir noch nicht sicher, ob und welche Antworten wir für diejenigen finden können, die sich auch emotional in einen antiwissenschaftlichen, antimodernistischen und regelmäßig auch frauenfeindlichen Dualismus zurückgezogen haben. Darüber möchte ich mehr nachdenken…

Gerne stand ich dem christlichen Männermagazin “Movo” für ein Interview “über Hingabe, Männlichkeit und Verschwörungsmythen” zur Verfügung. Foto: Michael Blume   

„Jedes Leben zählt!“

Hoch über Stuttgart. In einem unscheinbaren Nebengebäude, einem schmucklosen Raum des Staatsministeriums von Baden-Württemberg trifft der MOVO-Redakteur auf Dr. Michael Blume, den Antisemitismusbeauftragten der Landesregierung. Sie reden über Hingabe, Männlichkeit und Verschwörungsmythen. 

Am 23. Dezember 2014 bekamen Sie aus dem Auswärtigen Amt und dem Innenministerium in Berlin „gelbes Licht“ für welche Aktion?

Das Land Baden-Württemberg dürfe 1.000 jesidische Frauen und Kinder aus dem Nordirak aufnehmen, die sich auf der Flucht vor dem IS befanden. Allerdings war es nur „gelbes Licht“, weil die sagten: „Wir spielen doch nicht den Buhmann und verbieten eine humanitäre Aktion. Macht es, aber bitte auf eigene Verantwortung und auf eigenes Risiko!“

Welche Frage stellte Ihnen Ministerpräsident Winfried Kretschmann daraufhin?

Er fragte mich: „Würden Sie es denn machen, Herr Blume?“

Sie kamen sich vor wie im Film „Schindlers Liste“. Sie besprachen diesen wahnsinnigen Auftrag mit Ihrer Frau. Sie schaut Ihnen in die Augen und sagt?

Meine Frau ist Muslimin. Sie schämte sich sehr, was der IS im Namen ihres Glaubens da im Irak anrichten. Sie brach in Tränen aus, sagte dann aber: „Wir glauben beide, dass uns Gott einmal fragen wird, was wir mit den Elenden vor unserer Tür gemacht haben. Michael, mach es! Jedes Leben zählt!“ Wir hatten drei kleine Kinder. Sie hat die 14 Dienstreisen über 13 Monate in den gefährlichen Irak mitgetragen.

Waren Sie schon immer so ein tapferer und cooler Mann?

(schmunzelt) Nein! (lacht) Ich war für Mädels nicht cool, nicht chic, nicht so richtig vorzeigbar. Meine Familie stammt aus der ehemaligen DDR. Mein Vater hat Stasihaft und Folter erlitten. Ich bin daher mit einer tiefen Dankbarkeit gegenüber unserem Rechtsstaat und den Menschenrechten aufgewachsen. Dazu kam, dass ich als Jugendlicher einen Sinn im christlichen Glauben gefunden habe. Die glückliche Beziehung mit meiner Frau hat mich zum Mann reifen lassen.

Was hat Ihnen geholfen, Ihr Potenzial zu entfalten?

(spontan) Unbedingt geliebt, ein Kind Gottes zu sein, aber eben auch das Wissen und die Erfahrung: Ich bin nicht unfehlbar, ich darf auch scheitern. Der Rückhalt meiner Frau, die mir in dieser schwierigen Entscheidung vermittelt hat: Es lohnt sich, sein Bestes zu geben. Sie hatte verstanden: Hätte ich im Blick auf die Not dieser Frauen und Kinder Nein gesagt, hätte ich mich nie wieder im Spiegel anschauen können.

Sie retteten mit einem kleinen Team über 1.000 Jesiden das Leben. Sie setzen sich ein für Geschundene, Geflüchtete… Ist in Ihnen diese DNA angelegt, weil Ihr Vater in der DDR im Knast saß, Ihre Eltern aus der DDR flüchten mussten? 

Unbedingt. Als Jugendlicher habe ich eine große Politikverdrossenheit um mich herum erlebt. Dies hat mich unglaublich geärgert. Wir Menschen, die wir im Wohlstand und in Freiheit aufwachsen, tendieren leicht dazu, dies zu verachten, nicht mehr wertzuschätzen. Es ist überhaupt nicht selbstverständlich, dass wir in einer Demokratie leben, dass wir Menschenrechte haben, dass Mädchen die Schule besuchen dürfen und Frauen die gleichen Rechte haben wie Männer. Dafür sollten wir kämpfen! Mein Vater hat Folter ertragen, weil er wollte, dass seine Kinder einmal in Freiheit aufwachsen. Wer bin ich, der ich dieses Geschenk der Freiheit wegwerfen würde oder anderen vorenthalte? 

Nadia Murad, eine der Jesidinnen, die Sie gerettet haben, erhielt im Dezember 2018 den Friedensnobelpreis. Welches Gefühl löste dies in Ihnen aus?

Ich war mit Ministerpräsident Kretschmann bei der Verleihung in Oslo dabei. Das war sehr bewegend. Nadia selber war zuerst gar nicht so glücklich darüber, weil ihr damit klar war: Jetzt kann ich mich nicht mehr zurückziehen, jetzt muss ich die nächsten Jahre eine öffentliche Rolle einnehmen. Sie, diese tapfere Frau, hat dieses Geschenk, aber eben auch diese Herausforderung dann angenommen und signalisiert der freien Welt: Frauenrechte sind nicht selbstverständlich und gerade wir Männer sollten dafür einstehen.

Sie brechen als junger Mann ein Volkswirtschaftsstudium ab, um Religionswissenschaften zu studieren. Mit einem Aufsatz über Ihre Biografie als „Wossi“ gewinnen Sie einen Preis. Die Stuttgarter Zeitung veröffentlicht einen Artikel über Sie. Diesen Beitrag liest …?

(lacht) … Staatsminister Christoph Palmer. Ich hatte damals einen Beitrag zum Thema „Heimat und Identität“ eingereicht. Damit gewann ich einen Preis als einziger Deutscher ohne Migrationshintergrund, wenn wir die DDR nicht mitzählen. Palmer hat mich dann von der Universität direkt ins Staatsministerium geholt.

Am 11. April 2007 sagte der damalige württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger in Freiburg auf der Beerdigung von Hans Filbinger, einem seiner Vorgänger, den Satz: „Filbinger war kein Nationalsozialist. Es gibt kein Urteil von ihm (Anm. d. Red.: Er war NS-Marinerichter), durch das ein Mensch sein Leben verloren hätte.“ Warum wurde Ihnen da mulmig?

An der Rede war ich nicht beteiligt. Als ich sie hinterher hörte – heute würde sie ja sofort im Internet stehen –, war klar: Das wird eine heftige Geschichte. Diese Aussage könnte ihn sein Amt kosten. Man soll ja über Verstorbene nichts Böses sagen, aber hier war eine Grenze überschritten worden, eine Umdeutung passiert. Unbestrittene Tatsache ist: Filbinger hat noch in den letzten Kriegstagen Menschen zum Tode verurteilt.

Wie haben Sie die politische Kuh vom sprichwörtlichen Eis bekommen?

Ich habe Günther Oettinger geraten, den Vorwärtsgang einzulegen, nicht darauf zu warten, dass die medialen Rücktrittsforderungen abebben. Wir sind zur jüdischen Gemeinde Stuttgart gefahren, haben mit dem Zentralrat der Juden direkt gesprochen. Die jüdischen Gemeinden wussten, dass Oettinger ein feiner Kerl und kein Antisemit ist, aber die mediale Dynamik hätte alle zermalmen können. Der Ministerpräsident entschuldigte sich, die jüdische Gemeinde zog die Rücktrittsforderung zurück.

Und Sie bekamen einen Dankeschön-Anruf der Kanzlerin?

(lacht) Sie haben sich aber gut informiert! Ja.

Sie sind Mitglied der CDU. Was bedeutet Ihnen das C? Und wie kam es dazu, dass Sie für eine Landesregierung arbeiten, in der die Grünen am Ruder sind?

Das Christliche ist mir zentral wichtig. Auch als Entlastung von Politik, weil sie nicht versuchen sollte, ein Paradies auf Erden zu schaffen. Ministerpräsident Kretschmann hat ein Faible für das C. Das verbindet uns. Als er gewählt und mein Vorgesetzter, sein Vorgänger, abgewählt war, fragte er mich, ob ich trotzdem bleiben würde. Ich sagte ihm zu, wenn er die zwei Mitarbeiterinnen mit übernehmen würde, die für mich bis dahin gearbeitet haben. Er hat seinen Teil eingehalten und ich den meinen. Wir arbeiten bis heute sehr vertrauensvoll zusammen. Ich stelle immer wieder fest: Viele Grüne schätzen es, wenn sie mit einem Christdemokraten zu tun haben, der sein Parteibuch nicht versteckt, wenn es der Karriere schädlich sein könnte, sondern zu seinen Werten steht. 

Sie sind heute Antisemitismusbeauftragter. Wie würden Sie einem Kind diesen Beruf erklären?

Das Judentum war die erste Religion, die mit dem Alphabet geschrieben hat. Deshalb denken viele Menschen, dass die Juden besonders schlau seien und die Welt kontrollieren. Ich würde dem Kind dann sagen: Niemand kontrolliert die Welt außer Gott. Es kommt darauf an, sich zu bilden und zu lernen und keinen Hass auf eine Gruppe von Menschen zu haben.

Was ist Antisemitismus?

Antisemitismus ist eine Form von Menschenfeindlichkeit, die immer mit Verschwörungsmythen verbunden ist. Im Antisemitismus wird behauptet, Juden seien besonders schlau, reich und mächtig. Antisemiten glauben immer, sie seien Opfer. Sie sind deshalb auch zur Radikalisierung und Gewalt bereit. 

Warum trifft es durch die Jahrhunderte und viele Kulturen hindurch immer wieder die Juden?

Weil sie die erste Religion der Schrift waren. Der Begriff der Bildung stammt aus dem ersten Buch Mose. Der Mensch sei im Bilde Gottes geschaffen. Daraus entsteht der Begriff der Bildung, der unsere europäische Kultur entscheidend geprägt hat. Die Idee, dass wir einmal in einer Welt leben, in der jedes Mädchen, jeder Junge lesen und schreiben kann, entstammt dem Judentum. Deshalb konnte der zwölfjährige Handwerkersohn Jesus drei Tage im Tempel mit den Schriftgelehrten diskutieren. 

Ist Antisemitismus mehr als Hass auf Juden?

Rabbiner Lord Jonathan Sacks formulierte es so: Der Hass beginnt immer bei den Juden, endet aber nie bei ihnen. Er setzte sich im Dritten Reich bei den Sinti und Roma oder den Homosexuellen fort. Im Islamischen Staat setzte sich dieser Hass gegen Wissenschaftler und Journalisten fort. Ich sage daher: Bitte bekämpft den Antisemitismus nicht nur den jüdischen Menschen zuliebe, sondern er bedroht uns alle! Wer glaubt, dass die Gesellschaft von der Verschwörung gesteuert wird, ist zur Demokratie nicht mehr in der Lage.

Es heißt, der Antisemitismus in Deutschland nehme wieder zu. Ist dies auch Ihre Feststellung?

Jein. Nach allen Daten, die uns vorliegen, nimmt die Zahl der Antisemiten nicht zu. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte ist: Die Menschen, die antisemitisch agieren, haben das Internet, d. h. die Zahl der Antisemiten insgesamt geht zurück, die Radikalisierung und Gewaltbereitschaft der Antisemiten nimmt jedoch zu.

Was können Männer (und Frauen) gegen Antisemitismus tun?

Männer sind gefragt, zuzugeben, dass wir nicht alles wissen. Verschwörungsmythen geben eine scheinbar einfache Erklärung. Wenn ich sage, diese Gruppe ist schuld, habe ich eine vermeintliche Erklärung für COVID-19, die Klimakrise, den Krieg in der Ukraine. Stattdessen zu sagen: Ich weiß, dass wir Männer die Wahrheit nicht mehr besitzen, sondern die Frage aushalten müssen – diese Stärke wünsche ich mir von Männern. Sie macht uns stark gegen Antisemitismus.

Wann haben Sie als Beauftragter einen guten Job gemacht?

(lacht) Wenn ich MOVO ein Interview geben darf. Im Ernst: Wenn ich eingeladen werde, Menschen an diesem Thema Interesse zeigen, ich dafür sorgen kann, dass Menschen gar nicht erst zu Antisemiten werden.

Sie differenzieren zwischen Verschwörungsmythen und Verschwörungstheorien. Warum?

Theorie ist ein Begriff aus der Wissenschaft. Bei Verschwörungsmythen geht es nicht um Wahrheit. Es geht darum, Schuldige zu benennen. Das waren im Mittelalter die Hexen, heute werden die Zugewanderten als Invasoren betrachtet oder man wirft Frauen vor, dass sie für niedrige Geburtenraten sorgen. Ein echter Mann muss ertragen, dass sich die Welt nicht in Gut und Böse spalten lässt, dass wir herausgefordert sind, das Böse in uns zu bekämpfen.

Warum haben Verschwörungsmythen und Fake News derzeit so Hochkonjunktur?

Immer dann, wenn neue Medien auftreten, haben wir eine Explosion von Verschwörungsmythen. Der Hexenwahn war nicht im vermeintlich finsteren Mittelalter, sondern fand vom 15. bis zum 18. Jahrhundert statt. Heute werden in 44 Ländern der Erde Frauen als Hexen verfolgt. Immer dann, wenn neue Medien wie Buchdruck oder elektronische Medien an Bedeutung gewinnen, ergeben sich unendliche neue Chancen für Bildung, aber es tauchen eben auch wieder alte Mythen auf. Das erleben wir gerade mit einer nie dagewesenen Geschwindigkeit.

Sehen Sie einen Zusammenhang von zurückgehenden Kirchenmitgliedszahlen, einem schwindenden Glauben in der Gesellschaft und einer Zunahme von Mythen?

Ja. Unbedingt. Wir erleben leider in allen Religionen das Phänomen, dass die vernünftige Mitte zusammenbricht. Es wird die Religionslosigkeit propagiert. Es gibt immer mehr säkulare Menschen. Diese stehen den religiösen Dualisten gegenüber, die sich gegen den sogenannten Mainstream mit Verschwörungsmythen abgrenzen. Die vernünftige Mitte bricht in allen Religionen zusammen. Das ist der Teil, der mir am meisten Sorgen macht.

Sind Männer anfälliger für Mythen als Frauen?

Ja! Bei Männern sehen wir tendenziell ein kämpferisches Weltbild. Da herrscht die Stimmung vor: Ich zerschlage jetzt die Verschwörer, wenn es sein muss auch mit Gewalt. Dies kickt vor allem jüngere Männer. Darin lassen sie sich dann gerne von älteren Männern bestätigen. Von daher sage ich: Liebe Mitmänner, die eigentlichen Helden kämpfen nicht gegen andere, sondern sie stellen sich ehrlich den Abgründen der eigenen Seele.  

KI in Form von ChatGPT & Co. bringt nochmals eine ganz neue Herausforderung in puncto Fake News mit. Was wird in Zukunft wichtig(er) werden? Wie können wir Mythen oder Fake News entzaubern?

ChatGPT ist ein Werkzeug, welches unsere gesamte Welt verändern wird. Wir werden zukünftig nicht nur eine KI, sondern mehrere KIs nutzen. Ob wir es wollen oder nicht, KI wird ein Teil unserer Lebenswelt. Sie wird uns selbst verändern, wie uns auch das Smartphone verändert hat. Mein Ratschlag lautet: Männer, macht mit, aber denkt auch nach, was wir da eigentlich tun!

Hassnachrichten gehören zu Ihrem Tagesgeschäft. Wie gehen Sie damit um?

Am Anfang habe ich sie einfach ignoriert. Doch dann richteten sie sich gegen meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und vor allem gegen meine Familie. Seitdem wehre ich mich auch gerichtlich.

Sie klagen gegen Twitter. Warum?

Viele Bürger haben gar nicht die Möglichkeit, gegen diesen Giganten vorzugehen. Das ist unglaublich teuer. Stellvertretend für die Menschen streite ich hier. Ich will nicht den Hass im Internet bejammern, sondern mich auch hinstellen, sagen: So geht’s nicht weiter, und den Hetzern und Trollen die Stirn bieten! Es hat mich Überwindung gekostet, im Regierungskabinett solch eine an mich adressierte Hassnachricht vorzulesen.

Was ist der aktuelle Stand der Klage?

Twitter vertritt die Auffassung, dass die gesendete Hassnachricht gelöscht werden kann, doch die Kläger sollen jede einzelne Hassnachricht neu melden. Wir halten dagegen und haben vom Landgericht Frankfurt/Main Recht gesprochen bekommen, dass Twitter kerngleiche Inhalte selbst löschen muss. Wenn also gegen eine Frau oder einen Mann eine Kampagne läuft, ist Twitter gefordert, löschend einzuschreiten. Twitter kann sich nicht zurücklehnen nach dem Motto: Meldet es und wir schauen dann mal. Twitter wehrt sich sehr dagegen …

Was ängstigt Sie? Was macht Ihnen Hoffnung?

Mich treibt die Sorge um, dass die Klimakrise zur Wasserkrise wird. Ich habe im Irak gesehen, wie ein Staat zerfällt, wenn es nicht mehr genügend Wasser für alle gibt. Wasser ist ein mächtigeres Element als Öl. Es ist übrigens auch das erste Element, welches in der Bibel genannt wird. Es werden immer weniger Teile der Erde bewohnbar sein. Ich bin überzeugt: Wir werden die Krise meistern, aber die vor uns liegenden Jahre werden hart. Die Welt wird nicht von allein zu einem guten und sicheren Ort. Dafür braucht es Männer und Frauen, die über sich hinauswachsen.

Sie sind atheistisch aufgewachsen, haben dann zum christlichen Glauben gefunden. Was hat Sie überzeugt?

Ich war politisch sehr aktiv. Im Angesicht der Hungerkatastrophe in Somalia stellte ich als junger Mensch fest: Es gelingt uns trotz allem Engagement nicht, die Welt zu einem gerechten Ort zu machen. Das brachte mich in eine Sinnkrise. Und in dieser frustrierenden Situation hat mich Gott aufgefangen und angesprochen in dem Sinne: Michael, wenn du tust, was du kannst, ist das genug. Du bist unendlich geliebt! Das hat mich unglaublich entlastet und bewahrt mich davor, mich selbst zu überfordern.  

Was bedeuten Ihnen Ihre Taufverse aus Psalm 139,1-4?

Ich kann diesen Psalm nur jedem empfehlen. Er wurde perfekt verfilmt in der Truman-Show. Der Film ist ja nicht nur eine Komödie, sondern er stellt die Frage nach dem echten, wahren Mann. Einmal diesen Psalm lesen, dann den Film ansehen und die Welt sieht anders aus. (lachen)

Sie und Ihre Frau entstammen einer Arbeiterfamilie. Sie sind ein glückliches Paar. Was sagen Sie Menschen, die Christen vor allem als Kreuzritter und Kolonisatoren und Muslime als Machos und Terroristen sehen?

Jede Religion kann man liebevoll oder auch dualistisch, feindselig, extremistisch leben. Das gilt fürs Christentum, den Islam und jede andere Glaubensrichtung. Zehra und ich haben jetzt unsere silberne Hochzeit gefeiert. Wir sind sehr glücklich miteinander. Wir haben drei gemeinsame Kinder, die sich in der evangelischen Kirche engagieren. Meiner Auffassung nach sollte Religion sich niemals gegen die Liebe stellen, sondern sie immer unterstützen.  

Infolge der Flüchtlingskrise, der Corona-Pandemie, des Krieges in der Ukraine erleben wir eine starke Polarisierung der Gesellschaft. Wie geht es weiter? Was ist Ihre Prognose?

Wir alle stehen vor der Charakterfrage. Gerade auch wir Männer. Große Teile der Welt werden unbewohnbar werden. Es wird sogenannte Archeregionen geben, in denen Menschen überleben können. Wir alle stehen da vor der Herausforderung, die Menschen zu beschützen, die uns anvertraut sind, aber eben auch ein großes Herz gegenüber denen an den Tag zu legen, die bei uns Schutz suchen. Dies wird die Herausforderung des 21. Jahrhunderts werden. Sind wir Männer fähig, echte Partner zu sein? Darin ein großes Herz und einen feinen Charakter zu beweisen, wird die Aufgabe von uns Männern sein!

Herzlichen Dank für das Gespräch!

Rüdiger Jope, Chef-Redakteur Männermagazin MOVO

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

51 Kommentare

  1. > An die Stelle der Wut trat Mitleid und weil das ja auch ein herablassendes Gefühl sein kann…

    Versuchen Sie es mit Mitgefühl statt mit Mitleid. Und zum Üben eines unerschütterlichen Mitgefühls eignet sich Tonglen aus dem Tibetischen Buddhismus (ohne den ganzen Überbau, nur die einfachen Praktiken) ganz hervorragend.

    • Danke, @Noch ‚n Wort

      Empathie, Mitgefühl, sogar Mitleid hatte ich ja empfunden – aber gleichzeitig auch Hilflosigkeit. Ich konnte seiner Wut etwa auf „arabische Kinder“ und „grüne Frauen“ (konkret etwa Frau Neubauer) unmöglich beipflichten – bin jedoch weiterhin unschlüssig, was ich hätte raten können. Jüngeren kann ich etwas zu positiven Erfahrungen als Mann sagen – aber Ältere, deren Zeitfenster sich schließt, belehren?

      Ich habe dazu noch keine Antworten. Und, ja, vielleicht nehme ich das einfach mal ins Gebet bzw. die Meditation.

      Vielen Dank!

      • Dann ist das vielleicht nur eine Frage der Wortinterpretation.

        ‘Mitleid’ enthält für mich ein Gefälle (“Ach, Du Aaaarmer, …”) und ein eigenes Mithineingezogensein (“Du tust mir leid” => “ich leide”). “Geteiltes Leid ist halbes Leid” hat nichts damit zu tun, das bezieht sich auf das Mitteilen (nicht so recht passender Wortstamm hier) und Gehör-Finden.

        ‘Mitgefühl’ enthält eine Gleichheit des Fühlens (“Ich erlebe selbst wie es Dir ergeht”), aber nicht unbedingt ein (Mit-)Leiden (“…da geht es mir auch ganz schlecht, wenn ich das mit ansehen muss…”). Das ist dann vielleicht ‘un-erschütterliches Mitgefühl’ (“…und ich verliere nicht die Fassung/Ruhe/Gelassenheit…”), oder sogar ‘tätiges Mitgefühl’, das handelt, mit dem Ziel der Linderung (“… und ich kann/werde XYZ dagegen tun”).

        [Nichts davon ist vor Verkitschung und Vortäuschung sicher (“I can feel your pain” — lol).]

        Nur meine Laien-Interpretationen, nicht rechtsverbindlich.

        • Danke & alles gut, @Noch n Wort.

          Hatte ja beide Begriffe im Satz: „ An die Stelle der Wut trat Mitleid und weil das ja auch ein herablassendes Gefühl sein kann, entschied ich, es bei der Feststellung zu lassen, dass ich nicht mit ihm tauschen wollte.“

          Beste Grüße!

      • Bei der Begegnung von Herrn Blume mit dem “bekannten älteren Rechtsblogger” hätte ich gerne einmal Mäuschen gespielt. Und wie hätte dieser “bekannte ältere Rechtsblogger” wohl seinerseits die Begegnung wiedergegeben? Wie unterschiedlich Personen das gleiche Ereignis schildern, zeigt meisterhaft Kurosawas Film “Rashomon”. Zitat Blume: “Auch meine Familie und ich waren auf seinem Blogportal schon öfter angekoffert und verhöhnt worden.” In früheren Diskussionen mit Ihnen, Herr Blume, habe ich immer wieder erlebt, dass schon die Darlegung von Zahlen, Daten und Fakten von Ihnen gerne als “Verhöhnung” bezeichnet wird. Und mit welchen Worten mag dieser “bekannte ältere Rechtsblogger” wohl seine “Wut” auf “grüne Frauen” und “arabische Kinder” artikuliert haben? Einigen Berichten in der “Welt” und anderen Quellen über die Unruhen in Frankreich wurde erwähnt, dass ein nicht geringer Teil der Randalierer, die gerade ihre eigene Zukunft in Form von Schulen, Bibliotheken und sonstigen öffentlichen Einrichtungen abfackeln, minderjährig sind! Auch das Auftreten von “grünen Frauen” weckt bei nicht wenigen Menschen, nicht nur “älteren weißen Männern” äußerste Abneigung, ja regelrechte Wut. Das unglaublich anmaßende und überhebliche Auftreten von Frauen wie eben Luisa Neubauer und Organisationen wie Fridays for Future oder gar der “Letzten Generation” trägt kein bisschen zur Lösung von Klima- und Umweltproblemen bei! Jammern, Klagen, Schimpfen auf ältere weiße Männer oder wen auch immer bringt keine Lösung. Da möchte ich doch, auch wenn ich den Dichter ansonsten nicht sehr schätze (systemkonformer linker Kulturschaffender), aus der Nationalhymne der untergegangenen DDR zitieren, dritte Strophe: “Lasst uns pflügen, lasst uns bauen, lernt und schafft wie nie zuvor und der eigenen Kraft vertrauend steigt ein frei Geschlecht empor”. Nur so, durch harte Arbeit, wissenschaftlichen Fortschitt und Bildung lässt sich die Welt verbessern, lassen sich Probleme lösen!

        • Lieber Herr Quentmeier,

          nachdem Sie unter dem Blogpost zu den Medimeisterschaften sogar die zivilgesellschaftlich und wissenschaftlich engagierten Studierenden der Medizin als „Kinder“ verhöhnten, wurde mir beklemmend deutlich: Sie hätten die Verbitterung und Abneigung gegen arabische „Kinder“ und grüne Frauen des erwähnten Rechtsbloggers mutmaßlich sogar unterstützt. Auch wissenschaftliche Erkenntnisse verleugneten Sie auch auf diesem Blog immer wieder, wenn Sie nicht in Ihr verhärtetes, auf mich verbittert wirkendes & leider dualistisches Weltbild passen.

          Und dass Sie dann noch gegenüber mir als Sohn eines von der Stasi Inhaftierten & Gefolterten die DDR-Nationalhymne anführen… nun ja – es spricht für sich. (Und, ja, der schmerzliche Hintergrund meiner Familie war auch im obigen Interview erwähnt.)

          Lieber Herr Quentmeier,

          solange Sie nicht den Mut finden, Ihre Fehler einzugestehen, also die Klima- und Wasserkrise als Folge anthropogener Treibhausgase und auch Ihre Verantwortung dafür anzuerkennen, sehe ich keine Grundlage für einen monistischen und also sinnvollen Dialog auf einem Wissenschaftsblog. Nein, Danke. Es reicht wirklich.

          Ihnen also alles Gute – mit Tierfleisch, von jungen Arbeitenden finanziertes Ruhegehalt und gegen die Klimawissenschaften abgeschottetem Gewissen…

          • Sehr geehrter Herr Blume,
            vielen Dank fürs Hochladen! Ich erkenne es an, dass Sie auch kontroverse Meinungen nicht gleich im digitalen Papierkorb versenken. [Schnipp & damit ist es auch genug. Ich bin zwar nett, aber nicht doof. M.B.]

        • Neubauer, Thunberg, “grüne” Frauen & Co., DIE WISSEN NICHT WAS SIE TUN, nur deshalb erscheinen sie in den Medien!
          Ich behaupte: Selbst Blume hat das erkannt und kann das deshalb in seinem zeitgeistlichen Konzept auf der Konfusion erfolgreich und bewusstseinsbetäubt zu surfen populistisch gut gebrauchen, allerdings weiß er auch nicht wirklich was er wahrhaftig tut, zur systemrationalen Verkommenheit verkorkst eben!!!👋😉

          • Meine Güte, @hto – gegen Israel 🇮🇱, die EU 🇪🇺 & die USA 🇺🇸, pro China 🇨🇳, gegen linke Parteien, gegen junge, grüne Frauen, gegen engagierte Christdemokraten usw. 🤭

            Waren Sie in Ihrem Leben eigentlich jemals glücklich, nicht verbittert und dialogfähig? So, wie es jetzt ist, kann es ja nicht immer gewesen und auch nicht gesund sein… 🤔🫨🙏

    • Danke, @Mussi

      Ehrlich gesagt glaube ich nur gar nicht, dass die Überforderung von Ihnen oder mir ausgeht; die Fakten sind ja, wie sie sind. Wäre ich eine junge Frau und würde das Gleiche vermitteln, so wäre – vermute ich – die Ablehnung, die Reaktanz noch viel stärker.

      Wenn Sie oder ich das Problem wären, dann könnten wir das doch einfach ändern. Bei der Klima- und Wasserkrise wird uns das aber nicht gelingen.

      Ich bin dazu ratlos und noch auf der Suche nach weiterführenden Ideen…

      • @ Blume

        Solange es ‘Die Geissens’ gibt, wird auch ein gewisses Vorbild nicht wegfallen und es macht nicht nur rat- sondern eher auch fassungslos.

        Und da derartige Produktionen Produzenten und eine Botschaft haben, es nicht weggehen wird, wird es halt noch enger und dramatischer.

        Ich habe mich damit abgefunden.
        Die Definition von Erfolg wird halt überwiegend ökonomisch gesehen und jeder ist drin im Spiel.
        Entweder,es ändern sich die Spielregeln oder es geht halt so weiter.
        TROTZ besseren Wissens.

      • 😏Blume: “Ich bin dazu ratlos und noch auf der Suche nach weiterführenden Ideen…”

        Also das ist entweder heuchlerisch-verlogene Verkommenheit oder der logische Ausdruck extremer Dummheit durch besonders gebildete Suppenkaspermentalität, denn …!?
        👋🥴

        • Danke für die Bestätigung des Blogposts, @hto. An Sie hatte ich dabei auch gedacht.

          Seit Jahren kommen Sie immer wieder auf den Blog, um Ihren Dualismus in den immergleichen Satzfetzen abzuladen. Sie tun das auch, wenn ich Sie wochenlang gar nicht mehr freischalte. Manchmal bekommen Sie ein paar konstruktive Kommentare hin, um dann doch wieder in Ihr wirres Stakkato zurückzufallen. Sie haben sich bzw. Ihren hasserfüllten Dualismus gegen alles und jeden offensichtlich nicht mehr im Griff.

          Lassen Sie mich raten:

          Sie leben inzwischen alleine und finden, die Gesellschaft war unfair zu Ihnen. Sie haben sich mit immer mehr Angehörigen, Ex-Kollegen und Parteigenossen überworfen, die Ihre absolute Wahrheit nicht anerkennen wollten. Und nun verbringen Sie täglich Stunden am Computer, um Ihre Bitterkeit zwanghaft ins Netz zu kippen. Manchmal merken Sie selbst, dass Ihnen das gar nicht hilft, aber Sie haben panische Angst davor, über sich selbst nachzudenken. Also machen Sie immer weiter und verlieren sich selbst immer tiefer in der zunehmenden Enge Ihrer Zeit.

          Richtig? 🤔🤷‍♂️

          • Ich war mal in einem Forum aktiv, das eine quasi-exponentielle Bann-Strategie hatte. Das war ziemlich wirksam.

            Jedes bannwürdige Posten eskalierte die Dauer des Banns um eine Stufe, und nach gewissen Perioden des konstruktiven/nicht-beleidigenden/nicht-Xistischen Postens (oder Schweigens) wurde die Dauer des nächsten Banns wieder eine Stufe zurückgesetzt.

            Die Stufen waren (grob erinnert):
            3 Tage
            1 Woche
            1 Monat
            3 Monate
            6 Monate
            dauerhaft.
            Versuche, unter anderer Identität zu posten (anderer Name und andere IP), bewirkten sofort eine dauerhafte Sperrung.

            Das war allerdings ein 24/7 aktives Forum; für Ihre Postfrequenz müssten Sie die Bannfristen anpassen.

            (Einige Mitglieder nutzten auch die Möglichkeit, sich freiwillig sperren zu lassen, um eine Ablenkung (zB vor Prüfungen) oder eine drohende Internetsucht zu vermeiden, oder um sich einfach abzukühlen (die User dort waren ziemlich selbst-reflektiert!).)

      • Hallo Herr Blume,

        wir Monisten müssen an der Interpretation und der medialen Darstellung dieser Fakten arbeiten.
        Im Moment überlassen wir den (absichtlich) falsch interpretierenden Kolleginnen und Kollegen viel zu viel Raum und dadurch von Beobachtern empfundene Deutungshoheit.
        Z.B. die Mär, dass ein Umbau von Industrie und Gesellschaft in Richtung mehr Klimaschutz den Wirtschaftsstandort und dadurch “unseren Wohlstand” gefährde. Genau das Gegenteil ist der Fall.
        Klimaschutz zu ignorieren und am “weiter so” festzuhalten ist der sichere Weg in ein wirtschaftliches Desaster und das sichere Ende jeden Wohlstands und nein, nicht erst in 500 Jahren.

        Frederic Vester (vielleicht kennt den noch jemand) hatte schon in den 80ern bemerkt, dass das Wort Umweltschutz in Lebensraumschutz umbenannt werden sollte. Denn darum geht es. Nicht um ein zwei Feuchtbiotope oder ein paar Tierarten, sondern um UNSEREN (globalen) Lebensraum.
        Sie verwenden ja eine ähnliche Wortschöpfung 🙂

        • Danke & Zustimmung, @Adrian Guiness! Mich ärgert, dass mit den Begriffen Umwelt-, Klima- und Wasserschutz noch die Vorstellung transportiert wird, wir würden uns herablassen, der Natur Gefallen zu tun. Tatsächlich aber wird es eine Welt, Klima und Wasser auch noch in fünf Jahrhunderten geben. Offen ist nur, ob es dann auch noch Menschen geben wird.

          Zumal der Begriff „Lebensraum“ leider auch vom NS missbraucht wurde, habe ich mich u.a. beim AK Antirassismus der Grünen Stuttgart für den dialogisch-monistischen Begriff Mitweltschutz ausgesprochen.

          https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/antisemitismus-vortrag-beim-antirassismus-ak-gruene-stuttgart/

          Für Ihr engagiertes & aufgeklärt-monistisches Interesse danke ich sehr! 🙏📚🖖

          • @Herr Blume

            ja, haben sie recht. Damit wird auch gerne transportiert Natur sei auf uns angewiesen. Nein, es ist umgekehrt. Natur gibt es noch sehr lange. Uns? Mal schauen.

            Stimmt, der Begriff Lebensraum ist aus dieser Zeit negativ belegt, keine Frage. Da ist Mitwelt bzw. Mitweltschutz sicher die bessere Idee.

            Der Dank gilt ganz ihnen für ihr unablässiges Gegenhalten.

  2. @Blume

    Nee, nix Dualismus, ich schreibe stets von einem “Monismus” den es nicht gibt, der aber um der wirklich-wahrhaftigen Vernunft/Menschlichkeit sein sollte!!!

    • Tja, @hto – Sie lehnen die Welt Ihrer Mitmenschen dualistisch ab, weil sie nicht ist, wie Sie sie (und v.a. uns andere) gerne hätten. Ihr „Monismus“ ist einer der Einsamkeit und also der Wut, nicht der Beziehungen, der Vielfalt und also der Liebe. Sie fühlen sich bedroht von dem Schmerz, den jeder echte Dialog und jede empirische Wissenschaft mit sich bringt und fliehen daher in die immergleichen, dualistischen Floskeln.

      Sorry, aber ich kann Sie nicht hassen. Sie tun mir sehr leid…

  3. Die Hälfte von dem, was Sie über hto schreiben, nehme ich für mich selbst in Anspruch, aber nur die Hälfte. Wir haben uns alle am gleichen Quell versammelt, liebe Gemeinde, das deutet auf den gleichen Durst hin. Das Feintuning macht den Unterschied.

    Ich sage ja, keiner ist böse. Auch die Dualisten haben Angst vor dem Weltuntergang, sie wollen etwas Monistisches schützen, die Welt , die ihnen Halt gab, deren Teil sie waren. Ich wünschte, jeder könnte sich selbst genauso von Außen betrachten, wie er alle anderen sieht, Sie würden vor Ihrem Spiegelbild erschrecken. Wir sind nicht böse, die Welt ist böse, und um diesen guten Kern vor ihr zu schützen, müssen wir in Teufeln durch sie reisen. Doch wir können uns in dieser darwinistischen Hölle eigene Welten bauen, Archen durch den Feuersee, die nur nach Außen Teufel sind, im Innern aber die Teufel so weit im Zaum halten, dass die Engel rauskommen können. Einen Riesenterminator aus vielen kleinen Terminatoren, die in seinem Inneren die Menschlichkeit in sich ausleben können. Solange sie nicht vergessen, dass sie immer eine Mannschaft sind, durch die Hölle segeln, wo im Sturm der Sturm die Regeln diktiert und nicht sie, und nichts geschenkt bekommen außer Leid und Tod und unendlichen Baustoff für Werkzeuge, ihnen zu entkommen.

    Dies ist keine Welt der Menschen, dies ist eine Welt der selbstorganisierenden Systeme – viele der Terminatoren, aus denen das Leben besteht, zu einem WLAN-Archen-Netzwerk verschaltet, wir sind alle Teil vieler Verschwörungen, ohne es zu merken. Die Angst und Hilflosigkeit vieler verschmilzt sie zu einem Dämon, der nach Außen hin nur Macht und Gewalt kennt, und alle anderen zwingt, das Gleiche zu tun. Das Gute wird neutralisiert, in der darwinistischen Hölle zählt nur Macht.

    Der Dämon, den wir kannten und liebten ist tot und verwest, wird verschrödingisiert, zerfällt von einer Realität in viele Möglichkeiten, die Arche wird zu vielen Matrosen, die sich an Treibholz klammern. Die Alten können nur noch schreien, die Regression regiert, Make Kreißsaal Great Again. Es ist keine Jugend da, keine Zukunft, keine Kraft, die ihnen das Händchen halten könnte, wenn die letzte Wiege sie verschluckt und in die Tiefe zieht. Ich bin ja auch ein alter Sack und schreie hier, nur habe ich ein anderes Hirn als Filter als der Mann am Flughafen, ich hoffe, es kommt mehr Konstruktives dabei raus.

    Doch die meisten Alten haben andere Filter, andere Terminatoren, die ihr Geschrei in Taten umsetzen, den Wahlzettel mit AfD drauf, den US Supreme Court, die Panzerfabriken Russlands, die Hochburgen der Weltwirtschaft, das Pixel-Casino, in dem sie SIMS-Goldberge anhäufen können, während die Sklaven auf den Feldern vor Erschöpfung umfallen, diese Fantasiewelt durchzufüttern. Die Seele frisst ihre eigene Leiche, die Körperzellen verschlingen sich selbst, um noch fünf Minuten träumen zu können, sie wären noch am Leben. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Geier oder Pathologen.

    Trifft aber nicht nur die Alten. Was ist die toxische Männlichkeit Anderes, als ein plärrendes Baby im Körper eines erwachsenen Mannes? Ein Zuhälter, der Mami durch Gebrüll, Gewalt, süßes Lächeln zwingen will, nur ihm zu dienen, ihn zu füttern und zu lieben? Eine gute Seele in einem Terminator, dem das Netzwerk futsch gegangen ist, sodass die Programmierung, die ihn in eine Mannschaft, in eine Arche integriert, nutzlos ist, der nur noch die Grundprogrammierung des Teufels hat, um zu überleben? Und versucht, sich in veraltete Netzwerke einzuloggen, sodass viele Terminatoren wieder einen Dämon schaffen? Und diese Netzwerke installieren bereits eigene Filter.

    Auch die CDU verbarrikadiert sich in einer Traumwelt, genauso wie alle Parteien und Mächtigen, während überall um Sie herum die Lebenskurven steil nach unten gehen. Und diese Barrikade erzeugt die Verschwörung, deren Teil Sie sind, eine von denen, die man nun von Außen, aber nicht vom Innen erkennt. Sie haben ein paar Jesiden gerettet, aber Sie treiben mit den Dämon an, der bewirkt hat, dass die das so dringend nötig hatten. Auch die schöne, heile Welt christlicher Nächstenliebe, Psalmen und Demokratie überlebt nur, wenn sie in einen völlig anderen Dämon transplantiert. Der grundlegende Denkfehler der Konservativen ist, sie retten das Schiff, nicht die Mannschaft, weil sie beides nicht auseinander halten können.

    Ich denke, wir können da viel von den Juden lernen, die sich irgendwie in jede Welt integrieren, in die sie das Schicksal verschlägt, und trotzdem bewahren, was ihnen wichtig ist. Und weil wir jetzt alle Flüchtlinge sind, Schiffbrüchige, die einander Haie sind, statt sich aus den Trümmern ein neues Floß zu basteln, wäre ich dafür, die Seesäcke zu packen. Was ist uns so wichtig, dass wir es bewahren wollen? Worauf können wir verzichten? Was werden wir opfern, um Wichtigeres zu schützen? Im Höllensturm sagt Ihnen die Angst, wo der Schmerz ist, und der Schmerz, wo der Weg ist. Gleiches Prinzip wie Finsternis und Feuer.

    • Danke, @Paul S.

      Blumenberg schrieb ziemlich passend: „Enge ist die Wurzel des Bösen.“ und attestierte Hitler – im Gegensatz zu Napoleon – dieser „hatte keine Welt.“ Deswegen floh also der Nazi in den massenmörderischen Verschwörungswahn und dann Suizid, wogegen der Franzose auf Elba seine Memoiren hinterließ… 🤔

  4. “Warum trifft es durch die Jahrhunderte und viele Kulturen hindurch immer wieder die Juden?

    Weil sie die erste Religion der Schrift waren.”

    Diese Antwort will mir so gar nicht einleuchten. Ich halte Sie in einem christlichen Männermagazin zwar für nicht anders zu erwarten. Aber mit historisch-kritischer Wissenschaft nicht vereinbar.
    Gewiss antworten Religionswissenschaftler auf viele Fragen sehr unterschiedlich. Aber würden nicht sehr viele – zumindest die Unabhängigen – an der Stelle nicht zumindest eine gewisse Beteiligung der Christen am Phänomen Antisemitismus erwähnen?
    Und zwar seit Entstehung des Christentums, schriftlich dokumentiert, theologisch begründet, durchgängig über Jahrhunderte praktiziert?

    Diese Antwort lässt sich so lesen: Die Juden sind selbst schuld am Antisemitismus – hätten Sie das mit der ersten Schriftreligion halt mal gelassen.

    • Nein, @Michael Stangel – hier missdeuten Sie das Judentum ✡️ (ich gehe davon aus, aus Unwissenheit). Schon in der Thora finden Sie die Auseinandersetzung mit dem Judenhass des Pharao gegen Moses, zudem biblische Schriften wie die jüdisch-persische Esther zu Purim und Texte zu (bzw. gegen) Amalek. Das Christentum zum Zentrum der Geschichte zu machen mag eurozentrischer Perspektive schmeicheln, blendet aber antisemitische Strömungen in Islam, Hinduismus, Religionskritik usw. ebenso aus wie die jüdischen Traditionen selbst. Zudem haben viele Traditionen wie die griechische Philosophie, Christentum, Islam, Humanismus, Sozialismus usw. die Alphabetschrift ja übernommen – was den von Ihnen formulierten Vorwurf noch absurder macht. Auch unsere kleine Debatte hier findet in Alphabetschrift statt!

      Hier finden Sie auch eine Podcast-Folge mit einem Text, den ich für den Zentralrat der Juden in Deutschland verfasste:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/welche-bildung-hilft-gegen-antisemitismus-verschwoerungsfragen-37/

      Für Ihre Überlegungen könnte zudem fruchtbar sein, dass bis ins 16. Jahrhundert noch Taufen jüdischer Menschen akzeptiert, teilweise gar erzwungen wurden. Mit der Ära des Buchdrucks wurde dagegen die Taufe der „Kinder Sems“ rassistisch abgelehnt – die Nazis ermordeten daher auch christlich Getaufte sowie die mehrheitlich christlichen Roma und Sinti. All das verweist darauf, dass sich der Antijudaismus & dann Antisemitismus nicht auf einen Religionskonflikt reduzieren lässt, sondern mit Medienrevolutionen in Verbindung steht.

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/verschwoerungsfragen-14-semiten-sklaven-chasaren-die-wurzeln-des-rassismus-im-16-jahrhundert/

      Meine Bitte war und ist: Bei der Erforschung gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit auch die Betroffenen hören, statt eigene Projektionen und damit auch unbewusste Motive vorschnell zu verabsolutieren.

      Vielen Dank für Ihr thematisches Interesse!

      • Hallo Herr Blume,
        danke für Ihre ausführliche Antwort.
        Ich deute das Judentum überhaupt nicht, sondern Ihre Antwort auf die Frage wieso es über die Jahrhunderte und viele Kulturen hindurch [sic] immer wieder die Juden trifft. Sie sagen: weil das Judentum die erste Religion der Schrift war.
        Nun geht das erste Alphabet auf semitische Arbeiter in Ägypten zurück. Ein epochaler Schritt in der Menschheitsgeschichte. Ein Pro-Semitisches Faktum, das es verdient, unter die Leute getragen zu werden, gerade in Ihrer Rolle. Insofern war das Judentum die erste Religion der Schrift wie wir sie heute kennen, wenngleich die ältesten überlieferten religiösen Schriftstücke nicht jüdischen Ursprungs sind. Aber was bitteschön hat das damit zu tun, dass es .. ‘immer wieder die Juden trifft’?
        Unser heutiges Alphabet geht ebenso auf die alten Griechen und Römer zurück: gibt es deshalb Anti-Helenismus oder Anti-Latinismus?

        Wie Sie sich in Richtung einer jüdischen Leserschaft äußern, nämlich ganz anders, nehme ich erfreut zur Kenntnis.

        Aber in Richtung eines deutschen, christlichen Publikums, zumindest in diesem Interview, bei einer Frage über Gründe für Antisemitismus von einem der es besser weiss, oder wissen sollte, ausschließlich mit dem Finger auf die Juden selbst zu zeigen, das erweckt bei mir den Eindruck von Ablenkung, Relativierung und Schuldumkehr. Oder wollen Sie behaupten der Grund weshalb Martin Luther – wie viele einflussreiche Christen vor Ihm – Antisemit war, ist die Erfindung des ersten Alphabets 3000 Jahre vor dessen Zeit durch semitische Arbeiter in Ägypten? Oder weil XY ein Alphabet benutzt hat, dessen erster Vorläufer durch Semiten erfunden wurde, kann er kein Antisemit gewesen sein?

        Eigene Projektionen, unbewusste Motive – z.B. bei der Beantwortung einer Frage – sind eine Gefahr. Da haben Sie natürlich recht. Das trifft auf jeden zu, Hr. Dr. Blume.

        Dabei können wir es von mir aus bewenden lassen.

        Trotz dieser Kritik schätze ich Ihr Wirken soweit ich es ab und zu mitbekomme. Gutes Gelingen!

        • Danke, @Michael Stangel. Zwar verheddern Sie sich noch in Schuldzuweisungen an Jüdinnen & Juden, gegen die es tatsächlich bereits im ägyptischen, griechischen und römischen Sprach- und Schriftraun Verschwörungsmythen gab. Ein anderer Kommentator hier hält dem Judentum in vergleichbarer Weise die erhöhte Zahl an Nobelpreisen vor, statt religiöse Alphabetisierung und Bildungserfolge einfach dankbar, mitmenschlich und dialogisch anzuerkennen.

          Ich halte, wie Sie sich vorstellen können, von solchen ahistorischen und dualistischen Neid-Komplexen nichts, erkenne aber Ihre Bemühungen um ein besseres Verständnis des Antisemitismus durchaus an. Es ist m.E. auch nicht mehr weit – wenn Sie noch ein paar Ressentiments überwinden und sich ernsthaft für jüdisches Leben in Geschichte und Gegenwart interessieren, dann werden Sie es sicher schaffen! Sie dürfen mir glauben: Da verbirgt sich nichts, was Sie als Mitmenschen abwerten würde, im Gegenteil.

          Ihnen von Herzen alles Gute, bitte bleiben Sie dran!

  5. @Hauptartikel

    „Das Christliche ist mir zentral wichtig. Auch als Entlastung von Politik, weil sie nicht versuchen sollte, ein Paradies auf Erden zu schaffen. Ministerpräsident Kretschmann hat ein Faible für das C. Das verbindet uns.“

    Das Paradies wächst als Natur im Prinzip ja auch alleine. Und auch unsere Kultur wächst letztlich in Geisteswelten auch von selber. Das muss auch nicht alles immer perfekt sein, ist aber eben öfter doch richtig gut, und weit mehr als nur zufällig schön.

    Dennoch muss auch Politik das Leben fördern. Wenn alles wegen Ignoranz in der Klimakatastrophe endet, hilft hier beten auch nicht weiter.

    „Große Teile der Welt werden unbewohnbar werden. Es wird sogenannte Archeregionen geben, in denen Menschen überleben können.“

    Wie groß diese unbewohnbaren Teile wirklich sind, und wieviel dann doch noch mit regenerativer Stromversorgung, Klimaanlagen und Meerwasserentsalzungsanlagen gut bewohnbar bleibt, ist eine offene Frage, scheint mir.

    „aber eben auch ein großes Herz gegenüber denen an den Tag zu legen, die bei uns Schutz suchen. Dies wird die Herausforderung des 21. Jahrhunderts werden.“

    Schutz im Sinne der Nahrungsversorgung ist nun wirklich global und nicht mit Migration positiv zu beeinflussen. Hier kommt es auf die wirkliche Entwicklung der Klima- und Wasserkrise an, auf die Steigerung der Produktion, die zumindest in Afrika noch viel Potential hat, und wieviel Fleisch wir am Ende wirklich verzehren mögen.

    Ansonsten geht es eigentlich vor allem darum, dass die Wirtschaft in den armen Ländern so schlecht läuft, und alles in zuwenig Bildung und zuviel Korruption untergeht.

    Wo hier sogar echt gute Leute keine Perspektive haben, macht es wohl einen gewissen Sinn, wenn die nach und nach nach Europa kommen. Jetzt muss man aber auch bedenken, dass die dann hier im grassierenden Überfluss gleich mitmachen, und entsprechend auch die Herausforderung der Energiewende deswegen noch vergrößern. Gerade wenn es so viele werden, dass hier die Wohnungen nicht reichen, und umfassend neu gebaut werden muss.

    Wenn wir die Energiewende wirklich schnell schaffen wollen, dann müssen wir hier allerdings sowieso unseren Konsum überprüfen und reduzieren. Wenn wir weiter so viel Fliegen und Autofahren, und in ziemlich großen Wohnungen leben, dann dauert es entsprechend länger, bis wir die dafür nötige klimaneutrale Technik aufgebaut haben. Zu lange eben.

    Auch würde ein hinreichender Konsumrückgang hier Möglichkeiten eröffnen, dass wir die frei gewordene Arbeitszeit und die Gelder dazu nutzen können, auch die armen Länder großzügig im Aufbau einer regenerativen und verlässlichen Stromversorgung zu unterstützen. Letztlich wirkt jeder Klimaschutz global gleich, egal wo die entsprechenden Anlagen stehen und entsprechende Emissionen einsparen.

    Es geht hier nicht um grüne Statussymbole, wovon man möglichst viel haben sollte, es geht schlichtweg um Emissionseinsparungen. Auch sind hier Rohstoffe wie Lithium und Kupfer nötig, die nur begrenzt zu fördern sind. Wenn die Energiewende in den reichen Ländern schon alles aufbraucht, dann können die ärmeren Länder gar nicht mitziehen. Was uns dann auch nichts hilft, wenn hier alles schön nobel klimaneutral eingerichtet ist, die globalen Emissionen aber weiter steigen, weil alle für die Energiewende nötigen Rohstoffe bei uns fest verbaut sind.

    • Danke, @Tobias Jeckenburger. Ihre zugleich realistischen und konstruktiven Kommentare bedeuten mir immer wieder viel – ich freue mich schon beim Verfassen der Blogposts darauf.

  6. @Hauptartikel

    „aber eben auch ein großes Herz gegenüber denen an den Tag zu legen, die bei uns Schutz suchen. Dies wird die Herausforderung des 21. Jahrhunderts werden.“

    Wenn denn das Wohnraumproblem gelöst werden könnte, etwa indem sich jeder wohnungsmäßig verkleinern würde, der das kann, dann könnten wir noch mehr Migranten aufnehmen.

    Nett wäre aber noch, wenn die denn schneller Deutsch lernen würden. Es sollten reichlich kostenlose Deutschkurse angeboten werden, und Geringverdiener noch ein paar Euro Verdienstausfall bekommen, wenn sie das fleißig mitmachen. So werden aus Hilfskräften, die den Niedriglohnsektor überlaufen, auch eher Fachkräfte, die derzeit überall fehlen.

    Eine Integration könnte darüber hinaus deutlich schneller gehen, wenn die 2. Generation in den Schulen nicht in den Brennpunktstadtteilen weitgehend unter sich wären. Man müsste in den Kommunen gucken, dass sich die Einwanderer weniger in einzelnen Stadtteilen konzentrieren, und darüber hinaus die Kinder in den Schulen besser gemischt werden.

    So geht Integration mindestens eine Generation schneller.

    Das dauert derzeit öfter ganz schön lange. Die erste Generation lernt oft nie richtig Deutsch, die zweite Generation muss in der Schule erstmal Deutsch lernen und kommt deswegen auch oft nur bis zum Hauptschulabschluss, und lernt auch in den Schulen so viele Einheimische gar nicht kennen. Erst die dritte Generation integriert sich oft erst richtig.

    Es gibt hier auch einige wirklich fitte Leute, die gleich Deutsch lernen und eine qualifizierte Arbeit finden, und sich schnell vielfältige Kontakte aufbauen. Da gibt es nicht viel hinzuzufügen. Aber auch die brauchen Wohnraum, der da sein muss.

    Ich denke eher nicht, dass es wirklich erstrebenswert wäre, hier in Deutschland noch 20 oder 50 Millionen Neubürger aufzunehmen, die in ihrer Heimat nicht mehr leben können. Ich kann jetzt aber auch nicht wissen, wie groß die Not der Menschen noch wird.

    In jedem Fall sollten wir es versuchen, die Armut in den potentiellen Herkunftsländern zu entschärfen, wenn das irgendwie möglich ist. Dann kommen die Meisten auch mit der Klima- und Wasserkrise zurecht.

    Wie gesagt, es kommt nicht darauf an, dass man überall auch Landwirtschaft betreiben muss. Nahrungsmittel kann man gut transportieren, wohnen ist viel wichtiger. Das braucht vor allem weniger Armut, also Strom und Klimaanlagen. Wasser braucht wohnen alleine vergleichsweise wenig.

    • Ja, @Tobias Jeckenburger – das Zusammenleben in Arche-Regionen erfordert auch von vielen Migrierenden größere Anstrengungen etwa im Spracherwerb, der Akzeptanz demokratischer Werte und bei der Überwindung des Antisemitismus. Es kommen ja keine generell besseren oder schlechteren Menschen – sondern eben Menschen. Verantwortung für das Miteinander tragen wir alle und erfolgreiche Integrations- und Dialogprozesse funktionieren nur gegenseitig.

  7. Na (kurz gesprochen), hierzu :

    Im Antisemitismus wird behauptet, Juden seien besonders schlau, reich und mächtig. Antisemiten glauben immer, sie seien Opfer. Sie sind deshalb auch zur Radikalisierung und Gewalt bereit. [Dr. W schneidet gerne mal so aus, kann sich ja nicht über alles Gesagte bemühen]

    Juden, ein auserwähltes Volk will der Schreiber dieser Zeilen so nicht nennen, sind vergleichsweise schlau; eigentlich mag der Schreiber dieser Zeilen eher Adjektivierungen mit ‘klug’ und ‘verständig’ und ‘sittlich folgsam’, ansonsten hätte sich womöglich auch nie so ergeben :

    -> https://www.jewiki.net/wiki/Liste_jüdischer_Nobelpreisträger_(einschl._Fields-Medaille_und_Abelpreis)

    Wobei eine derartige Ungerechtigkeit festzustellen, aus diesseitiger Sicht etwas “für die Anderen” wäre; nein, Dr. W kein Jude.
    Auch gab und gibt es künstlerische und wie gemeinte Leistung zu begutachten, der schon etwas ältere Dr. W hält sich hier im Musikalischen gerne auch an bspw. Leonard Cohen und Burt Bacharch, den Kings sozusagen des Easy-Listenings fest. [1]
    Wobei auch Udo Jürgens nicht traurig sein muss, d-sprachlich.

    Sicherlich ist der Schreiber dieser Zeilen hier ein wenig voreingenommen, qua nicht selten meinender diesbezüglicher Zusammenkunft im Fachlichen.

    Selbst ganz nickelige Juden, Dr. W nennt an dieser Stelle beispielhaft Igor Levit, der schon a bisserl problematisch sein könnte, im Anti-Humanisischen.
    Generell rät der Schreiber dieser Zeilen Juden an nicht regional anti-nationalistisch aufzutreten, in Europa, um dann sozusagen im nächsten Atemzug der politisch rechten und nationalistischen Regierung in Israel sozusagen die Treue zu schwören.

    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. Webbaer

    ]1}
    Q Warum können derartige Leistungen nicht von allen erwartet werden?
    A Weil es sich so nicht interessiert werden muss.
    (Dr. Webbaer rät also zu einer sozusagen agnostischen Sicht auf den festzustellenden Gesamtverhalt an.
    Der keine X-Merkmale meinen muss, sondern Kultur meinen darf.)

    • Hierzu darf ich einfach erneut auf die Verschwörungsfragen-Folge 37 zu einem Sammelband-Beitrag für den Zentralrat der Juden in Deutschland verweisen – in dem auch die Verteilung der Nobelpreise thematisiert wird:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/welche-bildung-hilft-gegen-antisemitismus-verschwoerungsfragen-37/

      Und, nein, ich bin in dieser Sache nicht „agnostisch“: Die frühe Alphabetisierung und starke Bildung der jüdischen Tradition gibt Anlass zu monistischer Dankbarkeit, Respekt und Dialog, niemals aber zu Neid, Verschwörungsmythen, Dualismus und Antisemitismus. Hier ist schon jeder agnostische Relativismus ein Schritt in die falsche Richtung.

      • Meine Güte, @Webbaer – „passendes weibliches Personal“? Echt jetzt?

        Positive, partnerschaftliche Männlichkeit kann und sollte m.E. anders klingen. Sexualisierte Fantasien, körperliche Berührungen und Sexualität haben m.E ihren guten, gerne auch fantasievoll erfüllenden Platz in gleichberechtigten Beziehungen zwischen erwachsenen Personen, nicht jedoch hierarchisch mit (wessen?) „passendem Personal“. Genau das besingt auch Leonard Cohen in „Suzanne“ nicht!

  8. Für was für Werte steht denn die CDU eigendlich?
    Das Gebot “Du sollst nicht lügen” kann es nicht sein.

    Meine Eltern sind jetzt eher als ich aus der Kirche ausgerteten.
    Und das hat nichts mit Glauben zu tun, sondern mit den Verbrechern dort und den Umgang mit denen.

    Ich persönlich verstehe den Glauben an Gott nicht (mehr).

    Was soll Gott überhaupt sein und nicht sein, mehr als ein aus der Not geborenes Wort, um eine fiktive Macht mittels der Kraft des Glaubens über die grausamen Herrscher biblischer Zeiten zu stellen.

    Heute wo es doch erstmal gesichert ist, dass es Gott nicht gibt, da unsere Wissenschaft sonst gar nicht funktioniert, ist der Glauben an Gott scheinbar ziemlich willkürlich. So wie ich jetzt aussuchen kann, ob ich Schalke, BVB oder Bayern Fan sein will.

    Am Anfang des Glaubens an Gott war das Wort Gott. Nach Platon wäre es dann die Idee von Gott, aber wer hat eine Idee von Gott ohne das Wort?

  9. @Maisegen
    07.07.2023, 07:07 Uhr

    *eigentlich

    Ich kann auch davon ausgehen das es Gott als Wort, als Gedanken und als Gefühl gibt, und wirkt wie eine Droge, die bestimmte Gefühle begünstigen kann.

    Daher auch die Allmacht, zumindestens gefühlt über die Glaubenden.

    Naja, ich bin wohl auch etwas verbittert, was mir zeigt wie wichtig eine Bewusstseinskultur, wie Herr Metzinger sie beschreibt, ist.

    Wenn sie Herr Blume davon ausgehen, dass eine Festungswelt unausweigerlich kommt -was ich in ihre Vorraussagen reininterpretiere – dann wird die Menschheit evolutionsbiologisch durch einen Flaschenhals gehen.
    Was dann meine Verbitterung erklärt.
    Da braucht es dann sehr viel Glauben, dass die eigenen Kinder durch die göttliche macht des Zufalls begünstigt werden.

    Wenn es Gott gibt, auch wenn nur als Wort, dann steuert diese Allmacht auch den IS und die Antisemiten?

    • Lieber @Maisegen,

      zwar verstehe ich Ihren Frust, halte ihn jedoch für übertrieben. Die Geburtenraten brechen bereits weltweit ein und es müsste kein unbegrenztes Massensterben als „evolutionsbiologischen Flaschenhals“ geben. Wir alle können noch Leben retten!

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/hoffnung-trotz-energie-und-wasserkrise-bevoelkerungsimplosion-auch-in-china/

      Und wenn eine Kirche, Religions- oder Weltanschauungsgemeinschaft nicht mehr passt, warum dann keine andere suchen? Niemand besitzt Gott / die Wahrheit, aber wir haben die kostbare Freiheit, uns immer wieder neu auf die Suche begeben zu können. Bei allen Problemen: Noch nie war auch die Lebenszeit in Deutschland so lang. Ich finde, es gibt auch viele gute Gründe zur Dankbarkeit, zum Dennoch.

      Ihnen von Herzen alles Gute!

      • Ich bin das Suchen Leid.
        Übung macht den Meister.
        Wer weiss wie viel noch Zeit,
        wer weiss wie weiter?

        Die Lebenszeit ist individuell
        nicht jeder kommt beim Durchschnitt mit
        Bei dem einen Menschen schnell
        bei anderen ist es durchaus Glück

        Lange Lebenszeiten von Antinoahchidischen
        nach mir die Sintflut predigenden
        ist nicht des an Armut früh Sterbenden Wunsch
        wer steht da in Gottes Gunst?

        So erschafft deutscher Reichtum an Geld
        nicht deutsche Armut aus der Welt
        derweil die Kinderarmut steigt,
        egal welche Regierung zu welcher Zeit

        Für mich ist auch Cannabis ein Teil der Menschenwürde.
        Umso passender dass das Bundesverfassungsgericht nach drei Jahren wartenlassen nun die Richtervorlagen zur Verfassungswidrichkeit des Cannabisverbotes verworfen hat. Mit Verweis auf das alkoholinduzierte Urteil von alten weissen Männern aus 1994. Jetzt wird unabhängig davon zumindestens aus Gründen des Gesundheitsschutzes eine einheitliche straffreie Menge seitens des Gesundheitsministeriums bestimmt. Das war seit 1994 fällig, danke für die verlorene Lebenszeit liebe Prohibitionisten.
        Über 25 Jahre lang lebe ich mit dem Urteil Lebenslänglich Cannabisverbot.
        Die hälfte davon wurde noch mit weltweiter Ausrottung seitens der UN gedroht.
        Danke an die demokratischen Niederlande, die mir zumindest meine Freiheit zum stressfreien Konsum ermöglichten.

        Buchtipp:

        Die Kunst des Highs – Sebastian Marincolo

        Da ich nie andere Sustanzen als Rauschmittel für dir spirituelle Suche nutzte, ließe sich eine Suche vielleicht noch mit psilocybinhaltigen Pilzen, oder gar LSD – von dem es legal Derivate zu kaufen gibt, während das viel besser erforschte Original verboten ist – intensivieren und diversifizieren, wo man mittels Weingeist, Kaffee und Tabak auch bei nochsoviel Lebenzeit nicht hinkommt.
        Doch bisher ließ ich wie geschrieben jede Möglichkeit ungenutzt verstreichen.

        In den USA fällt die Lebenserwartung währenddessen schon wieder.

  10. @Michael Blume –
    Darin ein großes Herz und einen feinen Charakter zu beweisen, wird die Aufgabe von uns Männern sein!
    Na, ich finde, Männer dürfen ruhig weiter auch ihren Kopf gebrauchen – wenn sie denn mal auch auf die Auswirkungen ihres Tuns schauen würden.

    Das Problem ist ja leider nicht, ob Dinge funktionieren, sondern wie sie dies tun – ob diese “Lösungen” wie in der Natur in Kreisläufe integrierbar sind, oder ob dabei nur persönliche Interessen durchgezogen werden.

    Mir ist gerade ein schönes Beispiel begegnet, über Wasserstoffgewinnung unter dem Aspekt des Umweltschutzes – https://www.focus.de/perspektiven/constructive-world-award/nominierte-beitraege/nominiert-fuer-constructive-world-award-spanier-loesen-hauptproblem-der-energiewende-mit-wasser_id_194592378.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE
    Für desssen Gewinnung – eigentlich – Süßwasser nötig ist, hier werden aber umweltschonende Verfahren, den Wasserstoff aus Salzwasser herzustellen vorgestellt.

    Der Bericht handelt weitgehend von Männern, Technikern, aber an einer Stelle kommt auch eine Frau (vom Fraunhofer IWU) mit den schönen Worten vor: „Mir ist sehr wichtig, dass die europäischen Länder beim Import von Wasserstoff nicht neokolonialistisch auftreten“, sagt Ulrike Beyer..

    In meinen Augen müssen Männer nicht “besser” werden, es würde völlig reichen, wenn Menschen endlich mal Verantwortung für ihre Taten übernehmen würden, ohne deren Auswirkungen an einer “höheren Macht” festmachen zu wollen.
    ————————
    @Maisegen – aber wer hat eine Idee von Gott ohne das Wort?
    Warum muss ich dabei daran denken, dass Männer so oft wollen, dass Frauen den Mund halten?

    Darf ich fragen, warum sie “Stille” nicht als etwas sehr spirituelles empfinden?

    (Und, gänzlich unsachlich: Ihr Nicname erinnert mich daran, dass meine Mutter Anfang Mai immer den Herd mit einem Blumenstrauß schmückte…)

    Was soll Gott überhaupt sein und nicht sein,
    “Glaube und nicht Religion” wäre meine Antwort.

    Ich bin ein Wesen, das, woher auch immer, den Konjunktiv, “das Glauben” verliehen bekommen hat.
    Mit dieser “Möglichkeit” muss ich leben können.

    • Danke, @Viktualia. Ich finde ja nicht, dass wir Männer anderen zuliebe an uns Arbeiten sollten, sondern für uns selbst Verantwortung übernehmen sollten. Ob Sie mit „Männer ihren Kopf gebrauchen“ einen bestimmten IQ oder akademischen Titel nahelegen, möchte ich nicht bewerten und habe mich bewusst auf den Charakter konzentriert.

      Ein Männerbild, das allen Frauen gefiele, hielte ich für unrealistisch und auch nicht erstrebenswert. Das Gleiche gilt m.E. ja auch umgekehrt: Frauen dürfen (sollten?) sich auch unabhängig von männlicher Zustimmung definieren.

      Obwohl ich Ihren Ausführungen sonst sehr, sehr weitgehend zustimme, möchte ich doch noch einmal auf den veralteten, dualistischen Umwelt- zum m.E. besseren, dialogischen Mitwelt-Begriff hinweisen. Und, ja, das sagte ich auch Grünen:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/antisemitismus-vortrag-beim-antirassismus-ak-gruene-stuttgart/

      Ihnen Dank für die starken und intellektuell anregenden Kommentare!

    • @Viktualia So etwas wie Stille gibt es 40 Tage und 40 Nächte in der Wüste.
      Mag sein, dass es die menschliche Biologie in dieser erimitischen Askese im Einklang und Harmonie mit der Mitwelt und Stille vor Lärmverschmutzung zu einer spirituell genannten Erfahrung der inneren Stille begünstigt.
      Nur wer bringt diese dann mit ins Rennen auf den Asphalt?
      Die letzte Generation?
      Oder:
      In der Ruhe liegt die Kraft,
      die den Lärm dann macht?

      Mein Name Maisegen kommt aus einem Gedicht (Volksglauben in den Pyrenäen) von Anette von Droste-Hülshoff, wobei der Name aus der Schule hängengeblieben ist, da: “Mairegen bringt Segen!” und bedeutet hier soviel wie shanti im Sinne eines Cannabis -highs.

  11. @Maisegen 07.07. 07:07 / 08:04

    „Heute wo es doch erstmal gesichert ist, dass es Gott nicht gibt, da unsere Wissenschaft sonst gar nicht funktioniert, ist der Glauben an Gott scheinbar ziemlich willkürlich.“

    Das kommt jetzt drauf an, wie man sich Gott denkt. Ist sein Einfluss nur subtil und eher Teil flüchtigen Seelenlebens, dann kann er neben der Wissenschaft problemlos existieren. Wie man es sich denkt kann in der Tat auch willkürlich sein, allerdings kann die eigene Vorstellung von Gott bzw. von Geisteswelten durchaus mit wirklichen Erfahrungen fundiert sein, die dann alles andere als willkürlich sind.

    „Wenn es Gott gibt, auch wenn nur als Wort, dann steuert diese Allmacht auch den IS und die Antisemiten?“

    Die Allmacht ist ja gerade nicht zu beobachten, im Gegenteil führt die Vorstellung der Allmacht Gottes ja gerade zu Entgleisungen, die man öfter als handfesten Wahnsinn einstufen kann.

    Allmächtig, allwissend und allgütig ist eben unrealisierbar, auch für Götter. Recht einflussreich, ziemlich gut informiert und im Wesen eher angenehm reicht eigentlich als Eigenschaft Gottes, bzw. als Eigenschaft allgemeiner kosmischer Geisteswelten.

    In der Praxis ist es auch wichtig, dass man sich neben einer gewissen Geborgenheit, die ein Glaube liefern kann, auch selber tätig und fleißig daran beteiligt, die Welt zu einem guten Ort für Mensch und Tier und Natur zu machen, bzw. dies Lokalität zu pflegen und zu erhalten. Und das unbedingt über Konfessionsgrenzen und Tellerränder hinaus.

    @Michael 07.07. 09:28

    „Und wenn eine Kirche, Religions- oder Weltanschauungsgemeinschaft nicht mehr passt, warum dann keine andere suchen?“

    Wenn es denn überhaupt eine Gemeinschaft sein soll. Das geht ja nun auch alleine. Ich kann meine eigene Beziehung zu Geisteswelten haben, und die so leben wie sie ist.

    „Ich finde, es gibt auch viele gute Gründe zur Dankbarkeit, zum Dennoch.“

    Die fetten Jahre könnten magerer werden. Das muss aber kein Weltuntergang werden. Wir haben es im Prinzip in der Hand. Und so fett, wie wir es hier haben, muss es auch überhaupt nicht sein. Es gibt im globalen Süden längst eine Menge Menschen, die am Minimum des Überlebbaren kratzen, für die gibt es eigentlich nur die Hoffnung, dass wir es schaffen, uns wirklich um unseren Planeten und um uns selbst als ganze Menschheit tatkräftig zu kümmern.

    Schwer zu sagen, wie viel Glaube dafür gebraucht wird. Aber es muss ein Vernünftiger sein, der mehr mit Wirklichkeit als mit unrealistischen Zuschreibungen zu tun hat. Und der sehr viele Menschen mitnehmen kann, was angesichts der gelebten Vielfalt Einiges an Flexibilität und Pluralismus erfordert.

    • Ja, @Tobias Jeckenburger – angesichts der medialen Polarisierung wie auch der Klima- und Wasserkrise kommen sehr harte Jahre auf uns zu.

      Ich sehe aber auch viele ermutigende Zeichen. Nachdem sich Springer, BILD, Burda über Monate hinweg an einer Ahrtal-Helfenden abgearbeitet haben, hat sich „Missy MoTown“ nun mit einem YouTube-Song gewehrt, der gerade schon viral geht.

      Hass, „…das klickt sich gut“: https://youtu.be/cBEOIh-AGkg

      Ihnen Dank fürs immer wieder konstruktive Kommentieren und ein schönes Wochenende!

  12. @Michael Blume – upsala, sorry für die Um- statt Mitwelt, bzw. den “fehlenden” Naturschutz.
    (Grundsätzlich wollte ich mich umgewöhnen, sag ja auch nicht “Unkraut”; es rutscht mir aber manchmal noch durch.)

    “Kopf gebrauchen”
    Nee, da haben wir uns missverstanden, ich habe keinen “bestimmten IQ oder akademischen Titel” gemeint, sondern eher “wissenschaftliches Vorgehen”, also prüfen, messen, urteilen – denken halt. Nicht nur fantasieren oder fühlen. Rationalität.
    (Fantasie ist natürlich auch “Denken”, bzw. Gefühle wollen benannt werden können. Das Bild mit dem “Kopf gebrauchen” ging eher um “Objektivität”.)
    Bei Frauen natürlich auch: beides (bzw. drei: Gefühl, Verstand und Fantasie.) Subjektivität ist für ein Individuum genauso wichtig wie Objektivität, finde ich.

    Und das (mit dem Kopf) nicht wegen eines bestimmten Männerbildes (egal, ob für Frauen oder nur für den “internen Gebrauch”), sondern einfach, weil es, imA. für alle Menschen gut ist, Herz und Verstand zusammen zu bringen, bzw. (wie bei Kindern) zu lassen.

    Nee, mir geht es meistens um “Verantwortung”, also dass Handlungen Konsequenzen haben.
    Mir stinkt, dass die meist nicht von denen getragen werden muss, die sie verursachen.
    Das hat aber eher mit den Resten des Patriarchats zu tun als mit einzelnen Männern, schätze ich – “ihr” unterdrückt euch ja auch gegenseitig und manche von “uns” (Frauen) profitieren davon.
    Wir Menschen sollten uns einfach mehr unterstützen.

    Wie ich neulich in einem feministischen Kontext las: es sollte weniger darum gehen, Mädchen zu schützen und mehr darum, Jungs anständig zu erziehen (educate).
    —————-
    Dennoch
    Mir fällt gerade auf, dass das eine Form von “Trotz” ist, aber eine ganz positive.
    Dass Trotz immer auch etwas bewahren will war mir klar; aber für diesen Aspekt (dass es nicht nur “Ignoranz” ist, auf eine “gute Zukunft” zu hoffen) bin ich jetzt grad auch Dankbar.

  13. Wir wollen uns hier nicht klein machen :

    Waren Sie schon immer so ein tapferer und cooler Mann? [Interviewer]
    (schmunzelt) Nein! (lacht) Ich war für Mädels nicht cool, nicht chic, nicht so richtig vorzeigbar. [Dr. Michael Blume]

    Sie sind bereits so, sozusagen alpha-tier-artig empor gekommen, in jungen Jahren :

    -> https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/wie-ich-als-jugendgemeinderat-aus-filderstadt-1993-1995-zu-den-religionen-kam/

    Und außerdem sind sie im Wochenmagazin “Zeit” bereits vor ca. 30 Jahren erwähnt worden, als Schülersprecher und mit sozusagen expliziter Meinung. [1]

    Außerdem finden Sie einige gut aussehend, sicherlich nicht so-o wild und körperlich gut aussehend, wie bspw. Dr. Webbaer, aber der ist ja auch eher abseitig, verrückt sozusagen und nicht macht-zentriert.
    Beta, sozusagen, ohne besonderem Herrschaftswillen, anders als Sie es sind, lieber Herr Dr. Michael Blume und Sie so womöglich genügend zitiert habend.
    Außerdem ist Dr. W älter.

    Wir müssen uns als Männer da nicht unnötig klein machen.
    IYKWiM.

    Mit freundlichen Grüßen und weiterhin viel Erfolg, auch beste Grüße an die werte Frau Gemahlin (und an die kleinen Nachkommen, die womöglich ebenfalls hinreichend alphabetisiert sind, um freundliche Nachricht von unfreundlicher zu unterscheiden)
    Dr. Webbaer

    [1]
    War nicht schlecht, Dr. Webbaer hat allerdings mittlerweile vergessen, was Sie dem Wochenmagazin “Zeit” seinerzeit gesagt haben.
    Wird so noch ein wenig forschen, Sie wissen es abär bereits jetzt, no problemo.

    • Danke, @Webbaer – ja, ich verstehe mich klar als Arbeiterkind mit Leistungswillen. Junge Union, Jugendgemeinderat, Abitur, freiwillig verlängerter Wehrdienst, interreligiöser Dialog, Bankausbildung, Gemeinderat (CDU), Politik- und Religionswissenschaft, Doktorarbeit zu Religionen & Hirnforschung (damals sog. „Neurotheologie) und dabei auch Kirche, interreligiöse Ehe, drei Kinder, schließlich das Sonderkontingent und die von den jüdischen Religionsgemeinschaften Baden & Württemberg ausgehende, überparteiliche Beauftragung gegen Antisemitismus. Ich hoffe, Sie finden noch mehr (z.B. Theaterstücke, Bücher…)! 🤣

      Über einen ersten, heftigen, dualistischen Übergriff berichtete ich auch bereits vor genau 10 Jahren hier auf dem Blog, es ging dann weiter zu SPIEGEL ONLINE:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/sollten-sich-anst-ndiger-b-rger-wegen-der-berwachung-sorgen-ein-erfahrungsbericht-aus-den-schattenkriegen/

      Mit der Einteilung in Alpha-, Beta- und Gamma-Männer kann ich wenig anfangen. Nach meiner Erfahrung und auch demografischen Beobachtung bekommen in modernen Städten die partnerschaftlichen, liebevollen und oft auch religiösen Monisten wesentlich mehr Kinder als egoistische Relativisten oder hasserfüllte Dualisten. Lässt man Malthus und damit den Sozialdarwinismus hinter sich, so zeigt (zeugt) sich: Überleben heißt heute „Überlieben“, vgl. „Darwin rocks“ aus Tübingen:

      https://m.youtube.com/watch?v=8HJIinVopmo&pp=ygULw5xiZXJsaWViZW4%3D

      Ihnen alles Gute und noch viel Freude bei jedweden Recherchen!

      • No problemo bspw. hier, lieber Herr Dr. Michael Blume :

        Mit der Einteilung in Alpha-, Beta- und Gamma-Männer kann ich wenig anfangen. Nach meiner Erfahrung und auch demografischen Beobachtung bekommen in modernen Städten die partnerschaftlichen, liebevollen und oft auch religiösen Monisten wesentlich mehr Kinder als egoistische Relativisten oder hasserfüllte Dualisten. [Ihre Nachricht im hiesigen Kommentariat]

        Sicherlich wollte der Schreiber dieser Zeilen mit dem wie gemeinten Alpha-Beta-Gammaften nur ein wenig ergänzen, auch : unterhalten.

        Sie waren immer ein gut aussehender, tapferer und “cooler” Mann, wie Dr. Webbaer ebenfalls, von einer ca. zehn Jahre dauernden Episode des Sich-Verfressens einmal abgesehen, alle sind letztlich sozusagen autonom, von der sozusagen Verpflichtung Kinder zu zeugen (männlich) und auszutragen (weiblich) einmal abgesehen. [1]
        Dr. W kennt [2] Sie lange, beobachtet Sie seit langer Zeit.

        Ecken Sie gerne auch zukünftig an, versuchen nicht zu gefallen, was Sie nicht nötig haben.
        Auf keinen Fall sich deformieren lassen !

        Mit freundlichen Grüßen
        Dr. Webbaer

        [1]
        Eine Verpflichtung, die sich sozusagen tautologisch ergibt.

        [2]
        Nun, was Kennen so bedeutet, eine Fehlentwicklung, eine sozusagen schwerwiegende Deformation hat Dr. W bisher nicht festgestellt und – wie Dr. W Sie so kennt – wird auch nie erfolgen.

        • Danke, @Webbaer!

          Meinen Sie wirklich, dass es eine “sozusagen Verpflichtung Kinder zu zeugen (männlich) und auszutragen (weiblich)” gebe? Ich meine umgekehrt, dass sich philosophisch maximal Argumente, aber keine zwingenden Schlüsse zum Kinderkriegen beibringen lassen. Die philosophische Position der Anthropodizee und des Antinatalismus scheinen mir Recht stark zu sein, vgl.

          https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/dennoch-liberale-anthropodizee-nach-karl-popper/

          Ich sehe Familie als eine zwar oft religiös gestützte, aber letztlich freiwillige Option und erkenne weder für Männer noch für Frauen eine naturrechtliche “Verpflichtung” zum Kinderkriegen. Auch die Glücksforschung kann nicht bestätigen, dass Kinderlose grundsätzlich weniger glücklich, weniger sinnhaft etc. leben würden – und einige religiöse Traditionen kennen ja sogar ein verpflichtendes Zölibat.

          Ihnen von Herzen alles Gute und Danke für Ihr konstruktives Interesse!

          • Lieber Herr Dr. Michael Blume,

            zum Aussterben von Theorien haben Max Planck und Karl Popper einiges gesagt, auf die Schnelle sei hier Ernst-Peter Fischer zitiert, der vor einigen Jahren wie folgt schrieb :

            -> https://www.welt.de/print-welt/article195946/Neue-Theorien-setzen-sich-spaet-durch-mit-dem-Tod-bisheriger-Meinungsfuehrer.html (‘Das zeigt sich in der Bemerkung von Max Planck, dem zufolge sich neue Ideen in der Forschung nicht etwa dadurch durchsetzen, daß die Anhänger der alten Vorstellungen überzeugt werden.’)

            Die genauen Zitate von Planck und Popper, die ganz ähnlich aussagten, sollen an dieser Stelle nicht beigebracht werden, die beidseitige Stoßrichtung ist abär klar.

            Und Dr. Webbaer stimmt hier im Großen und Ganzen zu, was aber auch bedeutet, dass sich nur schlecht körperlich sozusagen reproduzierende Kulturen anderen Kulturen unterliegen werden, so dass sich dann deren, also andere Theorien durchsetzen.

            Ihr Beispiel – Sie betonten in der Vergangenheit womöglich aus gutem Grunde die Wichtigkeit der Fertilität – mit den so genannten Shakern ging ja auch in diese Richtung, Sie hatten zu diesem Thema allerdings viel geschrieben…

            Mit freundlichen Grüßen
            Dr. Webbaer (der also tatsächlich eine Art Verpflichtung der Menschen (und Bären!) sieht sich fortzupflanzen, sozial genug zu sein, derartig entstehende (und heutzutage vermeidbare, lol) Aufwende in Kauf zu nehmen)

          • Danke, @Webbaer. Vielleicht liegen wir hier gar nicht so weit auseinander – nur meine Perspektive ist eine andere:

            Wenn eine Kultur und Gesellschaft darauf Wert legt, auch an kommende Generationen tradiert zu werden, so sollte sie aktiv Kinder und Familien fördern. Zwang ist dagegen etwa in Rumänien 🇷🇴 unter Ceausescu brutal gescheitert, richtet aktuell auch etwa Afghanistan 🇦🇫 zugrunde.

            That‘s it. Und als Vater von 3 Kindern (eine studiert bereits Medizin, einer hat gerade sein Abi gemacht und sich zur Bundeswehr gemeldet, einer geht noch zur Schule) kann ich Ihnen sagen: An der Familienförderung in Deutschland 🇩🇪🇪🇺 hapert es, die leider allzu niedrigen Geburtenraten kommen nicht von ungefähr…

            Hier dazu aktuelle Daten und Expertenrat:

            https://www1.wdr.de/nachrichten/geburtenrate-so-niedrig-wie-tiefstand-100.amp

            Ihnen beste Grüße!

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