Du Opfer! Die Bundesliga-Kommerzialisierung spaltet Schulhöfe

Gerade auch weil mich Hass und Hetze im Netz wie auch die schnelle Eskalation der Klima- und Wasserkrise (aktuell in Italien und Kroatien) emotional anfassen, freue ich mich auch über Termine, die die eigenen Wurzeln stärken. So konnte ich diese Woche bei einer Lesung im Filderstädter Kult(-ur)-schuppen “Alte Mühle” Weggefährten und Freundinnen aus meiner Schulzeit treffen, aus meinem Buch “Verschwörungsmythen” lesen und mit lebensnahen Leuten über Chancen wie auch Gefahren für den Zusammenhalt der Gesellschaft diskutieren.

Lesungen auch auf kleineren Bühnen führen oft zu den besten Dialogen. Foto: Alte Mühle Filderstadt-Bonlanden

Auch – aber nicht nur – bei den anwesenden Lehrerinnen und Lehrern fand dabei die These des Holocaust-Überlebenden und Philosophen Hans Blumenberg (1920 – 1996) besondere Beachtung, wonach mensch die Haltung der Menschen zur Wahrheit in nur zwei Positionen einteilen könne: Wer dazu erzogen werde, sich als “armer Mensch” ohne eigenen Zugang zur Wahrheit fühlen, werde später anfälliger für Relativismus und Verschwörungsglauben bis hin zur Hoffnung auf einen autoritären Führer, der einen aus der platonischen Höhle der Gaukler & Verschwörer befreien solle (Tyrannophilie, Faschismus). Wer dagegen die Erfahrung mache, als “reicher Mensch” Zugang zur gemeinsamen Wahrheit und auch Gehör zu finden, werde eher zur demokratischen Republikanerin a la Cicero, finde leichter zum dialogischen Monismus.

Die Kommerzialisierung der Bundesliga spaltet schon die Schulhöfe

Während ich zustimmte, dass gerade auch die schulische Bildungsarbeit gegen Antisemitismus und Verschwörungsmythen weiter verstärkt werden sollte, nannte ich aber auch m.E. sehr problematische, gesellschaftlich-wirtschaftliche Trends im Sport, vor allem in den deutschen Fußball-Bundesligen.

So erlebte ich als Arbeiterkind noch die DFB-Bundesliga als Schulhof-verbindend: Wir diskutierten quer durch alle Einkommensklassen die Spiele, die im öffentlich-rechtlichen Fernsehen liefen, tauschten Sammelbilder beliebter Spieler und kickten, klar, auch selbst (ich eher so als Schiedsrichter oder Torwart… 😉 ).

Obwohl ich noch sowohl Söhne wie Tochter in die Stadien schleppte, erlebten meine Kinder die deutsche Fussball-Bundesliga dagegen schon als die Schulklassen trennend: Fast nur noch Kids aus reicheren Haushalten konnten und wollten sich die immer heftigeren Abo-Gebührenmodellen leisten, hinter denen die Spiele “versteckt” wurden. Entsprechend zogen sich viele Jungs in ihre je eigenen Nicht-Sport-Medienblasen zurück, viele Mädchen wurden zudem durch rechtslibertären Kommerz-Trash wie “Germanys Next Topmodel” gegeneinander gehetzt. In einem Satz: Für kurzfristige Gewinne verzocken ältere Medien-Unternehmer auch den schulischen Zusammenhalt unserer Kinder und Jugendlichen. Wenn Jugendliche heute “Let’s play!” hören, denken die meisten erstmal nicht mehr an Ballspiele, sondern an YouTube-Videos zu Videospielen.

Wie bitter: Während die jüdischen Gemeinden in Deutschland die Bedeutung des Sports neu erkannten und engagiert sowohl Maccabi-Fussballclubs wie auch Maccabi-Winterspiele wiederaufbauten, ließen die Millionärs-Clubs ihre jüngsten Fans schnöde zurück.

Und dann jammern aber wieder alle scheinheilig über “die Jugend von heute”, in der junge Menschen so viel Zeit an Digitalgeräten verdaddeln, es an Integration und Bewegung hapern und sich immer weniger Jugendliche in Vereinen engagieren würden. Ach, welche Überraschung! Das ist die Shareholder-Logik Deiner eigenen Klimakiller-Generation, Digger!

Und, nein, diese Kritik an der Kommerzialisierung und rechtslibertären Individualisierung auch im Sport müsst Ihr keinem Familienvater und Autor, Politik-, Medien- und Religionswissenschaftler glauben. Ihr könnt auch einfach Nico Heymer von Calcio Berlin zuschauen & -hören, der die Kritik am Ausschluss ärmerer Kinder und Jugendlicher meiner Meinung nach auf den Punkt gebracht hat: “Ist das noch Fußball oder kann das weg?

Ich finde es persönlich sehr schade, ja schmerzhaft, wie “der” deutsche Integrationsmotor Fußball für kurzfristige Abzocke in einer unterjüngenden Gesellschaft geopfert wird. Und ich blogge das auch, um es jedem und jeder zu empfehlen, die mir angesichts von Antisemitismus und Dualismus, Integration und Bildung wieder mit Gejammer über “diese Jugend” kommt…

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

23 Kommentare

  1. viele Mädchen wurden zudem durch rechtslibertären Kommerz-Trash wie “Germanys Next Topmodel” gegeneinander gehetzt

    Bitte mal für mein Verständnis: Was ist an dieser Sendung “rechtslibertär”?

    • Rechtslibertarismus = Extremer Wettbewerbs-Individualismus mit Heimatlosigkeit, Ablehnung solidarischer Organisation (z.B. Gewerkschaften, Parteien, soziale Kirchen usw.). Bei GNTM kommen noch inszenierter Streit und Kommerzialisierung weiblicher Körper als Werbeträger (Male Gaze) dazu.

      • Danke für die Aufklärung. Ich denke, das überhöht GNTM doch etwas und trivialisiert gleichzeitig den Begriff “rechtsliberal”.

        • Nein, lieber @Tim: „Liberal“ ist freiheitlich-monistisch, ich zähle mich dazu. Libertär ist sozialdarwinistisch-dualistisch und nicht selten auch antisemitisch. Ein leider noch aktuelles Beispiel dazu hier:

          https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/verschwoerungsfragen-9-adolf-hitler-als-rothschild-verschwoerer-der-libertaere-antisemitismus/

          Wenn Sie die beiden Grundbegriffe liberal – libertär einmal zu unterscheiden gelernt haben, so hat sich schon die ganze Debatte hier gelohnt. 🙂

          • Wie schön muss es sein, wenn man bedenkenlos Menschen zu Antisemiten machen kann, weil man glaubt, Deutungshoheit über Begriffe zu haben.

          • Wieder nö, @Tim: Im verlinkten Post ist die Einschätzung an Originalzitaten mit Seitenzahlen belegt. Wollten Sie sich gar nie ernsthaft informieren? Sind Sie auf dem Weg zum rechtslibertären Troll? Das wäre bedauerlich, aber die Qualität Ihrer Kommentare sinkt fast so schnell wie die der Tweets des Rechtslibertären Elon Musk… 🤔🤷‍♂️👀

  2. Hier :

    Auch – aber nicht nur – bei den anwesenden Lehrerinnen und Lehrern fand dabei die These des Holocaust-Überlebenden und Philosophen Hans Blumenberg (1920 – 1996) besondere Beachtung, wonach mensch die Haltung der Menschen zur Wahrheit in nur zwei Positionen einteilen könne: Wer dazu erzogen werde, sich als “armer Mensch” ohne eigenen Zugang zur Wahrheit fühlen, werde später anfälliger für Relativismus und Verschwörungsglauben bis hin zur Hoffnung auf einen autoritären Führer, der einen aus der platonischen Höhle der Gaukler & Verschwörer befreien solle (Tyrannophilie, Faschismus). Wer dagegen die Erfahrung mache, als “reicher Mensch” Zugang zur gemeinsamen Wahrheit und auch Gehör zu finden, werde eher zur demokratischen Republikanerin a la Cicero, finde leichter zum dialogischen Monismus. [Artikeltext]

    … gerne mal aushelfen.

    Es wurde so beworben, dass eine intellektuell-kognitiv eher sparsam aufgestellte Person, die wie geschrieben als “arm” kommuniziert worden ist, i.p. (unzureichender) Erkennung und Festlegung einer weltlichen Wahrheit – einer intellektuell-kognitiv eher “reich” aufgestellten Person, die nach “gemeinsamer Wahrheit” (erfolgreich?) strebt, unterlegen ist ?

    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. Webbaer (der i.p. “DFB”, also i.p. Fußball, nicht desinteressiert ist, auch sozialwissenschaftliche Beobachtung meinend – es war vor nicht vielen Jahren, vor nicht so-i vielen Jahren im Fußballwesen teils so, dass sich Fußballfans sozusagen höllisch aufregen konnten, wenn ein Spieler nicht aus der näheren Umgebung stammte, sondern sozusagen eingekauft war, “Opa” war dabei! [1])

    [1]
    Hier spielte womöglich auch das lange Zeit in der BRD geforderte “Amateur-Prinzip” hinein, vergleiche :
    -> https://de.wikipedia.org/wiki/Fußball_bei_den_Olympischen_Spielen (‘Bis 1980 waren offiziell nur Amateurspieler startberechtigt.)
    -> https://en.wikipedia.org/wiki/Professionalism_in_association_football#Timeline_by_country (Was so nicht “getimlint” war, war nicht selten “Schwarzgeld” und nicht den amateurhaft angelegten sportlichen Regelmengen entsprechend, es gab insofern auch “Skandale” und konditionierende Sperren)
    Aber auch sozusagen entarteten Lokalpatriotismus.

    • Nein, lieber @Webbaer – Blumenberg verweist mit der Unterscheidung erkenntnistheoretisch „armer“ und „reicher“ Menschen nicht auf reale Einkommensunterschiede, sondern auf die vorherrschende Lehre: An Elon Musk können wir ja gerade sehen, dass auch ein reicher Erbe in „arme“ Verschwörumgsmythen abdriften kann. Umgekehrt gilt eine junge, im Dorf aufgewachsene Frau wie die Ezidin Nadia Murad auch als „reich“ an Charakterbildung und spricht weise:

      https://youtu.be/IJoopmwRk2o

      Wie so oft gibt Blumenberg auch hier den Begriffen selbst noch einen aufklärend-kritischen Spin. Ein Großer!

      Hoffentlich kommen Sie klar – alles Gute!

  3. Klingt vely zustimmungsfähig, diesseitig (und so ist vom Schreiber dieser Zeilen keine Metaphysik gemeint, sondern das Du und Ich), vergleiche :

    -> https://www.swr.de/swr2/wissen/radikaler-kritiker-der-moderne-der-philosoph-hans-blumenberg-swr2-wissen-aula-2020-06-11-100.html (den hier zitatorisch zur Hand nehmend, die Blumenbergsche Antropologie, die eigentlich nicht seine ist)

    Auch so :

    -> https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Blumenberg

    Bleibt oder ist Dr. Webbaer locker, vielen Dank für Ihre Ergänzungen, lieber Herr Dr. Michael Blume, auch hier :

    Die frühe Schrift Paradigmen zu einer Metaphorologie verfolgt anhand ausgewählter Beispiele aus der Geistes- und Philosophiegeschichte den Gedanken, dass bestimmte Metaphern (wie etwa die der „‚nackten‘ Wahrheit“) als „Grundbestände der philosophischen Sprache“ anzusehen sind, die sich nicht durch Begriffe ersetzen und so „ins Eigentliche, in die Logizität zurückholen lassen“. Solche „absoluten Metaphern“ konstituieren nach Blumenberg eine in ihrer Anschaulichkeit und ihrem Sinngehalt begrifflich nie vollständig einholbare Vorstellung von Wirklichkeit als einem Ganzen, an der sich menschliches Denken und Handeln orientieren kann und muss.[Quelle – Dr. W ist nicht selten zufrieden mit Bericht und Einschätzung der bekannten Online-Enzyklopädie]

    no problema“!

    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. Webbaer (der es eher mit “Herzensbildung” hat – und mit der Suche nach Erkenntnis)

    PS und “V-2” :
    So schaut es besser aus, gern die Prim#rnachricht durch diese ersetzen, danke.

  4. (‘Bis 1980 waren offiziell nur Amateurspieler startberechtigt.)
    Ah, – da ungefähr hab ich aufgehört, TV zu schauen.
    Eigentlich dachte ich, hier gar nix zu zu sagen zu haben und jetzt das – hallo, @Dr. Webbaer, Danke für die Brücke zum Faden/Thema.

    (Ich hätte ja nie gedacht, dass das mit dem Fussball so Dimensionen angenommen hat. Da muss ich erstmal meine “wieso treffen die sich nicht?” und “läuft das auch nicht mehr im Radio?” Melancholie los werden.)

    Wie so oft gibt Blumenberg auch hier den Begriffen selbst noch einen aufklärend-kritischen Spin.
    @Michael Blume, wenn ich das mache, dürfen sie sich ruhig auch freuen.
    (Das meine ich mindestens zur Hälfte ernst.) Die andere Hälfte ist zwar reich genug und kann es verschmerzen, aber ich musste es auch zweimal lesen, bis ich gemerkt habe, auf was für eine Qualität er aus ist. Zuversicht (der Eltern macht viel aus/reich.)

    @Tim –
    rechtslibertären Kommerz-Trash wie “Germanys Next Topmodel”
    Ich oute mich erstmal als Zuschauerin, wenn auch noch nicht lange und nicht oft.
    (Aus Anthropologischem Interesse quasi. Im Netz.)
    Gerade neulich war ein perfektes Beispiel: “rich girl” shooting.
    Die Inszenierung von Reichtum wurde nicht nur mit dem Zusammentreffen der Familienangehörigen kombiniert, es bestand in Verschwendung (eine mit Geld gefüllte Konfetti-Pistole, Schampus, wedeln und werfen von Gegenständen), telefonieren (tatsächlich ein altes mit Hörer) und gezwungenem Lachen.

    Unsere Bingo-Tafel:
    Extremer Wettbewerbs-Individualismus – check
    mit Heimatlosigkeit – check
    Ablehnung solidarischer Organisation – check
    (z.B. Gewerkschaften, Parteien, soziale Kirchen usw.) – check

    (Doppelt, ja, weil es so pervers war.)
    Keinerlei eigener Genuss, keine Spur von “Eigentum verpflichtet”;
    es war Armut pur im Blumenbergschen Sinne.
    Bei GNTM kommen noch inszenierter Streit und Kommerzialisierung weiblicher Körper als Werbeträger (Male Gaze) dazu.
    Naja, sie lagen sich in den Armen, das Geld war vergessen und Tränen flossen. Heidi hat ne Woche LA spendiert und sie mussten noch in 3Meter breiten Kleidern zwischen der an Tischen sitzenden Verwandtschaft laufen. “So nah und doch so fern” in Perfektion. Subtiler kann man nicht entfremden.

    @Michael Blume, sie haben so was von Recht!

    @Tim.
    Natürlich ist die Ableitung von einer derartig aggressiven Entfremdung der Persönlichkeit zu “rechtslibertär” mehr als zulässig.
    Wenn man sich selbst fremd ist, lehnt man “Fremde” leichter ab.
    Der Antisemitismus kann in dem Zusammenhang als Tradition gelesen werden.

    Bei Diskriminierung im politischen Sinne geht es ja nicht darum, etwas zu unterscheiden, sondern darum, etwas undifferenziert weg zu lassen, um dessen Nicht-Existenz. Da ist ja von vorneherein egal, um wen es geht. Die Mechanismen bieten genug Ähnlichkeiten für die Aussage, finde ich.

  5. Die Kommerzialisierung des Sports beschränkt sich nicht nur auf den Fußball, sondern ist fast in jeder populären Sportart zu finden.
    Natürlich ist der Fußball ein besonders krasses Beispiel. Vorbild für viele Jugendliche ist aber oft nicht nur die sportliche Leistung der Spieler, sondern auch deren Lifestyle, welcher sich in den sozialen Medien besonders gut vermarkten lässt. Man denke nur an David Beckham, der nach dem Ende seiner Fußballkariere mit Werbeaufträgen noch jede Menge Geld scheffeln konnte. Zudem stand er Modell für stylische Frisuren oder Tattoos, die nicht nur von Fußballfans kopiert wurden. Selbst Brooklyn Beckham eifert seinem Vater nicht auf dem Fußballplatz nach, dafür aber im Tattoostudio.

    • Danke, @Mona

      Tatsächlich hat es auf mich damals großen, positiven Eindruck gemacht zu erfahren, dass der populäre Fußballer Jürgen Klimsmann aus einer Bäckereifamilie eine Ausbildung zum Bäcker machte. Er war für mich ein Vorbild.

      Bei den durchgecasteten, über zig Vereine und Länder verkauften Multimillionären heute kann ich diese Vorbild-Funktion so nicht mehr erkennen…

      • Der Fußball ist heutzutage nicht mehr Allgemeingut der Fans, sondern wurde seit seiner Privatisierung immer mehr von finanzkräftigen TV-Anstalten oder Werbeträgern vereinnahmt. „Früher war der Profifußball eine symbiotische Beziehung zwischen den Fans und dem Verein. Sie hatten das Gefühl, dass der Verein ihnen gehört und konnten sich mit diesem identifizieren. Sie gaben etwas und bekamen etwas dafür – und das war genau das was sie wollten! Es war fair, es war sportlich. (…) Doch der Profifußball ist in den Händen von Investoren und Funktionären, denen der Sport Fußball oft herzlich egal ist und die nur ein Auge für jährliche Renditemöglichkeiten haben. Traurig, aber leider überaus wahr.“

        Quelle: https://www.fachzeitungen.de/fachbeitraege/fussball-vom-allgemeingut-zur-privatisierung-101400/

  6. @Michael Blume – Danke für den Dank, aber ich muss mich korrigieren.(Starke Beobachtungen werden erst “groß”, wenn auch die richtigen Schlüsse draus gezogen wurden…)

    Da ist ja von vorneherein egal, um wen es geht. Die Mechanismen bieten genug Ähnlichkeiten für die Aussage, finde ich.
    Ich nehme mein “finde ich” zurück. Natürlich ist es alles andere als egal, wenn es um einen Menschen geht.

    Ich hatte wohl eine Hemmschwelle, ihnen, Herr Blum, so kategorisch Recht zu geben (ich hielt es für “subjektiv” meinerseits), aber es ist eine objektiv feststellbare Tatsache – Bei Diskriminierung im politischen Sinne geht es ja nicht darum, etwas zu unterscheiden, sondern darum, etwas undifferenziert weg zu lassen, um dessen Nicht-Existenz.

    Auch “Diskriminierung im politischen Sinne” bedarf noch einer Erläuterung: Verbrecher dürfen, nach einem Urteil, “diskriminiert”, also in Form einer Gefängnisstrafe ausgeschlossen werden.
    (Bei Diskriminierung wird die Person so weit entmenscht, dass sie nicht mal mehr ein “Verbrecher” ist, um den man sich kümmern muss.)

    Wenn ich “nach einem Urteil” mit in der Rechnung habe, (Differenzierung kann Ausschluss/Diskriminierung legitimieren), ist diese Form der Diskriminierung mehr als nur ein “Kategorienfehler”.
    Denn die Kategorien “Mensch” und “Urteil” fehlen ja gänzlich – es hat nichts mit rationalem Denken zu tun, etwas nicht Existentem so viel “Realität” zuzubilligen. Diese Art von Diskriminierung ist ein Irr-Glaube, eine institutionalisierte Reaktion, ein Fleisch gewordener (@Michael Blume würde wohl sagen: dualistischer) Angst-Reflex.

    Womit ich darauf hinaus will, dass die Karte “erfüllt das denn die Kriterien des Antisemitismus?” überhaupt nicht stechen kann. (Es ging ja um Tims “Kritik”.)

    Von Belang ist die Abwertung des Menschen, egal, welches Menschen.
    Denn der Mechanismus funktioniert über die “Entfremdung des Selbst”; mit Blumenberg gesprochen kommt diese (geistige) Verarmung ja durch die mangelnde eigene Wertschätzung.
    (Müsste ich das erläutern? Mir scheint es sonnenklar. Weil das psychologisch ist, ist egal, ob inneres oder äußeres eingeschätzt wird. “Die Prägung” wirkt sich auf das Denken aus.)

    Ich hoffe, es ist nun klarer, was ich meine da zu sehen.
    (Passt eigentlich mehr zu dem Beitrag mit den Polizistinnen, weil sich diese “Armen im Geiste” ja immer gleich diskriminiert fühlen, wenn sie mit einem vernünftigen Urteil konfrontiert werden.
    Abaer dem Blumenberg sei Dank, dass ich die “nackte” Wahrheit hier in diese Worte kleiden konnte.)

    Ich überlege noch an einem Beitrag zu “Spiel und Korruption”, indem ich die Körperlichkeit bei Heidi und im Fussball vergleiche, das dauert aber noch was.
    Aber mit der Erweiterung von Blumenbergs “Reichtum” auf “Wertschätzung” ließe sich diese Perspektive gut einnehmen.

    • Besonders die Kommerzialisierung des Gesundheitssektors/Altenpflegebereichs ist Perversion, die es in einem globalen Gemeinschaftseigentum OHNE wettbewerbsbedingte Symptomatik nicht geben kann, so daß für jeden Patient/Alten stets eine würdige Betreuung garantiert wird, weil “Wer soll das bezahlen?” keine Macht mehr haben kann.

      Eine genaue Beschreibung wie das einfach umgesetzt werden kann, die kennst Du ja, aus meinen vielen Zuschriften die es nicht auf die Seite geschafft haben, weil Du zu liberal bist!?

      • Oh ja, @hto – Sie bringen gerade wieder sehr „viele Zuschriften“, oft mit Beschimpfungen.

        1. Über die auch nach meiner Wahrnehmung bedrückende Situation der Pflege würde ich gerne in eigenen Blogposts diskutieren, wenn dies denn sachlich möglich wäre.

        2. Ich habe Ihnen kein „Du“ angeboten und würde Sie erneut freundlich bitten, sich in der Anzahl Ihrer „Zuschriften“ und im Ton zu mäßigen.

        3. Danke, dass Sie deutlich machen, wie notwendig eine strenge Moderation angesichts von üblen Kommentaren einiger weniger ist. Hass und Hetze im Netz war ja auch Thema des Gesprächs mit 2 Kolleginnen neulich:

        https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/hass-ist-keine-meinung-instalive-mit-2-polizistinnen-zu-digitaler-gewalt/

        Ihnen alles Gute.

        • 😏@Blume
          Tja, wenn Du eine glaubwürdige Entschuldigung bringst, für all die falschen Bezeichnungen, die Du als taktische Schläge gegen mich führst, dann …👋😄

          • Wie bitte, @hto?

            Der Dualismus und digitale Machtfantasien kicken bei Ihnen gerade wieder voll rein, oder?

            Gerne zum Mitschreiben: Ich freue mich auf Ihre Worte des Bedauerns über zahlreiche Hasskommentare. Wenn nicht, werden Sie hier auch einfach nicht mehr erscheinen. Können Sie nicht einmal mehr erahnen, wie viele Typen schon daran gescheitert sind, mir zu drohen?

            Ihnen alles Gute, vor allem Dialogfähigkeit und Realismus. 😊

          • Wenn wir aus dem gegenwärtigen Weltkrieg doch mit heiler Haut herauskommen, werde ich meine umfangreichen Erfahrungen in Sachen wettbewerbsbedingte Pathologie der Meinungsbildung in einem kostenlosen Buch verdingsbumsen🙂 Das wird allerdings einen eher lustigen Rahmen haben, weil diese Welt dann sicher auf dem richtigen Pfad zum ganzheitlichen Wesen Mensch ist – Leute wie Du werden dann wohl ziemlich verstört durch die Gegend eiern.

          • Och, @hto – ich fände das grundsätzlich gut! Wenn es Ihnen gelingt, auf Beschimpfungen zu verzichten, so kann doch das Schreiben (samt Lesen von & Beraten mit anderen) beim Ordnen der eigenen Gedanken helfen.

            Schreiben Sie also gerne drauflos! ✍️📚😊

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