Die Erhitzung der Ozeane – Orcas und Ozean-Zirkulation (Teil 4)

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Teil 1: Die Erhitzung der Ozeane – was heißt das eigentlich?
Teil 2: Die Erhitzung der Ozeane – Heilbutt und Blob im Nordpazifik
Teil 3: Die Erhitzung der Ozeane – Giftige Algenblüten und hungernde Grauwale

6 b) Atlantische Nordkaper in der Klimakrise

Im Atlantik ist die Situation etwas anders: Auch dort hat die Erwärmung der Ozeane dazu geführt, dass Nordkaper (Nördliche Glattwale, Eubalaena glacialis) andere Fressgründe aufsuchen, dabei folgen sie ihrer Beute nach Norden. Durch die Verlagerung ihrer Wanderrouten geraten die stark bedrohten Meeresriesen neuerdings in die Schifffahrtslinien sowie Küstenfischerei Kanadas und der USA. Da dieser Nordkaper-Bestand bei der letzten Zählung aus nur noch rund 390 Tieren bestand und jetzt auf einmal die jährliche Todesrate auf rund 40 Tiere gestiegen ist, befürchten WissenschaftlerInnen und andere Walfans deren baldiges vollständiges Aussterben. Anders als im Fall der Grauwale ist der Eubalaena-Bestand zu klein, um eine Anpassung an die Klimaänderung zu überleben. Mein ausführlicher Beitrag dazu ist hier.

Nun kann man sich sagen, dass kein Mensch Wale braucht, sie sind „nice to have“, aber wir können auch ohne überleben. Das könnte ein Trugschluss sein. Wale sind Ökosystem Ingenieure und durch ihre Größe und die Mengen, die sie fressen und ausscheiden sowie die Durchmischung der Wasserschichten durch ihr Auf- und Abtauchen Ökosystem Ingenieure und wichtig für die Stoffkreisläufe in den Meeren. Ohne Wale würde es für eine ganze Reihe andere Organismen ziemlich blöd laufen: Wale düngen das Südpolarmeer. Erst dadurch kann es zu den extrem großen Algenblüten kommen, die wieder die Nahrungsbasis für das Antarktische Krill sind. Die großen Krillbestände sind der ökologische „Motor“ des Südpolarmeers, denn die Myriaden der Schwebegarnelen können in ihren Eingeweiden die Sonnenenergie des Algen-Planktons in Öl umwandeln und dadurch aufschließen für Fische, Pinguine, Robben und Wale sowie andere südpolaren Meeresbewohner. Wir sprechen hier über Systeme die sich über Zehntausende, Hunderttausende oder gar Millionen Jahre fein abgestimmt haben. Die Erde überlebt das, ohne Frage. Allerdings würde sich durch die tiefgreifende Störung des ökologischen Gefüges das Artengefüge verändern und anpassen, manche Arten werden aussterben, andere aufsteigen. Solche Veränderungen führen meist zu kurzfristigen Massensterben.
Auf uns Menschen mit unserer kurzlebigen Planung könnte sich das kurzfristig negativ auswirken, etwa durch den Zusammenbruch von Fischereierträgen bis weit in den Süd-Atlantik und -Pazifik hinein.

6 b) Orcas reagieren unterschiedlich auf Klimaänderungen

Schwertwale (Orcinus orca) sind vermutlich seit dem Ende der letzten Eiszeit in ihre jetzigen Lebensräume gezogen und haben sich mittlerweile in sogenannte Ökomorphotypen aufgespalten. Das bedeutet, dass Gruppen aus mehreren Familien den gleichen Lebensraum, die gleiche(n) Jagdmethode(n) und die Kultur und Sprache teilen. Mit anderen Gruppen können sie nicht mehr kommunizieren und schwimmen sich aus dem Weg. Grundsätzlich gibt es marine-mammals (Meeressäuger)-eating und fish-eating Lebensweisen und Residents (in einem festen, eher kleineren Areal lebend, oft vor Küsten) sowie Transients (durch ein sehr großes Areal hindurchziehende Familien, eher fern der Küsten).

Einige Meeressäuger jagende Orca-Gruppen stoßen mit dem Abtauen des Eises immer weiter nach Norden und in die eisfreien Buchten der Arktis und Subarktis vor. Dort erbeuten sie wesentlich mehr Weißwale und Narwale als früher – beide hocharktischen Zahnwale sind an das Leben an der Eiskante spezialisiert, das Eis war ihr Schutz gegen Orcas. Mittlerweile haben beide Arten ihr Verhalten stark verändert, aus Angst vor Orcas haben sie für sie besonders gut geeignete Lebensräume aufgegeben. Den Orcas haben sie nichts entgegenzusetzen. Walexperten befürchten, dass sich diese Veränderung negativ auf Weiß- und Narwal-Bestände auswirken wird.

Im Nordpazifik bekommen die fischfressenden Resident Orcas ein Problem: Sie brauchen die fetten Lachse und haben ihre Jagdtechnik hoch spezialisiert. Die müssen die Wale allerdings mit Menschen teilen, die Lachsbestände schrumpfen seit Jahren. Die Klimakrise ist dann noch ein weiteres Problem. Solange die Orcas keine andere Beute finden, die ihren hohen Kalorienbedarf decken kann, sieht es für diese Gruppe nicht gut aus.
Die Schwertwale vor Gibraltar stehen vor der gleichen Herausforderung: Sie sind zumindest im Sommer vollständig auf die Thunfischjagd konzentriert. Im Frühling ziehen Thune durch die Straße von Gibraltar, um im Mittelmeer abzulaichen. Später im Jahr ziehen wieder in den Atlantik zurück. Sie werden dort seit der Antike im großen Maßstab gefischt – von Menschen und Orcas. Auch dort gibt es durch die Überfischung zunehmend Probleme, dass Menschen und Wale satt werden. Wie sich die starke Erwärmung des Mittelmeeres auf die Thunfische auswirken wird, ist noch nicht absehbar. Aber es verheißt nichts Gutes – die Fischbrut könnte wegen des warmen Wassers in dem kleinen Binnenmeer ohne viel Wasseraustausch mit dem Atlantik einfach ersticken oder keine Plankton-Nahrung mehr finden. Dort kommt es mittlerweile zu Konflikten zwischen Orcas und Menschen, Die Orcas rammen Segelyachten, vermutlich wegen vorangegangener Konflikte mit Fischern. Niemand weiß, wie es dabei weitergeht.

Auch vor Norwegen verlagern sich die Orca-Familien nordwärts, sie ziehen den nach Norden abwandernden Heringsschwärmen hinterher: Im Winter fressen die Schwertwale vor allem fette Atlantische Heringe. Bis vor einigen Jahren schwammen große Heringsschwärme aus der Barentssee jeden Winter in den Tysfjord. Die silbernen Schwarmfische suchen die Fjorde auf, um dort zu überwintern und abzulaichen. Ihre klebrigen Eier sinken auf den Boden und kleben dort an Pflanzen oder Steinen fest oder bilden Klumpen. Die Larven schlüpfen dann abhängig von der Wassertemperatur.
Die Orcas folgten den Heringen in den Tysfjord und waren die Grundlage für ein florierendes Orca-Watching-Business.
Seit ca 10 Jahren ist es den Nordatlantischen Heringen allerdings im Tysfjord zu warm geworden, sie sind nach Norden abgewandert. Dort sagen ihnen die Gewässer vor den Vesteralen zu, etwa vor Andenes. Dort ist Pottwal-Whale-watching ohnehin ein Geschäftszweig, der viele TouristInnen bringt, die Orcas sind nun eine zusätzliche Attraktion. Die Schwertwale schnappen sich in den extrem produktiven Gewässern aber auch gern Schweinswale und sicherlich auch andere Tiere.

Was allerdings geschehen wird, wenn mit steigender Meerestemperatur die Heringe noch weiter nach Norden wandern sollten, ist die große Frage. Sollten sie über das Nordkap hinaus wandern, sind die Fische im offenen Ozean. Niemand weiß, wo sie dann ablaichen werden können. Im offenen Wasser würden ihre Eier nach unten sinken – sie enthalten keine Schwebstoffe.
(Dazu gibt es einen ausgezeichneten ARTE-Beitrag „Norwegen – Schwertwalen auf der Spur“ in der Mediathek).

7 Die großen Ströme im Ozean

Ozeane sind nicht etwa einfach Becken voller Wasser, das an allen Stellen gleich warm oder gleich kalt ist, sondern bestehen aus vielen unterschiedlichen Wasserkörpern in Becken und Schichten, die verbunden sind durch gigantische Strömungen. Sehr einfach ausgedrückt sinkt kaltes und/oder salzigeres Wasser nach unten, während wärmeres und/oder weniger salzhaltiges Wasser nach oben steigt.

„Die globale Ozeanzirkulation ist für das Klima und die marinen Stoffkreisläufe essenziell. Denn die durch alle Weltmeere laufenden Strömungen transportieren Wärme von der Oberfläche in die Tiefe und bringen an anderer Stelle kaltes, nährstoffreiches Tiefenwasser nach oben. Erst durch diese Umwälzströmungen kann der Ozean als Klimapuffer wirken. Angetrieben wird dieses globale System durch zwei große „Umwälzpumpen“: Eine ist die Atlantische Meridionale Umwälzströmung im Nordatlantik (AMOC), die zweite ist das antarktische Tiefenwasser (AABW).“

7 a) Der Golfstrom ist Teil der AMOC. Er funktioniert sehr vereinfacht ausgedrückt so, dass warmes Wasser von der US-Küste nördlich der Bahamas nach Norden und Westen strömt, die westeuropäischen Küsten angenehm warmhält und sich dann erst weit im Nordatlantik abgekühlt, so dass es östlich vor Grönland wie in einem Wasserfall nach unten stürzt. Als kaltes Tiefenwasser strömt es am Boden der Tiefsee zurück in Richtung US-Küste (OzeanographInnen mögen mir diese extreme Vereinfachung bitte nachsehen).

Durch das Abschmelzen der grönländischen Gletscher fließt jetzt zunehmend Süßwasser in den Nordatlantik und stört das Strömungssytem. Mehrere Studien haben mittlerweile gezeigt, dass sich dadurch der Golfstrom abschwächt. Das Ausmaß der möglichen Auswirkungen hat das Potential zu einer tiefgreifenden Klimaänderung für Westeuropa.

7 b) Im Südpolarmeer kreisen gewaltige Wassermassen im zirkumantarktischen Rundstrom, der die Antarktis und ihre Eiseskälte isoliert. Diese starke Strömung ist übrigens für die schwere See um Kap Horn verantwortlich: Die Südspitze Südamerikas verursacht eine Engstelle, so dass das Meer dort regelrecht tobt.
Normalerweise kühlt sich am eisigen Kontinent ankommendes Meerwasser stark ab und sinkt dann nach unten: Pro Jahr sinken „rund 250 Billionen Tonnen kaltes, salziges und sauerstoffreiches Wasser rund um die Antarktis in die Tiefe.“ Von dort fließt es nach Norden, durch die Tiefsee der Meere. Das antarktische Tiefenwasser transportiert Sauerstoff, Wärme, Frischwasser, Kohlenstoff und Nährstoffe in die Tiefen des Indischen, Pazifischen und Atlantischen Ozeans. Die antarktische Rundströmung ist die südliche Umwälzpumpe und wirkt sich auf alle Ozeane und das globale Klima aus (AABW).

Wenig überraschend schwächelt durch diese Strömung nun das Abschmelzen der antarktischen Eismassen: Der Zustrom des salzarmen Schmelzwassers verhindere das Absinken kalten Wassers in die Tiefe, dadurch wird diese Umwälzpumpe schwächer.
Simulationen lassen befürchten, dass diese Auswirkungen schon 2030 deutlicher meßbar sind und die Strömung 2050 40% ihrer Kraft verloren haben kann. „Die Schwächung der südlichen Umwälzpumpe würde die marine Zirkulation von Wärme, Frischwasser, Sauerstoff, Kohlenstoff und Nährstoffen tiefgreifend verändern“.

Das Abschmelzen des antarktischen Eisschilds wird seit 1979 gemessen, er hat sich seitdem stetig verringert.

7 c) Die großen Strömungssysteme sorgen heute für eine stetige Durchmischung der Ozeane. Durch die Erwärmung der Meere werden Strömungen und somit die Durchmischung geringer, stattdessen wird die Schichtung der Wassermassen in den Ozeanen. Neben den Folgen für das Weltklima bedeutet das auch die Verringerung der Sauerstoffversorgung in den unteren Meeresschichten. Das würde sich negativ auf die Meeresbewohner des Mesopelagials auswirken, was u a zu erheblich geringeren Fischereierträgen führt.
Als die warmen Ozeane des Erdmittelalters stabil geschichtet waren, wurden die unteren Meeresabschnitte zu anoxischen Todeszonen. Sauerstoffmangel verursacht Massensterben, die zum Entzücken der Paläontologen zu Black Shale-Events führen – Tiere sterben so schnell und ungestört von Aasfressern, dass sogar Weichteile fossilisieren (z B. bei Ichthyosauriern in Holzmaden und Dotterhausen). Ob andere Personenkreise diese Begeisterung für Massensterben grundsätzlich teilen, wage ich zu bezweifeln.
Eine stabile Schichtung wirkt sich auch negativ auf die Aufnahmekapazität für CO2 aus – momentan binden verschiedene Ökosysteme viel CO2, von Seegraswiesen bis zu Tiefseesedimenten. Der Wegfall würde wieder für Rückkopplungseffekte sorgen.

7 d) Da die Ozeane 70% der Erde bedecken und wichtige Wärmepuffer sind, haben sie einen großen Anteil am Klima geschehen. Die Meereserwärmung wird sich also auch auf die Erwärmung der Atmosphäre auswirken.

7 e) Durch die Erwärmung der Meeresoberflächen schmilzt immer mehr Eis ab, das Eis der Polarkappen verringert sich schnell. Weniger Eis bedeutet auch eine immer geringere Albedo, was wieder ein Rückkopplungseffekt ist. Das Abschmelzen der Eismassen ist irreversibel, jedenfalls vor der nächsten Eiszeit – schließlich haben sie sich über lange Zeiträume hinweg gebildet.
Dadurch geht gerade das Ökosystem der nordpolaren Eiskappe verloren. So sind in den letzten Jahren immer wieder Bilder von abgemagerten und hungernden Eisbären aufgetaucht. Ohne Meereis fällt ihre wichtigste Nahrungsquelle, Robben, weg, so suchen die Bären in den Müllkippen und Vorratsschuppen Nahrung. Sicherlich könnte die Menschheit ohne Eisbären und Sattelrobben überleben.
Eine erwärmte Arktis hingegen dürfte ein Problem fürs Weltklima werden und unser Leben ganz erheblich durcheinanderbringen. Bisher gibt es dazu nur Modelle, weil das noch nie jemand beobachtet hat. Sind diese Veränderungen angestoßen, verselbstständigen sie sich, die Wissenschaftler warnen seit Jahrzehnten davor. Allerdings ist es wissenschaftlicher Usus, eher vorsichtig zu schätzen und nicht alarmierend aufzutreten, um nicht den Vorwurf des Alarmismus auf sich zu ziehen. Das hat zur Folge, dass der beobachtete Temperaturanstieg mit seinen Folgen schneller ist, als prognostiziert.

Wie etwa die extrem hohen Temperaturen und die extreme Dürre in Südeuropa.

8. Wasser dehnt sich bei Erwärmung aus, der Meeresspiegel steigt

Wasser dehnt sich bei Wärme aus, also steigt der Meeresspiegel. Auch wenn es bislang Millimeter sind, die nur von den super hochauflösenden Instrumenten der Umweltsatelliten wie Jason wahrgenommen werden, ist dieser Prozess stetig.
Das solch ein langsamer und scheinbar geringer Anstieg irgendwann verheerende Folgen haben kann, sieht man am Beispiel Doggerland: Nach dem Ende der Eiszeit war der Meeresspiegel allmählich angestiegen, bis dann zwei große Events – die Schmelze der nordamerikanischen Eisbarriere und die Storegga-Rutschung am norwegischen Kontinentalschelf -zu gigantischen Flutwellen führten und der Landstrich endgültig in der Nordsee versank.
Da Doggerland zunächst allmählich überspült wurde, sind die Menschen damals offenbar lange der Katastrophe abgewandert. Die Bevölkerung in Europa war damals klein und das Land nur dünn besiedelt. Darum waren neu ankommende Menschengruppen in den meisten Landstrichen kein großes Problem. Das dürfte im heutigen Europa ganz anders aussehen.
Solche sozialpolitischen und ökonomischen Folgen der Klimakrise stehen übrigens in den IPCC-Berichten.

9. El Nino und La Nina

In der deutschen Wettervorhersage erwähnen einige Meteorologen, dass im Pazifik La Niña beendet ist und El Niño erwartet wird.

La Niña ist die kühle und El Niño die warme Phase eines Klimamusters im gesamten tropischen Pazifik (El Niño-Southern Oscillation, kurz „ENSO“). „Das Muster verschiebt sich alle zwei bis sieben Jahre unregelmäßig hin und her, was vorhersehbare Verschiebungen der Meeresoberflächentemperatur mit sich bringt und die Wind- und Niederschlagsmuster in den Tropen stört. Diese Änderungen haben eine Kaskade globaler Nebenwirkungen.“

Wegen der Bedeutung dieser Klimaphänomene beobachten und messen Wetter- und Klimainstitutionen wie NOAA u a die Oberflächentemperaturen im Pazifik schon seit sehr langer Zeit sehr gewissenhaft. Die jetzt steigenden Temperaturen zeigen an, dass sich mit hoher Wahrscheinlichkeit El Nino aufbaut. Das wird die Meereserwärmung weiter „anfeuern“.

Anmerkung zum Ozeanographie-Teil:
Ozean- und Klimawissenschaften sind sehr komplexe Themen. Um die zu verstehen, muss man sich schon damit etwas beschäftigen und ohne Physik-Kenntnisse etwa in Thermodynamik kommt man nicht weit.
Es ist kein Problem, sich damit nicht beschäftigen zu wollen.
Dann sollte man allerdings vorsichtig sein, wenn man solche Forschungsergebnisse in Frage stellt. Nur weil man etwas nicht versteht, heißt das nicht, dass es nicht existiert.

Fazit

Die Klimakrise bedroht nicht die Erde und auch nicht die Menschheit an sich, sondern nur in naher Zukunft den Lebensstil unserer und der nächsten Genrationen.
Welche Klima-Prognosen jetzt gerade eintreten: Spanien wird wie prognostiziert zunehmend zu einer Wüste. Durch den extrem hohen Einsatz von Wasser, wirkt die Landwirtschaft derzeit noch der Dürre entgegen. Dieses Wasser fehlt allerdings an anderen Stellen, etwa in Naturschutzgebieten. In manchen Gegenden werden Pool-Füllungen verboten.
Die Klimakrise ist mit einer Winterdürre mittlerweile auch in Frankreich angekommen. In Südfrankreich besteht schon länger die Situation, dass Weinbauern Weinsorten anpflanzen müssen, die an die zunehmende Erwärmung und Trockenheit besser angepasst sind. Die ehemaligen Mittelmeer-Weinsorten werden mittlerweile etwa in Deutschland an der Bergstraße angebaut (wie mir Winzer erzählt haben). In Deutschland kann den zunehmenden Dürren in den Sommern im Moment noch durch großflächigen, reichlichen Wassereinsatz entgegnet werden. Außerhalb künstlich bewässerter landwirtschaftlicher Flächen trocknen Wiesen und Wälder im Sommer stark aus. Darum bin ich sehr dankbar für den nassen April und Mai dieses Jahres, die Grundwasserspeicher sind jetzt erst einmal wieder gefüllt. Aber langfristig werden die Klimafolgen sich weiter nach Norden vorarbeiten.

Die Hauptanbaugebiete etwa für Weizen werden sich ebenfalls nach Norden verlagern, etwa nach Grönland, Russland, Nordkanada, Skandinavien. Die Zahl der Klimaflüchtlinge und der Konflikte um Wasser wird sich erheblich verschärfen.
Einen Vorgeschmack haben wir in den letzten Jahren bekommen, als zunächst durch die Corona-Epidemie und dann durch den Ukraine-Krieg auf einmal Mehl, Nudeln, Toilettenpapier und Speiseöle in den Supermarktregalen knapp wurden. In Deutschland konnte der Mangel schnell behoben werden, in vielen afrikanischen Ländern hingegen drohen deswegen Hungersnöte.
Was das geopolitisch bedeutet, möge sich jeder und jede selbst überlegen.

Die Meereserwärmung auch in Arktis und Pazifik sollte uns in Deutschland also nicht egal sein, denn wir werden ihre Auswirkungen spüren. Die finanziellen Folgen der Klimakrise werden wesentlich höher ausfallen, als Klimaschutz uns jetzt kostet. Diese Krise wird ärmere Menschen wesentlich härter treffen, als wohlhabende, die sozialen Verwerfungen von Gesellschaften unter Druck konnten wir dank Corona und Ukraine-Krieg bereits beobachte.
Verhindern können wir die Klimakrise nicht mehr, aber abschwächen. Jedes halbe Grad zählt.

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Auf dem Science-Blog „Meertext“ schreibe ich über meine Lieblingsthemen: Biologie, Zoologie, Paläontologie und das Meer. Wale, Fische und andere Meeresgetüme. Tot oder lebendig. Fossile Meere, heutige Meere und Meere der Zukunft. Die Erforschung, nachhaltige Nutzung und den Schutz der Ozeane. Auf der Erde und anderen Welten. Ich berichte regelmäßig über Forschung und Wissenschaft, hinterfrage Publikationen und Statements und publiziere eigene Erlebnisse und Ergebnisse. Außerdem schreibe ich über ausgewählte Ausstellungen, Vorträge, Bücher, Filme und Events zu den Themen. Mehr über meine Arbeit als Biologin und Journalistin gibt´s auf meiner Homepage “Meertext”.

2 Kommentare

  1. “Das Abschmelzen des antarktischen Eisschilds wird seit 1979 gemessen und hat sich stetig verringert.”
    Hat sich wirklich das Abschmelzen verringert?

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