Hoffnung trotz Energie- und Wasserkrise. Bevölkerungsimplosion auch in China

Vor einem Jahr ging es mir nicht gut. Seit 2015 hatte ich auf allen mir zugänglichen Kanälen vor der Öl- und Gas-Abhängigkeit von Ressourcenfluch-Staaten wie Russland und Iran gewarnt, war dafür sogar noch wenige Wochen vor der Putin-Invasion auf die Ukraine auf der sog. “Achse des Guten” verhöhnt worden.

Auch bei den Salonkolumnisten warnte ich mit einem (honorarfreien) Gastpost seit 27.07.2019 vor dem Ressourcenfluch-Bündnis Russland-Iran. Screenshot: Michael Blume

Und auf den ersten Blick scheint sich das Elend ja in 2023 zu wiederholen: Obwohl etwa der Bundestag den Genozid am Ezidentum offiziell anerkannte, befassen sich immer noch nur wenige mit den Ursachen der Hitzemord-Gewalt und vor allem mit der längst über den eurasischen Gürtel ausgreifenden Wasserkrise.

Demnach werden Gebirgsregionen durch die globale Erwärmung überdurchschnittlich schnell erhitzt, was zu einer Veränderung der Wasserkreisläufe führt: Eis und Schnee bleiben seltener auf den Bergen, sondern fluten direkt ab (Sturzfluten, Hochwasser), gefolgt von längeren Dürren auf Flüssen, Seen und Grundwasser. Und steigende Wasserpreise treiben die Inflation – vor allem für die, die ohnehin zu wenig haben.

Auch Italien, Frankreich und die Schweiz sind von der Wasserkrise bereits direkt betroffen und es dürfte auch für Rhein, Oder und viele Regionen in Deutschland ein heißes und dürres Jahr 2023 werden. Die globale Gletscherschmelze findet bereits statt und Lars Fischer beobachtet sorgenvoll den Thwaites-Riesengletscher der Antarktis. Immer mehr Atomkraftwerke können nicht mehr ordentlich gekühlt werden.

Dennoch habe ich im Podcast-Gespräch mit Jay & Marco im Hossa Talk 205, in der wir eigentlich über Hass im Netz und Twitter sprachen, neben aller Drastik auch etwas “mittelfristigen Optimismus” – nennen wir es Hoffnung – geäußert und gesagt:

“Wasser wird zukünftig ein Thema werden – Hochwasser und Dürren. Flüchtlingsströme werden nicht abreißen. Wahrscheinlich wird die Polarisierung und der Hass zunehmen und da wird es darauf ankommen, ob wir als Menschen voller Hass oder voller Liebe sind.

Aber ich habe Hoffnung. Meine Zukunftsprognose ist, dass die nächsten beiden Jahrzehnte richtig hart werden, aber wir kommen da durch!”

Zitatkachel zum Hossa Talk 205 über die juristische Auseinandersetzung mit Twitter. Screenshot mfG: Michael Blume

Woher die Hoffnung?

Zum einen hat sich (auch) meine damalige Prognose, dass Wladimir Putin und die russische Armee an den tapferen Soldaten und Soldatinnen der Republik Ukraine scheitern würden, wesentlich erfüllt. Auch die Europäische Union zerfiel keineswegs, sondern rückte eher zusammen.  Der Brexit hat sich für ganz Großbritannien samt der Wirtschaft und insbesondere für die in den rechtslibertären Populismus abgestürzte Tory-Partei zu einem Desaster entwickelt. Entsprechend selbstbewusster kann die EU nun Nationalisten in Ungarn, Italien, Polen und auch Israel begegnen, langsam auch die Abhängigkeiten von China und den USA verringern. Rechtspopulismus und Verschwörungsmythen bleiben vor allen in den älteren Generationen präsent, aber immer mehr Menschen erkennen ihren Schaden. Es gibt zunehmend breiten Widerstand gegen den antiwestlichen und republikfeindlichen Dualismus etwa von Daniele Ganser, Sarah Wagenknecht und Alice Schwarzer. Lokale Formate wie der WZV-Bewegungsmelder mit Alexander Roth und Peter Schwarz klären immer erfolgreicher über die Lügen wie auch Geschäftsmodelle von Verschwörungssekten a la Querdenken und QAnon auf.

Auch persönlich konnte ich mit HateAid, Chan-jo Jun und anderen wichtige, juristische Erfolge gegen rechtsgerichtete Internet-Trolle, gegen die sogenannte “Achse des Guten” und gegen Twitter International erringen. Markus Krall, der als Erster erfolglos und kostenpflichtig versuchte, meine Aufklärung über Kulturmarxismus-Verschwörungsmythen auf dem Klageweg zu verhindern, wurde inzwischen sogar von der Erbenfamilie von Finck als Degussa-CEO entlassen. Der ehemalige WerteUnion-Chef und Crashprophet Max Otte scheiterte bei der Bundespräsidentschaftswahl und wurde (endlich) aus der Union geworfen.

Und von “Öl- und Glaubenskriege” erschien im JMB-Verlag eine Neuausgabe, deren Erlös ich komplett dem Hoaxilla-Podcast widmete.

Zwar ab 2015 nicht ausreichend “gehört”, aber seit 2022 immerhin in einer JMB-Neuauflage: “Öl- und Glaubenskriege” zu Rentierstaatstheorie und Ressorcenfluch. Cover: JMB-Verlag

Und dann erhielt ich im Sommer 2022 durch gemeinsamen Beschluss der jüdischen Landesgemeinde, der Stadt Stuttgart und der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit auch noch die ehrenvolle Otto Hirsch-Auszeichnung!

Sicher: Auch weiterhin reagieren die meisten Menschen mit Reaktanz (emotionaler Abwehr) auf wissenschaftlich fundierte Prognosen. Doch erfreulich: In Deutschland sinkt nicht nur der Konsum von Tierfleisch aus industrieller Massentierhaltung, sondern seit 2016 auch die Fleischproduktion – in 2022 um über acht Prozent! Immer mehr Deutsche wenden sich der Pflanzenkost zu und damit von der Verschwendung von Energie, Wasser, Futtermitteln, Flächen, dem überflüssigen Ausstoß von CO2- und Methan-Emissionen sowie von Zoonose-Gefahren etwa durch Geflügel- und Pelztierfarmen ab. Damit aber schwindet auch der Einfluss der entsprechenden Industrielobbys – langsam, aber sicher. Statt an der Verschwendung verdienen immer mehr Landwirtinnen und Landwirte (zu Recht!) an der Produktion Erneuerbarer Energien. Und ob Pflanzenkost, Elektromobilität oder Solarpanele – umso mehr Menschen positive Erfahrungen mit der Energiewende machen, umso besser setzt sich diese gegen verbleibende Reaktanz durch. Ein tiefgreifender Kulturwandel hat begonnen.

Überraschend schnelle Bevölkerungsimplosion (auch) in China

Und schließlich hat sich eine hoffnungsvollere Prognose von mir – der Übergang vom Welt-Bevölkerungswachstum in die -schrumpfung am Beispiel China – sogar viel schneller als erwartet erfüllt: China hat bereits für 2022 die Schrumpfung um 850.000 Menschen und eine Geburtenzahl von unter zehn Millionen Kindern eingeräumt! Das geschah also sechs Jahre vor den offiziellen Prognosen – und dürfte seitens der KP-Diktatur sogar noch untertrieben sein!

Der globale Geburtenrückgang verläuft noch viel schneller als von der UNO noch im letzten Jahrzehnt erwartet! Schaubild & Link: scilogs & Blume, M.: “Der ehrwürdige Drache altert”

Machen wir uns die Geschwindigkeit einmal deutlich: Selbst wenn die chinesischen Daten nicht untertrieben wären (und das wäre ein großes Wenn) würde sich schon der Bevölkerungsrückgang in Japan und China bereits auf über 4.000 Menschen pro Tag (!) und mit weiter steigender Tendenz entfalten! Hinzu kämen andere Gesellschaften wie Süd- und Nordkorea, Taiwan und weite Teile Europas usw. mit ähnlich niedrigen beziehungsweise schnell sinkenden Geburtenraten. Auch aufgrund der digital befeuerten Säkularisierung befinden sich auch die amerikanischen Geburtenraten (in Mittel-, Süd- und auch Nordamerika) im deutlichen Rückgang.

Und im Gegensatz zu früheren Erwartungen (auch von mir) scheinen sich korrumpierte Altherrenregime wie in Russland, im Iran und China um die rapide Schrumpfung “ihrer” Völker kaum zu sorgen, sondern weiterhin sinnlose Kriege zu führen und kritische, jüngere, oft formal Gebildete zu vertreiben. Damit sichern sie sich zwar kurz- und vielleicht auch mittelfristig ihre Macht, vergrößern aber die Abstände zwischen demokratischen und durch Zuwanderung weiter dynamisierten Arche-Regionen wie Süddeutschland einerseits und schnell alternden, schrumpfenden, von Rohstoffexporten abhängigen Regionen andererseits.

In “Islam in der Krise” hatte ich ebendiese, in “Rückzug oder Kreuzzug?” aber auch den dualistischen Zerfall christlich und anders geprägter Regionen beim Aufstieg von sog. Arche-Regionen prognostiziert. Foto: Michael Blume

Kurz: Gerade auch wenn der russische und chinesische Imperialismus alter Männer zurückgewiesen werden und wenn eine stärkere Rechtsstaats-, Bildungs- und Wirtschaftsförderung in Afrika und Lateinamerika gelingen sollte, dann halte ich einen globalen (!) Rückgang der Geburtenzahlen bereits in den 2030er Jahren für möglich – also noch deutlich früher als in den bisherigen UN-offiziellen Prognosen. Und sollte es bis dahin zumindest einigen Arche-Regionen geglückt sein, republikanisch und also monistisch-inklusiv zu bleiben sowie auch die dekarbonisierte Energie- und Wasserversorgung nachhaltig zu sichern, so könnte die Menschheit – wenn auch unter inakzeptabel hohen Verlusten – doch noch die Klima- und Wasserkrise des 21. Jahrhunderts überstehen.

Wir könnten mit klug geregelten und gemischten Wissens- und Wirtschaftssystemen nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich nach den Sternen greifen: Von einem Verständnis von Umwelt zu einem von Mitwelt reifen. Und durch demokratisches Engagement und Pflanzenkost, durch Einsparungen und den Ausbau Erneuerbarer Energien, durch Dialog sowie die Förderung von Bildung und Wissenschaft kann schon heute jede und jeder von uns an dieser Zukunft mitwirken. Mit dieser mittelfristigen Hoffnung gehe ich in kommende Jahre der “heißen Sommer” und der sich noch weiterhin global ausbreitenden Klima- und Wasserkrise.

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

23 Kommentare

  1. Vielen Dank, Herr Blume! Bei alldem, was uns berechtigterweise die Zukunft düster erscheinen lässt, sollten Christen wie Sie und ich nicht vergessen, dass wir einen Vater im Himmel haben, der trotz allem die Welt in seiner Hand hält. Das kann uns Mut machen, unser Möglichstes zu tun, um wenigstens einen Teil der drohenden Katastrophen abzumildern. Resignation wäre in dieser Situation jedenfalls eine ausgesprochen destruktive Haltung.

    • Danke, @Ruth Eisenblätter – das ist wahr!

      Es wäre für das Christentum und jede andere Religion eine Katastrophe, wenn sich apokalyptische Stimmen durchsetzen würden, die das Ende der Menschheit für unabwendbar erklären – oder sogar herbeisehnen!

      Genau davor warnte ich ja in “Rückzug oder Kreuzzug?”:

      https://shop.verlagsgruppe-patmos.de/rueckzug-oder-kreuzzug-011332.html

      Ich würde also so weit gehen zu behaupten, dass das Festhalten an Glaube, Liebe, Hoffnung Teil unserer Verantwortung, gar unserer “Christenpflicht” sind. Das wissenschaftliche Denken ist dabei anzuwenden, nicht aufzugeben. 🙂

      • Bei aller Freude über den Geburtenrückgang in China sollte man aber nicht vergessen, dass die Bevölkerung in diesem Riesenreich von 1961 bis 2021 von 660 Millionen auf 1412 Millionen Menschen angestiegen ist (gleich 1,4 Milliarden Menschen). Wenn die Bevölkerung in Deutschland in ähnlichem Maße angestiegen wäre, würden in unserem Land mittlerweile fast 160 Millionen Menschen leben, mit allen ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Konsequenzen. Es gibt noch viele andere Punkte in dem Beitrag von Herrn Blume, die kritikwürdig sind. Ein Beispiel: der Fleischkonsum in Deutschland ist leicht rückläufig. Das ändert nichts daran, dass in vielen Teilen der Welt der Fleischkonsum in den nächsten Jahrzehnten noch deutlich zunehmen wird. Schätzungsweise wird sich der Fleischkonsum weltweit bis 2050 um bis zu 50% erhöhen. Werfen wir noch einen Blick auf China: der Fleischkonsum hat in den letzten Jahrzehnten dramatisch zugenommen; mittlerweile verzehrt der Durchschnittschinese ca 75% der Fleischmenge, die ein Durchschnittsdeutscher pro Jahr zu sich nimmt. Wie oben erwähnt Leben in China gegenwärtig 1,4 Milliarden Menschen, davon aber die Hälfte in mehr oder weniger großer Armut. “Die Armut ist die härteste Nuss, die wir knacken müssen”.- so hatte sich sinngemäß vor einigen Jahren der große Vorsitzende Xi Jinping geäußert Und wenn der große Herr Xi erfolgreich ist mit seiner Politik, dann wird auch der Anteil der chinesischen Bevölkerung, der jetzt noch ein großer Armut lebt, mit seinem Konsumgewohnheiten gewaltig aufholen, seine Ernährungsgewohnheiten werden sich ändern (das heißt, es wird auch wesentlich mehr Fleisch konsumiert werden, und das von ca. 700 Millionen Menschen!) und die CO2-Emissionen im Reich der Mitte werden sich gegenüber heute noch einmal dramatisch erhöhen.
        Und noch eine Anmerkung zu der erhofften Dekarbonisierung der Wirtschaft: auf WELT ONLINE wurde am 25. Februar ein Interview von Prof. Sinn zusammengefasst, das dieser der “Neuen Osnabrücker Zeitung”gegeben hatte. In diesem Interview hatte Herr Sinn eine vernichtende Bilanz der deutschen Energiewende gezogen! Ein paar Zitate gefällig? “Deutschland ist dabei, durch seine extremistische Klimapolitik die eigene Industrie zu ruinieren und wir setzen damit ein Negativbeispiel für die ganze Welt… Das Gerede von der Vorbildfunktion und den Wettbewerbsvorteilen, die wir durch diese Politik angeblich generieren, ist Propaganda.” Deutschland habe keine Chance, bis 2045 komplett aus der fossilen Energie auszusteigen. Eine ganze Volkswirtschaft mit 83 Millionen Einwohner werde zu Versuchskaninchen gemacht, so Herr Sinn weiter. Herr Sinn ist ein kluger Mensch mit Sachverstand und Faktenwissen. (Kleine Anmerkung: in einigen Kommentaren zu Ihren Beiträgen, habe ich wiederholt darauf hingewiesen, dass es auf Jahre und Jahrzehnte unmöglich ist, eine moderne Industriestaat auch nur mit Strom aus Sonne, Wind und Biomasse zu versorgen.! Ich kann immer nur wiederholen: kein Land folgt dem deutschen Beispiel, kein Land ist so irrsinnig, oder besser keine Politiker weltweit sind so irrsinnig, die Wirtschaft ihrer Länder durch eine auf Wunschdenken beruhende Energiewende zu ruinieren.
        P.S. Eigentlich könnte ich zu fast jeden Punkt Ihres Beitrages eine durch Zahlen, Daten und Fakten fundierte Kritik anbringen. Leider ist das Verfassen von Beiträgen auf dem Smartphone kein wirkliches Vergnügen, ausserdem habe ich keinen Zugriff auf meine Büchersammlung und mein elektronisches Archiv, weil ich gerade zwei Wochen Urlaub am Roten Meer genieße. Daher bitte ich auch Rechtsschreibfehler etc. zu entschuldigen.

        • Lieber Herr Quentmeier,

          es freut mich, dass Sie immerhin schon ein Smartphone benutzen – wenn dieses auch erst 2007 entwickelt wurde.

          Denn wie auch Herr Sinn haben Sie sich leider weltanschaulich in den Markt-Ataat-Dualismus des 20. Jahrhunderts eingegraben. Einerseits jammern Sie über das bisherige Bevölkerungswachstum und den zunehmenden Fleischkonsum in China – andererseits aber beharren Sie (obwohl wie auch Herr Sinn selbst aus Steuergeldern besoldet) als wohlhabende Deutsche auf Ihrem vermeintlichen Recht auf ewiges, fossiles Wirtschaftswachstum samt industrieller Massentierhaltung. Werden also nun zu viele Ressourcen vergeudet, oder nicht? Und wenn ja, sollten sich dann nicht zuerst die Reicheren um Einsparungen bemühen? Mit ehrlich reflektierender Wissenschaft hat Ihr Dualismus leider nichts mehr zu tun.

          Falls Sie doch mal den Mut zum Überdenken Ihrer Weltanschauung finden, hier ein Radiobeitrag über die Verschränkung von Wasserkrise und Rassismus in Jackson, Mississippi, USA. 🇺🇸💧

          https://www.deutschlandfunk.de/nicht-nur-ein-wasserproblem-dauerkrise-in-jackson-mississippi-dlf-1da29766-100.html

          Die Wasserversorgung ist ein (das!) Beispiel für Infrastruktur, die nirgends und niemals dauerhaft über Marktgesetze organisiert werden konnte – sie gehört zu den Grundlagen der Daseinsvorsorge und jeder Staatlichkeit. Auch die Arbeitsplätze bzw. Pensionen von Herrn Sinn und Ihnen verdanken sich ja dem keineswegs „extremistischen“ Steuer-Staat. Es lohnt, dies mal zu bedenken.

          Ich wünsche Ihnen ein hörendes Herz und auch sonst alles Gute.

  2. Zitat: „ so könnte die Menschheit – wenn auch unter inakzeptabel hohen Verlusten – doch noch die Klima- und Wasserkrise des 21. Jahrhunderts überstehen.“
    Sicher übersteht die Menschheit beides. Nur Verschwörungsgläubige und Apokalyptiker glauben etwas anderes. Allerdings ist die Frage wie sie es übersteht, denn es wird jede Region anders treffen. Auf alle Fälle begünstigen Klima- und Wasserkrise die Migration, zuerst einmal intern vom Land in die Staat, später auch länder-/regionenübergreifend. Frontex wird in 30 Jahren (noch) mehr zu tun haben als heute.

    Die Bevölkerungsschrumpfung wird allerdings Afrika vorerst nicht betreffen. Gemäss UNO 2022 wird mehr als die Hälfte des Weltbevölkerungswachstum bis 2050 in folgenden 8 Ländern stattfinden: Democratic Republic of the Congo, Egypt, Ethiopia, India, Nigeria, Pakistan, the Philippines and the United Republic of Tanzania. 5 dieser 8 Länder liegen in Afrika. Gemäss derselben Prognose wird Nigeria im Jahr 2050 375 Millionen Einwohner haben und im Jahr 2100 546 Millionen, also mehr als die ganze EU heute.

    Es stimmt aber: Europa und Asien werden im Jahr 2100 beide deutlich weniger Bewohner haben und jeder dritte Mensch wird im Jahr 2100 ein Afrikaner sein. Europa wird im Jahr 2100 bevölkerungsmässig unbedeutend sein, denn mehr als 80% der Weltbevölkerung wird in Afrika und Asien leben und die EU wird 2100 weniger Bewohner haben als die USA.

    Vielleicht sogar wichtiger als die Bevölkerungsentwicklung ist die Entwicklung des Reichtums. Denn mehr Wohlstand bedeutet mehr Konsum, mehr Landnahme, mehr Ressourcenverbrauch. Alles spricht dafür, dass das Weltbruttosozialprodukt von jetzt bis ins Jahr 2100 jedes Jahr durchschnittlich um 3 Prozent zunehmen wird, was bedeutet, dass im Jahr 2100 der Mensch die Erde noch viel mehr umgestaltet haben wird als heute, denn mehr Wohlstand bedeutet grössere Bungalows, mehr Fernreisen, mehr von allem. Mindestens für die, die dann an der Spitze der Pyramide stehen.

    • Danke, @Martin Holzherr – ich glaube, wir dürfen sogar noch ein wenig hoffnungsvoller sein.

      Schon 2009 (!) wies ich ja auch hier auf dem Blog darauf hin, dass die “Überbevölkerung ausfällt” und rechnete mit einem Bevölkerungsgipfel um die Mitte des 21. Jahrhunderts.

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/berbev-lkerung-und-reproduktionsvorteil-durch-religion/

      Seit Jahren mehren sich jedoch darüber hinaus die Anzeichen, dass der säkulare Bevölkerungsrückgang noch viel schneller verläuft als erwartet – wie etwa das Fernsehen die brasilianische Fertilität verändert hat, so tut dies gerade weltweit mit noch größerer Dynamik das Internet. Es gibt einzelne Stimmen, die behaupten, die chinesische Bevölkerung sei bereits um über 100 Millionen Menschen gegenüber den offiziellen Zahlen geschrumpft.

      Das halte ich für nicht belegt, meine aber durchaus, dass die von Ihnen genannten UN-Prognosen noch zu hoch gegriffen sein könnten und wir auch für Afrika schnellere Rückgänge erhoffen dürfen. (Bin i.Ü. auch sehr gespannt auf die Ergebnisse der aktuellen Wahlen in Nigeria, bei denen es eine positive Überraschung geben könnte.)

      Ob das bisherige Bruttosozialprodukt unser Wohlstandsindikator sein und bleiben wird, wage ich zu bezweifeln: Schon jetzt wäre es ja BSP-“negativ”, wenn Menschen in Familien betreut werden oder Pflanzenkost ohne blutige und verschwenderische Schlachthöfe auskommt. Auch wenn Lehrerinnen und Lehrer durch künstliche Intelligenzen beispielsweise im Mathe-Unterricht unterstützt werden, könnte dies als BSP-negativ gezählt werden – was es nicht ist.

      Gerade auch Wasser wurde nie und nirgendwo auf Dauer privatwirtschaftlich-marktradikal verwaltet, sondern stets als kommunales Gut erkannt. Ich halte es also für möglich, dass sich unsere Politik-, Wissens- und Wirtschaftssysteme zum Besseren weiterentwickeln.

      • @Michael Blume: Ja, die Leute wollen mehr Wohlstand, nicht unbedingt mehr BIP. Was aber mehr Wohlstand ist lässt sich konkret recht gut bestimmen. Anhand der Lebensgestaltungswünsche der meisten. Dazu gehört etwa der typische Wunsch bis ins hohe Alter zuhause bleiben zu können, der Wunsch nach mehr Wohnfläche, mehr Reisen auch in die Ferne, mehr Gesundheitsleistungen bis hin zur Schönheitsoperation. Dazu kommen die Möglichkeiten der fortschreitenden Humanmedizin, die alle nutzen wollen, sobald sie bereit stehen. Es werden Dinge sein wie die Verhinderung der typischen Alterskrankheiten, die Verlangsamung des Alterungsprozesses, das Heilen von Krebs und so weiter. All diese Wünsche kosten etwas und viele davon sind nur mit noch mehr Wohlstand als heute schon erreichbar.

        Wenn sie schreiben: „ Ich halte es also für möglich, dass sich unsere Politik-, Wissens- und Wirtschaftssysteme zum Besseren weiterentwickeln.“, dann steht letztlich die Frage im Raum, was mit Besserem gemeint ist. Sehr vieles spricht dafür, dass mit Besserem letztlich mehr Wohlstand gemeint ist. Mehr Wohlstand bedeutet dabei fast immer, dass sich mehr Menschen das Leben leisten können, das heute nur den Reicheren möglich ist.

        • Auch die Frage nach „Reichtum“ wie „Wohlstand“ ist nicht so banal, wie sie zunächst scheinen mag, @Martin Holzherr.

          So waren Fotografien, Telefonate und Musikstücke zur Zeit meiner Jugend vielfach teurer als sie es heute etwa auf den Smartphones (seit 2007+) sind. Ich meine schon, dass dies ein Gewinn an „Reichtum“ und „Wohlstand“ sein kann, auch wenn es das BSP erst einmal senkt.

          Auch dieses Blogportal von Spektrum der Wissenschaft schafft ja ganz neue Möglichkeiten des Dialoges, zu denen ich gerne ehrenamtlich und honorarfrei beitrage. Schaffen Bildung, Wissenschaft und Wissenschaftskommunikation etwa „Reichtümer“ auch ohne Geldflüsse? Ich meine: Ja.

          Schließlich ernähre ich mich ja nun seit Jahren vegetarisch und ersetze auch Kuhmilch etc. durch Pflanzenkost. Es schmeckt mir sehr viel besser, obwohl (und weil!) dafür keine Tiere leiden müssen und viel weniger Wasser, Energie, Arbeitskraft, Flächen verbraucht, weniger CO2 und Methan ausgestoßen werden. Wohlstand trotz weniger Verbrauch? Auf jeden Fall!

          Schließlich betrachte ich als Vater auch das Lebensglück meiner Kinder und hoffentlich einmal Enkel als entscheidend auch für das eigene Lebensglück. Wie viele Generationen auch von Zugewanderten haben selbst zurückgesteckt, damit es „die Kinder einmal besser haben“.

          Und wenn Sie mir die Wahl zwischen einer Jacht bzw. Luxuslimousine oder wöchentlich neuen Büchern eröffneten – dann wäre für mich klar, dass Bücher inneren Reichtum und großartige Erfahrungen verbürgen. Gute Texte machen innerlich reich, meine ich.

  3. Was ich hier sehe, ist [wg. Holocaust-Gleichsetzung gelöscht, M.B.]…

    Wir verlieren schneller, als wir gewinnen, das Szenario ist klar: Mad Max, Resident Evil, Judge Dredd: Die Reichen und Mächtigen schnappen sich die letzten Oasen, bauen Städte, die aus einem Palast bestehen, umgeben von Slums voller Sklaven und einer Mauer, draußen Wüste, dicht bevölkert von Skeletten, mit ein paar Kannibalen obendrauf. Den Reichen geht’s super, die Armen wissen nicht, auf welcher Seite der Mauer es schlimmer ist. Je extremer die Apokalypse ausfällt, desto besser für die Reichsten, desto weniger müssen sie hinterher teilen, desto weniger Räuber müssen sie fürchten.

    Im Moment sehen wir, wie sich alle bis auf die Zähne bewaffnen, so viele Vorräte schnappen, wie es nur geht, und zu den Oasen rennen. Die Reichen auf die Bäume, die Armen zu den Bäumen, die noch Ärmeren zu den Reicheren, was mehrere Frontlinien erzeugt, als konzentrische Dämme für den Kokosnuss-Abfluss – die Paläste, Städte und ihre Mauern formen sich noch aus Fleisch und Wahn, erst wenn sie sich stabilisiert haben, werden wir sehen, welche Variante der Postapokalypse sich im Terminator-Zeitalter verwirklichen kann. Ich meine, der Unterschied zum Goldenen Zeitalter ist ja nur graduell – in guten Zeiten wachsen die Oasen, die Wüsten und Mauern schrumpfen zu dünnen Grenzen, die Oasen vernetzen sich durch Gedankenaustausch und Handelswege, bei globaler Demenz legen wir Neuronen halt den Rückwärtsgang ein.

    Die Sahara trocknet aus, das Niltal am Rhein wird zur Arche, und das ist noch breit genug, um bis zu den Alpen zu reichen. Wir pumpen die globale Gaskammer mit CO2 voll, um die Welt zu entlausen, reißen ihr die Goldzähne raus und hoffen, dass genug von den Schwächeren tot sind, bevor auch wir dran sind. Und Europa ist nur der Djemianjuk in diesem Lager – wenn die ukrainischen Hilfsarbeiter ihren Zweck erfüllt haben, gibt es keinen Grund mehr, sie am Leben zu lassen. Wenn ich China oder Amerika wäre, würde ich die Welt plündern, so lange es noch geht, dann den Stecker ziehen – ohne die Finanzsysteme, ohne Handelswege, fällt die Welt ins Koma und muss rebootet werden. Und dann gewinnt der, der die meiste Masse an Industrie und Militär hat. Das werden dann vor allem die beiden sein, vielleicht auch Indien. Europa ist zu zerstritten und chaotisch, wir werden übereinander herfallen.

    Verschwörungsmythen sind die Albträume der Verschwörer – nur im Schlaf wachen sie auf und begreifen, was sie tun, verstehen es aber nicht. Sie sehen den Reboot, doch kein Sigmund Freud sitzt an der Couch, um den Traum zu analysieren. Sehe ich auch bei Hitler – seine Ideologie wirkt, als hätte ihm der Todesengel höchstpersönlich die Welt und seine Rolle darin erklärt, und der Bauerntrampel wäre einfach zu doof gewesen, sich in dem Szenario nicht für den Messias zu halten.

    Für den letzten Weltkrieg haben sich die Staaten Mittel- und Osteuropas freiwillig zur Verwüstung gemeldet: Sie waren zu schwach, sich zu wehren, zu dumm, zu kooperieren, und der Krieg ist wie Feuer, die Schwächsten brennen zuerst. Amis haben eine starke Armee und noch genug Wirtschafts-Hardware, die Chinesen genauso, eigentlich brauchen sie nur Faschisten zu wählen, dann haben sie ausgesorgt. Wenn ich mir die Fronten ansehe: In Asien steht die Ami-Armee direkt vor den Städten Chinas, Ami-Städte sind weit weg. In Europa stehen die Russen direkt vor den Städten Europas, die chinesischen sind weit weg. Für die Chinesen macht es Sinn, den Schwerpunkt aller Ost-West-Konflikte nach Europa zu verlagern, den Amis kann’s egal sein. Ich sehe, dass sich die Chinesen die Russen als Kampfhund abrichten, die Amis die Osteuropäer, und ich sehe das Haupt-Schlachtfeld des Dritten Weltkrieges, der mit einem Stellvertreterkrieg zwischen Europa und Russland beginnt.

    Manchmal habe ich noch ein Fünkchen Hoffnung. Doch die Guten sind zu langsam, zu dumm und zu böse. Zwei Jahrzehnte von sich selbst überleben sie nicht. Todesangst und Hoffnung retten diejenigen, die die Kraft zum Leben haben, denn nur für sie gibt es Hoffnung. Für die Sterbenden machen sie alles nur noch schlimmer. Ihre Arche wurde auf Goldzähnen erbaut. Jetzt werden ihr die eigenen gezogen. Um an Gerechtigkeit in der Gladiatoren-Arena zu glauben, muss man schon auf den Tribünen sitzen. Für Gerechtigkeit ist der Gladiator zuständig. Caligula rächt nur Unrecht durch Unrecht. Auge um Auge gilt nur dann, wenn zwei Leute schon mit drei Augen blind sind. Denn die Welt strebt nach Gleichgewicht, und nur wenn wir es mögen, nennen wir es gerecht. Ave imperator, morituri te salutant.

    • Sorry, @Paul S. – die Holocaust-Gleichsetzung am Anfang Ihres Kommentars musste ich löschen. Bitte unterlassen Sie solche Relativierungen, wenn Sie nicht riskieren wollen, dass Ihre ganzen Texte wegmoderiert werden. Es gibt Grenzen des Anstands, auch im Internet.

  4. Was wollen wir? Wohin gehen wir?
    Um es vorwegzunehmen: Wir alle wollen mehr und neu kriegen nun auch Chinesen, Inder, etc. immer mehr. Immer mehr Güter, Autos, Häuser, Reisen, etc, also all das, was bis vor kurzem den US-Amerikanern vorbehalten war.

    1960 machte die US-Wirtschaft 60% der Weltwirtschaft aus und die USA waren 1960 für 30% aller Treibhausgase verantwortlich.
    2020 machten die USA noch 24% der Weltwirtschaft aus, China machten 18% der Weltwirtschaft aus und die USA waren 2020 für 14% der globalen Treibhausgase verantwortlich, China für 27%.

    1960 waren die meisten Staaten und Völker arm, 2020 sind immer noch die Hälfte der Menschheit arm, aber asiatische Länder sind am aufschliessen und machen das 21. Jahrhundert zum Jahrhundert Asiens. Das 22. Jahrhundert wird dann zum Jahrhundert Afrikas, das jeden dritten Erdbewohner stellen wird.

    Fazit: Zwischen 1960 und 2020 verdoppelte sich die Weltbevölkerung und die Weltwirtschaft wuchs zwischen 1960 und 1980 um den Faktor 80. Gleichzeitig stiegen die Treibhausgasemissionen um das 3.5 Fache.

    Prognose: Das Wachstum setzt sich fort (Verzehnfachung der Weltwirtschaft bis 2100) und als Nebenwirkung wird es um 2.5 bis 2.8 Grad wärmer sein auf der Erde. Und das für hunderte von Jahren. Alle Gletscher werden schmelzen, der Meeresspiegel um mehrere Meter ansteigen und viele Regionen werden ein ganz anderes Klima als heute besitzen.

    • Korrektur betreffend Weltwirtschaftswachstum seit 1960: Gemäss World GDP over the last two millennia Ist die Weltwirtschaft zwischen 1960 und 2020 nur um den Faktor 7 gestiegen.

      Wie von Michael Blume und Tobias Jeckenburger erwähnt, bedeutet Wirtschaftswachstum nicht automatisch mehr Energieverbrauch. Doch in den ärmeren Ländern eben schon. Im Jahr 2021 haben 600 Millionen Bewohner Afrikas keinen Elektrizitätsanschluss und der Pro-Kopf-Konsum von Strom liegt in der Subsahara im Durchschnitt um einen Faktor 10 niedriger als in Deutschland. Man kann sich sicher sein: das bleibt nicht so. Afrikaner werden zu uns hier im Westen aufschliessen wollen. Das bedeutet, dass eine Milliarde Konsumenten dazukommen, denn 1 Milliarde Afrikaner konsumieren heute im Vergleich zu Europäern und Deutschen fast nichts.

      Tatsache ist ferner, dass der Durchschnittsdeutsche mit steigendem Verdienst in den meisten Fällen nicht mehr Bücher kauft, sondern eher ein grösseres/leistungsstärkeres Auto und sich auch mehr Reisen an mehr Orte in der Welt leistet. Unter Beförderte Personen im Luftverkehr aus Deutschland nach Kontinenten liest man:
      Im Jahr 2019 (also vor der Covid-Pandemie) gab es 101 Millionen Flüge aus Deutschland in die Welt, also mehr Flüge pro Jahr als Deutschland Bewohner hat. 79 Millionen dieser Flüge hat andere europäische Flughäfen als Destination, der Rest ging am häufigsten nach Asien, dann Amerika, schliesslich Afrika. Nicht nur wird in Deutschland viel geflogen, es wird auch jedes Jahr mehr geflogen. Im Jahr 2000 waren es insgesamt 49 Millionen Flüge, im Jahr 2019 101 Millionen Flüge. Innerhalb 20 Jahren haben sich die Anzahl Flüge also verdoppelt.

      Frage: Kann Fleischverzicht den zunehmenden Flugverkehr klimamässig kompensieren?
      Antwort: Ein Flug München – New York und zurück verursacht pro Person 3‘856 Kg CO2 (davon 2.534 Kg direkte CO2-Emissionen), also 3.8 Tonnen CO2 und damit
      gerade etwa die Hälfte des durchschnittlichen CO2-Ausstosses eines Deutschen pro Jahr. Flüge können also nur schwer durch Diäten kompensiert werden.

      • Lieber Herr Holzherr,

        Danke, aber den seltsamen Vergleich von Flugreisen mit Pflanzenkost konnte ich nur als reaktant verstehen.

        Wenn das Flugreisen schon so viel CO2 emittiert – warum sollten wir dann auch noch CO2 und Methan durch industrielle Massentierhaltung verschleudern? Wäre es denn nicht logischer, jeden Sektor auf Einsparpotential zu prüfen und entsprechend zu handeln?

        Und in diesem Blogpost ging es zudem vor allem um den Mitwelt-Faktor Wasser. Warum haben Sie also nicht auch den Verbrauch an Süßwasser pro Kilo Tierfleisch aus industrieller Massentierhaltung ermittelt? Das wäre doch eine für alle interessante Recherche geworden!

    • Sehr geehrter Herr Blume,
      zuerst einmal bewundere ich Ihre Energie, diesen Blog zu betreiben und auf die vielen Zuschriften einzugehen. Aber ganz besonders bewundere ich Ihre beinharte Reaktanz gegenüber naturwissenschaftlich gesicherten Zahlen, Daten und Fakten! Ihre Antwort hat wieder einmal keine Wünsche meinerseits offen gelassen. Ein paar Anmerkungen dazu möchte ich allerdings noch anbringen. 1. Wo habe ich das Bevölkerungswachstum in China “bejammert”? Ich habe lediglich auf die entsprechenden Zahlen zur Bevölkerungsentwicklung in dem Riesenreich hingewiesen und diese mit den deutschen Zahlen verglichen, vollkommen leidenschaftslos.
      2. Dann lassen Sie leider eine typische “ad hominem”-Argumentation folgen: was hat die Tatsache, dass Herr Sinn und auch meine Wenigkeit aus Steuergeldern bezahlt werden, mit fundierter Kritik an der Energiewende zu tun? Das Grundgesetz, Artikel 5, garantiert die freie Meinungsäußerung in Wort, Schrift und Bild und es ist keine Rede davon, dass der Artikel 5 nur für Befürworter der Energiewende gilt! Kleine Anmerkung: wer zahlt eigentlich Ihr Gehalt? 3. Zitat: “Werden also nun zu viele Ressourcen vergeudet oder nicht?” Da stellt sich doch die Frage, wer vergeudet denn hier Ressourcen? Ich habe wiederholt in Kommentaren zu Ihren Beiträgen auf die hohe Effizienz der Energienutzung in Deutschland hingewiesen! Noch mal zur Wiederholung: in Deutschland werden 160 Kilogramm CO2 emittiert, um 1000 US-Dollar Bruttoinlandsprodukt zu erwirtschaften, in China sind es sagenhafte 510 kg, also mehr als das Dreifache. Auch die dort anfallenden Müllberge und das Ausmaß an Umweltverschmutzung ist um ein Vielfaches größer als in Deutschland. Mit einem Wort: die Reichen sparen bereits und zwar enorm! 4. “Dualismus” und “Reaktanz” sind offenbar Ihre absoluten Totschlagargumente, denn damit knüppeln Sie alle naturwissenschaftlichen Fakten verbal nieder. Entweder ist Ihre Argumentation auf Kritik an Energiewende und anderen Dingen selbst reaktant bis zum Geht-nicht-mehr oder Sie können schlicht und ergreifend nicht naturwissenschaftlich und analytisch denken
      5. Zu Fragen der Energiewende vertraue ich einem renommierten Wirtschaftswissenschaftler mehr als einem Religionswissenschaftler! Und anhand meiner hier schon oft genannten Zahlen zu Energieerzeugung, Energieverbrauch und Energiewende weiß ich ganz genau, ich habe recht und Sie liegen leider voll daneben. 6. Mein persönlicher Fleischverbrauch ist übrigens stark unterdurchschnittlich, er dürfte bei max. 30 kg pro Jahr liegen, während der deutsche Durchschnittsverbrauch bei über 80 kg pro Person und Jahr liegt. Insofern brauche ich mir nichts vorzuwerfen in punkto Ressourcenverschwendung. 7. Was die Wasserversorgung angeht, da stimme ich Ihnen zu: die sollte grundsätzlich staatlich organisiert sein, ebenso wie die Eisenbahn. In beiden Fällen ist ein Wettbewerb zwischen konkurrierenden Anbietern einfach nicht darstellbar.
      Ich freue mich auf Ihre Antwort!

      • Sehr geehrter Herr Quentmeier,

        Danke, dass Sie meine Geduld anerkennen, auch gegenüber steuerfinanzierten Fossil-Lobbyisten wie Ihnen freundlich und geduldig zu bleiben.

        Wie andere von uns alternden Männern auch haben Sie sich hinter wirren Berechnungen verschanzt und verhöhnen die Bereitschaft vor allem jüngerer Menschen zur Veränderung.

        Dabei erkennen Sie nicht einmal mehr, dass es in diesem Blogpost gar nicht primär um Energie geht, sondern um Demografie und Wasser.

        Sie dürfen, klar, weiterhin wissenschaftliche Erkenntnisse ignorieren, über demokratische Parteien und andere Völker schimpfen sowie Tierleichen samt Wasser- und Energieverschwendung verschlingen.

        Oder Sie könnten endlich mal mutig den Fakten ins Gesicht sehen und Verantwortung für Ihre Mitwelt übernehmen – beispielsweise im Hinblick auf die drastischen Wasserspar-Maßnahmen, die SCHON JETZT in unserem Nachbarland Frankreich notwendig werden!

        https://utopia.de/news/jede-sekunde-zaehlt-frankreich-schraenkt-wassernutzung-ein-auch-fuer-haushalte/

        Ich würde mich über mehr Mut zur Wissenschaft bei Ihnen freuen, käme aber auch mit weiterer Wissensleugnung Ihrerseits klar, denn als Religionswissenschaftler kenne ich mich mit der Psychologie reaktanter Dualisten ja sehr gut aus. 🙂

        Ihnen alles Gute, vielleicht finden Sie ja doch noch aus Ihrer fossilen Selbst-Einmauerung! 😊

  5. @Holzherr 27.02. 18:22

    „Sehr vieles spricht dafür, dass mit Besserem letztlich mehr Wohlstand gemeint ist. Mehr Wohlstand bedeutet dabei fast immer, dass sich mehr Menschen das Leben leisten können, das heute nur den Reicheren möglich ist.“

    Ich denke, dass hat viel mit dem jeweiligem Niveau zu tun. Was in den Schwellenländern eine klare Sache ist, dass kann bei uns wirklich in Frage stehen. In Pakistan wird man wenn immer möglich erstmal eine schöne kleine Wohnung mit Klimaanlage haben wollen, und was Vernünftiges zu Essen. Wohl auch gerne mal ein Stück Fleisch.

    Bei uns ist aber in der Tat sehr viel Luft nach unten. Überhaupt auch, wenn man hier sich bewusst wird, dass oben oder unten nicht wirklich eine Frage des Einkommens sein muss. Und man sich eben nicht an Wohlhabenderen orientieren muss, und daran, was die sich leisten können. Ein Bewusstsein, sich genau das zu leisten, was man wirklich braucht, und eben weder so viel zu verdienen wie irgend möglich noch überhaupt sein ganzes Geld auszugeben, das ist hier möglich.

    Ein Wandel in dieser Hinsicht ist längst im Gange, und das wird zunehmen, schätze ich. Eventuell vor allem bei heute jungen Menschen, die nicht nur die Klimakatastrophe selbst noch erleben werden, sondern die sich auch darüber hinaus die Frage stellen, wie man ein Leben denn wirklich sinnvoll gestaltet.

    Mit den teuersten und sinnlosesten Ausgaben wird man entsprechend anfangen. Dazu gehörte eben das eigene Privatauto, Urlaubsreisen in ferne Länder und auch ein Übermaß an Lebensmitteln, also an Fleischverzehr, und dass man so einkauft, dass man nichts wegwerfen muss. Das spart alles auch eine Menge Geld, dass man einerseits in die Energiewende investieren kann, aber auch, dass man die persönliche Arbeitszeiten reduzieren kann.

    Ich denke mal, das gerade junge Menschen auch nach Wegen suchen, sinnvollere Arbeit zu machen, und auch nicht zuviel des Guten bezüglich Arbeit anstreben.

    Eine gewisse Zweiteilung ist auch bezüglich der Weltbevölkerung zu sehen. Während es in den ärmsten Ländern noch eine Zunahme gibt, geht in allen anderen Ländern die Bevölkerung zunehmend zurück. Das könnte dazu führen, das wir auch zukünftig eine Situation tatsächlich vermeiden können, in der die landwirtschaftlichen Anbauflächen nicht mehr reichen.

    @Eisenblätter 27.02. 16:40

    „Resignation wäre in dieser Situation jedenfalls eine ausgesprochen destruktive Haltung.“

    Unbedingt. Die Chancen sind da, wir müssen sie nutzen, dann geht das alles auch.

    Ich denke mal, dass weniger Fleisch auf jeden Fall sehr sinnvoll ist, dass aber komplett Fleischlos nicht einmal nötig ist. Zum einen kann man die meisten Weideflächen schon mal nicht umgraben, und Äcker draus machen. Diese Flächen können zu steil, zu trocken oder zu nass dafür sein. Das bedeutet, dass wir diese Flächen wirklich nur in Form von Kühen oder Schafen nutzen können. Und neben Milch liefern diese Tiere eben auch Fleisch. Gleichzeitig bedeutet auch die Haltung von Schweinen und Hühnern eine Aufkonzentrierung des Eiweises der Futtermittel, während gleichzeitig die Erträge von Mais, Futterrüben oder Schweinekartoffeln sehr viel höher sind als bei Kulturpflanzen, die dem direktem menschlichem Verzehr dienen.

    Solange wir keinen wirklichen Mangel auf dem Weltmarkt haben, halte ich einen kompletten Fleischverzicht für schlichtweg unnötig. Aber Bioanbau, artgerechte Tierhaltung und entsprechend dann auch weniger Fleisch, Milch und Eier finde ich gut. Das mache ich gerne mit, insbesondere weil dann auch die Qualität besser werden kann. Das alleine ermöglicht schon weniger Tierisches in der Küche.

    Die Treibhausgase aus der Landwirtschaft kann man auch anderweitig als mit Fleischverzicht deutlich senken. Gülle kann man auch kompostieren, und ich vermute, dass man auch die Methanemissionen von Wiederkäuern reduzieren kann, wenn man Passenderes füttert. Sobald man hierfür eine Lösung hat, verschwindet das inzwischen ausgestoßene Methan in etwa 10 Jahren von selber.

    Es macht keinen Sinn, die Methanemissionen direkt mit den CO2-Emissionen zu vergleichen. Letztere bleiben 50 oder 100 mal länger in der Atmosphäre. Wenn man das nicht mitrechnet, rechnet man schlichtweg verkehrt und setzt in der Folge falsche Prioritäten.

    @Michael 27.02. 22:05

    „Und wenn Sie mir die Wahl zwischen einer Jacht bzw. Luxuslimousine oder wöchentlich neuen Büchern eröffneten – dann wäre für mich klar, dass Bücher inneren Reichtum und großartige Erfahrungen verbürgen.“

    Hier sind wir eben genau da angekommen, dass eben Besitz und Nutzen Dinge sind, die voneinander fast völlig unabhängig sein können. Neben der Teilhabe an Kultur, die man nicht besitzen muss, gilt dies auch für die Teilhabe an Natur. Ich muss nicht auf die Malediven fliegen, wenn ich Natur erleben will. Eine Radtour im eigenen Bundesland kann reichen, und von April bis Oktober tut es auch der Campingplatz. Das erfordert weder viel Geld, noch nennenswerten Natur- und Ressourcenverbrauch.

  6. Quo Vadis ?
    Der Klimawandel findet statt. Viele wissen das aber verinnerlicht hat es die Mehrheit der Menschen noch nicht.
    Wasserkrise ? Man schaue sich den Gardasee an, ganz Oberitalien hat zu wenig Wasser.
    Technisch lassen sich solche Entwicklungen abschwächen, wenn wir bis jetzt Öl durch die Pipelines gepumpt haben, dann wird es in der Zukunft Wasser sein.
    Und…..das Wasser wird so teuer wie das Öl werden.
    Energie….. das Paradoxe, wir haben zu viel Energie. Man muss sie nur auffangen.
    Ein Solarfeld von 500 km Länge und 500 km Breite in der Sahara könnte die ganze Erde mit Elektrizität versorgen, wenn man wollte.
    Bevölkerunsimplosion, der Name ist übertrieben. Die Veränderungen in der Altersstruktur gehen langsam voran mit Problemen, die wir uns noch gar nicht ausmalen können.
    Mal ganz brutal, in dem Roman “A brave new world” wird beschrieben wie man sich der Alten entledigt.
    Hoffnung, die bleibt immer, denn der Mensch ist erfinderisch.

  7. Es gibt Güter, die nichts gutes tun
    Gemäss SPON‘s SUV emittieren weltweit fast eine Milliarde Tonnen CO₂“ gilt:

    Weltweit stetig mehr SUV bedeuten auch stetig mehr Emissionen: Global stießen die Stadtgeländewagen im Jahr 2022 fast eine Milliarde Tonnen CO₂ aus, errechnete die Internationale Energieagentur (IEA) – laut dem britischen »Guardian« etwa so viel wie die nationalen Emissionen Deutschlands und des Vereinigten Königreichs zusammen.

    Frage: Wenn Stadtgeländewagen, also Geländewagen, die in der Stadt gefahren werden, insgesamt 1 Gigatonne CO2 pro Jahr ausstossen, also ein Vierzigstel aller vom Menschen verursachten CO2-Emissionen überhaupt, ist dann alles ok? Oder ist das ein Hinweis darauf, dass sehr viele Menschen falsche Ziele verfolgen? (Wenn man hier überhaupt von Zielen sprechen kann)

    • Hallo, Herr Holzherr? Lesen Sie noch mit?

      Es geht in diesem Blogpost mal nicht nur um CO2, sondern um (Süß-)WASSER. Jedes Kilo Fleisch aus industrieller Massentierhaltung vergeudet Unmengen Wasser. Und verursacht zudem neben CO2 auch noch Methan-Emissionen.

      Wissenschaft ist das, was auch gilt, wenn es reaktant verdrängt wird. 😉🤷‍♂️✅

      • @Michael Blume.
        Ich habe auf den Titel dieses Blogbeitrags „Hoffnung trotz Energie- und Wasserkrise. Bevölkerungsimplosion auch in China“ reagiert und diesen Titel zusammen mit dem Text so interpretiert, dass sie durch eine Bevölkerungsschrumpfung bezugsweise Wachstumsverlangsamung eine Entspannung erwarten was die Energie- und Wasserkrise betrifft.

        Meine Gegenthese: Nicht das Bevölkerungswachstum ist hauptverantwortlich für die Energie- und Wasserkrise, sondern das Wirtschaftswachstum und der zunehmende Wohlstand/Luxus.

        Dazu kommt noch: Ihre wiederholten Anpreisungen des Fleischverzichts lassen sich mit einem neuen Glaubensbekenntnis/Glaubenssystem von ihnen erklären, ändern aber an der globalen Situation der Menschheit wenig. Denn die Menschen haben im weltweiten Durchschnitt andere Probleme.

        • @Martin Holzherr

          Danke, auch für den offenkundigen Widerspruch: Wenn Sie einerseits „das Wirtschaftswachstum und zunehmende(n) Wohlstand/Luxus“ als „hauptverantwortlich für die Energie- und Wasserkrise“ benennen, dann aber umgehend auch „Fleischverzicht“ als „neues Glaubensbekenntnis/Glaubenssystem“ verhöhnen, ist der reaktante Widerspruch offenkundig.

          Entweder uns gelingen gerade auch in den wohlhabenderen Ländern stärkere Einsparungen von Emissionen und vor allem Wasserverbrauch – oder wir sind für die Folgen für Mitwelt und Mitmenschen eben auch mitverantwortlich. Hier finden Sie zum Beispiel auch Einsparpotentiale im Bereich von Textilien:

          https://www.juedische-allgemeine.de/kultur/gruene-revolution-der-bluejeans/?amp

          Bildung und Wissen verpflichten auch: Wer Wissenschaft erkennt und versteht, dann aber aus Bequemlichkeit und Reaktanz bewusst ignoriert, wirkt auch als Mann nicht überzeugend. Meine ich.

  8. von albert schweitzer stiftung zitat vom März 23: Laut den vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamts wurden im vergangenen Jahr
    allerdings immer noch rund 752,5 Millionen sogenannter Nutztiere für die Lebensmittelproduktion geschlachtet – mehr als 2 Millionen pro Tag.
    nur Deutschland
    laut Statista: Importgewicht von Fleisch (ohne Geflügel) nur aus Brasilien nach Deutschland
    2009- 45.995 tonnen
    2016-106.949 to
    2022-111.020 to

    Seit Jahren stocken klimaschädliche Industrien ihre Büros in Brüssel auf: Die Leverkusener Chemiefirma Bayer gibt jährlich laut »Lobbyfacts« knapp vier Millionen Euro aus und hat 15 Angestellte in ihrem Brüsseler Büro, der europäische Luftfahrtverband EBAA ist erst seit 2014 im Europaparlament vertreten, gibt aber seitdem jedes Jahr eine halbe Million Euro für seine vier Lobbyisten aus – hinzu kommen noch einige weitere nationale Luftfahrtverbände. Insgesamt können Firmen je nach Branche zwischen 10 und 20 Mal so viel Geld in Brüssel für ihre Lobbyarbeit investieren wie Umweltverbände. Das Argument, alle Interessenverbände hätten gleiches Recht darauf, Lobbyarbeit in Brüssel zu betreiben, läuft hier also fehl: Umweltverbände, die für einen gebremsten Klimawandel für alle kämpfen, stehen gegenüber großen Konzernen auf verlorenem Posten.

    Götze, Susanne; Joeres, Annika. Die Klimaschmutzlobby: Wie Politiker und Wirtschaftslenker die Zukunft unseres Planeten verkaufen (German Edition) . Piper ebooks. Kindle-Version.

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