Weg mit den Mythen: Die Entkriminalisierung von Cannabis hilft auch der Wissenschaft

Zur Verfassungsmäßigkeit des Verbots, dem “Recht auf Rausch” und eine erheiternde Überraschung

Im letzten Teil ließen wir die Abstimmung im Bundesrat Revue passieren, mit der das Cannabisgesetz endgültig grünes Licht bekam. Am Ende ging es um die eingeführte Unterscheidung zwischen “weichen” und “harten” Drogen. Diese wirkt selbst nicht ganz frei von Willkür und war wahrscheinlich eine Reaktion darauf, dass die Drogenrisiken für die Durchsetzung der Prohibition im 20. Jahrhundert maßlos übertreiben wurden.

Bleiben wir beim Cannabis: Auch in der jüngsten Debatte wurde das immer noch maßgebliche Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 1994 wieder falsch wiedergegeben. Es gebe kein “Recht auf Rausch”, hieß es sogar in den politischen Debatten. Das stimmt so aber nicht: Die Verfassungsrichter stellten vielmehr fest: “Ein ‘Recht auf Rausch’, das diesen Beschränkungen entzogen wäre, gibt es mithin nicht” (2 BvL 43/92 u.a., Rn. 119; meine Hervorhebung).

Das heißt, es gibt kein uneingeschränktes “Recht auf Rausch”. Dass kein Grundrecht völlig uneingeschränkt gilt, ist aber eine Binsenweisheit.

Der Verfassungsgrundsatz der Verhältnismäßigkeit bedeutet, dass ein Gesetz (1) mit dem mildesten Mittel (2) seinen Zweck erreichen muss. Karl Lauterbach erinnerte in seiner starken Rede am 22. März im Bundesrat noch einmal daran, dass sich der Cannabiskonsum innerhalb der letzten zehn Jahre – trotz der Prohibition – verdoppelt hat.

Ein strafrechtliches Verbot ist aber das stärkste Mittel des demokratischen Rechtsstaats. Aufgrund der fehlenden Qualitätskontrolle und mehr Drogenkriminalität führt es gerade zu weniger Gesundheit und Sicherheit.

Einen Rückschritt zurück

Da die Prohibition ihren Zweck – den Gesundheitsschutz – offensichtlich nicht erfüllt, darf man sie wohl allein schon aus diesem Grund als unverhältnismäßig ansehen. Und die Entkriminalisierung oder Legalisierung in vielen anderen Ländern (z.B. Niederlande, Portugal, Kanada, immer mehr US-Bundesstaaten) zeigt, dass es auch mit milderen Mitteln geht.

In den Niederlanden wird die Droge bereits seit den 1970ern toleriert. Das in jüngerer Zeit eskalierende Problem mit der Organisierten Kriminalität entsteht dem Einvernehmen nach gerade durch die nur halbherzige Freigabe: Die Coffeeshops dürfen zwar kleine Mengen an Privatpersonen verkaufen, die Ware jedoch selbst nicht legal einkaufen. Dazu kommt die für südamerikanische Drogenkartelle attraktive Lage an der Westküste Europas mit den riesigen Häfen Rotterdams und Antwerpens.

Die ersten Projekte zur vollständigen Legalisierung – nach zehnjähriger Vorlaufzeit erst letzten Dezember vom niederländischen Gesundheitsminister feierlich eröffnet – werden von der neuen konservativen Parlamentsmehrheit nun schon wieder torpediert. Sofern es hier Chaos gibt, scheint das durch die Politiker*innen selbst verursacht zu werden.

Das Cannabisverbot definiert eine merkwürdige “Straftat ohne Opfer” und stellte in Deutschland den einfachen Besitz der Pflanzenbestandteile auf eine Stufe mit Körperverletzung (§ 223 StGB). Die Entkriminalisierung zum 1. April ist daher aus meiner Sicht kein wirklicher Fortschritt, sondern eher das Rückgängigmachen eines großen Rückschritts: Die Substanz hätte nie verboten werden dürfen.

Das war alles auch schon in den 1980ern bekannt und ausdiskutiert. Bis heute gibt es von den Befürwortern der Verbote keine praktikablen Antworten auf diese ungelösten Probleme. Stattdessen wiederholen sie immer wieder dieselben alten Märchen. Daher darf man wohl von beharrlicher Faktenresistenz ausgehen.

Alte Märchen

Einen Beleg dafür lieferte in der Bundesratsdebatte vom 22. März (unter anderem) Reiner Haseloff (CDU), Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt. Er wiederholte in seiner Rede den Mythos von Cannabis als Einstiegsdroge. Dafür gab es aber nie hinreichende Belege; im Gegenteil wurde diese These erst vor Kurzem in einem Bericht im Auftrag des US-Justizministeriums erneut zurückgewiesen. Das amerikanische Ministerium ist wohl kaum ein “Kiffer-Verein”.

Anders als sein Parteikollege Kretschmer beging Haseloff in der Abstimmung immerhin keinen Koalitionsbruch. Sachsen-Anhalt enthielt sich mit seiner schwarz-rot-gelben Landesregierung grundgesetzkonform.

Aber warum nehmen diese Spitzenpolitiker nicht den Stand der Forschung zur Kenntnis? Die Mär von Cannabis als Einstiegsdroge wurde immerhin schon vor 50 Jahren(!) widerlegt. Es sei an die maßgebliche Studie von Denise Kandel, damals Psychiaterin an der Columbia University in New York, erinnert:

Sie befragte Tausende Oberstufenschüler in den Jahren 1971 und 1972 zu ihrem Substanzkonsum. Der Einstieg in die Drogenwelt erfolgte in der Regel mit Bier oder Wein. Ein kleiner Teil machte mit Zigaretten und härterem Alkohol weiter. Ein Teil davon probierte später Cannabis und davon wiederum ein kleiner Teil “andere Drogen”. Das war damals vor allem das zu Hippie-Zeiten beliebte LSD.

Abbildung: Die bis heute tausendfach zitierte Studie von Denise Kandel in Science widerspricht dem Bild vom Cannabis als Einstiegsdroge. Abbildung: nach Kandel (1975)

Welche Substanzen konsumiert werden, hängt vor allem mit dem Angebot und gesellschaftlichen Moden zusammen. Wie im letzten Teil beschrieben, waren Heroin oder andere Opiumderivate um 1900 oft in Hustensaft enthalten, sogar schon für Kleinkinder. In diesem Sinne war das inzwischen verteufelte Rauschgift relativ “normal”.

Ähnliche Präparate aus der Apotheke enthalten heute mitunter das Opiat Codein. Da den Produkten aber oft Schmerzmittel wie Paracetamol beigemengt sind, sollte man sie nicht in berauschenden Mengen konsumieren. Das könnte die Leber nachhaltig schädigen – oder bei extremem Konsum sogar lebensgefährlich werden.

Cannabis keine Einstiegsdroge

Und auch umgekehrt spricht viel gegen die These von der Einstiegsdroge: Wie ich in meinem Buch über Substanzkonsum beschrieb, hielten sich in dem militärisch sinnlosen Vietnamkrieg viele US-Soldaten mit dem Rauchen von Heroin psychisch und körperlich über Wasser. Das gab es dort in hoher Qualität und zum kleinen Preis. Schließlich ist das “Goldene Dreieck” Südostasien seit den 1950ern eine der größten Anbauregionen für Opium, das zu Heroin verfeinert wird. Für viele Männer markierte damit erst der von konservativen Hardlinern durchgesetzte Krieg den Einsteig in die Welt der “harten Drogen”.

Wenn die Substanz wirklich so abhängig macht, wie oft behauptet, hätten diese Soldaten nach der Rückkehr in ihr Heimatland massenweise weiter Heroin nehmen müssen. Tatsächlich fiel dieser Konsum aber schnell aufs “normale” Bevölkerungsniveau zurück, da die allermeisten wieder auf sozial akzeptiertere Mittel – vor allem Alkohol und Cannabis – umstiegen.

Diejenigen mit problematischem Heroinkonsum hatten häufig psychosoziale Probleme oder schwere Traumata. Oft betraf das Afroamerikaner. Solche Daten wollte damals aber kaum jemand hören. Immerhin war gerade erst der – bis heute verheerende – “Krieg den Drogen” ausgerufen worden.

Die angeblichen Belege für die Sicht von Cannabis als Einstiegsdroge erweisen sich bei näherer Betrachtung als Pseudowissenschaft: Oft fragte man Heroinkonsumenten, welche Drogen sie vorher konsumiert hatten. Viele nannten dabei Cannabis. Wahrscheinlich hätten noch mehr Alkohol und Zigaretten genannt, wie auf der Abbildung oben zu sehen, doch die gelten in westlichen Ländern per politischem Dekret nicht als “Droge”.

Nach einer ähnlich verqueren Logik hatten damals Psychologen “nachgewiesen”, dass homosexuelle Männer “Soziopathen” sind. Sie untersuchten nämlich Schwule in Gefängnissen. Dabei wiesen die Versuchspersonen – welch Wunder! – häufiger psychosoziale Auffälligkeiten auf.

Später ergaben richtige Studien, nämlich von Homosexuellen in der Gesamtbevölkerung, keine Abweichungen. Das Hauptproblem der Schwulen war damals ihre gesellschaftliche Ausgrenzung und Stigmatisierung: erst als “Sodomiten” (Sündiger), dann als Kriminelle und schließlich als psychisch Kranke.

Fadenscheinig

Alles in allem wirkt der konservative Standpunkt, der Drogenverbote favorisiert, doch sehr fadenscheinig. Neben weitreichenden Kontrollvollmachten wie Eingriffen ins Fernmeldegeheimnis, die Unverletzlichkeit der Wohnung oder die Freiheit schlechthin (Gefängnis) lassen sich die dämonisierten Drogen wohlfeil als Ursache allen Übels identifizieren. (Übrigens lassen sich nicht einmal Gefängnisse drogenfrei halten, sondern gibt es dort oft im Gegenteil einen regen Handel.)

Dabei ist es umgekehrt so, dass Menschen in üblen Umständen mehr psychoaktive Substanzen brauchen, um ihr Leben zu ertragen. (Wie war das noch mit dem Bedarf an Drogen im Gefängnis?) So deckt die Drogenpolitik die Folgen sozialer Missstände und Ungleichheit zu.

Aber um Ehrlichkeit scheint es hier nicht zu gehen. Das sieht man auch an Ministerpräsident Haseloffs (CDU) Vorwurf an Karl Lauterbach im Bundesrat, er hätte mit seiner Warnung vor dem Vermittlungsausschuss die Glaubwürdigkeit des demokratischen Kontrollverfahrens unterminiert. Dabei war Lauterbachs Warnung eine nachvollziehbare Reaktion auf Kretschmers (CDU) vorherige Drohung, das Gesetz im Ausschuss versanden zu lassen.

Obergrenzen

Ebenso fadenscheinig waren die ewigen Klagen, der Besitz von 25 Gramm Cannabis auf der Straße oder 50 Gramm zuhause sei viel zu viel. Es handle sich um “Stoff” für 75 beziehungsweise sogar 150 Joints, also drei am Tag. Dabei geht es hier um die Praktikabilität: Wer im Eigenheim von seinen bis zu drei Pflanzen selbst erntet oder sich bald in einer Anbauvereinigung mitversorgt, braucht auch einen entsprechenden Vorrat.

Wenn man sich einen Kasten Bier kauft, muss man den auch nicht an einem Tag leer trinken. Eine Vorschrift, nicht mehr als drei Bier- oder eine Weinflaschen auf einmal zuhause zu haben, würde jeder sofort als lächerliche staatliche Einmischung identifizieren.

Warum soll für Cannabis anderes gelten, wenn es nicht mehr verboten ist? Die genannten Obergrenzen sollen den illegalen Handel verhindern. Zum Vergleich: Die am Legalisierungsprojekt teilnehmenden niederländischen Coffeeshops klagen, dass die zehnfache Menge, nämlich 500 Gramm, nicht für die Bedienung der Kundschaft an einem Tag ausreiche.

Nicht auf dem Trockenen

Auch die geäußerte Warnung, es werde erst in Monaten legale Cannabisprodukte geben, wodurch der Schwarzmarkt jetzt erst recht aufblühe, stimmt so nicht. Denn wer bisher schon psychoaktive Hanfpflanzen hegte oder seit der Verabschiedung des Gesetzes im Bundestag züchtet, wird deren Früchte ab dem 1. April legal konsumieren können.

Für besonders Eilige gibt es schnellblühende Sorten. Ab dem Sommer kommen dann nach und nach die Ernten der Anbauvereinigungen dazu.

Es stimmt, dass der Schwarzmarkt nicht mit einem Mal verschwinden wird. Das hat aber niemand behauptet. Vor allem für Gelegenheitskonsumenten gibt es auch nach dem 1. April keine praktikable Lösung. Aber wenn die illegalen Angebote um 75 Prozent abnehmen, wie in der Debatte von Befürwortern des Cannabisgesetzes als Richtwert genannt wurde, ist das doch schon ein Erfolg. Wohlgemerkt, von Seiten der Prohibitionisten gab es keine praktikable Alternative.

Der trotzige Ministerpräsident Kretschmer zeigte sich auch nach der verlorenen Abstimmung uneinsichtig: Im MDR nannte er das Abstimmungsergebnis im Bundesrat “eine der ganz großen Fehlentscheidungen der deutschen Politik.” Die Folgen würden Deutschland für Jahrzehnte beschäftigen und seien überhaupt nicht absehbar. “Was für ein Unfug heute erzählt worden ist: Wir haben mehr Drogentote, jeder weiß das, und der Bundesgesundheitsminister stellt sich hin und deswegen müssen wir Drogen legalisieren.”

Die Hardliner unter den Drogenpolitikern hatten rund 50 Jahre relativ freie Hand. Die Drogentoten gibt es trotz, teils sogar wegen der Verbotspolitik: Denn ohne Kontrollen ist der Substanzkonsum aufgrund von Verunreinigungen und schwankendem Wirkstoffgehalt gefährlicher. Außerdem rufen die Betroffenen dann im medizinischen Notfall später Hilfe, weil sie Angst vor der Strafverfolgung haben. Wenn man darauf nach Jahrzehnten immer noch keine konstruktive Antwort zu geben weiß, sollte man vielleicht einfach mal – schweigen.

Ein (unerwartet) fröhliches Gesicht

Schließen wir die Betrachtung mit einem fröhlichen Gesicht: Am 21. März, also direkt vor der entscheidenden Abstimmung im Bundesrat, verurteilte CDU-Fraktionschef Friedrich Merz im ntv-Interview erwartungsgemäß das Cannabisgesetz der Ampelkoalition. Doch um 4:00 Minuten passierte etwas Außergewöhnliches:

Friedrich Merz [schaut grimmig, mit Sorgenfalten auf der Stirn, nachdem er gerade seine Kritik am Cannabisgesetz erklärt hat]

Moderator: “Stichwort Cannabis: Haben Sie jemals selbst konsumiert?”

Merz [lachend]: “Nein.”

Moderator [auch lachend]: “Nie?”

Merz [lachend und kopfschüttelnd]: “Nein!”

Moderator: “Auch nicht in ihren wilden Jahren?”

Merz [lächelnd]: “Ich hab’s einmal während der Schulzeit, mal einen Zug daran getan, es hat – war furchtbar und, nein.”

Merz [strahlt noch ein paar Sekunden wie ein Honigkuchenpferd]

Abbildung: Kein Aprilscherz! Links: Friedrich Merz kritisiert das Cannabisgesetz der Ampelkoalition. Rechts: Merz erinnert sich nur wenige Sekunden später an die Cannabiserfahrung seiner Jugend. Quelle: Screenshot von ntv Nachrichten auf YouTube

Der führende CDU-Politiker und erklärte Cannabis-Gegner sagt zwar, dass er Cannabis furchtbar fand. Doch urteilen Sie selbst, was seine Körpersprache verrät.

Wenn er noch einmal an seine Jugenderinnerung anknüpfen will, kann er das jetzt, Lauterbach sei Dank, ganz legal!

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Das neue Buch des Autors zum Thema Substanzkonsum ist hier als Gratis-Download verfügbar: Mental Health and Enhancement: Substance Use and Its Social Implications

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33 Kommentare

  1. Einer der besten Beiträge der letzen Wochen zu dem Thema die ich gelesen habe. Vielen Dank.

  2. Der häufigste Grund, Drogen zu nehmen, wäre wohl, dass die Alternative daraus besteht, keine Drogen zu nehmen. Alles, was wir im Leben tun, ist, den Dealer im Kopf zu kneten, damit er uns mit Happy Hormonen belohnt – wir ziehen eine Show für ihn ab, stopfen den Körper mit Essen voll, haben Sex, verdienen Geld, beten und fangen Kriege an, welche Perversitäten auch immer der Freier will, die Crackhure tut es, weil sie sonst unerträglich leidet.

    Der Denkfehler der Anti-Drogen-Politik ist, dass sie Nüchternheit mit Gesundheit und klarem Kopf gleichsetzt – in Wirklichkeit wird man bloß wahnsinnig vor Schmerz. Künstliche Drogen bringen ein System durcheinander, das ohne Drogen nicht funktionieren kann. Doch es kann auch künstliche Chemie so integrieren, als wäre es körpereigene, ob das Ergebnis dann als gesund gilt oder krank gilt, hängt davon ab, wie es ausfällt – und welchen Preis man zu bezahlen bereit ist. Wer mit der Zigarette oder dem Joint besser funktioniert als ohne, lebt halt kürzer, aber eine Pflicht zum langen Leben gibt es nicht. Der Kopf-Dealer gibt uns nur Crack dafür, vor Tod und Leid wegzulaufen, die kommen aber heute und morgen und übermorgen, und welche Termine wir wahrnehmen und welchen ausweichen, ist unsere Entscheidung. Fest steht nur, dass wir jede davon am Ende bereuen werden, denn wir werden jede für unseren Tod verantwortlich machen – zurecht, doch hätten wir andere getroffen, hätten die uns auch getötet.

    Der Dealer-Freier steht auch darauf, dass wir Macht über andere erlangen. Wir können Macht erlangen, indem wir die Drogenversorgung unserer Mitmenschen kontrollieren, zu Sub-Dealern werden. Und so kann man die ganze Wirtschaft, Politik, Gesellschaft, als Drogenmarkt interpretieren und analysieren.

    Dass altgedienten Junkies keine Ausrede und kein Trick zu albern sind, um an ihren Stoff zu kommen, ist altbekannt, gilt auch für die CDU. Dass das Sonora-Kartell aus allen Rohren schießt, wenn ihr Konkurrenz die Märkte abgräbt, gilt auch für die CDU.

    Das Problem ist, dass die Kontrolle und Regulierung des Drogenflusses sowohl unsere Körper, wie auch unsere Gesellschaften zusammenschweißt. Wenn sie sich verändern sollen, müssen sie aufgebrochen und neu zusammengesetzt werden, und da fürchten allzu viele Leute den kalten Entzug. Neue Drogen – ob Heroin, Crystal Meth oder Geld – bringen das wirtschaftspolitische System sowohl des Körpers, wie auch der Gesellschaft, ordentlich durcheinander, unsere Geld-Junkies killen gerade den Planeten für ihren Goldenen Schuss.

    Sehen Sie einfach den Merz und die gesellschaftliche Ordnung, für die er steht, als einen dieser alten, verbrauchten Heroin-Junkies hinterm Hauptbahnhof – sie ändern sich nicht mehr. Sie lernen nicht dazu. Sie können an nichts mehr denken, als an ihren Stoff. Sie kennen alle Tricks, um hinterm Hauptbahnhof an ihren Stoff zu kommen. Sie sind so kaputt, dass sie selbst die geringste Veränderung umbringt. Sollte sich die Drogenszene vom Hauptbahnhof verlagern, sitzen die Überspezialisierten, die Profis, Champions, Könige des alten Systems, als Erste auf dem Trockenen. Weil sie nur innerhalb eines einzigen, in Ritualen, Automatismen und Gewohnheiten erstarrten Systems funktionieren können, darin sehr gut, aber sonst gar nicht mehr.

    Happy Hormone sind durchaus mit Heroin vergleichbar. Die Sucht ist stärker, der Entzug härter als bei Cannabis. Und beachten Sie, dass Use it, don’t abuse it, auch etwas ist, was sich eine Gesellschaft zum Herzen nehmen muss, wenn sie Drogen erlaubt. Egal welcher Art. Ich bin jedenfalls froh, dass die Verfassung meine Mindestdosis von Merz reguliert. Bevor ich auf Entzug gehe, um den high zu halten, lasse ich ihm den Vortritt. Machtentzug per Methadonklinik – ob das funktionieren würde?

    Wenn wissenschaftliche Argumentation in psychotisches Methhead-Gebrabbel ausartet, weiß ich nicht, wie viel Sinn es macht, mit dem Patienten in der Gummizelle zu diskutieren und ihn rational zu widerlegen. Sie beweist die Gefahren der Drogensucht und sagt mir, dass ich eine Gesundheitspolitik brauche, die damit fertig wird. Mehr nicht.

  3. @Paul S. 04.04. 15:30

    Klasse Beitrag. Erfrischend real.

    „Der Kopf-Dealer gibt uns nur Crack dafür, vor Tod und Leid wegzulaufen,..“

    Eine gewisse Auflehnung dem Leben gegenüber ist offenbar auch sinnvoll. Das alles nicht zu ernst zu nehmen ist letztlich sogar eine Perspektive.

  4. Letztens sah ich Wirtschaftsweise Veronika Grimm auf phönix-persönlich.
    Sie stellte ihre Sicht der Dinge Deutschlands in der globalen Situation da. Als sie darüber sprach, wie Deutschland sich weiterhin und zukünftig im bisherigen Verlauf weiterhin behaupten könne, sprach sie davon, ” dass wir aus unseren Kindern und Jugendlichen für den zukünftigen Wettbewerb alles herausholen müssen”!!!
    Das heisst, das betrifft dan einfach alle: Eltern, Lehrer, Ausbilder, Vorbilder als Arbeiter und Angestellte sowie Selbstständige.
    Ich frage mich, was ist dass für ein Menschen- und Weltbild? Was ist das für eine Nutzenmaschine, was sie als Ökonomin vorgibt?
    In Anbetracht dieser Anforderungen und dieses Anspruches an uns alle gerade im Kontext der Grenzen des Erdsystems, über die gerade die Jungen sehr gut informiert sind und ein Bewusstsein haben, prognostiziere ich erheblichen Anstieg in diesem Konfliktfeld für die Realitärsflucht in einen Rausch. Recht so!
    Es ist in erster Linie nicht die Droge, sondern die Wirklichkeit, die den Konsum befördert.
    Nichts gegen Leistung. Aber ich kann jede Realitätsflucht verstehen, die mich lediglich als optimierten Produktionsfaktor versteht, weil das System und Ökonomen es verlangen.
    Das ist nicht links, sondern zu tiefst politisch-nicht wirtschaftlich- liberal.

  5. @Mussi 04.04. 19:07

    „Nichts gegen Leistung. Aber ich kann jede Realitätsflucht verstehen, die mich lediglich als optimierten Produktionsfaktor versteht, weil das System und Ökonomen es verlangen.“

    Die Ökonomen scheinen einfach nicht zwischen Verschwendung und sinnvollen Aufwendungen unterscheiden zu können. In gewisser weise ist freilich das Steueraufkommen vom Konsumumsatz abhängig, und nur dieses Geld kann dann für Gemeinschaftsaufgaben ausgegeben werden.

    Wenn also der Konsument von sich heraus auf verschwenderischen Konsum verzichtet, muss entweder auch der Staat weniger Geld ausgeben, oder er muss Steuern erhöhen und Schulden aufnehmen. Wenn er sich hierbei einfach bei Kapitalertrags-, Vermögens- und Erbschaftssteuern bedient, und nicht die Lohn- und Einkommenssteuer erhöht, dann dürfte sich das zum Vorteil der meisten Menschen eigentlich sehr gut managen lassen.

    Natürlich passt dies freilich denen nicht, denen hier alles gehört. Und die dürften durchaus eine wirklich sehr gute Lobby haben. Hierin besteht dann wohl auch die wirkliche Substanz dieses „Systems“.

    Es könnte hier aber auch der Staat selber mal überlegen, welche Beamtenstellen er wirklich braucht, und mal zügig die modernen Möglichkeiten der Automatisierung inclusive KI-Systemen für die Verwaltung nutzen. Und hier zusätzlich mal die Abläufe und die Detailvorschriften zusammenstreichen.

    Dann braucht man überhaupt keine Steuererhöhungen, und es werden jede Menge Arbeitskräfte frei, die jetzt in der Öffentlichen Verwaltung ihr Dasein fristen. Dann können alle, die es wirklich wollen, auf Verschwendung verzichten, und alle miteinander weniger Arbeiten, nicht mehr Steuern zahlen und der Staat spart soviel Personal ein, dass die Steuereinnahmen dennoch ausreichen.

    Wenn der Einzelne dann weniger Stress und mehr Zeit hat, kann er sich freilich mit Drogen vergnügen. Aber da gibt es wohl auch eine Menge drogenfreie Möglichkeiten, sein Leben anders als mit Arbeit und Verschwendung zu füllen.

    Dass sich hier kurzfristig viel ändert, erwarte ich jetzt auch nicht. Aber vielleicht wäre das mal eine Idee für die nächsten 30 Jahre.

    Auch die Herausforderungen für die Energiewende und für eine eigenständige europäischen Verteidigung würden deutlich leichter erreichbar sein, wenn man bei der grassierenden Verschwendung reduzieren könnte. Was dann die Zukunftsaussichten durchaus verbessern würde.

    Freilich kann hier auch jeder selber gucken, dass er mit seinem Geld gut haushaltet, und wenn sich eine Möglichkeit bietet, dann auch einfach weniger arbeiten. Das ist ja derzeit öfter irgendwie machbar. Für den Anfang wäre das doch schon mal was.

  6. @ Jeckeburger

    Ja, die erreichten Grenzen des Erdsystems wurden durch die Industriealisierung gesetzt. Natürlich hat es Wohlstand, eher Bequemlichkeit, gebracht.
    Es ist aber ein Teufelskreis, das weiter zu führen, vor allem zu propagieren.
    Das erkennt gerade der Süden, aber kopiert es.
    Wie das im Detail gelöst wird, ist erst einmal nicht so wichtig.
    Es ist eine Grundsatzsituation, bei der es um die Frage geht: was ist der Mensch und wie ist er eingebunden und wie wollen wir zukünftig leben. Hier und woanders.
    Das ist es, was die Jungen interessiert und zu recht.

  7. @ Jeckenburger

    Ich habe zunehmend den Eindruck, dass der ERNST die Macht über die Leben gewinnt und das man denen folgt, die sich mit ihrem Ernst in den Vordergrund drängen. Das ist Drama.

  8. @ Jeckenburger

    Und das Gegenteil Ihres Bildes der Zukunft tritt ein. Das ist Tragödie.

    Und wir leben gerade in diesem Drama und der Tragödie. Viele nehmen das un-/unterbewusst wahr.
    Und keiner will Schuld sein…

  9. Mussi,
    “Es ist in erster Linie nicht die Droge, sondern die Wirklichkeit, die den Konsum befördert.”

    Wenn man das Wort “Konsumsucht” verwendet, dann lichtet sich der Nebel. Es ist die Sucht nach mehr, nach mehr Geltung, nach mehr Geld, nach mehr Anerkennung, nach immer mehr.

    Die Wirklichkeit ist der “nackte unvollkommene gierige Mensch”. Aber auch der zurückhaltende, besonnene , verantwortungsbewusste Mensch.
    Deshalb gibt es Hoffnung, dass die Menschheit als Ganzes noch die Kurve kriegt und die Welt nicht bis zum Punkt ohne Wiederkehr ausbeutet.
    Denn……..Geld kann man nicht essen……..

  10. @ Nicker

    Herje…
    Mit Geld kaufe ich Brötchen. Da kann man schon mal fragen, woher Geld kommt, wie es produziert wird, wie wir es gebrauchen und ob das noch Sinn macht?
    Wenn Sie das ausgesagt hätten, dann hätte ich Sie ERNST genommen.

  11. Mussi,
    “Geld kann man nicht essen” ist eine Metapher für übertriebenen Reichtum.
    Beispiel: Mit einem Goldklumpen allein verdurstet der Millionär in der Wüste.
    Und wenn unsere Erde zur Wüste geworden ist, dann hilft eben Geld auch nicht mehr weiter.
    Anmerkung: Es ist schon seltsam wie sich die Politik auf die “Entkriminalisierung” stürzt, es wäre sinnvoller sich auf die Kriminalisierung von sinnloser Kunstoffherstellung zu stürzen.
    Und jetzt etwas ganz Radikales, erst wenn man den Kauf von übermäßigen Kleidungsstücken kriminalisiert oder zumindest mit horrenden Strafzöllen belegt, wird der Müllberg kleiner werden.
    Die Leute kapieren nicht, dass jeder zu viel gekaufte Pullover zu viel gekaufter Müll ist.

  12. @ Nicker

    Das ist doch mal ein Beitrag!
    Umkehrung der Kriminalisierung! Glückwunsch.

  13. Netter Beitrag, aber der abschließende Verweis auf die Körpersprache als verräterisches Symbol ist wirklich das Absurdeste, was ich seit Langem lesen durfte.

  14. @Fabian: Ja mei, Menschen finden dieses und jenes absurd…

    …und andere (z.B. frühere Kriminalpolizisten) schreiben Bestseller-Bücher über das “Lesen” von Körpersprache, was offenbar eine große Anzahl an Menschen überhaupt nicht absurd findet, sondern ein Teil sogar in Kriminaluntersuchungen anwendet; mitunter nutzen auch Richter*innen solche Signale zur Glaubwürdigkeitsbeurteilung von Aussagen.

    🤷🏻‍♂️

  15. Stephan Schleim schrieb (04. Apr 2024):
    > […] Ein (unerwartet) fröhliches Gesicht […]
    > Am 21. März, also direkt vor der entscheidenden Abstimmung im Bundesrat, verurteilte CDU-Fraktionschef Friedrich Merz im ntv-Interview erwartungsgemäß das Cannabisgesetz der Ampelkoalition. Doch um 4:00 Minuten passierte etwas Außergewöhnliches:
    [… https://www.youtube.com/watch?v=k6G3L2mHK7E … ]

    > […] Abbildung: [ … https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/files/Merz-Cannabis-Vorher-Nachher-1024×913.jpg … ]

    > […] Quelle: Screenshot[s] von ntv Nachrichten auf YouTube […]

    > […] Links: Friedrich Merz kritisiert das Cannabisgesetz der Ampelkoalition.

    … durchwegs mit diesem weitgehend unveränderten Gesichtsausdruck, im YouTube-Video des Interviews gezeigt etwa von 3:33 bis 3:56.

    > Rechts: Merz erinnert sich nur wenige Sekunden später an die Cannabiserfahrung seiner Jugend.

    Friedrich Merz äußert sich ja ausdrücklich zu der (einer) Cannabiserfahrung (aus) seiner Jugend im Video ca. 4:05 bis 4:08; zweifellos in Verbindung mit seiner Erinnerung an diese Erfahrung (und unbenommen, wie treu die Verbindung zwischen Erinnerung und Äußerung dabei gewesen sein mag bzw. beurteilt würde). Sein Gesichtsausdruck während dieser Äußerung ( — “Merz [lächelnd]: “Ich hab’s einmal während der Schulzeit, mal einen Zug daran getan, es hat – war furchtbar und, nein.”” — ) erscheint jedenfalls deutlich anders, als der im rechten Screenshot gezeigte (der stattdessen etwa ab 4:10 erkennbar ist: — “Merz [strahlt noch ein paar Sekunden wie ein Honigkuchenpferd]” –).

    > Der führende CDU-Politiker und erklärte Cannabis-Gegner sagt zwar, dass er Cannabis furchtbar fand. Doch urteilen Sie selbst, was seine Körpersprache verrät.

    Ohne etwa irgendwelche Urteile darüber fällen zu wollen, welche Gedanken in Friedrich Merz während seines dokumentierten Sekunden-langen Honigkuchenpferd-mäßigem Strahlens vorgegangen sein mögen, möchte ich die Möglichkeit nicht außer Acht lassen, und hier erwähnen, dass er von der Inkongruenz bzw. der kognitiven Dissonanz belustigt war, auf die der Moderator mit seiner (nachdrücklichen) Frage anspielte; bzw. allein schon vom bloßen Versuch, darauf anzuspielen.
    Vgl. https://en.wikipedia.org/wiki/Theories_of_humor#Incongruity_theory

    Denn: Beim Anschauen musste ich an dieser Stelle des Interviews auch grinsen, verbunden mit derartigen schelmigen Gedanken.

    Auch als der Moderator erstmals die Frage nach etwaigem Cannabiskonsum an Merz gerichtet und dieser erstmals knapp verneint hatte, in einer anderen Kameraeinstellung ca. 4:02 bis 4:04, lässt sich bei Merz schon eine anfängliche Belustigung vermuten. …

  16. @Wappler: Auf jeden Fall lacht er dabei; grinsen kann man nicht beim Reden, das kommt dann nach dem Lachen.

    Die beiden lachen zusammen. Das passt doch ganz gut zu einer Cannabis-Erfahrung.

    Also nochmal: Worin besteht beim Cannabiskonsum die Straftat?

  17. Fabian,
    Wer den Hund versteht, der versteht auch die Menschen. Hunde sind in der Lage die menschliche Körpersprache zu verstehen. Einem Kampfhund kannst du nichts vormachen, der erkennt wenn ein Mensch Angst hat und greift dann an.
    Und einer Frau kann nur ein Heiratsschwindler etwas vormachen. Frauen erkennen Dich auch an der Körpersprache.
    Wenn ein Mann z.B. aus der Bierflasche trinkt, dann ist er im Säuglingsalter zu früh abgestillt worden und besitzt noch den Nuckeltrieb.
    Und ich vermute, die Raucher, die nach der Zigarette gieren, die haben auch so einen Hintergrund.
    Herr Schleim, bleiben Sie dem Küchenpsychologen grädig..
    “Also nochmal: Worin besteht beim Cannabiskonsum die Straftat?”
    Antwort: Strafe ist eine Form von Gruppenzwang. Und die Gruppe muss sich nicht rechtfertigen wenn sie in der Mehrheit ist.

  18. @Nicker: Haben Sie schon einmal erwogen, ein Buch mit “Nickers gesammelten Weisheiten” herauszugeben? Hier im Blog möchten wir uns näher an Philosophie, Wissenschaft & Forschung orientieren. Daher sind Plattitüden wie “wer den Hund versteht, versteht den Menschen” hier eher fehl am Platze.

  19. Stephan Schleim,
    an den Naturwissenschaften rüttle ich nicht. An der Psychologie und Philosophie kann man rütteln wenn man die gegenwärtige Weltlage , die deutsche Innenpolitik und den Zustand der Kirchen betrachtet.
    Kurze Frage: Haben Sie einen Hund oder schon mal einen gehabt?
    Nehmen Sie das Beispiel mit dem Hund nicht todernst, es war nicht todernst gemeint, im Grunde steckt aber Wahrheit, auch wenn Sie ihren Vorstellungen von Psychologie nicht entspricht.
    Damit belasse ich es jetzt,
    Anmerkung: Das Beispiel mit dem Hund war an Fabian gerichtet und nicht an Sie.
    Da es Ihr blog ist werde ich mich zurückziehen.

  20. In etlichen Biergärten sind auch Kinderspielplätze integriert. Bier darf dort nahezu hemmungslos konsumiert werden. Aber wehe, es genehmigt sich jemand einen Joint!
    Und was genau hat diese unterschiedliche Kriminalisierung jetzt mit Hundepsychologie zu tun?

  21. @Apostata: Warten Sie’s mal ab. Bei dem heutigen Fanatismus über Alkohol & Tabak kann sich das schnell ändern. Der heutige Drogenbeauftragte betreibt ja auch schon Lobbyarbeit für neue Alkoholverbote (U18).

    Bei uns ist der Wahnsinn losgebrochen: Die niederländische Regierung will eine “rauchfreie Generation”. Rauchen darf man nicht nur nicht mehr in den Gebäuden, sondern sogar auch nicht mehr auf den Grundstücken…

    …darum wurden die Aschenbecher abgeschafft. Dann warfen die Leute ihre Kippen einfach wieder auf den Boden. Darum hat man wieder Aschenbecher aufgestellt…

    …und jetzt gab es Beschwerden von solchen Fanatikern, die Uni würde darum “das Rauchen fördern”. Im Raum stehen darum empfindliche Geldstrafen.

    Geht’s noch?

  22. Julian Apostata,
    Um Ihre Frage beantworten zu können muss man einen kleinen Ausflug in die Hundepsychologie machen. Hier hat die moderne Auffassung 5 Regeln aufgestellt.

    Fünf Grundsätze der Hundepsychologie:

    Der Hund soll niemals aus Angst gehorchen, sondern aufgrund von positiven Assoziationen mit den Befehlen!
    Ein Hund braucht eindeutige Regeln und eine klar vorgegebene Rangordnung!
    Gewalt hat in der Hundeerziehung und in der Hundepsychologie nichts verloren!
    Belohnungen in Form von Hundesnacks und positive Erfahrungen wie ausgiebiges Lob prägen den Hund und führen zu dem gewünschten Verhalten!
    Geduld ist die wichtigste Tugend in der Hundepsychologie!

    Na, fällt dabei etwas auf ?
    Ja, man kann diese 5 Regeln auch auf Kinder ausweiten.

    Ja, und was hat das mit der unterschiedlichen Kriminalisierung zu tun ?
    Anwort: Je mehr Angst eine Handlung erzeugt, desto verwerflicher wird sie angesehen. In der Sprache der Rechtsprechung, je mehr Angst sie erzeugt, desto krimineller ist sie einzustufen.
    Merke : Angst erzeugt ein Trauma und ist wie die Körperverletzung einzustufen.

    Fazit: Der Joint beim Kinderspielplatz weckt die Ängste. Die Angst, dass die Kinder Atemwegserkrankungen bekommen und schlimmstenfalls sogar abhängig werden von Cannabis. Ob das stimmt oder nicht ist in diesem Stadium nicht von Bedeutung.
    Herr Schleim, das war mein Schlussbeitrag.

  23. Ich frage mich woher die Faktenresistenz kommt. Google scholar steht ja allen frei.

  24. @Heiner: Ja. Nach bald 20 Jahren Blogger-Tätigkeit und über 36.000 Kommentaren hier bei MENSCHEN-BILDER ist mein Ergebnis: Die meisten Menschen wollen ihre Meinung nicht ändern, sondern nur ihre Vorurteile bestätigen. Ohne den eigenen Willen zumindest zum ernsthaften Zuhören geht es nicht.

    (Aber es gibt natürlich eine große schweigende Mehrheit, von der man nichts weiß.)

  25. Ich hatte einmal als ich noch jünger war, die CDU gewählt und ich muss sagen, es war eine schreckliche Erfahrung unter der ich bis heute leide.

    Die Einstiegsdrogentheorie ist eine bewusste Lüge, um den Menschen zu suggerieren, mit der Unterdrückung von Cannabis würde das Drogenproblem an der Wurzel gepackt werden. Das Verbreiten dieser widerlegten Theorie ist der Versuch einen Kulturkampf mit Hilfe von Deutungshoheiten zu gewinnen.

    Sobald die Einstiegstheorie auf andere Bereiche angewandt wird, fällt der Denkfehler sofort auf.

    Beispiel: Auto
    Die meisten Menschen, die ein Auto mit viel PS fahren, hatten vorher ein Auto mit wenig PS. Nun könnte man sagen, aha, die Nutzung eines PS schwachen Autos führt also zum ”Einstieg”, sich ein Auto mit mehr PS zu kaufen. Tatsächlich aber bleiben die meisten Autofahrer bei ihrem PS schwachen Auto.

    Anderes Beispiel: Illegale Waffenhändler
    Die meisten illegalen Waffenhändler, verkaufen auch Drogen. Die meisten Drogenhändler verkaufen aber keine Waffen. Beim Waffenverkauf ist die Hemmschwelle einfach größer als bei einigen Drogen. Da aber fast alle illegalen Waffenhändler zusätzlich auch illegale Drogen verkaufen, will die Politik (z.B Reul aus NRW) die Drogenkriminalisierung aufrechterhalten, um der Polizei dadurch eine gewisse Flexibilität für Zugriffe auf Wohnungen zu verschaffen. Auch wenn diese Fälle, in denen die Beamten Cannabisgeruch vernehmen und dann bei der Durchsuchung auch Waffen finden (meistens Messer) sehr gering sind halten einige Politiker daran fest.

    Die deutsche Polizei ist relativ unfähig, weil sie fatale Fehlmanager (Politiker, Polizeigewerkschaftsleiter e.t.c) hat. Wir sind dadurch auf ausländische Geheimdienste angewiesen, bei denen unsere nationalen Gesetzte und Richtlinien bezüglich Onlinedurchsuchungen nicht zählen. Statt unsere eigenen Leute selber polizeilich auszuspionieren, lassen wir das unsere Verbündeten übernehmen, die uns dann Hinweise schicken. Typisch deutsche doppelte Standards.

    Die Drogenkriminalisierung ist faktisch eine Bedrohung für die öffentliche Sicherheit. Sie schafft Misstrauen gegen Behörden und Beamte. Sie ist eine direkte Bedrohung unser freiheitlichen Gesellschaft. Sie führt zu einen ungünstigeren Krankheitsverlauf bei Menschen, die wirklich ein Problem in Form einer Substanzstörung haben. Sie stärkt die organisierte Kriminalität. Die Polizei wird durch die Legalisierung mehr Arbeit haben, ja das wissen wir. Aber nicht weil sie mehr kontrollieren muss, sondern weil sehr viele Menschen, nicht in der Lage waren die Polizei um Hilfe zu bitten, weil es z.B in der Wohnung nach Cannabis gerochen hat und man daher lieber nichts mit der Polizei zu tun haben wollte. Es brennt bei einem Cannabiskonsument> der löscht den Brand selbst> die Feuerwehr will nur rein um zu ”kontrollieren ob das Glutnest wirklich aus ist”> der Cannabiskonsument lässt die Feuerwehr aus Angst, die könnten ne Plantage oder was weiß ich entdecken nicht rein. Sowas kommt immer wieder vor. Die Leute haben Angst. Wer sich mit einem Cannabisproblem öffentlich Outet, bekommt einen Shitstorm, weil die anderen Cannabiskonsumenten schiss davor haben, dass die negative Story Wasser auf die Windmühlen der Prohibitionisten gießt. Öffnen sich Promis mit ihrer Alkoholsucht, gibt auch den typischen (selbst dran schuld Shitstorm) aber auch immer eine große Solidarität von Gleichbetroffenen. Bei Cannabis ist das nicht der Fall, dank Kriminalisierung.

    In Deutschland ist es illegal zu Töten. Nun können sich einige Gruppen in Deutschland aber auf den Tod nicht ausstehen. Da das Töten aber illegal ist, ist die einzige verbliebene legale Möglichkeit der Verdrängung , die politische Ungerechtigkeit und davon nehmen einige Parteien in einem Maß gebrauch, dass nicht nur die Gruppen auf die man abzielt getroffen wird, sondern Alle!. Auch DU!. Und wenn es nur die höheren Krankenkassenbeiträge sind, die durch ungünstigere Krankheitsverläufe bei kriminalisierten suchtkranken Menschen sind oder die übertrieben hohen Mieten, weil die Mafia ihr illegales Geld unter anderen massiv in den deutschen Immobilienmarkt steckt. Es gibt sogar Regime, die Wohnungen in Deutschland kaufen und diese nicht vermieten um einen Leerstand zu erzeugen und so soziale Unruhen zu schaffen weil der Wohnungsmarkt dadurch künstlich verknappt wird. Das die Wohnungspolitik nicht korreliert wird, zeugt davon wie fahrlässig unsere Politiker sind. Super viele Juristen aber von Management haben die oft keine Ahnung. Und als Kirche auf der Torte ein Kanzler dessen Charisma-Wert ins Minus geht.

    Die Leute, die gegen eine Regulierung im Bereich psychoaktiver Substanzen sind verfangen sich in Denkfallen und bauen sich ein nur in ihrer eigenen Denke funktionierendes Präventionssystem auf, dass in der Praxis nicht funktioniert, weil es nur theoretisch ist und auf falschen Annahmen, falschen Glaubenssätzen, Scheinzusammenhängen oder üblen Absichten fundiert. Selbst wenn wir jahrelang zulassen das diese Leute unsere Drogenpolitik gestallten und die Faktenlage eindeutig ist, halten die weiter daran fest, weil die direkt betroffenen Menschen eine gesellschaftliche Minderheit ist. Und die Leute, die glauben man müsste nun einfach genau das gegenteilige Extrem also von einer totalen Kriminalisierung, hin zu einem total legalen Markt kommen sind eigentlich genau so Banane. Nur extreme Lösungen, die dann extrem halbherzig umgesetzt werden. Auf keinem Gebiet ist der Unterschied zwischen Theorie und Praxis so weit auseinander wie in der Politik. Schlaue Ideen und gute Vorsätze die dann aber in der Praxis zu einem dummen Gesetzt führen, dass auch nicht dadurch besser wird in dem man es als ”gutes Gesetzt” (z.B ”Gutes-Kita-Gesetzt….) tituliert. Wenn ich jemanden an meinen Joint ziehen lasse, komme ich evtl 3 Jahre in den Knast? Ernsthaft? Das ist doch keine freie Gesellschaft mehr sondern ein Kindergartengefängnis für erwachsene Menschen.

  26. @Alex: Guter Einstieg! Ich habe mal, als ich gerade wählen durfte, die SPD gewählt – und ärgere mich darüber noch heute. Die CDU habe ich darum aber nicht gewählt. 😉

  27. P.S. Und noch zur Drogenpolitik: Je länger ich mich damit beschäftige, desto mehr gewinne ich den Eindruck, dass wir es hier eher mit einer Art religiösem Fanatismus zu tun haben, nicht so sehr mit Wissenschaft, so ähnlich wie früher bei den Hexenverfolgungen.

    (Wohlgemerkt, die angeblichen “Hexen” waren oft Kräuterfrauen, die auch psychoaktive Substanzen verabreicht oder selbst genommen haben. Gerade heute las ich wieder von der “Flugsalbe”, die Eisenhut, Tollkirsche oder Gefleckten Schierling enthalten konnte. Diese zählen zu den giftigsten Pflanzen in Europa überhaupt! In geringsten Mengen können sie psychedelische Effekte auslösen, ohne dass man daran stirbt. Insofern war der – eingebildete – Hexenflug wohl ein psychedelischer Trip. Und diese pflanzlichen Wirkstoffe werden sogar durch die Haut absorbiert.)

  28. Psychiater Frank Urbaniok über die Schwächen der Vernunft | Sternstunde Philosophie | SRF Kultur (zu finden auf Youtube).

    Der Psychiater spricht in dem Interview u.a über Bürokratie und wie wir Menschen dazu neigen, Dinge bis ins kleinste Detail, bis hin zur Lächerlichkeit regulieren zu wollen.

    Karl Lauterbachs Gesetzt ist ein paranoides Zeugnis das mehr über die Psyche des studierten Epidemiologen und Abstandsfetischisten Karl Lauterbach aussagt als darüber, wie eine gute und funktionierende Regulierung von Cannabis aussehen könnte.

    Mal sehen ob Karl Lauterbach, wie gesagt ein studierter Epidemiologe , die Grenzwerte im Straßenverkehr erhöhen wird, wenn wir erstmal eine THC-Herdenimmunität (Toleranz durch regelmäßigen Konsum) haben.

    Spätestens seit Corona und den Demos muss jeden hier klar sein das wir enorme paranoide Tendenzen in unsere Gesellschaft haben.

    Cannabis kann vorhandene paranoide Tendenzen fördern. Cannabisabhängige zusätzlich zu kriminalisieren und damit den Krankheitsverlauf bei Angststörungen oder solchen paranoiden Phänomenen zusätzlich zu befördern ist Wahnsinn. Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Prohibitionisten oder Legalisierer wie Karl Lauterbach mit ihren halbherzigen Einsatz viel paranoider sind, als die Hardcore-Kiffer die ich so kennen gelernt habe. Karl Lauterbachs Angst vor Regulierung führt zu einer gefährlichen Vermeidung bezüglich einer ordentlichen Regelung. Es ist mir auch egal ob es Karl Lauterbachs eigene Angst ist oder sein fahrlässiges Entgegenkommen gegenüber paranoider Ängste von Konservativen Politikern. Er hat sein eigenes Gesetzt verkrüppelt. Weil es ein Minderheitsthema und mit Minderheiten keine Wahl zu gewinnen ist. Das Verbot hat dazu geführt, dass die Mehrheit der Gesellschaft keine eigenen Erfahrungswerte mit Cannabis hat und sich daher wirklich jeden Scheiß erzählen lässt, weil die Menschen auf Aussagen von anderen angewiesen sind wenn sie keine eigene Erfahrungswerte haben, die sie solchen Aussagen entgegenstellen könnten. Und ein nett auftretender Politiker oder netter Polizeigewerkschafter wie Rainer Wendt, wird einen ja wohl nicht anlügen oder?. Die lügen ja auch nicht wirklich, sondern betrügen sich in erster Linie selbst und Publizieren dann ihre Meinung die aber auf diesen Selbstbetrug fingiert. Da ist ein enormes Problem, nicht nur in der Drogenpolitik. Keine Partei oder Organisation ist davor gefeilt.

    ”Ich trinke zwar ab und zu mal einen Schnaps und rauche Zigaretten aber mit Drogen hatte ich nie etwas zu tun, die finde ich ganz schlimm” – Ein Selbstbetrüger.

    Günther Jauch antwortete einer seiner Kandidatin in der Sendung ”wer wird Millionär” auf deren Aussage ”Ich brauch mal CBD” (weil sie so aufgeregt war), dass er Cannabis ganz schlimm findet und er Menschen kennt die durch den Konsum für ihr ganzes Leben geschädigt wurden. Der selbe Günther Jauch hat ein eigenes Weingut und macht Werbung für Shop Apotheke. Offensichtlich hat er noch nie jemanden gesehen der sich mit Wein zerstört hat. Grüße an den ”Captain zur See” aus der Penny-Dokumentation von SpiegelTv, möge er in Frieden ruhen.

    Jeden Tag kucken ich Tagesschau. 10 Min bevor die Sendung anfängt kommen fast nur Medikamentenwerbung und zwischendurch immer so ein komischer ”Mainzelmännchen-Clip” um Kinder anzulocken oder um zu verschleiern das fast nur Medikamentenwerbungen kommen, weil die Pharmaindustrie die einzigen sind die sich diese guten Werbeplätze leisten kann. Doppelmoral ist Staatsräson in Deutschland. Hier regiert nicht die Mehrheit sondern die größte Einzelgruppe, die alle anderen unterbuttert. Einigkeit und Recht und Freiheit… für alle die es finanziell noch leisten können.

    ”Also ich bin zuversichtlich was die Zukunft angeht” – ein Bestatter.

  29. Liegt der Ansicht, man müsse Cannabiskonsumenten durch (angedrohte) Bestrafung vor Selbstschädigung schützen, nicht auch die Annahme zugrunde, Konsumenten seien sich der möglichen Konsequenzen ihres Handelns nicht bewusst und/oder in ihrer Willensfreiheit eingeschränkt? Entweder trifft das zu, dann ist man aber auch nicht (voll) schuldfähig, oder es trifft nicht zu, dann verlangt unser Grundgesetz, die Entscheidung für den Konsum zu respektieren. Worin genau besteht also der Vorwurf? In Kommentaren von Angehörigen von Konsumenten, die schwer psychisch krank wurden oder an einer Überdosis gestorben sind, lese ich fast immer, der Betroffene habe nur Liebe und Luxus erfahren, als ob alles von dieser einen dummen Entscheidung abgehangen habe, zu der die Person sich in jugendlichem Leichtsinn hat verführen lassen, dem einen Zug vom Joint, mit dem der Kontrollverlust begann. Selbst wenn das in ganz seltenen Einzelfällen aufgrund einer besonderen Veranlagung zutreffen mag (weiß ich nicht), finde ich solche Aussagen doch ziemlich verdächtig in dem Sinne, dass hier Angehörige vermutlich solche Probleme im Umgang mit Schuldgefühlen haben, dass sie eher das Leben eines geliebten Mitmenschen riskieren, als sich einem offenen Austausch über die Nöte des Betroffenen zu öffnen, und in jedem Fall hinderlich dafür. Und das hat schon etwas Religiöses und erinnert stark an den einen Biss von der verbotenen Frucht im Paradies, der Adam, Eva und die gesamte Menschheit für Jahrtausende in Sünde, Leid und Tod stürzte, den gefallenen Engel, der alles hatte, aber unbedingt noch mehr wollte, also einer Verteufelung im wahrsten Sinne des Wortes.

  30. P.S.: Interessanterweise sind Schuld und Religion ja auch Themen, mit denen sich Menschen mit angeblich cannabisinduzierten Psychosen häufig im Übermaß beschäftigen. Gibt es dafür schon eine plausible medizinische Erklärung?

  31. @Mimi: Sündenböcke

    Ja – wenn man selbst Probleme nicht gelöst bekommt, ist es natürlich leicht, hinterher einfach “den Drogen” die Schuld zu geben; doch vielleicht wurden die Substanzen gerade wegen solcher Probleme konsumiert. Das kann man sowohl auf der individuellen Ebene (z.B. schlechte Familienumstände) als auch auf der gesellschaftlichen (z.B. ausgrenzende Politik) so sehen.

    Sogar in Familien, wo Kinder extremst vernachlässigt wurden und darum beinahe starben, sagen dann die Eltern mitunter, sie hätten nur “das Beste” gewollt. Hier ist schon auf der psychologischen und moralischen Ebene sehr viel im Argen.

    Doch was ist die Lösung? Ich plädiere ja nicht für Substanzkonsum, sondern gegen Kriminalisierung – eben um solche Probleme nicht noch zu verschlimmern.

    Und dass die Prohibition bevormundend ist, “parentalistisch”, und in diesem Sinne die Menschen nicht als voll zurechnungsfähig ansieht, kann man schon so sehen; allerdings ist man dann ja für Fehlverhalten unter Substanzeinfluss u.U. eingechränkt schuldfähig. Hier in den Niederlanden werden seit ein paar Jahren aber z.B. Gewalttaten unter Alkoholeinfluss stärker bestraft.

    Dazu könnte (und müsste) man noch sehr viel mehr sagen. Bleib gerne weiter am Ball, Mimi.

  32. @Stephan Schleim: Naja, Forschung und Aufklärung können sicher viel zur Lösung beitragen, denke ich (passend zur Überschrift des Blogeintrags), wobei ich nach meinem letzten Kommentar auch selbst nochmal etwas recherchiert habe und mein Verdacht bestätigt wurde, dass dieser religiöse Wahn und das Schuldthema bei Schizophrenie und anderen psychischen Erkrankungen nicht allein durch irgendwelche Verschiebungen im Neurotransmitterhaushalt zu erklären sind, was auch in den Psychiatrien langsam anzukommen scheint. Wegen meiner PTBS habe ich allerdings auch selbst schon mehrere Monate in der Psychiatrie (drei verschiedene Kliniken) verbracht und einiges mitgekriegt und weiß daher, dass es dort immernoch üblich ist, solche Psychosen zu füttern, indem man z.B. Patienten einredet, sie hätten ihre Erkrankung durch ihren Cannabiskonsum selbst verschuldet, um die Patienten gefügig zu machen und sich so zumindest kurzfristig die Arbeit zu erleichtern. Bei einigen scheint das immerhin auch zu bewirken, dass sie bereitwillig ihre Medikamente nehmen, wodurch eine vernünftige Psychotherapie erst ermöglicht wird.

  33. @Mimi: Wenn man erst einmal “drin” ist, dann muss man das Spiel nach deren Regeln spielen, ja (siehe z.B. “On being sane in insane places”, 1973).

    In den asiatischen Strömungen (z.B. Buddhismus) gibt es dieses Bild, wie bei so einer Weihnachts-Schneekugel oder einem Wasserglas mit Erde darin, das man rührt, dass sich der Wirbel/die Trübheit von selbst legt, wenn man die Kugel/das Glas einfach mal in Ruhe lässt.

    Aber an so einer Therapie würde ja keine Pharmaindustrie mitverdienen – und sie käme wohl auch nicht sehr “wissenschaftlich” daher…

    …wobei ich nicht bestreite, dass es sogenannte “Positivsymptome” gibt (z.B. Wahnvorstellungen), bei denen die Medikamente durchaus wichtig sein können.

    Aber dass die Prognose für Patient*innen mit der Diagnose “Schizophrenie” in manchen Entwicklungsländern besser ist als bei uns, das berichtet ja sogar die WHO.

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