Die christliche Mythentheorie von J.R.R. Tolkien als Radiobeitrag – Evangelium & Fantasy
BLOG: Natur des Glaubens

In den vergangenen Wochen konnte ich Blogposts zur Monomythos-Theorie von Joseph Campbell und zur Westeros-Welt von George R. R. Martin einstellen. Denn auch mit diesen hatte ich mich – nach einer Sendung zu Charles Darwin – auf eine Produktion für die katholische Hörfunkarbeit beim Deutschlandradio zum 125. Geburtstag von J.R.R. Tolkien vorbereitet. Darin wollte ich einmal die interessante und leider wenig bekannte, christlich fundierte Märchen- und Mythentheorie des fantastischen Weltenschöpfers darstellen. Es war mir eine Ehre, diese Folge in Stuttgart mit Hede Beck und dem Theologen und Diplom-Sprecher Rudolf Guckelsberger (Stimme Tolkien) produzieren zu dürfen, die am 22.1. beim Deutschlandfunk erstmals ausgestrahlt wurde. Ein Hörer schrieb sogar in einer bemerkenswerten Rückmeldung, die Sendung – vor allem der Schluss – habe ihn “aus einer Sinnkrise befreit”.
Ihnen viel Freude beim Hören oder Lesen des Stückes!
Ein Foto mit einigen Wegen von und zu Tolkien. Foto: Michael Blume
Autor:
Vor 100 Jahren überlebte ein britischer Unterleutnant den ersten Weltkrieg. Kurz nach seinem 25. Geburtstag nahm John Ronald Reuel Tolkien ein einfaches Notizbuch und schrieb mit blauer Tinte auf den Deckel: „The Book of Lost Tales“ – Das Buch der verschollenen Geschichten. Aus dieser ersten Sammlung fantastisch-mythologischer Erzählungen erwuchs über Jahrzehnte hinweg das „Silmarillion“, „Der Hobbit“ und „Der Herr der Ringe“ – das einflussreichste Fantasy-Werk des 20. Jahrhunderts.
Um ein Haar wäre all das nicht entstanden. Tolkien war als Nachrichtenmelder in den Schützengräben der Schlacht an der Somme gewesen und hatte die Schrecken des Hunderttausendfachen Todes durch Maschinengewehre, Artillerie, die ersten Panzer und Chemiewaffen erfahren. Zwei seiner engsten Freunde, mit denen er während des Studiums einen vierköpfigen Club für Sprachen, Mythologie und Poesie gegründet hatte, waren gefallen.
Die Welt, die in seinem Kopf entstand, benannte Tolkien nach einem Namen aus einem altenglischen, christlichen Gedicht „Midgard“ – Mittelerde. Namen hatten für Tolkien immer schon eine besondere Bedeutung. So führte er seinen eigenen Nachnamen – ausgehend von der Familientradition – auf den Mut seiner deutschen Vorfahren zurück, die „Tollkühn“ geheißen hätten. In seinem Buch „Ainulindale“, einem der ältesten Texte, entfaltete er seinen Schöpfungsmythos:
Sprecher Tolkien:
„Als sie nun die tiefste Leere erreicht hatten, erschauten sie dort, wo zuvor ein Nichts gewesen war, außerordentliche Schönheit und Wunder; aber Illuvatar sprach:
>Sehet nun euren Gesang und Eure Musik! So wie ihr aus meinem Willen gespielt habt, ebenso nahm Eure Musik Gestalt an. Schaut! Eben jetzt entfaltet sich die Welt, und ihre Geschichte nimmt ihren Lauf wie mein Thema in euren Händen. Jeder von euch soll in diesem meinem Plan die Ausschmückungen und Verschönerungen eingeschlossen finden, die er selber ersonnen hat; und sogar Melko wird all die heimlichen Gedanken seines Herzens entdecken, die nicht im Einklang stehen mit den meinen, und er wird erkennen, dass sie nur ein Teil des Ganzen und dessen Ruhm untertan sind.“
Autor:
Schon 1911, in den glücklichen Jahren vor dem Krieg, hatte der junge Tolkien mit einer Reisegruppe zu Fuß die Schweiz erwandert – die Inspiration für die späteren Bergwege der Hobbits, fiktive, 60 bis 120 cm große menschenähnliche Wesen. Doch auch in diese glücklichen Erinnerungen mischte sich der Schrecken des Krieges – der Hobbit Frodo würde sein Ziel nur dank der Hilfe seines Gärtners und Freundes Sam erreichen…
Sprecher Tolkien:
„Mein >Sam Gamdschie< ist in der Tat ein Bild des englischen Soldaten, der Gemeinen und Burschen, wie ich sie im Krieg von 1914 kennengelernt und als mir selbst so hoch überlegen erkannt habe.“
Autor:
„Märchen“ waren für Tolkien keine lächerliche Nebensache, sondern das Thema seines Lebens als Forscher und Autor. 1939 hielt er – bereits vierfacher Vater und Professor für Angelsächsisch in Oxford – den bedeutendsten Vortrag seines Lebens „On Fairy Stories“ – über Märchen.
Darin argumentiert Tolkien, dass Märchen keinesfalls nur für Kinder seien – und auch nicht nur zur Erholung dienten, zur kleinen Ausflucht aus der Welt oder zum Trost. Das fantastische Erzählen sei – wenn es gut gemacht sei – viel mehr. Denn in den Fähigkeiten des Menschen, in sich glaubwürdige, fantastische Welten zu schaffen, erweise sich der Mensch als „Sub-Kreator“ – als Geschöpf Gottes, das wiederum selbst schöpfen kann.
Sprecher Tolkien:
„Fantasie bleibt ein Menschenrecht: Wir schaffen nach unserem Maß und in unserer Form der Ableitung, weil wir geschaffen sind: und nicht nur geschaffen, sondern geschaffen nach dem Bilde und nach der Art eines Schöpfers.“
Autor:
Hier finden wir das Geheimnis von Tolkiens Erfolg: Er schuf eine mehrschichtige Welt mit eigenen Sprachen und Landkarten, mit einer tiefen Mythologie und voller Namen. Diese geschaffene, „sekundäre Welt“ ist in sich glaubwürdig und zielt in Tolkiens Worten nicht auf „Magie“ und „Manipulation“, sondern auf „Kunst“ und „Verzauberung“. Gute Mythen und Märchen seien eben keine „Lügen“, sondern könnten in sich „wahr“ sein
Sprecher Tolkien:
„Fantasie ist eine natürliche, menschliche Tätigkeit. Sie zerstört oder beleidigt sicher nicht Vernunft; und sie schwächt weder den Appetit, noch verdunkelt sie die Wahrnehmung von wissenschaftlicher Erkenntnis. Im Gegenteil. Umso schärfer und klarer die Vernunft ist, umso bessere Fantasie wird sie hervorbringen. Wenn die Menschen jemals in einem Zustand wären, in dem sie Wahrheit (Fakten oder Beweise) nicht wollen oder wahrnehmen würden, dann würde Fantasie leiden, bis sie geheilt werden würden. […]
Wenn Menschen nicht wirklich zwischen Fröschen und Menschen unterscheiden könnten, dann wären Märchen über Froschkönige nicht erstanden.“
Autor:
Heute spielen alle großen und viele kleine Fantasygeschichten in komplex ausgearbeiteten Welten, die von ihren Autoren und Fans bis in Details hinein erforscht und immer weiter ausgebaut werden: Denken wir beispielsweise an Narnia, an Westeros von „Game of Thrones“, an Faerun von „Dungeons & Dragons“, an Aventurien des „Schwarzen Auges“, an Krynn der „Drachenlanze“. Oder auch an das von Millionen Spielern bevölkerte Mehrwelten-Universum der „World of Warcraft“, aber auch an das Space Fantasy-Universum von „Star Wars“ und Harry Potters Zauberschule Hogwarts. Alle diese und Abertausende weitere „sekundäre Schöpfungen“ der Fantasie sind in Anlage und Ausführung Kinder und Enkel von Tolkiens Mittelerde. Noch nie in der Geschichte der Menschheit haben so viele Menschen so viel Zeit in „sekundären Welten“ verbracht wie am Beginn des 21. Jahrhunderts.
Sprecher Tolkien:
„Menschen haben nicht nur Elben hervorgebracht, sondern auch imaginäre Götter; und diese angebetet, sogar jene angebetet, die durch die eigene Bosheit ihrer Autoren deformiert worden waren. Aber sie haben auch falsche Götter aus anderen Materialen geformt: ihren Meinungen, ihren Fahnen, ihren Finanzen; sogar ihre Wissenschaften und ihre sozialen und wirtschaftlichen Theorien haben Menschenopfer gefordert.“
Autor:
Die Qualität gelungener Fantasy sah Tolkien einerseits in der inneren Glaubwürdigkeit der „sekundären Schöpfung“ und andererseits in den guten Gefühlen, die die fantastischen Geschichten hervorriefen. Das entscheidende Kriterium war für ihn dabei die aus dem Altgriechischen so benannte „Eukatastrophe“, der überraschende Triumph des Guten über das vermeintlich übermächtige Böse.
In unüberbietbar perfekter und wahrer Weise fand der gläubige katholische Christ Tolkien die Eukatastrophe in den Evangelien verwirklicht.
Sprecher Tolkien:
„Die Evangelien enthalten ein Märchen, oder eine Geschichte einer größeren Art, die die gesamte Essenz von Märchen umfasst. Sie enthalten viele Wunder – insbesondere künstlerischer, schöner und bewegender Art: sind ‚mythisch‘ in ihrer perfekten, in sich enthaltenen Bedeutung; und zu den Wundern gehört die größte überhaupt vorstellbare Eukatastrophe. Aber diese Erzählung hat die Geschichte der primären Welt betreten; Sehnsucht und Ziel der Sub-Kreation wurden zur Erfüllung der Schöpfung erhoben.“
Autor:
Wem dieser Gedanke komisch oder gewagt vorkommt, sei daran erinnert, dass wir eine solche Verbindung von göttlicher Botschaft und Märchen auch noch im Deutschen bewahrt haben: Im berühmten Weihnachtslied „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ wird die Botschaft von der Geburt Christi durch den Engel als „gute, neue Mär“ überbracht. Die große „Mär“ stand dem kleinen „Mär-chen“ gegenüber. Zwischen den Sphären der großen, religiösen Mythen und der unterhaltsamen, aber auch lehrreichen Erzählgeschichten wurde eine Verbindung gesehen.
Tolkien akzeptierte sowohl die biologische wie die kulturelle Evolution des Menschen, doch er sah sie als Teil einer großen, universalen Geschichte, die zur Erlösung in Gott führte. Und so freute er sich, auch in den Geschichten und Mythen der vor- und nichtchristlichen Völker, immer wieder auf Motive zu treffen, die sich dann in der guten Botschaft, im Evangelium, erfüllt hätten.
In gewisser Weise nahm Tolkien damit die 1949, also zehn Jahre später veröffentlichte Studie „Der Heros in tausend Gestalten“ vorweg, mit der Joseph Campbell aufzeigte, dass alle bedeutenden Mythen der Menschheit eine bestimmte „Heldenreise“ beschreiben. Über diesen später so genannten „Monomythos“ – eine Erzählstruktur als Grundlage aller Erzählungen – wird bis heute intensiv diskutiert und geforscht; gerade auch, weil das Internet leichter denn je Vergleiche ermöglicht.
Zu den Freunden, die Tolkien vom Wert der Mythen im Allgemeinen und ihrer tiefen Verbindung zu den Evangelien überzeugte, gehörte sein zuvor religionsskeptischer Kollege Clives Staples Lewis.
Auch aufgrund des Austausches mit Tolkien bekehrte sich der irische Professor für Literaturwissenschaft zum christlichen Glauben zurück und wurde ein überaus erfolgreicher Schriftsteller. Insbesondere über seine späteren „Narnia“-Bücher stritten sich die beiden jedoch heftig: Lewis hatte sie direkt an die Evangelien angelehnt und beispielsweise den Löwen Aslan mit Gott in Jesus Christus identifiziert.
Nach Auffassung von Tolkien sollte aber jede „sekundäre Schöpfung“ für sich selber stehen und kein Mythos das Evangelium kopieren: Der christliche Schöpfergott von Mittelerde, Illuvatar, wird zwar im „Silmarillion“ als Ursprung aller Geschichten geehrt, greift aber selbst nicht in die Handlung vom „Hobbit“ und „Herrn der Ringe“ ein. Lewis‘ Narnia erschien Tolkien dagegen zu wenig ausgearbeitet und die Parallelen zur Bibel waren ihm zu eng und damit zu plump.
Der Streit trübte das spätere Verhältnis der beiden, die Kulturgeschichte gab aber eher Tolkien Recht: Während verborgene, biografische und religiöse Bezüge in großen „sekundären Schöpfungen“ unvermeidbar sind und auch geschätzt und gesucht werden, erwarten die meisten Fans heute doch, dass „ihre“ Mythenwelt nicht nur eine verkleidete Kopie einer anderen ist. Sie soll möglichst kreativ und eigenständig sein. Obwohl Lewis brillant – und viele sagen: besser – als sein älterer Kollege schrieb, wurde Narnia nicht annähernd so erfolgreich und stilbildend wie Mittelerde.
Tolkiens Welt wuchs langsam über Mythen und Sprachen, Ideen, Zeichnungen und Landkarten, die immer wieder umgearbeitet wurden. Von den ersten Entwürfen der „Lost Tales“ von 1917 bis zum Erscheinen des „Hobbit“ dauerte es 20 Jahre! Der „Herr der Ringe“ entstand in weiteren 12 Jahren und erschien erst 1954. Als sich die Buchreihe in den 1960er Jahren über die wachsenden Universitäten zum internationalen Beststeller, ja zum „Kult“, entwickelte, war Professor Tolkien bereits im Ruhestand. Er genoss den Erfolg, die vielen Zuschriften, aber auch den späten Wohlstand, der sich aus den Buchhonoraren ergab. Im März 1972 erhielt er aus den Händen der Queen einen Orden des British Empire und die Universität Oxford verlieh ihm einen Ehrendoktor in Literaturwissenschaft.
Tolkien starb am 2. September 1973 im Alter von einundachtzig Jahren. Die katholische Totenmesse las sein ältester Sohn John, der Priester geworden war. Auf dem gemeinsamen Grabstein des Ehepaares Tolkien ist der Name von Edith Mary durch „Luthien“ ergänzt, jener von John Ronald Reuel Tolkien um „Beren“. So verschränken sich auch an ihrem Grab die Getauften und Gestorbenen mit einem mythischen Liebespaar aus Mittelerde. Jenem Land, das Tolkien selbst ersonnen hat.
Seinen berühmten Vortrag „On Fairy-stories“ hatte Tolkien Jahrzehnte zuvor mit einem Hymnus beschlossen, der auch seine eigene Lebensleistung vorwegnahm:
Sprecher Tolkien:
„Gott ist der Herr, von Engeln, und von Menschen – und von Elfen. Legende und Geschichte haben sich getroffen und vereinigt.
Doch in Gottes Königreich unterdrückt die Präsenz des Größten nicht das Kleine. Der gerettete Mensch ist immer noch Mensch. Geschichte, Fantasie, gehen immer noch weiter und sollen weitergehen. Das Evangelium hat die Legenden nicht aufgehoben; es hat sie geheiligt, besonders das ‚Happy Ending‘. Der Christ hat noch immer zu arbeiten, mit dem Geist wie mit dem Körper, zu leiden, zu hoffen und zu sterben; aber er kann nun wahrnehmen, dass all seine Schwächen und Fähigkeiten nun einen Sinn haben, er gerettet werden kann. Das Geschenk, das ihm überreicht wurde, ist so groß, dass er wohl annehmen darf, durch Fantasie wirklich beitragen zu können zum Schmuck und zur vielfachen Bereicherung der Schöpfung.“
Kurze Rückfrage:
Könnten Sie etwas zur evolutionären Dynamik von Mysterienreligionen machen?
Danke für die Anregung, @EInLeser!
Dürfte ich nachfragen, wen Sie genau mit “Mysterienreligionen” meinen? Jene der Antike oder heutige Gemeinschaften, Gnostiker?
Mit Dank und herzlichen Grüßen!
Ist da ein großer Unterschied in den Dynamiken?
Ja, davon wäre auszugehen. 🙂
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Dazu fällt mit der Beginn (die erste Erzählung) von
An Nachtfeuern der Karawan-Serail : Märchen und Geschichten alttürkischer Nomaden”, erzählt von Elsa Sophia von Kamphoevener, Band 1
… ein:
~ Goldene Äpfel ~
Yah Allah, meine Brüder, kommt und hört, wißt und seht, was unser ist und ich Euch gebe. Seht Ihr in meinen leeren Händen goldene Äpfel, seht Ihr sie? Achtet auf, ich werfe sie Euch zu: dir einen, dir dort ganz hinten einen, dir so verborgen im Winkel einen, und diesen noch und den letzten auch. Haltet sie, derweil ich Euch berichte von vielem, das geschah, vielleicht geschah, vielleicht gehört ward, vielleicht nur gesehen – wer kann es sagen? Wer weiß es, was wirklich ist, wer, was nur Ge-dankenschatten? Wenn wir es alles sahen und hörten, werft sie mir zurück, die goldenen Äpfel, die ich Euch gab aus leeren Händen, und aus Euren Seelenaugen werde ich sie sehen, meine goldenen Äpfel. Fangen und halten.
Habt Ihr vernommen, Freunde und Brüder?
Und eben drum wage ich aber auch leise zu bezweifeln, dass gilt, das:
Denn ich würde zu vermuten wagen, das in vorgeschichtlichen Zeiten, als Überlieferungen noch oral weitergegeben wurde und Märchenerzähler*innen noch hoch angesehen waren … die Menschen “pro Lebenszeit” weit mehr davon in vergleichbaren sekundären Welten verbracht haben könnten, als wir hier in unseren schnelllebigen (Danke dafür and die grauen Herren) heutigen Zeit! (Rollenspieler*innen und andere sonderbaren Entitäten ev. hierbei mal außenvorgelassen.
Hörenswert auf jeden Fall! (Ja, heute hab ich es mir angehört, statt wie gewohnt das Transkript zu bevorzugen.) Vielen Dank darum für die Empfehlung/Verlinkung hierher!
Vielen Dank für das Interesse und die Rückmeldung, @Solomon 🙏🙌
Da meine wissenschaftlichen Wurzeln in der Evolutions- und Hirnforschung liegen, habe ich bei der Arbeit rund um Mythen und CREDs (Credibility Enhancing Displays, Glaubwürdigkeit steigernde Signale wie Opfer, Riten, Zeiten usw.) immer wieder auch die vergleichende Ethnologie zu Rate gezogen. Wir wissen da noch lange nicht genug, aber doch schon einiges!
Hier eine Medienmengen-Zusammenfassung durch Felo.ai:
Rituell gerahmte Erzählungen stellen in Wildbeuterkulturen eine universelle und tief in der menschlichen Evolution verwurzelte Anpassung dar. Sie erfüllen zentrale Funktionen für das Überleben und den Zusammenhalt der Gruppe, indem sie Kooperation fördern, soziale Normen und existenzielles Wissen über Generationen weitergeben. Geschickte Erzähler profitieren von einem höheren sozialen Status und größerem Reproduktionserfolg, was die evolutionäre Verankerung dieses Verhaltens unterstützt. Die spezifische Rolle der Tagesdauer für diese Erzähltraditionen wird in den vorliegenden Erkenntnissen weniger direkt beleuchtet, jedoch deuten die Umstände, unter denen erzählt wird – häufig gemeinschaftlich am Lagerfeuer – auf eine Nutzung von Zeiten hin, die nicht für primäre Subsistenzaktivitäten aufgewendet werden, wie beispielsweise die Abendstunden.
### Universalität und Alter des Geschichtenerzählens
Das Erzählen von Geschichten ist ein menschliches Universalium, dessen Ursprünge weit in die Vergangenheit zurückreichen und als eine wichtige menschliche Anpassung betrachtet wird [1][2][7]. Volkskundliche Erzählungen können über lange Zeiträume hinweg bemerkenswert stabil tradiert werden [1]. Diese ubiquitäre Präsenz und das hohe Alter deuten auf eine fundamentale Rolle in menschlichen Gesellschaften hin.
### Evolutionärer Nutzen rituell gerahmter Erzählungen
Rituell gerahmte Erzählungen in Wildbeuterkulturen bieten eine Vielzahl evolutionärer Vorteile, sowohl für die Gruppe als auch für das Individuum.
**Förderung von Kooperation und sozialer Kohäsion**
Erzählungen dienen als primäres Medium zur Vermittlung sozialer Informationen über Normen, Regeln und Erwartungen innerhalb einer Gesellschaft [1]. Sie koordinieren das Gruppenverhalten und erleichtern die Kooperation, indem sie Wissen über Heiratsregeln, Beziehungen zu Angeheirateten, das Teilen von Nahrung, Jagdnormen und -tabus sowie Prinzipien wie Geschlechtergleichheit und Egalitarismus weitergeben [1][2][7]. Studien, beispielsweise bei den Agta auf den Philippinen, zeigen, dass die Anwesenheit guter Geschichtenerzähler mit einer erhöhten Kooperationsbereitschaft in der Gruppe korreliert [2][7][10]. Erzählungen stellen sicher, dass alle Gruppenmitglieder über ein gemeinsames Verständnis der sozialen Regeln verfügen (sogenanntes “Meta-Wissen”) [10]. Rituale, in die Erzählungen eingebettet sind, verstärken diese normativen Aspekte und fördern den Gruppenzusammenhalt [1][21][41].
**Wissensvermittlung und kulturelle Transmission**
Neben sozialen Normen transportieren Erzählungen auch überlebenswichtiges Wissen über die Umwelt, Jagd- und Sammeltechniken, den Umgang mit Ressourcen, Navigation, Tierverhalten, den Ursprung des Universums oder Naturphänomene [1][7][10]. Diese Weitergabe von Wissen erfolgt häufig von älteren an jüngere Verwandte, insbesondere an Enkelkinder [6]. Die Inhalte der Erzählungen unterscheiden sich oft deutlich von denen sesshafter, nicht-sammelnder Bevölkerungen; während letztere möglicherweise Geschichten zur Erhaltung von Autoritätsstrukturen nutzen, betonen Wildbeutererzählungen oft egalitäre Werte [1].
**Fitnessvorteile für versierte Erzähler**
Die Fähigkeit, gut erzählen zu können, bringt Individuen direkte Fitnessvorteile. Versierte Erzähler werden als Sozialpartner bevorzugt [1][2][7]. Sie erhalten mehr Ressourcen von anderen Gruppenmitgliedern und genießen einen höheren sozialen Status [7][10]. Entscheidend ist, dass sie auch einen größeren Reproduktionserfolg aufweisen. Bei den Agta hatten fähige Geschichtenerzähler im Durchschnitt 0,53 mehr lebende Nachkommen als weniger talentierte Erzähler [2][7][10]. Diese individuellen Vorteile bieten einen Selektionsmechanismus, durch den sich ein für die Gruppe vorteilhaftes Verhalten wie das Geschichtenerzählen evolutionär durchsetzen kann [2][7].
**Die Rolle der rituellen Rahmung**
Die Bezeichnung “rituell gerahmt” unterstreicht, dass Erzählungen nicht isoliert stattfinden, sondern oft in spezifische gemeinschaftliche und zeremonielle Kontexte eingebettet sind.
* **Gemeinschaftliche Settings**: Das Erzählen am Lagerfeuer ist ein wiederkehrendes Motiv und verweist auf den gemeinschaftlichen, oft abendlichen Charakter dieser Aktivität [2][5][7].
* **Verstärkung von Normen**: Rituale, wie sie beispielsweise bei den BaYaka zur Bekräftigung des sexuellen Egalitarismus praktiziert werden, nutzen Erzählungen zur Festigung sozialer Verhaltensweisen [1].
* **Mensch-Umwelt-Beziehung**: In einigen Kulturen regulieren Erzählungen über “Herren der Tiere” oder Geisterwesen, die als Eigentümer der natürlichen Ressourcen gelten, die Nutzung dieser Ressourcen und untermauern Konzepte der Nachhaltigkeit [3][38][45]. Solche Rituale dienten auch dem Umgang mit Unsicherheit, etwa beim Übergang von Jäger-und-Sammler-Gesellschaften zu frühen Formen der Landwirtschaft [8].
* **Prähistorische Kunst und Ritual**: Archäologische Funde deuten auf eine Entwicklung von einer ikonischen Kunst, die rituelles Wissen verschlüsselt darstellt (Neolithikum), hin zu einer narrativen Kunst, die Geschichten von Personen und Ereignissen erzählt (Bronze-/Eisenzeit) [4]. Monumentalbauten wie Göbekli Tepe, die von Jäger-und-Sammler-Gesellschaften errichtet wurden, dienten vermutlich großen rituellen Zusammenkünften und Festen, bei denen Erzählungen eine Rolle gespielt haben könnten und die neue Formen der Spiritualität und Kooperation in größeren Gruppen ermöglichten [57].
* **Kulturelle Stabilität**: In sogenannten “kalten Gesellschaften”, zu denen viele Wildbeuterkulturen gezählt werden, dienen Rituale und die damit verbundenen Erzählungen der Bewahrung von Traditionen und der Vermeidung von rapidem Wandel [35].
### Inhalte der Erzählungen in Wildbeuterkulturen
Die thematische Bandbreite der Erzählungen ist groß und spiegelt die zentralen Aspekte des Lebens in Wildbeuterkulturen wider:
* **Soziale Inhalte**: Kooperation, gerechtes Teilen, Normen bezüglich Heirat und Verwandtschaft, Geschlechterrollen, Umgang mit Normbrüchen und Bestrafung, Beziehungen zu Fremdgruppen [1].
* **Kosmologische Inhalte**: Mythen über die Entstehung der Welt und des Universums [1].
* **Naturphänomene**: Wissen über Navigation, das Verhalten von Tieren, die Entstehung von Feuer, Naturkatastrophen und Wetterbedingungen [1].
* **Ressourcennutzung**: Praktische Informationen über das Auffinden und Gewinnen von Nahrung und anderen Rohstoffen [1].
### Relevanz der Tagesdauer
Die vorliegenden Quellen gehen nicht explizit auf die “Tagesdauer” als einen direkten, untersuchten Faktor ein, der die Erzähltraditionen von Wildbeuterkulturen beeinflusst. Dennoch lassen sich indirekte Schlüsse ziehen:
* **Nutzung von Nebenzeiten**: Die häufige Erwähnung des Lagerfeuers als Ort des Erzählens deutet darauf hin, dass Geschichten vornehmlich in den Abend- oder Nachtstunden geteilt werden, also außerhalb der aktiven Phasen der Nahrungssuche und anderer überlebensnotwendiger Tätigkeiten [2][7][10]. Dies wäre eine logische Nutzung der Zeit, wenn andere Aktivitäten aufgrund von Dunkelheit oder Erschöpfung ruhen.
* **Freizeit und Muße**: Untersuchungen deuten darauf hin, dass Wildbeutergesellschaften oft über beträchtliche Freizeit verfügten (Konzept der “ursprünglichen Wohlstandsgesellschaft”) [38]. Diese freie Zeit, unabhängig von der spezifischen Länge des lichten Tages, bietet Raum für soziale Aktivitäten wie das Erzählen von Geschichten. So wendeten die San beispielsweise oft nur wenige Stunden täglich für die direkte Nahrungsbeschaffung auf [38].
* **Forschungslücke**: Es fehlen spezifische Studien, die systematisch den Einfluss unterschiedlicher Tageslängen (z.B. saisonal oder geografisch bedingt) auf die Frequenz, Dauer, den Inhalt oder die rituelle Ausgestaltung von Erzählungen in Wildbeuterkulturen untersuchen. Längere Dunkelperioden in höheren Breiten während des Winters könnten theoretisch mehr Zeit für Indoor-Aktivitäten wie das Erzählen bieten, dies bleibt jedoch ohne spezifische Belege spekulativ.
### Forschungsbedarf und methodische Überlegungen
Viele der aktuellen Erkenntnisse, insbesondere zur Verbindung von Geschichtenerzählern und Kooperation, basieren auf korrelativen Studien [7]. Um kausale Zusammenhänge eindeutig zu belegen, wären weitere Untersuchungen notwendig:
* **Longitudinalstudien**: Diese könnten untersuchen, wie sich Kooperationsmuster in Gruppen verändern, wenn erfahrene Erzähler hinzukommen oder die Gruppe verlassen [7].
* **Experimentelle Ansätze**: Sogenannte “Priming”-Experimente, bei denen Probanden kooperative Geschichten hören und anschließend ihr Verhalten in Kooperationsspielen beobachtet wird, könnten kausale Effekte nachweisen [7].
* **Vergleichende prähistorische Forschung**: Die komparative Analyse prähistorischer Kunst, wie sie für die europäische Fels- und Höhlenkunst vorgeschlagen wird, kann helfen, langfristige Veränderungen in der visuellen Kultur, der Narrativität und der rituellen Nutzung von Darstellungen zu verstehen [4].
## Schlussfolgerungen
Rituell gerahmte Erzählungen sind ein fundamentaler Bestandteil des sozialen und kulturellen Lebens von Wildbeuterkulturen mit tiefgreifenden evolutionären Vorteilen. Sie sind ein effektives Mittel zur Förderung von Kooperation, zur Übermittlung von überlebenswichtigem Wissen und sozialen Normen und tragen so zur Stabilität und zum Erfolg der Gruppe bei. Die Tatsache, dass versierte Erzähler individuelle Fitnessvorteile genießen, erklärt die evolutionäre Persistenz dieses komplexen Verhaltens.
Obwohl die zeitliche Verortung von Erzählritualen, beispielsweise in den Abendstunden am Lagerfeuer, naheliegend ist und durch ethnographische Beschreibungen gestützt wird, fehlt in den untersuchten Quellen eine explizite Analyse der “Tagesdauer” als unabhängige Variable, die die Ausgestaltung dieser kulturellen Praktiken beeinflusst. Die vorhandene Freizeit und die Rhythmen des täglichen Lebens boten jedoch ausreichend Gelegenheit für solche gemeinschaftsbildenden Aktivitäten.
[1] https://www.nature.com/articles/s41467-017-02036-8
[2] https://www.researchgate.net/publication/321437210_Cooperation_and_the_evolution_of_hunter-gatherer_storytelling
[3] https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S187734352030004X
[4] https://www.researchgate.net/publication/343078611_Art_PreHistory_Ritual_Narrative_and_Visual_Culture_in_Neolithic_and_Bronze_Age_Europe
[5] https://dl.acm.org/doi/10.1007/978-3-031-47655-6_29
[6] https://academic.oup.com/edited-volume/45648/chapter/411059290
[7] https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC5717173/
[8] https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/00758914.2022.2104559
[9] https://digitalcommons.usf.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=7271&context=etd
[10] https://theconversation.com/why-do-we-tell-stories-hunter-gatherers-shed-light-on-the-evolutionary-roots-of-fiction-88586
[11] https://www.themeateater.com/conservation/anthropology/the-post-kill-traditions-of-north-american-hunters
[12] https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC9330945/
[13] https://conbio.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/conl.12398
[14] https://www.annualreviews.org/doi/10.1146/annurev-anthro-102214-013838
[15] https://www.jstor.org/stable/3034431
[16] https://www.frontiersin.org/journals/psychology/articles/10.3389/fpsyg.2021.755783/full
[17] https://www.researchgate.net/publication/321708747_Telling_what-a-story_news_through_myth_and_ritual_The_Middle_East_as_Wild_West
[18] https://www.researchgate.net/publication/312309533_Thinking_through_story_Archaeology_and_narratives
[19] https://www.wildlifeonline.me.uk/animals/article/water-deer-interaction-with-humans-culture
[20] https://www.researchgate.net/publication/338146470_The_evolutionary_paths_to_collective_rituals_An_interdisciplinary_perspective_on_the_origins_and_functions_of_the_basic_social_act
[21] https://royalsocietypublishing.org/doi/10.1098/rstb.2019.0432
[22] https://publishing.cdlib.org/ucpressebooks/view?docId=ft796nb4pk&chunk.id=d0e1703&toc.id=&brand=ucpress
[23] https://news.mit.edu/2020/manner-of-franks-book-hunting-0910
[24] https://www.nature.com/articles/s41467-025-58764-9
[25] https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2351989421004327
[26] https://www.journals.uchicago.edu/doi/10.1086/714245
[27] https://www.researchgate.net/publication/335095018_Roleplaying_and_Rituals_For_Cultural_Heritage-Orientated_Games
[28] https://direct.mit.edu/artl/article/30/3/417/116175/Evolved-Open-Endedness-in-Cultural-Evolution-A-New
[29] https://www.jstor.org/stable/45380833
[30] https://www.cambridge.org/core/books/ritual-play-and-belief-in-evolution-and-early-human-societies/play-and-ritual-forms-foundations-and-evolution-in-animals-and-humans/DD6CC910C8548E5D9FF4F89D0B032E23
[31] https://journals.sagepub.com/eprint/MXR27SVDAAPJCYQAYNBW/full
[32] https://osf.io/sn923/download
[33] https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%A4ger_und_Sammler
[34] https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/9783110974812.191/pdf?licenseType=restricted
[35] https://de.wikipedia.org/wiki/Kalte_und_hei%C3%9Fe_Kulturen_oder_Kulturelemente
[36] https://brill.com/display/book/9783846768129/9783846768129_webready_content_text.pdf?srsltid=AfmBOor11IFXYAKmVfhQn1vbfUuE7sGoy_yRhLrgi-noX4_g5DSms_FP
[37] https://talksandlectures.aec.at/?id=446
[38] https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%A4ger_und_Sammler
[39] https://brill.com/display/book/9783846768129/9783846768129_webready_content_text.pdf?srsltid=AfmBOor11IFXYAKmVfhQn1vbfUuE7sGoy_yRhLrgi-noX4_g5DSms_FP
[40] https://www.ssoar.info/ssoar/bitstream/handle/document/38321/larshennings.de-prozesskognition-3.pdf?sequence=3&isAllowed=y
[41] https://www.studysmarter.de/studium/archaeologie/praehistorische-gesellschaften/
[42] https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%A4ger_und_Sammler
[43] https://schwarzwilderer.de/traditionelle-jagdbraeuche-in-deutschland-rituale-bedeutung/
[44] https://www.thebrain.info/node/1508
[45] https://www.deutschlandfunk.de/religion-und-zivilisation-glaube-versetzt-steine-100.html
[46] https://de.wikipedia.org/wiki/Kalte_und_hei%C3%9Fe_Kulturen_oder_Kulturelemente
[47] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/weisheit-aus-aberglauben-die-frazer-hayek-konvergenz/
[48] https://ulukayin.org/jager-sammler-lebensstil-in-prahistorischen-zeiten/
[49] https://www.studysmarter.de/studium/archaeologie/praehistorische-gesellschaften/jaeger-und-sammler/
[50] https://de.wikipedia.org/wiki/Neolithische_Revolution
[51] https://books.ub.uni-heidelberg.de/propylaeum/catalog/view/1202/2063/105644
[52] https://d-nb.info/958530386/34
[53] https://www.reddit.com/r/AskAnthropology/comments/szop41/how_good_are_modern_huntergatherers_as_a_proxy/?tl=de
[54] https://repo.uni-hannover.de/bitstreams/5133ddec-293a-45b5-b2e6-fd7e00a3d695/download
[55] https://link.springer.com/content/pdf/10.1007/978-3-658-10810-6_10
[56] https://www.studysmarter.de/studium/archaeologie/praehistorische-gesellschaften/
[57] https://www.deutschlandfunk.de/religion-und-zivilisation-glaube-versetzt-steine-100.html
Wow! Ich halte ja eigentlich (ev. schon bekannt?) nicht sonderlich viel vom AI/LLM Hype, aber das hier ist doch mal eine willkommene Nutzung dessen, danke! (Als Rollenspieler habe ich natürlich auch ein Faible für das Geschichten Erzählen, wie auch (back to topic) das [sekundäre] Welten Erschaffen, weswegen ich mir diese Seite mal zu meinen Lesezeichen lege, in einer ruhigen Stunde mal durch die zahlreichen Quellbelege auch zu stöbern!
Danke für das Interesse & sehr gerne, @Solomon 🙏
Für das Wissenschaftsbloggen sind KI-LLMs schon ein wertvolles Werkzeug, denn es wäre mir zeitlich unmöglich, solche Tiefenrecherchen immer wieder neu zu tippen. So können mich gute KI-Anwendungen dabei unterstützen und zugleich auch auf die zahlreichen Texte zugreifen, die via “Natur des Glaubens” bereits verfügbar sind. KIen helfen uns bei der Bewältigung des Medienmengen-Paradox.
Hier ein kleiner Felo.ai-Überblick über meine kulturwissenschaftlichen, evolutionspsychologischen und spieltheoretischen Arbeiten rund um die Fantastik samt Games:
Dr. Michael Blume betrachtet Fantastik – darunter Welten wie Mittelerde, Star Wars, die Perry Rhodan-Serie und Fantasy-Rollenspiele – als evolutionär und psychologisch wertvoll, da sie tief verwurzelte menschliche Bedürfnisse nach Mythen und Erzählungen bedient. Diese Genres ermöglichen die „Mitarbeit am Mythos“, fördern Identitätsbildung, Selbstwirksamkeit und kritisches Denken. Sie dienen als Trainingsfeld zur Unterscheidung zwischen konstruktiven, monistischen Mythen und schädlichen, dualistischen Verschwörungsmythen, die oft Ursprung von Extremismus und Antisemitismus sind. Fantastik hilft, komplexe Realitäten zu verarbeiten, Ängste zu bewältigen und eine offene Haltung gegenüber dem Fremden zu entwickeln, was sie zu einem wichtigen Werkzeug der Aufklärung und Resilienz in einer multimedialen Welt macht.
### Evolutionäre und psychologische Grundlagen: Der Mensch als “Homo mythicus”
Dr. Michael Blume sieht in der menschlichen Affinität zu fantastischen Erzählungen eine evolutionär bedingte und psychologisch tief verankerte Eigenschaft. Menschen sind demnach nicht nur rationale Wesen, sondern auch „mythenhungrige“ Wesen (*Homo religiosus*), die nach Sinn und Orientierung suchen, welche Mythen bieten können. Diese Neigung zu Religiosität, Spiritualität und Mythen hat neurobiologische Grundlagen und ist ein menschliches Universalium, das kulturell erlernt und individuell ausgeprägt wird. Fantastik und Spiele bedienen dieses fundamentale Bedürfnis, indem sie moderne Mythen und Räume für die Auseinandersetzung mit existenziellen Fragen schaffen [4]. Schon J.R.R. Tolkien, den Blume häufig zitiert, betonte, dass Fantasie eine natürliche menschliche Aktivität sei, die die Vernunft nicht zerstöre, sondern schärfe.
### Fantastik als Schule der Unterscheidungskraft
Ein zentraler Aspekt in Blumes Argumentation ist die Rolle der Fantastik bei der Entwicklung von Unterscheidungsfähigkeit zwischen konstruktiven und destruktiven Narrativen.
* **Monistische vs. Dualistische Mythen**: Blume unterscheidet zwischen „guten, monistischen Mythen“, die die Welt als gemeinsames Ganzes begreifen und den Dialog fördern, und „schlechten, dualistischen Verschwörungsmythen“, die ein Freund-Feind-Denken propagieren und die Welt in absolut Gut und absolut Böse spalten [4]. Dualistische Mythen sieht er als psychologische Wurzel von Antisemitismus und Extremismus [4].
* **Training kritischen Denkens**: Fantasy-Rollenspiele und komplexe fantastische Narrative ermöglichen das Einüben in die Unterscheidung dieser Mythosformen [4]. Spieler lernen, Narrative zu hinterfragen und kritisch zu reflektieren [4]. Dies ist besonders wichtig, da Verschwörungsmythen oft als „Fakten“ oder „Theorien“ daherkommen, obwohl sie Fiktionen sind. Blume betont, dass Antisemitismus selbst eine gefährliche Fiktion ist.
* **Schutz vor Manipulation**: Wer seine Fantasie nie geübt hat, ist laut Blume besonders leicht politisch und finanziell manipulierbar. Die Fähigkeit, Fiktionen zu erkennen und zu bewerten, ist daher eine Schlüsselkompetenz.
### „Mitarbeit am Mythos“ und Identitätsbildung
Fantastische Welten und Rollenspiele bieten einen Raum für die aktive „Mitarbeit am Mythos“ (ein Konzept nach Hans Blumenberg), was diverse psychologische Vorteile mit sich bringt [4].
* **Selbstwirksamkeit und Rollenerprobung**: Im Rollenspiel können eigene Talente entdeckt und ungewohnte Rollen eingeübt werden. Dies fördert Erfahrungen von Selbstwirksamkeit und beugt dem Gefühl von Ohnmacht vor, das für Verschwörungsmythen empfänglich machen kann.
* **Identitätsentwicklung**: Die Auseinandersetzung mit fantastischen Charakteren und Narrativen trägt zur individuellen und gemeinschaftlichen Identitätsbildung bei [4]. Heldenfiguren wie Han Solo können persönliche Identifikationsfiguren sein [4].
* **Umgang mit dem Fremden**: Die Neuinterpretation traditioneller Mythen und Monster durch Fangemeinschaften ermöglicht es, eine offene Haltung gegenüber dem Fremden einzuüben, das nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung erfahren wird. Dies kann helfen, rassistisches Freund-Feind-Denken zu überwinden.
**J.R.R. Tolkiens Mittelerde**
Blume hebt Tolkiens Werk als besonders bedeutsam hervor.
* Tolkien, ein frommer Katholik, sah im Kern jeder fantastischen Geschichte die Sehnsucht nach dem biblischen „Evangelium“ und glaubte, dass sich menschliches Leben in fantastischen Schöpfungen spiegele.
* Er schuf mit Mittelerde einen eigenständigen Mythos, unter anderem für Großbritannien, und entwickelte dafür erst Sprachen und Karten, bevor die Geschichten entstanden. Dies illustriert das Konzept des „Sub-Creators“ (Unterschöpfers): Der Mensch erschafft nach dem Gesetz, nach dem er selbst geschaffen wurde.
* Blume erkennt in Tolkiens Werk auch die „Arbeit am Mythos“, beispielsweise in der Entwicklung der Darstellung der Zwerge, die anfangs antisemitische Klischees bedienten, sich aber zu gleichberechtigten Gefährten entwickelten.
* Tolkiens Betonung, dass Fantasie die Vernunft stärke, ist ein Kernpunkt für Blume.
**Star Wars**
Die Star-Wars-Saga dient Blume häufig als Beispiel für einen modernen Mythos mit tiefgreifender Relevanz [4].
* Sie berührt tiefere Fragen der menschlichen Existenz und Identität und bietet Orientierung [4].
* Die Saga enthält politische Bezüge und kann helfen, reale politische Dynamiken zu verstehen [4]. Blume entwickelte die „Sturmtruppen-Theorie“, die besagt, dass Diktaturen junge Menschen in Armeen pressen, um sie von Kritik abzuhalten – ein Mechanismus, den er anhand von Palpatines Ersetzung der Klontruppen durch Sturmtruppen erläutert und auf reale Regime anwendet [4].
* Star Wars vermittelt auch positive menschliche Werte und thematisiert den Kampf zwischen Gut und Böse, Republik und Diktatur.
* Die Auseinandersetzung mit dem Dualismus von Jedi und Sith ist ebenfalls relevant.
**Fantasy-Rollenspiele (z.B. Dungeons & Dragons)**
Rollenspiele sind für Blume ein besonders wirkmächtiges Werkzeug [4].
* Sie ermöglichen aktive Mythosarbeit und fördern die bereits genannten Aspekte der Selbstwirksamkeit, Rollenerprobung und Identitätsbildung [4].
* Sie schulen die Unterscheidung zwischen konstruktiven und destruktiven Mythen und fördern kritisches Denken [4].
* Das gemeinschaftliche Fantasieren und Spielen ist wichtig, um sich in einer multimedialen Welt zurechtzufinden.
* Blume sieht sie als Mittel zur Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen wie Antisemitismus und der Klimakrise [4].
**Perry Rhodan**
Dr. Michael Blume widmet der Perry Rhodan-Serie, der größten Fortsetzungsreihe der Welt [6][15][43], erhebliche Aufmerksamkeit und betrachtet sie als kulturell und gesellschaftlich wertvoll. Er hat seine Analysen und Wertschätzung in einem kostenfreien eBooklet mit dem Titel „Eine kleine KI-Philosophie der Medien – Von Shem und Thor bis Rhodan und Ostrom“ [1][44] sowie in einem ausführlichen Podcast-Interview mit „Radio Freies Ertrus“ (RFES028) dargelegt [6][20][43]. Blume, der als Jugendlicher hunderte Hefte der Serie las und angibt, dass sie ihm als „Arbeiterkind“ viel gegeben habe [6][43], sieht in Perry Rhodan eine „große Science-Fiction-Mythologie“ [6][43].
* **Kulturelle und Literarische Bedeutung:** Blume betont die seit 1961 ununterbrochene Erscheinungsweise und die Fähigkeit der Serie, sich gegenüber „bildungsbürgerlicher Verachtung“ zu behaupten [6][43]. Ursprünglich für junge, lesende Hauptschüler konzipiert, habe sich Perry Rhodan zu einer „literarischen und zunehmend crossmedialen Mitwelt“ für Zigtausende entwickelt [6][43]. Die Serie fördere das Interesse an Wissenschaft und Technologie und trage zur Alphabetisierung bei, ein Aspekt, den Blume durch die Veröffentlichung seines eBooklets zum Weltalphabetisierungstag und Perry-Rhodan-Erscheinungstag unterstreicht [1][44].
* **Gesellschaftliche Relevanz und Mythenarbeit:** Für Blume ist Perry Rhodan ein Beispiel für einen „lebens- und wissensbejahenden, reflektiert monistischen“ Mythos, der helfen kann, dualistische Verschwörungsmythen zu überwinden [43]. Die Serie behandle komplexe Themen wie Menschlichkeit, Technologie, interstellare Politik sowie Toleranz, Kooperation und das Überwinden von Vorurteilen [44]. Diese Themen regen laut Blume die Leserschaft an, über Herausforderungen und Möglichkeiten einer globalisierten Welt nachzudenken und fördern ein besseres Verständnis für kulturelle Vielfalt [44]. Er zitiert beispielsweise die Figur Laffima Pautpar aus Heft 3173 („Unsere Spezies will verstehen und damit beherrschen. Das reduziert die Angst vor dem Unbekannten. Wir kategorisieren, benennen, wollen überzeugen und uns der Wahrheit unserer Auffassungen versichern.“), um den menschlichen Drang nach Verstehen und Beherrschung sowie die Chancen und Gefahren des Alphabets kognitionspsychologisch zu illustrieren [6][43].
* **Persönliche Wertschätzung und Anerkennung:** Blume schlägt vor, die kulturelle Leistung der Perry Rhodan-Serie offiziell zu würdigen, möglicherweise durch einen eigenen „Perry Rhodan Tag“, analog zum Star Wars Day am 4. Mai [2][25][43]. Dies unterstreicht seine Überzeugung vom bleibenden Wert der Serie, die viel zu lange missachtet worden sei [43]. In seinem Blog teilt er eine von Perplexity.ai erstellte Zusammenfassung seiner Gründe für die Wertschätzung von Perry Rhodan, die er als überzeugend bewertet [44].
Die intensive Beschäftigung Blumes mit Perry Rhodan fügt sich nahtlos in seine übergeordneten Thesen zum Wert konstruktiver Mythen für Identitätsbildung, kritisches Denken und die Auseinandersetzung mit komplexen Realitäten ein. Er sieht in der Serie ein Beispiel dafür, wie Mythen, auch nichtreligiöse, sinnstiftend wirken können [43].
### Fantastik gegen Extremismus und für eine bessere „Mitwelt“
Blume sieht eine direkte Verbindung zwischen der Fähigkeit zur Fantasie und der Abwehr von Extremismus.
* **„Entängstigung“**: Mythen und Monster können in den Dienst einer gemeinsamen „Entängstigung“ gestellt werden, die dazu beitragen kann, rassistisches Freund-Feind-Denken und politisch-religiösen Extremismus zu überwinden.
* **Aufklärung durch Spielen und Fantastik**: Er wirbt für Thesen von Karl Popper und J.R.R. Tolkien zur Aufklärung von antisemitischen, rassistischen und sexistischen Verschwörungsmythen durch Spielen und Fantastik [4].
* **„Mitwelt“ statt „Umwelt“**: Blume plädiert für den Begriff „Mitwelt“ (nach Helmuth Plessner), um die ständige Wechselwirkung zwischen Mensch und Welt zu betonen. Fantastik ist Teil dieser Mitwelt, die wir entwickeln und die uns entwickelt. Die Auseinandersetzung mit Fantastik kann somit zu einem verantwortungsbewussteren Umgang mit unserer realen Welt beitragen.
* **Vorbereitung auf die multimediale Zukunft**: In einer Welt zunehmend immersiver Medien wird das fantastische Spielen und das Einüben fiktionaler Unterscheidung immer wichtiger, um sich orientieren zu können und nicht manipuliert zu werden.
### Evolutionäre Perspektive auf Religiosität und Mythen
Blumes Thesen zur Fantastik sind auch in seinen breiteren Forschungen zur evolutionären Religionswissenschaft verankert.
* Er argumentiert, dass religiöse Traditionen, die auf Mythen basieren und von ihren Mitgliedern glaubwürdigkeitssteigernde Signale (z.B. Opfer, Rituale) einfordern, höhere Kooperations- und Reproduktionsniveaus erreichen können.
* Diese Systeme sind jedoch nicht per se moralisch „gut“, sondern können sowohl in prosoziale als auch in extremistische Verhaltensweisen münden. Die Fähigkeit, dies zu unterscheiden, ist entscheidend – und Fantastik kann hierfür ein Übungsfeld sein.
* Er sieht auch Fortschritte in der Fantastik hin zu post-konventionellen und post-fossilen, energiedemokratischen Narrativen (z.B. Solarpunk) [4].
## Schlussfolgerungen
Dr. Michael Blume hält Fantastik für evolutionär und psychologisch wertvoll, weil sie eine grundlegende menschliche Anlage anspricht: die Notwendigkeit und Fähigkeit, in Mythen und Erzählungen zu denken und Sinn zu konstruieren. Werke wie Mittelerde, Star Wars, die Perry Rhodan-Serie und Fantasy-Rollenspiele bieten nicht nur Unterhaltung, sondern fungieren als moderne Mythen, die Identitätsbildung, Selbstwirksamkeit und Empathie fördern.
Ein entscheidender Wert liegt in der Schulung der Unterscheidungskraft: Durch die Auseinandersetzung mit komplexen, oft ambivalenten fantastischen Narrativen lernen Individuen, konstruktive (monistische) Mythen von destruktiven (dualistischen) Verschwörungsmythen zu differenzieren. Diese Fähigkeit ist für Blume essenziell zur Prävention von Radikalisierung, Antisemitismus und anderen Formen des Extremismus, die oft auf Fiktionen beruhen, die als Realität missverstanden werden. Die „Mitarbeit am Mythos“ in Fangemeinschaften und Rollenspielen fördert zudem eine offene, dialogische Haltung und kann helfen, starre Freund-Feind-Schemata zu überwinden. In einer zunehmend komplexen und medialisierten Welt sieht Blume in der geübten Fantasie eine wichtige Ressource für individuelle Resilienz und gesellschaftliche Aufklärung.
[1] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/mein-erstes-ebooklet-zum-weltalphabetisierungstag-perry-rhodan-erscheinungstag/
[2] https://radio-freies-ertrus.de/2023/03/03/rfes028/
[3] https://www.overdrive.com/publishers/perry-rhodan-digital
[4] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/blume-ince-21-star-wars-day-identitaeten-fossile-sturmtruppen-theorie/
[5] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/mein-erstes-ebooklet-zum-weltalphabetisierungstag-perry-rhodan-erscheinungstag/ebookletengeweitezeitmedienblume2023/
[6] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/der-alphabet-leuchtturm-des-aschkenasischen-japhetismus-podcast-interview-zu-und-fuer-perry-rhodan/
[7] https://www.overdrive.com/series/perry-rhodan-neo?autoLibrary=t&autoRegion=f&f-formats.formatName=Adobe%20EPUB%20eBook&f-subjects.name=Fiction&sort=Title&sd=asc
[8] https://nachgefragt-podcast.de/page/2/
[9] https://sueden.social/@BlumeEvolution/111504890867212765
[10] https://sueden.social/@BlumeEvolution/112007676455283285
[11] https://e-librairie.leclerc/product/9783843609579_9783843609579_10064/islam-in-der-krise
[12] https://creators.spotify.com/pod/show/mummiesandmagic/episodes/18—Die-Mumie-liest-IV-pap–Herbst-Medusa-e1tfp33
[13] https://www.ebook.de/de/product/21738630/michael_blume_neurotheologie.html
[14] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/der-alphabet-leuchtturm-des-aschkenasischen-japhetismus-podcast-interview-zu-und-fuer-perry-rhodan/20230303_172118/
[15] https://sueden.social/@BlumeEvolution/112222419594719749
[16] https://www.yumpu.com/de/document/view/3380114/buchbestand-nach-titel-kath-pfarrgemeinde-st-dionysius-
[17] https://e-librairie.leclerc/product/9783843611244_9783843611244_10064/warum-der-antisemitismus-uns-alle-bedroht
[18] https://sueden.social/users/BlumeEvolution/statuses/111611722379047566
[19] https://usaidag.com/forside/links/januar_2017
[20] https://radio-freies-ertrus.de/page/19/
[21] https://www.perrypedia.de/wiki/Radio_Freies_Ertrus_(Fandom)
[22] https://social.vivaldi.net/@Catweazle/110439562421549628
[23] https://conservancy.umn.edu/bitstreams/a9ed5fa5-d9a1-4b06-9978-c6eac15ab854/download
[24] https://www.deezer.com/de/show/3247642
[25] https://radio-freies-ertrus.de/page/19/
[26] https://sueden.social/@BlumeEvolution/112222419594719749
[27] https://sueden.social/@BlumeEvolution/111504890867212765
[28] https://www.perrypedia.de/wiki/Radio_Freies_Ertrus_(Fandom)
[29] https://radio-freies-ertrus.de/2023/03/03/rfes028/
[30] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/der-alphabet-leuchtturm-des-aschkenasischen-japhetismus-podcast-interview-zu-und-fuer-perry-rhodan/
[31] https://social.vivaldi.net/@Catweazle/110439562421549628
[32] https://sueden.social/@BlumeEvolution/112007676455283285
[33] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/mein-erstes-ebooklet-zum-weltalphabetisierungstag-perry-rhodan-erscheinungstag/
[34] https://www.overdrive.com/series/perry-rhodan-neo?autoLibrary=t&autoRegion=f&f-formats.formatName=Adobe%20EPUB%20eBook&f-subjects.name=Fiction&sort=Title&sd=asc
[35] https://www.overdrive.com/publishers/perry-rhodan-digital
[36] https://www.ebook.de/de/product/21738630/michael_blume_neurotheologie.html
[37] https://podcasts.social/@rfe/111031458698713509
[38] https://e-librairie.leclerc/product/9783843609579_9783843609579_10064/islam-in-der-krise
[39] https://e-librairie.leclerc/product/9783843611244_9783843611244_10064/warum-der-antisemitismus-uns-alle-bedroht
[40] https://sueden.social/users/BlumeEvolution/statuses/111611722379047566
[41] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/author/blume/
[42] https://conservancy.umn.edu/bitstreams/a9ed5fa5-d9a1-4b06-9978-c6eac15ab854/download
[43] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/der-alphabet-leuchtturm-des-aschkenasischen-japhetismus-podcast-interview-zu-und-fuer-perry-rhodan/
[44] https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/mein-erstes-ebooklet-zum-weltalphabetisierungstag-perry-rhodan-erscheinungstag/
[45] https://radio-freies-ertrus.de/2023/03/03/rfes028/
Hallo,
im wissenschaftlichen Kontext kann ich das (aber auch da nicht zwingend uneingeschränkt) durchaus nachvollziehen, da dort (wenigstens im idealen Fall) der eigene kreative Prozess dabei nicht unterbunden, sondern (durch vor- und nachbereiten der eigenen kreativen Aufgaben) eher erleichtern.
Ich sehe aber auch die Gefahr, die eigene Kreativität so zu untergraben. Vielleicht nicht bei jenen, die die Kompetenz besitzen angemessen mit der Nutzung von generativer KI umzugehen, das gestehe ich ein. Aber wenn Menschen sich z. B., die obige Zusammenfassung der KI als Beispiel nehmend, den Herrn der Ringe oder Star Wars, etc.so auf ein oder zwei DIN-A4 zusammenfassen lassen (für eine leidige Hausarbeit oder um mit vermeintlicher Belesenheit zu glänzen) geht ihnen dadurch m. E. eben auch die Lernerfahrung, die Charakterbildung und auch einfach der Spaß beim mitfiebern mit dem Erleben der Protagonist*innen verloren.
Und selbst einen Text zusammenzustellen, zu entscheiden diese, aber nicht jene Quelle heranzuziehen und das dann auch (wenigstens vor sich selbst) begründen zu können … das würde ich zukünftigen Wissenschaftler*innen, die möglicherweise von der Schulzeit an mit generativen KIs “gearbeitet” haben nicht ohne Weiteres zutrauen wollen. Vielmehr fürchte ich, dass solche Dinge wie etwa mit Trumps Strafzöllen, die mutmaßlich ja von einem LLM erstellt wurden, häufiger werden könnten.
Das wäre dann nicht die Schuld des LLMs oder ein Grund KIs zu grundsätzlich zu verdammen, aber ein bestehendes Problem dann schon. (Das Problem ist m. E., ganz KI unabhängig, ein menschliches vielmehr. (So sah ich etwa kürzlich ein Meme, das ein Aufgabenblatt, das eine Multiplikation mit einer darin enthaltenen Variable “a” enthielt, wobei das Ergebnis zu ermitteln war. Dieses wurde von einem ebenfalls zu sehendem Texas-Instruments Taschenrechner, in dem die Berechnung eingegeben war mit “Syntax ERROR” vom Rechner auf das Blatt übertragen.)
Aber ehe ich hier wegen Überlänge zurechtgestutzt werde: KIs mögen ihre Berechtigung haben, aber ich fühle mich wohler, wenn ich persönlich sie nicht nutze. Auch stört mich der extreme Strom- und auch Wasserverbrauch, den zumindest die “großen” LLMs wie Chat-GPT & Co. aufweisen, wie auch die urheberrechtlichen Fragen, insbesondere, aber nicht nur, auch bei bildgenerierenden KIs.
Dennoch bringt mich auch die zweite Zusammenfassung zum Nachdenken, ob ich darum so wenige Rassist*innen und Nazis unter Rollenspielenden bisher traf, ob D&D und Harry Potter darum von Anfang an von der religiösen Rechten, nicht nur in den USA bekämpft wurde, ob Rollenspiele ev. beim Aussteigen aus extremistischen Kreisen helfen oder vor dem Einsteigen bewahren könnten, etc., pp.
Wobei J. K. Rowling dann ja über ihren transexklusiven Feminismus selbst doch auch abrutschte. Oder … man hat es zuvor einfach noch nicht gesehen. Denn anders als Tolkiens Zwerge (von denen ich das bis eben auch noch nicht wusste) ihr antisemitische Vorurteile beförderndes Erscheinungsbild noch zu dem haben ändern können, was sie zuletzt dann darstellten, sind J. K. Rowlings Goblins ja schon etwas … nun ja.
Aber genug, nun ist es doch noch etwas länger geworden, sorry! Gerne kürzen, falls nötig. Hab auf jeden Fall den zusätzlichen Input gerne mitgenommen.
Vielen Dank für den spannenden und umfassenden Post, @Solomon 🙏, auf den ich gerne eingehe.
Was die Wirkung von Fantastik und Fantasy-Rollenspielen angeht, bin ich mir inzwischen ziemlich sicher: Rollen- und Mythenkompetenz bieten (wie andere Bildungsaspekte auch) einen gewissen, aber keinen absoluten Schutz vor feindseligem Dualismus und Verschwörungsmythen. Hinzu kommen die positiven Erfahrungen durch gemeinsam in Präsenz erlebte Stunden. Auch der erfolgreiche Einsatz des FexBW-Kartenspiels „Dualismo“ in der Gesprächs- und Dialogarbeit mit Jugendlichen belegt dies nach meiner Einschätzung deutlich.
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/blume-ince-35-humankapital-oder-bildung/
Mit Bezug auf KI teile ich viele Sorgen vor allem bezüglich allgemeiner KI und nutze sehr bewusst stärker kleinere Anwendungen wie Felo, Perplexity und Leonardo. Gleichzeitig erlebe ich bei meinen eigenen Kindern, meinen Studierenden und an Schulen, wie unglaublich schnell KI-Anwendungen aufgegriffen werden: Unter 9./10. Klässlern ziehen sie bereits an Instagram vorbei und werden nur noch von Podcasts und Tiktok übertroffen.
Gerade „weil“ auch ich davon ausgehe, dass LLMs selbst (noch) nicht kreativ sind, ist mir der Blog wichtiger denn je geworden: Hier bedienen sich die KI-Crawler zu täglich mehr Anfragen, kann ich Beiträge zu besserer Antwortqualität leisten. Wenn jemand im deutschen Sprachraum eine KI 🤖 etwa zu Adrenochrom, Bedeutung der Alphabetschriften, Verschwörungsmythen oder Noahbund promptet, wird auch „Natur des Glaubens“ angezapft. Und darüber bin ich sehr froh! 😌 💁♂️ 📚 🤖 🤔