Folge dem Geld! – Die Mär von der Unbezahlbarkeit regenerativer Energien

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Grenzgänge in den heutigen Wissenschaften
Beobachtungen der Wissenschaft

Unermüdlich führen einige Akteure aus Wirtschaft und Politik technologische und ökonomische Sachzwänge ins Feld, nach denen zügige Veränderungen in Richtung einer klimaverträglichen und zugleich sicheren Energieversorgung unmöglich seien. Regenerative Energien könnten ökonomisch nicht mit fossilen Energien oder Kernenergie mithalten, heisst es. Oder auch: regenerative Energien seien schlicht nicht finanzierbar. Werden wir tatsächlich in Zukunft auf Wohlstand und hohen Lebensstandard verzichten müssen, weil wir die Erzeugung alternativer Energien zu teuer subventionieren?

Fragen wir dazu doch einmal als eine Art Kronzeuge die internationale Finanzwirtschaft: Mit einiger Überraschung angesichts obiger Aussagen stellen wir fest, dass erneuerbare Energien heute fossile Energien im Hinblick auf Investitionsvolumen weit in den Schatten stellen. Nahezu 78% der Netto-Zuwächse an Erzeugungskapazität für Energie weltweit gingen im Jahr 2019 in Wind-, Sonne-, Biomasse-, Geothermie- und Wasserkraftwerke. Was die Investitionen angeht, so haben die Frankfurt School of Finance & Management und die Finanzagentur Bloomberg einmal nachgerechnet: 2019 wurden weltweit nahezu 300 Milliarden Dollar in erneuerbare Energien investiert (zum Vergleich: Der Wert aller Dax-Unternehmen zusammen betrug Ende Juli 2020 knapp 1.200 Milliarden Euro). 

Der Löwenanteil dieser Summe wurde vor allem in die Finanzierung grösserer PV-Anlagen und Onshore-Windkrafträder gesteckt. Investoren waren hier vor allem die Energieunternehmen, die auf alternative Energien umstellen, um zukunftsfähig zu bleiben. Aus demselben Grund setzen auch verschiedene Staaten – allen voran China – auf solche Grossprojekte. Finanziert werden diese Investitionen oft von Anlegern auf den globalen Kapitalmärkten, z.B. in Form von Anleihen. Auch staatliche Investitionseinrichtungen treten als Investoren in Erscheinung, in Deutschland ist das zum Beispiel die Kreditanstalt für Wiederaufbau mit ihrem Programm „Erneuerbare Energien“. Etwa 50 Milliarden Dollar wurden weltweit für kleinskalige PV-Anlagen ausgegeben. Akteure waren hier grösstenteils private Hausbesitzer, die sich ein paar Paneele aufs Dach bauen lassen. Aber auch die renditehungrigsten Anleger setzen mittlerweile also auf regenerative Energien. Gerade Private-Equity Investoren haben vor einigen Jahren Wind- und Solarparks als attraktive Renditetreiber entdeckt und legten in den letzten 10-15 Jahren bis 10 Milliarden Dollar pro Jahr in «Green Energy» an. Vielleicht spielen bei dem einen oder anderen privaten Anleger auch idealistische Beweggründe eine Rolle, doch internationalen Anlagegesellschaften liegt es fern, ihr Geld nach solchen Prinzipien anzulegen. Sie sind ihren Klienten verpflichtet und müssen Renditen liefern.

Diese Investment-Initiative geht nicht nur von den grossen angelsächsischen Anlagehäusern aus. Auch grosse Pensionskassen haben «green energy» als Anlageklasse entdeckt und reduzieren gleichzeitig ihre Investitionen in «black energy», also Kohle und Öl. So kaufte sich 2019 eine Gruppe skandinavischer Pensionsfonds mit insgesamt 700 Millionen Dollar in einen neuen Infrastrukturfonds für erneuerbare Energien ein, der hauptsächlich auf Asien und Lateinamerika abzielt. Und die mit über 500 Milliarden Euro grösste Pensionskasse Europas, die holländische AGP, hat nach eigenen Angaben bereits fast fünf Milliarden Euro in erneuerbare Energien investiert. Das ist rechnerisch zwar nur 1 Prozent des anzulegenden Geldes der Pensionskasse, doch für ein Engagement in einen einzelnen Anlagebereich ist das ein sehr grosses Kontingent.

Aktuell sind der chinesische Staat sowie chinesische Firmen die grössten Investoren in erneuerbare Energien, zugleich ist die chinesische Wirtschaft Weltmarktführer bei der Herstellung von Windkraftanlagen, Solarzellen und Smart-Grid-Technologien. In China stehen auch die meisten PV-Anlagen, nirgendwo sonst auf der Welt wird so viel Solarstrom produziert. Hier gehen Politik und Wirtschaft – wenn auch autoritär durch die kommunistische Partei gesteuert – Hand in Hand.

Bisher haben sich diese Investitionen gut ausgezahlt: Eine im Juni 2020 veröffentlichte Studie des Imperial College London und der Internationalen Energieagentur analysierte Börsendaten der letzten fünf und zehn Jahre in Deutschland, Frankreich, England und in den USA. Das Ergebnis: Die Renditen der Investitionen in erneuerbare Energien waren in den letzten fünf Jahren beträchtlich. In Deutschland und Frankreich liess diese Geldanlage mit 178,2 Prozent Rendite die Investitionen in fossile Brennstoffe weit hinter sich. Letztere haben mit -20,7 Prozent sogar Geld verloren. Im Vereinigten Königreich lag das Verhältnis bei 75,4 Prozent zu 8,8 Prozent, in den USA bei 200,3 Prozent zu 97,2 Prozent.

Professionelle Investoren in aller Welt haben also das Potential erneuerbarer Energien als zunehmend attraktive Kapitalanlage erkannt. Für fossile Energien sieht es dagegen ganz anders aus: Während der bekennende Kohle-Fan Donald Trump versprach, die Kohleindustrie des Landes nach Kräften zu unterstützen, mussten allein in den beiden Jahren nach seiner Amtsübernahme fünfzig Kohlekraftwerke zur Stilllegung angekündigt werden. „Das Schicksal der Kohle ist besiegelt, der Markt hat gesprochen“, sagt Michael Webber, ein Energieexperte an der Universität von Texas. “Der Trend ist jetzt unumkehrbar, der Niedergang der Kohle ist trotz der Rhetorik von Donald Trump nicht aufzuhalten.»

Investitionen sollen Gewinn abwerfen. Bei Subventionen wird dagegen keine direkte Gegenleistung erwartet. Sie sollen aus politischen Gründen nicht oder noch nicht marktfähige Institutionen, Unternehmen und Branchen stützen. Ohne ständigen Geldzuschuss müssten zum Beispiel viele Krankenhäuser und Kindergärten schiessen. Lange war die staatliche Unterstützung regenerative Energien als Subventionierung – also als Geldzuschuss ohne Rendite – verschrien. Das ist längst vorbei. Regenerative Energien erweisen sich heute als wahre Renditetreiber. Dazu kommt, dass viele Investitionsanreize für Solarstrom nicht aus öffentlichen Mitteln kommen – es sich bei ihnen also nicht um Subventionen handelt, auch wenn sie als solche wahrgenommen werden. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat zum Beispiel 2019 festgestellt, dass das deutsche Energie-Einspeisegesetz (EEG) keine staatliche Beihilfe darstellt. Denn die Gelder werden in Form von festgelegten Einspeisevergütungen von den Endverbrauchern bezahlt. Diese „Zwangsinvestitionen“ werden nun nach und nach abgebaut.

Die erneuerbaren Energien entwickeln sich immer mehr zu einem Selbstläufer. Es ist ein ganz anderer Teil der Energiewirtschaft, der bis heute im eigentlichen Sinne des Wortes subventioniert wird: die fossilen Energien! Das gängige Argument dafür lautete: Die „Energiesicherheit“ muss aufrechterhalten werden. Der Subventionsbericht des EU-Parlaments von 2017 bzw. 2019 hält fest, dass dieser Wirtschaftszweig vermutlich ähnlich viel, wahrscheinlich aber weit mehr öffentliche Gelder empfängt als der der erneuerbaren Energien. In der EU fliessen je nach Schätzung zwischen 39 und 200 Milliarden Euro pro Jahr unter anderem in direkte Subventionen für die Kohle- und Gasindustrie, steuerbegünstigte Kraftstoffe, die Steuerfreiheit von Treibstoffen für Schiff- und Luftfahrt und für kostenlose Emissionslizenzen für Stahl- und Chemieindustrie. Die EU-Kommission schätzt die Subventionen für fossile Energien europaweit auf 55 Milliarden Euro. Schätzungen des Journalistennetzwerks «Investigate Europe» kommen dagegen auf den Wert von 137 Milliarden Euro für die EU plus die Schweiz, Norwegen und Island. Im Vergleich dazu liegen die Investitionen für erneuerbare Energien EU-weit gemäss Schätzungen der EU-Kommission bei ca. 75 Milliarden Euro pro Jahr, wobei ein Teil dieser Gelder wie beispielsweise die EEG-Umlage in Deutschland gar keine eigentlichen Subventionen darstellen, wie wir oben sahen. Weltweit ist das Bild klarer: Nach Berechnungen der Internationalen Energieagentur gingen im Jahr 2018 staatliche Subventionen in Höhe von ca. 400 Milliarden Dollar an Firmen rund um die fossile Energieerzeugung. Die Unterstützung für die Erzeugung erneuerbarer Energien lag bei weniger als der Hälfte dieser Summe: 166 Milliarden Dollar. Man kann sich ausmalen, was passiert, wenn bis 2025 die Subventionen für black energy gestrichen werden – genau dazu haben sich die G20-Staaten bereits 2009 verpflichtet.

Eine Antwort auf die Frage nach dem Kostenvergleich zwischen fossilem, nuklearem und regenerativ erzeugtem Strom liefern die sogenannten Stromgestehungskosten, also die summierten Kosten für das eingesetzte Kapital (zum Beispiel für Grundstückskauf und Installation des Kraftwerks) und die Betriebskosten (Wartung, Reparatur, Versicherung, usw.) Die Strompreise jeder Branche variieren innerhalb eines bestimmten Rahmens, da die Kosten je nach Standort und weiteren Gegebenheiten der einzelnen Kraftwerke unterschiedlich sind. Hier die durchschnittlichen Kosten von Strom aus fossilen Quellen:

  • Braunkohle: ca. 4,5 bis 8 ct/kWh
  • Steinkohle: ca. 6,5 bis 10 ct/kWh
  • Erdgas (Gas-und-Dampf-Kombikraftwerk): ca. 7,5 bis 10 ct/kWh
  • Erdgas-Turbinenkraftwerk: ca. 11 bis 22 ct/kWh
  • Kernkraft: ca. 5 bis 10 ct/kWh.

Hier die durchschnittlichen Kosten für Strom aus erneuerbaren Energien:

  • Solarenergie: In den letzten zehn Jahren sind die Kosten von PV-Strom um mehr als 80 Prozent gesunken. Die folgenden Zahlen stammen aus dem Jahr 2018:
  • Grössere PV-Anlagen auf Dächern: 5 bis 11 ct/kWh
  • PV-Grosskraftwerke auf freier Fläche: 3,5 bis 6 ct/kWh
  • Die Stromgestehungskosten kleinerer PV-Anlagen, zum Beispiel auf den Dächern von Privathäusern, liegen zwischen 7,2 und 11,5 ct/kWh
  • Windenergie: Onshore-Windkraftanlagen sind mit Kosten von ca. 4 bis 8,5 ct/kWh preislich wettbewerbsfähig im Vergleich mit konventionellen Kraftwerken. Offshore-Anlagen liefern trotz besserer Auslastung (stetigerer Wind auf See) Strom zu einem höheren Preis von etwa 7,45 bis 14 ct/kWh.
  • Wasserkraft: Wasserkraft generiert Strom zu einem Preis von etwa 6,5 ct/kWh.
  • Geothermie: Die globalen durchschnittlichen Kosten liegen bei 4 bis 10 ct/kWh, sie hängen stark von den lokalen Bedingungen ab.
  • Biomasse: Der Preis für den von Biogasanlagen erzeugten Strom liegt bei ca. 10 bis 15 ct/kWh.

Die Stromgestehungskosten der verschiedenen Energieträger einfach so einander gegenüberzustellen, ist allerdings ein wenig so, als würde man Äpfel und Birnen vergleichen. Für einen fairen Vergleich müssen weitere Faktoren mit einbezogen werden. Gerade die wichtigsten alternativen Energiequellen, Sonne und Wind, sind nicht grundlastfähig. Um ihren Anteil am Energiemix weiter aufzustocken, müssen Speicherkapazitäten entwickelt und ausgebaut werden. Bis diese in ausreichender Menge vorhanden sind, müssen wir Strom aus Wind und Sonne noch mit grundlastfähigem Strom kombinieren.

Es ist noch nicht genau bekannt, wie hoch die Kosten zur Bereitstellung dieser Speicherkapazität am Ende sein werden. Für den kleinskaligen Bereich weiss man, dass die Batteriepreise dramatisch sinken. Doch grössere Anlagen brauchen andere Speicherlösungen, zum Beispiel Pumpspeicher oder die Produktion von Wasserstoff oder auch Methanol. Aber auch hier schreitet die technologische Entwicklung schnell voran. Auch der Bau neuer Stromtrassen und weitere Infrastruktur für die Nutzung erneuerbarer Energien muss eingepreist werden. Auch hier sind die Entwicklungen noch nicht abgeschlossen und belastbare Aussagen zu tatsächlichen Strompreisen sind daher noch nicht möglich.

Aber auch bei den konventionellen Stromlieferanten sind nicht alle Kostenfaktoren eingepreist. Würde man zu den direkten Subventionen für fossile Brennstoffe auch die Kosten für nicht eingepreiste Externalitäten zählen (Umweltverschmutzung, Schadstoffemissionen, CO2-Emissionen etc.), ständen unterm Strich gemäss der Internationalen Energieagentur (IAE) statt der oben genannten «mehr als 400 Milliarden» sogar 3.100 Milliarden Dollar. Die tatsächlichen Kosten für unseren Strom sind also weder für fossile Energieträger noch für alternative Energien bekannt. Eines jedoch ist sicher: Zur Klimaneutralität führt nur der Weg über die erneuerbaren Energien.

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www.larsjaeger.ch

Jahrgang 1969 habe ich in den 1990er Jahren Physik und Philosophie an der Universität Bonn und der École Polytechnique in Paris studiert, bevor ich am Max-Planck-Institut für Physik komplexer Systeme in Dresden im Bereich theoretischer Physik promoviert und dort auch im Rahmen von Post-Doc-Studien weiter auf dem Gebiet der nichtlinearen Dynamik geforscht habe. Vorher hatte ich auch auf dem Gebiet der Quantenfeldtheorien und Teilchenphysik gearbeitet. Unterdessen lebe ich seit nahezu 20 Jahren in der Schweiz. Seit zahlreichen Jahren beschäftigte ich mich mit Grenzfragen der modernen (sowie historischen) Wissenschaften. In meinen Büchern, Blogs und Artikeln konzentriere ich mich auf die Themen Naturwissenschaft, Philosophie und Spiritualität, insbesondere auf die Geschichte der Naturwissenschaft, ihrem Verhältnis zu spirituellen Traditionen und ihrem Einfluss auf die moderne Gesellschaft. In der Vergangenheit habe ich zudem zu Investment-Themen (Alternative Investments) geschrieben. Meine beiden Bücher „Naturwissenschaft: Eine Biographie“ und „Wissenschaft und Spiritualität“ erschienen im Springer Spektrum Verlag 2015 und 2016. Meinen Blog führe ich seit 2014 auch unter www.larsjaeger.ch.

23 Kommentare

  1. Zitat:

    Nahezu 78% der Netto-Zuwächse an Erzeugungskapazität für Energie weltweit gingen im Jahr 2019 in Wind-, Sonne-, Biomasse-, Geothermie- und Wasserkraftwerke.

    Und dennoch steigen die Treibhausgasemissionen Jahr für Jahr (mit Ausnahme vielleicht im Jahr 2020) und Deutschland plant ein neues Kohlekraftwerk Datteln 4 (30 Jahre nach dem Riogipfel 1992)und will sein letztes Kohlekraftwerk im Jahr 2038 (oder 2138?) schliessen.
    Der Aufbau der grünen Wasserstoffwirtschaft dagegen, in die Deutschland gerade einsteigen will, dauert mit Sicherheit mehrer Jahrzehnte (und dient wohl später als Ausrede warum D es bis 2050 nicht schafft CO2-neutral zu werden).
    Mit anderen Worten: Alles spricht dafür, dass Deutschland entgegen seinen Versprechungen im Jahr 2050 nicht CO2 neutral sein wird.Die Welt wird das sowieso nicht sein.

    Klar muss CO2-freie Energie nicht teurer sein als fossile. Doch eine rein oder überwiegend dezentrale Energieversorgung die ist mit heutiger Technologie sehr teuer. In meinen Augen sollten Deutschland und Europa auf eine möglichste rasche und kostengünstige Dekarbonisierung abzielen und Europa sollte dabei zusammenarbeiten und sich beispielsweise erneuerbare Ressourcen teilen.

    Auch der Fokus auf die erneuerbaren Energie Sonne und Wind allein führt nicht unbedingt zur schnellsten Dekarbonisierung – zumal dann nicht wenn Erdgaskraftwerke als Ausgleich dienen (are sun,wind and gas friends?: NO). Dabei ist eine schnelle und tiefe Dekarbonisierung, vorangetrieben von den Industrieländern und nachgeahmt in den Entwicklungs- und Schwellenländern, das was eine Klimakatastrophe abwenden kann. Jedes Jahrzehnt, in dem die Welt dieses Ziel früher erreicht, bedeutet für schon heutige, sicher aber zukünftige Generationen die Abwendung von sehr viel Leid und sehr viel Komplikationen. Sogar viele Klimaforscher unterschätzen in meinen Augen die Auswirkungen völlig geänderter Weltklimata und sie reden von 1.5 oder 2-Grad-Ziel als wäre es realistisch das zu erreichen.Selbst bei einem radikalen Umsteuern ab jetzt werden wir bei den wirtschaftlichen Grössenordnungen, die hier eine Rolle spielen, niemals das 2 Grad Ziel erreichen – auch nicht mit hypothtetische negativen Emissionen.

    Aufforderung: Verhindert Datteln 4, stellt euch gegen Kohle und seid bereit für den Ausstieg aus Öl und Erdgas.

  2. Nahezu 78% der Netto-Zuwächse an Erzeugungskapazität für Energie weltweit gingen im Jahr 2019 in Wind-, Sonne-, Biomasse-, Geothermie- und Wasserkraftwerke.

    Was ist mit “Netto-Zuwachs” genau gemeint? Die “installierte Leistung” bei einem Windkraftrad kann je nach Standort das 6-fache der real gelieferten Durchschnittsleistung sein. Kann es sein, dass hier tatsächlich “Brutto-Zuwachs” gemeint ist?

    Die erneuerbaren Energien sind zu einem Selbstläufer geworden.

    Das ist weit von der Realität entfernt. Würde man heute in Deutschland das EEG abschaffen, bräche der gesamte Markt für erneuerbare Energien schnell zusammen. Und gäbe es keine Backup-Kraftwerke, würde auch niemand Ökostrom buchen, der ja nicht immer verfügbar ist. Das ist kein Argument gegen Ökostrom. Es ist ein Argument gegen die Ansicht, dass erneuerbare Energien heute ohne massive Staatseingriffe überleben können.

    Es ist noch nicht genau bekannt, wie hoch die Kosten zur Bereitstellung dieser Speicherkapazität am Ende sein werden.

    Ich habe vor Jahren einmal überschlagsweise die Kosten für Speicherkapazitäten berechnet und bin bei einem ca. 4-fachen Strompreis gelandet, wenn man 5 Tage Dunkelflaute überstehen möchte. Wenn man jedoch Katastrophen wie den Tamboro-Ausbruch und die Folgen für die Sonneneinstrahlung abdecken möchte (>1 Jahr Verdunkelung), wird es natürlich beliebig teuer.

    Das Problem speziell der deutschen Energiewende war von Anfang an, dass man nur auf die Energieerzeugung geschaut hat. Es wäre viel besser gewesen, nur die verlässliche Lieferung von Strom zu fördern oder alternativ den Ausstoß von CO2 massiv zu verteuern. Dadurch haben wir bis heute nur sehr nebulöse bis gar keine Vorstellungen, was uns Energie künftig kosten wird. Und entsprechend schwach sind die Preissignale für den Energiemarkt.

    Ich vermute, es gibt keine ineffizientere Form der CO2-Einsparung als in Deutschland. Nirgendwo sonst dürfte eine gesparte Tonne CO2 teurer sein als im Land des EEGs.

    • “Netto” bezieht sich hier auf die Menge der Bruttostromerzeugung, die ein Generator erzeugt, abzüglich der Elektrizität, die zum Betrieb des Kraftwerks verwendet wird. „Erzeugungskapazität“ beschreibt die maximale Leistung an Elektrizität, die ein Generator unter idealen Bedingungen erzeugen kann. Dies entspricht nicht unbedingt der real erzeugten Menge an Energie, da z.B. Wind nicht immer ausreichend stark weht. Der so genannte „Kapazitätsfaktor“ ermöglicht einen Vergleich, wie zuverlässig verschiedener Kraftwerke Energie produzieren. Er misst im Wesentlichen, wie oft ein Kraftwerk mit maximaler Leistung läuft. Ein Kraftwerk mit einem Kapazitätsfaktor von 100% bedeutet, dass es die ganze Zeit Strom produziert.Windkraftwerke liegen je nach Lage zwischen 20% und 40% (offshore), Solarzellen zwischen 15 und 25%.

    • @ Lars Jäger

      Besten Dank für die Aufklärung. Aus den 78 % werden dann vermutlich bestenfalls reale 30 %, wovon höchstwahrscheinlich ein großer Teil durch die ökologisch hochproblematische Energie aus Biomasse gestellt wird.

      Ich muss leider sagen, dass diese vorgeblichen Jubelmeldungen aus dem Bereich der erneuerbaren Energien der gigantischen Aufgabe nicht dienlich sind, vor der wir stehen. Es muss allen bewusst sein, dass die Energiewende eine technisch sehr schwieriges, generationenübergreifendes und sehr teures Unterfangen ist. Wenn man sich die Regierungsmeldungen ansieht, könnte man das Gegenteil annehmen.

      Die Bevölkerung zeigt schon jetzt keine große Bereitschaft mehr, weiter steigende Kosten der Energiewende zu tragen. Wir müssen endlich anfangen, nicht vor allem auf geschönte Statistiken zu setzen (z.B. wie in diesem Artikel erträumte Bruttopotenziale statt reale Nettoerzeugung zu verwenden), sondern glasklar die Bedingungen und Kosten der Energiewende aufzuführen.

      Dazu gehört übrigens auch, nicht immer nur Zahlen für den vergleichsweise einfach zu lösenden Strommarkt zu präsentieren. Vor uns haben wir eine Energiewende, nicht bloß eine Stromwende.

      Das ganze Thema wird oft mit einer Naivität und Bereitschaft zum Ausblenden problematischer Aspekte betrachtet, die angesichts der vielen technischen Herausforderungen unverständlich sind..

  3. @EEG-Umlage

    Ich meine auch, dass die deutsche EEG-Umlage mit der teuerste und unsozialste Weg war, die erneuerbaren Energien einzuführen. Gerade hätte man die PV-Anlagen besser in Südeuropa installieren können, da hat man bei den selben Investitionen den doppelten Ertrag, und dann auch noch verlässlicher und günstiger übers Jahr verteilt. An welchen Standorten man jetzt Co2-Emmissionen einspart ist dem Klima ja offensichtlich egal.

    Hätte man in Deutschland lieber mehr Windkraft installiert, wäre der aktuelle Stand wohl wesentlich weiter fortgeschritten. Man hätte derweil schon anfangen können, intelligente Stromzähler zu installieren und bei den dann teils erheblichen Windenergieüberschüssen diese exclusiv zum Erdgaspreis zum Heizen anzubieten. Per simplem Heizstab, der in der Heizung integriert werden könnte, und notfalls einfach per Heizlüfter wären die Überschüsse sehr unkompliziert zu verwerten.

    Der Erdgaspreis von um 5 ct/kwh wäre wohl ok und in jedem Fall sinnvoll, wenn man die Überschüsse sonst abregeln müsste. Ich z.B. verbrauche pro Tag 5 kwh Strom und im Winter pro Tag 50 kwh Gas, entsprechend groß ist hier das Potential, Überschüsse sinnvoll loszuwerden. Und hierbei könnte man sich auch auf Norddeutschland konzentrieren, weil gerade hier die meisten Windenergieüberschüsse anfallen. Da bräuchte man dann nicht mal sofort neue Stromtrassen für, schätze ich mal. Auch wenn die sowieso Sinn machen.

    Nun gut, inzwischen lohnt sich PV auch in Deutschland, das ist nicht mehr so sündhaft teuer wie vor 10 Jahren noch. Und die Windräder stören auch so manchen Zeitgenossen, PV ist hier optisch recht unproblematisch. Wenn hier jetzt entsprechend weiter investiert wird, wird auch erst die Elektromobilität aktuell und danach auch Wasserstoff aus Überschüssen. Und was man mit dem Wasserstoff noch alles so anstellen kann, da gibt es wohl auch noch Vieles zu entdecken.

    Die Ungewissheit über die Kosten jedenfalls gilt wohl auch positiv, vielleicht wird es auch deutlich günstiger als man heute denkt. Wenn hier weltweit die Umsätze explodieren, könnten schon die Gestehungskosten noch reichlich weiter sinken. Und auch die Forschung an Speichertechniken und sonstigen Überschussverwertungen könnte noch mit Überraschungen aufwarten.

    • @Tobias Jeckenburger (Zitat):

      Gerade hätte man die PV-Anlagen besser in Südeuropa installieren können, da hat man bei den selben Investitionen den doppelten Ertrag, und dann auch noch verlässlicher und günstiger übers Jahr verteilt. An welchen Standorten man jetzt Co2-Emmissionen einspart ist dem Klima ja offensichtlich egal.

      Wie wahr! Wer auf erneuerbare Energien setzt muss mindestens europaweit denken, denn Wind-, Sonne- und Wasserkraft sind sehr ungleich über die Länder verteilt. Wenn sich Europa die erneuerbaren Energien intelligent teilt (über Stromleitungen), dann gibt es auch weniger Schwankungen in der Stromproduktion und es braucht weniger Gaskraftwerke. Deutschland könnte auf Nord-Stream 2 verzichten und würde damit nicht nur der Umwelt etwas Gutes tun sondern würde auch die USA beruhigen und die Abhängigkeit von Russland verkleinern.

    • @ Tobias Jeckenburger

      Gerade hätte man die PV-Anlagen besser in Südeuropa installieren können, da hat man bei den selben Investitionen den doppelten Ertrag, und dann auch noch verlässlicher und günstiger übers Jahr verteilt.

      Das war ja die politisch geniale Idee von Jürgen Trittin: So tun, als täte man etwas für die Umwelt, in Wirklichkeit aber der eigenen Wählerklientel endlich einmal ordentlich Subventionen zuteilen können. Denn die EEG-Gelder durch Photovoltaik-Anlagen kommen natürlich nur Häuslebauern zugute. Mit diesem sehr cleveren Schachzug haben sich die Grünen nachhaltig im bürgerlichen Millieu empfohlen, auf Kosten der CDU.

      Die Anlagen wären z.B. in Spanien weitaus besser aufgehoben gewesen, das Potenzial für Photovoltaik ist dort um Faktoren größer.

      Noch viel besser wäre natürlich Nordafrika gewesen, aber das war damals zu instabil und ist es leider auch heute noch.

  4. Der Beitrag von Herrn Jaeger strotzt nur so von Halbwahrheiten und Wunschdenken und leider auch Tatsachenverdrehungen, so dass ich kaum weiß, wo ich anfangen soll. Aber wenigstens einige wenige Punkte möchte ich ansprechen.
    Der Kommentator Tim hat dankenswerterweise einige wichtige Punkte klargestellt, z. B. den Hinweis auf die Differenz zwischen installierter Leistung und tatsächlich erbrachter Stromerzeugung. Auch der Hinweis, dass ohne das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) aus dem Jahr 2000 die deutsche „Ökostrom“-Erzeugung nicht überlebensfähig ist, sollte immer wieder auf Neue wiederholt werden. Auch wenn „das deutsche Energie-Einspeisegesetz (EEG) (sic!) keine staatliche Beihilfe darstellt“, sind die deutschen Stromverbraucher gezwungen, den Ökostrom in „Form von festgelegten Einspeisevergütungen“ zu bezahlen. So haben wir in Deutschland Strompreise bekommen, die zu den höchsten in Europa zählen. De jure mögen das keine Subventionen sein, weil keine direkten staatlichen Beihilfen fließen, aber die Stromverbraucher müssen für die Förderung des Ökostroms gegenwärtig 25 Milliarden Euro pro Jahr aufbringen oder eben subventionieren, Tendenz steigend.
    Herr Jaeger hat erkannt, dass die „Erneuerbaren Energien“ nicht grundlastfähig sind und er möchte das Problem mit der Speicherung von Strom lösen, damit auch bei Dunkelheit und Windstille jederzeit ausreichend Strom zur Verfügung steht. Die Speicherung soll über Batterien, Pumpspeicherkraftwerke bzw. Erzeugung von Wasserstoff und Methanol erfolgen.
    Die Batteriespeicherung ist beklagenswert ineffizient, wie man bei Elektroautos sehen kann. Ein Beispiel: mein Auto, ein 3er BMW-Diesel von 2011, hat ein Tankvolumen von 62 Litern, was ca. 55 kg Dieselkraftstoff entspricht. Mit einer Tankfüllung kann ich bis zu 1200 km weit fahren. Für die gleiche Reichweite mit einem Elektroauto wäre eine Batterie von über 1000 kg erforderlich. Wie groß soll eine Batterie dimensioniert sein, die die Leistung eines einzigen Kohlekraftwerks von 750 Megawatt (MW) für einen Tag speichern soll? Ein solches Kraftwerk verbraucht an einem Tag bei Volllast über 5000 t Kohle!
    Es bleiben also nur die Pumpspeicherkraftwerke. Auch dazu möchte ich Ihnen ein Beispiel liefern: von meinem Büro in der an der TU Dortmund habe ich einen schönen Ausblick nach Norden und sehe jeden Tag neben anderen Kohlekraftwerken das neue Kohlekraftwerk in Lünen. Dieses leistet 750 MW. Wie viele Pumpspeicherkraftwerke brauchen wir, um einen Tag mit Dunkelflaute zu überbrücken und – horribile dictu – die grünen Träume zur Abschaltung aller Kohlekraftwerke sind in Erfüllung gegangen? Als Beispiel für die Leistung eines Pumpspeicherkraftwerkes möchte ich das „Koeppchenwerk“ auf dem Ardeygebirge bei Dortmund nennen: das hat eine Leistung von 150 MW und hier ist das Speicherbecken nach vier Stunden leergelaufen, danach muss man fünf Stunden pumpen, um es wieder zu füllen. Um das oben erwähnte Kohlekraftwerk mit 750 MW mit Pumpspeicherkraftwerken abzusichern, bräuchte man also fünf solche Anlagen wie das Koeppchenwerk – und käme trotzdem nur für vier Stunden über die Runden. Um auch nur 24 Stunden zu überbrücken, bräuchte man also anstelle eines einzigen 750 MW – Kohlekraftwerkes 30 (in Worten: dreissig) Speicherbecken von der Größe und Höhendifferenz des Koeppchenwerks.
    In ganz Nordrhein-Westfalen gibt es aber nur zwei solcher Anlagen, eben das Koeppchenwerk und eine von der Leistung her vergleichbare Anlage in Finnentrop-Rönkhausen (Sauerland): zwei Anlagen, wo wir 30 benötigen würden. Und wenn wir den gesamten Grundlast-Strom für Deutschland für 24 Stunden speichern wollen (mindestens 40 GW, entsprechend 53 Kraftwerken wie das in Rede stehende 750 MW-Kraftwerk in Lünen), wären 1590 Pumpspeicherkraftwerke wie das Koeppchenwerk erforderlich, eine vollkommen absurde Vorstellung! Und wehe, nach 24 Stunden herrscht immer noch Flaute und der Himmel ist tagsüber dicht bewölkt dann sieht es wirklich zappenduster für ganz Deutschland aus!
    Lange Rede, kurzer Sinn: Strom muss erzeugt werden, wenn er gebraucht wird. Eine Speicherung größerer Strommengen ist wirtschaftlich einfach nicht machbar; das würde gigantische Investitionen und riesige Flächen erfordern. Ganz gleich, wie viele Wind- und Sonnenkraftwerke in Deutschland gebaut werden, wir brauchen 40.000 MW grundlastsichere Stromerzeugungskapazität, und diese kann nur mit Kohle- und Kernkraftwerken wirtschaftlich erzeugt werden. Schon Gaskraftwerke würden zu teuren Strom liefern. Ganz abgesehen davon, dass Erdgas der kostbarste fossile Brennstoff ist, der nicht für irgendwelche feuchten grünen Träume verbrannt werden sollte!

    • @Armin Quentenmeier (Zitat):

      Die Speicherung soll über Batterien, Pumpspeicherkraftwerke bzw. Erzeugung von Wasserstoff und Methanol erfolgen. … Die Batteriespeicherung ist beklagenswert ineffizient ….

      Ja, wobei die Batteriespeicherung nicht ineffizient vom Wirkungsgrad her ist, sondern von der Anzahl der Batterien her, die es benötigt.
      Alle (ehrlichen Leute) wissen, dass Speicherung von Strom in grossen Mengen um ein mehrfaches teuerer ist als wenn man den Strom in Zeiten von zuwenig Sonne und zuwenig Wind einfach mit Gaskraftwerken erzeugt. Auch die deutschen Energiepolitiker wissen das. Deshalb setzen sich deutsche Politiker so vehement (sogar gegen US-Widerstand) für Nord Stream 2 ein.
      Fazit:Die Zukunft der Erneuerbaren in Deutschland ist bei der heutigen Politik der Energieautarkie auch die Zukunft von Erdgas und von Nord Stream 2.

    • @ Armin Quentmeier

      Und wehe, nach 24 Stunden herrscht immer noch Flaute und der Himmel ist tagsüber dicht bewölkt dann sieht es wirklich zappenduster für ganz Deutschland aus!

      Ich hatte bei der Diskussion um den Hambacher Forst seinerzeit spaßeshalber grob berechnet, dass wir in Deutschland insgesamt etwa 100 Gruben von den Ausmaßen des Hambacher Tagebaus bräuchten, um unseren gesamten Energiebedarf im Notfall gegen 5 Tage Dunkelflaute abzusichern.

      Das ist nicht völlig unrealistisch, aber eben auch eine sehr, sehr große Aufgabe, vor allem wenn man an die Bürgerinitiativen überall denkt.

      Die Menschen haben eben keine Vorstellung davon, wieviel Energie eine entwickelte Gesellschaft wie unsere verbraucht und wie schwierig es ist, diese Energie zu speichern.

  5. Ein paar technische Fragen, die hier noch nicht beantwortet sind:
    – Woher kommt er elektrische Strom wenn die Kohle- und Atomkraftwerke abgeschaltet ist, es Nacht und/oder ein dunkler Wintertag ist und möglicherweise über ganz Europa kein Wind weht (Wetterlagen, die es immer wieder gibt, gerade im Winter)?
    – Wieviele Wind- und PV-Anlagen benötigt Deutschland, um zumindest an den meisten Tagen (ich meine mit Sonnenlicht) seine komplette Stromversorgung damit zu decken? Hat das schon jemand ausgerechnet? Wo müssten dann die Anlagen stehen, die heute noch dazu fehlen?
    – Wieso wird weiterhin staatliche Förderung von vor allem Windanlagen, aber auch PV-Anlagen gefordert, wo doch der Strom von diesen Anlagen so “billig” sein soll?
    – Wer vergleicht einmal die wohl gigantischen Abfallmengen und deren Entsorgung der nach 20 bis 40 Jahren veralteten Windkraftwerke und PV-Paneele mit den Entsorgungsmengen und Materialarten fossiler Kraftwerke und den damit verbundenen Kosten incl. der dazu benötigten Energie? Ich habe noch keine solche Rechnung gesehen und bin gespannt, was diese ergibt. Gesehen habe ich nur die Bilder von Rotorblättern in den USA, die man mangels anderer Möglichkeiten “einfach” vergräbt.

  6. Dass die regenerativen Energien wie in Deutschland gefördert zur Lösung unserer Probleme beitragen ist ebenso gesichert wie dass der Kommunismus dies bei der Lösung sozialer Probleme tut. Ideologie bleibt Ideologie und scheitert an der Realität.

  7. @Nicht nur Stromspeicher

    Wir brauchen wohl eine komplette Ersatz-Stromversorgung für mehrtägige Dunkelflauten. Allerdings nur für Strom, denn die regenerativen Überschüsse, die z.B. in Wasserstoff investiert wurden, können direkt für die Heizung und in der Industrie verwendet werden und können separat gespeichert und auch per Pipeline transportiert werden. Diese müssen nicht erst wieder in Strom zurückverwandelt werden.

    Ein Teil der derzeitigen fossilen Kraftwerke können weiterhin als Ersatz-Kraftwerke weitergenutzt werden, soweit das nötig ist kann man da später noch Erdgaskraftwerke zubauen. Allerdings gibt es noch die Möglichkeit, für außergewöhnlich lange Dunkelflauten auch einfach mal in vielen Betrieben Produktionspause zu machen, z.B. auch in großen Rechenzentren mal für 3 Tage alles auszuschalten. Damit könnte man eine ganze Reihe von Ersatz-Kraftwerken einsparen.

    Auf die Dauer können die Ersatzkraftwerke dann auch komplett mit regenerativ erzeugten und gespeicherten Brennstoffen betrieben werden. Wenn der Ausbau mit Windturbinen und PV-Anlagen abgeschlossen ist, werden die Ausfallzeiten auch noch entsprechend weniger werden. Und dann gibt es ja noch die neuen Stromtrassen, die wohl zum Mix dazugehören werden, und die noch weitere Ersatz-Kraftwerke einsparen helfen.

    Also: Es muss nur ein kleiner Teil des überschüssigen regenerativen Stroms so gespeichert werden, dass da sofort wieder Strom draus gemacht werden kann. Wenn Überschüsse da sind, werden als erstes die Pumpspeicher und andere direkten Stromspeicher sowie alle Batterien der Elektroautos aufgeladen. Dann kann man, soweit gerade Bedarf besteht, mit dem Strom direkt Heizen und Warmwasser erzeugen. Erst wenn das ausgereizt ist, kann man zunächst Wasserstoff herstellen, diesen direkt speichern und in der Industrie verwenden, oder den Wasserstoff auch in andere Brennstoffe umwandeln, die man besser speichern kann. Mit diesen kann man dann Heizen und auch noch Fahrzeuge aller Art betreiben, wenn das im Einzelfall günstiger ist als ein Batteriebetrieb.

    Unterm Strich sehe ich hier überhaupt keine Probleme. Wir müssen nur wollen und machen, wenn es uns das Klima wert ist. Und eine Unabhängigkeit von fossilen Energieimporten ist auch nochmal ein dicker Pluspunkt, meine ich. Und wenn man hier die Geschwindigkeit des Umbaus nicht übertreibt, wovon wir weit entfernt sind, und hier gleichmäßig und zügig investiert, so bleibt das alles auch bezahlbar.

    Die Klimawirkung von CO2 ist nun mal keine Ideologie, die man aus der Welt schaffen kann, indem man einfach nicht dran denkt. Hier haben wir es nicht mit einem Mythos zu tun, sondern mit harter Physik. Ob wir jetzt schneller als die anderen Länder ausbauen sollen, da kann man eher drüber streiten. Ich wäre dafür, als relativer Exportweltmeister und mit moderatem Klima haben wir hierfür einfach vielmehr Spielraum als die meisten anderen Nationen.

    Gerade die USA haben heiße Sommer und noch kältere Winter, dazu kommen durchweg größere Entfernungen: Dass die keine Vorreiter sein wollen, ist eigentlich klar. Wenn die Gestehungskosten der Regenerativen Energien in etwa 10 Jahren entsprechend weiter gesunken sind, werden die aber problemlos wieder mitmachen können, schätze ich mal.

  8. @Tobias Jeckenburger, @ Martin Holzherr:
    Auch in der Nacht wird in Deutschland erstaunlich viel Strom verbraucht! Die sogenannte „Grundlast“, also die Leistung, die rund um die Uhr, auch in tiefster Nacht benötigt wird, liegt fast immer über 40.000 Megawatt (MW) = 40 Gigawatt (GW). Nur an ganz wenigen Tagen im Jahr (z. B. in der Urlaubszeit oder jetzt in Corona-Zeiten) liegt der Wert manchmal leicht darunter; an Werktagen werden aber auch nachts oft über 50 GW Grundlast gebraucht. Zum Vergleich: das entspricht 40 -50 mal der Leistung der größten und modernsten Kohlekraftwerke wie Datteln IV mit 1000 MW elektrischer Leistung. Und hier würden Solarkraftwerke in Südeuropa oder in Nordafrika überhaupt nicht helfen, denn wenn es bei uns Nacht ist, herrscht auch in Südeuropa und Nordafrika Dunkelheit: Spanien und Italien haben die gleiche Zeitzone (MEZ), Griechenland und auch das sonnige Ägypten sind gerade mal eine Stunde voraus und die Kanarischen Insel (die hoffentlich niemals mit gigantischen Fotovoltaik-Anlagen verschandelt werden!) sind eine Stunde zurück und haben „Greenich Mean Time“.
    Da bleibt also nur die Hoffnung auf ausreichend Wind – und das ist eine Illusion! Schauen Sie bitte mal auf der Seite von „agora-energiewende“ nach (deren Macher totale Verfechter der Energiewende sind). Da können Sie sehen, dass in vielen Nächten bundesweit nahezu Flaute herrscht und unser Land jetzt schon auf Stromimporte in großem Umfang angewiesen ist, obwohl noch sechs Kernkraftwerke und zahlreiche Kohlekraftwerke in Deutschland am Netz sind. In manchen Nächsten arbeiten drei bis vier französische Kernkraftwerke für Deutschland! Werfen Sie z. B einen Blick auf den Zeitraum vom 12.-20. Juli 2020! Da schauen wir uns mal eine Tag genauer an: Samstag 18.7.2020 um 3 Uhr morgens (um diese Zeit ist der Stromverbrauch am niedrigsten). Stromverbrauch in Deutschland: 42,7 Gigawatt (GW). Beitrag der Offshore-Windkraft: 0,42 GW, obwohl die installierte Leistung (eben die Nennleistung) von über 1300 Anlagen 6,4 GW (Stand 2018) beträgt. Das macht 6,5 % der installierten Leistung aus! Für die landgestützten Windräder sieht es noch katastrophaler aus: 30.000 Anlagen mit einer installierten Leistung von 52,6 GW liefern 0,57 GW Strom ab, das macht lächerliche 1,1 % der installierten Leistung! Und wo kommt der fehlende Strom dann her: Kernenergie 6,6 GW, Braunkohle 8,9 GW, Steinkohle 2,0 GW; Erdgas 11,5 GW. Und das reicht noch nicht: 3,6 GW müssen aus unseren Nachbarländern importiert werden! (Als nennenswerte erneuerbare Energie soll die Biomasse-Verstromung nicht vergessen werden, die 5,2 GW beiträgt. Auf deren ökologische Gefahren möchte ich hier nicht eingehen, aber die Klimabilanz ist negativ durch Methanfreisetzung. Methan ist ein 25-30 mal stärkeres Treibhausgas als CO2).
    Sie sehen, selbst wenn wir 10 mal mehr Windräder bauen würde (eine reine Horrorvorstellung; denn schon jetzt ist Deutschland von der Nordseeküste bis zum Alpenrand mit 30.000 Windrädern verschandelt!), dann reicht es immer noch nicht für eine sichere Stromversorgung.
    Richtig schlimm wird es im Herbst und Winter, wenn an trüben und windstillen Tagen sowohl die Fotovoltaik als auch die Windmühlen nur wenig Strom liefern. Einen modernen Industriestaat wie Deutschland mit Wind- und Sonnenstrom zu versorgen ist eine teure Illusion. Und richtig bitter wird es für unser Land, wenn die Grundlast nicht mehr durch Kernkraftwerke und Kohlestrom abgesichert ist und wir einen stundenlagen Blackout erleben. Die fehlende Leistung kann nicht von unseren Nachbarstaaten erbracht werden. Selbst auf die französischen Kernkraftwerke können wir uns immer weniger verlassen, weil viele Kraftwerke dort langsam in die Jahre kommen und durch neue Anlagen ersetzt werden müssten – das passiert in viel zu geringem Ausmaß. Und wenn der Strom knapp wird, denkt jeder an sich selbst und die europäische Solidarität ist auch hier schnell zu Ende!

    • @Armin Quentenmaier (Zitat):

      Da bleibt also nur die Hoffnung auf ausreichend Wind – und das ist eine Illusion! Schauen Sie bitte mal auf der Seite von „agora-energiewende“ nach (deren Macher totale Verfechter der Energiewende sind). Da können Sie sehen, dass in vielen Nächten bundesweit nahezu Flaute herrscht und unser Land jetzt schon auf Stromimporte in großem Umfang angewiesen ist,

      Doch, allein mit Windenergie könnte Europa permanent und ohne Stromlücke versorgt werden, aber nur dann wenn Regionen mit unterschiedlichen Wetterregimen als Standorte für Windturbinen ausgewählt werden. Mit ensprechend dimensionierten Windturbinen in Nordskandinavien, dem Balkan und dem Nordatlantik/der Nordsee wäre eine unterbrechungsfreie Versorgung mit Strom möglich wie der Nature-Report Balancing Europe’s wind-power output through spatial deployment informed by weather regimes feststellt. Dort liest man:

      Da Wind- und Solarenergie einen wachsenden Anteil der Elektrizität in Europa liefern, bleibt es ein kritisches Problem, ihre Variabilität auf verschiedenen Zeitskalen zu verstehen und zu berücksichtigen. Auf wöchentlichen Zeitskalen hängt die Variabilität mit lang anhaltenden Wetterbedingungen zusammen, die als Wetterregime bezeichnet werden und die in Nachbarländern zu Flauten mit einem Verlust an Windkraft führen können. Hier zeigen wir, dass Wetterregime eine meteorologische Erklärung für mehrtägige Schwankungen der Windkraft in Europa liefern und dazu beitragen können, neue Einsatzpfade zu finden, die diese Variabilität minimieren. Die mittlere Erzeugung unter verschiedenen Regimen reicht derzeit von 22 GW bis 44 GW und wird sich mit den derzeitigen Planungsstrategien bis 2030 voraussichtlich verdreifachen. Ein Ausgleich der künftigen Windkapazität über Regionen hinweg mit gegensätzlichen Verhaltensweisen zwischen den einzelnen Regimen – insbesondere der Einsatz auf dem Balkan statt in der Nordsee – würde diese Leistungsschwankungen jedoch nahezu beseitigen, die mittlere Erzeugung beibehalten und die flottenweite Mindestleistung erhöhen. Die Solarphotovoltaik könnte Schwachwindregime lokal ausgleichen, aber nur durch eine Verzehnfachung der derzeitigen Kapazität. Neue Einsatzstrategien, die auf einem Verständnis der Windmuster auf dem Kontinent und einer europaweiten Zusammenarbeit basieren, könnten einen hohen Anteil der Windenergie ermöglichen und gleichzeitig die negativen Auswirkungen der Leistungsschwankungen minimieren.

  9. Zitat:

    Nahezu 78% der Netto-Zuwächse an Erzeugungskapazität für Energie weltweit gingen im Jahr 2019 in Wind-, Sonne-, Biomasse-, Geothermie- und Wasserkraftwerke.

    Ja, aber die Erzeugungskapazität, also die installierte Leistung, sagt wenig über die erzeugbare Energie in Kilowattstunden aus. Beispiel: eine installierte Leistung von 100 Gigawatt in Solarpanel entspricht nur etwa 20 Gigawatt an installierter Leistung in Kernenergie, denn Solarpanel liefern im zeitlichen Durchschnitt nur 15% der Energie, die sie an einem sonnigen Mittag leisten. Solarenergie wird vor allem um den Mittag herum erzeugt (und das in ganz Europa fast gleichzeitig) und fehlt in der Nacht komplett. Atomkraftwerke laufen dagegen Tag und Nacht gleich stark und müssen nur für Wartungen heruntergefahren werden, so dass sie zu 90% eines Jahres voll ausgelastet sind.
    Kommt noch dazu, dass die Menge erzeugter Solarenergie nicht gesteuert werden kann. Hat Europa einmal sehr viel Solarenergie, muss sie an einem sonnigen Mittag sehr viel vom erzeugten Solarstrom entweder wegwerfen und entsorgen oder aber sie muss ihn in noch nicht existenten Stromspeichern speichern.

  10. Die Speicherung von Wärmeenergie ist der Speicherung von Lageenergie deutlich überlegen.
    Zum Beispiel entspricht die Erwärmung einer bestimmten Menge von Wasser um 1 Grad Celsius einer Anhebung der selben Menge von Wasser um 427 Meter Höhe.
    —–
    Die Speicherung von chemischer Energie ist der Speicherung von Wärmeenergie noch viel mehr überlegen.
    Die alkalische Elektrolyse von Wasser zu dem leicht speicherbarem Wasserstoff hat einen Wirkungsgrad von rund 70 Prozent.
    Natürlich kann man diesen Wasserstoff dann später auch in Gaskraftwerken verheizen, oder, noch besser, in Brennstoffzellen in elektrische Energie umwandeln.
    —–
    Wie man überschüssigen Ökostrom in der Form von Hitze speichern kann, und dann damit alte Kohle- und Gaskraftwerke weiter verwenden kann:
    https://hlk.co.at/a/siemens-gamesa-macht-vulkangestein-zum-energiespeicher

  11. Nachtrag zu meiner ersten Frage, dass so etwas wie eine Dunkelflaute (entgegen den Aussagen unwissender Politiker) öfter vorkommen kann und dabei sehr heftig sein kann, hat sogar Greenpeace eine Aussage auf Basis einer Studie gemacht:
    https://www.greenpeace-energy.de/blog/wissen/energiepolitik/dunkelflaute/

    “Die Experten haben in der Studie das Phänomen der so genannten „kalten Dunkelflaute“ untersucht: Aufgrund von Schwachwind, starker Bewölkung sowie jahreszeitbedingter Dunkelheit über mehrere Tage oder Wochen produzieren Windkraft- und Solaranlagen zu wenig Strom, um die gleichzeitig kältebedingt hohe Nachfrage zu decken. Einen solchen „Stresstest“ erlebt das Stromsystem laut der Studie alle zwei Jahre, wenn über jeweils zwei Wochen hinweg kaum Strom aus Wind und Sonne zur Verfügung stehen.”

    Zwei Wochen eine “kalte Dunkelflaute” ohne nennenswerte Stromerzeugung durch Wind und Sonne: dafür gibt es keine Speicherlösung, auch nicht in den kühnsten Träumen von Technikern.
    Es fehlen hier dann auch noch die Aussagen zu den kürzeren und nur über 1 oder 2 Tage gehenden häufiger auftretenden Dunkelflauten.
    Ebenso fehlt die Aussage, wie mit Wind- und Sonnenenergie eine stabiles 50 Hz-Netz ohne Zusammenbruch laufen soll, wobei heute immer noch die rotierenden Massen der Großturbinen diese Stabilität weitestgehend (aber mit immer weniger Großkraftwerken immer weniger!) herstellen können.

    Was dann folgt bei Greenpeace als Lösungsvorschlag (power-to-gas) ist zwar technisch möglich, aber es scheitert an dem notwendigen großen Aufwand und den Verlusten bei dem mehrfachen Hin- und Her-Wandeln von Energieträgern. Und es scheitert auch daran, dass ja im Realisierungsfall im Sommer wesentlich mehr elektrischer Strom über längere Zeit erzeugt werden müsste als für den regulären Verbrauch benötigt wird – also wesentlich mehr Windräder und PV-Anlagen (die auch alle 20 bis 30 Jahre ihr Lebensende erreichen und dann weitere Schrottmengen erzeugen, die auch wieder mit Energie recycelt werden müssen….).

    Nein, Herr Jager, aus technischer Sicht ist es nach wie vor heute oder auch in den nächsten 20, 30 oder 50 Jahren völlig unmöglich ein nur auf Wind- und Sonnenenergie aufbauendes elektrisches Stromnetz herzustellen. Da ist noch nichtmal im “Großversuch” auf der kleinen Insel Pellworm gelungen – das Experiment wurde still und heimlich abgebrochen.

  12. Deutschlands vorgezeichneter Weg: von Kohle zu Erdgas zu Wasserstoff
    Der Konsens unter Deutschlands Energiepolitikern ist in etwa: Deutschland will mit selber erzeugtem und allenfalls gespeichertem Strom sich selbst versorgen. Es soll also ohne grosse Stromimporte oder Exporte auskommen. Allenfalls ist noch der Import von in Afrika erzeugtem grünen Wasserstoff denkbar.
    Ziel ist eine Strom- und Energieversorgung mit vorwiegend erneuerbar erzeugtem Strom dessen Produktionsschwankungen in nächster Zukunft mit Erdgaskraftwerken ausgeglichen werden. In naher Zukunft wird die Bedeutung von Erdgas für Deutschland also zunehmen, deshalb die vehemente Verteidigung von Nord Stream 2 etwa durch Angela Merkel. In späterer Zukunft soll grüner Wasserstoff die Rolle von Erdgas übernehmen. Grüner Wasserstoff ist Wasserstoff, der durch Elektrolyse mittels EE- Strom erzeugt wird. Solcher Wasserstoff kann direkt in Industrie oder Transport verbraucht werden oder er kann in Kavernen zwischengespeichert werden um später bei Bedarf wieder verstromt zu werden. Damit kann auch das Stromdefizit im Winter ausgeglichen werden.
    Prognose: der Weg zu einer Versorgung mit EE-Strom mit Wasserstoff als Speichermedium ist ein sehr langer, Jahrzehnte dauernder Weg, der Deutschlands CO2-Emissionen nur sehr langsam senken wird. Es ist zudem eine sehr teure Lösung — eine Lösung, die sich die meisten Länder nicht leisten können.

  13. Es geht nicht um die Frage, ist” Energie generierbar; sondern ist Energie generierbar.” Und da muss Mensch ja mittlerweile eindeutig sagen: E=mc²
    Hat der Mensch aber diese Formel Verstanden? Sie werden feststellen das der Mensch nicht mehr an Intelligenz zugenommen hat.

  14. Vielleicht interessiert sich jemand hier für entsprechende Aussagen zur Umstellung auf “grüne Energien” im englischsprachigen Raum und zwar auf der Seite “sceptical science”, die aber nicht von “Klimawandel-Skeptikern” betrieben wird, sondern von Leuten, die versuchen Argumente von Skeptikern zu entkräften – so jedenfalls mein Verständnis.
    Hier der Link zu der Seite mit Erläuterungen und Kommentaren, die Nukleare Energie im Titel hat und sich mit der Unzuverlässigkeit der “Erneuerbaren” und Maßnahmen dagegen beschäftigt:
    https://www.skepticalscience.com/wrong-nuclear-energy-debate.html

  15. Vielen Dank an Herrn Jäger und alle Mitdiskutanten für ihre Beiträge. Meiner Meinung nach fehlen bei diesem komplexen Thema noch einige Aspekte, wie man z.B. an der Äußerung

    Lange Rede, kurzer Sinn: Strom muss erzeugt werden, wenn er gebraucht wird. Eine Speicherung größerer Strommengen ist wirtschaftlich einfach nicht machbar; das würde gigantische Investitionen und riesige Flächen erfordern.

    von Herrn Quentmeier sieht.

    Die Aussage ist wahrscheinlich gar nicht so falsch, wenn man nur den Stromsektor für sich alleine betrachtet. Koppelt man dagegen verschiedene Sektoren wie Strom, Wärme und Verkehr, dann sieht das schon ganz anders aus. Aktuell sind Blockheizkraftwerke (BHKW) ein sehr gutes Beispiel und in den Medien leider zu selten kommentierte Beispiel: Durch die Kopplung von Prozess- und Heizwärme mit der Stromerzeugung erreicht man de facto eine Speicherung, weil Wärme gut über einen Tageszyklus gespeichert werden kann, Strom dagegen nicht. Solche Blockheizkraftwerke können daher stromgeführt betrieben werden, d.h., die Wärme wird dann erzeugt, wenn Strom benötigt wird. Blockheizkraftwerke sind bereits seit Jahren wirtschaftlich.

    Noch wesentlich besser eignet sich Wasserstoff für die Sektorkopplung: Er kann auf viele Arten erzeugt werden (Kohlevergasung, Elektrolyse), hat eine hohe Energiedichte (pro Gewicht, verflüssigt auch pro Volumen) und kann sowohl als Brenngas als auch in Brennstoffzellen direkt in Strom umgewandelt werden. Auf diese Art kann man theoretisch alle Sektoren koppeln und so das Speicherproblem lösen – oder zumindest drastisch reduzieren.

    Ich finde, das EEG war eine großartige Leistung, um einzelne erneuerbare Technologien gezielt in den Markt zu bringen. Natürlich hätte die gleiche PV in Spanien mehr Strom erzeugt – aber dafür war die Bundesregierung nicht zuständig. Entscheidungsprozesse auf EU-Ebene dauern länger.

    Als Privatverbraucher finde ich den Strom aus dem EEG auch nicht teuer: Sein Anteil am Strommix beträgt über 40%, die knapp 7 ct EEG-Umlage machen nur ein 25% des Strompreises aus. Hinzu kommt noch die Basisvergütung von ca. 3-4 ct je kWh, zusammen machen die 40% EEG-Strom also etwa 30% meiner Stromrechnung aus. Ich weiß, der Vergleich hinkt an vielen Stellen, aber der EEG-Strom ist aus Sicht der privaten Endverbraucher nicht übermäßig teuer. Auch nicht für die allermeisten Industriebetriebe, die einerseits von der Umlage befreit sind und andererseits viele Möglichkeiten haben, um daran zu verdienen – siehe BHKW.

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