Der Noahbund für Frieden und Mitwelt – Vortrag bei der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD)

Am Mittwoch hatte ich die große Ehre, bei der Mitgliederversammlung der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD) über Wissenschaft, Religion & den Noahbund zu sprechen. Wir diskutierten noch lange und auch beim gemeinsamen Abendessen weiter – unter anderem über Religionsdemografie und die Zukunft von China, über die Arbeiten von Oberrabbiner Jonathan Sacks, seligen Angedenkens, und über das bekannte Zitat von Golda Meir über ein Heiliges Land ohne Öl.

Foto zum Besuch von Dr. Michael Blume bei der Mitgliederversammlung der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD) am 31. Januar 2024 in Stuttgart. Alle Namen im Blogpost, Klick führt zum Vortragsskript.

 Gruppenbild nach einer regen Diskussion zur ORD-Mitgliederversammlung in Stuttgart. Foto: ORD

Auf dem Foto, in der ersten Reihe von links nach rechts: Rabbiner Yehuda Pushkin, Nelly Pushkin, Prof. Barbara Traub, Dr. Michael Blume, Rabbiner Moshe Baumel, Rabbiner Zsolt Balla, Rabbiner Shlomo Zelig Avrasin, Rabbiner Shmuel Brodmann.

In der zweiten Reihe Rabbiner Shneur Trebnik, Rabbiner Jona Pawelczyk-Kissin (auch: Hochschule für jüdische Studien Heidelberg), Rabbiner Ariel Kirzon, Rabbiner Aharon Ran Vernikovsky.

In der dritten Reihe: Rabbiner Elisha Portnoy, Rabbiner Daniel Naftoly Surovtsev, Rabbiner Steve Langnas, Rabbiner Shimon Großberg, Rabbiner Jechiel Brukner.

Ich bedanke mich wirklich sehr für das rege Interesse und die wunderbaren Gespräche bei allen Mitdiskutierenden und stelle daher auch wie gewünscht das duale Vortragsskript online. Der interreligiöse und interdisziplinäre Dialog über den noachidischen und den mosaischen Bund hat auch in Aschkenas ja gerade erst begonnen!

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

24 Kommentare

  1. @Hauptartikel

    Die Förderung des dialogischen Monismus scheint in der Tat zentral zu sein. Ein vernünftiges und letztlich auch wahrhaftiges Miteinander von ganz verschiedenen Religionen und Weltanschauungen ist einfach unumgänglich, wenn das noch was mit dem Menschen werden soll. Die KI in Form von an der ganzen Weltkultur trainierten Systemen könnten uns hierbei entscheidend helfen.

    Und zusätzlich weniger Öl- und Gasverbrauch finanziert weniger Autokraten, keine Frage. Aber noch haben wir sehr viel mehr Geld als die meisten Autokraten und können auch sehr viel mehr Aufrüsten. Billiger ist es für uns, wenn die Autokraten aufeinander los gehen, und uns in Ruhe lassen.

    Ansonsten können wir auch eher die alten Kohlekraftwerke bereithalten, und weniger neue Gaskraftwerken bauen, und wenn immer möglich lieber Kohle als Gas zur Stromerzeugung verbrennen. Solange wie wir noch fossiles Backup brauchen, danach ist es egal.

    Um die drohenden Klimakipppunkte zu vermeiden, könnten wir auch die Option mit dem Schwefelsäureneintrag in die Stratosphäre mal ausprobieren. Wenn wir innerhalb der nächsten 10 Jahre damit anfangen, könnten wir die globalen Temperaturen durchaus so lange auf 1.5° über dem vorindustriellen Niveau halten, bis wir die Treibhausgaskonzentrationen wieder hinreichend runtergebracht haben.

    Als nächstes könnten wir entschieden gegen den PKW-Verkehr vorgehen, insbesondere durch vernünftige Radwege in den Städten. Das spart nicht nur sofort Öl ein, es erfordert auch weniger Privat-E-Autos und macht viel Geld frei, dass wir nicht nur für die Förderung der Energiewende, sondern auch in die offenbar dringende Aufrüstung der EU investieren können.

    Mit weiter uneingeschränkter Verschwendung jedenfalls kommen wir mit den Herausforderungen vermutlich nicht hinreichend vorwärts.

    • Danke, @Tobias Jeckenburger 🙏🌈

      Tatsächlich überlege ich, in Zukunft einmal die Deutungen der zerstörerischen Gier in den Weltreligionen, Philosophien und Wissenschaften vergleichend anzuschauen. Die Maßlosigkeit unserer Bedürfnisse wird ja auch in der säkularen Psychologie mit Begriffen wie hedonistische Tretmühle, Entitlement (Gewöhnung an Privilegien) usw. erkundet.

      Allerdings dringen ja auch die klaren Befunde zum fossilen Ressourcenfluch nur langsam und gegen zähe Widerstände ins Bewusstsein. Und es stimmt zwar, dass sich etwa im Jemen 🇾🇪 die fossilen Regime von Saudi-Arabien 🇸🇦 und Iran 🇮🇷 einen teuren Stellvertreterkrieg geliefert haben – ich kann darin aber keinerlei Gewinn für die Demokratien erkennen. Wenn Menschen und Mitwelt leiden, gibt es m.E. allenfalls kurzfristige Gewinner. Und wir finanzieren diesen Wahnsinn weiter, liefern noch die Waffen dazu & hoffen, dass uns keine Verantwortung für das Morden und Zerstören, für Vertreibungen, Radikalisierungen und Sterben einholen möge…

      Vgl. genau dazu:
      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/wie-dualistischer-antisemitismus-israel-gaza-und-den-jemen-zerstoert/

      Ich bezweifle, dass das gut ausgehen kann.

          • Danke Ihnen @Michael Blume!

            zu hoffen bleibt, dass das Gerücht von „menschlicher Zivilisation“ nicht in neuerlich angerichtete Blutsümpfe mündet.

            Bleiben wir mutig.

        • Man muss übrigens kein „Wittgensteiner“ sein, um halbwegs eruieren zu können, wie schnell aus „Sprachspiel“ ein „Blutspiel“ werden könnte: might b thats one of consequent deep ways in hope in humans abilities – so gering sie augenscheinlich zu wirken vermögen könnten…

  2. @Michael 02.02. 18:11

    „Und wir finanzieren diesen Wahnsinn weiter, liefern noch die Waffen dazu & hoffen, dass uns keine Verantwortung für das Morden und Zerstören, für Vertreibungen, Radikalisierungen und Sterben einholen möge…“

    Solange wir Öl und Gas brauchen, müssen wir auch Autokraten finanzieren. Und wenn die dann Waffen einkaufen wollen, dann tun die das notfalls in China. Optimal ist das alles überhaupt nicht, und die Energiewende wird das Problem dann wirklich an der Wurzel bekämpfen.

    Wenn unabhängig davon die Waffen dann nicht gegen uns selbst eingesetzt werden, wie im Falle des Ukrainekrieges, dann bleiben wir zumindest kurz- und mittelfristig selber verschont.

    Auch Israel kann womöglich froh sein, dass die muslimische Welt in sich zerstritten ist. Wenn hier 700 Millionen autokratisch regierte Muslime sich wirklich ganz auf ihren Hauptsündenbock konzentrieren würden, könnte das für 7 Millionen Israelis ziemlich schwieriger werden als es jetzt schon ist.

    Was wäre passiert, wenn die Diktatoren Hitler und Stalin sich geeinigt hätten, um gezielt erstmal die letzten Demokratien anzugreifen? Wer hätte dann den 2. Weltkrieg gewonnen?

    Die Idee, dass sich Dualisten auch gegenseitig neutralisieren können, ist zumindest eine Möglichkeit. Verlassen können wir uns darauf allerdings nicht wirklich. Dagegen steht dann auch die Möglichkeit, dass sich die Autokraten dieser Welt zusammentun, wenn wir hier zu aggressiv unsere Demokratie hochhalten.

    Früher gab es Hightech hauptsächlich nur in den USA und Europa einzukaufen, inzwischen dürfte China aufgeholt haben, auch was Waffentechnik betrifft. Wir können uns immer weniger aussuchen, wer modernste Waffen einkaufen kann, wenn man alles auch von China bekommen kann.

  3. Was nun Alliterationen anbelangen könnte:

    „ An Anna Blume

    Oh Du, Geliebte meiner 27 Sinne, ich liebe Dir!
    Du, Deiner, Dich Dir, ich Dir, Du mir, —- wir?
    Das gehört beiläufig nicht hierher!
    Wer bist Du, ungezähltes Frauenzimmer, Du bist, bist Du?
    Die Leute sagen, Du wärest.
    Laß sie sagen, sie wissen nicht, wie der Kirchturm steht.
    Du trägst den Hut auf Deinen Füßen und wanderst auf die Hände,
    Auf den Händen wanderst Du.
    Halloh, Deine roten Kleider, in weiße Falten zersägt,
    Rot liebe ich Anna Blume, rot liebe ich Dir.
    Du, Deiner, Dich Dir, ich Dir, Du mir, —– wir?
    Das gehört beiläufig in die kalte Glut!
    Anna Blume, rote Anna Blume, wie sagen die Leute?
    Preisfrage:
    1. Anna Blume hat ein Vogel,
    2. Anna Blume ist rot.
    3. Welche Farbe hat der Vogel?
    Blau ist die Farbe Deines gelben Haares,
    Rot ist die Farbe Deines grünen Vogels.
    Du schlichtes Mädchen im Alltagskleid,
    Du liebes grünes Tier, ich liebe Dir!
    Du Deiner Dich Dir, ich Dir, Du mir, —- wir!
    Das gehört beiläufig in die —- Glutenkiste.
    Anna Blume, Anna, A—-N—-N—-A!
    Ich träufle Deinen Namen.
    Dein Name tropft wie weiches Rindertalg.
    Weißt Du es Anna, weißt Du es schon,
    Man kann Dich auch von hinten lesen.
    Und Du, Du Herrlichste von allen,
    Du bist von hinten, wie von vorne:
    A——N——N——A.
    Rindertalg träufelt STREICHELN über meinen Rücken.
    Anna Blume,
    Du tropfes Tier,
    Ich——-liebe——-Dir!“

    Nur Gott kann vlt wissen, wer da wem was ins Werk gesetzt haben könnte.

    Viele Grüße aus Dadaistitan…

    • Lieber @mentalsports,

      bei allem Respekt für „Dadaistan“ – bitte bemühen Sie sich beim Kommentieren doch um thematische Bezüge zum Blogpost und vor allem um Verständlichkeit. Sonst kann ich diese nicht freischalten.

      Danke für Ihr Verständnis.

      • @Michael Blume

        Werde mich um Besserung der Qualität meiner Kommentare in Ihrem Blog weiterhin bemühen.

        Vielen Dank für den Hinweis, sowie für die Freigabe des Gedichts von Kurt Schwitters „An Anna Blume“ in Ihrem Blog.

        Ich gelobe Besserung.

        Versprochen.

    • Guten Morgen,

      ich habe mal wieder sehr viel zum “Tässle Kaffee” gelernt! Danke dafür!

      Ich fand diese These auch spannend:
      “…warum die Alphabete nach Sem … linksläufig gelesen werden und zu einer Kultur der Bilderlosigkeit und religiösen Versenkung tendieren…”
      Dazu habe ich einen älteren Artikel von Ihnen gefunden, es scheint ja auch eines Ihrer Fachgebiete zu sein:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/gehirn-und-alphabete-die-linkesche-these/

      Wissen Sie, ob es aus der Neurologie dazu mittlerweile neuere Erkenntnisse gibt? Spannend wäre es z.B., wenn es hierzu Experimente mit funktioneller Kernspinresonanztomografie (MRT) gäbe. Also, dass man in Echtzeit beobachten kann, welche Gehirnregionen besonders aktiv sind, wenn ein mehrsprachig begabter Probant einen Text einmal auf Hebräisch und dann in einer lateinischen Schrift liest. Ich habe da selbst keinen Überblick über die aktuelle Forschung.

      Einen schönen Tag noch!

      • Vielen Dank, @Peter Gutsche! 🙏

        Ja, die Schriftrichtung-These nach Detlef Linke haben Rüdiger Vaas & ich ausführlich in „Gott, Gene & Gehirn“ (Hirzel-Verlag) vorgestellt. Seitdem kamen immer mal wieder bestätigende Befunde, aber ich ging ja dann stärker zur Religionsdemografie. In „Rückzug oder Kreuzzug?“ hatte ich dann noch einmal die Auswirkungen etwa auf die semitischen und jafetitischen Bildkulturen und Glaubensbekenntnisse diskutiert.

        Spannend war aber, dass auch Rabbi Sacks über völlig andere Studien in die gleiche Richtung fand! Wie gerne hätte ich einmal mit ihm als Ehrenpräsidenten eine interdisziplinäre Tagung zu den Alphabeten nach Schem und Jafet erlebt!

          • Oh, das freut mich sehr, @Peter Gutsche!

            Meine Zuschrift verfehlte damals den leider früh verstorbenen Prof. Detlef Linke (1945 – 2005) um wenige Wochen – seine Witwe schrieb mir, er habe sich jahrelang über die fehlende Resonanz aus den Geisteswissenschaften gewundert. Also habe ich wenigstens seine Hirn-Schriftrichtung-These bewahrt und u.a. in „Gott, Gene und Gehirn“ mit-eingepflegt.

            Auch bei der ersten US-Pastorin und Evolutionsforscherin Antoinette Brown-Blackwell ging ja bereits gefundenes Wissen durch Nichtbeachtung wieder verloren. Das finde ich schade und schädlich, versuche dem entgegen zu wirken. Erinnerungsarbeit dient immer auch der Zukunft.

            Ihnen daher noch einmal herzlichen Dank für das hilfreiche Interesse! ☺️🙏📚🌈

  4. Dualismus und Monismus ist zu einfach gedacht. Es sind drei Pole, nicht zwei.

    Was wir überall sehen, ist, dass Radikale Dispute so sehr anheizen, dass es den Friedlichen zu bunt wird, sie sich zurückziehen und so die Radikalen die Show allein schmeißen. Und so wird aus der Hitze Krieg. Krieg ist Feuer, es folgt dir, wenn du fliehst, du musst es im Keim löschen. Ich stehe zu Israel, weil es mit mir im Team West spielt, aber – Bibi und die Siedler sind mir peinlich. Trump ist mir peinlich. Europa ist mir peinlich. Man möchte ja der Gute sein, der Gerechte, der Anständige, der Ehrenhafte. Und wenn man in ein Team der Schanden hineingeboren wurde, in dem man schon froh sein muss, wenn man bloß mit versnobten, debilen Losern mitspielen muss, wie man selbst einer ist, und nicht mit blutrünstigen Straßenräubern, spielt man trotzdem, denn man hat keine Wahl. Aber die Motivation fehlt. Die Begeisterung. Die Kraft.

    Und so melden wir uns krank, ziehen uns in eine Work-Life-Balance aus Dienst nach Vorschrift und Eskapismus zurück, überlassen Afghanistan den Taliban, Weimar den Nazis, Ukraine den Russen. Gilt schon als Leistung, wenn wir gegen die Radikalen eine Runde spazieren gehen, weil die zu viel Randale machen, und wir ja bloß im Frieden ruhen wollen. Ich gehe spazieren, um frische Luft zu schnappen. Und das trotz Knie, Hüfte, Rücken und Faulheit. Ich leiste mehr aus Langeweile, als die demokratische Mehrheit für ihr Überleben. Macht sie wohl auch so, ich lasse ja keinen Trend aus, solange ich da nicht zu viele neue Knöpfe drücken muss.

    Ich denke an die Nazis, als die Juden verschwanden, oder an heute, die Migranten. Einige finden’s toll, die Mehrheit schweigt, geschehen tut’s so oder so. Wenn man seine Ehre, Würde, Selbstachtung längst verlacht und verscherbelt hat, wenn man sich im Dreck suhlen muss, kann man das trotzige Kind mimen, stolz darauf sein und voller Häme erst recht danach streben, die widerlichste Sau in der ganzen Jauchegrube zu werden – oder sich vor Scham verstecken.

    Ich mag keinen Monismus, der wie eine alte Ehe ist, aus der die Luft raus ist. Es braucht schon Streit, Wettkampf, Polarisierung, um die Reibungen und die Energie zu erzeugen, die das System zum Überleben braucht. Eine Welt der Dualisten verbrennt sich auf dem Scheiterhaufen, eine Welt der Monisten kompostiert sich – setzt sich hin und stirbt im Einklang mit dem Mist, mit dem sie sich die Hose füllt, weil sie keine Kraft findet, aufs Klo zu gehen. Auch der Monismus braucht den Dualismus, um durch Spannungen Energie zu erzeugen, auch der Dualismus braucht Monismus, um seine Killerhorden zusammen zu halten.

    Die Frage ist, was was dient. Russki Mir ist eine Vision von Einheit, Frieden und Harmonie, die dem Krieg dient. Nazis, Antisemiten, Islamisten, alle suchen sie nach der heilen, monistischen Welt. Für mich ist Krieg etwas, das eine Feuerwehr braucht, aber nicht die Fahrenheit-451-Sorte. Aber wo gar keine Feuerwehr da ist, ist gezielte, organisierte Brandstiftung besser als gar nichts – die folgt wenigstens einem Muster, man hat begrenzte Kontrolle über das Feuer, das man legt, der Brandstifter hat einen Vorteil vor denen, denen er völlig überraschend nachts die Bude überm Kopf ansteckt. Man endet in einem Ozean aus Asche, so oder so, aber man hat es vielleicht überlebt. Und so werden die Brandstifter zur besseren Feuerwehr als keine Feuerwehr.

    Der Gott des Friedens ist der Tod, der Gott der Freiheit der Teufel, der Gott der Sicherheit ist ein Felsen. Und weil sich der Felsen auflöst, auf dem die Welt gebaut war, kommt es zur Polarisierung zwischen Tod und Teufel. Das Gleichgewicht der Tyrannen, das uns am Leben hält, ist gestört, einer hat sich totgefressen, die zwei anderen teilen die Menschheit unter sich auf. Und auch Grab und Feuer haben Hunger.

    Der Dualist ist nicht böse, weil er kämpfen will, sondern, weil er ohne Sinn kämpft, nur für Schall und Rauch seiner Träume. Der Monist ist schon Asche, wenn er nicht kämpfen will. Will er bloß Frieden und Sicherheit, wird ihm jeder Felsen zu schwer, unter dem er sich verkriecht, und so wird aus seiner Festung ein Gefängnis. Und zermalmt ihn, bis es ihm unerträglich wird, und das Feuer erwacht ist.

    Legen Sie sich niemals mit dem dreiköpfigen Gott an. Finden Sie heraus, was der Bastard von ihnen will, und kriechen Sie ihm in den Arsch. Nicht, weil er Recht hat oder weil er der Gute ist, sondern, weil es echt weh tut, wenn er ausrastet, und er am Ende doch kriegt, was er will – von denen, die es schaffen, zu überleben, indem sie es rausrücken. Solange Sie mitspielen, dürfen Sie sich das Paradies bauen, gehört auch zum Dienst nach Vorschrift. Wenn Sie es nicht verlieren wollen, müssen Sie mehr tun, als bloß Dienst nach Vorschrift.

    • Ach, lieber @Paul S. – würden Sie nur halb soviel lesen wie schreiben, so hätten Sie gemerkt: Auch im oben verlinkten ORD-Vortrag ist gar nicht von einer Zwei-, sondern von der Dreiteilung die Rede. 1. egozentrischer Relativismus, 2. feindseliger Dualismus und 3. dialogischer Monismus.

      Und auch wenn die Bücher Anderer nichr so ganz Ihres sein sollten, so finden Sie hier auf dem Blog u.a. einen Worthaus-Vortrag dazu, eine Erläuterung mit ChatGPT-Definitionen anhand von Star Wars, eine psychologische Herleitung durch Hans Blumenberg, einen Blogpost zur Dreiteilung im Talmud usw…

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/dreiteilung-religionspsychologie-talmud/

      Aber sich zu Themen „belehrend“ äußern, noch bevor sie verstanden wurden, geht natürlich auch… ☺️📚🖖

  5. Ihre Rede habe ich erst ein paar Mal lesen müssen, weil sie so viel Unbekanntes für mich enthält. Ich werde Ihr Buch “Warum der Antisemitismus uns alle bedroht” noch einmal lesen.
    Viele der von Ihnen verwendeten Begriffe kannte ich nicht und habe deshalb erst einmal online versucht, die entsprechenden Definitionen zu finden. Dass im Judentum nicht missioniert wird, wusste ich. Das finde ich sehr sympathisch. Den christlichen Missionierungseifer habe ich noch nie verstanden.
    Bei N wie Nürnberg bin ich zwiegespalten, gerade wegen ihrer Bedeutung für die Nationalsozialisten. Andererseits verkörpert Nürnberg auch eine gewisse Weltoffenheit durch die Handelstradition.
    Sie haben mich neugierig gemacht, einmal etwas von Jonathan Sacks zu lesen.
    Zu oft wird von den Religionen das Trennende betont und dabei verbindet das Judentum, das Christentum und den Islam die Geschichte von Abraham. Vielleicht sollte allgemein mehr sachlich über die Religionen berichtet und diskutiert werden. Auch da hätte der ÖRR eine Verpflichtung.
    Sie erklären den Antisemitismus von Martin Luther. Als Augustinermönch verfügte er an sich über ein profundes Wissen. Und dennoch konnte er den von Ihnen beschriebenen Widerspruch offenbar nicht auflösen. Johannes Reuchlin lernte Hebräisch, um das Judentum besser zu verstehen.
    Maimonides wiederum stammte aus Al Andalus, wo die drei großen Weltreligionen meistens friedlich nebeneinander lebten. Gerade in diesem Teil Spaniens hatte das Wasser für die islamischen Herrscher eine besondere Bedeutung. Dies unterstreicht auch die Nutzung des Wassers in den Innenhöfen der Alhambra in Granada.
    Die Rede von Marcel Reif bewegt mich sehr. Irgendwie konnte ich zunächst den von mir nicht sehr geschätzten Sportreporter mit dem Redner Marcel Reif zu diesem Anlass zusammenbringen. “Nur” drei Worte: Sei ein Mensch! Beeindruckend. Ich fühlte mich beschämt.
    An Sie die Bitte: Klären Sie weiterhin auf! Und mögen Sie und Ihre Familie von Bedrohungen, Verleumdungen etc. künftig verschont bleiben.

    • Vielen herzlichen Dank, @Marie H. 🙏

      Tatsächlich hatte ich mich bei diesem Vortrag für die ORD bewusst auf die Begriffe und narrative Struktur des semitisch-rabbinischen Judentums eingelassen. Dass nun schon mehrere jafetitisch sozialisierte Leserinnen und Leser wie Sie die Mühe von Nachschlagen & Mehrfach-Lektüre auf sich nahmen, übersteigt meine kühnsten Erwartungen und spornt mich für die weitere Arbeit sehr an!

      Danke auch für Ihre historisch tiefgründigen Anmerkungen, denen ich gerne zustimme! 🙏📚🌈

  6. … Und:
    Nein, ich werde auch hier nicht auf das „Manifest“ von „Marinetti“ hinweisen, das von italienischen Faschisten um Benito Mussolini bewußt politisch mißbraucht wurde, um deutsche Faschisten zu weiteren politischen Plündereien in Sachen „Geistesgeschichte“ zu ermutigen: versprochen.

  7. …selbst wenn man annehmen könnte, dass ein „futuristisches Manifest“ eines Filippo Tommaso Marinetti ursprünglich vlt lediglich als Poesiestück angelegt wirken könnte: erst mit italienischen Faschisten vermochte es vlt seine zerstörerische Sogwirkung entfaltet zu haben, ohne überhaupt etwas zu einem gesellschaftlichen Fortschritt beigetragen zu haben, geschweige denn es zu sollen…

    • …historisch bedingt ist es in Anbetracht neuerlicher offenkundiger faschistischer „Ermächtigungsversuche“ in der heutigen Gegenwart kein Verstoß gegen ein Besserungsgelöbnis meiner Kommentare, auf ideelle Grundlagen heutiger Faschisten zu rekurrieren.
      Sollten Sie @Apostata dies anders sehen, wäre dem Diskurs mit einer Erläuterung Ihres Apostats ggf gedient.
      Mit Gruß

    • PS:

      Oder:
      was würden denn Sie dazu sagen, wenn das Ondit „wir alle sind Anarcho-Syndikalisten“ schmunzelnd selbst in Börsenkreisen als Kleinanleger-Marker „gedealt“ werden sollte?

      Ideen dazu?

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