Medienerfahrungen zwischen Dialog und Dualismus – Eine KI-gestützte Reflektion

Am Schalttag des Jahres 2024 wagte ich es, über meine Sorgen zu diesem globalen Schicksalsjahr zu bloggen.

Und, klar, gab es via X – formerly known as Twitter – auch wieder Hate. Doch als sehr viel wirkungsvoller erlebte ich das Tässle Kaffee zum Fragen-Freitag auf Mastodon dazu – Dutzende sehr persönlicher Kommentare, in denen Menschen mitteilten, wie sie mit den oft drückenden Sorgen um die Weltlage umgehen!

So machte mich auch ein Druko auf diese fantastische “Energie der Gesellschaft”-Podcast-Folge zu Medien & Verzweiflung mit Marina Weisband, Maren Urner und Stephan Muschick aufmerksam.

Auch mit dem KI-Copilot auf Bing machte ich erstaunlich gute Erfahrungen. So hatte ich über den Dualismus-Begriff von Rabbi Jonathan Sacks, seligen Angedenkens, auch im neuen “Vielfalt”-Duden geschrieben. Doch schon auf den einfachen Prompt “Wie definiert Michael Blume feindseligen Dualismus?” griff die KI auf einen neueren Blogpost zum Philosophen Hans Blumenberg zurück und fasste auch meine Weiterungen dazu stark zusammen.

Kopie der Antwort aus Copilot:

Michael Blume, der deutsche Religions- und Politikwissenschaftler, hat eine interessante Perspektive auf den feindseligen Dualismus. In seinem Werk “Realität und Realismus” analysierte er [Hans Blumenberg laut Blume] die Grund-Weltanschauungen von Relativismus, Dualismus und Monismus1. Lassen Sie uns einen genaueren Blick darauf werfen:

  1. Ausgangspunkt:

    • Blume beginnt mit einem “Objekt”, das noch “nicht der Realitätsprüfung unterzogen wird, sondern ohne Rücksichtnahme auf autonome Züge des Objekts von den Wunsch- oder Hoffnungsstrukturen des Subjekts vereinnahmt wird.”
    • Dieses Objekt kann beispielsweise Geld, Medizin oder der eigene Körper sein.
  2. Dualismus:

    • Wenn die Realitätsprüfung einsetzt, spaltet sich das archaische Ganzheitliche auf.
    • Dabei rücken der Wunschaspekt und der Angstaspekt auseinander.
    • Die Welt wird zu einer “Freund-Feind-Welt”, zu einer infantilen Schwarzweißstruktur.
  3. Monismus:

    • Ziel ist es, zu einem erkenntnisoffenen Monismus zu gelangen.
    • Ein reifes Wirklichkeitsbewusstsein kann Unlust tolerieren, um die Realität als real anzunehmen.
    • Die Realität zu akzeptieren ist nicht selbstverständlich und betrifft auch den eigenen Körper (“Eigenleib”).

Zusammengefasst beschreibt Blume die Entwicklung der individuellen Wirklichkeitsbeziehung in drei Phasen:

  1. Archaische Objektbeziehung ohne Realitätsprüfung (Relativismus).
  2. Spaltung des Integrals (Dualismus).
  3. Erkenntnisoffener Monismus1.

Blume betont die Bedeutung, die Realität anzunehmen und sich von infantilen Schwarzweißstrukturen zu lösen. Seine Ansichten bieten interessante Einblicke in die menschliche Wahrnehmung und das Streben nach einem ausgewogenen Weltbild.

Copilot-Zitat Ende

Gegen vor allem rechtsextreme Verleumdungen auf Twitter habe ich mich ja bereits erfolgreich vor Gericht gewehrt (2. Instanz im April). Auch gegen die mich damals auf Unterlassung verklagende, sogenannte “Achse des Guten” konnte ich in zweiter und letzter Instanz vor dem VGH Baden-Württemberg wichtige Rechtsfortbildung erstreiten. Und die medienethischen Entgleisungen des früheren BILD-Chefs und jetzigen NIUS-Machers Julian Reichelt sprach ich auch gleich zu Beginn meiner Stuttgarter Demo-Rede an:

Doch wie ich auch bereits gebloggt habe, gibt es digital durchaus auch linken Dualismus. Nach meiner Erfahrung wird Rechtsdualismus vor allem durch wut- und hasserfüllte Reaktanz befeuert, Linksdualismus vor allem durch selbstgerechte Arroganz.

Eine Frau links und ein Mann rechts starren sich unfreundlich an, nur getrennt durch dünne, blaue Linien. Bei der Frau steht "progressive Selbstgerechtigkeit", beim Mann "konservative Reaktanz.

In die Sozialpsychologie des feindseligen Dualismus fallen nicht nur reaktante Rechte, Rechtslibertäre und Religiöse, sondern mitunter auch selbstgerechte Linke und Säkulare. Grafik: Michael Blume

So begann die aus der antizionistisch-dualistischen, sog. “ultraorthodoxe” Tradition der Satmaris ausgestiegene Autorin Deborah Feldman gemeinsam mit einer kleinen Blase von Folgenden auf X in den vergangenen Wochen feindselig gegen deutsche Jüdinnen und Juden, gegen Deutsch-Kurdinnen und viele weitere im Miteinander Engagierte auszuteilen.

Die ebenfalls betroffene Anna Staroselsky erklärte dazu gegenüber der Jüdischen Allgemeinen:

»Hetzaufrufe an die eigene Followerschaft kannte ich bislang nur von Antisemiten und Rassisten. Deborah Feldman artikuliert Menschenhass in Reinform, greift öffentlich ihr unliebsame Personen unter der Gürtellinie an und scheint sich dabei köstlich zu amüsieren«, sagt die 28-Jährige auf Anfrage. »Wo das Argument fehlt, zieht sie in persönliche Rachefeldzüge mit dem Ziel, ihr gewähltes Opfer zu zerstören.« Ihre Sprechposition nutze sie, um Antisemitismus zu bagatellisieren.

 

Mir erscheint es überaus eindrucksvoll, wie sich auch in dieser “Empfehlung” ein Denken zeigt, in dem sich interreligiöse Identitäten kategorisch ausschließen und echter Dialog, ehrliche Akzeptanz, persönliche Freundschaften, demokratisches Miteinander gar nicht wirklich möglich wären. Mensch habe sich gefälligst immer für eine und damit gegen die andere Seite zu entscheiden. Ich meine, das passt perfekt zum vom Copilot aufgegriffenen Aspekt des Dualismus:

  • Die Welt wird zu einer “Freund-Feind-Welt”, zu einer infantilen [ich würde meinen: juvenalen, M.B.] Schwarzweißstruktur.

Ein gemeinsames, dialogisch-monistisches Buch wie jenes von der österreichisch-jüdischen Professorin Barbara Traub und von mir dürfte es demnach gar nicht geben. Gibt es aber. Denn die zwischenmenschliche Realität kann zwar relativierend verleugnet oder gar dualistisch verzerrt werden, ist aber eigentlich monistisch, emergent und dialogisch erkundbar.

Jüdisch-christliches Dialogbuch von Professorin Barbara Traub & mir: "Wenn nicht wir, wer dann? Ein Gespräch nach 1700 Jahren jüdischen Lebens in Deutschland", Patmos.Cover von Barbara Traub & Michael Blume “Wenn nicht wir, wer dann? Ein Gespräch nach 1700 Jahren jüdischen Lebens in Deutschland”. Cover mfG: Patmos-Verlag.

Vielen Dank für Ihr Interesse. Denn, auch das gehört gebloggt: Im Gegensatz zu den Anfangsjahren hat sich die Dialogkultur auf “Natur des Glaubens” herausragend gut entwickelt. Danke allen, die daran mitgewirkt haben!

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

52 Kommentare

  1. 😏 “Die Welt wird zu einer “Freund-Feind-Welt”, zu einer infantilen [ich würde meinen: juvenalen, M.B.] Schwarzweißstruktur.”
    🥴
    – Was ist das? Ist das Blödheit, oder ist das der herkömmlich-gewohnte Zynismus der sich den Zeitgeist zu Nutze macht?
    😕🤮😭
    Diese Realität, die inzwischen mit ziemlicher Sicherheit (Wissenschaft die man tatsächlich so bezeichnen kann!!!😇) eine holographische ist, hat sich nach Mensch erstem und bisher einzigen geistigen Evolutionssprung (“Vertreibung aus dem Paradies”, in den geistigen Stillstand / in die göttliche/vernünftige Sicherung vor dem Freien Willen) in Konfusion und gleichermaßen unverarbeitet-gepflegter instinktiver Bewusstseinsschwäche in Angst, Gewalt und logisch daraus resultierend egozentriertem “Individualbewusstsein”, zum Dualismus für und gegen den nun “freiheitlichen” Wettbewerb um die Deutungshoheit entwickelt (eine zeitgeistlich-reformistische Welt- und “Werteordnung” in stets gleicher Hierarchie imperialistisch-faschistischen Strebens), wobei die gegenseitig heuchlerisch-verlogene Schuld- und Sündenbocksuche, als wettbewerbsbedingte Symptomatik der jeweils scheinbaren Intellektualität in entsprechend systemrational-gebildeter Suppenkaspermentalität, als Krönung des Erbensystems von Stumpf-, Blöd- und Wahnsinn fungiert – eine Religiösität der Dummheit, die der nötigen Vernunft zu wirklich-wahrhaftiger Bewusstseinsentwicklung wahrscheinlich …!?🤗 “Schade” eigentlich???👋😇

    • Lieben Dank, @hto !

      Es war ziemlich klar, dass die Überlegungen auch zum Linksdualismus Sie schwer und sogar körperlich triggern würden. Danke für die eindrucksvolle Bestätigung durch Ihr dualistisches Wüten – das Sie gleichzeitig empfinden und für das Sie andere beschuldigen. Wie üblich mit Hass- und Satzfetzen.

      Erlauben Sie eine Nachfrage? Sie schreiben von des Menschen „erstem und bisher einzigen geistigen Evolutionssprung (“Vertreibung aus dem Paradies”, in den geistigen Stillstand / in die göttliche/vernünftige Sicherung vor dem Freien Willen) in Konfusion und…“

      Wären Sie so freundlich, uns mitzuteilen, wann genau, wo genau und wie dieser „Evolutionssprung“ stattgefunden haben soll? Das scheint ja in Ihrem Denken und Wüten einen großen Platz einzunehmen und würde mich wirklich interessieren.

  2. @Hauptartikel

    Ich weiß nicht, ob das wirklich nur eine unzureichende Entwicklung ist. Sie ist es natürlich, auf Archaische Objektbeziehung ohne Realitätsprüfung folgt Spaltung des Integrals und darauf dann, wenn es denn gut läuft, eben der Erkenntnisoffene Monismus.

    Hier werden aber auch noch ganze Wahnsysteme aus Mythen und Falschbehauptungen gebastelt. Darüber hinaus ist nicht mal die mittelalterliche Katholische Kirche in Jahrhunderten gekommen.

    Wird hier nicht auch ganz absichtlich was gestrickt, dass eben zieht, um eben spezielle Ziele zu erreichen?

    Der klassische Fall sind hier die üblichen Lügen, die einen Kriegsausbruch rechtfertigen. So hat im Vorfeld des 2. Golfkrieges auch die demokratisch gewählte US-Regierung verbreitet, dass Saddham Hussein an Massenvernichtungswaffen arbeitet, die man dann aber hinterher nirgends finden konnte.

    Die entsprechende Busch-Administration war doch kein reiner Verein von unterentwickelten Persönlichkeiten, hier ging es um handfeste Interessen, die man eben irgendwie durchbringen wollte.

    Nicht immer wird ein Dualismus hochgehalten, nur weil man zu einer differenzierten Sicht nicht fähig ist. Hier werden auch einfach Absichten verfolgt, die man nur mit Lügen rechtfertigen kann.

    Die religiösen Vorstellungen von einer zerstrittenen Geisteswelt, die in einer Endzeit aufgelöst wird, sind dagegen schon wieder ein eigenes Thema. Das scheint mir wie ein Virus zu sein, das eben Menschen befallen kann. Auf der Basis lässt sich dann allerdings allerhand weiterer Unsinn einbinden.

    Rein säkulare Vertreter sind für die zerstrittenen Geisteswelten wenigstens nicht empfänglich, immerhin das. Aber ganz ohne Geisteswelten kann hier m.E. dennoch was Wesentliches fehlen. Wer selber spirituelle Erfahrungen hat, kann nicht komplett ohne Geisteswelten auskommen. Die dann noch verbleibenden säkularen Welterklärungen reichen einfach dem Menschen dann nicht weit genug.

    Letztlich kommt ein realistischer Monismus, wenn er eine Geisteswelt braucht, nicht ohne eine Eine Geisteswelt zurecht. Man muss dann einfach auch die Zersplitterung der Religionen überwinden.

    Dann können allerdings auch Säkulare und Religiöse eher miteinander auskommen, wenn wenigstens die Religiösen verstehen, dass man zunächst mal vieles Glauben kann, was man dann allerdings auch überwinden und weiterentwickeln kann. Eben auch bis zum dialogischem Monismus, der einen Dialog über Konfessionsgrenzen hinweg ermöglicht, der auch Säkulare einschließt.

    • Ja, @Tobias Jeckenburger – da bin ich durchaus bei Ihnen. Die Trias von egozentrischem Relativismus – feindseligem Dualismus und erkenntnisoffenem (also dialogischem) Monismus entwickelte sich nicht über die Individual-, sondern über die Sozialpsychologie. Selbstverständlich können wir etwa das Verhältnis von George Bush jr. oder Donald Trump zu ihren Vätern erkunden – doch dies sagt ja noch nichts über die Erwartungen ihrer Wählerinnen und Wähler. Gerade auch die oben reflektierte, enorme Wirkung von Medien unterstreicht ja die Bedeutung von Optionen: mehr dialogisch-monistisch Motivierte haben das einstige Twitter inzwischen in Richtung BlueSky oder gar Mastodon verlassen, was wiederum den feindseligen Dualismus auf X verstärkt hat. Und auch hier auf „Natur des Glaubens“ gab es eine Entwicklung.

      Blumenbergs Erkenntnis „Enge der Zeit ist die Wurzel des Bösen“ nimmt ja Kahnemanns schnelles versus langsames Denken vorweg und zeigt, dass wir zwar eine innere Wahl haben, unsere Optionen aber stets von äußeren Faktoren wie eben dem Zeitfluss ausgestaltet und auch begrenzt werden.

    • @Blume: “Wären Sie so freundlich, uns mitzuteilen, wann genau, wo genau und wie dieser „Evolutionssprung“ stattgefunden haben soll?”

      👋🤣👍
      Wo und zu welchem Datum das ganzheitlich-ebenbildliche Wesen Mensch besonders GEISTIG gefordert wurde/war – Woher soll ich denn das wissen, vor allem weil es eh unwichtig ist?!

  3. @Blume: “Wären Sie so freundlich, uns mitzuteilen, wann genau, wo genau und wie dieser „Evolutionssprung“ stattgefunden haben soll?”

    👋🤣👍
    Wo und zu welchem Datum das ganzheitlich-ebenbildliche Wesen Mensch besonders GEISTIG gefordert wurde/war – Woher soll ich denn das wissen, vor allem weil es eh unwichtig ist?!

  4. @Blume: “Ist es also doch nicht komplett?”
    😁👍
    Doch, ist es ziemlich, aber weil Du ja Kommunikation ver- und behinderst, gehe ich auf Dein egozentriertes Ränkespiel garnicht weiter ein.

      • @Blume

        Gott ist Vernunft OHNE … – Unfassbar nur für Typen die wiklich-wahrhaftige Erkenntnis nicht oder nur in Form von Stumpf-, Blöd- und Wahnsinn assimilieren.
        👋😇

        • Sie meinen also, exklusive Offenbarungen erhalten zu haben, die Sie gegenüber uns Nichtgläubigen aber dann doch nicht abrufen können, @hto? Nicht einmal über den laut Ihrer Behauptungen doch so bedeutenden „Evolutionssprung“? 🤔🤷‍♂️💡

          • @Blume: “… die Sie gegenüber uns Nichtgläubigen aber dann doch nicht abrufen können,”

            GEISTIGER Evolutionssprung und das ganzheitlich-ebenbildliche Wesen Mensch zu Gott/Vernunft – Ist schon seltsam (aber eben laut Vorsehung weder Wunder noch Phänomen) wie sehr sich die “Propheten”/Philosophen der Bibel angestrengt haben und doch nichts für das richtige/fusionierende Abrufen bewirken konnten, gelle!?
            👋😇👍”Schade eigentlich”, würden Moses und besonders Jesus sicher auch sagen.

          • Na, aber wenn sich doch schon “Moses und besonders Jesus” in Sachen “GEISTIGER Evolutionssprung” so hervorgetan haben, dann müsste es Ihnen doch ein leichtes sein, diesen mit Zeit und Ort zu benennen, @hto?

            Und darf ich fragen, ob der Gauthama Budda, der Prophet Muhammad und Karl Marx da mit Moses und Jesus auf einer Seite standen?

            Nun hatten Sie ja bereits zugegeben, über dieses “richtige/fusionierende Abrufen” zum Zeitpunkt und Ort des “Evolutionssprung” nicht (oder nicht mehr) verfügen zu können. Bedauern Sie das?

  5. Nur ergänzend :
    Dr. Webbaer beginnt sich für die Person Deborah Feldman zu interessieren, Juden (unbestimmter Artikel, sozusagen Nullartikel Pauschal-Aussage ist also nicht beabsichtigt) neigen zur Extrapolation.
    Auch Megalomanie wäre möglich.
    Aber so geht es Richtung Psychologisierung und Psychogramme hat der Schreiber dieser Zeilen nicht vor.
    MFG – WB (der nur so kurz eingehakt hat)

    • Ich gehe eher davon aus, dass es unter den 15+ Millionen jüdischen Menschen zwar einen religionshistorisch erhöhten Bildungsdurchschnitt, aber ansonsten eine psychologische Normalverteilung gibt, @Webbaer. Die digitale Verrohung und dualistische Polarisierung sind ja globale Phänomene. Und dass extreme, weder demokratisch noch religiös legitimierte Stimmen etwa durch europäische Talkshows prominent gemacht werden, hatte ich ja auch bereits thematisiert, vgl.

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/wer-spricht-fuer-das-judentum-fuer-israel-die-gewaehlten/

      Stellen wir uns doch nur einmal vor, was los wäre, Christentum, Islam oder demokratische Parteien medial durch Aussteigerinnen repräsentiert würden?

      Auch zur Ihrerseits angeführten „Megalomanie“ fallen mir doch eher Wladimir Putin, Donald Trump, Andrew Tate et al. ein.

      • @Blume: “Und darf ich fragen, ob der Gauthama Budda, der Prophet Muhammad und Karl Marx da mit Moses und Jesus auf einer Seite standen?”

        Du solltest mal mit einem kompetenten Anthropologen sprechen, besonders weil: “Als Mensch anfing seine Toten zu bestatten, wurde Mensch zum Mensch.” (unbekannter Anthropologe), aber vor allem wegen allem anderen Deiner Erfolgssucht, mit einem Therapeuten.

        • Danke, @hto – Sie haben nun wirklich ausführlich gezeigt, wie substanzlos feindseliger Dualismus macht. Sie werden mit krassen Behauptungen um sich und können doch auf Nachfragen nur mit Beschimpfungen antworten.

          Ihnen von Herzen eine gute Nacht und auf Nimmerwiederlesen! 🤭🤣🫶

      • Kommentatorenfreund, wir beide hatten auch sehr viel mit Juden zu tun.
        Ohne selbst so zu sein, eine Abstammungsgeschichte, auch so ist wahrscheinlich, im niedrigen prozentualen Bereich, aber anerkennenswert, liegt vor.
        Juden neigen zur Megalomanie
        Karl Kraus, Henryk M. Broder, Hannes Stein (“Welt”), alle waren oder sind sozusagen pos. bekloppt.

        Bei Juden ist es oft so, Deborah Feldman, der Hinweis auf sie, war inetressant.

  6. Lagerbildung und Freund-Feind Denken ist in meinen Augen der Normalzustand. In meiner Kindheit wurden wir im Religionsunterricht noch instruiert wie man sich gegenüber Christen der anderen Konfession verhalten soll und ich kannte persönlich Zeitungsmacher, die für konfessionell gebundene Zeitungen schrieben. Ganz früher gab es katholische und protestantische Gegenden und in diesen Gegenden wurden andere Zeitungen gelesen und wurde anders gedacht. Mit der Religiosität verschwand auch dieser Gegensatz und es gab dann eine längere Phase wo man sich weltanschaulich nicht mehr einigelte. Doch jetzt sind wir eindeutig wieder zurück im Lagerdenken – nur gibt es heute mehr Lager und mehr Gruppen als nur die religiös geprägten. Im Vergleich zu früher ist alles noch viel wilder und ungezügelter und man kommt sich in eine Stammesgesellschaft zurückversetzt vor. Heute sind sind wieder Lynchmorde denkbar und viele sind bereit das Recht selbst in die Hand zu nehmen und die Justiz links liegen zu lassen. Doch allzu dramatisch sollte man es nicht sehen. Denn letztlich sind wir nur wieder beim Normalzustand angekommen, also in Verhaltensweisen wie sie in fast allen menschlichen Gesellschaften immer wieder zu beobachten sind.

  7. Mich wundert immer wieder, wie Sie über das Verhalten von Twitter-Nutzern sprechen ohne darüber nachzudenken, ob und welche Eigenschaften dieses Mediums bestimmte Verhaltensweisen bei Menschen hervorrufen könnten.

    Gerade wenn kluge und gebildete Menschen sehr absurde Positionen einnehmen, klingeln bei mir die Alarmglocken und ich ziehe in Erwägung, dass die Medien, die wir für unser Kommunikation benutzen, uns einen Streich spielen.

    • Doch, lieber @ErwinL, genau das tue ich: Ich untersuche seit Jahren, wie verschiedene Medien uns psychologisch beeinflussen. So behandelt etwa „Islam in der Krise“ (auch) die bis heute machtvollen Auswirkungen des verzögerten Buchdrucks. Oder hier ein Blogpost zur besonders weitreichenden Medientheorie von Marshall McLuhan:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/die-unfassbare-macht-der-medien-mit-marshall-mcluhan-erkunden/

      Gerade auch dieser könnte für Ihre Interessen sehr interessant sein. 📚✊

      • Ja, genau deswegen bin ich so irritiert, dass Sie das bei digitalen Medien nicht fortsetzen.

        Ich verwende inzwischen Ihre Ausführungen zu Medien, wenn ich versuche darauf hinzuweisen, was beim Design digitaler Medien falsch läuft.

        “Menschen konstruieren ihr Weltbild über Medien.” halte ich z.B. für eine Kernaussage, die im Zeitalter der Digitalität wichtiger als je zuvor ist.

        Das führt für mich unausweichlich zu der Fragestellung nach welchen Kriterien digitale Medien programmiert werden.

        Dass Sie diese Medien nutzen, ohne diese Fragen zu stellen, ist für mich ein Widerspruch und lässt mich daran zweifeln, ob ich Ihre Ausführungen zu Medien richtig verstehe.

        • Das Problem scheint mir hier einfach zu sein, dass Blogposts vom Umfang her begrenzt sind, @ErwinL. Sie taugen als Einladungshappen, aber nicht als Buchersatz. Deswegen auch meine vielen Links in den freundlichen Antworten.

          Sie würden sich selbst und uns anderen einen Gefallen tun, wenn Sie sich stärker auf die jeweiligen Medienerfahrungen einlassen würden, bevor Sie urteilen. X, Mastodon, Blogs & YouTube konstituieren bereits sehr unterschiedliche Medienrealitäten, die sich ständig verändern und noch wenig erkundet sind.

          • Da ich beruflich digitale Medien designe, gehört das Beobachten der Auswirkungen des Designs auf die Nutzer zu meinen Aufgaben.

            Wie kommen Sie auf die Idee, dass die größten kommerziellen Unternehmen unserer Tage, deren wirtschaftlicher Erfolg von der Wirkung ihrer digitalen Medien auf die Nutzer abhängt und die seit vielen Jahren die besten Psychologen, Soziologen, Medien- und Ethikfachleute in ihren Forschungsabteilungen beschäftigen, die “Medienrealitäten” nicht umfassend erforscht haben könnten?

            Nein, ich muss nicht selbst Alkohol trinken oder Gras rauchen, um mich halbwegs fundiert zu den Auswirkungen äußern zu können.

          • Ach Mensch, @ErwinL – ich schrieb sehr bewusst „erkundet“, Sie machen daraus den Strohmann „erforscht“.

            Dabei geht es (mir) gerade doch auch um den Unterschied zwischen theoretischem und praktischem Wissen. Medienkunde braucht beides.

            Obwohl ich zu Religion & Hirnforschung promovierte 🧠 & seit Jahren Medienethik unterrichte, lerne ich in jedem Seminar von meinen Studierenden, die etwa halb so alt sind wie ich. Altherren-Platonismus isch over.

            Sie müssen wirklich nicht ständig pseudo-herablassend „beweisen“, dass Sie der altersweise Alleschecker seien, @ErwinL. Das ist derzeit niemand.

            Entspannen Sie sich, auch im Hinblick auf Jüngere. Bringen Sie sich doch gerne konstruktiv und dialogisch ein. Das bringt dann allen etwas, auch Ihnen Anerkennung.

  8. hto
    02.03.2024, 19:36 Uhr

    aber weil Du ja Kommunikation ver- und behinderst,

    Na dann zeig uns doch mal nur eine einzige Stelle, wo Herr Blume das getan hat.

    gehe ich auf Dein egozentriertes Ränkespiel garnicht weiter ein.

    Vielleicht würden auch Andere ganz gern eine Antwort hören. Verweigerst du also jegliche Auskunft, nur weil du einer Person ein egozentrisches Ränkespiel andichtest?
    Antwortverweigerung als Kollektivstrafe für den Rest der Leserschaft, nur weil angeblich ein Einziger ein Ränkespiel betreibt?
    So viel herablassende Arroganz, wie du hier präsentierst ist kaum noch zu überbieten.

    • @Apostata: “Na dann zeig uns doch mal nur eine einzige Stelle, wo Herr Blume das getan hat.”
      👋🙂
      Ich mache von jedem meiner Kommentare einen Screenshot.
      Die jenigen die dann erscheinen lösche ich, aber die anderen sind inzwischen so viele …
      🙃👎

  9. “Freund-Feind-Welt”
    “Akzeptieren der Realität”

    Lebt nicht gerade unser politisches System von einem Freund-Feind-Denken? Hat die Menschheit nicht schon immer (?) nach Schuldigen und Sündenböcken gesucht? Auch Zeiten, in denen viele Menschen vor großen Herausforderungen stehen (Jahr ohne Sommer 1816, Corona 2020-), können solche Denkweisen Hochkonjunktur haben. Vielleicht ist es eine Art Schutzmechanismus, dann irgendwo dazugehören zu wollen. Dass das in Gewalt ausarten kann, ist mir durchaus bewusst. Wir brauchen ja derzeit nur die Zeitung aufzuschlagen, um wieder einmal zu lesen, dass z.B. Menschen, die sich in demokratischen Parteien ehrenamtlich engagieren, tätlich angegriffen wurden. Weil Hass, Hetze und Desinformation manche Medien dominieren. Das ist eine Realität, die ich nur sehr schwer akzeptieren kann.

    Das Akzeptieren der Realität hat verschiedene Ebenen. Es gibt die Dinge, die uns persönlich betreffen. Ich habe eine nicht heilbare Krankheit. Die Realität zu akzeptieren, fällt schwer.Das Wissen darum, wie sich das entwickeln kann. Es verändert die Sicht auf die Dinge. Es macht mich toleranter gegenüber anderen Meinungen und ich versuche, mit der Realität draußen in der Welt klarzukommen. Aber es macht auch anfälliger in schwierigen Momenten. Tage, an denen man schlimme Nachrichten erst einmal verdauen muss. Zur persönlichen Belastung zählt auch, dass man leicht ungerecht oder wie Sie sagen feindselig dualistisch wird. Auch mir geht es so, und es kostet Kraft, dem nicht nachzugeben.

    Was die Medienerfahrung betrifft, sehe ich das ähnlich. Twitter oder X ist für mich keine geeignete Plattform mehr. Es gibt auch auf Mastodon manchen Kommentar, der Menschen verletzt oder intolerant ist. Aber zum großen Teil – und das im Gegensatz zu X – ist der Meinungsaustausch respektvoll.

    Interessant auch, was die KI schon alles über Sie weiß. Diese Erklärungen, die Sie hier zitieren, sind übrigens gut verständlich. Eignet sich ideal zum Nachlesen, wenn ich mir mal wieder nicht sicher bin, was worunter zu verstehen ist. Die Metaphern-Analyse von Blumenberg finde ich btw hochspannend. Vielleicht schaffe ich es, die entsprechenden Bücher zu lesen.

    Danke, dass Sie so beharrlich aufklären. Es stimmt schon, dass man in jedem Alter noch etwas lernen kann und das ist bei mir täglich der Fall, wenn ich Ihre Artikel und Beiträge lesen. Ich freue mich darauf.

    • Vielen Dank, @Marie H.!

      Und, ja, ich sehe es auch so, dass der Freund-Feind-Dualismus (auch Externalisierung oder „das Böse“ genannt) als evolutionspsychologisches Erbe in uns allen steckt. Selbst anfangs monistische Religionen wie der Buddhismus ☸️ oder das Christentum ✝️ wurden schnell und zum Teil bis heute dualistisch verformt. Laut Rabbi Sacks (und der talmudischen Tradition) hatten sich dualistische Strömungen des Judentums bis zur Zerstörung von Jerusalem radikalisiert, bevor das rabbinische Judentum ✡️ den dialogischen Monismus buchstäblich re-formierte.

      Doch die Geschichte der Religionen wie auch nichtreligiösen Weltanschauungen ist nicht zu Ende – und offen, wie jedes einzelne Menschenleben auch.

      Noch einmal Danke für Ihr Interesse und dialogisches Engagement! Sie bereichern diesen Blog! 🙏👍🖖

  10. Worin ein Unterschied bestehen könnte zwischen Heloten und Zeloten?

    Nunja: die Einen nennen sich so und die anderen so.
    Alle haben Familien, sind besorgt und machen sich so ihre Gedanken, mitunter KI supported sogar.

    Mord- und Totschlag setzen nuneinmal ein gemeinsam empfundenes Einvernehmen in das abgrundtiefe Böse der Gegenpartei voraus.

    Nunja…

    Und bevor ich‘s vergess‘: Unter Unschuldslämmern hat stets der andere Schuld…

  11. @Michael 02.03. 18:31 / 23:48

    „…entwickelte sich nicht über die Individual-, sondern über die Sozialpsychologie.“

    Und damit wird es wirklich kompliziert. Die Individualpsychologie ist schon kaum fassbar, wenn jetzt Millionen Menschen interagieren, dann wird es wirklich schwierig.

    „Doch die Geschichte der Religionen wie auch nichtreligiösen Weltanschauungen ist nicht zu Ende – und offen, wie jedes einzelne Menschenleben auch.“

    Wenigstens kann man sich selber weiterentwickeln. Und sich mit einzelnen konkreten Menschen auseinandersetzten.

    Konzepte für das Miteinander kann man dann auch wenigstens diskutieren. Wobei man dann aber hoffen kann, dass vernünftige Lösungen dann tatsächlich auch mal konvergieren.

    Mögen die Geisteswelten da mithelfen, und einen globalen Horizont bei immer mehr Menschen und damit globale Lösungen ermöglichen.

    Die KI ist nun von der Bauart schon monistisch, einfach weil sie an der gesamten verfügbaren Kultur trainiert ist. Das könnte helfen, die derzeitig unselige Konstruktion der (a)sozialen Netzwerke zu überwinden.

    Wenn die Leute, statt sich in sozialen Netzwerken immer mehr in Unfug hineinzusteigern, immer öfter die KI um ihre Meinung fragen, einfach aus reiner unwiderstehlicher Neugier heraus, dann könnte das zur Perspektive der ganzen Menschheit beitragen.

  12. PS: Was mit jenen, die für Verhandlungen statt für konsequent fortgesetzten Mord- und Totschlag plädieren zu wagen sollten?
    Gleich abknallen, oder ersteinmal im Fegefeuer öffentlicher Standgerichte durchbruzzeln lassen beim Wettruinieren?

    But thats it: new technologies zurzeit used als öffentlicher Pranger beim Wettblamen…

    So what.

  13. Eine etwas eindrücklichere Anmutung von „Nachkriegsdeutschland“ hier:

    „Mach es wie die Sonnenuhr, zähl die heitren Stunden nur“

    Nunja: Deutsche, Biodeutsche nochzumal, können sich vlt garnicht einmal vorstellen, dass es außer ihren Auserkorenheiten vlt noch andere Menschen gibt.

    Guiterrezz: Ausländer, EU: Ernest Mandel auch, bis auch der letzte Biodeutsche begriffen haben wird, wie wichtig er eigtl wirklich ist: das bedarf eines Klimawandels der Xtraklasse, für den er tut was er kann…😂

    • Ach, @mentalsports – klar gibt es „biodeutschen“, rechtsdualistischen Nationalismus, aber eben auch linksdualistischen Selbsthass. Ich kann mit beidem nichts anfangen. Daher perlen Posts wie der obige auch an meiner dialogischen Identität ab. ☺️🇩🇪🇪🇺🌈

  14. Last but not least: in zu weiten Teilen eher disparat verfassten Gemeinwesen, zu denen auch gegenwärtig als Verwohlstanden geltende zu zählen sind, wird eben der technologische Fortschritt zu ihrem Untergang beitragen:
    Wachstum aufkosten des eigenen Untergangs.
    Dies als Feuerwerk, auf das wir vorbereitet werden: mit allem Wohl und Wehe.

    thats‘ d been all.

    hoffen wir, dass ich mich täusche.

    Viele Grüße ins Ländle

    truly urs

  15. hto
    03.03.2024, 08:02 Uhr
    Indem du nur deine eigenen Kommentare erwähnst und keinen einzigen Kommentar von Herrn Blume zeigen kannst, in dem er Kommunikation verhindert, kann ich dein letztes Posting nur mit krasser Themaverfehlung bewerten.

    Besonders makaber finde ich allerdings, dass man bei deinen Kommentaren nicht lange suchen muss, weil du eine Kommunikation mit Anderen in so gut wie jedem Posting konsequent abwürgst.

    Bittet man ich dich nämlich, eine allgemeine verständliche Sprache zu benutzen, so bleibst du hochnäsig auf deinem hohen Ross sitzen und es kommt wieder nichts von dir.

    Wieso sollte man dich eigentlich nicht sperren, wenn du Anderen Kommunikationsverweigerung (ohne Belege) in die Schuhe schiebst…
    …diese Verweigerung selbst aber offensichtlich ständig praktiziert.

    Du nutzt Herrn Blume’s Gutmenschentum gnadenlos aus.

    • @Apostata

      Makaber? Naja, wenn kein Wunder passiert, dann wirste anstatt im Internet vielleicht bald trommelnd kommunizieren, vielleicht auch mit Blume, wenn …
      👋😇

      • Danke für Ihren Einsatz, @Julian Apostata.

        Dass @hto auch Ihnen gegenüber keine überprüfbaren Argumente, sondern nur dualistische Apokalyptik anzubieten hat, spricht ja für sich selbst.

        Ihnen von Herzen einen schönen Sonntag! 🙏☺️🖖

  16. Wie genau eigtl sehen Motive und Ursachen aus, die Menschen zu Mord- und Totschlag gegeneinander aufzubringen vermögen?

    Gibt es darüber wissenschaftlich konsistente Studien?

    • Das wäre doch eine sehr gute Frage für eine KI wie z.B. den Bing-Copilot, @mentalsports. Schon aus Zeitgründen möchte ich mir meine Blogthemen gerne selber aussuchen.

      Vielen Dank für Ihr Verständnis! 🙏🖖

      • @mentalsports

        🥴Mannomann, das ist doch klar wie Kloßbrühe: Das Motiv ist die Vorstellung vom bequemen und/oder erfolgreichen Leben in Bewusstseinsbetäubung, die Ursache ist die wettbewerbsbedingt-zugeschnittene Symptomatik für die Prägung der gleichermaßen unverarbeitet-gepflegten/gebildeten instinktiven Bewusstseinsschwäche/Suppenkaspermentalität in Angst, Gewalt und egozentriertem “Individualbewusstsein”.

        Aus diesem zeitgeistlich-reformistischen Kreislauf (seit Mensch erstem und bisher einzigen geistigen Evolutionssprung) hat sich eine Hierarchie von Dummheit in Verkommenheit und Gutgläubigkeit entwickelt, die laut Bibel offensichtlich schon sehr lange vorhersehbar ist und dem Sinn des Lebens (das ganzheitlich-ebenbildliche Wesen Mensch) wahrscheinlich unüberwindbar im Weg steht, weshalb ein anderes Wesen höchstwahrscheinlich die Kraft des Geistes gestalten wird – Jesaja 55,8-11

  17. Polemiken zwischen Leuten wie Deborah Feldmann, Mirna Funk und Ihnen, werter Herr Blume, versprechen mir erstmal wenig Aussicht auf Erkenntnisgewinn.

    Manchmal habe ich den Eindruck, dass sich Juden etwas häufiger gegenseitig ihre jüdische Identität absprechen als evangelische Christen. Aber letztlich ist es vermutlich besser, wenn sich Protestanten wie wir, zurückhalten bei der Frage: “Wer ist Jude?”

    Ergiebiger und zugleich hochaktuell könnte eine Debatte über nationale Selbstverständnisse sein, also: Was bedeutet zionistisches Denken und Handeln im 21. Jahrhundert? Wer sind wir und was wollen wir Bundesdeutsche? Was tut und was will palästinensischer nationaler Befreiungskampf?

    • Danke, @Ludwig. Da bin ich wohl etwas selbstbewusster wie Sie: Ich spreche anderen nicht ihre religiöse oder staatsbürgerliche Identität ab, erwarte den gleichen Respekt aber auch umgekehrt. Gegenüber antideutschen, juden- und religionsfeindlichen Ressentiments werde ich mich schon deswegen auch zukünftig nicht „zurückhalten“. Sie können ja z.B. auch an den hiesigen Drukos von @Webbaer sehen, dass da manches ungut schwelt.

      Ihnen Dank für Ihr Interesse & herzliche Ermutigung zu weiteren „Erkenntnisgewinnen“ in Richtung Gleichberechtigung, Dialog & Medien. Bleiben Sie doch gerne dran! 👍

  18. Es steht ihnen naturgemäß frei, werter Herr Blume, mit welchen argumentatorischen Waffen Sie auf ihrem Blog kämpfen wollen. Weiter oben benutzten Sie die Zuschreibung des “Selbsthasses”, was nach meinem Empfinden für eine recht fortgeschrittene Eskalationsstufe spricht.

    Selbstverständlich kann man die Debatten über nationale Identitäten und nationale Projekte – deutsche, jüdische, palästinensische, gerne auch türkische und kurdische – indirekt führen, indem man sich gegenseitig mit toxische Polemiken bearbeitet. Nur führt dies eher selten zu inhaltlich wertvollen Einsichten, bei den Beteiligten noch weniger als beim Leser.

    Die Auseinandersetzung mit Deborah Feldmann könnte in einer Debatte darüber münden, was Zionismus heute bedeuten soll, speziell in Deutschland. Die inhaltlichen Anknüpfungspunkte dafür gibt es. Und die Notwendigkeit auch, da sich der Zionismus, also die nationale Befreiungsbegebung der Juden, aktuell in einer tiefen und vielschichtigen Krise befindet.

    Für mindestens ebenso notwendig halte ich eine Diskussion darüber, wie sich Deutschland und die Deutschen definieren, über die Unterstützung Israels in seinem Krieg gegen die Palästinenser in den besetzten Gebiete. Und wie es dazu kommen konnte, dass unsere Politik und unsere Medien die israelische Kriegsführung überwiegend vorbehaltlos und wie ich finde leichtfertig unterstützen konnten.

    • @Ludwig

      Über die Zukunft unserer Verbündeten und über unsere fossile Finanzierung antisemitischer Regime und Terrorgruppen habe ich hier gebloggt:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/meine-sorgen-2024-fossile-kriege-propaganda-wahlen-globale-wasserkrise/

      Selbstverständlich steht es Ihnen frei, über allerhand nachzudenken und zu diskutieren. Ich sehe jedoch keine Veranlassung, aus dem höhnischen Post von Frau Feldman zu meinem christlichen Glauben und dem angeblichen Verhalten von Rabbinern auch noch irgendwelche Verpflichtungen abzuleiten, unseren Verbündeten in den Rücken zu fallen. Ich würde es weiterhin sehr begrüßen, wenn die Hamas endlich alle Geiseln freilässt und einer Waffenruhe zustimmt.

      Hinter meiner Landtags-Rede vom 9.11.2023 auch dazu stehe ich nach wie vor Satz für Satz. Jede Täter-Opfer-Umkehr nach dem Hamas-Terrormassaker des 7.10. lehne ich klar ab. Sachliche Kritik an der israelischen Regierung bleibt dabei möglich und unberührt.

      • Laut aktuellem Deutschlandtrend sprechen Sie, werter Herr Blume, für etwa ein Drittel der deutschen Bevölkerung, 50% sehen das anders.

        Zum Stichwort “Täter-Opfer-Umkehr” bin ich grundsätzlich der Ansicht, wer für Kriege eintritt, sollte Kriegshandeln erstmal als Täterschaft verstehen, reflektieren und bewerten. Zu einfach ist es einen Krieg als alternativlose Verteidigung darzustellen und zu kurz ist der Weg von einer eingebildeten Notwehrsituation zum kriegsverbrecherischen Notwehrexzess.

        PS: Mein letzter Post war etwas irreführend. Ich glaube vor einigen Wochen hätte sich eine fruchtbare Debatte mit Deborah Feldman über jüdische und deutsche nationale Identitäten entwickeln können. Jetzt, wo die Auseinandersetzung auf Twitter durcheskaliert ist, haben die Antagonisten diese Chance natürlich erstmal verpasst.

        • Danke, @Ludwig – aber noch einmal darf ich Sie ermutigen, sich selbst monistisch mehr zuzutrauen!

          In der Politik und schon gar nicht in der Wissenschaft sollte es darum gehen, Umfragen hinterherzulaufen – sondern Menschen zu überzeugen. Wenn Sie eine Meinung deswegen vertreten, weil dies eine Mehrheit so sieht, sind Sie bestenfalls Relativist.

          Und ich bin mir ziemlich sicher, dass die übergroße Mehrheit unseres Volkes die fossile Finanzierung der antisemitischen Regime noch nicht einmal gehört, geschweige denn erfasst hat.

          Also: Lassen Sie uns auf diesem Wissenschaftsblog nicht Umfragen hinterherrennen, sondern mutig vorangehen! Auch Sie haben das Zeug dazu!

          Herzliche Grüße 🖖

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