Corona-Pandemie: Hätten wir rechtzeitig etwas tun können?

Leider ist die Corona-Pandemie auch ein Beispiel dafür, wie schwierig Modellierungen und Vorhersagen selbst bei vergleichsweise einfachen Systemen sein können, wenn nur unvollständige Daten zur Verfügung stehen. Wie viele andere würde ich gerne besser verstehen, was da vor sich geht. Und als Physiker – und damit als epidemiologischer Laie, aber immerhin als jemand mit mathematischen Grundkenntnissen über dynamische Systeme allgemein – versuche ich naturgemäß, an die Sache ähnlich heranzugehen wie an ein physikalisches Problem.

Hier ein paar Informationen über eine Abschätzung, die ich aufschlussreich und auch einigermaßen erschütternd finde.

Zwei alternative Szenarien

Der Grundgedanke ist der folgende. Die sogenannten R-Werte geben an, wieviele Menschen jede*r Infizierte im Schnitt insgesamt ansteckt. Sind die R-Werte vorgegeben, kann man daraus den Verlauf der Neuerkrankungszahlen rekonstruieren. Ich habe mir die realen R-Werte hergenommen und mich das folgende gefragt. Im Januar/Februar 2021 lagen die R-Werte im Mittel unterhalb von eins, sprich: Das Gesamtpaket aus offiziellen Maßnahmen und individuellem Verhalten hat dazu geführt, dass jede*r Infizierte im Schnitt weniger als eine weitere Person angesteckt haben.

Was wäre anders gelaufen, wenn wir die entsprechenden Maßnahmen bereits in der zweiten Oktoberwoche getroffen hätten? Wenn wir uns ab Kalenderwoche 42 acht Tage lang so verhalten hätten wie im Januar/Februar 2021? Alternativ: Was, wenn wir uns vier Wochen lang so verhalten hätten wie im Januar/Februar 2021?

Sie sehen, worauf das hinausläuft. Auf die Frage nämlich, was uns rechtzeitige konsequente Gegenmaßnahmen damals im Herbst 2020 gebracht hätten. Den Beginn von KW42 habe ich gewählt, weil damals auch für flüchtige Betrachter klar gewesen sein sollte: Die zweite Welle beginnt. Damals lagen die Neuerkrankungen pro Tag nämlich bereits über dem Maximum der ersten Welle. Und damit niemand sagen kann, ich würde Gegenmaßnahmen postulieren, die unrealistisch und in der Praxis gar nicht umzusetzen gewesen wären, habe ich reale R-Werte gewählt – aber eben reale R-Werte aus einem Zeitraum, in dem wir entsprechende Maßnahmen getroffen haben, nämlich zwischen dem 8.1. und dem 5.2.2021. (In dem Zeitraum waren weniger als 3% der Deutschen geimpft; diese Gegenmaßnahme, die wir in KW42 noch nicht hatten, bleibt also ausgespart.) Auch hilfreiche Effekte wärmeren Wetters werden im Januar/Februar eher noch schwächer ausgeprägt gewesen sein als im Oktober.

Kurz: Die Maßnahmen und Verhaltensweisen, die zu den entsprechenden R-Werten gehören, sind real, und waren entsprechend auch damals realistisch durchführbar. Wir haben im Januar/Februar tatsächlich so gehandelt, dass jene R-Werte zustandekamen. Uns sind zwischen Herbst und Januar keine kollektiven Superkräfte gewachsen. Es lag auch ab KW42 im Bereich unserer Möglichkeiten, als Gesellschaft so zu handeln.

Genauer lautet die Frage also: Was, wenn Bundesregierung und Landesregierungen Mitte Oktober angesichts der klaren Warnzeichen ähnliche Maßnahmen durchgesetzt hätten, wie wir sie im Januar-Februar 2021 dann tatsächlich getroffen haben, und die Menschen entsprechend gehandelt hätten? Entweder für 8 Tage oder für 4 Wochen?

Wie es alternativ hätte laufen können

Meine Simulation ist vom Aufbau her sehr einfach, und damit entsprechend robust. Aus den R-Werten wird direkt auf die Neuerkrankungszahlen geschlossen; einziger Unterschied zwischen der (geglätteten) Kurve der tatsächlichen Neuerkrankungszahlen und der alternativen Szenario sind veränderte R-Werte ab ungefähr KW42 für entweder 8 oder 28 Tage. Alle Details finden sich für diejenigen, die es genauer wissen möchten, auf der zweiten Seite des Blogbeitrags. Hier ist das Ergebnis, und das fällt eindeutig aus:

Die blaue Kurve zeigt den tatsächlichen Verlauf. Ab KW42 (senkrechter roter Strich) beginnen die zwei alternativen Szenarien: der 8-Tage-Lockdown mit Januar/Februar-Maßnahmen als grüne Kurve, der 28-Tage-Lockdown als orangene Kurve. (Über die leichten Schwankungen, die sich aus der Simulation ergeben, steht in der Beschreibung auf Blogbeitrags-Seite 2 etwas mehr.)

Aus den Neuerkrankungs-Zahlen kann man dann wiederum die Fallzahlen insgesamt berechnen. Für meine drei Vergleichskurven sind das:

Tatsächlicher Verlauf (geglättete Kurve): insgesamt 3,1 Millionen Fälle (kommt auch mit den RKI-Angaben in).

Acht-Tage-Lockdown: 1,5 Millionen Fälle (rund 49% des realen Werts).

Vier-Wochen-Lockdown: 0,8 Millionen Fälle (27% des realen Werts).

Mit rechtzeitigem 8-Tage-Lockdown (Januar-Februar-Version der Maßnahmen) hätten wir bis heute insgesamt 1,6 Millionen Corona-Fälle verhindert. Entspräche das einer proportionalen Verhinderung schwerer Verläufe, entsprechender Aufenthalte auf Intensivstationen und entsprechender Sterbefälle, dann hätten wir, ins Verhältnis gesetzt mit den realen Sterbezahlen ab KW42, rund 40 000 Todesfälle verhindern können.

Mit rechtzeitigem 28-Tage-Lockdown hätten wir 2.3 Millionen Fälle verhindert, entsprechend viele Komplikationen, und proportional gerechnet rund 58 000 Todesfälle. Das sind 82% der tatsächlichen Corona-Todesfälle.

Alternativ hätte man mit früherem Eingreifen natürlich auch mehr Spielraum gehabt, mit entsprechenden Lockerungen die wirtschaftlichen oder sozialen Einschränkungen zu mildern. Fatal an halbgaren Maßnahmen ist ja nun einmal, dass sie allen schaden – denjenigen, die erkranken, ebenso wie denjenigen, die von dem langen Hin-und-her in wirtschaftlicher oder sozialer Weise geschädigt werden. Infektionsschutz – und insbesondere konsequentes Durchgreifen – und Wirtschaft als Gegensätze zu betrachten, dürfte letztlich der wirtschaftsfeindlichste Denkfehler während dieser Pandemie sein.

Die meisten Corona-Sterbefälle hätten wir verhindern können

Ich komme auf Basis des einfachen Modells zu dem Schluss: Ja, die meisten Corona-Sterbefälle, die wir bis heute beklagen, hätten verhindert werden können. Wenn die Entscheidungsträger*innen im Oktober andere Entscheidungen getroffen hätten.

Aber hätte man das damals schon wissen können? Ja, die entsprechenden Warnungen gab es. Die Entwicklung anderer europäischer Staaten war uns 2-3 Wochen voraus und hat direkt gezeigt, wohin es ging. Die Grundlagen exponentieller Wachstumsphasen hatten uns Wissenschaftskommunikator*innen gleich am Anfang der ersten Welle erklärt. Was es in solchen Situationen für einen Unterschied macht, wenn man zu lange wartet. Wie es mit zunehmender Zeit immer schwieriger wird, wieder zu geringeren Neuerkrankungs-Zahlen zu kommen. Wir hatten mit der ersten Welle sogar ein direktes Beispiel vor Augen, welche Maßnahmen uns helfen konnten, die zweite Welle rasch zu brechen.

Aber hätte man die Maßnahmen damals so durchführen können? Eindeutig. Wir haben es im Januar/Februar 2021 ja auch geschafft. Wohlgemerkt in einer Phase, wo die Pandemie-Müdigkeit und -Genervtheit noch deutlich stärker ausgeprägt waren als im Herbst 2020.

Die zweite Welle war keine Naturkatastrophe. Sie verlief nicht so plötzlich wie ein Erdbeben oder ein Tsunami, sondern es gab Zeit zu reagieren. Sie war auch keine Naturkatastrophe im Sinne eines Ereignisses, das von so großem Ausmaß ist, dass es unsere Ressourcen überfordert und dass man dafür auch mit bestem Willen nicht angemessen hätte planen können. 

Mein Fazit: Dass wir soviele Tote zu beklagen haben, wie wir haben, war zu einem Großteil die Folge politischer Entscheidungen. Wer für die betreffenden Entscheidungen verantwortlich war, ist dann natürlich noch eine weitere Frage, über die sich dank des Föderalismus lange und intensiv streiten lässt. Dass politische  Entscheidungen einen zentralen Beitrag geleistet haben, ist auch unabhängig von konkreten Schuldzuweisungen wichtig, im Bewusstsein zu behalten.

Ich hatte mich zu einer krassen Einseitigkeit in Frank-Walter Steinmeiers Gedenkrede beim Gedenktag für die Corona-Toten bereits im letzten Blogbeitrag geäußert. Eine ähnliche Leerstelle hatte jene Rede bei diesem Thema: politische Verantwortung dafür, dass wir insgesamt so viele Tote zu beklagen hatten. Steinmeier hatte zu den politischen Entscheidungen, die Einschränkungen für die Menschen bedeutet haben, gesagt:

“Das ist ein Konflikt, aus dem es keinen widerspruchsfreien Ausweg gibt. Ich weiß, dass Einschränkungen, die in der Ausnahmesituation der Pandemie notwendig sind, unbeabsichtigt auch Leid und Not verursacht haben. Das ist die bittere Wahrheit.”

“Aber ich weiß auch: Die Politik musste schwierige, manchmal tragische Entscheidungen treffen, um eine noch größere Katastrophe zu verhindern. Wir alle, auch die Politik, haben lernen müssen, haben Fortschritte gemacht. Und wo es Fehler oder Versäumnisse gab, da müssen und werden wir das aufarbeiten. Aber nicht an diesem Tag. Nicht heute.”

Was bei Steinmeier fehlt, ließe sich in ähnlicher Allgemeinheit sagen: Lockerungsbestrebungen, hinter denen ernstzunehmende wirtschaftliche Interessen stehen, und Zögern haben unbeabsichtigt Leid, Not und mit einiger Wahrscheinlichkeit einen Großteil der Toten verursacht, die wir jetzt beklagen.

Das müssen wir aufarbeiten. Und weil wir derzeit wieder in einer vergleichbaren Situation sind, haben wir keine Zeit, damit zu warten. Wir haben jetzt, in der dritten Welle, einen großen Vorteil, nämlich die Impfungen als neuen und wirksamen Weg, das Infektionsgeschehen zu hemmen. Insofern ist hoffentlich, auch den neuen Varianten zum Trotz, ein Ende zumindest in Sicht.

Seit ungefähr KW10 sehen wir, dass die Zahlen wieder hochgehen (aktuell mit einem kleinen Plateau, von dem unklar ist, wie es weitergeht). Wenn die Zahlen dann hoffentlich irgendwann wieder sinken, werden wir wieder einen Wellenberg im Diagramm der Neuerkrankungen haben und rückblickend schauen können: Was für einen Unterschied hätte es gemacht, wenn wir in KW10 konsequente Gegenmaßnahmen getroffen hätten? Etwa entsprechend des Ende Januar veröffentlichten Umsetzungsplans zur No-Covid-Strategie? (Der Vergleich mit vergangenen R-Werten wird durch die Virusmutationen natürlich schwieriger.)

Hoffentlich sind es dann, weil wir die Ältesten und Angehörige von Risikogruppen bevorzugt geimpft haben, deutlich weniger Todesfälle, von denen wir dann sehen würden, dass sie durch frühere und beherztere Gegenmaßnahmen hätten vermieden werden können. Wenn wir Pech haben, sind es aufgrund der effektiven Überlastung von Intensivstationen ähnlich viele oder sogar noch mehr.

Zumindest sollte das mahnende Beispiel von KW42 von denen, die heute die Entscheidungen treffen, ernstgenommen werden. Zu zögerliches Handeln hat bereits zu zehntausenden vermeidbaren Toten geführt. Das sollten wir nicht wiederholen.

 

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Markus Pössel hatte bereits während des Physikstudiums an der Universität Hamburg gemerkt: Die Herausforderung, physikalische Themen so aufzuarbeiten und darzustellen, dass sie auch für Nichtphysiker verständlich werden, war für ihn mindestens ebenso interessant wie die eigentliche Forschungsarbeit. Nach seiner Promotion am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut) in Potsdam blieb er dem Institut als "Outreach scientist" erhalten, war während des Einsteinjahres 2005 an verschiedenen Ausstellungsprojekten beteiligt und schuf das Webportal Einstein Online. Ende 2007 wechselte er für ein Jahr zum World Science Festival in New York. Seit Anfang 2009 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg, wo er das Haus der Astronomie leitet, ein Zentrum für astronomische Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit, seit 2010 zudem Leiter der Öffentlichkeitsarbeit am Max-Planck-Institut für Astronomie und seit 2019 Direktor des am Haus der Astronomie ansässigen Office of Astronomy for Education der Internationalen Astronomischen Union. Jenseits seines "Day jobs" ist Pössel als Wissenschaftsautor sowie wissenschaftsjournalistisch unterwegs: hier auf den SciLogs, als Autor/Koautor mehrerer Bücher und vereinzelter Zeitungsartikel (zuletzt FAZ, Tagesspiegel) sowie mit Beiträgen für die Zeitschrift Sterne und Weltraum.

33 Kommentare

  1. Ein guter und verständlicher Artikel.

    Nachtrag: alle Vorsorgemaßnahmen wirken nur eingeschränkt, wenn sich die Bevölkerung nicht danach richtet. Deswegen ist das Herumlaufen ohne Maske kein Kavaliersdelikt mehr. Hohe Geldstrafen oder sogar Haft im Wiederholungsfall sind angezeigt.

    • Auch das Herumlaufen mit Maske ist immer noch viel zu riskant. Es kann ja wohl nicht angehen, dass Egoisten in dieser Jahrhundertkrise immer noch ihr Haus verlassen und damit massenweise Menschen in Gefahr bringen. Das Leben muss auf Null zurückgefahren werden. Wir wollen schließlich Leben retten.

      • Haben die Schauspieler Sie inspiriert? Aber mal abgesehen von der aus meiner Stelle hier nicht hilfreicher Überzeichnung: Meine Rechnung zeigt doch gerade, wie wichtig es ist, dass man rechtzeitig handelt. Dann ist (wie in meinem Modell) eben kein “Leben muss auf Null zurückgefahren” nötig. Das ist ja die eigentliche Ironie: Dass die Lockerungs-Lobbyisten letztlich einen Großteil der Verantwortung dafür tragen, dass es so langfristig soviele Einschränkungen gibt.

        • Ich brauche zur Inspiration keine Schauspieler, die erst dann ihren Freiheitsgeist entdecken, wenn ihnen durch Lockdown die Aufträge wegbrechen. Für mich als Liberalen ist Freiheit nicht nur die Freiheit, die ich selbst in Anspruch nehme. Aber ich habe trotzdem Respekt vor den Schauspielern. Gegen den Strom schwimmen fordert sehr viel Courage.

          Der Begriff “Lockerungs-Lobbyist” ist klassischer Orwell’scher Neusprech, nach dem Grundrechte uns nun als “neue Freiheiten” (Merkel) und “Sondergenehmigungen” (Söder) verkauft werden, für die man in Vorleistung gehen muss.

          Der Satz, in dem dieser Begriff eingebaut ist, ist typische moralische Erpressung. Die Regierung schafft Freiheiten ab und erzählt den Bürgern dann, man könne diese Freiheiten nur wieder bekommen, wenn man sich verhält, wie die Regierung verlangt. Bei Verletzung der Regeln hetzt man die Meute gegen eine Gruppe von Regelbrechern. Es ist das politische Pendant zum Bankräuber, wenn er Geiseln nimmt. Und wie beim Bankräuber sehen wir heute Millionen Bürger, die sich im Stockholm-Syndrom mit ihrem Geiselnehmer solidarisieren.

          • Tja, da liegen wir offenbar weit auseinander. Dass es gezielte Lobbyarbeit in Richtung Lockerungen gegeben hat, ist ja nun durch viele entsprechende Zeitungsartikel mit Äußerungen entsprechender Verbandsvertreter*innen dokumentiert. Meine entsprechende sachlich richtige Beschreibung als “klassische[n] Orwell’sche[n] Neusprech” abzutun ist aus meiner Sicht reine Polemik von Ihnen. Statt Sachargumenten wird versucht, das Gegenüber mit der ungenehmen Meinung per Assoziation zu diskreditieren.

            Ähnlich manipulierend-polemisch finde ich Ihre Begriffswahl “typische moralische Erpressung”. Die Regierung hat stattdessen eine Abwägung zwischen verschiedenen Bedrohungen für verschiedene Arten von Freiheit getroffen. Im Intensivbett am Beatmungsgerät zu hängen ist eine sehr krasse Einschränkung von Freiheit, die Sie hier aber offenbar in Ihrer übervereinfachten Darstellung ausblenden. Dass auch die Infektionsschutzmaßnahmen anders geartete Einschränkungen mit sich bringen, ist ebenfalls richtig. Über die Abwägung jener unterschiedlichen betroffenen Grundrechte brauchen wir eine offene gesellschaftliche Diskussion. Die Art und Weise, wie Sie hier vorgehen, bringt uns nicht näher an eine sachliche Diskussion, sondern weiter davon weg.

            Ich solidarisiere mich mit denen, die schwere Krankheitsverläufe hatten, mit denen die sich Sorgen um ähnliche Krankheitsverläufe machen, mit denen, die in Krankenhäusern und insbesondere auf den Intensivstationen selbst Risiken eingehen, um anderen zu helfen, mit denen, die sich und ihre Angehörigen schützen wollen, aber denen das derzeit durch äußere Vorgaben (Präsenzunterricht, lasche Regeln beim Arbeitsschutz) schwer gemacht wird. Dass Ihnen diese Art von Solidarität offenbar so fremd ist, dass Sie Menschen wie mich nur entweder als Verbrecher oder hirngewaschene Opfer sehen können, sagt aus meiner Sicht deutlich mehr über Sie aus als über mich, und leider nichts gutes.

          • Der letzte Absatz hat es ja in sich. Nur beweist man durch den wiederholten Hinweis auf seine eigene Solidarität mit einer Opfergruppe nicht, dass man im Besitz einer höheren Moral ist. Ebensowenig ist ein Mangel an Charakter in Ihrem Gegenüber bewiesen, indem man diesen bei ihm abspricht.

            Dass ich Sie als “Verbrecher” oder “hirngewaschenes Opfer” sehen soll, ist ja nur eine Unterstellung. Ich habe von der Bundesregierung und Millionen Bürgern gesprochen, nicht von Ihnen.

            Lassen Sie sich von meinem Sarkasmus und schwarzen Humor nicht darüber hinwegtäuschen, dass ich höchsten Respekt vor Ihnen habe. Ich glaube eben nur, dass wir dem Wert Freiheit sehr unterschiedliche Bedeutung beimessen.

          • …wobei ich ja auch nie behauptet habe, im Besitz einer höheren Moral zu sein. Das ist dann wiederum eine Unterstellung von Ihnen, soweit ich sehen kann. In Ihrer Bankräuber-und-Geiseln-Analogie ist soweit ich sehen kann nirgends Erwähnung, und auch kein direkt sichtbarer möglicher Platz, für diejenigen, die weder Verbrecher (Geiselnehmer) noch hirngewaschene Opfer (Stockholm-Syndrom-Leidende) sind; darauf bezieht sich meine Antwort.

            So ganz scheinen wir das sachlich miteinander reden hier in dieser Konstellation noch nicht herauszuhaben, wenn man sich unsere jeweils letzten Kommentare hier anschaut.

  2. Ihre Prognosen wären nur sinnvoll und zutreffend, wenn sich Deutschland gegenüber den Nachbarn (Tschechei, Österreich, Frankreich, und den Flugverkehr…) komplett abgeschottet hätte.

    Das ist aber nicht realistisch. Den Transfer der Arbeitskräfte über die Grenzen können Sie normalerweise nicht auf längere Zeit unterbinden. Damit hätten ihre Prognosen das „Sterben“ nur verzögert. Das zeigen ihre Kurven. Aus der grünen als auch der orangen Kurve ist ersichtlich, dass sie letztlich wieder exponentiell ansteigen dürften, wenn keine Maßnahmen mehr gesetzt würden.

    Auch mussten die handelnden Politiker berücksichtigen, dass wir in einer Demokratie, auch mit „Narrenfreiheit“ leben. Je mehr Menschen in Entscheidungsprozesse eingebunden werden müssen, um so später und problematischer werden die Entscheidungen.

    • Der Einwand an sich ist berechtigt; das wäre ein Effekt, den man sich noch gesondert ansehen müsste für eine genauere Betrachtung. Allerdings sehe ich nicht, warum man meine Abschätzungen mit der Begründung komplett abtun kann. Auch Januar/Februar 2021 haben wir uns schließlich nicht gegenüber den Nachbarn abgeschottet – jene R-Werte sind, wie gesagt, real. Dieselbe Antwort gilt für Ihren weiteren Einwand: Auch Januar/Februar 2021 haben wir in einer Demokratie gelebt. Sogar in einer, die noch deutlich Pandemie-müder war als im Herbst. Das ist also kein valides Argument.

      • @ Markus Pössel 22.04.2021, 13:23 Uhr

        „ Komplett abtun“ möchte ich Ihre Abschätzung nicht. Ich bin an sich auch sehr für einen vorsichtigen und möglichst vorausschauenden Kurs wie Sie. Mich persönlich treffen die Einschränkungen kaum, aber viele Menschen verlieren ihre wirtschaftliche Existenz und das finde ich extrem betrüblich.

        Es kommt auf ein „Optimum“ (nicht unbedingt auf ein „Minimum“) an und dieses zu finden ist letztlich Aufgabe der Politik. Salopp gesagt das Verhältnis derjenigen, die meistens so und so relativ bald gestorben wären, und der depressiven Suizidopfer z.B. wegen Verlust ihrer Existenz.

        Januar/Februar 2021 gab es durchaus Abschottungen gegen Tirol und in Furth im Wald gegen Tschechien. Allerdings anders als noch im Herbst, als es schien es wäre alles vorbei und als Merkels „Weinachtsprognose“ (19 000 Fälle) z.B. von Herrn Lanz „massiv angezweifelt“ wurde, erfolgte angesichts der Realität in den Intensivstationen ein lehrreiches „Umdenken“ im Volk.

        Politiker müssen eben abwarten und die Leutchen ein „bisschen anrennen lassen“ damit Vernunft einkehrt, Mathematik reicht nicht….

        Nicht alle sind so „Mathematik gläubig“, wie übrigens auch ich.

        • Zumindest bei Suizid gibt es offenbar bislang (das könnte sich natürlich tendenziell ändern) keinen Lockdown-Effekt, siehe dieser Beitrag hier.

          “Mathematikgläubigkeit” ist aus meiner Perspektive in diesem Zusammenhang ein polemischer Kampfbegriff. Es geht darum, die Situation quantitativ zu beurteilen. Stattdessen auf Bauchgefühl zu setzen wird der Lage nicht gerecht.

    • Ihre Prognosen wären nur sinnvoll und zutreffend, wenn sich Deutschland gegenüber den Nachbarn (Tschechei, Österreich, Frankreich, und den Flugverkehr…) komplett abgeschottet hätte.

      Pardon, aber das ist ausgemachter Blödsinn. Der Eintrag durch Grenzübertritte ist nur relevant wenn die Inzidenz nahe 0 ist. Und wenn dies der Fall ist, hat man die notwendigen personellen Mittel durch direkte Absonderung der Ansteckungsverdächtigen die Infektionsketten zu brechen. Siehe No-Covid.

      Aus der grünen als auch der orangen Kurve ist ersichtlich, dass sie letztlich wieder exponentiell ansteigen dürften, wenn keine Maßnahmen mehr gesetzt würden.

      Weswegen man immer wieder, sobald die Inzidenz sich der 25 nähert, einfach mal 10 Tage alles schließen muss. “Hammer & Dance” bzw. “Hit hart and early”.

  3. Empfehlungen von Wissenschaft und Vorgaben durch die Regierungen nützen nur dann etwas im Kampf gegen die Pandemie, wenn die Bevölkerung sich vernünftig verhält.
    Vernunft kann man nicht anordnen oder befehlen.

    Zudem wurden durch die StIKo bzw. Regierung schwere Fehler gemacht: z.B. wenn tagelang nur einseitig massiv suggeriert wird, dass AstraZeneca-Impfungen (Thrombose) gefährlicher sind als die Corona-Erkrankung, dann braucht man sich nicht wundern, dass viele Leute sich entsprechend verhalten.
    Hier gab/gibt es massive Kommunikationsfehler: man sollte die Vorteile eines Impfschutz in der Risikobewertung viel deutlicher hervorheben und nicht nur einseitig das Risiko.

    Aktuell ist es so, dass sehr viele Impfstoffe im Kühllager zurückgehalten und nicht verimpft werden – obwohl sehr viele Menschen dringend auf eine Impfung warten.
    Dieses Zurückhalten von Impfstoffen ist ein Grund, wieso viele Maßnahmen der Regierungen mittlerweile nur noch als Schikane betrachtet werden.

  4. Ich sehe es so, wie es der Bundespräsident in seiner Rede vermittelt hat.

    Auch halte ich die Entscheidungen der Regierung in der Pandemiefrage für derzeit praktisch alternativlos. Wir müssen zumindest versuchen uns gegen das Virus zu wehren.

    Dies alles, obwohl mir klar ist, dass sagen wir in 10 Jahren beim „Rückblick“, alles „falsch“ gewesen sein könnte.

    Das wäre dann der Fall, wenn sich herausstellen würde, dass die dem Virus hinterher hechelnden Impfstoffforscher vom immer schneller mutierenden Virus „abgehängt“ wurden und das Virus womöglich immer gefährlicher wurde, die Sterbezahlen letztlich auch explodiert sind.

    In diesem Fall wären „Virenpartys“ vermutlich besser gewesen und man hätte die hohen Sterbezahlen akzeptieren sollen. Es hätte ein „Ende mit Schrecken“ sein können, womöglich wurde es „ein Schrecken ohne Ende“.

    Dies war übriges früher die Strategie bei der Maul und Klauenseuche. Man hat akzeptiert, dass rund 30% der Rinder die Seuche nicht überlebten. Danach war wieder „Ruhe“ für einige Jahrzehnte….

      • @ Titus von Unhold 22.04.2021, 20:16 Uhr

        Zitat: „Menschenverachtend.“

        Das stimmt leider, aber es ist die Realität.

        Noch 1920 bei der letzten Pandemie, war man praktisch hilflos dem Geschehen ausgeliefert. Es blieb den Menschen gar nichts anderes übrig, als alles so hinzunehmen wie es eben kommt.

        Erst wir haben vermutlich die halbwegs realistische Chance den „Kampf“ gegen die Pandemie auf wissenschaftlicher Basis aufzunehmen und hoffentlich zu gewinnen, wie z.B. ehemals den Kampf gegen die Diphtherie.

        Möglicherweise sind die absurd erscheinenden Verhaltensmuster der „Unverbesserlichen“ Relikte früheren instinktiven Verhaltens, damit eine Seuche schnellstes wieder „von selbst verschwindet“, weil es einfach noch keine Impfungen und Medikamente gab?

  5. Ja, das sind überzeugende Simulationen/Projektionen. Allerdings ohne Berücksichtung äusserer gesellschaftlicher und politischer Umstände. In meinen Augen kann nur die Impfung aller Impfwilligen die Pandemiesituation wirklich beenden (für die Impfwilligen beenden). Ich hätte deshalb erwartet, dass in dem Moment als klar wurde, dass in Zukunft wirksame Impfungen zur Verfügung stehen werden, ein ziemlicher harter Lockdown hätte verhängt werden sollen. In der Ärztezeitung gibt es eine Chronologie der Corona-Impfung. Dort liest man

    Veröffentlicht: 09.11.2020, 15:44 Uhr
    Corona-Impfstoff zeigt 90 Prozent Schutzwirkung in Phase-III-Studie

    Nach ersten Ergebnissen einer Phase-III-Studie hat ein Corona-Impfstoff von BioNTech und Pfizer nach Angaben der Unternehmen eine Wirksamkeit von 90 Prozent. Die Vakzine hat sich zudem als sehr sicher erwiesen. Es fehlen zwar noch Details, aber die Zulassung rückt deutlich näher.

    Daraus hätte die Politik Konsequenzen ziehen müssen: sie hätte somit ab Kalenderwoche 46 einen harten Lockdown durchsetzen müssen und das auf sehr lange Zeit hin und nur mit kleinen Unterbrüchen. Allerdings wurde am 2. November bereits ein Teil-Lockdown mit Einschränkungen bei Kontakten und Freizeitaktivitäten verhängt. Dieser hätte meiner Meinung nach ab dem 9. November noch ausgeweitet und verlängert werden müssen.

    Wenn die Politik nicht deutlich auf aktuelle Entwicklungen reagiert, welche bei richtigem Verhalten, bei richtiger Reaktion die Zukunftsaussichten deutlich verändern, dann macht sie einiges falsch.

    Es stimmt aber wohl, dass Massnahmen ab Kalenderwoche 42 – also noch 4 Wochen bevor bekannt wurde, dass eine hochwirksame Impfung im Anmarsch ist – deutlich besser gewesen wären als ähnliche Massnahmen 4 Wochen später, denn auf einen deutlichen Anstieg der Infektions- und Erkrankungsfälle sollte möglichst früh reagiert werden.

  6. Ich hab mich auch gefragt, warum man in die komplett vorhersehbare und vorhergesehene dritte Welle scheinbar mutwillig hineingerannt ist. Mein Verdacht war, dass es seitens der Politik auch mit den anstehenden Landtagswahlen zu tun hatte. “wirtschaftliche Interessen” ist mir ein wenig zu unspezifisch. Es geht auch um Fragen der Grundversorgung und natürlich der Akzeptanz.
    Wie steht es eigentlich um die Eigenverantwortung des Einzelnen? Die Ansteckungsrisiken und Ansteckungswege sollten doch inzwischen jede bekannt sein, oder nicht? In unserer Bäckerei wurde jedenfalls in den kalten Tagen kaum noch gelüftet und schon gar nicht quer. Morgends, beim gössten Andrang war es halt auch am kältesten. Vor dem Laden warte, bis man an der Reihe ist, war für viele auch zuviel verlangt. Ein Lockdown hätte da auch nichts genützt. Ich hab, aus schon aus Prinzip die paar Tage aufs Brot verzichtet.

  7. aktuelle Ergänzung

    Gerade wurde in den 14:00-Nachrichten gemeldet, dass einige Bundesländer den AstraZeneca-Impfstoff für alle Personen ab 18 Jahren freigeben – die sich damit impfen lassen wollen.
    (Offenbar liegt soviel AstraZeneca-Impfstoff in den Kühllagern herum – dass man jetzt die Priorisierung aufgehoben hat.)

    Dass man die bisherige Bevormundung der Bürger endlich beendet und die Menschen selbst entscheiden läßt – ist eine sinnvolle Aktion dieser Landesregierungen (auch wenn sie viel zu lange dazu gebraucht haben)

  8. Den Fehler, ungebremst in eine zweite oder dritte Welle zu rennen, machten sehr viele Länder und machen ihn noch immer, jetzt Indien.

    Tschechien kam sehr gut durch die erste Welle und rannte dann sehenden Auges in die zweite Welle, lockerte vor Weihnachten und es endete in fast 29 000 Toten (erste Welle ca. 500, davon tatsächlich viele mit Corona gestorben).

    Meines Erachtens wäre ein EU-weiter, koordinierter Lockdown das Mittel der Wahl im Herbst gewesen. Aber es fehlte der Wille.

  9. Ich habe mich heute früh mit einer Frau unterhalten – Alter: über 70 Jahre.
    Sie hat sich erst zum Impfen angemeldet, hat aber mittlerweile schon zwei Impftermine abgelehnt – weil sie Angst vor den Nebenwirkungen hat.

    Dieses Beispiel zeigt dass Maßnahmen und Empfehlungen von Politik und Wissenschaft wirkungslos sind – wenn sie nicht oder gar falsch verstanden werden. D.h. hier gibt es ein Kommunikationsproblem

  10. @KRichard

    😏Über 70 Jahre🥴nee, das zeigt ein grundsätzlich falsch vermitteltes Bild vom Leben – systemrational-gepflegte Bewusstseinsschwäche in Angst, Gewalt und “Individualbewusstsein”, im misstrauischen Glauben an die Sinnhaftigkeit von zufälliger und auch spiritueller Einmaligkeit.😥

  11. Was ich mich bei Betrachtung Ihrer Grafik frage: Die Inkubationszeit von 7-10 Tagen führt doch zu einem abknicken der Zahlen erst nach einem weiteren Anstieg. In sofern stellen Sie doch eigentlich das Szenario eines Lockdowns in der 40. oder 41. Woche dar – in der allerdings aus meiner Sicht eine Entscheidung pro Lockdown eher unwahrscheinlich war.
    Ein Lockdown in der 42. Woche hätte seinen Knick nach unten leider erst im Laufe der 43. Woche gehabt und damit sehr viel mehr Infizierte hinterlassen, als Sie hoffen. Leider.

    • Eine gewisse Verzögerung gibt es da in der Tat; andererseits: Reaktion erst ab der 42. Woche hieße ja, gewartet zu haben, bis der Anstieg sogar noch höher ist als beim Maximum (!) der ersten Welle. Insofern: Bei geeigneten alles andere als unplausiblen Erklärungen wäre aus meiner Sicht ein Handeln auch z.B. ab KW41 nicht unrealistisch gewesen. Zumal Sie die Inkubationszeit recht hoch ansetzen; meist beträgt sie ja offenbar 5-6 Tage. Und ansteckend ist man bereits einige Tage vor der eigentlichen Erkrankung; daher ja auch beim RKI die Rechnung mit den minus vier Tagen.

  12. @hto
    @Pössel hat im einführenden Beitrag angesprochen – welche Effekte von bestimmten Maßnahmen gegen die Pandemie haben könnten.

    Wenn aber eine Frau der Impfgruppe II aus Angst vor Nebenwirkungen mehrere Impftermine nicht wahrnimmt – dann zeigt dieses Beispiel, dass staatliche Maßnahmen nichts bringen wenn es schwerste Kommunikationsprobleme gibt; weil die Leute mehr Angst vor der Impfung als vor dem Virus haben.
    Gestern kam im ntv, dass an manchen Impfzentren bis zu 25 % der angebotenen Impftermine nicht wahr genommen wurden.

    Das sollte endlich zu Denken geben!

    Geschäftsleute, Selbsständige, Künstler, Sportler verlieren durch die aktuellen Einschränkungen nach und nach ihre Lebensgrundlage. Das Fehlen von direkten Sozialkontakten ist für viele Menschen eine sehr großte Belastung bzw. ein Verlust von Lebensqualität.

    Wenn Leute ihre Impftermine nicht wahrnehmen, dann hat dies die direkte Auswirkung, dass die Dauer der Pandemie noch länger hinaus verschoben wird – mit allen negativen Konsequenzen.
    D.h. statt darüber nachzudenken, was und wie man der Bevölkerung noch weitere Beschränkungen auferlegen kann – sollte man versuchen bisherige Kommunikationsfehler/-pannen zu korrigieren

  13. Um den Kurvenverlauf positiv zu verändern, wäre es notwendig (gewesen), jene Personen zuerst zu immunisieren, die ständig körpernahen Kontakt mit wechselnden Personen haben müssen (Pflege u.ä.) Dann wären viele Infektionsketten gar nicht erst entstanden.

  14. Vielen Dank für den sehr anschaulichen Beitrag.
    Haben Sie ihren Ansatz mit einem Epidemiologen besprochen?

    • Nein; die Beziehung zur Epidemiologie hat er durch das direkte Anknüpfen an die entsprechenden RKI-Ausführungen (die ja auch verlinkt sind).

  15. Es gibt jetzt eine Studie über Langzeitfolgen nach Covid-Erkrankung – damit kann man zeigen, wie wichtig die bisherigen Maßnahmen waren und warum man ich an die Empfehlungen der Schutzmaßnahmen halten sollte

    http://www.sciencedaily.com/releases/2021/04/210422123603.htm ´Among Covid-19 survivors, an increased risk of death, serious illness: … ”

    Diese Studie zeigt das Ausmaß von Krankheiten und von Todesfällen – ca 1/2 Jahr nach einer Covid-Erkrankung

  16. gestern stand die dpa-Meldung in der Zeitung – wonach in Israel zum ersten Mal seit Juni letzten Jahres kein einziger Covid-Todesfall innerhalb eines ganzen Tages gemeldet wurde

  17. Es gab recht früh einen Zeitpunkt an dem erkennbar war, dass sich die Ausbreitung dieses Mikroorganismus nicht mehr aufhalten lässt.
    Einige haben damals vorgeschlagen sehr (!) viel Geld in die Hand zu nehmen, um vulnerable Gruppen zu schützen, zu isolieren, und die anderen dem Virus auszusetzen, um sog. Herdenimmunität möglichst zeitnah zu erreichen.

    • Die Diskussion erinnere ich auch; da kam aber schnell die Gegenrechnung, dass rund 40% der Deutschen in Bezug auf Corona zu einer Risikogruppe gehörten. Die sind nicht praktischerweise zu isolieren, beziehungsweise anders herum: hätte man nicht die tatsächlichen Risikogruppen, sondern nur eine kleine Untermenge davon (z.B. Altenheime) zu isolieren versucht, hätte ansonsten freies-Laufen-lassen zu doch sehr hohen Sterbezahlen geführt. Wie man an einigen im Durchschnitt deutlich jüngeren Ländern als Deutschland ja aktuell gerade sehen kann.

  18. So wie ich das sehe (ich hab die Seite mit der genauen Methodenbeschreibung leider nicht gefunden), nehmen Sie ab Woche 42 Maßnahmen an und setzen da sofort den R-Wert herunter. Ich denke, Sie vernachlässigen dabei eine Latenzzeit, weil die gemeldeten Infektionszahlen den realen Infektionen 7-10 Tage (?) nachhinken. Also dürften Maßnahmen ab Woche 42 auch erst den R-Wert ab Woche 43 oder 44 senken. Die Menschen in Woche 42 haben sich ja schon vorher infiziert. Ich würde daher ihre Simulationszahlen für Maßnahmen ab Woche 40 oder 41 sehen.