Weihnachtsstern – eben nicht Dreifachkonjunktion

BLOG: Uhura Uraniae

Ko(s)mische Streifzüge durch Zeit und Raum
Uhura Uraniae

Erster Advent: Die Sonnenwende nähert sich und wir feiern dann – in guter römischer Tradition – das Fest der Sol Invictus, der Unbesiegten Sonne, die ab Januar wieder aufs Neue den Jahreskreis durchlaufen wird. Die christliche Tradition, dieses Lichtfest als Geburt des Heilands zu zelebrieren, geht auf die augustäische Selbstverklärung als “Licht der Welt” und “Friedensbringer” zurück, die der Evangelist Matthäus auf seinen Messias, Jesus von Nazareth, übertrug. Wieso allerdings heutzutage an so vielen Krippendarstellungen Jesu Geburtstag mit einem Schweifstern verknüpft wird, ist nicht allen gegenwärtig. Darum hier nochmal die Fakten:

  1. Die Krippendarstellung mit Schweifstern geht auf ein Gemälde von Giotto di Bondone zurück, ist also erst ca 1300 Jahre nach Jesu Geburt erfunden worden und hat mit der Weihnachtsgeschichte eigentlich gar nichts zu tun. Warum Giotto einen Stern so malte, liegt an seiner eigenen Beobachtung des Kometen Halley – also keiner astronomischen oder astrologischen Kenntnis, sondern nur Seh-Erfahrung des Malers.
  2. Ein Komet kann antik nicht die Vorstellung von Matthäus und Vorlage für sein Evangelium gewesen sein, denn Kometen wurden als Unheilsbringer gedeutet und nicht mit Geburten verknüpft. Der einzige Komet, der in Rom in einem Tempel verehrt wurde, ist der Komet von -43, der so genannte “Caesar-Komet”, der mit Tagessichtbarkeit über Rom stand als die Spiele anlässlich der Begräbnis-Huldigungen des Alleinregenten stattfanden. Dieser Komet, der im Volksglaube den Aufstieg von Caesars Seele anzeigte, ist also mit dessen Tod und nicht mit Geburt anverknüpft.
  3. Nachdem für Supernovae und Novae keine Belege existieren, wir also nicht wissen, ob derartiges beobachtet wurde und – falls ja – ob man dies astrologisch deutete, wird meist eine Planetenkonjunktion als wahrscheinliche Basis (Seh-Erfahrung) des Matthäus verhandelt.

Das Problem ist, dass die häufig erzählte Story von einer Dreifachkonjunktion von Jupiter und Saturn in den Fischen nicht stimmen kann. Matthäus berichtet von Weisen aus dem Morgenlande, die bei der Geburt Jesu ankommen. Da sie aus dem Morgenland kommen, denkt er an babylonischen Astronomen (in der Bibel: “Chaldäer”) bzw. Priesterastrologen. Im Zusammenhang mit der Dreifachkonjunktion wird daher interpretiert, dass diese bei der ersten Konjunktion loslaufen, bei der zweiten in Jerusalem am Königshof kein Neugeborenes vorfinden, daher nach Bethlehem wandern und dort bei der dritten Konjunktion Jesus in der Krippe finden. Die Deutung der Chaldäer – so erzählt man heute in Astronomiekreisen – sei dann gewesen, dass der “Königsplanet” Jupiter sich mit dem “Planet der Juden”, Saturn, trifft und zwar im Sternbild “Fische”, was Geburt verheißen soll. Diese Deutung, die seit ca. 400 Jahren (Kepler) erzählt wird, ist eine neuzeitliche Erfindung und hätte sich kein antiker Mensch ausgemalt. Sie beruht auf der (falschen) Annahme, dass

  1.  Saturn der Planet der Juden sei. Die mitteleuropäische Ideologie dahinter ist: i) der Wochentag Samstag/ Sonnabend, der jüdische Sabbat, ist der jüdische höchste Wochentag, also für die Christen der Tag der Juden. ii) Der Samstag ist dem Planeten Saturn zugeordnet (engl. “saturday”), also ist iii) Saturn den Juden zugeordnet.
    Die Babylonier hätten nicht so gedacht: Für sie war Saturn der “Planet des Bösen”, auch “Sonne der Nacht” genannt. Wenn er dem Königsplaneten Jupiter begegnet, dann stößt Böses dem König und seinem Land zu und als Babylonier beginnt man mit Abwendungsritualen und Gebeten zur Besänftigung der Götter. Dem (ehemals) unterworfenen Volk der Juden wurde kein Planet zugeordnet.
    Die sieben Wochentage waren übrigens zur Zeit von Jesu Geburt schon in der jüdischen Kultur im Gebrauch, aber sie hatten nur Nummern (wie man es heute noch z.B. im Portugiesischen findet: sextafeira=sechterTag=Freitag). So ist es im Buch Genesis zu lesen und es wurde erst im 2. Jh. n.Chr. durch Vettius Valens in die Benennung nach Planeten geändert. In augustäischer Zeit hätte also niemand auf der Welt den jüdischen Festtag mit Saturn in Verbindung gebracht.
  2. Sternbild Fische stehe für Geburt. Auch diese Deutung entbehrt jeder Grundlage: Modern wird manchmal fabuliert, dass die beiden Fische, die durch ein mysteriöses Band verbunden gezeichnet werden, mit einer Nabelschnur verknüpft seien, weil sie gerade frisch geborene Jungtiere des darunterliegenden Sternbilds “Walfisch” seien.
    Sternbild Fische heute (Simulation von Stellarium) neben Ketos (unten) und Aquarius (rechts)

    Das ist allerdings antik nicht haltbar, denn abgesehen davon, dass Wale keine Fische sind und damit das deutsche Wort contradiktorisch ist, heißt diese Figur auf Griechisch weder “Wal” noch “Fisch”, sondern “Ketos”. Das ist ein Feuer speiendes Fabelwesen, das im Meer lebt, betrachten wir also das Wort “Ketos” wie einen Eigennamen. Der Ketos gebiert keine Jungtiere an Nabelschnüren.
    Griechisch ist das Band zwischen zwei Fischen unverständlich. Sie haben das Bild Jahrhunderte vor Jesu Geburt von der babylonischen Astronomie übernommen, wo es ebenfalls einem Bedeutungswandel unterlag:
    Rollsiegel aus Uruk aus hellenistischer Zeit zeigen nicht zwei Fische, sondern einen Fisch und einen Vogel (Schwalbe), die mit einem Band verknüpft werden. Die Bedeutung dieses Bildes ist (uns) unklar, sein Name war “Schwalbenfisch”, also wie eine Artbezeichnung (so wie Aal oder Hering).
    Ein Jahrtausend früher gab es das Sternbild “Schwalbenfisch” babylonisch noch nicht, sondern an dessen Stelle prankt eine “große Schwalbe” und im nördlichen Bereich die Göttin Anunitu (Ischtar). Der Anteil von Anunitu (Göttin des sexuellen Begehrens) kann zwar möglicherweise erklären, warum die griechische Fische-Gruppe mit der Liebe zwischen Mann und Frau in Verbindung gebracht wird, aber wichtiger ist, dass die “Große Schwalbe” wahrscheinlich ein so riesiges Sternbild war, dass ihr Schwalbenschwanz durch das V-förmige Sternenband gebildet wurde. Das spätere Sternbild “Fische” existiert also babylonisch gar nicht, sondern war das Sternbild “Schwänze” (dass diese dereinst zur Riesenschwalbe gehörten, war in seleukidischer Zeit vllt. bereits vergessen) und dieses symbolisiert beim besten Willen nicht Geburt.

mittelbabylonisches Bild: Göttin Anunitu, die Große Schwalbe, Gott Ea/Enki
spätbabylonisch/ seleukidisches Bild: Schwalbe und Fisch durch ein Band verbunden neben dem Gott Ea/ Enki.

Beide Bilder: Grundkarte Stellarium, Zeichnungen nach mesopotmischen Vorlagen von R.Perdok/ LWL Planetarium Münster + Susanne M Hoffmann (damals Planetarium und Sternwarte Königsleiten); Erstveröffentlichung in Planetarium Münster 2016, zudem als Kapitel in Wolfschmidt, G. [Hrsg.]: Popularisierung der Astronomie, 2017.

 

Von dem modernen Astronomenmärchen des “Sterns von Bethlehem” als Dreifachkonjunktion von Jupiter und Saturn bleibt also nichts übrig. Vielmehr ist es sehr wahrscheinlich, dass Matthäus die gesamte Propaganda des Augustus auf seinen Messias Jesus übertrug. Der gewünschte Effekt, Jesus als “Licht der Welt” und “Friedensfürst” darzustellen wurde daher begleitet von der der von Augustus sehr oft verwendeten astrologischen Propaganda. Venus spielt in der Augustus-Propaganda eine große Rolle (Stammmutter der Familie von Octavian, die ihn auch mit Gaius Iulius Caesar verbindet) und so liegt es nahe, eher nach Venus-Ideologien und besonderen Konstellationen mit ihr zu suchen. Begegnungen von Venus und dem Königsplaneten Jupiter würden sowohl in der östlichen (babylonischen) Astrologie etwas sehr positives für den König bewirken (nicht notwendigerweise Geburt, aber positives Vorzeichen), wären auch in römischer Augustus-Propaganda positiv und könnten von einfachen Leuten ohne große astronomische Kenntnisse leicht gesehen werden, weil es die beiden hellsten Planeten sind.

Jupiter-Venus-Konjunktionen sind andererseits recht häufig und nicht so rar wie Dreifachkonjunktionen von Jupiter und Saturn. Andererseits gab es in den Jahren 2 und 3 BCE ungewöhnlich enge Begegnungen dieser beiden Planeten, so genannte Planetverschmelzungen, d.h. dass sie fürs bloße Auge nicht mehr auflösbar waren. Das wäre sehr leicht aufgefallen. Zudem wurde es (daher) in der Propaganda des römischen Kaisers genutzt und bietet daher eine – seit ca. 30 Jahren verhandelte – gute Alternative, was Matthäus wohl im Hinterkopf hatte, als er seinen Stern in die Weihnachtsgeschichte schrieb. Natürlich wissen wir auch das nicht genau, aber dass es jedenfalls nicht die viel zitierte Dreifachkonjunktion gewesen sein kann, habe ich oben ausführlich diskutiert.

historischer Cosmorama-Projektor unter Sternfeuerwerk

Avatar-Foto

Veröffentlicht von

"physics was my first love and it will be my last physics of the future and physics of the past" Dr. Dr. Susanne M Hoffmann ist seit 1998 als Astronomin tätig (Universitäten, Planetarien, öffentliche Sternwarten, u.a.). Ihr fachlicher Hintergrund besteht in Physik und Wissenschaftsgeschichte (zwei Diplome), Informatik und Fachdidaktik (neue Medien/ Medienwissenschaft) als Weiterqualifikationen. Sie ist aufgewachsen im wiedervereinigten Berlin, zuhause auf dem Planeten Erde. Jobbedingt hat sie 2001-2006 in Potsdam gelebt, 2005-2008 saisonal in Mauretanien (winters) und Portugal (sommers), 2008-2009 und 2013-'15 in Berlin, 2010 in Hamburg, 2010-2012 in Hildesheim, 2015/6 in Wald/Österreich, 2017 in Semarang (Indonesien), seit 2017 in Jena, mit Gastaufenthalten im Rahmen von Forschungskollaborationen in Kairo+Luxor (Ägypten), Jerusalem+Tel Aviv (Israel), ... . Ihr fachliches Spezialgebiet sind Himmelskarten und Himmelsgloben; konkret deren Mathematik, Kartographie, Messverfahren = Astrometrie, ihre historische Entwicklung, Sternbilder als Kulturkalender und Koordinatensystem, Anomalien der Sternkarte - also fehlende und zusätzliche Sterne, Sternnamen... und die Schaustellung von alle dem in Projektionsplanetarien. Sie versteht dieses Blog als "Kommentar an die Welt", als Kolumne, als Informationsdienst, da sie der Gesellschaft, die ihr das viele studieren und forschen ermöglichte, etwas zurückgeben möchte (in der Hoffnung, dass ihr die Gesellschaft auch weiterhin die Forschung finanziert).

20 Kommentare

  1. Sehr geehrte Frau Hoffmann, ich stimme Ihrer Kritik der Konjunktions-Hypothese zu, doch der “Stern” könnte für Apostel Matthäus durchaus ein Komet gewesen sein. Diese These eliminiert allen astrologischen Klimbim, denn ein Komet zeigt einfach – von Ost nach West gesehen – auf eine Region & eine Stadt, that’s it. Dass viele (nicht alle) Leute damals Kometen fürchteten, gestehe ich gerne ein, aber GENAU DAS SAGT DIE BIBEL: bitte mal Matthäus 2, Vers 3 lesen. Mit den freundlichsten Grüßen ebenfalls aus Berlin Ralf Bülow

  2. Der Stern von Bethlehem,
    wenn Gott es fertig gebracht hat, seinen “Sohn” auf die Erde zu schicken, dann hat er es auch fertig gebracht , einen außerplanmäßigen Meteor zu schicken.
    Aber ich finde es gut, dieses Problem zu thematisieren, nicht weil der eine oder andere Recht haben soll, sondern weil auf die Geburt des Erlösers hingewiesen wird.

  3. @christ: Hier geht es nicht um Glaubensfragen. Christen dürfen einfach an einen Stern glauben, denn das ist es, was den Messias laut Altem Testament (u.a.!) kennzeichnet – Juden und Muslime dürfen das ebenso gern sein lassen, wenn’s beliebt. Hier geht es einzig und allein darum, was in Planetarien jedes Jahr mit der gleichen Zuverlässigkeit erzählt wird, wie in den Kirchen die Evangelien von Matthäus und Lukas, die über eine Geburt eines Kindes berichten, bei der sie nicht dabei waren. Der Anteil astronomischer Bildung, die wir aus dieser alten Geschichte ziehen können, ist nicht, was sich zu Jesu Geburt abspielte, sondern was zum Zeitpunkt seines Todes (ca. 30-50 nach seiner Geburt) von den Aposteln erzählt wurde. Darum können wir auch nicht spekulieren, was zu Jesu Geburt passierte (das weiß nur Maria), sondern nur, was die Schreibenden im Sinn hatten als sie ihre Schriften verfassten – also was die Schreibenden bzw. ihr Publikum gesehen haben könnten und ihnen als etwas Besonderes im Kopf geblieben war.

  4. “Alle Jahre wieder….” Und das schon seit über zweitausend Jahren ! Immer der Wunsch: Friede auf Erden. Schon damals haben sich die Juden einen Messias gewünscht, der ihnen endlich Frieden bringen möge. Als wissenschtlich Interessierter scheinen mir diese Denkmodelle von dem wegweisenden Stern wenig logisch. Aber ich würde daran glauben,wenn ich wüßte die BOTSCHAFT dieses Messias ist bei den Menschen angekommen.Dann auf die nächsten zweitausend Jahre…

  5. Soweit ich weiß steht in der Bibel in keinem Vers etwas von drei Königen aus dem Morgenland auch bei Mt. Ob Magoi Könige oder Weise oder was auch immer sind, ist vielleicht nicht so wichtig, aber gerade drei steht da eben nicht.
    Vielleicht sollte man einen Text lesen, bevor man ihn falsch zitiert und als Argument benutzt.

  6. Vielen Dank für diesen Artikel. Nur dürfen wir es uns – wie ich meine – mit der astrologischen Interpretation von Jupiter & Saturn so einfach nicht machen. Welchen Stellenwert Jupiter und Saturn in Babylon hatten, erweist sich allein schon durch die Verwendung des Sexagesimalsystems, das ja ganz offensichtlich durch die alle 60 Jahre im gleichen Sternbild sich wiederholenden Konjunktionen, die langsam durch alle zwölf Tierkreiszeichen weiterwandern, wie eine Blaupause vom Himmel geholt wurde. Hier geht es also um die Grundlage der gesamten “Mess- und Regeltechnik” des mathematischen Altertums. Das spiegelt sich neuzeitlich durchaus in der Grundlage des aktuellen Kalenders: niemand wird bezweifeln, dass mit Christi Geburt die Zeitrechnung der westlichen Welt beginnt. Die “Geheimformeln” der antiken Astronomie, Zahlensysteme und Astrologie sind die geometrischen Figuren von Pentagram (Pythagoras) und Hexagram – und natürlich sind diese – als Grundlage einer Königsgeburt – allein maßgebend. Da hat Kepler ganze Arbeit geleistet. Was wir hingegen von babylonischer Astrologie wissen, sind Ausschnitte, einzelne Puzzle-Steinchen. Die Grundlage des täglichen Rechnens hingegen reicht von dort bis zum britischen Pfund.

  7. Es geht mir hier nicht darum, endlich die einzig wahre Interpretation zu liefern, was dieser Stern war. Vielmehr ist mein Appell zweierlei:
    1) Wir sollten aufhören, den babylonischen Gelehrten irgendwelchen Humbug anzudichten, weil es seit Jahrzehnten so gemacht wird. Kepler konnte die babylonische Astrologie nicht kennen, denn um 1600 war Keilschrift seit etwa 1500 Jahren ausgestorben und stand weitere 250 Jahre vor der Entschlüsselung durch Altertumsforscher. Johannes Kepler ist absolut kein Vorwurf zu machen, denn er konnte es nicht besser wissen. ABER WIR – wir können es besser wissen, wenn die Astronomen und Astronomielehrer sich nicht zu fein sind, auch mal andere Wissenschaftler als Physiker zu konsultieren. In diesem Fall ist es angemessen, die Assyriologen zu fragen, denn auch die haben ihr Fach und die Kenntnis vom Alten Babylon (etc.) in den vergangenen Jahrzehnten / Jahrhunderten enorm vorangebracht. Wir wissen also jetzt mit Sicherheit, dass die lieb gewonnene Story mit der Dreifachkonjuntion falsch sein muss – d.h. weder Matthäus noch die zeitgenössischen mesopotamischen Gelehrten hätten so gedacht. Kepler hat so viel richtiges gefunden – warum lehren wir ausgerechnet diejenige seiner Thesen, die inzwischen eindeutig widerlegbar ist?
    2) Überhaupt ist die populäre Frage “was war der Stern von Bethlehem” völlig falsch gestellt. Der Stern, der nur bei Matthäus vorkommt, hat eine Funktion in der Geschichte. Damit er diese Funktion ausüben kann, muss er für die Zeitgenossen des Matthäus verständlich sein: Es wäre doch sinnlos, mit viel Sorgfalt einen Stern in die nicht erlebte Geschichte zu basteln, den niemand versteht. Das heißt richtig müssen die Fragen lauten: “was hatte Matthäus im Kopf, als er die Geschichte machte”, “woran in der Seh-Erfahrung seiner Zeitgenossen erinnert er?”

    Es spielt – wie gesagt – überhaupt keine Rolle, ob der Stern wirklich da war oder nicht, also was er gewesen sein könnte. Wir werden es auch nie feststellen, weil wir gar nicht wissen, wann Jesus geboren wurde, weil man Geburtstage nicht aufschrieb: Das alles ist eine Sache des Glaubens und dafür sind andere Blogger zuständig.

    Wichtig ist aber nicht nur, dass wir (alle) diese Unbestimmbarkeit feststellen, sondern auch, dass wir Astronomen aufhören, in der Öffentlichkeit das Märchen von der Dreifachkonjunktion zu erzählen und einsehen, dass die ganze Frage falsch gestellt war: Es hat einen Stern gegeben – es muss einen besonderen “Stern” gegeben haben – damit die Geschichte von Matthäus überhaupt erfolgreich an die Menschen gebracht werden konnte. Ob Jesus bei diesem “Stern” geboren wurde oder schon 4 Jahre alt war, spielt keine Rolle und lässt sich nicht mehr feststellen. Daher lohnt es nicht, darüber zu spekulieren. Wir dürfen nur fragen, was dieses besondere Objekt war, an das Matthäus und seine Zeitgenossen dachten.

  8. @Einer Sie haben Recht, dass im Text die Zahl “3” nicht steht; ich hatte mich beim Schreiben mal wieder selbst überholt, so dass die Zahl (für Krippendarstellungen mit Schweifstern gemeint) plötzlich dem Matthäus zugeschrieben erschien: Das Missverständnis habe ich korrigiert.
    Der persönliche Angriff ist aber ungerechtfertigt: Erstens habe ich diesmal nicht zitiert, zweitens habe ich Weihnachten 2012 sehr ausführlich beide Texte (Lukas und Matthäus) zitiert, um eine andere Konjunktionshypothese vorzustellen und mich seither immer wieder auf dies berufen.

  9. Zitat Frau Hoffmann – 11. Dez. 2018:
    Es hat einen Stern gegeben – es muss einen besonderen “Stern” gegeben haben –
    Kommentar:
    Diesen Stern hat es wirklich gegeben und gibt es heute noch, es ist der “Polarstern“!
    Im Bericht von Matthäus, Kap. 2 heißt es u. a.: (Konkordante Übersetzung)
    2) Wo ist der geboren wird als König der Juden? Denn wir gewahrten Seinen Stern im
    Morgenlande und kamen, um anzubeten vor Ihm.
    9) Sie aber, da sie den König (Herodes) gehört, gingen hin (nach Bethlehem), und siehe,
    der Stern, den sie im Morgenlande gewahrten, ging ihnen voran, bis er kam und oben über
    die Stätte gestellt ward, wo das Knäblein war.
    Verlauf:
    Bei Matthäus ist von Magiern (einer Gruppe) die Rede, es waren aber wohl Männer aus
    Babylon (Morgenland), welche zu Zeiten des Propheten Daniel (ca. 600 Jahre v. Chr.) zu den
    Weisen gezählt wurden. (Dan., Kap. 2)
    .
    Daniel, ein kriegsgefangener Jude wurde seinerzeit vom König Nebukadnezar als Präfekt
    über die Weisen des Landes eingesetzt. Lt. Kap. 7, 13 hatte Daniel damals auch einen mit
    göttlicher Vollmacht ausgestatteten König angekündigt und als Jude wahrscheinlich auch über
    einen zu erwartenden Messias gesprochen.
    .
    Da auf der Nordhalbkugel der Polarstern von überall zu sehen ist, galt er bei diesen Männern
    – der Sternenkunde mächtig – als etwas besonderes, erhabenes, eine Orientierungsgröße.
    .
    So wie die Männer (Weise) lt. Matthäus, Kap. 2,12 in einem Traum Weisung erhielten, auf
    einen anderen Weg zurückzukehren, könnte es auch zu Beginn der Reise gewesen sein.
    .
    Eine Reise, ähnlich wie bei Seefahrern:
    Entlang des 32. Breitengrades geht es (vermutlich nur nachts) von Babylon Richtung Westen
    nach Jerusalem. Der Polarstern ist so ziemlich immer im gleichen Winkel sichtbar.
    Von Jerusalem geht es dann weiter Richtung Süden nach Betlehem, wahrscheinlich auch nur
    nachts. Es heißt ja: Der Stern ging in ihnen voran.
    .
    Fakt ist, dass auf der nördlichen Halbkugel bis zur Sonnenwende die Sonne von Nord nach
    Süd wandert, mit anderen Worten:
    Die Tage werden kürzer und der Polarstern erscheint früher am Abendhimmel, geht also
    voran.
    Pünktlich am Tag der Sonnenwende erreichen die Weisen dann den neugeborenen,
    zukünftigen Weltherrscher “Jesus Christus“ und bringen Ihm Gold für den König,
    Weihrauch und Myrrhe als Räucheropfer einer göttlichen Verehrung.
    .
    Das Jesuskind in der Krippe ist mittlerweile ca. 2 000 Jahre alt und alles in der Welt sieht
    danach aus, dass ER sehr bald, wie versprochen wiederkommt.
    W. Bülten

  10. @ Susanne M. Hoffmann: “ABER WIR – wir können es besser wissen, wenn die Astronomen und Astronomielehrer sich nicht zu fein sind, auch mal andere Wissenschaftler als Physiker zu konsultieren. In diesem Fall ist es angemessen, die Assyriologen zu fragen, denn auch die haben ihr Fach und die Kenntnis vom Alten Babylon (etc.) in den vergangenen Jahrzehnten / Jahrhunderten enorm vorangebracht.”:

    mit diesem Textabschnitt haben Sie völlig Recht – nur die Begründung wg. der Dreifachkonjunktion Jupiter/Saturn in Fische ist nicht plausibel. Einmal schreiben Sie unter Punkt 1 nur über Saturn. Claudius Ptolemäus berichtet (relativ zeitnah und in Zusammenfassung des damaligen Wissens) im Tetrabiblos über Jupiter & Saturn im Zusammenwirken: “Also wenn Saturn der Anführer ist unter den Begleitern, erwirkt er Macht durch Reichtum und Überfluss an Habe. Jupiter aber und Venus durch Gunst, Geschenke, Ehrerbietung und Großherzigkeit.” – (Nach Dr. J.W. Pfaff “Von den Ehren und Würden”) – und weiter: “Also beschert Saturn Reichtum durch Gebäude, Schifffahrt und Ackerbau, Jupiter durch Treue, durch Befehlshaber und priesterliche Stellen.” (“Von den Glücksgütern”) – sowie: “Ist er dabei mit Jupiter befreundet (also in Konjunktion M.T.), bei ehrenvollen Umständen (gemeint ist der Ort im Zodiak, M.T.), so wirkt er das Gute, das Alter ehrende, Anstand, edle Gesinnung … “ usw. “Im Gegenteil aber Gemeine, Tolle, Furchtsame … ” usw. “Von der Gemütsbeschaffenheit”. Bekanntlich lebte Κλαύδιος Πτολεμαῖος um 100-160 p.Chr. – also in jedem Fall vor Niederschrift der Evangelien und subsummierte Wissen, dass bereits um das Jahr 0 common sence gewesen sein dürfte.

    Ihr Jupiter/Saturn Argument ist also für die Zeit von Christi Geburt nicht haltbar.

    Des weiteren: warum gehen Sie auf das Hexagram-Argument und das Sexagesimalsystem gar nicht ein? Habe ich mich nicht verständlich ausgedrückt? Das astrologische System fixiert und beschreibt die Zyklen der Planeten in geometrischen Figuren – diese Figuren entstehen nicht durch Saturn allein z.B. – sondern lassen sich vom Himmel über längere Zeiträume aus dem Zusammenwirken von 2 Planten ablesen: und da malen Jupiter und Saturn in 60 Jahren – also nach 2 Saturn und 5 Jupiter Umläufen jenes bekannte Hexagram, wenn sie sich im selben Zeichen wieder treffen.

    Es mag auch stimmen, dass das Nabelschnur-Argument ein wenig merkwürdig ist. Nicht merkwürdig ist aber das Erscheinen des Messias im Zeichen Fische: wir dürfen uns daran erinnern, dass das erste Symbol des Christentums nicht das Kreuz, sondern der Fisch ΙΧΘΥΣ war. Außerdem stand der Frühlingspunkt im Sternbild und Tierkreiszeichen Widder (Amun) – also erstmals seit ca. 25800 Jahren in Kongruenz mit den Jahreszeiten und der Wechsel von der alten in die Neue Zeit wurde herbeigesehnt.

    Übrigens: wir müssen davon ausgehen, dass Astrologie älter ist, als ein großes Jahr, “platonisches Jahr” – schließlich werden die relevanten Zeitpunkte durch neue Entdeckungen immer weiter zurück datiert und der älteste bekannte “Tierkreis” in der Höhle von Lascaux datiert 30 000 Jahre, mithin vorsintflutlich im wahrsten Wortsinn.

    Schließlich: nicht nur Assyrologen und Ägyptologen sollten die Astronomen fragen, sondern Assyrologen und Ägyptologen werden diese Zeiten und daher auch die Gegenwart niemals entziffern können, wenn sie keine Astrologen fragen, denn wie soll man Texte verstehen, von deren Inhalt man keinen blassen Schimmer hat (Jan Assmann 🙂 … )?

    Daher ist es nicht unwichtig, zu wissen, dass die Fische das Zeichen des Geistes sind, der Verbindung zu den spirituellen Welten. Für die Geburt eines Gottes nicht ganz unerheblich.

  11. @wi_bue2: Der Polarstern war damals nicht Polarstern. In sämtlicher antiken astronomischen Literatur (Hipparch u. folgende) wird gesagt, dass Autoren, die gegenteiliges behaupten nicht recht haben. Und wenn man irgendwas im Norden verwendet hätte als “Gestirn”, das vor einem herläuft, dann hätte es die Herrschaften nach Norden geleitet und sie wären nicht aus dem Morgenlande nach Bethlehem gekommen.
    @Markus Termin: Ich bin kein Astrologe und kein Astrologiehistoriker. Man kann gewiss bei Stuckrad nachlesen, was zu welcher antiken Zeit “common sense” der Astrologie war, falls es diesen je gegeben haben sollte. Auf den Tetrabiblos beruht letztlich auch Keplers Astrologie, der allg. als Wurzel der modernen Story zitiert wird. Das ändert nichts daran, dass die (griechische) Astralwissenschaft und -divination von Almagest und Tetrabiblos zwar babylonische Wurzeln hat, aber nicht mehr die babylonische ist. Es ist ein Irrtum, dass wir über die babylonische Astralwissenschaft wenig wissen: Da wurde in den vergangenen Jahrzehnten sehr viel neues herausgefunden. Mit meiner Sternbilder-Forschung (als mathematisches Referenzsystem) kratze ich da nur an der Oberfläche der “Assyriologischen Astronomie”, aber was ich oben schrieb, sind bekannte Fakten, die man im “Grundstudium” dieses Faches lernt. Also kein Geheimwissen oder Spezialisierungen, die niemand außer mir kennen würde: Man muss nur die “richtigen” Leute fragen, um zu wissen bzw. am Puls der Forschung sein anstatt veraltete Bücher zu lesen. Weil das alles eben kein Geheimnis ist, sich nur eben noch nicht in der Öffentlichkeit herumsprach (naturgemäß, denn es muss erst in der Wissenschaft etabliert sein, bevor es in weitere Kreise kommuniziert wird), habe ich das hier nachgeholt.

  12. @ Susanne M Hoffmann: vielen Dank für Ihre Antwort. Das ist einerseits extrem nett, andererseits aber auch etwas merkwürdig, was Sie da sagen. Hochinteressant ist das Stichwort “mathematisches Referenzsystem” – das Sie mit “Sternbilderforschung” verbinden. Ich hoffe sehr, dass Sie das publizieren und auch Laien zugänglich machen: ich würde es sofort kaufen. Aber in diesem Zusammenhang sagt Ihnen Sexagesimalsystem nichts? – und Sie mögen das auch nicht mit dem Jupiter/Saturn Zyklus verbinden, um den es ja bei der dreifachen großen Konjunktion topic auch tatsächlich geht? Warum nicht? Ist es nicht schicklich, Ideen – sogar recht einfache und klare – von außen anzunehmen? Es ist doch nicht schlimm, wenn man sich mal irrt – oder gibt es ideologische Vorbehalte?

    Merkwürdig sind ihre Worte zu “veralteten Büchern”. Es handelt sich um historische Dokumente aus der Zeit um Christi Geburt. Wenn Sie den Tetrabiblos nicht mögen, nehmen wir einfach Marcus Manilius direkt aus Kaiser Augustus Zeiten: der ist uns ganz sicher komplett und im Original erhalten, ich hab ihn im Regal. Soll ich daraus über die Jupiter/Saturn Konjunktion zitieren?

    Sicher wissen Sie aufgrund ihrer Forschungen viel mehr als ich über babylonische Astralreligion, da würde ich gern von Ihnen lernen. Aber die ist hier gar nicht Thema. Hier geht es – sie haben das ja selbst vorgegeben – um den Stern von Bethlehem und Keplers Idee, dass es sich um die dreifache Konjunktion Jupiter/Saturn 7 a.Chr. handelt – 1000 bis 2000 Jahre später als die assyrischen Systeme.

    Falls wir über babylonische Astralwissenschaft viele neue Sachen wissen, sind wir Astrologen die ersten, die ganz große Ohren bekommen: mein Rat an die Assyrologen wäre: springt über euren Schatten und redet mit den Astrologen. Beispielsweise mit Rafael Gil Brand in Hamburg. Seine Quellen-Forschungen zur hellenischen Astrologie – also die Auswertung und Interpretation aller vorhandenen Quellen (“Lehrbuch der klassischen Astrologie”, “Himmlische Matrix”, beide Chiron-Verlag) – würden wohl für die Assyrologen nicht nur zu Übersetzungen, sondern auch zum Verständnis dessen führen, was diese Übersetzungen bedeuten, sofern das Wissen der ganz Alten bei den Griechen einen Nachschlag gefunden hat.

    Was die Kritik an ihren ignoranten Astronomie-Kollegen angeht, steht zu befürchten, dass es denen gar nicht um Wissen und Erkenntnis geht. So mancher von denen hält Philosophie für überflüssig und die Geisteswissenschaften für sinnlose, irrelevante Spielerei: ihren eigenen Quatsch aber für harte Münze. Und wenn man sie trifft, unken sie über gar so “Dunkle Materie” von der sie gar nichts wissen, aber viel erzählen.

  13. Nachtrag zum Kommentar vom 11. Dezember 2018 @ 23:09
    a) Mit dem genannten Polarstern ist der in der Astronomie bekannte Doppelstern
    “Stella Polaris“ gemeint. Vielleicht gibt es ja einen besseren Orientierungsstern?
    In der Antike – die lt. Wikipedia etwa von 800 v. Chr. bis ca. 600 n. Chr. reicht –
    hieß er bei den Griechen “Phoenice“.
    b) Im Matthäus-Bericht ist von einem Bethlehem in Judäa die Rede, es liegt südlich
    von Jerusalem.
    c) Die genaue Reiseroute ist nicht bekannt und dementsprechend hier nur als grobe
    Luftlinie definiert.
    Dies nur zum besseren Verständnis.
    W. B.

  14. Wenn wir Weihnachten unter den bekannten Bedingungen feiern, wird das wohl keiner von uns wieder abschaffen wollen. Hier hat die Religion die frühere Wintersonnenwende vereinnahmt.
    Der Astronom Prof. Herrmann hat in einem Vortrag auch erläutert, dass Jesus weder im Dezember noch im Jahr 1 geboren wurde. Es war noch ein Monat der Weide von Tieren und das Jahr 6 oder 7 v. Chr.
    Wie heißt es in Mt 2,9? „… Der Stern, den sie schon bei seinem Aufgehen beobachtet hatten, ging ihnen voraus. Genau über der Stelle, wo das Kind war, blieb er stehen.“ Das kann kein natürlicher Stern! Aber diesen Satz hat keiner zitiert – oder zitieren dürfen? Und dabei ist es so logisch. Wie sagte doch der Prophet Ezechiel (Ez 12,2): „Diese Leute haben Augen und wollen nicht sehen, haben Ohren und wollen nicht hören!“
    Eine Zuordnung ist nur möglich, wenn das Licht um 200 m über dem Objekt erscheint, vgl. Hub-schrauber. Nicht einmal ein Flugzeug in 10.000 m Höhe kann einem Haus am Boden zugeordnet werden. Ich habe sogar eine Stelle gefunden, wo vom Jupiter ein Lichtstrahl ausging und Betlehem erhellte.
    Wenn ich daran denke, was alles in den Medien über die Planetenkonjunktion bis zur Supernova als „Stern von Bethlehem“ „verkauft“ wurde, das war zwar religions- und wissenschaftskonform – hatte aber nichts mit Wissenschaft zu tun. Da gefällt mir die Einschätzung von Frau Hoffmann: „Von dem modernen Astronomenmärchen des „Sterns von Bethlehem” als Dreifachkonjunktion von Jupiter und Saturn bleibt also nichts übrig.“ Im Allgemeinen sind Jupiter und Saturn eine Zweifachkonjunktion. Bei einer Dreifachkonjunktion soll Mars noch dazu gehören. Genauso gefällt mir der Satz aus einer anderen Quelle: Hätte es den Stern von Bethlehem nicht gegeben – wäre er wohl nicht in der Bibel! Das sind sehr gute Schlussfolgerungen! Der Stern war ja nur für die 3 Personen gedacht – also favorisiere ich eine Flugmaschine mit Scheinwerfer! Wenn man die Bibel aufmerksam liest, werden mehrere Flugmaschinen beschrieben.

  15. @ Markus Termin
    Sie schreiben zu „veralteten Büchern“, Literatur der Zeit um Christi – ich befasse mich noch deutlicher mit Literatur aus der Vorzeit von Christus in Form übersetzter Keilschriften. Sie gehören in einer umfangreichen Literatursammlung zu den Texten aus der Umwelt das Alten Testaments (TUAT). In der Hochschule Wismar halte ich zu verschiedenen Themen Vorträge, die auf diese Texte zurückgehen. Mein Buch http://amzn.to/2p9wauS befasst sich mit der Entstehung unseres Sonnensystems, das einige Probleme der Wissenschaft/Astronomie umgeht. Dazu ist es auch interessant, dass uns die Bibel in 1. Mo 1,2 schon sagt, dass wir keine Wasserträger (Kometen und Asteroiden für unser Wasser brauchten, denn es war schon da.) Soweit ein kleiner Schweif, den es natürlich beim Weihnachtsstern nicht gab.

  16. Niemand weiß, wann Jesus geboren wurde und keinem der Berichte (Matthäus, Lukas) kann Historizität nachgewiesen werden, weil auch alle Evangelisten nicht dabei waren. Ich werde mich daher nicht zu dieser Diskussion äußern, Hr Deistung, weil da keine Erkenntnis zu holen gibt – schon gar nicht aus dem Stern im Bericht. (s.o.) Prof. Herrmann in allen Ehren, aber dafür muss man nicht ihn oder einen anderen Astronomen zitieren, weil das eine Binsenweisheit ist: Es wird Ihnen vermutlich jeder Theologe der Welt bestätigen, dass wir über das Leben Jesu keine sicheren (historischen) Kenntnisse haben außer für das letzte zirka halbe Jahr seines Daseins. Alles davor ist allein von “Klatsch und Tratsch” und Legendenbildung um einen geistigen Führer zusammengeschrieben.

    Herr Termin, die von Ihnen genannten Bücher von Manilius und Ptolemaios meinte ich nicht, als ich empfahl, nicht “veraltete” Literatur zu nutzen. Diese sind historische Quellen, aber für griechisch-römische Astrologie und nicht für babylonische. Für letztere ist die Keilschriftliteratur und nicht die griechische zu empfehlen. Man kennt inzwischen zahlreiche Unterschiede der babylonischen und griechischen Astralwissenschaft: sowohl der Sterndeutung als auch der mathematischen Prozeduren als auch der Auffassung des Ganzen (“Weltbilder”).
    Sie fragen nach meinen Publikationen zur Sternbilderforschung: 1) ein Artikel über Visualisierungen des babylonischen Tierkreises in zwei historischen Epochen (didaktisch reduziert) erschien dieses Jahr in G. Wolfschmidts Buch “Popularisierung der Astronomie”, 2) meine Dissertation zur Rekonstruktion von Hipparchs Himmelsglobus (und auch eines hypothetischen, aber sehr plausiblen babylonischen Globus’) erschien 2017 bei Springer, 3) neueste Erkenntnisse schreibe ich gerade zusammen und werden (hoffentlich) nächstes Jahr bei Eisenbraun (Assyriologie) erscheinen. Das alles betrifft aber nicht die astrologischen Deutungen, die Sie bei Manilius, im Tetrabiblos und bei Kepler lesen, sondern es betrifft die mathematische Astrometrie. Babylonische Sterndeutung lernen Sie in der Literatur von F. Rochberg, E. Reiner, K. von Stuckrad, David Brown, und vielen anderen Assyriologen… ich bin darin kein Experte, sondern habe dies nur am Rande meiner eigenen Studien zur Kenntnis genommen. Diese marginale Kenntnis ist hinreichend, um den Widerspruch von babylonischem Planetenglauben und der Astrologie der Dreifachkonjunktionshypothese festzustellen: Das passt einfach nicht zusammen.

  17. @ Markus Termin
    Sie schreiben zu „veralteten Büchern“, Literatur der Zeit um Christi – ich befasse mich noch deutlicher mit Literatur aus der Vorzeit von Christus in Form übersetzter Keilschriften. Sie gehören in einer umfangreichen Literatursammlung zu den Texten aus der Umwelt das Alten Testaments (TUAT).
    In der Hochschule Wismar halte ich zu verschiedenen Themen Vorträge, die auch auf diese Texte mit zurückgehen. Dazu ist es auch interessant, dass uns die Bibel in 1. Mo 1,2 schon sagt, dass wir keine Wasserträger (Kometen und Asteroiden für unser Wasser brauchten, denn es war schon da.) Zwischen den Schriften des TUAT und der Bibel gibt es durchaus Verbindungselemente!
    Soweit ein kleiner Schweif, den es natürlich beim Weihnachtsstern nicht gab.

  18. @ Susanne M Hoffmann
    Ihr Satz „Von dem modernen Astronomenmärchen des St. v. B…“ hatte mir schon sehr gut gefallen.
    In Ihrer Antwort schreiben Sie „Niemand weiß, wann Jesus geboren wurde…“ Das ist grundsätzlich richtig. Nur wenn es Jesus gab, muss man natürlich nach einem Geburtstag suchen. Und die Wissenschaft/Astronomie fand sich ja auch herausgefordert – und suchte in der Sternengeschichte – bis zur Supernova! Sie sind für mich die erste Wissenschaftlerin, die das für mich auch richtig formuliert hat, s. o. – und den Schlusssatz in Ihrer Antwort!
    Es gab eine Zeit, da wurde die Wintersonnenwende gefeiert – und so hat die Religion nach Möglichkeiten gesucht, diesen Zeitpunkt religiös zu nutzen.
    Hätte es den Stern von Bethlehem nicht gegeben – wäre er wohl nicht in der Bibel!
    Keine jahrelange Kenntnis von Jesus – ich gehe davon aus, dass man ihn auf seine Aufgaben vorbereitet hat – vgl. Henoch, seine Studien „oben“ und seine Aufzeichnungen, Bücher H.
    Die Götter der Sumerer, Babylonier, Ägypter, Griechen hatten zwar landestypische Namen, waren aber immer dieselben. Die Führung hatte Anu, sein Sohn Enlil mit der Halbschwester als sein Nachfolger (vgl. Abraham und Sara) und sein 1. Sohn Ea/Enki als Chefwissenschaftler. Sie haben den Menschen geschaffen; Prof. Pääbo MPI Leipzig hat nach Genuntersuchungen schon 2010 ein Datum vor um 300.000 Jahren ermittelt. Die Religion war zur Führung der Menschen entwickelt und beinhaltete auch jede Menge hochtechnologische Beschreibungen sowohl in den heiligen Schriften als auch in den Texten aus der Umwelt das Alten Testaments. Das ist zwar so (noch) nicht religionskonform und selbst die Wissenschaft folgt hier – ich habe es oft genug erlebt.
    Sie verwiesen mich mal an Dr. (jetzt Prof.) Ossendrijver und ich schrieb ihm. Seine wichtigste Information: Die Babylonier kannten außer der Erde nur Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn. Er schimpfte noch auf Z. Sitchin, ich listete ihm die im Enuma Elisch genannten 12 Mitglieder unseres Sonnensystems auf – er brach den Schriftverkehr sofort ab. Etwa vergleichsweise lief es bei Dr. Heiser, der mir ja auch in Blogs empfohlen worden war.
    Stichwort: „babylonischem Planetenglauben“ – hier habe ich mich mit dem Enuma Elisch auseinandergesetzt und den Artikel von Prof. Palme „Die Entstehung des Mondes bleibt ungeklärt“ SuW 9/15 als eine richtige Erkenntnis gesehen. Das war der Einstieg für mein Mondbuch, dass dieses Jahr erschien. Vor einem guten Monat habe ich dazu einen Vortrag in der Hochschule Wismar gehalten und spektrum.de eine Einladung geschickt.
    Meine Leserzuschrift Mond dazu wurde nicht veröffentlicht. Die Bibel weiß sogar, dass die Erde keine Wasserträger brauchte: 1. Mo 1,2! Warum weiß die Bibel das? Im Hintergrund standen die gleichen Autoren – auch für den Asteroiden-Gürtel.

Schreibe einen Kommentar