Relativismus, Dualismus & Monismus schon im Talmud zu finden

Die Jüdische Allgemeine lese ich immer wieder gerne und von der auch online verfügbaren Arbeit des Talmudgelehrten Chajm Guski bin ich ein erklärter Fan. Und so fand ich in der aktuellen JA-Ausgabe zu Rosch HaSchana 5784 einen unverhofften Schatz, der mich an die Werke von Rabbi Jonathan Sacks, sel. Ang. (1948 – 2020) ebenso anknüpfen lässt wie an die überraschend kundigen KI-Antworten von ChatGPT und die entwicklungspsychologischen Überlegungen von Hans Blumenberg (1920 – 1996): Die drei Grund-Weltanschauungen des Relativismus (“neutral”), Dualismus (“böse”) und Monismus (“gut”) finden sich auch bereits im Talmud angelegt!

So zitiert Chajm Guski in einem lesenswerten RoschHaSchana-Festartikel über “Drei geöffnete Bücher und verweist auf einen Ausspruch, der dem Jerusalem-Überlebenden und maßgeblichen Tannaiten, Rabbiner Jochanan Ben Sakkai (1. Jht.) im Talmud (Rosch haSchanah, Blatt 16b) zugeschrieben wird:

“Drei Bücher werden an Rosch HaSchana vor dem Heiligen, gepriesen sei Er, geöffnet : eines der bösen Menschen, eines der rechtschaffenen Menschen und eines der mittelmäßigen Menschen, bei denen sich gute und schlechte Taten die Waage halten.”  

Auch in der Diskussion dieser faszinierend frühen Dreiteilung verweist Guski auf ein Midrasch-Zitat aus Bereschit Rabba 44,12:

“Drei Dinge wenden das schlechte Urteil ab: Gebet, Zedaka und Teschuva”

Das Gebet verweist auf das Eingehen einer auch emotionalen Beziehung zum Göttlichen, also das Verlassen des Relativismus. Die Zedaka – die Wohltätigkeit, im Islam übrigens nahezu gleichbedeutend Sadaqa – verweist auf die monistische Tat, oft eine Gabe, für Mitmenschen und Mitwelt. Und die Teschuva hatten wir gerade erst in der Diskussion um das Aiwanger-Flugblatt diskutiert – sie bedeutet die ehrliche (!) Reue, die glaubwürdige (!) Umkehr aus dem feindseligen Dualismus.

Foto der oberen Seite 18 der Jüdischen Allgemeinen vom 14. September 2023 zu Rosch HaSchana mit dem Artikel "Drei geöffnete Bücher" von Chajm GuskiDie talmudisch informierenden Artikel von Chajm Guski in der Jüdischen Allgemeinen kann ich sehr empfehlen! Foto: Michael Blume  

Für mich persönlich ist diese Entdeckung nicht nur religionshistorisch und religionspsychologisch interessant, sondern auch relevant – denn bis heute gehen sehr viele Menschen intuitiv davon aus, Religionsgemeinschaften selbst würden die Menschen nur dualistisch im Sinne von gläubig – ungläubig bzw. zugehörig – nicht zugehörig einteilen. Abgesehen davon, dass gerade auch beim Judentum die Orthopraxie (richtiges Tun) traditionell stärker gewichtet wird als die Beurteilung von Orthodoxie (richtigem Fürwahrhalten), belegen also auch die frühen Debatten in der Mischna, der frühesten Schicht des Talmud, dass bereits vor zwei Jahrtausenden komplexer gedacht und gelehrt wurde. Jüdinnen und Juden wurden schon in den frühen Bibelauslegungen im Kontext des mosaischen Bundes gedeutet, auch nichtjüdische Menschen aber im Kontext des noachidischen Bundes diskutiert. Und die Motivationen der Menschen wurde schon damals nicht einfach als zwei-, sondern als dreigeteilt beobachtet. Wenn ich das doch schon beim Worthaus-Vortrag zu Pfingsten & Schawuot gewusst hätte, hätte ich auch das erwähnt!

Foto eines bearbeiteten Redeskriptes zwischen einer Thora-Rolle und einer Ausgabe von Michael Blume, "Rückzug oder Kreuzzug?" zum Worthaus-Vortrag 2022Das Redeskript zum Worthaus-Vortrag an Pfingsten 2022 / Schawuot 5782 findet sich zum Download hier. Foto: Michael Blume

So nutze ich also die Gelegenheit, hiermit Chajm zu danken und ihm sowie allen Lesenden und Feiernden ein gesegnetes Rosch HaSchana ins Jahr 5784 zu wünschen – schließlich auch alle anderen zu erinnern, dass der “Gude Rosch!” zum “Guten Rutsch!” geworden ist! 🙂

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

41 Kommentare

  1. Sehen Sie, das versuchte ich auszudrücken: auch Sie unterscheiden zwischen Dualismus= böse und Monismus=gut.
    Damit sind Sie selbst Dualist!
    Mir geht es eher darum: Monismus=selbst,Selbst=dual/komplementär wie Kooperation vs Konkurrenz,Pluralismus=Freiheit des Selbst und somit in Wechselwirkung des Lebens.
    Soweit zum dialogischen und komplementären Monismus im intellektuellen Austausch. 😉

    Der Daoismus war da schon soweit…

  2. zweiter Versuch:

    Monismus=Physis,Dualismus/Komplementarität=Geist,Pluralismus=Versuch der Freiheit im Leben

    im intellektuellen Austausch zum tradierten historischen religiösen Austausch,wie Sie Monismus,Dualismus und Pluralismus(Realativismus) sehen…

  3. herje…sprachkorrektur des smartphone…

    dritter Versuch;

    Ihre tradierte historisch religiöse Auseinandersetzung mit Monismus =gut,Dualismus=böse,Relativismus=egal stößt mit meiner Auffassung von Monismus=Physis,Dualismus/Komplementarität=Geist wie Kooperation vs Konkurrenz und Pluralismus= Wechselwirkung im freien Leben aufeinander…

    Das ist grundlegend für den Daoismus und der Achsenzeit…

    herje…die Kirche….

    • Ja, @Mussi – wenn Sie die Unterscheidungen von “gut” und “böse”, “wahr” und “unwahr” aufgeben, dann sind Sie eben “nur” Relativist. Und dienen sich mit China auch nur der nächsten, längst auch demografisch scheiternden Diktatur an, die auch den Taoismus wieder brutal unterdrückt.

      Schon die Tatsache, dass Sie mit mir unbedingt über “gut” und “böse” diskutieren wollen, zeigt ja den Widerspruch auf: Wenn es kein “richtig” oder “falsch” gibt, sollte es Ihnen ja egal sein. Jeder Relativismus erhebt einen in sich widersprüchlichen Wahrheitsanspruch, der auf die Verabsolutierung des eigenen Egos hinausläuft. Intellektuell langweilig und charakterlich erbärmlich.

      PS: Selbst wenn Sie wie ja auch viele Mystiker & Goethe davon ausgehen, dass Gut und Böse am Ende zueinander komplementär seien, müssten Sie diese dennoch zeitlich unterscheiden können. Vielleicht finden Sie ja so aus der Sackgasse?

    • @Mussi

      Es ist langweilig, über Egos zu diskutieren. Bringen Sie sich konstruktiv ein oder hören Sie auf, die Kommentarspalten mit halbgaren Andeutungen und Satzfetzen vollzuspammen. Danke.

  4. @Michael 15.09. 14:20

    „Und dienen sich mit China auch nur der nächsten, längst auch demografisch scheiternden Diktatur an, die auch den Taoismus wieder brutal unterdrückt.“

    Vernünftig und unvernünftig sind vielleicht auch eine treffende Einschätzung, die Dinge sachlich und im Detail einzuordnen?

    Bei aller Zustimmung an der Kritik von Autokratien, das demografische Scheitern ist das wichtigste Projekt dieser Zeit. Wir brauchen dringend ein Reduktion der Weltbevölkerung, auf eine, besser noch auf zwei Generationen.

    Dass wir genug Ressourcen haben ist weit wichtiger als dass hier vielleicht mal Arbeitskräfte in der Altenpflege fehlen oder dass Immobilienpreise verfallen. Ressourcen an nutzbarer Fläche für die Ernährung, aber auch Rohstoffe für die globale und vollständige Energiewende sind da wichtiger.

    Wenn sich das mal etabliert hat, und auch klar ist, was die Klimakatastrophe an nutzbarem Ackerland übrig gelassen hat, dann ist immer noch Zeit, darüber nachzudenken, wie wir wieder bestandserhaltenden Kinderreichtum hinbekommen. Selbst bei einer Halbierung der Weltbevölkerung zur nächsten Jahrhundertwende geht hier keine genetische Information verloren. Alle unsere Gene liegen in vielzahligen Kopien im recht großem aktuellen Genpool der Menschheit vor.

    Dagegen ist die Erhaltung der restlichen Biologie auf diesem Planeten sehr wohl in Gefahr, und je weniger wir noch werden, desto geringer hier die wirklichen Schäden.

    Ich habe nichts gegen den Menschen, wirklich nicht. Aber wir brauchen einfach nicht so viele sein.

    • Danke, @Tobias Jeckenburger

      Ich fürchte, auch die Dualität Vernunft – Unvernunft hilft hier nicht wirklich weiter. Ist Liebe vernünftig? Musik, Kunst, Politik? Müssen sie es sein? Wer sagt das – und warum?

      Philosophisch ist Rationalität sehr unterbestimmt und mit Sicherheit kein letzter Maßstab. Da scheint es mir ehrlicher zu sein, von “gut” zu sprechen, wenn das gemeint ist.

      Der Drei-Bücher-Artikel von Chajm Guski ist m.E. vernünftig UND gut – sowie seit heute auch online!

      https://www.juedische-allgemeine.de/religion/drei-geoeffnete-buecher/

      Ihnen Dank für die konstruktiven Beiträge!

  5. ich hoffe die Aufregung,weil ich ein anderes Komzept zwischen Monismus -Dualismus und Pluralismus habe,,hat sich gelegt?

    Der Sinn ist kombivalent…

    • @Mussi

      Wenn Sie etwas Konstruktives und Diskussionsfähiges beizutragen haben, interessiert mich das nach wie vor. Bestimmt gelingt es Ihnen auch, verständlich und ohne kryptische Andeutungen zu formulieren. Wenn es Ihnen jedoch nur darum ginge, Aufmerksamkeit zu erhaschen, wären andere Internet-Orte sicher besser geeignet. Formulieren Sie also gerne Ihr Konzept zu den drei Grund-Weltanschauungen so, dass sich darüber auch sinnvoll reflektieren und diskutieren lässt. Danke.

  6. @ Tobias Jeckenburger

    “Ich habe nichts gegen den Menschen, wirklich nicht. Aber wir brauchen einfach nicht so viele sein.”

    Puh, da begeben Sie sich auf sehr dünnes Eis, denn die logische Konsequenz wäre, daß Sie mit gutem Beispiel vorangehen und sich selbst abschaffen. Denn auch Sie verschwenden allein durch ihr Dasein lebenswichtige Ressourcen und je materiell reicher Sie sind, umso mehr. Wenn Sie hingegen sich nicht abschaffen wollen, warum sollte sich dann ein Mensch abschaffen wollen, der weit weniger Ressourcen verschwendet? Warum soll der zukünftige Mensch nicht geboren sein, der vielleicht den Schlüssel der Veränderung in sich trägt (->F.Nietzsche)?
    “Der Mensch ist ein Seil über einem Abgrunde…”

  7. @Hilsebein 15.09. 23:41

    „denn die logische Konsequenz wäre, daß Sie mit gutem Beispiel vorangehen und sich selbst abschaffen.“

    Nein, wer einmal lebt, der soll auch gut leben können. Ungeborene Kinder leiden nicht, können warten und später geboren werden. Es geht auch nicht nur um den Menschen, sondern darum, was er von der Natur noch übrig lässt. Hier ist die Anzahl der Menschen ein gewichtiger Faktor.

    „Warum soll der zukünftige Mensch nicht geboren sein, der vielleicht den Schlüssel der Veränderung in sich trägt“

    Dafür brauchen wir eben nicht möglichst viele. Und eine kritische Überbevölkerung ist ein Faktum, dass nicht z.B. einfach technisch gelöst werden kann. Neben dem Mitweltschaden können hier auch noch Verteilungskämpfe dazu kommen, etwa wenn die globalen Anbauflächen nicht mehr reichen. Dann werden Eroberungsfeldzüge wieder lohnend.

  8. @Michael 15.09. 17:34

    „Da scheint es mir ehrlicher zu sein, von “gut” zu sprechen, wenn das gemeint ist.“

    Überlegen, was Sinn macht, dass dann nachhaltig, auch das Gemeinwohl einschließend und auch über den Menschen hinaus gedacht. Das meine ich mit vernünftig. Ein Urteil suchen und finden, und danach auch handeln. In der Hoffnung, dass auch Geisteswelten das dann unterstützen, einfach weil es unterstützenswert ist.

    Hier ist man dann mittendrin dabei, und kann Teil einer dynamischen Entwicklung sein, die richtig Spaß macht.

    @Drei geöffnete Bücher

    „Auch wir können auf den Weg zurückfinden, der für uns vorgesehen war“

    In der Dynamik der Zeit ist es vermutlich kaum möglich, verpasste Chancen noch mal zu bekommen. Will man sich bessern, kann man aber auch einfach woanders tatkräftig mit anpacken, so wie sich die Gelegenheiten eben bieten.

    „wisse, dass alle deine Taten in ein Buch eingeschrieben werden.“

    Wenn man wie ich davon ausgeht, dass Vergangenheit grundsätzlich als kosmisches Endergebnis erhalten bleibt, wird natürlich alles da aufgeschrieben, jedes Detail. Sorgen um mein Seelenheil würde ich daraus aber gerade nicht ableiten.

    Die Freiheit, die wir haben, provoziert ja direkt auch die Fehler, die wir machen können. Man kann sich aber Mühe geben, was Vernünftiges hinzubekommen. Allein wenn das dann auch die Geisteswelten unterstützen, dann ist das doch nochmal extra interessant. Auf einmal passt alles zusammen, und die Inspiration führt auf Wege, die funktionieren. Eine Abrechnung vor dem Jüngsten Gericht braucht das doch gar nicht.

    Wer meint, dass er vollkommen rücksichtslos durch Leben gehen kann, eckt doch schon auf Erden überall an, und muss sich u.U. durch massiven geistigen Gegenwind bewegen. Das ist unruhig und lästig, und entsprechend nicht zu empfehlen. Man bleibt so Teil des Problems, und wird am Ende vom Schicksal übergangen.

    Wenn die Inspiration zu eigenen Einsichten führt, und noch dafür sorgt, auch von Anderen verstanden zu werden, dann ist das doch schon hinreichend attraktiv, sich hier „vernünftig“ zu bewegen.

  9. ich stürze mich doch in die Diskussion, um darauf hinzuweisen, dass hier Begriffe reichlich unscharf gebraucht werden:
    1. Zedaka : hier fände ich es angebracht, auf die lange Geschichte dieses Begriffs hinzuweisen und darauf, dass er erst im talmudischen Judentum die Bedeutung “Mildtätigkeit” angenommen hat. Fromme Bibelleser, vor allem aus dem pietistischen Spektrum, haben sonst wirklich Verständnisschwierigkeiten. Die “zedaka Gottes*” spielt -positiv wie negativ – eine solche zentrale Rolle im Pietismus, da bitte ich schon um eine Verständnisbrücke. (zum Gendersternchen: von Hos. 11,9 ist es zwingend)
    2. Wahrheit. Es gibt verschiedene Wahrheitstheorien. Ich nenne nur zwei a) Wahrheit als Selbsterschlossenheit des Seins, griechisch a-lethia (Unverborgenheit), dichterisch von Schiller im “Verschleierten Bild von Sais” bearbeitet, arabisch hag, der Wahrheitsbegriff, den alle antiken Texte zugrundelegen und b) den im lateinischen Mittelalter entwickelten Begriff der Korrespondenzwahrheit, “Wahrheit ist Übereinstimmung der Dinge mit dem Verstand.” Wenn man mit solchen Begriffen arbeitet, sollte man sie definieren. (Das ist in meinen Augen die Aufgabe der Metaphysik)
    3. Gut auch hier gibt es, schon in der Antike und im Judentum dokumentiert, eine Diskussion. Auch hier sollte amn es definieren. (ich muss leider aufhören, der Haushalt ruft)

    • Danke, @Joachim Fischer: Klar ließen sich auch schon an den Mischna- und Talmud-Übersetzungen ganze Doktorarbeiten verfassen, aber so funktionieren Blogposts einfach nicht. Sie führen ein, nicht aus.

      Die unterschiedlichen Wirklichkeitszugänge in Antike, christlichem Mittelalter, Aufklärung und Postmoderne nach Blumenberg habe ich z.B. in diesem eBooklet zur Diskussion gestellt:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/mein-erstes-ebooklet-zum-weltalphabetisierungstag-perry-rhodan-erscheinungstag/

      Generell finde ich es immer super, wenn ergänzende oder auch kritische Argumente ausgeführt statt “eingefordert” werden. Gerade auch zu Zedaka im Pietismus würde ich gerne mehr von Ihnen lesen – das ist doch spannend!

      • @Michael Blume
        Nun habe ich zur Zedeka im Pietismus das gleiche Problem wie Sie: ich kann es nur anreißen. Ich bin gerade dabei, das für einen Vortrag auszuarbeiten.
        Deshalb mag ein Zitat von Johann Albrecht Bengel vorläufig als Anreißer genügen:
        “Mancher,
        der sich vor dem Gerichte Gottes (sc. der Gerechtigkeit (Zedeka) Gottes)
        zu sehr gefürchtet hat,
        wird sich in der Ewigkeit
        ein klein wenig schämen müssen,
        daß er dem Herrn nicht noch mehr
        Gnade zugetraut hat. ” (Quelle EG Württembergische Ausgabe Zwischentext nach 149). Im Pietismus spielt Zedeka als Erwartung des Strafgerichts Gottes immer noch eine große Rolle. Verantwortliche Versammlungsleiter schränken das stark ein- vorhanden und aktivierbar ist es immer noch.

    • Wahrheit meint die Zurückführung auf Axiomatiken, die vor allem auch den Wahrheitsbegriff kennen, die Mathematik ist als Formalwissenschaft so angelegt, weltlich ist mit dem Wahrheitsbegriff aus diesseitiger Sicht sehr vorsichtig zu hantieren : Wahrheit gibt es insofern in der Tautologie und wird gesellschaftlich oder politisch (nur) behauptet.
      Ansonsten kann mit der Folgerichtigkeit hantiert werden.
      Mit freundlichen Grüßen
      Dr. Webbaer (der nun leider aufhören muss, “Fressie” ruft)

      • Nein, @Webbaer – das sehe ich anders. Wer beispielsweise die Idee der Menschenwürde als “gesellschaftlich oder politisch (nur) behauptet” abtut und ihr keinen Wahrheitswert beimisst, hat die monistische Grundlage jedes demokratischen Zusammenlebens bereits in Richtung Relativismus oder gar Dualismus verlassen. Entweder, alle Menschen sind gleich und frei geboren – oder sie sind es nicht. Das ist eine weltanschauliche, empirische Grundfrage, ohne die keine rechtsstaatliche Demokratie (und damit auch keine freiheitliche Wissenschaft) die nächsten Jahrzehnte überstehen wird.

        • Das wäre eine Setzung, die hier umfänglich begrüßt wird, sie passt auch ganz hervorragend, dann als Menschenrechte (die Menschenwürde ist ein bevorzugt bundesdeutscher Gegenstand, der nicht ganz klar ist), zum Herrschaftssystem mit dem Namen “Liberale Demokratie”.
          ‘Wahr’ ist so nicht, aber sinnhaft oder folgerichtig: zu beachten vielleicht in diesem Zusammenhang, dass die Feststellung von Wahrheit im politischen Sinne in etwa der Feststellung von Absurdität (die es gibt, aber oft nicht so wie behauptet vorliegt) entspricht, als KO-Argument sozusagen. (Und dualistisch?)

          Weil Dr. Webbaer Sie, lieber Herr Dr. Michael Blume, kennt und schätzt, auch Ihre Kompetitivität (inklusive Tolerant) und Ihre bekannten Leistungen, Ihr Amt sowieso, wird hier besonderer Wert auf die Feststellung gelegt, dass eine theoretische Betrachtung vorlag, Ihnen da “nicht wirklich” widersprochen worden ist.

          Mit freundlichen Grüßen + weiterhin viel Erfolg
          Dr. Webbaer

          • Danke, @Webbaer – dass sowohl die Menschenrechte wie auch z.B. die “Existenz” der Bundesrepublik “gesetzt” sind, da stimmen wir überein.

            Darauf weist aber auch die Etymologie (Wortherkunft) von “Wahrheit” selbst, das sich aus dem indogermanischen Wurzelnomen (ig.) *wēr- „Vertrauen, Treue, Zustimmung“ entwickelt hat.

            Eine wehrhafte Demokratie muss sich selbst für wahr halten, sonst wird sie gegenüber jenen keinen Bestand haben, die etwa Rassismus oder Verschwörungsmythen als Wahrheiten verkünden.

            Fürwahr, die deutsche Tradition des philosophischen Idealismus droht (auch aufgrund des langen, kleinstaatlichen Biedermeier) die Ideen so hoch zu hängen, dass sie von niemandem mehr zu erreichen sind. Und das halte ich für gefährlich. Deswegen bitte ich Sie, mir nachzusehen, dass ich Menschenrechte und Menschenwürde für gesetzt, vertrauenswürdig, der Treue wert, zustimmungspflichtig und also – wahr halte.

            So wahr mir Gott helfe.

        • @Michael Blume Da hat Susan Neiman einen anderen spannenden Ansatz in ihrem neuesten Buch “woke ist nicht links” vorgelegt. In Neimans Ansatz muss “Menschenwürde” nicht wahr sein, um Gültigkeit zu haben. Ich finden ihren Ansatz sehr spannend, vor allem weil er anküpfungsfähig an Levinas´ Begründung der Menschenwürde ist. Levinas´hat in meinen Augen aktuell die überzeugendsde Begründung der Menschenwürde geliefert.

  10. @Michael Blume
    15.09.2023, 14:20 Uhr

    Ja, @Mussi – wenn Sie die Unterscheidungen von “gut” und “böse”, “wahr” und “unwahr” aufgeben, dann sind Sie eben “nur” Relativist.

    Ich finde die Vorstellung das man klar sagen kann was “gut” und was “böse” ist ziemlich arrogant, entschuldige bitte. Über besser oder schlechter können wir gerne reden. “gut” ist absolut. Es nimmt mir die Möglichkeit und die Freiheit in Zukunft zu entscheiden ob es zu dem “besser” nicht noch was Besseres gibt, entschuldige den Wortsalat 😉 Und das ist nicht relativistisch, es zieht nur die Möglichkeit in Betracht das meine Meinung und Vorstellung nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Das hat eher etwas mit Demut zu tun…
    Und soll einen natürlich nicht davon abhalten einen Standpunkt zu beziehen und den auch zu vertreten.

    Bei Deinem Zitat

    “Drei Bücher werden an Rosch HaSchana vor dem Heiligen, gepriesen sei Er, geöffnet : eines der bösen Menschen, eines der rechtschaffenen Menschen und eines der mittelmäßigen Menschen, bei denen sich gute und schlechte Taten die Waage halten.”

    ist mir der Mittelmäßige der Nächste, und der hat es auch am schwersten. Der Gute und der Böse brauchen keine Teschuva ^^ Die Guten weil sie die Guten sind und die Bösen weil sie sich ja auch für die Guten halten…
    Der Mittelmäßige macht Fehler und weiß das auch.

    • Danke, @Uli Schoppe!

      Wir sehen das (m.E. gleiche!) Problem in der deutschen Identifikation von Gu(o)d zu Gott. Menschen können nicht “nur gut” sein, sogar Rabbi Jehoschua / Jesus weist das von sich. Lukas 18, 18 – 27:

      Und es fragte ihn ein Oberer und sprach: Guter Meister, was muss ich tun, dass ich das ewige Leben ererbe? 19 Jesus aber sprach zu ihm: Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein. 20 Du kennst die Gebote: »Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis reden; du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren!« 21 Er aber sprach: Das habe ich alles gehalten von Jugend auf. 22 Als Jesus das hörte, sprach er zu ihm: Es fehlt dir noch eines. Verkaufe alles, was du hast, und gib’s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm und folge mir nach! 23 Als er das hörte, wurde er traurig; denn er war sehr reich. 24 Da aber Jesus sah, dass er traurig geworden war, sprach er: Wie schwer kommen die Reichen in das Reich Gottes! 25 Denn es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher in das Reich Gottes komme. 26 Da sprachen, die das hörten: Wer kann dann selig werden? 27 Er aber sprach: Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich.

      Ich sehe hier ein analoges Falsifikationsprinzip zur Wissenschaft, die ja auch anerkennen musste, dass sie sich dem Wahren annähern, es aber nie “in Besitz nehmen” konnte. Oder um Ihr Sprachspiel anzunehmen: Die und der Gute müssen anerkennen, dass auch sie auf Barmherzigkeit, Metanoia, Teschuva angewiesen sind. Denn: “Niemand ist gut als Gott allein.”

  11. Das ist interessant: in der JA findet sich in einem Artikel:

    “So oder so, die Halacha schreibt vor, dass der Mensch stets auf dem Pfad der Mitte zu wandeln hat und sich somit weder als vollständigen Gerechten noch als vollständigen Übeltäter ansehen sollte. Man sei ein Benoni in den eigenen Augen, wie der Rambam im Anschluss an das Traktat Nidda lehrt. Denn wer sich als zu gerecht ansieht, sucht die Reue nicht. Wer aber meint, zu böse zu sein, wähnt sich schon verloren und verzweifelt daran.”

    Ist ein Benoni sein nicht gerade das was immer als Relativismus verdammt wird?

    • Danke, @Uli Schoppe, dass Sie sich auf den Tiefgang (auch) der Halacha einlassen!

      M.E. vertritt der Rambam hier ausdrücklich den dialogischen und erkenntnistheoretischen Monismus: Anzuerkennen, dass es das Böse gibt (also gerade kein Relativismus), es sich aber auch nicht einfach aus sich abspalten lässt (kein Dualismus, “ein Benoni in den eigenen Augen sein”). Das Problem, dass auch Selbstgerechtigkeit den eigenen und fremden Dualismus anheizen kann, hatten wir ja auch ausführlich hier:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/konservative-reaktanz-progressive-selbstgerechtigkeit-was-ich-seit-2009-von-twitter-lernte/

      Ihnen vielen Dank für den eindrücklichen Fund!

      • Also wäre die bedeutung somit, das der Monist anerkennt das es das Böse an sich gibt, was der Relativist eher in einem, “mal ist es besser mal ist es schlechter” hinnimmt.

        Er lässt also Böses geschehen wie er gutes geschehen lässt, weil er beides als ansichtsache betrachtet.

        Des einen Helden ist des anderen Terroristen, Quasi.

        Der Dualist zeigt sich somit in einem klar getrennten Weltbild, was ist Gut, was ist schlecht. Wer ist der Feind und wer ist der Freund stehen schon fest, selbst dann, wenn der Freund klar feindlich ist (Zb. Ein Nationalistischer Deutscher der Russland die Stange hält, weil es für ihn als Gegenstück der Amerikaner steht. Ganz egal, wie dabei die Faktenlage aussieht.)

        Der Dualist kann somit, wenn er sein Weltbild nicht verändern will, keine entwicklung vollziehen. Er ist statisch, weil seine Wandlungsfähigkeit durch die unbeweglichen Gedankengänge festsitzen.

        Der Realist kann zwar wandeln, doch hat er ebenso ein festes Weltbild, das es eben nichts absolutes gibt, er ist also eher Realpolitisch veranlagt und kann sich davon täuschen lassen. Wenn es kein Gut oder Böse gibt, nutzt es nichts, wenn ich mich für eine Sache einsätze die mir Schaden bringt, schließlich ist alles ja schein udn subjektiv.

        Ist der Realist somit eher Induvalistisch/Egoistisch eingestellt, weil es einfach keine Position gibt, die er vollkommen beziehen kann?

        Der Monist wiederum hat das zwiefelhafte Vergnügen, beides zu kombinieren.

        Er glaubt an Gut und Böse, also fördernd und schädlich, geht von einer Warheit aus und das es so etwas wie einen korrekten Weg gibt. Soweit wäre es ähnlich mit dem Dualismus, nur das der Monist eben wohl kein Sklave seines Weltbildes ist.

        Er kann, ohne vielleicht selbst daran zu zerbrechen, sein Weltbild ändern und neue Positionen beziehen, selbst wenn es schmerzt. Er kann also aus dem Überlegen und aufgrund des eigenen Gewissens, sich in unbequeme Positionen bringen. Flexibel wie der Relativist aber mit einem klaren Stand und Posten wenn das Richtige getan werden muss.

        Somit geht es über Gut und Böse hinaus, ist also keine reine Moral die fesselt und behindert.

        Es ist das überwinden desselben durch korrektes und Tugendhaftes Verhalten.

        Das war so ein Gedanken Wirbelwind der sich mal aus mir herausbewegt hat, ich hoffe es macht Sinn.

        Vielen dank übrigens für diesen sehr spannenden Blog, ich empfinde ihn also außerordentliche bereicherung für mein Leben.

      • Jetzt habe ich eine Verständnisfrage: wie unterscheiden sich der von Ihnen@Michael Blume und Ulli Schoppe ausgeführte Monismus von der Mesotes-Lehre des Aristoteles ? Kurzfassung dieser Lehre: Tugend ist die Mitte zwischen den Extremen.
        Ich beobachte bei der Beschäftigung mit den antiken Texten oft, dass spätestens seit Plato ein intensiver Gedankenaustausch zwischen semitischen und griechischen bzw. lateinischen Texten stattfindet. (Beispiele: der aus dem Ägyptischen übersetzte Atlantisbericht oder der Kugelmenschenmythos des Aristophanes im Symposion, die Übernahme der aristotelischen Logik in das talmudische Denken, die Jesaiazitate in Vergils IV Ekloge oder die aristotelische Metaphysik in der Sure al_ihlas (112) )
        Kurz: ich habe den Verdacht, hier handelt es sich um einen jüdisch interpretierten Aristotelismus, was ja nichts schlechtes sein muss.

        • Danke, aber es ist anders herum, @Joachim Fischer: Da Relativismus, Dualismus & Monismus als die drei grundlegenden Weltanschauungen aus der menschlichen Psychologie erwachsen, werden Sie Entsprechungen in fast jeder ausgedeuteten Kultur vom Aristotelismus über das rabbinische Judentum und den Taoismus bis zum Zoroastrismus vorfinden. Vgl. den Theismus, der ja auch als nicht individuelle, aber kulturelle Universalie aus der menschlichen Kognitionspsychologie erwächst.

  12. Die drei Grund-Weltanschauungen des Relativismus (“neutral”), Dualismus (“böse”) und Monismus (“gut”) finden sich auch bereits im Talmud angelegt! [Artikeltext]

    Es gibt noch den Pluralismus.

    “Drei Bücher werden an Rosch HaSchana vor dem Heiligen, gepriesen sei Er, geöffnet : eines der bösen Menschen, eines der rechtschaffenen Menschen und eines der mittelmäßigen Menschen, bei denen sich gute und schlechte Taten die Waage halten.” [Artikeltext, auch den Talmud meinend]

    Also, das ist interessant, Dr. W kennt schon lange so, auch so passende jüdische Texte, zum Beispiel auch zum bekannten Film mit dem Namen ‘The Good, the Bad & the Ugly’, inszeniert seinerzeit von Sergio Leone und mit Eli Wallach, Jude, der sozusagen die Hauptlast des Films zu tragen hatte, schauspielerisch.
    Es gibt zu diesem Film einige Exposés, die passend Referenz zum wie gemeinten jüdischen Denken erklärt haben. [1]

    Eine sehr gute Idee ist es aus diesseitiger Sicht wie gemeintes Denken mit zeitgenössischer Intelligenz, Dr. W empfiehlt an dieser Stelle Freund “ChatGPT” in der 3.5-Version, der ist dann nicht kostenpflichtig, durchzusprechen – um sich so zu härten, sozusagen, eben : kostenfrei.

    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. Webbaer

    [1]
    Knapp zusammengefasst : Der sozusagen hässliche Mensch, in diesem Fall Tuco Benedicto Pacífico Juan María Ramírez (a.k.a. ‘The Rat’) darf überleben.
    Zu beachten vielleicht auch sein Zusammentreffen mit seinem Bruder, der Mönch geworden ist und sein Aufwachsen unter extra-schwierigen Bedingungen, sofern dem im Film genannten Kontext gefolgt werden kann.
    Bei besonderem Bedarf wird Dr. Webbaer passende Webverweise auf passende Texte zu diesem Thema bereit stellen.
    Sergio Leone hat sich ebenfalls im Film mit dem Namen ‘Once Upon a Time in America’ um das Judentum gekümmert, er hatte sozusagen eine Faible, ein Talent dafür.
    Dr. Webbaer dankt ihm.

    • Danke, @Webbaer

      Kann mich freilich nur wiederholen, dass ich sowohl erkenntnistheoretischen wie auch moralischen Pluralismus nur für eine höfliche Verkleidung von Relativismus halte.

      Die Pluralität der wissenschaftlichen Disziplinen lässt sich monistisch durch den Emergentismus erschließen:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/harte-vs-weiche-wissenschaften-warum-die-blogosph-re-emergenz-verstehen-sollte/

      Und wer meint, z.B. Gewalt gegen Frauen und Kinder oder die chinesische Diktatur mit „kultureller Vielfalt“ zu entschuldigen, vertritt eben m.E. einfach nur Relativismus. Entweder alle Menschen haben Menschenwürde (Monismus) oder eben nicht (Relativismus sowie Dualismus).

      • Sehen Andere anders.

        Dr. W rät an Erkenntnis in “N:M-Beziehungen”[1] zu pflegen.
        Dr. W rät an, sich hier auch ein wenig auskennend, sozusagen locker zu bleiben, wir machen auch Anschau hier .

        -> https://www.youtube.com/watch?v=kln_bIndDJg


        Dieser Song ist nicht nur gut, sondern auch wie gemeinter Menge als folgsam, angeraten.


        Niemals gab es sozusagen einen klügeren Song.

        Mit freundlichen Grüßen
        Dr. Webbaer (der bereits sozusagen seit den Sechzigern des letzten Jahrhunderts sozusagen startklar ist)

        [1]
        Dr. W wird hier informations-theoretisch sparsam bleiben
        (Weiß abär genau, worüber er spriicht.)

        • @Webbaer „Anschau hier“ ist schon mal ein sprachlicher Fortschritt gegenüber Ihrem früheren „Looky-looky“! 🤣

          Ein Hinweis auf das Linkziel würde die Klicks erhöhen. Aber ich vertraue Ihnen genug, um die Zeit dann mal zu investieren.

          Von Herzen eine gute Nacht! 🌙😴

  13. @ Schoppe/Fischer

    Danke!

    In einem vorherigen Artikel habe ich mal erwähnt,dass ich Funktionalist bin.

    Und es scheint eine wesentliche Funktion unseres Gehirnes zu sein,die Automatismen Sukzessiv-Simultankontraste (Farbenlehre und Physik des Lichtes) zu bilden.

    Diese natürlichen Effekte bringe ich mit Dualismus in uns selbst in Verbindung.
    Wenn also eine automatisch eine Komplementärfarbe gebildet wird,dann ist das übertragen gut oder böse. Konkret Frieden oder Krieg, Kooperation oder Konkurrenz,Würde vs Schande usw. . Das kann bis hin zu den Synonymen und Antonymen sehen die man entweder psäositiv oder negativ sehen kann. Es zieht sich halt durch.

    Insofern ist schon Schppe’s Ansatz,was dann die Mitte ist zentral. Auch Hegel fragte sich das.

    Es betrifft zentral den Wahrheitsbegriff,weil eben nicht die Widerspruchsfreiheit erreichbar ist,sondern gerade der Widerspruch Zentrum dieses ‘Dualismus ist.

    Physikalisch ist dieser so betrachtete Dualismus die Wechselwirkung( z.B. der Elektromagnetismus).

    Das passt wiederum zur Falsifikation,da mit der Falsifikation eben der Widerspruch belegt ist ( auch physikalisch).

    Fazit: das Selbst,also das singuläre Leben, ist monistisch angelegt,in dem sich der Dualismus abspielt(z.B. Zweifel,Zerissenheit). Wie können gut oder böse handeln.

    Wenn wir dann biologisch noch Individuen sind, als Art aber dennoch gleich, dann lohnt es sich doch pluralistisch, das individuelle Leben zu schützen und uns gegenseitig Lebensfreude zu gönnen.

    So simpel ist meine Sicht der Dinge.

    • Mussi,
      Die Bibel sagt es ganz einfach:”Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Bösen.”
      Da wird der Relativismus ins Abseits gestellt.

      Michael Blume
      Was das Richtige und das Falsche angeht.
      Jesus selbst hebt den Unterschied auf , als er sagt : Wer ohne Schuld ist , werfe den ersten Stein.
      Und er legt damit die letzte Entscheidung darüber in die Hand Gottes.

      Wir müssen uns also klar machen, ob wir über Religionspsychologie reden oder ob es um die menschliche Sprache geht, wo sehr wohl klar ausgesagt wird, was gesetzlich erlaubt ist und was per Gesetz verboten ist.
      Die Kindererziehung arbeitet mit der klaren Trennung von richtig und falsch.

      Was den Monismus betrifft, als Extrakt menschlicher Anschauung, ich denke, Hegel hat es am besten getroffen, als er das dialektische Prinzip in die Philosophie eingeführt hat, dass sich unterschiedliche Anschauungen auf einer höheren Abstraktionsstufe begrifflich (sprachlich) aufheben können.

      Und last but not least, wir müssen uns der Erkenntnis beugen, dass das Denken von Begriffen abhängt. Und solange wir keine treffenderen Begriffe finden als die in der Bibel verwendeten, solange werden wir in der Ethik auf der Stelle treten.

  14. @Michael 17.09. 20:02

    „Kann mich freilich nur wiederholen, dass ich sowohl erkenntnistheoretischen wie auch moralischen Pluralismus nur für eine höfliche Verkleidung von Relativismus halte.“

    Zustimmung, wenn es speziell um Erkenntnistheorie und um Moral bzw. Einschätzung von Gesetzesvorhaben geht. Aber auch hier kommen wir am Diskurs nicht vorbei, die monistische Basis muss ja nun auch ausdiskutiert werden. Und jedem neuen Menschen auch neu vermittelt werden.

    Ansonsten gibt es breite Bereiche, in denen ein Pluralismus ziemlich sinnvoll ist. Jeder Mensch muss ja nun auch von den eigenen Erfahrungen und Kenntnissen ausgehen. Entsprechend sieht er dann Vieles verschieden. Dies ist m.E. ein Pluralismus, der nicht nur stets zu beachten ist, sondern seine Berechtigung hat.

    „Die Pluralität der wissenschaftlichen Disziplinen lässt sich monistisch durch den Emergentismus erschließen…“

    Man kann es mit Erfolg versuchen, verschiedenen Disziplinen zusammenzudenken, aber das muss extra gemacht werden. Ansonsten sieht jedes Fachgebiet die Dinge aus eigener Perspektive.

    Bei den großen Themen wie Menschenrechte oder Klimaschutz haben wir ja auch einen umfangreichen Diskurs, und gerade auf dieser Basis können wir uns auch allgemeinverbindlich festlegen. Wer trotz dieser breiten Übereinstimmung Pluralismus dagegen setzt, der betreibt dann erst einen hier destruktiven Relativismus.

    @Mussi 17.09. 18:44

    „Wenn wir dann biologisch noch Individuen sind, als Art aber dennoch gleich, dann lohnt es sich doch pluralistisch, das individuelle Leben zu schützen und uns gegenseitig Lebensfreude zu gönnen.“

    Die Geschmäcker sind eben verschieden. Das macht keine wirklichen Probleme, im Gegenteil, die menschlichen Vielfalt sorgt auch dafür, dass jeder Beruf Menschen findet, die ihn machen wollen.

    Die gut ausdiskutierten Grundsätze können aber dennoch allgemein eingefordert werden. Wobei man sich auch gerne auf Themen beschränken sollte, die wirklich Gemeinschaftssache sind. Vorschriften nur aus Besserwisserei brauchen wir eigentlich keine. Und auch Vorschriften, die den Menschen vor sich selber schützen sollen, die sehe ich öfter ziemlich kritisch. Paternalismus mag ich nicht, schon gar nicht, wenn man eigentlich nur versucht, das Leben künstlich teuer zu machen.

    • Ja, @Tobias Jeckenburger – so sehe ich es auch! Die Grenzen des Monismus müssen immer wieder dialogisch und vielfältig ausgehandelt werden – aber sie sind eben nicht beliebig. Wer beispielsweise Frauen die Menschenwürde ab- bzw. nur mindere Rechte zuspricht, mag sich mit Berufung auf patriarchale Traditionen “Pluralist” nennen, ist aber m.E. in den Relativismus oder gar Dualismus abgestürzt. Und ich halte es für gar keinen Zufall, dass manche versuchen, solche klaren Kriterien zu unterlaufen.

  15. Michael Blume
    17.09.2023, 17:42 Uhr

    Danke, @Uli Schoppe, dass Sie sich auf den Tiefgang (auch) der Halacha einlassen!

    Dafür nicht. Wenn mich das nicht neugierig machen würde wäre ich tot und hätte es nicht gemerkt. Und ich meine damit nicht das Ende biologischer Funktion. Sterben kann man schon viel früher.

  16. @ Christian

    Grundsätzlich haben Sie die Relationen zwischen Monismus-Dualismus-Pluralismus erfasst.
    Sie dürfen nur nicht, wie Michael Blume es macht, Pluralismus gleich Relativismus setzen. Das ist ein Kategorienfehler,den auch Papst Bennedikt begangen hat.
    Verwechseln Sie nicht Vision und Mission!

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