Hass ist keine Meinung. InstaLive mit 2 Polizistinnen zu digitaler Gewalt

BLOG: Natur des Glaubens

Evolutionsgeschichte der Religion(en)
Natur des Glaubens

In der deutschen Fachsprache heißt es gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit (GMF), nach Rabbi Jonathan Sacks, seligen Ang., auch zunehmend (pathologischer) Dualismus. Umgangssprachlich wird meistens von Hass und Hetze sowie von Verschwörungsmythen gesprochen. Diese gab es schon immer und oft waren (und sind!) sie tödlich – Frauenfeindlichkeit bis zum Hexenwahn, Judenhass bis zum Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit bis zum Rassismus und Antiziganismus, Republikfeindlichkeit bis zur Tyrannophilie (Führerverehrung, Faschismus), Intoleranz bis zur Queerfeindlichkeit, Ezidenhass bis zum (andauernden!) Genozid usw.

Durch das Internet ist also nicht “neuer” Hass in die Welt von uns Menschen gekommen – aber der Dualismus konnte sich neu vernetzen und verstärken. Heute wird praktisch jede Person des öffentlichen Lebens digital mit sexistischen, rassistischen und antisemitischen Vorwürfen attackiert – besonders Frauen, Juden, Kommunalpolitikerinnen, Wissenschaftler, Journalistinnen, Migranten, Ärztinnen, Einsatz- und Rettungskräfte.

Daher habe ich mich gerne für ein InstaLive #aktivgegenHassundHetze mit den beiden Landespolizistinnen Bettina Rommelfanger und Nadine Berneis zur Verfügung gestellt.

  Einladung zum InstaLive von #polizei_bw der Initiative “Toleranz im Netz”, inzwischen auch auf YouTube. Kachel mfG: Landeskriminalamt (LKA) Baden-Württemberg

Bettina Rommelfanger informierte dabei als Task-Force-Chefin über die vielen, auch polizeilichen Handlungsmöglichkeiten und Nadine Berneis berichtete, was sie als Miss Germany 2019 an oft sexualisierten Hassangriffen erlebt. Da ich gebeten worden war, nicht nur als Landes-Beauftragter gegen Antisemitismus, sondern auch als betroffener Mann und Familienvater offen zu sprechen, entschied ich mich ausnahmsweise gegen den Anzug als Uniform des Staatsbeamten, sondern kam in Zivilkleidung.

Schon während des Live Q & A prasselte es Rückmeldungen – überwiegend konstruktive Fragen, die wir aufnehmen konnten, aber auch Hasskommentare die moderiert und teilweise sogar gemeldet werden mussten. Der Stream hat auf Instagram bereits viele Tausend Abrufe erzielt, so dass er ab heute auch auf YouTube bereitsteht.

Gesicht zeigen auch in digitalen Medien, denn #HassistkeineMeinung. Screenshot: Dr. Michael Blume

Wichtig war es uns dabei auch, neben den staatlichen und polizeilichen Akteuren auch unsere zivilgesellschaftlichen Verbündeten zu würdigen: So HateAid – die Nadine gegen sog. Dickpics unterstützten und mit mir gegen Twitter klagen -, OFEK und die Meldestelle Respect.

Reaktanz, Freund-Feind-Dualismus, Hass und Hetze versus Meinungsfreiheit

Und wer doch lieber oder zusätzlich zum Thema lesen mag: Just in dieser Woche erschien mein Artikel “Meinungsfreiheit und ihre Grenzen” in der Zeitschrift des Deutschen Koordinierungsrates (DKR) der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (GCJZ). Er steht hier als pdf zum kostenfreien Abruf für Sie bereit – und wird vor allem einigen Älteren, Privilegierten und Reaktanten sicher nicht gefallen.

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

30 Kommentare

  1. @Michael Pdf Meinungsfreiheit und ihre Grenzen

    „Wer das Internet für Hass und Trolling, für Abzocke und Kinderpornografie, für Mobbing und Radikalisierung bis hin zu Gewaltaufrufen missbraucht, muss rechtsstaatlich schnelle und klare Strafen erhalten.“

    Das auf jeden Fall. Die Behauptung von falschen Fakten ist jetzt aber schwieriger zu bekämpfen. Wer soll das konkret entscheiden, was falsch und richtig ist? Die Chinesen machen das, wer da Unrichtiges behauptet und mehr als 1000 Leser hat, der macht sich da strafbar. Da entscheidet dann einfach die Partei.

    Was bleibt, ist dass man eben Falschbehauptungen richtig stellen kann. Dazu ist es jetzt aber wichtig, dass eine zivile Diskussionskultur gegeben ist. Hier hilft dann eine Strafbarkeit von Hass und Trolling, wenn es eben verleumdend, beleidigend und bedrohlich wird.

    Das Hauptproblem ist hier offenbar, dass man die Urheber von kriminellen Textbeiträgen nicht so leicht ermitteln kann. Das Medium Internet ist offenbar in diesem Sinne noch nicht ausgereift, und genau deswegen auch gefährlich.

    Eine Strafbarkeit schon von falschen Fakten würde auch jede kontroverse Diskussion erschweren. Vieles ist auch in der Wissenschaft umstritten, der Übergang zu einem allgemeinen Konsens mit einzelnen Ausreißern ist fließend. Und Alltagserfahrung und Alltagsverständnis können sich gerne auch jenseits von Wissenschaftlichkeit bewegen, insbesondere bei Menschen mit wenig Bildung, aber auch bei Menschen mit ungewöhnlichen Lebenswegen.

    Und auch können wissenschaftliche Fakten eine Weile Mainstream sein, bis sie sich dann doch als falsch erweisen. Ohne eine freie Diskussion kommen wir nicht aus. Auch wenn manch einer das ausnutzt, um gezielt Unfug zu verbreiten.

    Wenn aber die Diskussionskultur schon mal stimmt, dann kann das doch funktionieren.

    Ein anderes Problem sind natürlich Plattformen, die Unfug fördern, um die Nutzer online zu halten um damit dann Werbeeinnahmen zu erzielen. Auch nach der Erfindung des Buchdrucks kursierten massenhaft Flugblätter voller Unsinn, mit denen die Autoren einfach nur Geld verdienen wollten.

    • Danke, @Tobias Jeckenburger

      Eine „Strafbarkeit schon von falschen Fakten“ würde auch ich nicht sehen. Strafbar wäre aber auch schon jetzt bewusste Irreführung, Manipulation, ja Verleumdung und Betrug. Wer etwa Leute bewusst belügt, um gegen Menschengruppen zu hetzen, Personen zu verletzen oder etwa esoterische, oft nur schädliche Medizin- oder Finanzprodukte und Verschwörungsmythen zu verkaufen, sollte m.E. auch rechtlich belangt werden. Beispielhaft erwähnt habe ich im Artikel die erfolgreichen Schadensersatzprozesse gegen „Infowars“ & Alex Jones. Und dies, obwohl Meinungsfreiheit in den USA 🇺🇸 noch weiter gefasst wird als in der Europäischen Union 🇪🇺!

      Danke für Ihr Interesse, bleiben Sie dran!

    • Wichtig ist doch, dass wir die Menschen dazu bringen, das, was sie lesen, auch kritisch zu hinterfragen und eigene Schlüsse zu ziehen.
      Die Lösung kann – und darf – nicht sein, zu sagen: “Das, wovon wir meinen, es ist “falsch” darf gar nicht erst mehr gedruckt, gepostet, getextet etc. werden.

      • Das ist richtig, @Marco Richter. Doch Worte sind Taten – und Taten haben Konsequenzen. Wir haben in der Covid19-Pandemie gesehen, was Verschwörungsunternehmer und Hetzer angerichtet haben. Trolle und Stalker üben Gewalt aus und vernichten Leben.

        Und schon im Hinblick auf die anrollende Klima- und Wasserkrise sollten und können wir uns weniger falsche Toleranz leisten. Mit rationalen Argumenten sind die meisten verschwörungsgläubigen Dualust:innen auch ohnehin nicht mehr zu erreichen. Demokratien, die die nächsten Jahrzehnte überleben wollen, müssen deutlich fairer und wehrhafter werden. Meine ich.

  2. @Michale Blume – Grenzen der Meinungsfreiheit (pdf)
    Danke für diese Gedanken, auch wenn ich mal wieder ein wenig widersprechen muss.
    (Nicht dem Prinzip, nur den Worten.)
    Die Meinungsfreiheit ist die Freiheit des Einzelnen.
    Meinungsfreiheit ist eben nicht die Freiheit, auf einem Irrtum bestehen zu dürfen, sondern die Voraussetzung dafür, sich selbst eine Meinung bilden zu können.

    Wir sprechen halt nicht von einer “Freiheit der Meinungsbildung” – die Freiheit, auch Unsinn zu vertreten schränkt ja auch die Person ein, die diesem Irrtum unterliegt.
    (“Bildung” beruht auf der Verarbeitung von Fakten; so wie ein Haus nicht allein vom Architekten erträumt, sondern von der Statik “gebildet” wird.)

    “Vorbei sind die 90er, wo die SPD für die Kohleverstromung, die CDU für den Bau von Atomkraftwerken, die Grünen für Erneuerbare und alle zusammen für billiges Öl und Gas aus Russland plädieren konnten.”
    Ich hab ehrlich gesagt erst bei diesem Satz begriffen, was sie überhaupt meinen, weil ich Meinungsfreiheit immer als Möglichkeit, meinen eigenen Irrtum zu erkennen gesehen habe – und von ihrem Postulat einer Einschränkung erstmal erschrocken war.

    Bis ich dann bei der “Wissenschaftsbindung” anlangte – da geht mir das Herz auf!

    Und dazwischen habe ich endlich begriffen, was sie mit “Dualismus” meinen – den seligen Sacks!
    Nicht etwas taoistisches, wie beim Yin-Jang, sondern etwas, das ich als “Konflikt zwischen Individualität und Gruppenzugehörigkeit” kenne (bzw. als Teil davon; die Abwehrreaktion, wenn dieser Konflikt nicht gelöst werden kann.)

    Da ich davon ausgehe, dass sowohl Individuen mit der Gruppe, als auch die Gruppe mit Individuen in Konflikt kommen können (sich die schwarze Fläche mit dem weißen Punkt, bzw. die weiße Fläche mit dem schwarzen Punkt in einem “Gegensatz” befindet), klinge ich für sie wohl manchmal etwas “dualistisch”.
    Vielleicht wird das ja jetzt besser; ihr letzter Absatz (autoritäre u. dialogische Persönlichkeitstypen) klingt jedenfalls sehr nach einer Lösung, bei der ich mitgehe.

    Ich bin jedenfalls wie sie der Meinung, dass man dafür keine “neue Definitionen” (der Faktenlage) braucht, sondern Mittel zur Umsetzung, um den Rahmen für eine Meinungsbildung vernünftig gestalten zu können.
    Es gibt keine “verschiedenen” Fakten (“falsche Fakten” ist ein Oxymoron), es gibt nur Fakten und unterschiedliche Ansichten darüber.
    Wenn ein Faktum geleugnet wird, erfüllt das den Tatbestand der Lüge; es ist keine “Variation der Meinungsfreiheit”, es ist manipulativ.
    Früher nur Machthabenden vorbehalten, heute können sich Hinz und Kunz nach ihrem Gusto einen Knoten ins Hirn machen. (Ich bin nicht “dualistisch”, ich hab nur diesen gesunden Mangel an Respekt.)

    Ich habe aber noch einen kleinen Widerspruch: Sie schreiben, “verunsicherte, reaktante, sowie zunehmend wütende und hasserfüllte Menschen brauchen klare Ansprache und klare Grenzen um Verrohungs- und Radikalisierungsprozesse früh zu stoppen.”
    Wenn man schon bei “verunsichert” so anfängt (und Orientierungslosigkeit ganz auslässt) schüttet man das Kind mit dem Bade aus.
    In dem Stadium reichen die klaren Ansagen noch zur Orientierung, ein Urteil über Grenzen sollte der Person zugetraut werden können – aber nicht aus Angst vor Strafe. (Sonst wären wir ja wieder dualistisch und leugnen, dass unsere Menschenwürde uns alle zur Bildung einer Meinung befähigt.
    Tun sie nicht, werter Herr Blume – sie trennen aber auch nicht zwischen einer manipulierenden und einer “gebildeten” Meinung.)
    Bei “Reaktanz” fängt es an zu kippen, ist aber noch, in meinen Augen, “nur” eine Reaktion auf die Orientierungslosigkeit. (Im psychologischem Sinne des oben genannten Konfliktes. Wenn der Konsens der Gruppe einem nicht passt, sucht man sich eine “eigene”.)

    Und wenn es ab “Wut und Hass” einer Abgrenzung bedarf, dann vor allem, um die Umgebung zu schützen, natürlich wird jeder, der so ausgebremst wird, dies als Einschränkung (seiner Machtgelüste) empfinden. Und der Meinung sein, das sei schlecht.
    Ist es auch – aber nur für dieses Individuum; für die Gruppe, egal, welcher Couleur, ist es besser, wenn nach Faktenlage entschieden wird und nicht nach dem Gusto eines Einzelnen.

    Insofern bin ich zuversichtlich, dass eine Wissenschaftsbindung die Grenzen unserer Meinungsfreiheit real erweitert, denn diese Freiheit “bildet” unseren Horizont.
    Während eine Meinung immer nur ein individuellen (Stand)Punkt ist.
    —————
    P.S.: schauen sie mal bitte nach der handschriftlichen Korrektur im Text. Ich meine, die wär falsch und von den Dualisten werden die, die an die Realität glauben (nicht die, die sie wie sie selbst leugnen) für Gegner gehalten.

    • Danke, @Viktualia! Ich lasse diese… ähm… Ergänzungen mal einfach so stehen. 😊

      Ich nehme Ihre durchaus sympathischen Anmerkungen als Argument in Richtung Engels – Hegel wahr: „Freiheit ist die Einsicht in die Notwendigkeit.“

      Doch ich glaube, dass wir uns der Wahrheit stets nur annähern und es also auch auf Basis der gleichen Fakten immer wieder zu verschiedenen Einsichten kommen wird, ja kommen muss. Was Not-wendig sei, muss immer wieder neu erkundet und diskutiert werden – wie es ja auch auf diesem Blog geschieht…

  3. @Michael Blume –
    Doch ich glaube, dass wir uns der Wahrheit stets nur annähern und es also auch auf Basis der gleichen Fakten immer wieder zu verschiedenen Einsichten kommen wird, ja kommen muss.
    Ja, klar. Bei “der Wahrheit” ist das so.
    Man kann “darauf bauen”, es tun sich neue Möglichkeiten und Perspektiven auf.

    Bei “der Lüge” aber nicht, es werden nur Erwartungen getriggert.
    Auf die man zwar theoretisch auch bauen kann, es wird aber einstürzen, wenn “das Material” nicht halten kann, was es verspricht. (Stimmt nicht ganz, vieles wird auch lange über “Kompensation” gestützt – und das kostet sehr viel Energie.)

    Natürlich brauchen wir auch Fantasie, Vermutungen, Spekulationen. Man sollte sie nur nicht als “Wahrheit!” verkaufen wollen, bzw. dürfen.

    Früher nur Machthabenden vorbehalten, heute können sich Hinz und Kunz nach ihrem Gusto einen Knoten ins Hirn machen
    Und sich bewusst werden, dass es eine uralte Tradition hat, diesen Unterschied (zwischen Lüge und Wahrheit) nicht anzusprechen. Es gilt als Privileg (Deutungshoheit) – und das ist nicht besonders schlau.

    „Freiheit ist die Einsicht in die Notwendigkeit.“
    Naja, das wäre für mich Vernunft und Freiheit dann die Möglichkeit, die Spielräume zu nutzen – oder zu vergrößern.

    • Viel Zustimmung, @Viktualia

      Derzeit aber nutzen und vergrößern wir die „Spielräume“ kommender Generationen nicht mehr, sondern beschränken diese. Das beginnt bei Bundesliga-Fußballspielen, die wir kinderfeindlich hinter immer höheren Abo-Gebühren verstecken und reicht bis zur Klima- und Wasserkrise, die wir nicht zuletzt durch industrielle Massentierhaltung weiter anheizen. Schon schrumpfen weltweit auch immer mehr Seen:

      https://www.sueddeutsche.de/wissen/seen-wasser-klimawandel-1.5867718

      Wer Meinungsfreiheit nicht stärker an Erkenntnisse der Wissenschaft bindet, begünstigt die Gerontokratie – die relativistische oder gar dualistische Verkleinerung der Zukunft. Das wird man(n) ja wohl noch zugeben dürfen, oder?

    • Anspruch auf „Weisheit“, @hto? Und die junge Generation bestehe generell aus „Schmarotzern“?

      Viele Male haben Sie auch als Blog-Kommentator das (auch noch patriarchale) Altherren-Regime der KP China 🇨🇳 verteidigt. Dies trotz des Massakers an der chinesischen Jugend auf dem „Platz des Himmlischen Friedens“ und trotz der wortbrüchigen Massen-Vertreibungen junger Leute aus Hongkong, ja trotz der Kriegsrhetorik gegenüber der demokratischen Republik Taiwan 🇹🇼.

      Vgl.:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/russland-china-iran-et-al-nationalistische-altherren-wasser-regime/

      Ältere Menschen erlangen Weisheit dann, wenn sie konsequent jeden Relativismus (Korruption) und ideologisches Freund-Feind-Denken (Dualismus) vermeiden. Soweit ich das sehe, ist dies keiner kommunistischen Einparteien-Herrschaft jemals gelungen. Für die Kritik, die Nico Heymer und ich hier frei äußern können, wären wir in den von Ihnen angepriesenen Diktaturen längst in den Bau gewandert…

  4. @Michael 17.05. 16:31 / 19.05. 11:29

    „Strafbar wäre aber auch schon jetzt bewusste Irreführung, Manipulation, ja Verleumdung und Betrug.“

    Insbesondere geht es hier um Behauptungen wider des eigenen Wissens. Was dann auch nachgewiesen werden müsste. Basis einer solchen Strafbarkeit wäre nicht die Lüge an sich, sondern der damit angerichtete Schaden.

    Mir würde dies auch genügen. Grundsätzlich alles Unrichtige nicht mehr sagen zu dürfen würde die öffentliche Diskussion lähmen. Man kommuniziert ja auch gerade, weil man es mit Unklarheiten zu tun hat, die man gerne diskutieren will.

    Gerade weniger Gebildeten fehlt doch Vieles an Wissen über den aktuellen Kenntnisstand, die könnten sich gar nicht mehr straffrei äußern, ohne zu riskieren, Ansichten kundzutun, die wissenschaftlichem Konsens widersprechen.

    Und selbst eine interdisziplinäre Diskussion unter Wissenschaftlern könnte schwierig werden, wenn jeder peinlich darauf achten müsste, bloß nichts Falsches zu sagen.

    Auch dieser Blog hier würde verarmen, wenn hier keine Meinung gegen den wissenschaftlichen Konsens ausgesprochen werden dürfte. Man ist ja auch unterwegs zu neuer Erkenntnis, welches nie ohne Suchbewegungen zu machen ist. Und auch die nur Mitlesenden dürften von der Diskussion was haben, insbesondere wenn hier die tatsächlichen Differenzen der Beteiligten auf den Tisch kommen.

    „Wer Meinungsfreiheit nicht stärker an Erkenntnisse der Wissenschaft bindet, begünstigt die Gerontokratie – die relativistische oder gar dualistische Verkleinerung der Zukunft.“

    Wenn die Erkenntnisse der Wissenschaft in den Diskussionen klar auf den Tisch kommen, dann können sie auch überzeugen. Die Irrationalität von Mitdiskutierenden und Mitlesenden werden wir mit Verschweigen sowieso nicht los. Wenn, dann mit wirklich vernünftigen Argumenten.

    Das hat Auswirkungen auf ganz konkrete Zukunft, ja. Das ist mehr als intellektuelles Vergnügen, auch. Wir müssen aber mit den Menschen arbeiten, die halt da sind.

  5. Basis einer solchen Strafbarkeit wäre nicht die Lüge an sich, sondern der damit angerichtete Schaden.
    @Tobias Jeckenburger – Ja, diese Differenzierung finde ich auch gut.

    Und ich fand die Aufzählung der Situationen interessant; bei Meinungsfreiheit denk ich zwar automatisch weiter bis zu Meinungsbildung, aber es wäre mir fremd, bei Lüge so sehr über Wahrheit nachzudenken. Ist doch was absolut anderes.

    Etwas, das ich noch nicht weiß ist ja keine Lüge.
    (Ich hätte die Situationen als Ergebnis unseres mangelhaften Umgangs mit Lügen/Unwissen gewertet; natürlich ist es leichter, sich was einzubilden als etwas zu prüfen.)

    Gegen Gerontokratien wäre sicher auch nützlich, sich über die verschiedenen Arten des Unwissens im Klaren zu sein.

    @Michael Blume, meinten sie etwa gar nicht “Herrschaft der Alten” mit diesem Wort, sondern mehr so das Gefühl, nicht mehr viel Zeit übrig zu haben? (Verkleinerung der Zukunft.)
    Ich hab zuerst an ersteres gedacht, weil ich, dieses Jahr 60 werdend, das Gefühl habe, viel Zeit betrachten zu können. Daraus hätte ich von selbst kein weniger an Zukunft abgeleitet (an Zeit natürlich schon. Aber im Alter werde ich ja mehr Zeit haben…)
    Das sage ich jetzt auch wegen “der Wahrheit”…
    (Ich hab grad echt über eine Mehrzahl von Zukunft nachgedacht. Hat ja jeder eine eigene, auch wenn sie mit unserem Tod nicht aufhört.)

    – @Tobias Jeckenburger, das kann doch nicht wirklich sein, dass wir diese “das wird man ja wohl noch sagen dürfen”-Mentalität schon so sehr verinnerlicht haben, dass wir uns um so was sorgen:
    Und selbst eine interdisziplinäre Diskussion unter Wissenschaftlern könnte schwierig werden, wenn jeder peinlich darauf achten müsste, bloß nichts Falsches zu sagen.
    Aber gerade bei Wissenschaftlern ist es doch ganz einfach; das “Problem”, dass man eben keine offenbare Wahrheit zur Hand hat, ist in der Wissenschaft doch quasi gelöst: was man weiß, ist ja definiert.
    Davon dann nicht das Gegenteil zu behaupten (außer, man sagt dabei, dass da jetzt ein Gedankenspiel kommt), ist easy machbar.

    Da mach ich mir über die Lügen, die auf die unbedarfte Öffentlichkeit in den soziale Medien einprasseln mehr Sorgen.
    Die Idee, den Müll nach “Toxizität” zu unterscheiden, wäre echt ein guter Anfang.

    Wir müssen aber mit den Menschen arbeiten, die halt da sind.
    Wir müssen aber nicht alle ihrer Ideen tolerieren.
    Und das wirklich offiziell zu haben wäre inzwischen ja auch schon einen Schritt weiter – im Moment stehen wir ja ziemlich machtlos da, was den Schutz der Wahrhaftigen angeht.
    (Moment, da war neulich was mit Straffreiheit für Whistleblower. Wenn man bedenkt, dass so was grad ein “Fortschritt” ist, komm da nur ich mir rückständig vor?)

    • @Viktualia

      „Gerontokratie“ meint wörtlich die Herrschaft der Alten. In sehr vielen Diktaturen von China 🇨🇳 über Russland 🇷🇺 bis Iran 🇮🇷 etc. haben ältere Herren (fast keine Frauen) die Macht errungen und unterdrücken, vertreiben systematisch junge Oppositionelle. Ich schreibe daher auch von Altherren-Regimen, vgl. hier:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/russland-china-iran-et-al-nationalistische-altherren-wasser-regime/

      Auch in Demokratien mit dauerhaft niedrigen Geburtenraten wie Deutschland 🇩🇪🇪🇺, Polen 🇵🇱🇪🇺, Italien 🇮🇹🇪🇺 usw. drohen die schrumpfenden, jungen Generationen zunehmend diskriminiert zu werden. Denken wir nur an zahlreiche Covid19-Maßnahmen zulasten der Jüngeren oder an das Durchschnittsalter von US-Präsidentschaftskandidaten…

      Konkret kritisiere ich beispielsweise die Kommerzialisierung des deutschen Bundesliga-Fußballs, die insbesondere Kinder und Jugendliche aus ärmeren Verhältnissen systematisch ausgrenzt und damit auch die Integrationsleistung des Sports – wie ich sie noch erleben durfte – zerstört:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/du-opfer-die-bundesliga-kommerzialisierung-spaltet-schulhoefe/

      Auch beim Mitweltschutz bleibt die Hoffnung, dass sich ausreichend Ältere an die Seite der Jüngeren stellen und damit eine von Ihnen zu Recht angesprochene gerontokratische Verkleinerung der Zukunft mildern werden.

    • Sie haben da wieder, gewohntermaßen sozusagen, so der diesseitige Eindruck betont assoziativ kommentiert, no problema!, hier, bei :

      Da mach ich mir über die Lügen, die auf die unbedarfte Öffentlichkeit in den soziale Medien einprasseln mehr Sorgen.
      Die Idee, den Müll nach “Toxizität” zu unterscheiden, wäre echt ein guter Anfang.

      …merkt Dr. Webbaer gerne an, dass AI mittlerweile in der Lage ist sog. Toxizität eines Nutzerkommentars einzustufen, näherungsweise, sie stellt dann einen sog. Score-Wert bereit, der der Moderation hilft.
      Dr. Webbaers kleine Kommentare sind manchmal subversiv und höchst toxisch, sozusagen, er mag nämlich derartiges Vorgehen nicht.
      Die Lüge meint zudem die bewusste Aussage von Unwahrem, was in praxi meist nicht der Fall ist, auch insofern die Menge nicht vor tatsächlich falschen Aussagen geschützt werden muss.

      MFG
      WB

  6. @Viktualia 19.05. 19:18

    „Da mach ich mir über die Lügen, die auf die unbedarfte Öffentlichkeit in den soziale Medien einprasseln mehr Sorgen.“

    Damit habe ich überhaupt nichts mit zu tun, ich verweigere dieses Medium.

    „Wir müssen aber nicht alle ihrer Ideen tolerieren.“

    Die Meinungen wahrnehmen und ausdiskutieren kann Sinn machen. Wenn es zu viel wird, wird es aber auch anstrengend. Da hilft dann auch eine Moderation wie hier in diesen Blogs.

    „Und das wirklich offiziell zu haben wäre inzwischen ja auch schon einen Schritt weiter – im Moment stehen wir ja ziemlich machtlos da, was den Schutz der Wahrhaftigen angeht.“

    Insbesondere wenn die Meinungsäußerungen strafbar werden, aber nicht verfolgt werden können, weil der Urheber nicht zu ermitteln ist, wird es schwierig.

    „dass man eben keine offenbare Wahrheit zur Hand hat, ist in der Wissenschaft doch quasi gelöst: was man weiß, ist ja definiert.“

    Aber auch in jedem Fachgebiet für sich. Im interdisziplinärem Austausch und bei der Diskussion mit Laien ist das gesicherte Wissen nicht jedem Teilnehmer bekannt. Das kann dann Gegenstand des Austausches werden, Suchbewegungen sind hier unvermeidlich. Und was wirklich gesichert ist, kann sich über Jahrzehnte auch wieder ändern. Manche Irrtümer können sich lange halten, bis man merkt, dass hier mal einer richtig Bockmist gemacht hat.

  7. Durch das Internet ist also nicht “neuer” Hass in die Welt von uns Menschen gekommen – aber der Dualismus konnte sich neu vernetzen und verstärken.

    Zustimmung, werter Herr Dr. Michael Blume, wobei der Schreiber dieser Zeilen mit dem Begriff ‘Duailismus’, so wie er hier verwendet wird, immer noch nicht ganz klar kommt, “Hass und Hetze” können sich im Web besser multiplizieren, als bspw. in Bierstuben oder in bestimmten soziologischen Seminaren, ganz genau.
    So wird gefährlicher, wobei Dr. Webbaer noch anzumerken weiß, dass der Ausdruck von Hass legal bleiben sollte bis muss, denn Hass ist eine Emotion (vs. ‘Meinung’), er ist nicht per se schlecht, wie der Ausdruck von Liebe nicht per se gut sein muss, und “Hetze” idR im Auge des Beobachters bleibt.
    Volksverhetzung ist ein bundesdeutsch Straftatbestand, den es in einer freiheitlichen Demokratie nicht geben muss, wenn mal in das bundesdeutsche diesbezügliche Gesetz geschaut wird, könnte so auch als Anleitung verstanden werden, gegen wen ungestraft gehetzt werden könnte, nämlich gegen die Mehrheit(sgesellschaft), die sozusagen explizit nicht unter Schutz gestellt wird, Beispiele, ungute Beispiele könnten genannt werden.

    Mit freundlichen Grüßen und Ihnen weiterhin viel Erfolg, vielen Dank für ihre auch publizistische Arbeit
    Dr. Webbaer (der so ein “early Adopter” ist, Talent gut erkennen kann, dafür talentiert ist, so meinend, seit Ende der “Nullerjahre” zumindest)

    • Hier haben wir eine andere Wahrnehmung, @Webbaer: Wo „Hass und Hetze“ ausgesprochen bzw. digital ausgedrückt werden, liegen Taten vor, die betroffene Menschen verletzen, Leben beeinträchtigen, in extremen Fällen von Trolling und Stalking auch in den Tod treiben.

      Und auch wenn Sie sich als weißer Mann gehobenen Alters selbst für unverwundbar halten und die schmerzhaften Erfahrungen anderer Menschen höhnisch abtun wollen, so erlaube ich mir doch den Hinweis: Gerade auch angeblich „freiheitliche“ Protagonisten Ihrer Klasse beauftragen nach meiner Erfahrung oft und gerne Juristen, um unliebsame, kritische Äußerungen zu unterdrücken. Eines von vielen Beispielen dazu hier:

      https://www.nzz.ch/schweiz/wegen-angeblichem-antisemitismus-und-afd-finanzierung-vom-bistum-chur-ausgeladen-jetzt-droht-ein-rechtsstreit-ld.1711734

      Aber das wissen Sie selbstverständlich alles, ebenso wie Sie das Dualismus-Konzept von Rabbi Sacks, sel. Ang., auch längst begriffen haben. Es geht Ihnen selbst nur darum, im Schutz vermeintlicher Anonymität und geschraubter Sprache ein wenig „negativer Emotion“ auszuleben. Das ist im Gegensatz zu früher schon deutlich besser geworden. Aber immer noch schwer fällt Ihnen jede Empathie mit Betroffenen von Hass und Hetze – nicht einmal die Versendung von Dickpics vermochten Sie in Ihren bisherigen Beiträgen als strafbar zu verurteilen…

      • So ist es nicht :

        Aber das wissen Sie selbstverständlich alles, ebenso wie Sie das Dualismus-Konzept von Rabbi Sacks, sel. Ang., auch längst begriffen haben

        Es, dieses Konzept, ist hier (noch) nicht begriffen worden.
        Dr. W achtet auch nicht sonderlich auf Anonymität, wissen Sie ja auch.
        Ansonsten sieht Dr. W bei den Grenzen der Meinungsfreiheit A) es so nicht zu Gewalt aufzurufen gilt B) es so nicht Panik zu erzeugen ist, wenn so anderen geschadet wird, der (sachlich falsche) Aufruf “Bombe gefunden!” im vollbesetzten Theater wäre so ein Fall und C) besondere Pornographie, hier fängt es bei der Ent-Mäntelung eines Exhibitionisten an, auch sog. Dick-Pics meinend, nicht im liberalen, demokratischen Sinne auszuhalten ist.

        Ansonsten fand Dr. W Ihre jetzige Nachricht schon ein wenig aggro, sicherlich ist er ein wenig gefühlsarm, wenn es um Sacharbeit geht.

        Dr. W widerspricht also Ihrer letzigen Aussage.
        Ansonsten würde er abär schon gerne und lieber Gemeinsamkeiten betonen.

        Am Rande notiert – derartige Falschaussagen : ‘Dein Kommentar befindet sich in Moderation.’ vom hiesigen Publikationssystem häufen sich, diese gerne abstellen.

        MFG
        WB (der sich hier nicht äußern würde, wenn er einen grundsätzlichen Verbund nicht sähe)

        • Es freut mich, dass Sie hier hin und wieder etwas fühlen, @Webbaer. Zumindest, wenn Sie sich selbst als betroffen lesen. Und ich glaube, dass auch wir Männer Empathie mit anderen Betroffenen von Hass und Hetze üben können und üben sollten.

          Das ist der Weg.

          • Ganz genau, Kommentatorenfreund, der Schreiber dieser Zeilen ist übrigens langfristig und seit langer Zeit an einer schmerzhaften Krankheit, äh, erkrankt, die er mit passenden pharmazeutischen Mitteln zu regulieren weiß.
            Hoffentlich steigern diese nicht die Verständigkeit.

            Ansonsten, wenn bspw. auf Sportsfreund “Jeremy Fragrance” geschaut wird, liegt keinerlei Konsum von bewusstseinserweiternden Drogen vor,
            bisher.
            Und ohne so unterstellen zu wollen.

            Ansonsten natürlich Zustimmung, Sie sind. gelten dem Schreibär dieser Zeilen auch – langjährig! – als töfte, sozusagen.

            Besondere Gegenrede war unbeabsichtigt, no problema!

            Mit freundlichen Grüßen und vielen Dank fpr die Freischaltung, die als solche bereits einen besonderen Vertrauensbeweis darstellen könnte
            Dr. Webbaer (der Ihnen und den Ihrigen nur alles Gute wünscht)

          • Von Herzen gute Besserung, lieber @Webbaer!

            Und wie gut, dass Sie „dran“-bleiben, auch an den für Sie schwierigeren Themen dieses Blogs!

          • Hass ist vor allem ein Zeichen das etwas nicht stimmt und auch nicht mehr mit korrumpierenden/bewusstseinbetäubenden Maßnahmen zu verdrängen ist.

          • Ja, @hto. Und Dualismus bedeutet, die Ursachen für Hass aus sich selbst auf andere abzuspalten, Schuld also stets nur bei anderen Menschen zu suchen – und somit immer weiter zu hassen, gerade auch digital.

            Autoritär geprägte Männer sind dabei besonders gefährdet. Dialog könnte oft helfen, setzt aber den Mut des Gedankens voraus, dass man(n) sich auch mal selbst irren könnte…

            Ihnen von Herzen ein schönes Wochenende. Live long and prosper 🖖

  8. @Michael Blume – (Gerontokratie) Danke, so kannte ich den Begriff;
    ja auch der Bezug zu FfF – dass Freitage nicht mehr für so viele zukünftige “schöne Wochenenden” stehen, wie für die, die das Wirtschaftswunder zelebriert haben – ist gegeben.

    @Tobias Jeckenburger –
    Die Meinungen wahrnehmen und ausdiskutieren kann Sinn machen. Wenn es zu viel wird, wird es aber auch anstrengend. Da hilft dann auch eine Moderation wie hier in diesen Blogs.
    Eine Moderation im Kleinen kann doch als Parallele zur Gesetzgebung im Großen gelesen werden, wobei es in beiden Fällen etwas ausmacht, dass eine solche überhaupt präsent ist. Man verhält sich anders, wenn Sanktionen zu erwarten sind. Die Selbstregulation greift deutlich besser, weil allgemein mehr “Hoffnung” zur Verfügung steht.

    Die Spielräume, die Momentan im Netz herrschen, erinnern an den wilden Westen.
    So was entwickelt ja auch eine Eigendynamik der Angst. Auch wenn “Sicherheit” was abstraktes ist, ihr Fehlen kann sehr konkret sein.

    Damit habe ich überhaupt nichts mit zu tun, ich verweigere dieses Medium.
    Dass sie sich dem entziehen, glaube ich, dass sie dadurch tatsächlich “nicht betroffen” seien, nicht. Sah man doch bei Corona sehr deutlich, wie schnell und weit sich Unfug verbreitet.
    ————
    @Dr. Webbaer – “Die Idee, den Müll nach “Toxizität” zu unterscheiden, wäre echt ein guter Anfang.”
    “…merkt Dr. Webbaer gerne an, dass AI mittlerweile in der Lage ist sog. Toxizität eines Nutzerkommentars einzustufen, näherungsweise, sie stellt dann einen sog. Score-Wert bereit, der der Moderation hilft.
    Dr. Webbaers kleine Kommentare sind manchmal subversiv und höchst toxisch, sozusagen, er mag nämlich derartiges Vorgehen nicht”.

    Sagen sie mir, dass ich mich irre, aber meinen sie da, sie mögen es nicht, wenn man ihre “kleinen, subversiven Lügen” (penetrante Unwissenheit?) aufdeckt?
    Oder war es “nur”, dass man sich dem Inhalt ihrer Nachrichten mittels eines “Score-Wertes” annähern könnte?
    Was ja auf das gleiche raus käme – entweder stimmen ihre Aussagen oder nicht.
    Den von Arbeitslosigkeit bedrohten Hofnarren können sie nur geben, wenn ihre “Lügen” einen entsprechenden Bezug zur Realität haben, sprich, ihnen bewusst ist, was sie da strapazieren.

    Ich sag es mal so: zumindest glaube ich ihnen, das Sachssche, (bzw. Blumsche) Dualismus Konzept wirklich nicht verstanden zu haben.

    Würden ihre “Lügen” Sinn machen, wären sie wirklich ein “Hofnarr” – und nicht “die dritte Person” (das mit der dritten P. ist mein Indiz dafür, dass sie mit “Dual-ismus” tatsächlich nix am Hut haben. Ist aber nur ein formaler Unterschied. Ihr Fremdsein mögen sie als “dritter Mann” wenig fühlen, aber die Hetze bleibt gleich.)

    Sie haben z.B. bis heute nicht begriffen, dass eine Virus Grippe normalerweise keine bakterielle Lungenentzündung auslöst – Corona aber sehr wohl auch in das Innere des Körpers eindringt, was für einen “Schnupfen” ein Novum war, bzw. ist. (Der Nasen- Rachenraum zählt medizinisch nicht zum Inneren des Körpers). Und leiten aus diesem Irrtum ein Irren der Anderen ab.

    Dennoch habe ich tatsächlich auch von ihnen schon was lernen können, wenn auch ehr indirekt. (Über Metaphern, sollten sie sich fragen, was genau.)
    Also: no front! (https://www.eltern-aktuell.de/was-bedeutet-no-front/)

    • @Viktualia: “… dass eine Virus Grippe normalerweise keine bakterielle Lungenentzündung auslöst – Corona aber sehr wohl auch in das Innere des Körpers eindringt, was für einen “Schnupfen” ein Novum war, bzw. ist. […] Und leiten aus diesem Irrtum ein Irren der Anderen ab.”

      Zur Zeit läuft wieder eine massive Corona-Welle durchs Land (Infos von anderswo), kann man ableiten aus der Tatsache schwer Hustensaft zu bekommen (meine Schwester für mich 4× geimpft, heftig an Corona erkrankt), oder an den Klagen des immernoch unterbezahlten und unterbesetzten Krankenhauspersonals, sie würden jetzt mehr behandeln als während der Pandemie – die Medien und die wissenschaftlichen Untersuchungen des Abwassers, man hat ja aber auch nix mehr gehört.🙂👍

      Schon vor Corona, wenn ich zulange Fieber habe, z.B. durch eine normale Virusgrippe, bekomme ich eitrigen Auswurf und im schlimmsten Fall mal wieder eine Lungenentzündung (vielleicht diesmal nicht / keine Antibiotika, weil ich mich zum ersten Mal auch gegen Pneumokokken impfen habe lassen).
      ✊🙂

  9. @Viktualia 21.05. 08:38

    „Dass sie sich dem entziehen, glaube ich, dass sie dadurch tatsächlich “nicht betroffen” seien, nicht. Sah man doch bei Corona sehr deutlich, wie schnell und weit sich Unfug verbreitet.“

    Keine Frage, es betrifft mich doch. Allerdings eher entfernter, wenn mir von anderen die Gerüchte aus den Sozialen Medien zugetragen werden.

    Solange hier Unsinn gefördert wird, um die Nutzer auf den Webseiten zu halten, und solange es nicht möglich ist, kriminelle Beiträge polizeilich zu verfolgen, sehe ich keinen Grund, mich hier zu beteiligen.

    Es ist mir nebenbei auch zu schnelllebig und zu oberflächlich. Ich mag lieber Diskussionen, die tiefer gehen und sich mehr Zeit nehmen, wie hier auf Scilogs.

  10. @Tobias Jeckenburger – Solange hier Unsinn gefördert wird,
    Ich schätze, sie meinen “dort”, hier ist es ja eher ruhig. (Sorry, aber es verwirrte mich.)

    Nee, ich meinte damit gar nicht ihr persönliches Befinden, i.S.v. genervt sein.
    Ich meine z.B. Krankenschwestern, die gekündigt haben, weil sie den Mist nicht mehr aushalten – und die vielleicht mal ihnen oder mir oder jemandem aus unserer Bekanntschaft fehlen.

    Als ob ich irgendwelche “sozialen Medien” hätte – ich hab ja nicht mal je ne Mikrowelle gehabt, mein Telefon ist aus dem letzten Jahrhundert – und trotzdem meine ich, durchaus mitzubekommen, was da läuft.
    Allein, weil ich Kontakt zu Jugendlichen habe – die kennen mit 12 schon Sachen, die mich echt erschüttern.

    Ich verfolge zwar nicht das TV-Programm, aber sind sie sicher, dass die ihr Niveau nicht auch nach unten angleichen, um den Geschmack der Massen zu treffen?

  11. Puuh, Dr. Webbaer kommt gerade aus einer längeren Sitzung mit “ChatGPT”, die GPT-3-Technologie ist also gemeint, es ging um sog. sprachliche Gewalt, die es erst einmal zu definieren gilt, Freund “ChatGPT” hielt sich eher an ‘Vis’ fest, Dr. We eher an ‘potis’, am ‘posse’ fest.
    Was sogenannte sprachliche Gewalt betrifft, es ging dann auch um Grundlagen für derartige Postulation und insbesondere auch um ihre historische Herleitung, die erst im letzten Jahrhundert erfolgt ist, auch um die Namen, die derart soziologisch (erstmalig) definiert haben, denn ‘Gewalt’ meinte lange Zeit nicht Sprache.

    Wie jeder weiß, äh, jeder wissen könnte.

    Bei der Fragestellung, ob Dr. W richtig in der Annahme liegt, dass in den Staaten per die Freiheit der individuellen Meinungsäußerung besonders schützenden Gesetzgebung, sozusagen per se sog. sprachliche Gewalt entsteht, brach das Tool (und Fool, kleiner Gag an dieser Stelle) die Sitzung ab.

    Diese Sitzung konnte aber fortgesetzt werden, auch darum meldet sich Dr. W an untergeordneter Stelle, will benachrichtigen, dass Sitzungen mit “ChatGPT” auch nachgeladen werden könnten, dies war eine bemerkenswerte und teils auch wertvolle Einsicht.
    So wissen einige sicherlich nicht und auch Dr. Webbaer musste so erst lernen.
    Denn “ChatGPT”, und damit so bereit gestellte GPT-3-Technologie ist an sich nicht sitzungsorientiert, sondern kann in längeren Sitzungen deterioieren, so dass einige Anbieter derartiger Technologie auch Sperren einbauen, so sollen bei “Bing” (angeblich der GPT-4-Technologie folgend) bspw. nicht mehr als zwanzig Fragen in Folge gestellt werden.

    Auf die Frage hin, wann die Idee entstand, das Sprache auch Gewalt bedeuten könnte, gab es diese Antwort :

    Die Idee, dass Sprache Gewalt sein kann, hat in verschiedenen soziologischen und sprachphilosophischen Diskursen eine Rolle gespielt. Hier sind einige historische Beispiele und Quellen, die sich mit dieser Thematik beschäftigen:

    J.L. Austin und der Sprechakt-Theorie: In den 1950er Jahren entwickelte der Philosoph J.L. Austin die Sprechakt-Theorie, die sich mit der Wirkung von Sprache auf Handlungen befasst. Austin argumentierte, dass bestimmte sprachliche Äußerungen direkte Auswirkungen haben können, vergleichbar mit physischen Handlungen. In seinem Werk “How to Do Things with Words” (1962) untersucht er die Macht der Sprache, Bedeutung zu erzeugen und Handlungen zu beeinflussen.

    Michel Foucault und die Machtanalyse: Michel Foucault, ein französischer Philosoph und Soziologe, hat in seinen Werken die Beziehung zwischen Sprache, Macht und Gewalt erforscht. In seinem Werk “Die Geburt der Klinik” (1963) untersucht er die Verbindung zwischen medizinischer Sprache und dem Ausüben von Macht. Er argumentiert, dass Sprache als Instrument der sozialen Kontrolle und Unterdrückung dienen kann.

    Judith Butler und die performativen Aspekte von Sprache: Die Gendertheoretikerin Judith Butler hat sich intensiv mit der Frage beschäftigt, wie Sprache als Mittel zur Konstruktion von Geschlecht und Macht verwendet wird. In ihrem Buch “Das Unbehagen der Geschlechter” (1990) argumentiert sie, dass Sprache als eine Form der symbolischen Gewalt wirken kann, indem sie bestimmte Geschlechtsnormen und -hierarchien aufrechterhält.

    Pierre Bourdieu und die symbolische Gewalt: Der französische Soziologe Pierre Bourdieu hat den Begriff der symbolischen Gewalt geprägt, der sich mit den subtilen Mechanismen der sozialen Kontrolle und Unterdrückung befasst. In seinem Werk “Die feinen Unterschiede” (1979) analysiert er, wie sprachliche Ausdrücke und kulturelle Codes zur Aufrechterhaltung sozialer Hierarchien beitragen können.

    Sicherlich bedeutet Sprache keine Gewalt, sondern Unpässliches wird nach nicht vielen Jahren so, von einigen, interpretiert.

    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. Webbaer (der auch mit Freund “ChatGPT” zusammen überlegte inwiefern der Staat (sic) in liberaler Demokratie “liberale Gewalt” einsetzen könnte)

    • Lieber @Webbaer,

      nun, interessanterweise bestätigen gerade auch jene, dass Sprache doch Gewalt enthält, die sich lautstark über sog. Gendersprache empören. Wenn Sie ein wenig ehrlich zu sich selbst sind, so werden Sie auch merken, dass Sie angesichts von manchen Schreib- und Sprachvarianten – Schmerzen empfinden.

      Wie Sie sich ja ggf. noch erinnern, war ich auch an der Reform der deutschen Buchstabiertafel beteiligt – gegen die sich ein Germanistik-Professor sogar mit Gewaltfantasien in der Zeitung zitieren ließ. 😉

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/verschwoerungsfragen-43-buchstabiertafel-ab-heute-entnazifiziert/

      Worte sind auch Handlungen und können sowohl liebkosen wie verletzen. Sie können also sowohl monistisch-dialogisch, relativistisch-gleichgültig aber auch dualistisch-feindselig sein. Sonst gäbe es ja auch keine so erregten Debatten, gerichtliche Klagen, Verordnungen u.v.m. dazu. Sie selbst kommentieren so viel dazu, dass ich gar nicht anders kann, als zu registrieren, wie stark Sie Sprache auch emotional bewegt. 🙂

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