Die Ablehnung von “Gendersprache” – medial produziert
“Manufacturing Consent” – die Produktion von Zustimmung – nannten Edward S. Herman und Noam Chomsky 1988 ihr Buch, in dem sie die Mechanismen beschreiben, wie Massenmedien für die Durchsetzung von Meinungen eingesetzt werden. Ein beeindruckendes Beispiel für die Produktion von Ablehnung liefert gerade die FAZ im Zusammenspiel mit dem Verein Deutsche Sprache (VDS) unter großzügiger Mithilfe des ZDF. Es ging – natürlich – um eines der Lieblingshassthemen des VDS wie der FAZ: geschlechtergerechte Sprache.
Seit langem schon polemisiert der VDS gegen das, was man dort als “Gendersprache” bezeichnet. Damit wird sehr Unterschiedliches zusammengefasst, zwei Punkte jedoch stehen im Zentrum der Kritik. Das ist zum einen die Ablehnung von femininen Formen zur Bezeichnung von Personen mit der (inkorrekten) Begründung, das grammatische Geschlecht habe nichts mit dem biologischen Geschlecht zu tun, weshalb ein Ausdruck wie “der Wähler” in einer generischen Deutung grundsätzlich beide Geschlechter einschließe. In der Ansprache gemischter Gruppen seien deshalb Paarformeln wie “Wählerinnen und Wähler” oder verkürzte Formen davon (“Wähler/-innen”, “WählerInnen”) überflüssig und hinderlich.
Zweitens wird der Genderstern (“Wähler*innen”) abgelehnt und als ein Symbol für eine ideologisch motivierte Regelungswut angesehen. Kürzlich veröffentlichte der Verein sogar einen Aufruf gegen den “Gender-Unfug”, in dem staatliche Stellen im Stile einer Resolution zur Abkehr von der Verwendung geschlechtergerechten Sprachgebrauchs aufgefordert werden. Auch sonst meldet sich der Verein oft in Pressemitteilungen, Aktionen und Veranstaltungen zu diesem Thema zu Wort und befeuert die Debatte mit der eigenen Position nach Kräften. Sprache wird dabei als der reine Körper eines unschuldigen Wesens gezeichnet, der durch seine Gegner “entstellt”, “verrenkt” oder “vergewaltigt” wird und den es mannhaft zu beschützen gilt.
Hilfseinsatz zum Schutz von Sprache
Auch in der FAZ ist das Thema des geschlechtergerechten Sprachgebrauchs seit Jahren gesetzt. Vor allem die Germanisten Peter Eisenberg und Helmut Glück sind es, die immer wieder, mehr oder weniger anlassbezogen, ihre ablehnende Meinung darüber zum Ausdruck bringen. Einige Tage nach einem Artikel folgen dann Leserbriefe, in denen verlässlich der Empörung über die von den Autoren angeprangerten Verhältnisse Ausdruck verliehen und auf noch weit schlimmere Auswüchse hingewiesen wird.
Die Aktionen des VDS und die Artikel in der FAZ bleiben nicht unerwidert. Mit seinem Aufruf etwa konnte der VDS eine stattliche, aber teilweise auch sehr kritische Welle von Reaktionen in den Medien erzeugen, und auch die markanten Formulierungen vor allem von Eisenberg, einem anerkannten Grammatiker, fordern immer wieder zu Gegendarstellungen heraus. In der FAZ selbst sind diese jedoch nicht unterzubringen, weshalb nach und nach auch andere Zeitungen in das Thema eingestiegen sind. Ich selbst habe mich zusammen mit Damaris Nübling in der Süddeutschen Zeitung kritisch mit einigen Punkten von Eisenberg auseinandergesetzt, viele weitere Beispiele könnten genannt werden. VDS und FAZ gelingt es so seit Jahren, die öffentliche Diskussion zum geschlechtergerechten Sprachgebrauch immer wieder aufs Neue anzufachen.
Umfrage ermittelt Verdruss an der selbst befeuerten Debatte
Zweiter Akt: Der VDS lässt eine Umfrage nach der Akzeptanz dieser Debatte in der Öffentlichkeit durchführen und ermittelt dabei, dass eine Mehrheit der Befragten davon “die Nase voll hat”. Dieses Ergebnis wird keineswegs als ein Beleg dafür verstanden, dass die eigene Kampagne überzogen sein könnte und die Leute zu nerven beginnt, was wohl die naheliegendste Erklärung wäre. Der Verein registriert es vielmehr zufrieden als Bestätigung des eigenen Tuns.
Auch eine Frage zur geschlechtergerechten Sprache selbst gibt es in der Umfrage: “Wie wichtig oder unwichtig ist Ihrer Meinung nach gendergerechte Sprache für die Gleichstellung der Frau in Deutschland?“ Leider erfährt man mit einer solchen Frage nichts über die Akzeptanz geschlechtergerechter Formulierungen, sondern erhebt Meinungen über die relative Wirksamkeit von sprachlichen Gleichstellungsmaßnahmen. Man kann nämlich geschlechtergerechten Sprachgebrauch durchaus als erwünscht ansehen, ohne ihn zugleich für die gesellschaftliche Gleichstellung von zentraler Wichtigkeit zu halten. Vermutlich gilt das sogar für die Mehrheit seiner Verfechterinnen und Verfechter.
Die Umfrageergebnisse würden wohl anders aussehen, wenn konkrete Formulierungsvarianten zur Auswahl gestanden hätten. Sollten Frauen in gemischtgeschlechtlichen Gruppen lieber mit “Wählerin”, “Kundin” oder “Kollegin” angesprochen werden, oder als “Wähler”, “Kunde” oder “Kollege”? Das nämlich wäre die Konsequenz der von VDS, Eisenberg und Glück propagierten Verwendung des generischen Maskulinums. Ob in einem solchen Zusammenhang auch “Wähler/-in”, “WählerIn” oder gar “Wähler*in” gar so schlecht abgeschnitten hätten, wage ich zu bezweifeln.
“Gendersprache” gleich neben Bouteflika und Organspende
Akt drei: Am Dienstag, den 2.4.2019, werden unter der irreführenden Überschrift “Mehrheit lehnt Gendersprache ab” die Ergebnisse der Umfrage auf der Titelseite der FAZ vermeldet, gleich neben dem Rücktritt des algerischen Präsidenten Bouteflika und unter einem Artikel zur Neuregelung der Organspende. Die FAZ musste für diesen “Scoop” nicht auf die Pressemitteilung des VDS warten, denn diese war an jenem Dienstagmorgen noch gar nicht erschienen: “Die Umfrage liegt dieser Zeitung vor”, heißt es dazu in der mit “oll” gekennzeichneten Meldung.
Gleich auf der nächsten Seite, Seite 2 des Politikteils – dort, wo die richtig wichtigen Themen vertieft werden –, findet sich ein zweispaltiger Beitrag von Heike Schmoll, in dem nach einer anekdotischen Einleitung große Teile dessen, was kurz danach in der VDS-Pressemitteilung erscheinen sollte, wörtlich wiedergegeben werden, allerdings mit einigen weitergehenden Details. Ohne die Ergebnisse der Umfrage genauer zu durchleuchten, wie es für einen namentlich gekennzeichneten Artikel wohl zu erwarten wäre, übernimmt Schmoll das Material eines Vereins, der eine klare Interessenpolitik verfolgt. Vertrauen in die unvoreingenommene Berichterstattung auch zu anderen Themen dieser Zeitung erweckt ein solches Vorgehen bei mir nicht.
Ein Netzwerk von sprachpuristischen Stiftungen
Verwundern muss einen das aber kaum. Heike Schmoll ist nicht nur FAZ-Redakteurin, sondern auch Vorstandsmitglied der “Henning-Kaufmann-Stiftung zur Pflege der Reinheit der deutschen Sprache”, die erst vor kurzem ihren “Deutschen Sprachpreis” an Josef Kraus verliehen hat. Der war als ehemaliger Präsident des Deutschen Lehrerverbands gegen vermeintliche Sprachverderber zu Felde gezogen. Sie selbst hat 2005 diesen Preis erhalten, wie auch zuvor schon Eisenberg und VDS-Chef Walter Krämer. Mit Gerhard Stadelmaier, Gustav Seibt und Konrad Adam wurden allein in den letzten zehn Jahren drei weitere ehemalige FAZ-Redakteure mit dem “Deutschen Sprachpreis” ausgezeichnet. Auch zum VDS gibt es klare Bezüge: Die Jahrbücher der Henning-Kaufmann-Stiftung erscheinen im IFB Verlag Deutsche Sprache von VDS-Vorstandsmitglied Reiner Pogarell, wo auch die meisten Schriften des VDS publiziert werden.
Im Vorstand der Henning-Kaufmann-Stiftung trifft Heike Schmoll auf den schon erwähnten FAZ-Autor Helmut Glück, der wiederum über eine andere Stiftung eng mit dem VDS verbunden ist. Die Eberhard-Schöck-Stiftung verleiht zusammen mit dem VDS den Kulturpreis Deutsche Sprache, Krämer ist Mitglied der Jury, Glück deren Vorsitzender. Anders als der “Deutsche Sprachpreis” wird der Kulturpreis zumeist an bekannte Personen oder Organisationen des öffentlichen Lebens vergeben, unter denen sich auch so illustre Persönlichkeiten wie der verstorbene FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher, der Dramatiker Rolf Hochhuth oder die damalige Ehefrau des russischen Präsidenten Ludmilla Putina befinden.
Und das “heute-journal” macht auch noch mit
Anstatt nun eine so erkennbar tendenziöse Berichterstattung, die es nur durch Unterstützung eines Netzwerks aus sprachpuristischen Vereinen und Stiftungen auf die Titelseite der FAZ gebracht hat, in ihrer offenkundigen Undifferenziertheit kritisch zu durchleuchten, greifen andere Medien dankbar zu. Neben diversen Nachrichtenseiten im Internet und den Zeitungen der nächsten Tage bringt das “heute-journal” noch am selben Tag ein Stück am Ende der Sendung, in dessen Thema Claus Kleber auf gewohnt verquaste Weise hineinmoderiert: “Mann mit Doppel-N muss sich mit der Anklage auseinandersetzen, dass sein Deutsch ein Machtinstrument der Vorherrschaft ist.” Das “geschlechtsneutrale Deutsch” sei manchen ein “heiliges Anliegen”.
Im Beitrag selbst bemüht man sich um ein bisschen Pro und Contra, die Ergebnisse der Umfrage selbst aber werden so dargestellt, wie es sich der VDS nur wünschen kann. Schließlich sind dann noch die Webseite des “Gender-Unfug”-Aufrufs und die nicht gerade für Differenziertheit bekannte Schriftstellerin Monika Maron zu sehen – sie war schon in der Pressemitteilung zur Umfrage mit O-Tönen vertreten, wo sie von “fanatischen Minderheiten in Universitäten und Rathäusern” und “Verunstaltungen” sprach. Hier gibt sie zu Protokoll, dass sie diese Sprache nicht “erträgt”, “versteht”, “lächerlich und falsch findet” (kann man etwas falsch finden, das man nicht versteht?), nicht mal die DDR habe einen solchen Eingriff in die Grammatik gewagt. Zum Schluss werden im Beitrag noch ein paar Beispielwörter gezeigt und der Eindruck erweckt, diese stünden, durch wen auch immer, kurz vor der Einführung: “Einwohner*innenmeldeamt”, “Studierendenfutter”, “Christ*innenheit”. “Das ist irre”, darf Maron dann noch sagen, bevor der Beitrag mit dem Satz endet “Nur so steckt jetzt der Teufel – pardon: die Teufelin – im Detail.”
Herman und Chomsky hätten ihre Freude
Die mediale Produktion von Ablehnung ist hier in Reinkultur zu besichtigen: Ein propagandistisch geschickt agierender Interessenverband, ein Netzwerk von Stiftungen und Unterstützenden im Vorfeld, eine als seriös angesehene Zeitung, die verdeckt Politik betreibt, und ein öffentlich-rechtlicher Sender, der es sich, anstatt zu recherchieren, mit Grobschlächtigkeit und witzelnder Verhöhnung leicht macht. Über den Gegenstand der Aufregung erfährt man bei alldem leider – nichts.
Beitragsbild: Titelseite der FAZ vom 2.4.2019, Ausriss.
Sind da Frauen nicht befragt worden? Muß man nicht von Befragt*innen schreiben? Und Bürger*innenmeister*in wäre doch wirklich nur konsequent, da nicht einzusehen ist, daß die Bürgermeisterin nur für die männlichen Bürger zuständig ist.
Ich bin dafür, daß wir die nächsten 500 Jahre nur die weibliche Form verwenden. Das wäre ausgleichende Gerechtigkeit und der Mann könnte sich damit als wahrer Gentleman hervorzutun. Schließlich galt es ja mal als schick, der Frau die Tür aufzuhalten. Ich könnte mir allerdings vorstellen, daß das heute nicht mehr gut ankommt, da es versteckt unterstellen würde, daß die Frau nicht fähig ist, die Tür selbst aufzuschlagen. Das würde jetzt vom eigentlichen Thema wegführen soll aber auf etwas hinlenken: unterstellt man der Frau nicht Schwäche ja gar Minderwertigkeitskomplexe, wenn man sie in Schrift und Sprache extra erwähnen muß?
Ich bin mir sicher, daß sie diesen Text löschen. So etwas zu schreiben schickt sich nicht.
Sehen Sie, so sicher kann man sich manchmal gar nicht sein. Ich sperre nur Kommentare, wenn Sie verleumderisch oder beleidigend sind.
Naja… das “produziert” im Titel ist vielleicht doch eher eine falsche Wahl. Es wäre wahrscheinlich gerechter, von “befeuert” oder “treibt … an” (oder von “aufhypen”) zu schreiben.
Kein Wunder, dass sich Englisch immer mehr durchsetzt. Da gibt es kein der, die , das.
Wenn die Gendergermanisten nicht aufpassen, werden sie bald überflüssig.
Gendergerechte Sprache ist ein Problem der deutschen Sprache. Die Lösung hiefür ist einfach: Hört auf die Kinder in dieser Sprache zu unterrichten. Es gibt Alternativen. Die englische Sprache kennt das Problem der gendergerechten Sprache nicht. Zwar gibt es auch dort einige kleinere geschlechtsspezifische Varianten (Zitat):
English doesn’t really have a grammatical gender as many other languages do. It doesn’t have a masculine or a feminine for nouns, unless they refer to biological sex (e.g., woman, boy, Ms etc).
So gendered language is commonly understood as language that has a bias towards a particular sex or social gender. In English, this would include using gender-specific terms referring to professions or people, such as ‘businessman’ or ‘waitress’, or using the masculine pronouns (he, him, his) to refer to people in general, such as ‘a doctor should know how to communicate with his patients’.
…
This type of language is no longer acceptable in many sectors of society, so learners should be taught how to avoid it.
Wenn Genderstereotype aber nicht mehr in der Sprache akeptierbar sind, dann sollte man Sprachen, die durchwirkt sind von ihnen, aufgeben. Dieses Problem des Deutschen (aber auch der lateinischen Sprachen) ist ein weiterer Grund, in Europa Englisch zum Standard zu erheben.
Sie wollen dem einzigen Land, das nach seiner Sprache benannt ist, seine Sprache nehmen? Sie wollen eine der schönsten Sprachen der Welt einfach verschwinden lassen? Sonst haben Sie keine weiteren Probleme, oder?
Und eine sogenannte gendergerechte Sprache bringt überhaupt nichts. Türkisch kennt kein auch kein Nominal-Genus-System – und wie sieht es in der Türkei mit den Rechten und der Anerkennung von Frauen, geschweige denn Andersartigen aus?
ich kann die Diskussion nicht verfolgen, aber stolpere bei díeser Formulierung aus dem Artikel:
” wenn konkrete Formulierungsvarianten zur Auswahl gestanden hätten. Sollten Frauen in gemischtgeschlechtlichen Gruppen lieber mit “Wählerin”, “Kundin” oder “Kollegin” angesprochen werden, oder als “Wähler”, “Kunde” oder “Kollege”? Das nämlich wäre die Konsequenz der von VDS, Eisenberg und Glück propagierten Verwendung des generischen Maskulinums”
geht es wirklich um die Situation des “Ansprechens”? Will irgendjemand bei der Anrede “Liebe Patientinnen und Patienten” auf dem Krankenhausinfoblatt die “Patientinnen” eliminieren und das “generische Maskulinum” einführen?
Die Situation in Sachtexten ist doch völlig anders. Soll ein Buch mit dem Titel “Lehrer und Schüler lösen Disziplinprobleme” aufs generische Maskulinum verzichten?
Mal ganz knapp gefragt :
Existieren für den werten hiesigen Inhaltegeber in der deutschen Sprache generische Genera (vgl. bspw. auch mit dieser Aussage – ‘Im Deutschen gibt es kein generisches Maskulinum und die „generische“ Verwendung maskuliner Formen bringt keinen praktischen Vorteil mit sich.’ [Quelle]) ?
Meint auch er, dass in der deutschen Sprache das Genus nicht den Sexus meint ?
Falls er zweimal verneint hat, diese Bonusfrage : Wie wäre dann in anderen Sprachen, bspw. in der englischen Sprache vorzugehen, i.p. “Gendersprache” oder “Sprachgerechtigkeit” ?
MFG + schöne Woche noch,
Dr. Webbaer
Vielen Dank für diesen Artikel! Für Leute, die gerne etwas mehr gendern möchten, aber nicht wissen, wie, kann ich die Listen auf https://geschicktgendern.de empfehlen. (Ich habe weder mit der Webseite, noch mit denen, die die Seite betreiben, irgendwie zu tun)
Warum verlinken Sie sie dann? Wo es doch mit https://www.gendern.de/ eine Seite gibt, deren Wörterbuch ca. 5x mehr Begriffe umfasst? Oo
@ Kommentatorenfreund ‘Martin Holzherr’ :
Ja, lustig, luschdiek.
Allerdings hilft hier Eskapismus nicht, die Schlacht will schon geschlagen werden, vgl. bspw. mit :
-> https://en.wikipedia.org/wiki/Gender_neutrality_in_genderless_languages
-> https://en.wikipedia.org/wiki/Spivak_pronoun
—
Kurzum, kulturmarxistisch inspirierte Sprachregelung wird zunehmend global (allerdings nur in aufklärerischen Gesellschaften, in sog. Liberalen Demokratien) ein Problem, wenn das Genus den Sexus meinen soll: hier kommt keiner mehr unbeschadet heraus, gerade auch Linguisten und Linguistinnen und Linguist*innen nicht.
Wenn Sprachen sexualisiert (! – nichts anderes liegt vor) werden sollen.
MFG + HTH (“Hope to Help”)
Dr. Webbaer (der gerne im Abgang noch angibt kein besonderer Gegenredner von Sprachveränderung zu sein, erst recht kein sog. Masku(li)nist – sich hier nur ein wenig, im Deutschsprachigen, Amüsement gönnt, abär keineswegs herablassend, sondern nur s(pr)achlich interessiert vielleicht ein wenig süffisant)
Es gibt in der deutschen Sprache die Sexus-Markierung :
-> https://de.wikipedia.org/wiki/Sexus_(Sprache)#Weitere_Beispiele
… im Weiblichen, aber auch im Männlichen, bspw. wäre derart der Schreiber dieser Zeilen als Kommentatorerich (sic!) zu kennzeichnen.
Die Sexus-Markierung mit ‘(e)rich)’ als Suffix ist selten, aber im Gebrauch.
Blöderweise sind derart sexus-markierte Substantive nicht im generischen Sinne sinnhaft zu gebrauchen, denn Leser-innen schließen so markiert männliches Personal explizit aus.
Wobei generische Genera weiterhin in der (bundes-)deutschen Sprache ganz hervorragend funktionieren :
Leser, Leseriche sozusagen und auch Leserinnen, diesmal ohne einem “sozusagen”, Fachkräfte
– die Fachkraft, Gehirne, das Gehirne, und Leser, der Leser bleiben gemeint.
MFG
Dr. Webbaer
*
Masku[l(in)]ist
Vgl. mit :
-> https://de.wikipedia.org/wiki/Maskulismus
(Dr. W sich in der Aufregung ein wenig vertan haben, i.p. Klammersetzung)
Wenn der Leserich mit den webbaerschen Kausa konfrontiert wird, ändert er freiwillig das Geschlecht und rechnet sich zur KI.
@ Webbaer
Mir ist da ein Lapsus unterlaufen. Was ist mit denen, die sich keinem der beiden Geschlechter zuordnen lassen? Die könnten sich zurückgesetzt fühlen. Was ist mit denen, die sich mit ihrem Geschlecht gar nicht identifizieren? Die könnten sich zurückgesetzt fühlen. Konsequenz: 10 Mrd Menschen müssen persönlich angesprochen werden. So sieht’s aus!
Es kann im Sinne der Geschlechtschromosomatik (das Fachwort an dieser Stelle) festgestellt werden, ob beim hier gemeinten Primaten ein männliches oder weibliches Wesen vorliegt – unabhängig davon, ob es für die Fortpflanzung geeignet ist oder nicht, an Hand primärer Geschlechtsmerkmale ablesbar, eindeutig; Zwitterwesen in diesem Sinne gibt es nicht.
Der oder die Helfer bei der Geburt werden dann auch, Sachverständige heranziehend, mal so oder mal so eindeutig bestimmen können, auch wenn die Fertilität des neu hinzugekommenen Wesens als nicht vorhanden bereits frühzeitig festgestellt werden kann.
—
Wobei dies dann keinen Widerhall in der Sprache finden muss bis kann.
Ist doch eigentlich ganz einfach, oder?
MFG
Dr. Webbaer (der insofern eine Durchmischung biologischer Erkenntnis und sprachlicher Veranstaltung festzustellen hat, die “ganz klar” unbegründet ist, eine Mode, eine kulturmarxistische Mode, wie bspw. in diesem Werk bereits vor geraumer Zeit avisiert, sittlich niedrig und falsch)
Es ist ja auch nebensächlich, wenn bei hier aufbereiteter Gegenrede, im dankenswerterweise bereit gestellten Primäreintrag, im wissenschaftnahen Kontext, hier, bei den scilogs.de, mal womöglich böse Personen benannt und aufbereitet werden, die da wären :
1.) der Verein Deutsche Sprache (VDS)
2.) die Germanisten Peter Eisenberg und Helmut Glück
3.) Heike Schmoll (die Dr. W sehr schätzt)
4,) Josef Kraus et al. – womöglich ein politisch Rechter
…denn auch Satan in persona mag gelegentlich sinnhaft Diskussionen ergänzen wollen, wenn auch nur deshalb, um bestimmte Meinung zu diskreditieren zu suchen, entscheidend.
Niemand hat womöglich im bösen Sinne mehr recht, dann wieder sinnhaft und wie oben beschrieben zu diskreditieren zu suchen, wie Satan.
—
Ansonsten, lol, die Sache, das besondere Bemühen um die Abbildung der (im Grundsatz : binären) Geschlechtlichkeit des hier gemeinten Primaten muss kein besonders gewagtes Unterfangen sein.
Also verständlich bleiben können.
MFG
Dr. Webbaer (kein Speziesismus, bitte!)
@Holzherr/weiter unten @alle
Hier, wie ja auch an anderen Stellen, argumentieren Sie aus der Sicht des/r “Weltbürgers/in”. Diese nichtnationale, globalistische, elitäre, grünlinke, Großkonzern-nahe, pluralistische, postmoderne, bei Wilber grün/türkise (suchen Sie sich etwas aus, alles stimmt, manches hört sich schicker an, manches weniger) Weltsicht teilen nicht alle.
Das Hauptproblem unserer Gesellschaft scheint auch hier auf:
Orange vs. grün vs. türkis. Es reicht im Grunde, die Wilber-Farbe zu nennen, um das ganze “Spektrum (an Ideen; Farbe ist nur eine) im Kopf” bekanntzugeben.
Ich zB suche immer noch einen Weg, türkis zu schaffen, ohne grün (aus meiner Sicht widerlicher als nahezu alles andere) zu berühren – Wilber selber sagt, das gehe nicht, Desaster.
Inhaltlich:
Nach dem Brexit ist Englisch nirgendwo mehr Muttersprache (sollte man übrigens zu “Vatersprache” im “Mutterland” übergehen?).
Sinnstiftender für eine wirkliche europäische Verständigung scheint mir dann eher Französisch, Deutsch, Polnisch für die ganze EU als Kernsprachen des Romanischen, Germanischen, Slawischen zu sein (was I,E,NL,CZ dazu sagen, wäre zu eruieren).
Englisch ist erneut Einheitsbrei; haben wir schon genug. Für erhöhte Entropie Richtung mausgrauen Wärmetod sorgt die Natur von selber.
Grundsätzlich:
Ansonsten herrscht, auch bei diesem Thema, “einfach” Kultur(marxistischer)kampf!
Ich sortiere einfach mal an Hand obenstehender Aussagen.
Eine KI, gefüttert mit je Person den Beiträgen zu 10 Themen, dürfte den 11. mindestens so formulieren, dass die anderen sagen “typisch XY” – vielleicht ja sogar unter Beifall des/der Simulierten.
Wie tiefschürfend sind aber dann eigentlich noch unsere Beiträge?!?
Hier das Spektrum, je mehr “?”, desto unsicherer mein Gefühl:
Bote19, Holzmann, Lobin,Hilsebein (MayaZi?) VS. (ajki???, Zabki??), Schumann [das bin ich], Dr. Webbaer
Kulturmarxistisch muss nicht bewusst geherrscht werden, Dr. W verweist gerne so :
-> https://en.wikipedia.org/wiki/Feminist_anthropology (ein weites Feld und aktuell in besondere Ausarbeitung begriffen, aber womöglich Pseudo-Wissenschaft)
…ein weites Feld sozusagen, Dr. W verweist hier gerne auch auf den bundesdeutschen Dr. Anatol Stefanowitsch, der gar Duden-Nähe gefunden hat.
Auch auf jene Aussage des hier anscheinend in der BRD zunehmend Bevollmächtigten :
-> ‘Im Deutschen gibt es kein generisches Maskulinum und die „generische“ Verwendung maskuliner Formen bringt keinen praktischen Vorteil mit sich.’ [Quelle]
Dr. W weiß als Außenstehender im Moment nicht genau, was hier bundesdeutsch los ist, lässt sich gerne abär auch beraten.
Gerne auch vom hier vorrätigen Inhalte-Frosch (Webbaeren dürfen dies so schreiben) diesbezüglich gerne beraten.
MFG
Dr. Webbaer
Bei gendergerechter Sprache geht es letztlich darum, Deutsch nachträglich ungeschlechtlich zu machen indem man Konstrukte wie “Wähler*innen” einführt oder aber neue “geschlechtslose” Wörter schafft. Die andere Alternative wäre immer beide Geschlechter zu nennen. Anstatt von Piraten spricht man von Piraten und Piratinnen (es gab ja mal eine deutsche Partei, die sich “Piraten” nannte und die kümmerte sich bereits um solche Fragen). Will man aber sogar mehr als zwei Geschlechter berücksichtigen, geht “Piraten und Piratinnen” auch nicht mehr, man müsste dann zu “Pirates” übergehen, also dem englischsprachigen Ausdruck oder einer deutschen Entsprechung.
Bis zu einem gewissen Grad schafft man es bestimmt, Deutsch etwas geschlechtsloser zu machen ohne dass es die Sprache “verdirbt”. Warum nicht “Studierende” anstatt “Studenten”. Ersetzt man “Studenten/Studentinnen” durch “Studierende” fällt das kam auf und stört auch kaum jemanden.
Will man aber die gesamte deutsche Sprache entgeschlechtlichen dann schafft man damit quasi eine neue Sprache. Dann kann man sich gleich für englisch entscheiden.
Der Artikel von Anatol Stefanowitsch Frauen natürlich ausgenommen trifft es ziemlich genau: Ja, die Geschlechtsangabe bei vielen deutschen Wörtern ist ein (Zitat) ein spezielles Problem des Deutschen (und vieler anderer Sprachen) und es gibt keine befriedigende Lösung dafür – ausser natürlich auf Sprachen wie Deutsch zu verzichten. Das ist die einfachste Lösung. Seltsam nur, dass Leute Anatol Stefanowitsch diese Lösungsmöglichkeit nicht diskutieren, ja nicht einmal erwähnen. Ein Grund könnte sein, dass Leute wie Anatol Stefanowitsch mit dem Projekt Deutsch zu entgeschlechtlichen natürlich sehr viel Arbeit erhalten. Bei einem solchen Projekt braucht es mindestens einen, möglicherweise aber viele Anatol Stefanowitsch’s.
WEIL jeweils ein substantiviertes PPA vorliegt, Sie sind Ihrem Langzeit-Kommentatorenfreund ja schon ein Pflaumenkuchen, lol.
Sie müssen sich unbedingt, sprachlich, auch altsprachlich bilden, Sie wissen ja, was mit kleinen Hunden passiert, wenn Sie zusammen mit großen pissen gehen ?!
MFG
Dr. Webbaer (der dies gesamte d-sprachige von Herrn Dr. Henning Lobin bereit gestellte Kommentatorik zuvörderst derart bereit gestellt sieht, weil der weiß, dass die meisten ihre Sprache, nämlich die deutsche, nur unzureichend verstehen)
PS:
Wer wissen möchte, im Etymologischen fragt am besten Dr. W, bei Dr. L und Dr. S nur viele bei derartiger Anfrage verratzt sieht.
Spaßvögel (Dr. W darf dies so womöglich anmerken) sind’s scho!
@webbear
“Es kann im Sinne der Geschlechtschromosomatik (das Fachwort an dieser Stelle) festgestellt werden, ob beim hier gemeinten Primaten ein männliches oder weibliches Wesen vorliegt – unabhängig davon, ob es für die Fortpflanzung geeignet ist oder nicht, an Hand primärer Geschlechtsmerkmale ablesbar, eindeutig; Zwitterwesen in diesem Sinne gibt es nicht.”
Dem möchte ich widersprechen, da es in diesem Zusammenhang nicht um das biologische Geschlecht geht. Es spielt keine Rolle, ob eine Frau einen Penis oder einen XY-Satz aufweist oder nicht. Wenn sie sich als Frau fühlt, möchte sie auch als Frau angesprochen werden.
“Ist doch eigentlich ganz einfach, oder?”
Eher wohl nicht.
@ Hilsebein
“Wenn sie sich als Frau fühlt, möchte sie auch als Frau angesprochen werden.”
Dann liegt ja wohl kein Problem vor. Blieben also nur jene übrig, die sich mit keinem der beiden Geschlechter identifiziert sehen wollen.
Das ist ein Krieg gegen das Pöbelvolk, das sich davon, weil viel mehr existenziel betroffen (im Sinne von mangelnder Anerkennung durch die Mitmenschen/Gesellschaft), als es in gehobenen Gesellschaften der Normalfall ist.
In den sogenannten gehobenen Gesellschaften nämlich wird diese geschechtergerechte Sprache nämlich als Normalfall angewendet.
Das gebietet nämlich der gute Ton und die Anerkennung der Persönlichkeiten der Angesprochenen Gruppe und jede/r einzelne darin.
Was die FAZ und andere scheinbar davon abhält, diese Sprachgebräuche auch im Allgemeinen anzuwenden, wird wohl sein, dass sie sich unter sich durchaus anerkennen, aber diese Anerkennung so gar nicht dem “gemeinen Volke” zukommen lassen wollen.
In der Ablehnung also verbirgt sich die Verachtung innerhalb der Ingroup der gehobenen Klasse gegenüber der Outgroup.
Das geht etwa so:
Es gibt Mann und Frau unter sich, aber in der Outgroup gibt es nur Gesindel. Jeweils nur ein Abklatsch derer, die sich in den elitären Gesellschafts-Zirkeln selbst beweihräuchern und zum Status Quo erheben. Eliten eben.
Die dafür ursächliche Begründung, die sich zu einem Teil an biologistischen Bedingungen und zum anderen, darauf aufbauenden Teil an kulturellen Entwicklungen entlang orientiert, scheint mir aber aus Gründen niemand wirklich konkret auszusprechen wollen.
Das wäre nämlich eine heikle Angelegenheit, würde das allgemeines Wissen sein.
Und wie ist das mit den akademischen Vertretern der Gattung, die sich, wie hier, über den “Missstand” beklagen?
Dieser Teil der Gesellschaft hat auch sein eigenes Interesse daran, dass über diese Frage/den Streit der geschlechtergerechten Sprache “Ordnung” im Kaos geschaffen wird.
Weswegen sie auch selbst das Thema immer wieder neu befeuern, ohne in der Sache wirklich zu konreten Ergebnissen/Fortschritten zu kommen.
Anstatt eine Rechtschreib- und Grammatik-Kommission zu gründen und formale Fakten zu schaffen.
Oder eine Medienkommission einberufen, die sich darauf einigt, dass man unlösbare Thematiken nicht immer weiter befeuert. Im Falle, das man meint, Sprache liesse sich nicht vorschreiben.
@ Dietmar Hilsebein
8. April 2019 @ 11:38
Der “Gentleman”, das haben sie wohl falsch verstanden, ist einer, der gar von Geburt einer ist, so er sich das nicht durch “unschöne” Verhaltensweisen kaputt gemacht hat.
Siehe:
https://de.wikipedia.org/wiki/Gentleman
Gleich im Einleitungstext.
Das als Grundlage angenommen weisst darauf hin, dass nie jeder Mann als ein solcher anerkannt wird.
Und die Erfahrung in der Wirklichkeit zeigt das ja auch.
Und das in Etwa sollte mein Kommentar oben erklären:
Niemals ist jeder “gleichwertig” anerkannt.
Und die Eliten (in denen es überhaupt nur Gentlemen gibt), erkennen Männern und Frauen niederen Standes nicht an. Weswegen sie vorzüglich über Gendergerechte Sprache populistisch hetzen können, diese aber unter sich als vollkommen normal anwenden.
Das heisst, dass der Streit nahezu ausschliesslich in den “niederen” Gesellschaftsschichten ausgefochten wird…mit freundlichst-niederträchtigster Unterstützung der patriarchalen Eiten via FAZ und anderen konservativen Institutionen.
Sie, Herr Hilsbein, haben nicht verstanden, was es auslösst, wenn der Streit befeuert wird. Und deswegen schwafeln sie über den “Gentleman”, als wäre das ein Attribut, das allein von verhalten abhinge.
Der Fallstrick ist dann auch noch subtiler:
Man kann den Gentleman ja nicht erkennen, wenn sie da alle Menschen überall solche assoziierte verhaltensweisen aufweisen.
Der Streit und die Hetze über diese Szenerien, die Gesellschaften spalten, ist Teil der Aufwiegelung in den niederen Gesellschaftsschichten, damit diese dann gespalten werden. Weil: “Teile und Herrsche”…
Der Faktor an der Angelegenheit ist die Identität. Und die wird dem banalen Volk/Pöbel ja nicht zugestanden, weshalb man dafür sorgen muß, dass dieser “Pöbel” sich selbst diskreditiert. Und das tut er, wen er sich um die Streitfrage nach dem unvollständigem Duktus der Traditionalisten der Faz und anderer widmen.
…
Ansonsten bin ich der Meinung, dass es eine “Dritte” Ebene in der Anwendung von Sprache braucht. Um der Vereinfachung wegen.
Der Mensch ist leider auch männlich attributiert. Und das Mensch kann man wegen anderer Zweifel nicht sagen. “Die” Mensch wäre ebenso ungerecht.
Was tun?
Das Problem ist offenbar unlösbar. Auch nicht mit dem Englischen. Wer glaubt, dort wäre es grundsätzlich anders, sieht den tiefsitzenden ideellen Umstand nicht.
Würden die Englisch-sprechenden Feministinnen konsequent sein, würden sie nämlich die Deutsche Grammatik im gendergerechten Modus einführen. Also eine “neue” Sprachstruktur fordern, in der “Identitäten” präziser angesprochen werden könnten.
Aber sie würden damit auch im Englischen an die verweigerung der Eliten stoßen, weil “Identitäten” ja unter Eliten mit gewissen Eigenschaften einhergeht, die nicht allen Menschen zugestanden wird/werden kann (da es da einige fundamentale Bedingungen gibt, die aber ansonsten nie im Kontext irgendeiner gesellschaftlichen Diskurse ausgesprochen werden).
Zitat:
Konsequenz: 10 Mrd Menschen müssen persönlich angesprochen werden. So sieht’s aus!
-> Auch sie können das nicht. Unter anderem auch, weil sie es auch nicht wollen. Oben haben sie ja gerade noch dafür plädiert, das männliche Attribut für 500 jahre zu verleugnen.
Die “kirche im Dorf lassen” hat da eine interessante Bedeutung:
Innerhalb der Peergroup möge sich alles einnivellieren. Die Forderung einer oktroyierten Formulierungsweise von Oben ist, wie der Webbär schon erwähnt hat, wie ein Kulturmarxismus oder sowas.
Idealerweise wäre das zu befürworten. Aber es klappt letztlich sowieso nicht. Und nicht nur deswegen, weil Eliten Stunkt in den niederen Ebeben des Seins stiften, sondern auch, weil immer Abgrenzungstendenzen aufkommen. Wobei ich ja der Meinung bin, dass die immer auch von den Eliten taktisch angestiftet werden.
Wirkliche Freiheit ist, wenn man andere Menschen auch einfach ignorieren darf. Das ist die Wahrheit an der Sache.
In diesem Sinne ist auch die Idee eines sozialen Bewertungssystems über Algorithmen oder KI eine vollkommen neue und übermächtige Diktatur der Eliten, weil wenn jeder jeden jederzeit bewerten dürfte, die gesamte Gesellschaft sich gegenseitig denunziert und am Ende nur die Eliten unbeschadet blieben, da diese ja in der Regel subtil legitimiert sind…in einer Mischng aus akademischer und sozialer und biologischer Legitimierung.
demolog
nach so viel klugen Sätzen machen Jugendliche das einzig Richtige, sie zeigen uns den Bizeps.
Und damit ist die Welt wieder im Gleichgewicht.
Zitat Dietmar Hilsebein: “Sind da Frauen nicht befragt worden? Muß man nicht von Befragt*innen schreiben?
Die Frage gilt meiner Meinung nach für diese ganze Gendergeschichte: Sind da Frauen nicht befragt worden?
Ich habe den Eindruck, dass das „Problem“ nur in männlichen Köpfen besteht und nur Männer beschäftigt. Ich fühle mich nämlich als Frau von diesem „Problem“ nicht tangiert und auch nicht durch die Sprachen benachteiligt, so wie sie sich jeweils entwickelt haben.
Ich bestehe natürlich darauf, dass man mich persönlich als Frau anspricht, es würde mich irgendwie ein bisschen stören, dass man mich als Mann anspricht. Das „Problem“ besteht hier allerdings gleichermaßen für Frauen und Männer, zum Beispiel bei ausländischen Vornamen, wo man nicht weiß, ob es sich um einen männlichen oder weiblichen Vorname handelt: Es ist immer peinlich, wenn man sich dabei in der persönlichen Ansprache vertut.
Ansonsten fühle ich mich als Frau nicht beleidigt oder benachteiligt, wenn ich als Mitglied der Gesellschaft allgemein unter männlichen Begriffen auch gemeint bin, zum Beispiel „Befragte“, oder „Wähler“, oder „Studenten“ usw. So viel Kultur und Abstraktionsvermögen sollte man mir zutrauen, dass ich weiß, wer unter diesen Begriffen in unserer modernen Gesellschaft gemeint ist, nämlich sowohl männliche als auch weibliche Personen. Doch, so viel Kultur und Abstraktionsvermögen darf man mir bitte zutrauen, dass ich es weiß. Eher beleidigt mich die Unterstellung, ich würde mich als Frau bei diesen Begriffen nicht angesprochen fühlen: Hält man mich etwa als Frau für ignorant und dumm?
Genauso sollte man mir so viel Kultur und Abstraktionsvermögen zutrauen, dass ich die deutsche Sprache, so wie sie sich im Laufe von Jahrtausenden entwickelt hat, richtig verstehen, deuten und empfinden kann. Und ich verstehe zum Beispiel sehr wohl, wer unter dem Wort „Mensch“ gemeint ist, nämlich auch mich. Ich bräuchte dafür nicht einen Begriff „Menschin“, um das zu verstehen. Hält man mich etwa als Frau für ignorant und dumm?
In meiner Muttersprache (Französisch), ist der Mensch auch ein Mann: „Homme“. Man sollte jedoch den Franzosen so viel Kultur und Abstraktionsvermögen zutrauen, dass sie alle wissen, wer darunter gemeint ist, nämlich Männer und Frauen. Hält man etwa die Franzosen für ignorant und dumm?
Ein meiner Lieblingsdichter aus Frankreich, Louis Aragon – der Frauen geliebt und unglaublich schön besungen hat, insbesondere seine Frau Elsa Triolet – hat einen berühmten Vers geschrieben, wo die beiden Ausprägungen des Begriffes „Mensch/Mann“ denkbar sind:
„La femme est l’avenir de l’homme“
Die Frau ist die Zukunft des Mannes
oder
Die Frau ist die Zukunft der Menschheit
…
Hält man etwa die Franzosen für ignorant und dumm?
Diese Idee solch eine Frage vorzuschlagen kommt von Ihnen. Sie dürfen Ihre rhetorischen Fragen gerne selbst beantworten.
Ich – auch eine Frau – fühle mich nicht vom generischen Maskulinum, “Sie als Wissenschaftler”, “unser Mitarbeiter” angesprochen. Wenn ich in dieser Form angesprochen werde reagiere ich nicht oder verbessere meine Ansprechpartner:innen. Verbessert sich die Lage nicht, nutze ich gerne mal das generische Femininum für alle. Es ist erstaunlich wie schnell dann die Motivation zum Dazulernen ansteigt.
@ Herr Dietmar Hilsebein, Ihre Nachricht von “8. April 2019 @ 21:23” :
Es wird schon biologisch, biologistisch argumentiert, wenn ein biologisches Geschlecht gefordert wird, das weder männlich noch weiblich ist.
In diesem Sinne wollte Dr. Webbaer kurz aufgeklärt haben.
Ansonsten haben Sie recht, es geht auch um das Gefühl, also wenn sich welche, die männlich sind, dem anderen Geschlecht zugehörig fühlen, vice versa.
Allerdings gelten Gefühle gemeinhin als privatim und sie dürfen bevorzugt im eigenen Umfeld ausgelebt bis kommuniziert werden; bspw. sieht sich Dr. Webbaer ja als Bär und Kunstfigur, als Kunstfigur auch als ein wenig fluffig und als etwas megaloman angelegt, dennoch würde er bspw. nicht fordern mit dem Titel Caesar angeredet zu werden.
Auch bspw. Kleinwüchsige können nicht sinnhafterweise auf die Idee kommen als großwüchsig allgemein und gesellschaftlich, in Gesetze gegossen letztlich, aufgefasst wie behandelt zu werden.
MFG
Dr. Webbaer (der nicht vergessen möchte dem werten hiesigen Inhaltegeber auch für seine Toleranz zu danken, diese Kommentatorik meinend)
Sehr schön, werte Frau Jocelyne Lopez.
Der Mann darf mehr um die Seele der Frau ringen,
MFG
Dr. Webbaer (der insbesondere auch weibliche Klugheit schätzt, eine Klugheit, die er selbst leider nicht beibringen kann)
@ Dr. Webbaer
Eins steht fest: Das Gendern macht die deutsche Sprache lächerlich – die schöne Sprache der Dichter und Denker. Könnten Sie sich Dichter vorstellen, die gendern? 😉
Und gegenüber Denkern, die gendern, entwickle ich ohnehin intuitiv Misstrauen: Sie sind auf jeden Fall anfällig für Moden, Snobismus und vor allem für Manipulationen. Ein Denker soll selbstständig und frei denken, und seine Gedanken auch selbstständig und frei ausdrücken. Bei Gedankenpolizei ist Vorsicht geboten. Ich traue kein eigenes Urteilvermögen Bloggern und Journalisten zu, die gendern, unabhängig davon, dass sie mir auf den Wecker gehen. 😉
“Sie sind auf jeden Fall anfällig für Moden, Snobismus und vor allem für Manipulationen. Ein Denker soll selbstständig und frei denken” – Jocelyne, mit der Nennung von Vorurteilen und Unterstellungen beweisen Sie lediglich, dass Sie selbst nicht in der Lage sind frei zu denken. Ihre Selbstbeweihräucherung ist das einzige, das hier lächerlich ist.
Grund, eine Gendernde
Der Denkende ist idealerweise unabhängig, Privatier sozusagen und Idiot (im Wortsinne, nicht negativ konnotiert).
Schönheit des Seins ergibt sich im Unabhängigen, womit abär nicht der Hedonismus gemeint ist, Sozialität zu beachten bleibt.
MFG
Wb
Dr. W.
Die positive Seite des Genders ist die Erweiterung der Ausdrucksmöglichkeiten, vom Untertänigen bis zum Despotischen.
Der Schreiber stellt sich ja quasi vor und er hat dazu die Sprache, sonst nichts.
Wie es Frau Lopez schon angedeutet hat, dazu braucht es Fingespitzengefühl.
Kritisch wird es aber erst, wenn in Fragebögen Herr/Frau/Sonstige angekreuzt werden muss.
In öffentlichen Institutionen gibt es schon Weiterbildungskurse zu den richtigen Formen.
Alle Texte in Fragebögen müssen jetzt geändert werden !!! Das ist kein Witz.
Sprache kommt von sprechen. Und selbst Frauen hört man untereinander so sprechen: “Ich hab schon seit gestern Kopfschmerzen.” “Warst du schon beim Arzt?”
Nicht: Warst du schon bei der Ärztin, warst du schon beim Arzt oder einer Ärztin, warst du schon bei eine(r) ÄrztIn, bei einem ArztX, bei einer Ärtzt*in?
Insofern plädiere ich auch deshalb damit diverse nicht diskriminiert werden für die konsequente Anwendung der Grundform wie im Englischen. Arzt für alle und das Geschlecht wird nicht mehr mit “Ärztin”, sondern mit männlicher Arzt, weiblicher Arzt, diverser Arzt kenntlich gemacht.
Die Kommentargemeinde hier scheint ja ein verschworener Haufen alter Bekannter zu sein, worunter gelegentlich die Lesbarkeit für Außenstehende leidet – aber sei’s drum, ich versuche dennoch eine Frage loszuwerden. (Ich bin über den Perlentaucher auf Herrn Lobins Text gestoßen und stehe all den Sprachpuritanern und Wandelpanikern, die im * den Untergang des Abendlandes sehen, eher skeptisch gegenüber – als Übersetzer aus dem Englischen in Sprachfragen eher pragmatisch geprägt, bin ich aber selbst keineswegs von ideologischem Furor beseelt.)
Mich interessiert bei all diesen Debatten (die ich vor allem in meiner Tageszeitung, der Süddeutschen, sowie in meinem Berufsverband, dem VdÜ verfolgt habe) mal eine spezielle Frage: Was wäre gegen die flächendeckende Einführung des schlichten “-innen”-Plurals einzuwenden? (Außer dem fast ausschließlich gehörten Argument, dass es eben soundso ist und sich bitte niemals nicht irgendwas ändern soll?) In den Bürgerinnen, Studentinnen und Fußballerinnen steckt doch schon orthographisch ganz zweifelsohne der Bürger, Student und Fußballer drin, nicht wahr?
P.S. Ich weiß schon, wer was gegen »Bürgerinnen für alle« einzuwenden hätte – Herr Steinfeld aus der SZ zum Beispiel sähe sich in seinem männlichen Narzissmus sicher tödlich gekränkt, sortierte man ihn darunter ein. Und genauso all die anderen Verfechter des sakrosankten »männlichen Generikums«. Aber wie jeder weiß, ändert sich Sprache dauernd, und Fräulein sagt heute niemand mehr unter 80.
“Was wäre gegen die flächendeckende Einführung des schlichten “-innen”-Plurals einzuwenden?”
“Was ist gegen den Glauben an das fliegende Spagettimonster einzuwenden?”
Fragen dieser Art scheinen in letzter Zeit so eine Art Trend zu sein. Könnten Sie vielleicht ERST erklären, was FÜR ihre Idee spricht, bevor Sie nach Gegenargumenten fragen?
„Keine Ahnung“ warum eine offenbar gelangweilte (deutsche) Minderheit so vehement Konformität einfordert. Das »Gendersternchen« ist womöglich ein weiterer hilfloser Versuch Aufmerksamkeit zu generieren. Wenn schon normale Aufgaben und Probleme nicht lösbar sind, dann bietet sich hier zumindest eine Gelegenheit im Namen der Frauen formal Gleichheit zu exerzieren. Nur will das Frau? Und wenn, wieviele?
Wie auch immer, da zunehmend (junge) Menschen weder lesen noch schreiben können, gehört die Zukunft eh der einfachen Sprache. Ob Emojis als gängige Sprachprothesen auch bildliche »Gendersternchen« brauchen, wird sich zeigen. Das wäre doch eine machbare Aufgabe für unsere rechtschaffenden linken Eliten.
Wie problematisch die aktuelle Ausbildungssituation ist, wenn »Links« das Sagen hat, verdeutlicht Niall Ferguson in einem sehr lesenswerten Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung vom 20.3.2019 (siehe NZZ-Interview)
Des Weiteren gibt es einen lesenswerten Vortrag von dem damaligen Präsidenten des Lehrerverbandes Josef Kraus, der auch das Thema der Sprache der Gender-Ideologen „begutachtet“. Siehe Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt* – Vom Umgang der Deutschen mit ihrer Sprache und wo die Pädagogik versagt hat</strong>. –
* Originalzitat von Ludwig Wittgenstein (1889 – 1951), österreichisch-britischer Philosoph
Da heißt es u.a. …„Gott“ ist tot, denn jetzt heißt er mal der Ewige, mal die Ewige, mal die Lebendige, mal der Lebendige, mal die Eine, mal der Eine. Für diesen Irrsinn finanziert der deutsche Steuerzahler mittlerweile 212 Professuren!“ (Stand Ende 2015)
DANKE Herr Webbär!
Ihre Kommentatorenfreundin.
1.)
Die Wörter werden länger, die Anzahl der Silben wird erhöht, der Redefluss verschlechtert sich.
2.)
Es scheint kein Grund für diese Maßnahme vorzuliegen, wenn das Substantiv im Genus nicht den Sexus meint und insofern biologisch-geschlechtlich unbestimmt ist.
3.)
Die vorgeschlagene allgemeine Verwendung von Substantiven als sozusagen generisches Femininum (auch : Feministisches >:-> ) würde zudem die Verwendung der generischen Genera als eben nicht das biologische Geschlecht meinend bestätigen.
4.)
Die Suffix ‘-in’ (vgl. auch mit det komplementären Suffix ‘-(e)rich’, Enterich, Mäuserich und so) markiert (das Fachwort) das biologische Geschlecht.
Es scheint keinen Sinn zu ergeben ein bereits derart markiertes Substantiv generisch im Sinne der Nichtgeschlechtlichkeit zu verwenden.
HTH (“Hope this Helps”)
Dr. Webbaer
Bonuskommentar hierzu :
Die Sprache lebt und sie soll nicht derart verteidigt werden, dass Änderungen an ihr erst einmal groß hinterfragt werden, dass der Ändernde sozusagen konservativistischem Druck ausgesetzt wird, sich stets zu rechtfertigen hat.
Der Duden ist insofern dankenswerterweise auch unverbindlich, er darf sich von Empfehlungen fern halten, tut dies seit geraumer Zeit nicht, aber Schwamm drüber, also, wenn Sie wünschen, dürfen Sie natürlich gerne Substantive ändern bis verballhornen, müssen sich aber dann nicht wundern, wenn bspw. ‘Kommentatorinnen’ so verstanden werden, wie von Ihnen angefragt bis angeregt, als sexus-markiert (das Fachwort).
So dass die Verständigung zu leiden hätte.
Insgesamt scheinen Sie aber erreichbar zu sein, auch sehr nett, sollten Sie unter sog. RL-Name geschrieben haben.
Und wie sieht’s mit dem generischen Femininum aus?
Bsp.:
Wer denkt bei “die Pfeife” an einen Mann oder (auch) an eine Frau – wenn keine Sache gemeint ist?
… und umgekehrt wiederum:
“der Kratzbesen” – eher Mann oder Frau?
@MayaZi
Auf “geschicktgendern” wird zunächst “Mensch” irrig als “genderneutral” bezeichnet. Die Substantivierung von “männlich” dürfte aber tatsächlich alles andere als genderneutral sein. (Wer die englische Sprache als Lösung sieht: Übersetzen Sie zur Not mal “Mensch” auf Englisch…)
Das (Interrogativ-) Pronomen “wer” kommt dort gar nicht vor, obwohl es von Mittelhochdeutsch “Mann” (Proto-Germanisch *weraz = “Mann”, und Proto-Indo-Europäisch *wiHrós = “Mann”/ “Freier Mann”) abstammt. (“Wergeld”, “Werwolf”)
“Wer” also das generische Maskulinum ablehnt, muss dann (lt. Herrn Lobin) zwangsläufig ein Mann sein. Denn “wer” kann, anders als “Mensch”, keine Frau meinen.
Auch “Welt” (von althochdeutsch weralt = „Menschenalter“ aus “wer” = “Mann“ und “alt”) fehlt dort völlig.
Lieber Kommentatorenkollege Webbär,
Das kann ich als Sprachpraktiker natürlich anerkennen, macht mir auch Bauchschmerzen – aber »Fußballerinnen« ist immer noch viel kürzer und handlicher als »Fußballer und Fußballerinnen« und schöner als Binnen-Is und dergleichen.
Dieser Tenor spricht auch schon aus Ihren früheren Kommentaren, aber ist das nicht blindester Positivismus? Sie können doch mit einer solchen linguistisch-semantischen, Pardon, Korinthenk***erei nicht die gesellschaftliche Wirkung dieser sprachlichen Konvention vom Tisch wischen. Die Kritikerinnen wissen natürlich auch alle, dass Genus nicht gleich Sexus ist, trotzdem hat es auf ein 7-jähriges Mädchen eine nachprüfbare psychologische Wirkung, dass immer alle von »Ärzten« und »Piloten« und »Wissenschaftlern« reden (und von »Krankenschwestern«, nicht etwa von »-pflegern«). Und NUR darum geht es. (Darum ist es mir auch zu blöd, auf die Frage eines anderen Kommentatoren zu antworten, was das denn überhaupt für einen Grund haben sollte.)
Ja, eben! Darum müsste sich auch kein Mann drüber aufregen! Er ist natürlich mitgemeint! Aber das 7-jährige Mädchen kann sich viel leichter vorstellen, auch einmal zu den großen Fußballerinnen zu gehören.
Ja, im Singular – aber wir könnten uns doch alle leicht daran gewöhnen, dass der Plural nun einmal von der umfassenderen grammatischen Form ausgeht, wenn wir nur wollten. Meinen Sie nicht?
Wie ich schon sagte, ich will das gar nicht propagieren oder gar Petitionen anstoßen; wenn der Wandel nötig ist, dann wird er schon irgendwie passieren. Mir geht es (auch als Vater einer kleinen Tochter) nur darum, dass Argumente richtig verstanden und Wirkungen richtig gesehen werden. Und mein Beispiel mit dem »Fräulein« sollte zeigen, dass es natürlich auch möglich ist, eine sprachliche Konvention durch gesellschaftliche Übereinkunft ziemlich rasch zu ändern.
Herzlich, I.H.
@ Ingo Herzke
“Ja, eben! Darum müsste sich auch kein Mann drüber aufregen! Er ist natürlich mitgemeint! Aber das 7-jährige Mädchen kann sich viel leichter vorstellen, auch einmal zu den großen Fußballerinnen zu gehören.”
Mit dem 7-jährigen Mädchen haben Sie ein Argument. Hatte ich so nicht auf dem Schirm. Also nehmen wir die weibliche Form und hoffen, daß 7-jährige Jungen damit klarkommen. 😉
Übrigens “Mädchen” geht gar nicht. Man sagt schließlich auch nicht Jungchen. Obwohl: beim Film der ‘Vorleser’ kam das Wort vor. Scheint aber ausgestorben zu sein -so wie Fräulein. Mädel klingt aber auch altmodisch, schließlich sagt man nicht Jüngel. Made geht aber auch nicht. Hoffnungslos.
@ Henning Lobin
Dann danke ich Ihnen recht schön für Ihre Toleranz.
Lieber Herr Herzke,
nur hierzu noch kurz :
1.)
Es geht nicht nur um die Befindlichkeit junger Menschen, sondern um die Effizienz der Sprache.
2.)
Tätigkeits- und Berufsbezeichnungen sind historisch bedingt meist mit dem Maskulinum versehen, denn es waren meist Männer, die so tätig waren.
Dies kann in der Tat als problematisch verstanden werden, wenn sich die Tätigkeiten und Berufe geändert haben, so dass Dr. W gerne auch Wörter wie bspw. ‘Fachkraft’, ‘Kapazität’, ‘Kompetenz’ etc. verwendet, wenn er das Männliche ein wenig raus kriegen will, aus der Sprache, dann auch zu Metaphern greifend, die auch das Weib glücklich machen könnte, insbesondere dann, wenn es ein wenig Humor aufweist.
3.)
Ist einmal sexus-markiert worden, wie bspw. beim ‘Enterich’ oder bei den ‘Kritikerinnen’, wird die Sprache uneindeutig, wenn das so markierte Substantiv generisch gemeint ist.
4.)
Sollte sich Sprachregelung, wie von Ihnen vorgeschlagen, durchsetzen, wird ein beträchtlicher Teil der D-Sprachigen hier nicht folgen, nicht mitkommen können; die derart vorgeschlagene Sprachregelung hätte dann eine exkludierende Wirkung.
In etwa so, wie die Politische Richtigkeit, die von Kulturmarxisten vor vielleicht 40 Jahren an US-amerikanischen Unis entwickelt worden ist, um dann vor vielleicht 25 Jahren von Bill Clinton stark beworben zu werden, eine exkludierende Wirkung hat.
So dass viele, teils auch wegen sozusagen suboptimaler Bildung, sich kaum noch äußern können ohne dass es zu Aufregung und bestimmtem Sozialverhalten anderer kommt.
Es darf sich daran erinnert werden, dass Kulturmarxisten stets auch vorhatten über die Sprache Herrschaft, auch illegitime, zu entwickeln.
5.)
Substantivierte PPAs dürfen weitgehender verwendet werden, wie Dr. Webbaer findet, der Preis ist nicht so-o hoch, wenn bspw. von Studierenden geredet und geschrieben wird, auch weil Studenten bedeutungsgleich sind.
Es ist wenig wichtig, ob bspw. von Autofahrern oder Autofahrenden geschrieben und gesprochen wird, auch wenn das PPA natürlich die Permanenz der Tätigkeit meint.
Hier lässt sich sprachlich, siehe auch Punkt 2, einiges machen, wenn dann alle happy werden, jomei!
—
Alternativ könnte natürlich auch versucht werden der Heranwachsenden zu erklären, dass die deutsche Sprache in vielerlei Beziehung männlich geprägt ist – und dass die dbzgl. anfallenden Abschaffungskosten leider leider sehr hoch, zu hoch wären.
Direkt undemokratische Wirkung entfalten würde.
Dr. Webbaer würde es tun (und vielleicht auf andere Sprachen verweisen, wie bspw. die englische, die hier softer sind).
MFG
Dr. Webbaer
1.)
“Es geht nicht nur um die Befindlichkeit junger Menschen, sondern um die Effizienz der Sprache.” – Es geht wohl eher um die Befindlichkeiten von Frauen und Minderheiten unabhängig des Alters. Wenn die Effizienz höchste Priorität hätte, sprächen wir alle nur noch in Steno.
2.)
“Tätigkeits- und Berufsbezeichnungen sind historisch bedingt meist mit dem Maskulinum versehen, denn es waren meist Männer, die so tätig waren.” – Falsch: Gesundheits- und Krankenpfleger:innen waren historisch Frauen. Dies zeigt sich durch die sexistsiche Berufsbezeichnung “-Schwester”, die mittlerweile geändert wurde
“Dies kann in der Tat als problematisch verstanden werden, wenn sich die Tätigkeiten und Berufe geändert haben, so dass Dr. W gerne auch Wörter wie bspw. ‘Fachkraft’, ‘Kapazität’, ‘Kompetenz’ etc. verwendet” – gute Vorgehensweise, hanhabe ich ebenfalsl entsprechend
“zu Metaphern greifend, die auch das Weib glücklich machen könnte, insbesondere dann, wenn es ein wenig Humor aufweist.” – ich als Frau besitze Humor, finde sexistische Sprache jedoch nicht witzig. Als Mann ist diese Art von Humor wohl einfacher auszuleben – wie immer, wenn man(n) nicht selbst betroffen ist.
3.)
“Ist einmal sexus-markiert worden, wie bspw. beim ‘Enterich’ oder bei den ‘Kritikerinnen’, wird die Sprache uneindeutig, wenn das so markierte Substantiv generisch gemeint ist.” – Das generische Maskulinum selbst verstößt gegen das sprachliche Prinzip der Vermeidung von Uneindeutigkeit und ist daher um keinen Deut besser.
4.)
“Sollte sich Sprachregelung, wie von Ihnen vorgeschlagen, durchsetzen, wird ein beträchtlicher Teil der D-Sprachigen hier nicht folgen, nicht mitkommen können” – haben Sie eine bessere Lösung, am besten elegant, generisch und neutral?
5.)
“Substantivierte PPAs dürfen weitgehender verwendet werden” – funktioniert leider nicht überall. Z.B. möchte ich nicht behaupten, dass “Querdenkende” dieser Tätigkeit tatsächlich nachgehen.
Dr.W.
Sprache soll effizient sein. Wenn man die Länge von Gebrauchsanleitungen in verschiedenen Sprachen betrachtet, dann ist Englisch tatsächlich im Vorteil. Da haben Sie Recht.
Wenn man Sprache bezüglich ihres “Gefühlsgehaltes” betrachtet, dann ist Französisch besser geignet.
Und wenn wir uns in den öffenlichen Raum begeben, dann kommt es auf die Deutungshoheit an. Mir scheint, da ist Deutsch führend, weil wir hier noch genau trennen, wer “die Hosen an hat”, das Gendern betreffend.
Sprache soll ja so funktionieren, durchaus im Sinne von Shannon-Weaver, dass der eine, der Sender, Inhalt (was immer dies auch genau sein mag) in Kode verwandelt und der andere den erhaltenen Kode wiederum zu Inhalt abstrahiert, idealerweise annähernd so, wie vom Sender kodiert bzw. gemeint.
Es geht also um Kodierungsvorschriften, die n-lateral vorab ausgetauscht sein müssen, damit Verständigung möglich werden kann, um Semantik, Grammatik und allgemein um Soziales, das insbes. bei Metaphern und ihrer Verwendung hervorlugt.
i.p. Sprache ist von Altvorderen hart gerungen worden, da geht es um jedes Zeichen, um jeden Vokal und jeden Konsonanten.
Da geht es oft auch ins Altsprachliche.
Es macht Sinn diese Altvorderen zu achten, auch bei Fragen des Zweifels in die Etymologie zu gehen und nicht wild zu neuern, gar alte Technik (die Sprache ist eine Technik) abzulehnen und sich wie ein Bock auf dem Misthaufen zu gebären und neu bestimmen zu wollen.
(Aus irgendwelchen Gründen muss Dr. W hier an Anatol Stefanowitsch denken, der mittlerweile erfolgreich die Duden-Nähe finden konnte.)
Englisch ist in vielerlei Beziehung “trockener”, es ist sehr schön die Mentalität der Sprechenden abzulesen, wenn die Sprache näher beäugt wird, wie Dr. Webbaer findet.
MFG
Dr. Webbaer
“Verfechter der gendergerechten Sprache, die heute ins System eingreifen, begehen aus linguistischer Sicht ein paar fundamentale Denkfehler,” schreibt der Konstanzer Linguist Josef Bayer (NZZ, 10.4.2019).
Der Mann scheint mir doch sehr genau zu wissen, wovon er als Linguist redet, und was auch immer FAZ, VDS und ZDF »medial produziert« haben, dürfte sein fachliches Urteilsvermögen schwerlich in irgendeiner Weise beeinträchtigt haben.
Dies hier, Kommentatorenkollege ‘Chrys’, war aber falsch :
Dazu hat Dr. W weiter oben etwas geschrieben.
Auch hier :
…weiß Dr. W nicht so recht, meint sogar eher gegenteilig, denn kulturmarxistische Sprachregelung, auch als sog. Politische Richtigkeit bekannt, ändert schon.
Auch an den sog. ‘wirklichen Sachverhalten’.
Von dieser Erkenntnis leben ja die Kulturmarxisten, wenn sie Sprache bilden, die von den Sachen und Sachverhalten zwar wegzugehen scheint, aber doch eine Abstraktionsebene bilden, die oft sozial anerkannt wird.
In etwa so, wie Probleme, pardon, Herausforderungen, einerseits dadurch behandelt werden können, dass sie gelöst werden oder dies zumindest versucht wird, aber auch andererseits dadurch, dass sie als nicht-existent sozusagen weggequatscht werden können.
Dann “existieren” sich auch nicht mehr. (Einstweilen, solange der ignorierte “Hund” nicht doch irgendwann anfängt zu beißen.)
MFG
Dr. Webbaer (dem der von Ihnen, Kommentatorenkollege ‘Chrys’, dankenswerterweise webverwiesene Vortrag ein wenig zu “straight” erscheint)
Zitat Dr. Webbaer: „In etwa so, wie Probleme, pardon, Herausforderungen, einerseits dadurch behandelt werden können, dass sie gelöst werden oder dies zumindest versucht wird, aber auch andererseits dadurch, dass sie als nicht-existent sozusagen weggequatscht werden können.“
.
So ist das. Denn bevor man nach Lösungen für ein Problem sucht, muss man sich erst einmal vergewissern, dass es überhaupt ein Problem gibt. Ich sehe kein Problem mit den Sprachen – auf jeden Fall nicht mit den zwei Sprachen, womit ich mich verständigen kann ( Französisch und Deutsch). Ich weiß nicht, wer hier ein Problem künstlich erfunden hat, als ob wir sonst nicht genug Probleme hätten…
Gut, es wird befürchtet, dass es irgendwo ein 7-jähriges Mädchen gibt, das unsicher ist, ob es Krankenschwester oder Pfleger werden möchte. Dieses Problem wird man aber nicht lösen, indem man die deutsche Sprache verwirft und neu erfindet, das steht fest. Das Problem darf also ruhig weggequatscht werden. Und weil es offensichtlich ein Problem ist, das von Männern erfunden wurde, darf ich es auch als ehemaliges 7-jähriges Mädchen wegquatschen: sie sind simpel. 🙂
Simpel ist es doch eher die eigenen Überlegungen als “wissenschaftliche These” zum Thema “Genetisches” zu benennen, wo Sie offensichtlich keine wissenschaftliche Ausbildung genossen haben.
Der Linguist Josef Bayer bemerkt (siehe NZZ-Link-Hinweis des Kommentators »Chrys«) u.a., daß Verfechter der gendergerechten Sprache, die heute ins System eingreifen, aus linguistischer Sicht ein paar fundamentale Denkfehler begehen. Diese erklärt er an – für alle nachvolziehbaren – Beispielen. Letztendlich kann man Bayer’s argumentativer Kritik der Gendersprache nicht widersprechen, da seine Argumentation sozusagen im sprachlichen Kontext bewiesen ist.
Beispiele von Bayer zum Mitdenken: In der Genderdebatte wird übersehen, dass es sich bei Nominalkomposita wie «Studentenwerk» oder «Brillengestell» meistens gar nicht um Festlegungen von Genus und Numerus handeln kann. Ein Brille-n-gestell ist in erster Linie kein Gestell, in dem mehrere Brillen aufbewahrt werden, sondern der Rahmen, der die Gläser einer Brille hält und eine Fixierung an den Ohren erlaubt.
Sprachhumor und ein Gespür für klare Ansagen hat Bayer auch, wenn er in seinen Ausführungen schreibt: … „Und da kommen jetzt auf einmal missionarisch getriebene Sprachklempnerinnen daher und wollen uns erzählen, dass bei «Studentenwerk» ein frauendiskriminierendes Morphem auftaucht, das ungerechterweise nur Männer im Plural bezeichnet und Frauen ausschliesst. Man kann sich über so viel Ignoranz nur an den Kopf fassen. Dass diese Ignoranz ausgerechnet in den Universitäten zu Hause ist, wo man alle Chancen der Welt hätte, es besser zu wissen, ist eine beachtliche bildungspolitische und kulturelle Schande.“
Weitere „Kostproben“: Das Fragepronomen «wer» ist irreversibel maskulin Singular. Mit diesem Pronomen werden immer auch Frauen und Gruppen von Menschen mit erfasst. Das ist eine linguistische Tatsache, an der nichts und niemand vorbeikommt. «Wer hat im Bad seinen Lippenstift vergessen?».
Mein Fazit: Letztendlich geht es den Gendersprachebefürworterinnen um reine Ideologie, Sprache ist hier nur ein (weiteres) Vehikel. Der Verlust an Information, Aussagelogik und Sprachrhythmus stört diese nicht.
Nur wird die aufgepfropfte politische Korrektheit hier etwas bewirken? Zur Erinnerung: »Der Politischkorrekte nennt seine Putzfrau Raumpflegerin, bezahlt und behandelt sie aber wie eine Putze.« Oder wie Herr Bayer bemerkt, …“Ein Altenheim, das in Seniorenstift umbenannt worden ist, bleibt für die Insassen weiterhin ein reichlich tristes Ambiente“.
Am Rande bemerkt, von den derzeit 52 Kommentaren, stammt einer von dem Artikelautor und ziemlich genau ein Drittel aller Kommentare von einem Kommentator. (Die vermeintlich betroffenen) Frauen sind offensichtlich hier die Meinungs-Verkünder-Ausnahme. Insgesamt gibt es soweit nur 16 Kommentatoren. Was sagt uns das?
Sprachen wandeln sich immer – aber nie in Richtung Unfug meint Josef Bayer in der NZZ vom 10.4.2019. Bayer behauptet auch, nicht Linguisten, sondern Gleichstellungsbüros und Aktivisten ständen hinter der gendergerechten Sprache. Er bringt auch einige Beispiele gendergerechter Umbenennungen, die zugleich den Sinn der Aussage ändern. Hier ein Beispiel dazu (Zitat): Und aus Sprechern werden gar Sprechende. Dass hierbei völlig andere und teilweise krass inadäquate Lesarten entstehen, scheint keine Rolle zu spielen. Mit «Sprecher» meint man bekanntlich jemanden in einer administrativen Funktion und keine Person, die gerade redet; bei «Sprechender» ist es gerade umgekehrt.
Bayer zeigt auch an anderen Beispielen auf wie tief verwebt das Maskulinum in der deutschen Sprache ist indem er auf folgenden Vorschlag der Uni Konstanz eingeht (Zitat): «Jeder Studierende, der sich bis 1. 1. anmeldet, bekommt Rabatt», sollte man bitte ausweichen auf «Wer sich bis 1. 1. anmeldet, bekommt Rabatt».
Bayer meint dazu: Dieser Schuss geht in die falsche Richtung.
Das Fragepronomen «wer» ist nämlich irreversibel maskulin Singular.
Ich habe ebenfalls den Verdacht dass man die deutsche Sprache nicht entgeschlechtlichen kann ohne sie grundlegend zu ändern.
Dass sich Frauen, die werte Frau Jocelyne Lopez auch hier ausgenommen, für bestimmte Themen wenig interessieren?
(Oder zu klug sind hierzu beizutragen.)
BTW, es geht nicht um das ‘Entgeschlechtlichen’ von Sprache, sondern um deren Sexualisierung, Herr Holzherr.
MFG
Dr. Webbaer
Ich möchte an dieser Stelle anmerken, dass wir in Deutschland mittlerweile vier Gender (weiblich, männlich, divers, kein Geschlechtseintrag) haben. Diese sind nicht nur Neugeborenen mit Intersexualismus zugänglich, sondern auch allen Menschen, bei denen eine Variante der Geschlechtsentwicklung vorliegt (oder die sich gut mit ihrem Hausarzt verstehen, der wiederum ein bisschen was über die Absurdität des herrschenden Binarismusgedankens in der Biologie weiß). Sie könnten also Morgen in die Verlegenheit kommen, eine Gruppe solcher Menschen (sowie auch von Männern und Frauen) zu irgendwas einladen zu müssen. Wie würden Sie die anschreiben, wie gegebenenfalls über das Treffen berichten?
“Hi, Sau!” ginge nicht?
SCNR
Dr. Webbaer
Nun wieder ein wenig ernsthafter und wie folgt (selbst-)zitierend :
Wenn es in der BRD nun juristisch (vs. demokratisch) anscheinend durchgesetzt ist, dass es ein drittes biologisches Geschlecht gibt, anscheinend von biologischer Erkenntnis abweichend, würde Dr. W es womöglich mit “Es” ansprechen wollen, oder wie vom gemeinten Subjekt vorgeschlagen, womöglich abär auch gar nicht, sollte so etwas wie “Ey” oder derart :
-> https://en.wikipedia.org/wiki/Spivak_pronoun
..angefordert sein.
MFG
Dr. Webbaer (der sehr tolerant ist, der Toleranz abär Grenzen setzt, wenn sie selbst intolerant wird, auch um nicht schuldig zu werden)
Ok, also die Lösung des Webbaers ist: Es gibt (mindestens) ein Modell indem das Problem per Definition nicht besteht, also besteht das Problem nicht. Das ist…praktisch.
Also mal davon abgesehen, dass die rein chromosomale Betrachtung nicht Standard in der Biologie ist, da die Epigenetik und auch die Hormone nicht vernachlässigt werden können. Aber so allgemein gefällt mir die Idee, einfach alles wegzudefinieren, was nicht passt. Mit dem Es könnte ich leben.
Das Lieschen
Lieber Herr Webbaer (und alle anderen, die sich dazu geäußert haben),
ich glaube, wir reden hier vielleicht doch von nicht ganz den gleichen Dingen. Ich glaube, die gesellschaftlichen und geistigen Prägungen durch die sprachlichen Konventionen sind viel stärker als bloße »Befindlichkeiten«, und darum hätte ich nichts dagegen, wenn sie geändert würden; ich glaube auch nicht, dass die große Menge des Staatsvolkes damit solche Probleme hätte, wenn sie denn nicht von Ideologen des Status Quo aufgehetzt würden.
Eins wollte ich aber noch mal nachfragen: Wer oder was sind denn diese »Kulturmarxisten«, die offenbar der Kristallisationskern dieser ganzen Entwicklung sind? Wo bitte sollen denn in unserer durch und durch neoliberalen Gesellschaft Marxisten welcher Art auch immer den Ton angeben? Und wenn ja, seit wann und wieso interessiert sich der Marxismus für das dritte Geschlecht?
Das erinnert mich ein wenig an den unangenehmen Internet-Scharlatan/-Guru Jordan Peterson, nach dessen Ansicht der Untergang der abendländischen Kultur von Händen der »postmodernen, neo-marxistischen Ideologen« kurz bevorsteht. Postmodern UND marxistisch? Oxymoronischer geht’s kaum. Könnten Sie mir das erklären? (Meine ich ganz ernst.)
Herzlich, I.H.
Lieschen,
…ich komme in keine Verlegenheit. Ich lade entweder persönlich Herrn X oder Frau Y ein, allgemein »Damen und Herren« oder beispielsweise »Interessierte«.
Zur Lieschen-Aussage, „Absurdität des herrschenden Binarismusgedankens in der Biologie“…
Einzig absurd ist die Annahme, daß Ausnahmen auch nur ansatzweise eine Nivellierung bedeuten könnten. Untersucht man (, der Interessierte, der Leser, Lieschen) das Arten-Spektrum so wird offenkundig, daß die „ natürliche Aufteilung“ Weibchen-Männchen mit Abstand am verbreitetsten ist.
Zur „groben“ Orientierung: In der Natur gibt es in der Tat Lebewesen die zweigeschlechtlich sind oder ihr Geschlecht im Laufe ihres Daseins wechseln. Neben Lebewesen, die gleichzeitig männliche und weibliche Geschlechtsorgane besitzen, gibt es auch Tierarten, die im Laufe ihres Lebens das Geschlecht wechseln. Diese Metamorphose kommt bei vielen Fischen vor. Anemonenfische zum Beispiel werden als unreife Männchen geboren. Das zweitgrößte Individuum einer Population entwickelt sich zum Männchen, das größte dagegen zum Weibchen. Nur diese beiden Tiere paaren sich. Stirbt das Weibchen, “rückt” das männliche Tier nach und wandelt sich zum Weibchen. Andere Korallenfische wechseln bei Bedarf ihr Geschlecht vom Weibchen zum Männchen.
Der Mensch hat offensichtlich nicht die Fähigkeit auf natürliche Art sein Geschlecht zu wechseln. Äußere Maßnahmen in Form von Hormongaben und Operationen verändern unnatürlich das Geschlecht. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt: Daß es hormonelle Störungen gibt, die sich dadurch manifestieren, daß Männern Brüste wachsen oder Frauen mit einem geschlechtsuntypischen vermehrten Körperhaarwuchs konfrontiert werden, sind keine Indizien für eine Zweigeschlechtlichkeit.
Herr Herzke,
bezüglich Ihrer Fragen:
“Wer oder was sind denn diese »Kulturmarxisten«, die offenbar der Kristallisationskern dieser ganzen Entwicklung sind? Wo bitte sollen denn in unserer durch und durch neoliberalen Gesellschaft Marxisten welcher Art auch immer den Ton angeben?”
Wenn Sie den Kommentarverlauf aufmerksam verfolgt hätten, wären Sie auf folgende Aussagen von mir (9.April 2019 21.17) gestossen.
i) Wie problematisch die aktuelle Ausbildungssituation ist, wenn »Links« das Sagen hat, verdeutlicht Niall Ferguson in einem sehr lesenswerten Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung vom 20.3.2019 (siehe NZZ-Interview)
ii) Des Weiteren gibt es einen lesenswerten Vortrag von dem damaligen Präsidenten des Lehrerverbandes Josef Kraus, der auch das Thema der Sprache der Gender-Ideologen „begutachtet“. Siehe: Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt – Vom Umgang der Deutschen mit ihrer Sprache und wo die Pädagogik versagt hat.
iii) Josef Bayer weist darauf hin, daß die Verfechter der Gendersprache keine Linguisten sind, sondern aus dem »Referat für Gleichstellung« kommen. Siehe Linkhinweis von »Chrys« vom 11.April 2019 9.11 Uhr) [Technischer Hinweis: Da manchmal Scilogs nur max. 2 Links pro Kommentar erlaubt, müssen Sie sich selbst die Verknüpfung bei »Chrys« „abholen“.]
Ihre Antworten werden von drei unterschiedlichen Personen beantwortet. Lesen müssen Sie die verlinkten Artikel schon selbst.
Dirk Freyling und Dr. Webbaer verteidigen die gegenwärtige nocht nicht gegenderte deutsche Sprachpraxis mit biologisch/gesellschaftlichen Argumenten (Zitat Freyling: “Der Mensch hat offensichtlich nicht die Fähigkeit auf natürliche Art sein Geschlecht zu wechseln.”).
Doch es gibt auch rein sprachliche Argumente dafür, das Genus nicht aus dem Deutschen zu verbannen. Und das ist für mich das wirklich entscheidende Argument: Es wird nie gelingen, maskuline und feminine Fügungen aus dem Deutschen zu entfernen ohne eine völlig andere Sprache aus dem Deutschen zu machen.
Fazit: Es gibt gendergerechte Sprache und gendergerechtes Sprechen. Beispielsweise für diejenigen, die englisch sprechen. Wer gendergerechtes Deutsch will, wird bald feststellen, dass es auf die Abschaffung der deutschen Sprache herausläuft.
Dirk Freyling,
“Einzig absurd ist die Annahme, daß Ausnahmen auch nur ansatzweise eine Nivellierung bedeuten könnten. ”
Eine Theorie, die Ausnahmen nicht beschreiben kann ist unzureichend und muss erweitert werden. Wo bitte soll es anders sein?
“Untersucht man (, der Interessierte, der Leser, Lieschen) das Arten-Spektrum so wird offenkundig, daß die „ natürliche Aufteilung“ Weibchen-Männchen mit Abstand am verbreitetsten ist. ”
Das erscheint mir angesichts der Dominanz von Insekten der dort häufigen Dreiteilung in Königin, Drohnen und begattungsfähige Männchen eher unwahrscheinlich. Woher haben Sie ihre Zahlen? Daneben ist die weite Verbreitung noch kein Kriterium, das Modell ausschließlich zu benutzen, aber:
Ich beziehe ich mich hinsichtlich des Geschlechts ohnehin auf Menschen und damit nicht alleine auf die Fortpflanzungsfähigkeit, sondern insbesondere auf die Kongruenz desselben in medizinischer Hinsicht. Diese ist bei weitem vielfältiger und komplexer, als es das Allgemeinwissen und die Schulbildung, sowie auch viele populärwissenschaftliche Publikationen vermuten lassen würden.
” Der Mensch hat offensichtlich nicht die Fähigkeit auf natürliche Art sein Geschlecht zu wechseln. ”
Es gibt Menschen, denen dies in gewissem Rahmen zustößt, aber allgemein passiert dies nur mittels Kulturtechniken, wobei Fortpflanzung sich noch schwierig gestaltet.
Martin Holzherr,
Wäre es nicht möglich, das Genus und den Sexus weiter voneinander zu trennen, indem man eine spezifisch maskuline Form nutzt? Es stört sich ja kaum jemand an der Sonne, dem Computer etc, sondern an Formen wie die Philosophen und ähnliches.
Herr Holzherr,
ich verteidige nicht primär die gegenwärtige Sprachpraxis, sondern lehne aus logisch-formalen Gründen Änderungen ab, die aus reiner Ideologie geboren wurden.
Englisch ist keine Deutsch-Alternative, wenn ein facettenreiches Sprachbild gepflegt werden soll. Haben Sie schon einmal wissenschaftliche Abhandlungen »scientific papers« auf beispielsweise arXiv.org gelesen? Sofern Sie auch nur im Ansatz einen Sinn für Eloquenz, Wortwitz oder Sprach-Ästhetik haben, werden Sie sehr traurig sein. Englisch als kleinster sprachlicher Nenner, führt letztendlich (auch) zu einer inhaltsreduzierten Aussage. „The language of good science is bad English.“ sagt einer der renommiertesten Anglisten in Deutschland, Ekkehard König.
Die Aufgabe kultureller Alleinstellungsmerkmale ist keine Kleinigkeit. Sprache bedeutet Identität. Ich erinnere nochmals an den Vortrag des damaligen Präsidenten des Lehrerverbandes Josef Kraus. Kraus erörtert diverse, schwerwiegend negative Aspekte zum Thema Englisch als Wissenschaftssprache.
Des Weiteren gibt es eine lesenswerte und durchaus beängstigende Beschreibung von Kraus zum Thema Sprachverwahrlosung, siehe
…”Kriese, schwehr, sesonal, Vortschritt, proffesionel, anderst, außländisch, akresiv, expliziet, ziehmlich, imäns: So schreiben heutzutage nicht Grundschüler, sondern Studenten. . ..” Siehe den Beitrag Akademisches Prekariat von Josef Kraus, April 2017
So betrachtet richtet das Gendersternchen ergänzend keinen weiteren signifikanten Schaden für die „sprachlose“ Masse an, da das (junge) Volk schon aktuell nicht schreiben (und lesen) kann.
Was denken Sie warum der Staat respektive „runterverwaltet“ die politischen Kräfte auf Bundeslandebene nichs dagegen unternehmen und den Sprachverfall in der Vergangenheit ausgelöst haben?
Linke propagieren Gleichheit, auch wenn es die kollektive Verblödung bedeutet. Konservative wünschen sich sprachlich unfähige Bürger, da die leichter zu regieren sind. In dem Sinne ist Deutschland bereits jetzt schon ergebnisorientiert vereint.
I think, that is a pretty fair assumption…
“ich verteidige nicht primär die gegenwärtige Sprachpraxis, sondern lehne aus logisch-formalen Gründen Änderungen ab, die aus reiner Ideologie geboren wurden.”
Dadurch bleiben Sie also bei der jahrhunderte-währenden Ideologie” – wie praktisch für Sie!
Zitat Lieschen: „Es stört sich ja kaum jemand an der Sonne, dem Computer etc, sondern an Formen wie die Philosophen und ähnliches.“
.
Mich würde wie gesagt erst einmal interessieren, wer sich in der Gesellschaft an Formen wie „die Philosophen“ stört. Ich würde spontan sagen: Es stört sich niemand daran, genauso wenig wie an Formen wie die Sonne oder der Computer. Oder wer stört sich daran, Ihrer Meinung nach? Die Männer? Die Frauen? Die Transsexuellen? Oder nur die männlichen Philosophen? Oder nur die weiblichen Philosophen? Oder nur die transsexuellen Philosophen?
Wer stört sich zum Beispiel an Formen wie „die Franzosen“? Stören sich die Franzosen daran? Oder stören sich alle Menschen daran, die keine Franzosen sind? Stören sich nur die Französinnen daran oder nur die transsexuellen Franzosen?
Das ist nämlich das, was ich bei dieser Debatte nicht verstehen kann, für mich ist sie völlig unsinnig. Man spricht von einem „Problem“, es ist aber rätselhaft wie viele und welche Menschen davon betroffen sind, sowie auch wie belastend sie ihr „Leid“ dabei empfinden. Ich weiß zum Beispiel nur, dass ich davon nicht betroffen bin und kenne in meinem persönlichen Umfeld auch keinen Mensch, der davon betroffen ist. Man kann also nicht die Schwere des “Problems” abschätzen, deshalb man auch keine geeignete und abgewogene Lösung finden kann.
Aus meiner Sicht ist deshalb dieses „Problem“ einzig ein Versuch der Manipulation der öffentlichen Meinung, aus welchen Gründen auch immer: Es ist einfach nur ein Fake. Wie leben ja in einer Zeit der Fake und der medialen Manipulation. Das war meine Analyse des „Problems“. 😉
“Ich weiß zum Beispiel nur, dass ich davon nicht betroffen bin und kenne in meinem persönlichen Umfeld auch keinen Mensch, der davon betroffen ist. Man kann also nicht die Schwere des “Problems” abschätzen, deshalb man auch keine geeignete und abgewogene Lösung finden kann.” – Aufgrund Ihrer Äußerungen im Forum, gehe ich nicht davon aus, dass Sie überhaupt dazu in der Lage sind das Problem zu erkennen, noch dazu in der Lage wäre sinnvolle Lösungen vorzuschlagen, selbst wenn Sie es erkennen würden.
Zitat Jocelyne Lopez: “Wer stört sich zum Beispiel an Formen wie „die Franzosen“? Stören sich die Franzosen daran? Oder stören sich alle Menschen daran, die keine Franzosen sind? Stören sich nur die Französinnen daran oder nur die transsexuellen Franzosen?”
.
Dass Politiker gendern, wenn sie eine Rede halten, ist ja auch verständlich: sie wollen vor allem Stimmen fangen. Das erste Gendern von Politikern in Frankreich habe ich auch als junges Mädchen bewußt mit Charles de Gaulle erlebt, der alle seiner Reden mit der Anrede „Françaises, Français“ (Französinnen, Franzosen) angefangen hat – es war auch höchste Zeit die Existenz der Französinnen politisch zu entdecken, da sie erst 1944 das Wahlrecht erhalten haben und zum ersten Mal im April 1945 wählen durften… 😉 Ich habe also knapp die politische Existenzlosigkeit als Frau verpasst – was mich allerdings nachträglich persönlich nicht besonders gestört hat: Ich wurde nämlich ziemlich früh als junge Frau politiküberdrüssig und gehöre seitdem zu der Mehrheit der Bürger, die nicht wählen mögen. Wozu auch? Die Bürger sind ohnehin in unserer Lobbyisten-Gesellschaft aus Politik, Medien und Wirtschaft weitgehend und stillschweigend entmachtet, man soll sich nichts vormachen. 🙁
Toll, was ist an einer zentral gesteuerten Medienkampagne jetzt das Besondere?
Und warum soll jed was extra bekommen?
Extrabuchstaben ohne Inhalt sind Zeitverschwendung und gehören entsprechend nicht zu deutschen Sprache.
Deutsche Sprache war mal für maximale Genauigkeit bei hoher Effizienz bekannt,
weshalb wir uns vorbehalten Begriffe aneinander zu ketten.
Benutzen Sie doch einfach keine Endung mehr für d Person und fertig.
Oder lassen Sie gleich Artikel weg.
Alternativ sagen Sie den Aktivis*Innen, dass jede(r) Aktivist*Innen 5 Sekunden seines/ihres Lebens verliert im Kampf für die Gendergerechtigkeit bei jedem Wort.
Als Sprachwissenschaftler sollten Sie eigentlich wissen,
dass sowas wichtig für die Akzeptanz ist.
Grüße,
Jan
Jan
Zeitungsartikel, z.B. über eine Theaterveranstaltung transportieren nicht nur Fakten, sondern wollen dem Leser auch ein Gefühl dafür vermitteln, wie die Künstler und die Künstlerinnen auf das Publikum gewirkt haben.
Bei unserer Lokalzeitung hat jetzt der Redakteur ganz auf Mann, Frau verzichtet und daraus wurde ein text, der ziemlich ungehobelt und beleidigend wirkte.
“Müller lachte ins Publikum, Maier sang ein Solo dazu.” Wer ist Müller, wer ist Maier, man kann sich bei dieser Satzform nichts mehr vorstellen. Sollte das ein Polizeibericht werden ? Sprache lebt von Emotionen. Und wenn man jetzt nur gesagt hätte, Herr Müller und für Maier, seine Tochter Elsa Maier, dann hätten doch alle Frauen aufgemerkt und gerätselt, wie kommt es zu solchen Familienverhältnissen ?
Der Reiz der unterschiedlichen Geschlechter geht verloren. Zeitungstexte müssen vor Erotik knistern und das geht nur, wenn man bei der Geschlechtertrennung bleibt.
@ Herr Herzke und hierzu noch kurz :
Manche mögen den an sich klaren Begriff ‘Kulturmarxismus’ nicht, Dr. Webbaer verweist für diese dann gerne so :
-> https://en.wikipedia.org/wiki/Western_Marxism (K-Probe : ‘Although there have been many schools of Marxist thought that are sharply distinguished from Marxism–Leninism, such as Austromarxism or the Left Communism of Antonie Pannekoek, the theorists who downplay the primacy of economic analysis are considered Western Marxists, as they focus on areas such as culture, philosophy and art.’)
…und gemeint sind neben anderen insbesondere natürlich die Neomarxisten, ganz besonders Herbert Marcuse mit diesem (immer noch top-aktuellen Werk sozusagen), und die “de Beauvoir-Butler-Schiene” :
-> https://en.wikipedia.org/wiki/Eros_and_Civilization
-> https://en.wikipedia.org/wiki/The_Second_Sex
HTH (“Hope to Help”)
Dr. Webbaer
@ “Martin Holzherr” :
Sie haben das Problem mit der sprachlichen “Genderei” nicht ausreichend verstanden.
Es geht hier einigen um die Einfuhr pflichtiger Sexus-Markierung, wobei das binäre Prinzip (“weiblich/männlich” (vs. “sachlich”)) auch noch aufgegeben werden soll, lol.
Schreiben Sie vielleicht mal für sich auf, wie die generischen Genera Ihnen zu funktionieren scheinen,
als Hausaufgabe, >:-> ,
MFG
Dr. Webbaer
PS :
Es gibt mittlerweile auch kulturmarxistische, pardon, western-marxistische feministische Anthropologie, das Ding boomt sozusagen, knallt durch die Decke :
-> https://en.wikipedia.org/wiki/Feminist_anthropology (wer da mitmachen will, hält sich am besten an ‘Man wird nicht als Frau geboren: Man wird dazu gemacht.’ und forscht nicht ergebnisoffen)
PPS :
Fleißig, fleißig, einige Western Marxists :
-> https://de.wikipedia.org/wiki/Cultural_Marxism_(Schlagwort)
-> https://en.wikipedia.org/wiki/Frankfurt_School#Cultural_Marxism_conspiracy_theory
(Dr. Webbaer hat schon von Kulturmarxismus in den Siebzigern geschrieben und gesprochen, steht auch nicht politisch rechts, amüsiert sich abär über den Fleiß in der bekannten Online-Enzyklopädie ein wenig, der womöglich i.p. Kritik immunisieren soll.)
Jocelyne Lopez,
Also mich stören derartige Formen gewaltig, da sie dazu führen, dass ich viele Texte unter dem Vorbehalt lese, überhaupt nicht gemeint zu sein. Da vergehen dann auch mal gut zwei Seiten, bis der Autor wie selbstverständlich davon ausgeht, dass der Leser (manchmal ist Leser*in gemeint, manchmal nicht) natürlich auf Frauen steht und auch ansonsten ein Mann ist. Super Sache, ich hätte gerne meine zwei Seiten Aufmerksamkeit zurück. Etwas lieber sind mir da noch Leute, die zumindest am Anfang klarstellen, wen sie alles mitmeinen und am liebsten diejenigen, die sich tatsächlich Gedanken machen und einen Text für ein möglichst großes und vielfältiges Publikum verfassen und auch so schreiben. Ist natürlich etwas schwieriger.
> Man spricht von einem „Problem“, es ist aber rätselhaft wie viele und welche Menschen davon betroffen sind, sowie auch wie belastend sie ihr „Leid“ dabei empfinden.
Also ganz konkret kenne ich viele Freundinnen, die sich in Texten an einen Leser nicht wiederfinden, zumal sie oft ähnliche Erfahrungen wie ich machen. Das Leid ist oft dasjenige, dass sie ihre Zeit mit der emotionalen Einfühlung an eine virtuelle Person vergeuden, die mit ihnen nichts zu tun hat. Das ist anstrengend und enttäuschend.
> Ich weiß zum Beispiel nur, dass ich davon nicht betroffen bin und kenne in meinem persönlichen Umfeld auch keinen Mensch, der davon betroffen ist. Man kann also nicht die Schwere des “Problems” abschätzen, deshalb man auch keine geeignete und abgewogene Lösung finden kann.
Sie kommen hier ziemlich schnell vom Ich zum Man. Ich kenne viele Menschen, die einen derartigen logischen Sprung nicht ausführen würden.
Leser ist ein Nomen agentis. Das meint weder männliche noch weibliche Geschlechtlichkeit, sondern thematisiert den Menschen lediglich als einen, der liest.
Wer das Nomen agentis meint, prinzipiell sexualisieren zu müssen, kann vom Menschen als solchen gar nicht mehr abstrahierend sprechen – so als unterschieden sich männliche und weibliche Leser hinsichtlich dieser Tätigkeit. Das Sternchen dagegen löst selbst diese Unterscheidung zwei einander immerhin noch ergänzender Gruppenweiter auf, sondern will somit auch noch festschreiben, dass wir uns jeden lesenden Menschen, obwohl wir ihn nur in Hinbllick auf diese Tätigkeit erfassen wollen, als in wahllos viele Geschlechtlichkeiten zerfallendes Nicht-Wesen vorstellen können. Und das gilt dann für jede durch eine Tätigkeit erfasste Gruppe – wie Fußgänger, Steuerzahler, aber auch Denker, Dichter, Tänzer, Künstler usw.
Der Mensch darf also nur noch als Zersplitterungsprodukt gedacht werden.
Da sowohl das Nomen agentis als auch das generisches Maskulinum nicht von der männlichen Form unterschieden werden kann, verstößt die Verwendung dieser Formen gegen das sprachliche Prinzip der Vermeindung von Uneindeutigkeiten und die Verwendung dieser schafft das Bild einer männlcihen Person, die dieser Tätigkeit nachgeht. Beides wird immer wieder wissenschaftlich bewiesen. Statt durch Sternchen oder Doppelpunkte zu trennen, wäre eine generische Form wünschenswert, die sowohl sprachlich als auch gedanklich vereint anstatt zu trennen, beispielsweise das neutrale Y nach Phettberg: “das Lesy”, die Lesys”.
Zitat Lieschen: “Also mich stören derartige Formen gewaltig, da sie dazu führen, dass ich viele Texte unter dem Vorbehalt lese, überhaupt nicht gemeint zu sein. ”
.
Wie gesagt habe ich persönlich keine Probleme zu empfinden, ob ich in einem Text gemeint bin oder nicht, das passiert irgendwie automatisch, ohne dass ich mir dabei Gedanken machen muss.
Zum Biespiel bei “die Philosophen” fühle ich mich nicht gemeint, weil ich keine Philosophin bin, es würde also auch nichts bringen, dass man im Text von “Philosophen und Philosophinnen” spricht oder Abkürzungen davon, ich bin hier weder noch. Dasselbe zum Beispiel bei “Soldaten”, oder “Mathematikern”, oder “Politikern” usw. usw.
Bei “Kollegen” fühle ich mich dagegen automatisch gemeint, wenn es um die Belegschaft meiner Firma geht, ich brauche nicht den Zusatz “Kollegen und Kolleginnen”, um mich gemeint zu fühlen.
Zum Beispiel bei “Menschen” fühle ich mich auch automatisch gemeint.
Das passiert automatisch, ob ich mich unter maskulinen Formen gemeint fühle, ich brauche nicht zu überlegen. Nur bei “Männer” fühle ich mich natürlich nicht gemeint, aber ansonsten ist es problemlos.
Übrigens sollte man an der deutschen Sprache überhaupt nicht rütteln, denn sie ist ja vom göttlichen Ursprung… 😉
@ Lopez
Ich bin Ihrem Link gefolgt. Einfach nur herrlich! Kleine Anmerkung: Wessen Ursprungs? Göttlichen Ursprungs!
@Ingo Herzke
Warum nicht einfach im Plural immer “-innen” verwenden?
Ich bin kein Sprachwissenschaftler aber schon nach kurzem Nachdenken fällt mir auf, dass es dann nicht mehr möglich sein wird, eine Gruppe von Frauen explizit zu benennen. Zur Zeit haben Frauen in der deutschen Sprache dieses Privileg. Während bei Studenten immer beide Geschlechter gemeint sein können (und in der Regel auch sind), weiß man bei Studentinnen, dass es sich nur um Frauen handelt.
Dieser Möglichkeit wollen Sie also der Sprache nehmen? Wozu? Was würde das ändern oder bessern?
Und welche Form benutzt man, wenn es beim Sinnzusammenhang überhaupt nicht darauf ankommt, welches Geschlecht die Gemeinten haben? Also z.B. wenn eine Zeitung ihre Leser anspricht. Dann ist es völlig Banane, ob Frauen oder Männer. Sollen das dann künftig “Leserinnen” sein?
Ihr Argumentation ist schlicht aberwitzig! Wie die ganze Gender-Diskussion.
Das grammatikalische Geschlecht ist nicht mit dem biologischen Geschlecht identisch! Wir sagen, wenn wir eine Katze sehen, „die Katze“, auch dann, wenn es sich um einen Kater handelt. Wir sagen „die Maus“ auch dann, wenn wir gar nicht wissen, ob es ein „Mäuserich“ ist oder eine weibliche Maus. Wir sagen „die Enten“ auch wenn Erpel dabei sind. Wir sagen „der Storch“ auch bei einer Störchin. Wir sagen „das Kind“ oder „das Baby“ obwohl es sich um einen Jungen oder ein Mädchen handeln kann. Wir sagen „das Fräulein“ oder „das Mädchen“. Obwohl sie eindeutig weiblich sind kommt niemand auf die Idee „die Mädchen“ (Singular) oder „die Fräulein“ (Singular) zu sagen. Und erst recht zeigt sich bei Gegenständen, daß das grammatikalische Geschlecht nichts mit einem tatsächlichen, biologischen Geschlecht zu tun hat. Oder ist „der Tisch“ denn männlich? Vielleicht weil seine Beine phallisch mißdeutet werden könnten, oder sein Holz hart ist? Und „die Seife“ ist dann weich und wohlriechend, also weiblich? Spätestens bei einer Kanne klappt diese Zuordnung nicht, denn wir sagen „die Kanne“ obwohl sie aus hartem Porzellan besteht und ihr Gußschnabel doch eher phallisch und männlich wirken könnte. Unabhängig davon verwenden wir auch in den Beugungsformen oft andere Artikel. Aus „die Katze“ wird dann „der Katze“ wenn man sagt: „Ich gebe Futter ,der Katze‘.“ Ist eine Katze nun plötzlich männlich, zum Kater geworden? Eher nicht. In der Mehrzahl wird aus „der Mann“ dann „die Männer“ – der weibliche Artikel steht da für eindeutig biologisch männliche Personen.
In der deutschen Sprache steht in der Regel die grammatikalische männliche Form für beide biologischen Geschlechter. Politiker die die Zuhörer mit „Liebe Bürger und Bürgerinnen“ anreden, offenbaren nicht nur Ahnungslosigkeit von unserer Sprache, sondern zeigen auch den plumpen Versuch, sich bei den Damen anbiedern zu wollen. Das Wort „Bürger“ umfaßt bereits männliche und weibliche Bürger, eines „-innen“ bedarf es nicht. Genauso bei den Titeln Professor oder Doktor. Die Anrede „Frau Professor“ war jahrhundertelang üblich, ohne daß man ein „-in“ anhängen mußte. Das Anhängen der „-in“-Form treibt dabei zuweilen sehr kuriose Blüten. In einer Vereinszeitschrift wurden die Vereinsmitglieder („die Mitglieder“ meint weibliche wie männliche) mit „Liebe MitgliederInnen“ angeredet – was bitteschön ist eine „Mitgliederin“? Eine Kabarettistin nennt ihre weiblichen Besucher „Gästin“ – eine Wortneuschöpfung zum grammatikalisch männlichen „Gast“. Noch extremer war es in den vom Geschlechterkampf geprägten 80er Jahren, da hieß es tatsächlich zuweilen bei Anhängern der Emanzipation: „Liebe Mitglieder und Mitklits“, hier auf Geschlechtskennzeichen (Glied, Klitoris) zu verweisen zeugt von einer recht groben Art des Humors. Aus der Geschichte, engl. „History“ (mißdeutet als „his story“ – „seine Geschichte“) wurde eine „Herstory“ („ihre Geschichte“). Man wartet darauf, daß Politiker Klosterinsassen anreden mit „Liebe Mönche und Mönchinnen“ oder daß Leute sagen: „Reich mir bitte einmal die Salzstreuerin“. Auch wird wohl bald zum „Menschen“ die „Menschin“ kommen. Übrigens: Die weibliche Namensform mit der Endung „-in“ ist aus einer Verkleinerungsform entstanden, im Mittelhochdeutschen lautete sie „-lin“ (unser „-lein“). „Bürgerin“ bedeutet also „Bürger-lein“, „kleiner Bürger“ – ob so eine Verkleinerung für die Bezeichnung von weiblichen Bürgern wirklich angebracht ist, würde ich bezweifeln.
In der englischen Sprache gibt es keinen Genderwahn, obwohl auch dort hauptsächlich die männliche Form für beide Geschlechter verwendet wird. So ist der Artikel „the“ nur unser norddeutsches „de“ als Verkürzung von „der“ (und nicht „die“). Es gibt dort selten auch weibliche Formen, etwa „God“ (Gott) und „Goddess“ (Göttin). Aber allgemein steht dort immer die männliche Form wie z. B. „teacher“ – am „-er“ erkennt man daß es männlich ist. Weiblich wäre „teachess“ – das gibt es aber nicht.
Nur weil die Bezeichnung “generisch” trägt, bedeutet nicht, dass Personen sich dadurch angesprochen fühlen. Da Tiere sich nicht diskriminiert fühlen können, stellen Sie sich durch Ihr Beispiel mit der Katze nur selbst ein Armutszeugnis aus – durch Wiederholung wird das auch nicht besser, liebes “Baronchen”. Das generische Maskulinum weiterhin für Objekte oder Tiere zu verwenden, sofern das Geschlecht der Tiere nicht von Bedeutung ist, halte ich für völlig legitim. Neben dem “Tisch” brauchen wir auch keine “Tischin”, neben dem “Scherzkeks” auch keine “Scherzkeksin” da diese Bezeichnung auf einem Objekt basiert und daneben keine weitere nicht-generisch-männliche Form existiert. Es müssen keine neuen Wörter erfunden werden: In der genderneutralen Sprache wird nicht gegendert, sondern hauptsächlich alternative Wörter verwendet – das empfinde ich als durchaus angenehm.
“Politiker[:innen] die die Zuhörer mit „Liebe Bürger und Bürgerinnen“ anreden, offenbaren nicht nur Ahnungslosigkeit von unserer Sprache, sondern zeigen auch den plumpen Versuch, sich bei den Damen anbiedern zu wollen.” (frei nach Ihrem Zitat und zur korrekten Gendersprache verbessert). – Sie beweisen ununterbrochen, dass Sie selbst der deutschen und englischen Sprache mit völliger Ahnungslosigkeit gegenüberstehen, indem Sie das generische Maskulinum verwenden, das eben nicht generisch gedacht und angewandt wird und der sprachlcihen Regel der Vermeidung von Mehrdeutigkeiten widerspricht. Dies belegen zahlreiche Studien. Daher frage ich mich: Haben Sie lediglcih schlecht recherchiert (scheint eines Ihrer Erkennungsmerkmale zu sein, wenn man sich mal mit Ihren schlechten, nennen wir es mal “Publikationen” beschäftigt) oder halten Sie diese Studien absichtlich zurück? Hier eine Erinnerung zum erwiesenen Fakt, dass Sprache Denken schafft: Viele Frauen* und nicht-binäre Personen fühlen sich eben nicht durch das generische Maskulinum angesprochen und es gibt zahllose Beispiele, an denen erkannt wird, dass die Benutzung des “generischen” Maskulinums zu einer sofortigen Zuordnung des Genders in Gedanken führt. Wenn Frauen* und nicht-binäre Personen in der eigenen Sprache nicht korrekt repräsentiert werden, wird die Gleichbehandlung nicht unterstützt, da deren Belange unsichtbar werden. Durch die Benutzung des generischen Maskulinums werden Charaktereigenschaften mit Gender verknüpft, gerade weil das generische Maskulinum von vielen Personen eben nicht als generisch wahrgenommen wird. Wie soll dies bitte verinnerlicht werden – haben Sie dafür einen Masterplan?
Daher ist die absichtliche Benutzung des generischen Maskulinums eine Benutzung von sexistischer und diskriminierender Sprache.
Weiterhin verstößt das generische Maskulinum gegen das sprachliche Prinzip zur Vermeidung von Mehrdeutigkeit: “20.000 Bürger sind heute wählen gegangen” lässt offen, ob nur Männer wählen gegangen sind, oder nur Männer, die das Geschlecht “Mann” im Personenstandsregister eingetragen haben, oder Männer*, die sich als männlich identifizieren und/oder gelesen werden, oder ob auch Frauen und/oder nicht-binäre Personen darunter waren. Hier soll also aus dem Kontext “geraten” werden, welches Geschlecht oder Gender die Personen haben? Dies könnte für den Satz von Bedeutung sein, aber aufgrund des generischen Maskulinums wird das nicht klar. Die Benutzung des generischen Maskulinums ist verwirrend und nicht eindeutig.
Fazit: Liebes, selbsternanntes “Baronchen”, beschränken Sie sich doch bitte auf die Verfassung verwirrter Sekten-Schriften, da kennen Sie sich immerhin aus und man findet immer was zu Lachen. Ihre Schwafeleien über die deutsche Sprache zeigt lediglich Ihre gravierenden Bildungsrückstände auf – peinlich!
Weiß heute eigentlich selbst eine große Menge von Germanisten nicht mehr, dass Begriffe wie “Arzt”, “Bürger” oder “Wähler” Rollenbezeichner sind, die nichts über das Geschlecht entsprechender Personen aussagen wollen?
Von einer “Ärztin” zu sprechen (um nur ein Beispiel zu nennen), ist doch wirklich nur dort notwendig, wo man männliche Ärzte explizit ausschließen möchte.
Möchte man unsere ursprünglich so schöne Sprache denn nun wirklich ganz gezielt plump und hässlich machen?
Oder habe gewisse Stadtverwaltungen, die sich mit “gender-gerechtem” Deutsch profilieren wollen, denn nichts Wichtigeres zu tun, als immer noch mehr dämliche Regeln aufzustellen?
Oder traut man Frauen nicht mehr zu, zu wissen, wo in einem Satz Worte wie “Arzt”, “Bürger” oder “Wähler” als Rollenbezeichner zu verstehen sind? Weiß man es vielleicht selber nicht mehr?
Was sind die Nachteile dieses Ansatzes?
Der Autor dieses Textes scheint nicht mitbekommen zu haben, daß die sogenannte “geschlechtergerechte Sprache” keinerlei Lebensgrundlage im normalen Sprachgebrauch hat, sondern nur von feministisch ideologisierten Menschen propagiert wird, die der pauschalen Behauptung, diese Sprache sei “geschlechtergerecht”, Glauben schenken.
Die Anhänger dieser Kunstsprache scheinen auch systematisch wegzuhören, wenn normale Menschen im Alltag sprechen. Das behauptete Repräsentationsdefizit existiert nämlich mehr als offensichtlich gar nicht, sondern wird auf eine sehr verquere und konstruierte Weise einfach behauptet.
Oder sind die normalen Menschen noch nicht auf die glorreiche Idee gekommen, daß ihre Alltagssprache Frauen “diskriminiert”?
Mir persönlich ist es ein Rätsel, wie man diesen so offensichtlichen ideologischen Unsinn überhaupt ernst nehmen kann.
Die Behauptung, unsere Sprache sei nicht “geschlechtergerecht”, wird durch den Alltagssprachgebrauch widerlegt.
Und es gehört schon ein ungehöres Ausmaß an Realitätsfremdheit dazu, wenn man glaubt, man könnte diese Alltagssprache durch windige Konstruktionen, Postulate und Diffamierungen, die sich irgendwelche feministisch konditionierten Professorinnen ausdenken, aus den Angeln heben oder verändern.
Von dem völligen Unverständnis, wie Sprache funktioniert, was Sprache ist etc., will ich hier gar nicht reden. Die Begründungszusammenhänge der Gendersprecher sind jedenfalls schockierend dürftig.
PS: Hören Sie mal den Leuten beim Sprechen zu und kalkulieren Sie ein, daß Sie sich eventuell gehörig irren. Das wäre der Beginn einer wissenschaftlichen Haltung.
Sprache läßt sich nicht auf dem Reißbrett verändern. Sie legitimiert sich bereits durch ihren Gebrauch.
Und pauschale Wertungen wie “geschlechtergerecht” können sich auch als Unsinn herausstellen.
Diese Ideologie ist ja noch nicht einmal feministisch, sie ist “queerfeministisch”. Sie beruht auf der vollständigen Negation des Vorkommens menschlicher Geschlechtlichkeit bei dazu paradoxer gleichzeitiger Behauptung einer prinzipiellen Sexualisierung durch die Sprache.
Kurz. Menschen kommen demnach als geschlechtlich bestimmte Wesen gar nicht vor, sondern es sei die Sprache, die die Menschen in der falschen Vorstellung einer binären Geschlechtlichkeit erst als Frauen versus Männer ‘konstruiere’. Diese ‘Konstruktion’ will die queere Linguistik permanent “dekonstruiert” sehen, sprich, es soll sprachlich verunmöglicht werden, dass irgendwer sich als natürlich weiblich oder natürlich männlich begreifen kann – wobei aber auch der universale Begriff des Menschen (im Sinne des Humanismus) verworfen wird.
Klassische Anhänger des Feminismus stehen dazu schon lange im Widerstreit – und werden von diesen Leuten gleichfalls als Reaktionäre geächtet. Terres de Femmes, auch die Zeitung Emma, laufen Sturm gegen die Auffassung, dass Frausein nur eine Konstruktion sei. Sie bestehen darauf (verständlicher Weise), dass Frauen Opfer von Genitalverstümmelung, Zwang zum Vollverschleierung oder Massenvergewaltigung (in Kriegen etwa) werden, weil sie nun einmal einen weiblichen Körper und eine weibliche Anatomie haben.
Auch klassische Schwulenverbände sehen das queere Milieu kritisch – das längst auch etablierte homosexuelle Milieu als Teil der “weißen” und zwar der “homonormativen Dominanzgesellschaft” brandmarkt. Die queere Apologetik will Geschlechtlichkeit nur als dauerhaft in der Schwebe befindliches Spiel von ständigen Dekonstruktionen und Neukonstruktionen begriffen sehen. Das ist ein Tollhaus – und hat mit keinem der rationalen Begehren der klassischen Frauenbewegung noch irgendetwas zu tun.
Das alles weisst ja auf eine fundamentale depersonalisierung der Personen hin, die sich daran Stoßen und in der Kritik aufgehen. Frei nach der These, das Menschen erst darüber reden, wenn etwas als Mangel empfunden wird, geht daraus hervor, das sie ihre Geschlechtlichkeit verloren (oder nie errungen), und das nun als eine “Normalität” interpretieren und aus dem “Gleichheitsprinzip” über das “Auge um Auge” Prinzip wird daraus eine Idee eines allgemeinen Imperativs.
Schön, wie sie Derida dazu erwähnen. Es gibt eine obskure Konstante, das man die Nachkriegsphilosophen nur auf bestimmte Weise wahr- und ernstnehmen darf. Derida ist so einer, der sowieso mit Vorsicht gesehen/gehört werden darf, weil er aus einer Zwischenzeit in einer Ebene dachte, die auf absehbare Zeit kein Thema mehr sein wird, weil sich die Ziviliationen Europas von dem Schock der beiden Weltkriege selbstverständlich irgendwann erhólen werden. Dieser Schock ist bei nahezu allen Nachkriegsphilosophen deutlich sichtbar. Und ein Teil deren Zweifel an Welt ist eben auch das Geschlecht und das Sein – aus der Erfahrung der ultimativen Bedrohtheit und Seelenlosigkeit durch Massenmord an der Population.
Wer über das Sein nachdenkt, ist immer in einer fundamentalen Krise. Sonst gäbe es kein Bedarf am Denken über das Sein. Man ist dann einfach (Glückseelig).
Und was die Verbundenheit in den “nicht-hetero-Szenen” angeht: Die Ehe für alle, und die daraufhin Zugeständnisse haben mit Sicherheit schweren Schaden an der inneren verbundenheit der Leidenden hinterlassen. Und daraus diagnostiziere ich, das man den schwul-lesbischen Paaren so gar keinen Gefallen getan hat, ihnen ein Stück entgegen zu kommen, damit sie ein wenig “Normalität” leben können. Die Szene wird nie wieder so sein, wie sie einmal war. Und das wird sich auswirken, wie auch Sie angesichts der Erwähnung der Zweifel der Schwulenszene über die Queere-Szene eigendlich eindeutig darauf hinweisen.
Wenn Verbundenheit aufgrund Entspannung der äußeren Verhältnisse zerbricht, ist es unwiederherstellbar, was da verloren geht. Und sie werden nie wieder so glücklich sein, wie sie es einst waren im gemeinsamen Leid, das sie nach Innen hin auferinander bezog und Verbundenheit schuf.
So ähnlich ist das ja bei jedem Menschen, der an ihreJugend zurückdenken, und dann plötzlich vermisst und bedauert, was da verloren ging. Weil die Jugend als Zwischenphase vom Kind zum Erwachsenen unter Gleichen letztlich die idealste soziale Bindung ist, aber für die meisten (letztlich alle) endlich ist. Nie wieder wird das Leben und Sein Bedingungsloser sein, als in dieser Jugendphase.
Das ist es, was auch die Identitäts-Krisen auslösst und unter Geschlechts-Verwirrten identitäre Bockigkeit auslösst.
“Sie beruht auf der vollständigen Negation des Vorkommens menschlicher Geschlechtlichkeit bei dazu paradoxer gleichzeitiger Behauptung einer prinzipiellen Sexualisierung durch die Sprache.” – Wenn ich nur schlecht informiert wäre, würde ich das auch denken. Tatsächlcih beruht sie auf der Sichtbarmachung aller Minderheiten und Frauen. Das ist etwas Grundverschiedenes. Ihre nicht-belegbaren Unterstellungen dürfen Sie sich gerne sparen.
Es geht hier eigendlich auch kaum um Sprache selbst, sondern um “Repräsentation” und Konvention, die sich durch gewisse Ideale begründen.
Die Sprache selbst wird durch eventuelle Änderungen der Repräsentation nur wenig verändert. Geändert wird der Inhalt und die Aussagefähigkeit und hierbei: die Schreibweise.
Wir reden viel zu wenig, für das, was wir eigendlich sagen wollen. Ein Problem, das latent immer besteht. Abgesehen davon, das andere zuweilen auch gar nicht zuhören wollen.
Ausserdem muß man Schreibweise von gesproichener Sprache unterscheiden. Bei bestehenden Konventionen versteht man Geschriebenes ohne, dfas die Konventionsszenerie auch vollständig ausgeschrieben steht. Was meint, das wir das gendersternchen lesen und verstehen, was damit darüber hinaus gemeint ist.
Ein weiters Problem entsteht beim (vor)Lesen von Geschriebenen. Liesst man nur das Geschriebene oder liesst man die Konvention mit (vor)? Beim Gendersternchen liesst man das Sternchen nicht mit, wodurch der Eindruck entsteht, es wären nur weibliche “Versionen” des Gegenstandes gemeint. Also muß man Schreibart und Lesart unterscheiden und unterschiedlich mitdenken.
Solche Feinheiten der kultivierten Umgangsfornen und Kommunikationsweisen werden oft nur “mitgedacht”, und gehen dann, wenn die Generation, die es kultiviert hat, abtritt, verloren und niemand merkt es.
Dann entstehen erst die wirklichen Falschheiten in der Kultur und Sprache als Kommunikationsform. Denn durch “Neuentdeckungen” und Interpretation in der Nachfolgegeneration kommt selten dass Selbe raus, was einst dazu ge-/erdacht wurde.
Sehr geehrte/r Herr*in Lob_in,
die ebenso aberwitzige wie anmaßende Vorstellung, es ließen sich 95 Millionen Sprecher einer Sprache, die ihre gedankliche Schärfe und ästhetische Gestaltungsmacht noch nie ihrem für dogmatische Verkrustung und Engstirnigkeit historisch berüchtigten Beamtenapparat verdankt hat, zur Verneigung vor dem Gesslerhut einer ebenso übergriffigen wie widersinnigen Sprachdoktrin nötigen, zeugt von einem erschreckenden Mangel an Geschichtsbewusstsein und – der Würde des Menschen.
Im Grundgesetz erklärte die verfassungsgebende Versammlung 1949, nach dem nazistischen Zivilisationsbruch, “[i]m Bewusstsein [ihrer] Verantwortung vor Gott und den Menschen”: “Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt” – und setzte dies Gleich mit dem Bekenntnis zu “unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten” wie das Recht auf die freie Entfaltung der Persönlichkeit (Art.2), die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses (Art.4) und das Recht seine daraus entwickelten Meinunen in Form und Schrift frei und öffentlich zu verbreiten.
Dieses Recht schließt eo ipso die Freiheit ein, in der Spache Glauben, Gedanken, Überzeugungen und Meinungen öffentlich in die ihnen gemäße sprachliche Form zu kleiden.
Der administrative und politisch motivierte Eingriff in den öffentlichen Sprachgebrauch, ja sogar in das morphologische und syntaktische Grundgerüst unserer Sprache, mit dem Zweck zu erzwingen, dass sich jeder zu den alles andere als verifizierten Glaubenssätzen in jeder öffentlichen Äußerung zu bekennen habe, nämlich den doktrinären Überzeugungen, dass Geschlechtlichkeit eine durch soziale Machtmechanismen konstruierte Eigenschaft und keine natürliche sei, in der sich Menschen schlicht vorfinden, und dass die grammatikalische Katergorie des Genus semantisch mit (der doch angeblich gar nicht existierenden) biologischer Geschlechtlichkeit gleichzusetzen sei, ist mit dem grundgesetzlichen Verständnis von Menschenwürde und der Freiheit des Menschen nicht vereinbar.
Schlimmer noch: Es handelt sich hierbei um Ideologeme, die dem universalen Humanitätsverständnis der Aufklärung, die die Grundlage des Grundgesetz bildet, geradezu zuwiderlaufen.
Denn mit der dogmatisch zementierten Verneinung des Gedankens, der Mensch könne als Mensch, als Bürger, als sein eigener Souverän erfasst werden, wie dies im System der deutschen Sprache generisch vor allem im Nomen agentis ermöglicht wird, wird seine menschliche Substanz als eine per definitionem nur mehr ex negativo sich in endlosen Dekonsschritten verflüchtigender Reflex auf sein ihm Entgegengesetztes festgeschrieben.
Eine solche Sichtweise als theoretisches Spiel zu betreiben, wie Derrida dies tat, ist eine Sache.
Sie aber administrativ erzwingen zu wollen, wie dies geschieht, wo die vulgärdiskurstheoretische Sichtweise der identitätspolitischen Deutung zur Grundlage exekutiven Sprachhandels wird, ist ein totalitärer Anspruch – der sich aber dort, wo der ideologische Gehalt dieser Sprachpolitik die Negation der verfassungsmäßigen Grundlage der Gesellschaft ist, zum Wahnsinn auswächst.
Die Verteidigung des Grundrechts eines jeden Bürgers dieser Republik, sich nach bestem Wissen und Gewissen, im Amt wie in individueller öffentlicher Rede, in der eigenen Sprache frei ausdrücken zu können, ist die Voraussetzung für den Bestand unseres freien Rechtsstaats.
Den Versuch, den Gebrauch der deutschen Sprache, die uns allen gehört, einem ideologischen Diktat zu unterwerfen – und dass sogar in einer Weise, die den Verstand beleidigt, ist ein Anschlag auf die Demokratie!
Dies Herr/Frau Lob*in ist definitiv nichts, woran sich die Mehrheit, die das nicht teilt, ‘schon irgendwann gewöhnen’ wird. Dies ist ein gewaltiger gesellschaftlicher Sprengstoff – und das – völlig unnötigerweise in einer Zeit, in der wir unsere Sprache als Ordnungssystem des Denkens dringend dafür benötigen, um uns als Deutsche an der Lösung von Problemen zu beteiligen, die keine Grenzen mehr kennen und für die wir nur wenig Zeit noch zur Verfügung haben. Das ist absolut unverantwortlich!
Aber aus unserer Geschichte wissen wir, dass wer nicht bereit ist, sich des Totalitarismus zu erwehren und sich dem Untertanengeist, den die Frankfurter Schule untersuchte, entgegenzustellen, mit Verantwortung dafür trägt, falls Deutschland wieder einmal, in der ersten ernsthaften Krise seiner Nachkriegsgeschichte, mit dem universalen Humanitätsverständnis der Aufklärung bricht und die Gewissensfreiheit seiner Bürger mit den Füßen tritt.
Absolut niemand redet hier von einem Zwang zur gendergerechten Sprache. Wer also daran interessiert ist ein Kommentar zu lesen, der absolut gar nichts mit dem Artikel zu tun hat, wird sicherlich Freude an Ihren Ausführungen finden.
Um hier noch einmal mit aller Dinglichkeit zu demonstrieren, woran sie rühren, Herr Lobin, hier die Warnung eines der hellsichtigsten Warner vor der Dehumanisierung des deutschen Zivilisationsbruchs, der mit der Selbstzerstörung des kulturelllen Deutschlands am 10. Mai 1933 seinen unheilvollen Lauf begann – und zugleich eines hingebungsvoll die deutsche Sprache Liebenden:
“Die Nutzanwendung der Lehre, die die Sprache wie das Sprechen betrifft, könnte niemals sein, daß der, der sprechen lernt, auch die Sprache lerne, wohl aber, daß er sich der Erfassung der Wortgestalt nähere und damit der Sphäre, die jenseits des greifbar Nutzhaften ergiebig ist. Diese Gewähr eines moralischen Gewinns liegt in einer geistigen Disziplin, die gegenüber dem einzigen, was ungestraft verletzt werden kann, der Sprache, das höchste Maß einer Verantwortung festsetzt und wie keine andere geeignet ist, den Respekt vor jeglichem andern Lebensgut zu lehren. Wäre denn eine stärkere Sicherung im Moralischen vorstellbar als der sprachliche Zweifel? Hätte er denn nicht vor allem materiellen Wunsch den Anspruch, des Gedankens Vater zu sein? Alles Sprechen und Schreiben von heute, auch das der Fachmänner, hat als der Inbegriff leichtfertiger Entscheidung die Sprache zum Wegwurf einer Zeit gemacht, die ihr Geschehen und Erleben, ihr Sein und Gelten, der Zeitung abnimmt. Der Zweifel als die große moralische Gabe, die der Mensch der Sprache verdanken könnte und bis heute verschmäht hat, wäre die rettende Hemmung eines Fortschritts, der mit vollkommener Sicherheit zu dem Ende einer Zivilisation führt, der er zu dienen wähnt. Und es ist, als hätte das Fatum jene Menschheit, die deutsch zu sprechen glaubt, für den Segen gedankenreichster Sprache bestraft mit dem Fluch, außerhalb ihrer zu leben; zu denken, nachdem sie sie gesprochen, zu handeln, ehe sie sie befragt hat. Von dem Vorzug dieser Sprache, aus allen Zweifeln zu bestehen, die zwischen ihren Wörtern Raum haben, machen ihre Sprecher keinen Gebrauch. Welch ein Stil des Lebens möchte sich entwickeln, wenn der Deutsche keiner andern Ordonnanz gehorsamte als der der Sprache!
Nichts wäre törichter, als zu vermuten, es sei ein ästhetisches Bedürfnis, das mit der Erstrebung sprachlicher Vollkommenheit geweckt oder befriedigt werden will. Derlei wäre kraft der tiefen Besonderheit dieser Sprache gar nicht möglich, die es vor ihren Sprechern voraus hat, sich nicht beherrschen zu lassen. Mit der stets drohenden Gewalt eines vulkanischen Bodens bäumt sie sich dagegen auf. Sie ist schon in ihrer zugänglichsten Region wie eine Ahnung des höchsten Gipfels, den sie erreicht hat: Pandora; in unentwirrbarer Gesetzmäßigkeit seltsame Angleichung an das symbolträchtige Gefäß, dem die Luftgeburten entsteigen:
Und irdisch ausgestreckten Händen unerreichbar
jene, steigend jetzt empor und jetzt gesenkt,
Die Menge täuschten stets sie, die verfolgende.
Den Rätseln ihrer Regeln, den Plänen ihrer Gefahren nahezukommen, ist ein besserer Wahn als der, sie beherrschen zu können. Abgründe dort sehen zu lehren, wo Gemeinplätze sind – das wäre die pädagogische Aufgabe an einer in Sünden erwachsenen Nation; wäre Erlösung der Lebensgüter aus den Banden des Journalismus und aus den Fängen der Politik. Geistig beschäftigt sein – mehr durch die Sprache gewährt als von allen Wissenschaften, die sich ihrer bedienen – ist jene Erschwerung des Lebens, die andere Lasten erleichtert. Lohnend durch das Nichtzuendekommen an einer Unendlichkeit, die jeder hat und zu der keinem der Zugang verwehrt ist. »Volk der Dichter und Denker« : seine Sprache vermag es, den Besitzfall zum Zeugefall zu erhöhen, das Haben zum Sein. Denn größer als die Möglichkeit, in ihr zu denken, wäre keine Phantasie. Was dieser sonst erschlossen bleibt, ist die Vorstellung eines Außerhalb, das die Fülle entbehrten Glückes umfaßt: Entschädigung an Seele und Sinnen, die sie doch verkürzt. Die Sprache ist die einzige Chimäre, deren Trugkraft ohne Ende ist, die Unerschöpflichkeit, an der das Leben nicht verarmt. Der Mensch lerne, ihr zu dienen!”
Karl Kraus: Die Sprache. Dezember 1932
Schon wieder ein Strohmann-Kommentar – bravo! Sie haben das Thema in einem Maße verfehlt, das nicht mehr messbar ist.
Um diese lächerliche Diskussion zu vervollständigen:
Was wäre mit einer Versachlichung?
Man könnte ja gleich beides weglassen: Wozu also ‘Der’ oder ‘Die’, wenn es doch ‘DAS’ gibt ?…
Also liebe Genderer : das Mann, das Frau, das Kind….. weg mit das Stern!…
zu dem Thema hat jeder seine eigene Meinung und in Bayern hat sich nach allen Für´s und Wider´s (s.
https://www.wort-suchen.de/gendern/#Gendern_Pro_und_Contra-Argumente )
nun doch Herr Söder mit seinem Verbot durchgesetzt
Unschön für jene, die sich persönlich betroffen fühlen – gut für die Deutsche Sprache, die leider durch das Englische schon mehr und mehr verschwindet.. 🙁