Dichtungsding-Comic zu Ressourcenfluch und Wasserkrise

Immer wieder frage ich mich, ob die jahrelange Aufklärungsarbeit etwa zu Ressourcenfluch und Rentierstaatstheorie oder seit über einem Jahr zur Wasserkrise Menschen überhaupt erreicht.

Und dann staunte ich nicht schlecht, als ich auf dem evangelisch-kreativen Instagram-Account @dichtungsding ein lustiges Comic sah, dass die Themen lustig gezeichnet und mutig verknüpft präsentierte. Die wunderbare Zeichnerdichterin Konstanze Ebel aus Bonn erlaubte mir dann auch, den kleinen Vierteiler hier zu bloggen – was ich hiermit von Herzen gerne tue!

Vielen Dank, das gibt nicht nur ein Schmunzeln, sondern auch Hoffnung und Motivation! 🙂

  1. Gott fragt den Teufel am Kaffeetisch:

“Was denkst du zum Thema Ressourcen-Falle? Zu Kriegen um Rohstoff und Edelmetalle?”

Gott fragt den Teufel am Kaffeetisch: Was denkst du zum Thema Ressourcen-Falle? Zu Kriegen um Rohstoff und Edelmetalle?

2. Gott: “Um Blut-Diamanten, um Öl und Uran, um Lithium, Platin, um Gas und Coltan…”

Der Teufel mampft weiter und verschüttet Kaffee, während sich Gott weiter fragend sorgt: Um Blut-Diamanten, um Öl und Uran, um Lithium, Platin, um Gas und Coltan..?

3. Gott: “Was macht Konflikte in Zukunft noch krasser?”

Während die Tafel Teufel-seitig schon verputzt und verschmutzt ist, fragt Gott bedrückt: Was macht Konflikte in Zukunft noch krasser?

4. Teufel: “Vermutlich Wasser!”

Der Teufel verwirft die Blumen aus der Blumenvase und trinkt sie mit der Aussage aus: Vermutlich Wasser!

Und, ja, sowohl der Künstlerin wie auch mir ist völlig klar, dass wir uns Gott nicht als alten, weißen Mann vorstellen sollten, der zudem nicht einmal allwissend sei, sondern sich von einem gefallenen Engel über den Kaffeetisch ziehen lassen würde. Die Verniedlichung des Gottesbildes und der szenische Dualismus sind Teil des humorvollen Denkanstosses – des Dichtungsdings eben.

 

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

38 Kommentare

  1. Kennen Sie „Vom Nutzen des Drachen“ von Stanislaw Lem? Eigentlich eine Satire auf den Umgang der Welt mit der Sowjetunion, die noch heute hochaktuell ist (wie alles, was Lem geschrieben hat, ein guter Sci-Fi-Autor ist halt Prophet – eigentlich könnte man die Hälfte der Artikel auf Spektrum mit Hyperlinks zu alten Sci-Fi-Geschichten kommentieren, würde uns die Mühe sparen, selbst auf die Ideen zu kommen, die ein Lem, Heinlein, Asimov, schon vor zig Jahren gründlicher weitergedacht hat, als wir es wagen). Aber man könnte sie auch auf Börsen oder Konsumgesellschaft beziehen.

    Ressource ist halt nicht nur die Quelle. Auch ein gefräßiger Drache, ein Loch ohne Boden, in das man die Produkte kippt, gehört dazu. Aber auch die Pumpe, die die Ressourcen von Quelle zum Drachen schafft, kann eine sein. Und sie alle können Varianten eines Ressourcenfluchs erzeugen.

    Die Börse wäre der Drache – tausend Sklavenhändler handeln mit drei Sklaven, und erschaffen dabei eine virtuelle Wirtschaft, die nur Geld schlingt, ohne irgendwas zu produzieren, eine gigantische Blase, die nichts tut, außer SIMS-Elfenbeintürme aus Pixelreichtum zu errichten. Die Sklaven sind so produktiv, dass nicht viel daran auszusetzen wäre, aber sie ernten die Baumwollfelder leer, und wir tragen trotzdem keine Hosen: Sie (also Unternehmen, Konsumenten, Märkte, das wirtschaftliche System zwischen Pixelhimmel und Erde) sind die Pumpe, die möglichst viel und schnell herstellen muss, das möglichst viel und schnell verbraucht wird, damit möglichst viel und schnell Geld gedruckt wird, das dann möglichst schnell zu den SIMS weitergereicht wird. Hier wirkt die Müllkippe wie die Börse – das andere Endprodukt der Pumpe landet dort.

    Drei Drachen verschlingen die Welt, einer frisst und verdaut, einer setzt Fett an, einer nuckelt am Arschloch. Der einzige Nutzen davon ist, dass das System die Wirtschaft auf Trab hält, denn wir alle leben von dem, was im Nadelöhr hängen bleibt – gerade genug, um nicht zu krepieren, wie es bei Sklaven üblich ist. So fett wir auch werden, wir dürfen nie satt sein, sonst kollabiert das Ganze. Die Drachen erzeugen den Sog, der die Herren der Quellen, die Diktatoren in Russland oder Iran, erst mächtig macht.

    Der Fehler ist nicht so sehr das Prinzip – das System funktioniert ja. Sondern die Proportionen. Es ist ineffizient, und strebt nach maximaler Ineffizienz. Das macht es schwach und anfällig für die Diktatoren – die sich ja nicht mit menschlicher Dummheit herumplagen müssen, denn die Erde liefert so viel, wie sie liefert, man braucht nicht viel Verstand, um ein funktionierendes System aufzubauen: Man sichert sich die Kontrolle über die Quelle, schwingt die Peitsche, um die Anderen fernzuhalten und verteilt Almosen an die Bettler, um sie gefügig zu halten. Aber auch der Westen macht es sich einfach – und dient den Drachen, die ihm Almosen geben, während sie selbst fetter und fetter werden: Die Müllkippen, die SIMS-Fantasieblasen, die Fresssucht ohne Befriedigung.

    Gott ist ein Sammelbegriff für viele Götter (man schreibt den Markennamen auf viele Produkte, dann ist die Firma überall, nach dem gleichen Prinzip mehrt sich der Hund, indem er Bäume anpinkelt), und manche davon werden gebaut. Dies ist keine Welt der Menschen, dies ist eine Welt der selbstorganisierenden Systeme. Und auch wenn die Natur deutlich weiser und geschickter ist dabei, sie zu erzeugen – sie puzzelt blind, improvisiert, was gerade funktioniert, und schlachtet es blutig, wenn es nicht mehr funktioniert. Gottvertrauen ist was für naive Jungfrauen, nicht für Drachen-Designer und Götterdompteure.

    Ressourcenfluch habe ich verstanden, ist eng verwandt mit Monopol. Kann auch künstlich geschaffen werden, in Deutschland sammelt der Staat viele Steuern, dadurch wird er zur Ölquelle, denn man kann sein Geld nicht behalten, sondern ist auf die Umverteilung durch den Kaiser angewiesen – als demokratische AG funktioniert es ganz erträglich, hat nur den Nachteil, dass alle verblöden, weil sie den Bezug zu den echten Futterquellen verlieren und glauben, Manna würde durch Magie vom Staat regnen. Das Konzept der Aktiengesellschaft würde in Russland besser funktionieren – eine demokratisch kontrollierte Regierung, die die Rohstoffprofite nach einem Schlüssel umverteilt, auf den sie kaum Einfluss hat, beziehungsweise gezwungen ist, sie in Gemeinschaftsprojekte, wie Infrastruktur, Krankenhäuser usw, zu stecken. Ein Staat wie Polen, abgeschnitten von der Welt, wäre am besten beraten, sich Aktienpakete im Westen zu kaufen und sich um eine stabile EU zu kümmern. Würde, wäre, „people should“ means „people won’t“.

    Aber das Quellen-Management ist nur einer der Flüche, die uns plagen. Im Moment sieht’s so aus, als würde es durch Imperialismus gelöst – wer als Erstes die Skrupel verliert, die Armee zu schicken, um sich die Ressourcen zu sichern, darf beides haben, die Quelle und die komplexeren Systeme der Industriestaaten. Aber die Industriestaaten werden die Ressourcen weiterhin in Müll verwandeln, und in Pixeltanks, deren Wert schneller verdampft, als Benzin auf heißem Asphalt.

    • Danke, @Paul S., Sie zelebrieren die sehr doitsche Lust am Untergang samt derber, bisweilen fäkaler Schocksprache.

      Doch alle Bilder von unsterblichen Drachen & Sklaven setzen eine weiter wachsende Bevölkerung voraus – und genau diese gibt es weltweit immer seltener. Sinnigerweise habe ich doch gerade auch zur Bevölkerungsimplosion in China 🇨🇳 geschrieben: „Der ehrwürdige Drachen altert“. Da wächst und verschlingt gar nix mehr ewig, auch nicht die Kommunistische Partei.

      https://www.theologie-naturwissenschaften.de/startseite/leitartikelarchiv/demografie-und-digitalisierung-in-china

      Mir ist bewusst, dass Ihre Generation noch auf Malthusianismus, Sozialdarwinismus und lustvolle Apokalypse getrimmt wurde. Doch es verbietet Ihnen und uns doch niemand, sich weiter zu entwickeln. Schon bei Jim Knopf wurde aus der bösen Drachen-Lehrerin Frau Malzahn am Ende der Goldene Drache der Weisheit.

  2. Zum Auflockern und Nachdenken. Wir leiden unter dem hohen CO² Ausstoß bei der Verbrennung von fossilen Brennstoffen. Und wir leiden unter dem Wassermangel.
    Chemisch betrachtet hat Erdgas die Formel CH4. (als Beispiel)
    Und das verbrennt zu CO² und Wasser.
    CH4 + 2 O² = CO² + 2 H²O
    Ist das noch niemand aufgefallen ?

    • @ Neumann 09.08.2023, 12:08 Uhr

      Wollen Sie damit andeuten, dass die Regenfälle und die Umweltschäden mit der Erdgasverbrennung zusammenhängen könnten?

      • Realo
        Betrifft den Wasseranteil bei der Verbrennung von Erdgas.
        Wir denken jetzt einfach mit dem Molekulargewicht der beteiligten chemischen Elemente, die da sind :Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff.

        1 Molekül Erdgas hat ein Molekulargewicht von 16 Gramm.
        Der Sauerstoff zur Verbrennung kommt aus der Luft und hat ein Gewicht von 64 Gramm !

        Über die Regenfälle im Zusammenhang mit Waldbränden sollte man also auch nachdenken.

        Das Verbrennungsprodukt Kohlenstoffdioxid hat ein Gewicht von 44 Gramm und der Wasseranteil beträgt 36 Gramm !

        Est entehen also aus 16 Gramm Methangas 36 Gramm Wasser. Das hättest du nicht gedacht !

        Natürlich wird man dieses Wasser nicht als Trinkwasser verwenden können, aber als Kühlwasser wäre es nützlich.

    • Mit dem Wissen über chemische Zusammenhänge wird jetzt schon die Wasserkrise bekämpft.
      50 000 000 Liter Trinkwasser werden täglich auf der Insel Djerba durch eine Meerwasserentsalzungsanlage gewonnen.
      Was tun, wenn man 1000 km mitten in der Wüste Wasser braucht.
      Man verbrennt in dem Erdölfeld Erdgas und fängt den entstehenden Wasserdampf auf. Wird noch nicht gemacht, kommt vielleicht noch.

  3. Der Comic erinnert mich sehr entfernt an Jean Effel bzw. speziell an seine Serie La Cr´eation du monde.
    Dort wird G’tt auch als alter weiß(bärtig)er Mann dargestellt, der mit dem Teufel Zwiesprache hält und von in Nachthemden gewandeten Engeln beim zusammenschrauben von Tieren (hauptsächlich) unterstützt wird.
    Nette Jugenderinnerungen, BTW.

  4. @Neumann 09.08. 18:39

    „Man verbrennt in dem Erdölfeld Erdgas und fängt den entstehenden Wasserdampf auf. Wird noch nicht gemacht, kommt vielleicht noch.“

    Wundert mich nicht, das das nicht gemacht wird. Die Wassermenge, die das ergibt, ist halt zu vernächlässigen.

    1 m³ Erdgas ergibt 11 kwh Energie, bei einem Preis von 9 ct / kwh im Wert von etwa 1 €.

    1 m³ Erdgas wiegen 0,72 kg und hinterlassen 36/16 * 0,72 kg = 1,62 kg Wasser.

    Das ist wirklich sehr wenig. Würde man wirklich nur des Wassers willen Erdgas verbrennen, dann würde der Liter 1 € / 1,62 = 62 ct kosten.

    Bei meinem täglichen Gasverbrauch von 2,0 m³ wären das 3,24 Liter. Mein Wasserverbrauch liegt aber bei 100 Liter am Tag.

    Diese Menge von 3,24 Liter entspräche in etwa der täglichen Verdunstung von 1 m² Rasenfläche während der Vegetationsperiode.

    Aufgrund dieser geringen Mengen wird man auch wenig davon in der Nähe von Siedlungen mit vielen Gasheizungen merken, auch nicht in der Nähe von Gaskraftwerken. Und moderne Brennwertkessel kondensieren einen guten Teil des Wassers, bevor es aus dem Schornstein kommt, und leiten es in die Kanalisation.

    Höchstens im tiefsten Winter kann es in der Nähe von Industrieanlagen sogenannten Industrieschnee geben, der vermutlich tatsächlich vom Wasser aus der Verbrennung u.a. von Erdgas kommt. Das habe ich hier im Ruhrgebiet aber nur einmal selbst erlebt.

    • Tobias Jeckenburger,
      es geht mehr um den mengenmäßigen Anteil des Wassers bei der Verbrennung als um den wertmäßigen Anteil.
      Wie ich Realo gerade gepostet habe
      entstehen bei der Verbrennung von 16 Gramm Erdgas 36 Gramm Wasser.

  5. @Jeckenburger: “Wundert mich nicht, das das nicht gemacht wird. Die Wassermenge, die das ergibt, ist halt zu vernächlässigen.”

    Wundert mich nicht, dass solche Sätze im Sinne von “Wer soll das bezahlen?” kommen und somit der Wert von Wasser nicht entsprechend gewürdigt wird. 👋🥴

    • hto
      “wundert mich nicht” ist eine Redensart , das soll sagen, es ist nicht ungewöhnlich,
      aber es ist ungewöhnlich wenn man an eine Verbrennung denkt, dass Wasser entsteht.
      Noch unerwarteter ist , dass das Wasser selbst ein Verbrennungsprodukt ist, Wasser ist verbrannter Wasserstoff. Vereinfacht gesagt, Wasser kann nicht brennen, weil es schon verbrannt ist.
      Du hast Recht, Wasser wird nicht genug gewürdigt. Die Flüsse werden als Abwasserkanäle gebraucht und missbraucht.
      Die Griechen hatten einen eigenen Gott für das Wasser, den Poseidon.
      Und die Meere werden als Müllkippe genutzt. Der Mensch ist damit schlimmer als die Tiere. Die kacken nicht in ihren Fressnapf aus dem sie essen. Wir tun das.

  6. Solange wir Trinkwasser für die Klospülung verwenden ist das Thema mit der Wasserknappheit hierzulande noch nicht ernst genug. Regenwasser ließe sich gut als Trinkwasser aufbereiten. Warum baut man sich auf dem Grundstück keine Zisterne, die Regenwasser auffängt?

    • Danke, @Harald123 🙏

      Ich begrüße jede Wasser-Einsparung im Haushalt – und muss zugleich doch darauf hinweisen, dass nur ein kleiner Bruchteil des Süßwassers in Privathaushalten verschmutzt und vergeudet wird. Die größten Wasserverschmutzer (nicht -verbraucher, das Wasser verschwindet gerade nicht, es wird „nur“ verschmutzt, vergiftet und vergeudet) sind Industrien und vor allem die Viehwirtschaft. Für jedes Kilo Rindfleisch werden um die 15.000 Liter Wasser verschmutzt – hinzu kommen Emissionen von CO2, Methan und Gülle (v.a. Nitrat). Und dann werden unsere entsprechenden Ausscheidungen auch noch mit Trinkwasser in die Kanalisationen gedrückt…

      Wir Menschen missbrauchen unsere Umwelt, weil wir sie nicht als Mitwelt erkennen und achten. Wir sind eben leider (!) noch keine Hafermilchgesellschaft a la Lanz…

  7. @ Neumann und „Energiefachleute“

    Die Aussagen finde ich interessant. Erinnern mich an den Chemieunterricht.

    Beim Wasser finde ich die Verschwendung von hochwertigem Trinkwasser z.B. in der WC Spülung, ein Problem.

    Mich würde aber besonders die Energiebilanz von „Sonnenöfen“, z.B. in der Sahara interessieren?

    Wenn mit großen Spiegeln das Sonnenlicht gebündelt wird, um z.B. Dampfturbinen zur Stromerzeugung anzutreiben. Also besonders der Wirkungsgrad insgesamt.

    Der „Rohstoff Sonnenhitze“ wird immer mehr und steht fast unbegrenzt zur Verfügung“, scheint im „Übermaß“ eigentlich auch „schädlich“….

    Bei der Windenergie ist das nicht so sicher. Einerseits gibt es eine „Bodenerwärmung“ mit Trockenheit und ein zumindest zeitweiliger Einfluss auf die Wolkenbewegungen ist nicht auszuschließen, wenn die Zahl der Windturbinen drastisch erhöht wird.

  8. @Neumann 10.08. 09:59

    „es geht mehr um den mengenmäßigen Anteil des Wassers bei der Verbrennung als um den wertmäßigen Anteil.“

    Ich wollte ja nur darauf hinweisen, dass Erdgas viel zu wertvoll ist, um es nur wegen des bei der Verbrennung entstehenden Wassers zu nutzen. Und dass auch recht wenig Wasser anfällt, wenn man es nur nebenbei auch nutzt. So komme ich eben auf gut 3 Liter Wasser täglich, wenn ich meinen persönlichen Gasverbrauch rechne. Und das wird auch in der Wüste nicht mehr. Damit kann man keine Wasserkrisen bewältigen.

    @hto 10.08. 11:39

    „Wundert mich nicht, dass solche Sätze im Sinne von “Wer soll das bezahlen?” kommen und somit der Wert von Wasser nicht entsprechend gewürdigt wird.“

    Wie willst Du den Wert von Erdgas und Wasser in Beziehung setzen, wenn nicht über einen angemessenen Preis? Von mir aus nicht in Geld, dann aber in irgendeiner Form von Aufwandszertifikaten.

    Auch ein Supersozialismus würde untergehen, wenn er Erdgas verbrennen würde, nur um Wasser zu erzeugen.

  9. Tobias Jeckenburger,
    dein Hinweis mit dem Industrieschnee zeigt den Zusammenhang auf.
    Respekt !

    Bei uns in Mitteleuropa sind die Ursachen für die Wasserkanppheit einerseits und den Überschwemmungen andererseits woanders zu suchen.
    Bei uns hat die Westwinddrift an Stärke eingebüßt und die Westwinde mit ihren vielen Niederschlägen fehlen.
    Manche Ökologen behaupten sogar , wir haben Winde wie zur Eiszeit, von Nord nach Süd oder von Süd nach Nord. Deswegen schmelzen auch die Gletscher der Alpen ab.
    Meine Vermutung geht sogar soweit, dass der Flugverkehr über den Nordatlantik die Windrichtung beeinflusst.
    Herr Blume, das Wort Ressourcenfluch ist treffend, nur trifft er auch auf die Industrieländer zu, die ernten als Folge des ungezügelten Energieverbrauchs die Erderwärmung.
    Wir sind also nicht viel klüger als die erdölerzeugenden Länder.

  10. @Realo 10.08. 13:00

    „Beim Wasser finde ich die Verschwendung von hochwertigem Trinkwasser z.B. in der WC Spülung, ein Problem.“

    Hier geht es eigentlich mehr um die Verschmutzung. Hier müsste man denn aber irgendwelche Trockentoiletten einbauen, die dann verkompostierend besten Dünger liefern können. Im Prinzip haben die Abwassersysteme in Deutschland Probleme mit dem Wassersparen der Bürger. Es ist bisher kein Problem das Wasser aufzutreiben, aber die zu geringe Fließgeschwindigkeit erfordert Extrareinigungen der Abwasserkanäle.

    Derweil es ziemlich unklar ist, ob wir wirklich in Deutschland flächendeckend soviel Wassermangel haben werden, dass die Versorgung der Haushalte gefährdet wird. Weit vorher werden wir hier mit massiven Mindererträgen in der Landwirtschaft zu kämpfen haben. Wenn wir ein Wassermanagement brauchen, dann für die Landwirtschaft und für das Grün in unseren Städten.

    „Einerseits gibt es eine „Bodenerwärmung“ mit Trockenheit und ein zumindest zeitweiliger Einfluss auf die Wolkenbewegungen ist nicht auszuschließen, wenn die Zahl der Windturbinen drastisch erhöht wird.“

    Das müssen wir in der Tat beobachten. Mit kleineren Schäden für die Bodenfeuchte müssen wir aber wohl leben. Wir haben hier wenig Alternativen zu einem weiteren Ausbau der Windenergie, nur mit PV und Atomkraft wird es vermutlich sehr viel teurer. Auch ein Import von grünem Wasserstoff ist nur als Ergänzung sinnvoll, zuviel davon kann richtig teuer werden. Und die Energiewende ist schon teuer genug.

    Auch PV-Module absorbieren mehr Sonnenlicht als Dächer oder Vegetation. Abzüglich des Anteils, der als Strom abtransportiert wird, wird es hier lokal ein wenig wärmer. Auch hier gilt: Anders geht es wohl irgendwie einfach nicht. Dasselbe gilt für Spiegelkraftwerke in der Wüste, hier wird auch Sonnenwärme aufgefangen, die mehr ausmacht als der vorherige Wüstensand an Sonnenlicht absorbiert.

    Unter Strich ist die Treibhauswirkung von fossiler Energiegewinnung aber um Größenordnungen höher als es die Wärmewirkungen von PV und Windrädern schlimmstenfalls werden kann. Einfach weil sich insbesondere CO2 in der Atmosphäre immer mehr anhäuft und sich die Klimawirkung so immer mehr aufsummiert, und über Jahrhunderte wirksam bleibt.

    Zumal auch fossile Wärmekraftwerke nicht unbedingt weniger Abwärme produzieren als PV oder Windräder. Das gilt übrigens auch für AKWs.

    Irgendwie müssen wir uns mit Energie versorgen. Natürlich können wir auch unseren Konsum überprüfen, das spart dann natürlich auch reichlich Windräder und PV-Module ein. Und macht Ressourcen dafür frei, dass auch die Menschen in den noch armen Ländern eine hinreichende klimaneutrale Stromversorgung hinbekommen.

    Bestenfalls kann das dann wiederum dazu führen, dass hier nicht hunderte von Millionen Menschen nach Europa flüchten wollen, wenn sie mit hinreichend Strom und Geld für Lebensmittel versorgt sind.

    • @all

      Wie schon bei der Covid19-Pandemie zuerst das Klopapier ausging, so denken auch viele Deutsche bei der Wasserkrise spontan an die Toilettenspülung.

      Dazu schrieb ich an @Harald123:

      „Ich begrüße jede Wasser-Einsparung im Haushalt – und muss zugleich doch darauf hinweisen, dass nur ein kleiner Bruchteil des Süßwassers in Privathaushalten verschmutzt und vergeudet wird. Die größten Wasserverschmutzer (nicht -verbraucher, das Wasser verschwindet gerade nicht, es wird „nur“ verschmutzt, vergiftet und vergeudet) sind Industrien und vor allem die Viehwirtschaft. Für jedes Kilo Rindfleisch werden um die 15.000 Liter Wasser verschmutzt – hinzu kommen Emissionen von CO2, Methan und Gülle (v.a. Nitrat). Und dann werden unsere entsprechenden Ausscheidungen auch noch mit Trinkwasser in die Kanalisationen gedrückt…

      Wir Menschen missbrauchen unsere Umwelt, weil wir sie nicht als Mitwelt erkennen und achten. Wir sind eben leider (!) noch keine Hafermilchgesellschaft a la Lanz…“

      Hier auch eine aktuelle Folge des neuen Podcast „Blume & Ince“ zur Wasserkrise:

      https://blumeundince.podigee.io/3-wasserkrisehafermilch

      Allen einen schönen Tag mit klarem Wasser!

  11. @Michael 11.08. 08:13

    „Für jedes Kilo Rindfleisch werden um die 15.000 Liter Wasser verschmutzt.“

    Wo kommt diese Zahl her? Und wieviel Wasser verbraucht ein Kilo Sojabohnen, als Vergleich? Ich würde das bewusst nicht mit Weizen oder Kartoffeln vergleichen, weil der Mensch nun schon hochwertiges Eiweiß braucht. Was man an Tierischem einspart, muss man wohl mit Hülsenfrüchten ersetzten, nur diese liefern vergleichbare Eiweißmengen.

    Das meiste müsste die Verdunstung der Pflanzen ausmachen, die als Futtermittel gebraucht werden. Das betrifft dann ebenso Milch und Eier, und auch Veganes verbraucht Wasser, das die Pflanzen verdunsten.

    In allen Fällen wird das Wasser nicht verschmutzt, sondern verdunstet. Und würde auch verdunsten, wenn die Flächen gar nicht genutzt würden, und etwa Urwald da wachsen würde.

    Was die verdunstete Gesamtmenge betrifft, so ist die vermutlich recht nah bei der Menge, die es auf die Flächen regnet. Das ist ziemlich gut berechenbar:

    Wir haben hier 84 Mio Einwohner auf 360.000 km². Das sind dann 4290 m² Fläche pro Einwohner. Wenn die Hälfte davon landwirtschaftlich genutzt wird sind das dann 2145 m². Der mittlere jährliche Niederschlag beträgt 789 Millimeter pro m², das sind pro Tag 2,16 Liter.

    Hochgerechnet pro Einwohner kommen wir also auf 2145 * 2,16 = 2488 Liter Wasser am Tag. Bei 15.000 Liter Wasser pro kilo macht eine übliche tägliche Portion Rindfleisch von 200 Gramm dann 3.000 Liter verschmutztes bzw. verdunstetes Wasser aus. Das wäre knapp mehr als die 2488 Liter, die die gesamte deutsche Landwirtschaft an Wasser pro Tag und Einwohner verdunstet.

    Natürlich fließt ein Teil des Wassers auch ab, oder verdunstet im Winter ohne von den Pflanzen genutzt zu werden. Aber wir kommen dann eben in etwa maximal auf diese 2488 Liter. Im Vergleich zu dem privaten Verbrauch von etwa 100 Liter am Tag ist die Landwirtschaft in einer anderen Größenordnung. Schon sowieso auch ohne Fleisch, und mit Fleisch dann noch mal mehr.

    Insbesondere würde ich die benötigten Flächen für die Futtermittel, also vor allem Mais rechnen, um verschiedene Fleischsorten, Milch, Eier mit der veganen Variante in Form von Hülsenfrüchten miteinander zu vergleichen. Und dann auch nicht nur auf das einfache Gewicht bezogen, sondern auf die gleiche Menge an Nährwert. Der Wasseranteil der jeweiligen Produkte zählt hier ja nichts, weil er nichts zum Nährwert beiträgt.

    Hier muss ich mal weiter recherchieren, das erscheint mir interessant. Ob dann tatsächlich ein Kilo Rindfleisch 15.000 Liter Wasser verbraucht, müsste sich so feststellen lassen. Und wieviel weniger eine vegetarische bzw. vegane Ernährung an Wasser bzw. Fläche verbraucht müsste sich auch feststellen lassen.

    Auf jeden Fall ist der Wasserbedarf ganz eng an die benötigten Flächen gebunden. Und genau diese Flächen sind ja auch global begrenzt, und entscheiden darüber, wieviel Fleisch überhaupt produziert werden kann. Die nutzbaren Flächen hängen dann wiederum von den jeweiligen Niederschlägen ab.

    Aber auch von deren Verteilung, und davon, wie berechenbar die Niederschläge sind. Was hier diesbezüglich der Klimawandel bringt, das wird sich erst noch zeigen. Wenn die Menschen allerdings weniger wegwerfen, effektiver anbauen, oder z.B. auch Insekten nutzen, dann siehts auch noch mal besser aus. Und Energiepflanzenanbau macht schon mal nur Sinn, wenn man Überschüsse hat, die niemand mehr essen kann.

  12. @Michael 11.08. 16:27

    Interessanter Link. Es zählt hier tatsächlich die Wasserverdunstung beim Anbau der Futterpflanzen. Wenn hier jetzt bewässert wird, und den Menschen das Trinkwasser fehlt, dann hörts wirklich auf.

    Mit weniger Fleisch geht es aber auch schonmal besser. Dann reichen auch eher die Weideflächen für Rinder, und Hühner und Schweine haben ohnehin eine etwas bessere Bilanz als Wiederkäuer. Allerdings können wir nun auch die entsprechenden Flächen nutzen. Man kann da auch wieder Urwald wachsen lassen, oder Naturreservate, die von ungenutzten Wildtieren genutzt werden.

    Aber solange es mir wirklich schmeckt, nutze ich dann auch das Angebot, das halt die landwirtschaftlich genutzten Flächen bieten. Wie gesagt, hier wird nicht das Wasser vernichtet, nicht mal vorrangig verschmutzt, sondern das allermeiste Wasser wird schlichtweg verdunstet. Ohne Nutzung würde wohl ziemlich genauso viel auf denselben Flächen verdunsten, zumindest solange nicht bewässert wird.

    Was die Stickoxide betrifft, so hilft hier auch eine Kompostierung der Mistes. Und das Methan wird m.E. überbewertet. Wenn man mitrechnet, dass Methan in 10 bis 15 Jahren von selber zerfällt, dann macht das nicht mehr viel aus.

    Und wie gesagt, neben an der Menge am Tierischen zu schrauben kann man auch so wirtschaften, dass man mehr Regionales einkauft und fast nichts wegwerfen muss.

    Auch kann man Äcker und Weiden so bewirtschaften, dass sie zur Kohlenstoffsenke werden und gleichzeitig immer besser werden, und auch immer mehr Wasser bei Starkregen aufnehmen können. Hier müsste man nur die EU-Subventionen so umgestalten, dass der Bauer Geld dafür bekommt, wenn er hier in die Zukunft aller investiert.

    Der Energiepflanzenanbau sollte allerdings als Erstes eingestellt werden. Das macht überhaupt keinen Sinn. Und Urwald zu roden finde ich auch nicht gut. Dafür aber unbedingt die bestehenden Flächen vernünftig und nachhaltig zu nutzen.

    • Ich verstehe den Widerwillen – die Reaktanz -, @Tobias Jeckenburger. Doch die Befunde sind klar: Wo weniger Futtermittel für die industrielle Massentierhaltung angebaut werden, können auch Flächen anders genutzt bzw. als Kohlenstoffsenken renaturiert werden. Wer es gut mit unserer Mitwelt meint, verzichtet möglichst schnell auf Tierfleisch und genießt stattdessen Pflanzenkost inklusive Fruchtfleisch. 😊 Auch, wenn es Herrn Lanz ärgert: Wir sollten zügig eine Hafermilchgesellschaft werden.

  13. @Tobias Jeckenburger – sie sind auf der richtigen Spur – https://de.wikipedia.org/wiki/Virtuelles_Wasser.
    Natürlich dient diese Zahl von “15.000 Litern” nur der Abschreckung – Davon sind 14.414 Liter (93,5 %) Regenwasser („grünes Wasser“), das auf die Futterflächen fällt. Der Rest unterteilt sich in Wasser für Bewässerung („blaues Wasser“) und sonstiges Wasser z. B. für Tränken, Reinigung und Verarbeitungsprozess („graues Wasser“).

    Warum Hafer- und nicht Mandelmilch? Nun, vielleicht weil diese 13.000 Liter pro Kilo brauchen… (Quelle: obiger link.)

    Gemüse ist kein Gras, es braucht mehr Wasser als eine Weide – das gehört auch in diese “Bilanz”.

    Rinder haben andere Mägen als Menschen, in der Mast füttert man (neben Heu) z.B. noch Trester und Silage – eine “Bilanz”, die einfach deren “Kalorien” tauscht, ist Augenwischerei.
    Der Mensch kann weder Silage (Sauerkraut aus Gras) verdauen, noch die Rückstände der Saaten, aus denen Öl gewonnen wird (den Trester).

    @Michael Blume – ich weiß, es ist noch nicht Herbst.
    Ich will sie auch immer noch nicht vorführen – aber dann wäre es nötig, dass sie realistische Argumente bringen und nicht diese bereits widerlegte vegane Propaganda wiederkäuen.

    Die Tiere sind nicht das Problem, sondern wir Menschen und die Massentierhaltung.

    Ich fände es besser, sich konkret gegen diese Haltung auszusprechen und sich weniger an der Spaltung zwischen Veganern und Omnivoren zu beteiligen.

  14. @Michael 11.08. 16:27

    „Doch die Befunde sind klar: Wo weniger Futtermittel für die industrielle Massentierhaltung angebaut werden, können auch Flächen anders genutzt bzw. als Kohlenstoffsenken renaturiert werden.“

    Kann ja, weniger ist mehr, muss aber nicht alles. Mir schmeckt Fleisch, und ohne Milchprodukte und Eier komme ich gar nicht klar. Das mag bei mir persönlich auch daran liegen, dass ich viel Zucker und Saft konsumiere. Da brauche ich eher Tierisches, um meinen Eiweißbedarf zu decken.

    Nun gut, ich will nochmal was nachrechnen.

    Wikipedia Stichwort Tierproduktion:

    „Beispielsweise sind von den in Deutschland aufgenommenen 3.500 kcal stammen 1500 kcal aus tierischen Lebensmitteln. Zur Produktion letzterer sind wiederum 10.500 kcal in Form von Tiernahrung nötig. „

    Wir brauchen also 7 mal mehr Kalorien an Futter wie hinterher im Fleisch/Milch/Eiern landen.

    Hier einige Nährwertüberlegungen:

    Wir rechnen einfach alles Tierische so, als wäre es Schweinefleisch:

    Dann brauchen wir 1500 kcal Schweinefleisch
    1kg Schweinefleisch macht
    Kohlenhydrate 4 x 0 g = 0 kcal
    Fett 9 x 130 g = 1170 kcal
    Eiweiß 4 x 180 g = 720 kcal
    Summe 1890 kcal
    1500 kcal sind dann 794 g Schweinefleisch

    Wenn wir das vegan ersetzten wollen, dann tun wir so, als ersetzten wir alles mit Sojabohnen:

    Dann brauchen wir 1500 kcal Sojabohnen:
    1kg Sojabohnen macht
    Kohlenhydrate 4 x 240 g = 960 kcal
    Fett 9 x 240 g = 2160 kcal
    Eiweiß 4 x 370 g = 1480 kcal
    Summe 4600 kcal
    1500 kcal sind dann 326 g Sojabohnen
    Ein Ertrag von 2000 kg pro Hektar entspräche
    200 g pro m²

    Viehfutter kann von schlechterer Qualität sein, wir tun hier so, als würde nur mit Mais gefüttert:

    Wir brauchen dann 10.500 kcal Mais:
    1kg Mais macht
    Kohlenhydrate 4 x 642 g = 2568 kcal
    Fett 9 x 38 g = 342 kcal
    Eiweiß 4 x 85 g = 340 kcal
    Summe 3250 kcal
    10.500 kcal sind dann 3230 g Mais
    Ein Ertrag von 9600 kg pro Hektar entspräche
    960 g pro m²

    Wir brauchen also 3,36 m² um den Mais anzubauen,
    um uns 1500 kcal Schweinefleisch zu leisten.

    Alternativ könnten wir auch 1500 kcal Sojabohnen essen,
    dafür genügen 326 g. Bei 200 g pro m² brauchen wir dann also 1,63 m²

    Aus 3,36 m² für die Futtermittel werden dann 1,63 m² für Sojabohnen zum direktem Verzehr. Das sind die Werte für einen Tag und eine Person. Multipliziert mit 365 Tagen kommen wir auf 1226 m² für den Mais oder ersatzweise 595 m² für die Sojabohnen. Insgesamt haben wir 2145 m² landwirtschaftliche Nutzfläche pro Person zur Verfügung.

    Der komplette Ersatz von Tierischem durch Sojabohnen würde also die zusätzlich nötigen Anbauflächen nur halbieren. Obwohl man 7 mal weniger Kalorien aufwenden muss. Die insgesamt benötigten Anbauflächen sinken dann von 2000 + 3000 = 5000 beim aktuellen Fleischkonsum auf 2000 + 1500 = 3500 bei komplett veganer Ernährung.

    Der Ertrag von Mais ist einfach sehr hoch, Soja hat eben vergleichsweise weniger Ertrag. Der Wasserverbrauch folgt dann ziemlich genau den nötigen Anbauflächen.

    Derweil wir auch noch Weideflächen haben, die nur mit Grasfressern genutzt werden können. Und jede Menge Reste, die an Schweine und Hühner verfüttert werden. Und zumindest in Deutschland werden Energiepflanzen angebaut. Windräder und PV-Module können die Energiepflanzen komplett ersetzen, ohne jeglichen Flächenverbrauch und Wasserbedarf.

    Dennoch wäre eine Reduktion des Tierischen von derzeit 1500 kcal am Tag auf 500 bis 1000 kcal wohl sinnvoll. Das reicht dann aber auch. Wenn Liebhaber von komplett veganer Lebensweise auch klar kommen, ist mir das nur Recht. Dann bleibt mehr Fleisch für mich. Ich persönlich bin derzeit bei etwa 1200 bis 1000 kcal Tierischem.

    Soviel Reaktanz von mir bleibt zunächst mal übrig. Wo wir schon mal bei der Psychologie sind, so gibt es in unserer christlich geprägten Kultur auch die Rolle des Bußpredigers. Hier muss man schon aufpassen, dass man da jetzt nicht drauf reinfällt. Nicht alles was Spaß macht ist Sünde, und nicht jeder Fleischkonsum ist Verschwendung. Zumindest nicht nach meinen Berechnungen, auch wenn diese nicht so einfach sind.

    Auch Wiesen und Äcker können so genutzt werden, dass hier Biodiversität zuhause ist und Kohlenstoff als Humus eingelagert wird. Wenn auch weniger als in Wäldern und Mooren. Der Rest muss dann eben die Energiewende machen, gerne mit breiter Unterstützung von einer generellen Prüfung unseres Konsums.

    • Lieber @Tobias Jeckenburger,

      Danke 🙏 für Ihr Ringen! Auch weiterhin möchte ich auch Ihnen nichts wegnehmen oder verbieten – take your time.

      Selbstverständlich esse ich auch als teil-veganer Vegetarier nicht ein 7faches an Pflanzenkost – ebensowenig wie z.B. die Jains, die religiösen Veganismus seit Jahrtausenden praktizieren und dabei nicht „darben“. Lassen Sie sich von Panik-Rechnungen der fossilen Massentierhaltung-Lobbyisten nicht manipulieren; forschen Sie auch dort ebenso kritisch und konstruktiv nach wie gegenüber dem Neuen.

      Beste Grüße!

  15. @Tobias Jeckenburger – bei ihren Rechnungen haben sie leider ausgelassen, dass es ja nicht nur um Kalorien, sondern um Eiweiß geht, den Stoff aus dem wir Säugetiere bestehen.

    Pflanzliches Eiweiß enthält nicht immer alle Aminosäuren, aus denen sich “unser Fleisch” zusammen setzt.
    Würden wir nur die den Kalorien entsprechende Menge an Mais oder Soja zu uns nehmen, könnte uns das nicht am Leben halten.

    Und: Mais und Soja zählen zwar im weitesten Sinne zu “Gemüse”, aber eigentlich sind es Saaten.
    Nur im Saatgut einer Pflanze produziert sie Eiweiß – im Keim, um sich fortpflanzen zu können. Man müßte also weitere, andere Saaten dazu essen, um die nötigen (essentiellen) Aminosäuren aufnehmen zu können.

    Wobei man dann nicht vergessen darf, dass Pflanzen erst nach dem Blühen überhaupt Samen ansetzen, die Vegetationsperiode also läger ist als bei Blattgemüse (Kohl), bzw. Wurzelgemüse (Möhren) oder z.B. Paprika (“Frucht”).

    Würde es nicht um Veganismus und das “nicht Nutzen von tierischen Produkten” gehen, sähe die Bilanz vollkommen anders aus. (Wenn die fehlenden Aminosäuren durch Eier und Milchprodukten ergänzt werden könnten.)
    Abgesehen davon, dass so vielleicht wieder mehr Einfluss auf die Haltungsformen genommen würde – und es nicht nur potentiell darum ginge, die Nutz-Tiere abzuschaffen.

    Die Energie-Bilanz durch den Wegfall des stickstoffhaltigen Düngers (Mist, Knochenmehl, Hornspäne usw.) haben wir dabei noch gar nicht angesprochen.

    (Bzw. den “Ressourcenfluch” – die Flächen, die überhaupt den Anbau von Nutzpflanzen zulassen. Es lässt sich ja gar nicht jede Weide für den Gemüseanbau nutzen, auch wenn das hier in Europa kaum von Belang ist.
    In den Alpen hat man allerdings schon Probleme mit unserer “veganen Mentalität”, da verbuschen die Almen, weil keiner mehr die Rinder hüten mag.)

    @Michael Blume – Eine gute Dialogregel besteht darin, andere erst zu lesen, bevor mensch ihnen absurde Positionen unterstellt… 😊✅📚
    Dem stimme ich vollkommen zu!

  16. @Michael 12.08. 14:14

    „..ebensowenig wie z.B. die Jains, die religiösen Veganismus seit Jahrtausenden praktizieren und dabei nicht „darben““

    Ich habe jetzt schon öfter gelesen, dass Inder mit halb so viel Kalorien am Tag auskommen als Europäer, unabhängig vom Fleischkonsum. Das mag schon mal einfach am fehlenden Winter liegen, aber kann auch genetische Anteile haben. Entsprechend können auch Jainisten über die vielen Jahrhunderte zu besseren Eiweißverwertern geworden sein.

    Darüber hinaus kann man davon ausgehen, das sich der menschliche Körper auf verschiedenste weise an verschiedene Nahrungsangebote anpasst. Wer einmal angefangen hat, weniger Tierisches zu essen, der mag sich schon über ein paar Monate darauf einstellen, und ein anfänglicher Heißhunger nach Fleisch mag immer mehr nachlassen.

    Dennoch werden wir wohl mit einer Diät wie bei den Jainisten nicht klar kommen können.

    Die menschliche Vielfalt wie auch die menschliche Anpassungsfähigkeit ist stets zu berücksichtigen. Nicht jeder hat dieselben Optionen, aber die Flexibilität ist dennoch erheblich. Ein Leistungssportler hat einen anderen Stoffwechsel als ein Büromensch, und doch kann der Eine seine aktive Kariere beenden, und der Büromensch kann mit 50 auf die Idee kommen, für den Marathon zu trainieren.

  17. @Tobias Jeckenburger – Entsprechend können auch Jainisten über die vielen Jahrhunderte zu besseren Eiweißverwertern geworden sein.
    So was ist meines Wissens nicht möglich. Bessere Kalorienverwertung, ja, aber an den benötigten Aminosäuren zu drehen ist genetisch eine ganz andere Hausnummer.
    Was geht ist eine kulturelle Adaption wie in Südamerika mit Mais und Bohnen.

    Und vielleicht noch was, um zu viel Eiweiß über die Nieren auszuscheiden, ohne dass die kollabieren.
    (Oder Inuit, die keine Eisbär-Leber essen; nicht wg. Eiweiß, sondern Vit. B.)

    Die menschliche Vielfalt wie auch die menschliche Anpassungsfähigkeit ist stets zu berücksichtigen.
    Jep. Und unsere Unfähigkeit angesichts eines Überangebotes.
    Mit Mangel kommen wir besser klar als mit diesen Versuchungen.

  18. @Viktualia 12.08. 15:30 / 21:49

    „Würden wir nur die den Kalorien entsprechende Menge an Mais oder Soja zu uns nehmen, könnte uns das nicht am Leben halten.“

    Natürlich schmeckt Vielfalt nicht nur gut, sondern ist auch essentiell. Ich hatte hier nur zu berechnen versucht, wie sich die Anbauflächen verhalten, wenn man Tierisches mit Pflanzlichem ersetzt. Und hab hier als Beispiel Sojabohnen gewählt, als Vertreter von Hülsenfrüchten, gerade weil hier die höchsten Eiweißanteile vorliegen. Wenn man Tierisches ersetzen will, wird man dies wohl mit eiweißreicherem Ersatz machen müssen.

    Einzelne Qualitäten von Eiweißsorten sind auch wichtig. Man sollte darauf achten, was einem schmeckt und worauf man wirklich Hunger hat.

    „Und unsere Unfähigkeit angesichts eines Überangebotes.“

    Wir lernen hier sicher dazu. Es dürfte klar sein, das auch ein Zuviel irgendwo auch ungesund sein kann. Aber müssen wir denn wirklich maximale Gesundheit suchen? Ich habe den Eindruck, dass man dieses auch übertreiben kann. Die menschliche Konstitution dürfte in jedem Fall recht robust sein, und mit viel Suboptimalem klar kommen.

    Ein Spaß am Essen ist auch nicht zu verachten. Neben Vielfalt kann es auch gerade erfreulich sein, wenn man manches selten isst, z.B. weil es sehr teuer ist. Oder wie Bärlauch, Brennnesseln, Wildbrombeeren und Hallimasche nur selber gesammelt werden kann, so wie es wächst. Und dass man vielleicht auch mit dem Essen wartet, bis man richtig Hunger hat. Es heißt ja auch: Der Hunger ist der beste Koch.

    Oder zwischendurch öfter mal ganz schlicht und billig Pfannekuchen oder Reibekuchen machen. Kartoffeln nur mit Quark oder Leinöl schmeckt auch mal.

  19. @Tobias Jeckenburger – Wenn man Tierisches ersetzen will, wird man dies wohl mit eiweißreicherem Ersatz machen müssen.
    Ja. https://de.wikipedia.org/wiki/Essentielle_Aminos%C3%A4ure

    Das mit den “essentiellen Aminosäuren” funktioniert (ähnlich wie Tetris) nur, wenn wirklich alle “Bausteine” zusammen sind – erst dann wird ein menschliches Protein zusammen gesetzt.
    Sprich, wenn welche fehlen, müssen die armen Nieren die anderen Aminosäuren ungenutzt entsorgen.

    Und das – nicht als Kritik gemeint – stört diese “Rechnung” ganz ungemein.

    Aber müssen wir denn wirklich maximale Gesundheit suchen?
    Müssen wir denn wirklich maximale “Normalität” suchen?
    Das nervt mich viel mehr. Was bitte ist das Problem an Gesundheit?
    Ernsthaft, wäre diese das Goal, würde der gesunden Vielfalt vielleicht mal real mehr Aufmerksamkeit geschenkt.

    Allerdings stimme ich ihren praktischen Ausführungen zu – Pellkartoffeln u.ä. sind ne feine Sache.

    @Michael Blume – Würde das (aus Ihrer Sicht) dann nicht bedeuten, dass das Einüben von Verzicht sogar zunehmend wichtiger wird?
    Wenn sie wüßten – ich habe eine lange Geschichte des “konstruktiven Verzichtes” hinter mir.
    Ich hatte in meiner wilden Jugend mal ein Schlüsselerlebnis, als ich ein Jahr lang “in der Wildnis gelebt” habe (Wales). Ich kann nicht nur selber kochen, sondern auch Feuer machen, Holz hacken, Tiere ausnehmen.
    (Wasser holen, indem man sich an einem Seil den Abhang runter hangelt, den vollen Kanister hochschleppt und vor dem Spülen dann noch ein Feuerchen macht…)
    Mit Pilzen kenne ich mich nicht aus, kann aber so gut wie alle “Unkräuter” benennen.
    Ich beherrrsche die meisten “Kulturtechniken”; nicht nur lesen, schreiben, rechnen, sondern auch weben, schnitzen, töpfern, flechten (von der Ergo-Ausbildung).

    Und seit ich irgendwann mal Eierhürdchen (für Wachteleier) geflochten habe, kann ich unserer Zivilisation sogar was abgewinnen. Inzwischen mag ich “technischen Fortschritt” sogar – mensch müsste nur damit umgehen können.

    Aber ich predige seit Jahrzehnten (es sind echt schon über 30 Jahre), dass das kein “Verzicht” ist, sondern Selbstbestimmung, praktische “Ermächtigung”.
    Ich kann mich auf mich und meine Fähigkeiten verlassen – ganz anders als auf ein Bankkonto.

    Mit dem Ergebnis, dass sich die meisten “vorgeführt fühlen”, wenn man ihre Probleme für lösbar hält…
    ——————————
    Wären wir vernünftiger, könnte man als “wahren Kapitalismus” das bedingungslose Grundeinkommen sehen: wenn alle genug Geld “zum Ausgeben” (für die Sicherung ihrer Lebensgrundlage) hätten.
    Dann bräuchte man nur noch “wahre Preise”, also Kenntnis über die Auswirkung der Produktionswege und der Drop wäre gelutscht.
    (Zumindest grob. Die Feinabstimmung könnte dann aber wohl ein “gesundes Ergebnis” hervorbringen.)

    Tja, theoretisch. Praktisch könnte ich ihnen auch was über den grundsätzlichen Unterschied zwischen “Denken und Handeln” erzählen…

  20. @Viktualia 13.08. 08:15

    „Sprich, wenn welche fehlen, müssen die armen Nieren die anderen Aminosäuren ungenutzt entsorgen. Und das – nicht als Kritik gemeint – stört diese “Rechnung” ganz ungemein.“

    Sehe ich auch. Entsprechend sehe ich ein Ziel von einer Reduktion von 1500 auf 750 kcal Tierisches für hinreichend. Ganz Vegan wird vermutlich wirklich in Mangelernährung enden können, und wir haben ja Weideflächen, die als Acker nicht taugen und auch Überschüsse und Reste, die nicht direkt verzehrt und nur verfüttert werden können. Hier sind wir vermutlich bei einer Halbierung des Tierischen schon angekommen. Hier noch mehr sparen geht dann nach hinten los, das verbraucht dann wieder mehr Anbauflächen, während die Weiden nicht mehr genutzt werden können, und die Überschüsse und Reste weggeworfen werden müssen.

    Wenn wir bei einem Ersatz von 1500 kcal Tierischem durch Hülsenfrüchte theoretisch 30% Anbauflächen sparen, bleiben bei 750 kcal immerhin 15% übrig. Mehr geht eben gar nicht. Das ist nicht ganz soo viel, aber ich fände es dennoch vernünftig. Einfach öfter Erbsen und Bohnen essen, und weniger Zucker, wird hierfür reichen. Mal sehen, wie ich das in den nächsten Jahren in meiner Küche umgesetzt bekomme.

    Mangelernährung wird wohl mit 750 kcal Tierischem noch kein Thema sein.

    Was hier auch noch interessant ist, ist dass in Mitteleuropa naturnahe Wiesen sehr viel Artenreicher sind als naturnaher Wald. Wald ist hier nur eine Variante natürlicher Vegetation. Und Wiesen haben keine Chance gegen das Aufkommen von Wald, wenn hier keine Grasfresser dagegen halten.

  21. @ Viktualia 13.08.2023, 08:15 Uhr

    Ihren Beitrag finde ich sehr interessant. Einerseits bewundere ich Menschen die sich durch die „Wildnis“ schlagen können, oder durch den Krieg, wie z.B. meine ehemalige Nachbarin. Die konnte aus Wiesenkräutern, Wurzeln,…. leckere Gerichte zubereiten und war, wie auch ihr Kriegs versehrter Mann, psychisch unglaublich resilient.

    Aber besonders interessant finde ich Ihre Aussage, das es auf die optimale Kombination an Aminosäuren in der Nahrung ankommt. Das könnte erklären, warum die Asiaten mit wesentlich weniger Nahrung auskommen können, als z.B. Europäer. Sie essen eher sehr wenig, auch wenig Fleisch, aber praktisch jedes „Getier“ das sie haben können, bereiten sie „kunstvoll“ zu.

    Das könnte erklären, dass sie wegen der „Fleischvielfalt“ auch „automatisch“ die optimale Kombination zu sich nehmen. Das hat allerdings den Nachteil, dass sich mehr Viren (z.B. Corona) ausbilden können.

    Mir hat ein Tierarzt erklärt, dass das der Grund ist, warum bei uns nur wenige Tierarten, die auch noch relativ streng „beschaut“ werden, im Kochtopf landen. Bei uns wird auch mehr Milcheiweiß genutzt, das die Chinesen schlecht vertragen.

    Interessant wäre, auf welche Kombination von Aminosäuren genau es ankommt?

  22. @Realo – Interessant wäre, auf welche Kombination von Aminosäuren genau es ankommt?

    Hab ich doch verlinkt, oben “essentielle Aminsosäuren”, Wiki.
    Wenn sie ein wenig googeln, finden sie auch Listen mit Lebensmitteln und Mengenangaben (also dem Verhältnis, in dem man mischen müsste).

    Wenn es nicht explizit vegane Seiten sind, auch welche, wo Gemüse mit Milchprodukten oder Eiern ergänzt werden.

    Das könnte erklären, dass sie wegen der „Fleischvielfalt“ auch „automatisch“ die optimale Kombination zu sich nehmen.
    ?
    Mich dünkt, sie haben´s doch noch nicht ganz verstanden – Fleisch ist Fleisch, ich wüßte von keinem Tier, das nicht alle essentiellen Aminosäuren enthält.

    Aber nicht alle Gemüsesorten (bzw. überhaupt eher Saaten, also Bohnen, Mais, Getreide, aber z.B. auch Kohl) enthalten überhaupt viel Eiweiß und dann halt nicht alle (für uns wichtigen) Aminosäuren.

    Thema war ja, ob man einfach die Fleischkalorien durch Gemüsekalorien ersetzen könne – und die Antwort ist: nein. Jedenfalls nicht ganz so einfach.
    (Ernährungstechnisch ist es möglich, aber wie das dann noch irgendeinen positiven Einfluss auf die Klimakrise haben soll, halte ich für fraglich.
    Und unter “Tierschutz” stelle ich mir was anders vor als alle zu keulen.)

  23. Vely luschdiek.

    Ansonsten denkt der Schreiber dieser Zeilen auch an den Gold-Rush des vorletzten Jahrhunderts, dass vielen (Männern) das Leben gekostet hat.
    Wobei? – Ist Gold eine Ressource?
    (Vermutlich ja, denn es gibt auch technische Anwendung von Gold, die Anwendung von Gold auf Frauen, auch mögliche Anwendung von Frauen durch Gold soll an dieser Stelle nicht näher beleuchtet werden.)

    ;Mit freundlichen Grüßen
    Dr. Webbaer (der weder evangelisch, noch großartig zeichnerdichterisch ist,
    not yet)

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