Arbeit muss sich lohnen? Wer’s glaubt, wird selig!

Eine Abrechnung mit der Ausbeutung von Praktikantinnen und Praktikanten

“Arbeit muss sich lohnen!” Diesem Mantra begegnet man in der Arbeits- und Sozialpolitik. Dabei geht es insbesondere um den Unterschied zwischen Menschen, die Sozialleistungen beziehen, und denen, die die am schlechtesten bezahlten Tätigkeiten ausüben, Stichwort: Lohnabstandsgebot (Debatte um Hartz-IV-Sanktionen). Dass Arbeit sich lohnen muss, kann man dann aber in zwei Richtungen interpretieren: Entweder die Bezüge der Leistungsempfänger weiter kürzen oder die Arbeitenden besser bezahlen, Stichwort Mindestlohn.

Wenn das Mantra von Politikern gesungen wird, gibt es einige Gruppen, die wahrscheinlich nur zynisch schmunzeln können: Ich denke an die (Schein-) Selbstständigen, die sich den Bären von der Ich-AG aufbinden ließen und sich faktisch für einen Stundenlohn im einstelligen Euro-Bereich abarbeiten, an die Nomaden in der Wissenschaft, die von Zeitvertrag zu Zeitvertrag ziehen und oft nur einen Bruchteil ihrer Arbeitsstunden vergütet bekommen, und schließlich an die Berufsanfängerinnen und Anfänger, die sich mit häufig unbezahlten Praktika Berufserfahrung aneignen wollen oder müssen.

So fühlen sich vielleicht manche Praktikantinnen und Praktikanten: Hart arbeiten aber eigentlich ist es mehr eine Art des Bettelns. Lizenz: 3dman_eu / Pixabay Lizenz

Ein aktuelles Zeugnis aus der letztgenannten Gruppe wird hier meine ehemalige Studentin Justine Kenzler ablegen, die zurzeit in Finnland ihren zweiten Master-Abschluss fertigstellt. Erst will ich aber selbst noch ein paar einleitende Erfahrungen aus meinem eigenen Leben aufschreiben:

Als ich als Wissenschaftler meine erste Gehaltsabrechnung bekam, hatte ich bereits Abiturzeugnis und Magisterurkunde in der Tasche, die nach Notenschnitt wohl zu den oberen zehn Prozent gehörten. Meine Augen glitten über die Zahlen des Briefs von der Verwaltung und spontan kam in mir der Gedanke auf: “Wo ist der Rest? Die haben doch etwas vergessen!”

Rund 1.000 Euro netto waren es, wovon am Anfang etwa 40% für die Kaltmiete draufgingen, nach dem Umzug in die “Bundesstadt” Bonn eher 60%. Regelmäßig bezahlte ich auch Arbeitsmaterialien aus eigener Tasche, Bücher und später den ersten eigenen Laptop. Das war streng genommen nicht zwingend notwendig, machte das Arbeiten aber einfacher. Jedenfalls verstand ich die Welt nicht mehr. Ich arbeitete doch für Deutschland beziehungsweise seine Bundesländer, also eines der reichsten Länder der Welt!

Das Problem war nicht so sehr meine Eingruppierung im öffentlichen Dienst, der Schlüssel TV-L E13 ist mir in Erinnerung, sondern die halbe Stelle: Damit speiste man in meiner Zeit die Promovierenden in aller Regel ab. Man bekam also grob 20 Wochenstunden bezahlt. Ein Professor sagte einmal so schön: “Ich erwarte von euch nicht 200% Einsatz, wie an anderen Orten, aber doch 150%.” Die Pointe an der Sache: Die Prozentangaben bezogen sich nicht auf die bezahlten Stunden, sondern eine Vollzeitanstellung. Mit anderen Worten: Bezahlt wurden 20, erwartet eher 60 Arbeitsstunden. Und wenn es sein musste, dann hat man auch schon einmal eine Nacht durchgemacht.

Das Geld reichte zum Leben und auch noch für eine Monatskarte im öffentlichen Nahverkehr, aber kaum für große finanzielle Sprünge, noch nicht einmal zum Sparen. Meine jungen Kollegen und ich, wir waren Proletarier. Noch Jahre später würden manche sich, dann schon Mitte 20 und, wohlgemerkt, hervorragend qualifiziert und spezialisiert, ihren Jahresurlaub von den Eltern quersubventionieren lassen. Ich machte schlicht keinen, denn das war doch sowieso nur etwas für “Weicheier.” Ich schrieb.

Jahre nach der Promotion begegneten mir Institutsleiter, die mir auf Rückfrage mit nicht geringem Stolz berichteten, ihren Mitarbeitern ganze Zweidrittel- oder gar Dreiviertelstellen zu bezahlen. Das galt aber im Wesentlichen in Bereichen mit starkem internationalen Konkurrenzdruck, wo man talentierte Leute aus dem Ausland nicht bloß mit einer halben Stelle abspeisen konnte, oder in Fächern, wo man in enger Konkurrenz zur Wirtschaft stand, wo also Uni-Absolventen mit hohen Einstiegsgehältern gelockt wurden. Sprich: Es war keine Nächstenliebe und auch ein Ausdruck des Arbeit-muss-sich-lohnen-Ethos, sondern schlicht ökonomische Notwendigkeit, um den Laden am Laufen zu halten.

Rückblickend wundere ich mich, dass sich ganze Generationen von jungen Wissenschaftlern einschließlich mir mit solchen miesen Arbeitsbedingungen abspeisen ließen und lassen. Über manche Forschergruppen hörte man sogar, dass Mitarbeiter Arbeitsmaterial wie etwa Bürostühle von zuhause mitbringen mussten, dass manche Professoren ihr Personal mit Halbjahresverträgen knebelten, die jeweils nur kurz vor Ende – oder auch mal erst danach – verlängert wurden oder, das Schlimmste, dass einem Doktoranden nach jahrelanger Forschung schlicht die Erstautorenschaft weggenommen wurde. Das ist so, als würde man vom Forscher zum Hilfswissenschaftler degradiert.

Die ungesündesten Arbeitsbedingungen herrschten dabei meiner Erfahrung nach in dem Bereich, in dem es gerade um die Gesundheit geht: In der Medizin beziehungsweise den Universitätskliniken. Zur Verteidigung der Ärztinnen und Ärzte sei angemerkt, dass die Menschen dort zwischen immer mehr Verwaltungsarbeit, Versorgung der Patienten und dann auch noch der fürs Institut notwendigen Spitzenforschung aufgerieben werden. Das landet dann auf dem Buckel der Schwächsten, eben meistens der Jüngsten, derjenigen am unteren Ende der Hierarchie.

Dass etwa Medizindoktoranden für stundenlange Laborarbeit keinen Cent bekommen und mitunter auch schon einmal eine Nachtschicht einlegen, ist gang und gäbe. Meiner Vermutung nach hat das ganze Medizinstudium sowieso als doppelte Agenda, die Menschen auf den allgegenwärtigen Stress und die Mängelverwaltung im späteren Berufsleben vorzubereiten. Oder anders formuliert: diejenigen auszusieben, die das nicht aushalten.

Als Patient würde ich jedenfalls vermeiden, in eine Uniklinik zu gehen, wo ich nur kann. Die Stelle an der Berliner Charité nicht anzunehmen, war dann auch eine meiner besten Entscheidungen. Was ich später von Kollegen darüber hörte und mir inzwischen von ehemaligen Studierenden berichtet wurde, die dort für Praktika waren, bestätigt meinen Eindruck.

Soweit aus dem eigenen Erfahrungsschatz. Rückblickend hätte man vieles anders machen können, mangelte es aber vor allem an einer organisierten Interessenvertretung. Wenn jeder und jede ein Einzelkämpfer ist, der vor allem seinen Lebenslauf für die nächste Bewerbungsrunde optimiert, dann haben die Mächtigen leichteres Spiel. Dass es möglich ist, die Promovierenden ehrlich zu bezahlen, zeigen aber die Niederlande:

Da gibt es einen eigenen Tarif, die P-Gruppe, mit im ersten Jahr rund 2.200, dann 2.600, 2.700 und schließlich im vierten Jahr, sofern das noch nicht den Sparmaßnahmen zum Opfer fiel, 2.800 Euro brutto. Und wie für alle anderen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer beinhaltet das auch ein Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie andere Privilegien.

Man kann sich natürlich für absolute Anpassung und Opportunismus entscheiden und vielleicht ist das der richtige Karriere-Move. Es wäre aber naiv anzunehmen, um es einmal im Marxschen Geiste zu formulieren, dass sich die schlechten Arbeitsbedingungen nicht auch auf die Qualität der Arbeit auswirken. Und letztlich tut man mit der unbezahlten Arbeit dann vor allem denen einen Gefallen, die sowieso schon die höchsten Gehälter haben: Die bekommen dann eben einen dicken Bonus oder mehr Spielgeld zum Anschaffen neuer Apparate.

Und natürlich gab es auch diejenigen, die gemütlich auf ihren Privilegien surften. Ich denke dabei an die Stipendiaten der Stiftungen verschiedener Couleur. Meistens waren das Kommilitonen aus bürgerlichem und akademischem Hause, während mir das Beziehen von Geld ohne Gegenleistung irgendwie suspekt vorkam. “Arbeit muss sich lohnen!”, wurde mir in der Arbeiterfamilie eben eingetrichtert. Einer zweifachen Mutter, die einen ähnlichen Hintergrund hatte und auch ganz ähnlich dachte, musste ich dieses Denken ausreden, damit sie sich endlich für ein Stipendium bewarb und sie trotz der Mehrfachbelastung ihr Studium gut abschließen konnte.

So habe ich aber immerhin als Hilfskraft kennengelernt, wie der Laden Universität von innen funktioniert, während sich so mancher Kommilitone aus bürgerlichem Hause von dem “Büchergeld” seines Stipendiums schlicht sein Haschisch bezahlt hat. Alles hat seine guten und schlechten Seiten.

Dass sich solche Privilegien im Leben fortpflanzen, dass man in Zukunft bei Bewerbungen sagt: “Schau, der oder die hatte dieses oder jenes Stipendium.”, und daraus Rückschlüsse auf die Qualifikation zieht, wo sich dahinter schlicht Privilegien, Bequemlichkeit und eine Portion Glück verbergen können, war mir damals aber nicht bewusst. Gerade dann, wenn Menschen nicht wissen, wie sie auswählen sollen, orientieren sie sich gerne an solchen Statussymbolen.

Und so könnte es auch sein, dass bei Justine Kenzler, die ihren frustrierenden Erfahrungen im Folgenden Ausdruck verliehen hat, es manchmal schlicht am richtigen “Stallgeruch” gemangelt hat: Sie kommt wie ich aus einem eher akademikerfernen Umfeld. Doch lassen wir sie endlich zu Wort kommen:

Ausbeutung unter Menschenrechtlern

Die Internetseite Human Rights Careers hat einen längst überfälligen Artikel zu den unfairen Praktikumsrichtlinien der Vereinten Nationen (VN) geschrieben. Obwohl fast jeder Einstiegsjob voraussetzt, dass man praktische Erfahrung (also Praktika) mitbringt, ist es leider gang und gäbe, dass diese, selbst wenn es um längere Zeiträume geht, nicht bezahlt werden.

Nun ist es geradezu paradox, dass sogar die VN, die größte aller Menschenrechtsorganisationen, junge Menschen ökonomisch ausbeutet und sie für ihre Arbeit schlichtweg nicht bezahlt. Die Autoren des Artikels auf Human Rights Careers erkennen ganz richtig, dass junge Menschen damit in eine extrem angreifbare Position gebracht werden.

Obwohl Praktika Voraussetzung für fast jeden Job sind, werden sie durch diese Regelungen zunehmend nur den Menschen einer bestimmen gesellschaftlichen Stellung ermöglicht. Die nicht vorhandene oder nicht ausreichende Bezahlung von Praktika stellt mit Sicherheit die größte Problematik dar, aber auch ein anderer Aspekt ist mehr als fragwürdig. Denn laut Human Rights Careers ersetzen unbezahlte Praktikanten regelmäßig bezahlte Einstiegsjobs.

Diese systematische Einsparung an bezahlten Positionen birgt zweierlei Probleme: Erstens reduziert sie drastisch die Zahl der Einstiegsjobs für Berufsanfänger und zweitens wird der Sinn eines Praktikums zu dem einer unbezahlten, jedoch unentbehrlichen Arbeitskraft zweckentfremdet.

Im letzten halben Jahr musste ich auch persönlich die enttäuschende Frustration erleben, als eingeschriebene Masterstudentin, mit abgeschlossenem Bachelor einer erstklassigen Universität, einem weiteren abgeschlossenem Masterstudium und viel Auslandserfahrung scheinbar sogar für unbezahlte Praktika unterqualifiziert zu sein. Auf Rückfrage wurde mir ein ums andere Mal mitgeteilt, dass andere Kandidaten “besser passen” oder “mehr Erfahrung mitbringen.”

Ein Praktikum sollte die Möglichkeit bieten, erlernte Fähigkeiten anzuwenden und erste praktische Erfahrungen in dem jeweiligen Bereich zu sammeln. Wie kann es da also sein, dass “zu wenig Erfahrung” so oft als Ablehnungsgrund genannt wurde? Natürlich ist es möglich, dass mein Profil einfach nicht überzeugte und andere Bewerber schlichtweg besser waren als ich.

Doch auch aus einem anderen Grund als der persönlichen Enttäuschung stimmt mich dieser erbitterte Kampf um unbezahlte Praktika sehr missmutig. Die Liste von Erwartungen meiner potenziellen Arbeitgeber für Praktikanten ist nämlich schier unendlich: Exzellente Leistungen an der Universität, exzellente Kenntnisse von zwei oder mehr Sprachen, exzellente kommunikations- und organisatorische Fähigkeiten, umfassende praktische und ehrenamtliche Erfahrung, sowie Auslandserfahrungen sind der Maßstab.

Selbst der beste Student fragt sich bei solchen Anforderungen doch nach dem Realitätsbezug der Arbeitgeber, insbesondere in Hinblick auf die Stelle, auf die man sich bewirbt, nämlich lediglich die eines Praktikanten. Außerdem ist anzumerken, dass nicht nur die Regelung der unbezahlten Praktika systematisch diejenigen bevorzugt, die es sich leisten können, monatelang unbezahlt zu arbeiten. Auch die endlose Liste an Anforderungen setzt ein bestimmtes Maß an Elitarismus voraus, denn sich ehrenamtlich engagieren, immerzu exzellente Leistungen erbringen und im Ausland leben oder studieren muss man sich auch erstmal leisten können.

Diese toxische Kombination aus der schieren Verweigerung eines ökonomischen Ausgleichs für erbrachte Arbeit, und somit der ehrlichen und wirklichen Chancengleichheit, als auch dem absolut unangebrachten und unerreichbaren Maß an Forderungen nach Exzellenz und Leistung wird sicherlich nicht zu einer vielfältigen, leidenschaftlichen und zukunftsfördernden Generation führen, sondern stattdessen zu nach Perfektionismus strebenden Robotern.

Aber was können wir nun aus dieser Erkenntnis ziehen? Ich denke, dass mit Kritik und Einsicht auch immer eine bestimmte Verantwortung einhergeht; und in diesem Falle bedeutet das, dieses Spiel nicht mitzuspielen. Wir müssen dieser Ausbeutung kollektiv die Stirn bieten und uns weigern unbezahlt zu arbeiten, uns weigern dieses System mit aufrechtzuerhalten. Ich selbst habe un- oder unterbezahlte Praktika nach dieser frustrierenden Erfahrung abgelehnt, zusammen mit einem langen Schreiben als Beilage, das diesem hier ähnelte.

Wir sollten uns doch mitteilen, offen kritisieren und Rückgrat haben, statt uns regelmäßig nur bei Gleichgesinnten darüber auszulassen, wie unfair die Bedingungen für den Arbeitseinstieg sind. Stattdessen muss diese Nachricht vor allem bei denjenigen ankommen, die uns so ganz selbstverständlich und schamlos ausnutzen.

Hinweis: Dieser Beitrag erscheint parallel auf Telepolis – Magazin für Netzkultur.

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111 Kommentare

  1. Alles richtig, alles nachvollziehbar (soweit nicht selbst einmal am eigenen Leib erfahren). Da aber nun mal (faktisch; über Jahrzehnte – denn das ist ja alles nichts Neues, noch nicht mal Altes, sondern im Gegenteil asbach-uralt-Uraltes…) die Situation ist, wie sie eben ist und sich immer wieder außer frommen Appellen an die Pflicht zum “organisierten Widerstand” (der sich mangels Zeit und “Bock” nie realisiert) nie irgendwas tut, und das auch mehr oder weniger deutlich jedem bewußt und klar ist, wundert man sich als Außenstehender über das Fehlen einer “heute” (üblichen) simplen “Verteidigungstechnik”: dem Fehlen eines “anonymen Netzprangers”. So was ist in breit verankerten Netzzeiten (also etwa seit den frühen Nullerjahren) in so ziemlich jedem Feld üblich geworden, beinhaltet auch ungerechte/ungerechtfertigte Anschuldigungen (nahezu unvermeidlich), setzt aber nützlicherweise auf “Ross/Reiter”-Darstellungen – es nennt also im Gegensatz zu z.B. diesem Blogartikel klar Namen und Schuldige. Das ist nämlich ein wesentliches Element des Interesses für jemanden, der neu in solche Abhängigkeits- und Ausbeutungsverhältnisse hinein gerät – man müsste eben nach- und durchschauen können, was einem bevorsteht, möglichst konkret, anstelle von internem Geraune, auf das sich letztlich niemand beziehen kann.

    Also, wo ist denn der Netzpranger für Ausbeuterpraktiken im wissenschaftlichen Betrieb?

    (Man muss sich in diesen Dingen schon darüber im Klaren sein, dass die nach Eigenmeinung supertollen Magnifizenzen und sonstige ethisch-über-den-Wassern-Läufern nichts auf der Welt mehr hassen und fürchten als öffentliches Anprangern ihres miesen Verhaltens – sie werden dann zwar typischerweise fuchtsteufelswild und bemühen renommierte Anwaltskanzleien, aber letztlich ist das Gesichtwahren ihnen viel wichtiger)

  2. @ajki: anprangern

    Das ist hier kein Pranger und in meinem Fall sind die meisten Erfahrungen jetzt schon zehn Jahre oder länger her. Hätte ich früher so einen Artikel gelesen, dann wäre ich vielleicht kritischer beim Aussuchen eines akademischen Umfelds gewesen oder wäre ich doch in die Wirtschaft gegangen. Oder ich wäre früher skeptisch geworden, als sich der eine oder andere nicht mehr an Vereinbarungen “erinnern” konnte und hätte mehr schriftlich festgehalten. Insofern teile ich ihren Hinweis, dass solche Artikel nichts nützen, nicht.

    Justine beschreibt in ihrem Text, dass sie den potenziellen Arbeitgebern nach den unnachvollziehbaren Ablehnungen einen Brief geschickt hat. Das ist sicher noch keine Massenbewegung aber doch ein Ausdruck von Autonomie, der immerhin besser ist, als alles still in sich hineinzufressen.

    Ich habe selbst die Niederländische Forschungsorganisation NWO mit einigen Klagen überzogen, um gegen deren unglaublich schlampige und illegale Praxis vorzugehen, und habe dabei einige Erfolge erzielt. Eine besonders perverse Richtlinie zur Ablehnung von Anträgen ist denen seit November 2015 auf mein Betreiben auch höchstrichterlich untersagt. Ich habe das mehr für meine eigene psychische Gesundheit getan und um besser Niederländisch zu lernen und weil mich öffentliches Recht schon immer interessierte als des Geldes wegen – aber das ist ein nettes Extra. Die Schadensersatzklage wird jetzt im Mai höchstrichterlich verhandelt. Dann ist erstmal Ende und da bin ich auch froh drum.

    Wenn man hier Namen nennt, dann fängt man sich unter Umständen Unterlassungsklagen ein. Und dann gilt, dass ein Problem hat, wer eine Tatsachenbehauptung nicht beweisen kann. Das will ich weder den SciLogs noch mir zumuten.

    Wer schlau ist, der erkundigt sich bei ehemaligen Mitarbeitern nach den Arbeitsumständen. Das haben bei mir auch schon Leute gemacht und ich habe dann zum Beispiel gesagt: Es gibt Schlimmeres aber sorge dafür, dass wichtige Entscheidungen schriftlich festgelegt werden, um möglichem “Gedächtnisverlust” vorzubeugen.

    In der Wissenschaftswelt, wo der, den man heute an den Pranger stellt, derjenige ist, der einem morgen vielleicht die Publikation oder den Forschungsantrag begutachtet, an dem die Karriere hängen kann, sind viele nachvollziehbarerweise vorsichtig. Ich fürchte, dass Machtmissbrauch, Vetternwirtschaft und Inzest hier eher die Regel als die Ausnahme sind. Suchen Sie nach meinen Artikeln “Warum die Wissenschaft nicht frei ist”, wenn Sie mehr lesen wollen.

  3. Klarstellung:

    Meine rhetorische Frage richtet sich nicht an Sie oder dieses Blog oder irgendeinen konkreten Beschwerdeführer – das sollte deutlich geworden sein, vor allem nach Ansprache der üblichen Repressalien der Rechtswege. Wenn also ein institutioneller Weg nicht gelingt (“Gewerkschaft” etc.), im Einzelfall aufwändig/teuer geklagt werden muss (was für “viele” aus verschiedenen Gründen kein gangbarer Weg ist), wenn die Wissenschaftsinstitutionen aus eigener Kraft nicht zu Verbesserungen imstande sind…. was bleibt dann noch? Das ist der Ansatz für die rhetorische Frage. In vielen anderen Bereichen wurden die Netzzeiten in solchen Fällen zum Aufbau von “Prangern” genutzt (was man bekanntermaßen sowohl positiv als auch negativ verstehen kann). Beispiel etwa die diversen “…plugs”, die wissenschaftliches Fehlverhalten in Publikationen nachweisen. Viele andere Beispiele sind benennbar.

    Mich wundert, dass von den (tatsächlich vielen) Betroffenen dieser eigentlich ziemlich simple Weg der Öffentlichmachung noch nicht beschritten wurde. Denn eins muss doch einfach klar sein: ohne “Ross/Reiter”-Benennung bleibt alles, wie es schon immer war.

  4. @ajki: Kultur der Lügen

    Ich war gerade im Naturschutzgebiet… Jetzt kann ich, mit einem Glas Wein aus meiner Heimat, naja, fast, noch einmal etwas weiter ausholen. Und man sagt doch: in vino veritas.

    Fangen wir einmal klein an: Ich war gerade im Supermarkt und habe mir da solche italienischen Brotstengel gekauft. Ich wählte die Vollkornvariante. Was sehe ich auf dem Etikett? 68% sind gar nicht Vollkornmehl, sondern normales Weizenmehl. Es hat mich 3:30 Minuten gekostet (all inclusive) – ich habe die Zeit bewusst gestoppt – um beim niederländischen Verbraucherschutz eine Beschwerde hierüber zu posten. Ich bezweifle, dass das viel bringen wird, war aber schlicht neugierig.

    Zoomen wir einmal etwas heraus, bleiben wir aber beim Beispiel Ernährung: Es wird so viel über gesunde Ernährung geschrieben. Aber finden Sie im Supermarkt mal gesunde Produkte! Selbst im Bioladen muss man aufpassen. Aus Kostengründen und weil es trotzdem schmeckt und die Kunden es kaufen produziert man dort vor allem mit viel Fett, Zucker, Salz oder Glutamat (bzw. “Hefeextrakt”). Jeder weiß, dass das in diesen Mengen nicht gesund ist und jeder weiß, dass Gesundheit als hohes Gut angesehen wird. Es geht auf dem Markt aber eben um Erfolg (sprich: Profite), nicht um Gesundheit oder Ehrlichkeit.

    Oder denken wir an Doping im Sport, von dem bestimmte Teile durchseucht sind. Jeder Insider weiß, dass man in diesen Gebieten ohne Drogen nicht auf dem Spitzenniveau mithalten kann. Trotzdem macht man nach außen diese “Keine Macht den Drogen!”-Kampagnen und ist auch hier für Gesundheit. Wenn doch einmal etwas rauskommt, dann sagt man, es sei die Schuld des Einzelnen, nicht des Systems.

    Oder Sie sehen, wie “die Gesellschaft” mit Whistleblowern umgeht: Sie jagt sie, diffamiert sie, macht sie unglaubwürdig, wenn das geht, stellt sie gar vor Gericht und sperrt sie jahrelang ein, “im Namen des Volkes”.

    Oder wenn ich noch einmal auf meinen “Fall” zurückkomme: Als ich genug Material gesammelt hatte und in der wichtigsten Sache in letzter Instanz Recht bekam, schickte ich an die Ministerin ein “best of” der unzähligen Fehler und Falschaussagen der Mitarbeiter bis hin auf die Ebene der Direktion, die so zahlreich und manchmal so dummdreist sind, dass ich sie mir in manchen Fällen nur noch als bewusste Lüge erklären kann, durch die sich die Verwaltungsrichterinnen und -Richter aber zum Glück nicht täuschen ließen. Ihr Staatssekretär teilte mir mit, das Problem sollten die Gerichte lösen und im Übrigen werde man sich mal mit der Direktion unterhalten. Prima. Mehr gab es nicht, auch nicht auf Rückfrage.

    Ich habe in der Zeit übrigens mit vielen Kollegen über den Fall gesprochen. Viele schüttelten den Kopf über das Vorgehen des staatlichen Organs. Wirklich empört hat sich aber keiner, geschweige denn, Hilfe angeboten. Selbst ein professioneller Ethiker sah das eher pragmatisch und schluckte lieber solche illegalen Entscheidungen und steckte die Zeit in neue Anträge, als sich für ein besseres System einzusetzen.

    Oder, um beim Thema des Blogposts zu bleiben, dem Missbrauch von Doktoranden: Ich sprach die Mitarbeiterinnen einer wichtigen Stiftung, zu denen ich damals einen guten Draht hatte, auf Missbrauch des wissenschaftlichen Personals an, das nämlich illegal Lehraufträge übernehmen musste. Dass das illegal war, weiß ich, weil ich mich als Doktorand selbst vom Anwalt beraten ließ. In der Situation waren auch ein paar andere dabei, die von ähnlichen Fällen in anderen Gruppen berichteten.

    Von den Mitarbeiterinnen hieß es dann, auf diesem individuellen Niveau befasse man sich nicht mit den Forschungsprojekten, das sei Aufgabe der Arbeitgeber. Die Arbeitgeber haben hier aber freilich einen Interessenkonflikt, denn wenn wissenschaftliches Personal zweckentfremdet wird (und sich selbst ausbeutet), dann kann man das Geld ja in höhere Gehälter für die Führungsetage oder anderen Krams investieren. Schließlich wurde dann aber doch noch eine Art Ethik-Code aufgestellt. Na ja…

    Es geht im öffentlichen Dienst, wohlgemerkt, um staatliches Handeln. Es ist also der Staat, der selbst die Gesetze austrickst. Wie kann der dann eigentlich von seinen Bürgern erwarten, sich an die Gesetze zu halten? Solche “brauchbaren Illegalitäten”, um einen Begriff aus der Soziologie zu verwenden, unterminieren meiner Meinung nach den Rechtsstaat.

    Jetzt könnte man noch sagen, dass die Wissenschaft nicht wirklich systemrelevant ist, sondern eher ein Luxus hoch entwickelter Gesellschaften. Dem Vernehmen nach sind aber 40% der Klagen gegen Hartz-IV-Bescheide (siehe den verlinkten Artikel) erfolgreich, also bereits nach einem “unabhängigen” Widerspruchsverfahren. Und nicht alle legen Widerspruch ein oder klagen. Das ist doch ein zum Himmel schreiender Skandal! Hier wird nach meinem Verständnis durch Staatsbeamte systematisch das Gesetz gebrochen – und zwar nicht nur im Bereich irgendeiner Elite, die an ihrem Lebenslauf arbeitet, sondern bei Mitbürgerinnen und Mitbürgern, deren Existenz auf dem Spiel steht. Das ist seit Jahren bekannt, doch wird nicht geändert.

    Man könnte hier noch ewig weitermachen. Dabei will ich die Welt gar nicht schwarz malen. Ich bin eigentlich optimist, weil ich an das Gute im Menschen glaube.

    Aber es scheint mir einfach so, dass es in einer Wettbewerbs- und Profitgesellschaft immer auf Lug und Betrug hinausläuft, mal mehr, mal weniger.

    Wir bringen Kindern bei, dass sie ehrlich sein müssen, spielen in der Praxis aber nach den Regeln, dass “kleine Lügen” schon okay sind, solange sie nicht auffallen, wobei es ein dehnbarer Begriff ist, was eine “kleine Lüge” ist.

    Nein, ich denke, dass Pranger, wie Sie sie ansprechen, immer nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein werden. Jetzt hat man halt ein paar Politiker beim Abschreiben erwischt. Dann werden die in der Zukunft halt mehr in ihren “Promotionsberater” investieren, damit der besser arbeitet. Unterm Strich ist damit wenig gewonnen.

    Wir müssen Ehrlichkeit belohnen und brauchen Mechanismen, um Betrug erst gar nicht entstehen zu lassen bzw. früh aufzudecken. Anders ändert sich an dem Spiel wenig und vor allem nichts Grundlegendes.

    Der Mensch ist aber wohl eher ein Gewohnheitstier und verteidigt lieber den Status quo, als sich für eine echte Verbesserung einzusetzen, für die man erst einmal Widerstände überwinden müsste.

  5. @Schleim
    Wir sind es gewohnt, weil die Ökonomen ihre Theorie der Praxis nicht anpassen wollen, alles unter den Gesichtspunkten der Konkurrenz ( Wettbewerb) zu sehen und zu anlysieren. Es ist das “ewig” gesetzte und nicht korrigierte Grundaxiom. Kooperation ist das Komplementär zur Konkurrenz. Es schleicht sich allmählich in der wirtschaftswissenschaftlichen Praxis ein, Kooperation näher zu betrachten:
    https://www.mpg.de/12718605/ausbeuter-strategie-konkurrenz?c=2191
    Trotz der Ausbeuterstrategie, gerade deshalb, ist Kooperation bedeutender als Konkurrenz ( Komplementarität der Spieltheorie: normativ vs kooperativ).

  6. @Stephan Schleim // 24. Februar 2019 @ 14:07

    Offtopic (sorry!):

    » Leider hängt der Server wieder einmal etwas.«

    Bei mir wird dieser Blog-Beitrag hier nicht auf der SciLogs-Startseite angezeigt. Der letzte Beitrag wurde angeblich von Helmut Wicht am 19. Februar gepostet.

    Vielleicht ändert sich das, wenn ich selbst etwas poste…(?)

  7. @Mussi: Kooperation und Konkurrenz

    Danke für den Hinweis… Neben den gesamtgesellschaftlichen Folgen sollte man sich auch ab und zu selbst fragen, was einem das Konkurrieren im Leben bringt.

    Aber was wäre der Antrieb, wenn es gar keine Konkurrenz mehr gäbe? Haben Sie eine Idee?

  8. @Balanus: Server-Probleme

    Das liegt nicht an dir und hatte ich vorher auch schon der Redaktion gemeldet.

    Das hier ist eben ein Low-Budget-Projekt und manchmal habe ich den Eindruck, dass wir die Server allmählich vollgeschrieben haben.

    Mich persönlich stört das nicht so sehr, da ich das ja auch auf Telepolis veröffentliche, wo es immerhin auf der Startseite steht und gelesen wird. Für diejenigen, die nur hier bei den SciLogs schreiben, ist der Verlust an Aufmerksamkeit aber enorm – relativ gesehen, denn wir sprechen hier ja sowieso nicht von Millionen an Zugriffen.

  9. Damit Arbeit sich tatsächlich lohnt, muss sie zum garantierbaren und unkorrumpierbaren Menschenrecht erhoben werden. Das funktioniert allerdings nur, wenn der imperialistische Faschismus und sein stets reformistischer Zeitgeist in Symptomatik von “Wer soll das bezahlen?” und “Arbeit macht frei” durch konsequent-kompromisslose Verstaatlichung beendet wird.
    Freiheitlich, mir dem Recht auf Faulheit, wird dies auf der Basis eines gemeinschaftlichen Eigentums mit kostenloser Nahrung, mietfreiem Wohnen und kassen-/klassenloser Gesundheit – Zusammenleben OHNE Steuern zahlen, OHNE “Sozial”-Versicherungen, OHNE manipulativ-schwankende “Werte”, usw. …

    Wenn GRUNDSÄTZLICH alles ALLEN gehören darf, so daß “Wer soll das bezahlen?” und … keine Macht mehr hat, funktioniert das PRINZIPIELL / einzig wirklich-wahrhaftig! 😎

  10. Ich selber sitze auf eine halben Stelle als Doktorand, wobei ich mit den Arbeitsbedingungen zufrieden bin. Ich komme mit dem Geld mehr als aus: ca.1400€ netto und ich kann Urlaub nehmen und muss nicht über 40 Stunden die Woche arbeiten und kann meine Arbeitszeit zu einem Großteil frei einteilen. Ich bin aber auch eher sparsam, sodass das mehr Geld ist als ich ausgeben würde.

    Störend ist aber im Unibetrieb die Frage der Befristungen. Bei einer Qualifizierungsstelle können Befristungen ja sinnvoll sein. Meine Kolleginnen als Lehrkräfte für besondere Aufgaben, mit erhöhter Lehrverpflichtung werden mit 3 Jahresverträgen abgespeist, wobei der letzte 2 Tage vor Ablauf verlängert wurde.

    Wenn ich das mit denjenigen vergleiche, die ins Lehramt starten sind die Bedingungen aber noch gut. Als Referendar in Niedersachsen bekommt man ca. 1300€ netto und muss sich davon noch krankenversichern. Wenn man dann aufgrund von Vorerkrankungen nicht in die private Versicherung kommt, dann muss man bei der gesetzlichen Versicherung den vollen Satz zahlen von ca. 250€ zahlen (privat würde man 50% Beihilfe bekommen). Wenn man Glück hat bekommt man ja immerhin danach eine feste Beamtenstelle, hoffentlich nahtlos man ist ja nicht arbeitslosenversichert und rutscht sonst direkt in Hartz4.

    Berufseinsteiger werden auf vielen Ebenen schlecht behandelt. Diese Härten werden, so ist mein Eindruck einfach immer weitergegeben. Da müsse man sich nunmal durchbeißen und das wäre früher ja nicht besser oder schlechter gewesen.

  11. @Schleim

    “Stattdessen muss diese Nachricht vor allem bei denjenigen ankommen, die uns so ganz selbstverständlich und schamlos ausnutzen.”

    Was soll das sein, ein Appell an die Vernunft der akademischen Wettbewerbsteilnehmer, oder / und der Aufruf zur Rebellion von Oben / für Oben???

    Ganz schön abgehoben dieser Artikel zur Situation der gesellschaftlichen Realität in Arbeit und …!

  12. Für Idealisten sind harte Zeiten angebrochen. Zu den ganz schlechten Arbeitgebern gehört auch die Kirche. Die gibt mehr Geld aus für die Renovierung von Kirchengebäuden, als für ihre Mitarbeite, sagt mir neulich ein Mitarbeiter des Kirchengemeinderates.
    Also , worum geht es? Haben wir zu hohe Ansprüche, wenn wir den Staat selbst als Hüter der Gerechtigkeit sehen ?
    Der Staat selbst als Institution hat keine Schuldgefühle. Institutionen haben keine Gefühle. Das muss man sich klar machen. Es sind die Menschen , die an den Funktionsstellen sitzen, denen das soziale Gewissen fehlt.

    Jetzt den unchristlichen Rat geben, zu sehen wie man am besten weiterkommt, mit Ellbogenmentalität ,das möchte ich auch nicht. Ein Staat ist ein ideelles Gebilde und nur solange es Menschen gibt, die an diese Ideale glauben, funktioniert der Staat.
    Wenn er nicht mehr funktioniert, das machen uns die vielen Staaten in Mittelamerika vor, wo nur der überlebt, der sich anpasst.

  13. bote19, “… wo nur der überlebt, der sich anpasst.”

    Warst nicht Du es, der meinte alle Kinder sollten aufs Gymnasium gehen? 😎

  14. hto
    für dich eine andere Definition: Kinder sollen aufs Gymnasium gehen, damit sie gleiche Startchancen haben.
    Mit Anpassung meinte ich die Anwendung von unsozialen Praktiken.

  15. @bote19, ist es nicht unsozial wenn Jeder / jede Gruppe nur an sich denkt / denken muss?

    Die Kapitulation vor dem System ist den Menschen offenbar schon in die Gene übergegangen!?

  16. hto
    gemeinhin nennt man dein beschriebenes Phänomen Wettbewerb.
    Und…..die Menschen wollen diesen Wettbewerb, sie rennen dem Glück hinterher, sie jagen dem Geld nach.
    Die Bibel beschreibt diesen menschlichen Irrtum als den Tanz um das Goldene Kalb.
    Du bist noch nicht entlassen . Was bietest du als Alternative.
    Wie kannst du den Menschen eine gesicherte Existenz bieten , ohne Geld. ??

  17. bote19, als Christ solltest Du das wissen / glauben: Gott steht gleichbedeutend für Mensch = gesicherte Existenz. Das Geld könnte ja als Währung bleiben, wenn einem im Zeitalter der Digitalisierung keine andere nicht schwankende Wertigkeit für Leistung an / in der Gemeinschaft einfallen will.

  18. Die Folge dieser Politik der staatlichen Einrichtungen ist, dass einerseits zur wissenschaftlichen Grundlagenforschung eine Menge Enthusiasmus (oder auch Verzicht) gehört und andererseits die jungen Wissenschaftlicher ihre Zukunft nicht mehr an deutschen Hochschulen sehen. Ich habe dies deutlich bei meinen Kindern gesehen: Ein Sohn hat den Master in Physik mit sehr gut gemacht, dabei an spannenden Forschungsthemen in Kooperation mit dem CERN mitgearbeitet. Nach Studienabschluss kam die klare Ansage: “Ich will eine Familie gründen und dass kann ich vom Einkommen auf einer Doktorantenstelle nur sehr eingeschränkt.” Sein Einstiegsgehalt in der Wirtschaft lag dann deutlich bei mehr als dem Doppelten der (halben) Doktorantenstelle. Und der andere Sohn macht nach ebenfalls sehr gutem Master-Abschluss jetzt seinen Doktor an eine Uni im Ausland, die Forschung und Arbeit dort macht Spaß und wird auf einer volle Stelle entsprechend bezahlt.
    So vergraulen wir in Deutschland unser wichtigstes Kapital: Unsere engagierten und gut ausgebildeten jungen Leute.

  19. @JoeSachse: Wirtschaft, Ausland

    Danke für dieser Ergänzung. Ich würde es heute anders machen.

    Ich hatte damals auch Kontakte in die USA und Japan. Beide hatten Interesse an mir und ich hätte mir das auch gut vorstellen können. Am Ende interessierte mich das Projekt in Deutschland inhaltlich aber am Meisten. Und da hatte ich auch schon zugesagt und fühlte ich mich verpflichtet. (Da wusste ich auch noch nicht, wie wenig Zusagen wert sind.)

    Für mich war Geld nie das entscheidende Kriterium. Aber das Tragische scheint mir doch, dass einem das in der Gesellschaft immer schwerer gemacht wird, seine Talente und Leidenschaften zu entfalten, wenn allein schon wegen der steigenden Mieten und Lebenserhaltungskosten immer mehr aufs Geldverdienen geachtet werden muss.

    Meiner Meinung nach ist das Gift für die Gesellschaft. Sind wir hier, um der Wirtschaftspolitik einen Gefallen zu tun? Ist die Erhöhung des BIP wirklich der Sinn unserer Existenz?

  20. Schleim: “Ist die Erhöhung des BIP wirklich der Sinn unserer Existenz?”

    Mit der Globalisierung spüren wir Wohlstands- und Gewohnheitsmenschen zunehmend den Irrsinn des Systems, doch wirklichwahrhaftige Antworten sind tabu für die systemrational-gepflegte Bewusstseinsbetäubung, deshalb erstarken die harten und heuchlerischen Seiten des “freiheitlichen” Wettbewerbs.

    Der Sinn unserer Existenz: Unsere Vernunftbegabung zu Verantwortungsbewusstsein in zweifelsfrei-eindeutige Wertigkeiten / unkorrumpierbare Gerechtigkeit zusammenzuleben, damit Mensch nicht ein Produkt zufällig-einmaliger Sinnlosigkeit ist.

  21. schöner Beitrag zu Arbeit vs Faulheit und des ewigen Kampfes darum:
    https://science.orf.at/stories/2868761/
    Ich habe aber auch nichts gegen Leistung. Aus dem Sport kennen wir das Prinzip der Superkompensation: https://de.wikipedia.org/wiki/Superkompensation. Leistung muss ja nicht gleich Arbeit sein und mir macht es den Eindruck, dass Superkompensation als eher physiologisches Prinzip auch für die Psyche gelten könnte: Leistung und Erholung in Wechselwirkung, wobei Erholung immer länger dauert, als die Leistungsphase ( aktive/passive).
    Wenn schon Systemkritik, dann könnte man vielleicht darüber nachdenken und anfangen, Rhythmen der Leistung( Arbeit) mit Erholung zu überdenken und Abstand von der uns bekannten “Arbeitswoche” zu nehmen. Lediglich eine Frage der Organisation. Aber dagegen wehren sich Religionen.
    Aber Sie haben schon Recht @Herr Schleim: Systemkritik ist gerade im Angesicht nicht nur des Antrhopozäns angebracht. Aber was ist die Lösung?

  22. Kritik kann man erst sinnvoll anbringen, wenn man ein überzeugendes Gesamtkonzept oder doch wenigstens Verbesserungen vorschlägt.
    Für das Gesamtkonzept hat ja hto schon vorgedacht , für die Einzelheiten müssen wir woanders fündig werden.
    Manuel Macron hat vorgeschlagen eine Grundsicherung für alle Bürger einzuführen. Das ist logisch, in der Fertigung übernehmen die Maschinen die menschliche Arbeitskraft. Für den Dienstleistungssektor ist das unlogisch, weil hier die Nachfrage steigt.
    Was wird passieren, wenn wir eine Grundsicherung , unabhängig von Fleiß und Können einführen.
    Die Anwort hat uns vor einigen Jahrzehnten Carl Barks, der Zeichner des Donald Duck geliefert.
    Da wurde Dagobert Duck gefragt, warum er das gesamte Geld in seinem Geldspeicher lagert.
    Er antwortete sinngemaß: Wenn die Menschen zuviel Geld haben werden sie faul und tun nichts mehr. Wenn sie aber kein Geld haben, dann müssen sie arbeiten.
    Geld ist also der Antrieb , der Arbeit schafft. Das klingt schon sehr materialistisch.
    Hto
    wie bringst du die Menschen dazu, dass sie arbeiten und etwas Neues schaffen ?

  23. @Stephan Schleim // SciLogs = “Low-Budget-Projekt”

    Na, wofür gibt es Praktikant(inn)en?

    Die könnten für wenig Geld den Laden in Schuss halten und nebenbei fürs (Berufs)leben lernen.

    Ich selbst habe mal über ein Jahr lang bei einem Industriefotografen volontiert und dabei gemerkt, dass das nicht mein Ding ist. War aber trotzdem keine Zeitverschwendung. Geld ist nicht alles. Aber ohne geht es halt auch nicht über längere Strecken.

  24. bote19, “wie bringst Du die Menschen dazu, das …?”

    1. Wenn der imperialistische Faschismus beendet ist, gibt es kein Vererben mehr.

    2. Man braucht den “grundgesicherten” Mensch nicht dazu bringen.

    3. Wieviel “Neues” braucht Mensch denn noch, wo es offensichtlich vielmehr darum geht den Fortschritt zu optimieren???

  25. Dass Studiengänge gar nicht, und Praktikas schlecht bezahlt sind, ist weder eine neue noch überraschende Erkenntnis, dafür aber logisch, denn ICH will ja etwas vom System, welches mit Steuergeldern betrieben wird. Wer darüber lamentiert hat nichts verstanden.

  26. Chris
    Wir diskutieren hier im erweiterten Sinne über Staatsphilosophie. Danach beruht ein Staat auf einem Gesellschaftsvertrag.
    = freiwillige, von der Vernunft bestimmte Übereinkunft, durch die der Wille des Einzelnen dem Willen der Allgemeinheit untergeordnet bzw. mit ihm in Einklang gebracht wird.

    Und diese Übereinkunft zwischen dem Einzelnen und der Allgemeinheit beruht wieder auf Gerechtigkeit und Liebe.
    Der Einzelne vertraut der Allgemeinheit (Staat) , dass er gerecht entlohnt wird.
    Und wie du auch selbst meinst, wird der Einzelne manchmal zu schlecht entlohnt. Darum geht es in diesem blog.
    Das Vertrauen in staatliche Institutionen wird untergraben, wenn die Betroffenen kein geregeltes Familienleben führen können. Bei den Lehramtsanwärtern war es Praxis, die Lehrkräfte vor der Urlaubszeit zu entlassen und sie nach der Urlaubszeit wieder einzustellen. Das finde ich nicht vertrauensfördernd.

  27. Heh bote19, Du Gläubiger des Wirtschaftswunders, von welchem Staat formulierst Du da? Vom Staat der “braven Bürger” und ihren “sozialen Errungenschaften”, oder vom imperial-privatisierten Staat und deren Marionetten-Theater?

  28. hto
    mein Beitrag geht vom idealen Staat aus. Den gibt es nicht, der gibt nur die Richtung vor, in der zu denken ist.
    Wenn sich die Blogteilnehmer hier beschweren, dass die Entlohnung der Arbeit bei Berufseinsteiger zu niedrig ist, dann wollen sie Abhilfe. Du gibst sie ihnen nicht, du verweist auf die heuchlerische Seite des Staates. Es ist aber nicht der Staat der unvollkommen ist, es sind seine Bürger, genauer die Staatsbediensteten. Das Parlament, das längst in eine Lobbygesellschaft verkommen ist. Gerade versucht ja die EU mehr Transparenz bei den Steuern zu schaffen, Deutschland legt sich quer. Du musst also an allen Fronten kämpfen, wenn du die Verhältnisse ändern willst.
    Mit Öffentlichkeitsarbeit, mit dem Aufzeigen der Machtverhältnisse, mit den Zusammenhängen bei den staatlichen Institutionen. Das ist alles sehr komplex, man nennt es übrigens Politik, und nicht im Hau Ruck Verfahren zu ändern. Erwarte auch keine Wunder im Sinne von Erleuchtung .
    Solange du keine konkreten Vorschläge machst, kannst du ein Theaterstück schreiben.

  29. ich frage mich warum soviel jetzt neuzeitlich nun gut seit Ende 90 Jahre endlos dabattieren und Gefühlslage u.Situationen zu Problemen machen…ja es ist alles richtig….Und es geht sogar weiter bei der Verdrehung der deutschen Sprache /essenziell /wesentlich….spätestens da müsste doch jede merken , ich zitiere ein Lied der Prinzen : Das ist alles nur gelogen …

    Das man dann kündigt oder den Beruf nicht mehr ausübt….Alles basiert doch heute auf Verträgen (Vertragen ) Nun dann lies niemand das mehr oder ist der Hebel mittlerweile auf den Arbeitsplatz noch größer gewurden….? Ja natürlich ! Sie haben unter Prof.Metzner Mainz studiert ….der Philosoph Richard David Precht meinte mal im Interview Gipfeltreffen….Er wurde nicht protegiert…Ja klar zu intelligent, starke Charakter….Macht aber nun seit gut über 20 jahren Vorträge in Politik,Wissenschaft ,Medien ecetera….Die Frage ist doch ,warum passiert bei den Deutschen nichts ?….Das Niveau geht immer weiter runter,alles wird verwaschen und die hierarisch positionierten Milliardäre spielen Monopoly mit den Menschen….Bewusstseinsmanipulation !!! völlige Parallelwelten…Tun und sein !!! Sagt mal….??

  30. @Chris: Wer ein Studium nicht von einer Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter unterscheiden kann, der kennt sich wohl kaum in der Szene aus.

  31. @Chris: P.S.

    Das wurde übrigens auch formaljuristisch festgestellt, denn a) durfte ich mich nicht mehr als Student in der privaten Krankenversicherung versichern und b) bekam ich auch kein Semesterticket mehr.

  32. Der alternative Drogenrausch ist das Ausweichen aus der Zwickmühle, die oben beschrieben ist:
    Die übliche akademische Laufbahn lässt nicht erkennen, dass es zeitigst was werden würde.

    Da würde ich mich auch im Rausch gehen lassen.

    Der demografische Wandel ist mehr, als nur immer älter werdende Großeltern und weniger Nachkommen.
    Er bedeutet auch, dass die Alten länger amtierend bleiben, woraufhin die Jungen zum einen die Zeit für “Ausbildung” nutzen könnten, aber auch, dass alle Bildung wenig nützt, wenn die Karriere eh in anderen Bahnen verläuft, als man sich erhofft oder als man von den Alten vorgemacht bekommt.

    Der Rausch ist da nur ein Entgegenkommen an die Alten. Cannabis ist dazu gut geeignet. Siehe Marokko.

    Das Problem wird letztlich sein, dass man die Kosten für die noch längere Bildungsphase am Bildungsweg der Alten verknüpft. Und das funktioniert natürlich nicht. Bildungsphase ist auch Lebenszeit und Leben kostet Geld. Vor allem, wenn die Eltern, ob des Alters ihrer Kinder dazu übergehen, sie aus ihrem Leben auszuschliessen (Rauswurf aus Hotel Mama sozusagen).

    Der verlängerte Bildungsweg aber zwingt dazu, später das Leben zu führen, was die Alten vorleben. An der Stelle gibt es dann Probleme, wenn man von den Jungen verlangt, sie sollten doch Verantwortung übernehmen, aber ihre ganze Lebenssituation dafür (noch) gar nicht geschaffen und nicht ausgestattet ist (auch oder gerade monetär nicht).

    Unterm Strich also ist Fakt: Alle verlangen mehr für ihre Arbeit.

    Die Frage ist, wieviel dann die Aussage wert ist, dass wir in der reichsten Gesellschaft leben, die es je gab, wenn die Lebenshaltungskosten bei “gesunden” Mindestansprüchen/Standards ans Leben jeden Lohn sprengen, der real gezahlt wird?

    Man kann freilich von allem, was man braucht, das Billigste nehmen. Aber wenn man den unendlich auf uns einprasselnden Schlagzeilen glaubt, würde man 20 Jahre früher sterben, weil alles so ungesund ist und überall Gifte und ungesunde Umwelten drohen.

    Und schon wieder habe ich das dringende Bedürfnis nach Cannabis…!

  33. @Schleim

    “Dabei geht es insbesondere um den Unterschied zwischen Menschen, die Sozialleistungen beziehen, und denen, die die am schlechtesten bezahlten Tätigkeiten ausüben, …”

    Also einen Unterschied zwischen Menschen sehe ich nicht, auch nicht in der Behandlung durch die UNGERECHTE Realität.
    Aber ich sehe hier wieder die ARROGANZ, denn die am schlechtesten bezahlten Tätigkeiten sollen doch wohl die der Anfänger im wissenschaftlichen Bereich sein!?

    Wo steht geschrieben, dass die Wasserträger, des Systems von Ausbeutung und Unterdrückung, für ihre Mühen der Bildung garantiert wie Könige behandelt werden?

    Geht doch “nach drüben” / ins Ausland, den “Vorteil” habt ihr euch erarbeitet, wenn ihr schon nicht gelernt habt bessere Signale zu setzen!!!

  34. @hto: gerechte Löhne

    Sie scheinen nicht zu verstehen, dass ich hier aus eigener Perspektive schreibe aber mit dem Ziel eines gerechten Lohns für alle vom Paketzusteller und Krankenpfleger bis hin zum Geschäftsführer.

    Wo steht geschrieben, dass die Wasserträger, des Systems von Ausbeutung und Unterdrückung, für ihre Mühen der Bildung garantiert wie Könige behandelt werden?

    Das ist Ihre bisweilen ermüdende, weil hier tausendfach wiederholte, meiner Meinung nach aber nur sehr bedingt zutreffende Weltsicht.

    Geht doch “nach drüben” / ins Ausland, den “Vorteil” habt ihr euch erarbeitet, wenn ihr schon nicht gelernt habt bessere Signale zu setzen!!!

    Tipp: Ich arbeite doch seit Oktober 2009 überwiegend in den Niederlanden. Dafür spielte auch eine Rolle, dass ich es satt war, in meinem Heimatland so oft von Arbeitgebern aufs Kreuz gelegt worden zu sein. (Als hochqualifizierter Ausländer bekam ich hier übrigens ca. acht Jahre lang 30% meines Lohnes steuerfrei. Inzwischen zahle ich aber Steuern, wie alle anderen auch.) Wenn Sie mich jetzt fragen, dann wäre ich lieber in Deutschland geblieben; aber einem ehrlicheren Deutschland.

    P.S. Inzwischen habe ich mal ausgerechnet, dass man bei einer 50%-Stelle mit den geforderten 150% Arbeitseinsatz auf rund 4 Euro Stundenlohn (netto) kommt.

  35. demolog
    Das Thema gerechte Bezahlung ist zumindest dreischichtig.
    1. Es geht un die ethische Seite, das was der Wähler als ungerecht ansieht und was zu ideologischen Spaltungen führt, hier Proletariat, da Kapitalismus.
    2. Es geht um die pragmatische Weitsicht, dass die Auszubildenden der Gegenwart die Führungskräfte der Zukunft sind, und der damit verbunden Abwanderung von (zukünftigen) Fachkräften.
    3. Es geht auch um die Kreditwürdigkeit eines Staates, die sich unter anderem auch an der sozialen Stabilität bemisst.

    Wenn man das alles berücksichtigt, besteht Handlungsbedarf in Deutschland. Und woran liegt das ? Das liegt an der systematischen Diskreditierung linken Gedankengutes, das liegt am Versagen der Gewerkschaften, das liegt am Versagen der linken Parteien, speziell der SPD.

  36. Die 3D Welt wird per Meinungsmanagement orchestriert…

    Man lebt und gestaltet aber in der Wirklichkeit…soweit noch keine alten Konstrukte bestehen ist heute wirtschaftlich alles in ein Cloud/Wolke eingehüllt…Alles ist auf Trennung und Spaltung konstruiert….Menschheit kommt aber nur Synergetisch weiter….sonst spielen wir ein Spiel mit wovon nur Milliardäre profitieren…Tarifverträge so weit ich es verfolge alles von der Politik u.Wirtschaft ausgehebelt….Die Verfahren im 3D Prozess laufen dann auf Auslese hinaus….

    Das ist was läuft….! Man kann da wirklich wie Herr Schleim sagt nur konsequent absagen solche Verträge /heute neudeutsch Nutzervereinbarungen…bzw…verhandeln !
    Ich sprach schon in einem kurzen Infogespräch mit dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe…ich denke wir müssen wirklich Sammelklagen in Karlsruhe einreichen….Wenn man jegliche Rahmenbedingungen aushebelt hat das nichts mehr mit dem Grundgesetz geschweige Menschenrecht zu tun..
    Die Relation sind extrem auseinander gegangen…

    Ich stelle ein völlige politisches Versagen fest ,als auch zu geringe Teilnahme und Gestaltung an sozialen und demokratischen Gestaltungsrahmen und Teilhabe in allen Bereichen der Gesellschaft….

  37. Schleim: “… eines gerechten Lohns für alle …”

    Bei gleichbleibend wettbewerbsbedingt-kapitalistischem Unternehmertum, oder sozialistisch-kommunistischer Vernunft???

    Bei ersterem ist es unrealistisch und zweifelhaft-unglaubwürdig, wie die zeitgeistlich-reformistische Vergangenheit!!!

  38. @hto: Was wäre denn so schlecht an einer sozialen, nachhaltigen (d.h. auch umweltschonenden) Marktwirtschaft, die den Namen verdient?

    Also ein demokratiekonformer Markt statt einer marktkonformen Demokratie.

    So verstehe ich im übrigen das Deutsche Grundgesetz.

  39. @Schleim: Das wäre schön, wenn die vielen manipulativ-egozentrischen / imperialistisch-faschistischen Aspekte nicht wären, die man nur durch Verstaatlichung / Reprivatisierung in ein solch vernünftiges Konzept überführen kann!

    Die lobbyistischen Treuhänder der “demokratischen” Verantwortungsübertragung durch Kreuzchen auf dem Blankoscheck darauf ansprechen und bitten, fordern, erpressen, ist wie an den “lieben Gott” zu beten. 😎

  40. Übrigens, ich bin 59, mit gesundheitlichen Problemen durch eine verpfuschte Operation, weshalb ich von lohnender Arbeit nur (in einer anderen Welt) träumen kann.
    Jetzt, direkt nach zwei Jahren Beschäftigung in einem steuerpflichtigen Projekt (1400€ brutto), bin ich für’s Arbeitsamt ein Fall für “Coaching” (neues Wort für TrainingsMaßnahme). Früher gingen diese drei Monate, jetzt darf ich dreimal drei Monate, bis Dezember, meine Stärken und Schwächen in Bewerbungsschreiben und umsonst arbeiten ausloten und trainieren – aus der Statistik aus dem Sinn!

  41. Arbeit muss sich lohnen für den Arbeitgeber. Kein Unterschied zum; Arbeit mach Frei vom Leben.

  42. Wenn alle Unternehmer es geschafft haben die menschliche Arbeitskraft durch Roboter aus ihren Unternehmen zu drängen, woher bekommen die Menschen dann das Geld, um sich diese Produkte kaufen zu können? Ohne ein Bedingungsloses Grundeinkommen werden alle Unternehmer auf ihren Waren sitzen bleiben müssen!

    Wovon will der BGE-Gegner Christoph Butterwegge leben, wenn alle Unternehmer die menschliche Arbeitskraft durch Roboter ersetzt haben?

    Was meinst Du? / Umfrage!
    https://aufgewachter.wordpress.com/2017/06/14/wovon-will-der-bge-gegner-christoph-butterwegge-leben-wenn-alle-unternehmer-die-menschliche-arbeitskraft-durch-roboter-ersetzt-haben/

  43. Die Betriebsstunde eines PKW (Honda Civic) liegt bei 23,52 Euro und ich sehe draußen Menschen, die fahren mit ihrem PKW jeden Tag für eine Personaldienstleistung zur Arbeit wo sie lumpige 7,86 Euro brutto je Stunde verdienen. Andere wiederum fahren mit ihrem PKW über 30 Kilometer, um an einer Tankstelle für 8 Euro je Stunde zu arbeiten (450 Euro). Und der gesetzliche Mindestlohn soll bei 8,50 Euro brutto je Stunde liegen. Na klasse!

    Für wen gehen wir arbeiten?
    https://aufgewachter.wordpress.com/2015/04/15/fur-wen-gehen-wir-arbeiten/

  44. Mit Inbetriebnahme der vollautomatischen Fertigungsstraßen und der Abkoppelung des US-Dollars vom Goldstandard am 15.08.1971, arbeiten quasi nur noch 20 Prozent der Menschen oder weniger. Das wurde natürlich nie publik gemacht.

    Die verbleibenden 80 Prozent sind mit der Einführung der Hartz IV-Gesetzgebung ab dem 01.01.2005 damit beschäftigt worden Zwangsbewerbungen auf Phantasie-Stellenangebote zu schreiben, um die Illusion der Vollbeschäftigung zu wahren.

    Au Backe, wenn der Schwindel mal eines Tages auffliegt, dann möchte ich nicht in Nürnberg sein. In Nürnberg betreibt nämlich die Menschenschinder-Sekte einen Zentral-Rechner, der diese Matrix aus virtuellen Stellenangeboten nach einem komplexen für Menschen nicht erkennbaren Rotationsprinzip steuert und in eine schlichte SQL-Datenbank mit dem Namen Jobboerse.Arbeitsagentur.de überträgt.

    Ein echt perverses System entwickelt von Menschen, die nicht arbeiten gehen wollen und geschaffen für Menschen, die arbeiten gehen müssen. Aber letztendlich ist die Wahrheit doch herausgekommen. Der Festsaal wurde angemietet, ein Orchester engagiert und jetzt wollen wir mal sehen, ob die Menschenschinder-Sekte tanzen kann.

    Versklavung der Menschheit über neuro-linguistische Programmierung aufgedeckt
    https://aufgewachter.wordpress.com/2018/01/22/versklavung-der-menschheit-ueber-neuro-linguistische-programmierung-aufgedeckt/

  45. Welche Rolle die Kirche in der Marktwirtschaft spielt, verrät uns Carl Amery in seinem Buch “Global Exit”.

  46. “Arbeit muss sich lohnen…”
    Bei diesem Spruch denke ich an die ca. 800 000 Millionäre in diesem Land und an die industriel entkernten halbtoten Landschaften in Ostdeutschland. Als Ossi sehe ich täglich Kohls blühende Landschaften, sprich verfallende Industriebrachen, langsam verfallende Dörfer ohne Einwohner, Menschen die im Niedriglohnsektor leben. Dank der Großkonzerne aus dem Westen, die diese Regionen beim staatlichen ALDI, sprich der staatlichen Treuhand zum Ramschpreis aufgekauft haben und die damit Konkurrenten platt machen konnten, arbeiten hier sehr viele ,wohl um den Profit des Großkapitals noch zu erhöhen, für Niedriglöhne. Viele der oben erwähnten 800 000 Millionäre sehen solche Form der Wirtschaftsförderung im Osten gern, füllt es doch weiter ihre Konten…Willkommen im Osten, im Land der Niedriglöhne .

  47. Golzower
    sehen Sie es mal positiv. Die Deutschen sind potent, auf jedem Gebiet, nicht nur im Sport. Und jetzt sind sie dabei die USA auf dem Gebiet des Kapitalismus zu überholen.

    Aber ernsthaft, was der Herr Wowereit in Berlin geleistet hat, das ist rekordverdächtig dumm. Was die Treuhand geleistet hat, ist überdumm. Also auch im negativen Sinne sind wir potent.
    Wie hat es ein Engländer einmal formuliert: Entweder küssen uns die Deutschen die Füße oder sie hängen uns an der Gurgel. Mal sehen, welche Form der Brexit noch annimmt.

  48. Arbeit wird sich lohnen, wenn sie von und für die Gemeinschaft gestaltet wird, auf der Basis eines nicht korrumpierbaren Menschenrechts zu KOSTENLOSER Nahrung, MIETFREIEM Wohnen und KASSEN-/KLASSENLOSER Gesundheit, darum lasst uns den Ungeist von Unwahrheit und Unternehmertum vertreiben!

  49. hto
    die Menschenrechte sind unkorrumpierbar, aber die Menschen, die die Gesetze handhaben sind korrumpierbar. Da liegt der Hund begraben. Die Schwachstelle ist der Mensch.

    An diesem Punkt setzt das NT an, indem es den Menschen verbessern will. Sehr vernünftig , wie ich meine.

  50. @Golzower: Änderung der Spielregeln

    Ja, das ist ein gutes Beispiel dafür, wie Menschen, wie hart sie auch arbeiten, ohne ihr Zutun von globalen Änderungen der Spielregeln überrumpelt werden können.

    Gerade deshalb müsste der soziale Rechtsstaat gestärkt werden und dürfte er sich nicht nur auf die Seite der Starken in diesem globalen Spiel stellen.

    P.S. Auch wenn ich hoffe, dass es nicht so weit kommt, aber wenn es gesellschaftlich wirklich schief geht, wie zuvor in der Geschichte Deutschlands, dann wird es auch den Meisten der von Ihnen genannten Millionären an den Kragen gehen, manchen etwas früher als der Durchschnitt, eben weil sie attraktivere Ziele sind, anderen etwas später, eben weil sie mehr Ressourcen haben. Deshalb vertraue ich nach wie vor auf Rationalismus allein schon aus Eigeninteresse dieser wohlhabenden Personen.

  51. bote19: “An diesem Punkt setzt das NT an, ….”

    Womit wir wieder bei Menschen wie Dir sind, die nicht wahrhaben wollen was da tatsächlich für hier und jetzt beschrieben steht!? 😎

  52. @Schleim

    Du brauchst garnichts hoffen, der Kreislauf des imperialistischen Faschismus hat seine Bereinigungsmechanismen, nur dieses mal wird das ein “Drahtseilakt”, weil wir im Atomzeitalter vegetieren. Die Bonzen der Profitler sprechen inzwischen nicht ohne Grund von Reprivatisierungen / Verstaatlichungen, denn sie müssen ein zweites, bzw. “Weltwirtschaftswunder” inszenieren. Das alles ist aber wie die “soziale” Marktwirtschaft nur fauler Zauber!

  53. darum habe ich auch nie eine öffentliches Studium absolviert…begriff schnell das alles orchestriert nach Nase und Parteibuch ist…Nicht die Klügsten und Weitsichtigsten ,heute sagt man auch empathisch gut justiert…bekommen die Karriereposten….Nein in Deutschland gehts nnur mehr oder weniger um Ansehen…Wo wir beim Thema wären, man hat nämlich wenig Selbstwert und wenn dann kriegt man die so erhofft von der Gesellschaft….Angst vor dem Ansehensverlust….dort wird dann die Gesellschaft schön auseinanderdividiert….Ich glaube darum kriegt keiner in Deutschland seinen Arsch hoch…Frau Merkel kann ganz bequehm in der ARD erzählen das sie Deutschland umbaut und das das Volk überhaupt nicht gefragt wird….Sie löst alle Tarifverträge auf,halbiert mal schnell die Einkommen und füttert auf der anderen Seite ihre Klientele aus Wirtschaft und Medien….Am liebsten besucht Sie Bertelsmann und Trude Springer ….da gibt dann schon mal den goldenen Medienstar ,wie der deutsch -österreich Unternehmer Roman Ködl im Deutschlandfunk erzählte ….Des weiteren erzählte er munter von der Werbekampagne/Kanzlerkanidat Steinbrücks und den neuen Medienmöglichkeiten…Sein Tenor war die “sog.Demokratie ” ist vorbei , man kann ja alles wunderbar in der 3D Welt halten .logarithmisch gesteuert…Niemand kriegt es mit ,da man alle künstlich ständig beschäftigt hält…Lauf ,lauf.lauf Nein ihr müsst alle stehenbleiben…Macht bleibt im Hintergrund..Talk im Turm von den Politikdarstellern täglich.

  54. Wieder mal ein gebildete ,authentische Frau , der man den Ruf schädigt… Frau Elisabeth Wehling kognitive Linguistin und die Sprache als Instrument der Meinungsbildung in den Medien…

    rhetorische und ideologische nicht konkrete Fragen,-/techniken…

    https://www.zeit.de/2019/10/elisabeth-wehling-linguistin-framing-manual-ard-sprache

    Quelle :Die Zeit =

    [… gekürzt …]

    [Anmerkung S. Schleim: Kopieren Sie hier doch nicht einen ganzen Artikel aus der ZEIT! Sie haben doch schon einen Link gesetzt. Das reicht. Das Kopieren verletzt nach meinem Rechtsverständnis deren Copyright und ist auch laut unseren Verlagsbedingungen verboten.]

  55. @ Stephan Schleim
    1.) Zum Posting vom 27. Februar 2019 @ 10:04
    gerechte Löhne

    Siehe dazu die Legaldefinition in Art. 4 Europäische Sozialcharta (die EuSC rechnet man zu den Menschenrechten der zweiten Generation):

    Ein >gerechter Lohn< im Sinne von Art. 4 EuSC ist ein Arbeitsentgelt, mit dem ein Erwerbstätiger sich UND (!!) seine Familie ernähren kann.

    In BVerfGE 98, 169 steht Folgendes:
    Ein “ungerechter Lohn” ist AUSBEUTUNG eines zum Objekt degradierten Menschen.
    https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=875899319196788&id=620661608053895
    (Dort findet sich auch der Link zu o. a. Entscheidung des BVerfG.)

    2.) Zum Posting vom 27. Februar 2019 @ 13:52:

    Was wäre denn so schlecht an einer sozialen {…] Marktwirtschaft, die den Namen verdient?
    Also ein demokratiekonformer Markt statt einer marktkonformen Demokratie.
    So verstehe ich im übrigen das Deutsche Grundgesetz.

    Dazu ebenfalls eine – ausgesprochen wichtige – Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts
    (BVerfGE 5, 85 ), die die oben zitierte Auffassung (Stichwort: “sozial”) im Übrigen bestätigt:

    Der Staat ist ein Instrument der ausgleichenden sozialen Gestaltung […].
    Darüber hinaus entnimmt die freiheitliche demokratische Grundordnung dem Gedanken der Würde und Freiheit des Menschen die Aufgabe, auch im Verhältnis der Bürger untereinander für Gerechtigkeit und Menschlichkeit zu sorgen. Dazu gehört, daß eine Ausnutzung des einen durch den anderen verhindert wird. […] Sie sieht es [.] als ihre Aufgabe an, wirkliche Ausbeutung, nämlich Ausnutzung der Arbeitskraft zu unwürdigen Bedingungen und unzureichendem Lohn zu unterbinden. Vorzüglich darum ist das Sozialstaatsprinzip zum Verfassungsgrundsatz erhoben worden; es soll schädliche Auswirkungen schrankenloser Freiheit verhindern und die Gleichheit fortschreitend bis zu dem vernünftigerweise zu fordernden Maße verwirklichen.

    Werner Vontobel berechnete im Jahr 2013 Höhe eines “gerechten” Lohns im Sinne von Art. 4 EuSC – allerdings ohne hierauf explizit hinzuweisen: denn er berechnet das Arbeitsentgelt, das erforderlich ist, um eine 4-köpfige Familie zu ernähren ( auf “Hartz-IV-Niveau”).

    Werner Vontobel bezifferte demzufolge im Jahr 2013 den verfassungsrechtlich gebotenen resp. menschenrechtskonformen Mindestlohn auf einen Stundenlohn in Höhe von 18,50 Euro – das entspricht einem Monatslohn in Höhe von etwa 3.100 Euro.
    Ca. 80 % der Erwerbstätigen in Deutschland erhalten einen geringeren Lohn – mit anderen Worten: bei diesen 80 % der Erwerbstätigen kann gesprochen werden von – verfassungswidriger und menschenrechtswidriger – Ausbeutung eines zum Objekt degradierten Menschen …

    In diesem Sinne:
    Gratulation zur zutreffenden Wortwahl für den Untertitel (“Ausbeutung von Praktikantinnen und Praktikanten”).

    Herzliche Grüße:.
    san.draB@web.de

  56. @Burger: Urteile

    Herzlichen Dank für diese Quellen. Die kannte ich noch nicht und werden sich sicher einmal als nützlich erweisen.

    Der Schluss darauf, dass ein Lohn von unter EUR 3.100 verfassungswidrig ist, hängt aber wohl auch noch an der Berechnung Ihres Gutachters.

    Ich bin jedenfalls gespannt, was das Bundesverfassungsgericht demnächst zur verfassungsmäßigkeit der Hartz-IV-Bezüge urteilen wird.

  57. @Frank: Was hat Ihr Kommentar eigentlich mit dem Thema Ausbeutung von Doktoranden/Praktikanten zu tun? Halten Sie sich bitte an die Diskussionsregeln.

  58. @Schleim
    1. ) Ergänzung zu Art. 4 EuSC

    ZITAT aus Sozialgericht Berlin, Urteil vom 27. Februar 2006, Az: S 77 AL 742/05 (rechtskräftig):
    https://sozialgerichtsbarkeit.de/sgb/esgb/show.php?modul=esgb&id=25969&s0=&s1=&s2=&words=&sensitive=

    […[ Wesentliche Kriterien sind für die Gestaltung von Arbeitsentgelten Art. 1, 2 Abs. 1, 20 Abs. 1 GG sowie Art. 4 Nr. 1 der Europäischen Sozialcharta (EuSC – in der Bundesrepublik in Kraft seit 26. Februar 1965). Nach Art. 4 Nr. 1 EuSC erkennen die Vertragsstaaten das Recht der Arbeitnehmer auf ein Arbeitsentgelt an, welches ausreicht, um diesen und deren Familien einen angemessenen Lebensstandard zu sichern. Die Vorschrift ist einfaches Bundesrecht auf Gesetzes-, nicht auf Verfassungsebene. Sie räumt Bürgern zwar keine subjektiven Rechte ein (BAG Urteil vom 24.03.2004, Az. 5 AZR 303/03), ist allerdings als Auslegungsmaßstab bei Wertentscheidungen, wie denen des § 138 Abs. 1 BGB heranzuziehen.

    Wichtig auch der darauffolgende Absatz (beachte: soziokulturelles Existenzminimum = Hartz IV):

    (Mit dem Arbeitsgericht Bremen (Urteil vom 30.8.2000, Az. 5 Ca 5152, 5198/00 = ArbuR 2001, 231) […])
    ==> […] Der Preis der Ware Arbeitskraft, der als Arbeitsentgelt durch den Arbeitgeber zu leisten ist, darf unter diesen verfassungsrechtlichen und staatsvertraglichen Prämissen keinesfalls unter das soziokulturelle Existenzminimum des Arbeitnehmers sinken, wenn dieser eine durchschnittliche Arbeitsleistung vollschichtig erbringt. Inwieweit der Markt und die Produktivität eines Betriebes oder Wirtschaftsbereiches im Vergleich zum übrigen Markt etwa angesichts einer extremen, strukturellen Massenarbeitslosigkeit eine andere Preisgestaltung zulassen oder zu gebieten scheinen, ist angesichts der Wertentscheidung des Grundgesetzes für den Sozialstaat, aber auch des einfachgesetzlichen Gesetzgebers, wie sie sich in der Ratifizierung der EuSC widerspiegelt, irrelevant. Die Würde des Einzelnen würde verletzt, könnte dieser aus einer durchschnittlichen vollschichtigen Arbeitsleistung gerade sein physisches Überleben sichern, oder selbst das nicht. Er würde in seinem Wert unzulässig auf ein pures Marktobjekt reduziert, weil ausschließlich die bloße Erhaltung seiner Arbeitskraft oder noch weniger: der bloße durch geringe Nachfrage und übergroßes Angebot bestimmte Preis, nicht aber sein Wert entscheidendes Entgeltkriterium wäre. Sein Menschsein, sein Subjektsein, würde völlig bedeutungslos. Daher kann die von der bundesdeutschen Verfassungs- und Rechtsordnung vorgegebene unterste Grenze für die Entlohnung, die auch die Tarifparteien bindet, nicht die Grenze zum “Hungerlohn” sein. Insoweit vermag die Kammer dem Urteil des BAG vom 24. März 2004 (Az. 5 AZR 303/03) nicht zu folgen. Der “Hungerlohn” gewährleistet schon nicht mehr die physische Existenz, sichert nicht mehr das pure Überleben. Selbst ein Arbeitsentgelt, das gerade noch die physische Existenz, die ganz elementaren materiellen Bedürfnisse (Essen, Trinken, Wohnen, Kleidung) auf essentiellem Niveau sichert, muss unter den dargestellten verfassungsrechtlichen Vorgaben als unzureichend gelten. Das Bundesarbeitsgericht relativiert den von ihm verwendeten Begriff des “Hungerlohns” dadurch, dass es für eine entsprechende Bewertung die “Berücksichtigung aller Umstände des räumlichen, fachlichen und persönlichen Geltungsbereichs des Tarifvertrags sowie der im Geltungsbereich des Tarifvertrags zu verrichtenden Tätigkeiten” verlangt. Der Begriff verliert dadurch nicht nur jede Klarheit. Das BAG verkennt dabei, soweit es für die Feststellung eines auffälligen Missverhältnisses in seiner Entscheidung maßgeblich darauf abstellen will, dass es auf den Wert der Arbeitsleistung ankomme, die grundgesetzliche Grenzziehung. Diese geht gerade davon aus, dass die Arbeitsleistung für den Einzelnen einen durch unsere Rechtsordnung vorgegebenen Mindestwert hat. Dieser entspricht bei vollschichtiger Tätigkeit einer sozialstaatlich-menschenwürdigen Existenzsicherung. An dieser Grenze hört nach den Vorgaben des Grundgesetzes die marktgesteuerte Preisbildung auf. Mit diesem Gedanken beschäftigt sich das BAG nicht ansatzweise. […]

    2.) Hinweis zum Begriff >Ausbeutung<:

    https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Lohnwucher&oldid=81708947
    Der Begriff Lohnwucher ist im juristischen Sprachgebrauch ein Synonym für die rechtswidrige Ausbeutung von Arbeitnehmern.[1] […]

    3.) Weil es in diesen Kontext gehört:

    Kritik_am_Begriff (Lohnwucher und Lohndumping)
    https://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion:Lohnwucher#Kritik_am_Begriff
    […] Zusammengesetzte Nomen werden aus zwei oder mehr Wörtern gebildet. Ein zusammengesetztes Nomen besteht aus Grund- und Bestimmungswort. […] Das an erster Stelle des Kompositums stehende Nomen ist das “Bestimmungswort”, durch welches das darauf folgende Grundwort spezifiziert wird. – Beispiele aus der Sprachfibel bzw. Grammatik für die Grundschule (Klasse 3)

    Zusammengesetzte Nomen bestehen aus: Bestimmungswort + Grundwort

    Beispiel: das Nomen “Wasser” / das Nomen “Leitung”

    ergibt zusammengesetzt (1) => Wasserleitung (Grundwort = Leitung)
    ODER (2) => Leitungswasser (Grundwort = Wasser)

    [Spezifizierung durch das Bestimmungswort: Leitungswasser ist etwas anderes als Trinkwasser, Brauchwasser, Abwasser, Meerwasser, Quellwasser etc. pp.]

    Mit diesem Handwerkszeug ausgestattet wenden wir uns nun dem zusammengesetzten Nomen “Lohnwucher” zu und schauen uns den WORTLAUT der diesbezüglich einschlägigen Rechtsnorm § 291 StGB an:

    § 291 Abs. 1 StGB: Wer die Zwangslage […] eines anderen dadurch ausbeutet, dass daß er sich oder einem Dritten
    Nr. 1 => für die Vermietung
    Nr. 2 => für die Gewährung eines Kredits
    Nr. 3 => für eine sonstige Leistung
    Vermögensvorteile versprechen oder gewähren lässt, die in einem auffälligen Mißverhältnis zu der Leistung […]

    (a) Die Rechtnorm ist täterbezogen formuliert: “Wer sich […] gewähren läßt […]”, bzgl. des Opfers spricht die Rechtsnorm von “Ausbeutung” ([…] eines anderen dadurch ausbeutet […]). Somit enthält die Rechtsnorm ZUGLEICH eine Definition für das Nomen “Wucher”: “Als Wucher bezeichnet man es, wenn der Anbieter einer Leistung eine deutlich überhöhte Gegenleistung verlangt und dazu eine Schwächesituation des Vertragspartners ausnutzt. […]”(so die zutreffende Definition im Artikel Wucher).

    (b) Bei den Begriffen Mietwucher (§ 291 Abs. 1 Nr. 1 StGB) und Zinswucher (§ 291 Abs. 1 Nr. 2) erkennen wir folgende SYSTEMATIK:

    Das Bestimmungswort spezifiziert das Grundwort “Wucher” im Hinblick auf das der Straftat zugrunde liegende Rechtsgeschäft (für die Vermietung lässt sich der Täter die MIETE gewähren, für ein Darlehen lässt sich der Täter ZINSEN gewähren).

    (c) Die eben herausgearbeitete SYSTEMATIK wenden wir nun auf das zusammengesetzte Nomen “Lohnwucher” an:

    FRAGE: Ist der TÄTER derjenige, der (aufgrund eines Dienstvertrags) sich LOHN gewähren lässt???
    ANTWORT: Nein (!!!), das OPFER erhält aufgrund eines Dienstvertrages Lohn. […]

    Beste Grüße:.
    san.draB@web.de

    PS.
    Leider funktioniert die Option “Vorschau” bei mir nicht … 🙁

  59. Schleim: “… demnächst zur Verfassungsmäßigkeit der Hartz-IV-Bezüge urteilen wird.”

    Bezieher von Hartz IV stehen ausserhalb des Systems “Arbeit macht frei” und innerhalb von “Wer soll das bezahlen?”, na was soll das schon für ein Urteil geben 😒

  60. @Burger: Vorschau-Funktion

    Ich kann mir vorstellen, dass Sie diese Kommentarfunktion auf die Probe stellen. Ihren langen Beitrag musste ich gerade aus dem Spam-Filter retten.

    Tipp: Aufs Wesentliche reduzieren und nicht mehr als zwei Links verwenden.

  61. “Namen nennen! Namen nennen!” – Ach ja, der gute alte Kurt, ob er das heute wohl auch noch so sehen würde, denn wo hat dies im Kreislauf des imperialistischen Faschismus je gewirkt!?

    Zur Zeit wird, durch alle möglichen heuchlerisch-bewusstseinsschwachen Maßnahmen, den neuen Nationalsozialisten diese Welt- und “Werteordnung” auf dem Silbertablett serviert.

    Bis einschliesslich Johannes Rau, hat wohl jeder Bundespräsident mindestens einen strammen Alt-Nazi mit dem Bundesverdienstkreuz behängt, für Leistungen zum Wohle des nun “freiheitlichen” Wettbewerbs!?

    “Die wohl schauerlichste Folge von Arbeitslosigkeit ist das Arbeit als Gnade vergeben wird. Es ist wie im Kriege, wer die Butter hat wird frech.” Kurt Tucholsky 😎

  62. @Alternativen

    Grassierender Betrug und Ausnutzerei: da bin ich auch ratlos, wieso so viele Mitmenschen kein Maß mehr zu kennen scheinen. Wie kann die Gier nach Geld so groß sein? Was wollen manche Zeitgenossen mit so viel Geld? Mehr Gewerkschaft, sich mehr wehren, mehr Bewusstsein schaffen: Sinnlos innerhalb des korrupten Systems, oder gibt es doch eine Chance? Kommen wir am Zusammenbruch des Systems nicht vorbei? Besser diesen Zusammenbruch fördern, bevor Umweltschäden und Atomwaffeneinsatz ausufern?

    Das scheint mir schwer zu beurteilen. Zur Zeit muss ich mit beiden Optionen leben. Gucken, dass das System von sich aus vernünftiger und stabiler wird, und gleichzeitig muss ich mit dem Zusammenbruch rechnen.

    Zur Verbesserung der Strukturen, fallen mir ein paar Sachen ein:

    Harz4 weg und die Wirtschaftsüberhitzung in Deutschland beenden, es gibt keinen vernünftigen Grund für diese deutschen Exportüberschüsse. Das senkt dann auch Einwanderung und damit die Mieten. Dann haben wir auch genug Krankenpfleger und Altenpfleger, wenn da ausreichende Löhne gezahlt werden, und weniger Menschen in der künftig reduzierten Exportindustrie gebunden sind.

    Wenn Deutschland den anderen EU-Ländern weniger Arbeitsplätze abwirbt, geht es den Ländern am Rand von Europa auch gleich besser. Denen kann ich auch empfehlen, ihre Mehrwertsteuer zu erhöhen, und die Lohnsteuern dafür zu senken. Das macht die Importe aus Deutschland teurer und die eigenen Waren günstiger, und kommt dort der lokalen Staatskasse entgegen. Gleichzeitig werden so auch die sonst im wesentlichen vermiedenen Steuern auf die Unternehmensgewinne wenigstens etwas mit erfasst.

    Die bessere Verteilung der anfallenden Steuern zwischen Produktions- und Verkaufsland reduziert auch die Erpressbarkeit der Nationalstaaten mit Investitionen durch die großen Konzerne.

    Als nächstes steht dann das Projekt wachstumsfreie Wirtschaft an. Vernünftiger und umweltverträglicher Konsum wäre wohl wünschenswert. Hier sind Steigerungen bei vielen nicht mehr nötig, und bei ziemlich vielen ufert der Konsum völlig aus. Selbst wenn die in relativer Armut Lebenden in Deutschland genug bekämen, stände insgesamt wohl eher eine Reduktion des Umsatzes an. Dieses Projekt käme nicht ohne eine vereinheitlichte Steuerbelastung aus. Die Steuern auf Unternehmensgewinne, Zinserträge und selbst genutzte Immobilien müssten steigen, Lohnsteuern sinken bis dass hier die gleichen Sätze realisiert sind.

    Auch Selbstständige und Freiberufler könnten hier höhere Steuern auf Lohnsteuerniveau zahlen, und eine gemeinsame Kranken-und Pflegeversicherung für alle ohne Beitragshöchstgrenzen und ohne Mindestbeiträge würde zur Stabilität des System auch ohne Wachstum beitragen. Dass Spitzenverdiener wie Apotheker und Anwälte keine Mehrwerststeuer zahlen ist Klientelpolitik und hatte mit Steuergerechtigkeit noch nie was zu tun.

    Die immer noch anfallenden Vermögenszuwächse können in die Energiewende investiert werden, und in den nächsten 20 Jahren kann auch noch sinnvoll in den armen Ländern dieser Welt investiert werden. Afrika und Südamerika haben Bedarf, Indien, Südostasien, die Arabische Welt auch. Da ist noch was zu wachsen, dazu gehört auch das Wachstum des Vermögens, egal wer das jetzt hält.

    Der Schutz und die Vermehrung des Eigentums ist nicht grundsätzlich verwerflich, aber wenn es das Leben auf dem Planeten gefährdet und so viele Menschen wirtschaftlich unbeteiligt vegitieren müssen, sind hier Grenzen überschritten. Die von hto vorgeschlagene Abschaffung des Erbrechts geht da in die richtige Richtung. Dieses nach und nach zu verwirklichen, das wäre keine schlechte Idee finde ich. Hier mehr Steuern abzuschöpfen, je höher die Erbschaftssumme desto mehr, würde nicht nur den Wachstumszwang des Systems reduzieren, sondern auch zur Steuergerechtigkeit und zur Chanchengleichheit beitragen.

    Genug Geld in den Staatskassen macht auch ein Grundeinkommen und irgendwann auch einen weltweiten Sozialausgleich finanzierbar. Wenn bei zunehmender Automatisierung uns langsam die Arbeit ausgeht, muss aber der Mensch selbst sich Alternativen erarbeiten, nur die wirtschaftliche Seite könnte von vernünftiger Wirtschaftspolitik ausgeglichen werden. Dass der Staat hier Beschäftigung organisiert, ist weder sinnvoll noch wünschenswert.

    Das ist unserer eigenen Aufgabe, hier ist das Individuum selbst gefragt. Auch in der Frage der unstillbaren Geldgier bei anscheinend einigen Zeitgenossen, sollten die sich mal selber fragen, was sie wirklich wollen. Das wäre praktizierter Individualismus. Den Mitmenschen mit immer neuen Betrugsmaschen auf dem Kopf rumzutanzen, das ist kein Individualismus, das ist krank.

  63. @ Stephan Schleim

    Bei Facebook fragt eine Userin (als Kommentar zu Ihrem Artikel):
    https://www.facebook.com/soziale.frage/posts/2092107624209938

    “Müsste heute nich auch Praktikanten der Mindestlohn gezahlt werden?”

    Hierzu gibt es eine Studie der DGB-Jugend:

    DGB-Studie: Schlupflöcher beim Mindestlohn für Praktikanten
    https://www.haufe.de/personal/arbeitsrecht/arbeitgeber-schlupfloecher-beim-mindestlohn-fuer-praktikanten_76_371884.html

    ==> 08.08.2016 Der DGB-Jugend-Praktika-Check
    “Praktikum und Mindestlohn. Der Faktencheck” heißt die neue Auswertung der DGB-Jugend. Sie bietet eine Analyse der gegenwärtigen Situation von Praktikant_inen – und zeigt, wie anfällig Praktika für Missbrauch sind.
    https://jugend.dgb.de/meldungen/dgb-jugend/++co++26929ad6-5d4f-11e6-8845-525400808b5c

    Beste Grüße:.
    san.draB@web.de

  64. @Schleim Ich bin jedenfalls gespannt, was das Bundesverfassungsgericht demnächst zur verfassungsmäßigkeit der Hartz-IV-Bezüge urteilen wird.

    Wie ein Flitzebogen gespannt bin ich, wie das Bundesverfassungsgericht nach der mündlichen Verhandlung des Normenkontrollverfahren 1 BvL 7/16 Mitte Januar diesen Jahres dann voraussichtlich in einigen Monaten mal urteilen wird. Es geht m.W. nicht um die “Verfassungsmäßigkeit der Bezüge”, sondern das willkürliche Vorenthalten von Sozialleistungen. Man fühlt sich ein wenig hilflos, auch Jahre nach einer als total unberechtigt empfundenen Totalsanktion, obwohl es augenscheinlich systemisch gegen die sogenannten “Hartz IV Empfänger” angewandt wurde und wird. Bis auf vereinzelten (sic) Widerstand kann ich beim besten Willen keinen festen Willen von Institutionen oder Gruppen erkennen, die sich diesem zu Unrecht entwickelten Arbeitsverwaltungssystem entgegen stellen.

  65. @Jeckenburger: Steuern

    Denen kann ich auch empfehlen, ihre Mehrwertsteuer zu erhöhen, und die Lohnsteuern dafür zu senken. Das macht die Importe aus Deutschland teurer und die eigenen Waren günstiger…

    Das verstehe ich nicht: Die importierten Waren unterliegen doch derselben MwSt.

    Und vergessen Sie nicht, dass MwSt.-Erhöhungen die tedenziell Ärmeren eher belasten, weil die dann einen beträchtlich höheren Teil Ihres Einkommens für den Grundbedarf aufbringen müssen.

  66. @Arne K.: Gerichtsurteil

    Ja, da habe ich mich nicht ganz präzise ausgedrückt.

    Dass die Berechnung der Bezüge erst einmal verfassungswidrig war, das wurde doch schon vor ein paar Jahren festgestellt?

    Nun geht es meines Wissens in der Tat um die Verfassungsmäßigkeit von Kürzungen unter das Existenzniveau.

    Wie das im sozialen Rechtsstaat überhaupt erst vor Gericht kommen muss, das ist mir allerdings etwas schleierhaft.

  67. @Stefan Schleim 01.03.19 16:24

    Die Mehrwertsteuer erhöhen bei gleichzeitiger Verringerung der Lohnsteuer macht auch die inländischen Waren teurer, klar. Aber Arbeitern bleibt ja direkt mehr Netto vom Brutto, denen geht es also in jedem Fall besser. Klar müssen auch alle Sozialleistungen erhöht werden, in gleichem Ausmaß wie die Senkungen der Lohnsteuer.

    Die zusätzlichen Einnahmen aus der höheren Mehrwertsteuer sollen ja auch komplett wieder ausgegeben werden. Wenn dieses Geld an Arme und an Arbeitnehmer fließt, werden die unterm Strich profitieren.

    Vor allem aber würde mehr Mehrwertsteuer für exportschwache Länder die Handelsbilanz verbessern und die Staatshaushalte stabilisieren. Die Unternehmensgewinne würden in jedem Fall mehr besteuert, denn die Unternehmensgewinne stecken ja auch in den Verkaufspreisen der Waren mit drin.

  68. hto 28.2.
    willst du die Menschen zwingen nach den Geboten der Bibel zu leben ? Die Begriffe richtig und falsch, gut und böse, bekommen doch erst ihre Berechtigung duch die Möglichkeit sich für die eine oder andere Möglichkeit zu entscheiden.

    Wenn ich mir mal deine Denkweise zu eigen mache und von “Mensch ” als Abstraktum spreche, dann ist “Mensch” noch im Stadium der Vorpubertät. Wir müssen dann noch einige Tausend Jahre warten, bis “Mensch” erwachsen geworden ist und fähig, seine Stellung im Kosmos richtig einzuschätzen.

    Das hilft uns nicht hier und jetzt. Wer unterbezahlt ist kann laut protestieren. Das nützt nur dann, wenn er Gleichgesinnte findet. Irgendwie erinnert mich die soziale Lage an die Zustände vor 100 Jahren. Machen wir uns schlau und studieren, wie damals die soziale Lage der Arbeitenden verbessert wurde.

  69. Mensch bote19, wo habe ich denn von einem Zwang nach den Geboten zu leben geschrieben???
    Es ging nur um die Wahrheit, dass die Bibel ein Leitfaden von Vernunftbegabung zu Verantwortungsbewusstsein für Sozialismus ist!!!

  70. hto
    deiner Erklärung kann ich nur zustimmen.
    Was macht der Mensch daraus? er diskreditiert die Bibel, er diskreditiert den Sozialgedanken. Warum, weil der Kapitalismus der Leitfaden für persönlichen Vorteil ist.
    Solange “Mensch” unreif ist für diese Einsicht, brauchen wir gelbildete Menschen wie dich (keine Ironie) die die Zusammenhänge verstehn.

  71. @Stefan Schleim ,wenn Du mal den Artikel 23 weggefallen und Artikel 24 des Grundgesetz liest….wird dir Aber/glaube (Prägung und Sozialisation )

    Manipulation und Steuerung der öffentlichen Gesellschaft bewusst !

    Und genau das macht ja auch das Veraltungsgericht Karlsruhe

    walten!

  72. @Stephan Schleim
    Ob da ein Zusammenhang zwischen den von Ihnen erwähnten Klagen gegen “Hartz-IV-Bescheide” und einem bestimmten Normenkontrollverfahren besteht? Falls ja hätte wohl ein Zitat “zum Himmel schreiender Skandal” endlich das oberste Gericht der Bundesrepublik Deutschland erreicht, mit leider eher mäßigem öffentlichen Interesse. Welche Rolle der Souverän dabei spielt ist offensichtlich, und nix Neues, die allgemeine Gleichgültigkeit ist mir schleierhaft.

  73. @Arne K.: Gerichtsprozess

    Reden wir hier aneinander vorbei oder haben Sie einen anderen Fall in Gedanken?

    Ich bezog mich darauf, dass das Sozialgericht in Gotha bei einem Fall von seiner Meinung nach verfassungswidrigen Kürzungen dem Bundesverfassungsgericht vorgelegt hat. Das wurde zuletzt Mitte Januar auch umfangreich in den Medien diskutiert.

  74. @Stephan Schleim: ebendieses Gerichtsverfahren, allerdings mit Hintergedanken an das Prinzip, also alle Fälle. Übertrieben?

  75. @Frank: Was hat Ihr Kommentar eigentlich mit dem Thema Ausbeutung von Doktoranden/Praktikanten zu tun? Halten Sie sich bitte an die Diskussionsregeln.

    Ja !

    “Die Grenzen meiner Sprache ,sind die Grenzen meiner Welt “(Verständnis ) Ludwig Wittgenstein

    Ihr /Du schliesst die Verträge doch ab ?
    … sich drauf einlassen ! …
    Du hättest doch genauso andere Wege als ein Studium einschlagen können…? Du hättest verhandeln können ?

    In Berlin hat gerade die Gewerksachaft der Lehrer u.Pädagogen gelernt.
    Ich spreche von bewusster seit langen ablaufender Sprachmanipulation/Gendering7Framing
    …Frau Wehling Elisabeth hat das studiert..kognitive Linguistik…
    Wenn Du ein Wort oder Satz 10x hörst ,prägt es sich in deinem Gedächtnis ein…
    Bist Du aber bewusst mit der Sprache und deren Bedeutungskontext bist Du zumindest kritisch und fragst oder hinterfragst die Kommunikation…Verträge,Vereinbarungen,Worte

    Und das auf großer Ebene , heißt halt die Welt mitgestalten…

    Das nennt man bewusster Schöpfer …
    Teilnahme der Gesellschaft nur Talkrunden orchestriert medial (neue 3D Welt )
    Wirklichkeit ist da draußen….!!!!
    Das ist aber defacto in den vorherigen Epochen größtenteils nicht geschehen…
    Reflexion bitte !
    Aufzählen bitte ..
    1..Istzustand ?
    2 Realität ?
    -Arbeitswelt
    -Politik
    -Selbstbestimmung
    -Zugang zu allen kulturellen,politischen,bildenden,künstlerischen Entfaltung,-Verwirklichungswegen
    -Seele

  76. Wer sich ungerecht behandelt fühlt, der sollte einmal nachlesen, was das Buch der Bücher darüber schreibt.
    Hier das unkommentierte Gleichnis.

    Von den Arbeitern im Weinberg
    1 Denn das Himmelreich gleicht einem Hausherrn, der früh am Morgen ausging, um Arbeiter anzuwerben für seinen Weinberg.
    2 Und als er mit den Arbeitern einig wurde über einen Silbergroschen als Tagelohn, sandte er sie in seinen Weinberg.
    3 Und er ging aus um die dritte Stunde und sah andere auf dem Markt müßig stehen
    4 und sprach zu ihnen: Geht ihr auch hin in den Weinberg; ich will euch geben, was recht ist.
    5 Und sie gingen hin. Abermals ging er aus um die sechste und um die neunte Stunde und tat dasselbe.
    6 Um die elfte Stunde aber ging er aus und fand andere stehen und sprach zu ihnen: Was steht ihr den ganzen Tag müßig da?
    7 Sie sprachen zu ihm: Es hat uns niemand angeworben. Er sprach zu ihnen: Geht ihr auch hin in den Weinberg.
    8 Als es nun Abend wurde, sprach der Herr des Weinbergs zu seinem Verwalter: Ruf die Arbeiter und gib ihnen den Lohn und fang an bei den letzten bis zu den ersten.
    9 Da kamen, die um die elfte Stunde angeworben waren, und jeder empfing seinen Silbergroschen.
    10 Als aber die Ersten kamen, meinten sie, sie würden mehr empfangen; und sie empfingen auch ein jeder seinen Silbergroschen.
    11 Und als sie den empfingen, murrten sie gegen den Hausherrn
    12 und sprachen: Diese Letzten haben nur eine Stunde gearbeitet, doch du hast sie uns gleichgestellt, die wir des Tages Last und die Hitze getragen haben.
    13 Er antwortete aber und sagte zu einem von ihnen: Mein Freund, ich tu dir nicht Unrecht. Bist du nicht mit mir einig geworden über einen Silbergroschen?
    14 Nimm, was dein ist, und geh! Ich will aber diesem Letzten dasselbe geben wie dir.
    15 Oder habe ich nicht Macht zu tun, was ich will, mit dem, was mein ist? Siehst du darum scheel, weil ich so gütig bin?
    16 So werden die Letzten die Ersten und die Ersten die Letzten sein.

  77. @bote19 (2. März 2019 @ 11:18):

    […] Irgendwie erinnert mich die soziale Lage an die Zustände vor 100 Jahren. Machen wir uns schlau und studieren, wie damals die soziale Lage der Arbeitenden verbessert wurde.

    Ja, das ist ein Gedanke, der sich geradezu aufdrängt (die prinzipielle Frage also: “Was können wir aus der Geschichte lernen?”)

    Wir schreiben heute das Jahr 2019 … minus 100 Jahre => 1919:
    Wir sollten demzufolge der Frage nachgehen, welche Maßnahmen in der Zeit der Weimarer Republik (speziell Deutschland betreffend) bzw. (allgemeiner) während der Epoche der »Zweiten Industriellen Revolution« — ggf. (!!) — zu einer Verbesserung der Lage der arbeitenden Bevölkerung führten … An welchen “Stellschrauben” im Bereich der Wirtschafts- und Sozialpolitik hat “man” damals gedreht und was waren die Folgen?

    Dazu zunächst noch einmal Kurt Tucholsky (18.08.1931):

    Die Herren Wirtschaftführer
    http://www.textlog.de/tucholsky-herren-wirtschaft.html
    […] Man sollte meinen, dass der gesunde Menschenverstand wenigstens eines sehen könnte: den Mißerfolg. […] Der unbeirrbare Stumpfsinn, mit dem diese Kapitalisten ihre törichte Geldpolitik fortsetzen, immer weiter, immer weiter, bis zur Ausblutung ihrer Werke und ihrer Kunden, ist bewundernswert. Alles, was sie seit etwa zwanzig Jahren treiben, ist von zwei fixen und absurden Ideen beherrscht: Druck auf die Arbeiter und Export.
    Für diese Sorte sind Arbeiter und Angestellte, die sie heute mit einem euphemistischen und kostenlosen Schmeichelwort gern ›Mitarbeiter‹ zu titulieren pflegen, die natürlichen Feinde. Auf sie mit Gebrüll! Drücken, drücken: die Löhne, die Sozialversicherung, das Selbstbewußtsein – drücken, drücken! Und dabei merken diese Dummköpfe nicht, was sie da zerstören. Sie zerstören sich den gesamten innern Absatzmarkt.
    Sie scheinen ihn nicht zu wollen – dafür haben sie dann den Export. […] Ihre fixe Idee hindert sie nicht, ihre Waren auch im Inland weiterhin anzupreisen; ihre Inserate wirken wie Hohn. Wer soll sich denn das noch kaufen, was sie da herstellen? Ihre Angestellten, denen sie zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel geben, wenn sie sie nicht überhaupt auf die Straße setzen? Die kommen als Abnehmer kaum noch in Frage. […].

    Dass diese o. a. Kritik von Tucholsky im Prinzip 1 zu 1 auf die aktuelle Wirtschafts- und Sozialpolitik zutrifft, ist erschreckend, nicht wahr?!?

    Mit Blick auf das Datum (18.08.1931) der o. a. zitierten Publikation von Tucholsky kurz zum politischen Hintergrund:
    Vom 30. März 1930 bis zum 30. Mai 1932 war Heinrich Brüning Reichskanzler. – Dessen Austeritätspolitik war (höchstwahrscheinlich) die Ursache für den Aufstieg von Adolf Hitler zur Macht (vgl. bspw. Frances Coppola: Der furchtbare Preis der Austerität https://makronom.de/der-furchtbare-preis-der-austeritaet-24683).

    Lesenswert ist in diesem Kontext auch der folgende Artikel von Christoph Butterwegge:
    Mit dem Sozialstaat stirbt die Demokratie – Die Geschichte der Weimarer Republik als warnendes Beispiel
    http://www.christophbutterwegge.de/texte.php

    Die derzeitige “Sparpolitik” (Austeritätspolitik) wird – unter anderem – von Paul Krugman und Joseph Stiglitz heftig kritisiert – vgl. bspw.

    1.) http://www.sonnenseite.com/de/news-archiv/?archivID=382
    […] Joseph Stiglitz kritisiert in dem Interview die eiserne Sparpolitik der Euroländer. Stiglitz wörtlich: „Eine Überdosis Sparen macht alles nur schlimmer.“ Weltweit gebe es kein Beispiel dafür, dass Kürzungen von Löhnen, Renten und Sozialleistungen ein krankes Land genesen ließen, zitiert die Süddeutsche Zeitung. „Das ist wie im Mittelalter“, so Stiglitz, „Wenn der Patient starb, hieß es: Der Arzt hat den Aderlass zu früh beendet, es war noch etwas Blut in ihm.“ Mit diesem Rezept seien überschuldete Schwellenländer jahrzehntelang behandelt worden – mit fatalem Ergebnis. „Oft endete das tödlich.“ […]

    2.) Paul Krugman: “Verrückte an der Macht”
    https://www.heise.de/tp/news/Verrueckte-an-der-Macht-1999354.html
    Thomas Pany (tp vom 10. Juni 2010)

    Nun aber zurück zur anfangs aufgeworfenen Frage:
    Welche Maßnahmen während der Epoche der »Zweiten Industriellen Revolution« führten — ggf. — zu einer Verbesserung der Lage der arbeitenden Bevölkerung?

    Weiter oben hatte ich bereits auf eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts hingewiesen, in der Bezug genommen wird auf die Epoche der »Ersten Industriellen Revolution«:

    BVerfGE 98, 169 (217):
    http://www.servat.unibe.ch/dfr/bv098169.html#217
    […] Der Mensch wird in seiner existentiellen Befindlichkeit in Frage gestellt, wenn er – aus welchen Gründen auch immer – einer Ordnung ausgesetzt ist, in der für ihn der Zusammenhang zwischen abverlangter Arbeit und angemessenem (gerechtem) Lohn _prinzipiell_ aufgehoben ist. Die dann in Betracht kommende Feststellung von Ausbeutung eines zum Objekt degradierten Menschen ist unserer Gesellschaft seit dem 19. Jahrhundert geläufig. Sie ist auch in die Sozialethik der Kirchen aufgenommen.
    Für die existentielle Befindlichkeit des Menschen macht es grundsätzlich keinen Unterschied, ob der Zusammenhang zwischen Arbeit und gerechtem Lohn durch gesellschaftliche Kräfte oder durch den Staat aufgehoben wird. Die anthropologische Situation ist dieselbe. […]

    By the way: Wenn von der Wirtschaft heutzutage die (erwerbstätigen) Menschen als “Humankapital” bezeichnet werden, dann offenbart sich darin das, was in der o. a. Entscheidung des BVerfG mit der Formulierung “zum Objekt degradiert” zutreffend beschieben wird.

    Bzgl. der Analyse, welche Maßnahmen zu einer Verbesserung der Lage der arbeitenden Bevölkerung führten, können und müssen wir (im historischen Kontext) somit – auch (!) – auf die Epoche der ERSTEN Industriellen Revolution zurückgreifen:

    ==> die Epochen des Industriezeitalters
    a) Erste Industrielle Revolution (ab ca. 1750) und Soziale Frage im 19. Jahrhundert
    b) Zweite Industrielle Revolution (ab ca. 1890) und Soziale Frage im 20. Jahrhundert
    c) Dritte Industrielle Revolution (ab ca. 1975) und Soziale Frage im 21. Jahrhundert

    … Ich hab da mal was vorbereitet: 🙂 🙂 🙂

    SCHAUBILD (Schematische Übersicht: 1. bis 3. industrielle Revolution und Soziale Frage)
    ==> (die Soziale Frage im historischen Kontext)
    http://archive.li/lMOoO#selection-799.1-799.2

    Die Analyse im historischen Kontext zeigt, dass – einzig und allein (!) – die Sozialpolitik Otto von Bismarcks zu einer Verbesserung der Lage der arbeitenden Bevölkerung führte (vgl. dazu Jürgen Borchert: Zukunft des Sozialstaats; Analysen und Visionen, dort das Kapitel: “Von Bismarck lernen – Sozialpolitik als Chance”).
    https://archive.li/CYtLw#selection-8697.1-8697.20

    Die Epoche der Zweiten Industrielle Revolution betreffend ist in einem Artikel von Götz Aly (“Am Ende des völkischen Jahrhunderts”, 10.07.1999, Berliner Zeitung) nachzulesen, auf welche Art und Weise die Nazis die sozialen Probleme “lösen” wollten:

    “Man kann die soziale Frage nur dadurch lösen, daß man die anderen totschlägt, damit man ihre Äcker bekommt”
    — Heinrich Himmler, Sommer 1942, Rückfahrt von Kiew).

    Götz Aly bezichnet dies an anderer Stelle als “staatlich organisierten Massenraubmord” …

    Für die (aktuelle) Epoche der Dritten Industrielle Revolution ergibt die Analyse im historischen Kontext (insbesondere die Rubriken “Staat” sowie “Unternehmer” betreffend) erschreckend viele Parallelen zur Weimarer Zeit:
    a) Austeritätspolitik // Austeritätspolitik
    b) Industrielleneingabe // “Wirtschaftspolitischer Forderungskatalog” der Bertelsmann Stiftung
    etc. pp.

    Liebe Grüße:
    san.draB@web.de

    PS.:
    Im SCHAUBILD (Schem. Übersicht: 1. bis 3. ind. Revolution und Soziale Frage) hab ich im Jahr 2011 bei der Epoche “Zweite Industrielle Revolution” zu den Schlagworten “Erster & Zweiter Weltkrieg / Weltwirtschaftskrise” in der Tabelle (im Schaubild) die – leider – fehlerhafte Einordnung “Anomalie” gesetzt. – Vgl. dazu Jason Moore:
    https://www.heise.de/tp/features/Eine-Zivilisation-deren-Entwicklungsmoeglichkeiten-sich-erschoepft-haben-3390007.html?seite=3

  78. @bote19
    Klingt nach der christlichen Variante von “selbst schuld”, dazu fällt mir spontan eine Vorschau auf ein bald erscheinendes Sachbuch ein, Klaus Thörner’s “Deutscher Arbeitswahn und Judenhaß – Von Luther bis Hitler“, erscheint im Mai 2019, ca. 300 Seiten, ISBN: 978-3-86259-140-4

    @Frank Titel einer anderen Arbeit von Wehling lautet da “Der gedankliche Abbau sozialdemokratischer Werte” bei der FES. Die Wissenschaftler Benjamin Ortmeyer und Saskia Müller forschen zum NS-Lehrerbund, kritisierten unlängst den Umgang der Gewerkschaft mit ihrer Geschichte und sprachen von Renazifizierung, welche die GEW betrieben hatte.

  79. Arne K
    Die soziale Gerechtigkeit, wie sie die Gewerkschaften und “Sozialisten” sehen, als Gleichbehandlung, gibt es in der Bibel nicht. Sinngemaß heißt es im Lukasevangelium : “Wem viel gegeben wurde, von dem wird viel zurückgefordert werden “.
    Oder anders formuliert : Jeder nach seinen Fähigkeiten.
    Mein Tipp: Lesen Sie mal die Interpretation zu diesem Gleichnis https://www.predigtpreis.de/predigtdatenbank/predigt/article/predigt-ueber-matthaeus-201-16-1.html

  80. @bote19:
    Mit Blick auf die zahlreichen Bibelzitate mal ein ganz unschuldiger 😉 Einwurf:

    Es gibt bekanntlich das apostolische Schreiben »Evangelii Gaudium« …

    Papst Franziskus wird darin überaus deutlich (ZITAT):

    […] um den Wert des menschlichen Lebens zu sichern, müssen wir heute ein „Nein zu einer Wirtschaft der Ausschließung und der Disparität der Einkommen“ sagen. Diese Wirtschaft tötet. […]

    https://www.facebook.com/soziale.frage/posts/574395195981196

  81. @bote19:

    Als Ergänzug zum vorigen Posting hier ein Link zur entsprechenden Textpassage im apostolischen Schreiben »Evangelii Gaudium«:
    http://w2.vatican.va/content/francesco/de/apost_exhortations/documents/papa-francesco_esortazione-ap_20131124_evangelii-gaudium.html#Nein_zu_einer_Wirtschaft_der_Ausschlie%C3%9Fung

    Nein zu einer Wirtschaft der Ausschließung

    53. Ebenso wie das Gebot „du sollst nicht töten“ eine deutliche Grenze setzt, um den Wert des menschlichen Lebens zu sichern, müssen wir heute ein „Nein zu einer Wirtschaft der Ausschließung und der Disparität der Einkommen“ sagen. Diese Wirtschaft tötet. Es ist unglaublich, dass es kein Aufsehen erregt, wenn ein alter Mann, der gezwungen ist, auf der Straße zu leben, erfriert, während eine Baisse um zwei Punkte in der Börse Schlagzeilen macht. Das ist Ausschließung. Es ist nicht mehr zu tolerieren, dass Nahrungsmittel weggeworfen werden, während es Menschen gibt, die Hunger leiden. Das ist soziale Ungleichheit. Heute spielt sich alles nach den Kriterien der Konkurrenzfähigkeit und nach dem Gesetz des Stärkeren ab, wo der Mächtigere den Schwächeren zunichte macht. Als Folge dieser Situation sehen sich große Massen der Bevölkerung ausgeschlossen und an den Rand gedrängt: ohne Arbeit, ohne Aussichten, ohne Ausweg. Der Mensch an sich wird wie ein Konsumgut betrachtet, das man gebrauchen und dann wegwerfen kann. Wir haben die „Wegwerfkultur“ eingeführt, die sogar gefördert wird. Es geht nicht mehr einfach um das Phänomen der Ausbeutung und der Unterdrückung, sondern um etwas Neues: Mit der Ausschließung ist die Zugehörigkeit zu der Gesellschaft, in der man lebt, an ihrer Wurzel getroffen, denn durch sie befindet man sich nicht in der Unterschicht, am Rande oder gehört zu den Machtlosen, sondern man steht draußen. Die Ausgeschlossenen sind nicht „Ausgebeutete“, sondern Müll, „Abfall“.

  82. Sandra Burger
    stehender Applaus!

    Dein letzter Satz ist übertrieben.
    Es gilt also den Sozialgedanken wieder zu beleben. Ein Wandel im Denken der Verantwortlichen zeichnet sich schon ab beim Thema Mieten und Altersarmut. Der Wandel erfolgt aber nicht aus Nächstenliebe, sondern aus der Angst der etablierten Parteien die Mehrheiten zu verlieren.
    Mich persönlich stört das Wegwerfen von Lebensmitteln. Da ist eine Generation herangewachsen, die Hunger nicht mehr kennt.
    Was den Papst betrifft, der hat das Problem auch schon beim Namen genannt, der Einfluss der katholischen Kirche ist aber im Niedergang begriffen. Die müssen durch Reformen erst ihre Glaubwürdigkeit wiedergewinnen. Ein apostolisches Schreiben reicht nicht mehr.
    Arne K
    Vielen Dank für den Link zu Arbeitswahn und Judenhaß, da muss ich mich noch einarbeiten.

  83. bote19, glaubst Du wirklich die Bibel meint die Plätze im Himmel werden vergeben: Jeder nach seinen Fähigkeiten, und die Letzten werden die Ersten sein???

    “Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt” (vgl. 22,14)!!!😎

  84. bote19, der Papst hat das gesagt, weil er und die Seinen Angst vor Machtverlust und Bedeutungslosigkeit haben 😎

    Empfehlung: Matthäus 23,1-36

  85. hto
    ….die letzten werden die ersten sein….
    ich bin in Bibelzitaten nicht bewandert. Aber ich erinnere mich an eine Begebenheit, wo sich die Jünger Jesu darüber streiten, wer neben Jesu im Paradies sitzen darf. Darauf hin hat Jesus sinngemäß geantwortet, dass die letzten die ersten sein werden.
    Meiner Meinung nach bedeutet der Ausspruch nur, dass niemand sicher sein kann, in den Himmel zu kommen. Also genau das Gegenteil, die Plätze werden nicht vergeben.
    Um wieder zum Thema zu kommen, der Ausspruch wird auch als Versprechen gedeutet, dass alle, die auf der Erde benachteiligt sind , im Himmel die Bevorzugten sind. Also eine Form von sozialem Ausgleich oder sozialer Gerechtigkeit. (ohne Gewähr)

  86. Nee bote19, das ist ein Gleichnis über das Verständnis der menschgemachten Bedingungen, seit der “Vertreibung aus dem Paradies”. Die Bedingungen Gottes stehen fest in vergleichsWEISE sozialistischer Kommunikation zur Akzeptanz!

  87. “Die Ausgeschlossenen sind nicht Ausgebeutete, sondern Müll, Abfall.”

    Da hat er absolut recht, das wissen wir ja schon lange, aber wir wissen auch, daß das aus seinem Mund der ganz normale Populismus ist, dieser Welt- und “Werteordnung” auf stets systemrationaler Schuld- und Sündenbocksuche!?

  88. @hto

    (“Die Ausgeschlossenen sind nicht Ausgebeutete, sondern Müll, Abfall.”)

    Thomas Rudek hat in einem Interview (vor ca. zehn Jahren)
    “Hartz IV als Schlachthof für die Überflüssigen”
    bezeichnet.

    Der entsprechende Artikel ist leider nicht mehr abrufbar 🙁
    http://www.linkezeitung.de/cms/index.php?option=com_content&task=view&id=282&Itemid=137
    (inzwischen also offensichtlich in digitalen Nirvana verschwunden; ich hab das Interview bzw. den Artikel seinerzeit gespeichert – bei Gelegenheit durchsuch ich mal meine alte Festplatte).

    Hier ein Auszug aus dem o. a. Interview:
    https://www.heise.de/forum/Telepolis/Kommentare/Quiz-am-Freitag-Schulschwaenzen-und-ALG-II-Kuerzung-Wo-ist-der-Fehler/Hartz-IV-als-Schlachthof-fuer-die-Ueberfluessigen/posting-1382925/show/
    (Das Interview führte Benedict Ugarte Chacon von der AG ArbeitFairTeilen.)

    Benedict:
    […] Hartz IV als Schlachthof für die Überflüssigen? Ist das nicht übertrieben?

    Thomas Rudek:
    Nein, sondern es liegt in der menschenverachtenden Logik einer betriebswirtschaftlich ausgerichteten Kosten-Nutzen-Analyse: Wer für die Produktion nicht mehr gebraucht wird, muß sich auch nicht mehr reproduzieren, zumal die Reproduktion knappe und kostbare Ressourcen wie Energie, Luft und Wasser beansprucht. Wer nicht gebraucht wird, soll auch nichts verbrauchen.
    Und wer im Niedriglohnsektor gebraucht wird, der soll wenig verbrauchen. Das ist die Konsequenz neoliberalen Denkens […].

  89. “Schlachthof der Überflüssigen” – Ja, und die Sanktionen sind der “Anreiz” für ein “sozialverträgliches Frühableben”.

  90. @Burger: Menschenwürde…

    …kommt in der ökonomischen Gleichung nicht vor. So könnte man es auch zusammenfassen. Und “Wert” ist nur, wofür am Markt jemand bezahlt.

  91. @ Stephan Schleim (Menschenwürde… kommt in der ökonomischen Gleichung nicht vor.):

    Vor Jahren hab ich im Zum-Wiki (das ist ein Webauftritt von Lehrern für Lehrer & Schüler) eine Seite mit dem Titel “Zukunftskompetenz” konzipiert (die inzwischen jedoch – bezeichnenderweise – vom Admin des Zum-Wikis unter einem geradezu “unterirdischen” Vorwand gelöscht wurde. Zu den Hintergründen – “man” nahm ganz offensichtlich Anstoß an meinen kritischen Hinweisen zur Bertelsmann Stiftung – siehe https://www.facebook.com/soziale.frage/posts/628254877261894).

    Dort hab ich – aus gutem Grund – folgende Zitate einander gegenübergestellt:
    https://wiki.zum.de/index.php?title=Benutzer%3AFontane44%2FZukunftskompetenz&diff=382599&oldid=233288#Wirtschaft

    1.) Christoph Butterwegge
    (FR vom 29.08.2010): Rechtspopulismus pur

    […] Wer die sozialen Nach- und die ökonomischen Vorteile […] heute im Rahmen einer Kosten-Nutzen-Analyse gegeneinander aufrechnet, […]
    hat mit der Fundamentalnorm unserer Verfassung („Die Würde des Menschen ist unantastbar“Wikipedia-logo.png) gebrochen, und genau das ist der Kern eines jeden Rassismus. […]

    2.) Jörn Klare (Buchautor) über die zunehmende Ökonomisierung des Lebens:
    (Tagesspiegel vom 04.09.2010; Interwiev): Ökonomisierung • Wie viel ein Mensch kostet)

    […] „Ich hatte die Rede vom „Wert eines statistischen Lebens”, kurz WSL, gehört und ahnte, dass es dabei um Kosten-Nutzen-Rechnungen geht.“ […] „Einen habe ich mit dem Bericht des Weltklimarates konfrontiert, in dem sich die wahnsinnige Behauptung findet, das Leben des Bewohners eines Industriestaates habe den 15-fachen Wert des Lebens eines Bangladeschis. „Klar ist das zynisch“, sagte er dazu. „Aber es ist richtig gerechnet, also stimmt es.“ […] „Philipp Mißfelders Plädoyer, Menschen über 85 keine künstliche Hüfte mehr zu finanzieren, war nur der Auftakt. Es wird immer mehr darauf ankommen, den Sieg der Ökonomie zu verhindern – mit der Verteidigung von Werten, die nicht berechenbar sind.“

  92. @ Stephan Schleim

    Zum Stichwort “ökonomische Gleichung” bzw. Ökonomie hier noch eine sehr interessante Publikation, die zudem auch einen sehr engen thematischen Bezug hat zum Thema des hier diskutierten Artikels (Ausbeutung von Praktikantinnen und Praktikanten).

    ==> Nachhaltigkeit durch Kosteninternalisierung
    Zur Analyse und Reform globaler Strukturen
    von Mohssen Massarrat
    Wissenschaft & Frieden 1996-3
    https://www.wissenschaft-und-frieden.de/seite.php?artikelID=1169

    […] In den folgenden Ausführungen wird (a) dargestellt, daß Wohlstand, Kostenexternalisierung, soziale und ökologische Krisen, Machtungleichheit und nichtnachhaltige Gesellschaftsstrukturen in enger Verbindung stehen, (b) versucht, Überlegungen zur Überwindung von nichtnachhaltigen Strukturen in der Weltgesellschaft zu formulieren.

    Die zentralen Kategorien zur näheren Begründung dieser Thesen sind Kostenexternalisierung, strukturelles Dumping und (welt-)gesellschaftliches Dual-System.

    […] Formen der Kostenexternalisierung

    Es sind drei Hauptformen der Kostenexternalisierung zu unterscheiden:
    (a) Externalisierung durch kostenlose Belastung der Umwelt,
    (b) Externalisierung durch kostenlose Nutzung nicht erneuerbarer Rohstoffe und
    (c) Externalisierung von sozialen Kosten.

    […] Externalisierung von sozialen Kosten im Frühkapitalismus
    […] Externalisierung sozialer Kosten durch kolonialistische Sklavenarbeit
    […] Externalisierung sozialer Kosten durch Kinderarbeit

    […] Externalisierungs- und Ausbeutungstheorie

    Die Theorie der Kostenexternalisierung ist keine Umschreibung der Marxschen Ausbeutungstheorie. Beide Theorien beschreiben durchaus verschiedene Ebenen der national- und weltökonomischen Vorgänge, die sich allerdings ergänzen.

    Im Mittelpunkt der Marxschen Ausbeutungs- bzw. Mehrwerttheorie steht das Produktionsverhältnis von sozialen Schichten innerhalb des Betriebes und innerhalb einer Volkswirtschaft. Dabei geht es in der Hauptsache um die Quelle der Wertschöpfung und die Verteilungsmechanismen unter normalen, d.h. gleichgewichtigen und symmetrischen Marktbedingungen. Gegenstand der Externalisierungstheorie ist dagegen die Verteilung von realen ökologischen und sozialen Kosten zwischen den Betrieben und sozialen Schichten einer Volkswirtschaft, zwischen Regionen und Nationen innerhalb der Weltwirtschaft unter ungleichgewichtigen und asymmetrischen Marktbedingungen sowie zwischen Generationen im universalhistorischen Kontext […]

  93. Menschenwürde kommt in der ökonomischen Gleichung nicht vor.

    Kurz und prägnant den Sieg der Ökonomie zusammengefasst. Toll.

  94. Dieser Artikel ist voller sexistischer Sprache.

    Leistungsempfänger; Kollegen; Uni-Absolventen; Generationen von jungen Wissenschaftlern; Mitarbeiter; Professoren; vom Forscher zum Hilfswissenschaftler; Patienten; Medizindoktoranden; jeder und jede ein Einzelkämpfer, der vor allem seinen Lebenslauf; Kommilitonen; so mancher Kommilitone (…) sein Haschisch; Die Autoren des Artikels; Praktikanten; Berufsanfänger; andere Bewerber; meiner potenziellen Arbeitgeber für Praktikanten; Selbst der beste Student fragt sich; Realitätsbezug der Arbeitgeber

  95. @Schleim
    Gibt es in Ihren Artikeln eigentlich ein System, wann gegendert wird und wann nicht? Und wann ein Gendersternchen gesetzt wird? Und ist das dann mit einer politischen Haltung verbunden, oder verbergen sich da philosophische Feinheiten? Normalerweise bin ich geneigt, darin bloßen Opportunismus zu sehen – was sich in der Regel schon daran erkennen lässt, dass der*die vermeintlich progressive Gender-Schreiber*in sich nicht die Mühe macht, den Murks mal konsequent durchzuziehen.

  96. da mein Name (Thomas Rudek) erwähnt wurde, hier der Link zum Artikel bzw. zum Interview: http://berliner-wasserbuerger.de/wp-content/uploads/2019/06/Interview-Arbeitsmarkt.pdf
    Der Kernsatz “Hartz IV als Schlachthof für die Überflüssigen” nimmt bezug auf ein Zitat von Wassily Leontief, Nobelpreisträger, der bereits 1984 so treffend schrieb: “Wenn man Pferde durch Traktoren ersetzt, wird man die Pferde nicht besser behandeln. Man entledigt sich ihrer. Und heute ist die Lage vieler Menschen, grob gesagt, die der Pferde.” Volkswirtschaftlich interessant ist der im Interview angesprochene fiskalpolitische Aspekt der Finanzierbarkeit der Automatisierung im ersten und zweiten Sektor (Landwirtschaft und Industrie). Denn die digitale Automatisierung dieser realen Wertschöpfungsketten ist äußerst kapitalintensiv… Mehr unter dem Link.

  97. Zeugnis eines Darlehens

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