Wie Deutschland bei PISA auf Platz 1 kommen könnte

Oder schafft das Messinstrument endlich ab

Gerade wurden die Ergebnisse der PISA-Studie von 2018 veröffentlicht. Alle drei Jahre wieder rauscht es im Blätterwald und kommentieren Politiker aller Couleur die neuesten Daten. Insoweit im Westen nichts Neues.

Im Folgenden will ich einen zweifachen Versuch wagen: Erst werde ich innerhalb des bestehenden Systems einige Vorschläge machen, wie Deutschland auf einen der Spitzenplätze oder sogar auf den ersten Platz kommen könnte. Danach werde ich aber dafür plädieren, das ganze System abzuschaffen und die freigewordenen Ressourcen zum Nutzen der Betroffenen (also vor allem der Schülerinnen und Schüler sowie des Lehrpersonals) schlicht in bessere Bildung zu investieren.

Rufen wir uns aber erst noch einmal in Erinnerung, dass für PISA die drei Kategorien Lesekompetenz, Mathematik und Naturwissenschaft untersucht werden. (Darüber gab es keinen demokratischen, nicht einmal einen wissenschaftlichen Abstimmungsprozess, sondern das ist schlicht von der OECD, also einer Wirtschaftsorganisation, so festgelegt.)

2018 lag der Schwerpunkt beim Lesen. Gemäß diesem Kriterium landet Deutschland auf Platz 20 von 79 Ländern. Insgesamt liegen die Ergebnisse knapp über dem OECD-Durchschnitt. Das kommentierte die Bundesbildungsministerin mit der Bemerkung, Mittelmaß sei nicht das Ziel. Was könnte man also tun?

Die obersten 20 Länder bei PISA 2018, sortiert nach Lesekompetenz. Quelle: OECD

Deutschlands verborgener Goldschatz

Deutschland ist (formal) ein demokratischer und sozialer Rechtsstaat und (wirtschaftlich) eines der reichsten Länder der Welt. Absolutes Schlusslicht ist das Land aber dabei, wie stark der soziale Hintergrund die Leistung von Schulkindern beeinflusst: Auf einem ähnlich schlechten Niveau befinden sich fast nur Argentinien und Peru (in Westeuropa aber auch Belgien, Frankreich und die Schweiz).

Zur “sozioökonomischen Chancengerechtigkeit”, wie es die OECD in Fachsprache nennt, heißt es etwa in der Ländernotiz für Deutschland: “In Deutschland erzielten die Schülerinnen und Schüler mit günstigem sozioökonomischem Hintergrund beim PISA-Lesekompetenztest 2018 im Schnitt 113 Punkte mehr als die sozioökonomisch benach- teiligten Schüler.” Die Kinder aus ärmeren Haushalten schneiden im Schnitt also sehr viel schlechter ab als die aus wohlhabenderen Familien.

Die OECD listet die Ergebnisse im Bereich von 300 bis 600 Punkten. Ein Unterschied von 113 Punkten wie hier zwischen wohlhabend und arm entspricht auf der Rangliste in etwa dem Unterschied bei der Lesekompetenz zwischen Deutschland (498 Punkte) und Indonesien (371), dem sechstletzten Land. Mit anderen Worten: Er ist riesig und seit 2009 auch um fast 10% gestiegen.

Von den sozial benachteiligten Schülerinnen und Schülern schaffen es nur etwa 10% in das obere Leistungsviertel. Rund neun von zehn der Top-Performer stammen also aus dem wohlhabenderen Umfeld. Diese Unterschiede sind im PISA-Vergleich in kaum einem anderen Land so extrem wie in Deutschland.

Dieses Muster spiegelt sich auch in den Zukunftsvorstellungen der Schulkinder wieder: Von den Spitzenleistern aus einem wohlhabenden Umfeld sehen sich drei Viertel in der Zukunft in einem Hochschulstudium. Bei denjenigen aus ärmeren Familien ist gerade einmal ein Drittel. Natürlich kann man nicht nur mit einem Studium Karriere machen. Aber es stellt sehr oft die Weichen.

Tatsächlich bestätigen die Sozialerhebungen der Studienwerke seit vielen Jahrzehnten dieses Muster: An den Hochschulen finden sich vor allem Kinder aus dem höheren Bildungsmilieu. Schaut man etwa auf den Doktorgrad, den höchsten akademischen Abschluss, dann schafft diesen nur eines von 100 Kindern aus Nicht-Akademiker-Familien. (Der Autor dieses Textes ist so eine seltene Ausnahme.) In Akademiker-Familien sind es zehnmal so viele.

In der OECD-Studie kommen zudem erhebliche Mängel bei der Ausstattung der Schulen ans Tageslicht. Dabei betreffen die Probleme – wer hätte es gedacht – wiederum vor allem Schulkinder aus einem ärmeren Umfeld. So heißt es in der Ländernotiz wörtlich:

“In Deutschland berichten die Schulleitungen über größere Personal- und Ausstattungsmängel als im OECD-Durchschnitt, und sozioökonomisch benachteiligte Schulen sind offenbar häufiger mit Personalmangel konfrontiert als sozioökonomisch begünstigte Schulen. In Deutschland sind 70% der Schülerinnen und Schüler in benachteiligten Schulen laut Angaben der Schulleitungen zumindest bis zu einem gewissen Grad von Unterrichtsbeeinträchtigungen durch Lehrkräftemangel betroffen. Unter den Schülerinnen und Schülern begünstigter Schulen gilt dies nur für 34%. Im OECD-Durchschnitt belaufen sich die entsprechenden Anteile auf 34% bzw. 18%.”

PISA-Ländernotiz für Deutschland

Das ist insgesamt nicht nur für die “Wohlstandsnation” Deutschland sehr bitter. Sondern vor allem eine bittere Pille für die ehemalige Arbeiter- und Volkspartei SPD mit ihrem Kredo “Aufstieg durch Bildung”, die immerhin seit 1998 fast ununterbrochen auf Bundesebene mitregiert. Nun sind die Schulen freilich Sache der Länder – aber auch in mehr als der Hälfte der Bundesländer war und ist die SPD an der Regierung beteiligt.

Interessant ist der Vergleich mit der Pressemitteilung der Technischen Universität München (TUM), wo die Professorin Kristina Reiss zu Bildungsvergleichsstudien forscht. Sie leitet auch die PISA-Studie in Deutschland. (Laut Selbstdarstellung beträgt die Frauenquote dort übrigens 91%.) Von dort heißt es zu den Unterschieden im Zusammenhang mit der sozialen Herkunft lapidar:

“In Deutschland ist der Zusammenhang zwischen der sozialen Herkunft der Jugendlichen und ihrer Lesekompetenz besonders stark ausgeprägt. Das heißt, dass 15-Jährige aus Familien mit niedrigem Bildungs- und Wohlstandsniveau häufiger eine geringe Lesefähigkeit haben.”

TUM-Pressemitteilung vom 3.12.2019

Zusammenfassend lässt sich sagen: Kinder aus benachteiligten Familien sind – jedenfalls aus Sicht der PISA-Studie – der verborgene Goldschatz Deutschlands. Damit das Land in Zukunft besser abschneidet, müsste hier umgehend eingegriffen werden. Das ist der deutlichste Unterschied, an dem sich etwas ändern lässt. Andere Länder schaffen das auch.

Zusätzlich könnte man Kinder mit Migrationshintergrund fördern, die insbesondere bei der Lesekompetenz schlechter abschneiden. Auf demselben Gebiet liegen auch Jungen gegenüber den Mädchen weit zurück. Umgekehrt liegen Mädchen verglichen mit den Jungen in Mathematik (leicht) zurück.

Bei den Naturwissenschaften gibt es keine nennenswerten Unterschiede mehr zwischen den Geschlechtern. Dass sich die Leistungen von Mädchen und Jungen in Mathematik und Naturwissenschaften gegenüber früheren Erhebungen angeglichen haben, liegt laut der PISA-Studie aber an der (leicht) abnehmenden Leistung der Jungen. Das ist wohl kaum ein Grund zum Feiern.

Mal ein konkretes Beispiel: Würde Deutschland aufgrund der Förderung der Schlusslichter in den Schulen insgesamt nur um zehn Punkte zulegen – wir erinnern uns, dass der Unterschied zwischen arm und wohlhabend mit 113 Punkten enorm war –, dann wäre es 2018 ganze neun Plätze höher auf dem 11. Platz gelandet und damit vor, unter anderem, Dänemark, Japan, Schweden, den USA oder dem Vereinigten Königreich.

Oder das Messinstrument einfach abschaffen

Was Deutschland tun könnte, um bei PISA besser abzuschneiden, habe ich gerade dargelegt. Doch warum schafft man PISA nicht endlich wieder ab? Seit dem “PISA-Schock” von 2000 hat es die Schulleitungen, das Lehrpersonal und viele Schülerinnen und Schüler vor allem gestresst. Das ist ein allgemeiner Effekt solcher Standardisierungsmaßnahmen.

Gegen das Messinstrument kann viel gesagt werden. Hier nur ein paar Einwände in aller Kürze: Es ist nicht demokratisch legitimiert. Die Reduktion der Schulleistung auf Lesekompetenz (das ist auch eher Informationsgewinnung als Verständnis im tieferen Sinne), Mathematik und Naturwissenschaften ist willkürlich und bedeutet das Ende des humanistischen Bildungsideals.

Außerdem ist das Auswahlverfahren anfällig für Schummeleien. Und auch fast zwanzig Jahre nach der Einführung von PISA haben führende Journalisten und Politiker immer noch nicht verstanden, wie sie mit den Zahlen umgehen sollen. Die letzten beiden Punkte erkläre ich im Folgenden.

Wie könnte ein Land nun sein Abschneiden bei PISA künstlich beeinflussen? Natürlich wissen wir aus Jahrzehnten sportlicher Wettkämpfe, dass ein Land niemals Schummeleien begünstigen oder sogar fordern würde. Da bei den PISA-Tests die Leistung der Schülerinnen und Schüler erhoben wird, könnte man aber schlicht benachteiligte Schulen oder Gruppen vom Test fernhalten.

Wie das in der Praxis aussehen könnte, erklärte Professor Heiner Barz, Bildungsforscher an der Universität Düsseldorf, im Interview mit der Tagesschau:

“[I]n anderen Ländern kann es vorkommen, dass am Tag der PISA-Erhebungen den schlechteren Schülern vielleicht nahegelegt wird, sich krank zu melden. In Deutschland nimmt man auch die Repräsentanz von Schülern aus allen verschiedenen Schulformen sehr ernst, bezieht also nicht nur Gymnasiasten und Gesamtschüler ein, sondern auch Realschüler, Hauptschüler, Sonder- und Förderschüler. Das tun andere Länder nicht immer in der gleichen Weise.”

Heiner Barz

Nun nehmen die chinesischen Provinzen beziehungsweise Städte Peking, Shanghai, Jiangsu und Zhejiang, Singapur, Macau und Hongkong die vier Spitzenplätze ein. Diese sind, vorsichtig gesagt, nicht gerade für die Inklusion schwächerer Schülerinnen und Schüler bekannt.

Das Instrument misst also vielleicht gar nicht so sehr den Durchschnitt der Schülerinnen und Schüler in diesen Regionen, sondern schlicht das Abschneiden der Besseren nach einer Vorauswahl. Welcher Schüler würde nicht gerne einmal einen Tag schwänzen, um damit seinem Land etwas Gutes zu tun?

Neben Tricksereien bei der Auswahl gibt es bei solchen Messinstrumenten (zum Beispiel auch bei IQ-Tests) das Problem, dass sie nach dem Erscheinen das, was gemessen wird, beeinflussen. Das ist eben typisch für die Lebens- und insbesondere Humanwissenschaften, dass Menschen auf solche Messungen reagieren und damit das Gemessene verändern. Der Wissenschaftsphilosoph Ian Hacking nannte dies schon vor vielen Jahren den “Looping-Effekt”.

Nehmen wir also einmal an, die Auswahl der OECD für die PISA-Studien, nämlich Lesekompetenz, Mathematik und Naturwissenschaften, wäre sinnvoll zur Beurteilung der Bildungsqualität gewesen. Wenn nun das Abschneiden im PISA-Vergleich bildungspolitisches Ziel wird, wie es ja leider in vielen Ländern eingetroffen ist, dann entsteht eben Druck auf Schulleitungen, das Lehrpersonal und in letzter Konsequenz die Schülerinnen und Schüler, sich auf die drei geprüften Gebiete zu konzentrieren.

Damit ändert sich der Schulunterricht und misst PISA-2018 etwas Anderes als PISA-2000, nämlich mitunter den Anpassungserfolg eines Landes an die OECD-Vorgaben. Auch dann überrascht es nicht, dass sich unter den besten Ländern auf der PISA-Rangliste wenige liberale, demokratische und für Deutschland auch relevant: föderale Staaten finden.

Vergleichen wir einmal die besten zehn Nationen laut PISA mit den besten Zehn des menschlichen Entwicklungsindex (HDI) der Vereinten Nationen. Für diesen sind unter anderem auch die Lebenserwartung, die Unterrichts- beziehungsweise Ausbildungsjahre und das Pro-Kopf-Einkommen relevant:

PISA-2018

  1. Peking etc. (China)
  2. Singapur
  3. Macau (China)
  4. Hongkong (China)
  5. Estland
  6. Kanada
  7. Finnland
  8. Irland
  9. Korea
  10. Polen

HDI-2018

  1. Norwegen
  2. Schweiz
  3. Australien
  4. Irland
  5. Deutschland
  6. Island
  7. Hongkong (China)
  8. Schweden
  9. Singapur
  10. Niederlande

Unter den ersten Zehn gibt es gerade einmal drei Übereinstimmungen (fettgedruckt). Damit will ich nur sagen, dass PISA nicht unbedingt das widerspiegelt, was ein Land aus Sicht des HDI besonders lebenswert macht. Tatsächlich landet der PISA-Anführer China im HDI weit abgeschlagen auf Platz 86.

Das liegt daran, dass Menschen dort im Mittel nicht einmal acht Jahre Unterricht bekommen. In Deutschland sind es mit knapp über 14 fast doppelt so viele. Zudem sind Lebenserwartung und Pro-Kopf-Einkommen in China deutlich niedriger.

Ein anderer interessanter Vergleich ergibt sich, wenn man zwei Messinstrumente aus dem Hause OECD nebeneinanderlegt: Neben PISA bezieht sich nämlich auch der OECD Better Life Index (BLI) auf das Bildungssystem eines Landes. Dort kann der Webseitenbesucher sich sogar seinen eigenen Index zusammenstellen. Wenn man dessen Priorität allein auf Bildung legt (“nach Platzierung” sortieren), ergibt sich folgendes Bild (jetzt nur für die OECD-Länder):

PISA-2018

  1. Estland
  2. Kanada
  3. Finnland
  4. Irland
  5. Korea
  6. Polen
  7. Schweden
  8. Neuseeland
  9. USA
  10. Ver. Königreich

BLI-Bildung

  1. Australien
  2. Finnland
  3. Norwegen
  4. Kanada
  5. Dänemark
  6. Schweden
  7. Island
  8. Schweiz
  9. Niederlande
  10. USA

Wieder gibt es nur wenige Übereinstimmungen unter den ersten zehn Ländern. Australien, Nummer 1 laut BLI, kommt bei PISA-2018 erst auf dem 12. Platz. Umgekehrt ist PISA-Anführer Estland im BLI auf Platz 19. Deutschlands Nachbar Polen, bei PISA immerhin auf Platz 6, ist beim BLI erst auf Platz 24. Wenn man die Übereinstimmung auf beiden Listen zusammennimmt, dann hätten Finnland, Kanada, Schweden und die USA die besten Bildungssysteme unter den OECD-Ländern.

Meine Gedanken hier sind natürlich pragmatischer Natur. Aber weder PISA noch BLI messen “die Wahrheit”. Der springende Punkt ist, dass sogar verschiedene Instrumente der OECD selbst zu deutlich unterschiedlichen Ergebnissen kommen.

Das zieht deren Gültigkeit in Zweifel. Damit scheint es sogar gefährlich, die Bildungspolitik an solchen Ranglisten auszurichten. Sollen wir schlicht das System wählen, über das in den Medien am meisten kommuniziert wird? So scheint es jedenfalls.

Daher will ich noch auf einen Aspekt dieser Kommunikation eingehen. Die ARD beziehungsweise Tagesschau stellte den Verlauf Deutschlands in den PISA-Studien der letzten Jahre wie folgt dar:

Deutschlands Abschneiden bei den PISA-Studien laut Darstellung der ARD/Tagesschau für Lesekompetenz (blau), Mathematik (rot) und Naturwissenschaften (gelb) von 2006 bis 2018 (nachgestellt; siehe im Original die Grafiken hier)

Man sieht die Werte also um die Marke 500 herumschlingern. Nun suggeriert der hier verwendete Maßstab große Veränderungen, beispielsweise für die Lesekompetenz, nämlich von 591 Punkten 2015 auf 483 2018. Das wäre ein Abfall um satte 108 Punkte und entspräche wieder in etwa dem Unterschied zwischen Deutschland und Indonesien. (Bei den ärmeren gegenüber den wohlhabenderen Kindern hatten wir es mit 113 Punkten Unterschied zu tun.)

Tatsächlich fiel die gemessene Lesekompetenz bei den deutschen Schülerinnen und Schülern aber gerade einmal von 509 auf 498, also um schlichte 11 Punkte. Wir sehen, dass diese Darstellung in den Medien die Unterschiede um den Faktor zehn übertreibt. Schaut man sich dieselben Daten in der Skala von 300 bis 600 an, die die OECD in ihrem Ranking selbst wählt, dann erweckt die Grafik einen ganz anderen Eindruck:

Dieselben Daten wie vorher, im anderen Maßstab und mit vollständigen Skalen. Quelle: OECD

So sehen die Veränderungen überhaupt nicht mehr dramatisch aus und es zeichnet sich allenfalls ein erst leicht positiver und jetzt leicht negativer Trend ab. Auf einer Skala von 0 bis 600 schließlich sind so gut wie gar keine Änderungen mehr sichtbar (auf die Darstellung hier verzichte ich).

Je nach Auswahl erscheinen die Unterschiede zwischen den Jahren also mal dramatisch, mal nebensächlich. Ich will hier jetzt keine Absicht bei den Journalisten unterstellen. Unsorgfältig ist dieser Umgang mit den PISA-Daten, die, wie wir wissen, sofort von der Bildungspolitik aufgegriffen werden, aber allemal.

Eine Frage der Interpretation

Die ganze Diskussion erhält noch einmal eine andere Note, wenn man sich die Pressemitteilung der TUM, die ich oben schon einmal erwähnte, genau durchliest. Wie erwähnt hat die dortige Professorin Kristina Reiss die wissenschaftliche Projektleitung von PISA-Deutschland inne. Laut der Pressemitteilung ist nun das Ergebnis von PISA-2018:

“15-jährige Schülerinnen und Schüler in Deutschland können gut Texte verstehen, nutzen und bewerten. In der neuen PISA-Studie übertreffen sie mit ihren Lesefähigkeiten den Durchschnitt der Jugendlichen in den OECD-Staaten. Auch in Mathematik und Naturwissenschaften erreichen die deutschen Ergebnisse ein gutes Niveau. Allerdings ist an den nicht gymnasialen Schulen in allen Kompetenzbereichen der Anteil der Jugendlichen mit sehr geringen Fähigkeiten größer geworden.”

TUM-Pressemitteilung vom 3.12.2019

Das hört sich auf einmal sehr positiv an. Entscheidend ist, dass hier das Abschneiden der Schulkinder nicht mit dem Vorjahr verglichen wird (509 Punkte), sondern mit dem OECD-Durchschnitt (487 Punkte), über dem Deutschland liegt.

Wählte man stattdessen die vier chinesischen Orte, die die Liste anführen (555 Punkte), dann könnte man vielleicht argumentieren, wie schlecht es um die Lesekompetenz des deutschen Nachwuchses bestimmt ist. Für Mathematik und den Naturwissenschaften sähe es dann übrigens noch viel schwärzer aus.

Dadurch erscheint doch sehr willkürlich, wie man die Daten interpretiert. Kritiker würden hier vielleicht sogar “Framing” vermuten, also interessengeleitete Interpretationen. Das Hauptproblem ist, dass die Zahlen in diesen Beschreibungen keine absolute Bedeutung haben, sondern immer nur im Vergleich zu anderen Messwerten. Hier machen es sich die PISA-Akteure schlicht sehr einfach – mit der Konsequenz, dass das einen endlosen Wettlauf um immer mehr Punkte befördert.

Zusammenfassung

Ich habe hier Maßnahmen erklärt, mit denen es Deutschland in zukünftigen PISA-Studien auf eine Spitzenposition schaffen könnte, vielleicht sogar auf Platz 1. Konkret ging es um:

  • Förderung von Schülerinnen und Schülern aus ärmeren Familien;
  • Förderung von Schulen in Gebieten, in denen vor allem ärmere Kinder wohnen;
  • Förderung von Kindern mit Migrationshintergrund, insbesondere beim Lesen;
  • Förderung von Jungen beim Lesen.

Dies nannte ich den “verborgenen Goldschatz Deutschlands”, jedenfalls im Bildungssystem. Wichtig ist, dass diese Liste nicht ideologisch bedingt ist, sondern sich schlicht aus den PISA-Daten ergibt: Hier hat Deutschland die größten Defizite und damit auch das größte Potenzial zum Wachstum.

Ergänzend sollte man aber wieder Grundsatzfragen stellen, nämlich wem (außer der OECD und ein paar angepassten Bildungsforschern) die PISA-Studien überhaupt nutzen. Vordergründung geht es um die Leistungen der Schulkinder. Bei näherer Betrachtung scheint es aber doch eher ein Spiel für die Medien und Bildungspolitik zu sein – wobei diese Akteure die Spielregeln allem Anschein nach noch nicht einmal selbst beherrschen.

Da die PISA-Daten nicht sehr aussagekräftig sind, auch nach bald 20 Jahren zu Missverständnissen führen, stark von Interpretationen abhängig sind und sogar anfällig für Schummeleien sind, zieht man aber am besten gleich den Stecker: PISA, das war’s! Mit den Ressourcen, die dadurch frei werden, könnte man gleich einige der Punkte aus meiner Liste angehen.

Hinweis: Dieser Beitrag erscheint auch auf Telepolis – Magazin für Netzkultur. Titelgrafik: weisanjiang auf Pixabay.

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73 Kommentare

  1. Studien sind eine zweischneidige Sache. Sie erfordern Zeit, die bei der Vorbereitung zur Studie bei den Schülern danach fehlt.
    In der Praxis will jede Schule gut dastehen, deshalb wird vorbereitet.

    Die Ergebnisse der Studien werden dann als Argumente gegen die Politik verwendet. Das ist sinnvoll.

    Warum muss jetzt Deutschland auf Platz 1 kommen ? Dazu fehlt eine rationale Erklärung.

  2. Die PISA-Studie scheint auch gemäss diesem Beitrag ein differenziertes Bild der Schulleistungen relativ zum Schulungsaufwand (z.B. Anzahl Unterrichtseinheiten) und relativ zum sozialen und ökonomischen Hintergrund der Schüler und ihrer Familien zu geben.

    Ich kann deshalb nicht nachvollziehen, warum im Artikel PISA kritisiert wird. Ferner sehe ich nicht ein, warum es darum gehen soll, dass Deutschland auf einem vorderen Platz rangieren soll. Man muss schon unterscheiden zwischen dem was man aus den Pisa-Ergebnissen für Schlussfolgerungen ziehen kann und dem, was die Medien daraus machen. Medien geht es heute mehr denn je darum wahrgenommen zu werden, Aufmerksamkeit zu erregen, denn wenn ihnen das nicht gelingt, müssen sie ihre Publikationen einstellen – und das passiert ja auch ständig. Weil der Werbekuchen infolge der Verlagerung in den online-Bereich für die klassischen Medien immer kleiner wird. In Bezug auf Pisa bedeutet das: Wer sich eine Meinung bilden will in Bezug auf die Bedeutung der Pisa-Ergebnisse sollte sich nicht nur bei den klassischen Medien mit ihren zunehmenden Click-Köder-Artikeln (ob nun Online oder Print) orientieren, sondern auch bei bei Bildungsexperten, den Bildungsministerien und bei den Pisa-Studienorganisatoren.

    Die Pisa-Ergebnisse nur nach dem erreichten Score, nach der erreichten Punktzahl zu beurteilen, ist in meinen Augen eine falsche Perspektive. Wenn schon muss man Fragen stellen wie: Können wir die Leseleistung verbessern, wenn wir mehr Schulstunden für das Fach Deutsch einplanen? Es geht also darum, Ursache und Wirkung auch anhand der Pisa-Ergebnisse, miteinander in Verbindung zu bringen. Dabei geht es auch um die Ziele der Schule: Soll sie ein bestimmtes Basisniveau beispielsweise in der Lesefertigkeit vermitteln (keine DropOuts) oder kommt es nur auf den Durchschnitt an, etc. etc. Das sind letztlich auch politische Entscheidungen.

    Insoweit scheint mir die PISA-Studie durchaus wertvolle Informationen zu liefern.

  3. Wie nationalistisch, wie gewohnt, wie einfallslos, wo die gesamte Welt- und “Werteordnung” doch schon länger eine Lösung OHNE Symptomatik des “freiheitlichen” Wettbewerb, OHNE Zeit-/Leistungsdruck zu einer Karriere von Kindesbeinen, OHNE … braucht 😌

  4. Martin Holzherr,
    ich selbst war bei der Vorbereitung zur Pisa Studie dabei, war bei der Durchführung dabei. Mein Fazit, der Zeitwaufwand steht in einem Missverhältnis zum Ergebnis.
    Hat man kein Vertrauen mehr in die Schulnoten ?
    Da liegt der Hund begraben. Schulabschlüsse werden nicht nur nach Können und Wissen vergeben, sondern sind auch ein Politikum.
    Wenn sich der Lehrer vorwerfen lassen muss, dass zu viele Schüler die Prüfung nicht bestehen, ja, dann werden die Ergebnisse geschönt.

    hto,
    du hast wie so oft Recht. Schule ist ein Teil des Lebens und sollte den Kindern Freude bereiten. Das tut sie aber schon lange nicht mehr, der Leistungsdruck von Seiten der Eltern und auch der Schule ist hoch. Jede Schule will ja im Ranking gut dastehen.
    Wir haben es mit einem “Kulturproblem” zu tun, dem Problem der Leistungsgesellschaft.

  5. @Holzherr: Argumente

    Ich kann deshalb nicht nachvollziehen, warum im Artikel PISA kritisiert wird.

    Da liegt der Hase im Pfeffer: Sie könnten sich zur Abwechslung ja einfach mal inhaltlich mit meinen Argumenten beschäftigen, anstatt schlicht zu behaupten: “PISA ist doch nützlich!” (Das ist eben der pure Pragmatismus, den ich im Text kritisiere.)

  6. @fliegenklatsche: komische Anreize

    Das sind komische Anreize, ja.

    Hier in den Niederlanden wird (an den Unis) im ersten Jahr gesiebt: Wer dann nicht genug Credit Points bekommt, wird nicht nur exmatrikuliert, sondern bekommt sogar eine landesweite Sperre für das Fach für ein Jahr.

    Wer aber diese Hürde geschafft hat, der möge unter allen Umständen seinen Abschluss machen, denn dafür gibt es dann noch einmal Geld. (Aber doch bitte nicht länger als die Regelstudienzeit, denn das ist nicht im Budget berücksichtigt.)

    Das alles in einem Umfeld massiver Kürzungen – da muss man kein Einstein sein, um sich auszumalen, was das in der Praxis bewirkt. Und das ist alles von der Bildungspolitik so eingerichtet; also von denselben Leuten, die vor der Presse immer behaupten, dass wir ja alle so exzellent sind.

    Alles klar?!

  7. “… was das in der Praxis bewirkt.”

    Wenn GRUNDSÄTZLICH alles Allen gehören darf, so dass “Wer soll das bezahlen?” und … keine Macht mehr hat, wird die Praxis wirklich-wahrhaftig, zweifelsfrei vernünftig, unkorrumpierbar verantwortungsbewusst und frei von …!!!😉

  8. 36% aller kürzlich PISA-Getesten in Deutschland hatte einen Migrationshintergrund (mindestens 1 Elternteil nicht in Deutschland geboren) gegenüber 22% vor 10 Jahren und gegenüber 2009 sprechen heute weniger der Schüler mit Migrationshintergrund zuhause Deutsch. Gemäss Gute Ergebnisse hängen oft mit der sozialen Herkunft zusammen ergibt das im PISA-Test (Zitat): Zwischen den Kindern mit anderen Wurzeln und Kindern deutscher Abstammung zeigt sich bei der Lesekompetenz ein Leistungsunterschied von 63 Punkten – das ist ein Unterschied im Lernstoff von etwa zwei Schuljahren.

    Mit anderen Worten: Für nicht wenige Schüler ist Deutsch eine Fremdsprache, mindestens aber ein Sprache, die sie nicht alltäglich verwenden und darum nur teilweise verstehen.

    Kann diesen Unterschied in der alltäglichen Verwendung von Deutsch die Schule ausgleichen? Ich zweifele daran. Denn Deutsch verstehen lernt man gar nicht in der Schule, das lernt man durch die tägliche Verwendung von Deutsch. Man kann also aus der – gemäss PISA – sehr tiefen Lesekompetenz eines Teils der Schüler auch etwas ganz anderes folgern: Nicht die Schule ist hier in der Pflicht, sondern die sprachliche Integration muss als Problem erkannt und angegangen werden.

    Die Hintergrundsdaten zu PISA erlauben also durchaus wertvolle Schlussfolgerungen.

    Dass das deutsche Bildungssystem und die Integrationsbemühungen in Deutschland keine Konsequenzen daraus ziehen und dementsprechend im PISA-Test keine Verbesserungen über die Jahre zu sehen sind, das kann man nicht PISA anlasten. Es ist hier ähnlich zu den vielen internationalen Klimakonferenzen und der medialen Berichterstattung dazu. Auch das hat bis jetzt wenig Auswirkungen gehabt. Doch das bedeutet nicht, dass man auf Klimakonferenzen verzichten sollte.

  9. PISA sollte man nicht (nur) als internationalen Wettbewerb zwischen Schulsystemen betrachten. Vielmehr liefern die PISA-Ergebnisse auch für die interne Beurteilung des Bildungs- und Erziehungssystem wertvolle Hinweise.

  10. @Holzherr: am Thema vorbei

    Wer vertritt denn den Standpunkt, gegen den Sie hier argumentieren? Ich habe doch selbst gerade vier Empfehlungen aus PISA-2018 abgeleitet.

    Dass a) sozial Schwächere und b) Kinder mit Migrationshintergrund, wie es so schön heißt, immer weiter abgehängt werden, ist bittere Realität dieses Sozialstaats und seit Jahrzehnten bekannt. Dafür brauchen wir nicht den immensen Aufwand betreiben, der für die PISA-Studien nötig ist.

    Aber in einem Punkt sind wir uns einig: Es wird immer nur darüber geredet. Wirklich verbessert wird kaum etwas.

    In der Konsequenz braucht man sich nicht darüber wundern, wenn sich die jungen Erwachsenen später aus der Gesellschaft ausklinken, wenn sie die Erfahrung machen, dass sich kaum jemand für ihre Lage interessiert und sie bei Weitem keine faire Chancen haben.

  11. Zuerst drei Anmerkungen :

    1.) zu ‘Bei den Naturwissenschaften gibt es keine nennenswerten Unterschiede mehr zwischen den Geschlechtern.’ : Soso. – Womöglich sind Leistungen gemeint, womöglich auch nicht.
    Die zitierte Aussage bleibt sozusagen wertfrei.

    2.) ‘What you cannot measure, you cannot manage!’ (wichtiges Management-Sprech)

    3.) ‘Measure what is measurable, and make measurable what is not so!’ (wichtiges wissenschafts-Sprech, sozusagen, ein “Sprech” liegt in neg. Konnotation nicht vor)


    Und auf dem dankenswerterweise bereit gestellten Text ein wenig herumreitend :

    Hier – ‘Schaut man etwa auf den Doktorgrad, den höchsten akademischen Abschluss, dann kommt auf 99 Personen aus einem akademischen Umfeld gerade einmal eine einzige Person mit einem nicht-akademischen Hintergrund. ‘
    – könnte die Datenlage nicht korrekt wiedergegeben sein.

    Zudem scheinen die Bildungssysteme in einigen Ländern, die liberale Demokratie als Herrschaftssystem anerkennen, teils heruntergewirtschaftet sein.

    Die Conclusio meinend schaut’s dann noch einmal übler aus.
    Denn die Gründe für die Absenkung des staatlich angeleierten Grund-Bildungsniveaus blieben nicht einmal angedeutet.
    Eigentlich, zu Zeiten des Webs, könnten Viele nämlich klüger werden, statt messbar abzubauen.

    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. Webbaer (der in Anbetracht derartiger öffentlich bereit gestellter Inhaltemengen nur halbwegs froh ist mit Feedback noch halbwegs geduldet zu werden, ja, auch hier gab es schon Abschneiden von eingereichtem Feedback)

  12. Insoweit scheint mir die PISA-Studie durchaus wertvolle Informationen zu liefern.

    Janz jenau, Herr “Holzherr”, die doppelten Anführungszeichen nur deshalb, weil Sie ein als solches unkennbares Pseudonym verwenden, nicht heißen, wie benannt.

    Hier, bei – ‘Dass a) sozial Schwächere und b) Kinder mit Migrationshintergrund, wie es so schön heißt, immer weiter abgehängt werden, ist bittere Realität dieses Sozialstaats und seit Jahrzehnten bekannt. Dafür brauchen wir nicht den immensen Aufwand betreiben, der für die PISA-Studien nötig ist.’ [Dr. Stephan Schleim in der hiesigen Kommentatorik]
    … könnte auch ein Sich-Abhängen der Eingewanderten, das Fachwort, es wird immigriert, es liegt nicht nur sozusagen wahlfreie Wanderungsbewegung vor, in Betracht gezogen werden, Richtungsangaben müssen nicht schlecht sein als denkmöglich.

    Und die Unterschiede zwischen den biologisch feststellbaren Geschlechtern, die also wissenschaftlich existieren, müssen nicht mit unpräzisem Gerede aus der Erörterung genommen werden.

    Es darf auch Ungebildete und Blöde geben, auch mindere, vielleicht sogar kulturell angeleitete Sittlichkeit, die dem Bildungserfolg entgegensteht.
    Es darf auch geschaut werden, wer zunehmend in die Bildungssysteme, die sozusagen staatliche Grundversorgung ist gemeint, gerät.

    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. Webbaer (der allerdings bereits in weihnachtlicher Stimmung ist und dem hiesigen werten Inhaltegeber gegenüber bereit zu vergeben, teilweise)

  13. “verborgener Goldschatz” gegen die “Top-Performer”

    Wenn die Profitler des imperialistischen Faschismus den “verborgenen Goldschatz heben” würden, dann hätten sie schwerwiegendere Probleme für ihren “freiheitlichen” Wettbewerb, also …!?😉

  14. @Webbär: Datenlage

    Danke für den Hinweis: Korrekt ist das Verhältnis 1:99 bei den Nicht-Akademiker-Kindern gegenüber 10:90 bei den Akademiker-Kindern (Promotion:keine Promotion). Das hatte ich verwechselt.

  15. Für euch Statistiker:
    Sozusagen aus Langeweile neuformuliert, weil sich die “kleineren” Länder 1996 die Bedingungen der Globalisierung noch nicht annehmen wollten:
    Aus “Brot & Spiele” wurde Tittytainment (Titty=Ernährung, Tainment=Unterhaltungsprogramm), im GLEICHBLEIBENDEN Verhältnis 1:5 der Weltbevölkerung, auch als EinFünftel-Gesellschaft benannt

  16. Da fragt man sich: Welche Ignoranz ist grösser / bewusstseinsbetäubter, die der Herrschenden, oder die der Beherrschten?!

  17. @hto: Monologe

    Ich habe Sie mehrmals darauf hingewiesen, dass mir Ihre Kommentare wie eine Wiederholung immer desselben vorkommen, wo mir der Zusammenhang zum vorliegenden Thema oft nicht ersichtlich ist.

    Ich werde die Regeln hier demnächst anpassen, sodass permanente Monologe ausdrücklich nicht willkommen sind. Suchen Sie sich doch bitte einen Ort im Internet mit mehr Gleichgesinnten, die mit Ihnen diskutieren.

  18. Um des Zusammenhangs: Meine Kommentare zur Globalisierung und der Ignoranz, sind Beispiele für die Sinnlosigkeit in Maßnahmen wie Pisa etwas diskutables zu finden/suchen/verändern!

  19. Jetzt könnte ich sogar ein Fass über “intellektuelle Redlichkeit” aufmachen und somit einen Zusammenhang zum Thema von Lars Jäger aufzeigen.

  20. Nach dem “Ende des humanistischen Bildungsideals” werden – in ebendiesem Brunnen – versenkte Goldschätze im El Dorado der Niedriglohnsektoren nur noch als Rädchen im Getriebe geborgen, so könnte Deutschland bei PISA auf Platz 1 kommen wie es von Europa bis Afrika die “Partner” wirtschaftlich gegen die Wände spielt.

    Eine knirschend öffentlich angesagte Regelanpassung gegen vermeintlich sandige Rädchen in den Kommentaren wirft die Frage auf, was Sie unter Gleichgesinnte und einem humanistischen Bildungsideal überhaupt verstehen?

  21. @Arne K.: Humanismus…

    …stellt den Menschen als zur Vernunft begabtes Wesen in den Mittelpunkt.

    Seit vielen, vielen Jahren immer wieder die mehr oder weniger selben Kommentare zu schreiben und immer so weiterzumachen, selbst wenn man keine Reaktion bekommt, scheint mir nicht so vernünftig. Das treibt zwar den Kommentarzähler in die Höhe, jedoch nicht die Qualität der Diskussion.

    (Wenn es ein bis zwei solcher Kommentare pro Artikel wären, könnte ich das noch verstehen; aber in der Realität ist es ein Vielfaches davon. Mal konkret: Im Artikel über die Impfpflicht äußerte hto sich achtundzwanzigmal und bekam ganze zwei Antworten – plus zwei Hinweise von mir, es hier nicht zu übertreiben. Das ist ein sehr krummes Verhältnis.)

  22. Und ich habe es schon beim ersten Mal als Frechheit empfunden, mir keinen Zusammenhang zum Thema zu unterstellen, denn der ist IMMER da!

  23. Aus den Ergebnissen der Pisa Studie auf die kulturelle Stufe eines Staates zu schließen ist übertrieben.
    Die Lesefähigkeit ist eine Kerndisziplin ohne die keine kritische Beurteilung seitens der Bürger mehr möglich ist. Die Schüler müssen also Lesen lernen und auch den Inhalt des Gelesenen verstehen können. Da liegt eine Schwierigkeit. Im Journalismus werden soviele Fremdworte verwendet, die Niveau und Sachlichkeit vorgaukeln, inhaltlich aber oft banal oder mehrdeutig sind.

    hto
    werde doch wenigstens am 2. Advent konstruktiv und verrate uns, ob du Pisa eher begrüßt oder eher ablehnst. Keine Ausreden. Ablehnung oder Zustimmung !

  24. Einem Mensch mitzuteilen er möge keinen Mucks von sich geben, ist also auch, oder neuerdings besonders, im Internet vernünftig???

  25. Fliegenklatsche, Du solltest wissen, dass ich das Bildungssystem im Zusammenhang mit dieser Welt- und “Werteordnung” verabscheue – dumm wird man nicht geboren, dumm wird man gemacht 😉

  26. Bildung fängt im Elternhaus an. Dass man im Leben etwas schafft, hat nicht nur mit der Schulform zutun. Mein Mann und einen Hauptschulabschluss und ich einen von der Realschule. Führen heute einen sehr erfolgreichen lkeinen mittelständigen Betrieb und geben 5 Mitarbeitern einen sicheren Arbeitsplatz. All das haben wir uns durch viel Fleiss und Verzicht aufgebaut. Unsere 3 Kinder sind heute erwachsen, hatten von uns die beste Förderung und sind heute Dipl. Psychologin, Dr. In Biochemie und der Jüngste Industriemeister. Er übernimmt mal unser Lebenswerk. Man kann auch so seinen Weg gehen, aber dafür braucht es ganz viel Fleiss und Verzicht.

  27. Das man im Leben etwas schafft …

    Ist immer abhängig von Geist und Gemeinschaft, die Mensch als Mensch geprägt wachsen lassen können – laut Bibel ist Mensch immer Alle, der/die das Leben nicht zum Wettbewerb um … erheben sollen.

  28. @hto: Diskussion

    “Kein Mucks” ist gut – Ihr Name taucht auf dieser Seite 16-mal auf; der von mir, also dem Blogbetreiber, zurzeit 13-mal.

    Ich habe Sie viele Male hierauf hingewiesen und Sie wiederholt gebeten, Ihre Kommentare auch daran zu orientieren, inwiefern andere auf Sie eingehen. (Meistens tun sie das nicht – und Sie machen unaufhaltsam weiter.)

    Das hier ist nicht Ihre persönliche Spielwiese. Es wäre doch viel angenehmer für alle, wenn Sie sich ein Forum suchen, dessen Teilnehmer mehr auf Sie eingehen, wo Leute mehr mit Ihnen als über Sie reden. Das Internet ist groß.

    P.S. Fliegenklatsche fragte Sie, was Sie von PISA halten, nicht vom Bildungssystem; PISA ist Thema dieses Beitrags.

  29. @B.Fl.G: Self-Made Woman

    Dann erst einmal Glückwunsch zu Ihrem Erfolg und dem Ihrer Kinder! Das ist wirklich eine beachtliche Leistung.

    Mich würde interessieren, ob Sie irgendwelche gesellschaftliche Schlussfolgerungen aus Ihren Erfahrungen ziehen; insbesondere, ob Sie der Meinung zustimmen würden, dass ein demokratischer Sozialstaat denjenigen besonders unter die Arme greifen müsste, die es aus eigener Kraft nicht schaffen und auch sonst kein förderndes Umfeld haben.

  30. @fliegenklatsche: Lesen

    Da ist ‘was dran – doch zum Feststellen der Lesefähigkeiten scheint mir PISA etwas übertrieben; und nach meinem Verständnis wird mit “Lesekompetenz” eher gemeint, ob man Informationen aus einem Text ziehen kann, nicht so sehr die “kritische Beurteilung”, die Sie ansprechen.

  31. Stefan Schleim,
    die Lesekompetenz verlangt auch Intelligenz.
    Im ganz normalen Deutschunterricht werden Lesestücke bearbeitet und mit ihnen Begriffsbildung betrieben.
    Sie haben Recht, die Grundlage bildet die Analyse, der Inhalt, den es nachzusprechen gilt.
    Zum Verständnis eines Lesestückes braucht es Vorwissen und “Umwissen” (neue spontane Wortschöpfung von mir), das es erlaubt, die Situation richtig einzuordnen, d.h. ihr eine Bedeutung beizumessen. Man kann es auch als Kern einer Erzählung betrachten.
    So gesehen ist die Lesekompetenz auch ein Indikator für Intelligenz.
    Das Problem dabei ist, dass die Hälfte der Schüler mit Migrationshintergrund ein anderes Umwissen mitbringen als die deutschen Schüler. Eine Anspielung auf ein Bibelzitat wird von den meisten Schülern gar nicht mehr als Anspielung wahrgenommen.

    Da sollte man die Germanisten aus den Prüfungsgremien entfernen und die Aufgabentexte mehr technisch gestalten. Lasst mal die Techniker ran !

    Anmerkung zu hto,
    er sieht unser Universum statisch und die Zeit wird in Äonen gemessen. So kann man aus dieser Sicht behaupten, dass sich “Mensch” seit der Steinzeit kaum verändert hat (psychologisch)
    Das Erbe der Saurier steckt in unseren Genen. Hast du das gehört hto? Also verlange nicht zuviel von deiner Spezies.

  32. @fliegenklatsche: Umwissen & Intelligenz

    Das Wort gefällt mir. Ein Blick ins Deutsche Wörterbuch verrät mir, dass Umwelt die die Menschen umgebende Welt ist; dann wäre Umwissen das die Menschen umgebende Wissen. (Alternativen: Kontext- oder Hintergrundwissen.)

    Aber zurück zum Thema: Sie sagen jetzt, 1) Lesekompetenz setze Intelligenz voraus; und 2) Lesekompetenz sei auch ein Indikator für Intelligenz. Das klingt etwas zirkulär.

    Da will ich aber doch noch etwas grundlegender einhaken und sagen: Intelligenz ist das, was man darunter versteht (oder wissenschaftlicher: was man mit einem Intelligenztest misst).

    Und in einer Umwelt, in der viel auf Text basiert, wird einem der Zugang zu Texten Vorteile bzw. das Nicht-Begreifen derselben zu Nachteilen führen. Würde man in deutschland aufgewachsene Kinder in manche Stämme Afrikas oder Südamerikas teleportieren, dann äußerten sich dort mit Sicherheit manche “Intelligenzdefizite”, die hier in Europa niemals auffielen.

  33. Ja, ist schon klar fliegenklatsche, Dinosaurier – mein Urgroßvater väterlicherseits war Dorfschullehrer, der seine Schüler auch schon mal züchtigte, wenn sie ohne Voranmeldung einen Mucks von sich gegeben haben 😳

    Das Nicht-Begreifen von Texten, fängt in der westlichen Welt mit der Bibel an – “Werteordnung”!!!

  34. Dr. Stefan Schleim,
    den Dr. habe ich vorangesetzt, weil wir zu Grundsätzlichem kommen.
    Intelligenz ist eine Fähigkeit, die man nur bedingt erlernen kann. Das Abstraktionsvermögen ist gemeint.
    Wenn sich das nur auf Inselbegabungen bezieht, z.B. Schachverständnis, mathematisches Verständnis, Einsicht in physikalische Zusammenhänge, dann deckt das nur einen Teil des Begriffes Intelligenz ab.
    Bei Frauen zeigt sich Intelligenz ganz anders. Sie verstehen, wenn sich zwei Menschen streiten, warum die sich streiten, sie verstehen die versteckte Motivation. Männer sind seelendoof, sagt man, die verstehen nicht , warum sich zwei Frauen streiten, obwohl die Männer als intelligent gelten und auch den Frauen erfolgreich eingeredet haben, dass sie dümmer seien..
    “Intelligenz ist das, was der Intelligenztest misst”, das stimmt nur bei Inselbegabungen.
    Sie haben es ja auf den Punkt gebracht, bei Kindern die in die Wildnis verschlagen werden. Die würden von den Eingeborenen als dumm angesehen, weil sie nicht mit der dortigen Kultur vertraut sind.

    Die ganze westliche Kultur ist” veriqut”, weil sie bei allem technischen Verständnis ihre Grundlage verrät. “Wir scheißen in den Topf, aus dem wir essen”, gemeint sind die Ozeane., die als Abfalleimer benützt werden. Ist das intelligent ?

    hto,
    du musst es uns immer ins Stammbuch schreiben,”diese Welt wird vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen” (Jesus Christus)
    So weit so gut. Ich habe zwei Enkelkinder. Wenn eines sich nicht beachtet sieht, dann macht es Terror. Wenn man es aber dann bevorzugt, dann fühlt sich das andere Kind vernachlässigt und ist beleidigt. Zwischen den beiden herrscht also Eifersucht.
    Und jetzt kommst du mit deinem “Frieden Freude Eierkuchen”.
    Das funktioniert nicht. Im konkreten Fall müssen die Kinder lernen, einmal Nachteile inkauf zu nehmen, denn sie haben kein Anrecht auf immerwährendes Glück. Sie müssen lernen miteinander zu konkurrieren, ohne dass es zu einem tiefen Zerwürfnis kommt. Das ist das ganze Geheimnis des Zusammenlebens.

  35. @fliegenklatsche: Worauf wollen Sie hinaus?

    Lieber als ein Doktorgrad vor dem Namen wäre mir ja seine korrekte Schreibweise. Aber was soll’s?

    Zurück zum Thema: Wenn “Intelligenz” nur bedingt erlernbar ist, dann ist der Rest also angeboren?

    Dann würde ich aber sagen, dass alle heute lebenden Menschen und ihre Vorfahren immerhin so intelligent waren und sind, dass sie es bis zum 9.12.2019 geschafft haben. Das ist nicht selbstverständlich.

    Aber worauf wollen wir jetzt eigentlich hinaus?! Ich habe einen Artikel darüber geschrieben, wie man Deutschlands PISA-Platz verbessern könnte.

  36. Dummheit … Sie ist nicht das Gegenteil der Intelligenz, sondern jene Form der Intellektualität, die alles auf ihr eigenes Maß zurechtstutzt und jeden Anfang in einem vertrauten Vorgang auflöst. (Alain Finkielkraut)
    Ein Ausschnitt des Zitats!

  37. Das Auftreten von Jesus, war auch so etwas wie eine Pisa-Studie, mit einem ganz miesen Ergebnis, welches die Herrschenden allerdings zu Schönen wussten 😏

  38. Zu Fliegenklatshe
    Stimme ich zu. Meiner Ansicht nach gibt es so etwas wie die Intelligenz der Ratio und die “Herzintelligenz”. Letzteres scheint bei Frauen ausgeprägter, da sie in der Evolution andere Aufgaben zu erfüllen hatten und damit andere Instinkte entwickelten.Herzintelligenz ist für mich auch, wenn ich nicht nur die deutsche Sprache erlerne, sondern auch die Kultur aus der sie kommt, verinnerliche. So gesehen halte ich viele dieser Integrationsträumer für realitätsfern, da sie glauben, dass Menschen aus anderen Kulturkreisen sich in diesem Land unbedingt anpassen wollen. Viele bleiben in ihren Parallelgesellschaften und wollen einfach nur den besseren Lebensstandart genießen. Da reicht die deutsche Sprache auf niedrigem Niveau vollkommen aus um im Arbeitsleben oder beim Shoppen zurechtzukommen. Letzteres hat dann wiederum Auswirkungen auf die Kinder, die
    sich mit diesen Werten nicht identifizieren .

  39. Wie wäre es, sich mal inhaltlich mit Schule auseinanderzusetzen: Teilt man Bildung in Kernkompetenzen und Orientierungskompetenzen, so zählt zu den ersteren Lesen, Schreiben, Rechnen und zu den Letzteren der Rest, jedenfalls bis zu dem Punkt, an dem Spezialisierungen sinnvoll sind (Sek. II). Schaut man sich aber die Lehrpläne etwa der 5. Klasse an, so finden sich dort Dinge, wie: “Erkläre, was ein Idiophon ist” (Musikunterricht), “wie nennt man das Datierungsverfahren zur Bestimmung von Siedlungen in der Jungsteinzeit” (Geschichte) oder “wie funktioniert ein Hufeisenmagnet” (Physik). Ein zehnjähriger hat diese Dinge nach einigen Wochen wieder vergessen, weil sie völlig beziehungslos und abstrakt vermittelt werden. Und weil sie der Leistungsmessung dienen, werden sie lediglich auswendig gelernt. Nichts gegen solche Inhalte, aber bitte in geeigneter Weise. Es ist nicht notwendig, Schülern die Welt in enzyklopädischer Form nahezubringen. ‘Non scholae sed vitae discimus’ sollten sich die Schulen mal wieder vergegenwärtigen, dann klappts auch mit PISA.

  40. Bei “PISA” ist natürlich der internationale Vergleich nicht immer richtig, denn Liberale Demokratien messen ehrlicher als bspw. unsere chinesischen Freunde, von denen eigentlich bekannt ist, dass jede Statistik (hier steckt auch der ‘Staat’ drinnen, begrifflich) falsch ist, besonders falsch ist, sozusagen, in liberalen Demokratien ist sie nur sozusagen falsch.
    Auch die BRD wird sozusagen immer besser, trotz bestimmter Immigration, die anders erwarten lassen würde :
    -> https://de.wikipedia.org/wiki/PISA-Studien#Entwicklung_der_Leistungen_2000–2015
    Auch Frankreich bleibt lustigerweise vergleichsweise stabil.

    Besser als gar nicht zu messen, ist unzureichende und teils fehlerhafte, gar pol. Intention folgende Messung beizubehalten, irgendwie zu verwalten zu suchen und geschmunzelt werden darf ja auch.

    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. Webbaer

  41. Dr. Stephan Schleim
    Sie haben es schon gemerkt, normgerechtes Schreiben ist nicht mein Ding. Bei einer Frau hätte ich bei der Schreibweise des Namens besser aufgepasst. Die nehmen das Falschreiben persönlich.
    Scharfsinn, eine auffällige Form der Intelligenz ist angeboren.
    Wissen kann man sich aneignen, Fleiß ist auch wieder angeboren.
    Faulheit ebenfalls. Da ist die Einteilung in die 4 Typen : Melancholiker, Choleriker, Sanguiniker und Phlegmatiker sehr treffend.
    Worauf willen ich hinaus?
    Die Gesellschaft wird durch den Zuzug von Flüchlingen immer weniger homogen. Das zeigt sich in den Ergebnissen der Pisa Studie. Daraus kann man aber nicht ableiten, dass das Schulsystem schlechter geworden ist. Es muss sich nur mit anderen Inhalten auseinandersetzen, hauptsächlich der Integration von Schülern.

    Bei der Benotung ist jetzt immer der Gedanke im Spiel, dass eine schlechte Benotung die Integration erschwert. Das ist ein echter Zielkonflikt, in die die Lehrer geraten sind.
    Will ich eine sozial stabile Klasse, dann darf ich nur wenig differenzieren. Will ich eine leistungsstarke Klasse, dann muss ich differenzieren, mit der Folge, dass die schwächeren Schüler nicht mehr integriert werden, sondern ausgegrenzt.

  42. Querdenker,
    bei den Türken ist mittlerweile schon die 3. Generation hier in Deutschland. Die sind gut integriert, die denken schon wie die Deutschen.
    Da ich nicht zwischen Wirtschaftsflüchlingen und Kriegsflüchtlingen unterscheiden kann, gehe ich davon aus, dass niemand gern seine Heimat verlässt.
    Meine Erfahrung mit Ausländern sind durchweg positiv. Die Defizite bestehen meistens bei den Deutschen. Wer von den Deutschen kann die Zahlen auf türkisch sagen ? Siehst du?
    Da kommt schon wieder der kulturelle Hochmut durch. Ein Deutscher braucht kein Türkisch lernen.
    Die Deutschen in der früheren Sowjetunion haben sich auch für besser gehalten und in deutsch sprechenden Gemeinden gewohnt.

  43. hto,
    Jesus war ein Prüfstein für die Juden und sie haben ihre Prüfung nicht bestanden.
    Wir können ihnen daraus keinen Vorwurf machen. Die Maxime Jesu über die Nächstenliebe ist bis heute nicht erreicht, aber wir befinden sich auf dem richtigen Weg dorthin.

    Wolfgang Stegemann,
    Lehrpläne sind ein eigenes Kapitel.
    Wenn die begrifflich überfrachtet sind, dann hat da bestimmt einer “vom Grünen Tisch” seine Wahrheiten artikuliert.
    Die Lehrer fragt ja niemand.

    Dr.Webbaer,
    der Staat muss die Studien bezahlen, da dürfen wir ihm auch ein Mitspracherecht bei den Ergebnissen einräumen. Und wenn schon beim Sport nachgeholfen wird, dann natürlich auch bei den Schulen.
    Potemkinsche Dörfer sind ja eine Spezialität des Ostens.
    Aber, unterschätzen wir die Chinesen nicht. Die sind uns auch ohne Pisa überlegen. Ich kenne ein paar, deren Fleiß ist angeboren.
    Ni hau !

  44. @fliegenklatsche: Nicht so schnell!

    Mir geht das jetzt zu schnell: dieses sei angeboren, jenes auch, wieder etwas Anderes nicht…… Um es einmal mit Eric Turkheimer zu sagen: Im Bereich der Psychologie ist alles mehr oder weniger angeboren. Und ich ergänze: Darum ist auch alles mehr oder weniger erlernt.

    Das Problem mit den Noten ist doch, dass sie 1) die Leistung eines Menschen auf eine Zahl reduzieren und 2) eine Objektivität vorgaukeln, die sie nicht haben, und 3) eher extrinsische als intrinsische Motivation fördern.

    Ich frage meine Honours-Studierenden (d.h. was die Universität für die besten 10% eines Jahrgangs von allen Fakultäten hält) Jahr für Jahr, ob sie Noten wollen. Formal bestimme ich; real entscheiden sie. Bisher hat sich noch keine Gruppe für die Noten entschieden, nachdem ich ihnen versichert habe, dass sie auch so individuelles Feedback bekommen, d.h. ein oder zwei Absätze zu einem Essay, in denen steht, was gut war und was sie noch verbessern können.

  45. Das Problem mit den Noten ist doch, dass sie 1) die Leistung eines Menschen auf eine Zahl reduzieren und 2) eine Objektivität vorgaukeln, die sie nicht haben, und 3) eher extrinsische als intrinsische Motivation fördern.

    Leistungen dürfen numerisch bestimmt werden, alphabetisch ginge ebenfalls, wäre aber für verarbeitende Systeme, auch diejenigen der Informationstechnologie meinend, schlechter verarbeitbar, insofern wird oft mit sog. Ratings gearbeitet, die Numerisches meinen.
    Klar, der Skalar ist manchmal minderkomplex, der Vektor geht aber oft.

    Derartige Mathematisierungen sind subjektiv und Anforderungslagen geschuldet, vgl. bspw. mit Wirtschaftsauskünften, auch Individuen meinend, sie sind subjektiv.
    Anders zu verlangen (“objektiv”) wäre der Sache, dem Vorhaben nicht angemessen, sondern : vermessen.

    Extrinsische Motivation kann betrachtet, analysiert werden, nie intrinsische.
    Denn es kann ja nicht in die CPU sozusagen hineingeschaut werden.

    Extrinsische Motivation gilt es demzufolge zu fördern, intrinsische dem Esoteriker, der u.a. auch Geistlicher sein kann, anzuvertrauen.


    Was Sie hier meinen, werter Herr Dr. Stephan Schleim, ist philosophisches Bemühen, das in der Menge keine besondere Rolle spielt und auch nicht spielen soll.

    Der Mensch (vs. Bär) soll schlicht bemessen bleiben, originäre Denker, wie alle hier Mitlesenden selbstverständlich ebenfalls : ausschließend.

    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. Webbaer

  46. Fliegenklatsche, wenn Pisa Religionsunterricht abfragen würde, dann wäre Dir eine gute Note sicher, aber trotzdem alles total falsch 😏

  47. Kritik an PISA
    hört man oft unmittelbar nach einem PISA-Test. Vor allem aus den Ländern, die trotz grossem (finanziellem) Bildungsaufwand nur durchschnittlich abgeschnitten haben.
    Der PISA-Test sei unfair, vergleiche er doch Schulsysteme, in denen Kinder neben der Schule noch unzählige Förder- und Nachhilfstunden nähmen (Shanghai, Singapur, Südkorea) mit den freiheitlicheren Systemen hier. Diese Kritiker erwarten wohl, dass kindergerechte Schule, gar Schule, in der die Hausaufgaben abgeschafft sind, trotzdem gut in einem vergleichenden Schultest abschneidet. Doch warum sollte das so sein?

    Vielmehr gilt doch: dort wo mehr Aufwand betrieben wird, wo die Schule ernster genommen wird und die Eltern alles für den Schulerfolg tun, dort ist auch mit besseren Ergebnissen zu rechnen. Ein gutes Abschneiden im PISA-Test muss überhaupt nicht heissen, dass die Schüler mit dem Schulsystem glücklich sind, genauso wenig wie eine hohe Arbeitsproduktivität in einem bestimmten Land besagt, dass dieses Land in jeder Hinsicht auf dem richtigen Weg ist. Es stimmt schon, der PISA-Test ist utilitaristisch. Der Test wurde von der OECD lanciert mit der impliziten Annahme, dass hohe Kompetenzen beim Lesen, in Mathe und Naturwissenschaften auch höher qualifizierte Arbeiter, Angestellte und Ingenieure generiert und dass sich dies wiederum positiv auf die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft auswirkt.

    Kritisiert wird auch häufig die Konzentration auf Lesen, Mathe und Naturwissenschaften – auch in diesem Beitrag von Stefan Schleim (Zitat):

    Die Reduktion der Schulleistung auf Lesekompetenz (das ist auch eher Informationsgewinnung als Verständnis im tieferen Sinne), Mathematik und Naturwissenschaften ist willkürlich und bedeutet das Ende des humanistischen Bildungsideals.

    Da frage ich mich aber sofort: Kann jemand mit ungenügender Lesekompetenz ein humanistisches Bildungsideal erfüllen?
    Für mich testet PISA Grundkompetenzen ohne die nur wenig geht. Wer nicht einmal versteht, was er liest, der hat sogar in Mathe und Naturwissenschaften Mühe, wird aber auch kein Geisteswissenschaftler werden. PISA testet wirklich Grundlegendes. Nur gerade diejenigen, die in PISA gut abschneiden, könnte man zusätzlich noch darauf testen, ob sie ein grosses Allgemeinwissen besitzen und das humanistische Bildungsideal erfüllen.

  48. Martin Holzherr,
    Menschen die alles verstehen sind keine besseren Menschen.
    Gerade die einfältigen Charaktere zeigen noch Mitgefühl, wo sich die intelligenten abwenden.

    hto,
    Die Bibel ist ein guter Leitfaden für das Leben. Ich kenne keinen besseren.
    Was mich betrifft, ich kenne die Bibelzitate nur rudimentär. Dann google ich und überlege, ob die Interpretation eines Gleichnisses annehmbar ist.
    Noch als Nachtrag die Geschichte mit Kain und Abel. Da zeigt sich die wahre Natur des Menschen.

    Dr. webbaer,
    Wir Menschen werden auf Zahlen reduziert, ob wir wollen oder nicht.
    Das macht auch bei unseren intellektuellen Fähigkeiten nicht halt.
    Pol Pot, der seine Intelligenzia ausrotten lies, hätte es heute einfacher mit der Pisa Studie. (sarkastische Anmerkung)
    Das sollte uns zu Denken geben .

    Die Klatsche verabschiedet sich hiermit bis ins Neue Jahr.

  49. @Holzherr: Argumente

    Äußern Sie sich doch endlich mal zu den Argumenten: Wenn Deutschland nur Bayern und Baden-Württemberg ins Rennen schicken und am Stichtag auch noch die Schlusslichter vom Test fern halten würde, dann wäre Deutschland auch in der Top 5.

  50. Wenn Deutschland nur Bayern und Baden-Württemberg ins Rennen schicken und am Stichtag auch noch die Schlusslichter vom Test fern halten würde, dann wäre Deutschland auch in der Top 5.

    Aber nicht für lange Zeit.
    Und wenn das Wörtchen ‘wenn’ nicht wär…
    >:->

    PISA ist womöglich besser geeignet regionale Entwicklung aufzuzeigen, zu historisieren sozusagen, statt im internationalen Vergleich zu leisten.
    Allerdings muss auch der internationale Vergleich nicht ganz untauglich sein.

    Herr “Holzherr” proklamiert, er pruckelt sozusagen, am Schluss kommt dann das gerne auch fett markierte Fazit.
    Dieser Frage – ‘Kann jemand mit ungenügender Lesekompetenz ein humanistisches Bildungsideal erfüllen?’ – schließt sich Dr. Webbaer aber gerne an.

    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. Webbaer (den mal interessieren würde, ob es in der BRD sozusagen eine Szene gibt, die für die PISA-Abschaffung arbeitet)

  51. Fliegenklatsche, eine “Natur des Zusammenlebens”, über die Mensch gottgefällig herrschen soll, die gibt es!

  52. Fliegenklatsche, von Pisa würdest Du trotzdem ein gut bekommen, denn die Doktrin der Kirchen beinhaltet keine Erkenntnis zur Überwindung der Vorsehung von K&A bis “Jüngstes Gericht” 😏

  53. @Stephan Schleim: Ich sehe PISA nicht in erster Linie als globalen Wettbewerb um das erfolgreichste Schulsystem, sondern als Lieferant von Daten, die den Zusammenhang zwischen Schülerprofil, Schulanstrengungen und Schulerfolg aufzeigen.
    PISA-Läufe sind also so einzuschätzen:
    – Die PISA-Erhebungen alle 3 Jahre liefern den PISA-Teilnehmern Daten zum eigenen Schulerfolg/-misserfolg und die Schulregionen können sich auch bis zu einem gewissen Grade miteinander vergleichen und das vor allem innerhalb des gleichen Bundeslandes, innerhalb ganz Deutschlands oder im Vergleich zu Schulsystemen, deren Hintergründe die Experten kennen.
    – PISA ist nicht eine Olympiade und nicht vergleichbar mit internationalen Sportaustragungen. Dementsprechend braucht es für PISA keine Dopingbehörde zumal es bei PISA keine heimlich verabreichten Wundermittel gibt sondern lediglich allen bekannte Tricks um scheinbar besser abzuschneiden. Anders als beim Sport, braucht es bei PISA-Kontrollen keine Blutentnahmen, sondern es genügt etwas Recherche um etwa zu errechnen welcher Teil des PISA-Erfolgs auf Schülerselektion und andere Tricks zurückgeht.
    – Die wichtigste Annahme hinter den PISA-Tests ist die, dass der Erfolg eines motivierten PISA-Testteilnehmers (eines getesteten Schülers) seine reale Kompetenz im Lesen, in der Mathematik und den Naturwissenschaften wiederspiegelt und dass dieser Erfolg des zum Testzeitpunkt 15-jährigen korreliert mit seinem späteren Erfolg im Beruf und in der weiterführenden Ausbildung (Lehre, UNI, etc).

  54. @Holzherr: Urin-Tests

    Ich fände es durchaus interessant, würde man anhand von Stichproben bestimmen, welche psychoaktiven Substanzen die Schülerinnen und Schüler der verschiedenen Länder so im Körper haben.

    P.S. Da Sie ja so vehement für Eingriffe in die körperliche Unversehrtheit bei den Impfungen eingetreten sind, wird Ihnen eine damit verglichen banale Maßnahme für höhere Ziele doch nichts ausmachen.

  55. Wie wäre es denn wenn das Problem endlich mal gestellt werden würde? “Warum verstehen Schüler den Text nicht wenn sie lesen?” So muss die Frage lauten, deren Antwort das Problem lösen wird! Und die Antwort ist doch recht einfach: “Weil die Schüler im Text auf Worte treffen die sie nicht kennen, die in ihrer Bedeutung unklar sind oder die sie missverstehen.”

    Das Verstehen der Schüler steht oder fällt mit der Kenntnis von Wort-Bedeutungen! Die Lösung: Ab der vierten Klasse sollte ein neues Fach, namens Wortbedeutungslehre, eingeführt werden!

    Das zu vermittelnde Wissen in allen Schulfächern wird von den Lehrkräften mittels der Sprache zu den Schülern hin transferiert. Wenn aber die Sprache selbst ungenügend ausgebildet ist (Und das ist sie ganz ohne Zweifel!), sind Schüler absolut nicht in der Lage zu begreifen! Schlechte Zensuren sind Beweis genug, dass dies genauso zutreffend ist. Schuld an der Ausbildungsmisere sind also weder die Schüler noch die Lehrer sondern es liegt an dem Kommunikationsmittel Sprache, das mangelhaft ausgebildet ist.

  56. Schuld an der Ausbildungsmisere sind also weder die Schüler noch die Lehrer sondern es liegt an dem Kommunikationsmittel Sprache, das mangelhaft ausgebildet ist.

    Es gibt Kultur, die sozusagen ‘mangelhaft ausgebildet ist’.
    Das ‘Kommunikationsmittel Sprache’ ist dagegen, wie einige finden, vorzüglich ‘ausgebildet’.
    MFG – WB (der allerdings in der Sprache, nicht nur in der deutschen, einiges misst, allerdings kann sprachlich ja auch geneuert werden, die Sprache ist frei, in etwa so, wie es die Gedanken sind, jeden Tag entstehen Tausende neue Wörter)

  57. @Stephan Schleim: Wenn es leistungssteigernde Substanzen für PISA-Tests gäbe, müsste man sich tatsächlich dafür interessieren, ob sie eingenommen werden. Gibt es aber nicht. Sportler können ihre Leistungsfähigkeit nachgewiesenermassen mit Doping erhöhen – Schüler und Studenten aber nicht.
    Hirndoping wird behauptet – gibt es aber nicht. Wer nervös oder müde ist, nimmt vielleicht irgend ein Beruhigungs- oder Aufputschmittel, aber damit stellt er im besten Fall nur seine normale Leistungsfähigkeit wieder her, verbessert sich aber nicht über die Leistung, die er bei guter Verfassung erreicht.
    Studien zeigen zwar, dass Studenten durchaus bereit wären, leistungssteigernde Medikamente einzunehmen, doch sie wirken eben nicht. Ich kenne jedenfalls keine Substanz, die nachgewiesenermassen die Problemlösefähigkeit beispielsweise für Matheaufgaben steigert.

    Noch zu den Impfungen: wenn sie die körperliche Unversehrtheit gefährden, dann gefährdet jeder Insektenstich diese noch viel mehr.

  58. Es gibt, Herr “Holzherr”, gewisse Drogen, die die individuelle Leistungsfähigkeit steigern, Herr Dr. Stephan Schleim sieht dies anders und er liegt falsch.
    Dr. Webbaer nimmt sie nicht, kennt aber einige, die dies anders sehen, diese Drogen wirken idR die individuelle Phantasie anstoßend, was auch bei ‘Matheaufgaben’ helfen könnte.
    An sich intellektuell-kognitive Sparflammen, wie sie bspw. als Kolumnisten in bundesdeutschen Medien vorkommen [1], sind aus diesseitiger Sicht von Wirkstoffen inspiriert.
    Manche geben dies zu.
    MFG – WB

    [1]

    In dieser Fußnote hätte Dr. Webbaer fast Namen genannt, er tut dies nicht.

  59. Was beim Leseverständnis geprüft wird zeigen etwa die freigegebenem von PISA 2000 bis PISA 2006

    Ein Beispiel ist ein Text zur freiwilligen Grippeimpfung in einer bestimmten Firma. Hier gebe ich den für die Beantwortung der nachfolgenden Fragen wichtigen Teil wieder:

    Wie Sie sicherlich wissen, kann die Grippe im Winter schnell und weiträumig zuschlagen. Ihre Opfer liegen dann oft wochenlang krank im Bett.
    Der beste Weg, das Virus zu bekämpfen, ist ein fitter und gesunder Körper. Tägliche Bewegung und eine Ernährung mit viel Obst und Gemüse sind sehr zu empfehlen, um das Immunsystem in seinem Kampf gegen diesen Krankheitserreger zu unterstützen.
    Die Firma ACOL hat beschlossen, ihren Mitarbeitern die Gelegenheit zur Grippeschutzimpfung als einen zusätzlichen Weg anzubieten, um dieses tückische Virus an der Ausbreitung unter uns zu hindern. ACOL hat eine Krankenschwester engagiert, die in der Woche ab dem 17. November einen halben Tag lang während der Arbeitszeit die Impfungen in den Räumen der Firma ACOL vornimmt. Dieses Programm ist kostenlos und steht allen Mitarbeitern zur Verfügung.

    Hier nun 2 Fragen, die man mit dem oben angegebenen Textfragment beantworten kann:


    Frage 1: GRIPPE
    Welche der folgenden Aussagen beschreibt einen Aspekt des Programms zur Grippeschutzimpfung bei ACOL?
    A Im Winter werden täglich gemeinsame Sportübungen angeboten.
    B Die Impfungen werden während der Arbeitszeit vorgenommen.
    C Die Teilnehmer erhalten eine kleine Prämie.
    D Die Spritzen werden von einem Arzt gegeben.

    Frage 3: GRIPPE
    Im Informationsblatt heisst es, wenn man sich gegen das Grippevirus schützen wolle, sei eine Grippeschutzimpfung
    A wirksamer als Bewegung und gesunde Ernährung, aber riskanter.
    B eine gute Sache, aber kein Ersatz für Bewegung und gesunde Ernährung.
    C genauso wirksam wie Bewegung und gesunde Ernährung und weniger anstrengend.
    D nicht nötig, wenn man sich viel bewegt und gesund ernährt.

    Die Lösung zu Frage 1 ist B Die Impfungen werden während der Arbeitszeit vorgenommen.
    Die Lösung zu Frage 3 ist B eine gute Sache, aber kein Ersatz für Bewegung und gesunde Ernährung.

    Meine Beurteilung: Die Beantwortung der Frage 1 setzt voraus, dass der Schüler das vorgesehene Impfprozedere in der Firma ALCOL verstanden hat und auch weiss, was nicht gesagt wurde. Die Beantwortung der Frage 3 setzt korrekte logische Schlussfolgerung voraus. Zudem muss der Schüler unter schlechten, teils unpassenden Alternativen, die am besten passende auswählen.

    Wer so etwas nicht beantworten kann, dem ist es nicht gelungen, ein adäquates mentales Bild des Sachverhalts aufzubauen oder er ist nicht in der Lage die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen.

    Jedenfalls hat das weniger mit dem Verständnis der Sprache Deutsch zu tun, sondern vielmehr damit einen Sachverhalt richtig aufzufassen. Wer allerdings nur sehr wenig Deutsch versteht hat wohl ebenfalls Schwierigkeiten.

  60. @Holzherr: Wettbewerb

    Die “normale” (oder sagen wir: ideale) Leistungsfähigkeit interessiert hier doch keinen, sondern allein diejenige, die Schülerinnen und Schüler tatsächlich in der Test-Situation erbringen.

    Und wenn Sie Schülerpopulationen haben, in denen, sagen wir, 20-30% müde sind und/oder nicht motiviert, weil sie sich langweilen, dann werden eben diejenigen Populationen, in denen mehr Stimulanzien konsumiert werden, einen Wettbewerbsvorteil haben, weil damit Müdigkeit reduziert und die Motivation erhöht werden kann.

  61. @Stephan Schleim: Solange sie keine Stimulanzien von den Lehrern erhalten, kann man wohl noch damit leben.
    Die Prüfungssituation ist zudem selbst ein Stimulans.
    Dass Schüler ihre Leistungsfähigkeit durch Substanzeinnahme vor Prüfungen wesentlich verbessern können, zweifle ich ohnehin an. Allerdings habe ich auch wenig dazu gelesen.

  62. @Holzherr: Bla

    Vom Lehrer… oder (gesellschaftlich sanktioniert) vom Arzt – was hat das mit der Diskussion hier zu tun?! Es geht um Verzerrungen zwischen den Ländern.

    Mit Stimulanzien lässt sich, wie ich schrieb, Müdigkeit reduzieren und die Motivation erhöhen. Dazu forscht man nun ja schon seit über 100 Jahren (Amphetamin). Lesen Sie halt darüber oder lassen Sie’s bleiben: Über Gehirndoping/Cognitive Enhancement ging es hier in den letzten zwölf Jahren oft genug.

    Dass die Konsumenten durch solche Drogen/Medikamente nicht plötzlich Einsteins werden, darüber sind wir uns einig; das ist aber sowieso nicht was PISA testet bzw. testen kann.

  63. @Stephan

    Danke für den Beitrag!

    Du schreibst:

    Mal ein konkretes Beispiel: Würde Deutschland aufgrund der Förderung der Schlusslichter in den Schulen insgesamt nur um zehn Punkte zulegen – wir erinnern uns, dass der Unterschied zwischen arm und wohlhabend mit 113 Punkten enorm war –, dann wäre es 2018 ganze neun Plätze höher auf dem 11. Platz gelandet und damit vor, unter anderem,
    Dänemark, Japan, Schweden, den USA oder dem Vereinigten Königreich.

    Daran sieht man, wie problematisch es ist, einen simplen Durchschnittswert (arithmetisches Mittel, oder was?) zu präsentieren, ohne die (wohl ziemlich schiefe) Verteilung der Daten zu adressieren. Und die breite Streuung der Werte. Ich halte diese Betonung Rangplätze der Mittelwerte für abwegig. Mich wundert, dass die beteiligten Statistiker das mitmachen.

  64. @Balanus: Zeitgeist

    Das ist halt der Zeitgeist: Erst wird alles zählbar gemacht, Kollateralschäden inklusive, und dann werden ohne viel Hintergrundwissen Mittelwerte verglichen, als ob das die ganze Wahrheit wäre.

    Aber hier wurden, meiner Erinnerung nach, die obersten und untersten 25% (nach Wohlstand) miteinander verglichen und festgestellt, dass deren Leistungsabstand in Deutschland extrem groß ist, eben die genannten 113 Punkte.

    Wie würdest du denn (be)rechnen?

  65. @Schleim, 11.12. #20:38

    Motivation zur Funktionalität – Ja, sehr schwierig im Zeitgeist der westlichen Welt. Drogen die gleichzeitig die Ansprüche und Konfusionierungen ausschalten, könnten …😏

  66. @Stephan // 12.12.2019, 10:01 Uhr

    »Wie würdest du denn (be)rechnen? «

    Gerechnet wurde sicher richtig. Nur was man dem Volk als Ergebnis präsentiert, ist meines Erachtens grenzwertig. Vielleicht geht es aber auch nicht anders. Kann man dem breiten Publikum Standardabweichungen oder 90%-Perzentile zumuten?

    Ich könnte mir vorstellen, die Ergebnisse so zu präsentieren, wie man das von biomedizinischen Metaanalysen her gewohnt ist (z. B. Box-Whiskers-Plots).

    Mangelndes Textverständnis bzw. mangelnde Lesekompetenz könnte als eine Art „therapiebedürftige“ neurokognitive Einschränkung gesehen werden. Jedes Land hätte dann sozusagen seine eigene „Therapieform“, sprich Schulsystem, um den jungen Menschen auf die Sprünge zu helfen.

  67. “Therapieform” – Es ist hier ja nicht so einfach wie für die paar Figuren in Skandinavien, deren Vorzeige-Schulsystem (bei gleichen Problemen) von der EU aus der Portokasse finanziert wird. Ausserdem: Hat nicht der Seehofer-Horst erst kürzlich gefordert das Abitur schwieriger zu gestalten?
    Also ich sehe es läuft doch alles nach Plan der Globalisierung im Verhältnis 1:5 😒

  68. @Wissenschaftsbetrieb & die Individualisierung der Probleme von Menschen.

    Empfindet der gemeine Wissenschaftler die – zeitlich mit der Entstehung der Wissenschaften korrelierende und mutmaßlich durch neue Informationsmedien begünstigte zunehmende Individualisierung des Menschen – unter den neoliberal geprägten sozioökonomischen Umständen eventuell als eine persönliche Bedrohung?

    Damit ließe sich wenigstens von außen betrachtet die Individualisierung der Probleme von Menschen mit Unterstützung des Wissenschaftsbetriebes als Denkfigur einer Eigenschutzmaßnahme begreifen; die PISA Studien als Ausdruck eines social engineering der Scheele’n Art, zu dem Zweck, die mit ihrer Individualisierung überforderten Subjekte “auf die Sprünge zuhelfen” oder besser in die Spur zu bringen.

  69. Mein Beitrag kommt zwar spät, aber ich kann mich gerade nicht zurückhalten: Danke für diesen interessanten Artikel, Herr Schleim, dessen Empfehlungen an die Schulpolitik ich nur unterstützen kann. Auch neuere deutschlandinterne Erhebungen zeigen, dass zwischen einem Fünftel und einem Viertel der deutschen Viertklässler nicht so verstehend lesen können, dass der Besuch einer weiterführenden Schule erfolgreich zu bewältigen wäre. Vermutlich setzt sich dann das Misserfolgsleben individuell bis zu einer PISA-Erhebung in Klasse 9 fort. Prof. Catherine Snow hat 2019 in Köln von einem zwölfwöchigen Förderprogramm in den USA berichtet, in denen gezielte Wortschatzarbeit in allen Schulfächern betrieben wurde (pro Woche 40 “neue” Wörter, die ständig wiederholt und aktiv eingesetzt werden) und damit die Lesekompetenz signifikant erhöht werden konnte. Das 30-million-words-gap wird auch keine Schullaufbahn schließen können, aber Verbesserungen für die schwächsten Lesenden sind auf jeden Fall möglich. Worauf ich aber noch hinweisen muss, ist folgender Aspekt:
    Es wurden bei PISA 2018 die Texte AM BILDSCHIRM gelesen. Maryanne Wolf (2019) beschreibt einen nicht zu vernachlässigenden Unterschied zwischen digitalem und analogem Lesen, auf den auch im PISA-Bericht eingegangen wird. In den meisten Schulen wird das Lesen nach wie vor analog systematisch geübt. Das digitale Lesen dagegen erlernen die jungen Menschen UNSYSTEMATISCH, meist zu Hause. Und besonders in Schulen, wo die Lernenden häufig an Bildschirmen “lesen” oder “arbeiten”, waren die Leseergebnisse im Allgemeinen schlechter als an Schulen, wo weniger Unterricht mit Bildschirmen stattfindet. Dieses scheinbare Paradox lässt sich möglicherweise dadurch erklären, dass Lehrkräfte das Lesen an Bildschirmen eben nicht gezielt üben, sondern irgendwie für Irgendwas einsetzen. D.h. ein Teil der getesteten Schüler*innen verwendet höchstwahrscheinlich ein zu Hause unsystematisch erworbenes Leseverhalten (an Bildschirmen), um bei PISA Texte zu verstehen (ich glaube, es waren meist Sachtexte, keine literarischen), die sie aber im Schulunterricht hauptsächlich analog lesen gelernt haben und die eine andere Lesehaltung erfordern. Maryanne Wolf plädiert deswegen für eine systematische Schulung beider Formen des Lesens.

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