Öl- und Glaubenskriege. Wie das schwarze Gold Politik, Wirtschaft und Religionen vergiftet

BLOG: Natur des Glaubens

Evolutionsgeschichte der Religion(en)
Natur des Glaubens

“Kein Blut für Öl!” – “Eigentlich geht es bei all diesen Kriegen doch gar nicht um Religion, sondern um Rohstoffe, oder!?” – “Warum entwickeln sich in den reichen Ölstaaten eigentlich keine Demokratien? Und warum sind einige afrikanische Länder mit Ölfunden sogar ärmer geworden?” – “Warum glaubt die Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi, dass es dem Nahen Osten besser ginge, wenn es weniger Öl und dafür mehr Wasser gebe?” – “Was ist denn gerade mit Venezuela los?” – “Wäre Putin ohne die Öl- und Gaskonzerne jemals so mächtig geworden?” – “Warum sind die USA und Saudi-Arabien so enge Verbündete?”

Solche und ähnliche Beobachtungen und Fragen gehören längst zu guten, (welt-)politischen Diskussionen. In seiner Enzyklika “Laudato si” hat sich zuletzt auch Papst Franziskus (u.a. studierter Chemietechniker) ausführlich zu diesem Themenbereich geäußert.

Und tatsächlich gibt es zu den Folgen von Öl- und Gasreichtum seit Jahren, teilweise seit Jahrzehnten auch spannende, internationale Forschungen vor allem in den Politik- und Wirtschaftswissenschaften, die etwa den Geheimnissen der “Rentierstaatstheorie” oder des “Rohstoff-Fluches” nachgehen und gut erklären können: Warum führen Öllagerstätten immer wieder zu Kriegen? Und warum erlitten sogar die Niederlande nach dem Beginn ihrer Gasförderung wirtschaftliche Rückschläge? Was hat Norwegen aus den Fehlern anderer Ölstaaten gelernt?

Leider sind diese spannenden und vor allem wichtigen Forschungsarbeiten außerhalb der politik- und wirtschaftswissenschaftlichen Seminare noch kaum bekannt – was vielleicht auch daran liegt, dass sie kaum je in verständlicher Sprache vorgestellt wurden. Genau dies will ich mit meinem neuesten sciebook ändern und präsentiere daher glücklich als eBook und Taschenbuch:

“Öl- und Glaubenskriege.

Wie das schwarze Gold Politik, Wirtschaft und Religionen vergiftet.”

Dr. Michael Blume, sciebooks 2015 (eBook € 2,99, Taschenbuch € 9,95)

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Dieses sciebook führt in die politik- und religionswissenschaftliche Forschung rund um den Einfluss des „schwarzen Goldes“ auf Politik, Wirtschaft, Religionen und auch Konflikte ein. Es schildert die spannenden Erkenntnisse rund um Rentierstaaten und Kohlenstoffblasen, um Ölkartelle und Terrorbewegungen – weil sich die Welt besser durch Wissenschaft als durch Verschwörungstheorien verstehen lässt. Und weil jeder und jede etwas tun kann.

Umfang: Knapp 21.000 Wörter, zahlreiche Grafiken & Abbildungen

Natürlich freue ich mich sehr über Ihr Interesse, über Kommentare und Rezensionen. Wenn ausreichend Interesse da ist, würde ich auch gerne Aspekte des Themas hier auf dem Blog vorstellen und diskutieren. Schließlich waren es nicht zuletzt die interessierten Reaktionen auf den Islam-Vortrag Anfang des Jahres in Köln, die mich zu diesem sciebook motiviert haben.

PS: Wie Sie sich sicher vorstellen können, hat auch das Schreiben und Herausgeben dieses Buches sehr viel Arbeit bereitet. Deshalb möchte ich meiner Familie und mir für den Rest des Augustes eine “Internet-Pause” gönnen. Ein bereits geschriebener Blogpost wird am Abend des 23.8. noch einmal erscheinen, aber Kommentare werde ich nur selten freischalten und beantworten können. Denn so sehr mich das Netz und das Bloggen auch begeistern – es gibt auch ein Offline-Leben “da draußen”… Vielen Dank für Ihr Verständnis!

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

13 Kommentare

  1. Einen Ressourcenfluch gibt es nur bedingt. Nigeria beispielsweise entwickelt sich besser als Kenia, Nigeria hat Öl, Kenia keines. Es stimmt natürlich, dass in wenig demokratischen Systemen die Öleinnahmen vor allem den Reichen und den Regierenden zukommen und das ist auch in Nigeria zum Teil so.

    Es stimmt auch nicht dass es beim Irakkrieg, beim Krieg gegen al-Gaddafi, bei den Umwälzungen in Ägypten und beim Syrienkrieg vorwiegend um Öl und nicht um den Glauben geht.

    Beim von Bush angezettelten Irakkrieg spielte wohl das irakische Öl schon eine Rolle, doch ich vermute, dass Bush durch Eroberung des Iraks zudem einen US-Standfuss im Nahen Osten (middle east) erlangen wollte um dann die benachbarten arabischen Staaten (den Iran z.B.) zunehmend unter Druck zu setzen. Allerdings hat er das Gegenteil bewirkt.

    Beim Krieg gegen al-Gaddafii ging es kaum um das Öl, denn unter Gaddafi floss dieses Öl,während die Zukunft nach Gaddafi von vornherein ungewiss war.

    Beim Aufstand in Ägypten und beim Syrienkrieg spielte/spielt das Öl sicher keine Rolle. Hier könnte man tatsächlich fragen: Haben die US-Amerikaner die Abläufe in Ägypten und Syrien nur beobachtet anstatt einzugreifen, weil es bei diesen Ländern kein Öl zu holen gab/gibt?

    • Vielen Dank für Ihr Interesse, @Ulrike!

      Und, doch, obwohl das Kosten und Nachteile mit sich bringt, machen wir alle sciebooks auch unter ciando (und damit über die meisten eBook-Portale) verfügbar. Und die Taschenbücher lassen sich auch über den Buchhandel bzw. direkt per Mail an z.blume (at) sciebooks.de bestellen (bald auch über einen Shop).

      Obwohl es sich wirtschaftlich noch nicht lohnt, versuchen wir aus grundsätzlichen Erwägungen heraus, das Amazon-Monopol (das für viele eBooks besteht) zu vermeiden.

  2. Es könnte sich auch gefragt werden, warum Ressourcen-Reichtum in bestimmten Regionen nicht zu Kriegen führt und es könnte sich gefragt werden, ob Glaubenskriege irgendetwas mit dem Vorliegen fossiler Ressourcen zu tun haben müssen.

    MFG
    Dr. W (der natürlich davon ausgeht, dass derart in der zu promovierenden Publikation, zumindest: ergänzend & gelegentlich, gefragt werden konnte)

    • Ja, @Webbaer – danach wurde natürlich gefragt! So hat z.B. Norwegen gerade aufgrund der bereits erworbenen Kenntnisse politische Sicherungen gegen zentrale Nachteile der Rohstofffunde vorgenommen. Das man auf politik- und wirtschaftswissenschaftliche Befunde reagieren kann, macht ja einen Teil ihres Reizes aus!

      • @ Herr Dr. Blume :
        Sind Sie zuletzt besser geworden, nähern sich alter berichtender wie kommentierender Stärke wieder an, werden vielleicht auch ein wenig dezidiert, was den zuletzt erstarkenden religiösen Extremismus aus einer Richtung betrifft?, könnte dies sein?

  3. Politik und Religion

    “Dem Gold verdanken wir die Arbeitsteilung und damit auch die Kulturgüter, denen wir uns erfreuen. Dem Gold aber verdanken wir auch wieder, dass von den geschaffenen Gütern der bei weitem größte Teil, und zwar das Beste, dem Schmarotzertum verfällt. Ist doch das Gold der Vater des Kapitalismus. …Früh oder spät verfällt … alles Geld, das der Staat als Tauschmittel in Umlauf setzt, der Kasse irgendeines Sparers, sodass wiederum alles umlaufende Geld aus den Sparkassen kommt, also mit Zins belastet den Markt betritt, um seine Tätigkeit als Tauschmittel zu erfüllen. Diese Doppeltätigkeit des Geldes als Tauschmittel und als Sparmittel ist gegensätzlicher Natur und als Missbrauch des Tauschmittels zu betrachten. Dadurch, dass dem Güteraustausch nur verzinsliches Geld zur Verfügung steht, wird der Zins Vorbedingung der Warenerzeugung überhaupt.
    …So kam mit dem Gold und der Arbeitsteilung zugleich der große Friedensstörer, der Zins, auf die Welt. Die Arbeitsteilung an sich verlangt keinen Zins. Wer sollte da auch Zins zahlen und weshalb? Die Arbeitsteilung hätte also den Menschen allgemeinen Wohlstand bringen sollen, da sie ja kein Vorrecht einzelner, sondern allen Menschen zugänglich ist. Aber aus den Händen des Goldes empfing die Menschheit diese Götterkraft nur unter der Bedingung des Zinses, und damit auch der Trennung der Menschen in arm und reich. Als ob neidische Götter der Menschheit den Machtzuwachs nicht gegönnt, die Unabhängigkeitserklärung der Menschen vom göttlichen Gängelband gefürchtet und dem dadurch vorgebeugt hätten, dass sie nach dem Grundsatz “teile und herrsche” den Zins als Spaltpilz in die Menschenfamilie eingepflanzt hätten!”

    Silvio Gesell (Ist der Bürger- und Völkerfrieden vereinbar mit der Goldwährung?)

    Das heutige Papiergeld, das längst ein besseres Geld sein sollte, wurde nie durchdacht, sondern gänzlich unreflektiert dem Goldgeld der Antike lediglich nachgeäfft. In diesem Sinne kann mit voller Berechtigung gesagt werden, dass der heutige “Normalbürger” sich in Bezug auf das Geld noch dümmer verhält als ein primitiver Affe:

    “Der Mensch sinkt, wenn er einmal sinkt, immer unter das Tier.”

    Friedrich Nietzsche (Wie man wird, was man ist)

    Eine Affenhorde ist zu dumm, um sich eine Bananenplantage anzulegen. Aber eine Horde kapitalistischer Oberaffen hält sich für “intelligent”, wenn der mit einer Bananenplantage erzielte Gewinn nicht den Arbeitern zugute kommt, die sich darum kümmern, sondern den Aktionären, die ihre Bananen auf Kosten der Mehrarbeit anderer fressen wollen.

    “Und Gott der HERR sprach: Siehe, der Mensch ist geworden wie unsereiner und weiß, was gut und böse ist.”

    (Lutherbibel 1984 / Genesis_3,22)

    Seit er “aus dem Paradies vertrieben” wurde, d. h. aufgrund der Religion (Rückbindung auf den künstlichen Archetyp Jahwe = Investor) die Unterscheidungsfähigkeit zwischen Marktwirtschaft (Paradies) und Privatkapitalismus (Erbsünde) verloren hat, will also der Mensch den “großen Investor” spielen. Darum wurde der eigentliche Beginn der menschlichen Zivilisation, die Natürliche Wirtschaftsordnung (Marktwirtschaft ohne Kapitalismus = echte Soziale Marktwirtschaft),…

    http://opium-des-volkes.blogspot.de/2014/10/die-soziale-marktwirtschaft.html

    …bis heute nicht verwirklicht. Alle, die sich für “sozial” halten, sind Staatskapitalisten…

    http://opium-des-volkes.blogspot.de/2013/02/irrtumer-des-marxismus.html

    …und alle, die sich “liberal” glauben, sind Privatkapitalisten. Darin erschöpft sich das ganze Denken (falls man es so nennen darf) der politischen Seifenoper des 21. Jahrhunderts.

    Noch dümmer als die Politiker sind nur noch die Priester, die schon lange nicht mehr wissen, was sie tun, nämlich nichts anderes als das Ausblenden der Erbsünde (Zinsumverteilung von der Arbeit zum Besitz, sowohl innerhalb der Nationalstaaten als auch zwischen den Staaten) aus dem Begriffsvermögen des arbeitenden Volkes. Bevor das Wissen zur Verfügung stand, wie die Erbsünde zu überwinden ist, war das auch notwendig, denn anderenfalls hätte sich die halbwegs zivilisierte Menschheit gar nicht erst auf die Geldbenutzung eingelassen oder sie spätestens mit dem Untergang des Römischen Reiches wieder aufgegeben. Für die Zinsgeldbenutzung ist ein ausreichendes Maß an kollektivem Wahnsinn erforderlich, welches nach dem Untergang der Antike von der “heiligen katholischen Kirche” zur Verfügung gestellt wurde:

    http://opium-des-volkes.blogspot.de/2015/08/der-wirkliche-name-gottes.html

  4. Saudi-Arabien wurde im Natur-des-Glaubens-Blog schon mehrmals negativ erwähnt. Und dies zurecht, denn Saudi-Arabien fördert mit seinem Geld den Islamismus/Wahhabitismus weltweit.
    Deshalb möchte ich an dieser Stelle auf den New-York-Times-Artikel Our Radical Islamic BFF, Saudi Arabia hinweisen wo Thomas L. Friedmann unter anderem schreibt:

    But if you think Iran is the only source of trouble in the Middle East, you must have slept through 9/11, when 15 of the 19 hijackers came from Saudi Arabia. Nothing has been more corrosive to the stability and modernization of the Arab world, and the Muslim world at large, than the billions and billions of dollars the Saudis have invested since the 1970s into wiping out the pluralism of Islam — the Sufi, moderate Sunni and Shiite versions — and imposing in its place the puritanical, anti-modern, anti-women, anti-Western, anti-pluralistic Wahhabi Salafist brand of Islam promoted by the Saudi religious establishment.
    ….
    The last few decades have seen this attempt to homogenize Islam,” claiming “there is only one legitimate path to God,” Haqqani said. And when there is only one legitimate path, “all others are open to being killed. That has been the single most dangerous idea that has emerged in the Muslim world, and it came out of Saudi Arabia and has been embraced by others, including the government in Pakistan.”

    Saudia-Arabien erscheint vielen US-Amerikanern nur darum als Freund Amerikas weil es seine Öl-Förderung oft auf die Bedürfnisse der USA abgestimmt hat (beispielsweise lieferte Saudia-Arabien billiges Öl während der Gorbatschow-Regierung und beschleunigte damit den Bankrott der Sowjetunion) und weil es sich auch politisch US freundlich gibt. Doch Saudi-Arabien finanziert weltweit radikale Formen des Islam und ist von dieser Seite her eine Gefahr für den Frieden in der Welt. Es ist interessant, dass das viele Westler zuwenig sehen, sowohl westliche Bürger als auch westliche Regierungen.

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