Wissenschaftskommunikation: Modern = interaktiv?

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… aber nicht einfacher
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Letzte Woche beim Astro-Camp zum Abschluss des Wissenschaftsjahrs klang es in dem Workshop, an dem ich dort teilnahm, wieder an: der Gegensatz zwischen, verkürzt gesagt, altmodischer Wissenschaftskommunikation, die one-way ist, also lediglich Inhalte vom Kommunikator zum Publikum transportiert, und moderner Wissenschaftskommunikation, die insbesondere interaktiv ist. Meist dazu auch noch “auf Augenhöhe” (um einen weiteren Wissenschaftskommunikations-Bingo-Begriff zu verwenden). Auch als Bewertung der Qualität von Wissenschaftskommunikation kam Interaktivität da vor.

Ich habe an dieser Gleichsetzung schon länger meine Zweifel. Zum einen, weil ich nur sehr selten wirklich interaktive, gute Formate in freier Wildbahn angetroffen habe. Dafür eine Reihe pseudo-interaktiver Formate, bei denen ein interaktives Element zwar vorkam, aber mir die entsprechenden Interaktionen nicht allzu viel Mehrwehrt zu bringen schienen. Zum anderen weil eine Reihe wirklich guter Formate gar nicht so interaktiv zu sein scheinen, wie man auf den ersten Blick denken könnte. Wann nicht wenn in der Jahresend-Durchschnaufpause, um da mal etwas genauer hinzuschauen?

Und wenn ich jetzt sage: Macht es euch gemütlich, nehmt euch einen Keks, wir starten durch, dann vermuten viele Leser*innen vermutlich, dass es gleich (in diesem Falle: als Beispiel) um eine der prominentesten deutschsprachigen Wissenschaftskommunikator*innen geht, nämlich um Mai Thi Nguyen-Kim.

YouTube: What’s not to like?

Nguyen-Kim ist für mich ein hilfreiches Beispiel, weil sie extrem erfolgreich ist, und weil es einen breiten Konsens gibt, gerade auch bei denen die selbst “vom Fach” sind, dass sie exzellente Wissenschaftskommunikation macht. Und das Format, mit dem sie angefangen hat, nämlich YouTube-Videos, zuerst ganz aus eigener Kraft, dann als Teil von Funk, dem “Content-Netzwerk von ARD und ZDF” (inzwischen ist sie ja ganz regulär beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen), ist nach wie vor eines der spannendsten und erfolgreichsten aktuellen Formate für Wissenschaftskommunikation. Es verbindet große, zum Teil sehr große Reichweite mit den Vorteilen, dass Kommunikation dort sehr direkt – nämlich häufig von Seiten der Wissenschaftler*innen selbst – stattfindet, und das oft mit deutlich größerem Tiefgang als in einer Fernsehsendung, die sich ganz automatisch auf ein eher nicht so ausgeprägtes Detailinteresse einstellt. What’s not to like?

Und doch ist so ein YouTube-Video letztlich nicht sehr interaktiv. Klar, YouTube ist ein soziales Medium. Es gibt die Möglichkeit, zu kommentieren, auf Kommentare zu antworten. YouTuber*innen – auch Nguyen-Kim – bauen sich ein Stammpublikum auf, und greifen ggf. auch dessen Themenvorschläge für neue Videos auf. Einige greifen ausgewählte Kommentare in den Videos selbst auf. Soweit, so gut. Aber.

Wer mein Blog häufiger liest, weiß, dass ich immer einmal wieder gerne Ausflüge in die verfügbaren Daten unternehme. Ob bei predatory publishing oder der Frage, ob wir zum Jahreswechsel 2020/2021 etwas gegen die zehntausenden Corona-Toten hätten unternehmen können. Oder jüngst bei der Auswertung der journalistischen Berichterstattung zum Kernfusions-Durchbruch Ende 2022. Insofern schaue ich, dass ich mir auch hier erst einmal näher anschaue, was da eigentlich passiert. Anhand eines der Videos von Nguyen-Kim.

Experimenteller Aufbau

Bei YouTube gibt es ja eine automatische Schnittstelle, eine API, mit der man Informationen über Videos, Kommentare und weitere Daten automatisch auslesen kann. Die habe ich für mich (via Python) aber noch nicht so richtig überzeugend zum Laufen bekommen. Der automatische Export aller Kommentare als Excel-Sheet, den mir eine ergoogelte Webseite angeboten hatte, ist auch mittendrin steckengeblieben. Insofern bin ich die Kommentare jetzt einfach auf der entsprechenden YouTube-Seite des Videos händisch durchgegangen. Die inhaltliche Aufschlüsselung im zweiten Teil dieses Blogposts ist ja sowieso nicht anders machbar.

Als erstes hatte ich vorgehabt, dafür das Gravitationswellen-Video von Nguyen-Kim zu untersuchen, weil mir das thematisch am nächsten liegt. Aber wenn ich “Gravitationswellen” auf dem maiLab-Kanal eingebe, bekomme ich erst einmal alle möglichen anderen Videos angeboten. (Ich habe erst später herausgefunden, warum: Weil die offenbar in der Beschreibung mit Link auf das Gravitationswellen-Video verweisen.) Ich habe dann wahllos ein Video aus der Ergebnisliste herausgegriffen und bin hier gelandet:

Das passt ja durchaus zum Anspruch, es solle um moderne Wissenschaftskommunikation gehen. Dass ein Rant oder allgemeiner dass Empörung Aufmerksamkeit generiert, ist ja auf den sozialen Medien recht allgemein so. (Wenn auch nicht unbedingt positiv – so funktioniert leider auch die Dynamik, die Fake News oder politischen Manipulationsversuchen zum Erfolg verhilft.)

Die ersten zwei Zahlen

Die ersten beiden Zahlen, die von Interesse sind: bis heute (21.12.2023, kurz vor 15 Uhr) hatte das Video 471.299 Views (danke an Jens Föll von MaiLab für die genaue Zahl). Das heißt zwar nicht, dass 471.299 Menschen das Video gesehen hätten – auch wer das Video anklickt, ein wenig reinschaut und es dann ausschaltet wird gezählt – ist aber mangels besserer Zahlen ein übliches Maß. Zum Vergleich: Wenn wir beim Haus der Astronomie in unserer (gerade noch) laufenden Vortragsreihe “Fragen ans Universum” nur auf ein Zehntel davon kommen, sind wir schon sehr zufrieden, und das kommt auch nur ganz selten vor. Der Spitzenreiter in der astronomischen YouTube-Landschaft, Urknall, Weltall und das Leben, kommt mit Harald Lesch als Zugpferd auf ähnlich gute Zahlen wie Nguyen-Kim. Das ist also durchaus Spitzenklasse.

Die Gesamt-Anschau-Zeit betrug zum Stichzeitpunkt 31.253,6 Stunden (auch da Dank an Jens Föll für die soweit ich weiß nicht öffentlich zugängliche Information). Das Video selbst ist kurz, 5 Minuten 18 Sekunden. Wenn es nur Menschen gäbe, die nach wenigen Sekunden schon wieder weggeklickt haben und solche, die komplett bis zum Ende geschaut haben, hätten demnach rund 350.000 Menschen das Video bis zum Ende gesehen.

Zur Frage der Interaktivität ist dann allerdings auch die zweite Zahl wichtig. 1361 Kommentare hat der Beitrag während ich dies schreibe (21.12.2023). Rund 0,3% derjenigen, die das Video (passiv) angesehen haben, haben auch (aktiv) kommentiert. (0,4% wenn ich stattdessen die 350k als Bezugsgröße nehme.) Und ja, bisweilen dürften mehrere Kommentare von ein und demselben Menschen stammen, umgekehrt stammen vermutlich in einer Reihe von Fällen mehrere Views von ein und demselben Menschen. Die Größenordnung dürfte stimmen.

Das heißt aber auch: der gute alte öffentliche Vortrag, so unmodern dass er es soweit ich sehen kann noch nicht einmal unter die mehr als hundert Einträge in der Formate-Datenbank von wissenschaftskommunikation.de geschafft hat, ist im Regelfall deutlich interaktiver. Wenn ich da, und das ist nicht untypisch vor einem Publikum von rund 100 Leuten (im Haus der Astronomie in Heidelberg die baulich bedingte Obergrenze für unsere Vortragsveranstaltungen vor Ort), am Vortragsende ein halbes Dutzend Fragen aus dem Publikum beantworte, sind das relativ zur Reichweite 20 Mal Interaktionen als bei dem YouTube-Video.

Eher weniger aussagekräftig dürften die 25.000 Likes des Videos sein; dass beim klassischen Vortrag am Ende so gut wie alle klatschen, dürfte dem sozialen Druck und den Konventionen geschuldet und insofern nicht vergleichbar sein. Aber 25k Likes heißen eben auch, dass nur auf jeden 20. View eine minimale Interaktion (“klick”) kommt.

Kommentar-Inhalte: interaktiv ist nicht gleich interaktiv

Das ist ja aber nur der Anfang. Schauen wir uns die Kommentare unter dem Video näher an.

In einem ersten Durchgang bin ich die YouTube-Kommentare von der Veröffentlichung (vor sechs Jahren) an durchgegangen bis einschließlich jener Kommentare, die mit “vor fünf Jahren” gekennzeichnet sind. Das erfasst insbesondere den gesamten Zeitraum, in dem MaiLab (damals recht eindeutig noch Nguyen-Kim selbst und noch kein MaiLab-Team) auf Zuschauer*innen-Kommentare geantwortet hat. Als erstes grobes Maß der Interaktivität der Kommentator*innen untereinander habe ich jeweils gezählt, wie viele Kommentare wie viele Antworten haben.

Ich komme auf 440 Kommentare in dem genannten Zeitraum (da per Hand gezählt, könnten es in Wirklichkeit auch ein oder zwei mehr sein). Davon erfolgte auf 358 überhaupt keine Antwort, auf 44 eine einzige Antwort, auf 17 davon zwei Antworten. Noch zwölf weitere Werte kamen vor (Maximum bei 35 Antworten), die aber jeweils nur für 4 Kommentare oder weniger zutrafen. Hier ist die grafische Darstellung:Histogramm AntwortenverteilungHier noch mit logarithmischer y-Achse, weil alle außer den wenigsten Antworten sonst arg unsichtbar werden:Antworten-Histogramm mit logarithmischer y-AchseMehr als 80% der Interaktionen sind also wiederum minimal interaktiv: Person sieht sich Video an (manchmal hat man ja auch den Eindruck: nicht einmal das), Person hinterlässt Kommentar, und da endet die Kette dann auch schon. Wie viele Menschen den Kommentar lesen, ist unklar; dass man bei YouTube “bloß nicht die Kommentare lesen” solle, ist ja eine nicht selten anzutreffende Haltung, die bei vielen Videos ja auch ihre Berechtigung hat.

Umnoch einmal den herkömmlichen Präsenzvortrag als Vergleich heranzuziehen: diese Kommentare-ohne-Antwort dürften nicht interaktiver sein als die Kommentare, die Besucher*innen eines Vortrags im Anschluss zueinander machen. Vielleicht hören noch diejenigen den Kommentar, die in der Nähe stehen. Und man hat seine Meinung geäußert. Aber viel mehr auch nicht.

Bereits beim kodieren der Antworten-Zahlen fiel mir auf, dass die Interaktions-Rate mit der Zeit deutlich absinkt. In der herkömmlichen YouTube-Darstellung werden mir bei den Kommentaren leider keine genauen Datumsangaben angezeigt (ich weiß, ich sollte mich endlich mal in die API hineinfuchsen). Wenn ich die ersten 220 Kommentare und die letzten 220 Kommentare in meiner Stichprobe getrennt betrachte, sind bei letzteren sogar mehr als 95% ohne jegliche Antwort.

Auch von den insgesamt 51 (in der Regel sehr kurzen) Antworten, mit denen maiLab selbst auf die Kommentare reagiert hat, entfallen 50 auf die ersten 220 und nur eine auf die späteren 220 Kommentare. Für meine inhaltliche Analyse, die dann im zweiten Teil dieses Blogbeitrags kommt, werde ich mich daher noch weiter einschränken. Ich erinnere, dass da irgendwo ein Kommentar war, der sich freut, dass der Beitrag “auch ein halbes Jahr später” noch so belibt ist; den suche ich gleich mal heraus und nehme ihn dann als cut-off für diejenigen Kommentare, die ich mir genauer ansehe.

Interaktiv oder nicht – Zwischenstand

Natürlich hängt die Antwort auf die Frage, wie interaktiv Wissenschaftskommunikation dieser Art ist, auch von den Einzelheiten ab: Welche Art von Kommunikation findet da überhaupt statt? Darum soll es dann in Teil 2 dieses Blogbeitrags gehen. Hier erst einmal anhand der zusammenfassenden Zahlen die Einschätzung: So grundlegend ist der Unterschied in punkto Interaktivität bei einer zweifellos modernen und beliebten Form der Wissenschaftskommunikation, nämlich einem erfolgreichen YouTube-Video, und einer klassischen Vortragsveranstaltung mit anschließenden Fragen aus dem Publikum erst einmal nicht. Da sind andere Unterschiede bedeutender: Die deutlich größere Reichweite. Bei einem Kanal wie dem von Nguyen-Kim sicher auch ein Gemeinschaftsgefühl (“Freunde der Sonne”), und auch diesseits davon die Möglichkeit einer direkten Marken-Bindung durch ein YouTube-Abonnement, Benachrichtigungs-Glocke eingeschlossen. Der persönliche Stil, hier ja wirklich das Gegenteil von den Formalitäten eines Vortrags und mit vielen persönlichen Elementen.

Das alles sind wichtige Unterschiede. Dass diese Art von YouTube-Präsenz eine moderne, interessante, in vielerlei Hinsicht attraktive Art von Wissenschaftskommunikation ist, steht außer Frage. Aber Interaktivität ist dabei allein von den hier ausgewerteten, zusammenfassenden Zahlen her eher ein Nebenaspekt. Was überhaupt nicht gegen diese Kommunikationsform spricht – aber dagegen, “modern” und “interaktiv” bei der Wissenschaftskommunikation zu eng zusammenzudenken, oder gar als Kriterium für gute, moderne Wissenschaftskommunikation zu fordern.

 

 

 

 

 

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Markus Pössel hatte bereits während des Physikstudiums an der Universität Hamburg gemerkt: Die Herausforderung, physikalische Themen so aufzuarbeiten und darzustellen, dass sie auch für Nichtphysiker verständlich werden, war für ihn mindestens ebenso interessant wie die eigentliche Forschungsarbeit. Nach seiner Promotion am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut) in Potsdam blieb er dem Institut als "Outreach scientist" erhalten, war während des Einsteinjahres 2005 an verschiedenen Ausstellungsprojekten beteiligt und schuf das Webportal Einstein Online. Ende 2007 wechselte er für ein Jahr zum World Science Festival in New York. Seit Anfang 2009 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg, wo er das Haus der Astronomie leitet, ein Zentrum für astronomische Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit, seit 2010 zudem Leiter der Öffentlichkeitsarbeit am Max-Planck-Institut für Astronomie und seit 2019 Direktor des am Haus der Astronomie ansässigen Office of Astronomy for Education der Internationalen Astronomischen Union. Jenseits seines "Day jobs" ist Pössel als Wissenschaftsautor sowie wissenschaftsjournalistisch unterwegs: hier auf den SciLogs, als Autor/Koautor mehrerer Bücher und vereinzelter Zeitungsartikel (zuletzt FAZ, Tagesspiegel) sowie mit Beiträgen für die Zeitschrift Sterne und Weltraum.

11 Kommentare

  1. Jaja, sicher, lieber Herr Dr. Markus Pössel, das wissenschaftsnahe Influencertum ist problematisch, nicht unbedingt lehrend, effektiv, und “tiktokig”, wobei es doch cooler ist Texte zu scannen, die sich auch passend wiederholt durchgelesen werden können, besondere Struktur aufweisen.
    Und selbst dort ist es in soz kurzlebiger Zeit so, dass den Ideen des Vortragenden, der Vortragenden, der Vortragenden (nun den Plural meinend) nicht umfänglich gefolgt wirkt.
    Sofern der Leser nicht ga-anz besonders interessiert ist, am Inhalt.
    Bei Mai Thi Nguyen-Kim mochte der Schreiber dieser Zeilen insofern nicht sonderlich die Präsentation, außerdem gab es Fehler festzustellen, wobei bei diesem Format nicht der geringste Appetit entstand so festzustellen bis zurückzufragen.

    Mit freundlichen Grüßen + schöne Weihnachtstage (“Happy Season”)
    Dr. Webbaer

  2. “… auch wer das Video anklickt, ein wenig reinschaut und es dann ausschaltet wird gezählt – ist aber mangels besserer Zahlen ein übliches Maß …”

    “Übliches Maß”: leider stimmt das, im Besonderen in der Kolportage sämtlicher Medien.

    “ausschalten nach kurzem sniffen”: hier landen wir (meiner Meinung nach) beim eigentlichen Problem mit diesen, von einer kommerziellen Gesellschaft “bereitgestellten” Daten – es gibt absolut gar keine Möglichkeit der Validierung (egal ob über Web-Interface oder API – der API-Zugang enthält nur zusätzliche derivate Daten wie Zeitstempel, IP etc, die eine genaue “personalisierte” Werbung ermöglichen sollen, auch wenn sie das im Allgemeinen nicht tun).

    Aber möglicherweise ist das kurze “Sniffen” (oder Autoplay ohne Zuseher) noch gar nicht das Problem. Ich fürchte, die eigentliche Verfälschung ist der Browser-Preload. Der gilt nun mal für alle Elemente einer Seite inklusive Werbebanner. Auf YT (und etlichen anderen) werden in der Seitenleiste immer Previews anderer channel-Videos gezeigt oder ähnliche (nach Meinung YT).

  3. “Ich habe an dieser Gleichsetzung schon länger meine Zweifel.”
    (Von Interaktivität und der Qualität der Wissenschafts-Kommunikation)

    Ja, da gehe ich mit, weil “lernen” in meinen Augen etwas anderes ist als eine normale Unterhaltung/Interaktion/Informationsübermittlung zwischen zwei Menschen.

    Ich verstehe unter “interaktivem Lernen” etwas, das den Lernenden da abholt, wo er steht. Im Rahmen der Kommunikation also etwas erstmal grundsätzlich Asymmetrisches (einer weiß was, der andere noch nicht).
    Das wäre mein Grund für den Zweifel.

    Bezogen auf den zu vermittelnden Teil, die Information, wäre dieser Anspruch auf Qualität aber imA. die anständige Gliederung des Themas – womit wir wohl wieder beim Erfolg von Mailab angelangt wären.
    Man kommt halt gut mit, wenn man ein solches Format schaut; das ist, kommunikationstechnisch ja auch “interaktiv”, wenn ein innerer, verstehender Dialog stattfinden kann und die weiterführenden Fragen zur rechten Zeit aufkommen, so dass Antworten vernünftig eingeordnet werden können.

    (Allerdings ist das mit der “Augenhöhe” ja wirklich Bullshit-Bingo; wenn Lehrer und Schüler “gleichwertig kommunizieren” sollen, verändern sich ja nicht die Antworten, höchstens die Fragen. Es fallen nur die Rollen weg, nicht das Unwissen.)
    Lieber mit Watzlawick und dem Sender/Empfänger in jedem von uns – der Vortragende ist halt in dem Fall nur Sender (“verantwortlich für das, was beim Empfänger ankommt”) und der “Raum für das Gegenüber” (als reiner Empfänger der Botschaft), ist die Wissenschafts-Interaktion, ist/wäre kultiviert, zB. anständig gegliedert.
    Beim guten alten Lernen wäre das das Ohr für Fragen gewesen, rsp. wie der Lehrer bei den Signalen/Fragen des Schülers auf Empfang geht.
    ————
    Mir ist aufgefallen, dass auf YouTube neben der Möglichkeit, einen like dazulassen auch oft der Kommentar “für den Algorythmus” genutzt wird (jeder Kommentar zählt).
    Das nenne ich eine “moderne Interaktion” – das Wort garantiert ja keine Information, sondern nur, dass da was ausgetauscht wurde.

    Ich bin gespannt auf den zweiten Teil.

  4. You Tube finanziert sich über Werbeeinnahmen. Erst nach gefühlten 10 Sekunden öffnet sich das gewünschte Video. Wie lässt sich am schnellsten festlegen wieviel Personen das video angesehen haben, über likes, die der interessierte Laie hinterlässt.
    Ob man das schon als interaktiv bezeichnen soll ?
    Damit hier kein falscher Eindruck entsteht, die videos von you tube sind richtig gut, vorallem die englischen.

    • Ich sehe tatsächlich vor keinem der MaiLab-Videos eine Werbeeinblendung; könnte eine entsprechende Regelung mit YouTube sein. (Solche Regelungen gibt es; ich hatte mal bei einem der Rundfunkorchester nachgefragt, weil die auch angenehmerweise nie Werbung vor/bei ihren Videos hatten.)

      • Sorry, irgendwie spinnt das System gerade etwas und lässt mich den Kommentar, auf den ich hier antworte, nicht freigeben. Daher händisch: der Kommenar ist von “Neumann” vom 22.12.2023 um 10:18 Uhr und lautet “You Tube finanziert sich über Werbeeinnahmen. Erst nach gefühlten 10 Sekunden öffnet sich das gewünschte Video. Wie lässt sich am schnellsten festlegen wieviel Personen das video angesehen haben, über likes, die der interessierte Laie hinterlässt.
        Ob man das schon als interaktiv bezeichnen soll ?
        Damit hier kein falscher Eindruck entsteht, die videos von you tube sind richtig gut, vorallem die englischen.”

  5. Personalisierbare Informationsgewinnung und Lernunterstürzung ist für mich wichtiger als Interaktivität. An you-Tube schätze ich deshalb folgendes:
    – Wiedergabeschwindigkeit frei einstellbar zwischen 0.25 und 2 (ich wähle immer 1.5 oder 1.75)
    – das Transkript, also das Gesprochene als Text (benutze ich bei philosophischen Themen)
    – die Einteilung eines Videos in Kapitel/Themen
    – einige You-Tuber bieten Quiz‘ zu ihren Videos an, was ermöglicht zu testen ob man wirklich etwas gelernt hat.

    In Zukunft hoffe ich auf Unterstützung durch ChatGPT/Gemini. Gut wäre die Möglichkeit eine AI um eine Zusammenfassung eines Videos zu bitten mit der Möglichkeit detaillierter Auskunft auf Nachfrage.

    • Alles sehr gute Punkte, wie ich finde! Wir nutzen das z.B. für “flipped classroom”-Lehre – wo es die Inhalte vorab via Video gibt und die Präsenzzeit dann wirklich für direkte Rückmeldungen und Interaktionen genutzt wird. Bei ChatGPT bin ich derzeit noch skeptisch. Gerade bei Wissenschaftsthemen macht sich ja doch noch sehr deutlich bemerkbar, dass das eher Nachplappern auf hohem Niveau ist als wirkliches “maschinelles Durchdringen” von Themen.

      • „Nachplappern auf hohem Niveau“ (ChatGPT) ist hilfreich, wenn es um eine höhere Form von Suchen geht. Beispielsweise kann ich ChatGPT fragen, in welchem Zusammenhang Georg Wilhelm Friedrich Hegel Bilder/Metaphern aus der Biologie verwendet hat und kann ihn zu jedem Beispiel, das er mir gibt, weiter fragen. Eine eigene, manuelle Suche im Werk Hegels wäre extrem aufwendig oder würde in bestimmten Fällen gar einen Hegelexperten nötig machen. ChatGPT ist so gesehen ein Hegel-Experte.
        Auch bei Wissenschaftsthemen ist diese Technik hilfreich. So kann ich ChatGPT fragen, welche Überlegungen und Beispiele Albert Einstein verwendet hat um darzustellen, dass Gravitation keine Kraft im üblichen Sinne ist. Und zu allem, was ChatGPT sagt, kann ich nachfragen. Wieder gilt, dass ich nicht irgendwo nachschlagen muss, sondern sehr direkt meine eigenen Verständnisschwierigkeiten ausräumen kann. Durch eine Serie von Fragen nämlich.

        • In populärwissenschaftlichen Darstellungen gibt es leider nicht allzu selten Fehlvorstellungen und Fehler; einige davon pflanzen sich von Text zu Text fort. Bloßes Nachplappern propagiert jene Fehler weiter. Und ich habe ChatGPT bei inhaltlichem Nachfragen schon beeindruckenden Mist schreiben sehen. Bei Dingen, die jede*r Schüler*in, die das Thema einigermaßen durchdrungen hat, besser hinbekommen hätte. So räumt man Verständnisschwierigkeiten nicht aus, sondern potenziert sie im schlimmsten Falle noch.

  6. Markus Pössel,
    ChatGPT reproduziert. Inwieweit es eigene Schlussfolgerungen ziehen kann, das kann ich nicht beurteilen. Interessant zu wissen wäre es auch, ob die eigenen Antworten auch abgespeichert werden.
    Was jetzt das Niveau betrifft, da sollte auch die Möglichkeit für “Kinderantworten” vorgesehen werden. Die sind ja unsere Zukunft!

    Martin Holzherr,
    ChatGPT als Suchfunktion nutzen, das ist hilfreich. Man könnte ja von der Plattform verlangen, dass sie eine Mitteilung vornansetzt “Die Inhalte können auch Fehler enthalten !”

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