Meditieren gegen Stress – und dann?

Nach wie vor sind Mindfulness und Meditation beliebte Mittel zur Stressreduktion. Doch ist das alles, wofür solche Techniken gut sind?

Wenn ich heute meine Studierenden frage, wer schon einmal meditiert hat, dann gehen fast alle Hände nach oben. Das war vor zwanzig Jahren noch nicht so. Vor allem zur Stressbewältigung sind Mindfulness (Achtsamkeit), Meditation aber auch Yoga heute sehr beliebt. Doch war das die ursprüngliche Bedeutung solcher Techniken beziehungsweise Philosophien?

Tatsächlich gab es immer wieder Wellen, in denen Gedankengut aus der asiatischen Kultur und Philosophie in Europa aufgegriffen wurden. Man denke beispielsweise an Arthur Schopenhauers (1788-1860) Bewunderung für die Upanischaden, die grundlegenden philosophischen Werke Indiens. Ähnlich verhält es sich mit dem Buddhismus.

Wenn Ideen in eine andere Kultur wandern, erfahren sie aber oft auch eine Romantisierung: Das heißt, die Rezipientinnen und Rezipienten konzentrieren sich auf die Aspekte, die sie verstehen und die ihren eigenen Bedürfnissen entsprechen. Dazu kommt, dass fremdes Gedankengut meist im Sinne der eigenen Ideenwelt uminterpretiert wird. So sind beispielsweise Achtsamkeit und Meditation jeweils nur ein einzelner Aspekt eines achtgliedrigen Systems des Buddhismus oder von Yoga.

Reflexion

Ist das ein Problem? Mir geht es nicht um eine Diskussion der möglichen “kulturellen Aneignung”. Angehörige verschiedener Gesellschaften haben immer wieder miteinander kommuniziert, beispielsweise Handel betrieben, und dabei Ideen ausgetauscht. Und auch in der Geschichte Indiens und anderer asiatischer Länder selbst sieht man, wie Buddhismus oder Yoga sich im Laufe der Zeit immer wieder veränderten.

Aus heutiger Sicht scheint es mir aber wichtig, daran zu erinnern, dass Achtsamkeit, Meditation und Yoga ursprünglich als Wege zur persönlichen Transformation entwickelt wurden. Auch wenn man die spirituell-religiösen Ansichten dieser Lehren – beispielsweise über Karma und Nirwana – nicht teilt, kann es sinnvoll sein, über die eigene Praxis zu reflektieren.

Denn wenn man solche Techniken nur zur Stressbewältigung anwendet, hält man schließlich die Umstände aufrecht, die einen so stressen. Damit vertut man meiner Meinung nach wichtige Chancen zu persönlichen und gesellschaftlichen Weiterentwicklungen. In einem – diesmal englischsprachigen – Online-Vortrag mit Diskussion wollen wir diese Gedanken weiter vertiefen. Ansonsten gab es im Blog schon vorher themenverwandte Beiträge.

Das MENSCHEN-BILDER-Treffen fand am 5. Juni, 19:00 bis 20:00 Uhr auf Zoom statt (diesmal englischsprachig).

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28 Kommentare

  1. Zitat: “ wenn man solche Techniken nur zur Stressbewältigung anwendet, hält man schließlich die Umstände aufrecht, die einen so stressen.“
    Ja, wenn man die Techniken nur als Mittel zum Zweck der Stressbewältigung einsetzt, nein, wenn sich dadurch das Bewusstsein transformiert und beispielsweise das, was vorher als stressvoll erlebt wurde nun keinen Stress mehr verursacht oder man in der Folge aktiv etwas an der Situation ändert.

  2. Mir scheint das Thema zu allgemein. Eine Mutter mit zwei Kleinkindern, die Haushalt und Beruf gleichzeitig meistern muss, die hat keine Wahl.
    Hier hilft nur perfekte Organisation.
    Die hat keine Zeit für Yoga, die hat keine Möglichkeit ihre Situation zu verbessern. Außer, dass ihr Eheman mehr in die haushaltlichen Pflichten eingebunden wird.
    Stressbewältigung wär hier eine Beratung über Organisation.

  3. @Holzherr: Stress als Gefühl

    Jein – Sie haben zwar recht damit, dass unser Stress zum Teil selbst verursacht wird (z.B. durch bestimmte Gedanken oder negative Interpretationen, die man sich ab-/umgewöhnen kann, wie es z.B. auch in der kognitiven Verhaltenstherapie versuchen kann). Stress hat aber auch Komponenten, die nicht nur “Einbildung bzw. Interpretation” sind.

    Um mal das Beispiel eines Yogalehrer-Freundes zu nehmen: Stehen Sie auf den Zehenspitzen. Das wird, je nach Vorbereitung, ein paar Sekunden, vielleicht auch Minuten gut gehen. Irgendwann ermüden aber Ihre Muskeln und signalisieren das über das Nervensystem. Das ist i.d.R. ein Stressreiz. Wenn man jetzt – aus welchen Gründen auch immer – die feste Überzeugung hat, das Stehen auf den Zehenspitzen sei extrem wichtig (z.B. für einen Eintrag ins Buch der Rekorde), kann dazu gedanklicher Stress aufkommen.

    Auch wenn man Letzteren durchschaut (z.B. über dekonstruktive Meditation), bleibt der Stressreiz (Muskeln überfordert) bestehen – und wirkt sich auch im Körper aus, etwa auf das Hormonsystem (z.B. Messbar als Cortisolausschüttung). Etwas Stress ist zwar “normal” und für unsere Körper i.d.R. kein Problem oder vielleicht sogar positiv – als allgemeines Muster verinnerlicht führt das aber zur “Überstressung”. Schauen Sie sich die psychischen und Gesundheitsprobleme unserer Gesellschaft an und ziehen Sie Ihre eigenen Schlüsse.

    Eine nachhaltige Lösung ist hier zum Beispiel die Entspannung; das schließt ein, zurück auf die Fersen zu kommen.

  4. Da hat @irgendwer aber die Ideologie der Alternativlosigkeit (die man oft als Kennzeichen des Neoliberalismus ansieht) verinnerlicht.

    Die Mutter in Ihrem Beispiel dürfte übrigens noch gestresster sein, wenn sie gar keinen Partner hat, wie es heute immer häufiger der Fall ist.

    Aber klar, wenn man durch Hausarbeit gestresst ist, wäre eine bessere Verteilung der Aufgaben eine Lösungsmöglichkeit.

    Bei Yogalehrerausbildungen mit echten Müttern hörte ich übrigens von mehreren Frauen, dass die z.B. morgens eine halbe Stunde früher aufstanden, um Zeit für ihre Übungen zu haben.

    Oder man reduziert seine Arbeitsstunden (muss man sich freilich leisten können), setzt eine Gehaltserhöhung durch, sucht soziale Hilfe – bis schließlich zur großen politischen Lösung einer weniger stressigen Gesellschaft, die sich freilich nicht im Alleingang durchsetzen lässt.

    Aber dieses “es gibt keine Alternativen”-Denken stabilisiert wiederum den Status quo.

  5. Stephan Schleim
    Früher gab es das Wort Stress nicht. Da hat man von “zu viel Arbeit” gesprochen.
    Stress kann man also auch körperlich sehen.

  6. @irgendwer: “Stress”

    Das ist ein (interessantes) Thema für sich!

    Dass man z.B. strukturelle Überarbeitung als “Stress” umdeutet und damit die Ursache verbirgt, zudem den gestressten Zustand als “normal” ansieht, erhält das Problem aufrecht.

    P.S. Und hier hat niemand geleugnet, dass Stress auch körperlich ist; im Gegenteil habe ich das in der Nachricht an @Holzherr gerade noch einmal unterstrichen.

  7. Stephan Schleim
    Meine Bemerkung mit “körperliche Arbeit” sollte keinerlei Kritik bedeuten, Stress ist eine “black box” , die man mit verschiedenen Inhalten füllen kann.

  8. Vielleicht hilft es, sich daran zu erinnern, dass der Begriff “Stress” von der Medizin ( und dann adaptiert von der Gesellschaft ) aus der Materialkunde entliehen wurde: “Stress” ist die Zug- oder Druckkraft, die auf den Prüfkörper pro Querschnittseinheit einwirkt. Der deutsche Begriff dazu ist auch “Spannung”, der seinerseits von der Gesellschaft, aber auch von anderer Technik ( E-Technik ) übernommen wurde. Und es ist wohl so, dass sich ohne “Stress”, ohne “Spannung” von selber nichts ändert, also weder im Guten, noch im Schlechten.
    Bildhaft kann man sich das Problem vielleicht so vorstellen wie ein Opfer auf der Streckbank oder gerne von der Kirche beansprucht, dass der Teufel an den Füßen zerrt und der Engel an den Armen zieht, wobei im kirchlichen Bild klar ist, wohin die Reise geht, je nachdem, wer gewinnt…
    Diese Kräfte können einerseits sehr real sein ( führe ich hier nicht aus ), können aber auch virtuell sein, als innere Vorstellung von Kräften, die einwirken. Da wir auch den Spruch “der Glaube versetzt Berge” kennen, ist klar, dass auch solche “inneren Zugkräfte” sehr reale Wirkungen haben.
    Und aus dieser Vorstellung lassen sich die Lösungen für die “Stressbewältigung” herleiten.
    a) Kann ich die äußeren Kräfte nicht ändern, bleibt nur, den “Querschnitt” zu vergrößern ( wie auch immer … ), um den “Stress” zu vermindern.
    b) Kann ich womöglich die äußeren Kräfte abschwächen – auch gut, ist aber meistens nicht möglich ( es sei denn, man kündigt … ).
    c) Kann ich erkennen, dass die Kräfte von innen kommen, bleibt a) und/oder b), wobei b) dann sogar in meiner Reichweite liegt, wenn es auch häufig sehr anstrengend ist, sich selbst zu ändern.

  9. Karl Maier
    jetzt wird Stress anschaulich. Stress als Kraft, die an uns zerrt , biegt und beugt.
    Und jetzt wird auch klar, dass man Stress auf verschiedene Art und Weise bekämpfen kann.
    Zur begrifflichen Einteilung, es gibt den Distress, der uns kaputt macht und den Eustress der uns anregt und belebt.
    Also, die Stechmücke im Hotelzimmer, die nachts unser Ohr als Angriffsziel ausgewählt hat. Wie begegnet man dieser Art von Stress. Man schaltet das Licht an und sucht die Mücke solang, bis man sie erlegt hat. Ohropax wäre die andere Methode.
    Dieses Beispiel zeigt, dass es zwei Möglichkeiten gibt dem Stress zu begegnen. Ihn bekämpfen, ihn ausschalten oder ihn mit klugen Maßnahmen begegnen, manche Leute wechseln sogar das Hotelzimmer noch in der Nacht.

  10. @Maier: Stress im Laufe der Zeit

    Danke für diesen historischen und inhaltlichen Hinweis.

    Wenn man deutsche Bücher als Maßstab nimmt, dann waren die Deutschen Ende der 1920er Jahre erstmals “gestresst”, um 1940, Ende der 1950er – und dann vor allem wieder in den letzten Jahren.

    Ihre Liste erinnert mich an die alte Weisheit: Gib mir die Kraft, zu ändern, was ich ändern kann; zu akzeptieren, was ich nicht ändern kann; und die Einsicht, die beiden Dinge voneinander zu unterscheiden. Immer noch aktuell!

  11. Wenn man den Zigarettenverbrauch als Stressindikator sieht, dann ist der Stress in Deutschländ rückläufig.
    Im weltweiten Vergleich liegt aber Deutschland aber beim Alkoholkonsum weit oben, was auf gesellschaftlichen Stress hinweist.
    Auf der steigende Gebrauch von Psychopharmaka ist ein Indikator für eine Zunahme von Stress.
    Alle Maßnahmen, die zur Entspannung führen, sollten also beworben werden.

  12. Stephan Schleim
    06.06.2023, 22:18 Uhr

    Gib mir die Kraft, zu ändern, was ich ändern kann; zu akzeptieren, was ich nicht ändern kann; und die Einsicht, die beiden Dinge voneinander zu unterscheiden.

    Ja, das ist das Ergebnis jeglicher erfolgreicher Meditation und die Grundlage von mentaler und darauf basierender körperlicher Gesundheit.

  13. Zunächst sollte man vielleicht davon ausgehen dass in dieser Gesellschaft alles, aber auch alles, was irgendwie Gewinn verspricht, vermarktet wird. So gesehen gibt es eine Unzahl von Coachs oder “Gurus” die diese Meditation als Lösung aller Probleme gegen Geld anbieten. Meditation hatte ursprünglich ,also in der hinduistischen Religion, eine spirituelle Bedeutung der SELBST-ERFAHRUNG des eigenen ICHs, des Atman im Brahman. Es ging hier weniger um Stress denn Stress gehört nun mal zum Leben im positiven wie im negativen. Es sind doch nur die Konstrukte des anerzogenen Ichs die diesen Stress verursachen und Meditation ist wohl mehr eine Ich-Erkennung und somit erkennt man letztlich auch die Anderen und diese Gesellschaft mit ihren Werten und UnWerten die diesen Stress verursachen. Man kann die Probleme und den Alltagsstress meiner Ansicht nach nicht wegmeditieren aber vielleicht hilft es etwas sich SELBST darin zu erkennen und nicht jeden Schwachsinn mitzumachen und nicht jeder öffentlichen Meinung zu glauben weil man die Muster dahinter besser erkennt.

  14. Hakel
    “Es sind doch nur die Konstrukte des anerzogenen Ichs die diesen Stress verursachen”
    Es gibt Stress durch Naturkatastrophen, es gibt Stress durch Versagensängste, es gibt Stress durch Krankheit ……….

    Meditation ist auch die Konzentration auf das Wesentliche. Und wenn man dann zu einer Entscheidung gelangt ist, dann kann der Stress durch Arbeit abgebaut werden. Und über die Erfahrungen bei der Arbeit macht man die Selbsterfahrung, ob man zielstrebig ist, ob man beharrlich ist, ob man ängstlich ist, ob man hart sein kann…….

  15. Stephan Schleim
    Richtig, Stress kann ein Grund für Substanzkonsum sein.
    Einen anderen Grund , Stress zu meiden, den haben wir noch nicht genannt, den Hedonismus. Das Streben nach Glück.
    Und darin zeigt sich unsere tierische Natur. Der Bär macht es vor. Er lässt sich von den Wildbienen stechen um an den Honig zu gelangen.
    Der Mensch tut ihm gleich , er besäuft sich mit dem Wissen, am nächsten Tag Kopfschmerzen zu haben. Wohlgemerkt, der Genusssäufer trinkt nicht um seine Sorgen zu vergessen, er trinkt , weil der Genuss von Wein oder Bier Glücksgefühle produziert.

  16. @Hakel: Vermarktung

    Das ist aber ein zweischneidiges Schwert: Es stimmt zwar, dass Yoga, Mindfulness & Co. vermarktet werden – es gibt aber eben auch viele “Kunden”, die für diese “Dienstleistungen” bezahlen. Auf Wunsch könnte ja jeder ein Buch kaufen (z.B. die Yogasutras von Patanjali, mit Kommentar) oder auch nur eine Wikipedia-Seite lesen, um herauszufinden, was der ursprüngliche Gedanke hinter diesen Systemen war.

    Das ist halt oft so, wenn Ideen von A nach B reisen, dass es Anpassungen an die Bedürfnisse der Menschen gibt. Das kann man auch positiv sehen.

    Und das mit dem “Ich” ist so eine Sache: Laut den sechs vedischen Schulen der indischen Philosophie ist das ewig; laut dem (nicht-vedischen) Buddhismus ist es leer. Tja, wem glaubt man nun?

  17. @irgendwer: Bewältigung

    Dass es viele Möglichkeiten gibt, mit Stress umzugehen, ist geschenkt.

    “Hedonistisches” Trinken (gerne auch ohne Kater am nächsten Tag) unterstreicht das nur noch mehr.

  18. Stephan Schleim,
    meditieren gegen Schicksalsschläge ?
    Erst gestern sind wir auf das Schicksal einer Frau aufmerksam geworden, die in kurzer Zeit den Ehemann verloren hat, dann ihren Vater, dann ihren Arbeitsplatz und sich jetzt in der Psychatrie befindet, wo ihr nicht geholfen wird, weil kein Therapieplatz frei ist. Ein Sturz von ganz oben nach ganz unten. Und sie wird auch noch ihre Wohnung verlieren.
    Das ist die Realität.

  19. @ irgendwer
    11.06.2023, 09:15 Uhr

    Stephan Schleim,
    meditieren gegen Schicksalsschläge ?

    Wo steht denn das so? Gemeint hat er doch eher sich eine Möglichkeit zu schaffen bei sich selbst zu bleiben anstatt sich eskapistisch zu verdünnisieren. Und damit auch die eigene Handlungsfähigkeit zu erhalten.

    Ich persönlich kann für mich auch nichts damit anfangen. Schon der Versuch erzeugt bei mir Stress ^^ Dann muss ich das eben irgendwie anders lösen, mein Problem. Das es Ihm aber nicht um simple Stressbewältigung geht um dann weiter zu machen wie vorher steht doch im letzten Absatz.

  20. Uli Schoppe,
    Der Fragesatz war eine Frage, kein Rückgriff auf eine Behauptung.
    Schicksalsschläge sind der Stress im Quadrat.
    “nicht Simple Stressbewältigung”, darum geht es, wie geht man mit Schicksalsschlägen um.
    Kann man das an der Universität lernen, kann man das vermitteln, wenn man selbst noch keine Katastrophen durchlebt hat.

  21. @irgendwer
    11.06.2023, 14:51 Uhr

    Uli Schoppe,
    Der Fragesatz war eine Frage, kein Rückgriff auf eine Behauptung.
    Schicksalsschläge sind der Stress im Quadrat.

    Nein, sie sind einfach Stress. Du wirst ja schon Schwierigkeiten bekommen zu definieren wo bei Dir einfacher Stress aufhört und der Schicksalsschlag anfängt. Wenn Du zum Beispiel sagst “Oh, Tod im nahen persönlichen Umfeld, das ist Stress im Quadrat!!”: Was macht dann der Mensch der gut damit klar kommt gegenüber dem der kaputt geht falsch? Denn der hätte ja auch kaputt gehen müssen oder ist der zB was weis ich, gefühlskalt oder sowas? Fande ich als Menschenbild verdammt negativ.

    Ich schwörs Dir, das ist eine ganz beliebte persönliche Begründung um zB als Substanzabhängiger wieder rückfällig zu werden, seine Medizin [sic!] wieder zu nehmen. Und alle drum herum nicken betroffen: “Klar da kann ich das verstehen!” Man ist sich aber im Grunde über sich selbst nicht klar. Darum hat man auch nichts in der Hand wenn man von einem Ereignis betroffen ist das einen immer treffen kann. Mit den ganzen Ereignissen die einen schon vorher getroffen haben von denen hat man sich Stück für Stück ausbrennen lassen. Das ist wie bei einem U-Boot mit Wassereinbruch im Batterieraum: Eine Zelle nach der anderen geht aus. Dann sind nur noch 4 übrig, man bräuchte aber 5 damit es nicht dunkel wird. Die kaputten Zellen hätte man aber auch schon vorher aufspüren, reparieren und nachladen können.

    “nicht Simple Stressbewältigung”, darum geht es, wie geht man mit Schicksalsschlägen um.

    Nein, wie sorge ich schon vorher so für mich das ich die Kraft dafür habe? Dann bleibt sogar noch was für die polis übrig.

    Kann man das an der Universität lernen,

    Wenn da jemand ist der einem das vermitteln kann

    kann man das vermitteln, wenn man selbst noch keine Katastrophen durchlebt hat.

    Aber natürlich. “Du weißt ja gar nicht wie das ist!!” ist oft nur eine Begründung wenn Mensch nicht zuhören will (gar nicht zuhören KANN!) sondern sich in seinem Status Quo einrichtet. Ausgerechnet an einer Stelle wo er sich selbst sogar helfen könnte weil er ausnahmsweise mal nicht von jede Menge Aussen abhängig ist. Und nein, das ist jetzt gerade keine Rede für den neoliberalen “Selbst schuld, jeder ist seines Glückes Schmied!” Unsinn.

  22. @irgendwer, Schoppe: Lebenskrisen…

    …gehören zum Leben dazu. Schon der Buddha brachte vor 2.500+ Jahren auf den Punkt, dass wir alle früher oder später mit Krankheit, Alter und Tod umgehen müssen.

    Mitten in so einer Krise mit Meditation anzufangen, hat meiner Meinung nach keinen Sinn. Wenn man erst einmal in einem tiefen Schock oder einer tiefen Depression ist, dass bringt der Gedanke, “du bist nicht deine Gedanken” wenig – und kann vielleicht sogar noch zusätzlichen Stress erzeugen.

    Ich denke, dass in so einer Situation Stabilität & Entspannung im Vordergrund stehen. Wenn die akute Krise erst einmal überstanden ist, kann ggfs. Sinnstiftung/Spiritualität fürs weitere Leben weiterhelfen.

    Ihrer Bekannten alles Gute!

  23. Stephan Schleim
    Die Bekannte ist eine hochbegabte Schönheit. Klüger als ihre Ärzte, die sie behandeln und sie kann deshalb ihre Krankheit verschleiern.
    Auch Danke für den Gruß, ich werde ihn ausrichten lassen.

    Uli Schoppe
    als Unbeteiligter kann man gute Ratschläge geben, als Betroffener bricht das Eis, auf dem man steht. Der Ausdruck “sein eigener Staus Quo” den finde ich gut.
    Dass man vorsorgen kann, wie denn ? Schicksalsschläge kommen unvorbereitet, und in einer Form die man sich nicht vorstellen kann.
    Aber Danke, dass du mitdenkst .

  24. Schicksalsschläge kommen definitiv unvorbereitet, da stimme Ich zu (Uli Schoppe). Alles in allem ein guter Kommentar, man sollte Achtsamkeit, Meditation und Yoga wirklich hauptsächlich zur persönlichen Transformation sehen, und nicht deren Ursprung vergessen! Stress-bewältigung = Ashwagandha (zu Heiko W.), ja das ist auch ein interessantes Thema, und auch hier kommt ja der Usprung aus dem indischen und den uralten Skripten den Veden. Fakten die auf jedenfall zum Nachdenken anregen!

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