Monistische Wege aus Polizei- und Wasserkrise. Die Bloomington School nach Elinor Ostrom
Gleich in Folge 1 von “Blume & Ince” gegen die fossile Ideologie des sog. “Homo oeconomicus” bekannte ich mich zu einer Wirtschaftsnobelpreisträgerin und Forschungsrichtung, von der leider die meisten Deutschsprachigen noch nie gehört haben: Elinor Ostrom (1933 – 2012).
Der Prompt “Bloomington School of Economy, Female Solarpunk Professor” bei Leonardo.AI ergab eine gelungene Hommage an die leider bereits 2012 verstorbene Elinor Ostrom. 🙂 Grafik mit L.-AI: Michael Blume
Über lange Zeit hatte ich gehofft, mit dem evolutionären Wirtschaftsprofessor Friedrich August von Hayek (1899 – 1992), mit dem honorigen Franz Böhm (1895 – 1977) und weiteren Akteuren der Freiburger Schule aus dem Markt-Staat-Dualismus zu finden. Doch Rechtslibertäre verhöhnten Hayek längst als “Sozialdemokraten”, während ihm Progressive die Unterstützung für das Regime Pinochet nicht verziehen. Den hetzenden Missbrauch des Namens von Hayek, Mises & Co. prangerte ich daher bereits 2015 öffentlich an. An den christlich-liberalen Kampf von Franz Böhm gegen den Antisemitismus der sog. Kulturmarxismus-Verschwörungsmythen erinnerte ich ebenso. Und noch 2021 sprach ich beim Eucken-Institut über den Absturz vieler monistischer Liberaler in den libertären, marktradikalen Dualismus.
Elinor Ostroms Arbeiten waren mir bis dahin vor allem im Kontext der Spieltheorie begegnet: Sie hatte empirisch (und mit sehr ermutigenden Ergebnissen) dazu geforscht, wie vielfältig menschliche Kulturen die “Tragik der Allmende” – die Ausbeutung von öffentlichen Gütern wie Wasser, Luft, Sicherheit, Wald – zu lösen gelernt hatten. Erst die Veröffentlichung ihrer (erweiterten) Nobelpreisrede von 2009 bei Reclam 2022 öffnete mir jedoch den Blick darauf, dass die auch von ihrem Mann Vincent Ostrom (1919 – 2012) und weiteren Mitforschenden wie der Deutschen Silke Helfrich (1967 – 2021) geprägte “Bloomington School” viel mehr zu bieten hatte.
Empfehlenswert auch für Solarpunk: “Jenseits von Markt und Staat. Über das Potential gemeinsamen Handelns.” von Elinor Ostrom, Reclam 2022
Denn im Kern konnte die Bloomington School gerade auch an Studien zu Polizeistationen und Wassermanagement (!) aufzeigen, dass es gar nicht “die” optimale privatwirtschaftliche oder staatliche Lösung gibt – sondern je nach Situation vor Ort eine Mischung aus privatwirtschaftlichen, genossenschaftlichen, zivilgesellschaftlichen und staatlichen Institutionen! Weder “der Markt” noch “der Staat” konnten und können leisten, was die Menschen vor Ort oft in langen Prozessen geschaffen haben – und was verbessert, nicht zerstört werden sollte!
Hier als ein Beispiel fränkische Wässerwiesen-Genossenschaften, die schon im 17. Jahrhundert belegt sind und nun endlich wiederentdeckt werden:
“Es sind nur Karten!”, lautet eine bekannte Kritik Ostroms sowohl an marktradikalen wie sozialistischen Theoretikern, die kopfschüttelnd auf das vermeintliche “Chaos” lokaler Institutionen herabsehen, die ohne vorherige Forschung, ohne Dialog abzuräumen wären. Und auf diesen “Karten” etwa des Bruttosozialproduktes sind ja auch tatsächlich riesige Leistungsbereiche etwa der Familien, Ehrenämter – einschließlich der demokratischen Parteien und Vereine – sowie der Religionsgemeinschaften gar nicht mal erfasst.
Dagegen stellte Ostrom vier Güterklassen – und machte damit darauf aufmerksam, dass auch staatliche Schulen oder genossenschaftliche Krankenhäuser wiederum Lehrmaterialien und Medikamente aus der Privatwirtschaft bezögen, Wasser zugunsten von Familien statt Konzernen “privatisiert” wurde usw. An die Stelle des “zentralistischen” Von-Oben-Blicks sowohl der Marktradikalen wie Marxisten tritt nun der “polyzentrische” Blick, der erst einmal in Dialog und Forschung die Situation vor Ort erkundet – und erst dann Verbesserungen vorschlägt.
Hier die Güterklassen, die einen tatsächlichen Ausbruch aus dem Markt-Staat-Dualismus erlauben:
- Gemeinressourcen wie Wasser, Luft, Sonnenlicht, Wälder usw., die vorgefunden wurden und deren Nutzung zu regeln ist.
- Öffentliche Güter wie Verteidigung, Wettervorhersagen oder Wissenschaft, die von einigen erstellt, aber möglichst allen Menschen zugänglich werden sollten.
- Privatgüter wie Obst oder Fleisch, Kleidung, Häuser, Autos, Schallplatten usw.
- Mautgüter, zu denen mehrere Zahlende Zugang haben wie Vereinssport, Theateraufführungen, Kinderbetreuung, Musik und Filme von Streaming-Anbietern.
Mir scheint es dabei kein Zufall zu sein, dass viele der bekanntesten Stimmen der Bloomington-Schule Frauen sind, denn sowohl der fossile Kapitalismus wie aber auch der Marxismus und Faschismus formierten sich im 19. Jahrhundert entlang des Petromaskulinismus, nach dem die “eigentliche”, die “schaffende” Arbeit in der Produktion von Gütern wie Stahl und Maschinen aus fossilen Rohstoffen wie Kohle und Erdöl bestünde, wogegen etwa Lehrende, Erziehende, Heilende, Pflegende, aber auch Politik, Justiz, Kultur- und Geisteswissenschaften, generell Staatsbedienstete allenfalls sekundäre, Leistungen erbrächten und nicht selten unter den “raffenden” Verschwörungsverdacht von Bourgeoisie, Kulturmarxismus bis Ökosozialismus gestellt werden.
Der Petromaskulinismus prägte die politischen Weltanschauungen ab dem 19. Jahrhundert. Grafik mit Leonardo.AI: Michael Blume
Ich bin also fest davon überzeugt, dass wir die schnell zur Wasserkrise eskalierende Klimakatastrophe nur dann überstehen werden, wenn wir die petromaskulinistischen Debatten des Markt-Staat-Dualismus endlich hinter uns lassen und uns auf die Glokalität des dialogischen Monismus einlassen: Auf konkrete, gewachsene Traditionen und Institutionen schauen, diese verbessern und so viele Regionen wie möglich als energiedemokratische Arche-Regionen bewohnbar halten. Elinor Ostrom und die Bloomington-School weisen nach meiner Auffassung den empirisch überprüfbaren, post-fossilen und post-dualistischen Weg durch die kommenden Jahrzehnte.
Auch der Ansatz von Henry George ist als Neuformulierung des Verhältnisses von Wirtschaft und Staat interessant. George postuliert eine für alle gleiche Lösung, ganz anders als die differenzierende Ostrom, die organisch gewachsene Strukturen umgestalten wollte. Der Georgismus hat sich tatsächlich schon einmal in der Praxis bewährt (deutsche Kolonie in China).
Elinor Ostrom könnte zumindest eingefleischten Zeit-Lesern bekannt sein.
Die Zeit hat im Rahmen ihres Nobelpreises mehrfach dazu veröffentlicht.
Ihre Gedanken sind jedoch im Zuge der Umsetzung des NewPublicManagement und der Privatisierung wieder untergegangen bzw. erst gar nicht aufgenommen worden. Passte nicht in den Zeitgeist.
Klar, Petromaskulinisten & Dualistinnen wehren sich gegen fortschrittliche Forschungen, zumal unter dem Namen einer Frau. Aber es liegt ja an uns, wie lange wir unser Denken, Fühlen und Erzählen noch an Männern des 19. Jahrhunderts ausrichten… 😊📚✊
@Hauptartikel
„Auf konkrete, gewachsene Traditionen und Institutionen schauen, diese verbessern und so viele Regionen wie möglich als energiedemokratische Arche-Regionen bewohnbar halten.“
Ideal wäre es wohl, wenn statt Globalisierung das meiste lokal produziert werden könnte. Noch wären die PV-Module und Lithiumbatterien deutlich günstiger in China einzukaufen, und die ganze IT überwiegend in den USA.
Die Bewohnbarkeit der Städte ist aber jetzt schon in der Hand der Kommunen. Und eine nachhaltige Landwirtschaft samt mäßiger und artgerechter Tierhaltung kann auch in den Regionen selbst organisiert werden.
Wenn die grüne Technik aber einmal hier ist, dann ist sie lokal und unabhängig. Ob es die Zukunft bringt, dass die ganze Technik recycelt und lokal nachproduziert werden kann, das wird sich zeigen. Interessant wäre es, wenn man auf die Art ziemlich unabhängig von der globalen Wirtschaft werden könnte.
Etwas anders sieht es mit der IT aus. Die Hardware kommt aus hochspezialisierten Fabriken, die Software allerdings kann frei sein, und als gemeinschaftliche und ehrenamtliche Aufgabe organisiert werden. Entsprechend wäre ein großflächiger Einsatz von Robotern nur zum Teil in der Hand von globalen Konzernen, ansonsten aber lokal und gemeinschaftlich organisiert.
Derzeit schon Realität ist, dass immer größere Teile der öffentlichen Diskussion nicht mehr kommerziell sind, sondern in Eigeninitiative der Menschen gestaltet werden, und das auf Plattformen, die komplett in Opensource betrieben werden können.
Was noch fehlt, wäre eventuell noch weniger Kommerz und noch mehr Gemeinsinn in der Wissenschaft?
Ja, @Tobias Jeckenburger – Sie und @Dietmar Hilsebein diskutierten hier ja erst neulich unsere Abhängigkeit von China 🇨🇳 im Hinblick auf die Bedrohung der Republik Taiwan 🇹🇼 sowie die Frage einer möglichen, gerade auch wirtschaftlichen Glokalisierung. Ich las das ehrlich interessiert mit.
Auch für die französische Abhängigkeit von Uran ergibt sich ja nach dem Putsch auch in Niger 🇳🇪 eine unangenehme Situation, vgl.:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/ressourcenfluch-putsch-in-niger-ein-weiteres-atomkraft-desaster/
In seinen stärkeren Momenten nach dem Angriff Russlands 🇷🇺 gegen die Ukraine 🇺🇦 benannte ja auch Bundes-Finanzminister Christian Lindner (FDP) Erneuerbare als „Freiheitsenergien“.
Es scheint mir generell klug zu sein, Rohstoff-Abhängigkeiten von autoritären Regimen zu vermeiden, weswegen ich die Zerschlagung der deutschen Solarindustrie auf Betreiben fossiler Lobbyisten auch für einen strategischen Fehler hielt und halte. Auch in der Batterieforschung könnten wir auf den Spuren von Ostrom schon sehr viel weiter sein…
Wer die Irrwege und die Weisheiten der Lehrmeinungen und Dogmen gerade der letzten beiden Jahrhunderte verfolgt und studiert hat, wundert sich über die massiven geldtheoretischen und geldpolitischen Streitereien, über die Blindheit, mit der man die Qualität ordnungspolitischer Debatten und Ansätze verfremdet und verloren hat und andere ” Schulen ” die eigene Pfade hervorheben und andere Ansätze diffamieren.
Max Weber, J.A. Schumpeter, Vilfredo Pareto, Arnold Gehlen haben den politischen, den ideologischen (religiösen), den sozialen und sozialpsychologischen Kontext in ihren (Erklärungs) – Ansätzen berücksichtigt.
Deshalb habe ich persönlich eine Allergie bei den ideellen Ausgrenzungen der Geistesgrößen früherer Zeiten.
Die Klassifikation der Güter ist ein guter Ansatz und es ist wichtig von den absoluten Marktideologien und Marktradikalen weg zu kommen, die beinahe marktreligiös verirrt sind, und die Einschränkungen eines sozialen Lenkungsmodells nicht anerkennen.
Wie sehr empirisch gesicherte soziale Funktionsmodelle verloren gehen, wenn die Stabilität von traditionellen Überlieferungen nicht mehr gegeben ist, wenn also Soziale Konstanten verloren gehen , die Arnold Gehlen als Institutionen zu definieren versuchte, zeigt sich doch in den veränderten Kommunikationswegen , den globalen Spreads von Attitüden und Gewohnheiten und den Turbulenzen, die diese schaffen.
Die Ansätze , die Abstufungen so zu betrachten und die spezifischen kleinräumigen oder sozialen Determinanten von gesellschaftlichen Lösungen zu berücksichtigen, sind wichtig und sollten die simplen ideologischen Lösungsansätze ablösen.
Aber bitte keine neuen dualistische Monotonie, wenn Vielfalt und Offenheit gegenüber den verschiedenen Erscheinungsformen der Regelung sozialer und ökonomischer Interessengegensätze geboten ist und erst die eine Gesellschaft weiter bringt. .
Danke, @Peter Engels
Zur Geschichte des Geldes haben Prof. Ince & ich gerade eine Podcast-Folge veröffentlicht:
https://blumeundince.podigee.io/4-new-episode
Interessant finde ich Ihre Formulierung von der „Allergie bei den ideellen Ausgrenzungen der Geistesgrößen früherer Zeiten.“ Als ich zu Hayek arbeitete, bekundete niemand die Angst, damit würde etwa (der m.E. in mancherlei Hinsicht unterschätzte) Adam Smith „ausgegrenzt“. Warum sollte empirischer Erkenntnisfortschritt – denn Sie ja anerkennen – erst dann zum Problem werden, wenn nun eben auch mal eine WirtschaftswissenschaftlerIN gewürdigt wird? Müssen wir Männer uns da gleich „ausgegrenzt“ fühlen? (Ich frage ernsthaft, weil mir diese Art der „Allergie“ zu fehlen scheint…)
Würde nicht ausreichen. Deutschland kann sich nicht selbst ernähren, wir sind auf Nahrungsmittelimporte angewiesen.
Für höhere Technologien braucht es ganze Regionen, um den Unterbau für die fortgeschrittensten Produktionen zu bieten (zB. an Bildungseinrichtungen, verfügbaren Mitarbeitern, Mentalität, kompetenter Verwaltung, passender Infrastruktur). Ehemals war das für Kohle und Stahl das Ruhrgebiet, derzeit ist es das Silicon Valley, oder für D, der hochqualifizierte Mittelstand und eine dazugehörige Mentalität (Arbeitsethik, Stellenwert von STEM-Bildung) in Baden-Württemberg.
In solchen Regionen stehen dann wenig Ressourcen für Nahversorgung zur Verfügung. Zwackt man sie von der Technologie-Industrie ab, gilt: Degloblalisierung bedeutet Stillstand oder sogar Rückschritt.
Eine Frage des Anreizsystems. Die Kooperation während der Covid-Zeit hat gezeigt, was Wissenschaft leisten kann, wenn man die Brückentrolle (gierige Fachverlage) umgeht und direkt kommuniziert, und ohne Rücksicht auf Ego und Reputation seine Preprints nackt macht. Der Drosten-Podcast brachte tolle Beispiele dafür. Auch dafür, wie konstruktiv die Kritik dann ausfallen kann.
Solange wir den ‘Impact’ messen über die Journale der Veröffentlichung und die Zitationszahlen, und solange Berufungskommissionen und Arbeitgeber darauf ihre Urteile bauen, wird sich wenig ändern.
Der Gemeinsinn kann erst kommen, wenn die ängstliche Besorgtheit um Reputation, Karrierechancen, Status und Einkommen abgebaut werden kann.
@Michael 26.08. 15:50
„…weswegen ich die Zerschlagung der deutschen Solarindustrie auf Betreiben fossiler Lobbyisten auch für einen strategischen Fehler hielt und halte.“
Die PV-Module müssen wir jetzt erstmal in China kaufen. Ok, wenigstens sind die da billiger. Wenn jetzt aber doch noch übler Ärger mit China aufkommt, dann werden wir womöglich auf diese Importe verzichten. Gut für die verbleibenden Laufzeiten der fossilen Technik bei uns.
Wenigstens wird China voraussichtlich seine PV-Modulproduktion dennoch voll auslasten, und die Ware in den globalen Süden exportieren, und was sie gar nicht los werden, werden sie einfach im eigenen Land installieren. Der Gewinn fürs Klima ist ja eher unabhängig vom Standort der Anlagen.
Mehr Sorgen bereiten mir die ganzen Kleinigkeiten, die derweil nur noch von China hergestellt werden, und im Falle eines Wirtschaftskrieges hier die Produktion von so ziemlich Allem lahm legen könnten.
So oder so wird es wohl Zeit, auch in Europa wieder PV-Module in großen Mengen herzustellen, der Markt dafür ist schließlich riesig.
Mit Lithiumbatterien sieht es wohl ähnlich aus.
Wobei ich eigentlich darauf setze, dass wir schon in einigen Jahren immer mehr Menschen haben werden, die nur noch gelegentlich ein Auto brauchen, und denen dann Elektrocarsharingfahrzeuge reichen werden. Gerade die Haltbarkeit und die vielen Kilometer, die Batteriefahrzeuge schaffen, es sollen 1,5 Millionen Kilometer sein, dürfte Carsharing deutlich günstiger machen. Auch kommen die noch mit einer kleineren Batterie aus. Wenn der Akku leer wird, muss man nicht unbedingt aufladen, man kann auch einfach das Fahrzeug wechseln, und mit vollem Akku sofort weiterfahren.
„…benannte ja auch Bundes-Finanzminister Christian Lindner (FDP) Erneuerbare als „Freiheitsenergien“.“
Insbesondere, wenn wir alle grüne Technik selber herstellen und vollständig recyceln können.
Aber da sind wir noch nicht. Wir müssten erstmal alles selber herstellen können, und dann erst den Handel mit China deutlich reduzieren. Andersrum wird eine Katastrophe draus.
Das russische Erdgas war so schön billig, und hätte uns für 20 Jahre billiges Backup für immer weiter steigende Anteile von erneuerbaren Energien liefern können. Jetzt müssen wir mit teurem und knappem Frackinggas aus den USA auskommen. Aber das war noch bezahlbar, so arm sind wir ja nicht. Aber ein Wirtschaftskrieg mit China wäre derzeit womöglich nicht zu verkraften.
Vielleicht überschätze ich ja, wieviel wirklich derzeit nur noch von China hergestellt wird. Ich fürchte zu viel, aber ich hoffe noch, dass ich mit irre.
@Noch‘n Wort 26.08. 16:54
„Würde nicht ausreichen. Deutschland kann sich nicht selbst ernähren, wir sind auf Nahrungsmittelimporte angewiesen.“
Ich weiß nicht, ob das so viel ist, was uns wirklich fehlt. Wir importieren Fleisch, exportieren aber auch fast genauso viel. Dann werden wir womöglich deutlich weniger Fleisch essen, was vielleicht bis zu 15 % Anbaufläche spart. Wir können immer noch deutlich weniger wegwerfen. Und wir können problemlos den Energiepflanzenanbau einstellen.
Auf jeden Fall können wir eine nachhaltige Landwirtschaft samt mäßiger und artgerechter Tierhaltung mit dem machen, was wir in der eigenen Region haben. Und der Rest der EU kann uns aushelfen, immerhin wanderten hier nach Deutschland ja auch schon sehr viele EU-Bürger ein.
„Für höhere Technologien braucht es ganze Regionen, um den Unterbau für die fortgeschrittensten Produktionen zu bieten…“
Wir sind hier ja in Deutschland noch ganz gut dabei, haben immerhin immer noch einen Außenhandelsüberschuss. Eine andere Frage ist, wie sich die weitere Entwicklung von KI auf Arbeitsmarkt und Produktionsweise auswirkt.
Möglicherweise ist der Arbeitskräftemangel auch in Deutschland bald wieder vorbei, und generell mangelt es dann markant weltweit an Arbeitsplätzen. So sehr, dass uns nichts anderes übrig bleibt, als die meisten Steuern über Kapitaleinkünfte und Erbschaftssteuern einzutreiben, um einen weltweiten Sozialkollaps zu vermeiden.
Vielleicht braucht es aber auch noch 20 oder 40 Jahre, bis das soweit ist.
Gleichzeitig wäre eine Reduzierung unseres Konsums nicht nur sehr hilfreich, die Energiewende zu beschleunigen. Das könnte auch Arbeitsstress reduzieren und es uns ermöglichen, mehr ganz eigenen Interessen jenseits des Kommerziellen zu folgen.
„Der Gemeinsinn kann erst kommen, wenn die ängstliche Besorgtheit um Reputation, Karrierechancen, Status und Einkommen abgebaut werden kann.“
Wobei dann auch Wissenschaft freier ausgeübt werden könnte.
Das lese ich ..was solls . Dualismus im Denken ist das , weiß nich ?
Liebt der Mensch nur den anderen Mensch wegen seiner selbst Willen, seinem Vorteil?
und anders rum Hass und Mord , durchgeführt von Anderen und mit Geld bezahlt für eigenen Spaß und Luxus willen ??
Das Dasein als endlicher Raum bietet keine unendliche Wachstumsmöglichkeiten. Stattdessen müsste sich der Mensch langsam mit der Beschränkung vertraut machen, auch mit dem Zurückschreiten um ein voranschreiten der Menschheit sicherzustellen. Die Lebensweise einiger wird allen aufgedrängt. Jeder wird mit hineingezogen. Jeder ist verpflichtet Steuer zu bezahlen, selbst wenn das Geld für die Zerstörung des eigenen Lebensraumes ausgegeben wird. Tritt ein Staat in den Krieg ein, tritt man ungewollt auch in den Krieg ein. Alle wichtigen Entscheidungen liegen nicht mehr in der Hand des Einzelnen, Entscheidungsfreiheit ist aufgehoben, die Körperfreiheit war es ohnehin schon. Diejenigen die mit der Gesellschaftsausrichtung der Zerstreuung übereinstimmen sehen darin keine Schwierigkeit, jene die ihr Leben in Ruhe ableben wollen, werden aber zu einem Lebensstil verdammt der nicht ihrer Wahl entspricht. Das ist die Tyrannei der so genannten Demokratie.
Die Tyrannei ist sogar an Luxus, an Zerstreuung interessiert. Es macht die Menschen zu Taten unfähig. Die Menschen sind in ihrer Zerstreuungswut gefangen, mögen diese scheinbaren Komfort des Nicht-Denkens nicht aufgeben. Die Regierenden freut das, es wird sich keine größere Masse zusammenfinden um sich für entscheidende Veränderungen einzusetzen. Die Menschen sind viel zu sehr damit beschäftigt das Fernsehprogramm, Urlaubs,- Auto usw. -Kataloge zu studieren. Sehe dazu: Giacomo Leopardi: Das Gedankenbuch, München 1985, S. 99–100.
Dehn, Stefan. Der Mensch im Augenblick . Books on Demand. Kindle-Version.
Ja, @Käthe Parlow – auch von mir verlangt die Demokratie zu akzeptieren, dass meine Steuergelder für die „Verbesserung der Tierhaltung“ ausgegeben werden, obwohl ich selbst gar kein Fleisch mehr esse und die industrielle Massentierhaltung für eine Mitwelt-Katastrophe halte.
Es ist die Zumutung des „Wir“ gegenüber jedem „Ich“, das sich absolut setzen möchte. Weil Mehrheiten noch die Massentierhaltung erhalten wollen, zahle ich eben – auch widerwillig – mit. Die Republik ist mir das, war mir auch den freiwillig verlängerten Wehrdienst wert.
Und wenn es Ichlingen dann doch mal gelingt, sich einigermaßen zu organisieren – dann nur gegen gemeinsame Feindbilder, also auf Basis von Dualismus, als sog. Querfrontler. Denn ein echtes Wir bräuchte ja gemeinsame, positive Überzeugungen.
Auf globaler Ebene geht die Hyper-Individualisierung nicht nur auf Kosten von Demokratien, sondern auch von Familien. Entsprechend schnell steigen die Scheidungen und implodieren die Geburtenraten, außer bei strenger Religiösen. Vgl. „Homo religiosus“, der nie ein Homo oeconomicus war:
https://www.spektrum.de/magazin/homo-religiosus/982255
Evolutionsgeschichtlich gilt also weiterhin: Das Wir gewinnt. 🙂
Der Blick nur auf die Agrarprodukte(*) ist naiv rosig.
zB (*) https://www.topagrar.com/mediathek/fotos/verschiedenes/lebensmittel-selbstversorgungsgrad-
Die Produktion beruht auf Voraussetzungen, die in solchen Lobby-PR-Statements und -Untersuchungen nicht erfasst werden.
– Das Soja für die Futtermittel kommt aus Übersee.
– Kunstdünger braucht zur Herstellung viel Energie (aktuell problematisch: Stickstoffdünger/Erdgas); er ist nicht einfach zu ersetzen und jede Einsparung hier senkt schlägt hart auf den Ertrag durch.
– Landmaschinen, Transport, Lagerung(**) brauchen Treibstoff und die Schiffe beim Import ebenfalls.
(**) Es ist zB energietechnisch sogar günstiger, Äpfel im Winter aus Übersee kommen zu lassen, als sie in D zu produzieren und gekühlt zu lagern.
Kurz gesagt: Wir fressen Öl und Gas, und sind sehr empfindlich gegen Störungen der Zulieferketten.
Hier sind ein paar Graphiken:
https://www.bauernverband.de/fileadmin/user_upload/dbv/gruener_dienst/2022/KW_falsch_einsortiert_-_fragezeichen/TOP_5_Bericht_Vorschlaege_Versorgungssicherung_Beschluss_Praesidium.pdf
Gucken Sie mal auf die Preise, oder auf “EU-Importe wichtiger Düngemittel”.
Und das ist nur die interssensgeleitete Beurteilung des Deutschen Bauernverbandes.
Ein Handlungsbedarf wird natürlich gesehen:
https://www.europarl.europa.eu/news/de/press-room/20220321IPR25913/zusatzliche-eu-massnahmen-fur-sichere-nahrungsmittelversorgung-erforderlich
Schauen Sie nicht auf die finanzielle Bilanz, sondern auf die Zulieferketten und die Vertriebsketten. Unser Reichtum hilft nur, kurzfristig Probleme abzupuffern (wie zB beim Gas kürzlich). Wenn wichtige Produktionsfaktoren nicht mehr (oder nur zu prohibitiv hohen Preisen) verfügbar sind, reicht das auch nicht mehr (Fiebersäfte, anyone?).
—
@ Käthe Parlow
Regeln in einem Gemeinwesen sind nun mal nicht zum Rauspicken. Schon Sokrates hat in seiner Apologie festgestellt, dass, wenn man die Vorteile der Gesetze nutzt, man auch die Nachteile in Kauf nehmen muss.
Dafür haben wir ja Demokratie, dass jede(r) daran arbeiten kann, diese Regeln immer wieder anzupassen an neue Technologien, Wertewandel, (geo)politische Lagen, …
Nö. Es sind wir, die dies wählen, bzw. das Nicht-Ändern-Wollen bevorzugen.
@Noch‘n Wort 27.08. 10:38
„Schauen Sie nicht auf die finanzielle Bilanz, sondern auf die Zulieferketten und die Vertriebsketten. Unser Reichtum hilft nur, kurzfristig Probleme abzupuffern..“
Klar, sehe ich ja auch so. Wir sind derzeit von der Globalisierung abhängig. Aber wir können uns unabhängiger machen, insbesondere wenn wir mal Verschwendung und überschüssige Produktion reduzieren. Und die dabei frei werdenden Ressourcen an Geld, Arbeitskraft und Rohstoffen gezielt in die Energiewende und die allgemeine Unabhängigkeit investieren.
Das braucht aber Zeit, entsprechend können wir uns einen Wirtschaftskrieg mit China derzeit vermutlich wirklich nicht leisten. Mit Russland ging das noch, China wäre zuviel.
Europa wird jedenfalls genug landwirtschaftliche Produktion haben. Auch wenn wir vieles aus Übersee importieren, so haben wir genug zu exportieren, um das wieder auszugleichen. Gleichzeitig sinkt auch noch die Bevölkerung in der EU insgesamt. Und wie gesagt, wir können auch noch weniger Fleisch essen, weniger wegwerfen und den Energiepflanzenanbau einstellen.
„Kunstdünger braucht zur Herstellung viel Energie (aktuell problematisch: Stickstoffdünger/Erdgas); er ist nicht einfach zu ersetzen und jede Einsparung hier senkt schlägt hart auf den Ertrag durch.“
Entsprechend ist der Kunstdünger billiger, wenn die Energiekosten niedriger sind. Hier gibt es aber durchaus Möglichkeiten, den Kunstdünger zu reduzieren. Indem man den Mist vernünftig kompostiert, und man kann Zwischensaaten ausbringen, die zusätzlichen Stickstoff aus der Luft binden. Beides erhöht langfristig die Bodenqualität, verbessert die Wasseraufnahme bei Starkregen und bindet auch noch Kohlenstoff im Boden.
Man muss hierfür nur den Bauern ein wenig was zahlen. Wenn die aktuell zu sehr finanziell unter Druck stehen, dann können die nicht so gut langfristig nachhaltig arbeiten und in die Bodenqualität investieren.
Was langfristig die Klima- und Wasserkrise mit den EU-weiten landwirtschaftlichen Erträge macht, ist vermutlich derzeit noch unbekannt.
„Nö. Es sind wir, die dies wählen, bzw. das Nicht-Ändern-Wollen bevorzugen.“
So siehts aus. Nutzen wir doch einfach die Demokratie, und gestalten wir unser eigenes Leben so, wie wir es wirklich wollen. Gerne mit einem gründlichen Blick auch auf globale Zusammenhänge.
…wir können weniger…..
Bei unserem Wirtschaftssystem funktioniert das ganz schlecht. Sobald ein Unternehmen weniger Umsatz macht, fordern die Geldgeber ein Umdenken.
Wir haben keine Kommandowirtschaft, die Marktgesetze verlangen Wachstum, Wachstum oder höhere Preise. Auch das Finanzamt verlangt ein Wirtschaften, bei dem Gewinn erzielt wird. Ohne Gewinn über einen längeren Zeitraum entzieht die Gewerbeaufsicht die Lizenz.
…und gleichzeitig werden wirklich “gewinnträchtige” Tätigkeiten wie das Erziehen und Bilden von Kindern, die Versorgung Älterer, aber auch Ehrenamt und Kunst vom bisherigen Bruttosozialprodukt (BSP) kaum erfasst und weder finanziell noch gesellschaftlich ausreichend anerkannt, @Neumann. Unser Wirtschaftsmodell auf Basis des Alleinverdiener-Modells des fossilen Maskulinismus und zulasten der sog. “Umwelt” und von Frauen externalisierter Kosten sollten wir nicht mehr einfach in die Zukunft fortschreiben. Schon aus klimatischen “und” demografischen Gründen kommen Fantasien vom ewigen Wachstum an ihre realistischen Grenzen.
@Neumann 28.08. 17:39
„Wir haben keine Kommandowirtschaft, die Marktgesetze verlangen Wachstum,..“
Nicht unbedingt. Wenn der konkrete einzelne Mensch weniger konsumiert und gleichzeitig weniger Wochenstunden arbeitet, dann kann weder Staat, noch Arbeitgeber oder Banken da wirklich was gegen machen.
Das ändert nichts daran, dass die Unternehmen weiter Gewinn machen können, und die Unternehmen können gerne auch weiter versuchen, auch den Umsatz zu steigern. Nur wird das entsprechend einfach nicht recht gelingen, wenn wirklich Viele mit Weniger zufrieden sind.
Und wenn es etwa um die Etablierung der Energiewende geht, so kann durchaus der Staat hier lenkend eingreifen. Einmal hat die EEG-Umlage ja tatsächlich ihr Ziel erreicht, und PV-Module und Windräder in den Markt eingeführt, und inzwischen sind die Erneuerbaren Energien tatsächlich ziemlich konkurrenzfähig geworden.
Wenn wir weiter zunehmend die externalisierten Kosten der Nutzung fossiler Energieträger einpreisen, dann bekommen wir die Energiewende auch hin. Das dauert nur seine Jahrzehnte, weil es entsprechende Investitionen erfordert, und das darf auch Jahrzehnte dauern, weil die Anlagen auch Jahrzehnte halten.
Derzeit haben wir sogar einen Arbeitskräftemangel, der das Wirtschaftswachstum limitiert. Das ist doch kein wirklich problematischer Zustand. Gerade in dieser Situation ist es doch sogar besonders sinnvoll, z.B. deutlich weniger Privatautos herzustellen, und stattdessen mehr Fahrrad zu fahren und mit Carsharing auszukommen. Die in der Autoindustrie freigewordenen Arbeitskräfte können dann z.B. PV-Anlagen herstellen und aufbauen oder z.B. in der Altenpflege anfangen.
Und wenn dem Staat dann zuwenig Lohnsteuern zusammenkommen, dann kann er auch auf mehr Besteuerung von Kapitalertrag, Vermögen und Erbschaften ausweichen. Oder mal in den öffentlichen Verwaltungen wirklich moderne IT-Systeme einführen, und hier mal massiv Planstellen streichen. Die freigewordenen Kräfte können dann eben auch in der Freien Wirtschaft unterkommen, solange es an Arbeitskräften mangelt zumindest.
Rüstung läuft auch auf Staatskosten, aber ist immerhin sinnvoller als Verwaltungsjobs bei der Stadt, die gerade mal angefangen hat, wenigstens simple Emails zu akzeptieren. Selbst bei zentralen Aufgaben wie beim Finanzamt gibt es durchaus schon Anfänge in der Digitalisierung, aber es ist immer noch deutlich komfortabler, z.B. Druckaufträge für ganze Bücher bei einer Onlinedruckerei völlig reibungslos abzuwickeln, obwohl dies eigentlich viel komplexer ist als eine Steuererklärung. Das dauert dann nur ein paar Tage bis die Ware da ist, und in der Druckerei ist der komplette Produktionsprozess zu 100% automatisiert und zu 98% fehlerfrei, die 2% Probleme treten dann beim Verpacken der Ware oder in der Zustellung auf.
Wachstumszwänge sehe ich hier eigentlich keine. Wenn es irgendwo schrumpft, weil es gut ist damit, dann kann es woanders wachsen, oder auch nicht. Einen Wachstumswunsch bei Einigen haben wir schon, aber nicht jeder kann alles haben was er möchte. Nicht jedes Bestreben muss kommerziell sein. Das kann sich verschieben.
Tobias Jeckenburger,
was du da schreibst ist vernünftig und auch richtig, es ist aber (noch) nicht realistisch.
Wir waren vor 3 Wochen in Papenburg, Ostfriesland bei der Meyer Werft. Dort wird gerade eines der größten Kreuzfahrschiffe der Wet gebaut, die Carnival Jubilee.
Ist Ostfriesland wirst du keine Mehrheit finden sich selbst zu beschränken. Deutschland steht im internationalen Wettbewerb.
Darum geht es übrigens, wenn Deutschland sich allein beschränkt, ist die Wirkung minimal
Diese Art der Argumentation ist unmoralisch, ich weiß, und ich habe es schon an anderer Stelle gesagt,” erst wenn Hamburg unter Wasser steht, wir ein Umdenken einsetzen” !
@Neumann 29.08. 11:29
„Ist Ostfriesland wirst du keine Mehrheit finden sich selbst zu beschränken.“
Solange Menschen auf Kreuzfahrt gehen möchten, macht es gewissen Sinn, auch die nötigen Schiffe zu bauen. Solange hier die Klimakosten eingepreist werden, und auch keine übermäßige staatliche Wirtschaftsförderung fließt, finde ich es ok.
„Deutschland steht im internationalen Wettbewerb.“
Wir sind hier wohl mit Außenhandelsüberschuss unterwegs, entsprechend ist hier in der Handelsbilanz tatsächlich ein Weniger unproblematisch.
Meine Idee wäre ja gerade, dass sich die potentiellen Kunden überlegen, ob es wirklich lohnt, auf diese Art Urlaub zu machen. Ob hier nicht auch z.B. Campingurlaub rund ums eigene Bundesland genauso viel Spaß macht, aber viel kostengünstiger und weniger Mitweltbelastend umgesetzt werden kann. Man kann dann ja auch deutlich länger Urlaub machen, wenn der billiger ist, und wenn man wegen insgesamt weniger Geldbedarf die persönlichen Arbeitszeiten reduzieren kann.
Nebenbei, sind diese Schiffe nicht auch gar nicht mal so ineffektiv? Wenn man bis zum Hafen mit der Bahn fährt, insbesondere.
„Darum geht es übrigens, wenn Deutschland sich allein beschränkt, ist die Wirkung minimal.“
Das gilt für alles, was den ganzen Planeten betrifft. Wer nicht Teil des Problem sein will, der hat aber die Wahl. Und wenn es zunehmend bei uns funktioniert, dass man seine Konsum realistisch überprüft, dann kann das woanders auch passieren. Und man sieht dann ja auch instantan, wenn hier eine Entwicklung in Gang kommt. Der Fleischkonsum z.B. ist entsprechend seit Jahren rückläufig.
Nebenbei sind wir im Konsum nahe an der Weltspitze, und haben entsprechend mehr Einsparpotential. In ärmeren EU-Ländern ist schon weit weniger Spielraum, und wirklich arme Länder im globalen Süden brauchen dringend das Gegenteil.
Tobias Jekenburger,
das Thema lautet: Wege aus der Wasserkrise.
Das geht nur durch die Verringerung der Industrieproduktion.
Das Einsparpotential ist vorhanden, wenigstens das Feigenblatt für das energiefressende Europa ist noch vorhanden.
Man hat ausgerechnet, dass Europa mehr Ressourcen verbraucht als ihm nach der Zahl der Bewohner zusteht. Mittlerweile verbraucht Europa fast 100 % mehr.
Und was gedenken die Europäer dagegen zu tun ?
Sie reden über Ökologie und sprechen den Missstand auch ruhig aus.
Fast schon kafkaesk die Situation.
@Neumann 29.08. 20:37
„Das geht nur durch die Verringerung der Industrieproduktion.“
Wo genau jetzt recht überflüssige SUVs als Statussymbole produziert werden, ist gar nicht so wichtig. Entscheidend wäre, hier die Nachfrage zu senken. Jedenfalls kann hier jeder sehr wirksam sein, auf eigene Verantwortung. Ob der Staat jetzt auch noch ein Weniger fördert, da drauf zu warten, wäre womöglich wirklich zu wenig. Die Lobbyisten jedenfalls arbeiten in die andere Richtung. Bis dass der Wähler hier deutlicheres Engagement einfordert, kann es noch jede Menge Hitzewellen, Waldbrände, Flutkatastrophen und Missernten dauern. Besser wir arbeiten jetzt schon nach eigenen Kräften dran.
Wer nur weniger konsumiert, aber gar keine Lust hat, auch weniger zu arbeiten, kann sich auch sehr nützlich machen, wenn er sein überschüssiges Geld in grüne Technik investiert. Hier sind schließlich ziemlich viele Milliarden zu investieren.
„Man hat ausgerechnet, dass Europa mehr Ressourcen verbraucht als ihm nach der Zahl der Bewohner zusteht. Mittlerweile verbraucht Europa fast 100 % mehr.“
Das sind dann eben die Mengen, die den Planeten und die Rohstoffmärkte belasten. Und uns die eigene Zukunft und die der Natur ruinieren.
Tobias Jeckenburger,
Zustimmung, der Wandel muss bei jedem Einzelnen im Kopf stattfinden.
Die Domokratie muss an der Basis stattfinden. Lobbyisten und Influenzer sind Gift für eine Demokratie.
Das sind nur Wunschgedanken, die tatsächliche Entwicklung sieht anders aus.
Das Verkehrswesen steuert dem Dauerstau zu.
Hier ist jetzt auch der Staat gefordert, nur der reagiert nicht.
Zurückgeschickte Neuwaren landen auf dem Müll. Reaktion des Staates zu diesem gedankenlosen Geschäftsmodell, keine sichtbar.
Nachfrage senken ? Dann muss die Werbung eingeschränkt werden. Geht aber schlecht, weil unsere freien Medien über Werbung finanziert werden. Welch Widerspruch: freie Medien sind von Werbung abhängig.
Genug gemosert. Es bleibt spannend.
Mit Schlagworten kann ich im allgemeinen wenig anfangen. So musste ich mir beispielsweise Petromaskulinismus mit Hilfe Ihrer Links erst einmal erklären lassen. Gut verständlich.
Ich kann jetzt auch nachvollziehen, was Elinor Ostrom gemeint hat. Meine Interpretation: Für jedes “Problem” eine angepasste Lösung finden. Wassernutzung vor Ort regeln und nicht global den großen Playern überlassen. Sehe ich das in etwa richtig?
Vor dem Ausbrechen der Corona Pandemie hätte ich die Aussage gewagt, dass die Ideen von Frau Ostrom im Zeitalter des Hypes um die Globalisierung in Theorie und Praxis “tot” sind. Nachdem es während der ersten Monate der Pandemie zur Unterbrechung von Lieferketten und damit zB bei Medikamenten zu Engpässen kam, sehe ich heute bessere Chancen auf Umsetzung. Allerdings leider nicht bei den maßgeblichen politischen Parteien in Deutschland. Die tun sich schon in leichterer Kommunikation schwer und bauen lieber Feindbilder auf.
Sie erwähnten die Freiburger Schule. Franz Böhm und andere. Ich bin in einem anderen Zusammenhang auf den Volkswirtschaftler Karl Diehl gestoßen, der sich ua offenbar mit Karl Marx beschäftigt hat. Das nur am Rande.
Wird es Ihrer Meinung nach möglich sein, Studierende der VWL mit den Vorstellungen und Vorschlägen von Frau
Ostrom vertraut zu machen? Geschieht das schon an Universitäten?
Vielen Dank, @Marie H. – und Sie haben m.E. auch die These(n) von Elinor Ostrom sachrichtig erfasst! Statt dem überkommenen und empirisch längst überholten Markt-Staat-Dualismus bietet sie Denk-Werkzeuge für sehr konkrete Fragen: Wie sollte Polizei organisiert sein? Wie die Wasserversorgung? Wie der Musikmarkt? Wie der Wissensmarkt?
Es betrübt mich sehr, wie viele Menschen immer wieder auf eine marktradikale Lesart von Adam Smith oder auf einen fossilen Marxismus zurückfallen, statt auch einmal an einer Frau des 20. und 21. Jahrhunderts im Hinblick auf konkrete Probleme zu wachsen. Es kann doch empirisch niemand bestreiten, dass weder „kapitalistische“ noch „sozialistische“ Regierungen ökologisch erfolgreich waren. Auf Basis der Texte von seit Jahrhunderten toter Männer werden wir die Klima- und Wasserkrise nicht lösen können. Deswegen meine ich: Wer im 21. Jahrhundert ernsthaft über Ökonomie diskutieren möchte, sollte Elinor Ostrom kennen und wenigstens in Grundzügen verstanden haben.
Da muss ich noch mal nachfragen. Sind wir nicht bisher davon ausgegangen, dass der Markt von Angebot und Nachfrage bestimmt wird? Denn falls ja, ist das dem Kapitalismus zuzuordnen. Angebot und Nachfrage können zeitweise gesteuert werden, z.B. durch den Preis oder Werbung oder Überproduktion etc.
Auf der anderen Seite steht die Aufgabe der Daseinsvorsorge. Wasser, Kliniken, Verkehr sind an sich ungeeignet für den “reinen” Markt. Das beste Beispiel war der vor kurzem von Ihnen gepostete Artikel über England. Also gehören die o.g. Kategorien in staatliche Hand. Die Frage ist, wie halten wir es mit den Staatstheatern etc. Das Land BW muss viel Geld investieren, um den Littmann-Bau in Stuttgart zu renovieren. Steuergelder. Wäre spannend zu wissen, wie Frau Ostrom darüber denken würde.
Gerne, @Marie H.
Mit Elinor Ostrom gehe ich von verschiedenen Güterklassen aus. Demnach sollte etwa Sicherheit als öffentliches Gut nicht zuvörderst von privaten Sicherheitsdiensten, sondern von der staatlichen Polizei (Land, Bund, Kommunen) „hergestellt“ werden. Wasser als Gemeingut sollte dagegen von gemeinnützigen, kommunalen Verbänden verwaltet werden – es wäre eine Katastrophe, würde etwa das Bodenseewasser von der Bundesregierung aus Berlin zugeteilt werden. Nahrungsmittel sind dagegen privat (von landwirtschaftlichen Betrieben) herzustellen und auf dem Markt zu verkaufen (zudem plädiere ich für mehr Biogas statt fossiler Importe). Die von Ihnen ebenfalls angesprochenen Theater sind Mautgüter, für die Eintrittsgelder bezahlt werden, die aber auch wegen ihrer Bedeutung von Bildung und Kultur als öffentlicher Güter durch Spenden und Steuergelder gefördert werden sollten.
Schon diese wenigen Beispiele zeigen m.E. sehr schön, dass jeder Markt-Staat-Dualismus viel zu kurz springt. Ich möchte nicht in einer marxistischen Hölle leben, in der auch Nahrungsmittel planwirtschaftlich hergestellt werden. Ich will aber ebenso wenig in einer marktradikalen Hölle leben, in der auch das Wasser und die öffentliche Sicherheit von gewinnorientierten Konzernen verkauft werden. Sondern ich möchte in einer sozialen und ökologischen Marktwirtschaft leben, in der gerade auch auf der Basis von Elinor Ostrom für jedes Gut der richtige Ansatz gesucht und gefunden wird. Weder Marxisten noch Rechtslibertäre sind dazu in der Lage, ernsthafte Wissenschaft jedoch schon.