Hanf, Gehirn, Intelligenz und steht jetzt die Verkehrssicherheit auf dem Spiel?

Eine wichtige Hürde auf dem Weg zur Entkriminalisierung von Cannabis ist genommen. Die Diskussion geht weiter: Macht Kiffen dumm?

Die Zweifel an der Entkriminalisierung von Cannabis in Deutschland scheinen nun auch bei der Ampelkoalition überwunden. Das Gesetz, das die psychoaktive Substanz aus der Verbotsliste streicht und einige Wege für die straffreie Produktion ermöglicht, wird zum 1. April 2024 erwartet. Wie ich im ersten Teil berichtete, hatten zuletzt einige Sozialdemokraten hartnäckig Bedenken angemeldet. Trotz langwieriger interner Gespräche wollen einzelne Abgeordnete im Parlament dagegen stimmen.

Am nachdrücklichsten äußert sich dazu der SPD-Politiker und Kriminalhauptkommissar Sebastian Fiedler: Das Gesetz dürfe “so auf keinen Fall kommen”, kritisierte er die Pläne der eigenen Koalition noch im Januar in den Medien. Es bleibt abzuwarten, ob die Partei die Fraktionsdisziplin durchsetzen kann – und wie sie mit Abweichlern in den eigenen Reihen umgehen wird. Spätestens im Herbst 2025 werden die Abgeordneten neu gewählt.

Fiedlers Kritik

Doch setzen wir uns mit der Kritik des kriminalpolitischen Sprechers der SPD im Bundestag auseinander: Fiedler pocht auf die Abmachung im Koalitionsvertrag, Cannabis in lizenzierten Fachgeschäften zu verkaufen. In den USA, die die internationale Verbotspolitik im 20. Jahrhundert maßgeblich vorantrieben, verstoßen inzwischen mehrere Staaten dagegen. Für EU-Länder gilt jedoch eine zusätzliche Hürde: Wichtige Verträge, wie das Schengenabkommen für offene Grenzen, verpflichtet die Mitglieder nämlich zur Durchsetzung der Substanzverbote im Innern.

Dann sollte man von Fiedler, der in Rechtsfragen kein Laie ist, immerhin eine praktikable Alternative erwarten. Stattdessen warnt er vor “paradiesischen Zuständen für Dealer”, wenn demnächst Menschen “auf der Straße Stoff für 75 Joints mit sich herumtragen” dürften. Er meint den straffreien Besitz von 25 Gramm Cannabis. Dabei sollte mit der (beschränkten) Erlaubnis für den Eigenanbau und Cannabis-Vereine die Nachfrage nach Straßen-Cannabis doch abnehmen.

Besonders weit hergeholt erscheint mir aber seine Warnung, durch die Entkriminalisierung den Rechtsextremen Aufwind zu verleihen. Er spricht hier sogar von “durchschlagender Munition”, insbesondere mit Blick auf die Landtagswahlen in Ostdeutschland. Wenn, wie er fürchtet, “buchstäblich an jeder Ecke, zum Beispiel in Straßencafés, gekifft” wird, sollen Wähler*innen bei der AfD Zuflucht nehmen? Man wird es sehen.

Außerdem hält er den Kontrollaufwand für seine früheren Kollegen von der Polizei für unzumutbar. In einem liberalen Rechtsstaat stehen die Bürger*innen aber unter keinem Generalverdacht! Polizeibeamte sollten bei begründetem Verdacht einschreiten – und die Menschen sonst in Freiheit leben lassen. Das ist das Grundgesetz, dem auch Fiedler verpflichtet ist.

Gesundheitsschutz

Da ich mich nun seit rund 15 Jahren wissenschaftlich mit dem Thema Substanzkonsum beschäftige, sind mir die häufigsten Einwände natürlich bekannt. Darum haben wir im zweiten Teil gesehen, dass führende Sucht- und Substanzforscher das Gefahrenpotenzial von Cannabis mit dem von Nikotin vergleichen; und dass das Schizophrenierisiko der psychoaktiven Substanz oft übertrieben dargestellt wird.

In den einschlägigen Studien findet man überall den Hinweis, dass sich aus den erhobenen Daten keine eindeutigen Schlüsse über Ursache-Wirkungs-Beziehungen ziehen lassen. Das sind wichtige Nuancen, die in einer ideologischen Schlacht schnell verloren gehen. Ein Leser brachte noch den Hinweis auf Gerhard Gründer ein, einem der wohl führenden Psychiatrieprofessoren Deutschlands. Dieser berichtete in einer Vorlesung zum Thema Schizophrenie: “Wenn Sie die Niedrigrisikovariante [des Gens] haben […], dann passiert nichts, wenn Sie Cannabis konsumieren.”

Bestimmte Personen reagieren aufgrund einer genetischen Variante besonders sensibel auf Koffein. Und so verhält es sich auch mit dem erhöhten Risiko für Psychosen oder Schizophrenie bei (starkem) Cannabiskonsum. Im zweiten Teil sahen wir anhand der Gesundheitsdaten von immerhin rund sieben Millionen Däninnen und Dänen im Zeitraum von 1972 bis 2021, dass es um eine relativ kleine Anzahl geht.

Soll das alles ein strafbewährtes Verbot – bis zu fünf Jahre Gefängnis, bloß für den Besitz, die Werbung oder Aufforderung zum Konsum (§ 29 Abs. 1 BtMG) – von psychoaktiven Hanfprodukten rechtfertigen?

Zum Vergleich: Dasselbe Strafmaß gilt für Körperverletzung (§ 223 StGB). Wer “eine andere Person körperlich mißhandelt oder an der Gesundheit schädigt” kann zurzeit also genauso bestraft werden wie jemand, der ein paar Gramm Gras oder Haschisch bei sich hat. (Für Körperverletzungen in Gruppen, mit Hinterlist, gefährlichen Gegenständen oder schweren Verletzungen gelten allerdings höhere Strafrahmen.)

Gehirn und Intelligenz

Wenn einem die Argumente ausgehen, kann man entweder seinen Standpunkt ändern – oder sich immer neue Einwände suchen. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Argument vom “verletzlichen Gehirn” Jugendlicher und junger Erwachsener. Der Umgang mit dieser komplexen Marterie erfordert natürlich auch eine differenziertere Betrachtung. Die lieferte ich bereits hier. Doch auch ohne Kenntnisse aus der Hirnforschung könnte einem auffallen, dass Fachleute unterschiedliche Altersgrenzen durcheinander rufen: 18, 20, 24, 25, 30 Jahre und so weiter.

Die Studienlage hierzu ist uneindeutig. Das gilt ebenso für die angeblichen Hirnschäden durch Cannabiskonsum. Manche Studien finden zwar Unterschiede im Gehirn, können diese aber nicht mit psychischen Problemen oder Verhaltensauffälligkeiten in Verbindung bringen. Dann ist es reine Spekulation, eine “Veränderung” als “Gehirnschaden” zu bezeichnen. Trotzdem wird das oft gemacht. Auch Forscher*innen haben Vorurteile.

Eine langfristige Studie auf Grundlage von 1037 in den Jahren 1972 und 1973 in der neuseeländischen Stadt Dunedin (heute zählt sie rund 135.000 Einwohner) geborenen Personen ist vergleichsweise aussagekräftig: Im Alter von 7, 9, 11 und jetzt auch 45 Jahren wurden die Intelligenzquotienten gemessen. Dazu wurden über die Jahre der Substanzkonsum sowie wichtige psychosoziale und Gesundheitsdaten erhoben. Schließlich maßen die Forscher sogar die Gehirnstruktur.

86 der 1037 Personen fielen in die Gruppe der “langfristigen Cannabiskonsumenten”, weil sie im Alter von 45 Jahren einen “mindestens wöchentlichen” Gebrauch der Substanz angaben oder als abhängig galten. Im Schnitt hatten sie im Vorjahr an rund 260 Tagen Cannabis konsumiert.

In dieser Gruppe – 64 Prozent waren Männer – fanden die Forscher um Madeline Meier zwei Unterschiede: Erstens waren die Hippocampi im Gehirn, das sind Strukturen, die wichtig fürs Gedächtnis sind, etwas kleiner; zweitens hatten die Personen einen im Schnitt 5,5 Punkte niedrigeren IQ, als es die Daten aus der Kindheit erwarten ließen.

Komplexe Zusammenhänge

Diese Studie erschien erst 2022 im angesehenen American Journal of Psychiatry. Allerdings werfen die Ergebnisse auch Fragen auf: So passten die Gehirnunterschiede nämlich nicht zu den IQ-Unterschieden. Für die Gruppe waren diese Ergebnisse zwar statistisch signifikant, im Einzelfall aber nicht stimmig. Allerdings hatten Bekannte, die die Forscher um eine Einschätzung baten, diesen 86 Personen häufigere Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsprobleme attestiert. Strengen wissenschaftlichen Kriterien genügen solche Einschätzungen aber nicht.

Dunedin repräsentiert freilich nicht die ganze Welt. Und aus den Daten von 86 starken Cannabiskonsumenten sollte man nicht schlussfolgern, dass die Substanz dumm macht. Auf solche Einwände gehen die heute zahlreich vorhandenen “Gesundheitsexperten” in sozialen Medien freilich nicht ein. Dabei erwähnen die Forscher die genannten Einschränkungen und schreiben selbst: “Beobachtungsstudien können einen Kausalzusammenhang nicht schlüssig nachweisen.” Was man im Statistik-Grundkurs lernt, wird in drogenpolitischen Debatten schnell vergessen.

Die Probleme solcher Studien hängen damit zusammen, dass man immer nur beschränktes Wissen über die Einflussfaktoren hat. Diese Forscher berücksichtigten zwar – unter anderem – den Wohlstand und die familiäre Vorgeschichte mit Drogenabhängigkeit. Traumatische Erfahrungen, die nachweislich einen starken Einfluss auf den Substanzkonsum ebenso wie auf den gesamten Lebensweg haben, wurden allerdings nicht erhoben.

In dieser Art von Forschung wird zudem der mögliche Nutzen durch die psychoaktiven Mittel meist unterschlagen; wahrscheinlich, weil er schwer zu messen ist – und auch nicht ins Schema “Drogen = schlecht” passt. Substanzkonsum ist oft aber Selbstmedikation. Die Menschen wollen damit ihr Leben besser bewältigen. Gerade aus wissenschaftlicher Sicht sollte man Vor- und Nachteile ehrlich gegeneinander abwägen.

Selbstwiderspruch

Zu guter Letzt gibt es noch ein überraschendes Problem, das Laien selbst kaum auffallen dürfte: Dieselbe Forschungsgruppe veröffentlichte nämlich im selben Jahr in einer anderen angesehenen Zeitschrift – Biological Psychiatry – einen widersprüchlichen Befund: Wenn man die gesamten Gehirne der Personen aus der Dunedin-Studie auf Auffälligkeiten untersuchte, fielen die Hippocampi nicht mehr auf; und die Unterschiede, die man jetzt fand, hingen mit anderem Substanzkonsum zusammen. In den Worten der Forscher:

“Wir beobachteten klare Zusammenhänge zwischen langfristigem Cannabiskonsum und sowohl einer dünneren Hirnrinde als auch einem höheren Gehirnalter; diese wurden jedoch vollständig durch den Konsum anderer Substanzen erklärt.”

Knodt et al., 2022, S. 867

Sprich: Bei starken Cannabiskonsumenten fand man zwar Gehirnunterschiede – diese erklärten sich aber hauptsächlich durch den Alkohol- und Tabakkonsum der Personen. Und es ist schon komisch, den Befund mit den Hippocampi getrennt zu publizieren, obwohl dieser nicht den stärkeren statistischen Anforderungen genügt. Dem Anschein nach optimieren diese Forscher lieber ihre Publikationsliste als den Stand der Forschung.

Verkehrssicherheit

Nach dem doch schon wieder recht lang gewordenen Artikel, gehe ich nur noch kurz aufs Thema Verkehrssicherheit ein. 2001 veröffentlichte die Bundesanstalt für Straßenwesen einen 172-seitigen, doch leider vergriffenen Bericht “Fahrten unter Drogeneinfluss“. Dafür wurden von Forschern der Universität Würzburg immerhin 2.555 Autofahrer*innen kurz befragt und nahmen 503 an einer Intensivuntersuchung im Fahrsimulator teil. In der online verfügbaren Zusammenfassung heißt es:

“Bei [Konsum einer einzelnen Substanz] lässt sich nur für Amphetamin/Ecstasy in hoher Konzentration und für Alkohol eine deutliche Gefährdung nachweisen. Der akute Konsum von Cannabis allein verändert das Fahrverhalten nicht, ebenso der Konsum von Amphetamin/Ecstasy in niedriger Konzentration. Besondere Gefährdung geht von der Kombination einer Droge mit Alkohol und von der Kombination zweier Drogen miteinander und zusätzlich mit Alkohol aus.”

Vollrath et al., 2001

Auch wenn man damit Cannabis noch keine Unbedenklichkeitserklärung ausstellen kann, scheint es für den Straßenverkehr jedenfalls nicht das größte Risiko darzustellen. Wegen der eingangs erwähnten Gesetzeslockerungen in mehreren US-Bundesstaaten gibt es inzwischen neuere Untersuchungen aus Übersee. Die Ökonomen Mark Anderson und Daniel Rees haben sich in einer aktuellen Übersichtsarbeit die Mühe gemacht, die bisherigen Befunde zusammenzufassen:

Insgesamt geht demnach die Verfügbarkeit von Cannabis auf Rezept – nicht in allen Staaten eine Selbstverständlichkeit – mit einer Abnahme der Verkehrstoten einher. Bei einer umfangreicheren Legalisierung ist das Bild allerdings uneindeutig. Wenn damit hauptsächlich illegales Cannabis ersetzt wird, wären keine Unterschiede zu erwarten; wenn mehr Personen kiffen, doch weniger Alkohol trinken, bevor sie am Verkehr teilnehmen, könnte man von einer höheren Sicherheit ausgehen.

Einige Studien fanden keine Unterschiede. Bei einer größeren Untersuchung über den Zeitraum von 2010 bis 2017 gab es nach Gesetzeslockerungen zwar erst mehr tödliche Unfälle mit jungen männlichen Fahrern im Alter von 15 bis 24 Jahren. Diese nahmen allerdings schon nach einem Jahr wieder ab und die Unterschiede waren dann nicht mehr statistisch signifikant.

Wie so oft sind auch hier Folgeuntersuchungen notwendig. Dem Anschein nach sollte man mit passenden Grenzwerten und klaren Informationen das Schlimmste verhindern können. Nachdem wir uns nun so intensiv mit den wissenschaftlichen Fragen beschäftigt haben, wird es im vierten Teil um historische und gesellschaftspolitische Aspekte gehen.

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24 Kommentare

  1. Die Verkehrssicherheit ist ein ganz interessantes Thema. Man findet auf die schnelle einige Studien dazu.

    Eine, die ich ganz interessant fand, bestand darin Probanden (plazebokontrolliert) einen Fahrsimulatortest 0,5 Stunden bis 4,5 Stunden nach Konsum fahren zu lassen. Nach 3,5 Stunden waren die Abweichungen durch Konsum nicht mehr statistisch signifikant und nach 4,5 Stunden waren auch die mittleren Ergebnisse nahezu identisch. Ganz interessant ist, die Angabe, dass die Selbsteinschätzung nach 1,5 Stunden von guten Fähigkeiten ausging, während die Fahrergebnisse signifikant schlechter waren. Die Anzahl der verursachten Crashes unterschied sich aber nicht signifikant.

    (Marcotte et al. 2022): Driving Performance and Cannabis Users’ Perception of Safety)

    Das sollte man mit passenden Informationen durchaus in den Griff bekommen können. Wobei ich gerade die Warnungen vor dem Doppelkonsum mit Alkohol auch in anderer Literatur gefunden habe.

  2. @Babbo: Kiffen im Fahrsimulator

    Danke für den Hinweis. Man sollte meinem Text ansehen, dass das Thema weiterer Vertiefung bedarf.

    Solche Studien im Fahrsimulator sind meines Erachtens das Mittel der Wahl. Natürlich setzt das voraus, dass die Substanz nicht verboten ist. So sieht man, wie die Prohibition verhindert, dass wir die Risiken des Konsums besser einschätzen können.

  3. Die Stärkung der Rechten könnte geschehen wenn man nur den Konsum legalisiert, nicht aber den Einkauf- dieser Punkt ist wichtig.
    Sonst könnte man von der Weimarer Republik schließen mit ihren ultraliberalen Drogengesetzen und der Legalität von Heroin und Kokain, was nicht ganz von der Hand zu weisen wäre bei solch harten Drogen.
    Automatisch auf Cannabis schließen kann man aber nicht, zumal die Gefahr von rechts immer mehr zugenommen hat während der letzten Jahrzehnte- und da war Cannabis verboten, fast überall dort wo der Rechtspopulismus stark wurde.
    Und da wos liberaler zuging- Niederlande- ist der Rechtspopulismus noch einer der moderateren, Wilders kommt ursprünglich aus der liberalen Ecke.
    “Kiffen gegen rechts”, wär doch mal ein netter Vorwand….

  4. @DH: Drogen & Rechts

    Dieser angebliche Zusammenhang erschließt mich immer noch nicht:

    Heroin und Kokain waren damals gängige Arzneimittel; Ersteres übrigens in international geschätzter Qualität von BAYER. Auch in Staaten, die später nicht auseinanderfielen, waren sie verbreitet.

    Der Blitzkrieg im Zweiten Weltkrieg wurde wohl zumindest zum Teil vom Amphetamin (“Speed”) ermöglicht, auch dem heute so gefürchteten Methamphetamin (“Crystal Meth”); Hitler erhielt es wohl in hohen Dosen von seinem Leibarzt.

    Auch heute noch sind solche Stimulanzien für lange Einsätze beim Militär beliebt, teils wohl sogar soldatische Pflicht. Wieso sollten “Rechte” prinzipiell gegen Drogen sein?

    Das wirkt auf mich doch sehr wie Panikmache.

  5. MENSCHEN BRAUCHEN ORIENTIERUNG

    Den Rahmen schafft unsere Kultur. Dabei ist festgelegt, wie wir uns kleiden, was wir essen, was wir trinken, wie unsere Häuser auszusehen haben,
    es ist festgelegt, was ehrenhaft ist, was verabscheuenswürdig ist, und das alles wird nicht mehr hinterfragt, es ist Gemeingut.

    Dazu zählt auch, dass Cannabis zumindest verdächtig ist, schon der Name klingt verdächtig, hört sich exotisch an. Und das wollen wir nicht, wir wollen auch keine Heuschrecken essen.

    Herr Schleim, Sie haben sich viel vorgenommen, Licht in das Irrationale zu bringen.
    Und man kann nur wünschen, dass das Rationale siegt.

  6. @Nicker: Danke – ich konsumiere ja selbst keine verbotenen Substanzen. Aber das Ausmaß an Falschinformation, Vorverurteilung und Unvernunft in diesem Bereich hat mich wirklich schockiert.

    Ein großes moralisches Problem wird daraus u.a.

    – wegen fehlender Qualitätskontrollen;
    – sekundärer Stigmatisierung (d.h., Menschen, die aufgrund schwieriger Umstände konsumieren, werden dann für den Konsum ausgegrenzt);
    – Fehlallokation von Mitteln (in Deutschland dürfte es um einen zweistelligen Milliardenbetrag für den “Krieg gegen die Drogen” gehen – was könnte man mit dem Geld Sinnvolles machen?);
    – wegen der Förderung der Kriminalität; und
    – der Zerstörung von Lebenswegen durch (schwere) Strafen.

  7. Es reicht!
    Sie haben Leben ruiniert. Wer ist dumm? Wohl eine Gesellschaft die die Wahrheit nicht sehen will. Das einzige was uns retten kann ist Cannabis, als Materie und als Kultur und nicht der Alcohol. Die Alkoholiker sollten sich entschuldigen und Wiedergutmachung zahlen.

  8. Der Teufel hat den Schnaps gemacht, Anarchos, den müssen wir einsperren. Einfach den Korken auf der Flasche lassen.
    Die Alkoholiker/die Alkoholikerinnen verdienen auch unser Mitgefühl.
    auch wenn Valentinstag ist, no Eierlikör für die Ladies und no Bier für die Bubn.

  9. Seit Jahren beobachte ich, daß um so mehr sie versuchen Beweise zu finden um es schlecht zu reden, es immer besser dasteht. Das Rechtssystem hat großes Unrecht getan, Kultur und Menschenleben zerstört. Darum muss das sofort beendet sein und wirklich frei in einem freien Markt, damit es creativ
    im sinne der Ökologie, wird.

  10. @Anarkos, Nicker: Alkohol vs. Cannabis

    Ich verstehe nicht, warum man nicht einfach vernünftig über Cannabis reden kann, ohne gleich mit solcher Unvernunft über Alkohol zu kommen. Auch das ist ein Beispiel dafür, wie stark das Thema “Drogen” von Moral und Identitätspolitik durchtränkt ist.

    2022 habe ich mich hier ausführlich mit den Risiken von Alkohol auseinandergesetzt; ich will nicht immer wieder alles wiederholen müssen.

  11. Anarkos,
    was muss genau besser werden. Du musst genau sagen was du willst und wieman Verbesserungen erreichen kann.
    Und auch noch angeben für wen .
    Wer ein Abstinenzler ist, der trinkt gar keine alkoholischen Getränke. Dann gibt es die “social drinker”, die trinken nur in Gesellschaft alkoholische Getränke.
    Dann gibt es noch die anonymen Alkoholiker. Das ist eine Selbsthilfegruppe, die den Alkohol ablehnt . Die AA sind überzeugt, dass die Gruppenzugehörigkeit ihr Selbstvertrauen stärkt und dass sie auf Dauer vom Alkoholkonsum wegkommen.
    Die größte Gruppe dürften aber die Gelegenheitstrinker darstellen, die nicht abhängig sind und zum Genuss oder zur Entspannung ein Glas Wein oder Bier trinken.
    Und was hat das jetzt mit Cannabis zu tun ?

  12. Wie sieht es eigentlich mit akuter und chronischer Stressbelastung hinsichtlich der IQ-Senkung aus? Das ist eine verdächtige Ursache die auch für Konsum und hirnorganische Veränderungen ursächlich sein kann.

  13. ja ja.
    bei Studien gegen Cannabis sind Zusammenhänge nicht relevant und bestätigen nicht die Ergebnisse.
    bei Studien für Cannabis oder Wiederlegen von Folgen durch Cannabis sind sie es dann doch.

    am Ende sagt der ganze Artikel nur eines. Cannabis ist gut und alle anderen sind doof.

    passiert wenn man so sehr in seiner Bubble festhängt.

  14. @Marco: Ich glaube nicht, dass Sie meine Artikel verstanden haben. Ich schrieb mehrmals, dass man vor allem bei schwerem und regelmäßigem Konsum aufpassen sollte. Es überrascht mich selbst, dass man sogar bei Leuten, die möglicherweise mehrere Jahrzehnte lang im Schnitt an 260 Tagen im Jahr Cannabis rauchen, keine deutlicheren Veränderungen im Gehirn sieht.

    Zitieren Sie doch einfach eine bessere Quelle, anstatt hier nur Ihre Vorurteile/Ideologie zu verbreiten. Bei aussagekräftigeren Daten bin ich der Erste, der seine Schlussfolgerung anpasst!

  15. P.S. Beim Vorliegen von Daten, die der eigenen Ansicht widersprechen, gibt es genau zwei Möglichkeiten: Man zeigt, warum die Daten doch nicht so aussagekräftig sind; oder man kommt mit besseren Daten. (Beides kann auch zusammenpassen.)

    Die Ergebnisse einfach zu ignorieren, weil sie nicht ins eigene Weltbild passen, ist so ziemlich die Definition von Ideologie bzw. Dogmatismus.

  16. @Stephan
    …oder man ändert seine Meinung. Da kommt’s dann auf die Stärke der Datengrundlage dieser Meinung in Relation zur Stärke der neuen Daten an. => Bayes, nur ohne Formeln.

    Ich denke allerdings hier, dass der Konflikt, der unter “Ansichten” subsumiert wird, eher ein Konflikt von Evidenz vs. (Interessen + Mentalinertia + Angst) ist.

  17. @Stephan Schleim
    Wie weit in der Weimarer Republik Heroin auch breiter konsumiert wurde, weiß ich nicht, Kokain meines Wissens schon, und auch Absinth war nicht zu unterschätzen. Viele hatten damals wohl das Gefühl daß das zu weit ging, leider gibt es kaum gute Infos darüber.
    Das Problem könnte auch gewesen sein daß sich zuviele, die eher progressiv waren, v.a. in den Großstädten, zu sehr und zu oft die Birne zugeknallt haben, was sich dann auch auf ihren gesellschaftlichen Einfluß auswirkt.
    Das Problem haben wir heute auch wieder, die Drogenschwemme der 90er wäre eine gute Erklärung für die oft realitätsfernen kulturellen Vorstellungen die im progressiven Bereich weit verbreitet sind und auch für die starke Eindimensionalität im Denken, eine typische Folge von Überkonsum.
    Daß die Rechten nicht besser sind, unbestritten, aber es ist ein Denkfehler, daß fragwürdige Zustände automatisch nur sinnvolle Kritiker hervorbringen, eigentlich ist das sogar ausgeschlossen. Wäre es so, gäbe es die nur sinnvolle Kritik schon länger und damit auch keine Krise im selben Ausmaß.
    Aus der Krise selber konnte damals und kann heute gschlossen werden daß auch erhebliche Teile der Kritik nichts taugen.
    Rechte sind nicht gegen Drogen, allerdings nur wenn sie ihrem Weltbild nutzen. Also Leistungsdrogen statt “Bewußtseinserweiterung”, um ein 68er-Klischee zu bemühen.
    Auch das eine gruselige Parallele zu heute.

  18. @DH: Geschichte & Drogen

    Es gibt durchaus historische Studien zu solchen Fragen. Und wenn z.B. Heroin vom Vorläufer der heutigen Bayer AG produziert wurde, sollte es über die genauen Mengen Aufzeichnungen geben.

    Aus dem Kopf weiß ich, dass Opium in zahlreichen Tinkturen auf dem Markt war, oft mit verschiedenen Kräutern, wo man nicht immer genau wusste, was darin ist. Man gab sogar Kindern ein paar Tropfen als “Einschlafhilfe” oder zur Beruhigung. Heute haben in manchen Ländern schon 10% der Kinder/Jugendlichen ein Amphetaminprodukt (mitunter “Speed”) auf Rezept gekriegt – und das finden viele normal oder fragen sogar explizit danach beim Arzt.

    Ich habe kürzlich auch eine Studie über Morphinabhängigkeit nach dem Ersten Weltkrieg gelesen. Obwohl das damals ein beliebtes Schmerzmittel war und es viele Kriegsverletzte gab, zeigte nur eine kleine Zahl ein problematisches Konsummuster (was manche “Sucht” nennen); diese Menschen hatten fast alle Traumata bzw. psychosoziale Probleme.

    Mag sein, dass die Weltflucht beim Zerfallen der Weimarer Republik zunahm und sich dann mehr Leute “zudröhnten”. Vielleicht haben sie damit ihr Leben eine Weile länger ausgehalten; vielleicht haben sie dadurch Chancen verpasst. Das mag ich nicht so pauschal zu sagen.

    Wichtig ist, dass wir einen funktionierenden liberalen Rechtsstaat haben, der die Grundrechte wahrt. Dazu gehört auch die Freiheit, das zu tun, was man will, so lange man damit keinem anderen schadet.

  19. Artikel zum Thema
    Q.:+https://aktuelles.uni-frankfurt.de/gesellschaft/cannabis-gesetz-schwachstellen-rechtfertigen-kein-festhalten-am-status-quo/

  20. Ich finde es persönlich anmaßend, ein Individuum über Studien zu pauschalisieren.

    Wir sollten viel eher die Arbeit mit uns selbst beginnen und unser Verhalten, sowie unsere Verantwortung, nicht auf die Schultern anderer hieven. (Studien sind Argumente, keine eigene Meinung zu entwickeln und keine eigene Erfahrung sammeln zu müssen)
    Dennoch sind sie von großer Bedeutung, um Erfahrungen und Wissen anderer zu teilen. Eine eigene Meinung oder Erfahrung kann sie jedoch nicht ersetzen!

    Das alles würde aber bedeuten, dass wir Menschen akzeptieren müssten, unser Leben komplett selbst zu bestimmen und an unangenehmen/positiven Erfahrungen (Selbstwahrnehmung/Wachstum) zu wachsen, um die besten Fortschritte erzielen zu können.

    Ohne Lügen, ohne Vertuschen.
    Das Leben annehmen wie es ist und jederzeit bereit zu sein, zu lernen und sich weiter zu entwickeln.
    Wir Menschen sind das Porblem in der Gesellschaft und keine Substanzen.

    Das was existiert ist nicht das Problem, sondern wie damit umgegangen wird.

    Der Gesellschaft ist der Bezug zur eigenen Welt abhanden gekommen. Die meisten wissen nicht einmal mehr, wer sie denn wirklich sind, ohne Schauspielerei, Verleumdung der eigenen Persönlichkeit und das nachreden von Meinungen anderer, ohne die eigenen “grauen Zellen” zu nutzen.

    Ich selbst habe durch psychische Krankheiten (u.a. ADHS, Depressionen…) und Spielsucht, mit der ein oder anderen Sache Kontakt gehabt. Über Jahrzehnte hinweg suchte ich die Problematik in der Außenwelt, aber mit mir habe ich mich in der ganzen Zeit nie wirklich beschäftigt. Ich hatte ja genug Möglichkeiten mich abzulenken, zu stänkern, meine Verantwortung auf andere zu lenken. Ich hätte mir ja eingestehen müssen, dass ich innerlich ein anderer bin, als ich nach außen zeige. Z.B.: verletzlich, ängstlich, unsicher/unwissend, traurig, etc…

    Ich habe in den letzten 3 Jahren so unglaublich viel gelernt, gelesen, Erfahrungen gemacht, wodurch meine Sicht, mein Denken, mein Glaube nur einen Rückschluss zulässt.

    Verantwortungsvoll handeln und im schlimmsten Fall, der Gier, dem Verlangen und der Unwissenheit nicht die Macht geben, schaden bei mir, oder anderen Lebewesen anzurichten.

    Wer dabei Unterstützung braucht muss aktiv werden und nicht darauf warten, dass jemand vorbeikommt und die Verantwortung für einen selbst übernimmt.

    Das alles ist die Lösung für ein Umgang mit verschiedenen Substanzen und nicht irgendeine Diskussion über Politik und Studien.

    Wenn die Politik wirklich etwas ändern wollen würde, müsste sie Gesetze entwickeln um die Eigenverantwortung und die Selbstwirksamkeit des Individuums vorran zu bringen.
    Alles andere dient dem Puppentheater, der Kunst, Blicke zu verändern bei Menschen, die nicht auf sich selbst schauen. Der Angst davor, sterblich und verletzlich zu sein, Fehler zu machen, zu scheitern, unwissend zu sein.

    Jeder sollte machen, was er für richtig hält, aber die absolute Verantwortung für das Tragen, was passiert oder passieren kann/wird.

    Wir müssen Leben um zu existieren, ansonsten wären wir nur hüllenlose Marionetten der lautesten und meinungsstärksten Ideologien die glauben, das wir Menschen auf einen Durchschnitt, auf eine Statistik beschränkt werden könnten!

    Für eventuelle Rechtschreibfehler entschuldige ich mich, aber seit über 20 Jahren gebe ich mir Mühe dies in den Griff zu bekommen merke aber, dass ich mir gefühlt 100.000 andere Sachen merken und lernen kann, Rechtschreibung allerdings nicht so richtig hängen bleiben will.🤷‍♂️

    Dafür stehe ich mit meinem Namen und der ist nicht Hipp 😅

  21. @Nitsche: Individuum und Gesellschaft

    Ich finde es gut, dass Sie das Individuum und die Eigenverantwortung ansprechen.

    Man soll bekanntlich aber auch nicht das Kind mit dem Bade ausschütten.

    Ohne damit etwas über Sie persönlich zu sagen, haben zum Beispiel Menschen mit mehr traumatischen Erfahrungen ein viel höheres Risiko für problematischen Substanzkonsum. In diesem Zusammenhang nur von Eigenverantwortung zu sprechen, macht diese Personen für etwas Verantwortlich, worauf sie (in der Regel) kaum Einfluss hatten.

  22. @Stephan Schleim
    “Heute haben in manchen Ländern schon 10% der Kinder/Jugendlichen ein Amphetaminprodukt (mitunter “Speed”) auf Rezept gekriegt – und das finden viele normal”
    Wow.
    Zu Heroin gibts nicht viel bei meinem Suchversuch, einige Artikel verweisen auf einen Mythos des explodierenden Drogenkonsums insgesamt in der WR, der mittlerweile infrage gestellt wird. Dabei ist allerdings von flächendeckendem Konsum die Rede, also hoher Anteil an der Gesamtbevölkerung. Weiß nicht ob das die Kategorie ist bei harten Drogen, die Zahlen sind da immer recht gering, aber ein Anstieg kann eben auch ein Indiz sein für den Anstieg in vielen anderen Bereichen.
    Sicher ist aber daß die Nationalsozialisten nicht die Alternative sondern die Verlängerung dieser möglichen Entwicklung waren, und bei Amphetaminen definitiv die massive Verschärfung in die Breite hinein, nicht nur in der Wehrmacht und insbesondere beim Führungspersonal, Göring ist nur eines von vielen Beispielen.
    Zur Morphin-Abhängigkeit finde ich diesen Artikel ganz interessant weil er ein wenig auf die Kulturszene abhebt wo Drogen, sagen wir mal, sehr gezielt wirken können.
    Eine typische Selbstzerstörungsmaschine für alternative Kulturzentren ist das Zulassen von Süchtigen die nur noch breit rumliegen und v.a. den dazugehörigen Dealern, die offen ihren Geschäften nachgehen können, aus falsch verstandener Toleranz und einem seltsamen Nichtverhältnis zur Exekutive heraus.
    Ein recht bekanntes Bsp. ist “Christiania” ,eine Art selbstverwaltetes Viertel in Kopenhagen daß fast kaputt gegangen wäre durch solche Zustände und nur noch exisitert weil man harte Drogen nicht mehr offen zuläßt und die Dealer rausgeworfen hat, weiche Drogen bleiben erlaubt. Bestimmte Szenen können sehr stark betroffen sein von zuviel harten Drogen, auch wenn die Zahlen unauffällig sind im gesamten Durchschnitt.

  23. @DH: “harte” Drogen

    Na ja, Heroin hat ein absolutes “Loser-Image”, das erklärt zum Teil die niedrigen Zahlen. Über die Methadon-Ersatztherapie haben die schwer Abhängigen zudem eine sichere Alternative. Im letzten Teil werden Sie den Link auf den Vortrag eines früheren Undercover-Agenten (allerdings auf englisch) finden, der über dramatische Zustände in Großbritannien berichtet (wo sich die Politik gegen die Ersatztherapie stemmt). Er sagte auf einer Tagung bei der Utrechter Polizei vor zwei Wochen: “Ihr in den Niederlanden habt kein Heroin-Problem.”

    Und zum Rest: Ich sage ja immer wieder, dass die Dosis das Gift macht. Dabei gibt es natürlich, je nach Substanz, durchaus Unterschiede.

    Beim problematischen Substanzkonsum sollten wir aber nicht vergessen, dass man in der Regel auch die Folgen schwieriger psychosozialer Umstände und/oder verunreinigter Mittel sieht; man sollte sich also davor hüten, einfach die Substanz als die Ursache allen Übels zu sehen.

  24. “man sollte sich also davor hüten, einfach die Substanz als die Ursache allen Übels zu sehen.”
    Stimme vollständig zu, die Substanzen sind ein Symptom. Darauf zu reduzieren kommt oft von Leuten die nicht über Ursachen reden wollen.

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