Der Duden im Kreuzfeuer identitärer Sprachpolitik. Eine Randbemerkung

Sprachkämpfe gibt es so manche, aber wer hätte gedacht, dass ausgerechnet das Erscheinen der 28. Auflage des Rechtschreibdudens die Gemüter so in Wallung versetzen würde, dass gleich mehrere davon in die nächste Runde gehen. Verlag und Redaktion werden auf die sprachpolitische Bühne gezerrt, weil man die deutsche Sprache so gut für Zwecke identitärer Politik instrumentalisieren kann.

In der vor kurzem erschienenen Neuauflage sind 3.000 neue Wörter enthalten, die von der Redaktion nach ihrer Gebrauchshäufigkeit ausgewählt wurden. Erstmals gibt es überdies drei Seiten mit Hinweisen zum geschlechtergerechten Sprachgebrauch – in seiner Kompaktheit sehr praktisch, wenn man sprachlich „gendern“ will oder muss. Varianten wie der Genderstern oder der Unterstrich werden dabei ausdrücklich als nicht vom amtlichen Regelwerk abgedeckt beschrieben.

Es ist mit dieser 28. Auflage also keineswegs eine Revolution verbunden, wie es manche bei der Einführung der neuen Rechtschreibung im Jahr 1996 so empfunden haben. Und trotzdem musste sich der Duden-Verlag auch diesmal einige hanebüchene Angriffe gefallen lassen, mit denen das Buch und seine Redaktion in den Sprachkampf gezogen werden. Die deutsche Sprache ist ein hervorragend geeignetes Mittel, wenn es darum geht, eine nationalidentitäre Politikagenda in allgemein zugänglicher Weise zu verpacken. Dazu ist keine Unterstellung zu grob. Hier drei besonders markante Beispiele:

Der Duden lässt George Orwells „1984“ Wirklichkeit werden

Zwar hat der Duden bereits seit der Rechtschreibreform von 1996 nicht mehr die Kompetenz, die Orthografie zu regeln, doch wird die Auswahl der Wörter in diesem Rechtschreibwörterbuch oftmals als eine Festlegung missverstanden, was überhaupt zum Wortschatz der deutschen Sprache gehört und was nicht. Auch wenn die Duden-Redaktion immer wieder betont, dass die Auswahl allein nach rein sachlichen Kriterien geschieht, wird ihr immer wieder unterstellt, mit ihrer Auswahl eine Absicht zu verbinden. Ein beliebter Topos ist es dabei, einen Zusammenhang mit George Orwells Roman „1984“ herzustellen, in dem durch eine regulierte Sprachvariante namens „Neusprech“ das Denken der Menschen beeinflusst werden soll. In einem Beitrag auf „Tichys Einblick“ – eines jener Online-Magazine, die sich als Teil einer alternativen, noch nicht durch die Mainstream-Medien gleichgeschalteten Gegenöffentlichkeit verstehen –  schreibt der ehemalige Präsident des deutschen Lehrerverbands Josef Kraus zur Neuauflage des Rechtschreibdudens:

George Orwell hätte sich 1948, als er 1984 schrieb, wohl eher nicht träumen lassen, dass seine Dystopie siebzig Jahre später bereits ein- bzw. überholt ist.[1]

Nur um was für eine Absicht handelt es sich dabei? Kraus, selbst Mitinitiator diverser Aufrufe und Aktionen zum „Schutz“ der deutschen Sprache, hat dazu eine klare Meinung. In seinem Beitrag unterstellt er der Duden-Redaktion, dass neu aufgenommene Begriffe wie „bienenfreundlich“, „Flugscham“, „Hatespeech“, „Geisterspiel“, „Lockdown“, „Herdenimmunität“, „Gendersternchen“ und das durchaus rechtschreibschwierige „Cisgender“ nicht etwa wegen ihrer Frequenz aufgenommen worden seien, sondern um sich „nicht den Vorwurf machen [zu] lassen, hinter aktuellen gesellschaftlichen (oktroyierten!) Debatten um Klimawandel, Corona, Rassismus und Co. hinterherzuhinken.“ Zusammen mit der (aus linguistischer Sicht übrigens unhaltbaren) Neusprech-These wird die Wortauswahl so auf direktem Wege zu einem Politikum erklärt, gegen das man Widerstand leisten sollte:

Die herkömmlichen Parteien lassen all dies geschehen. Die Damen und Herren „Volksvertreter“ scheinen nicht mehr zu wissen, dass die Sprache dem Volk und nicht irgendwelchen Sprach-„Wissenschaftlern“ oder Redakteuren gehört. Die einzige Partei, die gegen zumal ideologisch motivierte Sprachmanipulationen wettert, ist die AfD. Etwa wenn die Begriffe „Alltagsrassismus“ oder „rechtsterroristisch“ in den „Duden“ aufgenommen werden. Aber die „Arrivierten“ wischen das mit dem Hinweis weg: „Naja, AfD eben!“.

Die hier in der Diktion des Unterdrückten und Entrechteten entfaltete Argumentation eines ganz besonders Arrivierten ist völlig unhaltbar, denn neben den von Kraus erwähnten Wörtern finden sich im Duden zuhauf auch solche Wörter, die anderen Auffassungen und Weltanschauungen Ausdruck verleihen. So geht eben Sprache: Man nimmt Wörter und setzt sie zu größeren Gebilden zusammen je nachdem, was für Aussagen man treffen will. Allein die Wörter oder gar ein ganzes Wörterbuch können eine Weltanschauung nicht prägen.

Der Duden entscheidet „von oben herab“, wie sich die Sprache zu entwickeln hat

Auch für den sprachpuristischen „Verein Deutsche Sprache“ (VDS) ist der Duden, Auflage für Auflage, ein beliebter Gegner. Die Duden-Redaktion hat bereits 2013 den Schmähpreis „Sprachpanscher des Jahres“ erhalten, denn ihr wird beständig vorgeworfen, sich dem Zeitgeist anzubiedern und bei der Auswahl der Neuaufnahmen in zu hohem Maße Anglizismen zu berücksichtigen. Stattdessen solle der Duden seine Macht dafür einsetzen, Eindeutschungen durchzusetzen. In der Neuauflage des Rechtschreibdudens von 2020 kommen nun auch noch die Hinweise zum geschlechtergerechten Sprachgebrauch hinzu. Der Einfluss, den der Duden zweifellos auch weiterhin auf den Sprachgebrauch hat, wird nun kritisiert:[2]

„Der Duden lehnt sich damit weit aus dem Fenster“, kritisiert Prof. Walter Krämer, Vorsitzender des VDS, das Vorgehen, „viele Menschen nehmen das, was im Duden steht, für bare Münze und werden glauben, dass Gendersternchen und ähnliche Konstrukte echte Bestandteile der deutschen Sprache seien.

Auch diese Kritik wird schon im nächsten Satz in polarisierender Weise politisch aufgeladen:

 „Das, was einige Städte beim Gendern treiben, ist vorauseilender Gehorsam einer vermeintlich politisch korrekten Sprache, die in der Bevölkerung keinen Rückhalt hat, beklagt Krämer, „es muss endlich Schluss sein, dass Einzelne von oben herab entscheiden wollen, wie sich Sprache zu entwickeln hat.“

Der Duden, „eine Ideologiehilfe zur Durchsetzung linker Politik“

Genau an diesem Punkt steigt auch die AfD in die Kritik ein, sogar auf parlamentarischer Ebene. In einer Pressemitteilung der Fraktion der AfD im Baden-Württembergischen Landtag lässt sich deren Vorsitzender Bernd Gögel mit der Aussage zitieren, die „Mannheimer Duden-Ausgabe“ sei „keine Schreibhilfe mehr, sondern eine Ideologiehilfe zur Durchsetzung linker Politik.“[3] Die AfD von Baden-Württemberg scheint sich für eine Stellungnahme berufen zu fühlen, weil man dort offenbar noch nicht mitbekommen hat, dass der Verlag des Dudens als Teil der Cornelsen Verlagsgruppe seit mittlerweile sieben Jahren in Berlin seinen Sitz hat und nicht mehr in Mannheim. Schritt für Schritt entfaltet Gögel in seiner Stellungnahme das Szenario einer Verschwörungstheorie, in die er das ganze Spektrum der sprachpolitischen Versatzstücke seiner Partei einordnet. Im Zentrum steht, wie bei jeder Verschwörungstheorie, eine „kleine Gruppe“ von Personen, die die Mehrheit manipulieren und ihr den eigenen Willen aufzwingen will:

So gehören Zusammensetzungen wie Alltagsrassismus oder rechtsterroristisch, aber auch Klimanotstand oder Ladesäule nur zum ideologischen Sprachschatz kleiner Gruppen von Sprachverwendern wie Aktivisten, Politikern oder Journalisten – die diesen Sprachschatz gern der Mehrheit der Bürger verordnen wollen, um aus ihren [sic] kruden Weltsicht Welt werden zu lassen.

„Ladesäule“? Und die Duden-Redaktion lässt sich dafür „instrumentalisieren“? Warum? Und wie genau schaffen es diese kleinen Gruppen, dass der Duden ihnen folgt? Neben den Anglizismen versteht er auch die Hinweise zum geschlechtergerechten Sprachgebrauch als Teil des Manipulationsprogramms. Zwar heißt es im Duden zu den vom amtlichen Regelwerk „nicht abgedeckten“ Schreibvarianten, dass sich unter diesen der Genderstern immer mehr durchsetzen würde, doch Gögel lässt diese korrekte Darstellung nicht gelten und entgegnet in wüster Diktion:

„Diese Behauptung ist mindestens frech, eher aber irreführend – weil wiederum nur Aktivisten, Politiker in absurden Anträgen oder Verwaltungsvorschriften wie in Mannheim und Stuttgart oder Journalisten damit arbeiten, soll der Genderstern jetzt in den allgemeinen Sprachgebrauch von Millionen Bürgern einfließen“, ärgert sich Gögel. Hier werde Sprache künstlich entwickelt. „Das Gegenteil ist aber die Wirklichkeit: Sprache entwickelt sich als natürlicher Prozess aller Sprachverwender und nicht als Spielwiese weniger Sprachvorschreiber.“ Duden-Nutzer könnten die Variante als Sprachrealität missverstehen – was sie nicht ist.

Schließlich kommt Gögel erneut auf das Thema Anglizismen zurück. Er hält es für „befremdlich“, dass mit Begriffen wie „Fridays for Future“, „Hatespeech“, „Influencer“ oder „oldschool“ „erneut viele Anglizismen Aufnahme fanden“. Deshalb benötige man ein Sprachgesetz:

Ich erinnere daran, dass im April 2016 eine Umfrage im Auftrag des STERN ergab, dass 53 Prozent der Befragten für ein „Gesetz zum Schutz der deutschen Sprache“ waren, das auch dazu beitragen mag, das Verantwortungsgefühl für die eigene Sprache allen Bürgern bewusst zu machen – denn in Deutschland hat niemand einen Rechtsanspruch auf die Akzeptanz anderer Sprachen zur Verständigung.

Nach diesem unlogischen Argument – nur das Deutsche ist in Deutschland Amtssprache, also bedarf es des Schutzes – kommt er zu seinem Resümee:

Der neue Duden ist eine einzige linkspolitisch, genderideologisch und denglisch verzerrte Enttäuschung, die ihren großen Ahnherrn Konrad Duden im Grab rotieren lässt.“

Es ist wirklich erstaunlich, dass sprachpolitische Themen bei der AfD mit derartigen unbeholfenen Pressemitteilungen bis in die Niederungen der Tagespolitik durchgedrungen sind. Der Referenzpunkt für die Funktionsträger der Partei ist dabei das Grundsatzprogramm, und es ist deshalb aufschlussreich, dieses hinsichtlich seiner sprachpolitischen Aussagen genauer in den Blick zu nehmen, was ich in einem früheren Beitrag auf diesem Blog getan habe.

In kaum noch zu übertreffender Direktheit wird diese Haltung anlässlich der neuen Duden-Ausgabe vom Parlamentarischen Geschäftsführer der Baden-Württembergischen Landtagsfraktion Anton Baron in einem Tweet zum Ausdruck gebracht:[4]


„Holen wir uns unsere Sprache zurück!“, heißt es auf der angehängten Abbildung. An diesem Beispiel ist besonders gut zu erkennen, wie man für die deutsche Sprache durch eine inszenierte Bedrohungslage in den Sprachkampf zieht, um dadurch einer nationalidentitären Politik zum Durchbruch zu verhelfen. Wie das im Einzelnen geschieht, ist auch das Thema meines neuen Buchs mit dem Titel „Sprachkampf“, an dem ich gegenwärtig arbeite. Nächstes Frühjahr wird es erscheinen.


 

Beitragsbild: Cover der Neuauflage des Rechtschreibdudens (Ausriss); Pressematerial des Bibliografischen Institut GmbH

Anmerkungen:

[1] Vgl. https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/josef-kraus-lernen-und-bildung/duden-naehert-sich-dem-orwellschen-newspeak-an/.

[2] Vgl. https://vds-ev.de/mitteilungen/vds-sieht-neue-duden-ausgabe-kritisch/.

[3] Vgl. https://afd-fraktion-bw.de/aktuelles/3379/Bernd+G%C3%B6gel+MdL%3A+neuer+Duden+ist+keine+Schreib-%2C+sondern+Ideologiehilfe.

[4] Vgl. https://twitter.com/AntonBaronAfD/status/1293490994592325633.

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www.lobin.de

Henning Lobin ist seit 2018 Direktor des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim (Mitglied der gemeinsam vom Bund und allen 16 Bundesländern finanzierten Leibniz-Gemeinschaft) und Professor für Germanistische Linguistik an der dortigen Universität. Zuvor war er ab 1999 Professor für Angewandte Sprachwissenschaft und Computerlinguistik an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Seine Forschungsschwerpunkte bilden die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Sprache, Texttechnologie, Grammatik, Wissenschaftskommunikation und Politolinguistik. Er ist Sprecher der Sektion "Geisteswissenschaften und Bildungsforschung" und Präsidiumsmitglied der Leibniz-Gemeinschaft, Mitglied germanistischer Fachbeiräte ua. von DAAD und Goethe-Institut, er war Mitglied des Forschungsbeirats der Stiftung Wissenschaft und Politik und des Fachkollegiums Sprachwissenschaft der DFG. Lobin ist Autor von neun Monografien und hat zahlreiche Sammelbände herausgegeben. Zuletzt erschienen sind Engelbarts Traum (Campus, 2014, polnische Übersetzung 2017, chinesische Übersetzung 2018), Digital und vernetzt. Das neue Bild der Sprache (Metzler, 2018) und Sprachkampf (Duden, 2021). Bei den SciLogs ist Henning Lobin seit 2014 Autor des Blogs "Die Engelbart-Galaxis", nachdem er dort bereits ab 2008 am Gruppenblog "Interactive Science" beteiligt war.

33 Kommentare

  1. Die dudenkritischen Stimmen behaupten im Kern, der Duden spiegle nicht den Sprachgebrauch, sondern schaffe vielmehr neue Sprachnormen gemäss einem (linken) politischen Programm.
    Vielleicht lässt sich dieses Argument dadurch entkräften, dass in Zukunft nicht mehr Menschen, sondern Algorithmen entscheiden was in den Duden hineinkommt oder aus ihm entfernt wird.

    • Verantwortung kann nicht Software übergeben werden.

      Wie heißt es so schön ? :
      Software ist nicht dazu da soziale Probleme zu lösen, sie ist dafür da diese Problemlösung mit den Mitteln der IT (eben) zu unterstützen.

      HTH (“hope this helps”)
      Dr. Webbaer (der nichts gegen die Freischaltung eines, seines weiteren Kommentars hätte, der zum Gesamtinhalt der hiesigen Nachricht beigebracht worden ist)

    • Bonuskommentar hierzu @ Herr “Holzherr” (die doppelten Anführungszeichen sollen eine neue Abstraktionsebene aufmachen, Sie nutzen ja ein als solches nicht erkennbares Pseudonym, wobei diese Nutzung einigen im Web, da ga-anz draußen sozusagen, als unschicklich erscheint) :

      Ihre erstgenannte (und nicht zitierte) Einschätzung lässt sich womöglich nicht ‘entkräften’, Dr. W kennt Den Duden seit mehr als 50 Jahren und hat aus ihm gelernt, die womöglich anmängelnde Einschätzung, die Ihrige, scheint zutreffend zu sein, zumindest dem Schreiber dieser Zeilen, allerdings erst seit einigen Jahren, doch möchte Dr. W ein wenig hier noch “herumreiten” :

      Vielleicht lässt sich dieses Argument dadurch entkräften, dass in Zukunft nicht mehr Menschen, sondern Algorithmen entscheiden was in den Duden hineinkommt oder aus ihm entfernt wird.

      Sie sind da, ganz anscheinend, ein wenig anti-humanistisch unterwegs, denn die Informationstheorie, die auch vom Linguistischen zehrt, bleibt in der Verantwortung von Entscheidern der hier gemeinten Bauart, des hier gemeinten Primaten (vs. Bären), dies gilt es zu verstehen, insbesondere : von Ihnen.
      Die IT / AI mit ihren Routinen folgt Maßgabe hier gemeinter Primaten.

      Hoffentlich, lol, bleibt dies so.

      Hoffen Sie bitte nicht anders !

      MFG
      Wb

    • Die Kritiker haben hier alle recht, und die Position der AfD ist hier auch absolut richtig. Der Verfass*r_innen dieses Artikels ist er/sie/es/* selbst links orientiert, das ist klar. Politisch korrektheit ist Diktatur und der Tod der Sprache.

  2. Der meistgekaufte Duden ist der Rechtschreibduden. Wer will schon etwas falsch schreiben. Da geht es um die normgerechte Schreibung.
    Der alte Vorschlag Majonnäse mit ä zu schreiben hat sich nicht durchgesetzt, weil dann die französiche Herkunft nicht mehr erkannt wird, und in der Schreibweise ja auch der Charakter einer Sache mit zum Ausdruck kommen soll.
    Um den Charakter einer Sache geht es um die sinn und sachverwandten Wörter und die Wortneuschöpfungen.
    Jeder Mensch hat das recht so zu sprechen, wie der Schnabel gewachsen ist und die Menschen tun das auch. Und wenn ein neuer Begriff, eigentlich sind es ja nur Ausdrücke, treffend erscheint, dann setzt er sich auch durch. Das ist positiv. Ob da die Dudenredaktion steuernd eingreift, das sollte uns nicht
    beunruhigen, die Mehrheit der Menschen die lässt sich davon nicht beindrucken. Was die Wortneuschöpfungen wegen politischer Correctness betrifft, also Farbiger statt Neger z.B. das ist in Ordnung.
    Viel wichtiger wäre das Wegfallen der Groß und Kleinschreibung.

    • Howdy, Herr Wied,

      wie geht’s uns denn so, montäglich ?

      Dr. W will einfach mal, Ihre dankenswerterweise bereit gestellte kleine Nachricht meinend in medias res gehen, ausschnittsweise, also :

      Jeder Mensch hat das recht so zu sprechen, wie der Schnabel gewachsen ist und die Menschen tun das auch. Und wenn ein neuer Begriff, eigentlich sind es ja nur Ausdrücke, treffend erscheint, dann setzt er sich auch durch. Das ist positiv.

      Jenau, “Der Duden” ist oder war hier ein Hilfe, er beobachtete zuvörderst, er war freundlich sozusagen und Meinung einstmals abhold.

      Ob da die Dudenredaktion steuernd eingreift, das sollte uns nicht
      beunruhigen, die Mehrheit der Menschen die lässt sich davon nicht be[e]indrucken.

      Nicht so klar, sr für diesen Widerspruch, selbstverständlich ist das hier gemeinte Rechtschreibwörterbuch eine Größe, die von der Menge beachtet wird.

      Was die Wortneuschöpfungen wegen politischer Correctness betrifft, also Farbiger statt Neger z.B. das ist in Ordnung.

      Dies ist aus diesseitiger Sicht gar nicht iO, denn der Schwarze ist ja kein ‘Farbiger’, sondern eben ‘schwarz’, in etwa so wie der Weiße kein ‘Caukasoid’ ist, sondern ‘weiß’. Der Kaukasus muss an dieser Stelle nicht bemüht werden und ‘farbig’ für Nicht-Weiße kann Nicht-Weißen als Kennzeichnung schon übel aufstoßen, wenn so nur der Gegensatz zu ‘weiß’ gebildet wird.

      Viel wichtiger wäre das Wegfallen der Groß und Kleinschreibung.

      Dies wäre, mit Verlaub, bei allem Respekt und die Form bestmöglich wahrend, Herr Wied, ein Vorschlag, der Richtung Reduzierung der Komplexität von Sprache geht, und jedem Linguisten ein grau aufscheinendes Gesicht bereiten könnte.
      Die Reduzierung von Buchstaben darf natürlich, auch ihre Größe meinend, gerne diskutiert werden, abär bitte nicht so-o mau und fordernd, danke.

      Mit freundlichen Grüßen
      Dr. Webbaer

  3. Wenn ich in meiner Muttersprache Plattdeutsch nachschaue, finde ich viele französische Wörter , die im Schuldeutsch von den preussisch-nationalistischen Sprachputzern entfernt wurden. Und dass, obwohl mein ostwestfälisches Heimatdorf seit 1648 zu Preußen gehörte.
    Daraus folgt, dass die Sprachputzer politisch motiviert sind und nicht die Volksmeinung vertreten.

  4. et seulement une francaise peut vous apprendre francais comme un francais.
    Mein Tipp: Lesen Sie Comics, da wird gesprochen wie die Jugend spricht.
    Aber Vorsicht ! Die Jugend sagt: “Gehn wir aldi ” cette a dire “gehen wir zum Aldi.” Die Jugend lässt schon die Präpositionen weg.

    • Nicht nur die Jugend…;)

      In WA (für die ‘Boomer’: Whatsapp) schreibe ich auch zuweilen so Sachen wie “gehst du heute aldi?”, ganz einfach weil es lustig, kürzer und – man merke auf – sogar verständlich ist.

      Vor allem in Forenbeiträgen fallen so Konstruktionen wie “Ich habe auch ein gekauft…” (statt “einen”)- nicht aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse, sondern weil per Smartphone mit Autokorrektur geschrieben wird…

  5. Zwar hat der Duden bereits seit der Rechtschreibreform von 1996 nicht mehr die Kompetenz, die Orthografie zu regeln,

    Diese Kompetenz hatte der Duden weder vor noch nach 1996, weil es diese “Kompetenz” im deutschen Recht schlicht nicht gibt. Auch die Rechtschreibreform hatte bekanntlich keine Gesetzeskraft.

    Lediglich für Beamte und Schüler/Studenten kann der Staat im Zuge von Verwaltungsvorschriften eine bestimmte Rechtschreibung vorgeben. Ansonsten ist Sprache in Deutschland lediglich durch die Verwendungsweise ihrer Nutzer definiert.

    • Sie haben recht damit, dass die Regelung nur für Schulen und Behörden verbindlich gilt. Der Rechtschreibrat, dessen Mitglied ich ja selbst auch bin, hat aber tatsächlich laut Statut die Kompetenz, ein Regelwerk zu entwickeln. Über dessen Einsetzung entscheiden dann die staatlichen Stellen der deutschsprachigen Länder, in Deutschland die KMK. Vor 1996 war die Situation sogar noch weitreichender: Es galt der sog. Stollhaltebeschluss von 1955, nach dem die Regelungen des Dudens einfach übernommen wurden. In diesen 41 Jahren war der Duden “quasi amtlich” (Gerhard August).

  6. Wenn wir schon beim Kritisieren sind. Übel ist, dass man beim Nachschlagen von Begriffen bei Duden-online die Anwendung von cookies akzeptieren muss. Hier wird der richtige Sprachgebrauch vom Commerz vereinnahmt.
    Und wer garantiert uns dann noch , dass sich nicht die Dudenredaktion von Begriffen aus der Werbung, gemeint sind Produktnamen
    beinflussen lässt.

    • @hwied: denkbar wären doch auch von Firmen gesponserte/gepushte Dudeneinträge. Damit könnte der Duden sich dann selbst finanzieren – einfach indem er dafür happige Beträge kassieren würde.

    • Herr Wied, die Verwendung der sog. Cookies ist im Web üblich, sie diente nicht selten der Verbesserung der Anschauung, die in individuen-seits verwendeten sog. Browsern optimiert werden kann, wenn, ja wenn eben bestimmte Parameter des sog. Browser-Requests gespeichert werden dürfen, client-seitig.

      Korrekt ist, dass “Cookies” auch dafür genutzt werden können missbräuchlich sog. Surf-Verhalten zu notieren, um dann Werbung anzustreben, dann wäre Dr. W ganz bei Ihnen.

      Natürlich versucht der heutzutage sozusagen real existierende Duden genau dies, Sie können im Dialog aber auch “Cookies” explizit nicht zulassen, sind dann aber letztlich in Vorleistung, korrekt, denn, was verschlüsselte “Cookies” genau leisten, hat Ihnen verschlossen zu bleiben.

      Dennoch rät Dr. W an diesbezügliche Maßnahme aus dem Hause “Der Duden” auch zumindest gelegentlich positiv zu sehen, denn diesbezüglich angefragt worden ist von “Der Duden” lange Zeit nicht.

      HTH (“hope this helps”)
      Dr. Webbaer

  7. Es ist glücklicherweise so, dass “Der Duden” eine nicht bindende Wortsammlung, ein sog. Rechtschreibwörterbuch liegt vor, ist, die beachtenswert, leider aber auch ein Political Player geworden ist.

    No problemo hier, es liegen halt Verlagsentscheidungen vor, die Dr. Webbaer nicht bewerten wird, sondern nur bei ihrer Einordung helfend zur Hand zu stehen versucht.

    Sog. ‘besondere Hinweise’, vor einiger Zeit war wohl auch direkt von ‘Verwendungsempfehlungen’ die Rede, sind halt – dezent formuliert – problematisch, zeigen direkt politische Tendenz an, werden nicht von allen gerne zK genommen.

    Dr. W “mag” auch wie der feministisch-linguistische Anatol Stefanowitsch [1] mittlerweile Duden-Nähe finden konnte.

    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. Webbaer

    [1]
    Der hat auch bei den SciLogs.de publiziert, Dr. W zitiert gerne :

    ‘Im Deutschen gibt es kein generisches Maskulinum und die „generische“ Verwendung maskuliner Formen bringt keinen praktischen Vorteil mit sich.’ [Quelle]

    PS zu :

    Verlag und Redaktion werden auf die sprachpolitische Bühne gezerrt, weil man die deutsche Sprache so gut für Zwecke identitärer Politik instrumentalisieren kann.

    Es schaut dem Schreiber dieser Zeilen so aus, als ob “Der Duden” selbst und freiwillig die ‘sprachpolitische Bühne’ betreten hat, Dr. W verfolgt übrigens keine ‘Zwecke identitärer Politik’, ist den sog. Identity Politics als sehr “divisive” abhold, dies nur zur Kenntnisnahme, danke.

    • Korrrrektur, der Hinweis auf die sog. feministische Anthropologie ist Dr. Webbaer wichtich :

      -> https://en.wikipedia.org/wiki/Feminist_anthropology (dieser Webverweis hat weiter oben nicht funktioniert, “Feminist Anthopology” ist groß im Kommen, Dr. W hält sie für Tendenzwissenschaft)

      MFG
      Wb (der nicht vergessen will dem hiesigen werten Inhaltegeber für seine Toleranz, ja!, vergleichsweise Liberalität zu danken)

  8. Dr. Webbaer,
    wenn wir noch weiter in der Geschichte des Internet zurückgehen und schauen, wer das initiiert hat und wie das Internet finanziert wird, dann stoßen wir auf die Militärs. Das Internet sollte die Aufgabe haben, bei großflächigen Zerstörungen durch einen Nuklearkrieg die Informationswege weltweit aufrechtzuerhalten. Das war eine geniale Idee, dass eine Message von Frankfurt nach München vielleicht einen Weg über Tokyo nimmt, das kann kein noch so intelligenter Gegner voraussehen.
    Wer hat das bezahlt. Zuerst einmal die Militärs, dann die privaten Mitbenutzer über die Werbung.
    So funktioniert das, das web finanziert sich über die Werbung.
    Daran wäre nichts auszusetzen, wenn nicht die Werbebranche auf die Idee gekommen wäre, persönliche Profile von den Nutzern anzulegen und diese dann an Interessierte weiterzuverkaufen. Und das Ganze ohne jegliche Kontrolle staatlicherseits.
    Noch perfider wird es, wenn dem User eine Seite verwehrt wird mit dem Hinweis,”Wir benützen Cookies”. Stimmt man dem nicht zu, dann wird die Seite nicht geöffnet. Das ist meiner Meinung nach ein Verstoß gegen die Freiheit im Internet.
    Dafür ist das Internet nicht geschaffen worden !!
    Anmerkung: Sie mögen A. Stefanowitsch, ich auch.

    • @ hwied

      Das Internet sollte die Aufgabe haben, bei großflächigen Zerstörungen durch einen Nuklearkrieg die Informationswege weltweit aufrechtzuerhalten.

      Das ist eine beliebte und offenbar nicht totzukriegende Legende. 🙂

      • ARPANet und so?

        Böse formuliert war die kriegerische Nutzung der Kernenergie die Basis ihrer friedlichen Nutzung und der Speer (oder Dreizack) die Entwicklung zur Gabel.

        Es kann sich aber auch andersherum entwickeln.

        MFG
        Wb

    • @ Kommentatorenfreund ‘hwied’ :

      Das ist korrekt :

      Daran wäre nichts auszusetzen, wenn nicht die Werbebranche auf die Idee gekommen wäre, persönliche Profile von den Nutzern anzulegen und diese dann an Interessierte weiterzuverkaufen. Und das Ganze ohne jegliche Kontrolle staatlicherseits.

      Es gibt zwar sozusagen theoretisch eine derartige Kontrolle, allerdings sind große Unternehmen des Webs in der Lage sie zu unterlaufen, indem rechtlich Stammsitze wie Dependancen bedarfsweise günstig verlagert werden.
      Derartige Unternehmen sind auch “gut” i.p. Steuervermeidung (legal, vs. Steuerhinterziehung).

      An den sog. Cookies wollen wir uns an dieser Stelle nicht festbeißen, und zum Militär, das idT für das Web irgendwie verantwortlich ist, ergänzt Dr. Webbaer gerne, dass das gemeinte Militär vom Staat in einer Liberalen Demokratie finanziert war und insofern der Souverän, das Volk, das Wahl- oder Staatsvolk selbst finanzierend verantwortlich ist.

      MFG
      Wb (der nicht weiß wofür das Web ‘geschaffen’ worden ist, es stellt allerdings nach der Erfindung der Sprache, der Persistierung von Sprache, u.a. ist die Schrift gemeint, der Erfindung der massentauglichen Reproduktion von Inhalt, der Buchdruck ist gemeint, den sozusagen Vierten Zivilisationssprung dar – lol, und wir sind dabei gewesen, gelle?, lieber Herr Wied?)

  9. Martin Holzherr,
    mit den gesponserten Beiträgen sind wir bei der Apotheken Rundschau. Dort wird der Hinweis angebracht “Anzeige”.
    Im web stelle ich mir vor “mit freundlicher Unterstützung von Dr. Marrlborro”.
    Spaß beiseite. Die öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalten sollten ja werbefrei bleiben. Blieben Sie aber nicht.
    Irgendwie verhält sich die Werbung wie ein Coronavirus.

  10. BV
    im Französischen ist leicht gendern.
    la femme est belle
    l`homme est beau.
    Ich muss mal nachschauen , ob die Chinesen auch gendern.

  11. Nachtrag BV
    die Chinesen gendern nicht. Höchstens in der Aussprache, die Betonungszeichen sind für hèn piao liang etwas anders bei Mann und Frau.

    • “Höchstens in der Aussprache, die Betonungszeichen sind für hèn piao liang etwas anders bei Mann und Frau.”

      und wieso ist das dann kein gendern?

  12. Der Duden ist halt auch einfach ein deskriptives Organ, das niemandem Dinge normativ vorschreibt. Er untersucht wissenschaftlich sprachliche Phänomene auf Relevanz im Alltagsgebrauch hin. Das ist also kompletter Quatsch, was diese Weltüberforderten da von sich geben: Politisches Programm andichten, wo einfach keines ist, egal wie viel Prägung in dem Verlag und dessen Werk drinsteckt… Es ist einfach so anstrengend.

    • Na (kurz gesprochen), sollte “Der Duden” Verwendungsempfehlungen geben, die politischer Art sind, wäre er politisch geworden.
      Hätte dann anzunehmenderweise ein ‘Programm’, Dr. W täte sich durchaus für die Inhaberverhältnisse beim Dudenverlag interessieren, vgl. auch mit diesem Fanal :

      -> https://shop.duden.de/Shop/Eine-Frage-der-Moral

      MFG
      Wb

  13. Corona, Trump, Nazis, Putin, Uiguren, Ebola, Hunger, Regenwälder, Ungarn, Flüchtlinge.

    Wir hätten so viele wichtige Themen, um die wir uns kümmern müssten. Stattdessen wird der Fokus immer wieder auf kindische Sterne und Binnen-Is gelenkt.

    Man möchte an dieser dekadenten Welt verzweifeln.

  14. Hannah,
    sie haben vollkommen Recht, die Welt steht am Abgrund und schaut vorher im Duden nach ob man Abgrunt mit t oder d schreibt.

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