Kann man Religionswissenschaft im Internet fair diskutieren? Ein Zweifel

Ein sehr bekannter, muslimischer Aktivist und Intellektueller schrieb mir vor wenigen Tagen diese Zeilen zu “Islam in der Krise”:

Michael, mein Lieber. Starkes Buch. Es gab Momente beim Lesen, in denen ich reflexhaft widersprechen wollte und fast sogar sauer wurde, doch ich musste diese Momente aushalten. Ich musste sie aushalten, sacken lassen, dann wiederkäuen und versuchen ganz zu verdauen. Es piekste! Doch vielleicht ist genau das notwendig. Auf jeden Fall hat mir auch stark geholfen, dich vorher kennengelernt zu haben. Zu wissen, dass DU ein Guter bist. Danke und beste Grüße – XY

Ich schluckte – und wusste, was er meinte. Empirische Wissenschaften haben die Eigenschaft, nicht immer die Befunde zu ergeben, die wir uns selbst wünschen würden. Dann entsteht eine kognitive Dissonanz, die ärgern oder sogar richtig schmerzen kann. Dann stehen wir alle vor der Wahl, dem Befund auszuweichen, ihn wegzuinterpretieren (was einfacher ist), oder der Erkenntnis zuliebe durch den Schmerz durchzugehen (was schwerer ist). Aber damit ist es nicht einfach gut, denn auch die neue Erkenntnisstufe wird wieder herausgefordert werden…

Und bei “großen Themen” wie Religion, Evolution, Demografie und eben Islam geht es natürlich bei sehr viel mehr Menschen um “viel” und mehr, als wenn ich zum Beispiel über die Evolution von Sprache oder Musik forschen und bloggen würde.

Auch ich habe mich oft über Thesen und vor allem Daten geärgert, die mir nicht ins Weltbild gepasst haben. Einmal, vor vielen Jahren, habe ich sogar einen Datensatz so gekürzt, dass er meine Anfangsannahme geschont hätte – und erst kurz vor der Veröffentlichung des Artikels in einem Sammelband doch noch die Kraft gefunden, den ganzen Daten ins Auge zu sehen, meine Annahme zu verwerfen und die vollständige Tabelle zu publizieren. Vermutlich hätte es niemand gemerkt, doch denke ich auch heute noch voller Scham an diese “Schwächephase” zurück.

Hier die Rückmeldung eines humanistischen Freundes auf ein (Sach-)Buch. Hätte auch ein Blog so informativ wirken können? Ich bezweifle es inzwischen. Screenshot: Michael Blume

Der muslimische Freund und Leser hat diesen Prozess des Ringens zwischen Wissenschaft und kognitiver Dissonanz m.E. eindrucksvoll und wahrhaftig beschrieben. Auch ich selbst erkenne mich in seinen Erfahrungen sehr gut wieder. Doch er hat ein Medium benutzt, das genau für diese Form der Auseinandersetzung sehr gut beschaffen ist: Das Buch, genauer, das Sachbuch.

Ein Buch zwingt sich uns nicht auf, wir können die Geschwindigkeit wählen, Zeilen unterstreichen, überdenken, nochmal lesen, aufschieben. Bücher sind ruhige und beruhigende Medien.

Die digitalen Medien sind das Gegenteil davon: Zur Schrift treten Bilder und Töne und vor allem die Schnelligkeit und Interaktivität. Oft werden nur die Überschriften gelesen, schon gehen die ersten Gefühle hoch und manchmal auch Kommentare heraus. Während das gedruckte Buch der Inbegriff des privaten Lesens ist, findet digitale Kommunikation in gefühlten Öffentlichkeiten statt, die sich schnell in “Freund und Feind” teilen. Wenn ein Buch einem stillen See gleicht, das mit einem Floß überquert werden kann, dann “Social Media” einer stürmischen See, auf der noch dazu Piratenschiffe jeden ruhigen Gedanken kapern wollen.

All das weiß ich kognitiv schon, habe am KIT Karlsruhe ja auch genau darüber unterrichtet (siehe Vortrag). Doch inzwischen frage ich mich im Angesicht von 712 Blogposts und über 25.000 (!) Kommentaren auf “Natur des Glaubens”, ob ich nicht selbst viel zu vielen Menschen mit einem religionswissenschaftlichen Blog auch “zu nahe trete”. Der gleiche Text, der Sie und mich in gedruckter Form ggf. informieren würde, könnte Sie und auch mich in digitaler Form möglicherweise eher radikalisieren. Das ist aber ziemlich genau das Gegenteil von dem, was ich anstrebe. Hatten jene Recht, die davor gewarnt haben, Wissenschaft digital zur Debatte zu stellen? Oder müssen wir – wir alle – erst Recht lernen, mit uns selbst, den immer neuen Medien und den Schmerzen des Erkennens umzugehen?

Mit diesem Zweifel ringe ich gerade. Und wie Sie wissen, tut das mitunter richtig weh…

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

32 Kommentare

  1. Sehr geehrter Herr Blume:

    Auch ich habe mich oft über Thesen und vor allem Daten geärgert, die mir nicht ins Weltbild gepasst haben. Einmal, vor vielen Jahren, habe ich sogar einen Datensatz so gekürzt, dass er meine Anfangsannahme geschont hätte – und erst kurz vor der Veröffentlichung des Artikels in einem Sammelband doch noch die Kraft gefunden, den ganzen Daten ins Auge zu sehen, meine Annahme zu verwerfen und die vollständige Tabelle zu publizieren.

    Nun immerhin haben Sie die Stärke gehabt, die vollständigen Daten zu veröffentlichen. Aber der Wunsch, unliebsame Daten auszublenden, ist recht häufig anzutreffen.

    Die digitalen Medien sind das Gegenteil davon: Zur Schrift treten Bilder und Töne und vor allem die Schnelligkeit und Interaktivität. Oft werden nur die Überschriften gelesen, schon gehen die ersten Gefühle hoch und manchmal auch Kommentare heraus.

    Beim Buch ist dies meiner Meinung nach immer noch was Besonderes. Schon bei Zeitungen kann des Differenzen zwischen Überschrift, Anreisser (Teaser) und dem eigentlichen Text geben. Bei Online-Medien ist das wohl noch etwas stärker. Man macht sich eventuell aus den obigen Teilen des Artikels seine Meinung, und im Extremfall gibt man seinen Kommentar ab, ohne den Text zu lesen. Das passiert mir auch manchmal.

    • Vielen Dank für die Rückmeldung, @Rudi Knoth! Freilich muss ich einräumen: Da es ein Sammelband mit Abgabetermin war, hatte ich noch eine knappe Woche, um durch den Schmerz zu gehen und den Artikel zu korrigieren. Hätte ich ihn digital sofort publiziert und „verteidigt“, so wäre ich bei diesem Thema vielleicht völlig falsch abgebogen und hätte auch einen ethischen Fehler verlängert.

      Sie spüren, ich bin ein wenig verunsichert…

  2. Die digitalen Medien sind das Gegenteil davon (vom Buch), weil sie durch Kontroverse wachsen. Sie erschaffen ein destruktives Klima, um besser zu gedeihen. Dazu gibt es inzwischen genügend belegende Daten.
    Harmonie weckt schwaches Interesse und zu wenig Emotionen, die aber nötig sind, um Traffic zu erzeugen. Der Noradrenalinrezeptor muss bedient werden.
    Wieso spielen Glaube, Überzeugung und Religion daher solch eine offensichtliche Rolle bei Fragen um Macht über andere und Steuerung (von Systemen)?
    Weil auf essentielle Prozesse unseres Gehirns eingewirkt wird. Gerade durch die neu erschlossenen, interdisziplinären Möglichkeiten in der Wissenschaft, ist es daher meines Erachtens unumgänglich, das Ursache-Wirkungsprinzip der digitalen Nutzung und Präsentation von Daten besser zu erforschen und zu verstehen.
    Ein Evolutionsbiologe, die Neurowissenschaftlerin und der KI-Spezialist, sie alle sind Teil des ganzen Konzepts. Denn letztlich darf Wissen und Weisheit nicht der Methode untergeordnet werden, wenn wir bislang gar keine Gewissheit besitzen, ob diese Umarmung im Zeitraffer der binären Matrix, umhüllt von PE, allen Anforderungen und Szenarien der Menschheit und ihrer existenziellen Fragen gerecht werden kann.
    Als Journalistin kämpfe ich jeden Tag mit dem gleichen Zweifel wie Sie, meine Vita ist voller analoger Widersprüche, die so gar nicht in eine formale Sprache eines Computers oder eines SEO-Algorithmus passen will. Trotz aller Mühen, Mensch und Historie, Anthropologie und Philosophie, DNA und Neutrinos, Fakten und Intuition unter einen schönen, großen, passenden Neuzeithut zu bekommen, mussten wir doch inzwischen feststellen, dass wir Wissen und Erkenntnis zwar fleißig teilen und/oder aus-/bewerten; es herrscht aber ein grober Mangel an ZEIT für Evaluation-Austausch-Szenario(-entwicklung). Es reicht eben nicht, sich für Twitter oder facebook speed-zu-updaten, nur, weil wir schleunigst liefern sollten. Grundsätzlich befinden wir uns gerade in einer dem menschlichen Organismus (biochemisch) und Geist (philosophisch/psychologisch) widersprechenden Asymbiose mit unserem Werkzeug. Dieses Phänomen springt dem Nutzer direkt ins Gesicht und Gemüt, betritt man eine digitale Oberfläche. Schaue man sich nur die Verwirrung selbst mutigster Pioniere der Virtualität an, wie Jaron Lanier, der von dem einstigen Verkünder der besseren Welt durch Bits’n’Bytes zum wohl schärfsten Kritiker seiner IT-Zunft und des Silicon Valley wurde.
    In seinem speziellen Fall jedoch nicht, um die anfänglich in meinem Kommentar postulierte Kontroverse zu bedienen, sondern durch Überlegung und Kontemplation. Homo sapiens sapiens kreiert nur weitere Werkzeuge; und das unterscheidet uns im 21ten Jahrhundert A.D. nicht wirklich von unseren Paläotypen. Das Konzept “Mensch” dabei so umzustrukturieren, dass es wenigen viel nutzt, aber uns als Spezies allgemein im Status des ewigen Wartens auf das neue Update belässt, halte ich für den falschen Pfad.
    Der Zweifel, ist die Absicht der besseren Wendung.
    Das zeigen gerade die spirituellen und philosophischen Zeugnisse seit Anbeginn (unserer Aufzeichnungen) eindrücklich.
    Danke für Ihren Zweifel!

    • Ja, @Susan Ville – da kann ich jede Zeile unterschreiben (wenn sich auch teilweise meine Begriffe disziplinär unterscheiden). Aber den von Ihnen formulierten Zweifel teile ich, er arbeitet in mir…

  3. Normal, daß neue Medien auch grundsätzliche Zweifel aufkommen lassen (nehme mich nicht aus als “User”), wär auch schlimm, wenn nicht.
    Letztlich wirds aber immer auf das Niveau des Umgangs ankommen, wer digitale oder analoge Medien grundsätzlich verteufelt, verpasst große Chancen.
    @Susan Ville
    “Jaron Lanier, der von dem einstigen Verkünder der besseren Welt durch Bits’n’Bytes zum wohl schärfsten Kritiker seiner IT-Zunft und des Silicon Valley wurde.”
    Vielleicht ist das ja stellvertretend für die aktuelle (digitale) Entwicklung.
    Die fast religiöse und sehr naive Überbewertung des frühen Internet erfährt jetzt ihren Kater und neigt dabei zur genauso überzogenen Gegenreaktion.
    Was haben sie uns nicht für einen Blödsinn erzählt, die “gute” neue Netzwirtschaft, totale Tranaparenz, jeder liebt jeden in der globalen Gemeinschaft und ähnliches blabla.
    Irgendwann pendelt sich das wieder ein in einer sinnvollen Mitte, es braucht ein wenig Geduld.
    Und, @Michael Blume, es ist richtig, Wissenschaft auch digital zu vermitteln, alles andere würden Viele mit Recht als Elfenbeinturm auffassen.

  4. Jenseits aller disziplinärer Begrifflichkeit, darf ich Ihnen einfach auch für Ihren Mut danken, sich diesen neuzeitlichen Herausforderungen zu stellen. Sie sind für mich ein gutes Beispiel und Vorbild, dass man sich nicht zwischen Ergebnissen oder Evaluationen entscheiden muss, wenn die Erkenntnis in der Verbindung beider/mehrerer liegen kann. Ich schaue Ihre Vorträge auf YouTube sehr gerne und lese Ihre Texte, weil diese eben nicht die eine statische Schule/Lehre abbilden, sondern dynamisch sind und Diskurs fördern. Sie besitzen die Offenheit, sich der anderen Meinung zuzuwenden, statt sie – wie heute meistens üblich – rhetorisch auszutricksen. Gerade diese Offenheit macht für mich einen guten Wissenschaftler (und Menschen) aus.

  5. Dr. Blume

    einen schönen Sonntag wünsche ich Ihnen.
    Um gleich zum Wesentlichen zu kommen, man kann nicht fair diskutieren , man muss fair diskutieren , sonst schadet man dem Thema und letztlich sich selbst oder den Diskussionspartnern.
    Der Unterschied zum Buch liegt auf der Hand, der Moderator ist nicht nur der neutrale Begleiter, sondern wird selbst zum Ziel von Angriffen, muss die Angriffe aushalten und sachlich bleiben, aber auch seelsorgerisch tätig werden, wenn die Situation es erfordert.
    So ein Thema wie Religionswissenschaft kann man nicht nebenbei beim 5 Uhr Tee abhandeln, da wird die ganze Person gefordert und der eigene Standpunkt infrage gestellt. Und schließlich erfüllen Sie eine Mission , sonst würden Sie sich diese Bürde nicht aufhalsen.
    Dazu wünsche ich allzeit den angemessenen Gleichmut.

  6. Bitte nicht “Internet” und “social media” verwechseln. “Im Internet” kann man geschätzten Gesprächspartnern durchdachte Mails schreiben, PDF Bibliotheken anbieten und gemeinsam Wikis pflegen. Werbefinanzierte “social media” haben Manipulation als Geschäftsmodell, da kann man nicht mehr erwarten als eben dies.

    • @Steffen

      Nun, ich würde tatsächlich davon ausgehen, dass sich schon das Schreiben von EMails und Briefen deutlich unterscheidet.

      Über werbefinanzierte Algorithmen hinaus sehe ich bei Internet-Medien Beschleunigungs- und Verbilligungseffekte, zudem Veränderungen der Haptik und Optik, die die Kommunikation insgesamt tiefgreifend verändern.

  7. Zum Islam hatte ich eine kurze aber sehr interessante Diskussion mit einem Ägypter als Reiseleiter in Jordanien, der ein gutes Deutsch sprach. Er erklärte uns den Islam und hob historisch gemeinsame Grundlagen u. a. Abraham für das Judentum, Christentum und den Islam hervor.
    Ich fragte ihn: Warum haben dann die Muslime so einen Hass z. B. auf die Christen?
    Er erklärte mir, dass das an ihrem meist noch niedrigen Bildungsstand liegt.

  8. Ich empfinde dieses/diesen Blog als herzerfrischend.

    Und ja: mitunter könnte man empfinden als „ … nicht mehr fassen können jenes Grund auf dem wir alle stehn“.,.

    Ich finde man sollte die wasser lernen mit denen man gewaschen gewirkt sein soll

  9. “Kann man Religionswissenschaft im Internet fair diskutieren?”

    Beiträge einfach zu zensieren, ist jedenfalls nicht fair.

    • @Peter Müller

      „Zensur“ wäre ein staatlicher Eingriff in die Pressefreiheit – hier aber geht es um mein Recht zu entscheiden, was auf meinem Blog erscheint. Und natürlich wissen Sie, dass Ihre blaubraunen Lieblingsseiten Andersdenkende besonders rabiat wegmoderieren. Sie streben ja auch selbst eine autoritäre Gesellschaft mit weniger Freiheitsrechten vor allem für Minderheiten und Zuwanderer an. Also blamieren Sie sich bitte bei „Null Toleranz“ sowie „Law & Order“ nicht durch #mimimi. 😉

      Denn das ist eben doch das zentrale, digitale Problem: Internet-Trolle suchen gar keine sachlichen Diskussionen, sondern sehnen sich nach Aufmerksamkeit, dem Gefühl von Macht und der Demütigung anderer. Da mein Blog auch islamische und jüdische sowie demografische Themen behandelt, würde er von rechten Trollen sofort gekapert, wenn ich dies zulassen würde.

      Sie dürfen sich daher darauf verlassen, dass ich auch in Zukunft nicht mit mir und der Zeit der ehrlich Interessierten spielen lasse und Trollereien keinen Raum lasse. Trollen, Hatern und Cranks gönne ich gerne etwas Musik: 🙂
      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/trollkunde-sockenpuppen-cranks-und-hater/

  10. Vielleicht mag man die Arabellion irgendwann tatsächlich als Beginn der islamischen Aufklärung begreifen. Sie helfen uns mit Ihren Beiträgen, nicht nur dafür mehr Verständnis aufzubauen. Machen Sie einfach weiter. Auch Markweger mag mit seinen Resten sozialdemokratischer Häuslichkeit, sofern noch vorhanden, begreifen, dass er als Kuffar dieser Aufklärung mehr hilft, wenn liberale säkulare ( laizistische) Verfasstheit, von und mit er auch lebt, mal erfahren werden darf. Sicher haben dabei auch tradierte kulturelle Rollenbilder eine Bedeutung und er wird verstehen ( hoffe ich), dass er mit seiner Sichtweise den radikalen Moslems näher steht, als er sich mit seinen Äusserungen distinguiert. Ich jedenfalls befasse mich intrinsich nicht unbedingt mit spirituellen Themen. Da Spiritualität und Religiösität jedoch von der weitaus grösseren Mehrheit der Menschheit mehr oder weniger praktiziert wird, spielt sie im soziologischen und politologischen Sinne eine zentrale Rolle. Da erhellen Sie mit ihren fundierten Beiträgen eigene Gedanken. Und Sie bringen Gedanken. Nicht jeder hat halt dabei Gelassenheit.

  11. Für mich als (normalerweise) stillen Mitleser sind die Kommentare und Ihre Auseinandersetzung mit ihren und den Kommentatoren ein großer Zusatznutzen.

    Oder wie Susan es ausgedrückt hat:

    Die digitalen Medien sind das Gegenteil davon (vom Buch), weil sie durch Kontroverse wachsen. Sie erschaffen ein destruktives Klima, um besser zu gedeihen.

    Bei der Gelegenheit: vielen Dank für Ihre Mühe und diesen Blog!

    • Vielen Dank, @Jochen, für diese Rückmeldung! Dass auch die Kommentardebatten einen Nutzen für Leserinnen & Leser erbringen könnten ist in der Tat Motivation und auch manchmal Trost… 😉 🙂

  12. Der Islam, als theozentrischer Kollektivismus und Herrschaftssystem, ist -leicht erkennbar- intrinsisch verbrecherisch.

    Der Schreiber dieser Zeilen wünscht dem so erklärten Guten, einer Einschätzung der sich auch ansatzweise Dr. W anschließt, das Beste für die bundesdeutsche Einarbeitung des Islam.

    MFG
    Dr. Webbaer

  13. Schreiben Sie dann vielleicht auch etwas über den antikommunistischen und antinationalsozialistischen “Rassismus”, lieber Herr Dr. Blume.

    MFG
    Dr. Webbaer

    • Nein, @Webbaer – da es doch ebenso leicht wie notwendig ist, Religionen (Traditionen des Glaubens an überempirische Akteure/höhere Wesen) von politischen Ideologien zu unterscheiden.

      Weder das Judentum, noch der Islam oder irgendeine andere Weltreligion lassen sich auf nur eine Auslegung reduzieren. Das haut schon ganz empirisch nicht hin.

      (Und für Psychologie-Fans interessant: Wie Sie von jedem Thema zu Ihrem geliebten, benötigten Feindbild Islam kommen.) 🙂

  14. @Peter Müller

    Beiträge einfach zu zensieren, ist jedenfalls nicht fair.

    Niemand hat einen Rechtsanspruch darauf, daß sein Leserbrief in einer Tageszeitung seiner Wahl veröffentlicht wird. Warum sollte das im Internet anders sein? Niemand hindert Sie daran, eine eigene Zeitung oder einen eigenen Blog aufzumachen bzw. dies mit Gleichgesinnten zu tun; das wäre Zensur.

    Blogs mit Kommentarfunktion wie diesen hier sehe ich als das private digitale Wohnzimmer des Herrn Blume, wo hinein er Menschen einlädt, seine Thesen mit ihm wie untereinander zu diskutieren. Da übt er in jeder Hinsicht, technisch, juristisch das Hausrecht aus: Selbst wenn jener sich an jegliche Netiquette und Blogordnung hielte, Herr Blume könnte auch jedermann schlicht rein willkürlich vor die Türe setzen, weil dessen Nase ihm nicht gefiele. Wenn ich das bin, muß mir das nicht gefallen; aber da ich keinen Anspruch habe darauf, auf Herrn Blumes Party anwesend zu bleiben, müßte ich mir halt eine andere suchen.

    Anders sehe ich das bei Leitmedien wie Facebook oder Twitter. Das sind meines Erachtens aufgrund ihrer großen gesellschaftlichen Bedeutung Fußgängerzonen; da muß ein jeder die Möglichkeit haben, seinen Stand aufzumachen, wo er Kochtöpfe verkauft, kostenlos Bibeln verteilt, für Greenpeace wirbt oder, ja, auch zu meinem Mißbehagen für die AfD. Sofern er nicht gegen die Verfassung hetzt oder die Menschenwürde; die Lies!-Stände sind meines Erachtens mit Recht verpönt. Aber da ist ja auch schon Vieles auf dem Weg.

    Nur würde ich die Zensurdiskussion, die derzeit viele auch aufgrund des Netzwerks…Gesetzes hin um Facebook und Twitter und gesperrte oder temporär gesperrte Accounts führen, nicht auf jeden x-beliebigen Blog ausweiten. Hausrecht finde ich bei kleinen Veranstaltungen wie diesen hier mehr als angebracht. Privates Hausrecht hingegen kann bei öffentlichen Großveranstaltungen und de-facto-Monopolen wie FB und Twitter nicht mehr geltend gemacht werden. Hier sind FB und Twitter keine privaten Großevent-Veranstalter mehr, hier nehmen sie stellvertretend für den Staat öffentliche Aufgaben wahr.

    Was nicht nur europäische Gerichte so sehen. Trump ist in den USA neulich verboten worden, Diskussionsteilnehmer auf seinem Account zu blocken (wie das hierzulande die AfD noch reichlich darf und tut). Das ist ein öffentlicher Account einer öffentlichen Person, wo dieser nicht Kuchenrezepte austauscht; da muß sich ein jeder äußern dürfen.

    Letzter Hinweis: Herr Blume muß sogar auch von Rechts wegen „zensieren“, da er für die Inhalte auch der Kommentare hier haftet. Zeitungen betonen zwar immer wieder, daß die Meinungen der Leser nicht unbedingt die Meinungen der Redaktion wiedergeben; mit einem solchen Disclaimer allerdings wären sie nicht aus dem Schneider, würden sie Leserbriefe abdrucken, in denen z.B. der Holocaust geleugnet wird. (Und wir wollen ja gar nicht wissen, wie viel Müll bei gewissen Themen Herr Blume zu sehen bekommt und uns erspart :()

  15. @Peter Müller

    Michael Blume schrieb:

    Und natürlich wissen Sie, dass Ihre blaubraunen Lieblingsseiten Andersdenkende besonders rabiat wegmoderieren.

    Als Belege führe ich mal an das AfD-Paninialbum und AfD-Bingo 🙂

    Unterhaltungsspiele in diesem Frühjahr, die auf der Beobachtung beruhen, daß sich Twitterer selbst auf AfD-Seiten blockiert fanden, wo sie noch gar nicht aktiv / aufgefallen waren, was zu dem Schluß führte, daß die AfD wohl über ziemlich umfangreiche Blockierlisten verfügt, die sie ihren Leuten zur Verfügung stellt. (Böhmermann hat da nur gekontert, wie nichts von seiner ReconquistaInternet-Geschichte originell war.)

  16. Lieber Herr Dr. Michael Blume, das, was aus Sicht einiger zu Doitschland (vs. Deutschland) gehört ist ja herrschaftssystemvollständig, da fehlt nichts, was es von einem Herrschaftssystem wie bspw. dem (seinerzeitigen) Sozialismus i.p. Vollständigkeit unterscheidet, insofern darf man auch dagegen sein ohne irgendwie in Bezug auf gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit begründet belangt zu werden.
    Es ist natürlich schön, wenn der Autor von ‘Islam in der Krise’ im Web auf Feedback reagiert, sich bspw. wundert, wie dieses heutzutage wieder sehr relevante Thema Aufmerksamkeit findet.
    Die hier gemeinte Veranstaltung, die auch religiöse Züge trägt, im Kern aber ein Herrschaftssystem ist, darf aus diesseitiger Sicht von Religionswissenschaftlern nicht auf Religiösität reduziert werden.
    Und diese Emotionalisierung der Debatte, muss sie sein?

    MFG + weiterhin viel Erfolg!
    Dr. Webbaer

    • Ja, @Webbaer – auch die negativen Effekte neuer Medien zu beschreiben und zu reflektieren ist m.E. eine wissenschaftliche und auch bürgerschaftliche Aufgabe.

      Gerade ist eine neue, große Studie erschienen, die einen massiven Anstieg antisemitischer Stereotype im Internet festgestellt hat:
      https://www.deutschlandfunk.de/studie-der-tu-berlin-antisemitismus-im-internet-waechst.691.de.html?dram:article_id=423244

      Sie, lieber @Webbaer, haben sich ebenfalls digital anti-muslimisch emotionalisiert und radikalisiert. Und klar frage ich mich, warum auch Dutzende Blogposts und Hunderte, oft konstruktive Kommentardebatten zwischen uns kaum durch Ihren antimuslimischen Wort- und Denkschwall dringen konnten. Wie ja auch bei eingefleischten Antisemiten, Impfkritikern oder anderen Verschwörungsgläubigen scheint es Momente zu geben, ab denen das Weltbild abgeschlossen, erstarrt und für differenzierte Sachinformationen kaum mehr zugänglich ist.

      Ggf. verstehen Sie, dass ich dies tragisch finde und es natürlich die Frage nach der Sinnhaftigkeit des Wissenschaftsbloggens aufwirft…

  17. Lieber Herr Dr. Michael Blume, -irgendwie scheint die Antwort-Funktion hier ausgefallen zu sein, Dr. W hatte jeweils brav auf die Schaltfläche mit der Beschriftung ‘Antworten’ geklickt, um die Hierarchisierung des Diskurses möglichst sicher zu stellen- hier ist Ihre Frage noch einmal zitiert :

    Ggf. verstehen Sie, dass ich dies tragisch finde und es natürlich die Frage nach der Sinnhaftigkeit des Wissenschaftsbloggens aufwirft…

    Kritiker, auch besondere Kritiker, gar Religionskritiker und Humanisten waren nie in ihren Beiträgen auf Konsens angelegt, es darf an dieser Stelle an das Buch mit dem Namen ‘Kriminalgeschichte des Christentums’ von Deschner erinnert werden, das unfair war, wichtich (nd.) aber bleibt das Offenhalten des Diskurses.

    Kritik muss nicht solidarisch oder konstruktiv sein.

    Sie machen halt Ihr Ding, Dr. W stimmt gerne oft zu, manchmal auch nicht, und mehr passiert nicht.
    Klar, es scheint heutzutage nicht angeraten zu sein das, was aus Sicht einiger zu Doitschland (vs. Deutschland) gehört, streng zu kritisieren, abzulehnen und als intrinsisch bösartig zu bezeichnen, aber X-Ismus oder gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit (in Bielefeld entwickelt und promoviert, aber trotz guter Idee nicht international beachtet – Weiß jemand warum nicht?) entsteht so nicht.

    Sie tun Gutes, haben sich aber auch mit bestimmter Verteidigung von nicht zu Verteidigendem den Unmut auch politisch rechter Kräfte zugezogen; den dürfen Sie aushalten, vielleicht liegen Sie ja auch nicht richtig mit allen Ihren Nachrichten.

    Also, 1.) Wissenschaftbloggen ist gut und wichtich (nd.) 2.) das Bloggen ist für Wissenschaftler gut und allgemein nützlich und 3.) eine besondere Tragik zumindest liegt nicht vor, auch wenn Ihr Langzeit-Kommentatorenfreund nachvollziehen kann, dass Sie für Ihre Sichten auch unzulässig angegriffen werden, im Sinne der Übergriffigkeit, und sich nachvollziehbarerweise verfolgt sehen.

    Die Rede bleibt nicht ohne Konsequenz, wobei Dr. W, der sich ja ebenfalls gelegentlich exponiert, sich wünschen würde, dass unsereins sozusagen unbehelligt reden könnte, gerade in einem aufklärerischen Gesellschaftssystem muss dies möglich sein.

    MFG + weiterhin viel Erfolg!
    Dr. Webbaer

  18. Lieber Herr Blume,
    ich bin ein eher stiller Leser ihres Blogs – und auch ein eher stiller Leser vieler anderer Blogs. Doch jetzt möchte ich mir kurz die Mühe machen, ihnen mitzuteilen, dass ich persönlich mich regelmäßig durch ihre Beiträge informiere – und nicht radikalisiere 😉
    Ich kann ihnen nicht beantworten, wie gut man Wissenschaft im Internet diskutieren kann. Aber das Internet kann eine fantastische Quelle sein, um sich weiterzubilden. Und dies tue ich unter anderem hier bei ihnen.
    Gerade auch für Leute, die vielleicht sehr wenig Geld haben und sich daher eher drei mal überlegen, ob sie sich ihr Buch leisten können, stellt ein kostenloses Angebot wie hier auf den Sciencelogs eine wichtige Möglichkeit da, Wissen zu erlangen und auch etwas von den aktuellen Entwicklungen in verschiedenen wissenschaftlichen Bereichen kennen zu lerenen.
    Insofern sollten sie die Daseinsberechtigung ihres Blogs nicht auf das sichtbare Gelingen oder Scheitern von Diskussionen im Rahmen ihrer Beiträge herunterbrechen – die Radikalsten sind doch immer die Lautesten, von denen man am meisten mitbekommt, und ich bin sicher, es gibt noch sehr Viele mehr wie mich, die sich einfach nur informieren wollen und dabei durchaus flexibel in ihren Meinungen sind.

    Lieben Gruß und einen schönen Abend noch!

    • Vielen lieben Dank, @Baumgarten – dieser Kommentar bedeutet mir viel! Denn Sie haben selbstverständlich Recht: Unter den vielen Leserinnen und Lesern des Blogs werden naturgemäß jene öfter und „lauter“ kommentieren, die radikalere Ansichten vertreten. Es könnte also gut sein, dass ich von vielen, die für sich vieles mitnehmen, nie höre bzw. lese…

      Nochmal Danke – ein starkes Argument! 😊👍🌈

  19. Lassen Sie sich von I.E. radikalen Meinungen bitte nicht stören, Sie machen Ihr Ding und Sie haben Respekt verdient, Herr Dr. Michael Blume
    MFG
    Dr. Webbaer (der als soz. sozialliberal auch gar nicht radikal ist, von der Ablehnung des Kollektivismus einmal abgesehen, auch als Antikommunist, Sie haben die Zeit des Appeasements und der wohlwollenden Berichterstattung über den sog. Ostblock ja womöglich nicht mehr mitbekommen, sie hat einige geprägt)

  20. Opi W sieht schon das Günstige in bestmöglich Jedem.
    KA, wie genau Sie in die Lage versetzt wurden den Islam zu verteidigen, an sich würde Dr. W von jedem anständigen Menschen verlangen dies nicht zu tun, allerdings steht Ihnen Dr. W Anstand gerne zu.
    Sie sind ein bemerkenswerte Fall.

    • Oh, das ist nicht so schwer zu verstehen, @Webbaer.

      So verstehen Sie sich doch selbst – zumindest als Bekenntnis – auch als Gegner jedes “Kollektivismus”. Ganz ebenso sehe ich es als eine meiner Aufgaben als Bürger, Christ und Wissenschaftler, Menschen vor “Kollektivurteilen” wegen ihrer Religion, Herkunft, Hautfarbe o.ä. zu schützen. Und das bedeutet gerade nicht, Probleme etwa der Bildung, Armut, Kriminalität, des Extremismus oder Terrorismus etc. zu leugnen, sondern Beiträge zu deren besserem Verständnis und Überwindung zu leisten. Vgl. https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/die-definition-von-rassismus-inklusive-kulturalismus-und-gruppenbezogener-menschenfeindlichkeit-von-achim-bruehl/

      Dass es mir dabei nicht nur um den Islam geht, können Sie auch an meinem Engagement gegen den Antisemitismus ersehen. Ausführlicher begründet hier: https://youtu.be/PrhOaFXWuhg

      Identitäten, die sich nicht über positive Überzeugungen, sondern über fixierte Feindbilder und Verschwörungsmythen zu definieren versuchen, halte ich für wenig geglückt, wenn nicht gar für gefährdet und gefährlich. Darin sind sich linke, rechte und religiöse Extremisten über alle Kulturen und Religionen hinweg ja sehr ähnlich…

  21. @Dr. Blume,

    bitte nicht wundern, wenn meine Kommentare manchmal Wochen oder gar Monate nach dem letzten relevanten Post erscheinen: ich habe die Angewohnheit, manche Blogs, darunter auch Ihren, “wie ein Buch” zu lesen, d.h., in meinem eigenen Tempo, genau dann, wenn ich gerade die Zeit und Muße dafür haben. Es hilft dabei, daß ich auch bei Büchern nie das Bedürfnis hatte, irgendetwas zu unterstreichen oder hineinzukritzeln 😉
    Der Vorteil gegenüber einem Buch ist der, daß ich mich von Link zu Link und von post zu Post hangeln kann, ohne an eine bestimmte Kapiteleinteilung gebunden zu sein, und ohne bereits vor dem Lesen eine Kaufentscheidung treffen zu müssen. (“Der Streik” von Ayn Rand war zwar kein verschwendetes Geld, aber der Monolog von John Galt war verschwendete Zeit…)

    @webbär,
    inzwischen sollte Ihnen doch bekannt sein, daß Dr. Blume der Gleichsetzung von Islam und Ideologie schon deshalb nicht zustimmen kann, weil seine gesamte Schwiegerfamilie aus nicht-ideologischen Moslems besteht. Was schon dadurch offensichtlich ist, als daß ideologische Eltern ihrer Tochter nie erlaubt hätten, einen bekennenden Christen zu heiraten. Ideologisach relevant sind bei allen Religionen ja immer nur die fundamentalistischen Auslegungen – wobei es zugegebenermaßen einen Unterschied macht, ob jemand wie Luther bei der Suche nach den Fundamenten seines Glaubens auf das Evangelium, auf Jesus Christus und die Apostel stößt, oder wie verschiedene Salafisten auf den Koran, Mohamed und die Kalifen.

    Natürlich kann man die Unterscheidung zwischen Mensch und Ideologie genauso auf Kommunisten anwenden: ich halte z.B. Sahra Wagenknecht nicht für bösartig genug, um eine neo-stalinistische Diktatur zu errichten, obwohl natürlich damals die Fusion von WASG und SED zur Linkspartei schon ein “Geschmäckle” hatte – man stelle sich auf der anderen Seite vor, die AfD würde mit der NPD fusionieren 😮

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