Ende des Elitedenkens? Besser für Individuum und Gesellschaft

Erst haben niederländische Schulbehörden das Prädikat “exzellente Schule” aufgegeben. Jetzt schaffen immer mehr medizinische Fakultäten die Auszeichnung ab, weil sie Studierende ins Burn-out treibt.

Seit 2012 verlieh die Inspektion für die Schulen hier in den Niederlanden das Prädikat “Exzellente Schule”. Damit sollte die Profilierung von Schulen, die in der Breite guten Unterricht anbieten, für die Spezialisierung auf bestimmten Gebieten belohnt werden.

Zum 1. August dieses Jahres wurde das Prädikat auf Betreiben des Unterrichtsministers aber abgeschafft. Mitte Juni wurde es zum letzten Mal an 42 Schulen verliehen.

Natürlich sind damit nicht alle einverstanden: Insbesondere die so ausgezeichneten Schulen bedauern die Abschaffung des Prädikats. Es sei eine Motivation gewesen, sein Angebot zu verbessern. Nun kehre man zur “Kultur des Durchschnitts” zurück.

Kritiker aus der Politik fanden aber, dass die Auszeichnung falsche Anreize setzte. Es seien zu viele Ressourcen in das Erwerben des Prädikats gesteckt worden, anstatt damit den Unterricht zu verbessern. Außerdem hätten Eltern die Aussage missverstanden: Eine “exzellente Schule” sei nicht eine der besten Schulen, sondern schlicht eine Schule mit gutem Unterricht und einem herausragenden Angebot auf einem speziellen Gebiet.

Paul Zevenbergen, der der Jury zur Verleihung des Prädikats vorsaß, bedauert jedoch die Abschaffung: Damit hätte man Schulen dazu motiviert, über ihre Entwicklung nachzudenken. Außerdem hätte man dank der Initiative Praxiswissen teilen können.

Im zuständigen Ministerium denkt man nun über ein anderes Instrument nach, um den Unterricht zu verbessern. (Nebenbei: An niederländischen Schulen herrscht ein großer Personalmangel. Auch Deutschlehrer sind gefragt. Fast alle arbeiten in Teilzeit, um den Stress auszuhalten.)

Auszeichnung an medizinischen Fakultäten

In zeitlicher Nähe zu dieser Entscheidung für die Schulen findet nun auch bei medizinischen Fakultäten ein Umdenken statt. Nachdem die Freie Universität Amsterdam den Studienabschluss “cum laude” (mit Auszeichnung) abgeschafft hat, werden an den Unis in Maastricht, Rotterdam und Utrecht jetzt auch solche Schritte unternommen.

Die Regeln für das Prädikat unterscheiden sich von Ort zu Ort. Meist geht es eine Kombination der Durchschnittsnote mit anderen Faktoren, dass man beispielsweise nie eine Klausur wiederholt hat. Das Tückische: Je näher man dem Studienabschluss kommt, desto weniger Möglichkeiten bleiben, eine weniger gute Note auszugleichen. Wenn man keine Klausur wiederholen darf, erhöht das den Stress.

Kritiker meinen, in der Ausbildung solle der Schwerpunkt auf dem Lernen liegen, nicht der Leistung in der Klausur. Aus studentischen Kreisen heißt es beispielsweise, die Unis sollten keine “Notenfabrik” sein.

An der Freien Universität Amsterdam, die als erste Abschied von der Auszeichnung nahm, gibt man im Masterstudium gar keine Noten mehr. Auch die Vize-Dekanin Christa Boer meinte, dass das alte System die Bedeutung der Noten gegenüber dem tatsächlichen Lernen überbewertete. Man müsse weitere Evaluationen abwarten, doch die bisherigen Erfahrungen seien positiv. Die dortige Programmdirektorin Hester Daelmans gab zudem zu bedenken, dass der Fokus auf exzellente Noten der Teamarbeit im Weg stehen könne.

Burn-out Gefahr

Vertreter der Studierendenvertretung ISO hoffen, dass an weiteren Unis ein Umdenken stattfinden wird. Das sei auch gut für die psychische Gesundheit der Studierenden und angehenden Ärztinnen und Ärzte.

Erste Mitte Juli berichtete die studentische Interessenvertretung “De Geneeskundestudent” (deutsch: Der Medizinstudent), dass 27 Prozent der Bachelorstudierenden und 34 Prozent der Studierenden im Praktikum ein hohes bis sehr hohes Risiko für ein Burn-out haben. Die Datenerhebung fand Ende 2022 statt und basiert auf den Antworten von rund 2.700 Studierenden.

Deutsche Exzellenz

Im großen Nachbarland Deutschland versucht man seit 2005, die Unis mit der “Exzellenzinitiative” zu Verbesserungen anzuspornen. Seit 2019 sind die Gelder durch die “Exzellenzstrategie” abgelöst. Trotzdem (oder deswegen?) bleiben die deutschen Hochschulen im internationalen Vergleich eher Mittelmaß.

Das Thema ist komplex – doch dass vor allem diejenigen Einrichtungen als “exzellent” eingestuft werden, die vorher schon die besten Voraussetzungen hatten, liegt auf der Hand. Kritiker monieren auch hier falsche Anreize, beispielsweise eine weitere Vernachlässigung der Lehre gegenüber der Forschung und ein weiteres Auseinanderdriften zwischen den besten Unis und dem Rest.

Jedenfalls für die PISA-Initiative zur Bewertung der Schulen zeigte ich einmal auf, dass Eliteförderung die Platzierung von Deutschland kaum verbessern wird. Die Ergebnisse spiegeln nämlich Durchschnittswerte wider. Das heißt, dass man mit einer breiten Förderung der Masse mehr Punkte gewinnen kann, als mit einer Konzentration auf die Spitze.

In China soll man eine besonders kreative “Lösung” gefunden haben: Leistungsschwachen Schülern würde nahelegt, sich an den Prüfungstagen krank zu melden. Das kommt dann dem Endergebnis zugute. In diesem Sinne: Es lebe die “Exzellenz”, es leben die “objektiven” Messungen!

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35 Kommentare

  1. Ein überfälliger Beitrag zum Rankingwahn auf allen Gebieten. Dass der auch vor Schulen und Hochschulen nicht halt macht zeigen die Pisa Studien, dann die exzellente Schule in den Niederlanden oder die Sir Karl Popper Schule für Hochbegabte.
    Dabei wurde das Wort exzellent verwendet für : Ausländische Staatsoberhäupter, Parlaments- und Regierungschefs, Minister und Botschafter haben Anspruch auf das Prädikat “Exzellenz” .

    Ansporn ist gut in Maßen, er verwandelt sich aber in sein Gegenteil wenn er dem Dünkel dient. Und wenn der Ansporn nur darin Ausdruck findet, dass man den Prüfungen zu viel Wert beimisst, dann bleibt nichts Konkretes. Die Firmen machen dann selbst ihre Einstellungstests, weil den Schulabschlüssen nicht zu trauen ist.

  2. @Neumann: Von der Exzellenz zur Super-Exzellenz

    Es war, glaube ich, auf irgendeinem Exzellenz-Workshop vor ein paar Jahren. Da meinte ein Uni-Präsident, Exzellenz sei nicht mehr genug; jetzt wolle man Super-Exzellenz erreichen.

    Ich würde ja gerne sagen, “Wem’s Spaß macht!” Doch leider (be)trifft das auch und vor allem diejenigen, die nicht an dem Spiel teilnehmen.

    Als Epitaph, für auf den Grabstein, könnt’ ich’s mir gut vorstellen: Wir waren super-exzellent.

    Das hätte sich so mancher SS-Offizier wohl auch gewünscht. Die Geschichte wollte es anders.

  3. Die “Exzellenzunis”, die sowieso immer an die gleichen vergeben werden, halte ich auch für nicht sehr sinnvoll.

    Jetzt allerdings gleich alle Noten und Auszeichnungen abzuschaffen, geht mMn zu weit.

    Bei Bewerbungen schaue ich immer auf die Noten, die sind mMn das verlässlichste Kriterium um einen Bewerber zu beurteilen.

    Ansonsten müssen die Unternehmen dann wirklich alle eigene Einstellungstests durchführen. Das kann ja nicht Sinn der Sache sein…

  4. @Ichbinich: Noten

    Ich bin nicht prinzipiell gegen Noten. Aber man muss sie halt lesen können, wie vieles andere auch.

    Mal ein Beispiel: Ich erinnere mich an einen schlauen Studenten, der aus einem bildungsfernen Umfeld kam. Der musste sich erst selbst aneignen, wie eine Universität funktioniert. Das ist eine soziale Kompetenz/Intelligenz, die nur indirekt in den Noten steckt.

    Im Laufe der Zeit verbesserten sich seine Leistungen. “Honours Student” (auch so ein Prädikat) konnte er nicht werden, denn im ersten Semester, wonach diese Entscheidung getroffen wird, war er nur durchschnittlich. Am Ende des Studiums wurden seine Leistungen dann aber sehr gut.

    In dem heutigen System ziehen seine früheren Noten den Notendurchschnitt runter. Bei anderen verlief das Studium aalglatt – und manche haben denselben Schnitt, manche einen besseren. Wen würden sie am liebsten einstellen?

    Und bei der Ärzteausbildung kommt es wohl darauf an, was man will. Die Tests setzen beispielsweise ein gutes Gedächtnis voraus. Die Klinikleitung wünscht sich wahrscheinlich jemanden, der die Behandelprotokolle möglichst gut befolgt. Die Patienten jemanden, der ihnen zuhört und die Diagnose richtig stellt. Wen also wählen?

    Vielleicht tragen meine Gedanken dazu bei, das Thema etwas differenzierter und relativer zu sehen.

  5. @Stephan Schleim:

    Natürlich gibt es Ausnahmen bzw. man kann sich nicht nur auf Noten verlassen. Aber von allem, was sonst in Bewerbungsunterlagen zu finden ist, sind Noten nach meiner Erfahrung noch das beste Kriterium.
    Oder anders gesagt: mir ist bisher noch nicht untergekommen, dass jemand mit sehr schlechten Noten dann im Job sehr gut war.

    Ich bin aber auch nicht im medizinischen Bereich tätig. Meine Erfahrung bezieht sich auf den technisch/mathematischen Bereich.
    Und dort sind gute Noten üblicherweise nicht durch pures Lernen erreichbar. Sprich: Eine gute Mathenote bekommt man nur, wenn man auch verstanden hat, was man da rechnet 😉

    Also ja, vielleicht ist das Bereichsabhängig. Es kann gut sein, dass das im medizinischen Bereich anders ist. Da kenne ich mich zugegebenermaßen nicht aus.

  6. @Stephan Schleim (Zitat): „Die Tests setzen beispielsweise ein gutes Gedächtnis voraus.“
    Auch der Alltag eines Mediziners prüft das Gedächtnis ständig: Patienten, die in grössere Abständen immer wieder auftauchen, neue Behandlungsmethoden oder -Procedere. Altes erinnern, Neues sich in kurzer Zeit aneignen und einprägen ist Alltag.
    Ein gutes, flexibles Gedächtnis ist wohl eine der wichtigsten Voraussetzungen für Ärzte, die up to date bleiben wollen.

    Was die Exzellenz eines Studienganges betrifft, so lösen das die US-Universitäten durch die Aufnahmekriterien. Harvard etwa nimmt nur 4% aller Bewerber, Stanford ebenso. In Yale sind es 5%, Columbia nimmt 7% der Bewerber und das MIT 8%.

  7. An der Freien Universität Amsterdam, die als erste Abschied von der Auszeichnung nahm, gibt man im Masterstudium gar keine Noten mehr. Auch die Vize-Dekanin Christa Boer meinte, dass das alte System die Bedeutung der Noten gegenüber dem tatsächlichen Lernen überbewertete. Man müsse weitere Evaluationen abwarten, doch die bisherigen Erfahrungen seien positiv.

    Robert Pirsig hat das in Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten weiter durchgespielt. Sein Protagonist Phaedrus ist Lehrer und stellt das Benoten ein. Die Reaktionen der Schüler sind vielfältig.

    (Ob da reale Erfahrungen einflossen, ist mir nicht bekannt.)

  8. @Holzherr: Naja, in welchem Beruf kommt man ohne Gedächtnis aus? Gerade in der Medizin gibt es doch zahlreiche digitale Nachschlagewerke, Patientenakten usw.

    Und über die Elite-Unis in den USA könnten Sie sich auch mal besser informieren: Erstens werden solche Aufnahmetests natürlich auch vom Vermögen der Eltern beeinflusst; zweitens vergeben gerade diese Unis einen großen Teil ihrer Studienplätze nach Quoten.

  9. @Wort: Das Buch steht bei mir ungelesen im Regal; schon sehr lang, fürchte ich.

    In der Coronapandemie hatten wir auf einmal die Gelegenheit, meinen Pflichtkurs ohne quantitative Noten abzuschließen, sondern nur mit bestanden/nicht bestanden.

    Im ersten Jahr fanden die Studierenden das großartig. Im zweiten Jahr haben sie mich dafür gehasst: Sie brauchten die Noten nämlich für die Bewerbungen auf ihre Masterplätze.

    So sieht man, wie das System sich selbst in Stand hält.

  10. Phaedrus’ Schüler konnte er in Gruppen klassifizieren (gaaaanz grob aus dem Gedächtnis, unvollständig, verzerrt, voll eigener Phantasie, keine Gewähr):
    – Diejenigen, die Noten zur Orientierung brauchten. Sie waren verunsichert, kompensierten mit Extra-Anstrengungen, bis in eine der anderen beiden Gruppen rutschten.
    – Die Desinteressierten, die, erst sporadisch, dann immer länger, weg blieben. Am Ende des Schuljahres versuchten einige von ihnen panisch ein wahrgenommenes Defizit aufzuholen.
    – Die am Stoff interessierten. Für sie änderte sich wenig.

    Und natürlich war die Institution dagegen.

  11. Stephan Schleim
    07.08.2023, 17:37 Uhr

    Bürokratie
    Bürokratie … oder vielleicht doch Bürokratur?

  12. “In dem heutigen System ziehen seine früheren Noten den Notendurchschnitt runter. Bei anderen verlief das Studium aalglatt – und manche haben denselben Schnitt, manche einen Besseren. Wen würden sie am liebsten einstellen?”

    Und deswegen sind Noten generell schlecht? Seh ich anders.
    Liegt wohl eher an der Methode mit dem Notenschnitt.

  13. @Robert: Noten

    Erstens, wenn Sie uns mitteilen, wie Sie das sehen (“anders”), wird vielleicht ein Gespräch daraus.

    Zweitens, es ist halt “das System”. Noten sind auch ein Mittel zur Kontrolle und Disziplinierung. Mit dem Bilden dieser Durchschnittsnoten über die Dauer des gesamten Studiums hinweg, erzielt man eben bestimmte psychosoziale Effekte, von denen manche (siehe mein Beispiel) auch die soziale Ungerechtigkeit vergrößern.

  14. Beim „Elitedenken“ verhält es sich eben so, wie es sich „immer“ bei neuen „Denkkonzepten“ verhält.

    Einige Zeit werden tatsächlich kreativere, leistungsfähige und resiliente, hier Studenten, gefördert. Aber nach und nach wird das System „unterlaufen“ und „gekapert“.

    „Reichere kaufen“ ihre Kinder, z.B. durch besondere „Trainingsmethoden“, das wäre immerhin noch halbwegs fair, einfach in diese Bildungseinrichtungen ein.

    Letztlich geht es meistens um die mitunter abenteuerlichen, auch höchst kreativen, allenfalls extrem harten „Trainingsmethoden“.

    Kinder von „Lehrenden“ bzw. von Menschen die einen entsprechenden Abschluss haben, sind meistens „bevorzugt“, außer sie sind „Revoluzzer“. Sie werden einfach von den „Denk- bzw. Handlungskonzepten“ der Eltern geprägt, „wachsen“ fast ganz von selbst in das Fach, den Beruf hinein.

    Da ist es auch ganz klar, dass letztlich die Gebildeten „unter sich“ bleiben und manche bedauern dass die „Chancengleichheit“ auf der Strecke bleibt.

    Es ist einfach die beinharte Realität….

  15. Stephan Schleim zum Thema Noten
    Bei dem Wort „Noten“ fällt vielen das Wort Schule ein, speziell das Wort Odenwaldschule, dem Zentrum der Mißbrauchspädagogik. Wussten Sie , dass ein Teil der deutschen Intelligenzia Schüler in der Odenwaldschule war. Daniel Cohn Bendit, Peter Conradi, Amelie Fried, Beate Uhse, Klaus Gysi. https://de.wikipedia.org/wiki/Odenwaldschule
    Warum ich das schreibe. Hartmut von Hentig, ein ehemaliger Lehrer der Schule war die Instanz zum Thema Noten. Er hat ein Buch darüber geschrieben und die Studenten konnten sich ein ganzes Semester mit diesem Thema Noten beschäftigen.
    Ihm ging es um den sinnvollen Umgang mit Noten und deren Aussagekraft.
    Wenn man die Notengebung bejaht, dann ist Hartmut von Hentig die richtige Adresse.

    Als Ex-Lehrer sehe ich die Problematik Note auch von der menschlichen Seite und bin der Meinung, die Note ist auch eine Anerkennung einer erbrachten Leistung, die die Schüler selber fordern !!

  16. Wenn Sie einen Schmied zur Manufaktur zerlegen, nehmen Sie nicht zehn Elite-Schmiede für die Produktionskette, sondern drosseln die Leistung – jeder Arbeiter übernimmt nur eine Teilaufgabe. Trotzdem kann die Qualität des Produkts steigen, weil jeder zwar weniger Fähigkeiten können muss, aber mehr Zeit und Kraft hat, sie zu perfektionieren. In so einem Team kommt es vor allem auf Koordination, Teamfähigkeit, Management an. Gilt auch für geistige Arbeit, deswegen teilen sich die Wissenschaftler in einen Babelturm aus Spezialisten.

    Je mehr die Arbeiter ihre Teilaufgaben verfeinernn, desto mehr Wissen und Können müssen sie erlernen, anwenden. Das heißt, die Elite wird kleiner, weil ein geringerer Prozentsatz der Menschheit als Rohstoff zur Verfügung steht, weil man fast schon ein Mutant mit Superkräften sein muss, um das zu bewältigen – bis sich die Teilaufgaben wieder spalten. Weswegen wir einen Krieg der Headhunter haben, aber auch Heerscharen von Menschen, die wie Kätzchen ersäuft werden, weil sich keine Jobs für sie finden. Natürlich frisst ein Genie weniger als ein Team, deswegen bevorzugen die Firmen nur einen. Eliten werden auch immer dort gebraucht, wo es auf Geschwindigkeit ankommt, die Supermänner haben halt kürzere und schnellere Verbindungen in den Köpfen, mehrere Hirne zu einem zu verschalten, wird noch durch die Übertragungsgeschwindigkeit der Interfaces gehemmt. Aber im Großen und Ganzen ist es Unsinn, Leute in Massen zu Hochleistungs-Übermenschen zu prügeln, wenn Menschen gerade billig und in rauen Mengen vorhanden sind.

    Es ist die Effizienz einer auf Ineffizienz spezialisierten Wirtschaft, die Eliten will – sie will viel verdienen und nix dafür leisten, auch keine Löhne zahlen. Die Frage ist, ob sich der Kollektivierungs-Trend dagegen durchsetzen wird, oder ob die Wirtschaft einfach beleidigt dorthin weggeht, wo billige, elitäre menschliche Taschenmesser vom Bildungsfließband regnen. Ich meine, der Fachkräftemangel kommt ja auch davon, weil es uns egal war, dass man sein Leben nicht optimieren kann, ohne das System zu optimieren, das einem das Überleben ermöglicht. Wir alle wollen viel für lau, Wirtschaft, Arbeiter, Regierung, Studis, also kriegen wir alle nix. Ein schönes, glückliches, erfülltes Leben wollen ist super, es für sein Recht zu halten und nicht für etwas, was man sich erkaufen muss, ist elitärer Standesdünkel von Leuten, die in nichts als Standesdünkel Eliten sind.

    Wir brauchen ein System, das das Rohmaterial für Supermänner (m/w/d) herausfiltern, fördern und weiterentwickeln kann, Potenzial für Eliten darf man nicht verschwenden. Doch ansonsten brauchen wir teamfähige Fachkräfte, auch für Management. Die Menschheit wird zum Ameisenhaufen, der Sieg des Sozialismus lässt sich nicht aufhalten. Wir verschwinden in der grauen Masse, wenn jeder was Besonderes ist, ist keiner was Besonderes, die individuelle Stimme verschwindet im Weißen Rauschen der individuellen Stimmen, nur noch Kollektive bieten eine Identität, die gesehen wird und wirken kann. Unis sind bloß ein Symptom eines globalen Trends.

  17. PaulS,
    war das jetzt der Lobgesang auf das Mittelmaß oder doch eher das Hohe Lied für die Eliten.
    Wir brauchen beides, einen Bildungsadel und das Fußvolk, dass bereit ist in einer Gaststätte zu servieren.
    Es zeichnet sich schon der Niedergang der Touristik ab, viele Gaststätten müssen schließen, weil das Personal fehlt.
    In den Magreb Ländern sind dagegen die Studierten arbeitslos.

    Wir schaffen es noch, dass eine “Putzfrau” zur Frau des Jahres gekürt werden muss. Warum eigentlich nicht ?

  18. @Realo: Chancengleichheit…

    …gab’s wohl noch nie im deutschen Bildungssystem und das ist, meines Wissens, bereits seit den 1950er, wenn nicht gar 1960er Jahren bekannt (siehe z.B. Sozialerhebungen der Deutschen Studienwerke oder vom HIS Zentrum); daran haben auch rot-grüne Landes- oder Bundesregierungen nichts geändert (“Aufstieg durch Bildung”).

    Eltern, die sonst gerne auf Gendergleichheit pochen, gehen schnell auf die Barrikaden, wenn auf der Schule ihrer Kinder mehr Migrantenkinder oder “Schmuddelkinder” (Günter Grass) aufgenommen werden sollen; dadurch könnte ja der Standard sinken.

    Auch die Meritokratie ist in weiten Teilen Illusion. Früher gab es die Adelstitel “von Gottes Gnaden”, die blaublütig vererbt wurden; heute haben andere Mechanismen diese Rolle übernommen. In der Summe sind die Ergebnisse wohl ähnlich – wenn auch global auf einem höheren Niveau (d.h., die relativen Unterschiede zwischen Armen und Reichen gibt es immer noch, doch die Armen sind heute wohlhabender als früher, jedenfalls auf der Nordhalbkugel).

  19. @Neumann: Arbeitsbedingungen

    …viele Gaststätten müssen schließen, weil das Personal fehlt.

    Nun ja, das liegt vielleicht an den Arbeitsbedingungen…

    …aber im Endeffekt geht es halt nicht nur darum, wie viel Gewinn der Arbeitgeber für sich selbst will, sondern auch, wie viel die Kunden für ein Produkt gewillt sind zu zahlen.

  20. GEW-Vorstandsmitglied Merbitz sagte mit Blick auf das Bildungssystem, dieses sei “seit Jahrzehnten deutlich unterfinanziert – mit dramatischen Folgen”. In allen Bildungsbereichen, insbesondere in Kitas und den Schulen, herrsche ein riesiger Fachkräftemangel. (heute: tagesschau.de)

    Das macht doch nichts. Hauptsache es gibt ein paar Vorzeigeprojekte, für tolle Fototermine mit den Ministern. Den Rest besorgt der Markt: Konkurrenz garantiert die Bestenauslese. “Die Spiele mögen beginnen.”

  21. Gründe für den Arbeitskräftemangel
    Je nach Branche sind die unterschiedlich.
    1. Überreglementierung im Bereich Bildung.
    Für die Schulen werden Schulleiter gesucht. Es melden sich zu wenige Lehrkräfte, weil der Posten des Schulleiters überreglementiert ist.
    Bei den Kindergärtnerinnen ist es tatsächlich die Unterbezahlung. Eine Kindergärtnerin trägt eine hohe Verantwortung und die wird zu gering geachtet.
    Bereich Gesundheit
    Die angehenden Physiotherapeuthen müssen ihr Ausbbildung selber bezahlen. Für viele ein großes Hindernis.
    2. Bereich Tiefbau
    Die Gesellschaft feiert die Hipp-Hopp-Gesellschaft wo man sich nicht Finger schmutzig machen muss.
    3. Bereich Hochtechnologie
    Hier werden schon headhunters eingesetzt um noch Fachkräfte zu finden.
    4. Bereich Landwirtschaft
    Hier sündigen die Kommunen selbst, indem Schwarzarbeiter eingesetzt werden
    5. Allgemeine Verwaltung
    hier sind die Anforderung mit IT Technologie schon so hoch, dass normale Schulabgänger sie nicht bewältigen können.
    Fazit. Die Gesetze der Marktwirtschaft greifen nicht mehr in einer überalterten Gesellschaft.

  22. @Neumann 08.08. 14:23

    „Fazit. Die Gesetze der Marktwirtschaft greifen nicht mehr in einer überalterten Gesellschaft.“

    Wo ist das Problem? Noch haben wir ein Konsumübermaß, das reduzierbar wäre. Und wir haben in Deutschland immer noch einen Außenhandelsüberschuss. Den wir nicht brauchen, wofür? Es kann also gerne manche Produktion ins Ausland abwandern, wenn den da die Arbeitskräfte vorhanden sind.

    Und der Fachkräftemangel stärkt nicht unerheblich die Marktsituation der Arbeitnehmer, in gewissen Maßen ist er deswegen sogar zu begrüßen.

    Wir haben hier eine gewisse Verschiebung, dass eben im Bereich Bildung, Gesundheit und im Handwerk wirklich Leute fehlen, weil dieses nun gar nicht ins Ausland verlagert werden kann. Aber wenn hier z.B. die Autoindustrie reduziert wird, durch Verlagerung in Länder, in denen Arbeiter vorhanden und Arbeitsplätze heißbegehrt sind, dann geht das doch. Das macht dann auch hier die Leute frei, in den anderen Branchen eben zu arbeiten.

    Dazu haben wir meine ich einen erheblichen Überkonsum, wenn wir den nur etwas reduzieren, dann passt das auch sofort wieder.

  23. Ein Beweis für die Überalterung: “Wir haben hier eine gewisse Verschiebung, dass eben im Bereich Bildung, Gesundheit und im Handwerk wirklich Leute fehlen, weil dieses nun gar nicht ins Ausland verlagert werden kann”

    Der Außenhandelsüberschuß ist auch eine Fehlrechnung, weil der nicht auf der Wertschöpfung beruht, sondern auf den Verkaufserlößen bzw. den Gewinnen der Automobilindustrie.

  24. @Neumann 09.08. 09:48

    „Der Außenhandelsüberschuß ist auch eine Fehlrechnung, weil der nicht auf der Wertschöpfung beruht, sondern auf den Verkaufserlößen bzw. den Gewinnen der Automobilindustrie.“

    Kann ich jetzt nicht beurteilen. Ich schätze allerdings, dass wir schon vieles Exportieren. Hier kann der Arbeitskräftemangel von selber dazu führen, dass das abnimmt.

    Ansonsten, was sollen wir tun? Mehr Kinder, oder mehr Einwanderer? Zumindest wenn die Einwanderer aus der EU kommen, dann fehlen sie u.U. der Wirtschaft in den Herkunftsländern. Das wäre dann nur eine Verschiebung des Problems.

    Weniger Konsum müsste allerdings zweifelsfrei helfen. Sogar 5% weniger wären Welten, schätze ich mal.

    Mit Kindern ist das Problem, dass die erst in 25 Jahren zu Arbeitskräften werden. Und vorher noch das Problem entschieden verschärfen, indem sie eben auch Geld, Arbeitskraft und Rohstoffe verbrauchen.

  25. Was können wir tun.
    1. einen Finanzminister wählen der vom Fach ist
    2. einen Wirtschaftsminister einsetzen , der nicht Philosophie studiert hat
    3. die Energiewende beschleunigen
    4. Nicht davor zurückschrecken, die Smartphones als Energieschlucker zu bezeichnen
    5. Städte des nachts weniger zu beleuchten
    6. Einen Tag des Gemüses auszurufen , vielleicht der Montag
    7. Die Deutschlandkarte zu 49 € wieder abzuschaffen. Sinnlos in der Gegend herumzufahren, dafür gibt es keinen Grund.
    8. Familien mit Kinder besser zu stellen.
    9. Die Tierhaltung besser kontrollieren
    10. Eine Preisbremse für Schulbücher einführen. Die müssen nicht auf Hochglanzpapier gedruckt sein.
    11. Innerdeutschen Flugverkehr abschaffen
    12. Steuern auf online Bestellungen und Auslieferungen einführen .
    13. Die Müllgebühren verdoppeln oder gleich bei jedem Kauf mit einbehalten.
    14. Kinder fahren kostenfrei bei den öffentlichen Verkehrsmitteln.
    15. Das Sitzenbleiberelend abschaffen, indem man Grundkurse und Leistungskurse getrennt pro Schulart einführt.
    16. Ein soziales Jahr für jeden Jugendlichen zur Pflicht machen , ersatzweise Wehrpflicht.
    17. 0 % Alkoholkonsum bei Autofahrten
    18. Der Doktortitel ist nicht mehr Teil des Namens
    19. Nebenbeschäftigungen bei Abgeordneten sind nicht mehr zulässig
    20. Die Überdüngung der Felder kontrollieren.

  26. @Neumann 09.08. 15:11

    „Was können wir tun….“

    Durchaus sinnvolle Vorschläge. Wobei aber Philosophie für Politiker nicht unbedingt fehl am Platz wäre, meine ich. Zusätzliche Fachkenntnis sollte aber unbedingt nicht fehlen.

    Viele Kleinigkeiten summieren sich dann auch. Blödsinn weglassen ist auch für mich das Erste, was man machen kann. Das macht Arbeitszeitverschwendung, Geldverschwendung und Rohstoffverschwendung weg, und reduziert sofort auch Mitweltbelastung.

    Zum Thema Smartphone, da scheint mir allerdings nicht klar zu sein, ob das jetzt nicht eher Strom einspart. Also wenn ich statt am Smartphone am richtigen Computer sitze, dann verbraucht das ein Vielfaches mehr. Auch für unterwegs ist wohl auch der Verbrauch des Smartphones selber gering, was jetzt aber alles für Server hochfahren, wenn ich im Netz unterwegs bin, ist natürlich die andere Sache. Oder wenn ich Musik und Videos streame. Letzteres muss ich aber ja nicht machen.

    Ich selber habe allerdings gar kein Smartphone, ist mir zu teuer, ich bin eh wenig unterwegs und ich habe auch keine Lust soviele Daten von mir zu verbreiten. Entsprechend verbrauche ich allerdings am Computer schon einiges an Strom. Aber das lohnt sich allemal, und so viel ist das dann nicht, etwa 1 Kwh am Tag.

  27. Tobias Jeckenburger,
    Du gehörst zu den Wenigen, die kein Smartphone besitzen, ich übrigens auch nicht.
    Mit dem Stromverbrauch sind die Server gemeint, die zusätzlich den Raum mit Elektrosmog belasten.
    Dort sitzt die Krake Energieverbrauch und fast keiner merkt es, weil es niemand merken will.
    Schon die Atzteken opferten ihrem Gott Huitzilopochtli an 4 Tagen bis zu 80 000 Menschen. Bei uns nennt sich dieser Gott “Internet”. Wieviel dem zum Opfer fallen, werden wir wohl nur abschätzen können. Im darknet werden viele Kinder gequält und getötet. Das ist unser Tribut an die Moderne.

  28. Bildungs-Elite-Denken ist wichtig. Fleiss und Leistung MÜSSEN belohnt und gewürdigt werden. Dass heutige Studenten sich offenbar rascher überfordert “fühlen”, mag auch daran liegen, dass inzwischen jeder Schluffi Abitur erreichen kann – auch die Abinote 1 wird inzwischen inflationär vergeben. An der Uni wird`s dann ernst – und es wird geweint und Überforderung beklagt.
    Die ewige Gleichmacherrei – bald auch noch unter freiem Cannabis-Konsum richtet diesen Staat, in dessen Reichtum alle Schluffis sicher und wohlgenährt aufwachsen konnten, zu Grunde. Die Eliten sind die Architekten des Wohlstands. Neid und MIssgunst sind vollkommen fehl am Platze.
    Wir brauchen humanistisch gebildete Akademiker mit echtem Intellekt und Geschichtsverständnis, um dieses reiche Land zu schützen.
    Wenn ein heutiger “Abiturient” versagt, dann ist das eben so. Deshalb muss man die Anforderungen nicht schmälern !!

  29. “Die Eliten sind die Architekten des Wohlstands”(hier geklaut).Eine Putzfrau macht den Weg frei, für die “Eliten”.Auch mit Ihren Steuern.
    Habe einen Facharbeiter, Meisterabschluß und 3* einen “FH”Abschluß (3. Bildungsweg). Und gehöre allso nicht zur “Elite”.

  30. @F. Zimmermann
    Nur werden in diesem System oft genug eben NICHT Fleiss und Leistung belohnt. Wer weiß, wie das Spiel gespielt wird, startet eben nicht nur 5m vor den anderen auf der Aschebahn, nein, der Startplatz liegt am Ende einer Rutsche die direkt ins Ziel führt. Beziehungen, Stallgeruch, Habitus entscheiden häufig nicht nur über die schulischen, sondern im Anschluss auch noch über die universitären und beruflichen Verläufe. Da kennt wer jemanden, der wen kennt, ein Schelm, wer böses denkt. Da werden Stipendien ermauschelt und der Job ist schon zu Beginn des Studiums sicher, wo das Arbeiterkind das System noch garnicht durchstiegen hat. Wer in dieser Welt allen Ernstes an Meritokratie glaubt, dem habe ich eine Brücke zu verkaufen und wer Intelligenz mit Noten gleichsetzt, der hat die Welt nicht begriffen. Denn wo objektiv gemessen wird, da kann man auch objektiv manipulieren.
    Oder in anderen Worten: wer nur Geld als Maßstab kennt, wird den Wert einer Umarmung niemals bemessen können.

  31. @Stranz, Moinsen: Auch manche Forscher gehen davon aus, dass der Glaube an die gerechte Leistungsgesellschaft, an die Meritokratie, einen immensen sozialen Schaden verursacht.

    Wenn man diesen aufgibt, müsste man erstens den emotionalen Preis zahlen (Schmerz), einzusehen, dass man veräppelt wird – und sich zweitens mit der Frage auseinandersetzen, wie man damit umgehen soll.

  32. Guten Tag, grüß Gott,
    Leistung kann Spaß machen; wenn dann zB Lehrer meinen, immer noch “mehr” Leistung erzwingen zu sollen, so ist das absurd. Das Lernen macht keinen Spaß mehr – Ende.
    Ich hatte so nen Lehrer in der gymn. Oberstufe.
    Statt Besuch an der “Berliner Mauer” vom Westen aus, meinte er “Ostberlinbesuch” wäre besser. “Da könne wir im Klasenverband nichtrübergehen”, tönte er beim Grenzübergang vor den “Ossis”; “ich kenne mich recht gut aus, fahre mit der Straßenbahn herum” tönte er weiter; Achso “Einladung und Aufforderung zu einem “Corona-Spaziergang” um alle nicht-west-schönen Seiten Ostberlins herzuzeigen? 2 (Idioten) tauschten schwarz, verhaftet; mein Geburtstags war am Tag danach. Auch da hatte der “Klassleiter” der leider auch noch Vertrauenslehrer der Schule war, wieder was parat: “Reifeprüfung alà Goethe’s Faust”: Er hatte einem Mädchen der Klasse erlaubt bei einer Freundin, Diplompaharmazeutin zu übernchten (typisch “Klassenfahrt”); was tat Sie wohl wenn die Freundin als Apothekerin im praktischen Jahr arbeitete? Achaj zu meinem Geburtstag wollte sie (eingeladen im Namen ihrer Freundin) mir eine Party geben. Ich lehnte 2-mal ab, ahnte die Gefahr; ließ mich dann leider breit schlagen. Zunächst alles sehr ruhig, freidlich, nett. Als die Zeit zum Aufbruch in die Klassenunterkunft gefühlterweise (ich besaß keine Uhr) da war, stand ich auf um zu gehen. “Was ist los?”… “Du hast noch Zeit, meine Freundin hat extra Geburtstagskuchen für Dich gebacken”. Es kam auch noch ein Geschenk; in der hübschen Schachtel lagen erstmal viele Reformhauswarenpröbchen; ganz unten aber 2 Filmtabletten “Barbiturat”; ich sagte sofort “Das geht aber nicht! verschreibungspflichtig! Wird als Droge gehandelt!” Die Frau Apothekerin im “praktischen” Jahr blieb stumm und tat nichts. Alsbald danach kam der Nachbar, wurde hereingelassen; nach kaum 5 Minuten doofte er “Das ist eine stink-fade Party” und fing an eine Spezialzigarette zu machen, sie reihumgehen zu lassen; als er die Dreistheit besaß sie mir auch noch anzubieten, bekam er eisige Kälte ab und dazu eine heiße “Abblitzung”. Die Einladerin tat so als ob sie sie inhalierte (Hand davor gehalten). Nur ihrer Freundin hatte man sie noch nicht angeboten. Täte die sie auch rauchen, die Frau Apothekerin im praktischen Jahr? Nunja, da kippte ich bewußtlos vom Sitzsack aus auf den Boden um. Gegen 6 Uhr rappelte ich mich auf. Die Klssenkameradin lag nun ins Strapsen ohne Bettdecke auf dem Bett im Raume; ihre Freundin so gekleidet wie am Vorabend und wach.
    “Ich schlief damit sie sich freuten”? heißt’s bei Goethe’s Faust als Gretchens Mutter nach der Ko-Pillung nicht mehr ins Leben zurückkehrte.
    Dei Spezial-“Reifeprüfung” des “Gymn”-“Prof” wqar also: “Wer in diese Falle tappt, zur Klassenkameradin in deren Unterkunft geht, brauchtg keine Karriere zu machen”.
    Dann kam die Postkarte meiner Freundin nicht an. “Postsortiermschine” -Welche?
    Einige Wochne später kam Durchsage: “… und … “(Die Schwarztauscher) auf’s Direktorat kommen, Franz Rickinger auf’s Sekretriat”. Ich bekam die Geburstagskarte; die anderen 2 nen Direktoratsverweis.
    Jetzt ist doch wieeer alles ok, gelle…
    Denkste!
    Im Mietsblock der Freundin wurden alsbald alle Briefkästen aufgebrochen; (damit ich mich auch getroffen fühlen sollte?) wurde alsbald nochmals genau 1 Briefkasten aufgebrochen. Welcher wohl ? Na klar, der Freundin.
    Ok, Platz neben mir freigeräumt geworden, denn welches Mädchen will so nen hochbegeabten Typen schon haben; da hat bekommt man jadochn nichts als Ärger von “geheimen” Kräften, Mächten, Personen, Mehr-oder-Weniger-Verbrechern, usw.

    An der Uni ging’s weiter: 1.Vorlesungstag im Herbst; erste Pause in der Mitte der 2-stündigen Vorlesung. Ich sitze ganz hinten rechts in der hintersten Ecke des sehr goßen Hörsaals (für einige Hundert…) (hatte Schweigen, Isolation, keine Komilitonenschaften pflegen usw zur Rettung der Karriere gewählt). Da steht in der Mitte ganz links (mindestens 2 Dutzend Meter weit weg) nen Typ auf, denn ich noch nie gesehen hatte. Er drehte sich 2-mal um die eigene Achse und als er mich endlich hatte finden können, kam er schnurstracks auf mich zu “Wollen wir zusammen lernen” – “Nein Danke (haut ab”.
    Alle die sonst noch Hochbegabtenstipendium bekamen, kannten mich plötzlih. Woher? Ich hatte es niemandem gesagt, brav geschwiegen, mich isoliert gehabt.
    Aber es kam noch schlimmer. 3.Semester erst Übungsstunde, Anaylsis III; Endlich war ich auch in Analysis richtig sicher und gut geworden. Hatte neben Job als Meßrädchen-Schieber, udgl abends brav im Hotel gerlernt gehabt; freiwillig auch noch an nem Proseminar mitgemacht und Vortrag geschrieben). Kam der Assistent rein, warf aus 3 Metern Entfernung seine schwere Aktentasche auf’s Pult und tönte herum “Ja der… und er Rickinger, die können halt so eine Aufgabe auch noch lösen”. Äh seidener Faden an dem meine Karriere gehangen hatte, zertrennt.
    Ich ging erstmal jahrelang in keinen Hörsaal mehr, qäulte mich alleine durch Bücher (Das sollte man am Ende des Studiums dann können; nicht zu Beginn!) und die Umgebung “Du hält Dich wohl für super-g’scheit, arroganter Schnösel”.. Nunja ich schwieg zurück: “Ihr totalen Volltrottel und Totaldeppen, haltet blos eure Gosche bevor ich sie euch hochprofesionell poliere! – Perverse Idioten, perverse”
    … Nunja, Shit happens.

    Ursache: ein staatlicher Lehrer, der Deutschlehrer war und den alliierten Befehl mit welchem Lern-und Lehrmittelfreiheit in Bayern eingeführt worden war, zu lesen und zu befolgen zu arrogant oder auch leseunfähig gewesen war.
    Stets setzte er noch eins d’rauf. Nix war Ihm gut genug; da geht noch mehr!
    und Naturwissenschaft&Mathematik waren sowieso völlig überflüssig. Nein Goethe, deutsche Sprache das wären die einzigen sinnvollen Themen.
    Achso, Mathematik, geht auf Russisch, Englisch, Chinesisch, usw auf. Atombombe kann man mit diesen Sprachen auch ganz gut bauen und wenn Deutschland meint noch nen dritten Weltkrieg verusachen zu können, dann wird man die Atombomben, die dann auf Deutschland regnen werden nicht extra auf Deutsch beschriften oder etwa extra-speziellerweise doch?
    Ich wollte einst Chemie studieren und aufzeigen, daß man Chemie auch in geschlossenen Cyclen betreiben kann und wegen des Neins zu Tierversuchem, Tieropfern & cop auch gar keine andere Wahl hat – gemäß der Verantwortung der WissenschaftlerInnen (egal welchen Geschlechts doer auch geschlechtslos)
    Das war jenem “Klass-Leiter” auch noch zu wenig.
    Aber selber benutzt er Strom, fuhr Mercedes, trug teure Brille mit Kunststoffbügeln, benutzte Flaschenzug (woher kam denn das Eisen der Rädchen dafür?) usw…
    Adios

  33. Wie ich oben schrieb, werden nur zwischen 4 und 8 Prozent der Bewerber an einer der US-Eliteuniversitäten aufgenommen. Wer dorthin kommt, hat das grosse Los gezogen. In der NZZ vom 5.9.2023 liest man dazu:

    Verglichen mit einem durchschnittlichen Bewerber mit denselben Testergebnissen stehen die Chancen für ein Kind einer sehr reichen Familie (die obersten 1 Prozent) um 34 Prozent höher, an einer der privaten Eliteuniversitäten aufgenommen zu werden. Jeder sechste Student dieser sogenannten Ivy League Schools stammt folglich aus solch begüterten, überwiegend weissen Elternhäusern.

    Ein wichtiger Grund dafür sind die «Legacy»-Zulassungen: die bevorzugte Aufnahme von Kindern früherer Absolventen. Das Vermögen der Eltern spielt auch hier eine Rolle. Bewirbt sich eine Person aus betuchten Verhältnissen an der Alma Mater ihres Vaters oder ihrer Mutter, sind ihre Chancen auf eine Zulassung bis zu sieben Mal grösser als für gleich begabte Aspiranten aus bescheideneren Verhältnissen. Die Chancen von «Legacy»-Studenten aus ärmeren Schichten auf eine Aufnahme sind mehr als zwei Mal so gross.

    Interessant an den Legacy-Zulassungen, also der Bevorzugung der Sprösslinge vormaliger Schüler ist die Tatsache, dass den Elite-Unis durchaus bewusst ist, dass das ungerecht ist. Sie tun es aber trotzdem, weil die Elite-Unis auf private Spenden angewiesen sind. Und diese kommen vor allem von Ehemaligen, besonders dann, wenn ihre Kinder ebenfalls angenommen werden. Dazu liest man:

    Die «Legacy»-Zulassungen dienten dazu, das Gemeinschaftsgefühl zu stärken und ehemalige Absolventen zu motivieren, ihre Alma Mater mit Spenden zu unterstützen, argumentierten die Hochschulen. Diese Spendengelder ermöglichten wiederum die Finanzierung von Stipendien für Studenten aus einkommensschwachen Familien. Die enge Bindung zu ehemaligen Absolventen biete neuen Studenten zugleich einen Zugang zu einem elitären Netzwerk, schrieb der «Atlantic» vor zwei Jahren. «Das spielt eine zentrale Rolle für die Attraktivität der Eliteuniversitäten.»

  34. @Holzherr: Danke für die interessante Ergänzung. Ich hatte so etwas kürzlich auf Twitter gesehen. Oder kurz gesagt: Geld regiert die Welt! 🤷🏻‍♂️

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