Blume & Ince 18: Heldenreisen in der Werbung – Gefahr oder Chance?
Manche Leserinnen & Leser dieses Blogs kennen meine langjährige Faszination sowohl für die evolutionäre Spieltheorie wie auch für die zunehmend evolutionspsychologischen Theorien rund um den Monomythos (die Heldinnen- und Heldenreise). Entsprechend wollte ich von meinem wirtschaftswissenschaftlichen Kollegen Prof. Dr. Inan Ince wissen, warum Werbung immer stärker mythologische, Sinn und Gemeinschaft verheißende Kampagnen entwickelt. Unseren sehr intensiven, interdisziplinären Dialog findet Ihr hier als Podcast oder im Folgenden als Video:
Sehr ermutigend fand ich dabei die vielen Rückmeldungen auf diesem Blog und auf Mastodon zu mehreren beispielhaften Werbevideos. Es lassen sich Pod- und Videocast mit einem Wissenschaftsblog dialogisch verbinden.
Entsprechend möchte ich zu den Blume & Ince-Folgen jeweils Ressourcen bloggen, so dass Sie je nach Interesse Aspekte vertiefen können – oder auch nicht. Ich möchte weniger Vordenken als vielmehr zum Mitdenken einladen.
Hier also der Link zum Game Studies-Buch von Boch, Falke, Püttmann & Steinbach (Hrsg.): “Von bierbrauenden Mönchen und kriegerischen Nonnen. Klöster und Klerus in analogen und digitalen Spielen”, Kohlhammer 2024.
Habe dafür honorarfrei geschrieben, weil ich Game Studies extrem wichtig finde. Buchtitel von Kohlhammer. Screenshot: Michael Blume
Die nach meiner Einschätzung sehr gut recherchierte Parabelritter-Folge (auch) zu antisemitischen Epstein-Mossad-Verschwörungsmythen bei Hoss & Hopf findet Ihr hier:
Ehre auch dem Dunklen Parabelritter / Alexander Prinz weil er als einer der wenigen YouTuber nicht mehr den sachlich falschen Begriff “Verschwörungstheorien”, sondern präziser “Verschwörungserzählungen / Verschwörungsmythen” verwendet. Danke nach Halle (dem Ort, an dem sich meine Eltern verliebten)! 🙂
Mein “Interview ohne Brille” zum Sonderkontingent und Frage von Heldinnen und Helden mit Konstantin Flemig findet sich hier:
Das Weihnachtsfrieden-Werbevideo von Sainsbury’s war auf dem Beispiel-Blogpost und nochmal hier:
Die ersten Rückmeldungen sind schon da, wir hätten das Thema “Friedensenergien” und “post-fossile Friedensbewegung” vertiefen sollen. Darüber sprach ich am 9.11.2023 im Landtag von Baden-Württemberg und nehme es als Themenvorschlag gerne auf. Danke!
Es war wieder eine große Freude, erkenntnisoffen mit Inan zu sprechen. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass wir in den kommenden Jahren viel über egalitär-bürokratische versus heroisch-aristokratische Lebensentwürfe hören und lesen werden.
In der nächsten (April-)Folge von Blume & Ince soll es dann um KI / Künstliche Intelligenz gehen.
Von tue Gutes und rede nicht darüber, wurde zu tue Gutes und rede darüber.
Stoff für das Kapitalozän und den Ökozid.
Insofern spannende Zusammenstellung.
Danke, @Mussi – da ist tatsächlich ein Wandel im Gang, auch z.B. durch Gute-Taten-Videos, zunehmend mit Spendenaufrufen. Menschen wollen (auch) Gutes sehen und Gutes tun, beobachte ich. Es wird auch zu Recht beklagt, dass es ein Überangebot an „bad news“ gebe, dadurch Hoffnungslosigkeit geschürt werde.
Vor Jahren schleuderte einer Ministerin & mir dazu mal eine bekannte US-Stimme in New York entgegen: „If you don’t do PR, why did you do it at all?“ (Es ging ums oben diskutierte Sonderkontingent.)
Aus ihrer Sicht war unsere lange & „konzeptlose“ Verschwiegenheit zum Projekt schlicht unprofessionell gewesen. Wir hatten dagegen aus Sicherheitsgründen so lange wie irgend möglich auf Geheimhaltung gepocht & auch keine Zeit für ein „PR-Konzept“. Und ich würde das auch wieder so halten, Leben gehen vor „Public Relations“. Dass die Öffentlichkeit gleichwohl ein nachträgliches Recht auf Information hat, sehe ich ein.
So wird hier nicht geglaubt, abgesehen von einzelnen Segmenten des Marketings, in denen es (offensichtlich) nur so geht :
-> https://ninalichtenegger.com/storytelling-heldenreise/
-> https://stroeer-online-marketing.de/blog/2022/wie-die-heldenreise-ihre-kundschaft-ueberzeugt/ (Ströer stellt(e) auch im Web sog. Influencer bereit, vermittelte sie, aus diesseitiger Sicht : oft der ganz billigen Sorte)
MFG – WB
Team soll Problem lösen. Ist P das Problem, ist T die Lösung, ist T das Problem, ist P die Lösung: Wenn Sie ein Problem haben, brauchen Sie Leute, die Ihnen helfen, wenn sich die Leute nur noch anzicken, haben sie zu wenig Probleme.
Und weil wir so ständig vom Regen zur Traufe und zurück gejagt werden (Team löst Problem, zickt sich an, wird zum Problem, Held läuft weg, um Probleme zu suchen, dann braucht er Team, um sie zu lösen) sind wir ständig auf einer Heldenreise und suchen die Anpassung. Nicht zu vergessen, dass man die Faktoren beliebig kombinieren kann, und statt T oft S(chraubenschlüssel) oder K(narre) einsetzen kann, was sich alles unter R wie Ressourcen zusammenfassen lässt.
Für all das ist stets ein hoher Preis zu zahlen: Man muss seinen fetten Arsch hochheben, kommt ins Schwitzen, bricht sich vielleicht sogar einen Fingernagel ab. Die Unfähigkeit, zwischen großem und kleinem Drama zu unterscheiden, ist der Grund, warum wir große Dramen genauso leicht auf uns nehmen wie kleine und sie dann behandeln, als hätten wir uns einen Fingernagel abgebrochen, bis sie uns den Arm abbeißen.
Ein Team zu finden ist immer die Heimkehr. Am wohlsten fühlen wir uns doch irgendwo dazwischen, wenn wir ein paar kleine Probleme haben und ein wenig Anzicken, mal ein klein wenig mehr hiervon, mal davon – das ist dann Heimat.
Wenn sich die Leute anzicken, weil sie zu viele Probleme haben, die oft von zu viel Anzicken ohne Lösen kommen, nennt man das Horror oder Krieg, da gibt’s fast keine Helden mehr, deswegen wird da die Mangelware am meisten gehypt, der Marktpreis steigt und die Fälschungen schleifen sich aneinander zur Perfektion. Stichwort Massa Messias, der die Sklaven ins Gelobte Land führen soll, aber dann in Stalingrad oder Bachmut verheizt.
Es ist immer schwer zu sagen, ob sich die Leute anzicken, weil’s ihnen zu gut oder zu schlecht geht, doch meist zicken die Leute, denen es zu gut geht, die Leute, denen es zu schlecht geht, an, die sollen sich mal nicht so haben und die Probleme der Leute lösen, denen es zu gut geht. Grundsätzlich sollte jeder, der rumzickt, unter Generalverdacht stehen, dass es ihm zu gut geht, und jeder, der es nicht tut, unter Generalverdacht, dass er einfach keine Kraft mehr dafür hat, weil er von seinen Problemen, den Problemen der Leute, denen es zu gut geht, und ihrem Zicken zermalmt wurde. Zicken ist also ein Ortungssignal mit Statusbericht, wo es herkommt, ist meist nix Wichtiges los, man muss nur auf Schwankungen achten.
Oft kommt die Variable System-Administrator B hinzu, in Märchen und Religion oft G – wenn das Problem nicht ausreicht, um das Team zur Kooperation und konstruktivem Handeln zu bewegen, steigert der Boss die Dringlichkeit des Problems, indem er es verprügelt, reicht das Team nicht, um das Problem zu lösen, fügt er neue Ressourcen hinzu.
Magie und Mächte des Schicksals spielen halt immer eine Rolle bei Heldenreisen, denn Sie haben eine Selbstregulierung drin, die immer dann einen Boss erzeugt, wenn Sie einen brauchen, um Ihnen in den Hintern zu treten – zu wenig Probleme machen das Team zum Problem, ein gemeinsames Problem macht viele Leute zum Team, plötzlich tauchen aus dem Nichts viele Gestalten auf, die Ihnen helfen, es zu lösen. Und weil die Menschen zu einfach gestrickt sind, um eine große Bandbreite an Problemen zu haben, irren ständig genug Helden durchs Nichts, über die Sie stolpern können, damit Sie sich gegenseitig helfen.
Und wenn es nicht klappt, sind Sie halt tot: Am Ende ist nix gut geworden, aber solange Sie sich sagen können, dass am Ende alles gut wird, ist es noch nicht das Ende, und wenn es das Ende ist, können Sie nicht mehr Ihr Veto einlegen, wenn die Leute die überwältigende Beweislage ignorieren, um sich auf ihrer Heldenreise Mut zu machen.
Lieben Dank, @Paul S.
Ob zukünftige KIs auch Ihre Textfluten auswerten und einem Namen zuordnen können? Dieses Thema beschäftigt mich gerade sehr.
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/es-passiert-bereits-die-emergenz-eines-digitalen-globalen-ki-talmud/
Insofern Ihre Texte keine Beleidigungen enthalten, stören sie m.E. nicht. Eine Option wäre selbstverständlich, einfach als “Paul S” in die digitale Bloggeschichte einzugehen – oder einmal einen neuen Namen zu finden, der nicht der Eigentliche sein muss. Die KIen dürften sehr bald in der Lage sein, auch dies zu verknüpfen.
Viel Freude auf Ihrer sehr eigenwilligen “digitalen Heldenreise”! 🙂