Das häufige Vergessen – Antisemitische Anschläge in Deutschland nach 1945

Seit meinem Ausstieg aus Facebook & Co. nehme ich mir gerne noch etwas mehr Zeit für Podcasts, die ich für ein sehr gutes Medium halte, um auch komplexere Themen zu diskutieren und vorzustellen.
So sprach ich mit dem Politik-Redakteur der Schwäbischen Zeitung, Sebastian Heinrich, im Podcast “Steile These” eine gute Stunde lang darüber, warum und wie der Antisemitismus in Deutschland noch immer unterschätzt wird.

Sehr gut fand ich dabei, dass Sebastian Heinrich das Vergessen und Verdrängen der vielen, antisemitischen Anschläge thematisierte, die es auch nach 1945 in Deutschland, Österreich und der Schweiz gegeben hat – und weiterhin gibt.
Auf Wikipedia gibt es inzwischen sogar eine Liste antisemitischer Anschläge im deutschsprachigen Raum, die einen erschaudern lässt. Aber sogar auf dieser Liste fehlt beispielsweise die mörderische Entführung der Landshut von 1977, zu der deutsche und palästinensische Linksextremisten kooperierten. Dabei nahmen die linksextremen Antisemiten im Flugzeug sogar eine “Selektion” der jüdischen Passagiere vor. Nach dem Scheitern der Aktion erfolgten weitere RAF-Terroranschläge, etwa gegen Hans-Martin Schleyer und dessen vier Begleiter.
Sehr häufig treffe ich – gerade auch unter Gebildeten, die sich selbst als “links” oder “eher links” sowie als “rechts” und “eher rechts” einschätzen würden – auf die Annahme, der Antisemitismus in Deutschland oder antisemitische, deutsch-arabische Bündnisse habe es nur bis 1945 und nur im direkten Umfeld von Adolf Hitler gegeben. Tatsächlich aber blieben die unseligen Traditionen des Verschwörungsglaubens und der Menschenverachtung leider quer durch die politischen Lager lebendig – und werden heute wieder digital befeuert…
Sie sind aber sehr rassistisch in ihrem Gedankengut,Herr Blume. Sie reden von Deutschland und vereinnahmen damit gleich die damalige DDR. Das sind die rechtsextreme Hallstein-Doktrien der sechziger Jahre mit dem Alleinvertretungsanspruch vom Westen für ganz Deutschland. Solche Anschläge hatte es im übrigen in dieser DDR nicht gegeben, also sollten sie sich korrigieren und für Westdeutschland reden, jedenfalls das damalige.
Das ist nun wirklich abgedreht, @Querdenker. Meine eigene Familie stammt aus der ehemaligen DDR – selbstverständlich waren und sind wir Deutsche (das hat i.Ü. nicht einmal die DDR bestritten). Gleichzeitig waren Antisemitismus und die Förderung von RAF und PLO aktiver Teil der SED-Politik. Unter anderem wurden auch Beteiligte der o.g. Abschläge versteckt:
https://www.mdr.de/zeitreise/ddr-als-unterschlupf-fuer-raf-terroristen-100.html
Immerhin: Erfreulich, dass der Blogpost Sie (und ggf. weitere) dazu anregen konnte, über deutsch-deutsche Geschichte und den Antisemitismus in BRD und DDR nachzudenken. 👍 🇩🇪
@ Querdenker
17.01.2020, 19:01 Uhr
@ Michael Blume
17.01.2020, 19:53 Uhr
Werter Querdenker – Hättense auch drauf kommen können:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Anschl%C3%A4gen_auf_Juden_und_j%C3%BCdische_Einrichtungen_im_deutschsprachigen_Raum_nach_1945#Antisemitismus_in_der_DDR
Also, das war ja auch der “Klassenfeind”…politisch gesehen. Womit es gute alte Tradition sei, in politischer Niedertracht am Stuhl des Throns des Nachbarkönigreichs zu sägen…oder wenigstens die Säger zu unterstützen.
Was nichts darüber aussagt, wie man mit dem eigenen König umging.
Na, die Analogie war aber subtil, oder?
Ich habe mal einen kennen gelernt, der sich dann gerüchteweise als Jude herrausstellte und in Brandenburg aufgewachsen ist. Als ich ihn drauf ansprach, ob er denn Probleme in der DDR hatte, wurde mir versichert, dass dem nicht so gewesen war.
Was ich daraus lernen kann, weiß ich (noch immer) nicht. Immerhin ist alles nur Gerücht und mehr oder weniger Höhensagen. Oder eben auch nicht.
kann ich mich nur anschließen! Danke für den Beitrag
Vielen Dank auch meinerseits für die Rückmeldung und Ermutigung, @sabine.
@ Alubehüteter
18.01.2020, 01:22 Uhr
@ Querdenker
17.01.2020, 19:01 Uhr
Also, das war ja auch der “Klassenfeind”…politisch gesehen. Womit es gute alte Tradition sei, in politischer Niedertracht am Stuhl des Throns des Nachbarkönigreichs zu sägen…oder wenigstens die Säger zu unterstützen.
Was nichts darüber aussagt, wie man mit dem eigenen König umging.
Na, die Analogie war aber subtil, oder?
Ich habe mal einen kennen gelernt, der sich dann gerüchteweise als Jude herrausstellte und in Brandenburg aufgewachsen ist. Als ich ihn drauf ansprach, ob er denn Probleme in der DDR hatte, wurde mir versichert, dass dem nicht so gewesen war.
Was ich daraus lernen kann, weiß ich (noch immer) nicht. Immerhin ist alles nur Gerücht und “Episode” eben. Oder eben auch doch Wahrheit.
Was ich sagen will: Die öffentlichkeit erfährt immer nur die aufgearbeitete Geschichte. Was wirklich so alles passiert, weiß man erst viel später oder nie.
Sehr geehrter Herr Blume:
War das nicht die Flugzeugentführung nach Entebbe(Uganda), 1976, in der diese “Selektion” ausgerechnet von einem deutschen Terroristen durchgeführt wurde?
Gruss
Rudi Knoth
Ja, @Rudi Knoth, auch schon 1976 gab es diese antisemitische „Selektion“ deutscher Linksextremisten:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Operation_Entebbe
Ebenso dann 1977 in der „Landshut“… 😡
“Landshut” fehlte, war teils antizionistisch motiviert, oder antisemitisch, um genauer zu sein, wobei sich die selektierenden Täter wohl nicht als Antisemiten verstanden. (Und der Anschlag eben nicht im “deutschsprachigen Raum” stattfand und deshalb von der bekannten Online-Enzyklopädie nicht angeführt worden ist.)
An “München” kann sich der Schreiber dieser Zeilen vglw. gut erinnern, seinerzeit wurde dieser mörderische Anschlag in der BRD grundsätzlich als “Befreiungskampf” (von Arabern, sog. Palästinenser gab es damals noch nicht) verstanden, jedenfalls so medial-politisch kommuniziert; anders zu verstehen hätte ja bedeutet den Dschihad als u.a. auch antisemitisch zu verstehen, wie letztlich auch den womöglich nie enden werdenden “Kampf um Israel”.
PS:
Es war “Entebbe”, mit Wilfried Böse, Nomen est Omen, danke an Herrn Rudi Knoth für die Ergänzung.
@ webbaer
Zitat:
An “München” kann sich der Schreiber dieser Zeilen vglw. gut erinnern, seinerzeit wurde dieser mörderische Anschlag in der BRD grundsätzlich als “Befreiungskampf” (von Arabern, sog. Palästinenser gab es damals noch nicht) verstanden, jedenfalls so medial-politisch kommuniziert; anders zu verstehen hätte ja bedeutet den Dschihad als u.a. auch antisemitisch zu verstehen, …
-> Das verstehe ich nicht. Oder nur so, das der Palestinenser damals sozusagen unbekannt war. Wie hat man die denn damals genannt? Terroristen halt, oder?
Ich jedenfalls habe gelernt, dass es Palestinenser waren. Ich bin aber eine oder zwei Generationen jünger, als der Webdings.
Deine Ausführungen klingen für mich irgendwie seltsam. Und das jetzt nicht wegen der besonderen Ausdrucksweise….wie sonst…!
Zu M. Blume
Der Kritikpunkt ist, dass man damals nicht von einem Deutschland sprechen konnte, das es- völkerrechtlich gesehen- zwei Staaten auf deutschem Boden gab. Der Westen nahm hier dann auch noch für sich in Anspruch, dass er für die Deutschen in der Ostzone sprechen wollte (Hallstein-Droktin ) und sogar für die Deutschen in den Grenzen von 1937. Dieser reaktionäre Alleinvertetungsanspruch /Nationalismus ist meiner Ansicht nach zu mindestens revanchistisch, da er gegen geltendes Recht verstieß,
was ja dann auch Willi Brandt 1971 erkannt hat und die Nachkriegsverhältnisse anerkannte(Neue Ostpolitik). Wenn sie also argumentieren, dann sollten sie von den damals gültigen Rechtsverhältnissen ausgehen. Was dieses “waren und sind wir Deutsche” anbetrifft, hat für mich persönlich etwas Deutschtümelei, da
dieses Identitätsgefühl sich nicht auf das Fähnchen schwenken bei Fußball spielen reduzieren lässt…
Es ist wirklich interessant, wie Sie dem Thema auszuweichen versuchen, @Querdenker. Letztlich bemühen Sie die gleichen Argumente, die wir als „Hitler war ja gar kein Deutscher, sondern Österreicher“ schon mehr als genug kennen. Und versuchen damit, die ehrliche Befassung mit dem Antisemitismus – den es im ganzen deutschsprachigen Raum einschließlich der BRD, DDR und Österreich gab – von sich durch Pseudo-Debatten über Herkunft und Staatsangehörigkeit wegzuschieben.
Das erscheint mir nicht wirklich mutig quergedacht, sondern doch eher ziemlich gewöhnlich und feige. Ja, das Thema ist schwierig und auch schmerzhaft. Vielleicht gönnen Sie sich einfach ein paar Tage Ruhe und versuchen es dann noch einmal mit mehr intellektuellem Anstand und, ja, auch persönlichem Mut. Ich traue Ihnen beides zu.
Ihnen ein gutes, neues 2020! 📚 ✅
Lieber Herr Blume,
soeben habe ich mir den Podcast zu Ende angehört.
Nach den ersten 20 Minuten dachte ich: Guter Podcast. Aber dann…..
Man spürt immer mehr Ihre Erfahrung in der Argumentation und vor allem Ihr enormes Engagement je länger der Podcast dauert.
Das ist richtig gut, aus meiner Sicht! Und so gerne ich auch zuweilen widerspreche: hier ist das, zumindest für mich, nicht möglich oder sinnvoll.
Streiten werde ich mich mit Ihnen sicher mal wieder wollen, aber in diesem Falle bleibt mir nur meine Anerkennung zu äußern.
Vielen Dank für diese Rückmeldung, @Alisier! Tatsächlich hatte ich im gleichen Monat noch ein Podcast-Interview und bin froh, dass sich noch jedes Gespräch „neu“ anfühlt (was sicher auch an den Potentialen von wissenschaftlicher Erkenntnissuche liegt):
https://hearthis.at/prosecco-podcast/11proseccoantisemitismus/
Ihnen ehrlichen Dank für die kritisch-konstruktiven Ermutigungen!
Zum Folgenden:
“..die ehrliche Befassung mit dem Antisemitismus – den es im ganzen deutschsprachigen Raum einschließlich der BRD, DDR und Österreich gab – ..”
(Zitatende)
Ich bin alles andere als ein Deutschnationalist. Um der Redlichkeit Willen sei aber das Folgende angemerkt:
Gezieltes Weglassen ist auch eine Form von suggestiever Meinungs-Manipulation:
Es wird dadurch der Eindruck erweckt, dass der Antisemitismus ein Phänomen sei, das für den deutschsprachigen Raum “singulär” sei.
Wobei doch jeder halbwegs ehrliche (Halb- ) Intellektuelle wissen sollte, dass das (z.B. wegen des europäischen Imperialismus und auch des christlichen Antijudaismus) ein nahezu weltweites Phänomen wurde und besonders auch im westlichen “Land der Freien” grassierte. Und wenn man den Rassismus generell mit einbezieht, dann gilt das in noch weit stärkerem Maße.
Man sollte also, wenn man “die Deutschen” in Bezug auf Antisemitismus (zu recht) kritisiert, diese nicht als “Singularität” betrachten, sondern immer auch die ähnlichen Verbrechen anderer Staaten und Volksgruppen mit benennen.
Ansonsten müsste man solcher Kritik ja moralisch zu verurteilende und politisch unzulässige “antideutsch-” rassistische ” Motive unterstellen und versuchen, diese nach Möglichkeit zu verbieten.
Oh ja, @little Louis – da stimme ich Ihnen gerne einmal zu. Nicht zufällig thematisiere ich ja auch in „Warum der Antisemitismus uns alle bedroht“ gezielt den globalen und z.B. auch arabischen Antisemitismus, auch im Video:
https://m.youtube.com/watch?v=C9EV6qgExDA
Allerdings lehne ich es umgekehrt entschieden ab, wiederum nur den Antisemitismus Anderer zu thematisieren, um vom Eigenen abzulenken. Sie, @Querdenker und ich gehören zum deutschen Sprachraum und sind also in der Verpflichtung, uns gerade auch dessen Entgleisungen zu stellen. Dass das auch emotional nicht leicht ist, verstehe ich, akzeptiere es aber nicht als Entschuldigung. Auch Angehörige anderer Sprachräume – etwa Spanisch, Englisch, Türkisch etc. – agieren ja nur dann glaubwürdig, wenn sie auch den jeweils selbst tradierten Antisemitismus und Rassismus überwinden, statt nur mit Verweis auf Deutschland davon abzulenken.
Glauben Sie wirklich daran, dass Buchstabiertafeln ungutes antisemitisches Gedankengut perpetuieren, Herr Dr. Michael Blume?
Wie schaut’s bspw. mit denjenigen aus, die im Führerhaus ihres Volkswagen sitzen, mit einem Führerschein ausgestattet und der deutschen Staatsbürgerschaft (die, genau!, Hitler eingeführt hat, Stichwort : “Neuaufbaugesetz”)?
Nein, @Webbaer – niemand wird durch „N wie Nordpol“ oder einen Führerschein zum Nazi. Und das habe ich auch nirgendwo behauptet.
Umgekehrt wird ein Schuh draus: An „N wie Nathan“ kann jede/r entdecken, was Rechtsextreme von Traditionen, Meinungsfreiheit, „Political Correctness“ und Co. halten, sobald sie an der Macht sind. Nicht Demokraten üben Zensur und Sprachpolizei aus, sondern die Ewiggestrigen.
Die Re-Form der Buchstabiertafel ist also eine weitere Chance, die Verlogenheit des Antisemitismus zu entlarven und historische Wunden zu heilen.
Die Etymologie von ‘Nathan’ kann Humanisten nicht erfreuen, verstehen Sie dies, Herr Dr. Michael Blume?
Ansonsten, Sie sind ja sehr nett, engagiert und so, Dr. W will Sie nicht stören, gute Arbeit, immer am Antisemitismus bleiben!, im Hörstück hat Dr. W auch mal eine Antisemitismus-Definition zK nehmen können, nämlich diese :
-> https://www.holocaustremembrance.com/de/node/196
MFG – WB (der auch für die schnelle Reaktion dankt)
Klar, @Webbaer – auch die Etymologie meines Namens verweist auf einen überempirischen Akteur. Und auch religiöse Extremisten könnten sich stoßen: Jeder Donnerstag verweist auf Donar / Thor, jeder Freitag auf Freya. Juli und August übrigens auch auf Kaiser usw. Es gibt keinen Anspruch auf eine traditions- und religionsfreie Sprache. Schon hier beginnt sie, die Vielfalt. 🤗
Ihnen Dank und herzliche Grüße!
@Michael Blume
Diese “Selektion” fand ein Jahr später (1977) statt im Zusammenhang mit der Entführung einer Airfrance-Maschine (vgl. Operation Entebbe), deren Flug von Tel Aviv eigentlich nach Paris führen sollte.
Nichtjuden – oder solche, die man nicht für solche hielt – wurden freigelassen während man androhte die verbleibenden Juden zu exekutieren. Die Selektion wurde nicht im Flugzeug durchgeführt sondern in einer Transithalle eines Terminals.
Der Landshutzwischenfall hatte einen vollkommen anderen Hintergrund und hatte vornehmlich nichts mit Israel oder Juden zu tun, ein Viertel der Fluggäste waren Deutsche. Durch die Entführung der Landshut sollte die damalige Schmidtregierung unter Druck gesetzt werden, um u. a. “Stammheimgäste” freizupressen.
Selbstverständlich begann die mörderische Selektion zwischen vermeintlich jüdischen und nichtjüdischen Geiseln auch in der Landshut, @Martin Schmidt. Ich verweise beispielhaft auf den antisemitischen, mit Mord bewehrten Vorwurf einer „jüdischen Uhr“…
https://m.die-tagespost.de/gesellschaft/aus-aller-welt/Bis-das-Unglueck-voruebergehe;art309,182343
Auch wenn Entebbe eine besondere Eskalation linksextrem-antisemitischer Gewalt markiert, kann ich der Verharmlosung des massiven Antisemitismus auch bei der Landshut-Entführung nicht zustimmen. Es ist eben nicht an allem „Israel“ Schuld… 🤨
Das stimmt insoweit nicht, weil die Entführung der “Landshut” nach Entebbe stattfand.
Gruss
Rudi Knoth
Danke, @Rudi Knoth – „auch“ in der Landshut muss es heißen, ist korrigiert. ✅
@Michael Blume
Sorry, manchmal empfiehlt es sich, Kommentare durchzulesen 😉
Haben Sie eine Quelle, dass bereits auf der Landshut eine derartige Selektion durchgeführt wurden?
Ja, hier finden Sie die Schilderungen unter anderem zum antisemitischen Vorwurf einer „jüdischen Uhr“ und zur Unterscheidung jüdischer und nichtjüdischer Geiseln auch in der Landshut:
https://m.die-tagespost.de/gesellschaft/aus-aller-welt/Bis-das-Unglueck-voruebergehe;art309,182343
“Entebbe” und “Landshut”, PFLP und so, gehören zusammen, darauf kann sich womöglich geeinigt werden, Herr Dr. Michael Blume liegt da nicht falsch.
Die Ergänzung von Herrn Knoth war hilfreich, es wird ja über die Jahre viel vergessen und die politische Linke ist dankenswerterweise dabei “antizionistische” Einstellung, Ausnahmen gibt es, Dr. W will an dieser Stelle nicht den Namen eines Bundestagsabgeordneten nennen, langsam abzulegen.
Also im Abgang noch einmal beste Erfolgswünsche in seinem Amt als Antisemitismus-Beauftragter an den werten hiesigen Inhaltegeber!
MFG – WB
Vielen Dank, @Webbaer. Würden also auch Sie also annehmen, dass die Labour-Niederlage in UK auch durch den langjährigen „Antizionismus“ von Jeremy Corbyn und nicht überwundenen, linken Antisemitismus mitverursacht war? 🤔
Genau, Herr Dr. Michael Blume, die “antizionistischen” Kontakte dürften Jeremy Corbyn kaum geholfen haben.
Wäre ja mal eine gute Nachricht, wenn politisch links hier abgebaut wird.
Früher war bei einigen politischen Linken “Antizionismus” Ehrensache, also dieses Wort hat Dr. Webbaer in diesem Zusammenhang mehrfach gehört, hat er dann insistiert wurde darauf beharrt, dass “natürlich” kein Antisemitismus vorliege, sondern ein Befreiungskampf zu unterstützen sei. – So wird dort wohl heute nicht mehr geredet, auch vom “jüdischen Kapital” nicht oder davon, dass politisch Linke gar keine Antisemiten sein können.
@ Michael Blume
21.01.2020, 19:06 Uhr
Auch. Das kam strafverschärfend noch hinzu.
Aber der Hauptgrund dürfte gewesen sein: Die Mehrzahl der Briten haben Parteien/Listen gewählt, die für ein „remain“ waren oder aber zumindest für ein neues Referendum. Diese Stimmen hat Labour nicht auf sich vereinen können, weil sie selber keine klare Position bezog, um die Brexetiers in den eigenen Reihen nicht zu verprellen. Gab ja nicht wenige, die eher in Richtung Sozialismus wollten und sich darin durch eine „neoliberale“ EU behindert sahen … So kam es aufgrund des britischen „the winner takes it all“-Wahlrechtes dazu, daß die Brexetiers, obwohl in absoluten Zahlen eine Minderheit, parlamentarisch eine deutliche Mehrheit erhielten. 🙁
Daß Labour für britische Juden und deren Freunde nicht mehr wählbar war, weil Corbyn auch da keine klare Kante gezeigt hat – weil er selber dem „Antizionismus“ nicht abgeneigt ist? –, dürfte allerdings auch nicht hilfreich gewesen sein.
Vergessen wir Boris Johnson nicht “Jüdische und muslimische Vorfahren, katholisch getauft und ein Fan englischer Kirchenlieder ebenso wie der antiken Götterwelt”
Solche Menschen sind geerdet und finden ihre Fürsprecher.
Ist der Film “Being John Malkovich” eigendlich antisemitisch, weil er mit den antisemitischen Klischees spielt und eine subtile Geschichte draus macht?
@Sowasvon sowas
Sie meinen, ich überspringe einfach jedes Stöckchen?
Nein. Wenn Sie hier – warum? – über Filme sprechen wollen, so geben Sie bitte zunächst selbst einen ausführlichen Kommentar dazu. Trolle bekommen hier nämlich kein Futter. 🤗👍📚
Ich wollte über Antisemitismus (oder die üblichen Klischees) sprechen.
Ihr Engagemang ist ja gut. Aber meinen sie, das könnte (müsse?) so allein stehen bleiben? Dann reden sie hier sozusagen “im Kleinen” vor sich hin, während die Popkultur da draussen milliarden Menschen mit (in ihrer Diktion) zweifelhaften (sogar gefährlichem) Imput manipuliert (antisemitische Klischess und Gerüchte).
Es reicht, wenn sie sich den Wikipedia-Eintrag zum Film durchlesen. Soweit ich das in Erinnerung habe, steht da alles drin (nicht wortwörtlich und ausdrücklich, sondern inhaltlich ergebend), worauf ich hier hinaus will.
Und das nicht nur die Linke in England Flaute hat, sondern geradezu global, ist ja kein wohl Blödsinn.
Wenn Sie etwas über einen Film kommentieren wollen, dann nur zu, @sowasvon sowas. Für sachliche Beiträge ist hier immer Platz. Und kein Mensch kann Antisemitismus und Rassismus alleine bekämpfen – da braucht es das Engagement von Millionen.
Nein, ich habe sie ja gefragt. Sie sind doch der Experte in Sachen antisemitische Mythen und Vorurteile.
Wollen Sie Ihre Frage ggf. noch einmal wiederholen? Mir wurde sie nicht wirklich verständlich… 🤷♂️
Zitat:
dass die Labour-Niederlage in UK auch durch den langjährigen „Antizionismus“ von Jeremy Corbyn und nicht überwundenen, linken Antisemitismus mitverursacht war?
-> Ist das so?
Wäre dann auch die SPD besser gelitten, wenn sie sich demonstrativ zum Zionismus bekannt hätte?
Und die gesamte Linke in Europa und Amerika?
Helfen sie mir, Herr Blume: Habe ich da was nicht verstanden?
Ja, @sowasvon sowas – Sie haben da offensichtlich noch vieles nicht verstanden. Und verstehen sicher, dass ich über Texte, Podcasts und Filme hinaus keine Einzelberatungen bzw. -therapien leisten kann.
Zum Szenario “jüdische Uhr”:
Keine Ahnung, wieso das so ein Thema ist. Deswegen habe ich mal gegoogeld und die Wikipediaseite zu einem Rathaus in Prag gefunden, wo es eine Uhr gibt, mit römischen Ziffern, dessen Uhrwerk zugleich eine andere Uhr antreibt, mit jüdischen Ziffern und andersrum drehenden Zeigern.
Kann ich da jetzt zum antisemitischem Vorwurf der “jüdischen Uhr” was draus lernen? Etwa, das jüdische Uhren anders laufen (sic)?
Oder ist die Episode tatsächlich so banal wie irrsinnig? Weil die eigendliche Frage eher war: Jude oder nicht Jude? Und es ein Misstrauen gab.
Ganz genau, @Sowasvon sowas – es ging den damaligen Antisemiten darum, vermeintliche Juden oder Judenfreunde zu „überführen“. Denn in der Logik auch linker Antisemiten sind „die“ Juden an allem Übel Schuld, da gilt kein Individualprinzip mehr. Stattdessen Verschwörungsmythen.
Ich stelle mir gerade Uhrenblätter mit Wikinger-Ruhnen oder chinesischen Ziffern vor.
Gängen arabische Uhren, wenn es welche gäbe, etwa auch “rückwärts”?
Immerhin, so hörte ich, schreiben sie auch von rechts nach links.
@Sowasvon sowas
Nun, die vokalarmen Alphabete Hebräisch und Arabisch werden linkslaufend geschrieben, alle vokalisierten Alphabete von Griechisch bis Latein rechtslaufend. Es ist interessant, dass Sie (nur) die eigene Schrifterfahrung als „vorwärts“ erleben…
Hier ein paar neuropsychologische Hintergründe dazu:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/gehirn-und-alphabete-die-linkesche-these/
Wenn ich in Anführungszeichen schreibe, ist das wie ein Zitat.
Also nicht meine Deutung.
Ich schreibe einfach. Ob vorwärts oder Rückwärts…. im Grunde ist alles, was ich mache” vorwärts”. Das sehen sie doch auch so, oder? Sonst würden sie sich ja eingestehen müssen, dass sie unproduktiv sind.
Einverstanden, wobei „vorwärts“ natürlich diverse Richtungen beschreiben kann. So treibe ich lieber Dialog als Konfrontation voran, lieber Wissenschaft als Vorurteile und lieber erneuerbare Energien als Massentierhaltung usw. Sie haben sicher auch entsprechende Ideale.
Herzliche Grüße!