Was kann Blog – was nicht?

BLOG: Uhura Uraniae

Ko(s)mische Streifzüge durch Zeit und Raum
Uhura Uraniae

 

In meinem letzten Blogpost wurde von Kommentatoren eine Diskussion losgetreten, die teilweise weit “unter die Gürtellinie” geriet – was ich hiermit öffentlich RÜGE! Ein Kommentator hat mich angerufen und ein emsiger meiner Studenten hat mich auf anderen Kanälen darauf aufmerksam gemacht (beiden HERZLICHEN DANK!), so dass ich nun noch einmal das Thema aufrollen möchte, das wir in den SciLogs 2007/8 in der Selbstfindungsphase hatten:

Was kann das Medium Blog leisten und was kann es nicht? 

Im Detail geht es dabei um die Punkte: 

  1. Aktualität und/ oder Neuigkeit 
  2. Themenwahl und Kommunikationsanliegen
  3. Interaktionsmöglichkeit von Schreibenden und Lesenden – Chancen und Probleme

ad 1) Aktualität und/ oder Neuigkeit 

Ein uralter Wunsch des Journalismus, die brandaktuelle Informationslieferung, geht mit den neuen Medien und insbes. dem Internet als deren Infrastruktur endlich in Erfüllung. Das Blog als WebLogbuch von Wissenschaftlern könnte somit das leisten, was nie ein Journalist zuvor erreichen konnte: die direkte Information vom Labor in die Öffentlichkeit. Wäre es wirklich ein Logbuch im klassischen Sinn der Schiffskapitäne, also ein quasi öffentlich geführtes Laborbuch, könnte das Medium Blog schneller sein als jede Zeitung und weil es von den Wissenschaftlern direkt geschrieben wird und nicht von Journalisten, wäre es auch unmittelbar und ohne jedes Missverständnis, das mitunter bei Interviews von Forschenden durch Journalisten entsteht. 

Das bringt jedoch folgende Schwierigkeiten mit sich:  

  1. Direkt aus dem Labor ins Internet ist die Informationsweitergabe unschicklich. Es ist zwar nicht offiziell verboten, aber ein ungeschriebenes Gesetz in der Wissenschaft, dass man eine neue Theorie/ ein Forschungsergebnis/ eine Hypothese… zuerst in Fachkreisen diskutiert, bevor man es in die Öffentlichkeit gibt. Presseabteilungen von Universitäten gehen ja auch nciht herum und schauen den Forschern über die Schulter, sondern sie veröffentlichen Nachrichten wie dass Forscherin X gerade ein Paper zum Thema Y veröffentlicht hat. Bevor so eine wissenschaftliche Veröffentlichung erscheint, wurde der Inhalt des Fachartikels aber (i) so gut möglich in der eigenen Arbeitsgruppe diskutiert, (ii) von 1-3 unabhängigen Fachkollegen irgendwo anders auf der Welt, die von der herausgebenden Zeitschrift bestimmt wurden (sog. “peers”), gelesen und ggf. Anregungen zur Überarbeitung gegeben und (iii) in vielen Fällen sogar zusätzlich auf Fachtagungen mündlich präsentiert und mithin dort mit weiteren FachkollegInnen diskutiert. In der Wissenschaft ist es daher üblich, sozusagen ein ungeschriebenes Gesetz, dass man die Schritte (i) bis (iii) durchlaufen hat, bevor man sich traut, etwas in die Öffentlichkeit zu quäken. 
    Ich persönlich halte dies jedenfalls für ein ganz wichtiges Gebot und daraus resultieren folgende Praktiken: 
    (a) Wenn ich von einer Tagung berichte und ein bestimmtes Poster oder Vortragsgraphik dabei verwenden möchte, frage ich den Autor, ob ich das (jetzt schon) darf oder dies erst noch im Prozess der Fachdiskussion befindlich ist. 
    (b) Über die Arbeit meiner aktuellen Kollegen an einem Forschungsinstitut oder meiner Universität berichte ich grundsätzlich nicht – es sei denn, dass mein Chef es direkt erlaubt (z.B. während einer Tagung) und der jeweilige Kollege (m/w/d) einverstanden ist oder der Chef es sogar explizit anordnet (ist noch nie vorgekommen). Ein Kollege, über dessen Arbeit ich öffentlich zu schreiben/ reden gedenke, “merkt” das aber definitiv, weil ich dann in dem Modus “Journalist” an ihn herantrete, ein Interview führe und um Bildmaterial per E-Mail an meine Freiberufler-E-Mailadresse (und nicht an die akademische) bitte, das zur Veröffentlichung freigegeben ist. Idealerweise lasse ich das Ergebnis meiner Zusammenschrift dann auch von dem Kollegen gegenlesen. 
    (c) Über meine eigene Arbeit berichte ich genauso vorsichtig wie über die von Kollegen: Ich schreibe es im Blog erst, nachdem eine wissenschaftliche Publikation erschienen ist oder wenn’s sich um Aufklärungsarbeit handelt (z.B. im Fall von manchem, was ich hier über Sternbilder schrieb und das in anderen Fächern bekannter ist als an Astro-Instituten), nachdem es wenigstens mit mehreren Fachkollegen diskutiert wurde und gut begründet ist. 
  2. Menschlich führt die ehrenamtliche Aufgabe des Scientist Bloggers zu einer großen Herausforderung: Ich kann hier nur für mich selbst sprechen, aber denke, dass auch andere Blogger-Kollegen (unausgesprochen) diese Situation kennen: Man wird in einer Art Doppelrolle wahrgenommen (die ich selbst, ehrlich gesagt, zu keiner Zeit so empfand) und manche Kollegen verunsichert es, dass man mit einem von zwei Beinen immer in der Öffentlichkeit steht. Mir wichtig: Die Kollegen müssen sich darauf verlassen können, dass nicht etwas beim Kaffeetrinken daher geplaudertes oder – noch sensibler – bei der Nachtschicht in der Sternwarte oder bei der Betriebsweihnachtsfeier [das sind Gelegenheiten, wo die Psyche anders funktioniert als im Büro-Alltag]… dass sowas nicht am nächsten Tag in der Weltöffentlichkeit des Internets zu finden ist.  
    Einerseits war ich immer (und werde es immer sein) der vertrauenswürdige Freund und Kollege, der stets ein offenes Ohr für die Sorgen von anderen Menschen (bzw. in leitender Position meiner Schutzbefohlenen) hat, der in Konflikten vermitteln, Arbeitsbedingungen verbessern und fachlich helfen möchte. 
    Andererseits hätte ich theoretisch mit dem Blog die Möglichkeit, das Gehörte und Erlebte in die Öffentlichkeit zu tragen, was ich aber nicht tue.   
    Spagat von Vertraulichkeit und Öffentlichkeit:  Wie in vielen Berufen (z.B. Arzt, Polizist, Psychologe, Lehrer in der Schule, Sozialarbeiter, Priester…) und auch in meinem früheren Ehrenamt, die Jugendarbeit der VdS aufzubauen oder meiner früheren Tätigkeit, als Reiseleiterin Astro-Kurse in der Wüste zu geben, höre ich von vielen Menschen diversen Geschichten, die ihnen Gewissensfragen oder schwierige Entscheidungen abverlangen. Nichts davon gebe ich weiter – weder an meinen Lebenspartner (solange ich einen hatte) noch in die Öffentlichkeit. Es mag für manche Mitmenschen befremdlich unrealistisch wirken und ich gebe zu, dass es nicht immer einfach ist, insbesondere, wenn man überlegt, wie man helfen kann… , aber diesen hohen Anspruch an sich selbst muss man einfach haben: auch als Blogger. Überall, wo Menschen sind, menschelt es und wird geschwätzt: Meiner Meinung nach wäre der Menschheit geholfen, wenn wir mehr miteinander als übereinander reden würden, aber da man niemals die anderen Menschen ändern kann (sondern nur sich selbst), muss man an dieses Geschwätz mit der Objektivität eines Historikers an jede dieser Geschichten herangehen, mit den Methoden der Oral History den Wahrheitsgehalt auf das eindampfen, was einen Handlungsbedarf verursacht und dann ggf. die entpersonaliserte übergreifende Wahrheit und Maßnahme nötigenfalls so in die Öffentlichkeit bringen, dass vom verallgemeinerten Fall viele Menschen profitieren (können) – oder eben nichts veröffentlichen. Ich zumindest verstehe mein Wirken stets in diesem Dienste der Menschlichkeit. 
  3. Die bloggenden WissenschaftlerInnen müssen aufgrund journalistischer Eignung vom Verlag ausgewählt werden und müssten die Zeit dafür entbehren und also dies in der Freizeit tun. (Heute kann ich tagsüber bloggen, weil ich in einem Bundesland wohne, in dem der Weltkindertag ein Feiertag ist.) Das bedeutet, dass das Bloggen eben nicht im täglichen Arbeitsprozess enthalten ist (wie z.B. das Schreiben eines Laborbuchs) und also mal gemacht wird und mal nicht.

Man ist also nur geringfügig aktueller/ schneller mit dem Medium Blog als mit anderen Medien – manchmal sogar langsamer, weil nicht jeder bloggende Wissenschaftler auch dafür die Zeit haben muss, so dass mitunter die PR-Abteilung des Instituts (die diese Zeit von Berufs wegen haben muss) schneller sein könnte. 

ad 2) Themenwahl 

Die Themen von bloggenden WissenschaftlerInnen sind also gar nicht immer die aktuellste Forschung, sondern es sollten eher die Dinge sein, die man sonst so erzählt. Es sind teilweise Themen wie

  1. Hochschulpolitik (wir hatten bei den SciLogs dereinst z.B. ein Bloggewitter (Lars Fischer) zum Bologna-Prozess), um die Meinungen der Betroffenen transparenter und direkter zu machen,
  2. Berufssituation von Forschenden (um das Bild vom einsamen Genie zu zerstören und aufzuzeigen, dass moderne Forschung auch Teamarbeit und Networking ist, dem eigentlichen logischen und dennoch leider nötigen konzeptionellen Hinweis, dass exzellente Forschung und Entwicklung nicht mit Kriterienlisten messbar sind (WildDuerBlog) – oder mit der aktuellen Offenen Petition “Entfristungspakt” oder den mitunter hanebüchenen Zuständen (Stefan Schleim) bei der Drittmittelvergabe),
  3. Konzeption des Hochschulstudiums zwischen Ausbildung (in der Physik) und schöngeistiger Bildung (bei vielen Medienwissenschaften) im Sinn des Humboldtschen Bildungsideals.

Da neue eigene Forschungsergebnisse von einem Wissenschaftler nicht im Blog mitgeteilt werden (sollten) und auch nicht das Blog, sondern Fachzeitschriften und -konferenzen das Medium für die Diskussion von Arbeitsthesen sind, können “neue” Erkenntnisse im Blog nur dann angebracht werden, wenn sie gar nicht wirklich neu sind – also z.B. wenn es sich um Aufklärungsarbeit im Sinne des transdisziplinären Lernens handelt: Ich habe oben bereits das Beispiel von den Sternbildern gebracht: Sehr oft finde ich Wissen, das mir selbst (als Astronomin, ausgebildet von ausgezeichneten Planetariumsastronomen) neu ist, aber in der Assyriologie bereits seit Jahrzehnten vorhanden ist. Nur welcher Gymnasiallehrer oder Planetariumsdidaktiker hat die Zeit überhaupt Fachpublikationen zu lesen – geschweige denn solche in anderen Fächern als Astrophysik? 

Darum sehe ich es als eine meiner Aufgaben – als Astronomin in mehreren akademischen Fächern, die häufig und gern inter- und transdisziplinär arbeitet – das Wissen von meinen Kollegen aus anderen Fächern, das in deren fachlichen Diskurs ja den oben genannten Prozess bereits durchlaufen hat (manchmal bereits seit Jahren/ Jahrzehnten, also sozusagen “Schulwissen” ist, in dem Sinn, dass man es bereits im Grundstudium – des anderen Faches – lernt), auch in “meinen Kreisen” zu streuen. Das mag mitunter erschüttern (wie z.B. bei der Geschichte des Weihnachtssterns, die zeigt, dass wir in den letzten Jahrzehnten in allen Planetarien Unfug erzählt haben), aber muss einfach mal gesagt werden

ad 3) Interaktionsmöglichkeiten

Im Allgemeinen ermöglicht die Kommentarfunktion bei Artikeln, dass jede/r etwas beitragen kann. Das gilt für Artikel bei der FAZ, Spiegel Online oder sonstwem genauso wie im Scientist Blog. Was da gepostet wird, liegt NICHT IN DER MACHT DER AUTOREN oder des Verlags! 

Dankenswert sind in diesem Zusammenhang die Rückfragen von Kommentatoren, die Lücken in einer Darstellung aufzeigen (man kann ja nicht alles zu einem Thema gehörende in einem post abhandeln – dazu gibt’s Lehrbücher und Vorlesungen… d.h. es gibt bei allem Gesagten mündlich wie im Blog auch tacit knowledge und bei Kommunikation mit der breiten/ anonymen Öffentlichkeit mit der Schwierigkeit, dass die Horizonte unseres Gegenübers in höchstem Maß verschieden sind) und auf Missverständnisse aufmerksam machen. Verständnisfragen sind auch stets willkkommen, denn eineindeutige verbale Formulierungen sind ein Ding der Unmöglichkeit. Bei politischen Angelegenheiten als Thema des jeweiligen posts sind selbstverständlich auch alternative / ergänzende Meinungen gefragt – und zwar ohne, dass der Autor diese teilen oder davon überzeugt werden muss. Das Medium Blog kann hier viel besser als jede Podiumsdiskussion (die moderiert wird und zeitlich limitiert ist) die Vielzahl aller möglichen Meinungen aufzeigen, also könnte es (wenn alle Leute kommentieren würden und nicht nur die mit der größten Hemmungslosigkeit) viel demokratischer als jedes Parlament die Meinungen der Basis wiedergeben, so dass Entscheidungstragende sich ein umfassenderes Bild ausmalen können. 

ABER…   

Im Gegensatz zu den Autoren sind die Kommentatoren nicht journalistisch selektiert. Wortwahl und Satzbau haben also keinen Eleganz- und Qualitätsfilter passiert und zeigen direkt “Volkes Maul” (wie Luther es sagen würde). Inhaltlich kommt es auch nicht selten vor, dass Quacksalber und Thesenwerfer ihre wilden Spekulationen vorstellen und dass einfache Leute ihre mitunter seltsamen Vorstellungen kundt tun, was (sie meinen, dass) Wissenschaftler tun (sollten).
Ich werde mich hüten, irgendwem solche Meinungsäußerungen zu verbieten (GG Art. 5, Abs. 1) – aber ich bin auch emotional und mental standfest genug, um zu wissen, dass ich nicht jeden Quatsch ausführen muss, den mir irgendein lautstarker Laie oder fachfremder Besserwisser entgegen schleudert (GG Art. 5, Abs. 3). 

Hinweise/ Aufforderungen zum Kommentieren sind also folgende: 

  1. Bitte beachten Sie die Nettiquette, d.h. beachten Sie stets – wie beim Mailschreiben – dass der Gesprächspartner nicht Ihr Bildschirm ist, sondern ein MENSCH! Wenn Sie sich bei jedem Satz fragen, wie Sie selbst reagieren würden, wenn jemand – vllt jmd Unbekanntes oder der Chef oder ein angesehener/ respektierter Kollege – Ihnen dies entgegenschleudern würde, haben Sie eine gute Richtlinie, was “ankommt” und was nicht. 
  2. Wenn Sie Fragen oder Kommentare schreiben, stellen Sie sicher, dass sie dezidiert zum Thema gehören. 
  3. Bevor Sie zur Frage ansetzen und lostippen, recherchieren Sie bitte, ob diese Frage sich vllt mit einfachem Googlen oder der Wikipedia beantworten lässt – oder vllt sogar im Blog oben bereits beantwortet ist, indem Sie sicherstellen, dass Sie den gesamten Blogpost gelesen haben. 
  4. Wenn Sie Ihre Botschaft an eine bestimmte Person richten, sei es der Blogger oder ein anderer Kommentator, stellen Sie bitte sicher, dass diese Person nicht beleidigt oder persönlich angegriffen wird. Nach dt. Strafgesetzbuch sind Beleidigungen und Rufmord = üble Nachrede, Verleumdung und andere ehrverletzende Behauptungen von unwahren SOWIE wahren Tatsachen (also auch Unterstellung von Aussagen, die die andere Person nicht getroffen hat – was ich immer wieder in Kommentaren erlebe, weil entweder nicht richtig gelesen oder böswillig missverstanden wird) juristisch verfolgbar. Das ist keine Bagatelle! 

Zusammengefasst lässt sich sagen: Bitte kommentieren und fragen Sie mit Bedacht und bedenken Sie stets, dass Sie mit Ihrer elektronischen Spur im www mit zum Anliegen der SciLogs beitragen können, das Wissen der Menschheit zu mehren und die Wissenschaft aus ihrem Elfenbeinturm zu befreien. Da die hier bloggenden WissenschaftlerInnen ihrem Hauptberuf nachgehend für dieses Ehrenamt nur endlich viel (wenig) Zeit haben, zeigen Sie bitte auch Zivilcourage, wenn Sie in den Kommentaren Trolle entdecken. Meine Eltern (Mediziner) pflegten die schöne Redewendung:

“Gegen Dummheit ist noch kein Kraut gewachsen.” 

Das ist die medizinische Version der Netz-soziologischen Regel Bitte den Troll nicht füttern (socialmediaacademygoogle-SuchErgebnis). In der Konsequenz sage ich mir bei Beiträgen mitunter “Pardon – dazu enthalte ich mich der Stimme” oder anders formuliert: man muss nicht auf jeden Unsinn eingehen: wenn jemand im Blogpost nicht gelesen hat, was ich schrieb, dann wird er es auch nicht lesen, wenn ich es nochmal als Kommentar schreibe.

Manches sind freilich Missverständnisse und man kann durch erneute, andere Formulierung eine Klärung schaffen (ein madagassisches Sprichwort sagt: “Es gibt wenig wirkliche Lügen, aber viele Worte mit doppeltem Gesicht.”) – aber manchmal wollen Leute auch nicht verstehen und interpretieren bewusst etwas anderes als das, was da steht. Dagegen kann man auch durch Wiederholung und Reformulierung nichts machen. 

Es bleibt unterm Strich die begründete Hoffnung auf kluge und weise Regierungen, weise Richter und intelligente Führungen – im Kleinen (das fängt bei jeder Arbeitsgruppenleitung einer Firma bzw. Professur an…) wie im Großen (… und hört bei Bundesregierungen noch lange nicht auf) – um den Sieg der Intelligenz und das Überleben der Menschheit als Ganzes zu gewährleisten.

Lassen Sie uns bitte gemeinsam daran arbeiten, dass wir uns die Typbezeichnung HOMO SAPIENS SAPIENS nicht unbegründet gaben. 

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Veröffentlicht von

"physics was my first love and it will be my last physics of the future and physics of the past" Dr. Dr. Susanne M Hoffmann ist seit 1998 als Astronomin tätig (Universitäten, Planetarien, öffentliche Sternwarten, u.a.). Ihr fachlicher Hintergrund besteht in Physik und Wissenschaftsgeschichte (zwei Diplome), Informatik und Fachdidaktik (neue Medien/ Medienwissenschaft) als Weiterqualifikationen. Sie ist aufgewachsen im wiedervereinigten Berlin, zuhause auf dem Planeten Erde. Jobbedingt hat sie 2001-2006 in Potsdam gelebt, 2005-2008 saisonal in Mauretanien (winters) und Portugal (sommers), 2008-2009 und 2013-'15 in Berlin, 2010 in Hamburg, 2010-2012 in Hildesheim, 2015/6 in Wald/Österreich, 2017 in Semarang (Indonesien), seit 2017 in Jena, mit Gastaufenthalten im Rahmen von Forschungskollaborationen in Kairo+Luxor (Ägypten), Jerusalem+Tel Aviv (Israel), ... . Ihr fachliches Spezialgebiet sind Himmelskarten und Himmelsgloben; konkret deren Mathematik, Kartographie, Messverfahren = Astrometrie, ihre historische Entwicklung, Sternbilder als Kulturkalender und Koordinatensystem, Anomalien der Sternkarte - also fehlende und zusätzliche Sterne, Sternnamen... und die Schaustellung von alle dem in Projektionsplanetarien. Sie versteht dieses Blog als "Kommentar an die Welt", als Kolumne, als Informationsdienst, da sie der Gesellschaft, die ihr das viele studieren und forschen ermöglichte, etwas zurückgeben möchte (in der Hoffnung, dass ihr die Gesellschaft auch weiterhin die Forschung finanziert).

11 Kommentare

  1. Blog kann (fast) alles, wenn man daran glaubt.
    Das Tolle am blog ist , dass er zeitnah ist, aktuell, spannend und dass es in der Hand des blogmasters liegt, welchen Charakter der blog annimmt.
    Das hört sich verführerisch an, die Wirklichkeit sieht anders aus.
    Als Mitkommentator braucht man Feinfühligkeit und gleichzeitig ein dickes Fell seine Meinung kundzutun, Trolle zu erkennen und den feinfühlenden Mitmenschen nicht zu vergraulen.
    Frau Hoffmann, unsere Unterstützung haben Sie !

  2. @Betriebsblindheit

    „ein ungeschriebenes Gesetz in der Wissenschaft, dass man eine neue Theorie/ ein Forschungsergebnis/ eine Hypothese… zuerst in Fachkreisen diskutiert, bevor man es in die Öffentlichkeit gibt…

    …Bevor so eine wissenschaftliche Veröffentlichung erscheint, wurde der Inhalt des Fachartikels aber (i) so gut möglich in der eigenen Arbeitsgruppe diskutiert, (ii) von 1-3 unabhängigen Fachkollegen irgendwo anders auf der Welt, die von der herausgebenden Zeitschrift bestimmt wurden (sog. “peers”), gelesen und ggf. Anregungen zur Überarbeitung gegeben und (iii) in vielen Fällen sogar zusätzlich auf Fachtagungen mündlich präsentiert und mithin dort mit weiteren FachkollegInnen diskutiert…

    …Ich persönlich halte dies jedenfalls für ein ganz wichtiges Gebot“

    Ich habe keine wissenschaftliche Ausbildung, von daher ist mir Ihre Beschreibung des Vorgehens in der wissenschaftlichen Gemeinde etwas neu. Sicherlich ist dieses Vorgehen nötig, um Chaos zu vermeiden, die Welt ist schon kompliziert genug. Aber das liest sich für mich auch wie eine Anleitung zur Betriebsblindheit.

    Wenn dann die Wissenschaftliche Theorie auf die Praxis trifft, tauchen dann die Probleme auf. Wenn man von psychischer Krankheit betroffen ist, und Hilfe von Psychiatern in Anspruch nehmen muss, macht man noch mal ganz andere Erfahrungen. Viele Psychiater vermeiden es, einen überhaupt anzugucken. Die Fragen nur ihre Liste ab, während sie was in ihre Dokumentation tippen, und verschreiben die üblichen Medikamente.

    Seit 15 Jahren bin ich in der Selbsthilfe aktiv, und wir arbeiten auch an einem Gegengewicht gegen die biologische Psychiatrie. Was nach unseren Erfahrungen wichtig ist: Wo immer jetzt eine psychische Erkrankung herkommt, ist sie einmal da, wird die soziologische Perspektive entscheidend. Keine vernünftige Arbeit und Ausgrenzung durch Stigmatisierung sind zentral im weiteren Verlauf des Krankheitsgeschehens. Für mehr soziologische Perspektive setzen wir uns in der Selbsthilfe seit vielen Jahren ein, und machen auch Fortschritte damit.

    Es gibt seit ein paar Jahren auch noch das Ex-In Projekt, und das scheint zu funktionieren: Ausgebildete Genesungsbegleiter mit Expertise aus Erfahrung werden seit kurzem im Psychiatrischem Hilfesystem eingestellt, und sind da hilfreich und willkommen. Selber Betroffene teilen eben Erfahrungen mit den Patienten, die mit einer wissenschaftlichen Ausbildung nicht ersetzt werden können.

    Spirituelle Erfahrungen sind auch ein Thema für viele Patienten. Dann guckt der Psychiater bei den Physikern, die sagen es gibt keine Spiritualität außerhalb unserer experimentellen Untersuchungen, da sind wir uns sicher. Der Physiker fragt die Mediziner, und die sagen ihm, es gibt keine spirituellen Erlebnisse, ist alles nur Halluzination, das haben auch Gesunde ab und an, da sind wir uns sicher. Das sieht alles sehr unbeweglich aus, und in der Konsequenz fällt das Thema komplett weg.

    Sehr viele Menschen haben aber spirituelle Erfahrungen, und wie der Mensch so ist, verlässt er sich zu aller erst auf seine eigenen originalen Erfahrungen. Das müssen wir Menschen so machen, nur so kann man in einer komplizierten Welt voller Akteure, die Spezialinteressen verfolgen, so halbwegs klarkommen. Wenn dann die Wissenschaft zur Spiritualität überhaupt nichts zu sagen hat, wendet sich Mensch dem dann ab, und lässt das für sich einfach so stehen, oder er sucht sich religiöse Gemeinschaften, wenn er seine Erfahrungen alleine nicht aushält. Was soll Mensch sonst machen, es ist ja nun ganz gut, wenn man seine Erfahrungen in Konzepte integrieren kann.

    Ich finde es sehr interessant, hier im Blog auch mal interdisziplinär zu diskutieren und die Themen, die die Menschen umtreiben, neben den wissenschaftlichen Positionen auch mal auf Basis der Alltagserfahrung anzugehen. Auch wenn diese dem aktuellen Stand der Wissenschaft widerspricht. Ich habe hier die Hoffnung, so manche Betriebsblindheit abbauen zu können, und sammle auch viele interessante Details aus der Welt der Wissenschaft dabei ein.

    „Meiner Meinung nach wäre der Menschheit geholfen, wenn wir mehr miteinander als übereinander reden würden“
    Genau, und das vermissen wir auch als psychiatrische Patienten sehr. Mit den ambulanten Hilfsorganisationen und den dort Beschäftigten sind wir schon ganz gut im Gespräch, aber die studierten Psychiater verlassen ihren Elfenbeinturm anscheinend nicht so gerne.

  3. Wikipedia schreibt:

    “Kommentare

    Bei vielen Weblogs ist es möglich, eine eigene Meinung zu einem Eintrag zu veröffentlichen. Ein solcher Kommentar wird dann auf derselben Seite wie der Eintrag selbst oder als Popup angezeigt. Bei vielen Weblogs kann man jedoch festlegen, ob der Kommentar sofort angezeigt wird oder moderiert, also vom Inhaber geprüft und dann freigeschaltet werden muss. Dies wird häufig angewandt, um Vandalismus und Spam in den Blogs zu verhindern. ”

    Ist die Blog-Beschreibung in Wikipedia richtig oder falsch?

    • Das ist richtig. Der Verlag hat jetzt meinen Blog auf “moderiert” gesetzt, d.h. ich muss jeden einzelnen Kommentar erst freigeben.

  4. Zitat Susanne Hoffmann: „Der Verlag hat jetzt meinen Blog auf “moderiert” gesetzt, d.h. ich muss jeden einzelnen Kommentar erst freigeben.
    .

    Hat auch der Verlag Ihnen nahegelegt, Frau Hoffmann, die Diskussion aus Ihrem letzten Artikel über Wissenschaftsgeschichte und Physik abrupt zu schließen?

    Soll man es auch so verstehen, Frau Hoffmann, dass der Verlag nicht nur Ihren Blog jetzt auf „moderiert“ gesetzt hat, sondern auch selbst die Moderation übernimmt?

    Haben Sie zum Beispiel Gestern einen Kommentar des Teilnehmers „little Louis“ nach kaum 5 Minuten selbst gleich gelöscht, oder hat der Verlag es getan ? Siehe einen Bericht von little Louis darüber hier -> LINK

    Das wäre sehr befremdlich und bedenklich … 🙁

    • Es heißt genau das, was da steht: Ich muss jeden Kommentar freigeben, sonst erscheint er nicht öffentlich. Wenn ich länger offline bin oder meinem Hauptberuf nachgehe und daher eben nicht meinen Blog anschaue, dann wird kein Kommentar freigegeben (weil niemand die Zeit hat, das zu tun) und erscheint also keiner.

      Übrigens war die Diskussion, die ich schloss, alles mögliche, aber keine Diskussion über Wissenschaftsgeschichte: Sie ging inzwischen komplett am Thema vorbei. Wenn sich Leute gegenseitig angreifen, verabscheue und rüge ich das. Wenn eine Kommentarin mir nahelegt, womit ich mich ihrer Meinung nach aufgrund meines Doppelstudium zu beschäftigen hätte, ist das die Kategorie Kommentar, auf die ich nicht eingehe: Wie die meisten Menschen mache ich beruflich das, wofür ich bezahlt werde. Antisemitismus verabscheue ich ebenfalls und dulde ich nicht in meinem elektronischen Wohnzimmer. Politisch motivierte wissenschaftliche Meinungsäußerungen hat es, glaube ich, immer gegeben: siehe “deutsches” gegen “britisches” Gravitationsgesetz (Einstein ./. Newton; wobei sich Einstein nicht als Deutscher verstand/ sogar seinen Pass abgegeben hatte, um staatenlos zu sein, bevor er die Schweizer Staatsbürgerschaft annahm, also die Grundlage der Behauptung fehlte) oder “arische” gegen “jüdische” Lichtablenkung (Soldner ./. Einstein laut Nobelpreisträger Philipp Lennard in den 1920ern), was aus Sicht der Physik Unsinn ist, weil die theoretische Basis ganz verschieden ist und neben Soldner 1804 auch Franzose Laplace 1796 und Brite Mitchell 1783 diesem Gedanken nachgingen… Ein Mensch, der als Wissenschaftler eine Theorie publiziert, ist immer mehr als ein brillanter Theoretiker – er kann eine Religion haben, eine Staatsbürgerschaft,… er hat gewiss eine Sprache und politische Überzeugungen… diese Bereiche zu vermischen, zeugt nicht von klugem Vorgehen und kann man nicht “mal eben” in einem Blogkommentar abhandeln. Ich möchte diesen Kommentatoren eine profunde Weiterbildung nahelegen: 1) um die Faktenlage genau zu kennen, 2) um geschickt zu kommentieren/ diskutieren.

      Summa summarum: Wenn eine unsachliche, nicht zum Thema gehörende Diskussion dann noch aufgrund von fachlichem Unwissen ausgetobt wird, schlage ich den Beteiligten erstmal eine solide Weiterbildung vor, bevor man eine unsachgemäße “Meinung” öffentlich äußert. Demokratie, die freie Meinungsäußerung für alle erlaubt und grundgesetzlich garantiert und mit neuen Medien wie Blog unterstützt, erfordert nun einmal ein hohes Bildungsniveau!

  5. Frau Hoffmann:

    “Der Verlag hat jetzt meinen Blog auf “moderiert” gesetzt, d.h. ich muss jeden einzelnen Kommentar erst freigeben.”

    Verstehe ich es richtig, wenn ich annehme, dass die Kommentare, die sonst allen Regeln entsprechen auch freigeschaltet werden, unabhängig davon von wem diese geschrieben wurden?

    Das frage ich nur deshalb weil seit einiger Zeit (schon länger) Kommentare bestimmter Kommentatoren (in einigen Scilogs-Blogs) gar nicht freigeschaltet werden.

    • solange sich jemand die Zeit nimmt, das zu lesen und ggf freizuschalten, nehme ich an, dass das dann freigeschaltet wird (ich zumindest würde das tun – unabhängig, ob mir die Meinung gefällt oder nicht, sondern Hauptsache, es wird mit Verstand und Respekt kommentiert).

      Ich mache aber nochmals darauf aufmerksam, dass dies ein Zusatzaufwand ist, den wir (in dem Fall ich – sonst die Bloggerkollegen) in unserer FREIZEIT tun! Sie sehen, das zieht ein logistisches Problem nach sich.

  6. Mal eine Erklärung der Software, wenn ein Kommentar geschrieben und gesendet wird, dann kann der Autor diesen solange lesen, wie er mit der Session-ID die Seite des Blogs geöffnet hat, zusätlich steht dort dann (Beitrag befindet sich in Moderation und muss erst freigegeben werden).
    .
    Wird die Seite geschlossen oder neu geladen, dann ändert sich die ID und der Beitrag ist für den Autor nicht mehr zu sehen. Denn er ist ja für alle anderen nicht sichtbar, solange er nicht freigegeben wurde.
    .
    Wenn man nun nicht genau schaut, dann könnte man glauben, der Beitrag wurde gelöscht, aber an dem ist es nicht zwingend.

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