1979 – 2019. Bricht der staatliche Islamismus an der Ölschwemme zusammen?

BLOG: Natur des Glaubens

Evolutionsgeschichte der Religion(en)
Natur des Glaubens

Morgen Abend (am 3.5.2016) bin ich auf Einladung des Fritz-Erler-Forums der Friedrich-Ebert-Stiftung Podiumsgast einer Diskussion zu ihren “Handlungsempfehlungen zur Auseinandersetzung mit islamistischem Extremismus und Islamfeindlichkeit” (Klick zum pdf-Download) in Stuttgart.

FESHandlungsempfehlungenIslamismusIslamfeindlichkeit

Die FES-Handlungsempfehlungen. Die Fingerabdrücke bitte ich zu entschuldigen, ich lese v.a. in Bus und Bahn… Foto: Michael Blume

Insgesamt finde ich die Handlungsempfehlungen überwiegend überzeugend – jedoch mit einer starken Einschränkung: Sie betrachten nur das Inland und nicht die Förderung des Islamismus z.B durch Saudi-Arabien und die Förderung von Nationalismus und Islamfeindlichkeit z.B. durch Russland. Hier stehen uns aber, so meine Einschätzung, größere Umwälzungen in der “Weltinnenpolitik” noch bevor…

Rentierstaaten – im 20. Jahrhundert v.a. durch Öl und Gas – bringen Diktaturen mit meist “religiösem Anstrich” hervor

In “Öl- und Glaubenskriege. Wie das schwarze Gold Politik, Wirtschaft und Religionen vergiftet” hatte ich vorgestellt, wie die Kontrolle über milliardenschwere Rohstoffquellen regelmäßig dazu führt, dass sich keine lebendige, freie Zivilgesellschaft entwickelt, sondern autoritäre Systeme, in denen die herrschende Gruppe mit Zuckerbrot (Geld) und Peitsche (Sicherheitsapparate ohne rechtsstaatliche Kontrolle) Untertanen heranzieht und Oppositionelle ermordet oder vertreibt. Religiöse Fundamentalismen – wie der arabische Wahhabismus – haben sich dabei als perfektes Mittel erwiesen, um das jeweilige Regime vermeintlich zu legitimieren. Ob Saudi-Arabien, Iran, Russland oder Nigeria – im 20. Jahrhundert hat sich die politikwissenschaftliche Rentierstaatstheorie bereits als außerordentlich erklärungskräftig erwiesen!

So ist es kein Zufall, dass der Aufstieg des “staatlichen Islamismus” mit der Ölpreisexplosion ab den 1970er Jahren einstellte. Sein Durchbruch erfolgte im Jahr 1979 als im Iran die “Islamische Revolution” den vom Westen zur Ölausbeute wiedereingesetzten Schah vertrieb. Im gleichen Jahr – 1979 – besetzten islamistische Fanatiker die Hauptmoschee von Mekka und führten die Dekadenz und Schwäche der Königsfamilie von Saudi-Arabien – die französische Spezialeinheiten zur Hilfe rufen musste – aller Welt vor Augen. (Übrigens ist Saudi-Arabien der derzeit einzige Staat der Welt, der den Namen seiner “Besitzerfamilie” im Namen trägt). Sowohl der Iran wie auch Saudi-Arabien setzten danach auf eine massive Finanzierung islamistischer Extremisten im In- und Ausland, die sich nun unter anderem in Syrien, im Irak und im Jemen auch gegenseitig bekriegen.

Im erwähnten sciebook stellte ich nun die zwei bekanntesten Ölpreisszenarien vor: Laut dem – lange die Diskussion beherrschenden – Peak Oil-Szenario (“Öl-Förderspitze”) wäre der Ertrag der Ölfelder unweigerlich gesunken, gefolgt von massiv steigenden Preisen, massiver Geld- und Machtgewinne der Ölstaaten bei gleichzeitiger Krise der freiheitlichen Marktwirtschaften. Sogar Planspiele über eine direkte, militärische Eroberung von Ölfeldern durch westliche Truppen soll es gegeben haben!

Doch stattdessen wurden immer neue Ölfelder und vor allem Ölfördertechniken (wie z.B. das Fracking und der Abbau von Ölsanden) erschlossen, gleichzeitig entwickelten sich Energiespartechnologien (wie z.B. verbesserte Motoren und die Wärmedämmung von Häusern). In den vergangenen Jahren stürzten die Ölpreise daher immer weiter ab. Entsprechend mehren sich die Stimmen, die das Carbon Bubble-Szenario (die “Kohlenstoffblase”) verwirklicht sehen, nach der die Ölförderländer immer verzweifelter ihr Öl verkaufen müssten, bevor es nahezu all seinen Wert zu verlieren drohe.

Ich hoffe inzwischen, dass sich der Carbon Bubble verwirklichen lässt und kann jeden und jede nur dazu aufrufen, möglichst viel Öl zu sparen und neue, nichtfossile Energieträger nach Kräften zu fördern. Denn dies ist nicht nur besser für die Umwelt – Stichwort: Klimawandel -, sondern entzieht den islamistischen Kriegs- und Terrorregimen ebenso wie den Regimen von Russland, Venezuela, Angola usw. das Geld, auf dem ihre wankenden Diktaturen (noch) gründen. Entsprechend begrüße ich – selbst seit über einem Jahrzehnt auf ein eigenes Öl-Auto verzichtend – die auch staatliche Förderung von E-Autos; umso schneller wir auch im Verkehr von den Verbrennungsmotoren wegkommen, umso besser!

Wenn es gelingt, den Ölverbrauch und den Ölpreis auch mittelfristig weiter niedrig zu halten, dann geraten die Öl-Rentierstaaten weltweit in große Schwierigkeiten. Sie müssen dann entweder marktwirtschaftliche Reformen zulassen, also mehr Freiheitsrechte auch für Frauen, Rechtsstaatlichkeit, Eigeninitiative, Bildung und ein von Parlamenten kontrolliertes Budget- und Steuerrecht fördern; oder sie werden in blutigen Kriegen zerfallen, in denen sich verfeindete Gruppen um die letzten Öleinnahmen balgen wie Verdurstende in der lybischen Wüste. Viel länger als 2019 – dem 40. Jahrestag der islamistischen Gewaltausbrüche – dürften die bereits wankenden Ölstaaten für die Wahl zwischen dem einen oder anderen Weg kaum mehr haben, die saudi-arabischen Finanzreserven schmelzen längst überaus schnell…

Rentierstaatstheorie

Gehe ich also davon aus, dass der gewaltbereite Islamismus insgesamt in den nächsten Jahren verschwinden wird? Leider nein. Zwar hat angesichts der eskalierenden Terrorgewalt und sunnitisch-schiitischen Konfessionskriege eine massive Glaubenskrise auch unter Muslimen längst eingesetzt, doch sowohl islamistische wie auch politisch-radikale Bewegungen schützen ihre Ideologien durch massiven Verschwörungsglauben vor Widerlegungen. Ohne den weiteren Zustrom von Ölgeld werden sie sich in Netzwerken organisierter Kriminalität noch länger erhalten, denken wir nur an die niedergeschlagenen Korruptionsermittlungen in der Türkei oder die aktuelle Verhaftung von Drogen-Geldwäschern mit (möglichen) Verbindungen zur libanesischen Hisbollah. Der gewaltbereite Islamismus ist besiegbar; doch dazu braucht es eine kluge und aktive Verschränkung von Energie-, Sicherheits- und Integrationspolitik. Jetzt Muslime pauschal auszugrenzen wäre das Dümmste, was wir tun könnten – und würde nur den nationalistischen und fundamentalitischen Extremisten in die Hände spielen. Für eine kluge, auch wissenschaftlich informierte Politik möchte ich also auch morgen Abend eintreten…

Und ich möchte zudem, wie schon bei verschiedenen Veranstaltungen zuvor, auch an das Schicksal eines Bürgerrechtlers erinnern, der stellvertretend für die Angst der wankenden Ölregime steht: Raif Badawi. #FreeRaif!

Erhältlich als Taschenbuch und als eBook (per Klick). Eine Direktbestellung eines Taschenbuchs mit Signierung durch den Autor ist möglich unter info@sciebooks.de

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

18 Kommentare

  1. In allen Szenarien wird Öl in den nächsten 20 Jahren noch eine wichtige Rolle spielen und die Internationale Energieagentur rechnet wieder mit einem Ölpreis von 80 Dollar pro Dollar ab 2020. Grund: Der Ölvorrat in produktiven Ölfeldern schrumpft typischerweise um 3% (oder mehr) pro Jahr. Das wird normalerweise durch Erschliessen neuer Ölfelder kompensiert. Doch bei dem niedrigen Ölpreis lohnt sich die Exploration und Erschliessung neuer Felder nicht. Der heutige Überschuss bei der Ölförderung wird also irgendwann durch die stetig steigende Nachfrage (+ 1% pro Jahr) abgetragen und die Preise steigen wieder.
    Allerdings heisst das nicht, dass die Länder im Nahen Osten auf Jahrzehnte hinaus ausgesorgt haben und sich auf ihr Öl verlassen können. Saudi-Arabien will anscheinend in den nächsten 20 Jahren von seiner Ölabhängigkeit wegkommen. In den nächsten 20 Jahren wird auch der Höhepunkt der saudischen Förderung überschritten sein, so dass sich Saudi Arabien zwangsläufig umorientieren muss. Ähnliche Überlegungen gelten auch für andere Länder im Nahen Osten. Allerdings ist hier die Zeitperiode in der sich etwas grundlegend ändert grösser als 5 Jahre.

    Es ist sogar möglich, dass die Elektromobilität so stark zunimmt, dass der Ölverbrauch weltweit zurückgeht. Niemand aber rechnet damit, dass das vor 2025 geschieht, denn im Jahr 2020 werden Elektroautos erst 1% Anteil an den Leichtfahrzeugen haben.

    In den nächsten paar Jahren wird den Ölförderländern im Nahen Osten das Öl und auch das Geld nicht ausgehen. Der tiefe Ölpreis bringt Länder wie Venezuela oder Russland weit mehr in Gefahr als die Länder im Nahen Osten.

    • Tja, @Martin Holzherr – laut IWF wären die Geldreserven Saudi-Arabiens beim derzeitigen Ölpreis und Ausgabekurs schon in fünf Jahren aufgebraucht!
      http://www.huffingtonpost.de/2015/12/20/saudi-arabien-oelpreis-staatseinnahmen_n_8851368.html

      Zugleich hat sich das Regime nicht nur in mehrere Kriege verstrickt und u.a. durch Terror und Fundamentalismus seine Verbündeten verprellt, sondern forciert auch die Unterdrückung von Frauen, Schiiten und Liberalen und hat eine wachsende, junge (und an eigene Leistungen kaum gewöhnte) Bevölkerung. Eine 20jährige Stabilität kann ich da nicht erkennen, Reformen müssten viel mutiger und schneller erfolgen – aber das Regime fürchtet den längst aufgestauten Druck…

      • Dem kann ich aus eigener Anschauung nur zustimmen. In dem Moment, in dem Saudi-Arabien seine gigantischen Staatsausgaben nicht mehr aus den Öleinnahmen finanzieren kann, wird dieser Staat einfach kollabieren. Alle produktive Arbeit dort wird ausschliesslich von Nicht-Saudis gemacht, die gut bezahlte von Europäern und Amerikanern (die zum Ausgleich für das üppige Salär wie in einem grossen Gefängnis leben), die schlechter bezahlte von Indern und Pakistanis, während für die palästinensischen Glaubensbrüder nur Handlangerdienste zu einem Hungerlohn bleiben Eines haben nach meiner Erfahrung alle Gastarbeitergruppen gemeinsam: eine grenzenlose Verachtung für ihre saudischen Chefs, die den ganzen Tag in ihren Büros sitzen und die Zeit von 9:00 bis 15:00 mit Teetrinken zubringen. Das ist keine Karikatur, sondern die traurige Realität, die sich in anderen arabischen Staaten übrigens längst nicht so extrem darstellt. In Kuwait z.B.haben es auch die Kuwaitis realisiert, dass Arbeit nicht schändet.
        Man darf sich dabei übrigens nicht von irgendwelchen offiziellen Statistiken in die Irre führen lassen. Es gibt in Saudi-Arabien ein Programm, das sich Saudization nennt. Das Ziel dieses Programms ist es, die Gastarbeiter durch Saudis zu ersetzen. Dazu veröffentlicht die Regierung in schöner Regelmässigkeit Erfolgsmeldungen, wieviel Prozent der Arbeitsstellen jetzt von Saudis besetzt sind, die Zahl steigt kontinuierlich jedes Jahr. In der Realität sieht das dann so aus, dass einfach neue und gänzlich überflüssige Stellen geschaffen werden, um möglichst viele Saudis anheuern und das Programm so erfüllen zu können. Bei einem Besuch einer Raffinerie in Dammam lungerten im Sicherheitsbereich bestimmt ein gutes Dutzend Sicherheitskräfte herum (alles Saudis, an der Kleidung leicht zu erkennen), wo sich selbst amerikanische Raffinerien mit 3 begnügen.
        Saudi-Arabien ist einfach ein failed state, und ich bin immer wieder erstaunt, dass man im Westen immer noch seine durch und durch korrupte und imkompetente Regierung hofiert.

    • Das will ich nicht hoffen und sehe es auch nicht, @Horst. Auch der Kalte Krieg und der Zusammenbruch der Sowjetunion sowie des Warschauer Paktes gingen ja ohne Atomkrieg vonstatten. Mir scheint sogar ein wesentliches Argument für Kriege wegzufallen, wenn die Energie nicht mehr aus milliardenschweren, zu besetzenden Öl- und Gasquellen gewonnen wird, sondern dezentral und erneuerbar in den verschiedensten, miteinander durch Handel verbundenen Ländern.

      • Ja ja, das verhält sich so wie mit der Milchschwemme – der Markt (die Kuhstaaten) und die Preise sind ganz einfach nur kaputt!? 😉

        Ist es nicht längst deutlich geworden, daß die Art, wie der Westen IN SEINEM “Recht des Stärkeren” mit den anderen “kommuniziert”, immer der Grund für Eskalation und Krieg ist???

        Wenn diese Welt überleben will, dann müssen wir eine ganz andere Weltordnung vereinbaren!!!

  2. Im gleichen Jahr – 1979 – besetzten islamistische Fanatiker die Hauptmoschee von Mekka und führten die Dekadenz und Schwäche der Königsfamilie von Saudi-Arabien – die französische Spezialeinheiten zur Hilfe rufen musste – aller Welt vor Augen.

    Yup, Ihr Kommentatorenfreund erinnert sich, ‘französische Spezialeinheiten’ sind zuvor zum Islam konvertiert, wie ihnen mitgeteilt worden ist, rein “formal”, als “Formalie”.

    Ansonsten, sehr nett diese Idee mit den Rentierstaaten, Ihr Kommentatorenfreund muss immer an das Reindeer denken, aber Geld genug haben die Herrschenden in ölreichen Staaten ja und dass es auf dem Weltmarkt starke Preisschwankungen das “schwarze Gold” betreffend gibt, ist bekannt und sie werden diese Schwankungen auszuhalten wissen.
    Insofern scheint kein Ende des ‘staatlichen Islamismus’ absehbar.

    Ganz am Rande gefragt, Herr Dr. Blume, stimmen Sie eigentlich der Definition zu, dass der “Islam” im “Westen” genau das ist, was aus dem eigentlichen Islam herausgelöst werden kann und aus “westlicher” Sicht sozialverträglich ist, – und der Rest aus “westlicher” Sicht Islamismus genannt wird?

    MFG
    Dr. Webbaer

    • Lieben Dank, @Webbaer. Tatsächlich sehe ich es gar nicht als so kompliziert: Der Islamismus ist die islamische Form des religiösen Fundamentalismus, den es ja in allen Weltreligionen gab & gibt – inklusive gewaltförmiger Ausprägungen zum Extremismus.

      Was “den Westen” angeht, so würde ich mir gerne die Nachfrage erlauben, ob Sie je Griechenland, Ungarn und Taiwan auch zum “Westen” zählen würden?

      • Der “Westen” ist ebenso wie übrigens auch der “Kapitalismus” eine wenig günstige Metapher für die Systeme, die gesellschaftlich den Ideen und Werten der Aufklärung folgend implementieren konnte, gute Nachfrage.

        Zum “Islamismus”: Der Islam ist u.a. (also keineswegs nur deshalb) wegen der Scharia “islamistisch”, die Unterscheidung zwischen Islam und “Islamismus” ist im Zusammenhang mit den Anschlägen, die unter dem Kürzel 9/11 laufen, sozusagen bedarfsweise und blitzschnell medial-politisch eingeführt worden.
        Der Islamist ist eigentlich der Islamwissenschaftler der Islamistik.
        Zudem gibt es noch den Begriff des Pan-Islamismus, vgl. mit Panarabismus, der früher aber anders verwendet wurde als der “Islamismus” heutzutage.
        (Die Anführungszeichen jeweils, weil Metaphorik vorliegt und sich der Schreiber dieser Zeilen jeweils von den Begriffen distanziert.)

        MFG + weiterhin viel Erfolg!
        Dr. Webbaer (der hofft, dass sich Ihre Bücher gut verkaufen und dass das Sparschwein voll bleibt)

        • @Webbaer

          Lieben Dank! 🙂 Die Bücher laufen weiterhin recht erfreulich, aber ein “volles Sparschwein” bleibt bei drei kleineren Kindern unerreichbar. Da haben meine Frau & ich uns ein Stück gegen gegen die ökonomische Rationalität entschieden (und würden es auch wieder tun)! 😉

  3. Hallo Herr Dr. Blume,

    der wahre Grund, warum der Ölpreis seit über einem Jahr so einbricht, und warum Saudi-Arabien so reagiert, wie es reagiert, ist ein anderer. Gegenwärtig steht eine fundamentale Änderung in der Energielandschaft abseits der Öffentlichkeit an, und damit meine ich nicht die regenerativen Energien.

    Die Rede ist von LENR (Low Energy Nuclear Reaction)!

    Dabei findet eine Transmutation oder kalte Fusion bei niedrigen Temperaturen statt und es entsteht immens viel Energie. Die Theorie dahinter ist noch nicht geklärt, aber das bedeutet nichts. Dass es funktioniert wurde schon sehr oft nachgewiesen, aber ich greife vor.

    Allen voran entwickelt Andrea Rossi mit seiner Firma Leonardo Corporation die Technik, er ist aber nicht allein. Es gibt mittlerweile weltweit viele Firmen die daran Arbeiten und Forschen. Eine sehr gute deutsche Anlaufstelle, um sich zu informieren (und es ist unbedingt empfehlenswert, sich dort zu informieren), ist folgende Seite:

    http://www.fehnblog.de

    Die Seite hört sich esoterisch an, ist es aber ganz und gar nicht. Diese Seite ist auf deutsch und im Grunde “nur” eine (sehr gute) Zusammenfassung von englischen Seiten über dieses Thema, allen voran e-catworld.com. Ich zitiere z.B., was am 11.05. gepostet wurde (und zwar in dem Reiter “LENR – die unendliche und saubere Energie kommt früher als gedacht”):

    ” Zurück aus Shanghai kann ich gleich mit einer sehr wichtigen Meldung aufwarten. Es ist so etwas wie ein “öffentlicher Ritterschlag” der kalten Fusion und widerlegt alle, die glauben LENR ignorieren, leugnen und verunglimpfen zu können. Das reicht von der sog. “etablierten Wissenschaft” (ich nenne sie nicht “etabliert” sondern “ruhend”) bis hin zur Politik und den Mainstream-Medien, die sich nicht aus ihren Sesseln erheben.

    Hier der Text (eine Übersetzung aus http://www.e-catworld.com/2016/05/11/us-secretary-of-defense-directed-to-provide-a-briefing-on-lenr-to-the-us-house-armed-services-committee/

    (Ich übersetze wie immer teilw. sinngemäß, gelegentlich gekürzt)

    Es handelt sich um eine Aufforderung eines amerikanischen Verteidigungsausschusses (Committee on Armed Services) an den Verteidigungsminister, eine zusammenfassende Information über LENR-Aktivitäten zu verfassen. Auf der Seite E-Cat World ist der Text
    dieser Aufforderung bereits komprimiert – es gibt dort aber einen Link, unter welchem man den gesamten Bericht im Original einsehen kann.

    Hier nun der Text aus E-Cat-World: “Das Kommitee nimmt zur Kenntnis, dass es kürzlich positive Entwicklungen in der Entwicklung Niedrig-energetischer nuklearer Reaktionen (LENR) gegeben hat, mit welcher ultra-saubere, niedrigpreisige Energie produziert werden kann. Diese Neuerung hat starke Auswirkungen auf die nationale Sicherheit. Zum Beispiel sagt die DIA (Defense Intelligence Agency), wenn LENR funktioniert, wird es eine Technologie “die alles auf den Kopf stellt” und alles revolutioniert, was mit Produktion und Speicherung von Energie zu tun hat. Das Kommitee ist auch darüber informiert, das die DARPA (Defense Advanced Research Projects Agency) Erkenntnisse darüber hat, dass andere Länder, einschließlich China und Indien mit ihren LENR-Programmen vorankommen und das Japan einen eigenen Investment-Fond gegründet hat, um diese Technologie voranzutreiben. Die DIA hat außerdem ermittelt, dass Japan und Italien auf diesem Gebiet führend sind und das Russland, China, Israel und Indien nun erhebliche Mittel in diese Technologie investieren.
    .
    .
    . ”

    Am 06.04. auf dieser Seite wird genauer darauf eingegangen, was an den Ölmärkten genauer passiert:

    ” Der “Run” aus dem Öl geht weiter. Allein seit Februar sind Öl-Futures (Öl-Wertpapiere) im Wert von fünf Milliarden Dollar verkauft worden. Quelle: http://www.sifferkoll.se/sifferkoll/big-oil-bank-gs-jpm-xom-etc-selling-5-billion-of-oil-futures-cl_f-since-feb-net-short-position-now-13-billion/

    Auf der gleichen Webseite gibt es noch eine weitere interessante Information. Ein Analyst der Saxo Bank schreibt: (Es geht um die Abwendung Saudi-Arabiens vom Öl) “Ein möglicher Weg tut sich mit LENR auf. Dies ist ein chemisch/physikalischer Vorgang, der eine anomale Hitze erzeugt, wenn bestimmte Metalle Hydrogen oder Deuterium absorbieren. Nach einer externen Stimulierung kann auch auf direktem Wege Elektrizität erzeugt werden. – Ein möglicher Partner für Saudi-Arabien wäre Industrial-Heat, eine Firma, die 2012 gegründet wurde und in Raleigh, Kalifornien angesiedelt ist. Diese Firma hat bereits die Lizenz, sog. E-Cats in Saudi-Arabien herzustellen und zu verkaufen. Daher halte ich es nicht für unwahrscheinlich, dass die Saudis die Grundlagen für eine Kommerzialisierung im Königreich schaffen könnten, um die Geräte von dort exportieren zu können.” ……Wenn das so sein sollte, darf man getrost einige Fragen stellen: Wo ist in Saudi-
    Arabien die industrielle Infrastruktur, wo sind die Facharbeiter usw. Alles in allem: Es würde wohl ein schwieriges Unterfangen. ”

    Wie sehr sich die Stimmung nun Richtung LENR dreht, kann man schön am Beitrag vom 24.03. entnehmen:

    ” Cambridge Professor Huw Price schreibt erneut über die kalte Fusion. Am 22.12.15 hatte ich bereits über ihn berichtet. Er schrieb damals über eine “Reputationsfalle”, in welche Wissenschaftler laufen, die sich mit der kalten Fusion beschäftigen. Nun schreibt er erneut über
    dieses Thema, und zwar mit umgekehrten Vorzeichen. Er empfielt seinen zweifelnden Kollegen, langsam zu überlegen, ob es nicht besser sei, den Kopf aus dem Sand zu nehmen. Es bestünde sonst die Gefahr, zum letzten “Vogel Strauß” zu werden, der den Kopf noch im Sand hat. Er
    räumt ein, dass das Test Ergebnis der Ein-Jahres-Erprobung zwar noch nicht da sei, aber er wisse z. B., dass der bekannte und sehr gut informierte Autor Mats Lewan den Sekt bereits kalt gestellt habe. Außerdem sei Industrial Heat dabei, weitere LENR-Patente aufzukaufen. Das könne wohl kaum ein Anzeichen dafür sein, dass man den Ergebnissen misstraue. Quelle: https://aeon.co/opinions/is-the-cold-fusion-egg-about-to-hatch

    Es lohnt sich auf jeden Fall (für Sie), dran zu bleiben, weil es wohl auch Ihre Forschung betreffen wird. Ich selber bin im Jahr 2011 auf dieses Thema gestoßen, anhand dieses Artikels:

    http://www.heise.de/tp/artikel/34/34400/1.html

    Dieser Artikel ist ein Teil von Artikelsammlungen:

    http://www.heise.de/tp/artikel/39/39738/1.html (mit Links zur Artikelserie am Ende der Seite)

    Das ist erstmal genug von meiner Seite, ich denke, Sie werden lang genug damit beschäftigt sein bzw. genügen Links etc. zur weiteren Recherche finden.

    Viele Grüße,
    DrWillSeinenNamenNichtNennen

  4. Pingback:Newsblog Mai 2016 mit Veranstaltungskalender und Osman-Normal-Muslim › Natur des Glaubens › SciLogs - Wissenschaftsblogs

  5. So wir Zahlungsmittel über Kredite herstellen, und die Zinsen aber nicht zugleich herstellen, sondern unsere Verbindlichkeit im Wettbewerb erstreiten, müssen wir erobern und graben (allein aus Gründen der Mathematik).

    • Das sehe ich als nicht zwingend, @Werner: Wir können als Menschen auch forschen und entwickeln und dadurch Wirtschaftswachstum vom Ressourcenverbrauch entkoppeln (z.B. durch Effizienzgewinne, Recycling, erneuerbare Energien, weniger Fleischkonsum etc.) und nicht zuletzt durch Bildung und Technologien die Produktivität der Menschen deutlich erhöhen. Beides geschieht ja auch, wenn vielleicht auch noch nicht in ausreichendem Umfang.

      Auch die Zinsen haben ja weltweit Rekordtiefststände erreicht, zunehmend kommt es sogar zu negativen Verzinsungen, vgl.
      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/demografie-und-das-ende-der-kapitalverzinsung/

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