Vom rechten Antisemitismus zum linken Antizionismus – Interview mit dem SYM-Magazin der Evangelischen Akademie Bad Boll

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Evolutionsgeschichte der Religion(en)
Natur des Glaubens

Im Oktober 2017 hatte ich ja schon bei der Synode der evangelischen Landeskirche Baden zum Antisemitismus gesprochen: Nach meiner Wahrnehmung haben die großen Kirchen in Deutschland nach dem Untergang des NS-Regimes den auch in kirchlichen Kreisen starken rechten und rassistischen Antisemitismus stark aufgearbeitet und weitgehend überwunden. Allerdings nehme ich vor allem in den älteren Generationen der einstigen “68er” (ob religiös oder säkular) schon noch wahr, dass die antisemitischen Verschwörungsmythen und Bedrohungsgefühle teilweise einfach von rechts in einen vermeintlich legitimen, linken “Antizionismus” gewendet wurden.

Antizionismus gab es schon vor Entstehung des Staates Israel

Dazu muss man wissen: Antisemiten wie Hitler und Stalin lehnten die Existenz eines “Staates Israel” bereits ab, als dieser noch gar nicht gegründet war! Denn nach ihren Ideologien seien Juden entweder gar nicht zum Aufbau eines Staates in der Lage (Hitler) oder nicht dazu berechtigt (Stalin).

Bis heute kämen Antizionisten islamischer, christlicher, jüdischer, anderer und auch keiner Religionszugehörigkeit daher nicht auf den Gedanken, die Gründungs-Vertreibungen, Territorialkonflikte und heutigen, gravierenden Menschenrechtsverletzungen in fast gleichzeitig mit Israel entstandenen Staaten wie Pakistan (muslimisch), Indien (hinduistisch) oder Burma (buddhistisch) auch nur annähernd so verbissen anzuprangern, internationale Boykottkampagnen zu initiieren oder gar die Existenz dieser Staaten anzuzweifeln. Nur wenn es gegen Israel geht, dann ist große “Betroffenheit” da, da “müsse man etwas dagegen tun”, in offenkundiger Schuldabwehr auch gerne mit NS-Vergleichen und “wegen Auschwitz”. Politisch schaden die überzogenen Formulierungen und Forderungen dabei gerade auch den Palästinenserinnen und Palästinensern, beflügeln Extremisten aller Couleur und schwächen seriöse Dialog- und Friedensarbeit. So ringt auch die britische Labour-Partei seit Jahren mit internem Antisemitismus, bis in ihre Spitze hinein.

Mir fällt dabei – auch in Kommentaren hier auf dem Blog – auf, dass Israel von vielen immer noch nicht als Nationalstaat mit Territorialkonflikten wie andere wahrgenommen wird, sondern als “europäisches Kolonialprojekt” (in rechten Kreisen sogar mit wachsender Zustimmung). Aber Tatsache ist, dass bereits lange vor der Ausrufung Abertausende Jüdinnen und Juden in der Region lebten, dann Hunderttausende aus Europa Vertriebene (nicht: Siedler!) hinzukamen und schließlich nach der Staatsgründung weitere Hunderttausende Jüdinnen und Juden, die vor allem aus arabisch geprägten Ländern vertrieben wurden. Von einem “westlichen” Kolonial- und Siedlungsprojekt kann also historisch keine Rede sein – und ich kenne auch niemanden, der die Ansiedlung aus Indien vertriebener Muslime in Pakistan als “Kolonisation” bezeichnen würde. Wie man es auch dreht und wendet: Israel ist ein Nationalstaat wie andere, gleichzeitig entstandene Nationalstaaten auch.

Nachdem immer mehr Parlamente in Deutschland klare Absagen an antijüdische Boykottkampagnen formuliert haben, finden die Auseinandersetzungen mit dem linken Antisemitismus noch vor allem im Bereich der kirchlichen Akademien statt. Weil ich die Begegnungs-Arbeit dieser Akademien gerade in Zeiten digitaler Erregung unglaublich wichtig finde, habe ich mich auch in Bad Boll den direkten und nicht immer einfachen Auseinandersetzungen um die BDS-Bewegung gestellt. Das SYM-Magazin der Evangelischen Akademie Bad Boll hat eine solche Diskussionssituation nun auf ihre Titelseite genommen und (in der hier als pdf kostenlos abrufbaren Ausgabe) auch ein Interview mit mir dazu abgedruckt.

SYM auf Studie” mit Diskussionsfoto zwischen mir und dem (von mir persönlich sehr geschätzten) Moderator Dr. Ulrich Bausch.
Foto: Michael Blume

Das Interview von SYM/Martina Waiblinger mit mir auch hier, im Heft unter “Krise der Dialogfähigkeit” auf S. 27:

  1. In Ihrem Vortrag haben Sie sich deutlich für den Dialog ausgesprochen. Das war ja auch Thema der Tagung, nachdem seit Jahren Vorträge und Tagungen abgesagt werden, in denen auch kritische Stimmen zur israelischen Politik, vor allem der illegalen Besatzungspolitik zu erwarten waren. Warum gab es zu der Tagung so viel Kritik?

Wir leben in einer neuen Medienrealität, in der sich weltanschaulich entschiedene Gruppen aller Art digital und sogar international vernetzen, mobilisieren und auch emotionalisieren lassen. Das merkt man bei mythologisch aufgeladenen Themen wie Israel natürlich besonders stark. Einerseits ist der Dialog zwischen realen Personen durch die fortschreitende Digitalisierung wichtiger denn je geworden, andererseits müssen Politik ebenso wie Kirchen und Akademien aber auch vorher reflektieren, welche Reaktionen sie mit Äußerungen und Vorhaben im Netz auslösen, wie dies auf klassische Medien überspringen kann und wie man damit umgeht.

  1. In der Auseinandersetzung um die Tagung wurde dieser nicht nur Einseitigkeit, sondern sogar eine Förderung des Antisemitismus vorgeworfen. Dieser Vorwurf ist gegenüber dem Anliegen der Tagung und der Akademie unangebracht. Wird der Antisemitismusvorwurf hier nicht auch benutzt, um politische Diskussionen und Dialoge zu verhindern. Ist Kritik an der Politik Israels per se antisemitisch bzw. wo beginnt Kritik an der Politik Israels antisemitisch zu werden?

Auch ich hielt es für einen Fehler, dass die Akademie Vertretern der BDS-Bewegung ein Forum gegeben hat. Gegen den schwerwiegenden Vorwurf der „Förderung von Antisemitismus“ nehme ich sie jedoch in Schutz und habe mich der strittigen Diskussion gestellt. Kritik an Israel wie an jedem anderen Staat ist so lange okay, so lange sie auf Dämonisierung, doppelte Standards und Delegitimierung verzichtet. Dass es eine hoch emotionale „Israelkritik“ samt „Antizionismus“, aber kein Genre der „Pakistankritik“ mit boykottförmigem „Antipakistanismus“ gibt, sollte Kirchen und Akademien auch gegenüber den Gefahren des linken Antisemitismus sensibilisieren.

Sicher, es wird immer schmerzhaft sein, sich mit unguten Prägungen der Vergangenheit auseinander zu setzen. Sowohl Nationalsozialisten wie Kommunisten haben das Recht von Juden auf einen eigenen Nationalstaat schon Jahrzehnte vor dessen Gründung bestritten.

Entsprechend haben Teile der 68er den rechten Antisemitismus der Elterngeneration nicht wirklich überwunden, sondern als Antizionismus nur von rechts nach links gewendet. Darüber müssen wir reden.

  1. Was muss jetzt dringend getan werden? Welche Alternativen der Debatte schlagen Sie vor? Wie sollte Ihrer Meinung nach in der Akademie und in der Zivilgesellschaft der Diskurs über den Nahost-Konflikt geführt werden? Welche Akteure sollten beteiligt sein?

Ich schlage vor, dass die evangelischen Landeskirchen und die Akademie Bad Boll erst einmal ruhig und reflektiert ihre eigenen, historisch tief verwurzelten Haltungen zu rechtem und vor allem linkem Antisemitismus sowie zu antijüdischen Boykottbewegungen reflektieren. Auch der christlich-jüdische Dialog reicht tiefer als politisch motivierte Kampagnen: Die Bedeutung des Noachidischen Bundes und des nach jüdischer Überlieferung ersten Lehrhausbegründers Sem bieten theologisch zum Beispiel hervorragende Ansatzpunkte für eine Reflektion von Jesu Botschaft, Menschenrechten und Friedensordnungen. Da wären noch Schätze zu bergen!

Denn wie unterschiedlich man auch die israelische und arabische Politik bewerten mag, eines sollte doch allen Vernünftigen klar sein:  Israelbezogene Emotionalisierungen zu produzieren dient vielleicht manchen Bedürfnissen nach Schuldabwehr und moralischer Selbsterhöhung gegenüber Juden, aber inhaltlich weder der christlichen Verkündigung noch dem Frieden im Nahen und Mittleren Osten. Kirchliche und akademische Kreise können dann glaubwürdige Kräfte von Versöhnung und Frieden sein, wo sie nicht mehr primär die eigenen, oft vorbewussten Befindlichkeiten gegenüber Juden und Israelis ausagieren, sondern ohne doppelte Standards das konkrete Schicksal aller Menschen in der Konfliktregion in den Mittelpunkt stellen und verbessern helfen. Dazu eignen sich mitunter auch nichtöffentliche Hintergrundgespräche. Das bringt vielleicht weniger mediale Aufmerksamkeit, erreicht aber mehr. Und dann ergeben sich auch wieder „widening spaces“.

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

56 Kommentare

  1. “…die Kommunisten haben das Recht der Juden auf einen eigenen Nationalstaat bestritten…”
    Hier irren sie,denn die damalige Sowjetunion war das erste Land das Israel zwei Tage nach der Unabhängigkeit am 14.05.1948 offiziell anerkannte.Stalin war begeistert von einem jüdischen Staat in Palästina,hatte er doch selbst Juden in seinem Staat eine politische Autonomie gegeben.Die Sowjetunion lieferte den Zionisten damals sogar Waffen. Für mich war das damalige Israel Spielball im Kampf um Einflußsphären der damaligen Supermächte .
    Im übrigen sind die “68 er” für mich als ehemaliger DDR Bürger nicht relevant und prägend. Als ich in den achtziger Jahren in der Armee diente,hatten wir einen jüdischen Mitsoldaten.Von den Vorgesetzten gab es Weisungen,diesen besonders respektvoll zu begegnen.(Damals gab es noch soetwas wie ein kollektives deutsches Schuldgefühl ) Einen Antisemitismus konnte ich persönlich und in der Gesellschaft nicht erkennen.

    • Tja, hier sprechen die historischen Fakten leider eine andere Sprache, @Golzower. Vor und bald auch wieder nach der Staatsgründung Israels galt Birobidschan als kommunistisch „erlaubte“ Siedlungszone für Jüdinnen und Juden, „Zionismus“ wurde dagegen verfolgt. Nur der Tod Stalins beendete zum Beispiel die Schauprozesse und Hinrichtungen um den sog. „Ärztekomplott“, aber selbst noch unter Chruschtschow gab es zahlreiche Hinrichtungen von Juden als angebliche „Wirtschaftssaboteure“.

      Zum Antisemitismus und vor allem Antizionismus in der DDR und SED empfehle ich die Biografie „Erinnerungen eines Dresdner Juden“ von Helmut Eschwege, der wegen „Zionismus“ mehrfach verfolgt, diskriminiert und ausgegrenzt wurde… Auch auf diesem Feld war die DDR-Diktatur nicht so „rein“, wie sie manche heute waschen wollen… :-/

  2. Politisch schaden die überzogenen Formulierungen (“Gottes auserwähltes Volk”) und Forderungen (“Gott hat uns das Land verprochen”) dabei gerade auch den Israelis, beflügeln Extremisten aller Couleur und schwächen seriöse Dialog- und Friedensarbeit.

    • @Peter Müller

      Interessant! Nur zwei Nachfragen:

      1. Wer hat hier diese Formulierungen angeführt?

      2. Warum sollten solche Formulierungen nur von jüdischer Seite problematisch sein? Warum erwähnen Sie zum Beispiel nicht ebenso den theokratisch-absoluten Landanspruch der Hamas?

  3. Hallo Herr Blume,

    als Naturwissenschaftler und Atheist kann ich mit Ihrer Argumentation im Allgemeinen nicht viel anfangen, sie ist mir meist auch ziemlich egal. Wenn Sie meine politische Einstellung als linker “68er” allerdings mit rechtspopulistischen Positionen gleichsetzen, muss ich zumindest eine kurze persönliche Bemerkung abgeben.

    Ich kämpfe seit über 50 Jahren gegen rechte Parteien, früher war es die NPD, heute u. a. die AfD und andere üble gesellschaftliche Entwicklungen. Die Basis für diese Auseinandersetzung beruht auf meiner Vorstellung von Gerechtigkeit, Frieden, Umweltschutz und einigen weiteren fundamentalen demokratischen Ideen.

    Auf dieser Basis gestatte ich mir durchaus eine massive Kritik an der Politik des Staates Israel gegenüber seinen Nachbarn:

    – illegale Okkupation von Flächen des Staates Palästina (den Sie anscheinend nicht anerkennen),
    – permanente Bedrohung des Iran mit atomaren Waffen,
    – Angriffe auf Syrien, Irak, Iran, Jordanien auf der Basis einer national-religiösen Ideologie,
    – ein ständiger internationaler Druck zur Durchsetzung religiöser jüdischer Interessen ohne Rücksicht auf andere bestehende traditionelle, religöse, heimatliche, usw. Rechte.

    Ich verteidige selbstverständlich das Existenzrecht Israels und natürlich auch die korrekte Behandlung von Juden, Christen, Muslimen, Buddhisten, Naturreligionen, … in Deutschland und international. Auch wenn mir deren Vorstellungen oftmals absurd vorkommen, bin ich als Atheist und Humanist natürlich tolerant gegenüber solchen Weltbildern.

    Aber um es mal klar auszudrücken: Wenn ich mich auf Ihre Argumentationsebene begebe, nehme ich mir hiermit das Recht heraus, das zionistische (nicht das jüdische!) Weltbild mit dem Faschismus zu vergleichen.

    • @Robert Kühn

      Vielen Dank an Sie auch als bekennender Alt-68er für die eindrucksvolle Bestätigung der hier gebloggten Thesen, bis hin zum offensichtlich nicht zu vermeidenden NS-Vergleich. Selten werden empirische Thesen so schnell und gründlich gestärkt…

  4. Es sollte in diesem Zusammenhang vielleicht nicht unerwähnt bleiben, dass sich die bundesdeutsche Linke anfangs sehr für die Kibbuz-Idee erwärmte, die ihren Vorstellungen von Sozialismus recht nahe kam. Nach dem Sechstagekrieg von 1967 schwand allerdings die Begeisterung und die Mehrheit der Linken positionierte sich auf Seiten der Palästinenser.
    http://www.spiegel.de/einestages/sechstagekrieg-1967-israels-triumph-und-die-fatalen-folgen-a-1150234.html

    In den Schulbüchern der Palästinenser und Israelis wurde die Geschichte der beiderseitigen Konflikte natürlich unterschiedlich dargestellt. Vor etlichen Jahren bemühte man sich um eine Vereinheitlichung. “Das Schulbuch „Das historische Narrativ des Anderen kennen lernen – Palästinenser und Israelis“ macht es sich zur Aufgabe, die Geschichte des Nahostkonflikts aus den Perspektiven der Konfliktparteien darzustellen. Das 2003 veröffentlichte Buch versteht sich dabei explizit als „Beitrag zur Verständigung in Palästina und Israel“.” Die Aktion verlief allerdings im Sande!
    http://lernen-aus-der-geschichte.de/Lernen-und-Lehren/content/8467

  5. Der Antisemitismus kommt mit allen Kollektivismen, die Judenfeindlichkeit von nationalen Sozialisten ist bekannt, die der Sozialisten mit besonderem internationalem Anspruch ebenfalls, dort wird er meist Antizionismus genannt, und die Anhänger des theozentrischen Kollektivismus dürfen an dieser Stelle ebenfalls klar notiert werden.
    Zudem gibt es auch dort, wo dies eigentlich weniger zu erwarten wäre, Antisemitismus und dort wird er dann Antijudaismus oder Israelkritik (derartige länderspezifische Kritik ist sehr selten, es gibr noch den Antiamerikanismus, weitere Beispiele kann der Schreiber dieser Zeilen im Moment aber nicht beibringen) genannt, unter politisch Konservativen und (!) Liberalen.
    Allerdings gibt es im politisch linken, im politisch rechten und insbesondere auch im politisch liberalen Spektrum hier viel Gegenrede zum Antisemitismus, auch die strenge politische Linke hat bereits vor vielen Jahrzehnten dezidierte Gegner des Antisemitismus hervorgebracht, bspw. die sog. Neomarxisten oder die sog. Antideutschen.

    Letztlich geht es um gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, die „uns alle bedroht“ (Zitat : Dr. Michael Blume), denn sie bedeutet die Reaktion der Barbarei auf die Aufklärung.
    So dass in diesem Zusammenhang auch weiter theoretisiert werden darf und es generell eben diese ungünstige gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit zu bearbeiten gilt.
    (Irgendwo in Bielefeld sitzen welche, die sich hier besonders bemüht haben, besonders zufrieden ist Dr. Webbaer mit ihrer Arbeit abär nicht.)

    Der Schreiber dieser Zeilen hat jetzt nicht Ihrem dankenswerterweise zur Verfügung gestellten Vortrag (das Vid am Ende des Artikels ist gemeint) bis zum Ende gelauscht, ist sich aber sicher, dass Sie auch andere gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit zu bearbeiten wussten und Zusammenhänge aufzeigten, hier weiter erhellten.

    Es gibt nur wenige Gruppen, die Feindlichkeit verdient haben, und diese sind dann immer selbst gruppenbezogen menschenfeindlich unterwegs, finden Sie doch ebenfalls, Herr Dr. Michael Blume?

    MFG
    Dr. Webbaer

    • Vielen Dank, @Webbaer. Ich stimme Ihnen weitgehend zu, wäre in einem Punkt aber strikter: M.E. verdient gar keine Menschengruppe gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. So habe ich bei der Bundeswehr – mit innerer Zustimmung – gelernt, dass selbst ein feindlicher Soldat in dem Moment aufhört, ein Feind zu sein, in dem er die Waffe niederlegt und auch die Fahne einer gegnerischen Nation mit Respekt zu behandeln ist.

      Ansonsten stimme ich Ihrem Kommentar völlig zu. 👍🖖

  6. Robert Kühn
    bevor sie Israel wegen seiner Politik gegenüber den unmittelbaren Nachbarn kritisieren, sollten sie mal die Weltgemeinschaft inklusive der UNO kritisieren. Die hat Israel in allen seinen Kriegen, insbesondere dem 6 Tage Krieg , allein gelassen und Israel hat sich nur angepasst und das Gesetz des Handelns in die eigene Hand genommen.

  7. Naja, ich würde nicht jeden Israelkritiker jetzt als Antisemiten abstempeln. Das ist etwas was mich schon bei Henryk M. Broder stört.

    Ja es gibt eine selektive Wahrnehmung, aber die gibt es überall. Syrien interessiert uns auch mehr als der Jemen. Irgendwie haben wir mehr Angst vor dem Iran, als vor Pakistan einem zerfallenden Staat mit hunderten von Atomwaffen, die wirklich in die Hände von Terroristen komenmen können, während die Perser wohl sicher nicht selbst vernichtet werden wollen. Die unterschiedliche Wahrnehmung Saudi Arabien. Wer interessiert sich in unseren breiten für den Kongo, wo unter anderem unser Liebling Kagame mitmischt. Aber uns ist ein friedliches Ruanda mehr Wert als der Frieden im Kongo, weil alle den Völermord an den Tutsi in Erinnerung haben. Dabei sind vielleich schon jetzt 5 mal mehr Menschen im Kongo gestorben als durch den Ruandgenozid.

    Israel/Palästina stehen sehr viel mehr unter unserere Beobachtung als andere Konflikte. Das hat mehrere Gründe, sicher auch versteckter Antisemitismus, die Medien oder der Mythos das alle arabischen Probleme gelöst wären ohne Israel. Aber Ähnliches haben wir auch bei anderen Konflikten.

    Bei allen Konflikten können nur Leute den Überblick behalten die ein Leben lang sich dem gewittmet haben und die kennen auch nicht die Wahrheit. Wie sagte Peter Scholl Latour “die Wahrheit ist bei, ich versuche Objektiv zu sein”.

    Länder sind für mich da oder nicht, ob sie ein Existenzrecht haben ist wortklauberei. Wie ich immer sage wenn ethnische Säuberung und/oder Genozid ein Grund sind einen Staat abzulehnen gäbe es jede Menge Staaten nicht.

    • @Zoran Jovic

      Lieben Dank! Dass nicht jede Kritik an Israel antisemitisch ist – geschenkt. Ich kann z.B. den Blog von Richard Schneider nur empfehlen, der vor Kritik an den Zuständen in Israel auch nicht zurückschreckt:
      https://richard-c-schneider.com/author/richard/

      Aber was „Israelkritiker“ angeht, so würde mich schon interessieren, warum es Ihres Erachtens keine „Pakistankritiker“, „Myanmarkritiker“ oder „Äthiopienkritiker“ gibt, obwohl selbst wohlwollende Beobachter massive Probleme konstatieren? 🤔

  8. Natürlich gibt es auch Saudikritiker, Myanmarkritiker, Serbienkritiker, Ungarnkritiker e.t.c.

    Ich denke man sollte vor allem kritisch gegenüber Staaten sein, wo man selbst lebt oder Staatsbürger ist.

    Seit wann sind wir übrigens wieder per Sie. 🙂

    • Stimmt, @Zoran – Du hast zu lange nicht gepostet! 🙂

      Und während ich zustimmen würde, dass es „Kritik an“ jedem Staat gibt, so gibt es sprachlich doch nur Israel-, Kirchen- und Islamkritiker. Bei einem #Chinakritiker würden die meisten erst mal an Restaurants denken, da bei allen Staaten außer Israel eine primäre Kritik-Fixierung als seltsam gälte… 😉

  9. Vielen Dank für Ihre kleine Reaktion, Herr Dr. Michael Blume, und für die Freischaltung des Kommentars; die Einsicht, dass Kollektivismen immer auch zu gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit anleiten, für den einen der “Volksfeind”, für den anderen der “Klassenfeind” und für wiederum andere der “Ungläubige”, womit oft auch Juden gemeint sind, ist ja nicht so-o sozial anerkannt, nicht unstreitig.
    I.p. Maßnahme rät Dr. W zum diesbezüglichen Widerstand, der durchaus darin bestehen kann gruppenbezogen Feindschaft zu erklären bzw. besser erklärte Feindschaft anzunehmen.

    Hier geht es auch in Richtung Toleranzparadoxon, die Toleranz kann bekanntlich nicht gegenüber der Intoleranz walten, wenn sie nicht selbst intolerant werden will.
    Vielleicht meinten Sie so, Dr. W bleibt hier aber kämpferisch.

    Ihre militärischen Erfahrungen und Einschätzungen werden hier geteilt.
    Sicherlich hat “der Russe” auch seine Kinder geliebt, wie Sting seinerzeit anzumerken wusste, musikalisch.

    MFG + weiterhin viel Erfolg!
    Dr. Webbaer

  10. PS :
    Es gibt hier beim hiesigen Publikationssystem einen kleinen Mangel.
    Die Ansicht wird in einigen Browsern nicht aktualisiert, bspw. im “Opera” nicht, so dass manuelles Nachladen der Inhalte erforderlich wird, was wiederum einige Leser sozusagen kosten könnte, die immer auf alte Inhalte schauen, weil ihr Browser nicht angewiesen wird nachzuladen.
    Vielleicht mögen Sie diese Minderleistung des hiesigen Publikationssystems melden.

  11. Oho, hört, hört! :

    Länder sind für mich da oder nicht, ob sie ein Existenzrecht haben ist wortklauberei. Wie ich immer sage wenn ethnische Säuberung und/oder Genozid ein Grund sind einen Staat abzulehnen gäbe es jede Menge Staaten nicht. [Kommentatorenkollege Zoran Jovic]

    “Henk”, Henryk M. Broder ist gemeint, wobei das M nicht für Modestus steht, ist natürlich ein Fall für sich, aus diesseitiger Sicht der beste Journalist der BRD, abär erkennbar nicht immer fair.
    Zum Zitierten ist Bösartigkeit zu unterstellen, denn derart wäre abzulehnen, gar ein sog. Existenzrecht meinend, aber Israel tut das Geschilderte nicht.
    Fast würde sich Dr. Webbaer für Ihre Ausbildung interessieren, Herr Zoran Jovic.

    MFG
    Dr. Webbaer

  12. Zu Blume:
    Ich habe es nicht nötig,die DDR reinzuwaschen.Mein Vater war 3 Jahre im Gefägnis,weil er eine eigene Meinung äußerte,ich hatte auch eine Stasiakte.Aber ich habe mir meine eigene Meinung und eigenes Denken bewahrt. In dem Sinne sehe ich,dass sie sich hinsichtlich ihrer Einschätzung Kommunisten haben das Recht der Juden auf einen eigenen Nationalstaat bestritten, geirrt haben.Und der Zionismus wurde übrigens nicht nur in der Sowjetunion verfolgt. Für mich ist das eine andere Form von NATIONALISMUS. Juden haben sich,wenn sie die Geschichte verfolgen, nie wirklich in ihren “Gastländern” bzw. in deren Kulturen integriert. Durch diese Distanz entstanden auch in den Gastländern Vorurteile den Juden gegenüber.Da sie sich bei der Bewertung des Lebens in der DDR nur auf Bücherkenntnisse beziehen, eigenes Erleben und Erfahrungen also nie stattgefunden haben, kann ich dieses Buch von Herrn Ehrlicher nur zur Kenntnis nehmen,ohne auf eine Verallgemeinerung zu schließen.Ich jedenfalls habe eine andere Erfahrung gemacht und möchte auch bei der Lektüre von Büchern nicht dauernd den Schaum vor dem Mund des Autors spüren…

    • @Golzower

      Jüdinnen und Juden waren keine „Gäste“, sondern Bürgerinnen und Bürger ihrer Staaten, dienten im Militär, den Parteien, der Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur. Die Biografie, die ich Ihnen empfahl, stammt von einem DDR-Bürger und überzeugten Sozialisten. Sein einziges „Verbrechen“: Er fand, dass auch Jüdinnen und Juden einen Staat gründen durften.

      Sie dürfen sich gerne mal selbst fragen, warum Sie mit der Entstehung zahlreicher Nationalstaaten auch aus der zerfallenden Sowjetunion keine Probleme haben, aber Israel auch noch nach Jahrzehnten emotional ablehnen. Und warum die gegenseitigen Vertreibungen von rund 20 Millionen Menschen (!) zwischen Pakistanis und Indern heute akzeptiert sind, die Vertreibungen von Hunderttausenden Juden aus arabischen Ländern kaum erinnert werden.

      Nutzen Sie die Chancen eines freiheitlichen Staates! Es spricht ja nichts dagegen, das auch antisemitische Gedankengefängnis des DDR-Regimes auch in diesen Fragen zu überwinden und auch gedanklich frei zu werden… 🙂

  13. @Michael Blume

    “Aber was „Israelkritiker“ angeht, so würde mich schon interessieren, warum es Ihres Erachtens keine „Pakistankritiker“, „Myanmarkritiker“ oder „Äthiopienkritiker“ gibt,..”

    Mich würde mal interessieren, warum es zwar “Islamkritiker” aber keine “Judentumkritiker” gibt?

    • @Peter Müller

      Das ist einfach: Weil sich Judenfeindlichkeit heute lieber als „Israelkritik“ tarnt. Gegenüber Christen wird der Hass häufig als „Kirchenkritik“ kaschiert, gegenüber Muslimen gar nicht. Aber die Verschwörungsmythen und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit dahinter ist fast identisch strukturiert.

      Wie sehen Ihre Antworten aus? Als bekennender „Linker“ müssten Sie doch Antworten oder Selbstreflektion parat haben? Oder ist es dann doch eher so ein Querfront-Links? 😉

  14. Ja, einen Staat zu gründen ist ein Verbrechen, gegen das Menschsein, das weiß jeder wirklich-wahrhaftig aufgeklärte Bewohner dieses Planeten!

    • @hto

      Dann sind auch Putin, Castro und Kim Jong Il für Sie verräterische „Verbrecher“? Und Ihre Abneigung gegen Israel nicht größer als jene gegen China, die Bundesrepublik und Kanada?

      (Hinweis: Versuchen Sie bitte eine Antwort ohne Beleidigungen – Sie schaffen das bestimmt!) 🙂

  15. Ich habe nie gesagt das ich eine Abneigung gegen Israel habe, denn die habe ich nicht – Wenn es nach dem zweiten Weltkrieg nach mir und nach wirklicher Aufrichtigkeit gegangen wäre, dann hätten alle überlebenden Juden mit lebenslang größtmöglicher Zuwendung von allem was sie wollen und brauchen IN IHRE HEIMAT Deutschland, Frankreich, Italien, Polen, Österreich, usw. zurückkehren können, und wie wir an den immernoch imperialistisch-faschistischen Spaltungen sehen, hätten wir sie auch dringend nötig gehabt, in “Europa”!?
    Kibbuze wären auch hier ein guter Anfang gewesen.

  16. Das wir heute Antisemitismus und Antizionismus haben, ist die logische Folge einer kontinuierlichen Unaufrichtigkeit der “führenden Demokraten” des heutigen multischizophrenen Marionettentheaters, genannt: Parlamentarismus – eine Ansammlung übler Zeitgenossen, mit denen man besser keinen Schritt zusammen …

    • Der Antisemitismus, der Zionismus und der Genozid des Holocaust waren ganz sicher kein Ergebnis rechtsstaatlicher Parlamente, @hto. Im Gegenteil: In Ländern, deren parlamentarische Demokratien weder von rechts noch von links zerstört wurden, blieben auch die jüdischen Gemeinden verschont, z.B. Schweiz und USA. Israel ist eben auch das Ergebnis des Scheiterns nationalsozialistischer und sozialistischer Systeme sowie der Vertreibungen von Jüdinnen und Juden aus der arabischen Welt. Nun hat Israel ein Recht auf seine sichere Existenz wie jeder andere Nationalstaat auch.

  17. ““Henk”, Henryk M. Broder ist gemeint, wobei das M nicht für Modestus steht, ist natürlich ein Fall für sich, aus diesseitiger Sicht der beste Journalist der BRD, abär erkennbar nicht immer fair.
    Zum Zitierten ist Bösartigkeit zu unterstellen, denn derart wäre abzulehnen, gar ein sog. Existenzrecht meinend, aber Israel tut das Geschilderte nicht.”

    Israel tut das heute sicher nicht. Bei der Gründung Israels gab es sowohl eine Vertreibung der arabischen Juden nach Israel, wie auch eines Teils der israelischen Araber in die umliegenden Ländern. Wie weit die israelische Führung geplant hat ist eine andere Frage. Natürlich kann man auch den Standpunkt einnehmen alle Araber sind freiwillig gegangen. Um es klar zu sagen ich habe nichts gegen den Staat Israel.

    Ich bin Lehrer.

    Und während ich zustimmen würde, dass es „Kritik an“ jedem Staat gibt, so gibt es sprachlich doch nur Israel-, Kirchen- und Islamkritiker. Bei einem #Chinakritiker würden die meisten erst mal an Restaurants denken, da bei allen Staaten außer Israel eine primäre Kritik-Fixierung als seltsam gälte… 😉

    Echt ist Russlandkritiker nicht auch so häufig. Okay du hast dazu geforscht vielleicht ist es wirklich eine deutsche Fixiertheit auf Israel, welche ich sehr gut teile.

  18. Damit es klar ist Herr Weabber ich habe gegen den jüdischen Nationalstaat absoulut nichts. Das Argument Israel basiere auf Vertreibung finde ich schwach, weil es gibt viel größere und schlimmere Vertretibungen bei der Gründung anderer Nationalstaaten. Das war meine Intention, grade beschäftige ich mich mit der Vertreibung der Muslime nach dem Untergang des Osmanischen Reichens am Balkan und das finde ich auch nicht in Ordnung. Mir würde aber im Traum nicht einfallen das Existenzrecht Bulgariens oder persönlich Serbiens abzustreiten. Oder eines Staates welches durch die Verdrängung der Indigenen enstanden wie die USA.

    Ich kritisiere auch viele Staaten deutlich schärfer als Israel

    Israel noch weniger, wobei für Israel drängt die Zeit, kommt nicht die Zweistaatenlösung werden die Palästinenser irgendwann mal die Staatsbürgerschaft Israels verlangen und dann sind die Juden in ihrem Nationalstaat eine Minderheit.

    Aber eine Zweistaatenlösung und einen Kompromiss mit dem am Ende beide halbwegs leben können, wollen die Hardliner auf beiden Seiten nicht, sondern nur Maximalforderung.

    Hoffentlich wird mein Standpunkt deutlich, wenn der erste Post leicht zu missverstehen ist.

  19. Zu Blume:
    Den Fall Eschwege haben sie wohl etwas einseitig dargestellt. Wie ich aus meinen Recherchen entnehmen konnte, wollte Eschwege sich in einem Formular mit dem Hinweis “Nationalität Jüdisch ” eintragen. Juden waren zu der Zeit in diesem Land “Juden” im religiösen Sinne und keine Nationalität.Im Kontext der damaligen Zeit war es also eine zionistische Sicht die so von den Herrschenden nicht ackzeptiert wurde.Motto: Juden sind auch Deutsche(Bürger deutscher Nationalität). Einen Antisemtismus kann ich daraus auch nicht ableiten, da Juden in dieser Zeit nicht verfolgt wurden,weil sie Juden waren,sondern weil sie,wie viele andere Deutsche auch, andere politische Ansichten vertraten.Sie können also Herrn Eschwege somit nicht als Kronzeuge für eine antisemitische Poltitik in der damaligen Zeit bemühen,noch dazu dieser Herr auch als IM für die Staatssicherheit gearbeitet hat. Sogesehen hatte ich auch nie das Gefühl gehabt in einem “antisemitisches Gedankengefängnis” zu leben.
    Mit dieser einseitigen Schwarz-Weiß Malerei kann ich heute auch solche “Gefängnisse” überall sehen….

    • @Golzower

      Das ist doch das Argument: Selbst seine SED-Mitgliedschaft und Zusammenarbeit mit der Stasi änderten nichts am Misstrauen der Sozialisten gegenüber Eschwege, weil er eben bekennender Jude war. Antisemitism trumps Socialism.

      Und wenn Sie noch ein wenig weiter recherchieren, werden Sie finden, dass das Judentum gerade auch in der Sowjetunion als Nationalität galt – und Birobidschan als Siedlungsgebiet zugewiesen bekam.

      Gleichzeitig gab es jedoch zahlreiche, antisemitische Schauprozesse gegen Juden samt Hinrichtungen. Und in der DDR war, wie Sie inzwischen entdeckt haben, später sogar schon der Versuch strafbar, sich ethnisch als jüdisch zu definieren!

      In der BRD äußerte sich dieser linke Antisemitismus übrigens nicht zuletzt auch im Terror der RAF, die wiederum von palästinensischen Terrorgruppen und der DDR gefördert wurde.

      Aber wenn Sie das alles nicht mal problematisch finden…

  20. @Michael Blume

    ” Und in der DDR war, wie Sie inzwischen entdeckt haben, später sogar schon der Versuch strafbar, sich ethnisch als jüdisch zu definieren!”

    Sie dürfen nicht vergessen, das damals alle nicht sozialistischen Länder “Klassenfeinde” waren und ein möglicher 3.Weltkrieg jederzeit im Raum stand. Wenn sich Herr Eschwege nun selbst als Bürger eines Klassenfeindes betrachtet hat, war das natürlich ein Problem für die DDR. Außerdem hat die DDR damals Volksbefreiungsbewegungen in der ganzen Welt unterstützt, zu denen auch die Palästinenser gehören. Auch dadurch ergab sich eine gewisse Gegnerschaft zu Israel. Antisemitismus hat bei der ganze Sache wohl eher eine untergeordnete Rolle gespielt, wenn überhaupt.

    • @Peter Müller

      Aber das ist doch genau das Problem: Eschwege hatte als ethnische Zugehörigkeit „jüdisch“ (nicht mal: israelisch) angegeben, wie es auch sowjetische Lehre war (und bis heute zu Verwerfungen führt, da sowjetische Ethnizität über die Väter vererbt wurde, die jüdische Religion laut Mehrheits-Halacha aber über die Mütter).

      Wenn einen schon das bloße Bekenntnis zum jüdischen Volk zum „Klassenfeind“ und potentiellen Verschwörer macht – wie kann man diese Denke dann nicht als antisemitisch erkennen? 😯

  21. Israel tut das heute sicher nicht. Bei der Gründung Israels gab es sowohl eine Vertreibung der arabischen Juden nach Israel, wie auch eines Teils der israelischen Araber in die umliegenden Ländern. Wie weit die israelische Führung geplant hat ist eine andere Frage. Natürlich kann man auch den Standpunkt einnehmen alle Araber sind freiwillig gegangen. Um es klar zu sagen ich habe nichts gegen den Staat Israel.

    Sehr nett, Herr Jovic. [1]
    Dr. W ist übrigens auch Kritiker des (religiösen) Judentums, als Humanist.
    Dies an Kommentatorenkollege Peter Müller.

    Sehr nett, Herr Jovic, Dr. W wollte nicht im ganz Unangenehmen kommen, hat sich womöglich ein wenig aggressiv dargestellt, das Web verleitet zu “webtypischer Härte”.
    Hier – ‘Israel noch weniger, wobei für Israel drängt die Zeit, kommt nicht die Zweistaatenlösung werden die Palästinenser irgendwann mal die Staatsbürgerschaft Israels verlangen und dann sind die Juden in ihrem Nationalstaat eine Minderheit.’ – weiß Dr. W nicht so recht, also die Rechnung stimmt wohl so nicht, klar, Muslime kommen mit ihrem theozentrischen Kollektivismus verstärkt, auch i.p. Fertilität, allerdings ist es die Schwäche auch unzureichend fertiler aufklärerischer Gesellschaften, wenn sie hier nicht der Barbarei rechtzeitig gegensteuern.
    In Israel droht diesbezüglich keine Gefahr, vgl. auch hiermit :
    -> https://www.google.cz/publicdata/explore?ds=d5bncppjof8f9_&met_y=sp_dyn_tfrt_in&hl=de&dl=de#!ctype=l&strail=false&bcs=d&nselm=h&met_y=sp_dyn_tfrt_in&scale_y=lin&ind_y=false&rdim=region&idim=country:ISR&ifdim=region&hl=de&dl=de&ind=false (der Google-Data-Explorer ist gemeint, sollte der Webverweis nicht wie intendiert zur Anschauung gelangen, suchen Sie bei diesem Explorer gerne selbst mit ‘F-Rate’ und ‘Israel’)

    Dr. W lobt gerne auch den hiesigen werten Inhaltegeber, wenn er, selbst mehrfacher Vater geworden, auch dahin geht, wo es politisch sozusagen nicht immer korrekt ist, in die Fertilität von Gesellschaften beispielsweise.

    MFG
    Wb

    [1]
    Juden haben im heutigen Israel Landnahme betrieben, Dr. W stellt dies so fest, auch weil dies unzweifelhaft der Fall war, allerdings ist dies lange her.
    Schuld verjährt sozusagen, ist jedenfalls nicht auf Erbnachfolger übertragbar.

  22. @Michael Blume

    “Wenn einen schon das bloße Bekenntnis zum jüdischen Volk zum „Klassenfeind“ und potentiellen Verschwörer macht – wie kann man diese Denke dann nicht als antisemitisch erkennen?”

    Weil eben nicht nur Israel Klassenfeind war sondern ALLE nicht sozialistischen Länder. Das war auch nicht antifranzösisch, antiitalienisch, antispanisch, antibritisch.. usw. sondern dem Gegensatz der politischen Systeme und deren Konfrontation im Kalten Krieg geschuldet.

    • Nochmal, @Peter Müller: Sie verwechseln jüdische Volks- und israelische Staatsbürgerschaft. Eschwege verstand sich als Angehöriger des jüdischen Volkes, nicht als israelischer Staatsbürger.

      Vielleicht hilft Ihnen der Blick auf die Sorben in Sachsen. Auch diese bilden ein Volk – das machte sie auch im DDR-Duktus nicht zu Nichtdeutschen und schon gar nicht zu „Klassenfeinden“… Das schafft nur der Antisemitismus.

  23. Die NSDAP hatte viel mehr protestantische als katholische Wähler. Um den Katholizismus noch attraktiver zu machen, muss die Mystik gefördert werden. Mehr dazu auf meiner Internetseite (bitte auf meinen Nick-Namen klicken).

  24. “Das Bekenntnis zum jüdischen Volk schon zum “Klassenfeind” macht…”
    Bekennt man sich zu seinen jüdischen Wurzeln oder zum jüdischen Volk ? Wobei Volk mit Nation gleichgesetzt wird . Wen ich zum Beispiel die amerikanische Nation(USA) sehe, wird im Census der ethnischen Zusammensetzung dieses “Volkes” stets u. a. Amerikaner mit deutschen Wurzeln angegeben.Die ausgewanderten Deutschen/Italiener/Engländer/Juden etc.. sind also keine “Nation” sondern Teil einer Nation,der Nation der USA. Das Bekenntnis zum einstigen Herkunftsland ist mehr eine kulturelle und moralische Kategorie als eine Völkerrechtliche. Wenn also Herr Eschwege als Zionist sich zur jüdischen Nation bekennt, dann identifiziert er sich damit nicht mit seinem “Heimatland” bzw. mit der Möglichkeit sich in diesem zu integrieren und zu assimilieren,wie es die Ameriker gut vorleben.Unter den damals gegebenen historischen Bedingungen,also dem globelen Konflikt der beiden Supermächte , hätte dieses auch als klassenfeindliche Sicht interpretiert werden können,zumal Israel damals als Satellitenstaat der USA,also dem Hauptfeind der Sowjetunion, gesehen wurde:Wer sich also zu Israel als Instrument des Imperialismus bekannte,bekannte sich auch zum Klassenfeind.Dieser Konflikt war also rein ideologischer Natur und bezog sich auf den Staat Israel als Speerspitze des aggressiven Imperialismus im Fleische der Araber,nicht oder kaum auf die Juden als religiöse Gemeinschaft,so die Sichtweise.

    • Nein, @Golzower – Völker (Ethnien) sind nicht automatisch fremd. Deutsche Sinti und Roma, Sorben, Dänen, Friesen, Native Americans und Juden waren und sind selbstverständlich auch z.B. deutsche, französische, russische und amerikanische Staatsbürger. Die (letztlich rassistische) Vorstellung, dass eine Nation ethnisch und religiös homogen sein müsse, findet weder in der Geschichte noch im aktuellen Recht Anhalt. Auch Bayern sind übrigens Deutsche…

      Das Judentum ist sowohl Religion wie Ethnie (nicht aber: „Rasse“, es gibt u.a. alle Hautfarben). Das macht Jüdinnen und Juden kein bisschen weniger Deutsch.

  25. Das Judentum ist dem Staat Israel eigen und auch in der Verfassung so ausdrücklich vermerkt, vgl. bspw. mit :

    -> https://de.wikipedia.org/wiki/Israelische_Unabhängigkeitserklärung
    -> https://de.wikipedia.org/wiki/Nationalstaatsgesetz_(Israel)

    Derart bleibt dann auch begründbar, dass politisch Linke, Kollektivisten mit besonderem international(istisch)en Anspruch sozusagen im Dreieck springen.
    Wobei sie merkwürdigerweise die Gründung eines dann womöglich 25. arabischen Staates in “Palästina” oder im Großraum Israel, die ehemalig britisch beherrschten Gebiete sind gemeint, die wiederum zuvor dem Osmanentum unterlagen, streng befürworten, wobei sie dort dann auch die Abwesenheit von Juden oft befürworten.

    Der Schreiber dieser Zeilen wird an dieser Stelle nicht werten, ein wenig hat er es weiter oben getan, sondern nur so abmerken, dass sog. Antizionismus nicht Antisemitismus bedeuten muss, auch wenn er selbst den Juden den Judenstaat sehr gerne gönnt.

    Insofern versteht Dr. Webbaer auch nie so recht, wie oft “linksliberale” Juden selbst gegen Donald J. Trump oder gegen die AfD vorgehen, auch recht streng, auch zuletzt von einer Repräsentantin des sog. Zentralrats der Juden in der BRD, wenn es in Israel schon sehr streng politisch “rechts” vorgeht, wie vielleicht allgemein befunden werden darf, zumindest unter Benjamin Netanjahu.

    Leutz wie bspw. Jakob Augstein oder Günter Grass oder Judith Butler ordnet er insofern nicht als Antisemiten ein, zwar als Irrende, aber nicht direkt bösartig unterwegs.
    Es darf schon i.p. Nationalstaatlichkeit ein wenig identitär sozusagen ausfallen.

    MFG
    Dr. Webbaer (der sich grundsätzlich schon freuen würde, wenn sich alle sozusagen lieb haben, allerdings gibt es noch die Kultur, auch die politische, die aufklärerische bspw. oder die kollektivistische, die es zu bearbeiten gilt, dann gerne, wie er findet, auch recht streng, denn die Kultur meint keine biologisch unveränderliche Vorgabe)

    • Wie geschrieben, @Webbaer – auch das fast gleichzeitig ausgerufene Pakistan berief sich auf eine islamische Identität, auch Burma auf den Buddhismus. Damit – und auch mit den Konflikten und Vertreibungen – hat praktisch niemand ein Problem, es gibt keinen „Antipakistanismus“ und keinen „Antiburmanismus“, auch nach der aktuellen Vertreibung der Ahmadiyya (Pakistan) oder Rohinja (Myanmar) keine Boykottkampagnen. Nur bei Jüdinnen und Juden springen die alten Verschwörungsmythen und Reflexe an. Wer noch 70 Jahre nach der Staatsgründung nur diesen einen Staat abschaffen will, hat Antizionismus und Antisemitismus längst verschmolzen.

  26. Nur bei Jüdinnen und Juden springen die alten Verschwörungsmythen und Reflexe an. Wer noch 70 Jahre nach der Staatsgründung nur diesen einen Staat abschaffen will, hat Antizionismus und Antisemitismus längst verschmolzen.

    Es gibt wohl “Israel-Kritik” und Antiamerikanismus, von den Antideutschen vielleicht abgesehen, die aber keine besondere internationale Bedeutung haben, die Dr. W eher spaßeshalber und rein politologischem Interesse geschuldet ein wenig beforscht hat. [1]
    Ansonsten, sehr nett, Dr. W und Dr. B gehen wohl schon in wichtigen, in relevanten politischen Fragen sozusagen Hand in Hand.
    Wobei sich Dr. W nicht direkt anschmalzen will, haha.
    Aber sehr nett, wir müssen an Anti-X-Ismus ran, fortwährend.
    Dr. W nimmt hier hauptsächlich auf Grund seiner Einstellung bestimmte Neutralität ein, ‘Antizionismus und Antisemitismus’ gehen in praxi oft Hand in Hand.

    MFG
    Dr. Webbaer

    [1]
    Es gibt recht feine sog. Antideutsche, Dr. W hat sich mit ihnen beschäftigt, sie lehnen bspw. Antisemitismus und Antiamerikanismus streng ab, ganz glücklich wird Dr. W mit ihnen nicht.

    • @Dr. Webbaer

      Nun, wer sich über ein Anti- gegen andere Menschen definiert (sei es antiisraelisch, antiamerikanisch, antiaafrikanisch oder antideutsch) hat m.E. keine gefestigte Identität, sondern benötigt zur Selbstdefinition ein Feindbild. Nicht geistig gesund, für niemanden…

  27. @Michael Blume

    “Vielleicht hilft Ihnen der Blick auf die Sorben in Sachsen”

    Auch Sorben haben und hatten einen normalen deutschen Ausweiß mit der Nationalität “deutsch”.

    Eschwege schreibt: “Ich trug in die Rubrik der Nationalität ‘Jude’ ein”

    Bei solchen Dingen ist jeder Staat sehr pingelig und auch die akuellen deutschen Behörden würden wohl ein “Jude” als Nationalität in Formularen nicht akzeptieren.

    • @Peter Müller

      Sie mögen noch so oft die DDR-Diktatur in Schutz nehmen wollen, aber es bleibt dabei: Ebenso, wie ethnische Sorben Deutsche sein können, können auch Juden Deutsche sein. Und ein Staat, der auf ein solches Bekenntnis mit Repressalien reagiert, ist ein Unrechtsstaat. Wenn er es spezifisch gegen Jüdinnen und Juden tut, steht er zudem in den Traditionen des Antisemitismus.

      Gönnen Sie sich doch einfach mal ein bißchen Zeit zu reflektieren, warum Ihnen die spontane Einordnung (nur) von Juden als “Israelis” und “Klassenfeinde” schlüssig erschien – und wie falsch das auch ganz sachlich ist. Sie müssen uns das Ergebnis Ihrer Überlegungen ja auch gar nicht mitteilen – und auch nicht, was Sie von der DDR-Förderung der RAF und den stalinschen Schauprozessen gegen jüdische “Saboteure” und Ärzte halten. Mehr als Gedankenanstöße wird ein Blog ohnehin selten vermitteln können.

      Ihnen alles Gute!

  28. Hallo Herr Blume,

    ich hatte einen differenzierenden Kommentar gepostet wegen Ihrer beleidigenden Gleichsetzung linker antifaschistischer Positionen mit dem rechtspopulistischen Pöbel.

    Sie haben darauf nicht sinnvoll geantwortet, sondern nur eine 1,5-Sätze lange Polemik abgesondert. Offensichtlich können Sie nicht unterscheiden zwischen meiner humanistischen Ansicht, dass alle Religionen zu tolerieren sind, solange nicht andere Denk-/Glaubensrichtungen unterdrückt werden und meiner Kritik an der aktuellen Politik des Staates Israel.

    Um es nochmal klar zu sagen: Meine Kritik richtet sich nicht per se gegen den jüdischen Glauben, sondern nur gegen Ihre(!) Intoleranz, sobald der Staat Israel kritisiert wird.

    • @Robert Kühn

      Sorry, dass ich es Ihnen nicht so leicht mache, wie Sie es gerne hätten.

      Es ist Ihr gutes Recht, Israelis, Juden, Religiöse zu kritisieren. Sie haben aber kein Recht darauf, von Widerspruch verschont zu werden. Es ist aber nicht „intolerant“, Ihnen zu widersprechen – zumal dann, wenn Sie austeilen.

      „Man wird ja wohl noch sagen dürfen!“ gilt, aber eben nicht nur für die „Kritiker“…

  29. @Michael Blume:

    Zeigen Sie mir bitte zuerst den Pass eines deutschen Bundesbürgers jüdischen Glaubens, in dem als Nationalität “Jude” vermerkt ist. Dann gehe ich gern auf Ihre Ausflüchte ein.

    • @Peter Müller

      Nationalität/Ethnizität sind im deutschen Personalausweis nicht erfasst, „weil“ es da keinen Widerspruch gibt. Sie können deutscher Sorbe, Sinto, Jude, Däne, Friese sein, „ohne“ deswegen als verdächtig zu erscheinen. Das ist einer von vielen Gründen, warum unsere heutige Grundordnung freiheitlicher war als jene der DDR… 🙂 #Thinkaboutit

    • @Peter Müller

      Seufz – haben Sie es wirklich immer noch nicht verstanden?

      „Israeli“ ist eine Staatsbürgerschaft wie „Deutsch“. Nicht jede Jüdin ist Israeli und ca. 20% der Israelis sind nicht jüdisch. Und weder die ethnische noch die religiöse Zugehörigkeit macht jemanden zum „Klassenfeind“.

      Ich hatte solche Grundkenntnisse bislang eigentlich vorausgesetzt… Soll ich dazu vielleicht einmal extra bloggen?

  30. H. Blume
    “Nationalität /Ethniziät sind im deutschen Pass nicht erfasst…”
    Genau das ist ihr Widerspruch bzw. ihr Problem. Einerseits befürworten sie diese Erfassung der Nationalität/Ethnizität im Falle von Herrn Eschwege und andererseits loben sie diese Nichterfassung heute als Zeichen der Demokratie. Die DDR hatte damals ähnlich argumentiert wie sie heute, denn sie wollte die Nationalität JUDE nicht erfassen.Eschwege als Zionist (Nationalist) bestand aber darauf. Und wenn sie meinen Kommentar richtig gelesen haben, hat auch die religiöse Zugehörigkeit Herrn Eschwege nicht zum “Klassenfeind” gemacht.Sie sollten diese Dinge im historischen Kontext sehen und der besagte, dass beide deutschen Staaten Vasallen der Supermächte waren und die BRD mit ihren Hallstein Doktrien völkerrechtlichen Anspruch auf die DDR bzw. auf polnische Gebiete (Grenzen von 1937) einforderte.(Der Aggressor war hier also vorgegeben)Ursache für das Verhalten dieser DDR war also auch die damalige Ost- Politik der Adenauer Regierung, die im übrigen von Politikern(Kiesinger,Globke,Filbinger)bestimmt wurde ,die den Antisemitismus unter den Nazis propagierten.Will damit sagen,dass diese Bundesrepublik damals genauso wenig antisemitisch “weissgewaschen” war wie die DDR. Und die DDR-Förderung der RAF hat mit diesem Thema überhaupt nichts gemein und ist eine reine Ablenkung.Und falls sie die DDR so gut kennen wie sie angeben,will ich hier an einen Herrn von Schnitzler im Fernsehen erinnern. Dieser Herr hat uns damals auch in jeder Beziehung besser wissend vorgegeben wie wir zu denken haben. Früher war ich so naiv und glaubte dass es so etwas in dieser Form der Demokratie nicht geben würde…

    • @Golzower

      Fake-News! 😉

      Nirgendwo habe ich jemals geschrieben, dass ich die „Erfassung“ von Volkszugehörigkeit befürworten würde. Mir würde es schon völlig reichen, wenn niemand aufgrund seiner Ethnie, Religion etc. diskriminiert wird, wie es ja auch in Artikel 3 unseres Grundgesetzes formuliert ist. Auch einem früheren SED-Mitglied wie Eschwege sei seine Identität gegönnt.

      Vielen Dank auch für Ihre Erinnerung an Karl-Eduard von Schni… Ich denke tatsächlich, dass die giftigen Propagandalügen dieses Herrn einerseits und das generalisierte Misstrauen andererseits bis heute nachwirken. Diktaturen und ihre Folgen verschwinden nicht über Nacht. Umgekehrt haben die westlichen Demokratien mit dem Zusammenbruch des Sozialismus ihr Gegenmodell verloren und müssen sich nun neu finden, auch die Impulse der neuen Bürgerinnen und Bürger sowie die neuen Medien aufnehmen.

      So nutzen Sie, lieber @Golzowet, einerseits die Möglichkeit, sogar anonym zu diskutieren. Andererseits fühlen Sie sich noch durch die bloße Präsenz anderer Meinungen gestört, gar unterdrückt…

      Ich traue Ihnen mehr zu, als Sie sich derzeit noch selbst. Auch andere, post-sozialistische Gesellschaften ringen ja noch um ihr Verhältnis zur Freiheit. Und unsere nun gemeinsame Demokratie in Deutschland muss sich weiterentwickeln, ja.

      Ihnen alles Gute, auch im Umgang mit Vielfalt! Bitte verzeihen Sie umgekehrt mir, dass ich ganz sicher nicht alles richtig mache. 🤓👍🖖

  31. @Michael Blume

    Heute Morgen hörte ich in den Nachrichten, dass 40% der Jugendlichen kaum etwas über den Holocaust wüssten. Diese Zahlen überraschten mich, da dieses Thema im Geschichtsunterricht der Schulen (zumindest in Bayern) einen breiten Raum einnimmt.
    Du hast ja selbst Kinder und bist zudem mit Studierenden in Kontakt, wie ist Dein Eindruck bezüglich des Wissens von jungen Leuten über den Holocaust?

    • Liebe @Mona,

      ich nehme eine Spaltung der Wissensbestände wahr: Kinder werden „Experten“ in ihren jeweiligen Lebensbereichen (z.B. Schulfächern, Videospielen), aber der Bestand an allem gemeinsamen Wissen scheint eher zu schrumpfen. Damit wären Kinder ein Produkt unserer digital aufgesplitterten Gesellschaft.

      Viele Lehrerinnen und Lehrer würden gerne besser dazu aufklären, aber oft fehlt es an Lehrmaterial, Fortbildungen und Förderungen z.B. für Gedenkfahrten. Wir sind dran!

  32. Bis heute kämen Antizionisten […] nicht auf den Gedanken, die Gründungs-Vertreibungen, Territorialkonflikte und heutigen, gravierenden Menschenrechtsverletzungen in fast gleichzeitig mit Israel entstandenen Staaten wie Pakistan (muslimisch), Indien (hinduistisch) oder Burma (buddhistisch) auch nur annähernd so verbissen anzuprangern, […]

    Tendenziell heisst, dass jetzt auch nix, weil Israel ist Naher Osten und ein westlicher Staat während Pakistan, Indien und Burma asiatische Staaten sind, viel weiter weg. Also Israel wird immer als westlicher Staat dargestellt, aber keine Ahnung was das im Detail heissen soll. Und andersrum könnte man vielleicht sagen, dass Israel nur “verbissener angeprangert” wird, weil man an Israel halt einen höheren zivilisatorischen Standard anlegt als an z.B. Burma.

    Sowohl Nationalsozialisten wie Kommunisten haben das Recht von Juden auf einen eigenen Nationalstaat schon Jahrzehnte vor dessen Gründung bestritten.

    Das ist auch mal ein interessanter Punkt, gibt es ein Recht auf einen eigenen Nationalstaat? Wie ist das nochmal mit dem Selbstbestimmungsrecht der Völker? Und vorallem in multiethnischen Staaten? Wobei war das britische Mandat in Palästina vergleichbar mit einem multiethnischen Staat? Naja, ich würde erstmal pauschal sagen, dass Recht auf einen Nationalstaat gibt es nicht, solange es keine Weltpolizei gibt, die dieses Recht durchsetzen könnte. Also mir geht es hier explizit nach obigen Zitat um die Situation vor der Gründung.
    Es könnte natürlich sein, dass ich obiges Zitat böswillig falsch verstehe, und zwar das “auf” interpretiere wie ein “zu”, also das Recht zu einem Nationalstaat. Aber es war ja immerhin vor der Staatsgründung. Es gab bestimmt damals auch Liberale, Sozialdemokraten oder Konservative – um mal Antietatisten wie z.B. Anarchisten raus zu lassen – die die Position vertreten haben, dass niemand das Recht zu einem Nationalstaat hat.

    Von einem “westlichen” Kolonial- und Siedlungsprojekt kann also historisch keine Rede sein […]

    Das halte ich auch für eine steile These. Also von einem “reinem” “westlichen” Kolonial- und Siedlungsprojekt kann sicherlich keine Rede sein. Also ich habe jetzt nicht wirklich Plan von der zionistischen Geschichte, aber vor Urzeiten mal diese “Al Nakba” Dokumentation auf Youtube gesehen und davon noch gefährliches Halbwissen im Kopf.
    Zumindest haben vor der Staatsgründung die Welt Zionisten Kongresse immer in europäischen Städten stattgefunden und die britische Balfour-Deklaration von 1917 hat auch so ein kolonialistisches Geschmäckle. Und zwar wir installieren eine uns wohlgesonnene, lokale, europäische Elite in Palästina und üben darüber besser Herrschaft aus.
    Aber ich bin mal lieber vorsichtig, weil ich nicht wirklich Plan von der Gemengenlage damals habe. Ich will hier nur ein bisschen an den pauschalen Aussagen rumkritteln.

    • @Int

      Vielen Dank – es freut mich, dass Sie sich konstruktiv, aber auch kritisch mit dem Thema auseinandersetzen.

      Das „Selbstbestimmungsrecht der Völker“ ist tatsächlich ein zweischneidiges Schwert, weil praktisch „jede“ Nationalstaatsgründung auch mit blutigen Konflikten und Vertreibungen einhergeht. Warum sollte das bei „westlichen“ Staaten anders bewertet werden als bei „nichtwestlichen“? Sollten wir uns nicht zunehmend als Bürgerinnen und Bürger einer Welt verstehen, mit gleichen Maßstäben für alle?

      Vielen Dank nochmal für Ihr Interesse und Ihren Mitdenk-Kommentar!

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