Verschwörungsfragen 44 – Islamischer, rechter und linker Querfront-Antisemitismus

Schon als junger Erwachsener kämpfte ich gemeinsam mit muslimischen, christlichen und jüdischen Engagierten auch gegen zugewanderten Antisemitismus. Aber erst ab 2016 erkannte ich, dass wir es hier nicht nur mit antijüdischen “Vorurteilen”, sondern mit sehr viel gefährlicheren Verschwörungsmythen zu tun hatten. In Erinnerung an meinen lieben Freund und Mentor Meinhard Mordechai Tenne (1923 – 2015) und sein großes Engagement im jüdisch-christlich-islamischen Trialog spreche ich in der Verschwörungsfragen-Folge 44 den gefährlichen Antisemitismus islamischer Herkunft sowie die gefährlichen Querfront-Kombinationen mit linken und rechten Extremisten an.

Die Podcast-Folge 44 “Antisemitismus in islamisch, rechts und links. Von den Grauen Wölfen bis Abdullah Öcalan” finden Sie zum Hören wie immer auf podigee sowie auf allen einschlägigen Podcast-Portalen wie Spotify und ITunes.

Als pdf-Skipt können Sie die Folge auch hier abrufen, oder im folgenden als Fließtext (mit-)lesen:

In einer sehr groben Betrachtung der Weltgeschichte erscheinen gerade auch jüdische und islamische Menschen einander seit Urzeiten als verfeindet und es gebe wenig Hoffnung auf ein gelingendes Zusammenleben. Doch wer genauer hinschaut, entdeckt sehr viel feinere Nuancen: So gab es auch immer wieder fruchtbare Zeiten des Zusammenlebens und nicht nur der große, jüdische Gelehrte Maimonides (1134 – 1204) schrieb in arabischen Alphabet-Buchstaben.

Heute ist mehr als ein Fünftel der israelischen Staatsbevölkerung nichtjüdisch, davon ein Großteil muslimisch. Auch zur aktuellen Regierungskoalition in der Knesset gehört auch eine islamisch-arabische Partei. Während die schiitische Theokratie des Iran noch immer die Zerstörung Israels anstrebt und dazu auch Bündnisse mit sunnitischen Ablegern der Muslimbrüder wie der terroristischen Hamas im Gaza-Streifen pflegt, erkennen andererseits mehr und mehr arabische Staaten in den „Abraham-Abkommen“ den Staat Israel an, werden gegenseitige Botschaften und Fluglinien eröffnet sowie Dialoggespräche geführt. Selbst im Irak fordern inzwischen vor allem kurdische Stammesoberhäupter mutig die Aufnahme offizieller Friedensgespräche mit Israel.

Die simple Wahrheit ist, dass sich der Islam ebenso wie das bereits in Podcast-Folge 6 thematisierte Christentum sowohl judenfreundlich wie judenfeindlich, sowohl semitisch wie antisemitisch auslegen lassen. So finden sich im Koran sowohl sehr anerkennende wie auch sehr abwertende Aussagen gegenüber Jüdinnen und Juden. Sogar die Gebetsrichtung – die Qibla – der frühen Muslime war zunächst nach Jerusalem gerichtet, bevor sie schließlich gen Mekka gewechselt wurde.

Vertreter eines islamisch bekräftigten, oft israelbezogenen Antisemitismus betonen dabei oft, die späteren, kriegerischen Verse der Zeit von Medina hätten die früheren, freundlicheren, mekkanischen Aussagen aufgehoben. Vertreter einer semitischen Lesart des Islams halten dagegen, dass gerade die frühen, judenfreundlichen Verse die spirituelle Essenz des Koran enthielten, während sich die späteren Aussagen nur auf konkrete, vor allem politische Konfliktsituationen bezögen.

In gleicher Weise werden auch die kriegerischen Konflikte zwischen muslimischen und jüdischen Stämmen schon in den späten Jahren des Propheten ganz unterschiedlich gelesen und wird erbittert gestritten, welche Texte und Hadithe – überlieferte Taten und Aussagen des Propheten und seiner Gefährten – tatsächlich historisch oder spätere Hinzufügungen wären. Tendenziell können dabei ernsthaft arbeitende Historikerinnen und Historiker auch immer wieder auf Phasen glücklichen Miteinanders verweisen. Doch ihre antisemitischen Gegner behaupten, genau diese Phasen islamischer Toleranz seien dann von den vermeintlichen jüdischen Weltverschwörern gemeinsam mit anderen Minderheiten ausgenutzt worden, um die islamischen Reiche erst zu unterwandern und dann zu zerstören.

Der Dönme-Verschwörungsmythos

Eine besondere Rolle spielt dabei der ursprünglich osmanische Verschwörungsmythos um die Dönme. Diese religiöse Tradition entstand aus der Anhängerschaft des jüdischen Messias-Anwärters Sabbatai Zwi (1626 – 1676) im 17. Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Von den osmanisch-islamischen Herrschern vor die Wahl gestellt, ob er seinem Anspruch, der Messias zu sein, abschwören und sich zum Islam bekehren oder die Hinrichtung wählen wolle, entschied sich Zwi für die Konversion.

Viele seiner jüdischen Anhängerinnen und Anhänger folgten ihn in diesem Schritt samt der Verbannung auf den Balkan und nicht wenige blieben doch davon überzeugt, dass sich Zwi dereinst als der wahre Messias erweisen werde. So entstand die Gemeinschaft der Dönme, die nach jüdischem Verständnis klar zum Islam übergetreten und also nicht mehr jüdisch war, nach Lesart von immer mehr Muslimen aber als Teil der angeblichen, jüdischen Weltverschwörung gedeutet wurde und wird.

Rund zwei Jahrhunderte nachdem der Begriff der „razza“ im christlichen Spanien gegen die Gültigkeit der christlichen Taufe aufgekommen war – wie in Folge 14 dieses Podcasts erklärt – entfaltete sich also ein ebenso rassistischer, antijüdischer Verschwörungsmythos in der islamischen Welt.

Islamisch-rechtsextremer Antisemitismus

So besuchte beispielsweise der spätere Gründer der türkischen Republik, Kemal Atatürk (1881 – 1938) als Kind eine Reformschule im damals osmanisch beherrschten Saloniki, die von einem Dönme gegründet worden sei. Viele arabische und türkische Rechtsextremisten wie etwa Anhänger der sogenannten „Grauen Wölfe“ und der ihr verbundenen MHP-Partei schließen bis heute daraus, dass Atatürk unter dem Einfluss der vermeintlichen jüdischen Weltverschwörung gestanden habe oder selbst aus einer albanischen Dönme-Familie stammte.

Das ursprünglich ganz und gar nicht islamische, sondern schamanistisch-neopagane und dezidiert anti-arabische Symbol des „Grauen Wolfes“ weist dabei bereits darauf hin, dass türkische Rechtsextremisten oft dem Islam ebenso ablehnend gegenüberstanden wie deutsche Rechtsextremisten dem Christentum.

Auch die ursprünglich aus Russland stammende, dann über Antisemiten in Europa und den USA verbreitete Fälschung der sogenannten „Protokolle der Weisen von Zion“ erreichte ab den 1920er Jahren die arabische und islamische Welt und wird heute weltweit von antisemitischen Verschwörungsgläubigen geglaubt. Dass ihre Texte längst als schlechte Plagiate überführt, in sich widersprüchlich und sowohl christlichen wie islamischen Lehren widersprechend sind, hat ihrer leider weltweiten Verbreitung kaum geschadet.

Eine verhängnisvolle Rolle für den islamischen Antisemitismus spielte dabei der mit Adolf Hitler verbündete Großmufti Mohammad al-Husseini, den wir in Folge 7 dieses Podcasts über das kurdisch-irakische Judentum und Ezidentum bereits kennengelernt haben.

Denn der glühende Antisemit al-Husseini lehnte nicht nur jeden Kompromiss mit jüdischen Zugewanderten und Geflüchteten ab. Er ließ auch schon lange vor der Staatsgründung Israels im damaligen Palästina sowohl Juden wie kompromissbereite Araber ermorden und entfesselte bereits 1941 in Bagdad die sogenannten „Farhud-Pogrome“. Der deutsche und arabische Antizionismus war auch in ihrer antisemitischen Mordlust schon lange vor der Neuentstehung Israels verbunden. Ungewollt trug al-Husseini damit aber wiederum dazu bei, dass Hunderttausende aus der arabischen und persischen Welt vertriebene Jüdinnen und Juden in Israel, Europa und den USA Zuflucht suchten.

Heute gibt es ebenso einen islamischen wie einen christlichen Antisemitismus. Oft wird dabei die Religion jedoch eher im Sinne einer antisemitischen Querfront gegen religiöse und ethnische Minderheiten, gegen Oppositionelle und Homosexuelle instrumentalisiert als wirklich gelebt oder sogar durchdacht.

Das sogenannte „deutsche Christentum“ in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und die sogenannte „türkisch-islamische Synthese“ in den letzten Jahrzehnten bis heute weisen daher auch über ihren Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus hinaus viele Ähnlichkeiten auf.

Linksextremer Antisemitismus

Aber auch arabische, türkische und kurdische Linksextremisten knüpften am tradierten Antisemitismus an, den sie – wie in Podcast-Folge 11 bereits geschildert – als israelbezogenen Antizionismus weiterführten. Die deutschen Linksterroristen der RAF ermordeten gemeinsam mit palästinensischen Verbündeten gezielt auch Jüdinnen und Juden und wurden wiederum aus dem sozialistischen Ostblock und konkret der DDR unterstützt.

Und auch der kurdische Linksextremist und Anführer der in Deutschland verbotenen PKK Abdullah Öcalan verkündete in Band III seiner auch auf Deutsch neu aufgelegten, sogenannten „Soziologie der Freiheit“ von 2009, dass die türkische Republik maßgeblich auf verschwörerische Dönme zurückzuführen sei, wie überhaupt jeder Nationalstaat „zionistisch“ geprägt sei.

In einer pseudo-wissenschaftlichen Vermischung von Marx, Nietzsche und Soziologie mitsamt Begriffen wie „Rassismus“, „Ökologie“ und Gendersternen verkündete Öcalan in diesem Werk, dass nicht erst die USA und der weltweite „Kapitalismus“ durch jüdische und Dönme-Verschwörer gelenkt würden. Auch schon das Christentum sei von diesen Superverschwörern als „Rache am römischen Reich“ gegründet worden. Nur beim Islam sei er sich noch nicht ganz sicher. Als Grundlage für ein demokratisches Miteinander taugt dieses pseudo-wissenschaftliche und antisemitische Machwerk, auf das mich Peter Zegers hinwies, nicht.

Keine schöne Lektüre: Antisemitische Dönme-Verschwörungsmythen, Marx und Nietzsche im Band 3 der “Soziologie der Freiheit” von Abdullah Öcalan. Foto: Dr. Michael Blume

Wirklich schockierend ist dabei jedoch, dass gerade auch dieses Buch Öcalans von zahlreichen Linksintellektuellen aus Süd- und Mittelamerika sowie aus Europa eingeführt, kommentiert und rezensiert wurde, die an seinen bizarren, antisemitischen Verschwörungsmythen offensichtlich nichts auszusetzen fanden!

Antisemitische Querfronten auch in Deutschland

So mag es also nicht verwundern, dass sich antisemitische Querfront-Allianzen aus rechten und linken, nichtreligiösen, neuheidnischen, islamischen und christlichen Extremisten auch in Deutschland immer wieder fanden und finden.

Inhaltlich werden sie durch nichts anderes zusammengehalten als durch ihre obsessive Feindschaft gegen Israel, der derzeit einzigen Demokratie mit Gewaltenteilung im gesamten Nahen Osten. Auf den aus dem Iran gesteuerten, berüchtigten Al-Quds-Demonstrationen in Berlin versammelten sich deutsche Rechts- und Linksextremisten mit muslimischen Antisemiten und sogar vereinzelten jüdischen Ultraorthodoxen, die die Existenz des jüdischen Staates Israel ablehnten, da dieser von säkularen Zionisten und eben nicht von einem Messias gegründet worden war.

In Rap-Songs des zum Islam konvertierten Deutschen Felix Blume a la „Kollegah“ fanden sich ebenfalls heftige Mischungen aus US-amerikanischem Rechtsextremismus und islamischen Verschwörungsmythen, die wiederum in deutscher Sprache gerappt wurden.

Der Antisemitismus des 21. Jahrhunderts ist ein längst globales und digitales Phänomen, das in verschiedensten Sprachgruppen, religiösen und politischen Subkulturen tradiert und immer neu kombiniert wird.  

Ein Ausdruck dieser längst internationalen, anti-israelischen Querfront ist die antisemitische BDS-Bewegung für „Boycott, Divestment, Sanctions“, die sich als Menschenrechtsbewegung ausgibt, sich aber einseitig und ausschließlich gegen Israel richtet. Zu den gravierenden Menschenrechtsverletzungen etwa im seit 2007 Hamas-regierten Gaza-Streifen, in Syrien, im Iran, in Myanmar oder China haben BDS-Aktivist:innen wenig bis gar nichts zu sagen. Nach dem deutschen Bundestag wies auch der baden-württembergische Landtag 2018 mit dem Antrag zur Schaffung meines Amtes die antijüdischen und antiisraelischen BDS-Boykottaufrufe klar zurück und erteilte mir den Auftrag, auch diesen zu begegnen.

Doch auch in der UNO und in internationalen Klimaschutzbewegungen halten sich noch immer starke, antisemitische Traditionen. So setzte 2019 Roger Hallam, ein Mitgründer der Klimabewegung „Extinction Rebellion“ wiederholt die Klimakrise mit dem nationalsozialistischen Genozid gleich.

2021 gaben angesichts von Konflikten um Jerusalem und der Hamas-Raketenangriffe auf Israel auch viele politisch linksgerichtete „Fridays for Future“-Sektionen weltweit ihre sonst ausdrücklich betonte, politische Neutralität auf und stellten sich bis zur Gewaltverherrlichung auf die Seite der antisemitischen Terrororganisation und der BDS-Bewegung. Die deutsche Sektion von „Fridays for Future“ distanzierte sich zwar von diesen antisemitischen Ausbrüchen, verweigert jedoch bis heute darüber jede inhaltliche Auseinandersetzung.

Auch einige christliche, sogenannte „Friedensgruppen“ verbünden sich weiterhin mit Antisemit:innen muslimischer Herkunft.

Nie wurde ich im kirchlichen Kontext so heftig beschimpft wie bei einer solchen „antizionistischen“ Konferenz in der Evangelischen Akademie Bad Boll 2018, deren Antisemitismus ich direkt und offen ansprach – was im Ergebnis jedoch immerhin auch zu einer Kurskorrektur der Akademieleitung beitrug.

Aus meiner Sicht bleibt es unerträglich und darf nicht unwidersprochen bleiben, wenn in kirchlichen Räumen israelbezogener Antisemitismus geduldet, ja geschürt wird. Nicht nur in vielen afrikanischen, mittel- und südamerikanischen Kirchen, sondern auch in vielen islamischen Traditionen wird weiterhin Antisemitismus tradiert und vor allem der Staat Israel als „weißes“, „rassistisches“ und „kolonialistisches Apartheid-Regime“ gedeutet, das als verlängerter Arm der USA und Europas dem Weltfrieden im Wege stünde.

Einer der Teilnehmer der damaligen Konferenz in Bad Boll, der mich heftig anging, war der deutsch-jüdische Publizist Abraham Melzer. Erst im Januar 2018 hatte er eine Klage gegen die damalige Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, verloren. Melzer hatte das Gericht aufgefordert, ihr zu untersagen, dass er „für seine antisemitischen Äußerungen regelrecht berüchtigt“ sei.

Doch das Landgericht München wies die Klage Melzers zurück, hatte dieser doch unter anderem auf einer pro-palästinensischen und antisemitischen Demonstration gesprochen, auf der Parolen wie “Jude, Jude feiges Schwein, komm´ heraus und kämpf´ allein!”, “Scheiß-Juden, wir kriegen euch!” und “Hamas, Hamas, Juden ins Gas” gebrüllt worden waren.

Melzer habe dagegen nach Feststellung des Gerichtes behauptet, auch solche Parolen seien, Zitat „nicht `judenfeindlich´ sondern schlimmstenfalls antiisraelisch, anti-zionistisch und ein Ausdruck von Wut, des Zorns und Verzweiflung angesichts des Massenmordes an ihren Freunden und Verwandten in Gaza“, ja sogar „eine durchaus verständliche Reaktion, für die sich keiner entschuldigen muss“ – Zitat Ende.

Das bereits in Folge 2 dieses Podcasts analysierte, im Kern rassistische Argument, Menschen jüdischer oder arabischer Herkunft könnten als vermeintliche „Semiten“ doch gar keine Antisemiten sein, hatte auch das Münchner Gericht als falsch erkannt und zurückgewiesen.

Es ist jedoch leider bis heute sowohl unter deutschen wie nichtdeutschen Rassist:innen und Antisemit:innen weit verbreitet und wird gerade auch in Diskussionen etwa um arabischen Antisemitismus noch immer vorgebracht.

Die Verbreitung von islamischem Antisemitismus

Sehr gerne würde ich Ihnen nun versichern, dass der islamische Antisemitismus nur ein zahlenmäßiges Randphänomen in Deutschland ausmachen würde.

Doch schon als Mitgründer einer Christlich-Islamischen Gesellschaft vor allem junger Christ:innen und Muslim:innen in der Region Stuttgart begegnete mir das Thema noch vor der Jahrtausendwende. Die meisten Attacken gegen solchen Dialog und Brückenbau erhielten wir zwar aus der deutsch-rechten und christlich-fundamentalistischen Ecke von Leuten, die sich gegen respektvolle Gespräche und jede „Vermischung“ von Kulturen und Völkern aussprachen. Aber auch einige christliche und muslimische Stimmen vor allem südeuropäischer und türkischer Herkunft fanden, an allen Konflikten und Krisen seien letztlich jüdische und US-amerikanische Verschwörer schuld, gegen die wir uns als Christen und Muslime doch zusammenschließen sollten.

Gegen diese antisemitische Verschwörungsmythen suchten wir damals den Dialog mit der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs in Stuttgart. So entstanden Begegnungen, gemeinsame Projekte und schließlich Freundschaften, die viele von uns damals jungen Menschen tief und bleibend prägten.

Dass der damalige IRGW-Vorsitzende und Holocaust-Überlebende Meinhard Mordechai Tenné (1923 – 2015) diese Arbeit und auch meinen Namen ein Jahr vor seinem Tod in seine Autobiografie aufnahm, hat mich sehr berührt. Meinhard, dessen Mutter und Schwester durch die Nationalsozialisten ermordet worden waren, der danach in Israel kämpfte, aber schließlich nach Deutschland zurückkehrte, Reisen nach Israel organisierte und sich intensiv für das Miteinander mit christlichen und muslimischen Menschen engagierte, gehört zu den großen Vorbildern meines Lebens. Die heutige Podcast-Folge erscheint an seinem 6. Todestag und soll an sein Wirken im jüdisch-christlich-islamischen Trialog für das Miteinander der Religionen erinnern.

So nahm ich also den Antisemitismus auch muslimischer Herkunft durchaus wahr, unterschätzte aber noch lange seine Reichweite. Erst als Leiter eines humanitären Sonderkontingentes im Irak 2015/16 dämmerte mir angesichts des massiven Antisemitismus, dass hier mehr als nur „Vorurteile“ im Spiel waren. Auch manche unserer arabischen, kurdischen und türkischen Verbündeten waren fest davon überzeugt, dass hinter dem selbsternannten „Islamischen Staat“ eine Verschwörung des israelischen Mossad und der US-amerikanischen CIA stünden. Dass die islamische Welt ab dem 16. Jahrhundert bildungsmäßig erstarrt und schließlich auch wirtschaftlich und militärisch abgestürzt war, wurde oft als Ergebnis einer Dönme-Weltverschwörung gedeutet.

Und selbst ezidische Kinder hatten uns berichtet, dass sie in arabischen Schulen lernen mussten, dass Juden angeblich Hörner an den Köpfen hätten. In Folge 7 dieses Podcasts habe ich die tragische Geschichte des irakisch-kurdischen Judentums und Ezidentums auch schon einmal vorgestellt.

Kurz nach unserer Rückkehr aus dem Irak zog dann 2016 auch noch ein deutscher Arzt namens Dr. Wolfgang Gedeon in den baden-württembergischen Landtag ein, der in seinen ewig langen Texten massiven Antisemitismus bis hin zur Fälschung der sogenannten „Protokolle der Weisen von Zion“ präsentierte. Für ihn war wiederum klar, dass die muslimische Zuwanderung nach Europa ein Werk von verschwörerischen „Zionisten“ war.

In der religionswissenschaftlichen Auseinandersetzung mit diesem massiven Antisemitismus plädierte ich daher ab 2016 in einem Spektrum-Artikel dafür, nicht länger fälschlich von „Verschwörungstheorien“ zu sprechen, sondern von sehr viel mächtigeren und gefährlicheren „Verschwörungsmythen“. Ich machte darauf aufmerksam, dass über längere Zeiten verinnerlichte und kombinierte, antisemitische Verschwörungsmythen den Charakter einer „umgedrehten Religion“ annehmen, in dem die Verschwörungsgläubigen an die Weltherrschaft einer bösen, zionistischen Superverschwörung glauben.

Im Zusammenhang mit der Covid19-Pandemie eskalierende, digitale Sekten wie die US-amerikanische QAnon und die deutsche Querdenken-Bewegung haben diesen Punkt nach meiner Einschätzung leider klar bestätigt. Und falls Sie sich jemals gefragt haben, warum beim versuchten Sturm auf den deutschen Reichstag in Berlin nicht nur Reichsbürger-, sondern auch Türkeifahnen wehten, dann wissen Sie jetzt Bescheid: Im gemeinsamen Feindbild der vermeintlichen jüdisch-zionistischen Weltverschwörung verbinden sich rechte und linke, religiöse und säkulare Verschwörungsgläubige zu einer globalen Querfront. Der Antisemitismus ist zu einer Art digital beschleunigten, umgedrehten Weltreligion geworden, in der sich regional unterschiedliche Verschwörungsmythen immer neu verbinden.

Bewusst spreche ich im Kontext von digitaler Radikalisierung von verschwörungsmythologischen Sekten. Screenshot zum Begriffs-Blogpost, Michael Blume

2018 schlugen mich dann die jüdischen Landesgemeinden von Baden und Württemberg gemeinsam – und ohne mich vorher zu fragen – für das Amt des Antisemitismusbeauftragten vor. Da Gespräche zur Bildung einer Bundesregierung damals einen zweiten Anlauf brauchten, wurde ich von Landtag und Landesregierung zum ersten Beauftragten gegen Antisemitismus bestellt, dem Felix Klein auf Bundesebene und inzwischen mehrere Kolleginnen und Kollegen in weiteren Bundesländern folgten.

FRA-Daten aus 2012 und 2018

Ebenfalls aus 2018 stammte die nach 2012 zweite, europaweite Befragung von Jüdinnen und Juden der EU-Agentur für Menschenrechte FRA zu antisemitischen Erfahrungen. Dabei wurde europaweit ein massiver Anstieg antisemitischer Vorfälle vor allem, aber längst nicht mehr nur im Internet festgestellt. Antisemitische Verschwörungsgruppen sammelten und radikalisierten sich im Netz, bevor ihr Hass auf die Straßen schwappte.

Befragt nach dem Hintergrund der Personen, von denen die schlimmsten, antisemitischen Vorfälle der letzten 5 Jahre ausgegangen seien, berichteten zum Beispiel Jüdinnen und Juden aus Ungarn, diese seien zu 46 Prozent von rechtsgerichteten und zu 18 Prozent von christlich-extremistischen Anschauungen ausgegangen, dagegen nur zu 3 Prozent von linksgerichteten und zu 2 Prozent von muslimischen Menschen.

In Spanien wurden dagegen mit 34 Prozent vor allem antisemitische Übergriffe von Links berichtet, gefolgt von 17 Prozent muslimisch-extremistischen und 11 Prozent rechten Übergriffen.

In Deutschland hatte sich jedoch das muslimisch-extremistische Feld mit schockierenden 41 Prozent weit vor den Rechtsextremismus mit 20 Prozent, den Linksextremismus mit 16 Prozent und den christlichen Extremismus mit 5 Prozent geschoben. Auch in Frankreich war der muslimische Antisemitismus mit 33 Prozent aller berichteten Vorfälle an die Spitze gerückt, gefolgt von 21 Prozent linken und 7 Prozent rechten Übergriffen.

Und auch in baden-württembergischen Schulen und in Gesprächen mit Lehrenden sowie Flüchtlingshelfer:innen begegnete ich immer wieder drastischen Fällen und Schilderungen von Antisemitismus.

Wir müssen uns endlich schonungslos klarmachen, dass ein Teil der nach Deutschland Zugewanderten aus der arabischen, türkischen, generell islamisch geprägten und teilweise auch osteuropäischen Welt auch heute noch davon überzeugt ist, eine zionistisch-westliche Weltverschwörung sei für den schlechten Zustand ihrer Herkunftsländer verantwortlich.

Manche weigerten sich, an Lehrinhalten über das Judentum und den Holocaust auch nur teilzunehmen; oder Weltkarten zu akzeptieren, auf denen der Staat Israel eingezeichnet war.

„Yahudi – Jude“ wird auch auf süddeutschen Schulhöfen als Schimpfwort verwendet. Und mancherorts kam es tatsächlich zu Mobbings gegen Schülerinnen und Schüler, die als „jüdisch“ oder „zionistisch“ deklariert wurden.

Wieviel schlimmer es in anderen Regionen Deutschlands schon längst geworden war, las ich erst 2021 im Buch „Ein nasser Hund ist besser als ein trockener Jude“ des deutsch-iranischen Juden Arye Sharuz Shalicar, der im Gang-Milieu von Berlin-Wedding aufwuchs. Hier wurde er, obwohl selbst säkular, eben nicht nur mit türkischem und kurdischem, sondern auch mit arabischem und iranischem Antisemitismus in einem Ausmaß konfrontiert, das ihn fast gebrochen hätte.

Nach seinem Dienst bei der deutschen Bundeswehr wanderte Arye nach Israel aus, hält aber bis heute intensiven Kontakt nach Deutschland. Sein ebenso wichtiges wie aber auch beklemmendes Buch ist inzwischen auch verfilmt worden, war aber bislang leider nur in wenigen Kinos zu sehen. Dabei ist bereits in unserem Nachbarland Frankreich zu sehen, wohin es führt, wenn ganze Stadtviertel dem Antisemitismus überlassen werden.

Auch Baden-Württemberg ist trotz aller Erfolge in Integration und Bildung leider stark von zugewandertem Antisemitismus betroffen. Der erste von inzwischen drei Angriffen gegen die Synagoge in Mannheim alleine innerhalb der letzten sechs Monate fand im zeitlichen Zusammenhang mit dem Gaza-Konflikt statt. In Freiburg genehmigte ein Gericht gegen den Einspruch der Stadt eine antisemitische, links-arabische Pro-Hamas-Demonstration am Ort der von den Nazis zerstörten Synagoge. Und in Ulm verübte mutmaßlich ein Deutschtürke einen Brandanschlag auf die neue Synagoge, der sich während der eingeleiteten Fahndung wie zuvor schon Attila Hildmann in die Türkei absetzte.

Doch als ich dies gegenüber einem muslimischen Aktivisten aus Berlin ansprach, der wegen des Attentates von Ulm tagelang fälschlicherweise die deutsche Republik beschimpft und verunglimpft hatte, erfolgte nicht etwa eine selbstkritische Auseinandersetzung, sondern eine linke Solidarisierung mit dem Aktivisten bis hin zu einer bizarren „Dienstaufsichtsbeschwerde“ durch die BDS-nahe, sogenannte „Jewish Voice for Peace“.

Bis heute begegne ich den Vorhaltungen, dass derjenige den deutschen Rechtsextremismus verharmlose, der auch Antisemitismus unter Linken und Migrant:innen thematisiere. Umgekehrt gibt es nicht wenige Rechtsextreme, die mir aufgrund meiner Ehe mit einer Muslimin türkischer Herkunft vorwerfen, ich sei doch sicher auch selbst Teil einer Weltverschwörung. Auf der Todesliste von „Nürnberg 2.0“ fand ich mich bereits 2011, später gemeinsam mit dem zwischenzeitlich ermordeten Kollegen Walter Lübcke. Und erst vor wenigen Wochen stellte die Generalstaatsanwaltschaft Sachsen die Ermittlungen gegen einen deutschen Twitterer ein, der öffentlich verkündet hatte, ich sei ein „falscher Jude“, der seine „Daseinsberechtigung verwirkt“ habe. Der deutsche Anwalt Chan-Jo Jun hat diese Einstellungsverfügung auf YouTube treffend kommentiert.

Antisemitismus bedroht auch die Verschwörungsgläubigen selbst

Dagegen kann und will ich nur immer wieder bekräftigen, was ich in 2019 in „Warum der Antisemitismus uns alle bedroht“ ausformuliert hatte: Der Verschwörungsglauben an eine vermeintliche, jüdisch-zionistische Weltverschwörung hat sich mit inzwischen jeder größeren religiösen, weltanschaulichen und politischen Tradition unseres Planeten vermischt. Es gibt längst nicht nur einen antiken, christlichen, islamischen und marxistischen Antisemitismus, sondern auch hinduistische und buddhistische Formen teilweise in Ländern wie Japan, in denen es kaum je jüdische Gemeinden gegeben hat.

Antisemitismus ist auch nicht aus dem Verhalten jüdischer Gemeinden und israelischer Politik entstanden, sondern sammelte sich seit der Antike deswegen an, weil das Judentum als erste Religion der Weltgeschichte die leicht zu lernende Alphabetschrift kanonisierte und damit zur ersten Religion des Buches und der Bildung evolvierte.

Sem wird weder in der Thora noch im Koran als Begründer einer Sprachgruppe oder gar „Menschenrasse“ vorgestellt und es gibt im Judentum ebenso viele Sprachen und Hautfarben wie in Christentum, Islam und Humanismus. Nein, Schem gilt in der jüdischen Tradition als erster Begründer einer Schule in Alphabetschrift, die wir alle übrigens bis heute nach den ersten beiden hebräischen Buchstaben Aleph und Beth benennen.

Auch das Christentum entstand nicht als verschwörerische, jüdische Dönme-Rache an Rom, sondern aufgrund der Übersetzung der hebräischen Thora in das griechische, Sems Bruder Japhet zugeschriebene Alphabet. So wurde aus dem jüdischen Rabbi Jehoschua der griechische Jesus Christus, der dann nicht mehr als Aleph bis Taw, sondern als Alpha und Omega, A und O, verstanden wurde.

Auch der Koran wurde in semitisch-arabischer Alphabetschrift geschrieben und blühte Jahrhunderte nicht zuletzt durch die Aufnahme persischer, griechischer und vieler weiterer Impulse auf. Auch die Stagnation und der bis heute reichende Niedergang der islamischen Zivilisationen hatte nichts mit einer Weltverschwörung zu tun, sondern mit dem Verbot des Buchdrucks arabischer Lettern vom 15. bis ins 19. Jahrhundert. Kemal Atatürk führte das lateinische Alphabet nicht deswegen auch in der Türkei ein, weil er ein Dönme gewesen wäre – sondern weil er den riesigen Bildungsabstand zwischen der jungen Republik und Europa wieder schließen wollte.

Antisemitismus bedroht immer auch, aber niemals nur jüdisches Leben. Jede religiöse, ethnische und sexuelle Minderheit, jede Bildungs-, Reform- und Oppositionsbewegung, jede Wissenschaftlerin, Autorin und jeder demokratische Politiker kann heute beschuldigt werden, selbst Teil der angeblichen, zionistischen Weltverschwörung zu sein. Und indem sie ihr Leben an hass- und angsterfüllten Verschwörungsmythen ausrichten, sich dabei zunehmend Vernunft und Dialog, Wissenschaften und Medizin bis hin zu Impfungen entziehen, schaden Antisemit:innen am Ende sich selbst.

Hätte die Hamas nach den bisher einzigen freien Wahlen im von Israel bereits 2005 geräumten Gaza-Streifen nicht auf Antisemitismus und Terror, sondern auf Bildung und Entwicklung gesetzt, so könnte das an Israel und Ägypten grenzende Gaza heute bereits ein Singapur am Mittelmeer sein. Stattdessen werden gerade auch palästinensische Oppositionelle brutal durch Gewalt und Folter unterdrückt, während auch Hilfs- und Steuergelder aus Europa für weiteren Antisemitismus und Terror zweckentfremdet werden. Ich fürchte, dass wir in Afghanistan unter den Taliban ganz ähnliche Entwicklungen zu erwarten haben.

Heute ist bereits der gesamte eurasische Gürtel von Nordafrika bis China von der Klimakatastrophe betroffen. Mehrjährige Dürren haben verzweifelte Menschen aus den syrischen, irakischen und afghanischen Dörfern getrieben und bestehende Konflikte angeheizt.

Ich spreche von einer Serie von „Hitzemorden“, zu der auch der Genozid an den Ezid:innen durch den selbsternannten „Islamischen Staat“ im August 2014 zu zählen ist. Und inzwischen steigen die Temperaturen in Bagdad jeden Sommer auf über 50 Grad, ist mit dem Karun auch der einzig schiffbare Fluss im Iran faktisch ausgetrocknet, brennen Wälder von Algerien bis Jerusalem. Immer größere Regionen des eurasischen Gürtels werden rapide unbewohnbar und es ist schlichtweg Wahnsinn, wenn gerade auch westliche Linke unter diesen Vorzeichen den einseitigen Hass gegenüber Israel unter Menschen muslimischer Herkunft sogar noch befeuern.

Stattdessen handeln jene muslimisch geprägten Akteure weise, die sich um Dialog und Zusammenarbeit gerade auch in Fragen von Wasser, Bildung und Entwicklung bemühen, den Antisemitismus auch in den eigenen Reihen in die Schranken weisen und damit auch die Zukunftschancen aller verbessern. So bezieht beispielsweise Jordanien inzwischen Wasser aus den israelischen Meerwasser-Entsalzungsanlagen, während umgekehrt der Bau jordanischer Solarparks gerade auch für Israels Energiehunger angedacht wird. Kluge Religionsgelehrte sowohl orthodoxer wie liberaler Prägung treffen und beraten sich und in Deutschland haben Mouhanad Khorchide und Walter Homolka gerade ein weiteres, islamisch-jüdisches Buch herausgebracht.

Wem wirklich etwas an den oft großartigen Menschen südeuropäischer, türkischer, kurdischer, arabischer, israelischer, persischer, afrikanischer, pakistanischer, afghanischer und generell jeder Herkunft liegt, der nimmt die Überwindung aller regionalen Traditionen des Antisemitismus ganz genauso ernst wie jene des deutschen und westlichen Rechtsextremismus.

Antisemitische Gruppen wie die türkischen „Grauen Wölfe“, die kurdische PKK, die sunnitische Hamas und die schiitische Hisbollah radikalisieren gerade auch über Vereine, Moscheen und digitale Medien junge Menschen in Deutschland, gründen Ableger wie Banden und Rockergruppen, zocken sowohl einheimische wie zugewanderte Ältere finanziell ab und nutzen unser Land für Kriminalität, Gewalt und Geldwäsche. Dass es auch deutsche Antisemiten gibt, spricht doch gerade dafür, auch diese Machenschaften endlich konsequenter zu bekämpfen.

Mir ist sehr bewusst, was ich etwa von Gläubigen der islamischen Ahmadiyya verlange, wenn ich sie im Dialog auf antisemitische Texte in ihren Traditionen, sogar aus den Federn früherer Kalifen anspreche. Sie waren und sind auch heute noch selbst Opfer islamisch legitimierter Verfolgungen und Verschwörungsvorwürfe und können ihre Religion fast nur in liberalen Demokratien des Westens einschließlich des jüdischen Staates Israel leben.

Dennoch fällt die ehrliche Auseinandersetzung und Distanzierung von antisemitischen Texten oft schwer, locken Abblocken und Verdrängen als vermeintlich leichterer Ausweg – ob es um islamische Kalifen, den christlichen Reformator Martin Luther, den Kommunisten Karl Marx oder den Anthroposophen Rudolf Steiner geht. Sogar für Kleinigkeiten wie die in der Podcast-Folge 43 geschilderte Reform der von den Nazis „entjudeten“ Buchstabiertafel bekomme ich eimerweise üble Post von Menschen – vor allem von Männern -, die sich schon durch das bloße Hinterfragen ihrer Gewohnheiten angegriffen fühlen und bisweilen aggressiv reagieren.

Es tut allen Menschen weh, auch das kritisch zu überprüfen, was die je eigenen Identitäten und Hoffnungen trägt. Und ich betone dies auch deswegen so, weil ich auch selbst in der Auseinandersetzung mit antisemitischen Traditionen in Christentum und Liberalismus erfahren habe, wie sehr das aufwühlt und schmerzt. Akademische Titel schützen davor gar nicht, sondern erleichtern nur das Ausweichen und Verdrängen.

Zur gemeinsamen Bekämpfung des Antisemitismus gehört schließlich auch, die Abermillionen nicht-antisemitischen Migrant:innen mit und ohne islamischen Hintergrund vor Verallgemeinerungen und Rassismus zu schützen und jenen entgegen zu treten, die etwa Israelflaggen und jüdische Symbole nur zur Ausgrenzung von Zugewanderten und Geflüchteten missbrauchen.

Der gleiche Arye Shalicar, der in seiner Biografie die vielen negativen Erlebnisse mit islamisch geprägten Antisemitismus in Berlin schilderte, erwähnte darin auch die positiven Begegnungen mit nicht-antisemitischen Muslimen und schrieb am 10. September 2021 in der „Jüdischen Allgemeinen“ die treffende und lesenswerte, online frei zugängliche Kolumne: „Für Israel, aber gegen Muslime? Bye, bye rechte Follower!“

Erlauben Sie mir als Abschluss dieser Folge daher das Fazit, dass sich Antisemitismus nur dann glaubwürdig bekämpfen lässt, wenn dabei „jeder“ Antisemitismus entschieden angegangen wird. Wer bei Einheimischen oder Zugewanderten, bei Rechts- oder Linksextremen, bei Nichtreligiösen oder Religiösen, bei Christ:innen oder Muslim:innen, bei einseitigen „Israelkritikern“, islamfeindlichen Ethnonationalisten oder jungen Klimaschützer:innen gar nicht so genau hinschauen will, handelt sowohl gegenüber jüdischen Menschen wie auch gegenüber den Verschwörungsgläubigen und schließlich gegenüber sich selbst schwach und niederträchtig. Der Holocaust-Überlebende und spätere Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel hat dies in den treffenden Satz gekleidet, dass es uns Menschen leichter fiel, die dunkle Seite des Mondes zu erforschen als die dunkle Seite unseres eigenen Herzens.

Doch gerade auch von diesem inneren Kampf wird am Ende abhängen, ob und wie unsere gemeinsame Zukunft auf dem blauen Planeten aussehen wird. Zu welcher Identität, Herkunft, Hautfarbe, Religion und Weltanschauung wir uns auch zählen: Ich bitte Sie, nicht nur der jüdischen Gemeinden und der israelischen Demokratie zuliebe zur Überwindung von Verschwörungsmythen beizutragen – sondern auch um Ihrer selbst Willen, ja für Ihre Kinder und Enkel.

Denn der verschwörungsmythologische Glaube an die Weltherrschaft böser, zionistischer Mächte ist nicht nur faktisch falsch, sondern bedroht auch unsere eigenen Herzen, unsere eigene Entwicklung und unser zunehmend vielfältiges Zusammenleben. Wir können Antisemitismus mit Bildung, Wissen und Begegnung durchaus überwinden, Mensch für Mensch – wenn wir bei uns selbst und im eigenen Umfeld anfangen und nicht wegschauen, wenn er immer wieder neu zu uns tritt. Keiner von uns durfte entscheiden, woher wir kommen. Aber es liegt an uns zu entscheiden, wohin wir gemeinsam gehen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Bitte bleiben Sie gesund.

 

Quellen:

Khorchide, Mouhanad & Homolka, Walter (2021): Umdenken! Wie Islam und Judentum unsere Gesellschaft besser machen. Herder

Shalicar, Arye Sharuz (2020): „Ein nasser Hund ist besser als ein trockener Jude“, dtv Taschenbuch

Beck aktuell (2019): LG München I. Knobloch gewinnt Rechtsstreit um Antisemitismusvorwurf. Online: https://rsw.beck.de/aktuell/daily/meldung/detail/lg-muenchen-i-knobloch-gewinnt-rechtsstreit-um-antisemitismusvorwurf

Blume, Michael (2019): Warum der Antisemitismus uns alle bedroht. Patmos

Murtaza, Muhammad Sameer (2019): Schalom und Salam. Wider den islamisch verbrämten Antisemitismus. Info3-Verlag

Staatsministerium BW (2019): 1. Bericht des Beauftragten gegen Antisemitismus BW (mit FRA-Zahlen, S. 18): https://stm.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/dateien/PDF/190701_StM_Bericht_Beauftragter_gegen_Antisemitismus_B-W.pdf

Weinstock, Nathan (2019): Der zerrissene Faden. Wie die arabische Welt ihre Juden verlor. Ca-Ira Verlag

Blume, Michael (2017): Islam in der Krise. Patmos

Sammons, Jeffrey (2016): Die Protokolle der Weisen von Zion. Die Grundlage des modernen Antisemitismus – eine Fälschung. Wallstein

Sacks, Jonathan (2015): Not in God’s Name. Confronting Religious Violence. Schocken

Tenne, Meinhard (2014): Aus meinem Leben. Stiftung Stuttgarter Lehrhaus

Kaufmann, Thomas (2011): Luthers >Judenschriften<. Mohr Siebeck

Öcalan, Abdullah (2009): Soziologie der Freiheit. Band III. Mezopotamien Verlag Neuss, Neuauflage 2020 bei UNRAST-Verlag, Münster

Diner, Dan (2002): Feindbild Amerika. Über die Beständigkeit eines Ressentiments. Propyläen

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

47 Kommentare

  1. Es ist immer wieder … welch “Fässer” für den wettbewerbsbedingten Profit an wettbewerbsbedingten Verschwörungen Du aufmachst, dabei kann man es ganz einfach formuliert aufzeigen wie die gemeinsame Erbsünde allseits und gänzlich ohne irrsinnig-wettbewerbsbedingten Kommunikationsmüll aufgelöst werden kann: Die Wahrheit des Gemeinschaftseigentums “wie im Himmel all so auf Erden” wird euch frei machen und das ist nicht nur die Wahrheit des Geistes nach dem vegetativen Leben! 👋😎

  2. Sogar die Gebetsrichtung – die Qibla – der frühen Muslime war zunächst nach Jerusalem gerichtet, bevor sie schließlich gen Mekka gewechselt wurde.

    Ich kriege das auf die Schnelle nicht recherchiert, daher behaupte ich das vorläufig ohne Quellenangabe:

    Was mich schwer beeindruckt hatte bei der Revisionistischen Schule der Islamwissenschaft, war, daß sie belegten, daß der frühe Islam in Jerusalem dieselben Bräuche pflegte wie in Mekka, also etwa die Umrundung des Felsendoms. Mehr noch: Die Wallfahrt nach Jerusalem war eine Hadsch. Heute ist ja verpflichtend für jeden Muslim, zu erstreben, wenigstens einmal im Leben nach Mekka zu wallfahren; im Mittelalter konnte das durchaus abgegolten werden mit einer Wallfahrt zum Mekka gleichgestellten Jerusalem.

    Die Revisionisten glauben, daraus ableiten zu dürfen, das Jerusalemer Heiligtum sei womöglich das Ältere, das Ursprünglichere, womöglich das Vorbild für Mekka.

    Allerdings ist damit Antisemitismus bzw. Antijudaismus entsprechend der christlichen Substitutionstheologie nicht ausgeschlossen.

    • Ansonsten Glückwünsche zum einem zur derzeit hohen Schlagzahl Ihrer Beiträge, Sie sind gegenwärtig sehr produktiv. Zum Anderem zur Ehre, sich mit diesem Beitrag viele weitere Feinde redlich erworben zu haben. Sowohl die Grauen Wölfe wie die PKK-/YPG-Freunde gegen sich aufzubringen, Muslimbruderschaft, Schiiten, die alle in einem Beitrag, das schafft nicht jeder.

      Aber das finde ich auch ein interessantes Phänomen. „Wie stehst Du zu Israel?“, das geht durch alle Lager. Wir haben vergangenes Jahr gesehen: Wer für ein eher strengeres Corona-Regime eintritt, der wird auch in Klimafragen eher dafür eintreten, auf die Wissenschaft zu hören. Aber aus einer politischen, weltanschaulichen oder religiösen Haltung kann ich noch nicht abschätzen, wie einer zu Israel und zu den Juden steht. FFF, das war ja wirklich eine üble Überraschung. – Gibt ja auch fanatische Islamhasser, die genau daraus einen unbedingten Einsatz für Israel ableiten, immerhin pi-news kommt aus dieser Ecke.

      • Danke, @Alubehüteter. Tatsächlich „gönne“ ich mir gerade eine Pause des privaten Twitter-Accounts, dort bis zum 1.11. allenfalls wenige RTs:
        https://twitter.com/BlumeEvolution/status/1440898972113989632

        Es ist wirklich erstaunlich, wieviel Kräfte von Twitter eben auch gebunden werden…

        Ja, dass neben z.B. Grauen Wölfen, Hamas und Hisbollah auch Abdullah Öcalan und die PKK eine üble Mischung aus Dönme-Verschwörungsmythen, Marx und Nietzsche präsentierte, habe ich selbst überprüft und mit Abscheu gelesen. Aber es hilft ja nichts: Wenn ich von uns doch erwarte, gegen jeden Antisemitismus anzugehen, kann ich ihn selbst nicht nach Lagern verschweigen. Dass das nicht allen passt – klar. 💁‍♂️

        • Öcalan überrascht mich tatsächlich. Hatte mich da auch ein bißchen eingelesen. Auf deutschen Webseiten, meist den Autonomen nahe, liest sich Royava mit einer Faszination, mit der in diesen (auch in meinen) Kreisen in den 80ern Nicaragua beobachtet wurde. Bewaffneter Arm der einstigen Fundi-Grünen: feministischer Ökosozialismus, basisdemokratisch, durchaus auch Privateigentum, lieber aber auf genossenschaftlicher Basis, Schulen. (Kritiker meinen, na, aber doch alles in den Händen der YPG. Eine andere Partei zulassen: Praktisch doch sehr schwierig.) Öcalan habe im Gefängnis eine große Wende gemacht weg vom alten Stalinismus (von dem die alte PKK allerdings noch mehr geprägt sei), weg vor allem vom Seperationismus; Nationalstaatlichkeit sei eh ein überholtes Konzept, also auch ein kurdischer. Deniz Yücel immerhin kommt unter anderem zu diesen Schluß und fordert, die PKK in Deutschland wieder zu legalisieren, die sei längst abgekehrt von ihren mafiös-stalinistischen Wurzeln und Strukturen – was ihn nicht beliebter in der Türkei gemacht haben wird.

          Man konnte die YPG gerade ja auch mit Blick auf die Jeziden doch bei aller Vorsicht auch mit einiger Sympathie beobachten. Schade.

          Fällt Ihnen das auch auf? Alles da unten in Anatolien, wo immer man sich beschäftigt, irgendwann wird man umweht von … Pesonenkult geht entschieden zu weit, aber die haben da immer so Lichtgestalten: Öcalan, Erdogan, Gülen. Also nicht schon beinahe Quasi-Religionsgründer wie Lenin oder Hitler, aber mehr als charismatische Politiker wie Brandt oder Fischer, das sind auch mehr als Popstars, da scheint schon etwas Überirdisches durch, ein besonderer Segen, eine Auserwähltheit. Eine Verehrung, die über Fandom hinaus geht. Gibt es dafür Erklärungsansätze? Bei den Berzani-Kurden kriege ich das nicht so mit. Das ist ein hoch angesehener Clan, die sind wichtig, aber das war es dann auch schon.

          • Tatsächlich sind in noch traditionellen Gesellschaften persönliche Beziehungen (und Loyalitäten) noch wichtiger als institutionelle – ältere Republiken sind noch die Ausnahme, nicht die Regel. Und wie wir doch sehen, bleiben selbst gewachsene Demokratien nicht vor tyrannophilen Rückschlägen gefeit…

            Mich schockiert jedoch, dass Legionen vermeintlich „kritischer“, v.a. linker Intellektueller diesen Dönme-Antizionismus-Antisemitismus im Werk Öcalans nicht wahrnahmen – nicht wahrnehmen wollten. Das ist schon krass und zeigt, wieviel Arbeit noch zu leisten ist.

  3. Schauen wir uns erst mal den westlichen Antisemitismus an: Vor achtzig Jahren fielen die Nazis nicht weiter auf, sie waren nur eine regionale Ausprägung eines imperialistisch-rassistischen, von Sozialdarwinismus und der Staatsreligion Nation geprägten globalen Zeitgeistes. Dementsprechend fanden die Alliierten auch nichts dabei, politisch motivierte Grenzverschiebungen mit Nazi-Argumentation zu rechtfertigen: Nach dem Krieg erhielten Osteuropäer und Juden alte Siedlungsgebiete „zurück“. Heute hat sich das Denken gewandelt, wir haben in der Schule gelernt, dass Nazis bäh sind, halten viel von Fair Play und wenig von Heuchelei, und der vom Staat und politischer Korrektheit immer noch gepredigte Adolf-Doublethink erzeugt eine qualvolle kognitive Dissonanz, die vor allen den Nazis nützt, weil die mit „kognitiv“ bekanntlich nicht viel am Hut haben – Menschen fliehen mental dorthin, wo’s Hirnchen nicht weh tut, und Extreme aller Art locken mit wohltuender Lobotomie. Unser hochneurotischer Anti-Antisemitismus gehört zu den mächtigsten Triebkräften des hochneurotischen Antisemitismus. Irrsinn und Irrsinn schaukeln sich gegenseitig hoch.

    Passiert ist passiert, uns bleibt nur übrig, die Sauerei möglichst unblutig aufzuräumen. Menschen leben nicht in Staaten, sie leben in Häusern, und ich halte es für das Beste, sich eine Argumentation zurechtzubiegen, die sie darin belässt – also den Status Quo als Anfangswert festzuschreiben, doch, von ihm ausgehend, nicht mehr zu sündigen. Wenn viele Völkchen ihre Vorfahren auf dasselbe Grundstück verorten, gehört es rechtmäßig dem mit der größten Keule – sowohl Sieger wie Verlierer folgten bislang dieser Mentalität, also waren sie mit den Konsequenzen einverstanden. Aber wir müssen auch akzeptieren, dass wir bis vor einer Minute, bevor Sie mit dem Lesen dieses Textes angefangen haben, primitive Wilde waren, geprägt von Aberglauben und Stammesegoismen. Für Israel würde das bedeuten, es bleibt, wo es ist, aber ändert seine Asi-Allüren gegenüber den Palästinensern, die Palästinenser reagieren gefälligst angemessen darauf. Man muss auch zwischen Staat und Volk unterscheiden: Israel wird als weißes, rassistisches, kolonialistisches Apartheid-Regime gesehen, weil es eins ist, aber das hat nichts mit dem Judentum zu tun, viele Staaten verhalten sich ähnlich. Es geht um Macht, das Judentum wird als billige Ausrede verwurstet, weil’s zufällig zur Hand ist, Menschen machen das immer so. Die Antisemiten kreiden den Juden als Sünde an, was sie bei sich selbst als Tugend sehen, die Prosemiten machen’s umgekehrt, aber beide profitieren irgendwie davon: Wahrnehmung folgt Nutzen, wir sehen die Welt, wie es nützlich ist, nicht, wie es wahr ist.

    Unser Doublethink hat bis heute die ganze Welt geprägt, einschließlich des Islams. Nur ist dort, aufgrund verkehrter Machtinteressen, ein Spiegelbild entstanden: Wir dichten den Juden Dornenkronen und Heiligenscheine an, sie halt Hörner. Soweit ich erkennen kann, sind’s aber Menschen, weder besser noch schlechter, als alle anderen auch. Und Menschen haben Teufeln Hörner verpasst, weil sie sie sonst nicht von sich selbst unterscheiden könnten, ist nun mal so. Der Heiligenschein markiert hingegen nur den Teufel, dem man gerade vorübergehend nichts Teuflisches antun darf, weil er einem gerade hilft, Dritten Teuflisches anzutun.

    Philosophien, Ideologien, Weltanschauungen, sind meist nicht mehr als Uniformen im Krieg – sie werden zwei Affenhorden auf den Leib geschneidert, die wegen Territorien, Bananen und Weibchen aufeinander einprügeln. Was Sie beschreiben, ist die menschliche Art des gegenseitigen Niederbrüllens: Der Gorilla tötet mit den Händen, der Mensch mit dem Verstand, also trommeln sich Denker beider Seiten mit den Hirnen auf die Brust, reißen ein paar Bäume aus und toben lautstark umher, um den Gegner mit den scharfen Keulen ihres Geistes einzuschüchtern. Wenn Sie sich diverse Dispute der heutigen Zeit anschauen, werden Sie zum Beispiel feststellen, dass beliebige Statistik-Zahlen oft Dezibel bezeichnen – ich bin der Lauteste hier, du halt’s Mündlein.

    Verschwörungstheorien sind kollektive Träume – Ursache und Wirkung sind falsch, die Bilder sind falsch, doch sie bleiben Symptome der Realität, und lassen sich leicht deuten. Oft sind die Verschwörungstheoretiker selbst die Verschwörer: Es gibt keine QAnon-Weltverschwörung, es gibt eine Menschheit, die seit Jahrzehnten den Kühlschrank plündert und kackt, wo sie steht, weil sie glaubt, mit viel Dünger füllt der sich schon von selber, und nun winselt, dass ihr irgend jemand den Kühlschrank leer gefressen hat und sie in Scheiße ertrinkt – an uns selbst kann es nicht liegen, wir fressen und kacken doch so brav und fleißig wie immer, und wenn wir alles richtig machen, muss doch jemand Anderes schuld sein, oder? Wir halten uns für schlau, weil wir intellektuell damit überfordert sind, das kosmische Ausmaß der eigenen Dummheit zu erfassen. Oder gar zu akzeptieren. Die meisten Menschen haben nicht die Bildung oder den Verstand, sich mit komplexen Philosophie-Keulen zu verdreschen, sie nehmen halt was Buntes aus dem Kino und verkochen es mit den Evergreens aus dem Repertoire animalischer Instinkte – wenn Sie in der Affenwelt mit Ihrem Kadaver das Wasser vergiften, oder als Grippe-Hexe Hordenmitglieder anstecken, wird es als Böswilligkeit Ihrerseits ausgelegt, weil dem Tier die kognitiven Fähigkeiten fehlen, es anders zu sehen. Doch Intellektuelle wie Muggles tun das Gleiche mit verschiedenen Waffen – ob ich mit scharfer Keule oder stumpfem Holzkopf morde, hängt davon ab, was zufällig in meiner Reichweite herumliegt, der Mord an sich bleibt gleich.

    Unser neurales Waffensystem mag intelligent sein, doch auf den Abzug drückt immer noch ein Schimpanse. Und je weniger wir das wahrhaben wollen, desto mächtiger wird er, denn es ist purer Affeninstinkt, sich zur Herrenrasse über das Tierreich zu erheben, die eigene Horde als Auserwählte zu sehen. Das Bisschen von uns, das an der Evolution zum Menschen nicht ganz gescheitert ist, hat so was nicht nötig, wozu denn? Der Affe in uns braucht artgerechte Tierhaltung – dazu gehören auch Wahnvorstellungen wie Horden-Patriotismus, Alphamännchen-Religionen, Revieransprüche, eben auch der animalische Größenwahn. Prügeln darf man das arme Vieh nicht allzu sehr, dann fletscht es die Zähne und wird zum christlichen Satan, der sich für Gott hält, der den Satan bekämpft, und wir werden zu wirr im Schädel, als dass der Verstand das managen könnte. Aber wenn wir uns im Ernstfall wie Affen verhalten, werden wir auch nur Affenlösungen finden: Macht ist Recht, Morden heißt Siegen. Vielleicht wird’s Zeit für einen weiteren Evolutionsversuch. Wenn wir den gemütlichen Käfig verlassen müssen, dürfen wir keine Affen mehr sein, sondern Zoowärter.

  4. Für mich sind die Ähnlichkeiten zwischen judenfeindlichen Mythen der letzten Jahrtausende und dem neuesten Irrsinn erstaunlich. “Sinistre Kulte rauben Kinder, um ihr Blut auszusaugen” – davon schrieb der englische Benediktiner Thomas von Monmouth im 12. Jahrhundert, und das verkünden Leute wie Jebsen, Hildmann und Naidoo noch im 21… sicher ohne ihre Vorläufer zu kennen.

    Die Blut-Leben-Magie scheint uralt zu sein. Vielleicht stammt sie noch aus der Steinzeit? Gibt es archäologische Hinweise? Jedenfalls scheint der Mythos bei Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen dieselbe düstere, atavistische Resonanz zu erzeugen.

    Er ist wiederkehrendes Element in Romanen, Filmen, Rollenspielen. Keine Terroristengruppe verzichtet darauf. Und es gibt sogar eine Blutmagie für Biologen, unter der Bezeichnung “Therapeutic plasma exchange”. Du meine Güte.

  5. @Paul S 30.09. 08:26

    Ich denke, der Mensch kann doch mehr als nur Affenhordeninstinkte. Auch ist ein Nationalstaat was anderes als eine autonome Stammesgesellschaft. Es gehört hier einiges an Organisation dazu, wenn man auch manchmal auf die Instinkte zurückgreift, die noch aus Hordenzeiten übrig geblieben sind.

    Letztlich bleibt uns vorerst der Nationalstaat, mangels einer weiteren optimalerweise weltweiter funktionierender Organisation. Innerhalb der EU ist schon einiges erreicht. Weltweite Standards, an die man sich überwiegend hält, die sind finde ich durchaus in Sicht. Sofern man die gemeinschaftlichen Aufgaben und Herausforderungen sicherstellt, und sich ansonsten friedlich verhält, wäre auch schon das meiste geschafft.

    Dagegen stehen die, die aus Partikularinteresse heraus den Weg der Vernunft nicht wollen, und die dann am meisten stören. Und dann auch versuchen, an den Instinkten anzuknüpfen.

    • Die Juden sind Menschen wie alle “anderen” auch.
      Erst mit dem Judentum, was auch in/aus einer (bewussten???) Fehlinterpretation von zu entwickelndem Verantwortungsbewusstsein entstanden ist, wird es zynisch, konfus und heuchlerisch-verlogen, wie alle “anderen” Religionen auch, die sich dann auch, in wettbewerbsbedingter Symptomatik, um eine bewusstseinsbetäubende Vorherrschaft des zeitgeistlich-reformistischen Kreislaufes des imperialistisch-faschistischen Erbensystems ereifern – armselig und deshalb kein Wunder, wenn daraus noch mehr Kommunikationsmüll entsteht!?

      Mensch ist geschaffen, um im Ebenbild seines Ursprungs, die Umwelt/Schöpfung mit gemeinsamer/ganzer Kraft des Geistes wirklich-wahrhaftig gottgefällig / zweifelsfrei-eindeutig vernünftig zu steuern, NICHT zu besteuern, usw. 👋😎 Schöpfung, NICHT Wert(ab)schöpfung, gilt es mehr als nur zu erkennen, dann klappt es auch mit dem Klimawandel, bzw. es gibt dann keinen, oder andere Bedrohungen.

      “Es war seit jeher den Epigonen vorbehalten, befruchtende Hypothesen des Meisters in starres Dogma zu verwandeln und satte Beruhigung zu finden, wo ein bahnbrechender Geist schöpferische Zweifel empfand.” Rosa Luxemburg

      – Diese ernüchternde Erkenntnis, ist wohl treffender als die Popper’sche Philosophie-Theorie, bzw. macht sie klarer zu dem was sie sehr viel mehr ist!? 👋😎

      • Nein, @hto, Popper ist um Dimensionen weiter als Ihr um wirre Bibelzitate angereicherter, marxistischer Historizismus.

        Nehmen wir Ihre, nun ja, Hauptthese:

        „ Erst mit dem Judentum, was auch in/aus einer (bewussten???) Fehlinterpretation von zu entwickelndem Verantwortungsbewusstsein entstanden ist, wird es zynisch, konfus und heuchlerisch-verlogen, wie alle “anderen” Religionen auch, die sich dann auch, in wettbewerbsbedingter Symptomatik, um eine bewusstseinsbetäubende Vorherrschaft des zeitgeistlich-reformistischen Kreislaufes des imperialistisch-faschistischen Erbensystems ereifern – armselig und deshalb kein Wunder, wenn daraus noch mehr Kommunikationsmüll entsteht!?“

        1. Dass Sie den Einbruch des Schlechten „Erst mit dem Judentum“ beginnen lassen, ist bezeichnend. Die teilweise bereits riesigen Imperien davor mit Sklaverei, Königs- und Adelshäusern, Armeen und Kriegen blenden Sie ebenso aus wie bedeutende Religionen wie den frühen Zoroastrismus (der Gut und Böse mit je einer Gottheit identifizierte, auch Messianismus und Engelslehren entwickelte) oder den frühen Hinduismus inklusive Kastensystem. Stattdessen beginnt in Ihrer Verschwörungsmythologie alles Übel „erst mit dem Judentum“, das u.a. die Alphabetisierung und die kastenfreie Ebenbildlichkeit aller (!) Menschen mit Gott in die Religionsgeschichte einführte. Das ist keine ernsthafte, wissenschaftliche Theorie, sondern abgeschmackter Antijudaismus.

        2. In Ihrer Folgeformulierung sei das Judentum „auch in/aus einer (bewussten???) Fehlinterpretation von zu entwickelndem Verantwortungsbewusstsein entstanden“ – also nicht nur aus einem Irrtum, sondern aus einer sogar denkbar geplanten Manipulation, einer Verschwörung.

        Auch wenn Rest-Marxisten wie Ingo Elbe es nicht wahrhaben wollen, läuft ökonomistisches Geschwurbel genau darauf hinaus, wenn nicht akzeptiert wird: Judentum und Thora gewannen ihre wegweisende Form aus dem Medium der Alphabetschrift zum heute kanonisierten Mittelpunkt jeder Synagoge mit 304.805 handgeschriebenen Alphabet-Buchstaben. Nicht nur Ihre eigene Verwendung von Alphabetschrift, sondern Ihr Begriff der menschlichen „Verantwortung“ setzt bereits die semitisch-jüdische Medien- und Mythentradition einer in Alphabeten tradierten Instanz voraus, vor der sich alle Menschen zu ver-antworten haben.

        3. In Ihrer wütenden Abschlussthese vollbringen Sie dann den üblichen, antisemitischen Zirkelschluss: Sie machen das Judentum nicht nur für „alle anderen Religionen“ verantwortlich (was auch religionsgeschichtlich schlicht falsch ist), ebenso für „Wettbewerb“, für „bewusstseinsbetäubende Vorherrschaft“ – welch antisemitischer Klassiker – und schließlich für „den zeitgeistlich-reformistischen Kreislauf des imperialistisch-faschistischen Erbensystems“. Juden haben also auch den Faschismus hervorgebracht.

        Herzlichen Dank, dass Sie uns allen hier demonstrieren, in welche Abgründe des Verschwörungsglaubens und Antisemitismus konsequent hinter Karl Popper geschwurbelter Marxismus auch heute noch führt. Da wäre ggf. auch A. Öcalan noch „beeindruckt“ – ich bin es nicht. Marxismus isch ideologisch over.

  6. @Blume

    zu 1. Es gibt Juden die ein anderes / wirklich-wahrhaftiges Judentum, das waren/sind nicht nur Gründer des Sozialismus/Kommunismus.

    zu 2. Schuld- und Sündenbocksuche kommt nicht von ungefähr!?
    Jesus ist jedenfalls nicht für unsere Sünden gestorben.

    zu 3. Die imperialistisch-faschistische Schlechtigkeit, der Wettbewerb und das “gesunde” Konkurrenzdenken gab es schon vor 1. 😉 👋😎

    • Ja, klar, @hto: Weil Sie nicht gleich alle Jüdinnen und Juden der angeblichen Weltverschwörung (bei Ihnen: „Bewusstseinsmanipulation“) bezichtigen, sollen wir Ihren Antisemitismus nicht merken. Genau so lame ist argumentieren auch Rechtsextreme.

      Schön, dass Sie ganz genau „wissen“, wofür Jesus und Millionen anderer Juden (nicht) gestorben seien. Verzeihen Sie mir bei dieser Art von Fragen bitte etwas erkenntnistheoretische Demut.

      Und sehr schön, dass Ihnen inzwischen zu dämmern beginnt, dass das Judentum eben ganz objektiv keine Verschlechterung der Situation armer und weiblicher Menschen mit sich brachte, sondern eine Demokratisierung durch Alphabetisierung. Schade, dass Sie das erfahrene Leid unzähliger nichtjüdischer wie auch jüdischer Menschen dann aber gleich wieder durch Smileys ironisieren.

      Verschwörungsmythen vergiften das Herz, auch wenn sie marxistisch verpackt sind.

  7. Blume: “Schön, dass Sie ganz genau „wissen“, wofür Jesus und Millionen anderer Juden (nicht) gestorben seien. Verzeihen Sie mir bei dieser Art von Fragen bitte etwas erkenntnistheoretische Demut.”

    Also ich weiß nicht ob das extrem / geradezu verbrecherisch frech ist, oder vielleicht einfach nur krankhaft-dumm, denn ich bin ganz sicher kein Antisemit und/oder Holocaust-Leugner.

    • Nö, @hto, Sie leugnen die Verbrechen des Faschismus nicht. Sie schreiben vielmehr „Erst dem Judentum“ die Schuld an der Entstehung des angeblichen „imperialistisch-faschistischen Erbensystems“ zu! Wie auch z.B. Öcalan hinter jedem Nationalismus nur „Zionismus“ wahrnimmt.

      Genau solche Täter-Opfer-Umkehr können Sie auch im Werk Ihres libertären „Kollegen“ Tilman Knechtel finden:
      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/verschwoerungsfragen-9-adolf-hitler-als-rothschild-verschwoerer-der-libertaere-antisemitismus/

      Wenn Sie keinen Antisemitismus (mehr) verbreiten wollen, dann liegt die Entscheidung darüber ganz bei Ihnen. Niemand außer Ihnen selbst kann den Ausweg aus Ihrer selbstgebauten marxistischen Verschwörungsmythologie finden. Ehrliche, auch selbstkritische Erkenntnistheorie nach Popper könnte dabei helfen.

      • Blume: “Sie schreiben vielmehr „Erst dem Judentum“ die Schuld an der Entstehung des angeblichen „imperialistisch-faschistischen Erbensystems“ zu!”

        Mir scheint es liegt am Kopf, denn das wir schon vor dem Judentum am Erbe der faschistischen Imperien zu leiden haben, bzw. das der Zeitgeist die jeweiligen hierarieschen Ismen damit reformiert, das habe ich auch Dir schon einige Male geschrieben!?

        Faschismus bedeutet Gewalt, die der Nationalsozialismus in der geschichtlich bisher gewohnten Eskalation zur Perversion perfektioniert hat, und die Leute wie Du nicht als Erbsünde und schon garnicht als Grund zur kompromisslos-konsequenten Veränderung verstanden wissen wollen!?

        • Was Sie konkret über die Rolle des Judentums in Ihrer marxistischen Verschwörungsmythologie geschrieben haben, kann hier jeder nachlesen, @hto.

          Selbstverständlich ist es erfreulich, wenn Sie Fehler in Ihrer Argumentation einsehen und korrigieren. Doch es wäre glaubwürdig, diesen Erkenntnisfortschritt dann auch zuzugeben – statt nachträglich die eigenen Texte zu leugnen… 💁‍♂️

          Und, nein, ich verstehe den Faschismus in keiner Weise als „Erbsünde“. Mir ist nicht einmal klar, wie Sie das zusammendenken…

  8. Ich habe den Eindruck dass sie Marx falsch interpretieren. Es ist wohl mehr der Hass als die Fakten die da aus ihnen sprechen. Marx hat bezüglich seiner Einstellung zum Judentum eine Schrift verfasst “Zur Judenfrage” .Er sieht dieses-wie auch nicht anders möglich- aus dem Kontext des 19. Jahrhunderts. Er, selbst Jude-wie auch Heinrich Heine- sahen in der Emanzipation der Juden in die jeweiligen Nationalstaaten die Lösung für dieses “Problem”. Juden sollten sich also als Deutsche fühlen unter Trennung von der Religion. Was Religionen anrichten wenn sie auch staatliche Ideologien sind sehen sie im Islamismus. Viele Juden haben damals diese Emanzipation ,die Verschmelzung mit der Nation -gelebt was sich auch mit Beginn des 1.Weltkrieges zeigte als Juden für ihr Vaterland in den Krieg zogen. Marx hier “Geschwurbele” vorzuwerfen zeigt dass sie diese Zeit nicht verstanden haben. Lt. Marx war diese Emanzipation Voraussetzung für Nationen bzw. späterhin für eine einheitliche unrassistische globale Gesellschaft. Der Feind dieser angedachten Gesellschaftform ist ohnehin nicht das Rassenproblem sondern die Spaltung dieser in Arme und Reiche, was zu sozialen Konflikten, Spannungen und Verteilungskämpfen führt.
    Und Menschen radikalisieren sich nicht freiwillig .Letzteres ist das Produkt einer
    in sich gespaltenen Gesellschaft . Also sollte die Gesellschaft analysiert werden und nicht der Abgespaltene.

    • Nein, @Golzower, hier sind wir klar unterschiedlicher Meinung.

      1. Marx entstammte einer jüdischen Familie, wurde aber bereits als Kind getauft und wandte sich später gegen Christen- und Judentum. Das letztlich rassistische Argument, ein Mensch jüdischer Herkunft könne sich nicht antisemitisch äußern, hat das LG München im o.g. Urteil Melzer vs. Knobloch zu Recht verworfen.

      2. Während sich über Marxens Rezension „Zur Judenfrage“ noch kontrovers streiten lässt, besteht etwa bei späteren antisemitischen & rassistischen Briefen von Karl Marx kein Zweifel mehr. Tatsächlich bewirkten Engels, Lenin u.v.m. nach seinem Tod eine Kanonisierung von „Marxismus“, indem sie die vielen widersprüchlichen, unfertigen und eben auch üblen Texte unterschlugen.

      3. Nicht nur Marx attackierte die Spaltung in Arm und Reich, sondern auch 48er-Republikaner wie Amalie und Gustav Struve (die dann im Gegensatz zu Marx auch nicht im bürgerlichen London blieben, sondern in den USA weiterkämpften) und Antisemiten, die sich nicht zufällig gerne als „Arbeiterparteien“ ausgaben, vgl. die NSDAP. Wer die „Spaltung“ einer angeblichen, jüdisch-zionistischen Weltverschwörung zuschrieb oder immer noch zuschreibt, ist nicht hellsichtig, sondern dumpf- antisemitisch.

      Einen sehr interessanten Artikel zu Karl Marx finden Sie auch hier in der Jüdischen Allgemeinen:
      https://www.juedische-allgemeine.de/politik/jude-antisemit-und-hassobjekt/

      Danke für Ihr lebendiges Interesse! 🙏🖖

      • Aus dem verlinkten Artikel:

        Gerade weil für Marx’ Argumentation die antisemitischen Passagen überflüssig sind, erklärt sie sich Micha Brumlik mit einem »antisemitischen Übersprung«.

        Das sehe ich auch so. Anders als bei Heidegger ist Marx’ Antisemitismus nicht theoretisch ausgebildet und schon gar nicht Bestandteil seiner Philosophie. Was nicht bedeutet, daß das kein Ärgernis ist.

        • Marx hat zeitgenössisch gedacht es reicht, wenn “Juden sich also als Deutsche fühlen unter Trennung von der Religion”, die URSACHE allerdings – der Wettbewerb und seine Symptome – konnten damals noch wenig im Bewusstsein wirkende Berücksichtigung finden, auch wenn es den Internationalismus schon gab.

          Es ist schließlich sogar noch heute so, daß Menschen sich z.B. ein Zusammenleben in geradezu fast grenzenlosem Teilen OHNE Steuern zahlen, usw., schwer bis garnicht vorstellen können – gepflegte Bewusstseinsschwäche in Angst, Gewalt und egozentriertem “Individualbewusstsein” und geistigem Stillstand, seit dem Beginn der Konfusion der Wahrheit / seit der “Vertreibung aus dem Paradies” (Mensch erster und bisher einzige geistige Evolutionssprung)!?

          • Ja, @hto – Marx blieb immer seiner Zeit verhaftet und schuf auch kein geschlossenes Werk. Der Marxismus wurde erst nach seinem Tod kanonisiert und sehr viel stärker an politischen als an wissenschaftlichen Standards orientiert. Der deutschen und internationalen Linken wäre es besser ergangen, hätten sie sich stärker an wirklich progressiven Zeitgenossen Marxens wie Amalie und Gustav Struve orientiert. Auch heute noch verlaufen sich Denker:innen in den wissenschaftlich und übrigens auch ökologisch längst überholten Verschwörungsmythen des Marxismus. Schade.

  9. Die Spaltung ist ganz klar der wettbewerbsbedingten Symptomatik zuzuschreiben, an der sich alle Religionen im Lauf der bewusstseinsschwachen Geschichte mitschuldig und unwahrheitlich/unglaubwürdig gemacht haben. 👋😎

  10. @hto

    Ich denke mal, dass es reichen würde, einige internationale Standards einzuführen: Unternehmens, Vermögens und Erbschaftssteuern hinreichend und überall in etwa gleich zu erheben, dass sich keiner mehr darum drücken kann, dass genug Geld in die Kassen kommt für die gemeinschaftlichen Aufgaben, und dass genug Vermögen abgeschöpft werden kann, dass die Wirtschaft auch mit weniger oder ohne Wachstum klarkommt.

    Dann könnte man auch zusehens mit weniger Stress und Leistungsdruck leben können, was neben der Umwelt auch den Menschen zugute käme. Ein gewisser internationaler Sozialausgleich wäre dann auch immer einfacher. Solange wir im Westen diesen großen technischen Vorsprung haben wäre dieser sinnvoll. Noch einfacher wäre es, einfach unser technisches Wissen zu teilen.

    Neue Religion brauchen wir hierfür nicht, Humanismus und Vernunft müssten eigentlich schon reichen. Dass wir geistig sehr verwandt sind und im Prinzip verbunden sein können, vor allem auch über Religionsgrenzen hinweg, wäre aber noch mal eine fördernde Erkenntnis.

    Ihre Ansicht, dass die Wege des Herrn nicht unergründlich sind, das könnte allerdings schon in die richtige Richtung führen. Nachvollziehbarkeit ist nun nicht unbedingt aussichtslos.

  11. @Jeckenburger: “Ich denke mal, dass es reichen würde, einige internationale Standards einzuführen: …”

    Die heuchlerisch-verlogene Globalisierung des “freiheitlichen” Wettbewerbs ist doch offensichtlich gescheitert, bzw. vom fernen Osten/China für … entschieden, jetzt müsste eine neue vernünftige Kommunikation über Gemeinschaftseigentum mit den Gewinnern kommen, doch …, aber vor allem wird deutlich, dass auch mit der Niederlage am Aktienmarkt noch spekuliert wird!?

    Ein Kapitalismus-light ist auch eine Illusion – “Gib ihnen einen Finger, dann wollen sie die ganze Hand.”!?

    Ausserdem: Wenn GRUNDSÄTZLICH …, so daß die wettbewerbsbedingte Symptomatik “Wer soll das bezahlen?” und … keine Macht mehr hat die Wahrheit zu konfusionieren, ist Steuern zahlen auch überflüssig!?

    • @hto

      Nur hat das KP-regierte China überhaupt nicht „gewonnen“, sondern menschliche Freiheiten und Rechte erstickt, während es gleichzeitig demografisch zu implodieren beginnt. Chinas Gesellschaft wird grau, autoritär & nationalistisch, noch bevor sie reich geworden ist:
      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/gold-markt-china-vor-demografischen-turbulenzen/

      Hinzu kommt die Klimakrise, denn auch die kapitalistisch-kommunistische Mischwirtschaft des Landes stößt steigende Mengen an CO2 aus.

  12. Blume: “Chinas Gesellschaft wird grau, autoritär & nationalistisch, noch bevor sie reich geworden ist: …”

    Was glaubst Du wohl was bei uns in nächster Zeit passiert, wenn wir nicht endlich anfangen global vernünftig zu werden?

  13. @Michael 03.10. 12:09

    „Hinzu kommt die Klimakrise, denn auch die kapitalistisch-kommunistische Mischwirtschaft des Landes stößt steigende Mengen an CO2 aus.“

    Die Probleme die China mit dem Klimaschutz hat sind vermutlich ähnlich wie unsere. Kurzfristige Geschäfte sind näherliegender als gemeinschaftliche Aufgaben.

    Interessant finde ich den Ausdruck „kapitalistisch-kommunistische Mischwirtschaft“. So wir mir scheint haben wir die im Westen auch. Es gibt viele staatliche Betriebe, die Bundesbahn oder die Wasserversorger etwa, und die ganzen öffentlichen Einrichtungen, wie Schulen und Gefängnisse, was auch ganz gut ist. Dann gibt es neben den Privatfirmen noch etwa den Spar- und Bauverein in Dortmund, der als Genossenschaft hervorragende Arbeit macht.

    Interessant am chinesischem System finde ich etwa, dass man keinen privaten Grundbesitz erwerben kann. Das ist finde ich keine schlechte Idee, Grundstücksgeschäfte sind komplett unproduktiv, das bringt der Gemeinschaft nichts, wenn hier private Gewinne gemacht werden. Wenn die Grundstückspachten von Behörden verwaltet und eingetrieben werden, beeinträchtigt das nicht die sinnvollen Geschäfte von Privatfirmen, und das Geld aus Wertzuwächsen beim Grundbesitz bleibt komplett in der Staatskasse.

    Ich weis ansonsten sehr wenig über das aktuelle chinesische Wirtschaftssystem. Und wie weit Repressionen gegen unliebige Meinungen gehen, wenn sie recht privat bleiben und kaum in die Öffentlichkeit getragen werden, da weiß ich auch wenig von.

    Eine demografische Implosion haben wir hier auch. Die wird bei uns seit Jahrzehnten mit Migration ausgeglichen, was aber viel weniger Sinn machen würde, wenn ohnehin Nahrungsmittel knapp wären, wie es wohl in China einfach aufgrund der geografisch-demografischen Lage der Fall ist, die zunächst mal nichts mit Wirtschaft und Politik zu tun hat. Anbauflächen und Bevölkerungsgröße sollten optimalerweise zueinander passen.

    • Ja, @Tobias Jeckenburger – neben der Resilienz werden die Familienförderung und die Bereitschaft zur Integration von Migrant:innen wesentlich über die Erfolgsaussichten von Regionen und Staaten entscheiden. Für jene, die bereits durch Geburtenmangel und Abwanderung gezeichnet sind, sehe ich (auch im neuen Buch) ganz schwere Zeiten kommen. Vgl. auch die Folgen des Brexit.

  14. @Michael 03.10. 19:30

    „…neben der Resilienz werden die Familienförderung und die Bereitschaft zur Integration von Migrant:innen wesentlich über die Erfolgsaussichten von Regionen und Staaten entscheiden.“

    Fragt sich noch, was Erfolg denn ist. Eine Fortsetzung von Verschwendung liest sich in Wirtschaftszahlen positiv, ist es aber eigentlich nicht. In Abwanderungsregionen gehen die Immobilienpreise in den Keller, was aber in erster Linie die Immobilienbesitzer betrifft. Sinkende Bevölkerungszahlen haben immerhin eine gewisse Entspannung für die Natur zur Folge, was auch zu niedrigen Erzeugerpreisen für Nahrungsmittel sorgt.

    Es ist nicht recht eindeutig, ob sinkende Einwohnerzahlen nun gut oder schlecht sind. Bei uns jedenfalls wird der Kindermangel derzeit noch von Migration so gerade eben ausgeglichen. Familienförderung und vernünftige Integration der schon vorhandenen Migranten ist aber irgendwie doch gut und auch recht akut vorrangig, scheint mir.

    Eine andere Sache ist die nicht unerhebliche Verschwendung. Wenn ich mir z.B. die immer fetteren SUVs angucke, die durchaus noch das innerstädtische Platzproblem langsam aber sicher verschärfen, so denke ich, dass hier Luft nach unten ist. Fehlende Arbeitskräfte kann man auch mit einer Reduzierung von Konsum ausgleichen. Wenn dann hinterher mit weniger Zuzug der Kindermangel zur tatsächlichen Bevölkerungsreduktion führt, dann entspannt das den Wohnungsmarkt, es wird weniger neu gebaut, und das reduziert noch mal den Arbeitskräftebedarf deutlich.

    Dazu kommt die immer weiter fortschreitende Automatisierung. KI und Roboter werden weiter den Menschen ersetzen, was bisher wieder durch neue Produkte und weiter wachsende Wirtschaft ausgeglichen wurde. Aber macht das denn wirklich Sinn? Zumal auch die Produktivitätssteigerungen in den letzten 25 Jahren an den meisten Arbeitnehmern ziemlich vorbei gegangen sind. Die leben die ganze Zeit schon ohne wachsenden Konsum, und kommen damit auch klar. Nur dass sie trotzdem immer noch so viel arbeiten müssen, das zu ändern wäre wohl eher angebracht, als dass hier der Konsum steigen sollte.

    Ich kann mir irgendwie eine schrumpfende Wirtschaft mit einer schrumpfenden Bevölkerung bei gleichzeitig eher weniger, aber dafür sinnvollerem Konsum auch vorstellen. Die KI und die Roboter machen so tatsächlich auch weniger Arbeit möglich, wenn man es denn will.

    Natürlich können dann Immobilienvermögen nicht weiter steigen, eher schrumpfen, und auch sonstiges Kapital hätte kaum noch Wachstumschancen. Aber von mir aus wäre mir das jetzt ziemlich egal, die reichen Leute haben sowieso viel mehr als was ein Mensch braucht.

    Der Kampf gegen den Klimawandel und auch weniger Ausbeutung von Menschen in armen Ländern jedenfalls würde so durchaus schneller gehen. Und weniger Arbeitsstress bei uns noch als Zusatz dabei herauskommen. Und dann haben wir auch wieder Zeit, Kinder groß zu ziehen.

    • Danke, @Tobias Jeckenburger. Persönlich halte ich einen moderaten Bevölkerungsrückgang durchaus für verkraftbar, ggf. sogar für ökologisch sinnvoll. Eine Bevölkerungsimplosion – wie es sie auch in Deutschland ohne Migration längst gäbe – wäre dagegen m.E. eine nicht nur wirtschaftliche Katastrophe. Mein Argument ist also nicht, dass Migration den Bevölkerungsrückgang ausgleichen müsste; Abbremsen aber schon.

    • Erfolg ist eine Kategorie der wettbewerbsbedingt-konfusionierenden Symptomatik, die letztendlich auch den Wert/Preis eines Menschen spekulativ macht, wo wirklich-wahrhaftig alles OHNE wettbewerbsbedingte Symptomatik Teil- und Garantierbarkeit ist – Beispiel: Wenn eine Abwanderung aus ökonomischen oder ökologischen Gründen sein muss / sein kann, dann bleiben die erarbeiteten Werte (durch Leistung nur von/für die einzig unternehmerische globale Gemeinschaft) OHNE manipulative Spekulationsschwächen stabil erhalten!?

  15. Hto,
    wir reden von zwei verschiedenen Welten.
    Ihre Weitsicht mit einer gerechten Weltgemeinschaft, wo keiner mehr leiden muss, die ist oK. Wir sind aber noch nicht so weit.
    Noch konkurrieren die verschiedensten Interessen miteinander. Im Nahen Osten fordern die Kurden einen eigenen Staat. Ist das in ihrer Sicht richtig, falsch ?
    Geben Sie darauf eine eindeutige Antwort !

  16. Marx und die Religion,
    Marx war kein religiöser Mensch. Marx war ein Dogmatiker, der das Gesetz der Wirtschaft verstanden zu haben glaubte, und der alle Unmenschlichkeiten in der entstehenden Industriegesellschaft „gesetzmäßig“ ablaufen sah.
    In der Pariser Kommune 1871 wurden die Ziele konkretisiert.
    „Die Kommune begann mit sozialen, politischen und wirtschaftlichen Maßnahmen, die die Lebensbedingungen der Bürger verbessern sollten. An sozialen Maßnahmen vor allem ein Dekret über den rückwirkenden Erlass von fälligen Mieten, der Erlass über die Rückgabe von verpfändeten Gegenständen, insbesondere von „Kleidungsstücken, Möbeln, Wäsche, Büchern, Bettzeug und Arbeitswerkzeugen“[10] und die Abschaffung der Nachtarbeit für Bäckergesellen. Andere Dekrete waren grundsätzlicher Natur und spiegeln den säkularen und sozialreformerischen Anspruch der Kommune wider; dazu gehört beispielsweise die Trennung von Kirche und Staat „

    alles vernünftige Forderungen, die einen großen Makel hatte, Die Pariser Kommune wurde von der französischen Regierung nicht anerkannt und der erste „proletarische Aufstand“ wurde militärisch niedergeschlagen.
    Verdikt: Um vernünftige Forderungen durchsetzen zu können braucht man ein politisches Mandat. Gegen die Mehrheit der Bevölkerung zu agieren funktioniert auf Dauer nicht.

    Die Geschichte wiederholte sich 1918 als die Kommunisten in St. Petersburg die Macht übernahmen, mit verheerenden Folgen.
    Nachtrag: Die chinesische Regierung hat auch kein Mandat, weil sie nicht aus freien Wahlen hervorgegangen ist. (hto , denk mal darüber nach)

  17. Seit der “Vertreibung aus dem Paradies” (Mensch erster und bisher einzige geistige Evolutionssprung) spaltet die zeitgeistlich-reformistisch gepflegte Bewusstseinsschwäche in Angst, Gewalt und egozentriertem “Individualbewusstsein” (Illusion) Mensch.

    Denk mal darüber nach welche wettbewerbsbedingte Heuchelei, Lüge, Unterdrückung, usw., schlimmer ist, hwied – Wenn die chinesische Regierung das Ziel der Weltrevolution aus Augen und Sinn verloren haben, dann ist jeder Versuch in einem globalen Gemeinschaftseigentum (“wie im Himmel all so auf Erden” und der Glaube an die zufällige Einmaligkeit) mit ihnen vernünftig zu kommunizieren / zu werden wirklich scheißegal, bzw. dann hat Mensch die Eskalation, die sich gerade deutlich von Ost und West in gewohnter Manier aufschaukelt, wahrhaftig verdient!?

    Ich weiß ja nicht wie viele Signale zur Kommunikation die Chinesen schon geschickt haben, aber vielleicht ist es sowieso am Westen den ersten oder deutlichsten Schritt in Richtung wirklich-wahrhaftiger Zukunft zu machen, wo wir doch den wachstumswahnsinnigen Wettbewerb globalisiert und … haben!?

  18. hwied: “Marx war kein religiöser Mensch.”

    So etwas zu behaupten, wo Marx offensichtlich nicht nur an sich gedacht hat als er seine “Vorstellung von Religion” für Mensch zu Papier gebracht hat, ist schon ziemlich …!?🤪👍 👋😎

    Dogmatisch – wird’s erst wenn daraus nichts gelernt/verbessert wird – bei der Bibel muss man ja ein ganz anderes Wort benutzen!?💩

  19. Hto
    das Thema heißt Verschwörungsfragen.

    Wir , die westlichen Kulturen , haben uns nicht gegen China , Korea oder andere asiatische Gesellschaftsformen verschworen. Wir bewundern den Buddhismus, wir bewundern den rasanten Aufstieg der chinesischen Wirtschaftsmacht
    aber wir verachten die Mißachtung persönlicher Freiheiten

    Die europäische Kultur beruht auf den Freiheiten des Individuums, nicht auf der Allmacht des Staates. Und wenn an der Spitze des Staates nur eine Person steht, dann wird es gefährlich, weil niemand mehr da ist , der diese Person kontrolliert. Man muss dazu nur nach Nordkorea gehen.

    Wie muss die Zukunft aussehen. Wir müssen, ich betone müssen, mit den Chinesen zusammenarbeiten, damit China von unserer Vorstellung von Demokratie lernt und profitiert, nicht umgekehrt.

    Und genauso müssen wir mit den islamischen Staaten verfahren. Wir setzen die Maßstäbe, nicht umgekehrt.

  20. @Michael 05.10. 11:26

    „Eine Bevölkerungsimplosion – wie es sie auch in Deutschland ohne Migration längst gäbe – wäre dagegen m.E. eine nicht nur wirtschaftliche Katastrophe. Mein Argument ist also nicht, dass Migration den Bevölkerungsrückgang ausgleichen müsste; Abbremsen aber schon.“

    Ganz Europa ist vom Nachwuchsmangel betroffen. Die innereuropäische Arbeitsmigration hat wohl auch Grenzen. Am Rande habe ich gehört, dass z.B. Polen gerne viele Arbeiter wieder haben möchte, die derzeit in Deutschland arbeiten. Muslimische Flüchtlinge aus Afrika und dem nahen Osten sind offenbar unbegrenzt zu haben, die sind hier aber weniger beliebt. So schleppend, wie die hier integriert werden, sehe ich persönlich diese auch als problematisch an. Selbst die 2. Generation hat viel zu wenig Kontakt zu deutschen Mitschülern, da in den entsprechenden Stadtteilen, wo die wohnen, kaum noch Deutsche mit Kindern wohnen, und die Migrantenkinder viel zu oft unter sich bleiben.

    Hier müsste unbedingt was passieren, so wie es läuft machen ich mir Sorgen, dass das mitgebrachte Patriarchat samt radikalem Islam sich dauerhaft festsetzt. Und wenn hier in den nächsten 15 Jahren noch 5 Millionen oder mehr dazukommen, dass das dann schwierig werden kann. Also wenn wir die wirklich noch brauchen, weil aus Polen und Rumänien keiner mehr kommt, sollte hier jetzt schon mal radikal mehr Integration angefangen werden.

    Also z.B. soviel Deutsch lernen wie irgend geht, vorhandene Berufsabschlüsse anerkennen, Ghettoisierung entschärfen und muslimischen Schüler im ganzen Stadtgebiet verteilen.

    So einfach wird das mit immer neuen Migranten wohl nicht werden. Dann eben selber mehr Kinder kriegen. Also 100% Kitaversorgung in allen Lebenslagen und 500 Euro Kindergeld für alle, auch für Harz4-Empfänger. Wenn das man überhaupt reicht. Es gibt viele, die würden gerne mehr Kinder bekommen, wenn entsprechendes umgesetzt würde, andere wiederum wollen wirklich keine Kinder, das kann man gar nicht ändern.

    Das mittelfristige Problem dabei: selbst wenn wir wieder normal Kinder bekommen würden, würden die erst in 20 Jahren auf dem Arbeitsmarkt ankommen, und auch noch bis dahin jede Menge zusätzliche Arbeit machen.

    Offenbar haben wir hier ein dickes Problem.

    Wir müssten wohl oder übel wirtschaftliche Tätigkeit reduzieren. Es sieht so aus, als kämen wir genau da nicht dran vorbei. Also erst mal den chronischen Außenhandelsüberschuss abbauen, jegliche Verschwendung reduzieren, und so kurzfristig 2 bis 3 mio EU-Arbeitsmigranten wieder loswerden, damit der Bauboom ein Ende hat. Das wäre eine Basis für Handlungsspielraum.

    Aber vielleicht haben wir Glück, und KI und Roboter lösen das Problem.

    Die Verschwendung ist allerdings auch riesig, für meinen Geschmack zumindest. Da ist richtig was drin. Was hier alles als Statussymbol motiviert ist, könnte locker ein Drittel von dem sein, was wir uns so anschaffen. Nebenbei wäre der Klimaschutz allein dadurch schon zu einem guten Teil auch gleich erledigt. Wie wäre es z.B. mit einem Werbeverbot für Privatautos und Flugreisen?

  21. @Jeckenburger: “Aber vielleicht haben wir Glück, und KI und Roboter lösen das Problem.”

    Das Problem mit KI ist, die wird so lange programmiert bis die Antworten so schizophren sind wie die Realität ist, also kann das nichts mit Problemlösung werden, eher das Gegenteil.

  22. @hto 09.10. 10:54

    „Das Problem mit KI ist, die wird so lange programmiert bis die Antworten so schizophren sind wie die Realität ist, also kann das nichts mit Problemlösung werden, eher das Gegenteil.“

    Kommt drauf an, was man damit macht. Z.B. Selbstfahrsysteme könnten für Kleinbus-Sammel-Taxis genutzt werden, aber auch für normale Privatautos, die auch nur eine Stunde am Tag mit einem Fahrgast genutzt werden. Das eine könnte den öffentlichen Nahverkehr revolutionieren, das andere wäre alles andere als effektiv, und würde nur den Missbrauch von Technik als Statussymbol fortsetzten.

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