Hans Blumenberg im Fediversum. 2023 eskaliert die Klima- zur Wasserkrise

Ihr kennt mich als einen dialogischen und also lange freundlichen Gesprächspartner mit viel Geduld. Das erste Mal warnte ich bei der Verleihung der Otto-Hirsch-Auszeichnung im Rathaus Stuttgart am 28.07.2022 öffentlich vor der global eskalierenden Wasserkrise. Seitdem habe ich viele Male dazu gesprochen und gebloggt, u.a. zur Neuverteilung von Regen und Niederschlag-Extremwettern. Ich warnte mit Hans Blumenberg (1920-1996) und dem bayerischen Umweltminister, das mit der medialen Beschleunigung einerseits und Süßwassermangel andererseits eine massive “Enge der Zeit als Wurzel des Bösen” Richtung Faschismus drohen würde.

Aber die heutige Schlagzeile der Springer-BILD-Zeitung dazu raubte mir doch kurz den Atem: “Unser (!) Regen” sei jetzt bei den Mittelmeer-Völkern und “Deutschland sitzt seit Wochen auf dem Trockenen”. Was für ein medial-dualistisches Framing!

Auch  der eskalierenden Dürre & Trockenheit in Deutschland seien Andere schuld? Screenshot Medienethik der BILD-Online-Seite vom 14.06.2023: Michael Blume

Eine ehrliche Schlagzeile würde zum Beispiel lauten: “In 2023 eskaliert die Klimaerwärmung zur globalen Wasserkrise. Auch Deutschland zunehmend von Extremwetter betroffen”.

Nun sind wir aber als freie Bürgerinnen und Bürger nicht nur für unsere Ernährung, sondern auch für unseren Medienkonsum selbst verantwortlich. Und wer sich seriös informieren und zudem auch die überlebenswichtige Wissenschaftskommunikation fördern möchte, kann und sollte ein Wissenschaftsmagazin abonnieren. So geht ein großer Dank raus an Spektrum-Redakteur und Blognachbar Lars Fischer, der aktuell über die Rekord-Erwärmung im Atlantischen (und Pazifischen) Ozeans berichtete – einschließlich erster Folgen auch für Deutschland.

Die Wasserkrise im Nordatlantik, die pazifische El Nino-Beschleunigung und mehr gibt’s seriös-wissenschaftlich bei Lars Fischer auf spektrum.de. Screenshot: Michael Blume

In den inzwischen monatelangen Diskussionen über die Klima- und Wasserkrise fiel mir dabei auf: Die Fediversum-Anwendung von Mastodon funktioniert monistisch wie Wasser, das Digitalkonzern-Geschäftsmodell von Twitter polarisiert wie Feuer. Auf meinem Mastodon-Account @BlumeEvolution@sueden.social entstehen unter dem morgendlichen “Tässle Kaffee” zur #Wasserkrise regelmäßig hohe Abrufzahlen, konstruktive und respektvolle Dialoge – nicht selten auch mit freundlichen Rückmeldungen.

Das Mastodon-Fediversum führt gerade auch zum Thema Wasser Menschen dialogisch zusammen. Screenshot: Michael Blume

Ganz anders dagegen auf Twitter, wo Tweets zur Klimakatastrophe und besonders Wasserkrise regelmäßig sehr schlecht abschneiden – und dann auch noch aggressiv bestritten werden. So blamierten sich auch wieder ein paar MAGA-Trump-Dualisten mit der Ansage, Blumenberg habe doch nichts mit Wasser zu tun. Doch, liebe Trolle – wenn Ihr hin und wieder weniger digitale Propaganda teilen und stattdessen mehr lesen würdet, dann wüsstet Ihr, dass Hans Blumenberg noch in hohem Alter sogar ein ganzes Buch zur Bedeutung der #Wasser-Metaphern Quellen, Ströme & Eisberge verfasst hat, das aus seinem Nachlass publiziert werden konnte!

Auf Twitter wird zu viel dualistisch polarisiert und zu wenig ernsthaft gelesen. Screenshot: Michael Blume

Besonders fiel mir dieser Unterschied zwischen Mastodon und Fediversum nach einem SWR2-Interview zum Geburtstag der vom NS ermordeten Anne Frank (1929 – 1945) auf: Während es auf Mastodon dazu nur freundliche und interessierte Reaktionen gab, spuckten Hater auf Twitter wieder ihren üblichen, dualistischen Hate. Das ist zwar menschlich schade und moralisch niederträchtig, aber immerhin im Hinblick auf Medien-Wirkungen interessant. Die Staatsform der gewaltenteiligen, demokratischen Republik entstand auf Basis von Zeitungsdruck und Wachstumsversprechen. Wir dürfen alle an dem mitwirken, was folgt.

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

26 Kommentare

  1. @Hauptartikel

    Interessanter Link.
    https://www.spektrum.de/news/warum-der-nordatlantik-so-extrem-warm-ist/2149695

    „Dieser Gewinn für die Umwelt kommt mit einem Nebeneffekt: Aus dem Schwefel entstehen in der Atmosphäre Aerosole, die einen Teil des Sonnenlichts zurückwerfen und den Ozean so kühlen. Mit dem geringeren Schwefelanteil sank auch der Kühleffekt.“

    Den Effekt hatten wir auch insbesondere im Ruhrgebiet, wo ab den 70ern die Luft langsam wieder sauber wurde. Es gibt seit dem wesentlich seltener Dauerregen, mehr Sonne und eben auch höhere Temperaturen. Dies wird auch weltweit Auswirkungen gehabt haben, die dann allerdings nicht so groß sind, weil sich der eher lokale Effekt auf die ganze Erdoberfläche verteilt.

    Wenn kühlende Luftverschmutzung wegfällt, beschleunigt sich in der Tat der Klimawandel. Global gesehen ist dies aber nicht so viel, und auf keinen Fall ein Anlass, auf saubere Luft zu verzichten. Mit einer beherzten Energiewende, die alle Potentiale nutzt, können wir das Problem auf jeden Fall lösen. Wieder mehr Schwefeldioxid in die Luft zu pusten, muss jetzt nicht sein.

    Wenn man dem Schiffstreibstoff wieder 5% Schwefel zumischen würde, und dann auch noch dem Kerosin für Flugzeuge, könnte das messbare Auswirkungen haben, aber es wäre vermutlich zu wenig, um akzeptabel zu sein. Gleichzeitig hat Schwefel auch einen guten Brennwert, und würde darüber direkt CO2 einsparen.

  2. Mal wieder 15 Grad und Regen heute. Die Hitze- und Dürrekatastrophe kann nun wirklich nicht mehr geleugnet werden.

  3. Hallo Herr Blume, ehrlich gesagt graut mir vor dem Moment wo es in der Klimaleugner Szene kippt. Es wird definitiv zu spät sein um relevante Gegenmaßnahmen zu treffen, es geht in Richtung Verteilungskämpfe.
    Die BILD ist ja offensichtlich schon in der Richtung unterwegs.
    Warum sprechen eigentlich alle über Klimakrise oder -katastrophe? Bopal in Indien eine Chemikrise? Tschernobyl eine Kernkraftkrise?,… Sollten wir nicht die Veränderung des Klimas, Artensterben und massive Veränderung der Wasserhaushalts auch als das bezeichnen was es ist, eine bereits begonnene Umweltkatastrophe epischen Ausmaßes?

    • Danke, @Peter H

      Tatsächlich halte ich Sprache für das zentrale Problem unserer Wahrnehmung. Haben wir denn wirklich eine Klima- oder Wasserkatastrophe, die wir durch mehr Umweltschutz abwenden könnten?

      Ein Klima wird es auch in 500 Jahren geben, ebenso Wasser. Die Frage ist doch „nur“, ob es dann noch Menschen geben wird. Wir schützen doch gar keine von uns getrennte Umwelt, sondern versuchen eine Mitwelt zu bewahren, in der noch Menschen leben können. Und wem andere bzw. nachfolgende Menschen egal sind, wird dafür wenig verzichten wollen.

      Oder sehe ich das falsch?

  4. Dito und ein eindeutiges ja, aber 🙂
    Ich sehe nicht die Sprache als Problem unserer Wahrnehmung. Sie ermöglicht es uns komplexe Sachverhalte, Meinungen, Erfahrungen… weiter zu vermitteln. Leider ist es auch ein Instrument der Macht. Oder wie es heißt “den Krieg gewinnt man mit Waffen, den Frieden mit Worten” ein filigranes Werkzeug, dasd in die Hände des Kommerz gefallen ist. Ob Dönermo.. Unser Wasser, endlich warm im Sommer, Insekten stören eh, Finanzprodukte… Keine Verschwörung, einfach Kommerz.
    Wo ist der Unterschied zwischen Umwelt und Mitwelt? Die soziale Komponente zentraler? Bei den leugnern der KK bin ich mir nicht sicher, ob es wirklich nur Egoismus ist. Es ist eine Ankündigung des Endes unserer Lebensgrundlagen. Je schlimmer die Lage desto verzweifelter das verdrängen.
    Gruß 😛

  5. Ich würde es eine planetare ökologische Krise nennen. Die Sprachprobleme halte ich aber eher für einen Ausdruck von psychologischen Problemen (Verdrängung u.a.) und Mentalitäten.

    Hier unten verlinkt ein ziemlich interessanter Artikel über die Angst, in akuten Krisensituationen zu überreagieren (Panik!). Viele Leute wollen erst einmal den Schein der Normalität aufrecht erhalten und warten auf Anweisung von Autoritäten.

    30% reagieren angemessen
    10% geraten in Panik
    10% spielen herunter
    50% gehen in den “Schaf”-Modus und warten auf Anweisungen von oben.

    jessicawildfire.substack.com/p/its-not-cool-to-overreact-how-normalcy

    PS: Text am besten gleich speichern/ausdrucken, beim zweiten Besuch kann es schon eine Sperre geben und man muss sich anmelden.

    • Aktuelle ZDF-Befragungsdaten zeigen, dass es Deutschland 🇩🇪🇪🇺 weiterhin „Ambivalenz zum Klimaschutz“ gibt:

      Zwar geben 62 Prozent an, dass sie sich sehr große oder große Sorgen wegen des Klimawandels machen. Aber 37 Prozent bekennen auch keine so großen oder überhaupt keine Sorgen.

      Entsprechend gehen die Klimaschutzmaßnahmen in Deutschland für 37 Prozent aller Befragten zu weit. Für 22 Prozent sind sie gerade richtig und 35 Prozent meinen, dass diese nicht weit genug gehen.

      Nur 3% der Grüne Wählenden finden, die Klimaschutzmaßnahmen gingen „zu weit“, aber 21% bei den Linken und 24% bei der SPD. 35% sind es bei der FDP und 44% bei der CDU. Die AfD-Wählerinnen und Wähler lehnen weitergehende Klimaschutzmaßnahmen zu 87% Prozent ab. Entsprechend – und aufgrund wachsender Ablehnung von Flüchtlingen – verzeichnet sie derzeit ein Umfragehoch.

      https://amp.zdf.de/nachrichten/politik/politbarometer-projektion-afd-fluechtlinge-100.html

    • Danke, @Paul Stefan. Tatsächlich gehe ich davon aus, dass Menschen Politikerinnen und Politiker gar nicht dafür wählen, dass sie sie mit unangenehmen Wahrheiten behelligen – sondern dass sie sie vor solchen bewahren und beschützen. Staatliche Zivilreligion dient also immer auch der Verdrängung der absoluten Wirklichkeit, dem Verkleinern zu handhabbaren Fragmenten.

      • ” Staatliche Zivilreligion dient also immer auch der Verdrängung der absoluten Wirklichkeit, dem Verkleinern zu handhabbaren Fragmenten.”

        Das Behüten des Bürgers vor der harten Realität außerhalb von Auenland hat Merkel zur Perfektion getrieben, deswegen bin ich froh, dass sie nicht mehr regiert. Wir stehen vor einem Haufen vor sich hergeschobener Probleme, weil alle langfristig gefährlichen Entwicklungen in der Priorität nach hinten gestellt wurden.

        Die Ansprache zur Covid-Pandemie von Merkel fand ich gut, das hat sie richtig gemacht (wenn auch nach meiner Meinung zwei Wochen zu spät): “Es ist ernst, bitte nehmen Sie es auch ernst.”

        Solch eine Rede, solche Worte vermisse ich bei der Klimakrise. Stattdessen versuchen FDP und die Union auf Kosten der Grünen bei den Wählern zu punkten, indem sie ihren Bauch pinseln. Friedrich Merz sagte ja faktenwiedrig, wir hätten noch zehn Jahre Zeit, um auf den rechten Pfad der Energiewende zu kommen.

        Ein Gruppe von Wissenschaftler hat dazu aufgerufen, die Grenze der Erwärmung auf 1 Grad herabzusetzen, weil die Folgen jetzt schon sehr bedenklich sind.
        Diesen Gedanken hatte ich auch schon.

        “We call for a broad scientific discussion about a stricter and more ambitious climate target of 1.0°C by the end of this century. Comprehensive electrification and highly renewable energy systems offer a pathway to sub-1.5°C futures through rapid defossilisation and large-scale, electricity-based carbon dioxide removal. Independent scenarios show that restoring a stable and safe climate is attainable with coordinated policy and economic support.”

        journals.plos.org/climate/article?id=10.1371/journal.pclm.0000234

        • Danke, @Paul Stefan

          Ich fürchte, wir Menschen rasen nur wenig gebremst auf Treibhausgasemissionen zu, die 2,5 bis 3 Grad globaler Erwärmung verursachen. Bereits jetzt heizen sich Gebirgsregionen bereits bis zu doppelt so schnell auf, die Erwärmung in den Alpen beträgt bereits 2.3 Grad. Und es leiden nicht nur der Skisport, sondern auch etwa die bayerische Almwirtschaft:

          https://www.merkur.de/lokales/region-miesbach/miesbach-ort29062/trockenheit-macht-bauern-zu-schaffen-wasser-auf-almen-koennte-knapp-werden-92344045.html

          Habe nun seit 10 Jahren eine Wärmepumpe, seit 7 Jahren ein Elektroauto und bin seit 4 Jahren Vegetarier. Konnte immer auch einige Menschen im Mitfeld gewinnen. Aber der Bewusstseinswandel zu einem echten Mitweltschutz geht insgesamt viel zu langsam und wird zudem von fossilen Lobbies und Dualisten in Medien und Politik attackiert. Wir sind evolutionär leider schlecht auf exponentielle Prozesse und langfristiges Denken vorbereitet…

  6. »Eine ehrliche Schlagzeile würde zum Beispiel lauten: ›In 2023 eskaliert die Klimaerwärmung zur globalen Wasserkrise. Auch Deutschland zunehmend von Extremwetter betroffen‹.«

    Hans Blumenberg, der sich in seinem letzten Brief an Uwe Wolff als »Exorzist des Druckfehlerteufels« bezeichnet hat, hätte darauf hingewiesen, daß eine ehrliche und zugleich korrekte Schlagzeile hätte lauten müssen: »2023 eskaliert […]« bzw. »Im Jahr 2023 eskaliert […]«. Aber vermutlich hätte die herangezogene BILD-Zeitung ohnehin wissenschaftliche Ehrlichkeit und grammatische Korrektheit vermissen lassen.

    • Danke, @Nico Schulte-Ebbert. Gerade auch wenn es um die Betonung der Bedeutung von Zeit geht, war Blumenberg sprachlich großzügig. So verschraubt er in „Enge der Zeit ist die Wurzel des Bösen.“ Metaphern des Raums, der Biologie und der Theologie und verzichtet dabei bewusst auf das gängige „Die“ vor der Eile. Ebenso verweist „In 2023…“ hier bewusst auf einen Zeit- und Erlebnis-Strom, der weit über den 1. Januar hinausweist.

      Wo das Denken mutig wird, weitet und vertieft sich auch die Sprache. Trauen Sie sich gerne mal, mit uns in den Fluss zu springen.

  7. “den Krieg gewinnt man mit Waffen, den Frieden mit Worten”
    @Peter H. – Ein schöner Satz!

    Tatsächlich halte ich Sprache für das zentrale Problem unserer Wahrnehmung.
    @Michael Blume – Moment, das ist nur “fast richtig”.
    Die Sprache ist das “zentrale Problem” (und die zentrale Lösung) des Denkens. Und diese Verbindung zwischen Sprache und Denken beeinflusst die Wahrnehmung.

    Aber natürlich kann die Sprache die Wahrnehmung nicht direkt beeinflussen, das wäre das Konzept “Zauberspruch”…
    (Vielleicht auch das Konzept “beten”, aber das ist dann doch ein anderes Thema.)

    Sprache gestaltet (oder bestimmt), die Perspektive, aus der Sachverhalte betrachtet werden, und so ergibt sich, je nach Grundhaltung (“Ansichtssache”), ein ganz unterschiedliches Bild der gleichen Realität.

    Und da Sprache, bevor sie im Hirn verarbeitet wird, den Weg durch unser Ohr nehmen muss, ist an dem Spruch “der Ton macht die Musik” ne Menge dran.
    (Um den Bogen zu dem feinen Spruch oben zu schlagen.)
    ———–
    Eine Form des “Schwerter zu Pflugscharen” wäre es in dem Sinne, der AfD mit der Anastasie Bewegung zu kommen, diese haben ja durchaus Bezug zur “Umwelt”. Zumindest sehen sie, dass wir wenn, dann “mit” ihr untergehen.

    • Ja, @Viltualia – Medien (wie Sprachen, Bücher, Filme etc.) prägen Wahrnehmungen, die jedoch nicht beliebig formbar, sondern neuropsychologisch veranlagt sind. Deswegen scheitern sowohl autoritäre Versuche der Umerziehung zu „neuen Menschen“ wie auch Politikansätze, die die Macht von Medien ignorieren.

      • “prägen Wahrnehmungen, die jedoch nicht beliebig formbar, sondern neuropsychologisch veranlagt sind”
        Eine Verständnisfrage @Michael Blume Meinen Sie damit eine Erkenntnistheorie nach Immanuel Kant oder Konrad Lorenz” Rückseite des Spiegels” .

    • @viktualia
      “Schwerter zu Pflugscharen” funktioniert nur im Rechtsstaat. So finden Sie es auch bei Micha 4 und Jesaja 2. “Denn von Zion wird Weisung ausgehen und des Herrn Wort von Jerusalem.” In Jerusalem wird eine himmlische UNO sitzen in der Vorstellung dieser Bücher, die erst einmal Recht herstellt unter den Völkern. Umweltfrieden ist hier gar nicht im Blick.

  8. Bei heißen Ozeanen denke ich an so Sachen wie Methan in den Tiefen, Massenaussterben der Vergangenheit und ob es sich noch lohnt, ein dickes Buch anzufangen. Eigentlich dachte ich, die Klimakrise verschärft erst mal alle anderen Apokalypsen und schlägt erst voll zu, um die Überlebenden wegzuputzen, aber vielleicht kennt sie nicht die üblichen Klischees aus Kung-fu-Filmen und Games und will nicht den Endboss machen, sondern räumt als Panzer den Weg frei für die Fußtruppen. Nur ein gradueller Unterschied, wenn ich so darüber nachdenke, Timing ist alles in Comedy.

    Oder soll ich das Ganze noch ernst nehmen? Die EU ist ein verrottender Trailer Park, in dem die Rednecks sich auf nichts einigen können, außer dass Knarren megageil sind und sie alle die Schwarzen hassen. Überall fliegen uns Meth-Küchen und leere Flaschen um die Ohren, sture, zahnlose Frust-Opas polieren ihre Schrotflinten und stellen WHITE TRASH ONLY – Schilder an allen Feldwegen auf, im Kreml ein Baptisten-Hassprediger, der regen Zulauf findet, genau wie gierige Fernsehprediger und Schlangenöl-Verkäufer, die ihn genauso hassen, während Alabamatlantis im braunen Sumpf versinkt und die Pleitegeier darüber kreisen.

    Wenigstens bauen wir emsig die Maisfelder aus, die uns die Solarenergie einfangen. Potenzial zum Game Changer hätte es, doch irgendwie muss ich an die Osterinsel denken: An einem Ende riesige Mo’ais, am anderen der Vogelkult, im Osten Eurasiens riesige Häfen für einen Handel, für den die Kunden fehlen, der Westen bläht sich mit heißer Luft auf, abgehobene Twitter-Psychos und Kulthandlungen an Wind und Wetter und Sonne, während man geistig und wirtschaftlich den Boden unter den Füßen verliert. Die Bewohner der Osterinsel endeten übrigens als tot, aber lecker.

    Dass Wasser unser, das du fällst vom Himmel, sich den Flüchtlingen anschließt wie eine gewisse Wolke dem Team Moses, finde ich interessant, weil ja auch die Zivilisation gern auswandern möchte, doch nicht weiß, wohin – überall Klo, überall besetzt, dies ist mein Land, hier ist nichts mehr frei. Für sie ist es ja praktisch, wenn die Wetterkarten neu gemischt werden: Der Störfaktor ausgebrannte Kulturen verwildert und entsorgt sich selbst, denn Krieg ist teuer und verschlingt die Mittel für friedliche Alternativen, somit wird er zunehmend zur einzigen Wirtschaftsform, aber er zerstört auch einen großen Teil der Beute, und wenn die Mittel für den Wiederaufbau fehlen und das Klima den Stecker der Wasserpumpe zieht, hat man ein Königreich aus Staub und Asche gewonnen. Die erlesenen Flüchtlinge aber, die ja kräftig und erfindungsreich sein müssen, um die Hölle aus Hass, Flucht, Elend und Krieg zu überleben, finden neu gelobte Länder, neue Oasen, neue Nil-Täler, um sich zu vermischen, durch Multikulti-Ideen-Gangbang kreativ zu werden und die Zivilisation zu neuen Orgasmen zu treiben. Ihre Archen entstehen, nur schwimmen sie Europa davon, und der Klimawandel muss ihre Neuen Welten noch schaffen.

    Dann kommen natürlich auch die alten Pharaonen aus ihren Bunker-Pyramiden, die sie sich mit Öl, Gas, Raub, Apokalypsploitation gebaut haben, bewaffnet bis an die Zähne, und wollen ihren Thron zurück. Altes wird sich mit Neuem paaren, auf die altbewährte Weise – indem sich beides umzubringen versucht, bis nur noch das übrig ist, war irgendwie miteinander auskommt. Also das, was Sie bereits jetzt in den Social Media und sonst überall erleben, bis zum Ende durchgezogen.

    Enge der Zeit als Wurzel des Bösen ist keine menschliche Erfindung, denn alles von Qualität wird im Höllenfeuer geschmiedet. Und ein Fegefeuer der Eitelkeiten erzeugt man durch eine Linse, die sehr viel davon an einer engen Stelle zusammentreibt. Auf Gedeih und Verderb, evolve or die, „die“ auf der Pole Position, und die Evolution macht derzeit gewaltig Druck. Als Vieh, das zur Schlachtbank getrieben wird, bin ich für vorauseilenden Gehorsam mit genug Fahrt drauf, um sie zu überspringen. Dann macht mal, ihr Rindviecher, ich bin alt, ich möchte in einer Sänfte rüber getragen werden, umgeben von meinen Schätzen und holden Ungern-Jungfrauen, die mir die Reise versüßen, vor den Unannehmlichkeiten und dem Stress geschützt von einer gut gepolsterten First-Class-Pyramide. Ich kann nun mal nicht aus meiner runzligen Haut. Bis dahin poliere ich meine Schrotflinte und spucke Frust, Galle und Kautabak auf alles und jeden.

    • Well, Danke für den Rant, @Paul S.

      Darf ich nachfragen, was wir uns unter „Ungern-Jungfrauen“ vorstellen sollen? Das klingt creepy und schon fast nach Rammstein-Lindemann-Gedichtbänden…

  9. @Joachim Fischer, @Michael Blume
    prägen Wahrnehmungen, die jedoch nicht beliebig formbar, sondern neuropsychologisch veranlagt sind.
    Mit Verlaub, dabei dürfen sie aber nicht unterschlagen, wie diese neuropsychologische Prägung geschieht: mit Sprache.

    Wir nehmen nicht “alles” wahr, der Mensch verfügt über eine “selektive Wahrnehmung”.
    Und was er in seinen Erlebnishorizont einlässt – und was nicht – hat er mittels “Sprache” vermittelt bekommen.
    Änderungen funktionieren nicht nur über “das Erleben”, sondern mittels der Fähigkeit, das Erlebte zu formulieren, bzw. da an seine Grenzen zu kommen.

    (@Michael Blume, ich hab ziemlich weit hochgescrollt um ihren Punkt begreifen zu können, allein, es gelingt mir nicht. Aber irgendwie scheint es mir auch eher um so etwas wie “die richtige Ansprache” zu gehen, nicht die “individuelle Verarbeitung” – oder?)

    @Joachim Fischer – “Schwerter zu Pflugscharen” – Anastasia/AfD
    Wie meinen? Warum sollte “Humor” eine Funktion des Rechtsstaates sein?
    Man könnte die AfD (bezüglich Klima) vorführen, weil Faschos durchaus an “Blut und Boden”/Lebensgrundlagen glauben – kann es sein, dass sie das falsch verstanden haben?

    @Paul S. – Ich empfehle die “Gone” Reihe, Michael Grant, insgesamt gut 3000 Seiten.

    “Ungerne Jungfrauen” (@Michael Blume, ich wittere “Kunst”!)
    Mir gefällt diese Überlegung, ob die ungerne Jungfrauen sind, oder nur ungern die Funktion einer muslimischen Paradiesfrucht erfüllen.

    • @Viktualia
      zur Sprache: nicht alle Empfindungen sind sprachlich vermittelt. Ich erinnere an Helen Keller. ( https://de.wikipedia.org/wiki/Helen_Keller) Das ist zu eng gefasst.
      zu “Schwerter zu Pflugscharen” und Anastasia: Wenn das Ironie war, habe ich sie nicht gemerkt. “Blut und Boden” sind für den Faschismus doch nur Vorwände. Das Judentum gibt es in Köln länger als die Germanen (seit 321 n.Chr. urkundlich nachweisbar cod. Theod. 16,8,3)
      Zur “muslimischen Paradiesfrucht” Das wird auch von Muslimen kritisiert. Gerne gebe ich die Polemik einer muslimischen Kollegin (mit Kopftuch und zwei Kindern!) wieder: “Die jungen Kerle, die im Paradies 99 Jungfrauen haben wollen – Jungfrauen wissen doch gar nicht, wie es geht.” oder Omar Khayam:
      „Du sagst, durch Deine Bäche wird Wein fließen, ist das Paradies denn eine Schänke?
      Du sagst, Du wirst jeden Gläubigen mit zwei Jungfrauen belohnen, ist das Paradies denn ein Bordell?“

  10. @Joachim Keller – ich sprach nicht von “Empfindungen”, die hatte Helen Keller natürlich, auch wenn sie taubstumm war.
    Aber da ihre ganze Umgebung aus sprechenden Menschen bestand, und sie Gesten lernte, also kommunizierte, können sie damit keinen Punkt machen.

    Sie lebte in einer Welt, wo an sie ein sprachlicher Maßstab angelegt wurde.
    Hätte sie den nicht (durch ihre Art von “Sprache”/Kommunikation) erfüllen können, wäre sie uns(erer Wahrnehmung) unbekannt geblieben. (Und umgekehrt auch, sie hätte keinen Anschluss bekommen.)

    Anastasia” – Natürlich war das Ironie, wofür halten sie mich ?
    Und das mit dem “Vorwand” war mein Punkt: man möge die AfD mit ihren eigenen “Vorwänden” am Schlafittchen packen und mit vor den Karren spannen, der uns (alle) aus dem Dreck zieht.
    Warum sollen ausgerechnet die es sich bequem machen können? Weil sie so lästig sind?

    Paradiesfrucht” – räusper, da war die Dame aber nett, dass sie nicht auf die “Ausrüstung” hinwies; dass man um den Zustand der Jungfräulichkeit zu beseitigen kein “dickes Gerät” braucht.

    Mich nervt an dem Bild, dass es nicht um Befriedigung geht, weshalb ich auf “Kunst” verwies, als es bei Paul S. auftauchte. (Will die (Jung)Frau befriedigt oder “erlöst” werden?)

    Und wies nicht Albert Schweizer darauf hin, dass ein Auto kein Auto ist, weil es in einer Garage steht und man kein Christ wird, wenn man Bibelverse kennt – nein, weil man in die Kirche geht?

    Sorry, aber mir sind diese Sprüche suspekt, das klingt mehr nach “Autorität” als nach Argument.

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