Die 501st German Garrison in Filderstadt – Star Wars konkret

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Evolutionsgeschichte der Religion(en)
Natur des Glaubens

In seinem großen „Arbeit am Mythos“ schrieb der hier schon oft zitierte Hans Blumenberg (1920 – 1996): „Der Mythos lässt den Menschen leben, indem er die Übermacht depotenziert; für das Glück des Menschen hat er keine Bilder.“ (S. 38)

Für mich bedeutet das ganz konkret: Wir brauchen Science-Fiction, Space Opera und Fantasy dringend, um gegen Reaktanz und Verschwörungsmythen bessere, er-Mut-igende Bilder zu erschaffen. So liebe ich die deutschsprachige Perry Rhodan-Rekordreihe für ihre entwicklungsfähigen, japhetitisch-aschkenasischen Monismus, Star Trek für seine interessanten Völker wie die Vulkanier 🖖 und Star Wars für die unvergleichliche Inszenierung der drei Grund-Weltanschauungen: Den republikanischen Monismus in Senat und Jedi-Orden, den egoistischen Relativismus in Handelsföderation und Sezessionisten, den verschwörungsmythologischen Dualismus im Galaktischen Imperium und dem Orden der Sith.

Insofern war es mir eine Ehre, am 4. Mai 2020 als erster bundesdeutscher Regierungsbeauftragter den Star Wars-Day auch per Podcast „offiziell anerkannt“ zu haben. Ich meinte das – mitten in der Covid19-Pandemie – durchaus ernst: Eine Überwindung von Ängsten und Verschwörungsmythen muss auch mit starken Mythen und Bildern arbeiten.

Entsprechend war ich – ahem – nicht „nur“ wegen meines jüngsten Sohnes beim Besuch der 501st German Garrison in unserer genial engagierten Stadtbibliothek Filderstadt!

Auseinandersetzung mit der Faszination des Sith-Dualismus in Filderstadt. Foto: Stadt Filderstadt

Klar – Star Wars und Cosplay dürfen auch einfach Spaß machen, müssen keine „höheren Zwecke“ erfüllen. Aber ich denke, dass sie es tun: Die Auseinandersetzung mit der Faszination des Imperiums (Darth Vader! Imperial March! Stormtrooper vor und nach der „Order 66“ usw.) ist eine ebenso spielerische wie hilfreiche Auseinandersetzung mit der Faszination des Dualismus in der menschlichen Psychologie.

Vom dankenswerterweise ebenfalls anwesenden Bunten Bücherladen erwarb ich auch ein „Buch der Sith“ und kann schon sagen: Es wird eine Rezension zum Freund-Feind-Dualismus, zu den Verschwörungsmythen und den Entwicklungsphasen des Ordens geben!

Die dualistischen Sith sind keine primitiven Comic-Figuren, sondern verfügen über eine fantastische Geschichte & Verschwörungsmythologie. Foto: Michael Blume

Deswegen möchte ich einfach auch auf diesem Wege allen Engagierten der Stadtbibliothek Filderstadt und der Garrison dafür danken, dass sie diesen Tag der Freude wie auch der Faszination und weiterwirkender Gespräche möglich gemacht haben. Für uns Eltern und Kinder, für uns Fans war es ein „Event“ voll Kreativität und Bedeutung.

Danke. Möge die Macht mit Euch sein!

Ja, ich bin ein Fan! Foto mit Aktiven der 501st German Garrison. Foto: Stadtbibliothek Filderstadt

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

6 Kommentare

  1. Vielen Dank für diesen Beitrag! Das war mir gar nicht bewusst, einen weiteren SF-Fan in der SciLogs-Bubble zu finden : )
    Die jährliche Star Trek (manchmal auch Star Wars)-Vorlesung von Hubert Zitt in Zweibrücken und im Planetarium Mannheim sowie der SF-Event am letzten September-Wochenende im Technikmuseum Speyer sind bekannt?

  2. Bei “Star Wars” ging es um den Kampf des Guten gegen das Böse, nicht wahr?
    Dualistisch?

    Wie dem auch sei, Dr. Webbaer, in der SciFi nicht gänzlich unerfahren, mag auch die Zwischendinge, die Unterscheidung.
    Denn nicht Alles, das gut gemeint ist, ist auch gut.

    Sehr schön, nicht nur für Cienastiker, und vergleichsweise direkt im (Western)-Film mit dem Namen ‘The Good, the Bad & the Ugly’ ablesbar.
    Der Hässliche, in diesem Fall der von Eli Wallach Gespielte, darf sozusagen überleben.

    “Star Trek” ist aus diesseitiger Sicht, auch wegen seiner Nonchalance auch gegenüber “Anderen” interessanter, moralisch interessanter ?!

    Mit freundlichen Grüßen und schon mal ein schönes Wochenende wünschend
    Dr. Webbaer

    • Ja, @Webbaer – auch in Star Wars geht es um den Kampf zwischen Gut und Böse – im eigenen Inneren. Annakin Skywalker aka Darth Vader wechselt sogar mehrfach die Seiten, bevor er schließlich doch im Monismus ankommt und aufgeht.

      Dennoch habe ich durchaus kritisiert, dass die Serie auch selbst immer wieder in Dualismus übergeht, wenn etwa Völker mit den Sith identifiziert werden. Die Auseinandersetzung damit stärkt die Mythenkompetenz und führt über den Relativismus hinaus. 🙂

  3. @Michael 24.03. 22:49

    „Ja, @Webbaer – auch in Star Wars geht es um den Kampf zwischen Gut und Böse – im eigenen Inneren. Annakin Skywalker aka Darth Vader wechselt sogar mehrfach die Seiten, bevor er schließlich doch im Monismus ankommt und aufgeht.“

    Ich denke mal nicht, dass hier die Geisteswelt selbst 2 Seiten hat. Die hat soviele Seiten, wie es Lebewesen in der Galaxis gibt. Sie korrespondiert nur ähnlich mit Menschen, die ähnlich strukturiert sind.

    Die Struktur der Menschen, die Konzepte, die den Strukturen zugrunde liegen, die sind ein Sache für sich. Maßlosigkeit, Machtgier und Verantwortungslosigkeit auf der einen Seite, führen auch in andere Geisteszugänge, als Monismus mit Gemeinsinn und kluger Organisation, die das Ganze im Blick hat.

    Nicht unbedingt bei Starwars, aber im konkreten Leben, hat man es auch immer wieder mit sehr viel Individualität zu tun, die in sehr spezieller Begrenztheit in sehr individuellen Lebens- und Geisteswelten ausgeprägt sind.

    @Webbaer 14.03. 18:13

    „Sehr schön, nicht nur für Cienastiker, und vergleichsweise direkt im (Western)-Film mit dem Namen ‘The Good, the Bad & the Ugly’ ablesbar.“

    Auch ein ganz genialer Film. Die 3 Ganoven sind entsprechend kriminell und dann auch menschlich teils extrem unsozial und recht verschieden, der eine sogar als Guter dargestellt. Aber auf dem Hintergrund des Wahnsinns des Bürgerkrieges, den die normalen, rechtschaffenden Bürger da abziehen, dann doch allesamt menschlicher und gleichzeitig sogar deutlich weniger zerstörerisch.

    Gerade die Sequenz, wo die Armeen täglich ein mörderisches und völlig sinnloses Gefecht auf der umkämpften Holzbrücke veranstalten, mit jeweils geschätzten 300 Toten täglichen, ist einfach herrlich dargestellt. Die Kriminellen, die dann diese Brücke sprengen, um Zugang zur gesuchten unterschlagenen Kriegskasse zu erlangen, die retten nebenbei tausenden Soldaten das Leben.

    • Es gibt auch eine Szene aus “The Good, the Bad & the Ugly”, in der der Böse, gespielt von Lee van Cleef, in einem Biwak (von gebeutelten Soldaten) Menschlichkeit zeigt und Herz.
      Auch ist der Gute, Clint Eastwood sozusagen, nicht immer gut und fair, Tuco, Eli Wallach, hätte er besser behandeln können.
      Auch die Sprengung der Brücke hatte einen sozialen Zweck, neben dem monetären.
      Zum Glück gibt es in diesem Film, sagt der Cineastiker und Laienphilosoph, keine Figur, die es nett meint und immer nett ist – denn im Falschen gut zu meinen, ist eine der übelsten Dinge überhaupt.

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