ISON-Vortragsabend in Darmstadt
BLOG: Go for Launch
Zunächst ein kleiner Abschweif in die Kategorie dumm gelaufen: In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag landete ein übergroßes Transportflugzeug vom Typ Boeing 747 Dreamlifter auf einem Flugplatz in Wichita, Kansas, um dort Rumpfkomponenten für das Verkehrsflugzeug Boeing 787 von der Fertigungsanlage von Spirit Aerospace abzuholen. Nur vertaten sich die Piloten um einige Kilometer: Anstatt auf der Luftwaffenbasis McConnell landeten sie auf dem kleinen Jabara Airport. Eine beachtliche Leistung, in jeder Hinsicht. Jetzt haben sie das Problem, mit ihrem Riesenbrummer von der kleinen Startbahn wieder hoch zu kommen. Natürlich kann man das Flugzeug so leicht machen wie möglich. Kritisch ist der Start aber nicht nur wegen der bis zum Abheben erforderlichen Strecke, sondern auch wegen der Sicherheitsmargen, die man braucht, falls der Start abgebrochen und das Flugzeug wieder zum Halten gebracht werden muss. Ein Startversuch soll heute gegen Mittag lokaler Zeit, also gegen 19:00 mitteleuropäischer Zeit durchgeführt werden. Viel Glück, Jungs.
Und hier gleich noch eine weitere nette Panne: In der US-Zeitung “Seattle Times” erschien gestern eine ganzseitige Anzeige der Lobby-Gruppe “Washington Aerospace Partnership”, die dafür eintritt, dem Flugzeughersteller Boeing die Ansiedlung der Montage der Boeing 777X im Staat Washington zu versüßen. Hier ist diese Anzeige. Schönes Bild eines kurvenden Flugzeugs … Es gibt da nur ein kleines Problem: der gezeigte Flugzeugtyp ist keine Boeing, sondern es ist eine A-319 vom Erzrivalen Airbus. Autsch.
Zum eigentlichen Thema: Hoffentlich nicht dumm laufen wird ein Vortragsabend am Abend des Dienstag, 26. November 2013, zum Thema Kometen, ihre Beobachtung aus der Ferne und Nähe und insbesondere natürlich zum aktuellen Stargast am Himmel, C/2012 S1 (ISON). Beginn ist um 19:30. Der Ort ist das Haus der Vereine in Darmstadt-Eberstadt. Die Vortragenden werden Einiges zum Thema Kometen im Allgemeinen sagen, zur Historie ihrer Beobachtung, erst mit Teleskopen, dann mit Raumsonden. Auf die ESA-Sonde Rosetta wird in diesem Zusammenhang besonders eingegangen. Diese wird erstmals in der Geschichte der Raumfahrt eine Langzeitbeobachtung eines Kometen aus der Nähe vornehmen und dabei zusätzlich auch noch eine kleine Landesonde absetzen. Dann wird der neueste Stand zum Kometen ISON, der dann zwei Tage vor seinem Perihel stehen wird. Gesetzt den Fall, er hat sich bis dahin nicht zerlegt und bleibt auch noch nach dem Perihel intakt, kann er erst morgens, dan auch abends beobachtet werden – hier erfahren Sie wie und wo.
Zu der Flugzeuganzeige:
hm… da muss man die Maschienen aber schon genau kennen, um den Fehler zu sehen. Mir wäre das nicht aufgefallen.
Andere Frage:
Haben Sie die Fragen in diesem Kommentar gar nicht gesehen?
Doch, ich habe den Kommentar gesehen, aber ich hatte gerade keine Zeit, da noch weitere Recherche zu betreiben. “SP” steht für “Special Publication”, was auch immer das bedeuten mag. Viele der Dokumente dieser Art sind auch online verfügbar. Allerdings stehen die alten Publikationen nicht unbedingt immer in Zusammenhang mit reallen Missionen. Die ESA studiert so manches, was später nicht umgesetzt wird.
Special Publication… – hört sich auf jeden Fall schon mal sehr wichtig an. Das viele Dokumente nur Möglichkeiten beschreiben, was man machen könnte, und wie die Beteiligten es sich vorstellen, bzw. vorgestellt haben, habe ich beinahe befürchtet. Aber das scheint der normale Lauf der Welt zu sein…
Nun, ich hoffe, Sie finden dann noch mal irgendwann etwas Zeit, um auch die restlichen Fragen zu beantworten, wobei ich es aber auch nicht eilig habe.
Wegen des anhaltend schlechten Wetters habe ich bereits jede Hoffnung aufgegeben, den Kometen ISON noch zu sehen. Vermutlich wird er längst zerbröselt sein, wenn sich die Wolken wieder lichten. Dabei habe ich für die Beobachtung sogar ein neues Fernglas mit 16-facher Vergrößerung geschenkt bekommen. Allerdings handelt es sich um eine Art Miniausgabe. Für astronomische Beobachtungen ist so ein Modell natürlich gänzlich ungeeignet, weil es wegen der kleinen Öffnung zu wenig Licht sammeln kann. Pleiten, Pech und Pannen also auch hier!
Das Gefühl kenne ich. Ich habe mich auch reichlich mit Hardware eingedeckt, konnte sie aber noch nicht zum Einsatz bringen. Wir sollten uns aber nicht entmutigen lassen. Auch ein Fernglas geringer Apertur kann durchaus für astronomische Beobachtungen verwendet werde. Zuallererst für Mondwanderungen. Das geht immer. Aber auch für so manches naked-eye-Objekt, das sich selbst mit einem kleinen Fernglas schon ganz anders darstellt, siehe M42, M45 oder M31.
Außerdem steht – wer weiß? – der nächste große Komet schon in den Startlöchern. Denken wir an McNaught. Der war hier nicht so bekannt, wohingegen die Südhalbkugel fantastische Anblicke genießen durfte. Und der wurde nur 6 Monate (!) vor dem Perihel entdeckt.
Selbst von Logenplätzen aus gelingt es nicht immer, den Kometen zu sehen. Mars Express beispielsweise konnte Anfang Oktober beim ISON-Vorbleiflug am Mars gar nix sehen. Nicht unbedingt verwunderlich, denn die Kamera ist dafür gebaut die deutlich hellere Marsoberfläche im Push-Broom-Modus abzulichten. MRO mit seiner HiRise-Kamera dagegen konnte ISON ablichten, allerdings reißen diese Aufnahmen niemanden vom Hocker.