KI-Experiment: Kann deep.AI die Ressourcenfluch- und Rentierstaatstheorie unterscheiden?

Die Ostertage waren sehr schön, wenn auch überschattet vom Eintreten der wissenschaftlichen Warnungen. Denn noch immer finanzieren wir durch den Import fossiler Rohstoffe wie Öl und Gas Krieg und Terror der Regime Russland, Iran, Katar usw. samt ihrer Proxies Hamas, Huthi, Wagner, Hisbollah. Menschen sterben in der Ukraine, in Israel und Gaza sowie im Jemen, weil wir dies durch fossile Gewaltenergien bezahlen.

Dazu gibt es seit Längerem zwei Theorien, die ich seit Jahren auch auf diesem Blog vorstellte – 1. die leider im Deutschen unfreiwillig komisch klingende Rentierstaatstheorie aus der Politikwissenschaft und 2. die aus der Volkswirtschaft stammende Ressourcenfluch-These. In der Ansage zu Erneuerbaren Friedensenergien hatte ich sie am 9.11.2023 auch im Landtag Baden-Württemberg verdichtet.

Dr. Michael Blume am Rednerpult des Landtags von Baden-Württemberg. Klick führt zum Redeskript und Video.

Habe nun als kleines KI-Experiment mal den AI Chat von deep.ai nach den beiden Thesen mit Namensclip gefragt und zu Ressourcenfluch folgende Antwort erhalten:

„Die Ressourcenfluch-These besagt, dass Länder, die über reiche natürliche Ressourcen verfügen, tendenziell weniger erfolgreich in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung sind als Länder ohne solche Ressourcen. Diese These wurde unter anderem vom Religionswissenschaftler Dr. Michael Blume vertreten.

Die Argumentation dahinter ist, dass der Reichtum an natürlichen Ressourcen wie Öl, Gas oder Mineralien dazu führen kann, dass die Regierung eines Landes sich zu sehr auf diese Einnahmequelle verlässt und vernachlässigt, andere Wirtschaftszweige zu fördern. Dadurch entsteht eine Abhängigkeit von den Einnahmen aus dem Rohstoffhandel, die fragile ist und sehr anfällig für Preisschwankungen auf dem Weltmarkt sein kann.

Darüber hinaus kann der Reichtum an natürlichen Ressourcen auch zu Korruption und Autoritarismus in der Regierung führen, da die Einnahmen aus dem Rohstoffhandel oft nur einer kleinen Elite zugutekommen und nicht gerecht verteilt werden. Dies kann zu sozialen Spannungen und Konflikten führen, die die wirtschaftliche Entwicklung des Landes weiter behindern.“

Hier ist durchaus noch zu erkennen, dass die Ressourcenfluch-Thesen aus dem Bereich der Wirtschaftswissenschaft stammten. Respekt.

Zur politikwissenschaftlichen Rentierstaatstheorie führte das KI-LLM aus:

“Die Rentierstaatstheorie besagt, dass Länder, deren Wirtschaft hauptsächlich von Einnahmen aus dem Export von natürlichen Ressourcen abhängt (sogenannte “Rentierstaaten”), anfälliger für Autoritarismus, Korruption und soziale Konflikte sind. Dr. Michael Blume argumentiert, dass diese Rentierstaaten aufgrund ihrer reichen natürlichen Ressourcen weniger Anreize haben, demokratische Reformen einzuführen und eine diversifizierte Wirtschaft zu entwickeln.

Die Einnahmen aus dem Rohstoffexport fließen oft direkt an die Regierung oder eine kleine Elite, anstatt gerecht unter der Bevölkerung verteilt zu werden. Dies kann zu einer ungleichen Machtverteilung führen und autoritäre Regierungen begünstigen, die ihre Macht durch Unterdrückung und Kontrolle aufrechterhalten.

Zusätzlich können die hohen Einnahmen aus dem Rohstoffexport dazu führen, dass andere Wirtschaftszweige vernachlässigt werden und die Wirtschaft insgesamt anfälliger für externe Einflüsse wie Preisschwankungen auf dem Weltmarkt ist.“

Auch hier erfolgt die stärkere Betonung der Politikwissenschaft zu Recht, die Aussagen sind auch wesentlich zutreffend.

Auf die Schlussfrage – nun ohne Namensclip – wie Erneuerbare Friedensenergien gegen Rentierstaatsregime helfen könnten, vermochte deep.AI bereits sachrichtig, wenn auch mit zu wenig Bezug zu militärischen Problemen, zu antworten:

“Erneuerbare Friedensenergien können gegen Rentierstaatsregime helfen, indem sie die Abhängigkeit von Einnahmen aus dem Export von natürlichen Ressourcen verringern. Indem sich Länder verstärkt auf erneuerbare Energien wie Sonnenenergie, Windenergie und Wasserkraft konzentrieren, diversifizieren sie ihre Wirtschaft und reduzieren ihre Abhängigkeit von volatilem Rohstoffmarkt.

Durch den Ausbau erneuerbarer Energien können Rentierstaatsregime ihre Einnahmenquellen diversifizieren und ihr Wirtschaftsmodell auf eine nachhaltigere Grundlage stellen. Dies kann dazu beitragen, die Macht der Elite zu schwächen, da die Einnahmen aus erneuerbaren Energien möglicherweise breiter in der Bevölkerung verteilt werden können.

Zusätzlich können erneuerbare Energien die Umweltauswirkungen des Rohstoffabbaus reduzieren und den Umweltschutz stärken. Dies kann helfen, soziale Spannungen zu verringern und Konflikte zu vermeiden, die oft mit der Ausbeutung natürlicher Ressourcen verbunden sind.

Letztendlich können erneuerbare Friedensenergien dazu beitragen, Rentierstaaten auf eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklungsbahn zu führen und dazu beitragen, demokratische Reformen zu fördern und eine gerechtere Verteilung von Ressourceneinnahmen zu ermöglichen.“

Auch bei der Zusatzfrage, was ich unter Energiedemokratie verstünde, fiel die Antwort zwar richtig aus, vernachlässigte aber wiederum den interdisziplinären Brückenschlag zum Frieden. Stattdessen wurde der Begriff nur national und föderal interpretiert.

„Dr. Michael Blume versteht unter Energiedemokratie das Konzept, die Energieversorgung auf eine demokratischere, dezentralisierte und nachhaltigere Basis zu stellen. Energiedemokratie bedeutet, dass Bürgerinnen und Bürger aktiv an der Gestaltung und Kontrolle ihrer Energieversorgung teilhaben können, anstatt diese Entscheidungen ausschließlich großen Energieunternehmen oder der Regierung zu überlassen.

Energiedemokratie beinhaltet die Förderung von erneuerbaren Energien, dezentralen Energiequellen und partizipativen Entscheidungsprozessen. Dies kann dazu beitragen, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern, den Klimawandel zu bekämpfen und gleichzeitig die lokale Wirtschaft zu stärken.

Dr. Michael Blume argumentiert, dass Energiedemokratie nicht nur ökologische und wirtschaftliche Vorteile bietet, sondern auch demokratische Prinzipien und Bürgerbeteiligung stärkt. Menschen, die aktiv an der Energiewende teilhaben können, haben ein größeres Interesse an nachhaltigen Energietechnologien und tragen dazu bei, eine gerechtere Verteilung von Energie und Ressourcen zu ermöglichen.

Insgesamt zielt Energiedemokratie darauf ab, die Energieversorgung demokratischer, nachhaltiger und gerechter zu gestalten und sowohl ökologische als auch soziale Ziele zu fördern.“

Experiment-Fazit:

Es ist wohl schwer von der Hand zu weisen, dass die KI hier bereits in deutscher Sprache wissenschaftliche und politische Themen bzw. Prompts deutlich über dem Niveau der meisten Menschen beantwortet – wenn auch sie noch in disziplinären Silo-Sprachspielen steckt.

Leserinnen und Leser von „Natur des Glaubens“ dürften da selbstverständlich interdisziplinär weiter sein. Und Grüße gehen raus an alle feindseligen Dualisten von nah und fern, deren fossiles Versagen längst auch digital dokumentiert ist. 🙂 

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

26 Kommentare

  1. Europa baut, Russland raubt, ansonsten passiert in beiden das Gleiche. Die Theorien halte ich im Prinzip für richtig, aber sie bedürfen der Ausarbeitung. Ich würde sie auch in Bezug zur Rote-Königin-Theorie aus der Evolutionsforschung setzen. Können Sie mal die KI fragen.

    Beides sehen Sie auch in Deutschland, wo die Globalisierung als Ölquelle wirkte – einerseits verkamen Wirtschaft und Infrastruktur, andererseits kam es zu ähnlichen Entwicklungen, wie in Russland, Polen, Ungarn – eine kleine Clique teilt sich die wirtschaftliche und politische Macht und stellt die Bevölkerung durch Bestechung ruhig, ohne sich groß drum zu scheren, wo das Geld für diese Bestechung herkommen soll.

    Die Geldquellen waren das Fälschen des eigenen Geldes (das man sich dann von der EZB „borgt“ und innerhalb der EU von der linken Hosentasche an die rechte verleiht, was den Vorteil hat, dass die Schuldknechtschaft doch nicht so sehr drückt, wie es echte Schuldknechtschaft tut) , das Kaputtsparen von Infrastruktur und Wirtschaft, Elendsprostitution, also immer mieseren Nummern mit immer mieseren Freiern – mit was für Tyrannen wir uns abgeben, fassen nicht mal die Amis mit der Kneifzange an. Die Ölquelle ist versiegt, die unerschöpflichen Pixelminen Europas scheitern wie einst der Azteken-Goldregen in Spanien und das Tulpen-Imperium der Niederlande, an Inflation.

    Jetzt ist die Globalisierung versiegt, die Pixelminen füttern eine VR-Wirtschaft, in der das Worst-Case-Szenario des Klimawadels bereits eingetreten ist – die Erde ist zur Wüste abgegrast, Macht und Vermögen konzentrieren sich in wenigen Oasen, der Rest darf Räuber werden oder verrecken. Und diese überzüchtete, zum Pixel-Godzilla gemästete Fantasie-Wirtschaft hat genug Macht, die Wirklichkeit nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen. Dollar, Euro, sind genauso am Ende, wie es Öl und Gas sind, und genau wie Putin, treibt uns das in den Krieg, um die sozialen Spannungen zu entladen und den Status Quo zu erhalten.

    In den vergangenen Jahrhunderten entsorgten wir die Unzufriedenen in den Kolonien. Heute kolonisieren wir erst die rechte Ecke des Politspektrums, dann den Friedhof.

    Russland hat den totalen Ausverkauf seiner Ressourcen gestartet, um sein neues altes Wirtschaftskonzept zu finanzieren – Raubzug. [Schnipp. Viel zu lang und unsachliche Kraftausdrücke, die ich auf diesem Blog nicht lesen möchte. Hier ist keine Klowand. Bitte kürzer & konstruktiver. Danke, M.B.]

  2. Ich kann mich erinnern, dass schon in den 1970er Jahren die Ölförderländer ihre Einnahmequellen verbreiterten, indem sie zum Beispiel in Deutschland sich als Aktionäre an Unternehmen beteiligt haben. Dies geschah, wenn ich es noch richtig weiß, weil man sich der Endlichkeit der Ressourcen bewusst war. Die Einnahmen sollten wohl dazu beitragen, die eigenen Bevölkerungen weiterhin ruhig zu halten.

    • Lieben Dank, @Marie H.

      Das ist richtig und unterstreicht das Versagen fossiler Politik. Schon 1973 wurde nach dem Jom-Kippur-Krieg gegen Israel 🇮🇱 die OPEC-Ölwaffe eingesetzt!

      „Die erste und folgenreichste Ölpreiskrise wurde im Herbst 1973 anlässlich des Jom-Kippur-Krieges (6. bis 26. Oktober 1973) ausgelöst. Die Organisation der arabischen Erdöl exportierenden Staaten (OAPEC) drosselte bewusst die Fördermengen um etwa 5 %, um die westlichen Länder bezüglich ihrer Unterstützung Israels unter Druck zu setzen, gegen welches die Arabische Liga seit 1948 mit wenig Erfolg einen umfassenden Wirtschaftsboykott erklärt hatte. Am 17. Oktober 1973 stieg der Ölpreis von rund 3 US-Dollar/Barrel auf über 5 US-Dollar. Dies entspricht einem Anstieg um etwa 70 %. Im Verlauf des nächsten Jahres stieg der Ölpreis weltweit auf über 12 US-Dollar/Barrel.“

      https://de.m.wikipedia.org/wiki/%C3%96lpreiskrise

      Die Rentierstaatstheorie entfaltete sich ab den 1980er Jahren, die Ressourcenfluchtheorie bald darauf. Hätten die Demokratien damals mit der konsequenten Förderung erneuerbarer Friedensenergien reagiert, so hätten wir nicht nur die Klima- und Wasserkrise bremsen, sondern auch den Frieden für die Ukraine 🇺🇦, Israel 🇮🇱 und Europa 🇪🇺 sichern können. Die bequeme Fortführung der fossilen Gewaltenergien waren für Mitwelt & Politik eine katastrophale Fehlentscheidung. Dafür werden sich auch fossile Lobbyisten vor der Geschichte verantworten müssen.

  3. @Wechselkurse / Kohlekraftwerke

    Ein Faktor fehlt wohl noch. Wer viel Rohstoffe verkauft fördert die Wechselkurse der eigenen Währung, das macht Importe billiger und Exporte teurer. Entsprechend kann sich in den Staaten mit Öleinnahmen z.B. eine Bekleidungsindustrie nicht so gut entwickeln.

    Aktuell sollen jetzt einige Braunkohlekraftwerke stillgelegt und abgerissen werden, um am selben Standort Gaskraftwerke zu bauen. Das hätte ich jetzt nicht gemacht. Erstmal ist das teuer, dass Geld wäre mit mehr Zubau von WKA und PV sowie Ausbau der Stromnetze besser angelegt gewesen.

    Und natürlich verringert dies die Versorgungssicherheit. Wenn Trump wiedergewäht wird, dann wird möglicherweise 2025 Russland Natogebiet angreifen und/oder Trump 2026 einen Krieg mit China anfangen. Da wäre ich dann durchaus froh, noch reichlich alte Kohlekraftwerke in strategischer Reserve zu haben.

    Die produzieren zwar mehr CO2 als Gaskraftwerke, dafür finanzieren die aber keine fossilen Autokraten. Solange die Gasspeicher voll sind, können die bestehenden Gaskraftwerke ja gerne vorrangig laufen. Aber wenn es wirklich knapp wird, hätten wir dann ganz eigene Reserven. So teuer kann das doch nicht sein, die Altanlagen in Bereitschaft zu halten.

    • Das ist richtig, @Tobias Jeckenburger: Schon ab den 1960er-Jahren wurde der Ressourcenfluch der Niederlande aufgrund von Erdgas-Förderung als sog. Dutch Disease / Holländische Krankheit auch auf den zu starken Gulden zurückgeführt, vgl.:

      https://de.m.wikipedia.org/wiki/Holl%C3%A4ndische_Krankheit

      Angeblich soll die Währung damals so verzerrt worden sein, dass auch Produkte der Landwirtschaft zu teuer wurden und sogar Käse „in“ die Niederlande importiert worden sei!

      Und all dies verschärft natürlich die Frage, warum auch unser im Selbstverständnis „gebildete“, ja „aufgeklärte“ und „wissenschaftliche“ Europa 🇪🇺 die Ressourcenfluch-Erkenntnisse weitgehend ignorierte – und weiterhin ignoriert… 🤔🔥📚

  4. Ein weiterer Aspekt des Ressourcenfluchs besteht darin, dass die Handelspartner solchen Ländern die industrielle Entwicklung nicht gestatten oder sogar aktiv behindern, weil diese Länder sonst übermächtig werden. Beispiel Russland: Schon zu Zeiten der Hanse wurden in Nowgorod zwar Pelze gehandelt, aber sie durften nicht zusammengenäht sein.
    Später hat sich das fortgesetzt. Dass unter Stalin vorübergehend der Aufbau einer Schwerindustrie mit amerikanischer Unterstützung (Albert Kahn u.a.) erfolgte, war eine Ausnahme und diente lediglich dazu, ein Gegengewicht zum damaligen Deutschland zu schaffen.
    Mit anderen Worten: Das heutige Russland ist auch ein Produkt ausländischer Einflussnahme, die genau diesen Status (= Ressurcengeber ohne eigene Zivilgesellschaft) zum Ziel hatte.
    An Stelle von Rentierstaat möchte ich einen Versuch wagen und den Begriff Goldeselstaat vorschlagen. Er trifft es zwar auch nicht exakt, ist aber sehr viel plastischer und damit vielleicht für ein breiteres Publikum tauglich.

    • Vielen Dank, @Thomas S.!

      Und, ja, das Bündnis einheimischer und externer Eliten zur Renten- und Gewinnmaximierung scheint mir in autoritären und korrupten Regimen die Regel zu sein.

      So trägt die größte Erdölfördergesellschaft der Welt, Saudi Aramco, bis heute das arabisch-amerikanische Bündnis im Namen. Die Geschichte alleine dieses Unternehmens und seiner verschiedenen Phasen widerlegt den klassischen Dualismus zwischen Staats- und Marktwirtschaft eindrucksvoll, vgl.

      https://de.wikipedia.org/wiki/Saudi_Aramco

      Ob wir Menschen aber wirklich bereit sind, aus den Desastern der fossilen Gewaltenergien seit dem Jom-Kippur-Krieg vom 6.10.1973 bis zum Simchat-Thora-Angriff der Hamas am 7.10.2023 zu lernen, wage ich auch angesichts solcher Meldungen zu bezweifeln:

      Die US-Regierung befürchtet einem Bericht der Financial Times (Artikel hinter einer Bezahlschranke) zufolge durch die Ausfälle in der russischen Ölproduktion [aufgrund ukrainischer Verteidigungsschläge, M.B.] steigende Preise am Weltmarkt – und die kann Joe Biden im Wahlkampf gar nicht gebrauchen. „Nichts erschreckt einen amtierenden US-Präsidenten mehr als ein Anstieg der Benzinpreise während eines Wahljahres“, betonte Bob McNally, Präsident des Beratungsunternehmens Rapidan Energy und einst Energieberater im Weißen Haus.

      https://www.merkur.de/politik/ukraine-krieg-russland-drohnenangriffe-putin-oelindustrie-usa-biden-wahlkampf-92922823.html

      Hier scheint die Angst vor Kurzfrist-Denken vor jedem Strategiewechsel zu Erneuerbaren Friedensenergien zu stehen.

      Danke auch für die Anregung zum “Goldeselstaat”, das sagt mir spontan zu! 🙂

  5. „Grau, teurer Freund, ist alle Theorie, und grün des Lebens goldner Baum.“
    Rentierstaatstheorie und Ressourcenfluch-These mögen ja durchaus richtig sein, aber was nützen sie bei der Bewältigung des Alltags, der Wirtschafts- und Arbeitswelt?
    „Des Lebens goldner Baum“ – das ist in diesem Fall eine prosperierende Industrie. Und diese braucht Energie und Rohstoffe in gewaltigen Mengen. Da leider die Rohstoffe auf diesem Planeten geographisch sehr ungleich verteilt sind, müssen alle Industrieländer, Schwellenländer und Drittweltstaaten, egal ob demokratisch oder diktatorisch regiert, diese auch aus nicht demokratisch regierten Ländern beziehen. Das mag einem gefallen oder nicht – es ist einfach so. Und da wir aus dem Industriezeitalter nicht einfach aussteigen können, werden noch über viele Jahrzehnte Rohstoffe aus Ressourcenfluch- und Rentierstaaten nach Deutschland, Europa, USA, Kanada, Japan, Südkorea fließen, also in alle westlichen Demokratien. Lediglich die USA könnten aufgrund der schieren Größe (=Fläche) eventuell Rohstoff-autark werden.
    Selbst wenn alle grünen Energiewende-Träume in Erfüllung gehen würden und die fossilen Energien nicht mehr benötigt werden sollten (was nicht passieren wird oder nur mit Kernfusion verwirklicht werden könnte), brauchen wir Dutzende von weiteren Rohstoffen, für die das gleiche gilt wie für die fossilen Energieträger: sie sind ungleich verteilt auf diesem Planeten und große Vorkommen liegen in nicht demokratisch regierten Ländern.
    Auch die hochgelobten „Friedens- oder Freiheitsenergien“ brauchen Rohstoffe: Kupfer, „Kobold“ (Annalena Baerbock), seltene Erden, Aluminium etc.. Allein der Kupferverbrauch für die Energiewende-Träume ist exorbitant: in den nächsten 30 Jahren wird voraussichtlich mehr Kupfer benötigt als in den vergangenen 5000 Jahren zusammengenommen gefördert worden sind.
    Aber auch andere Alltagsdinge können ohne Rohstoffe aus Ressourcenfluch- und Rentierstaaten nicht produziert werden, angefangen beim Mobiltelefon. Da stecken über 60 chemische Elemente drin, das sind zwei Drittel der stabilen Elemente des Periodensystems! Darunter sind „seltene Erden“, auf deren Förderung und Produktion China fast ein Monopol hat. Das Problem der Rentier- und Ressourcenfluch-Staaten wird uns also noch lange erhalten bleiben, selbst bei einer (derzeit völlig unrealistischen) kompletten Dekarbonisierung der globalen Wirtschaft.
    Zur Wirklichkeit gehört aber auch der immer noch steigende Verbrauch von fossilen Brennstoffen. Dazu gab es am 4.4.2024 einen hochinteressanten Welt-Artikel: „STATUSREPORT ENERGIEWENDE -„Mehr Fossile als je zuvor“ – der Mythos von der schnellen erneuerbaren Zukunft“.
    Zitat aus diesem Artikel: „ Demnach haben die „modernen Erneuerbaren“ – also hauptsächlich Wind-, Solar- und Wasserkraft – zwar ihren Anteil zwischen 2012 und 2022 von 9,5 auf 12,9 Prozent erhöht. Die Billionen-Investments in grüne Energien haben den Anteil fossiler Energieträger von rund 81 auf 79 Prozent gedrückt. Doch der Anteilsgewinn verdeckt, dass auch der ganze Kuchen größer geworden ist: Der Endenergie-Verbrauch der Menschheit wuchs im selben Zeitraum um 16 Prozent auf rund 400 Exajoule. Unter dem Strich legten deshalb auch die fossilen Energieträger weiter zu, um 13 Prozent. All die Ökostrom-Investments haben das Wachstum der klimaschädlichen Brennstoffe also lediglich gebremst, in absoluten Zahlen aber nicht zum Sinken gebracht.“
    Also stieg der absolute Verbrauch an fossilen Energieträgern in den Jahren von 2012 bis 2022 um 13 % an, auch wenn der Anteil der fossilen Energieträger am gesamten Energieverbrauch von 81 auf 79 % gesunken ist. Der CO2-Ausstoß stieg im gleichen Zeitraum von 34,97 auf 37,5 Milliarden t an, was einem Anstieg von 7,2 % entspricht.
    Es spricht vieles dafür, dass dieser Anstieg noch einige Jahrzehnte so weitergehen wird. Viele Länder, angefangen mit China, Indien, Indonesien und Brasilien, haben noch einen gewaltigen Nachholbedarf in allen Bereichen. Und die dortigen Politiker haben große Pläne mit Industrie, Forschung und Technik. Beispiel Indien (diesem Land zahlt Deutschland jedes Jahr dreistellige Millionenbeträge für Entwicklungshilfe!): dieses Land ist seit 50 Jahren Atommacht und führt erfolgreiche Weltraum-Missionen durch, bis hin zur Mondlandung. Und deutsche Politiker träumen von Lastenfahrrädern, der Zerstörung einer sicheren Energieversorgung und führen unser Land in die Deindustrialisierung! Aber Hauptsache, es wird korrekt gegendert und kluge politische Theorien diskutiert!

    • Oh, lieber Herr Quentmeier – Sie sind ja trotz Ihrer Abschiedserklärung doch wieder da! Haben wir Ihnen so sehr gefehlt? 🙂

      Habe gerade eine Doppelrezension zum linken “Männer, die die Welt verbrennen” von Christian Stöcker und zum rechten “Die Reue des Prometheus. Von der Gabe des Feuers zur globalen Brandstiftung” von Peter Sloterdijk gebloggt, hier:

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/wer-traegt-die-fossile-schuld-doppelrezension-von-christian-stoecker-peter-sloterdijk/

      Inhaltlich scheinen Sie sich ja auf die Position zurück zu ziehen, dass auch Demokratien niemals auf alle Importe verzichten können. Klar, das bestreitet hier auch niemand. Doch durch Einsparungen (etwa von Fleisch aus der Massentierhaltung), Recycling und den zügigen Ausbau erneuerbarer Friedensenergien können wir unsere Abhängigkeiten sowie die Finanzierung fossiler Diktaturen, Kriegs- und Terrortreiber verringern. Auch Sie könnten dazu etwas beitragen, wenn Sie es denn wollten.

      Aber selbstverständlich können Sie es auch ohne neuere Lektüre von Blog- und Buchinhalten beim Posten der immergleichen Versatzstücke aus Reaktanz und fossilem Lobbyismus belassen. Das ist ja auch nicht uninteressant und auf seine eigene Weise durchaus unterhaltsam.

      Also: Willkommen zurück hier auf Wissenschaftsblogs jenseits des feindseligen Dualismus! 🙂

  6. @Quentmeier 05.04. 13:56

    Die metallischen Rohstoffe muss man aber nur einmal ausgraben, und kann sie dann dauerhaft immer wieder recyceln. Fossile Brennstoffe lösen sich nicht nur definitiv in Abgase auf, auch braucht man sie in vergleichsweise sehr großen Mengen. Die Finanzierung von Rohstoff-Autokratien geht also maßgeblich zurück, wenn wir nur noch Metalle und kaum noch Brennstoffe beziehen müssen.

    Ich wäre übrigens selber sehr dafür, unsere alten Braunkohlekraftwerke weiter in Bereitschaft zu halten, auch angesichts der Gefahr eines Krieges einer Nato ohne US-Unterstützung mit Russland. Solange genug Gas und erneuerbarer Ertrag zur Verfügung steht, verursachen die Bereitschaftskraftwerke ja auch keine Emissionen.

    Ansonsten stelle ich mir es auch ziemlich schwierig vor, wenn wir in den reichen Ländern nicht nur unser Konsumniveau beibehalten, sondern der Rest der Welt hier auch noch aufschließt. Das dürften die globalen metallischen Rohstoffvorkommen vermutlich erstmal wirklich nicht hergeben.

    Wir können natürlich einfach kapitulieren, und das Klima komplett abstürzen lassen. Da wäre ich aber lieber für weniger verschwenderischen Konsum. Ich habe wirklich überhaupt keine Lust, der Nachwelt solche Zerstörungen zu hinterlassen.

    Und vielleicht gibt es auch noch einige Unterstützung durch Innovationen. Wenn wir etwa ein autonom fahrendes Sammeltaxisystem etablieren könnten, dann würden hier riesige Rohstoffmengen eingespart werden können. Zusätzlich wären die Straßen frei und Mobilität nicht nur sehr billig, sondern auch noch schneller als jetzt möglich. Und umfangreiche Flächen in den Städten würden nicht mehr von Parkplätzen belegt.

    Ansonsten führen dauerhafte Rohstoffengpässe meistens zu technischen Lösungen. Statt Stahlbeton geht dann auch viel mit Holz, statt Sand tuts für viele Lösungen auch Lehm. Und Bauschutt kann man wiederaufarbeiten. Wenn die Rohstoffpreise hoch genug sind, dann lohnt sich das. Und dauerhaft hohe Preise z.B. bei Kupfer motivieren dann auch, Lagerstätten auszubeuten, die sonst nicht wirtschaftlich wären.

  7. Sehr geehrter Herr Blume,

    Sie sind ein Meister des absichtlichen Missverstehens und der Rabulistik! Meine Aussage vom 9.3.2024 („Sehr geehrter Herr Blume, ein paar abschließende Worte, dann bin ich endgültig raus aus dieser Diskussionsfolge!) bezog sich auf Ihren Beitrag „Meine Sorgen 2024: Fossile Kriege & Propaganda, Wahlen & globale Wasserkrise“. Und ich hatte Wort gehalten, obwohl es noch einige Beiträge dazu gegeben hatte, die einer Erwiderung wert gewesen wären.

    Es gibt aber immer wieder Beiträge von Ihnen, die so dermaßen von Faktenresistenz und Wunschdenken gesättigt sind, dass ich mit Zahlen, Daten Fakten (Sie kennen meinen geliebten Dreiklang!) versuche, etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Ich wiederhole: alle meine Zahlen, Daten und Fakten stimmen und kommen aus seriösen und nachprüfbaren Quellen.

    Zitat Blume: „Doch durch Einsparungen (etwa von Fleisch aus der Massentierhaltung), Recycling und den zügigen Ausbau erneuerbarer Friedensenergien können wir unsere Abhängigkeiten sowie die Finanzierung fossiler Diktaturen, Kriegs- und Terrortreiber verringern. Auch Sie könnten dazu etwas beitragen, wenn Sie es denn wollten.“ Sorry, es gibt ein Leben vor dem Tod und Leben ist mehr als ein ökologisch korrektes Dahinvegetieren! Wer glaubt, er kann durch Veganismus, E-Autos und Flatterstrom die Welt retten, kann es gerne probieren. Wir erleben aber gerade durch die Energiewende, dass die Strompreise und Energiepreise allgemein immer stärker steigen und energieintensive Industrien in Deutschland immer weniger wettbewerbsfähig werden und ins Ausland abwandern.
    Über die hohe Energieeffizienz in Deutschland hatte ich schon wiederholt berichtet und hier liegt der Schlüssel für die Zukunft: nicht Verzicht und Öko-Wahn, sondern mehr Effizienz bei der Nutzung von Rohstoffen aller Art und Innovation durch Forschung und Entwicklung. Nur so können die globalen Probleme gelöst werden. Also nicht zurück zum Lastenfahrrad und der kärglichen Ernährung der Feudalzeit (für die Massen), sondern mit Optimismus in die Zukunft!
    Zu Herrn Jeckenburger: Was die Braunkohlenkraftwerke angeht: 100 % Zustimmung. Das gilt aber auch für Steinkohle-Kraftwerke und Kernkraftwerke!

    „Wenn wir etwa ein autonom fahrendes Sammeltaxisystem etablieren könnten, dann würden hier riesige Rohstoffmengen eingespart werden können.“ In unserem Land nutze ich öffentliche Verkehrsmittel sehr ungern, weil zu viele Menschen schmutzig, ungepflegt und von schlechtem Benehmen sind. Und die vielen gepiercten und tätowierten Gestalten widern mich an. Außerdem stört mich der Vandalismus ungemein: zerkratze Scheiben, beschmierte Sitze und Wände und ausgespuckte Kaugummis auf dem Boden finde ich einfach widerlich!
    „Statt Stahlbeton geht dann auch viel mit Holz, statt Sand tuts für viele Lösungen auch Lehm.“ Meinen Sie das ernst? Zu Beginn des Industriezeitalters waren in Deutschland die meisten Wälder abgeholzt und verwüstet und vielleicht 10 % der Landfläche waren noch mit Bäumen bestanden, und das mit vielleicht 30 Millionen Menschen auf deutlich größerem Gebiet. Nur die Kohle hat die bescheidenen Reste der Wälder gerettet und sogar die Möglichkeit zur Regeneration geboten und heute sind 32 % unseres Landes mit Wald bedeckt.
    „Und dauerhaft hohe Preise z.B. bei Kupfer motivieren dann auch, Lagerstätten auszubeuten, die sonst nicht wirtschaftlich wären.“ Das geschieht bereits, schauen Sie sich mal Bilder von den gewaltigen Kupferminen in Chile an – der Kupfergehalt ist weniger als halb so hoch wie bei früheren Lagerstätten. Bei den erforderlichen Kupfermengen für die Energiewende könnte es allerdings knapp werden, Große Mengen des Kupfers stecken dann in Leitungen Windrädern und verbleiben dort für Jahrzehnte.

    • Lieber Herr Quentmeier,

      Sie müssen Ihren Rücktritt vom Rücktritt doch nicht verteidigen. Wir alle hier wissen, dass feindseliger Dualismus auf die ständige Be-geg-nung mit den Feindbildern abzielt. Sie werden hier also noch öfter hergezogen werden.

      Und ein ökonomisch aufgeklärter Solarpunk-Lebensstil „ist“ effizient. Mit Elektromobilität, weniger oder keiner Massentierhaltung, Solargrid u.v.m. ist eher eine Steigerung der Lebensqualität verbunden. Und, ja, auch neue Technologien sind willkommen – denken Sie nur an die enormen Fortschritte in der Solarenergie, bei den Batterien, sogar beim Biogas usw.

      Und: eine bessere und friedlichere Zukunft für die Mitwelt und möglichst viele Menschen sind Werte an sich.

      Sie dürfen uns wissenschaftlich orientierten Solarpunks also gerne weiter bequatschen – aufhalten werden Sie uns nicht. 🙂

      Ihnen Dank für Ihre Beiträge zur Stärlung dieses Blogs! ☺️🙏📚🌈

  8. @Quentmeier 05.04. 22:35

    „Zu Beginn des Industriezeitalters waren in Deutschland die meisten Wälder abgeholzt und verwüstet.“

    Ja aber weil man dringend Ackerland brauchte und dann auch noch das meiste Holz verfeuert werden musste. Die Holzmenge, die in heimischen Wäldern anfällt kann schon im Baugewerbe jede Menge Stahl und Stahlbeton ersetzen. Mit deutlicher reduzierender Wirkung auf unsere Treibhausgasemissionen. Erstmal muss man keinen Stahl und Beton herstellen, und der Kohlenstoffgehalt des Bauholzes ist für die Lebensdauer des Gebäudes in dem Holz gebunden. Außerdem ist Bauen mit Holz auch noch ziemlich kostengünstig.

    „Das gilt aber auch für Steinkohle-Kraftwerke und Kernkraftwerke!“

    Das charmanteste an den Braunkohlekraftwerke ist doch, dass wir damit die eigene Braunkohle nutzen können, was noch mal ein Extrafaktor für die Versorgungssicherheit ist. Steinkohle ist auch noch nicht schlecht, die lässt sich auf Halde sehr gut lagern, auch wenn sie importiert werden muss. Und Kernkraftwerke sind sehr teuer, und rechnen sich nur, wenn sie mehr als ein halbes Jahr durchlaufen.

    Mit dem zu erwartenden weiteren Ausbau von PV und WKA gehen aber die Backuplaufzeiten immer mehr zurück. Zu kurz, um Neubauten von AKWs wirtschaftlich zu machen, die alten AKWs allerdings könnte man auch m.E. durchaus noch einige Jahre als saisonales Backup nutzen. Ich finde es letztlich schon ärgerlich, dass man in Deutschland die letzten AKWs stillgelegt hat. Wie es freilich um die Sicherheit dieser alten Anlangen aussah, das weis ich jetzt nicht genau.

    Wenigstens können wir aus Frankreich ganz gut Atomstrom importieren, wenn dort Überschüsse und bei uns Mangel herrscht. Und umgekehrt.

    „In unserem Land nutze ich öffentliche Verkehrsmittel sehr ungern, weil zu viele Menschen schmutzig, ungepflegt und von schlechtem Benehmen sind.“

    Wenn Sie so viel Distanz zu ihren Mitmenschen brauchen, dann könnten Sie aber vermutlich als Einzelpassagier ein autonomes Sammeltaxisystem nutzen. Selbst das dürfte deutlich kostengünstiger sein, als ein Privatfahrzeug zu unterhalten. Zumindest wenn die Sammeltaxis Batteriefahrzeuge sind, weil die sehr viel Benzinkosten einsparen und dabei auch noch viel länger halten als Verbrennerfahrzeuge.

    Mich nerven öffentliche Verkehrsmittel eher wegen einer oft recht mangelhaften Reisegeschwindigkeit, und wegen recht häufiger Verspätungen, und eines komplizierten Fahrplans. Das kommt auf die konkrete Verbindung an. Hier bin ich mit dem Fahrrad meistens schneller, und das kostet gar nichts.

    Ein autonomes Sammeltaxisystem hätte all diese Probleme nicht, und dürfte sogar noch kostengünstiger als Bus und Bahn sein, zumindest wenn die Sammeltaxis mit bis zu 5 Passagieren im Schnitt unterwegs wären. Und auf Parkplatzsuche müsste man damit auch nicht gehen

    „Also nicht zurück zum Lastenfahrrad und der kärglichen Ernährung der Feudalzeit (für die Massen), sondern mit Optimismus in die Zukunft!“

    Lastenfahrräder mit Elektrounterstützung sind zuweilen nicht unpraktisch. Aber einen kompletten Fleischverzicht würde ich auch nicht mitmachen. Wobei ich seit Jahren durchaus langsam aber sicher mit weniger Fleisch auskomme. Das ist letztlich auch eine Frage der Kreativität in der Küche. Auf Strafsteuern auf Fleisch würde ich allerdings auch mit entschiedener Ablehnung reagieren, Subventionierungen abbauen wäre aber aus meiner Sicht in Ordnung.

    Mit einem kompletten Umstieg auf Bioanbau und Tierhaltungsformen nach Biostandards wäre ich zusätzlich sehr vorsichtig. Das macht perspektivisch schon Sinn, aber man muss hier auch hinreichende Erträge haben. Zumal es hier durchaus auch Zwischenformen gibt, also Bewirtschaftungsformen, die die Böden verbessern oder Tierhaltungsformen, bei denen es den Tieren deutlich besser geht, ohne dass sie deutlich mehr Futter brauchen.

    So sehe ich dann auch positiv in die Zukunft, auch wenn ich hier eine etwas andere vor Augen habe. Eine Umstellung auf Nachhaltigkeit würde ich begrüßen, wenn sie in Ruhe und mit Überlegung umgesetzt wird. Und je mehr Menschen mit der grassierenden Verschwendung aufhören, desto besser wird es uns dann am Ende gehen.

    Wie stark der Klimawandel jetzt wirklich wird, werde ich vermutlich nicht mehr erleben. Aber egal ist mir das deswegen noch lange nicht.

    • @Quentmeier & @Jeckenburger

      Habe es sehr begrüßt, dass Deutschland aufgrund der russischen Invasion in die Ukraine 🇺🇦 die letzten Atomkraftwerke noch auslaufen ließ, am unter Kanzlerin Merkel (CDU) beschlossenen Atomausstieg aber festhielt. Frankreichs 🇫🇷 Atomkonzern EDF hat riesige Schulden angesammelt, so dass die Strompreise deutlich angehoben und staatlich subventioniert werden:

      „Fast zwei Drittel des französischen Stroms kommen aus Atomkraftwerken. In den vergangenen Jahren ist er stetig teurer geworden, die Produktionskosten durch die Inflation gestiegen. Außerdem werden bestehende Atomkraftwerke derzeit teuer renoviert, weil viele Zentralen Sicherheitsrisiken aufweisen.
      Zwischenzeitlich war etwa die Hälfte der gesamten französischen Anlagen nicht funktionsfähig. Um seinen Bedarf zu decken, musste das Land sogar Strom aus Deutschland importieren.“

      https://amp.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/atomenergie-strom-frankreich-100.html

      Mir ist im Übrigen auch kein deutsches Bundesland bekannt, dass ein Endlager für den atomaren Sondermüll haben wollte. Auch hier erweisen sich Erneuerbare Friedensenergien als die immer bessere Alternative.

  9. @Michael 06.04. 06:52

    „Mir ist im Übrigen auch kein deutsches Bundesland bekannt, dass ein Endlager für den atomaren Sondermüll haben wollte.“

    Das Giftpotential des global gesammelten Atommülls ist entsprechend gigantisch. Das Hauptproblem ist das enthaltene Plutonium, mit einer Halbwertszeit von 50.000 Jahren entsprechend langfristig. Ein geologisches Endlager müsste also 500.000 Jahre sicher sein, das sind schon geologische Zeiträume. In dieser Zeit kann es locker 3 Eiszeiten geben, oder auch eine Heißzeit mit dem Abschmelzen aller Eisschilde und einem Anstieg des Meeresspiegels um 70 Meter.

    Und das Endlager kann sich in dieser Zeit auch heben oder senken, aufgrund der langen Zeiträume nicht unerheblich. Die meisten Gebirge heben sich pro Jahr um Zentimeter, wenn sich ein Endlager nur um einen Millimeter pro Jahr anhebt, dann wären das auf 500.000 Jahre immer noch 500 Meter. Entsprechend können hier in den Zeiträumen auch Risse und Verwerfungen quer durch das Endlager auftreten. Auch sind die Kontinente in horizontaler Bewegung, um bis zu 10 cm im Jahr, dass wären dann in 500.000 Jahren bis zu 50 km horizontale Verschiebung.

    Das ist alles schwierig. Was bleibt, ist die abgebrannten Brennstäbe auf den Mond zu schießen, oder das Plutonium abzutrennen und in speziellen AKWs als neuen Brennstoff zu nutzen. Beides dürfte sehr teuer sein. Und eine Lösung muss her. Die Castoren, in denen die abgebrannten Brennstäbe verpackt sind, lagern derzeit in einfachen Hallen, und sind nicht auf Jahrhunderte ausgelegt.

    „Auch hier erweisen sich Erneuerbare Friedensenergien als die immer bessere Alternative.“

    Wohl wahr. Wenn hier die bestehenden AKWs noch bis zum Ende ihrer Betriebsdauer weiterlaufen, reicht das. Jetzt noch neue zu bauen, scheint mir unsinnig. Höchstens noch spezielle Reaktoren, die das Plutonium aus dem vorhandenem Atommüll verbrennen können.

    Man stelle sich vor, die Zivilisation geht unter, und die Castoren stehen immer noch in einfachen Hallen herum. Irgendwann rosten die durch, und die ganze Sauerei verteilt sich in der Umgebung. Das hat dann das Schadenspotential von mehreren 10.000 Tschernobylkatastrophen. Das kann dann halbe Kontinente verseuchen.

    • Ja, @Tobias Jeckenburger – bei der Atomkraft tritt die Externalisierung der Kosten gerade auch mit Bezug auf strahlenden Sondermüll und damit unabsehbare Generationen auf. Gleichzeitig emittieren sie jedoch kaum Treibhausgase, worauf insbesondere Frankreich 🇫🇷 großen Wert legte. Aus meiner Sicht wäre schließlich auch die Zentralisierung der Enetgieeezeugung ein Problem, das womöglich in zukünftigen Debatten über Fusionsenergie wiederkehren wird.

  10. @Michael 06.04. 22:02

    „Aus meiner Sicht wäre schließlich auch die Zentralisierung der Energieerzeugung ein Problem, das womöglich in zukünftigen Debatten über Fusionsenergie wiederkehren wird.“

    Wichtig sind lokale Netze, die private PV-Anlagen, Windräder, angeschlossene Batteriefahrzeuge mit den Haushalten verbinden und sich schon lokal stabilisieren. Ein europaweites Hochspannungsnetz ist aber zusätzlich auch sehr von Vorteil, wenn es darum geht die unregelmäßige regenerative Energieerzeugung zumindest zu erheblichen Teilen großräumig zu verteilen. Die lokalen Schwankungen gleichen sich so immer mehr gegenseitig aus, dass hier eine Zwischenspeicherung des Stroms bzw. die Laufzeiten der Backupkraftwerke immer weniger nötig wird.

    Und wenn wir diese Hochspannungsnetze schon mal haben, dann erfordert es auch gar keinen Aufwand, eventuelle Fusionskraftwerke an den alten Kraftwerksstandorten zu stationieren. Sicher wären kleinere Fusionskraftwerke besser, die kann man dann nah am Verbraucher installieren und mit der Abwärme noch Fernheizung liefern.

    Die Frage ist jetzt aber, wann das denn überhaupt mal was wird mit der Kernfusion. Wie groß diese Reaktoren dann sind, ist dann wohl erstmal eine rein reaktortechnische Frage.

    Wirklich interessant sind Fusionsreaktoren wohl für die interstellare Raumfahrt. Die Energiewende bekommen wir auch ohne dem hin. Aber sollen die Physiker basteln, ich fände es einfach spannend, wenn man sowas zum Laufen bekäme. Wenn es dann noch bezahlbar ist, werden wir es wohl nutzen.

    Das Atommüllproblem wie eventuelle Unfallfolgen wären jedenfalls bei Fusionsreaktoren sehr überschaubar. Ob man die in Wohngebieten haben will, mag aber eine noch offene Frage sein. Ansonsten wären die alten Standorte der stillgelegten AKWs goldrichtig, wenn man die Netzanschlüsse dort noch nicht abgebaut hat, kann man die gleich wieder nutzen.

    • Ja, @Tobias Jeckenburger – deswegen begrüße ich die Forschungen zur Kernfusion sehr. Sollten sich hier weitere, technologische Durchbrüche ergeben, so wäre das Problem der energetischen Zentralisierung sicher zu lösen.

      Klar ist freilich m.E. auch, dass die Hoffnung auf zukünftige Fusionsenergie nicht dazu missbraucht werden darf, die Verbrennung fossiler Gewaltenergien zu verlängern. Denn die eskalierenden, klimatischen und politischen Folgen der Verkaufs- und Verbrennungsprozesse treten ja bereits heute auf. Deswegen sind Einsparungen und der schnellere Ausbau Erneuerbarer Friedensenergien Gebote der Stunde.

      Eine Frage, weil ich dazu mal zu bloggen überlege: Haben Sie (bzw. hat jemand) eine Einschätzung zu mehr Biogas?

      • Lieber @Tobias Jeckenburger,

        angesichts der kommenden Folge von “Blume & Ince” zur sog. Künstlichen Intelligenz habe ich meine These zur Entstehung eines säkularen KI-Talmud gerade einmal mit Ihrem Namen getestet. Ich fragte den Bing-Copilot mit dem Prompt:

        “Was hält Tobias Jeckenburger von Erneuerbaren Energien?”

        Die Antwort basierte vor allem auf Ihren scilogs-Drukos, hier:

        Tobias Jeckenburger hat sich mit dem Thema Erneuerbare Energien auseinandergesetzt und einige interessante Beobachtungen gemacht. Lassen Sie uns einen Blick darauf werfen:

        1. Investitionen in Erneuerbare Energien: Die Finanzwelt investiert heute massiv in erneuerbare Energien. Im Jahr 2019 wurden weltweit fast 300 Milliarden Dollar in solche Projekte gesteckt. Dieser Betrag übertrifft sogar den Wert aller DAX-Unternehmen zusammen¹. Investoren, darunter Energieunternehmen und private Anleger, setzen vermehrt auf alternative Energien, um zukunftsfähig zu bleiben.

        2. Selbstläufer der Erneuerbaren Energien: Die Vorstellung, dass erneuerbare Energien nicht finanzierbar seien, ist weit von der Realität entfernt. Tatsächlich sind sie zu einem Selbstläufer geworden. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) in Deutschland spielt eine entscheidende Rolle für den Erfolg dieser Energien. Wenn das EEG heute abgeschafft würde, könnte der gesamte Markt für erneuerbare Energien schnell zusammenbrechen¹.

        3. Friedensenergien: Erneuerbare Energien können auch als Friedensenergien betrachtet werden. Sie sind unabhängig von begrenzten Ressourcen und können dazu beitragen, Spannungen und Konflikte zu reduzieren².

        Insgesamt sind erneuerbare Energien auf dem Vormarsch und haben sich als tragfähige Alternative zu fossilen Brennstoffen etabliert. Tobias Jeckenburger betont die wirtschaftliche und friedensfördernde Bedeutung dieser Energien.

        Quelle: Unterhaltung mit Bing, 7.4.2024
        (1) Folge dem Geld! – Die Mär von der Unbezahlbarkeit regenerativer Energien. https://scilogs.spektrum.de/beobachtungen-der-wissenschaft/folge-dem-geld-die-maer-von-der-unbezahlbarkeit-regenerativer-energien/.
        (2) Erneuerbare Energien als Friedensenergien. https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/erneuerbare-energien-als-friedensenergien/.
        (3) Energiewende und das Klima: Wie schaffen wir ein … – KlarText Blog. https://scilogs.spektrum.de/klartext/energiewende-und-das-klima/.

  11. @Michael 07.04. 10:17

    „Wenn das EEG heute abgeschafft würde, könnte der gesamte Markt für erneuerbare Energien schnell zusammenbrechen¹.“

    ?. Soweit ich weiß, ist das EEG doch längst ausgelaufen, u.a. weil der regenerativer Strom sich zunehmend in Richtung Konkurrenzfähigkeit bewegt. Das EEG-Gesetz ist aber sehr wichtig gewesen, um diese Technik zu etablieren.

    „Haben Sie (bzw. hat jemand) eine Einschätzung zu mehr Biogas?“

    Wenn hier Mist, Abfälle und Reste verarbeitet werden, ist das eine gute Sache. Wenn hier aber z.B. extra angebauter Mais verwertet wird, dann erscheint mir das überhaupt nicht sinnvoll, es sei denn man hat hier eben Überschüsse und versucht hiermit die Preise zu stabilisieren. Dasselbe gilt für Palmöl oder Methanol. Erst mal gilt es hier·global gesehen genug zu Essen zu haben.

    Ob die Bilanz z.B. beim Einsatz von Mais als Futter für Biogasanlagen überhaupt was bringt, ist auch noch eine andere Frage. Wenn man den Energieeinsatz für die Landmaschinen und die Düngerproduktion mitrechnet, wird die Klimabilanz schon schlechter. Wenn man stattdessen Wald wachsen lässt oder Moore wiedervernässt, dann dürfte das klimamäßig wohl schon mehr bringen.

    Ansonsten kann man die bestehenden Biogasanlagen noch umbauen, und sie backupfähig machen. Einfach einen kleinen Gasspeicher installieren, und die Leistung der Gasmotoren verdoppeln, und schon können die Anlagen bevorzugt laufen, wenn ein Mangel an regenerativem Strom im Netz herrscht.

    Das Gas aus den Biogasanlagen enthält auch noch eine Menge CO2, dass könnte man zukünftig nutzen, um aus grünem Wasserstoff synthetische Kraftstoffe herzustellen. Diese kann man dann nicht nur vielfältig einsetzen, sondern auch ganz gut als langfristige Reserve lagern. Wasserstoff pur ist da viel schwieriger zu speichern.

    Die Biogasproduktion hinterlässt auch noch jede Menge Dünger. Was allerdings momentan schon in manchen Gegenden zum Problem werden kann, wenn dort sehr viel mehr Tiere gehalten werden, als die lokalen Äcker an Dünger brauchen. Hier müsste man entweder die Tiere mehr da halten, wo auch die Futtermittel angebaut werden, oder die Hinterlassenschaften da hin transportieren, wo die Äcker dass verarbeiten können.

    Oder einfach weniger Tierisches verzehren. Das spart dann auch noch insgesamt ganz viel Primärproduktion ein. Was dann als Biogas, oder besser mit Aufforstung und Renaturierung, genutzt werden kann. Oder auch einen generellen Umstieg auf Bioanbau möglich macht.

    • Danke, @Tobias Jeckenburger – auch da bin ich bei Ihnen. Der (auch Futtermittel und Wasser verschwendende) Fleischkonsum geht in Deutschland weiter deutlich zurück, vgl.

      https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/sinkender-fleischkonsum-deutschland-100.html

      Damit werden in Deutschland 🇩🇪🇪🇺 aber auch Mittel zur Mehrproduktion von Biogas frei, mit denen landwirtschaftliche Betriebe im Inland verlässliche Einnahmen erzielen können. Und diese einheimische Produktion Erneuerbarer Friedensenergien stärkt die Dezentralität der Energiedemokratie und entzieht fossilen Ressourcenfluch-Regimen wie Putin-Russland, Iran & Katar samt ihrer terroristischen Proxies Finanzmittel. Deswegen befürworte ich den Ausbau und die stärkere Förderung von Agrarphotovoltaik plus Biogas.

  12. @Michael 07.04. 17:41

    „Und diese einheimische Produktion Erneuerbarer Friedensenergien stärkt die Dezentralität der Energiedemokratie“

    Unabhängig von den Treibhausgasen sind das freilich noch mal politische Argumente. Deswegen hätte ich auch nichts dagegen, wenn wir noch einige Jahre mehr heimische Braunkohle als Backup nutzen. Das verursacht zwar mehr Treibhausgase als Erdgas, aber es ist politisch vorteilhafter und fördert die Versorgungssicherheit deutlich.

    Wenn es nur um Klimaschutz ginge, dann könnte man statt Maisanbau für Biogasanlagen genau so gut Aufforsten, Moore wieder vernässen oder auf Bioanbau umstellen. All dies fixiert reichlich Kohlenstoff und fördert die Biodiversität. Das hat auch was.

    Wir können aber auch teils das Eine und teils das Andere machen.

    Weniger Tierisches macht vieles möglich. Wobei ich allerdings den Menschen in den noch ziemlich armen Ländern durchaus besseres Essen wünschen würde. Wir müssen aber zuerst mal selber klarkommen.

    • @Tobias Jeckenburger

      Solange wir Überproduktionen an Fleisch und Futtermitteln subventionieren, schaden wir der Landwirtschaft in ärmeren Ländern durch unfaire Exporte sogar – und zerstören viele Betriebe dort. Fördern wir dagegen Agrarphotovoltaik und Biogas stärker, so verdienen unsere Land- als Energiewirte, wir bremsen die Klimakrise und die Verbrennung fossiler Gewaltenergien.

  13. @Michael 08.04. 07:50

    „…schaden wir der Landwirtschaft in ärmeren Ländern durch unfaire Exporte sogar – und zerstören viele Betriebe dort.“

    In der Tat, insbesondere weil die besten Stücke hier verkauft werden, und der ganze Rest dann exportiert wird. Vor allem in Afrika wäre sehr viel mehr effektive Landwirtschaft mit mäßiger lokaler Tierhaltung möglich, unser Exporte stören da sehr. In anderen Ländern wie z.B. im nahen Osten kann man allerdings kaum genug selbst produzieren, die freuen sich dann über unsere billigen Exporte.

    Aber es dürfte klar sein, dass wir eher Biogas als Fleischproduktion subventionieren sollten. Den Bauern hilft letztlich beides, dem Klima und dem Frieden nur das eine.

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