Ist ein Gemälde mit rauchenden, älteren und weißen Männern anstößig? Ein Symposium sollte es klären

Ein Social Media-Post führte zum Abhängen eines Gemäldes an der Universität Leiden. Die Aktion erfuhr internationale Aufmerksamkeit. Berechtigter Protest oder doch nur eine Kurzschlussreaktion?

Es begann mit dem Tweet einer Doktorandin der Politikwissenschaft: Das in einem Besprechungsraum der Universität Leiden hängende Gemälde der damaligen Universitätsleitung aus dem Jahr 1976 sende ein falsches Signal aus. Die Kritik der Nachwuchswissenschaftlerin erhielt Zustimmung von Joanne van der Leun, Professorin und zugleich Dekanin der Rechtswissenschaften in Leiden.

Durch Beiträge in den Social Media fühlten sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Universität dazu ermutigt, das Kunstwerk kurzerhand abzuhängen und umgedreht auf den Boden zu stellen. Die Dekanin freute sich über die “unmittelbare Aktion“. Ich berichtete hier bei MENSCHEN-BILDER, im niederländischen Parlament wurde der Vorfall besprochen und sogar der britische Guardian griff die Story auf. Letzterer machte aus dem Gemälde gleich ein “umstrittenes” Werk.

Universitätsangehörige beim Abhängen des Gemäldes. Quelle: @JoannevdLeun auf Twitter

Symposium

Wie zu erwarten war, führte das Abhängen des Gemäldes zu Vorwürfen der “Cancel Culture” und einer vorherrschenden “Woke-Kultur” an den heutigen Universitäten. Ein Symposium mit dem knackigen Titel “Reflexionen über die Aufregung über ein Gemälde im Akademiegebäude in Leiden” sollte den Vorfall – rund ein halbes Jahr später – nun aufarbeiten. Wenn das kein guter Arbeitstitel für eine Doktorarbeit zum Thema wäre?

Zur Verteidigung des Kunstwerks traten zwei Söhne des darauf abgebildeten früheren Rektors Dolf Cohen (1913-2004) an: Das sind keine Geringeren als der Wissenschaftshistoriker Floris und frühere Staatssekretär, Amsterdamer Bürgermeister und Parteichef der Sozialdemokraten Job Cohen, wie die Leidener Universitätszeitung nun berichtet. Ihr Vater, da sind die beiden sich sicher, hätte sich ohne Zögern für die Interessen von Frauen und Minderheiten eingesetzt.

Die ebenfalls anwesende Tochter von Kees Cath (1921-2012), ein weiteres Mitglied der damaligen Universitätsleitung auf dem Gemälde, plädierte für eine Ergänzung des Werks durch ein “diverses Porträt”. Dass es heute mehr Frauen in führenden Positionen an den Universitäten gibt, sei nicht genug: “Was ist mit einem schwarzen Mitmenschen, einer islamischen Person, mit Transgender?”

Demokratie

Es entbehrt zudem nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet die abgebildete Verwaltung mit den “rauchenden, älteren und weißen Männern” auch besondere demokratische Errungenschaften abbilde: In Reaktion auf die Studentenproteste der 1960er Jahre durfte der demokratisch gewählte Universitätsrat damals nämlich erstmals zwei der fünf Führungspersönlichkeiten selbst wählen. Zwei weitere setzte der Bildungsminister ein und den letzten bestimmten die Dekane.

Laut dem ebenfalls auf dem Symposium anwesenden Professor für Koreastudien, Remco Breuker, war die damalige Universitätsverwaltung damit demokratischer bestimmt als heute. Ein Schelm, wer auf den Gedanken kommt, dass das viel eher Anlass zu einem Bildersturm geben sollte, zumal in einer demokratischen Gesellschaft!

Breuker kritisierte das Abhängen des Gemäldes auch als “Verwaltungsakt”. Immerhin sei die Aktion im Beisein der heutigen Leidener Rektorin, Hester Bijl, Professorin für Mathematik, geschehen. Diese verteidigte sich damit, dass nicht alle Handlungen von Verwaltungsmitgliedern automatisch Verwaltungsakte seien – und relativierte die ganze Sache nun als “ungeschickte Aktion”.

Ergebnis

Was bleibt nun im Ergebnis? Das Gemälde soll einen prominenteren Platz im Akademiegebäude erhalten – ergänzt mit einer Informationstafel, die den historischen Kontext liefert. Offiziell ist dafür aber noch ein Empfehlungsbericht einer Kommission unter Vorsitz der emeritierten Professorin für Kunstgeschichte, Kitty Zijlmans, in Arbeit.

Unter dem Publikum des Symposiums befanden sich laut der Universitätszeitung nur wenige Studierende. Ist der Kampf gegen ältere, weiße Herren plötzlich nicht mehr so relevant? Oder hat man inzwischen verstanden, dass sich die Aktion gegen eine Verwaltung richtete, die erstmals unter Mitwirkung von Studierenden zustande kam?

Der Vorschlag eines anwesenden Studenten der Kunstgeschichte, an der Universität jüngeren Künstlerinnen und Künstlern mehr Raum zu geben, erhielt viel Beifall. Immerhin gebe es an der Uni noch viele leere Wände. Laut Zijlmans werde diese Möglichkeit im Empfehlungsbericht diskutiert. (Hinweis: Ganz so einfach ist es allerdings nicht, denn Kunstwerke in öffentlichen Gebäuden müssen gegen Diebstahl und Vandalismus geschützt werden und die nötigen Versicherungsbeiträge sind in Zeiten allgemeiner Kürzungen nicht ohne.)

Also viel Aufheben um wenig? Es ist sicher nicht verkehrt, sich über Kunst und Repräsentation an Universitäten Gedanken zu machen. Ob solche Diskussionen im Twitter-Stil geführt werden sollten, ist allerdings fraglich. In der Gesamtschau stellt sich doch die Frage, ob Unis heute nicht dringendere Probleme zu lösen haben.

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Folgen Sie Stephan Schleim auf Twitter. Titelgrafik: Rein Dool, Universität Leiden.

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77 Kommentare

  1. Das ist lebendige Demokratie. Hier verbindet sich Kunst mit Politik, Geschichte mit der Gegenwart.
    Als Vorschlag, die Bilder in regelmäßigem Turnus wechseln.

  2. Auf der Kirmes vor der Achterbahn gibt es ein Schild „Sie müssen mindestens so groß sein, um mitfahren zu dürfen.“ Wie wäre es mit einem Schild vorm Bild: „Ihr IQ muss mindestens so hoch sein, um mitreden zu dürfen“?

    Anders: Ich hab mir mal überlegt, was ich so sagen könnte, wenn man eine meiner Aussagen als rassistisch wertet: „Sprache ist kontextbasiert, und anscheinend gibt’s in Ihrem Kopf viel mehr rassistischen Kontext als in meinem. Wie wär’s also, wenn Sie rassistischen Kontext dort bekämpfen, wo er ist, und nicht dort, wo Sie ihn gerne hätten?“

    Um den berühmten Philosophen Olaf den Schneemann zu zitieren: Das Spiel heißt, wir kontrollieren, was wir können, während alles außer Kontrolle gerät. Ikonoklasmus, Flagellantentum, Hexenjagden, „Kehret um, denn das Ende ist nahe!“, Politik, die die Gesetze so ausgehöhlt hat, dass sie nur noch von der Fassade gehalten werden, sodass ihr plötzlich nichts wichtiger ist, als die Form zu wahren, ein Kasten- und Sektenwesen, das Leute nach Rassen oder Kulturen ordnet und Kleidervorschriften erlässt, eine sinnlose Schwarze-Null-Politik, die auf Fasten und Beten hinausläuft, die Verschmelzung aller Teufel, die einen plagen, zu einem symbolischen Riesenteufel namens Klimawandel, Echsenmenschen oder Internationales Judentum (für den Verfolgungswahn ist es unerheblich, ob die Ursache real ist oder nicht) den man dann als Einzigen bekämpft, auch wenn einen die anderen schon töten dürften, bevor der es kann, all das sind normale Ersatzhandlungen in stressigen Zeiten: Das Haus brennt, mit Öl löschen funzt irgendwie nicht, also tapezieren wir neu, denn sonst müssten wir’s mit Wasser versuchen, und das wäre Unsinn, denn das Feuer brauchen wir ja, um nicht nass zu werden.

    Wir sind wie Babys, denen sich die Nabelschnur um den Hals gewickelt hat. Was wir zum Leben brauchen, tötet uns, das überfordert uns geistig, also gibt es die gute Nabelschnur und eine böse, magische, unsichtbare Nabelschnur, die nirgendwo zu sehen ist. Und wenn Hexen nicht existieren, lauert eine Hexe hinter jedem Busch.

    Dann ist es auch völlig normal, dass Analyse in Überanalyse ausartet, ängstliche Gemüter grübeln viel, und wenn das Haus brennt, sind alle ängstlich. Wir hatten zum Beispiel mal das Phänomen, dass Freudsche Analyse, kombiniert mit puritanischer Mentalität, ein Mittel zur Selbstkasteiung wurde, man durchsuchte sein Inneres nach verborgenen Motiven, ohne zu ahnen, dass man sie dadurch erst konstruierte. Funktioniert genauso, wie wenn bei der Satanic Panic Psychologen Kindern Erinnerungen an Missbrauch einredeten, den es nie gegeben hatte – wenn ein puritanisches Holier-than-thou-Gemüt, ein paranoider Kontrollfreak, der nach Perfektion strebt, danach, sich über alle anderen zu erheben, der bei allen anderen peinlichst genau nach Mäkeln sucht, um ihnen daraus einen Strick zu drehen, und panische Angst vor Mäkeln bei sich selbst hat, weil es in seiner Kultur alle so machen, eine Möglichkeit findet, auf dem Marktplatz mit Reue, Buße und Selbstzerfleischung zu punkten oder einen Vorwand an den Haaren herbeiziehen kann, Andere der Ketzerei zu beschuldigen, wird er es tun.

    Das ist das Heimtückische am Puritanismus: Wenn Sie Wasser verkaufen wollen, schaffen Sie Durst, um den Preis hochzutreiben. Was schafft eine Kultur, die Liebe, Frieden, Harmonie, Nächstenliebe verkauft? Wie viele Milliarden Dollar, Euro, scheffeln die Televangelisten, Wanderprediger, Päpste, Schriftgelehrten und Sektenführer der Toleranz? Wie viele bauen ihren ganzen Status, ihre Karriere, ihr Selbstwertgefühl allein auf ihrem Kampf auf, denn ohne ihn wäre nichts mehr von ihnen übrig als Staub, Schatten und Scham? Sie schaffen den Teufel, den Sie bekämpfen, halten ihn am Leben, um gebraucht zu werden, mästen ihn, um unentbehrlich und verehrt zu werden – die katholische Kirche funktioniert seit 2000 Jahren so, und jedes Diktatörchen schröpft sein Volk, indem er ihm einen Teufel an die Wand sprayt und jede Fliege, die in der Farbe zappelt, zum kreischenden Beweis pimpt, dass der Teufel lebt und die Ungläubigen ins KZ gehören.

    Wenn Sie Durst nicht künstlich herstellen müssen, sondern die Dürre es für Sie macht, haben Wasserverkäufer Hochkonjunktur. Wenn die Welt untergeht, haben alle Relideologien Hochkonjunktur, deren Grundlage die Massenhysterie ist.

    Studenten sind immer ein wenig radikal und ein wenig Puritaner, weil es junge Leute sind, die sich erst noch beweisen müssen. Sie finden ihre Grenzen raus, indem sie losrennen und sich die Nase stoßen, und all das Aua, die Ungewissheit, wo das nächste lauert, erzeugen nun mal innere Unsicherheit und aktivieren Abwehrmechanismen, die mit anderen Abwehrmechanismen wetteifern und sich dadurch, in einem geschlossenen, von der Realität recht gut abgeschirmten System, ins Absurde überzüchten. Sie wissen noch nicht, was sie ernst nehmen müssen, deswegen nehmen sie vieles viel zu ernst, und manches nicht ernst genug. Vielleicht sollte man es klar stellen: Du bist von Natur aus der größte Idiot der Welt. Da musste durch. Pech. Wenn aber was halbwegs Gescheites raus kommt, biste der Hengst und kannst stolz auf dich sein. Wenn dann alle Knochen noch heil sind, biste kein Hengst, sondern eine höchst erfolgreiche Drückeberger-Maus, aber die muss es auch geben, also sei auch stolz. Glaub nur nicht, dass du unter Hengsten nicht unter die Hufe gerätst. Und kein Klugscheißer-Piepsen wird dich dann retten.

    Ganz egal, mit welcher Sorte oder Mischung Puritaner Sie es gerade zu tun haben: Sie ihnen ihre albernen Besserwisser-Sekten, schließlich braucht jeder ein Mauseloch, in dem er sich sicher und mächtig fühlt, auch Sie und ich. Wenn sie Ihre Tür einzutreten versuchen, jagen Sie sie vom Hof, wenn Sie die Hauptstraßen überfluten, bleiben Sie auf Nebenstraßen, wenn sie die Nebenstraßen sperren wollen, hauen Sie ihnen die Fresse ein, denn nur mit Nebenstraßen ist Platz für alle da, und wenn überall die Zähne nur so fliegen, fehlt vor allem Platz für die Möchtegern-Platzhirsche. Nobody’s perfect, und Menschen müssen miteinander zurechtkommen, wie sie sind, wenn man in Frankensteins Pfuschmutantengehege die Vielfalt zu eng zusammendrückt, knirscht es. Und was in Massen auf die Hauptstraße marschiert, ist immer Pöbel, ganz egal, was es sonst noch ist. Die Macht großer Massen liegt in sturer Dummheit, kann man für schlaue und sinnvolle Zwecke anwenden, muss man nicht, aber während sie angewandt wird, ist es übermächtige, sture Dummheit.

    Es steckt keine Schuld in diesem System. Passiert einfach. Physik klatscht Leute an Leute, die nun mal wie Leute funktionieren, und die einigen sich nach Schema F auf irgendwelche bewussten und unbewussten Regeln, die es ihnen ermöglichen, miteinander und aneinander vorbei zu leben, indem sie alle zusammen irgendwelchen Schwachsinn glauben, bei dem sie nicht unterscheiden können, was davon physische Wirklichkeit und was Fantasie ist. Und wenn die Wirklichkeit dann beschließt, dass sie die Fantasie nicht mehr mit durchfüttern wird, regiert die Paranoia, denn man kann nicht unterscheiden, ob die Welt untergeht, oder bloß ein veraltetes Weltbild.

    So gesehen, werden die Leute, die das Bild abgehängt haben, gerade selbst abgehängt. So wie wir alle. Das Haus brennt, und die einzige Gewissheit, die uns bleibt, ist, dass wir das Feuer am Laufen halten müssen, um es zu überleben. Alles andere auf der Welt ist die logische Konsequenz dieser Gewissheit, und braucht somit nicht ernst genommen zu werden. Es muss nur zur Seite treten, falls doch die Feuerwehr auftaucht. Wer nicht helfen kann, hilft am Meisten, indem er nicht stört. So lange sie keinem außer sich selbst weh tut, ist jede beliebige Wichtigtuerei ein Hobby wie jedes andere. Und welcher Pöbel gerade die Hauptstraßen überrennt, ist nicht wichtig, solange Sie genug Nebenstraßen haben.

    Behalten wir aber im Hinterkopf, dass das Aufwischen verschütteter Milch und das Ausrotten „minderwertiger Rassen“ zwei Ausdrucksformen desselben Algorithmus sind – wenn’s ans Putzen geht, an Reinheit, an Ordnen und Loswerden des Unerwünschten, ist bei der Qualitätskontrolle Alarmstufe Gelb angesagt. Putzen müssen wir, die Frage ist – was. Menschen würde ich von vornherein ausnehmen. Außer sie schießen auf einen mit einem Gewehr, denn dann muss man zurückschießen, und so eskaliert es. So gesehen, sind massive hirnlose Wortgefechte zwischen Meister Propper und dem General, die darauf abzielen, Recht zu behalten und die andere Putze wegzuputzen, darauf, einander in Extremen zu überbieten, statt auf Problemlösungen, nur Training für den Krieg.

  3. @irgendwer: lebendige Demokratie

    Sollen wir alle jetzt anfangen, Gemälde, die uns nicht gefallen, einfach abzuhängen? Insbesondere dann, wenn wir uns davon nicht repräsentiert fühlen?

    Das wird ein Spaß, auch für die Security!

  4. @Paul S: In der Kürze liegt…

    Ihr “Kommentar” ist über 60% länger als der Hauptbeitrag! Ich weiß nicht, was das soll.

    Weil mir ein paar Worte komisch vorkamen (Menschen wegputzen?), habe ich mehr gelesen, als mir lieb war. Ich finde manche Ausdrücke hart an der Grenze – und weiß nun eigentlich immer noch nicht, was Sie sagen wollen.

    Ich habe das hier eben einmal durchgesehen. Insgesamt gibt es wenige Antworten auf Ihre Kommentare bei MENSCHEN-BILDER. Denken Sie auch einmal an die anderen Leserinnen und Leser.

  5. Stephan Schleim,
    warum nicht die Bilder wechseln, wenn man es tut, dann sollte man es den Frauen überlassen.
    Nochmal zu dem Foto. Der Mann links vom Bild , der mit dem ausgestreckten Arm und mit Zeigefinger; die schöne Frau im Vordergrund, die findet dessen Eifer amüsant.

    Paul S
    lass Gnade walten über uns, deine Überanalyse toppt das ganze Thema.

  6. In der woken Kulturrevolution darf natürlich auch ein moderner Bildersturm nicht fehlen. Jede Erinnerung an die “alten, weißen Männer” muß getilgt werden, denn sie sind schließlich an allem Schuld, was falsch läuft in der Welt. Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit ist das aber nicht, denn diese gibt es nur in Bezug auf nicht-weiße Menschen.

  7. @irgendwer: Man könnte auch Fragen, warum dort überhaupt Kunst hängt? Und wer soll darüber entscheiden?

    Brauchen wir dafür jetzt eine Planungskommission? Warum lässt mich das an Sozialismus denken? Der Universitätsrat ist doch ein demokratisch gewähltes Gremium und könnte dafür eine Kommission einstellen.

    Beim hier vorliegenden Kunstwerk handelt es sich jedenfalls um eine Dauerleihgabe des Künstlers – unter der Auflage, dass das Gemälde aufgehängt wird. Dass eine Uni die unter solch besonderen historischen Umständen zustande gekommene frühere Leitung zeigt, finde ich plausibel.

  8. @Müller: Ja – aber in der Nachschau gestaltet es sich doch sehr als Medienphänomen. Aktionismus, Aufschrei, auf einmal hat man ein “umstrittenes” Kunstwerk – diese Dynamik ist bekannt.

    Und im Endeffekt kommt wohl niemand der Entrüsteten zum Symposium. Dort wundert man sich über die “Friede, Freude, Eierkuchen”-Sphäre, an der der Professor für Koreastudien vielleicht noch am ehesten rüttelte. War es mehr als nur ein Strohfeuer?

    P.S. Will sagen: Es ist auch eine Aufgabe der Medien, verantwortungsvoll mit solchen Ereignissen umzugehen – und nicht nur an die Klickzahlen zu denken.

  9. Der Text von Paul S. erinnert mich sehr an meine ehemalige „Prägung“ zum „Alt 68er“.

    Einer „Kunstform“, immer sehr offen und nahe an der „brutalen Realität“, immer sarkastisch, immer auch „gewürzt“ mit etwas „Fäkalsprache“….

    Der Text eines Transparents, „Unter den Talaren – Muff von 1000 Jahren“ war der Anfang. Wir haben uns befreit von der „alten Denke“.

    Jetzt scheint sich alles wieder „zurückzudrehen“. Wir müssen uns wieder vorschreiben lassen, wie wir artig zu denken und zu schreiben haben…..

    Weit haben wir es gebracht!

  10. @ Elektroniker

    Ähnlich der Kondratieff-Zyklen verläuft es auch im politisch-gesellschaftlichen wellenartig mit Gegenbewegungen.
    Im weitesten geht es immer noch um Freiheit und Respekt.
    Wir haben doch schon festgestellt,dass Sie als alter weiser Mann Schwierigkeiten damit haben.

  11. @Stephan 13.06. 10:43

    „Ich habe das hier eben einmal durchgesehen. Insgesamt gibt es wenige Antworten auf Ihre Kommentare bei MENSCHEN-BILDER. Denken Sie auch einmal an die anderen Leserinnen und Leser.“

    Die Beiträge von Paul S. muss ja keiner Lesen. Er reagiert auch grundsätzlich auf keine Rückmeldung. Dennoch lese ich seine satirischen (?) Beiträge immer gerne. Die Zeit habe ich noch.

  12. Stephan Schleim,
    betrachten Sie die Vorgänge positiv. Es ist doch ein Zeichen von Saturiertheit, wenn man sich mit einem Bild beschäftigt (beschäftigen kann), das weder anstößig noch künstlerisch wertvoll , einfach nur langweilig ist.
    Vielleicht wird es ja bald bei Sotheby’s für 20 Millionen versteigert.
    Die Dekanin ist wahrscheinlich geschäftstüchtiger als manche ahnen.

  13. @Tobias: Klar, den Kommentar von Paul S muss keiner lesen – aber es kann eben auch Leute von der Teilnahme abschrecken, wenn sie erst so weit scrollen müssen, um zu weiteren Kommentaren/dem Eingabefeld zu gelangen.

    Es wäre schön, ihn nach den ersten beiden Absätzen einklappen zu können. Ich habe mit dem Gedanken gespielt, ihn zu kürzen. Doch dann gibt es wieder Diskussionen über Zensur usw.

  14. @Elektroniker: Talare…

    …tragen die Professor*innen hier in den Niederlanden übrigens immer noch bei offiziellen Gelegenheiten.

    Zum Teil kann ich die Rituale (z.B. bei der PhD-Verteidigung) gutheißen, zum Teil bin ich auch nach bald 14 Jahren immer noch unentschieden.

  15. @irgendwer: Ich finde das Gemälde durchaus auch ironisch und witzig. So ist das eben bei Kunst. Wenn jemand dafür* 20 Millionen bezahlen will und kann, möge er/sie das tun. Der Maler ist inzwischen hochbetagt und wird damit wohl nicht mehr so viel anfangen können.

    * Oder besser, für ein NFT auf das Kunstwerk. (Non-Fungible Token)

  16. @ Mussi 13.06.2023, 13:40 Uhr

    Bei den politisch-gesellschaftlichen wellenartigen Gegenbewegungen“ dürfte es sich genau so verhalten, wie Sie vermuten. Das bedeutet allerdings nichts Gutes. Vor allem für diejenigen die sich irgendwie „geoutet“ haben, …..

    Man denke nur daran, kämen bei uns z.B. die Moslems oder die Nazis ans Ruder. Sind alle nur einen „Wellenschlag“ entfernt.

    „Freiheit und Respekt“ sind nicht so einfach zu definieren. Jeder versteht was anderes darunter. Die Menschen sind nun einmal unterschiedlich sensibel.

  17. @ Elektroniker

    Wenn Sie verstehen,dass gerade bzw. seit einiger Zeit der Faschismus versucht den Freiheitsbegriff zu kapern,dann werden Sie schlauer … 😉

  18. @ Elektroniker

    Denken Sie über Willkür und Freiheit nach,dann kommt das schon…

  19. @ Elektroniker – tip

    Einerseits wissenschaftsfeindlich sein und auf der anderen Seite seine Gegner als Ideologen bezeichnen. Merken Sie was?
    Das ist das vorsätzliche nutzen von Verzerrung im framing,der Kommunikation.

    Schwierig wird das gesellschaftlich,wenn das in der Wahrnehmung von Teilen der Bevölkerung als wahr verstanden wird.

  20. Gerade las ich ein Interview mit dem Künstlerpaar Gilbert & George, die sich darüber beklagten, dass ihre von der Tate Modern gekauften Kunstwerke noch nie in der Tate ausgestellt waren, denn die Tate stelle nur noch gerade angesagte, woke Kunst aus. Nur gerade angesagtes auszustellen, kann tatsächlich die Resonanz verstärken und mehr Publikum anlocken – bis dem Publikum auch das verleidet.

  21. Petra Müller bringt es auf den Punkt, hier geht es um weit mehr als ein bißchen “Korrektheit”
    Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, Rassismus gegen Weiße, Sexismus gegen Männer, die ganze Bandbreite der wokeness, die gleichzeitig die Bandbreite des Rechtsextremismus ist.
    Anders als die vorherrschende Doktrin es will, definiert sich rechter Extremismus nicht über die Gruppen, die vertreten werden, sondern über die Denkweisen, mit denen dies geschieht.
    Übrigens ist wokeness ein interessanter Begriff, im englischen gibt es den gar nicht, sondern bekanntlich nur als “woke up”.
    Übersetzen könte man ihn am ehesten mit “wach” oder “erwacht”, und das ist dann schon aufschlußreich.
    Die einen wolten ein “erwachtes Deutschland”, heute wollen sie ein “erwachtes Bewußtsein”.
    Wenn das mal vorbei ist, werden sich die Universitäten zu verantworten haben für ihren vorauseilenden Gehorsam, mit dem sie sich den “woken” angedient haben.

  22. @DH: Na ja, die Welt wird nicht gleich untergehen, weil ein paar Leute ein Gemälde abhängen. Die hier beschriebene Aktion ist zudem ein gutes Beispiel dafür, wie so eine Aktion nach hinten losgehen kann.

    Ich würde mir wünschen, dass wir ein Ideal für Gerechtigkeit für alle nicht als Widerspruch zu einer inklusiven Gesellschaft sehen: Der Grundkonsens sollten doch die Menschenrechte; dazu gehört eben auch die Meinungsäußerungsfreiheit. Etwas Kontroverse muss die Gesellschaft schon aushalten können. Und dafür steht seit eh und je auch MENSCHEN-BILDER.

  23. @ Schleim – Elektroniker

    Tritt bei Blume als Realo auf und ich halte ihn trotz mancher ‘festgefahrenen’ Meinungen und Ansichten für einen reflektierenden Menschen.
    Persönliche Sprache hilft manchmal bei der Erkenntnis.
    Also nix mit Anfeindung. Elektroniker und ich hatten schon so manchen Diskurs.
    Oder wie empfindet @Elektroniker das?

  24. @Stephan Schleim
    Ich sehe da auch keinen Weltuntergang, sehe aber schon (in Anfängen) eine Gefährdung der FDGO, das Abhängen von Bildern ist kein Pappenstiel.
    “Ich würde mir wünschen, dass wir ein Ideal für Gerechtigkeit für alle nicht als Widerspruch zu einer inklusiven Gesellschaft sehen.”
    Sehe ich genauso, nur wird das eben von jener Korrektheit angegriffen. Die Einen sind immer die Guten und erfinden ständig Diskriminierungen, während gleichzeitig gefaselt wird von kultureller Aneignung und von (alten) weißen Männern, die an allem schuld sind. Wo ist das inklusiv?
    Ich fürchte es sind v.a. die “Korrekten”, die keine Kontroverse aushalten (womit ich jetzt nicht Sie und Ihren Blog meine, in dem in der Tat frei gestritten werden kann.)

  25. @DH: Die Korrekten

    Das sehen wir ähnlich – aber dann stellt sich die Frage, ob man besser damit umgeht, indem man sich darüber tierisch aufregt, oder eher darüber lächelt bzw. mit einer gewissen Ironie reagiert. Letztere sieht man meinem Artikel hoffentlich an.

  26. @Stephan Schleim
    Man muß das schon ernst nehmen, weil es ernsthafte Folgen hat (die Haltung an sich, nicht dieses Bild im Speziellen).
    Gegen Weglächeln ist auch nichts zu sagen, und schon gar nicht gegen Ironie, die nicht zu übersehen ist im Artikel und immer gut ist gegen jede Form der Engstirnigkeit.
    Es gibt schließlich nicht nur den einen absoluten Weg des Umgangs, das wäre dann ja eine eigene Form der Korrektheit…

  27. DH: “Man muß das schon ernst nehmen, weil es ernsthafte Folgen hat.”

    Das ist erst einmal eine unbewiesene Behauptung.

    Vielleicht hat es vor allem darum “ernsthafte Folgen”, weil man es ernst nimmt? Dann würde mein Standpunkt Ihren mit- und wegerklären.

    Eine bessere Herangehensweise haben Sie noch nicht formuliert.

  28. @ Mussi 13.06.2023, 20:55 Uhr
    @ Stephan Schleim 13.06.2023, 19:06 Uhr

    Ich bin kein besonders sensibler Mensch, eher dickhäutig. Nehme keinem etwas übel. Bin sehr neugierig auf alle Sichtweisen und nehme sie gerne zur Kenntnis. Mir tut es leid, wenn ich öfter zu wenig sensibel bin und sich jemand beleidigt fühlt.

    Bei Herrn Blume bin ich gelegentlich eher nicht auf dem bei uns sozusagen „gewünschten Mainstream“. Bin ich eigentlich auch in diesem Blog nicht immer, aber Herr Schleim sieht das ganz locker. Ich nehme an deswegen, weil er nicht nur Philosoph ist, sondern auch noch eine fundierte Informatik Ausbildung hat.

    Einerseits bin ich zum Pazifisten geworden, andererseits denke ich sehr ökonomisch, nicht nur in der Heizungsfrage. Aber ich habe natürlich Verständnis dafür, dass Herr Blume seinen Blog „sauber“ halten möchte.

    Ich persönlich bin sehr froh über unsere Freiheiten, auch über unsere Politik, außer in der Ukrainefrage.

    Ich halte mich nicht für wissenschaftsfeindlich. Andererseits ist mir schon klar dass es Eifersüchteleien zwischen Fachgebieten und auch Widersprüche gibt. Entscheiden muss die Politik.

    Politiker mussten z.B. ehemals bei einer U Bahntrasse über die genaue Trassenführung entscheiden, als es um die Standfestigkeit eines berühmten Domes ging. Zwei in Ehren ergraute Wissenschaftler hatten gegenteilige Auffassungen….

    Mir ist einerseits klar dass es Ideologien gibt, eigentlich auch geben muss, aber die Ökonomie sollte berücksichtigt werden. Das ist mir auch aus ethischen Gründen wichtig, weil es auch bei uns viele Menschen gibt, die am Rand des „Abgrundes“ leben müssen und Ressourcen nicht sinnlos verschwendet werden sollten.

  29. @ Stephan Schleim

    Realo alias Elektroniker tritt im Blog von Michael Blume als sog. Klimaleugner auf, d.h. er leugnet, dass wir eine Klimakrise haben.

    Er hat sich mal verplappert, da flog auf, dass er zwei Pseudonyme benutzt.

  30. @ Paul Stefan 14.06.2023, 00:59 Uhr

    „Klimaleugner“ wäre ich höchstens aus Sicht eines „Klimaklebers“ oder „Klimafanatikers“.

    Ich halt es nur nicht für sehr zielführend, wenn wir in Europa z.B. nur Tempo 100 fahren dürfen und unsere Benzinautos und Ölkessel schnellstens „opfern“ müssen.

    Klimaforscher sind für Vorhersagen „zuständig“.

    Über die zu erfolgenden realistischen Maßnahmen sind die Fachwissenschaftler und als Entscheidungsträger die Politiker „zuständig“.

    Selbstverständlich leugne ich keine Klimaveränderungen, die es im Prinzip schon immer gegeben hat. Nicht einmal dass große Menschenmassen Einfluss auf die Ressourcen der Welt nehmen könnten.

    Ich benutze nicht nur 2 Pseudonyme, sondern habe, grob geschätzt, schon rund 50 benutzt. Jemand glaubte sogar, mir 17 Pseudonyme nachweisenzu können. Man kann halt nicht alles lesen….

  31. @ Elektroniker

    [Gelöscht; halten Sie sich bitte ans Artikelthema, siehe Diskussionsregeln. Was Sie persönlich über den Diskussionsteilnehmer denken, ist nicht Gegenstand dieses Artikels. Politische Debatten können Sie besser an einem anderen Ort führen. S. Schleim]

  32. Dann hat es Klick gemacht.
    Bei der Betrachtung des Gemäldes fielen die Worte ironisch und witzig. Damit wird dem Gemälde Leben eingehaucht. Oder ist es umgekehrt ?
    Vom Gemälde geht die Kraft aus. Und tatsächlich, als ich das Foto vergrößerte, wurden die alten Männer” lebendig”. Man macht einen Zeitsprung in das Bild hinein. Die Vergangenheit wird lebendig.

    Dazu fällt mir dieser Vergleich ein. Bei uns wurde eine Kirche renoviert. Dabei wurde ein zugestelltes Wandgemälde sichtbar. Es zeigte eine Familie in “biblischer Landschaft”.Gut zu erkennen war auch ein kleines Mädchen.

    Da meldete sich eine sehr alte Frau und sagte:”Das bin ich”.
    Und tatsächlich, die alte Frau war das kleine Mädchen auf dem Wandgemälde.
    Die Sache sprach sich herum und die Leute aus dem Ort gingen in die Kirche sich das Gemälde anzusehen.
    Für mich war das Wandgemälde auch ein Zeitsprung. Es lässt 80 Jahre verschwinden , es lässt die Vergangenheit wieder aufleben.

    Für die Dekanin in Leiden ist das Bild auch ein Zeitsprung in die Vergangenheit.
    Das Bild macht die Geschichte der Universität lebendig, es verbindet die Vergangenheit mit der Gegenwart.
    Und so ist auch die Fordererung des Künstlers zu verstehn, das Bild muss aufgehängt bleiben, am besten im Treppenaufgang wo jeder Student es sehen kann.
    Nachtrag: Mein Urteil von gestern war falsch, So ein Bild hat einen ideellen Wert und ist unbezahlbar.

  33. @Paul Stefan, Elektroniker: Was Diskutanten möglicherweise unter demselben oder einem anderen Namen in einem anderen Forum behaupten – und was dieser Forenbetreiber davon vielleicht hält, tut hier nichts zur Sache. Für mich klingt das übrigens nach Denunziantentum.

    Halten Sie sich bitte an die Diskussionsregeln, insbesondere ans Artikelthema.

  34. @ Schleim

    Schade,dass Sie meinen letzten Beitrag gelöscht haben.
    Die echauffierte Politikwissenschaftlerin regt sich über ein Bild auf, dessen Repräsentant auch Elektroniker ist.
    Aber naja, Ihre Regeln.

  35. @Mussi: Sie können hier doch über z.B. Kunst & Repräsentation oder die Aktion an der Universität Leiden diskutieren; ein paar Denkanstöße sind in meinem Artikel formuliert.

    In der von Ihnen gezeigten Ausführlichkeit die politischen Äußerungen eines anderen Diskussionsteilnehmers zu behandeln, gehört hier aber wirklich nicht hin und provoziert andere wiederum zur Reaktion, weswegen ich es mit dem Hinweis entfernt habe.

  36. @ Schleim

    Vielleicht stehe ja auf dem Schlauch,aber gerade die Niederlande haben Erfahrung im reformatischen Bildersturm.
    Die Hintergründe und warum es Wellen schlägt ist schon nicht unwichtig gerade wegen der politischen Zeiten.

  37. Mussi
    Die Reformation ging von den Niederlanden aus. Erasmus von Rotterdam hatte es verstanden, Kritik am Papsttum zu äußern. Und ein Bildersturm ist eine werbewirksame Maßnahme.
    Ein Symposium wegen eines Bildes ist “woke”. Egal, ob man positiv oder negativ dazu steht, man erkennt die Wirksamkeit von Bildern an.
    Ich persönlich bin dafür, dass Bilder, die die Geschichte aufzeigen ,wenigstens teilweise dort bleiben sollen, wo sie sind. Auch spätere Generationen haben ein Anrecht keine “weichgespülte Geschichte” vorzufinden.

  38. @Mussi: Sehr gut. Dann thematisieren Sie doch diese interessanten Hintergründe. Darum muss man einen individuellen Diskussionsteilnehmer hier nicht so vorführen. (Insbesondere dann, wenn man Gerechtigkeit & Fairness vor Augen hat.)

    “irgendwer” hat gerade einen Anfang gemacht.

  39. @ irgendwer

    Es geht ja eben nicht um ein singuläres Bild in einem Besprechungsraum einer Uni in den Niederlanden,sondern eben genau um die wokeness-Bewegung und deren Feindbilder, die auch andere Denkmäler,insbesondere der Kolonialherren schleift oder verunstaltet. Siehe gerade letztes Jahr.

    Und da sind wir wieder bei Bewegung und Gegenbewegung.

    Ich hätte das Bild schon alleine aus Sturheit hängen lassen und vielleicht ein neues von der Dekanin adäquat aufgehängt. Das würde einen Prozess zeigen und nicht nur Protest.

  40. Mussi
    junge Menschen erkennen noch nicht die Symbolkraft von Denkmälern oder Bildern. Über die müssen wir uns keine Gedanken machen.
    Wer bleibt übrig ? Ist das eine Diskussion im Elfenbeinturm?

    Junge Menschen werden erst hellhörig, wenn der Sarotti Mohr verschwindet oder der Mohrenkopf jetzt anders heißen muss, die 10 kleinen Negerlein total verschwunden sind. Dann kommt die Kardinalfrage, haben wir ein Anrecht auf Geschichte .
    Machen wir gerade nicht das gleiche wie die Kommunisten, die alle Spuren der bürgerlichen Gesellschaft verschwinden lassen wollten ?

  41. @ Schleim

    Es geht nicht darum,jemanden “individuell” vorzuführen,vor allem, wenn in Selbstbekenntnis ca. 50 nicknames benutzt werden.

    Wenn Sie es nicht gelöscht hätten,dann könnten wir jetzt Feindbilder diskutieren.

    [Sie können es nicht lassen, oder? Sicherheitshalber habe ich eine Kopie Ihres Kommentars behalten. Darin schrieben Sie zum Beispiel: “Entweder sind Sie troll oder Sie plappern einfach naiv mit Scheuklappen rechtskonservativ zu Befürchtungen.” Wenn Sie nicht verstehen, warum solche Äußerungen hier nicht hingehören, suchen Sie sich bitte ein anderes Forum. Und, persönlich: Wenn Sie nicht selbst als “plappernder Troll” wahrgenommen werden wollen, äußern Sie sich vielleicht etwas differenzierter. S. Schleim]

  42. @ irgendwer

    Nach meiner Wahrnehmung ist Wissenschaft schon längst aus dem Elfenbeinturm herausgekommen und es spielt sich auf der Strasse ab.
    Die ‘jüngere Generation’ hat im Angesicht der Krisen der Welt ein klares Bewusstsein darüber,wie sie entstanden sind und wer uns dahin geführt hat.
    Empfindlichkeit und Verletzlichkeit in aller Ehren, aber es geht wohl eher darum,wer wann wie Verantwortung dafür jetzt und zukünftig übernimmt.
    Und wenn man jung ist,protestiert man eher,da man noch keine Erfahrung mit Fremdverantwortung hat. Insofern ist das alles noch sehr weichgespült.
    Jedenfalls sind sie eher auf dem Weg für eine Gerechtigkeit für alle,auch wenn einiges übertrieben wirkt,als diejenigen,die ihre Schuld verteidigen.
    Darüber gibt es aus meiner Sicht ein klares Verständnis.

    Emanzipitationsbewegung ist halt nicht mehr nur Feminismus,auch wenn sie dort ihren Anfang hat.Und man sollte schon aufpassen,dass das nicht umschlägt.

  43. Mussi,
    gut gesprochen. Eine Antwort kommt später, du hast den Kern des Themas erfasst.- Wir kochen gerade Serbischen Reis. Der kann nicht warten und mit leerem Magen diskutiert sich schlecht.

  44. Natürlich war die Abhängung eine Kurzschlussreaktion und der Vorwurf ziemlich lächerlich. Vielleicht war das auch der Grund, warum am Symposium so wenig seinerzeit Empörte teilnahmen. Selbstverständlich sollte das Ausstellen bzw. Anbringen von Kunstwerken in einer Universität von einer Komission unter Vorsitz eines Kunsthistorikers entschieden werden, Büros von Mitarbeitern mal ausgenommen.

    Ist diese Aktion des Abhängens das Anzeichen einer gefährlichen Entwicklung?

    Wenn daraus ein Trend wird, kann es gefährlich werden. Die Absurdität und die Gefahren solcher Aktionen treten inzwischen deutlicher hervor.

    Die Kunsthistoriker in den Museen werden sich hüten, da zu forsch zu sein, die wollen letztendlich nicht ihre Wände leeräumen. Sollen das Amsterdam Museum und das Rijksmuseum seine berühmten Schützenbilder abhängen, die massenhaft Männer in Korporationen zeigen?

    In der Kunstgeschichte gibt es inzwischen das Problem der Umbenennung von alten Kunstwerken, die tatsächlich oder vermeintlich rassistische Titel tragen. Das betrifft dann auch die Datenbanken und würde viel Arbeit machen. Am RKD (das staatl. Institut für Kunstgeschichte der Niederlande) gab es die Idee, die Bezeichnung “Schwarzer” zu streichen oder zu ersetzen. Dem Schöpfer des Iconclass Index wurde Rassismus vorgeworfen, weil er problematische Begriffe benutzt haben soll.

    Ich hatte übrigens auch schon vor ein paar Jahren das Problem, dass mir angekreidet wurde, das ich in einem Bild einen schwarzen Diener als schwarzen Diener bezeichnet habe. Die ausführende Redakteurin (jung, hatte Magister, vielleicht Doktorandin) forderte mich energisch zur Streichung auf. Es gab eine hitzige Diskussion, die ganze Redaktion stellte sich gegen mich. Ich wurde über Rassismus belehrt, bekam unsinnige “Verbesserungs”-Vorschläge, bloß wegen zweier Worte. Ich habe mich dreimal beschwert, dass der Tonfall, ich solle “zwingend” diese Wendung entfernen nicht angebracht sei, dann gab es eine wachsweiche, formelle Entschuldigung der Redakteurin (ganz im Stil, wie sie von Politikern kommt). Ich hätte den Text völlig ohne die Erwähnung eines schwarzen Dieners auf einem Gemälde schreiben können, aber ich wollte wissen, was passiert, wenn ich es mache. Das Ergebnis ist hoffentlich eine Lehre, es mit der Zuspitzung des Hinterfragens nicht zu weit zu treiben, es hat disruptives Potential, das in keinem Verhältnis zum Aufklärungswert steht. Unsere kulturelle Tradition ist nicht “sauber” und wir können sie auch nicht nachträglich “sauber” bekommen. Das gilt aber sicherlich für alle Kulturen.

    Insgesamt halte ich die “Woken” aber noch für deutlich diskursfähiger und weniger aggressiv als die Rechten bis Rechtsextremen, die das Thema für einen Kulturkampf benutzen wollen, siehe die Entlassung der Lehrerin, die in Florida ein von Michelangelos David in einer Grundschule zeigt.

    Vielleicht ist inzwischen aber vielen klar geworden, dass wir dringendere Probleme haben, als reihenweise Kunstwerke zu hinterfragen und dann abzuhängen. Ich finde es auch etwas bizarr, mit welchem Eifer die zweifellos problematische Vergangenheit (Kolonialismus, Rassismus, Sexismus) aufgeräumt und verurteilt werden soll, während uns zugleich die Zukunft wortwörtlich abbrennt.

  45. @Paul Stefan: Über Probleme sprechen vs. sie zu lösen

    Interessantes Beispiel. Fight racism or hide racism?

    Es gab letztes Jahr zum Holocaust-Gedenktag (für das Video nach unten scrollen) diesen besonderen Fernsehmoment, als die tagesschau24-Journalistin den Vorsitzenden vom Zentralrat Deutscher Sinti und Roma fragte, ob er sich freue, dass man jetzt nicht mehr “Zigeunersoße” sage.

    Nach einem Moment der Stille reagierte der weise:

    Wir beschäftigen uns nicht damit, wie man Soße nennt, sondern mit der Diskriminierung von Sinti und Roma bei der Wohnungs- und Arbeitssuche und der Anerkennung unserer 600-jährigen Geschichte. (Romani Rose)

    Man muss aufpassen, wenn Menschen in privilegierten Positionen meinen, für Menschen in ganz anderen sozialen Positionen das Fähnlein zu schwingen: Denn vom Reden allein wird die Welt oft nicht besser.

    Übrigens ist mir der Saal über Sinti- und Roma-Kultur der letzten Documenta in Karlsruhe beeindruckend in Erinnerung geblieben.

  46. Verbieten geht, ist auch gerechtfertigt!
    Wenn so bebildert wird, im sexistischen Sinne.

  47. @ Schleim – troll

    Ja, ich habe eine Botschaft: Ohne Schutz der Lebensgrundlage Natur und Ökologie kein Kulturkampf. Diesen Grundsatz verteidige ich.

    Momentan geht es noch eher anders rum.

    Das spiegelt sich auch bei Paul Stefan wieder. Insofern erleben wir auch hier eine Zeitenwende. Wir sind mitten drin.

    Stimmt die Lebensgrundlage,dann könnte das kulturelle hin und her sogar Spass machen.

  48. Mussi,
    Besteht ein öffentliches Interesse am Abhängen von Bildern ?
    Ist die gegenwärtige Jugend politischer als vorhergehende Jugendliche ?
    Worin zeigt sich das Verantwortungsgefühl der Jugend für die Gesellschaft ?

    zu 1) es besteht kein öffentliches Interesse
    zu2 ) die Anzahl der Klimaaktivisten wird auf maximal 2000 geschätzt. Ohne Kommentar
    zu 3) bei Fridays for Future waren es die spontanen Schülerproteste

    die Politik zeigt dagegen Flagge. Ob sinnvoll oder weniger sinnvoll, das sei noch offen.
    Der Umstieg auf E-Autos ist das richtige Signal. Der Ausbau von Windkraft und Solaranlagen ist auch sinnvoll
    Bei der Herstellung von Kunststoffen ist ein Ausstieg nicht möglich.
    Der Versuch Kunstoffe zu recyclen scheitert an den Möglichkeiten.

  49. @Stephan Schleim: – Fight racism or hide racism?

    Ich muss da nochmal genau nachfragen: das Problem sei also, das Gemälde – “sende ein falsches Signal aus.”?

    Meine Frage lautet: hat wirklich niemand gemerkt, was für ein “Signal” dieses Bild aussendet?

    Besser kann man sich doch kaum über diese selbstverliebte Gilde lustig machen, die in ihrer Ignoranz alles einnebelt.

    Sie haben ja den Künstler zitiert –
    Das Gemälde vermittele einen guten Eindruck der damaligen Zeit: Nur rauchende Männer, keine Frauen. Der Rauch habe alles blau gefärbt. Zudem sei das Kunstwerk ironisch gemeint. – hat niemand damit argumentieren können, dass das “gewollte Signal” – dass diese Autoritäten albern seien – vorhanden sei?
    Es dekonstruiert doch deren Autorität, unterläuft ihre Machtstellung durch diese Darstellung, zeigt sie als eingebildete Personen, nicht als “Götter in Weiß”.

    Das ist es, was mich aufregt: es ist doch nicht “augewacht”/woke, nicht zu bemerken, wenn man bestätigt wurde.
    Da wird ja nicht mal mehr gegen Windmühlen gekämpft, das ist reiner Aktionismus mit einer fetten Prise arroganter Ignoranz – also genau das, was die “old boys” auf dem Bild darstellen.

    Mir gefällt das Bild. Müsste ich mit einem solchen Bild im Raum arbeiten, mir würde schon was einfallen, um seine “eigentliche” Bedeutung zu unterstreichen; vielleicht ein Portrait von Hannah Arendt und was über die “Banalität des Bösen”.

    Mich ärgert dieses Fehlen von Humor und allein darauf dann aufbauenden Vorschriften.
    Mit rechts/links hat das in meine Augen wenig bis gar nichts zu tun. Es ist genau der autoritäre Mist, gegen den es angeblich geht.

  50. @Viktualia: Sie hätten auf dem Symposium vortragen sollen! Dann hätte es bestimmt auch eine interessantere Diskussion gegeben.

    Um das Kunstwerk so interpretieren zu können, muss man nachdenken. In diesem Fall haben Leute wohl schneller getwittert und gehandelt als gedacht.

  51. Ironisch oder realistisch ?
    Wenn man vorher die Bilder von Otto Dix gesehen hat, dann steckt eine Menge Kritik darin. Der Maler als Zeitzeuge, der hat so gemalt wie er es erlebt und gefühlt hat. Wenn er noch lebt, ein Telefonanruf reicht.
    Meine persönliche Meinung: Das Bild zeigt nicht nur die Realität sondern auch die Stimmung und den Zeitgeist. Das ist doch der Unterschied zu einem Foto, Der Maler zeichnet das, was man nicht sieht, sondern fühlt.

  52. @ Viktualia

    Ich habe gerade mal ” ausleben” in google eingegeben. Es kommen zwei Begriffsdeutungen:
    a. das Leben geniessen und kosten,es ausreizen
    b. sie hat Ihren Hass auf ihren Vater noch nicht ausgelebt

    Die Männer des Bildes würde ich a. zuordnen.
    Die Politikwissenschaftlerin b.

    Ein Konflikt in der Wahrnehmung und Intention zwischen Humor und Ernst.

    Das dürfte die wahre Kontroverse sein: wer gibt und nimmt,wer erlaubt ( sich) und rechtfertigt (sich) ausleben.

    Das bestimmt im wesentlichen auch die Verbotsdebatte.
    Wer das Leben geniessen kann, der hat in der Regel einen entspannteren Blick auf Konflikte und geht gelassener durchs Leben…

  53. Ich meine, „Bilder“ oder auch alle anderen „Wahrnehmungen“ werden nach „Mustern“ beurteilt. Darauf dürfte die Informationsverarbeitung im Gehirn beruhen.

    Wie auch sonst, als an den „Mustern“ hätte der „Steinzeitmensch“ einen „Säbelzahntiger“ erkennen können um sich zu verstecken, sonst hätte er nicht überlebt.

    Rassistische (und auch andere) Merkmale sind letztlich „Muster“ die die Zugehörigkeit zu einer Gruppe mit ungefähr gleichen Interessen anzeigen. Auch das war bedeutsam, weil es Schutzmechanismen gibt, um vom Schutz durch die eigene Gruppe zu profitieren.

    Die Ukraine möchte z.B. dringend in die Nato um vom „Gruppenschutz“ zu profitieren.

    Hebelt man die bestehenden „Gruppenschutz Mechanismen“ aus, zerfallen Staatsgebilde und werden ersetzt durch „herumziehende Banden“. Dabei entstehen vermutlich noch mehr Schäden, als durch sich gegenseitig bekämpfende Staaten. Letztlich könnten sogar A,B,C Waffen in die Hände von Banden gelangen.

    Ein Staat in dem nicht bestimmte auch hierarchische Regeln beachtet werden, verkommt. Die Bewohner schließen sich zu Banden zusammen, die sich ihre Regeln selber machen und andauernd darum kämpfen….

    Aber praktisch auch jede andere Entscheidung wird aus der Bewertung von „Mustern“ abgeleitet.

    Ein Vermieter sucht sich den Mieter (nach Beurteilung von „Mustern“) den Wohnungsbewerber aus, von dem er erwarten kann, dass er viel verdient um eine möglichst hohe Miete zahlen zu können, womöglich den ganzen Tag im Job und kinderlos ist. Ein Kleinverdiener mit Frau, 5 Kindern und einen Hund ist weniger attraktiv als Mieter.

    Dieses „Grundprinzip“ zieht sich durchs ganze Leben. Man kann versuchen dies zu beweinen, es zu ignorieren, zu unterlaufen, oder reagieren wie die „Bilderstürmer von Leiden“. Aber wer es nicht beachtet geht unter, bzw. hätte bald nur noch einen „Trümmerhaufen“ zu vermieten….

  54. @ Elektroniker

    Ohne Regeln und ein Minimum an Hierachie wird es nicht gehen. Da stimmen wir überein.
    Aber wenn ich im Spiegel lese,dass Putin in einem präsidialen System bei seinem Auftritt vor Militärmenschen selbstgefällig und ohne Plan gewirkt habe,dann werde ich durchaus mehr als kritisch.
    Das ist jetzt aber wirklich am äußersten Rand einer Interpretation des Bild abhängen,aber irgendwie auch mitten drin,oder?

  55. Autoritärer Mist ?
    Ohne Autorität gibt es keinen “Inneren Frieden”.
    Der Schiedsrichter auf dem Fußballplatz wird akzeptiert, weil es ohne ihn kein Spiel ohne Verletzte gibt.
    Die Verwaltung einer Universität genießt Autorität, solange sie keine großen Fehler macht.
    Was wirft man den Leuten auf dem Ölgmälde vor. Dass sie gelebt haben. ??
    Soll jetzt die Vergangenheit beweint werden.??

    Leute, lasst die Kirche im Dorf, lasst die Bilder hängen.

  56. @ irgendwer

    Wir könnten jetzt auch noch das Thema ‘Vorbild’ hineinziehen: die Dekanin könnte sich mit ihrer Frauenrunde rauchend und saufend darstellen lassen und hätte an der gegenüberliegenden Wand gepasst… 😉

  57. @ Mussi 15.06.2023, 11:10 Uhr

    Zitat: „Wer das Leben geniessen kann, der hat in der Regel einen entspannteren Blick auf Konflikte und geht gelassener durchs Leben…“

    Das sehe ich auch so.

    Ich sehe das Bild zwischen „Bedeutungsvoller Arbeit, Ernst, Genuss, ein Schuss Lebensfreude und Humor“.

    Das Handeln der Politikwissenschaftlerin, ihre „verstecken“ psychischen Motivationen sind natürlich auch immer höchst interessant für Psychologen.

    Diese besonderen „psychologischen Aspekte“ sind für die Öffentlichkeit normalerweise eher „verborgen“.

    Zitat: „Das dürfte die wahre Kontroverse sein: wer gibt und nimmt,wer erlaubt (sich) und rechtfertigt (sich) ausleben.“

    Das ist ein wichtiges Thema in unserer Zeit…..

  58. @Stephan Schleim – “muss man nachdenken” – über die Formulierung musste ich nicht lange nachdenken und um es so zu empfinden überhaupt nicht. (Sieht man das nicht auf den ersten Blick?)

    Allerdings habe ich eine Weile gebraucht um das Problem auf “akute Humorlosigkeit” zu reduzieren und das Unausgeschlafene am Woken “Anspruch” formulieren zu können.
    —————
    @Mussi – “ausleben” – ich möchte beiden Interpretationen widersprechen – (nicht google, sondern diesem Bezug zum Werk, bitte nicht persönlich nehmen):
    a – die genießen nicht “das Leben”, so wie ich Genuss verstehe, sondern höchstens ihre Macht. (Meine Deutung entspricht da womöglich nicht dem Zeitgeist, aber für “Genus” muss etwas doch aus dem Alltag hervorstechen); die feiern mir eher ihre chronische Abstumpfung.

    Und zu b: (Ich muss bei dem Thema dauernd an das Bild “Die Jungfrau züchtigt das Jesuskind…” denken – hängt in Köln https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Jungfrau_z%C3%BCchtigt_das_Jesuskind_vor_drei_Zeugen:_Andr%C3%A9_Breton,_Paul_%C3%89luard_und_dem_Maler) Natürlich leben die ein Gefühl aus, das sie anerzogen bekommen haben, “von nichts kommt nichts”, denke ich. (Es ging mir aber um Humor, nicht um “Schuldzuweisung”.)
    Diese autoritären Fatzkes sind (in meinen Augen) nicht “schuldig” im Sinne von “auf Unterdrückung aus”, sie sind “nur” blind dafür, was das Leben eigentlich lebenswert machen könnte.
    —————–
    “Humor” ist, in diesem Sinne, eine Waffe, reale “Sprachmacht”.
    Sie entmachtet nicht, indem sie ein drittes oder noch mehr Geschlechter postuliert, sondern indem sie “Macht” mit der Verantwortung, zu der sie verpflichtet – oder der Ohnmacht, mit der sie sich hält – in Verbindung bringt.
    ———
    @Mussi – ich widerspreche also nicht der Deutung b für die Politikwissenschaftlerin; die Gute scheint auch noch nicht so recht begriffen zu haben, worin ihr “Privileg” eigentlich besteht: nicht die Vergangenheit zu verändern, sondern die Zukunft “lebendiger” gestalten zu können.
    ————-
    Ein Konflikt in der Wahrnehmung und Intention zwischen Humor und Ernst.
    Ein schöner Satz, da werde ich noch ein wenig drüber denken.

    Ich wurde mal gefragt, ob “Ablehnung” eigentlich eine Beschäftigung sei. Formal natürlich nicht, da man sich ja mit dem Abgelehnten nicht beschäftigt, aber da “Ablehnung” als solche die Aufmerksamkeit – und damit die Wahrnehmung – lenkt, bestimmt sie sehr wohl, womit man sich überhaupt beschäftigen kann. “Ablehnung” selektiert so gesehen unsere Wahrnehmung (bzw. unsere Wertungen.)
    Und Humor ist einer der wenigen Faktoren, die diese “Wahrnehmungsgrenze” überwinden können, denke ich.
    (Nicht “Genuss”, den würde ich eher als “Trost” einordnen; etwas, das einen motiviert, es mit dem “Alltag” aufzunehmen. Aber mein Fokus liegt bei “Sprache”, nicht bei Empfindungen.)

  59. @ Viktualia

    Macht kann ein Genussmittel sein. Übrigens auch für Frauen (sex).
    Ich sehe das dann auch grenzwertig bei Sucht.

  60. @ Vikualia

    Ablehnung ist ein hartes Schwert. Akzeptiertheit,beides ist Grundlage von Evolution.
    Wir können uns bei beidem schlecht ‘wehren’,so meine Einschätzung,oder?

  61. @ irgendwer

    Wir driften immer mehr in Nebensächlichkeiten ab, und übersehen den Blick aufs Wesentliche.

    Mit Schrecken denke ich daran, wenn ein kleiner Junge einmal seine Papa fragt, „warum war der Hitler so böse“?

    Der Vater, weil er es in den Medien dauernd so wahrnimmt, womöglich antwortet, „er hat das Wort Umvolkung“ benutzt…. was von den Medien extrem verabscheut wird.

    Das ist eine extreme „Verniedlichung“ des ehemals tatsächlich realen Mordgeschehen, dass in „Vergessenheit“ geraten könnte.

  62. @Elektroniker – (ich lege ihnen dringend den Abschnitt über “Ablehnung” – im Kontext von Mustererkennung – ans Herz.)

    @all – ich möchte ganz allgemein was zur “Gruppenmentalität” sagen.
    Da gibt es ja diesen Aufreger darüber, dass wir Weiße alle rassistisch seien. Und ich sage: Ja, kann ich nachvollziehen.

    Denn das “Problem mit der Gruppe” fängt viel früher an – es ist ein “psychologischer Grundkonflikt”: werde ich noch geliebt, wenn ich eine eigene Meinung habe? Zuerst von den Eltern, dann in der Gemeinde.

    Und wenn Mensch nicht für sich selbst – gegen die Gruppe – einstehen kann, kann er es auch nicht für andere Gruppenmitglieder, geschweige denn für Menschen außerhalb dieses Bezugsrahmens.

    Wenn mir eine farbige Person sagt, ich sei erst dann keine Rassistin, wenn ich mich aktiv für Farbige (also Nichtmitglieder meiner Gruppe) einsetze, dann hat sie Recht.
    Denn wenn ich das unterlasse, dann nicht, weil ich eine mir unbekannte Person nicht mag, sondern weil damit meine Angst vor der eigenen Gruppe manifestiert wird, deren Ablehnung.

    Ich gehe davon aus, dass ich, um “nicht rassistisch” sein zu können, zu allererst für mich selbst einstehen können muss, dann für jemanden aus “meiner” Gruppe und erst, wenn ich derart “charakterfest” (also unabhängig von der Meinung anderer) bin, kann ich mich auch für Menschen, die “nur” ihr Mensch Sein mit mir teilen, einsetzen.
    ———————————
    “sind für die Öffentlichkeit normalerweise eher „verborgen“.”
    Tja, aber, “Persönlichkeit” tut den Trick…
    (Ich konnte mir den Sprachwitz jetzt nicht verkneifen.)

  63. @Mussi – das mit der Macht als Genuss- bzw. Suchtmittel ist ein ausgesprochen guter Punkt.

    Zur “Ablehnung” – ? Ja, klar, “hartes Schwert”, aber das war auch nicht als direkte Handlungsempfehlung gemeint, sondern als Tatsachenfeststellung.

    In meiner Einschätzung können wir überhaupt erst anfangen, uns “dagegen zu wehren” (also damit umzugehen), wenn wir über solche Grundlagen orientiert sind.

    Ich versteh die Frage nicht wirklich, gegen “Grundlagen der Evolution” können wir uns natürlich nicht wehren, aber an Ablehnung (blinden Flecken) oder Akzeptanz (bestehender Machtverhältnisse?) können wir durchaus schrauben.

    Vor allem muss man ja, wenn man bei sich selbst was ändern konnte, mehr Geduld als vorher mit denen haben können, die es noch nicht geschafft haben. Und spätestens dann ist so ein “Hintergrund” von Nutzen.
    (Sonst kommt man mit so schrägen Kisten wie dass Dreads plötzlich als “kulturelle Aneignung” und nicht mehr als Solidaritätsbekundung gesehen werden “sollen”, gar nicht mehr klar.)

  64. @ Vikualia

    Den Umschwung vom weißen Eroberer zum weißen Buhmann der Welt muss man erstmal hinkriegen.
    Da hat auch die Wissenschaft gebraucht.

    Wenn Ihre Definition von selbst stimmt,dann bin ich auch kein Rassist,wenn ich mich nicht um andere Gruppen aktiv kümmere, ihnen aber Selbstermächtigung zu meinem eigen Nachteil zugestehe bzw. akzeptiere!

  65. @ Viktualia 15.06.2023, 13:58 Uhr

    Zitat: „Wenn mir eine farbige Person sagt, ich sei erst dann keine Rassistin, wenn ich mich aktiv für Farbige (also Nichtmitglieder meiner Gruppe) einsetze, dann hat sie Recht.“

    Das sehe ich differenzierter. Wenn es um „Mitmenschlichkeit“ geht, wäre mir die „Rasse“ egal.

    Nicht aber wenn es um „Gruppeninteressen“ geht. Dann ist man der eigenen Gruppe verpflichtet, sonst stellt man sich gegen die eigene Gruppe und ist ein „Verräter“.

    Im Herkunftsland Ihrer „farbigen Person“ (in deren Gruppe) würde man es genau so sehen.

    Hilfsbereitschaft über alle Rassen hinweg, ist immer gut. Aber gruppenbezogene „Privilegien“ muss man sich „erarbeiten“. Die können einem nicht einfach „nachgeschmissen“ werden.

  66. @Mussi – ich hab doch gar nicht “das Selbst” definiert, sondern Schlüsse aus dem “psychologischen Grundkonflikt” gezogen und eher über “Schwierigkeiten mit der Gruppendynamik” geschrieben.

    Natürlich wäre es angemessen, “anderen” Gruppen zuzutrauen, für sich zu sorgen, aber es ging doch um den Fall, dass ein Mitglied einer solchen Gruppe von Mitgliedern der eigenen – grundlos – angegriffen, bzw. ausgeschlossen wird. (“Diskriminierung” definiert sich ja so, dass die dem Urteil zugrunde liegende Wertung oberflächlich, also substanzlos ist. Andere Farbe = schlechter Mensch, ohne den Charakter zu berücksichtigen.)

    Dummheit bleibt dumm, egal, wer es tut. Unter “Selbstermächtigung” stelle ich mir was anderes vor.
    (“Mit allen teilen” ist doch kein “Nachteil” für uns einfache Leute. Wenn sich Macht durch Verantwortung definieren würde, fiele nur “Ohnmacht” weg.)

    @Elektroniker – das meinen sie nicht wirklich ernst, hoffe ich. Oder?
    Das mit der Mitmenschlichkeit kann ich nachvollziehen, das mit dem “Verrätertum” gar nicht.
    Also das die mich dann so sehen, ja, das war das Problem – aber wird es dadurch wahr und der Angegriffene “böse”? Nur, weil die das sagen?
    (Ich will nicht ins o.t. gehen, aber das, was sie da meinen, nennt sich “kognitive Dissonanz”, dass man sich irgendwie zurecht erklärt, was man “gegen das eigene Gewissen”(also die eigene Menschlichkeit) macht, um weiter “dazu” gehören zu können. Und natürlich sind Schwarze “auch nur Menschen”.)

    Wenn das irgendwann mal aufhören soll, muss ja wer da sein, der damit anfängt. Mit dem “Mehrheitsargument” ersticken sie nur die möglichen Anfänge. (Sie jetzt nicht, hoffe ich jedenfalls…)

    “Privilegien erarbeiten” Ja, indem man Verantwortung für Menschlichkeit übernimmt und die, die innerhalb der eigenen Gruppe unmenschlich handeln, ausgrenzt.
    Sozusagen Diskriminierung diskriminiert, also berechtigterweise was ausschließt, ein “fundiertes Urteil abgibt”.
    (Menschen sind doch nicht durchweg gut, oder nur böse; sie sind Individuen, die Orientierung brauchen.)

  67. @ Viktualia

    Ablehnung und Akzeptierheit in der Evolution sind übertragen/synonym Konkurrenz und Kooperation,vereinfacht.

  68. Leute, all das was ich gerade lese, das lest Ihr aus dem Abhängen eines Bildes heraus. Das ist mir zu hoch. Kognitive Dissonanz und Verrätertum, der Volksmund sagt dazu : “Mit den Wölfen heulen”.

    Ich bin raus !

  69. @ irgendwer

    Der Volksmund ist meistens ” schneller” und Ausgangspunkt für Wissenschaft 😉

    Korrekt hieße es,was die Politologin betrifft: mit den Wölfinnen heulen 😉

    Bleiben sie dran, mitmachen,Schlüsselwörter nacharbeiten,mitmachen …

  70. @ Elektroniker:
    “Der Vater, weil er es in den Medien dauernd so wahrnimmt, womöglich antwortet, „er hat das Wort Umvolkung“ benutzt…. was von den Medien extrem verabscheut wird.”

    Hitler hat Umvolkung betrieben! Mit Millionen Toten! Es geht nicht um einen Wortgebrauch, es geht bei Hitler um Verbrechen. Und jetzt behaupten Rechtsradikale, dass uns in Europa wieder eine Umvolkung drohe. Und Sie verharmlosen diese hanebüchene Verhetzung als mediale Geschmacksache.

    [Gekürzt. Halten Sie sich ans Diskussionsthema! Ich habe das gerade geprüft: Der Ausdruck “mediale Geschmacks(s)ache” kommt hier überhaupt nicht vor. Verwechseln Sie hier nicht ständig Ihre Gedanken/Projektionen mit den Aussagen anderer Diskussionsteilnehmer. Nochmal: Das hier ist ebenso wenig ein Forum für Denunziantentum wie für die Verbreitung nationalsozialistischen Gedankenguts. S. Schleim]

  71. @ Schleim

    Ich schätze Sie und Ihren blog.

    Aber letztendlich sind sie doch ein Feigling…

    [Sie haben hier jetzt Hausverbot und brauchen hier nicht mehr aufkreuzen. S. Schleim]

  72. @Mussi – Danke für die Erläuterung, da hatten wir ein kleines Missverständnis. Ja, “Konkurrenz und Kooperation” als Motoren der Evolution kann ich sehen, aber mir ging es nicht um den Gegenspieler von Kooperation; bzw. den “Konkurrenten” nimmt man ja noch wahr, sieht ihn aber nicht mehr als gleichberechtigten Mensch. Ich meinte diskriminieren (“vernichten”) nicht konkurrieren/gewinnen wollen.

    Mir ging es darum, dass innerhalb eines Menschen auch “Selektion” stattfindet und diese selektive Wahrnehmung dadurch beeinflusst wird, dass ich “etwas” ablehne.
    Ich fälle dieses “Urteil” und sorge damit dafür, dass weitere Informationen über dieses “etwas” nicht zu mir durchdringen. (Eine Art negative Bestätigung, die dann reflexhaft abläuft.)

    Konkurrenz findet außen statt, ich meinte, was in einem drin passiert, wenn man etwas ablehnt.
    ————————————-
    Und weil das ganze hier ja im Kontext “komische Postmoderne” stattfindet:
    wenn ich mir das Gerangel um Geschlechtsidentitäten anschaue, frag ich mich manchmal, ob die überhaupt noch Fortpflanzung und Überlebenskampf auseinander halten, vor lauter Dekonstruktion und Konstruktivismus.

    Kann aber jetzt nicht beurteilen, ob ich damit ihr “Konkurrenz und/oder Kooperation” treffe – bzw. muss vorwarnen: ich fürchte, ich sehe sowohl bei den Belangen der Fruchtbarkeit Konkurrenz (des gleichen Geschlechts, bei Heteros) und Kooperationsmöglichkeiten mit dem anderen; als auch dass beim Überlebenskampf beide Geschlechter zur Kooperation herangezogen, wie als Konkurrenten betrachtet werden können. (Da ginge es dann nicht um gleiches/anderes Geschlecht, sondern um eigene/andere Gruppe.)
    “Vereinfacht” ist wahrscheinlich was anderes, aber ist das nachvollziehbar?

    (Irgendwie “erklärt” das – für mich – auch die verdrehte Situation um das Bild, die quasi unerkannt gebliebene Kooperation, weil “Konkurrenz” angenommen wurde. Dabei ist dann die Pointe untergegangen.)

    Wir können uns bei beidem schlecht ‘wehren’,so meine Einschätzung,oder?
    Ich glaube ja, dass es gar nicht um “wehren” oder so was geht, sondern um Differenzierung.
    Einmal der Identität, der eigenen; bzw. im Allgemeinen, was “Macht” eigentlich ausmacht.
    (Wie also z.B. Sprachmacht Diskriminierung perpetuieren, aber auch auflösen kann, wenn objektiver geurteilt wird.)

  73. @Mussi, Paul Stephan: Niemand hat Sie hier zum Hilfssheriff auserwählt. Ich weiß nicht, was Nutzer XY an Ort Z gesagt hat. Ich habe andere Dinge zu tun – und will hier auch nicht den “Aufpasser” spielen müssen.

    Was ich aber weiß, ist, dass Sie partout Schwierigkeiten haben, sich an die doch eher bescheidenen Diskussionsregeln von MENSCHEN-BILDER zu halten. Wir haben hier jetzt ca. 35.000 Kommentare und die allermeisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer verstehen die Grundregeln.

    Die Diskussion wird jetzt geschlossen. Danke an alle, die sich hier ernsthaft mit dem Thema beschäftigt haben.

  74. @Stephan Schleim
    “Vielleicht hat es vor allem darum “ernsthafte Folgen”, weil man es ernst nimmt? ”
    Eine Kritiker-Verursacher – Umkehr….
    Es gibt viele im Land, die betroffen sind von Mobbing durch Migranten oder Gewalt durch Frauen, um nur zwei Folgen zu nennen.
    Es hat sehr wohl mit politischer Korrektheit zu tun, daß das kaum thematisiert wird und man sogar diffarmiert wird wenn man es anspricht. Und jetzt seien Sie so gut und verweisen nicht auf die wenigen Stellen wo das mal stattfindet, das sind in der Regel Randerscheinungen.

    [Danke für den Hinweis. Ich wurde selbst schon diffamiert, nur weil ich auf die Jahr für Jahr wieder bestätigte Tatsache hingewiesen habe, dass laut der polizeilichen Kriminalstatistik des BKAs Männer die häufigsten Opfer von Gewaltverbrechen sind – allerdings meistens auch die Täter; auch wurde mir darum schon mit dem Anwalt und dem Gang vors Gericht gedroht. “Migranten” halte ich hier für keine sinnvolle Kategorie, da diese Menschen teils aus ganz anderen Kulturkreisen kommen und teils wirklich schlimme Traumata (einschließlich) Folter miterlebt haben; solche Leute habe ich schon getroffen. Übrigens bin ich selbst Migrant. Ein Andermal dazu mehr! S. Schleim]