Warum klingt der Familienname Blume jüdisch?

Es war früh klar, dass es dem bayerischen Staatsminister und populistischen Bierzeltredner Hubert Aiwanger zunächst gelingen würde, in der Flugblatt-Affäre eine Täter-Opfer-Umkehr vorzunehmen und von seinem jahrzehntelangen Schweigen durch den Verschwörungsmythos einer “Schmutzkampagne” abzulenken, die sich gegen die Regierungsbeteiligung der Freien Wähler in Bayern richte. Aiwanger wörtlich: “Unsere Partei sollte raus aus der Regierung – und die Grünen rein.“

Obwohl ich nicht einmal seinen Rücktritt oder seine Entlassung forderte, wurde er auch in Kommentaren auf diesem Blog mit den Zehntausenden (und nicht zuletzt bayerischen) Opfern von Hexenverfolgungen gleichgesetzt. Auf Twitter – inzwischen nur noch X – eskalierte der Hass noch viel stärker, klar.

Unter anderem wurde mir geraten, ich solle mir “weiter Sorgen” machen, denn: “Die Zukunft wird nicht all zu viel für dich bereithalten.” Und, klar: “Was für einen Unsinn s(S)ie da labern. In Deutschland gibt es keinen Antisemitismus mehr ausser den der >Flüchtlinge<.” Ein Account twitterte recht direkt: “>Blume< ist ein interessanter Familienname. So wie Wiesenthal, Apfelbaum oder Goldberg. Verschweigen Sie uns etwas?”

Screenshot von 3 Tweets, die allesamt im Blogtext zitiert werden. Link führt zu einer Podcast-Folge über die Entstehung des Rassismus

Antisemitische & rassistische Tweets gegen mich im Nachklapp der Aiwanger-Affäre. Screenshots: Michael Blume

Selbstverständlich lasse ich mich von solchen Leuten ebenso wenig wie z.B. von rechtsdualistischen achgut-Bloggenden einschüchtern, sondern nutze die Chance wiederum zur Aufklärung.

1. Unter meinen direkten Vorfahren befinden sich Konfessionslose, Protestanten und Zeugen Jehovas (letztere während der NS-Zeit verfolgt & ausgelöscht). Mein Vater brachte seinen Familiennamen aus Quedlinburg im heutigen Sachsen-Anhalt mit. Wie Sie in der Deutschlandkarte sehen können, sind die Blumes heute noch im Gebiet des ehemaligen Preußen einschließlich des Ruhrgebietes stark vertreten, deutlich schwächer in Süddeutschland.

Namensverteilungskarte zum Nachnamen "Blume" in der Bundesrepublik Deutschland. Schwerpunkte sind klar im norddeutschen, ehemaligen Preußen bis ins Ruhrgebiet zu sehen.

Eine Namensverteilungskarte der Bundesrepublik Deutschland zum Nachnamen “Blume” von kartezumnamen.eu. Die Herkunftsregion meines Vaters Falko Blume, Quedlinburg, habe ich mit einem Q gekennzeichnet. Screenshot: Michael Blume

Unsere (evangelisch-sunnitische) Familie konnten meine Frau und ich dann in Filderstadt bei Stuttgart gründen. Letztes Jahr feierten wir Silberne Hochzeit.

“Verheimlicht” ist da also gar nichts. Auch im gemeinsamen Buch mit der Vorstandssprecherin der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs (IRGW), Professorin Barbara Traub, tauschten wir uns ausführlich auch über die uns prägenden Geschichten unserer je sachsen-anhaltinischen und österreichischen Familien aus.

Das Cover des Buches "Wenn nicht wir, wer dann? Ein Gespräch nach 1700 Jahren jüdischen Lebens in Deutschland" bei Patmos zeigt Dr. Michael Blume links und Professorin Barbara Traub rechts im Dialog miteinander.Cover des gemeinsamen Dialogbuches “Wenn nicht wir, wer dann?” von Professorin Barbara Traub (rechts) und mir (links). Covergestaltung: Patmos

Warum “klingen” die Familiennamen Blume, Blumenthal, Blumenberg etc. jüdisch?

Die judenfeindlichen Zuschreibungen sind nicht neu – tatsächlich wurde auch mein Großvater zu einem sog. “Ariernachweis” aufgefordert.

Der Hintergrund dieser Zuschreibungen ist, dass die meisten christlichen Familiennamen schon sehr früh über Kirchenbücher tradiert wurden und daher oft spätmittelalterliche Berufsbezeichnungen wie Müller, Bauer, Schmied (Schmidt) usw. enthielten. In den meisten jüdisch-aschkenasischen Familien wurden dagegen noch länger traditionelle Namen wie Jakob ben Ascher, Jakob, Sohn des Ascher, verwendet.

Dies änderte sich mit der Taufe oder mit der Einführung städtischer und staatlicher Namensregister ab dem 18. Jahrhundert: Nun wurden aschkenasisch-jüdische (und also auch in Osteuropa deutschsprachige) Familien zu deutschen Nachnamen aufgefordert. Viele wählten Ortsnamen wie Berliner oder Oppenheimer, andere tradierte Stammesnamen wie Kohn oder Levi (später dann oft zu: “Weil”) und wieder andere eben wohlklingende Kombinationen wie Sternberg, Mandelbaum, Rosenzweig oder eben Blume.

Spätestens mit den Nationalsozialisten wurden so gut wie alle jüdischen Blumes aus Osteuropa und dem früheren Preußen vertrieben oder ermordet – in den USA gibt es sie weiterhin wie etwa die berühmte Kinderbuchautorin Judith / Judy Blume. Früh zum Christentum konvertierte Blumes wie meine Vorfahren vermischten sich dagegen – laut Genauswertungen meiner Familie kamen vor allem skandinavische und dann norddeutsche Einflüsse hinzu. Eine Großmutter heiratete aus der Schweiz ein.

Schließen Sie also bitte aus jüdisch klingenden Nachnamen nicht vorschnell: Der von mir sehr geschätzte Philosoph Hans Blumenberg (1920 – 1996) wurde durch die NS-Antisemiten aufgrund seiner jüdischen Mutter aus dem Priesterseminar gestoßen und in ein Arbeitslager eingewiesen. Der Name “Blumenberg” stammte jedoch vom katholischen Vater, seine Mutter war eine geborene Schreier. Umgekehrt hieß einer der schlimmsten, dann in Nürnberg zum Tode verurteilten und hingerichteten NS-Propagandisten Alfred Rosenberg (1893 – 1946). Namen geben Hinweise, mehr nicht.  

Deutsch-türkisch geht auch

Die Familie meiner Frau kam übrigens aus der Türkei, so dass wir Blumes auch ganz unterschiedlich sonnenempfindliche Hauttypen vererbt bekommen haben – und viel darüber lachen. Wir finden Vielfalt klasse. Eine Genauswertung ihrer Familie brachte auch reichlich interessante Vielfalt zum Vorschein – auch die Türkei war und ist ein Schmelztiegel der Völker.

Das Buchcover von "Eine Blume für Zehra" von Andreas Malessa erzählt die Lebens- und Liebesgeschichte von Zehra Tayanc und Michael Blume.

Buchcover von Andreas Malessa, “Eine Blume für Zehra” beim bene!-Verlag. Foto: Michael Blume

Denn auch unsere damals noch “umkämpfte”, interkulturelle und interreligiöse Ehe ist inzwischen in Europa weitgehend problemlos möglich – und Menschen haben sich schon immer vermischt, wo immer es möglich war. Denn Vielfalt ist für menschliche Populationen schlichtweg gut, wie es die berühmte Metapher von Carl Zuckmeyer im US-Exil von der “Völkermühle Europas” in “Des Teufels General” (1946) erfasste. Nachdem sich dort der Fliegerleutnant Hartmann Gedanken über seinen “Ariernachweis” machte, antwortete ihm General Harras mit der “großen Völkermühle”, der “Kelter Europas”:

“Und jetzt stellen Sie sich doch mal Ihre Ahnenreihe vor – seit Christi Geburt. Da war ein römischer Feldhauptmann, ein schwarzer Kerl, braun wie ne reife Olive, der hat einem blonden Mädchen Latein beigebracht. Und dann kam ein jüdischer Gewürzhändler in die Familie, das war ein ernster Mensch, der ist noch vor der Heirat Christ geworden und hat die katholische Haustradition begründet. – Und dann kam ein griechischer Arzt dazu, oder ein keltischer Legionär, ein Graubündner Landsknecht, ein schwedischer Reiter, ein Soldat Napoleons, ein desertierter Kosak, ein Schwarzwälder Flözer, ein wandernder Müllerbursch vom Elsaß, ein dicker Schiffer aus Holland, ein Magyar, ein Pandur, ein Offizier aus Wien, ein französischer Schauspieler, ein böhmischer Musikant – das hat alles am Rhein gelebt, gerauft, gesoffen und gesungen und Kinder gezeugt – und – und der Goethe, der kam aus demselben Topf, und der Beethoven und der Gutenberg, und der Matthias Grünewald, und – ach was, schau im Lexikon nach. Es waren die Besten, mein Lieber! Die Besten der Welt! Und warum? Weil sich die Völker dort vermischt haben. Vermischt – wie die Wasser aus Quellen und Bächen und Flüssen, damit sie zu einem großen, lebendigen Strom zusammenrinnen. Vom Rhein – das heißt: vom Abendland. Das ist natürlicher Adel. Das ist Rasse. Seien Sie stolz darauf, Hartmann – und hängen Sie die Papiere Ihrer Großmutter in den Abtritt. Prost.“

Und damit wir bei der Gelegenheit auch gleich noch ein Vorurteil abräumen: Nein, das rabbinische Judentum ist mit der halachischen Abstammung von der Mutter oder der Konversion nicht (!) rassistisch – fast alle Weltreligionen (Islam, Hinduismus, Ezidentum usw.) werden durch ein oder beide Elternteile weitergegeben. Nur das Christentum und der Buddhismus kennen verpflichtende Beitrittsrituale (Taufe, Zufluchtnahme), die aber in der tradierten Realität auch meist schon im Kleinkindalter vollzogen wurden. Zehra und ich haben unsere Kinder entsprechend christlich und muslimisch gesegnet und sie mit der Religionsmündigkeit selbst entscheiden lassen.

Und wir Blumes gehören zu Deutschland, ebenso wie Gillamoos und Kreuzberg. Denn wenn wir Menschen auch gegen die Klima- und Wasserkrise eine Zukunft haben, dann wird sie auch erst Recht vielfältig sein – und möglichst ohne Antisemitismus, ohne Rassismus, Antiziganismus, Sexismus und Queerfeindlichkeit, sprich: ohne Dualismus.

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

46 Kommentare

  1. Ich denke bei derartigen Namen – Blume jetzt weniger, aber Rosenthal und so – durchaus auch daran, daß viele Juden solche Namen angenommen haben. Ja … und dann? Das ist vielleicht so oder auch nicht. Was soll mich das jucken? Was interessiert mich die Religion eines Menschen oder gar dessen Vorfahren? Oder woher diese stammen? Ich hab auch Hugenotten, Polen, Sizilianer und nebenbei den Freiherrn vom Stein in meiner Ahnenreihe. Wow.
    Nur das eigene Verhalten zählt, sonst nichts.
    Leute, die sich an sowas aufhängen, zeigen damit nur, wie armselig sie sind. Wie sagte Schopenhauer (wenn auch wesentlich verschwurbelter formuliert)? “Wer nix ist, nix hat und nix kann, worauf er stolz sein kann, der ist es halt auf seine Nation.” Oder seine Hautfarbe, Religion oder ein anderes angeborenes und nichtssagendes Merkmal, für das er nichts geleistet hat.
    Mir sind die Blumes dieser Welt um Größenordnungen lieber als die Aiwangers oder gar Höckes.

    • Danke, @Sascha Raubal

      Ich denke auch, dass wir Menschen erstmal nur auf das „stolz“ sein sollten, was wir selbst geleistet haben. Wer (wie auch ich) seine Religionsgemeinschaft, sein Land, seinen Familiennamen liebt, der oder die möge ihnen Ehre machen – durch Fleiß, Anstand und Dialog. Gewaltgeile Schläger, Antisemiten, Rassistinnen und sonstige Dualisten sind eine Schande für jede Kultur, Familie und Fahne.

  2. Vielen Dank.
    Die Frage nach und die Hypothesen zu unserer Namensherkunft sind mir auch schon begegnet – zum Glück bisher weniger konfrontativ. Ich habe das bisher als Irrung einzelner gesehen.

    • Das freut mich, @Marc Blume 🙏

      Ich wurde, sicher auch aufgrund meiner Beauftragung gegen Antisemitismus, u.a. bereits als „falscher Jude“ angegriffen, der sein „Daseinsrecht verwirkt“ habe. Und obwohl unsere Landespolizei BW den mutmaßlichen Absender des Tweets ausfindig machen konnte, stellte die sächsische Justiz das Verfahren ein. Vgl.

      https://m.youtube.com/watch?v=zfnU2tAu-3s

      Für die Zukunft habe ich leider mit mehr zu rechnen, denn eingefleischte Antisemiten haben sich längst festgelegt, siehe auch die anderen Tweets.

      Beste Grüße an alle Blumes! 🖖

      • Konfession hat keinen Einfluss auf das Blumenwachstum.

        Der deutschen Sprache mächtige ahnte es schon, dass der Name Blume ursprünglich wohl ein Blumen anbauender und züchtender Gärtner war.
        Gerade Quendlinburg hat ja mit Blumensamenbau schon Jahrhunderte lang einen hohen Bekanntheitgrad.

        Daher ist in diesem Fall Mal wieder der Antisemitismus als ein teilendes und spaltendes Herrschaftsinstrument, dem schließlich die herrschenden Herrschaften selbst auf die ein oder andere Art zum Opfer fallen, erkannt.

        • Lieben Dank, @Maisegen – was für ein schöner Gedanke! 🙂

          Die berühmte Samenzucht zu Quedlinburg wurde schon (stadthistorisch) bzw. erst (namensgeschichtlich) im 18. Jahrhundert durch die Familien Sachtleben und Grashoff begründet:

          https://www.quedlinburg-info.de/de/neuigkeiten/news-details/250-jahre-samenzucht-in-quedlinburg.html

          Auch die Familien Rögner und Mette seien als erfolgreiche Samengärtner zu Quedlinburg gewürdigt. Es war dann später auch dort mal eine jüdische Familie Sachs dabei, aber leider nie Blumes. Denn „uns“ gab es schon Jahrhunderte zuvor.

          Aber dennoch Danke für den liebevollen Blick auf Quedlinburg! 🤩🌻🙏

  3. Nadem die Vorfahren meines Mannes über sehr viele Generationen aus einem eng umrissenen Raum stammen, haben wir festgestellt dass wir “seit der Bronzezeit” wahrscheinlich keine gemeinsamen Vorfahren haben. In den wenigen Generationen, die mir bekannt sind stammt meine Familie aus einer 250.000km² großen Fläche.
    Natürlich finden sich darin auch illustre Namen und Konfessionen.

    Was darin gipfelte, dass man es in der Grundschule unpassend u bemerkenswert fand, dass ich obwohl blond an katholischer Religion teilnahm, die in dieser Stadt von italienischen u spanischen Kindern dominiert wurde.

    Rassisten die aus dem Namen etwas ableiten wollen sind kein Jota besser als jene, die aus der Physiognomie den Wert u Eigenschaften des Menschen herauslesen wollen.

    • Danke, @PrinterAngel! 🙏

      Krass finde ich eben, dass aus dem „klingt jüdisch“ ein Verdacht des Verschweigens und also einer Beteiligung an Verschwörungen abgeleitet wird.

      Als ob nur jüdische Menschen gegen Antisemitismus streiten sollten. Es ist dualistisches Freund-Feind-Denken in übelster Form.

  4. @Blume
    Sie verdrehen die Fakten.

    A) Ich habe geschrieben ´So liefen früher die Hexenverfolgungen ab´.

    Das ist keine Gleichsetzung der Ereignisse zum Thema Aiwanger mit Hexenverfolgung – sondern nur ein Hinweis auf Ablaufmechanismen:
    Wenn früher eine Frau der Hexerei beschuldigt wurde – hatte sie kaum eine Chance, diese Vorverurteilung abzuwehren. Bekannte sie sich nicht – eine Hexe zu sein – dann war sie verstockt, ihr wurden die ´Werkzeuge´ gezeigt bzw. sie wurde gefoltert, bis sie die erwartete Wahrheit sagte.
    Ähnlich ist es im Fall Aiwanger: Dass sich der Bruder bekannte, dieses Flugbaltt geschrieben zu haben – wurde nicht als entlastend für Hubert Aiwanger in die Diskussion einbezogen.

    B) Es ist in den Medien verbreitet worden, dass der Lehrer dieses Flugblatt an die SZ weitergab – mit dem erklärten Ziel, Hubert Aiwanger zu schaden!

    D.h. diese Aktion und die Veröffentlichung in der SZ hatten nur ein bestimmtes Ziel – einen #shitstorm gegen Hubert Aiwanger zu starten.
    Das ist keine Täter-Opfer-Umkehr – denn die schlimmen Leiden der Nazi-Opfer haben für diese Aktion doch niemand wirklich interessiert. Diese Verbrechen wurden vom Lehrer nur für die Medienkampagne instumentalisiert: damit wurden diese Opfer der Nazi-Zeit erneut als Opfer missbraucht!

    Man solllte vielleicht auch einmal über den Lehrer und seine Absichten nachdenken: Denn die Nazi-Opfer haben ihn 35 Jahre nicht wirklich interessiert – sondern nur dass sie geeignet waren, Hubert Aiwanger zu schaden, war für ihn wichtig.
    Viele Menschen in Bayern betrachten die Kampagne gegen Hubert Aiwanger deshalb auch nur als gezielte politische Aktion. Dass die Wähler ihn darum als Opfer einer Kampagne sehen, erklärt die Zustimmung für ihn und die Freien Wähler..
    Mit Antisemitismus oder einer Verharmlosung von Nazi.Opfern hat dies nichts zu tun – denn darum ging es nicht.

    • @KRichard

      Und wieder machen Sie aus H. Aiwanger das vermeintliche Opfer, aus dem Lehrer einen angeblichen Verschwörer.

      Dabei entsandte der bayerische Politiker schon 2008 eine Parteifreundin an die Schule und hätte also seit Jahren aufklären statt vertuschen können:

      https://www.merkur.de/politik/wahlkampf-koalition-aiwanger-flugblatt-schule-freie-waehler-widmann-soeder-csu-zr-92491628.html

      Ich kann nur wiederholen: Nicht diejenigen sind zu tadeln, die den Schmutz aufdecken – sondern jene, die ihn verursacht haben und über Jahrzehnte nur zu vertuschen versuchten.

      • “Man sollte vielleicht auch einmal über den Lehrer und seine Absichten nachdenken:”

        Also dann, wie sieht denn die von ihnen unterstellte Absicht dieses Lehrers aus?
        Meinen sie, das ist die späte Rache für freche Zwischenrufe seines ehemaligen Schülers?

        Bei seinen ehemaligen Mitschülern war der Hubert wohl auch nicht besonders beliebt. Ich schätze, auch die haben noch Rachegelüste.

        Der engelsgleiche Herr Aiwanger, der auch noch nie durch Polemik aus der untersten Schublade aufgefallen ist, hat mit all dem natürlich nicht das Geringste zu tun. War ja sein Bruder. Er ist das Opfer einer “Kampagne”.

        Sehr selbstentlarvende “Argumentation”.

        • @Honk
          Der Lehrer hatte 35 Jahre lang die Möglichkeit das in seinem Besitz befindliche ekelhafte Flugblatt an Vertreter von Nazi-Opfern zu übergeben (z.B. Zentralverband der Juden in Deutschland, Vertreter von Sinti+Roma) – damit diese geeignete Schritte unternehmen können. Aber das Leiden dieser Menschen war ihm offenbar 35 Jahre lang gleichgültig.
          Er soll – so berichteten die Medien – in den letzten Jahren öfters geäußert haben, dass er etwas habe, was Hubert Aiwanger schwer schaden kann.
          D.h. offenbar ging es ihm gezielt darum, Herrn Aiwanger zu schaden – als er dieses Flugblatt an die Presse weitergab.

          Dies bedeutet: Das Leiden der Nazi-Opfer wurde nur zum Zweck einer primitiven Schadenskampagne instumentalisiert. Mit dieser Respektlosigkeit schadet man den Nazi-Opfern erneut.

          Den Politiker Hubert Aiwanger kann man mögen – oder nicht.
          Aber in der Bevölkerung hat man gut verstanden, dass es mit der Veröffentlichung des Flugblattes gar nicht um das schlimme Leiden der Nazi-Opfer ging – sondern darum, Hubert Aiwanger politisch zu schaden. Laut der letzten BR-Umfrage haben die Freien Wähler 17 % Zustimmung.

          • @KRichard

            Wenn es so ist, wie Sie vermuten & also das schreckliche und auch nach Beschluss des Landtages einschließlich der Freien Wähler antisemitische Flugblatt seit 35 (!) Jahren im Gespräch ist, dann stellt sich doch eine Frage:

            Warum hat dann Hubert Aiwanger nie von sich aus die Sache erklärt und bereinigt? Warum hat er stattdessen eine Parteifreundin schon 2008 (!) vorgeschickt und ermittelnden Journalisten 2023 mit „juristischen Schritten“ gedroht, statt die Angelegenheit ehrlich aufzuklären?

            Ich darf daran erinnern, dass ich – ohne jede Kenntnis des Flugblattes – schon 2021 auf umstrittene Äußerungen von H. Aiwanger rund um die Covid19-Pandemie angesprochen wurde:

            https://politik.watson.de/deutschland/interview/609768468-antisemitismus-beauftragter-michael-blume-warnt-vor-terrorgefahr-durch-querdenker

            Wenn Sie die Ehrlichkeit zu dieser Frage jenseits der Schuldumkehr fänden, dann würde auch Ihnen klar, was nicht nur Charlotte Knobloch so verletzt und beunruhigt. Und warum die Umfragen-„Belohnung“ für solches Verhalten dann auch keine gute Nachricht für Bayern und Deutschland ist.

          • @Blume
            Hubert Aiwanger hat doch immer erklärt, dass dieses Flugblatt nicht von ihm stammt.
            Wenn ihm nicht geglaubt wurde, ist dies nicht sein verschulden.

            Dass Herr Aiwanger als Politiker stark polarisiert, sollte andere Leute nicht dazu verleiten, sich auch falsch zu verhalten.

            Weil er sich gegen Covid nicht impfen ließ, haben die Bürger dieses Verhalten auch deutlich bewertet: 2020 war die Zustimmung für die Freien Wähler bei 5 %.

            Dass Frau Knobloch verletzt und beunruhigt ist – kann ich gut verstehen.
            Ich habe die Sorge, dass durch Populismus-Aktionen, wie sie im Falle Aiwanger geschahen – die Presse an Glaubwürdigkeit verliert und sich viele Leute von demokratischem Verhalten abwenden.
            Aus diesem Grund habe ich hier in meinen Beiträgen immer versucht, auf eine sachliche Auseinandersetzung hinzuwirken.

          • Nein, @KRichard – H. Aiwanger hat „immer erklärt, dass dieses Flugblatt nicht von ihm stammt.“

            Er hätte dies vor Jahren tun können – und tat es selbst dann nicht, als Journalisten direkt bei ihm anfragten. Auch deswegen gibt es erhebliche Zweifel an dieser Darstellung.

            Aber wenn der Dualismus stimmt, wollen Menschen nicht mehr zweifeln, sondern populistisch glauben… Es ist ja viel anstrengender, sich der Realität zu stellen. Sie haben ja selbst von Hexenverfolgungen geraunt, von wegen sachliche Auseinandersetzung… 🤭

        • @KRichard
          Ergänzend zu Herrn Blumes guten Argumenten:
          Es geht auch nicht um die Leiden der Nazi-Opfer (und die von ihnen völlig unlogischerweise unterstellten Ignoranz des Lehrers dem gegenüber) sondern um dessen Verhöhnung durch Familie Aiwanger.
          Diese Täter-Opfer-Umkehr ist schon extrem dreist.

  5. die disteln mosern
    nein nein nein
    wir haben nichts gegen rosen
    aber diese rose könnte eine blume sein!

    Gruß und alles Gute

  6. Ich finde es unfassbar was manche Menschen von sich geben.
    Traurig das Sie hier deshalb einen langen Text über ihren Namen schreiben.

    Ich denke bei Namen eher an andere Menschen mit gleichem oder ähnlichen Namen.

    • Danke, @Jessi – feeling U!

      Auch ich würde viel lieber nur über Schönes bloggen, aber kann und will den Blick auf gesellschaftliche Realitäten nicht verschließen. Die digitale Radikalisierung wie auch das Verschwinden von Geschichtsbewusstsein sind real, leider. Und wir haben die Pflicht, gegen beides aufzustehen.

  7. Getwitter eben, wie immer nutzlos. Ich hoffe Sie lesen und schreiben auf der sterbenden Plattform des Musk nur aus beruflichem Zwang.

    Nebenbei: Die verlinkte Deutschlandkarte zeigt bei häufigen Namen wie Ihrem eigentlich nur die Bevölkerungsdichte. Man müsste die *relative* Häufigkeit eines Namens kennen und darstellen.

  8. Sie erwähnen, dass Sie die geografische Herkunft Ihrer Vorfahren genetisch haben untersuchen lassen. Wo und wie macht man sowas seriöserweise? Können Sie etwas empfehlen?

    • @Poupou

      Als Wissenschafts-Nerd habe ich schon vor Längerem ein Set beim “Geographic Project” von National Geographic + Spende eingereicht. Vor Kürzerem haben dann Angehörige einen kommerziellen Anbieter genutzt, den ich aber nicht bewerben möchte. Die Ergebnisse sind m.E. immer noch mit großer Vorsicht aufzufassen, bestätigen aber bereits die große, ethnische Vielfalt unserer Geschichte. Einige rechtsextreme Seiten verbreiten deswegen auch schon Verschwörungsmythen dagegen, weil ihnen die Ergebnisse nicht gefallen… 😄

    • Ja natürlich.
      Es ist wahnsinnig wichtig das wir die Augen offen halten und reagieren.
      Schweigen ist keine Option.

      Ich verstehe auch nicht das bei Protesten gegen Rechts oft nur so wenige Leute sind. Eig müsste die ganze Umgebung aufstehen und da sein.

      Traurig das Sie hier deshalb einen langen Text über ihren Namen schreiben.

      War ungünstig formuliert, es ist natürlich nicht traurig das sie den Text geschrieben haben, sondern das es überhaupt notwendig ist.

      Ebenso wie es traurig ist das fridaysforfuture am Freitag immer noch demonstrieren müssen, weil trotz all der Erkenntnisse und Katastrophen, immer noch nicht genug passiert.

      • Ja, @Jessi – auch da stimme ich zu.

        Im Podcast-Gespräch mit Prof. Ince kamen wir beide überein, dass der Widerwillen der meisten Menschen gegen Veränderungen – die sog. Reaktanz – auch gegen wissenschaftliche Erkenntnisse stark ausgeprägt ist:

        https://blumeundince.podigee.io/6-ressourcenfluch-rentierstaatstheorie

        Rechtspopulisten & generell Dualisten haben einfache Feindbilder, wogegen wir – auch Sie – mit komplexen Thesen Verantwortung einfordern. Das „Don’t look up!“-Paradox. Aber wir müssen es versuchen…

  9. Ja wir müssen dran bleiben und zumindest in meinem Umfeld haben Leute jetzt eine differenziertere Einstellung als zuvor.

    Online kommentiere ich meist für die Leute die nur mitlesen und oder noch keine Meinung zu dem Thema haben und natürlich damit es nicht so aussieht als wäre der ****** die Meinung der Allgemeinheit.

    Ja es sind komplexe Probleme, da funktionieren keine simplen Lösungen und der meiste Unsinn lässt sich viel leichter in einen eingängigen Spruch verpacken.

    Ich glaube daran das jede Person etwas bewirken kann und das der Versuch die Welt besser zu machen immer sinnvoll ist.

    Ihre Beiträge hier, machen mir oft Mut.
    Es ist so wichtig miteinander zu sprechen und nicht gegeneinander.
    Bis jetzt habe ich noch mit fast jedem einen minimal Konsens gefunden auf dem sich aufbauen ließ.

    Ich werde in den Podcast rein hören.
    Ich glaube das die Reaktanz bzgl der Erkenntnisse zur Klimakrise unter anderem daher kommen das einige ihr ganzes Leben etwas anderes gehört und geglaubt haben. Sich einzugestehen das man sein Leben lang an (Lobby) Lügen geglaubt hat, ist mit Sicherheit nicht einfach.

    Das ist allerdings auch nur 1 Punkt von vielen möglichen.

    Übrigens finde ich es klasse, dass Sie die Kommentare nicht nur lesen sondern auch beantworten.

    Ich wünsche Ihnen viel Kraft und Erfolg für Ihren Einsatz gegen Rechte und natürlich für unsere Welt.

    • Vielen Dank & sehr gerne, @Jessi !

      Ich betrachte Blogs auch als Dialog-Medium und bin für jede Stimme dankbar, die die Drunter-Kommentarspalte / Drukos entsprechend konstruktiv nutzt. Auch das wirkt gegen digitale Verrohung, für mehr Respekt voreinander.

      Ihnen alles Gute!

  10. Oder mal anders formuliert, dies zu dieser Frage :

    Warum “klingen” die Familiennamen Blume, Blumenthal, Blumenberg etc. jüdisch?

    Bestimmte (nicht nur) Komposita im Nachnamen “klingen” deshalb jüdisch, weil nicht wenige Juden diese Nachnamen tragen, es könnten insofern Regeln gebildet werden, die auf jüdische Herkunft hindeuten, aber nur spekulativ, mit sozusagen erhöhender Wahrscheinlichkeit.
    ‘Blume’ ist kein jüdischer Nachname, soweit Dr. Webbaer weiß und der hat sich um Prüfung bemüht, wie meist (also nicht immer, kleiner Gag am Rande), wenn er kommentiert.

    Sicherlich liegt eine unnötige und wohl mit bösartigen Tendenzen versehene Diskussion vor; Dr. W ist selbst qua Herkunft divers und seine Nachfolger sind es noch mehr, also Dr. W will Ihnen, lieber Herr Dr. Michael Blume, nur auf die Schulter klopfen.

    Zum matrilinearen Prinzip im Judentum, vergleiche auch mit diesem Gag, schreibt Dr. Webbaer wohl am besten nichts.

    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. Webbaer (der bei Ihren netten und verständigen Web-Nachrichten oft keinen Bezug zur Tagespolitik benötigt)

    • Danke, lieber @Webbaer

      Bei allem Respekt vor schnellen Online-Recherchen: In der Namenswissenschaft – Onomastik – werden zum Familienname “Blume” zwei Thesen diskutiert: Einmal die Herleitung aus dem mittelniederdeutschen bzw. aus Böhmen für Blumengärtner, Blüte, Pflaume etc. und einmal aus dem Judendeutschen, das ja auch zahlreiche Varianten von Blumen-Namen kennt. Und selbstverständlich ist auch sehr gut möglich, dass beide Namensquellen aufgetreten sind.

      Schon die Tatsache, dass Sie angesichts oben verlinkter Hinweise zum Beispiel auf Judith / Judy Blume den Satz formulieren “Blume ist kein jüdischer Nachname” lässt mich seufzen. Wollen Sie der Autorin Blume nun den Nachnamen oder ihr Judentum absprechen? Blume war und ist – zumal in unzähligen anglisierten Varianten – bis heute ein häufiger, jüdischer Nachname.

      Auch die regionale Verteilung des Nachnamens “Blume” passt bis heute sehr gut zur Aschkenasisch-Judendeutsch-These, lässt sich aber kaum mit dem Böhmischen oder “Blumengärtner, Pflaume, Blüte” in Deckung bringen. Warum sollte es diese massiv im historischen Preußen, aber kaum in Süddeutschland gegeben haben?

      Fazit: Man(n) kann es mit der Verleugnung deutsch-jüdischer Einflüsse in unsere Ethnogenese und gemeinsame Sprachkultur auch übertreiben. Auch in mit Bezug auf die Namenskunde / Onomastik wäre mehr Erkenntnis-Offenheit erfreulich.

  11. No problema!

    Dr. W kennt keinen einzigen Juden mit diesem Nachnamen.
    Sicherlich hat Ihnen, werter Herr Dr, Michael Blume, nur irgendwer auf die Schulter geklopft, sozusagen.
    Jüdische Herkunft gibt es irgendwie, auch heute noch in der BRD, Dr. W verfügt über keine passenden “Zeugnisse”, ist vermutlich ebenfalls wie gemeint a bisserl dabei. [1]

    MFG
    WB

    [1]
    Dr W vermutet so und ist sich vergleichsweise sicher.

    • Ja, @Webbaer – warum der Name “Blume” in Deutschland nur bei christlichen Familien bestehen bleiben konnte und sogar diese teilweise zum “Ariernachweis” aufgefordert wurden, lässt sich auch mit geringer Geschichtskenntnis erschließen. In den USA sieht das schon ganz anders aus.

      Und, ja, ethnische und auch religiöse Vielfalt unter den Vorfahr:innen ist in Deutschland die Norm, nicht die Ausnahme. Und nur Rassisten haben damit ein Problem – oder bilden sich etwas auf bestimmte “Anteile” ein. Ich empfehle einen respektvoll-gelassenen Umgang mit Vielfalt gestern, heute und morgen.

      Aber ich denke, in dieser Sache sind nun die Argumente ausgetauscht. Oder hätte ich bei Ihnen besser Onomatologie statt Onomastik schreiben sollen? 😉

  12. @KRichard

    Wissen Sie, Menschen wie Aiwanger stilisieren sich nicht nur als Opfer, sondern die andere komplementäre Seite ist bei diesem infantilen autoritären Dualismus auch, dass sie sich als Helden fühlen und so wahrgenommen werden.
    Helden des Populismus.
    Das ist das gesellschaftlich merkwürdige.
    Es zeigt,wie unreif eine Gesellschaft bzw. Teile davon sind.
    Das unsagbare sagen, nicht den mainstream vertreten, ist halt mit Heldentum verbunden.
    Nicht umsonst hat der Spiegel zuletzt deshalb Elitedenken bei den Populisten erkannt.
    Irre: Elitengehabe schreit gegen Elite.
    Völlig crazy und sie schnallen es noch nicht mal selbst.

  13. Frage in die Runde: wie kann man gleichzeitig Opfer und Held sein?
    Wie ‘funktioniert’ das?
    Was ist da ‘Funktion’ und Dysfunktion?
    Trump ist da Meister. Was macht er?
    Was ist da dual?
    Was ist da umgekehrt,wenn z.B. Helden fallen?
    Wie hängt diese Beziehung zusammen?

    • @ Mussi:

      “wie kann man gleichzeitig Opfer und Held sein?”

      Vielleicht beantwortet das neue Buch “Woke ist nicht links” von Susan Neiman einen Teil dieser Frage. Ausgangspunkt der Diskussion dort sind nicht die Trumps und Aiwangers dieser Welt, sondern das “linke” politische Spektrum. Als Teaser dazu: https://scienceblogs.de/gesundheits-check/2023/09/10/links-ist-nicht-woke-eine-rezension-in-sieben-zeilen/

      Es gehört ein aktives Tun der “Opfer” und die passende Grundstimmung ihrer Milieus dazu. Die Cum-Ex-Vorwürfe gegen Scholz beispielsweise haben ihm (zu Recht) keinen Opferbonus eingebracht.

      @ Michael Blume:

      “Und warum die Umfragen-„Belohnung“ für solches Verhalten dann auch keine gute Nachricht für Bayern und Deutschland ist.”

      Das ist in der Tat die viel wichtigere Frage als die, was der junge Aiwanger wirklich getan hat. Viele Leute honorieren Haltungen wie “Durchhalten”, “seinen Mann stehen”, “sich nicht kleinkriegen lassen”, “es denen da oben zeigen”, “kein Moralapostel sein” usw. – eine Basis, auf der sich populistische Milieus mit extremistischen Milieus treffen und gegenseitig bestärken.

      Dass in den Umfragen aktuell neben den FW auch die AfD profitiert, belegt das. Aiwanger gräbt der AfD nicht das Wasser ab, er leitet Wasser auf deren Mühlen.

  14. Im Gymnasium hörte ich vor vielen Jahren, dass beim Registrieren der (Familien)Namen ein Landesherr eine Geldquelle entdeckte. Wer also reich war, konnte sich einen schönen Namen zulegen (egal ob Jude oder anders). Wer arm war oder nur wenig zahlte, bekam einen “billigen” Namen, wie z. B. Notdurft.

    • Jein, @Hannes P. Allabauer: Es gab die Praxis korrupter Beamter, die mit der Verleihung von Spott- und Schandnamen drohen konnten. Allerdings war das ja auch ein ziemlich offener und also gefährlicher Akt. In Taufregistern ist er logischerweise kaum anzutreffen. Und Landesherren konnten auch so Abgaben, Registergebühren usw. erzwingen.

      Die Vermutung, viele jüdische Familiennamen klängen so schön, weil all ihre Erwerber reich gewesen wären, lässt sich also definitiv ausschließen.

  15. Noch ein Nachtrag:

    Auch die Formel “Jugendsünde” muss man dechiffrieren. Bei manchen mag sie nur gedankenloses Gerede sein, bei manchen die sprachlich nicht gut formulierte Nachsicht nach den vielen Jahren, die grundsätzlich jeder in Anspruch nehmen darf (der sich glaubhaft distanziert), bei manchen aber auch eine klammheimliche Freude, weil man das Flugblatt eigentlich doch ganz witzig findet, das aber nicht offen sagen kann – wegen des “linksgrünen Meinungsterrors”.

  16. @ Kuhn

    Aiwanger wollte sich und seine Einstellungen und Überzeugungen nicht selbst verraten. Das ist der Kern einer Entschuldigung und Distanzierung.
    Selbstverrat,also Verrat an sich selbst, geht halt nicht.

    So ist das beim Meinungswechsel zwischen objektiv und subjektiv im Spiel zwischen Über-/Unterlegenheit.

  17. Neulich, im Freibad: Eine Gruppe Roma-stämmiger Jungs springen nacheinander vom 1-Meterbrett…Der auf dem Brett ruft dem im Wasser zu: “Ey, weg da, Kleiner!”
    Der im Wasser ruft empört zurück: “Ich bin kein Kleiner!”,…Der Größere auf dem Brett dazu: “Ist mir egal, wie Du heißt!”,…
    So erlebt im Freibad!

    • @Frank Bendick

      Woher stammen denn Ihre Annahmen über die ethnische Herkunft dieser “Jungs”? Und warum sollte es wichtig sein, diese zu betonen?

      Ansonsten: Nette Geschichte! 🙂

  18. @Joseph Kuhn
    15.09.2023, 07:54 Uhr

    Das ist in der Tat die viel wichtigere Frage als die, was der junge Aiwanger wirklich getan hat. Viele Leute honorieren Haltungen wie “Durchhalten”, “seinen Mann stehen”, “sich nicht kleinkriegen lassen”, “es denen da oben zeigen”, “kein Moralapostel sein” usw. – eine Basis, auf der sich populistische Milieus mit extremistischen Milieus treffen und gegenseitig bestärken.

    Das habe ich so noch gar nicht bemerkt: Das ist eine zutreffende “EIn ganzer Kerl dank Schlappi!” Liste. Passt zu den in diesem Umfeld vorherrschenden Bild von männlichen und weiblichen EIgenschaften ^^

  19. @Jessi
    13.09.2023, 07:44 Uhr

    Ich finde es unfassbar was manche Menschen von sich geben.
    Traurig das Sie hier deshalb einen langen Text über ihren Namen schreiben.

    Ich denke bei Namen eher an andere Menschen mit gleichem oder ähnlichen Namen.

    EIgentlich ein guter Einwand, so sehe ich das auch. Das Perverse ist: Genau das tun andere auch. Nur mit anderen Vorzeichen ^^

    Wobei ich das auf eine seltsame Art spannend finde das bei einem solchen Thema Aiwanger aufploppt… Aber danke an Michael Blume das er das nicht einfach durch Moderation ausgesiebt hat (was durchaus vernünftig begründbar gewesen wäre). Das war sehr erhellend.

    Sorry ich bin etwas sprunghaft. Das kommt dabei raus wenn man einen Beitrag unvorstellbarer Weise nochmal liest… Und vieleicht nochmal… Und die Kommentare auch noch…

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