Gender-Wahn und Gender-Sinn: Sexismus in der Teilchenphysik und der Fall Strumia

BLOG: Das Zauberwort

Physik und die Liebe zur Welt
Das Zauberwort

Vor einigen Wochen stand die Welt der Teilchenphysik wieder einmal Kopf. Das Ungewöhnliche dabei: Dieses mal ging er nicht um eine Anomalie in den Daten, einen möglichen neuen Effekt oder ein bisher unentdecktes Teilchen. Der Grund der Aufregung ist vielmehr ein hochkontroverser Vortrag eines einzelnen Physikers zum Thema “Frauen in der Physik”: 

Ort des Geschehens war der 1. Workshop zum Thema “High Energy Theory and Gender”, der vom 26.-28. September am Europäischen Zentrum für Elementarteilchenphysik CERN stattfand. “Gender” bezeichnet im Englischen im Gegensatz zum biologischen Geschlecht “Sex” das soziale Geschlecht, also die Rolle, die Menschen einnehmen aufgrund äußerer Einflüsse und Umstände, und der CERN-Workshop hatte sich gerade die Chancengleichheit und Unterstützung von Frauen und anderen unterrepräsentierten Gruppen in der Physik zum Ziel gesetzt. Als mögliche Gründe, die dem entgegenstehen, werden oft Sexismus (oder Rassismus) – also bewusste Diskriminierung – und “Bias”, das bedeutet Voreingenommenheit aufgrund unbewusster Vorurteile, diskutiert. 

Ausgerechnet diesen Workshop hatte sich Alessandro Strumia, ein Teilchentheoretiker der Universität Pisa, Gastwissenschaftler am CERN und Empfänger des prestigeträchtigen ERC-Grants des European Reaserch Councils ausgesucht, um eine gewagte Behauptung aufzustellen: Der Grund dafür, dass so wenig Frauen in der Theoretischen Teilchenphysik arbeiten, sei, dass von Natur aus weniger Frauen an Physik interessiert und für Physik begabt seien. Frauen würden nicht diskriminiert, vielmehr seien es Männer, die benachteiligt werden.

Der empörte Aufschrei in Presse und Internet ließ nicht lange auf sich warten: 

“Empörung über Vortrag – Forscher erklärt Physik zur Männer-Domäne” (ZDF), “Wissenschafter sorgt am Cern für Aufruhr” (NZZ), “Physiker beleidigt Kolleginnen” (Spiegel), “Eklat am CERN” (Welt), “Politische Schlacht um Posten” (NTV), “Professor schockt mit Wut-Vortrag” (Neon/Stern), “Die Physik und ihr Sexismusproblem” (Spektrum), “Physicist sparks gender row” (New Scientist) bis hin zu “Physics Professor acts like a sexist pig” (New York Post).  

Inzwischen ist Strumia am CERN suspendiert, das European Research Council und die Universität Pisa haben Untersuchungen wegen Fehlverhalten eingeleitet, und Tausende von Physikern haben ein Manifest namens “Particles for Justice” unterzeichnet, dass Strumia aufs Schärfste verurteilt.

Jenseits der hochkochenden Emotionen zahlloser Strumia-Gegner und vereinzelter Strumia-Verteidiger, stellen sich hier natürlich Fragen: Warum die Aufregung? Was genau hat Strumia eigentlich gesagt? Hat Strumia recht? Wie groß ist das Sexismus-Problem in der Teilchenphysik? Muss Strumia bestraft werden? Und: Warum gibt es denn nun wirklich so wenig Frauen in der Teilchentheorie?

Warum die Aufregung?

Strumia fühlt sich diskriminiert. Ein Punkt, der Strumia besonders angelastet wird, ist, dass er Frauen namentlich genannt und persönlich angegriffen haben soll. Denn Strumia hatte sich auf eine Stelle als Forschungsdirektor für Theoretische Physik am italienischen Istituto Nazionale di Fisica Nucleare beworben, und das Auswahlkommittee hat eine Frau vorgezogen, deren Publikationen fast zehn mal weniger Zitate gesammelt hatten.  

Nun ermöglicht die Nennung der Namen es jedem Physiker schnell, Strumias Behauptungen zu testen – und auch zu sehen, wo er zumindest teilweise unfair argumentiert. Denn entgegen seiner eigenen Maxime, bei wissenschaftlichen Veröffentlichungen die Zitate pro Autor zu zählen, rechnet Strumia sich großzügig die über 8800 Zitate des Papers der mehrere Tausend Mitglieder zählenden CMS-Kollaboration zu, das die Entdeckung des Higgs-Bosons am CERN berichtet.

Nichtsdestotrotz: Strumia hat sicherlich auch ohne seine CMS-Papers mehr Zitate als seine Konkurrentin. Und sein Fall ist nicht der Einzige. Inzwischen fordern Institutionen für Forschungsförderung Frauenquoten, Unigremien müssen mit einer Mindestzahl an Professorinnen besetzt werden und es gibt Stellenausschreibungen nur für Frauen. Tatsächlich haben meinem Eindruck nach gut qualifizierte Frauen inzwischen bessere Chancen auf ein Angebot einer Professur oder einer unbefristeten Forscherstelle als ein gleich gut qualifizierter Mann.

In Anbetracht der Tatsache, dass es überhaupt nur wenige derartiger Stellen gibt (in Deutschland pro Jahr maximal eine Hand voll) und viele exzellente Forscher gegen ihren Willen die Grundlagenforschung verlassen müssen, können solche Prozeduren natürlich auch von Männern zu Recht als Diskriminierung aufgefasst werden. Dabei muss allerdings im Kopf behalten werden, dass es allgemein schwierig ist, wissenschaftliche Exzellenz objektiv zu vergleichen. 

So sind Zitate nicht das einzige Kriterium für einen guten Physiker, und ein guter Physiker zu sein, ist nicht das einzige Kriterium, für einen Job geeignet zu sein. Oft spielen auch soziale Fähigkeiten eine Rolle und ja – auch die Möglichkeit, einer unterrepräsentierten Gruppe als Vorbild zu dienen, kann ein legitimes Kriterium sein.  

Letztlich ist eine sachliche Diskussion zwischen Gruppen oder Individuen, die sich beide zumindest subjektiv als Opfer von Diskriminierung wahrnehmen, schwierig. Zu nah liegt es, die Erfahrung des anderen zu leugnen und sie/ihn als Nutznießer oder Ursache von Diskriminierung statt als Opfer darzustellen. Eine in den sozialen Medien losgetretene Empörungslawine kann das Problem aber nicht lösen, sie führt nur zu weiterer Polarisierung. 

Hat Strumia recht?

Zunächst kann man feststellen: Das folgt sicher nicht aus Strumias Argumenten.

Strumias Analyse basiert zum größten Teil auf der Auswertung von Daten, die darüber Aufschluss geben, wie oft wissenschaftliche Arbeiten zitiert werden. Für Strumias Schlussfolgerungen lassen sich jedoch leicht alternative mögliche Ursachen finden. So meint Strumia, dass Frauen bevorzugt würden, zeige sich darin, dass Frauen in den späteren Stadien ihrer Karrieren weniger schnell Zitate ansammeln würden als Männer. Außerdem würden Frauen im Durchschnitt jünger auf Professorenstellen berufen. Beide Schlussfolgerungen wurden inzwischen durch aktuelle Arbeiten in Zweifel gezogen. So fand die Frankfurter Physikerin Sabine Hossenfelder zusammen mit ihrem Doktoranden Tobias Mistele, dass der erste Effekt verschwindet, wenn man Frauen, die sich Jobs außerhalb der Wissenschaft suchen, aus der Analyse herausnimmt. Die Daten würden demnach nur zeigen, dass ein prozentual höherer Anteil von Frauen die Physik verlässt. Und einer Analyse von Kevin Flaherty zu Folge verschwindet auch der zweite Effekt, wenn berücksichtigt wird, dass Frauen, die nicht frühzeitig eine Professur oder feste Wissenschaftlerstelle ergattern, ihre akademische Karriere schneller aufgeben als Männer. Ein naheliegender Grund für dieses Phänomen wird unten diskutiert.

Was genau hat Strumia eigentlich gesagt?

Weiter kann natürlich ausgeschlossen werden, dass jeder x-beliebige Mann ein besserer Physiker als jede x-beliebige Frau wäre. Ganz offensichtliche sind nicht nur die allermeisten Männer, sondern tatsächlich auch die überwiegende Mehrheit männlicher Physiker weitaus schlechtere Physiker als z.B. Emmy Noether, Marie Curie, Lisa Randall oder Donna Strickland. Sind statt dessen Männer im Durchschnitt bessere Physiker als Frauen? Tatsächlich hat selbst Strumia – so weit man das von seinen Präsentations-Slides  ersehen kann – auch das nicht behauptet. Vielmehr scheint Strumia der Meinung zu sein, dass Frauen von Natur aus zwar im Durchschnitt ähnlich begabt sind wie Männer, es aber bei Männern eine größere Variation der geistigen Leistungsfähigkeit gibt und damit mehr hochbegabte Männer als Frauen, die für eine Karriere in der physikalischen Forschung geeignet wären. Eine These, die der ehemalige Präsident der Harvard-Universität Lawrence Summers 2005 aufgestellt hatte, für die er bereits damals heftig kritisiert wurde und wegen der er schließlich zurücktreten musste.

Sind Männer von Natur aus bessere Physiker?

In Wirklichkeit sind beide Fragen – ob Männer von Natur aus im Durchschnitt begabter sind oder ob es von Natur aus mehr hochbegabte Männer gibt – kaum seriös zu beantworten. Der Grund dafür, dass diese Frage so schwierig zu beantworten ist, liegt natürlich darin, dass wir niemals Physikerinnen oder Physiker treffen, deren Persönlichkeit und Fähigkeiten nicht sowohl Produkt ihrer biologischen Veranlagung wie auch ihrer Lebensumstände in verschiedenen sozialen Umfeldern sind. 

Ein Hinweis, der zumindest gegen einen großen Einfluss biologischer Ursachen spricht, ist allerdings, dass der Anteil weiblicher Physiker mit zunehmender Gleichberechtigung definitiv gestiegen ist, und dass er sich in verschiedenen Kulturen deutlich unterscheidet.

Ist die Antwort überhaupt relevant?

Nein. Selbst wenn es stimmen würde, dass von Natur aus insgesamt mehr Männer für eine Karriere in der Physik geeignet wären als Frauen, sollte dadurch kein Mädchen mit Begabung und Interesse entmutigt werden, Physik in der Schule zu nehmen, zu studieren und schließlich eine Karriere in der Forschung zu verfolgen. Das gleiche gilt natürlich genauso für jede andere Minderheit, die in der Physik unterrepräsentiert ist. 

Das ist – zugegebenermaßen – leichter gesagt als getan. Doch ganz egal, was statistischer Durchschnitt und Varianz besagen, folgt daraus nichts über die Eignung eines speziellen Menschen. Und nur darauf kommt es an.

Dieser Punkt kann – meiner Meinung nach – gar nicht stark genug betont werden. Denn fehlender Mut und mangelnde Motivation sind sicher ganz entscheidende Aspekte unter den Gründen dafür, warum es in der Physik so wenige Frauen gibt.

Gibt es wirklich Sexismus in der Teilchenphysik? 

Natürlich. Zuallererst: Ja, es gibt Arschlöcher – auch in der Teilchenphysik. Und abgesehen davon müssen sich Physikerinnen zweifellos öfters dumme Sprüche anhören, die auf der Wichtigtuerei, Unsicherheit und dem schlechten Humor ihrer männlichen Kollegen beruhen. Auch ich z.B. bin sicher nicht immer hinreichend sensibilisiert, weder in der Beurteilung meines eigenen Verhaltens noch in dem anderer, um immer klar zu erkennen, was sexistisch ist oder so aufgefasst werden kann.

In dem eindrucksvollen New York Times-Artikel “Why Are There Still So Few Women in Science?” berichtet Eileen Pollack, die zweite Frau, die an der US-Eliteuniversität Yale einen Bechelor-of-Science-Abschluss, eindrucksvoll, wie sehr sie unter ungerechten Berurteilungen und Selbstzweifeln zu leiden hatte. Andererseits sind das Erfahrungen, die viele Wissenschaftler irgendwann in ihrer Karriere machen – auch Männer. Vielleicht brauchen Frauen mehr Ermutigung und Zuspruch. So gibt es Untersuchungen, nach denen Frauen sich eher unterschätzen, während Männer sich eher überschätzen. Eileen Pollack z.B. berichtet, dass sie vor Allem deswegen keine Promotion angestrebt hat, weil keiner ihrer Professoren sie dazu ermutigt hatte. Als sie Jahre später den Betreuer ihrer Bachelorarbeit darauf ansprach, bekam sie als Antwort, dass er nie jemanden ermutigen würden. 

Die unterschätzte Macht von Vorurteilen

Darüber hinaus werden Frauen und andere Minderheiten durch unbewusste Vorurteile benachteiligt: Z.B. hat ein interdisziplinäres Team der Yale University herausgefunden, dass Wissenschaftler in einem Bewerbungsverfahren bei identischen Lebensläufen weibliche Bewerber schlechter bewerten als ihre männlichen Konkurrenten – und das unabhängig davon, ob der beurteilende Wissenschaftler selbst männlich oder weiblich ist.  

Solche unbewussten Vorurteile sind omnipräsent, und sie können fürchterliche Konsequenzen haben, z.B. bei der Polizeigewalt gegenüber Schwarzen in den USA. So berichtet die ins Journalistenfach gewechselte Astrophysikerin Eva Raisig in ihrem fantastischen, im Deutschlandfunk gesendeten und mit dem Marlies-Hesse-Nachwuchspreis ausgezeichneten Radiobeitrag “Warum Schwule nicht zuhören und Muslime schlecht einparken” unter Anderem über den sogenannten “Shooter-Bias”:   

“In den Shooter Studies, die Bernd Wittenbrink seit einigen Jahren durchführt, werden die Versuchspersonen gebeten, in einer Computersimulation diejenigen Menschen zu erschießen, die eine Waffe tragen. Auf dem Bildschirm ist erst ein Landschaftshintergrund zu sehen – ein Hinterhof, ein Park, eine Straße – dann wird für einen Augenblick das Bild einer Person eingeblendet. Sie hält entweder eine Schusswaffe in der Hand oder einen harmlosen Gegenstand, ein Handy oder eine Brieftasche. Und die Person ist entweder Schwarz oder Weiß…[Die] Studien dokumentieren dann klare Befangenheit aufgrund der Hautfarbe der Zielperson. Versuchspersonen schießen schneller und häufiger, wenn die Zielperson schwarzer Hautfarbe ist. Übrigens sowohl weiße als auch schwarze Probanden.”

Da tatsächlich kaum jemand frei von Vorurteilen ist – fast jedes Pauschalurteil ist ja ein Vorurteil und in Situationen, in denen schnelles Handeln erforderlich ist, können einfache Handlungsanweisungen ja durchaus auch von Vorteil sein – hilft hier nur, sich die eigenen Vorurteile immer wieder zu vergegenwärtigen und sie zu hinterfragen. 

Es gibt also ganz offensichtlich Faktoren, die Frauen und andere Minderheiten benachteiligen – auch in der Physik. Andererseits haben Frauen und andere Minderheiten aber auch immer einen Vorteil, der oft übersehen wird: Sie fallen mehr auf, und sie erregen Neugier. Dieses Kapital ist in Disziplinen, in denen viele begabte Leute um wenige Jobs konkurrieren, nicht zu vernachlässigen. Und auch dieser Vorteil ist nicht auf die Physik beschränkt. So wundere ich mich z.B. über Migranten, die es abwertend empfinden, wenn man sie nach ihren ethnischen Wurzeln fragt, ohne die Chancen zu sehen, die mit diesem Interesse verbunden sind.

Muss Strumia bestraft werden? 

Auf keinen Fall. Auch wenn Strumias Thesen vollkommen blödsinnig sind, halte ich Forderungen, wie die im “Particles for Justice”-Manifest, Strumias zweifelhafte Überzeugungen “in allen zukünftigen Entscheidungen, die ihn betreffen, sorgfältig in Betracht zu ziehen”, für brandgefährlich. 

Speziell in Deutschland genießt die Forschungsfreiheit aus gutem Grund so hohes Ansehen, dass sie in Artikel 5 des Grundgesetzes festgeschrieben ist. Wissenschaft muss frei und offen sein, um funktionieren zu können. Unsinn, falsche Behauptungen und fehlerhafte Analysen, auch aus zweifelhaften Beweggründen, muss sie aushalten, denn wenn man falsche Ansichten nicht mehr angstfrei äußern kann, kann der freie Wettbewerb von Ideen, kann Wissenschaft nicht mehr funktionieren. 

Und natürlich wird jede Verfolgung von Strumia Gender-Skeptiker und Frauenfeinde erst recht davon überzeugen, dass hier unbequeme Wahrheiten ausgesprochen und unterdrückt wurden.

Aber warum gibt es denn nun so wenig Frauen in der Teilchentheorie?

So weit, so politisch korrekt. Tatsächlich bin ich der Ansicht, dass weder Strumia noch der Großteil seiner Kritiker den Nagel auf den Kopf treffen.

Vorweg: Ich bin kein Gender-Forscher, sondern nur ein interessierter Beobachter. Was folgt sind unbestätigte Thesen und persönliche Meinungen. Aber ich arbeite seit über 20 Jahren als Teilchentheoretiker und versuche, mir möglichst vorurteilslos Meinungen zu bilden. Und ich denke, der Hauptgrund für die geringe Zahl von Frauen ist weder die Unfähigkeit von Frauen noch die Frauenfeindlichkeit der Teilchenphysik. Die Hauptgründe sind meiner Meinung andere…

Wie kann ich das behaupten, nachdem ich oben gerade erst zum Schluss gekommen bin, dass Sexismus existiert? Nun, zum Einen gibt es Sexismus nicht nur in der Physik, die Unterrepräsentation von Frauen in der Physik ist aber besonders deutlich. Und der Diskriminierung von Frauen stehen an anderer Stelle mehr Aufmerksamkeit und frauenfördernde Maßnahmen entgegen, die Frauen wiederum bevorteilen.

Zum Anderen habe ich im letzten Sommersemester die Vorlesung Theoretische Quantenphysik für Medizinphysiker gehalten. Im augenfälligen Gegensatz zu den Vorlesungen im Studiengang Physik hatte ich dort tatsächlich mehr als 50% Frauen und über 30% (durch den Namen eindeutig identifizierbare) Studenten mit Migrationshintergrund. Dabei sind die Studiengänge in Lehrinhalten und Lehrpersonal größtenteils identisch. Sollten Frauen sich also deshalb nicht in Physik einschreiben, weil sie die Physik nicht beherrschten oder uninteressant finden, sollten sie auch nicht in der Medizinphysik aufschlagen. Sollten Frauen sich aufgrund von Sexismus im Lehr- und Forschungsbetrieb gegen ein Physikstudium entscheiden, sollte das auch für Medizinphysik gelten. Die Tatsache, dass allein eine Änderung der Bezeichnung, ein Prefix im Namen eines Studiengangs ausreicht (und das scheint nicht nur die TU Dortmund zu betreffen), um unterrepräsentierte Gruppen anzusprechen, deutet für mich ganz klar darauf hin: 

Die Physik hat vor allem Eins: ein Imageproblem. 

Alessandro Strumia ist kein rosa Einhorn

Aber woher kommt dieses Imageproblem? Meg Urry, ehemalige Präsidentin der American Astronomical Society und Dekanin der Physikfakultät in Yale nennt als einen der Gründe für Frauenmangel, dass Frauen sich “nicht wohl” und “fehl am Platz” fühlten. Aus feministischer Perspektive führt das schnell zu dem Schluss, Frauen in der Physik würden auf eine Rolle als “Sexobjekt” reduziert. Ich erinnere mich z.B. an einen Blogpost des US-Kosmologen Sean Carroll, anlässlich der Anzeige eines Technik-Herstellers in der Zeitschrift Physics Today, die eine attraktive Frau in leicht aufreizender Pose vor einem Produkt des Unternehmens zeigt. Carroll prangert tatsächlich an, dass “offen sexualisierte Bilder von Frauen bei heranwachsenden und jungen Frauen ernsthaften Schaden verursachen” und stellt dies in den Kontext, dass Physik-Magazine vornehmlich von Männern weißer Hautfarbe und mittleren Alters gelesen werden. 

Ein anderer Fall aus dem Jahr 2014: Nachdem der ESA-Wissenschaftler Matt Taylor bei einem Interview zur geplanten Landung der Rosetta-Sonde auf dem Kometen Tschurjumow-Gerassimenko ein Hemd mit Bildern leicht bekleideter Frauen trug, schrieb das amerikanische Technikportal und Mediennetzwerk “The Verge”: “Das ist die Art legerer Frauenfeindlichkeit, die Frauen davon abhält in bestimmte Wissenschaftssparten zu gehen. Sie sehen einen Typ wie den im Fernsehen und fühlen sich nicht willkommen”. 

Ganz ehrlich: Passt das damit zusammen, dass Mädchen und junge Frauen oft Wunschberufe wie Schauspielerin, Sängerin, Model oder Stewardess nennen? Und mit Begeisterung “Germany’s Next Topmodel” schauen? Ich zumindest bezweifle, dass Alessandro Strumia sexistischer und frauenfeindlicher als Heidi Klum ist. Vermutlich hat er aber weniger Ähnlichkeit mit einem rosa Einhorn. 

Sex sells – auch in der Physik

Spaß beiseite: Mein Eindruck ist tatsächlich, dass Frauen als Frauen wahrgenommen werden wollen, und dass sie das unter Physikern eher vermissen. Dazu passt, wenn Eileen Pollack beschreibt, wie sehr es sie ermüdet hat, ständig ihren Kleidungsstil zu wechseln, um einerseits als Wissenschaftlerin ernst genommen zu werden, und sich andererseits feminin fühlen zu können. Tatsächlich habe ich den Eindruck, dass sich Frauen in der wenig auf Äußerlichkeiten bedachten Welt der Physik eher mehr sexy gekleidete Menschen wünschen als weniger.

Oder wenn Pollack den Erfolg von Mathematik-Büchern für Mädchen wie “Kiss My Math”, “Hot X: Algebra Exposed” and “Girls Get Curves: Geometry Takes Shape” beschreibt, in denen Aufgaben von besten Freundinnen, Barbies und Halsketten anstatt von Bällen oder Autos handeln.

Oder wenn sie sich schließlich über die beliebte TV-Sitcom “The Big-Bang-Theory” schreibt: “Welche halbwegs normale junge Person würde gern in einem Feld arbeiten, dass von schrägen Außenseitern wie Sheldon, Howard und Raj bevölkert wird? Und welche halbwegs normale junge Frau will sich eher in der Rolle der unansehnlichen, sozial-ahnungslosen Amy als in der der modischen, gutgebauten aber Mathe-und-Wissenschafts-Analphabetin Penny vorstellen?”   

Von Polizisten und Stewardessen

Dazu kommt, dass Kinder schon in der Grundschule darauf geprägt sind und werden, Geschlechter-adäquate Rollen einzunehmen und ihren Berufswunsch danach ausrichten. So berichtet die Erziehungswissenschaftlerin Iris Baumgardt von der Uni Siegen: “Für viele Grundschulkinder ist die Berufswahl ein doing-gender-Prozess. Das heißt: Sie konstruieren sich über die Wahl eines in ihren Augen ’weiblich‘ oder ‚männlich‘ assoziierten Berufs als Mädchen beziehungsweise Junge.”

Eindrucksvoll kann man das z.B. in der kürzlich ausgestrahlten Fernsehsendung “No more Boys and Girls” beobachten, in der die ZDF-Moderatorin Collien Ulmen-Fernandes Siebenjährige in der Schule besucht: Natürlich hat dort keines der Kinder, ob Mädchen oder Junge, als Berufswunsch “Theoretischer Physiker” genannt. Aber so lange Mädchen bevorzugt soziale Rollen einnehmen, sei das nun aufgrund von Biologie oder Umwelteinflüssen, wird ein Beruf, in dem man sich die meiste Zeit mit Dingen beschäftigt, die man nur mit sehr wenigen Menschen teilen kann, nur für wenige Frauen attraktiv erscheinen.   

Doch die Sendung zeigt auch, wie man Abhilfe schaffen kann: Indem man spielerisch Rollenbilder hinterfragt. Durch überraschende Vorbilder wie weibliche Piloten und männliche Ballettänzer, die Gender-Sterotype in Frage stellen. Und indem man Kindern das Selbstbewusstsein vermittelt, ihren Interessen und Fähigkeiten zu folgen, ohne sich von den von ihrer Umwelt an sie herangetragenen Erwartungen verunsichern zu lassen. 

Work & Life

Ist alles Image? Nein. Ein weiterer wichtiger Gesichtspunkt bei der Karrierewahl ist gerade bei Frauen die Vereinbarkeit von Job und Familie. Und eine typische Karriere in der Teilchentheorie läuft in etwa so ab: Nach fünf Jahren Studium promoviert man nach drei weiteren Jahren mit Ende Zwanzig zum Dr. rer. nat. – aber das bedeutet erst den Einstieg in die Wissenschaftswelt: Nach der Promotion schließen sich typischerweise 2-3 “Postdoc-Jobs” an, auf 2-3 Jahre zeitlich befristete Anstellungen, normalerweise ohne Option auf Verlängerung, auf die man sich weltweit bewirbt. Jedes mal muss man sich ein neues soziales Umfeld aufbauen, und jedes mal droht bei Ablauf der Befristung Arbeitslosigkeit. Danach folgt die Bewerbung auf Professuren, von denen es in Deutschland pro Jahr maximal eine Hand voll gibt, auf die sich aber oft 50 und mehr hochqualifizierte Kandidaten bewerben. Gehört man zu den Glücklichen, die mit Mitte bis Ende  30 – ein Alter, in dem Frauen sich dem Ende der biologischen Reproduktionsfähigkeit nähern – eine Professur ergattern, ist das Wanderleben aber keinesfalls vorbei. Denn im Gegensatz zu anderen Beamten sind Gehaltssteigerungen mit dem Dienstalter für Professoren nicht vorgesehen. Statt dessen können sich Professoren auf Leistungszulagen bewerben, wobei die meisten Unis den Großteil dieser Mittel bei “Bleibeverhandlungen” verteilen – also wenn die Kandidatin oder der Kandidat ein Angebot von einer anderen Uni hat und mit dem Wechsel droht. Das heißt, dass von Professorinnen und Professoren ein extremes Maß an Jobunsicherheit und örtlicher Flexibilität in einer Zeit gefordert wird, in der andere Menschen Familien gründen. Und dass selbst nachher erwartet wird, dass man sich ständig wegbewirbt und glaubhaft vermitteln kann, die Universität und damit auch Stadt oder Bundesland, ja das gesamte Lebensumfeld wechseln zu wollen, um beruflich erfolgreich zu sein.

Ob biologisch bestimmt oder sozial geprägt: Gerade Frauen wünschen sich stabile Beziehungen, Familie und Kinder. Bei einer Karriere in der theoretischen Teilchenphysik ist das nicht einfach.

Hilft der Feminismus?

Es gibt gute Gründe, sich zu wünschen, dass die Physik bunter und offener für Frauen und andere unterrepräsentierte Gruppen wird. Zwar gibt es keine männliche, weibliche oder feministische Physik, aber unterschiedliche Perspektiven und Lebenserfahrungen können helfen, Formeln in unterschiedlichen Bildern und Beispielen zu illustrieren und damit neues kreatives und pädagogisches Potential erschließen. Darüber hinaus zahlen Frauen einen Großteil der Steuern, und sollten, schon im Eigeninteresse der Grundlagenwissenschaft, die von Steuern lebt und meistens nicht unmittelbar zum gesellschaftlichen Nutzen verwertet werden kann, nicht leichtfertig ausgeschlossen werden aus dem wundervollen und heroischen Bemühen, das Universum zu verstehen.

Aber wie kann das erreicht werden? Helfen Frauenquoten? Jobs nur für Frauen? Kampagnen wie “Particles for Justice” oder “#metoo”?

Teilweise. #meetoo z.B. führt sicher dazu, dass Männer ihr Verhalten gegenüber Frauen reflektieren. Es ist ohne Zweifel gut, wenn derartiges Verhalten, das Menschen verletzt oder einschüchtert, frühzeitig thematisiert wird. Allerdings ist die Entwicklung zu einem öffentlichen Pranger und die Umkehr der Beweisumkehr bei sexueller Belästigung auch hoch problematisch. Schon vor Jahren haben mir z.B. amerikanische Kollegen erzählt, dass sie Sorge haben, zu Unrecht sexueller Belästigung beschuldigt zu werden, wenn sie bei der Diskussion mit einer Studentin die Bürotür schließen. Aber nicht jede Diskussion ist für die Öffentlichkeit bestimmt. Könnte diese Sorge z.B. dazu führen, dass männliche Professoren eher mit männlichen Studenten als mit weiblichen diskutieren?

Zudem ist eine Rethorik, in der sich die Adressatinnen unerwünschter Komplimente, schlechter Witze und misslungener Annäherungsversuche als “Überlebende” verstehen, nicht dazu geeignet, einen sachlichen und offenen Dialog über ein angenehmes Umgangsklima zu befördern. Der gegenwärtige Diskurs, wie er im Rahmen der “#metoo”- oder “#metwo”-Kampagnen in Erscheinung tritt, scheint mir oft eher Empörung zu kultivieren und zu polarisieren, anstatt die definitiv bestehenden Probleme pragmatisch anzugehen. Ähnliches gilt, wenn das Manifest von “Particles for Justice” in schwer erträglichem Pathos und Fettdruck versichert, dass “die Menschlichkeit jedweder Person, unabhängig von Rasse, ethnischer Zugehörigkeit, Gender, Religion, Behinderung, oder biologischem Geschlecht nicht in Frage gestellt” werden dürfe und Strumia “tiefe Verachtung für mehr als die Hälfte der Menschheit” attestiert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Strumia das im Sinn hatte. Und schließlich sollte auch nicht vergessen werden, dass Sexismus- und andere Diskriminierungsvorwürfe auch als Machtmittel missbraucht werden können, um Individual- und Gruppeninteressen durchzusetzen.

Entsprechend können Frauenquoten dazu führen, Vorbilder zu installieren, die helfen, Stereotype zu brechen. Andererseits können sie wie bei Strumia selbst als Diskriminierung erfahren werden, und mögicherweise Vorurteile gegenüber weiblichen Wissenschaftlern verstärken, wenn diese als “Quotenfrauen” gesehen werden. Solche Maßnahmen sind deshalb ein zweischneidiges Schwert, und ich würde dafür plädieren, sie vorsichtig anzuwenden und immer klar zu machen, warum Frauen bevorzugt werden sollen, z.B. weil eine Stelle an die Aufgabe geknüpft ist, als Vorbild für eine unterrepräsentierte Gruppe zu dienen oder in bestimmten Gremien solche Gruppen zu vertreten. Die Stelle sollte dann aber auch mit besonderer Sichtbarkeit, besonderen administrativen Aufgaben oder Pflichten zum Engagement in der Öffentlichkeitsarbeit verbunden sein.

Hogwarts Pforten öffnen

Fazit ist, dass alles komplizierter ist, als es oft wahrgenommen wird. Zweifellos gibt es Vorurteile und Benachteiligungen, die Frauen betreffen, aber es gibt auch Umstände, die Frauen bevorzugen. Zu den oft übersehenen und meiner Ansicht nach ganz entscheidenden Gründen dafür, dass so wenige Frauen erfolgreiche Karrieren in der Physik haben, gehören sicher das spezielle Image der Physik, die frühkindliche Prägung und der familienfeindliche Berufsweg.

Diese Probleme können nur begrenzt in der Physik selbst gelöst werden. Natürlich kann und sollte man daran arbeiten, dass es mehr weibliche Vorbilder in der Physik gibt, wobei das immer abgewogen werden muss gegen eine mögliche Diskriminierung von Männern. Und Physiker sollten deutlicher klarstellen, dass die Physik bunt und vielfältig ist, tolerant und einer Vielzahl verschiedenster Menschen offen gegenübersteht. Dabei helfen Outreach/Öffentlichkeitsarbeit und Popularisierung der Wissenschaft. Ganz wichtig ist es, den Berufsweg von Physikern zu überdenken. Warum z.B. sollte nicht ein gewisses Kontingent an Professuren direkt nach der Promotion vergeben werden, vielleicht in Verbindung mit einem Stipendium, das einen Auslandsaufenthalt ermöglicht? Das würde Frauen wie Männern mehr Sicherheit und Zeit bei der Lebens- und Familienplanung geben.

Vor allem aber brauchen wir Eltern, Kindergärtnerinnen und Kindergärtner und Grundschullehrerinnen und -lehrer, die Kinder im Allgemeinen und Mädchen im Speziellen ermutigen, ihre Neigungen und Talente auszuleben, ohne sich von den Erwartungen Anderer verunsichern zu lassen. Die Selbstbewusstsein stärken und helfen, Stereotype zu hinterfragen. Ihnen Mut machen, den Ponyhof zu verlassen und sich auf den Weg nach Hogwarts zu machen. 

Es ist es wert. Dazu noch einmal Pollack, wenn sie beschreibt, wie beim Durchblättern alter College-Hefte die Erinnerung an die Zeit wach wird, als sie zu ihren besser vorgebildeten Kommilitonen aufholt, nachdem sie die Physik schon an den Nagel hängen wollte:

“Je tiefer ich mich jetzt in mein 10-cm-dickes Anfänger-Physikbuch vergrabe, um so mehr Gleichungen finde ich eingerahmt mit Kometen-artigen Ausrufezeichen und Theoreme, deren Schönheit mir ins Auge stach, mit explodierenden pink gemalten Sternen. Die Kritzeleien transportieren mich zurück in eine Zeit, als ich, in meinem vollgestellten Wohnheimzimmer sitzend plötzlich das Prinzip verstand, das bestimmt, wie Dinge wechselwirken, ob nun hier auf der Erde oder Lichtjahre entfernt, und wie ich es bewunderte, dass diese Reichweite und Komplexität auf die einfache Gleichung in meinem Buch kondensiert werden konnte. Könnte irgendetwas spannender sein, als zu lernen, auf eine völlig neue Weise zu sehen, eine Realität, die realer ist als das Reale selbst?”

Eileen Pollack verließ die Physik nach dem Bachelor – trotz guter Noten. 

Aber ich und die allermeisten meiner Kolleginnen und Kollegen freuen sich auf eine neue Generation von Frauen und anderen Minderheiten, die selbstbewusst ihren Weg gehen und die Physik bunter machen und mit neuen Perspektiven bereichern wird. 

“Die Realität, die realer ist als das Reale selbst”, wartet auf sie. 

Die Welt ist wunderbar!

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Heinrich Päs ist Professor für Theoretische Physik an der TU Dortmund und forscht über Neutrinos, Teilchenphysik und Kosmologie. Er hat sich aber auch schon als Zeitmaschinenentwickler und Philosoph versucht, ein Buch ("Neutrinos - Die perfekte Welle") geschrieben und mehrere Science-Fiction Romane inspiriert. Er war Postdoc in Hawaii. Wenn er nicht forscht oder liest ist er gern in der Natur, beim Segeln, Surfen, Wandern, Skifahren oder Laufen. Und noch mehr als die Welt liebt er seine Frau Sara.

92 Kommentare

  1. Liebe Leser,

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    Viel Spaß und lebhafte Diskussionen wünscht Heinrich Päs!

  2. Vielen Dank für den abwägenden Beitrag. Den Hinweis darauf, dass Arbeiten „in der Physik“ auch das Berufsbild und seine sozialen Rahmenbedingungen einschließt, kann nicht oft genug wiederholt werden. Ebenso, dass statistische Kompetenzverteilungen nichts über die individuelle Eignung aussagen.

  3. Es gibt tatsächlich grosse aktuelle Unterschiede in der Studien- und Berufswahl zwischen Männern und Frauen. Unter Medizinstudierenden ist der Frauenanteil über 40% und er steigt weiter, unter Chirurgen/Chirurginnen allerdings ist der Frauenanteil um die 10%, dafür sind bereits 35% der Anästhesisten Frauen.
    Bei den MINT-Fächern waren die Frauen bis vor kurzem in starker Minderzahl. Doch das ändert sich scheinbar, wenn man den Artikel Frauenanteil bei MINT-Studiengängen auf über 30 Prozent gestiegen liest, wo für den Anstieg auch die Werbung von Politik und Wirtschaft für die MINT-Fächer und speziell für Frauen in den MINT-Fächern, verantwortlich gemacht wird.

    Absolute Aussagen über die Geschlechterneigung zu bestimmten Tätigkeiten sind angesichts der laufenden Verschiebungen, wohl verfrüht. Es hängt von vielen, teils unbewussten Faktoren ab, wie attraktiv ein bestimmter Beruf für eine Frau oder einen Mann ist. Und viele dieser Faktoren haben gar nicht so viel mit den angeborenen oder erlernten Fähigkeiten zu tun, sondern mit sozialen Faktoren.

  4. Emmy Noether als Physikerin zu vereinnahmen, halte ich als etwas gewagt. Sie hat sich mehr für die reine Mathematik interessiert. Sie hat sich in einem erweiterten Rahmen mit algebraischen Invarianten auseinandergesetzt, im Zuge von Arbeiten von Gordan und Hilbert. Sie hat sich wohl mehr um die Algebra gekümmert. Noethersche Ringe, Idealtheorie etc. Sie hat überragendes in der Algebra erreicht. Sie war dort in vielen Bereichen besser als viele ihrer Kollegen. Man könnte auch mit gleichem Recht Poincare, Hilbert, Klein, Lie, Friedmann, Gödel etc. als bessere Physiker betrachten. Sie haben alle auch an Themen gearbeitet, die aus der heutigen Physik nicht mehrt wegzudenken sind. Zu Lisa Randall kann ich nicht viel sagen. Mir ist sie nur über ihre Bücher bekannt. Sie hat auch einige sehr fragwürdige Thesen aufgeworfen. Davon abgesehen, sollte nicht der bessere, den Job bekommen, egal ob Mann oder Frau. Wenn eine Frau die bessere für den Job ist, dann ist sie das eben. Aber warum versucht man mit aller Kraft mehr Frauen für die Physik anzuwerben. Die Physik wird nicht besser, wenn nach Quoten besetzt wird. Leider wird und wurde in der Vergangenheit nicht immer nach Qualität gesucht. Somit sind sicherlich einige männliche Profesuren nicht der Qualität geschuldet.

  5. Interessant finde ich einen anderen Aspekt der Unterrepräsentierung der Frauen in der Physik: Der Artikel behandelt einzig die Problematik im Wissenschaftsbetrieb, jedoch trifft man auf diesen Aspekt auch in der Rezeption der Physik in der populärwissenschaftlichen Wissenschaftskommunikation, wie zum Beispiel bei SciLogs.

    Ich beteilige mich als Kommentatorin seit ca. 10 Jahren fast ausschließlich in den SciLogs-Physikblogs und mir ist keine andere Frau als Stamm-Nutzerin bekannt… Alle Diskussionen und Meinungsaustausche über die Physik in der Öffentlichkeit sind ebenfalls eine ausgesprochene Männerwelt.

    Und ich muss sagen, dass ich mich dabei nicht willkommen und ernst genommen fühle… In allen Physikblogs wurde ich äußerst häufig in den 10 Jahren als störend, inkompetent und irrelevant bezeichnet. Eine ausgesprochene Macho-Mentalität („Gender“ finde ich nichtssagend… 😉 ) ist zum Beispiel eindeutig bei dem SciLogs-Blogger Helmut Wicht festzustellen, u.a. in seinem letzten Artikel Englische Assoziationen vom Präparierkurs, wo es am Rande auch um Physik ging. Auch bei dem SciLogs-Blogger Stephan Schleim, wo es zuletzt um das Verhältnis von Glauben, Philosophie und Physik als Naturwissenschaft ging, schließe ich eine Macho-Mentalität nicht aus: Er hat die (männlichen) Teilnehmer nämlich aufgefordert, mich zu ignorieren und mir dringend empfohlen, mir ein anderes „Hobby“ und eine sinnvollere Beschäftigung im Leben auszusuchen (Stricken? Häkeln? Kochen? Seidenmalerei?), als mich über Physik, Philosophie und gesellschaftliche Thematiken in öffentlichen Diskussionen beteiligen zu wollen… 🙁

  6. MH
    …..Geschlechterneigung…..
    darüber kann ich nicht mit einer Statistik aufwarten aber mit einer 40ig jährigen Berfserfahrung.
    Wenn Männer am Tisch sitzen, dann unterhalten sie sich über Sachen.
    Wenn Frauen am Tisch sitzen , unterhalten sie sich über Frauen , manchmal auch Männer.

    Das ist fakt. Und das ist auch der Grund, warum sich Frauen nicht mit Grundlagenforschung befassen, das ist einfach nur langweilig, langatmig und nur für Eigenbrödler geeignet.
    Der Fall Strumia gehört eher in die Kategorie italienische Komödie.
    Deswegen, lieber Leser, verhindert, wenn es nur geht, dass Frauen in Entscheidungskremien die Mehrheit haben. Das endet nur in solchen Komödien.

  7. Ich kann verstehen, dass sich Männer diskriminiert fühlen, wenn eine Stelle nicht an sie, sondern an eine Frau vergeben wird. Tatsächlich ist das aber keine Diskriminierung, sondern das Infragestellen eines Privilegs. Männer können nicht aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert werden, denn sie werden nicht aufgrund ihres Geschlechts strukturell benachteiligt (aufgrund anderer Aspekte geht das natürlich schon, wie etwa wegen der Hautfarbe, Behinderungen, Sexualität oder Herkunft). Wenn die Diskriminierung einer Seite aufgehoben werden soll, müssen zwangsläufig diejenigen, die von der Diskriminierung profitieren, ihre Privilegien auf der anderen Seite abgeben. Ein Merkmal von Privilegien ist allerdings, dass die Privilegierten sich darüber fast nie bewusst sind. Mir selbst fällt es schwer, anzuerkennen, dass ich als weißer, deutscher, gesunder Mann mittleren Alters einen Lottogewinn gezogen habe – dieser Zustand ist ja meine Normalität, die ich auch nicht hinterfrage.

    Andererseits zeigt der Beitrag selbst, dass Frauen offenbar nicht als Personen begriffen werden, die einfach nur theoretische Physiker sein können, sondern bestenfalls als “Frau und theoretische Physikerin” (ich beziehe mich hierauf: “Dazu passt, wenn Eileen Pollack beschreibt, wie sehr es sie ermüdet hat, ständig ihren Kleidungsstil zu wechseln, um einerseits als Wissenschaftlerin ernst genommen zu werden, und sich andererseits feminin fühlen zu können.”). Als Mann sehe ich mich im Gegensatz dazu nicht dem Druck ausgesetzt, ständig meinen Kleidungsstil zu wechseln, um einerseits in meinem Beruf ernst genommen zu werden und mich andererseits maskulin fühlen zu können. Das wäre noch nicht einmal der Fall, wenn ich in einem Beruf arbeiten würde, der traditionell von Frauen dominiert wird (etwa als Hebamme, Krankenschwester, Sektretärin oder Erzieherin – ich meine natürlich Geburtshelfer, Krankenpfleger, Assistent oder Erzieher). Ob das Bedürfnis, im Berufsfeld auch zusätzlich als Frau wahrgenommen zu werden, durch das gesellschaftliche Umfeld suggeriert wird oder intrinsisch motiviert ist, kann ich nicht einschätzen. Ich kann nur sagen, dass sich mir als Mann diese Frage gar nicht erst stellt.

    Noch ein Gedanke zu “The Big Bang Theory”: Ich finde ebenfalls, dass dort sehr problematische Stereotype transportiert und verstärkt werden. Besonders kritisch finde ich, dass die männlichen Charaktere selbst mehr oder weniger frauenverachtende und transphobe Ansichten transportieren, was mich stark an die sogenannten “Incels” erinnert. Das wiederum zeigt auch gut das gesellschaftliche Klischee des sozial unfähigen, meist männlichen Wissenschaftlers, dem man wiederum unterliegt, wenn man ein Wissenschaftler ist. In der Gesellschaft sind wir “Nerds” und “Eierköpfe” nämlich auch eine Minderheit. Hier schließt sich auch der Kreis zu Herrn Alessandro Strumia, der ausgerechnet als Teilchentheoretiker ganz offenbar ein Geschlechterverständnis vertritt, das stark an den fiktiven und komisch-überzeichneten Stringtheoretiker Sheldon Cooper erinnert.

    • Männer können nicht aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert werden, denn sie werden nicht aufgrund ihres Geschlechts strukturell benachteiligt

      Militärischer Zwangsdienst ist ein strukturelle Diskriminierung, die in vielen Ländern gesetzlich festgeschrieben ist. Die Beschneidung der Genitalien ist bei Mädchen verboten – völlig zu Recht – bei Knaben aber ausdrücklich erlaubt. Es liessen sich noch weitere Beispiele anführen. Ihre eingangs erwähnte und als Selbstverständlichkeit behauptete Unmöglichkeit, Männer wegen ihres Geschlechts zu diskriminieren wäre damit widerlegt.

  8. Wenn ich solche Artikel lese muss ich immer wieder an das gute Buch von Roy F. Baumeister denken:
    “Wozu sind Männer eigentlich überhaupt noch gut? – Wie Kulturen davon profitieren, Männer auszubeuten”

    Und dann denke ich – gebt den Frauen die Physikstellen und lasst uns Männer uns in MRT Gruppen treffen!

  9. Ein interessanter Artikel. In meinem Physikstudium Mitte der 70er Jahre waren wesentlich mehr Männer als Frauen im Hörsaal. Es scheint wohl schon durch verschiedene Einflüsse unterschiedliche Präferenzen zu geben. Früher (vor mehr als 100 Jahren) durften Frauen nicht mal studieren. Heute ist dies anders.

    PS: Ich war auch in Vorlesungen von Professor Greiner. Allerding habe ich meine Diplomarbeit im Bereich Experimentalphysik geschrieben.

  10. “Denn fehlender Mut und mangelnde Motivation sind sicher ganz entscheidende Aspekte unter den Gründen dafür, warum es in der Physik so wenige Frauen gibt.”

    Mut ist eine traditionell Männern zugeschriebene Eigenschaft und Frauen schätzen die Eigenschaft mehr oder weniger auch an dem Mann, den sie zum Partner wählen wollen. Umgekehrt ist das nicht der Fall.
    Dass sich die meisten Mädchen nicht für Physik interessieren, ist eine Erfahrungstatsache. Es liegt vermutlich daran, dass Mädchen/Frauen sich eher für Themen interessieren, die direkt mit Menschen und deren Leben zu tun hat.

    Das sind doch alles keine Geheimnisse und die Geschlechterunterschiede kann man nicht einfach wegreden. Es liegt in der Entwicklung junger Menschen, dass sie eine Geschlechtsidentität ausbilden und sich in der Regel einem Geschlecht zuordnen und sich dabei viele soziale Eigenschaften dieser Geschlechter aneignen. Es ist schon lange nicht mehr so, dass die Gesellschaft Kindern unerbittlich eine Geschlechterrolle aufzwingt.

    Keine Karriere als theoretische Physikerin anzustreben, obwohl man es studiert hat, kann auch eine rationale Entscheidung sein: es ist einfach hochriskant, ganz unabhängig vom Geschlecht. Auch die meisten Männer verlassen die Forschung.

    Strumia quasi auf Dauer zu bestrafen,

  11. @Jörg B.:
    Was ist mit Isaac Newton? ohn von Neumann? Ed Witten? Die Grenzen zwischen Mathematik und Physik waren in der Vergangenheit immer wieder fließend…

    Davon abgesehen, sollte nicht der bessere, den Job bekommen, egal ob Mann oder Frau. Wenn eine Frau die bessere für den Job ist, dann ist sie das eben.

    Es geht hier doch um Chancengleichheit. Und darum, zu reflektieren, ob die Beurteilung, wer der beste ist, zuverlässig ist.

    Aber warum versucht man mit aller Kraft mehr Frauen für die Physik anzuwerben. Die Physik wird nicht besser, wenn nach Quoten besetzt wird.

    Haben Sie den Blogpost gelesen? Neue Perspektiven! Ein größerer Pool zur Rekrutierung geeigneter Kandidaten! Eine breitere Akzeptanz der Grundlagenwissenschaft in der Gesellschaft!

    Leider wird und wurde in der Vergangenheit nicht immer nach Qualität gesucht. Somit sind sicherlich einige männliche Profesuren nicht der Qualität geschuldet.

    Wie kommen Sie darauf? Mir fällt da keine Kollegin und kein Kollege ein. Ihnen?

  12. @Jocelyne Lopez: Vielleicht… Sie sollten aber auch nicht vorschnell die These verwerfen, dass es mit dem Inhalt Ihrer Kommentare und Ihrem Argumentationsstil zusammenhängt, wenn Sie nicht ernst genommen werden. Dazu passt, dass in dem kleinen Monströsitätenmedley, dass ich anlässlich meines Blogposts
    Die Einstein-Mafioso-Challenge zusammengestellt hatte, und in dem Sie ja auch prominent vertreten sind, die meisten der anonym zitierten vermeintlich männlichen Geschlechts sind.

  13. @christ: Ich habe schon Frauen über Dinge und Männer über Menschen reden hören. Wäre ja auch schlimm, wenn nicht, dann könnte man Männer nicht mehr guten Gewissens mit Personalentscheidungen betreuen, wenn es bei der Debatte nur um die Autos der Kandidatinnen und Kandidaten ginge 🙂

  14. @Marco Körner: Bewundernswert, wenn man sich seiner Privilegien bewusst ist. Das ist sicher nicht selbstverständlich. Diesen Komemntar verstehe ich allerdings nicht:

    Männer können nicht aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert werden, denn sie werden nicht aufgrund ihres Geschlechts strukturell benachteiligt

    Wenn ein höherqualifizierter Mann aufgrund seines Geschlechts einer Frau gegenüber benachteiligt wird, wird er doch offensichtlich diskriminiert. Es gibt ja nicht nur “strukturelle Diskriminierung” sondern z.B. auch den Ausdruck der “postiven Diskriminierung.” Ein extremes, hypothetisches Beispiel: Nehmen Sie an, ein weißer Junge besucht eine Klasse, die sich fast ausschließlich aus Kindern mit Migrationshintergrund besteht, und wird dort wegen seines Aussehens und seiner Herkunft gemobbt oder ausgeschlossen. Würden Sie dann sagen, das sei nur das Infragestellens eines Privilegs?

  15. @Paul Stefan:

    Mut ist eine traditionell Männern zugeschriebene Eigenschaft und Frauen schätzen die Eigenschaft mehr oder weniger auch an dem Mann, den sie zum Partner wählen wollen. Umgekehrt ist das nicht der Fall.

    Also ich persönlich schätze auch mutige Frauen.

    Dass sich die meisten Mädchen nicht für Physik interessieren, ist eine Erfahrungstatsache. Es liegt vermutlich daran, dass Mädchen/Frauen sich eher für Themen interessieren, die direkt mit Menschen und deren Leben zu tun hat.

    Interessieren sich die meisten Jungen für Physik? Und vermutlich ist eben auch erstmal nur vermutlich, und dann bleibt immer noch die Frage, warum Mädchen/Frauen auf menschen fixiert sein sollen oder sind.

    Das sind doch alles keine Geheimnisse und die Geschlechterunterschiede kann man nicht einfach wegreden.

    Haben Sie denn den Eindruck das wolle hier jemand tun?

  16. Zitat Heinrich Päs: “@Jocelyne Lopez: Vielleicht… Sie sollten aber auch nicht vorschnell die These verwerfen, dass es mit dem Inhalt Ihrer Kommentare und Ihrem Argumentationsstil zusammenhängt, wenn Sie nicht ernst genommen werden. Dazu passt, dass in dem kleinen Monströsitätenmedley, dass ich anlässlich meines Blogposts Die Einstein-Mafioso-Challenge zusammengestellt hatte, und in dem Sie ja auch prominent vertreten sind, die meisten der anonym zitierten vermeintlich männlichen Geschlechts sind.
    .

    Sie sollten wiederum nicht vorschnell übersehen, dass es sich in allen Physikblog-Diskussionen um die Hinterfragung und die Kritik der Mainstream-Physik handelt, und dass nicht mein “Argumentationsstil” zensiert wurde, sondern ganz offensichtlich einzig den Inhalt meiner Kritik und Hinterfragung (wie auch übrigens in Ihren Blogs).

    Wenn Sie sich nämlich wiederum den “Argumentationsstil” der männlichen Blogger und der männlichen Kontrahenten mir gegenüber angucken, bleibt doch ziemlich viel Platz zur Deutung von Diskriminierung, auch eben möglicherweise Sexismus. Ich zweifle nämlich sehr daran, dass zum Beispiel der Blogger Stephan Schleim sich getraut hätte, einem männlichen Kommentatoren zu empfehlen, er solle sich lieber eine sinnvollere Beschäftigung im Leben aussuchen, als sich an Diskussionen zu beteiligen, oder? Nein, ich glaube wirklich nicht, dass er sich es gegenüber einem männlichen Kommentatoren erlaubt hätte.

    Und die eindeutige sexistische Einstellung des Bloggers Helmut Wicht im Wissensachtsbetrieb, wie sie aus seinem letzten Blog “Englichen Assoziationen vom Präparierkurs” ersichtlich wird, liegt ganz bestimmt nicht an meinen “Argumentationsstil”, zumal sein anzuglicher Anmachespruch glücklicherweise nicht an mich gerichtet war, #MeToo am Seziertisch ist ganz bestimmt nicht jedermanns bzw. jederfrau Sache. 😉

  17. Alessandro Strumia ist Teilchentheoretiker. Man sollte mal nachforschen, ob er verheiratet ist. Er hatte wohl auch nicht die Absicht Frauenbashing zu betreiben. Was er falsch gemacht hat , weiß jeder verheiratete Mann.
    Aber, das muss man ihm lassen, jetzt ist er bekannt.
    Herr Päs
    Männer sind omnipotent, nicht multitaskingfähig, das können nur Frauen, deshalb sollten wir mit dem Status Quo zufrieden sein. Eine Frau hätte eine derartige Geschlechterspezifizierung nicht öffentlich ausgesprochen, dafür sind Frauen zu klug.

  18. Die Wahrheit ist dass die beiden Geschlechter im Durchschnitt sehr unterschiedliche Interessen haben und wohl auch unterschiedliche Talente.
    Ich denke dass das ohne weiteres 60 % der Männer (oder mehr) einen technischen Beruf ausüben könnten, was nicht heißt dass 60 % einen technischen Beruf ausüben.
    Bei Frauen sind das doch keine 5 % (eher 1 %) die sich ernsthaft für Technik interssieren und mit Technik viel anzufangen wissen.
    Natürlich gibt es die eine oder andere Frau die sich für Technik interessiert, ja es gibt Frauen die in der Technik ihre Frau stellen, aber es sind halt wenige.
    Daran ändert auch das ganze Gendergequassel nichts und die 200 Lehrstühle dafür auch nicht. Dafür gibt es 200 Lehrstühle mehr die mit Frauen besetzt sind, auch wenn diese Lehrstühle überflüssig sind. Was für ein Erfolg.

  19. @Markweger 15. Dezember 2018 @ 18:06

    Naja. Bis vor 100 Jahren durften Frauen nicht mal studieren. Gerade wegen Ansichten, die Sie vertreten.

    Und manches, was Sie als unterschiedliches Interesse beschreiben, kann wirklich am gesellschaftlichen Frauenbild liegen. Dieses wird dann schon im ELternhaus vermittelt.

  20. Das natürliche Verhalten von Frauen ist, dass sie kleine Grüppchen zu ihrem Schutz bilden wollen, dagegen bilden Männer Horden, je größer, desto besser. Männer fühlen sich in Grüppchen nicht wohl, Frauen nicht in Horden.
    Was in den Frauengruppen passiert, interessiert die Männer nicht und umgekehrt fühlen sich Frauen in Horden nicht gut aufgehoben.
    Dieses Verhalten stört das gemeinschaftliche Vorwärtskommen in der Wissenschaft. Aufklärungsarbeit über das jeweilige Verhalten wäre notwendig, Frauen müßten das kameradschaftliche Miteinander der Männern akzeptieren lernen und Männer sollten das Schutzbedürfnis der Frauen im Beruf unterstützen, Ihnen Mut machen, in der Horde zu leben, sie mit Ernst loben, wenn sie ihre Aufgabe gut gelöst haben.
    Frauen haben die negative Zurücksetzung oft schon durch die eigene Mutter erfahren – und die heutigen Männer haben leider verlernt, den Frauen gegenüber den guten Willen zu zeigen, sie als Menschen zu respektieren, sie zu fördern aufgrund ihrer Leistung und nicht aufgrund des Frauseins oder gar einer Quote.
    In der Wirtschaft zeigt es sich, wenn ein Betrieb männlich-weiblich geführt wird, ist er erfolgreicher, als wenn die
    Führungsspitze nur einem Geschlecht angehört.

  21. Ich versuche meinen Kommentar kurz zu halten, weil mich persönlich diese Diskussionen, die sich quasi um “Nichts” drehen, manchmal anstrengen.

    Trotzdem möchte ich mich gern äußern, da ich es als sehr wichtig empfinde. Zu allererst: ich bin weiblich. Ich bin davon überzeugt, dass Frauen anders denken als Männer. So wie auch das Gehirn in eine emotionale und eine logische Hälfte geteilt ist, gibt es bei Männern und Frauen Unterschiede in der Denkweise. Das halte ich wiederum für absolut logisch, denn Männer und Frauen sind auch rein physisch unterschiedlich (wie gut, dass das immer noch eine Tatsache darstellt, die nicht zu leugen ist – etwas Beständigkeit tut der Psyche gut). Es ist somit einleuchtend, dass Männer eher in logischen Berufen unterwegs sind. Klar gibt es auch Ausnahmen (die bestätigen halt die Regel).

    Ehrlich gesagt sollte man sich doch lieber Gedanken darüber machen warum hier zwanghaft versucht wird Männer mit Frauen gleichzusetzen. Das ist eine durch und durch politische Debatte und diese hat nach meiner ganz persönlichen Meinung nicht mehr viel mit der Realität zu tun. Vor allem erstaunt mich, mit welchen Mitteln hier versucht wird etwas durchzusetzen. Wenn das Ganze so öffentlich absurde Züge annimmt, sollte ein jeder sich selbst darüber Gedanken machen. Was passiert denn, wenn die Frauen “Karriere” machen? Es geht hier um Wissenschaft, die die Menschheit voran bringt. Und es sollte nicht um Geld und Gehälter gehen, von dem wir uns in unserem kurzen Leben fragwürdige Statussymbole kaufen.

    Wenn der Wissenschaftler aus dem Artikel suspendiert wurde ist das sehr schade, aber es offenbart nur die Absurdität. Meines Erachtens hat er das Richtige getan.

  22. Das durchschnittliche Frauengehirn hat ca. 100 Gramm weniger Masse als das duchschnittliche Männergehirn. Ich habe Respekt vor jeder Frau, die es auf Grund fachlicher Leistung und nicht durch Quote zum dem gebracht hat, was sie ist, und würde jede Frau unterstützen, wenn sie trotz besserer fachlicher Qualifaktion gegenüber Männern oder Diversen benachteiligt werden würde.

  23. Ich habe ja nicht gesagt dass Frauen nicht studieren dürfen, aber sie wählen eben von sich aus andere Fächer.
    Wie schrecklich.

  24. @Jade: Vielen Dank für diese Zeilen, mich nervt die Gleichsetzung von Gleichberechtigung und Gleichheit auch unendlich.
    Frauen und Männer sind nicht gleich, sie haben ihre spezifischen Eigenschaften. Und trotz der rasanten Entwicklung der menschlichen Rasse glaube ich nicht, dass alle über Jahrmillionen entstandene physiologische Unterschiede schnell verschwinden. Anders ist das sicherlich bei sozialen, aus der gesellschaftliche Rolle resultierenden Unterschieden.
    Frauen und Männer müssen unter allen Umständen gleichberechtigt sein

    Auf der Suche nach Zahlen bin ich bei der DPG (Arbeitsmarktstudie 2016, S.34) fündig geworden: Der Anteil von Frauen bei den Erwerbstätigen betrug 2013 bei den Physiker/innen 13,2%, bei den Akademiker/innen 43,6% und bei der Gesamtheit der Erwerbstätigen 46.5%. Während also bei den Akademiker/innen der Unterschied der Anteile zur Gesamtbevölkerung gering ist, ist er bei den Physiker/innen schon deutlich.

    Und auch bei der physikalischen Ausbildung ist mir bei meinen Kindern ähnliches aufgefallen wie dem Autor bei den Medizinphysikern: Bei den Teilchenphysiker/innen war der Anteil Studentinnen wesentlich geringer als bei den Geophysiker/innen. Mir scheint, je abstrakter ein wissenschaftliches Gebiet ist, um so geringer ist der Frauenanteil (ist allerdings nicht repräsentativ und nur persönliche Wahrnehmung)

  25. Eine interessante Erfahrung: Da hatte ich gedacht, meine These, dass Diskriminierung in der Physik nicht der Hauptgrund für die Unterrepräsentation von Frauen in der Physik ist und men Plädoyer, Strumia nicht zu bestrafen, würde vor Allem Feministinnen und Feministen auf die Palme bringen. Statt dessen bekomme ich in meiner Kommentarspalte Kritik von Leuten, die meinen, dass es ganz gut so sei, dass so wenig Frauen Karriere in der Physik machen, und dass jedes Hinterfragen, warum das so ist, reine Zeitverschwendung ist. Bisher konnte mich kaum etwas so überzeugen, dass Genderforschung tatsächlich notwendig ist.

  26. @Jade:

    Ehrlich gesagt sollte man sich doch lieber Gedanken darüber machen warum hier zwanghaft versucht wird Männer mit Frauen gleichzusetzen.

    Wo wird hier denn versucht, zwanghaft Männer mit Frauen gleichzusetzen? Ich z.B. habe doch durchaus die Möglichkeit diskutiert, dass der Grund dafür, dass es so wenig Frauen in der Physik gibt, in der Biologie begründet liegt. Und auch Gründe genannt, die dagegen sprechen. Es geht doch erst einmal darum, zu Hinterfragen, warum Frauen in der Physik unterrepräsentiert sind, und dafür zu sorgen, dass Menschen sich möglichst frei entsprechend ihrer Talente und Interessen entfalten können.

  27. @Jade
    Sie sind eine von den Frauen die denken können und nicht wie jene die durch Indoktrination von Klein auf das Denken verlernt haben. Es gibt natürlich auch jede Menge Männer die durch Indoktrination das Denken verlernt haben.
    Mich wundert ja nur dass die Radikalfeministinen (auch da gibt es männliche auch) nicht die unterschiedlichen Kleidungsgeplogenheiten abschaffen wollen. Bei den Maoisten hat es dass ja auch alles schon gegeben.
    Und natürlich habe ich überhaupt nichts gegen Gleicberechtigung. Nur die Interessen der beiden Geschlechter sind nun halt einmal in vieler Hinsicht sehr verschieden.
    So wie wir sind, sind wir ein Produkt unserer Evolution und jene die alles Gleichschalten wollen stellen eigentlich die Evolution in Frage.

  28. Schön, dass Sie sich die Mühe gemacht haben, das Problem aus so vielen Blickwinkeln zu beleuchten. Ich lasse auch seit ein paar Jahren eine Kollegin in meiner Wissenschaftstheorie-Vorlesung über das Thema “Frauen in der Wissenschaft” einen Kurzvortrag halten. Das kommt bei vielen meiner weiblichen Studierenden und auch einigen der Männer gut an.

    Vielleicht noch ein Hinweis zum Begriff “Gender”: Das wird oft so gesagt, dass man damit eher die Geschlechtsrolle als das biologische Geschlecht beschreibt. Die Forschung gibt das meinem Eindruck nach aber nicht her. Ich habe mehrere freiwillige Seminare – auf Wunsch meiner Studierenden – über Gender angeboten und wir haben eigentlich aus der Psychologie oder den Lebenswissenschaften nie ein sinnvolles Beispiel für die Verwendung von Gender in diesem Sinne gefunden.

    “Gender” scheint vielmehr ein politisch korrekteres Wort für “sex” (im Sinne von: Geschlecht”) geworden zu sein. Dazu passt auch, dass man im Englischen eher nicht mehr von Transsexualität, sondern von Transgender spricht.

    P.S. Vielleicht noch eine kurze Anmerkung zu dem Physiker mit dem Pin-Up-Model auf dem Hemd vor ein paar Jahren: Ich habe mir sein Hemd angeschaut und war nicht schockiert. Fakt ist doch, dass die durchschnittliche Instagram-Benutzerin ihren Körper wesentlich freizügiger Präsentiert (und das meist eindeutig mit dem Ziel, viele “Likes” zu bekommen). Warum löst das eigentlich keinen Aufschrei aus? Meiner Erinnerung nach wurde die Sache auch erst zum Skandal, nachdem der Mann sich für sein Hemd entschuldigt hatte. Daraus kann man auch so seine Lehren ziehen…

  29. @Körner: Diskriminierung von Männern

    Männer können nicht aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert werden, denn sie werden nicht aufgrund ihres Geschlechts strukturell benachteiligt…

    Das ist mal ein Wort! Aber Sie wissen ja, dass man All- beziehungsweise Keine-Aussagen mit nur einem Gegenbeispiel widerlegen kann.

    Denken wir an die Welt der Teilchenphysik, über die Herr Päs hier schreibt, oder auch die Welt der akademischen Philosophie, die mir eher bekannt ist. An vielen Instituten finden Sie auf der Ebene der Lehrstühle Männerquoten weit jenseits der 50%, manchmal sogar wohl 90-100%.

    Und wenn es dort Professorinnen gibt, dann vertreten die oft ein Fach wie Ethik oder Sozialphilosophie, das irgendwie als “weicher” oder vielleicht sogar “weiblicher” angesehen wird. (Große Ausnahme wie inspirierendes Vorbild war in meinem Studium die Mathematikerin und Logik- bzw. Erkenntnistheorie-Professorin Elke Brendel.)

    Wenn nun vom Ministerium oder der DFG die Vorgabe oder der berühmte Wink mit dem Zaunpfahl kommt, dass man etwas an der Frauenquote tun müsse, um keine Probleme beispielsweise bei der Institutsfinanzierung zu bekommen, was denken Sie, wer dann auf den nächsten vakant werdenden Lehrstuhl berufen wird?

    Ich bin mit meiner Stelle in den Niederlanden zufrieden und hege derzeit keine Ambitionen, mich auf Lehrstühle in Deutschland zu bewerben… aber mir wurde in der Vergangenheit schon hinter vorgehaltener Hand gesagt, dass ich mich erst gar nicht auf eine Stelle zu bewerben brauche, weil man eine Frau finden müsse.

    Wie ist das nun mit Ihrer These zu vereinbaren, als Mann könne man nicht strukturell aufgrund seines Geschlechts benachteiligt werden?

    Schlussfolgerung 1: Weil in der Berufungszeit der Professoren, die heute in den Ruhestand geben, so gut wie keine Frauen berufen wurden, stehen für einige Männer, die heute in die obere Etage nachrücken wollen, wegen der Gleichstellungspolitik schlicht keine Stellen zur Verfügung. Das ist reine Mathematik.

    Schlussfolgerung 2: Wir hatten früher Situationen, in denen es theoretisch möglicherweise und in der Realität in einigen bis vielen Fällen zu Geschlechtsdiskriminierung kam. Das war sicher kein Idealzustand. Wegen der Gleichstellungspolitik haben wir heute Situationen, in der es mit Sicherheit zu Geschlechtsdiskriminierung kommt. Dass man das “positive Diskriminierung” nennt, ändert nichts an dieser Schlussfolgerung.

    P.S. Natürlich bekommt man so etwas wie den genannten Hinweis nicht schwarz auf weiß, weil die Leute wissen, dass einige dann vielleicht klagen.

  30. @Lopez: Fakten-Check

    Die Diskussion mit Ihnen ist darum sinnlos, da Sie sich immer Lauthals auf die Meinungsfreiheit berufen, sich um die Meinung Anderer aber wenig scheren. Danke für Ihr neues Beispiel, so unterstellen Sie mir:

    Ich zweifle nämlich sehr daran, dass zum Beispiel der Blogger Stephan Schleim sich getraut hätte, einem männlichen Kommentatoren zu empfehlen, er solle sich lieber eine sinnvollere Beschäftigung im Leben aussuchen, als sich an Diskussionen zu beteiligen, oder? Nein, ich glaube wirklich nicht, dass er sich es gegenüber einem männlichen Kommentatoren erlaubt hätte.

    Es kostete mich ganze fünf Sekunden, um hierfür ein Gegenbeispiel zu finden, denn ich empfehle das regelmäßig Lesern, die in Diskussionen so auftreten, als gäbe es nichts Wichtigeres im Leben. Damit ist einmal mehr gezeigt, wie sehr Sie sich, die für sich beansprucht, die Wahrheit zu vertreten, um Fakten scheren.

    So schrieb ich zum Beispiel Louis am 2. November in einer Diskussion:

    Persönlich wünsche ich Ihnen, dass Ihnen auch noch etwas Sinnvollere im Leben einfällt, als Leuten bei den SciLogs auf die Nerven zu gehen.

    Das zeigt, wie Sie sich die Welt konstruieren, damit Sie immer wieder neue Beispiele zur Rechtfertigung Ihrer Entrüstung finden (bzw. erfinden).

    Ich erinnere mich an eine Mitreisende im Zug, die ich bat, doch im Ruheabteil nicht länger zu telefonieren. Die entgegnete mir tatsächlich: “Das trauen Sie sich nur, weil ich eine Frau bin!” Zwei Minuten vorher hatte ich jedoch ein älteres Ehepar, das sich im selben Abteil laut miteinander unterhielt, gebeten, das nicht mehr zu tun.

    Tja, manche Leute sind so in ihrer eigenen Welt gefangen, dass sie ihre Umwelt nicht mehr wahrnehmen. Und wenn Sie dann auf etwas stoßen, das ihnen nicht gefällt, dann liegt das natürlich an der Frauenfeindlichen Welt.

  31. @Heinrich Päs:

    Was ist mit Isaac Newton, John von Neumann? Ed Witten? Die Grenzen zwischen Mathematik und Physik waren in der Vergangenheit immer wieder fließend…

    Dem stimme ich zu. Ich hab mich nur gefragt, warum diese Namen. Man hätte auch die herausragende theoretische Physikerin “Renate Loll” mit aufführen können.

    Wie kommen Sie darauf? Mir fällt da keine Kollegin und kein Kollege ein. Ihnen?

    Sonst hätte ich das wohl nicht geschrieben. Ich spreche hier aber aus meiner Vergangenheit, das liegt etwa 30 jahre zurück. Ich war damals nicht der einzige, der diesen Schluss gezogen hatte. Über die Gegenwart kann ich nichts sagen. Ich hab mich allerdings auch schon vor langer Zeit von der Physik abgewandt, da ich schon vor langer Zeit die Schlüsse gezogen habe, die Sabine Hossenfelder unlängst in ihrem Buch beschrieben hat. Nun, es gab da schon Vorläufer zu der Krise in der Physik, wie von “Peter Woit” beschrieben.

    Zu der Genderforschung möchte ich nur sagen, dass ich befürchte, dass da etwas geöffnet wurde, was uns allen nur schaden kann. Es kann natürlich sein, dass wir damals nur blauäugig waren. Ich kann mich aber an keine Situation erinnern, in der ein männlicher Kollege über eine Kollegin schlecht gesprochen hat, oder ihr den Erfolg geneidet hat.

  32. Zum Thema unterschiedliche Leistungsfähigkeit von Männer- und Frauenhirnen bei abstrakten Disziplinen: hier hat vor ein paar Jahren der Psychologe Miram Bilalic eine interessante Untersuchung bezüglich der Spielstärke von Männern und Frauen im Schach durchgeführt. Schach eignet sich dafür recht gut, weil im Gegensatz zur Physik die Leistung im Schach sehr genau messbar ist.
    Fazit seiner Arbeit: Frauen spielen ebenso gut Schach wie Männer, dass es in der Spitze so wenige Frauen gibt, liegt nur daran, dass es so wenige tun. Vielleicht eine interessante Information für diejenigen hier, die so munter und ohne auch nur den Schatten von Evidenz über unterschiedliche Talente bei Männern und Frauen spekulieren.

  33. Vielleicht verschindet das Thema auch in wenigen Jahren. Die Universitäten werden und Forschung, so wie sie im Augenblick stattfindet könnte verschwinden. Über das Internet kommt man heute schon vielfach an Informationen, die besser aufbereitet sind als in vielen Vorlesungen. Somit wird Forschung in Zukunft viel demokratischer, sofern jeder darauf Zugriff hat.

  34. Ich weiß seit meiner Schulzeit, dass ich in Mathematik und Physik besser bin als die meisten Männer und Frauen. Und mich stärker dafür interessiereIch habe Mathematik mit Nebenfach Physik studiert und in abstrakter Wahrscheinlichkeitstheorie promoviert. Dass ich dann die Uni verlassen habe, lag daran, dass ich mich mindestens so sehr für Politik wie für Mathematik und Physik interessiert habe. Was Mitte der 80er auch nicht als typisch weibliches Hobby galt. Wir sind schlicht und einfach noch im Prozess der Überwindung klassischer Rollenzuschreibungen. Sekretär war im 19. Jahrhundert ein Männerberuf und Computer waren Mitte des 20. Jahrhunderts mathematisch begabte meist junge Frauen, die mathematische Berechnungen von Hand durchgeführt haben und die sich kein Studium zutrauten. Wir werden noch viele Überraschungen mit vermeintlich biologisch bedingten Geschlechterunterschieden oder mit der Veränderung gesellschaftlicher Rollenzuschreibungen erleben.

  35. Danke für den Beitrag zur Genderforschung in der Teilchenphysik. Im Großen und Ganzen sehe ich die Sache ähnlich wie Sie, Herr Päs.

    Auf die Frage, ob Strumia bestraft werden müsse, würde ich wohl auch eher mit nein antworten, einfach deshalb, weil ich „Strafen“ aufgrund von Meinungsäußerungen oder Irrtümern generell für unangebracht halte.

    Aber wenn ich das Manifest „Particles for Justice“ richtig verstanden habe, wird Strumia ja nicht wegen seinen Fehleinschätzungen zu Gender-Fragen „bestraft“, sondern wegen der Art und Weise, wie das Ganze auf dem Workshop gelaufen ist, dafür, dass er praktisch die Organisatoren hinters Licht geführt hat, um seine Thesen dort vorstellen zu können. Das wäre das unethische Verhalten, das man ihm vorwirft und das dann eben Konsequenzen haben muss—aus Sicht der Manifest-Unterzeichner und der Kollegen vom Cern.

    Die „Forschungsfreiheit“ ist hier gewiss nicht tangiert. Zumal Strumia nicht als Genderforscher gesprochen hat, sondern als Laie in Genderfragen.

  36. @ Stephan Schleim: „@Lopez: Fakten-Check – Die Diskussion mit Ihnen ist darum sinnlos, da Sie sich immer Lauthals auf die Meinungsfreiheit berufen, sich um die Meinung Anderer aber wenig scheren. Danke für Ihr neues Beispiel, so unterstellen Sie mir:
    .

    Herr Schleim, Sie haben mich in Ihrem Blog und auch per E-Mail unmissverständlich mitgeteilt, dass Sie sich keinerlei Kommunikation mit mir wünschen, und haben mich auch sicherheitshalber ohne jegliches Antwortrecht aus Ihrem Blog abrupt und klammheimlich per Filterfunktion auf meinem Namen gesperrt bzw. sperren lassen.

    Es ist also hochgradig unanständig von Ihnen, dass Sie jetzt den Blog Ihres Kollegen Heinrich Päs dazu verwenden wollen, hier eine Kommunikation mit mir wieder aufzunehmen. Ich habe nicht die Absicht, hier in diesem Blog mich gegen Ihr Verhalten mit “Fakten-Check” zu wehren, dieses Verhalten werfe ich nämlich Herrn Päs nicht vor, er ist diesbezüglich bei meiner negativen Erfahrung mit Ihnen völlig unbeteiligt und hat mich auch nicht aus seinem Blog gesperrt.

    Ich bitte Sie also ausdrücklich mich überall bei SciLogs zu ignorieren, so wie Sie sich das gewünscht haben.

    Nicht nur Physik scheint nicht gerade Ihre Stärke zu sein, sondern auch Anständigkeit und Fairness. Psychologie allerdings auch nicht.

  37. Ich bin mir nicht sicher, ob man wirklich das Denken verlernt. Ich glaube man muss einfach nur die Augen aufmachen und einen Sinn für die Realität haben. Es ist alles sehr offensichtlich.

  38. @Lopez: Fakten-Check, zweite Runde

    Weil ich mich selbst an den Rat halte, keine sinnlosen Diskussionen zu führen, ignoriere ich Sie in meinem Blog. Das stimmt. Vorher habe ich dort aber monatelang Ihre Kommentare über mich ergehen lassen. Gebracht hat das nichts, jedenfalls keinen Erkenntnisgewinn im Sinne der Diskussionsthemen.

    Es war Ihre Entscheidung, hier gegen mich zu sticheln. Da Sie das – wieder einmal – mit einer unwahren Tatsachenbehauptung getan haben, habe ich mir die zwei, drei Minuten genommen, in aller Öffentlichkeit darüber zu informieren.

    Die einzig redliche Reaktion Ihrerseits wäre, einzuräumen, dass Sie etwas Falsches behauptet haben. Jeder macht mal Fehler. Das nicht einzuräumen, ist ein weiterer Fehler. Was machen Sie? Wieder aufs Neue provozieren.

    Und Sie stellen wieder eine unwahre Tatsachenbehauptung auf (zur Filterfunktion). Ich habe nichts dergleichen vorgenommen oder bei Dritten angefragt. Ich wüsste auch gar nicht, wie es geht, und es wiederspräche auch meinen Prinzipien.

    Mir wäre nicht bekannt, dass Sie jemand noch als Diskussionspartnerin ernst nimmt. In diesem Sinne: Guten Tag!

  39. @Lopez,Schleim: So das ist jetzt aber der letzte Kommentar, den ich zur Thematik der Lopez’schen Aktivitäten und Erfahrungen im Nachbarblog freischalte. Ab jetzt bitte wieder Kommentare zum Thema 🙂

  40. “Interessieren sich die meisten Jungen für Physik? Und vermutlich ist eben auch erstmal nur vermutlich, und dann bleibt immer noch die Frage, warum Mädchen/Frauen auf menschen fixiert sein sollen oder sind.”

    Jungen interessieren sich in der Regel eher für Technik, Mädchen eher für Menschen und deren soziale Beziehungen. Von “fixiert” habe ich nicht gesprochen. Aber es ist nun mal auffallend, dass man Jungen nicht extra dazu animieren muss, MINT-Fächer zu studieren. Umgekehrt gilt ja dasselbe. Es gibt ja auch Fächer mit einem recht stabilen Überwiegen von weiblichen Interessenten.

    Die tendenziellen Unterschiede ergeben sich m. E. relativ klar aus dem evolutionären Erbe der Arbeitsteilung.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Jäger_und_Sammler#Arbeitsteilung

    Frauen mit Kleinkinder bleiben zwangsläufig eher der Gruppe verbunden und dann spielt die soziale Kommunikation eben auch eine größere Bedeutung. Auch heute sind es oft die Frauen, welche die sozialen Beziehungen in der Familie besonders pflegen.

    Männer auf der gefährlichen Jagd müssen auf eine andere Weise effektiv sein, dazu gehört es z.B. gutes Werfen und Schießen. Von daher rührt das tendenziell größere Interesse von Männern an Technik und alles, was sich schnell bewegt.

    Das Verhalten von Menschen ist sicherlich sehr plastisch, aber mögliche anthropologische Gegebenheiten sollte man auch diskutieren. Das kommt mir bei der Gender-Diskussion, so wie ich sie durch die Medien wahrnehme, zu kurz.

    “Haben Sie denn den Eindruck das wolle hier jemand tun?”

    Nicht in diesem Forum, aber im feministischem Diskurs schon.

  41. Zitat Paul Stephan: „Männer auf der gefährlichen Jagd müssen auf eine andere Weise effektiv sein, dazu gehört es z.B. gutes Werfen und Schießen. Von daher rührt das tendenziell größere Interesse von Männern an Technik und alles, was sich schnell bewegt.“

    Das leuchtet ein. Bei der Arbeitsteilung in reinen naturbedingten Umständen fielen und fallen auf die Männer immer lebensgefährliche Aufgaben wie Jagd, Verteidigung des Lagers, Erkundung von neuen Gebieten. Das erfordert Mut, um die Todesangst zu überwinden, die wohl auch durch das männliche Hormon Testosteron vorwiegend biologisch in der Evolution gesteuert wurde. Männer sind auch statistisch gesehen um ein vielfacher öfter Opfer von Gewalt als Frauen, nicht allein durch Kriege, oder? Ich wäre nicht gerne ein Mann, ich denke, dass die Männer biologisch gesehen das schwerste Los gezogen haben.

    NB: Was das tendenzielle größere Interesse von Männern an Technik und alles, was sich schnell bewegt angeht, vielleicht könnte meine Beobachtungen am Feld Eurer Gattung aus meiner Homepage amüsieren 😉 Männer – Genetisches

  42. Endlich mal ein unaufgeregter, differenzierter und nicht polarisierender Beitrag zum Thema. Sehr interessant auch die Beispiele und Anekdoten. Kann in allem zustimmen, insbesondere auch mit dem Résumé, dass eine Quote begründet und mit entsprechendem Profil begleitet sein sollte.

    PS: Hab ne 20 jährige Tochter, die in der Schule mühelos Preise für Physik und Mathe abgeräumt hat. Was studiert Sie? Lebensmittelchemie. Nun ja.

  43. @Stephan Schleim: Danke für Ihren Kommentar, ich finde es immer wieder spannend, wenn die Blogs hier zum interdisziplinären Dialog anregen.

    “Gender” scheint vielmehr ein politisch korrekteres Wort für “sex” (im Sinne von: Geschlecht”) geworden zu sein. Dazu passt auch, dass man im Englischen eher nicht mehr von Transsexualität, sondern von Transgender spricht.

    Ich bin natürlich kein Experte, aber könnte man beim Thema “Transgender” nicht auch von einer Anpassung der äußeren sozialen Rolle an das Selbstverständnis sprechen. Die Biologie in Form der DNA bleibt ja in jedem Fall unverändert, auch wenn ggf. medikamentös körperliche Vorgänge beeinflusst werden?

    P.S. Vielleicht noch eine kurze Anmerkung zu dem Physiker mit dem Pin-Up-Model auf dem Hemd vor ein paar Jahren:… Fakt ist doch, dass die durchschnittliche Instagram-Benutzerin ihren Körper wesentlich freizügiger Präsentiert (und das meist eindeutig mit dem Ziel, viele “Likes” zu bekommen).

    Genau! Und die im Blogpost erwähnten Mathe-Bücher für Mädchen werden auch nicht gerade züchtig beworben und wirken offensichtlich keinesfalls abschreckend…

  44. @Paul Stefan:

    Die tendenziellen Unterschiede ergeben sich m. E. relativ klar aus dem evolutionären Erbe der Arbeitsteilung.

    Das ist ja aber erstmal eine These, die man dann durch Beobachtungen testen muss. Und wenn die Unterschiede zwischen den Geschlechtern in MINT-Fächern tatsächlich genetisch bedingt wären, müsste man doch feststellen, dass die MINT-Studierquoten von Frauen in unterschiedlichen Kulturen unterschiedslos gering sind und relativ stabil gegen Entwicklungen der Gesellschaft. Das findet man aber nicht, und das spricht doch ganz offensichtlich dafür, dass das Anerzogene hier den wichtigeren Einfluss hat.

  45. Heinrich Päs
    ….vererbt und anerzogen…..
    wenn man Kleinnkinder bei einem Kindergeburtstag beobachtet, dann bilden sich zwei Gruppen heraus. Die Mädchen und die Jungen, ohne dass man sie dazu auffordert.
    Die Jungen kämpfen, hauen , stechen was das Zeug hält und sie freuen sich dabei.
    Den Mädchen sind die Jungen zu wild und die ziehen sich zurück um ihre Puppen neu einzukleiden.
    Meine Meinung: Kraft, Mut und Übermut und die Freude daran lässt sich nicht anerziehen.
    Es gibt natürlich auch Mädchen , die die Jungen toppen, im Schwabenland nennt man diese Mädchen “ein Siebenbub”, aber dann wird es wirklich gefährlich. Ich kannte mal so ein Mädchen, die hat es mit 10 Jungen gleichzeitig aufgenommen und jeder hat seine Ohrfeige bekommen, ohne Gegenwehr.

  46. @Päs: “gender” vs. “sex”

    Ja, das ist ein echter Mehrwert hier bei den Blogs, der einen über so manchen Unsinn hinweglächeln lässt. Mich jedenfalls. Ich sah auch, dass Sie in einem anderen Beitrag über Eddingtons Beobachtungen aus dem Jahr 1919 geschrieben haben.

    Das Beispiel erkläre ich in meiner Wissenschaftstheorie-Vorlesung bei der Einführung von Poppers Falsifikationismus. Vielleicht kann ich Sie da mal zuschalten oder vorab ein kurzes Statement aufnehmen? Die WT hat sich traditionell ja vor allem an Beispielen aus der Physik/Astrophysik abgearbeitet.

    Zurück zum “gender”: Ich verwies ja nur auf den Sprachgebrauch, wie ich ihn erlebe. Dazu im Wörterbuch (Oxford Dictionary of English) übrigens:

    transsexual: a person who emotionally and psychologically feels that they belong to the opposite sex

    transgender: denoting or relating to a person whose sense of personal identity and gender does not correspond with their birth sex

    Das gibt den Unterschied, den Sie erwähnen, nach meinem Verständnis nicht her. Allerdings fällt mir auf, dass transgender, so definiert, nicht am binären Modell festhält und damit Intersexualität einschließt.

    Dass letzteres bzw. “gender” als politisch korrektere Alternative für “transsexual” bzw. “sex” verwendet wird, erklärte mir eine im Feminismus etablierte amerikanische Philosophieprofessorin und Dekanin.

    Ich vermeide, die Biologie so zu verabsolutieren, denn 1. werden Gene durch die Umwelt gesteuert und 2. beeinflussen auch nicht-genetische Faktoren die Geschlechtsentwicklung. Eine kurze Zusammenfassung gab es vor ein paar Jahren hier in Nature: Sex redifined.

    Und zu den Farben noch: Während manche Frauen gegen rosafarbene Artikel Sturm laufen, können andere davon gar nicht genug bekommen. Eine Demokratie muss so etwas eigentlich aushalten können.

  47. @Stefan, Päs: Evolution

    Die Krux mit den evolutionären Argumenten ist ganz allgemein, dass sie vielleicht für die Vergangenheit zutreffen, dafür aber für die Gegenwart keine Geltung haben müssen.

    Welche Eigenschaften der Steinzeit oder des Jäger-und-Sammler-Lebens sollten uns bitte darauf vorbereitet haben, heute stundenlang vorm Computer zu sitzen oder etwa in der Formel 1 mit bis zu 370km/h über die Rennstrecke zu rasen?

    Außerdem hatten wir alle als Baby viele Milliarden mehr Nervenzellen im Gehirn, die dann aber in den ersten Lebensjahren absterben… Daraus kann man eher schlussfolgern, dass es mehrere Entwicklungsmöglichkeiten für jeden von uns gegeben hat und in Grenzen auch noch gibt, nicht dass von Natur aus irgendetwas in Stein gemeißelt wäre.

  48. @Heinrich Päs

    Wenn ein höherqualifizierter Mann aufgrund seines Geschlechts einer Frau gegenüber benachteiligt wird, wird er doch offensichtlich diskriminiert. Es gibt ja nicht nur “strukturelle Diskriminierung” sondern z.B. auch den Ausdruck der “postiven Diskriminierung.” Ein extremes, hypothetisches Beispiel: Nehmen Sie an, ein weißer Junge besucht eine Klasse, die sich fast ausschließlich aus Kindern mit Migrationshintergrund besteht, und wird dort wegen seines Aussehens und seiner Herkunft gemobbt oder ausgeschlossen. Würden Sie dann sagen, das sei nur das Infragestellens eines Privilegs?

    In dem Fall ist es meiner Meinung nach Mobbing. In dem hypothetischen Beispiel würde der Junge ja genau deswegen gemobbt, weil in der Gesellschaft privilegiert ist. Würde er aufgrund seines Geschlechts oder Hautfarbe schlechtere Noten bekommen oder nicht aufs Gymnasium “dürfen”, dann wäre es Diskriminierung. Natürlich kann man trotzdem als weißer männlicher Deutscher an einer Schule in der Minderheit sein – aber das ist man auch in der Gesellschaft. Und natürlich kann man auch in der Schule als männlicher Weißer strukturell benachteiligt sein, dann allerdings wegen anderer Eigenschaften – etwa wenn man nicht heterosexuell ist, eine Behinderung hat oder einem bestimmten sozialen Milieu angehört.

    Ich beziehe mich in meiner Argumentation auf Margarete Stokowksi (die das Argument sicher nicht erfunden hat):

    Natürlich steht und fällt diese These mit der Frage, wie man Diskriminierung definiert. Wenn man jede persönliche Ablehnung oder auch nur Benennung von gesellschaftlichen Gruppen als Diskriminierung sieht, okay. Dann können auch Weiße und Männer diskriminiert werden. Wenn man aber Diskriminierung als einen Mechanismus versteht, der unterdrückte Gruppen oder Minderheiten von gesellschaftlicher Teilhabe und Gleichberechtigung fernhält, dann ist das eine Erfahrung, die Weiße und Männer als solche in dieser Welt nicht machen können. Es kann Vorurteile gegen sie geben, es kann Gewalt, Mobbing, unfaires Verhalten geben, oder Witze über sie, aber keine Diskriminierung.

    Das klingt zwar nach kleinteiliger Theorie, ist aber wichtig, wenn es darum geht, Diskriminierung zu erkennen und zu bekämpfen. Das Gleiche gilt für das Wechselspiel zwischen Diskriminierung auf der einen Seite und Privilegiertheit auf der anderen. Nach meiner Beobachtung ist nämlich der Kampf gegen Diskriminierung der einen immer auch ein Angriff auf die Privilegien der anderen. In einer egalitären Gesellschaft würde ja die Abwesenheit von Diskriminierung auch das Fehlen von Privilegien bedingen.

  49. @Stephan Schleim: gender vs sex – ok Danke für die interessanten Informationen!

    Vielleicht kann ich Sie da mal zuschalten oder vorab ein kurzes Statement aufnehmen? Die WT hat sich traditionell ja vor allem an Beispielen aus der Physik/Astrophysik abgearbeitet.

    Wenn ich da etwas von Mehrwert beitragen kann: gern!

  50. @Marco Körner: Das überzeugt mich nicht. Man kann ja einer in der Gesamtgesellschaft privilegierten Gruppe angehören, ohne konkret als Individuum etwas davon zu haben. Der Bewerber, der einer weniger qualifizierten Frau gegenüber benachteiligt wird, hat erstmal nichts davon, dass zig andere Männer vorher bevorzugt wurden. Und: Man kann einer in der Gesamtgesellschaft privilegierten Gruppe angehören, und trotzdem in einem Mikromilieu diskriminiert werden (Darauf wollte ich mit meinem Beispiel “Schule” hinaus. Ob diese Diskriminierung dann wirklich vor Allem auf die Privilegien auf höherer Ebene zurückzuführen sind, ist erst einmal zu Zeigen). Auf welche Gesellschaftsebene soll sich denn sonst das Wort “Diskriminierung” (das dem Wortsinn her ja erstmal so etwas wie “Unterscheidung” bedeutet) beziehen? Z.B. können Juden doch weltweit diskriminiert werden, in Israel aber selbst diskriminieren.
    Auch Gruppen, die typischerweise Opfer von Sexismus oder Rassismus sind, sind ja selbst nicht gegen Vorurteile gefeit. Und so weit ich weiß, berichten z.B. männliche Erzieher über Diskriminierung, und gibt es auch Untersuchungen, nach denen z.B. Jungen in der Grundschule benachteiligt werden.

  51. Zitat christ: „wenn man Kleinnkinder bei einem Kindergeburtstag beobachtet, dann bilden sich zwei Gruppen heraus. Die Mädchen und die Jungen, ohne dass man sie dazu auffordert. Die Jungen kämpfen, hauen , stechen was das Zeug hält und sie freuen sich dabei. Den Mädchen sind die Jungen zu wild und die ziehen sich zurück um ihre Puppen neu einzukleiden.
    Meine Meinung: Kraft, Mut und Übermut und die Freude daran lässt sich nicht anerziehen.
    Es gibt natürlich auch Mädchen , die die Jungen toppen, im Schwabenland nennt man diese Mädchen “ein Siebenbub“

    Diese Beobachtungen sind in der Tat nicht zu übersehen. Der Drang zum körperlichen Einsatz und zum „rangeln“ von Jungen ist eindeutig höher als bei Mädchen. Und es kann nicht anerzogen worden sein.

    Ein Mädchen, das Ihr im Schwabenland „ein Siebenbub“ nennt, nennen wir in Frankreich „un garçon manqué“ (ein verpasster oder verfehlter Junge?)

  52. @Heinrich Päs
    Wenn ich einer privilegierten Gruppe angehöre, dann habe ich als Individuum davon sehr wohl einen Vorteil. Sonst wäre es ja kein Privileg. Natürlich habe ich als weißer Mann keinen Vorteil gegenüber anderen weißen Männern, wenn ich mich auf einen Job bewerbe. Aber ich habe einen Vorteil gegenüber Frauen, Ausländern, Farbigen, Behinderten, Alten oder Transsexuellen. Natürlich hilft mir das nicht, wenn in einem Fall eine Frau bevorzugt eingestellt wird, obwohl sie augenscheinlich geringer qualifiziert ist. Das würde ich aber als Einzelfall bezeichnen. Ich behaupte auch, dass ich als Mann nicht damit rechnen muss, dass mir das wiederholt passiert. Hingegen scheint es das konkrete Problem zu geben, dass selbst bei gleicher Qualifikation Männer bevorzugt eingestellt werden – sonst würde ja nicht ausdrücklich darauf hingewiesen werden, wenn das Gegenteil praktiziert wird.

    Das Wort “Diskriminierung” bedeutet “Unterscheidung”, das ist korrekt. Im Wortsinn ist daher auch die bloße Besetzung einer Stelle logischerweise immer eine Diskriminierung. Ich glaube aber, dass es nicht das ist, was Herr Strumia meint.

    Ob es in dem Beispiel mit der Schule strukturelle Diskriminierung ist, ist ein Streitthema, ja. Ich behaupte, es ist systematisches Mobbing und keine strukturelle Diskriminierung. Das Beispiel, dass Jungs bei gleicher Leistung schlechtere Noten bekommen, würde ich auch zu struktureller Diskriminierung zählen, allerdings frage ich mich grad, wie es dann sein kann, dass Männer dann trotz dieses Nachteils derart häufig in hochqualifizierten Positionen und Lehrstühlen sitzen.

    Ich behaupte auch, dass dieser Unterschied den betreffenden Schüler in der Situation herzlich wenig interessieren wird. Er hat aber grundsätzlich die Option, auf eine Schule zu wechseln in der er dann nicht mehr benachteiligt wird. Für Farbige und Ausländer wäre das deutlich schwieriger, denke ich. Die Unterdrückung in dem Szenario steht auch immer in dem Kontext, dass sie in einem Land stattfindet, das männliche Weiße bevorzugt. Genauso kann die despektierliche Bezeichnung “Kartoffel” nur in dem Kontext verwendet werden, dass sie diejenigen meint, die aufgrund ihrer Abstammung in Deutschland bevorzugt behandelt werden. Natürlich wird hier die Machtausübung umgedreht, aber es ändert nichts an den gesellschaftlichen Strukturen, sondern weist höchstens auf die hin.

    Genauso macht es einen Unterschied ob eine dunkelhäutige Person das N-Wort benutzt, oder jemand mit weißer Hautfarbe das macht. Der Kontext ist einfach ein komplett anderer.

    Aus meiner Sicht wurde Herr Strumia daher auch nicht diskriminiert, als eine mutmaßlich geringer qualifizierte Frau eingestellt wurde, sondern er wurde – wenn überhaupt – unfair behandelt. Diskriminiert worden wäre er, wenn er aufgrund seines Geschlechts die Stelle nicht bekommen hätte. Stattdessen hatte offenbar die Frau aufgrund ihres Geschlechts die Stelle bekommen. So wie ich das sehe, ging es in dem ganzen Prozess tatsächlich nicht um ihn und es scheint genau das zu sein, was ihn so stört. Das ist auch das was ich mit dem Privileg meine: Er hatte als Mann den konkreten Vorteil, gegenüber Frauen grundsätzlich mit einer höheren Wahrscheinlichkeit eingestellt zu werden. Das war dieses Mal jedoch nicht eingetreten. Vielleicht gab es andere Qualifikationsmerkmale als Zitationsmetriken, aus denen heraus die Frau eingestellt wurde. Für Herrn Strumia muss die Frau nun aber offenbar beweisen, dass ihre Qualifikationen so hoch sind, dass es ihr Frausein kompensiert. Auch hier nutzt er ein Privileg, nämlich dass Frauen sich gegenüber ihm als Mann für Erfolge zu rechtfertigen haben.

  53. Es gehört wohl zur (von allen gutgeheißenen) Geschlechtergerechtigkeit dazu, dass beide Geschlechter gleichermaßen soziale Nachteile aufgrund ihres Geschlechts erfahren dürfen.

    Was bislang überwiegend Frauen vorbehalten war (nämlich im Job benachteiligt zu werden), trifft infolge von Quotenregelungen nun auch öfters mal den Mann.

    Ich sehe da keinen Ausweg aus dem Dilemma.

  54. @Jocelyne Lopez und christ
    Kinder existieren nicht im Vakuum, sondern werden immer von ihrem gesellschaftlichen Umfeld beeinflusst und geprägt.

    Was mich generell an der “boys will be boys”-Logik stört ist, dass sie letztendlich Gewalt rechtfertigt. Wenn “Freude am Rangeln” nicht anerzogen kann (was ich anders sehe), können im Umkehrschluss gewalttätige Tendenzen auch nicht abgelegt werden. Nach dieser Logik können männliche Gewalttäter auch nicht bestraft werden, da sie nicht für ihre Taten verantworlich gemacht werden können.

  55. @all: Was ist Diskriminierung?

    Da Herr Körner nach meinem Eindruck zirkulär argumentiert (Männer werden nicht diskriminiert, denn sie können gar nicht diskriminiert werden) und auch auf meine Gegenargumente nicht reagiert, hier noch eine eigene Erfahrung für alle:

    Vor einiger Zeit hatte ich ein längeres Gespräch mit der Partnerin eines Freundes, die ursprünglich aus Suriname kommt (also einer früheren niederländischen Kolonie mit Sklavenhandel etc.) und sich seit vielen Jahren für die Rechte von Minderheiten einsetzt. Sie wirkte abwechselnd verzweifelt und wütend, da sich trotz jahrelanger Bemühungen nichts verbessere und sich bei den Menschen, mit denen sie Kontakt habe, immer mehr Wut aufstaue, die sich irgendwann entladen könne (man denke an die Proteste der Gelben Westen gerade in Frankreich). Sie war übrigens überrascht, dass mir Black Power-Literatur, etwa James Baldwins “The Fire Next Time” (1963), gut vertraut war.

    Gegen Ende des Gesprächs, in dem ich versucht hatte, gut zuzuhören und viel Verständnis aufzubringen, was freilich an den Missständen nichts änderte, brachte ich meine Perspektive ein, dass ich als Ausländer und Immigrant jahrelang Arbeiten erledigen musste, für die sich einheimische und ältere Kollegen nach meinem Eindruck zu schade waren. Ich war eben “der Deutsche”, der ohne zu murren nicht nur alles erledigte, sondern meistens sogar tadellos erledigte.

    Das war auch kein Einzelfall, da sich die betroffenen PostDocs, meist Ausländer, selbst als “Arbeitstiere” der Fakultät sahen. Für das Gespräch gab es aber keine gemeinsame Grundlage mehr, da es von vorne herein ausgeschlossen schien, dass ich als weißer Mann in irgend etwas nicht-privilegiert oder gar diskriminiert sein könnte.

    Dabei will ich auch gar nicht bestreiten, dass das Elend, das man als Farbiger in Amsterdam-Nord oder in den Pariser Vorstädten erlebt von einer ganz anderen Qualität ist als die Ausbeutung in der Wissenschaft. Aber darf man es darum nicht einmal erwähnen?

    Der Duden verrät mir, diskriminieren sei:

    (durch unterschiedliche Behandlung) benachteiligen, zurücksetzen; (durch Nähren von Vorurteilen) verächtlich machen

    Jeder mag selbst beurteilen, welchen Gruppen von Menschen in diesem Sinne diskriminiert bzw. nicht diskriminiert werden können. Diese Definition ist jedenfalls inhaltlich und empirisch überprüfbar und nicht zirkulär oder tautologisch.

    Zweifellos hätte sich die Welt mir anders dargestellt, wäre ich Frau und/oder dunkelhäutig. Vielleicht hätte ich die Stelle erst gar nicht bekommen. Vielleicht hätte man mich aber auch ernst genommen, als ich über zu viel Arbeit klagte (siehe hierzu etwa die Burn-out-Literatur zur unterschiedlichen Einordnung der Probleme bei Frauen und Männern).

  56. Beispiel Mikroaggressionen:

    Wie über Definitionen Politik gemacht wird, sieht man nicht nur am Begriff “Diskriminierung”, sondern auch in der Diskussion über Gewalt. Daher noch ein Kommentar zu den Mikroaggressionen, sofern Herr Päs dem in seinem Blog Raum gibt:

    So schrieb Tricia Serio, Professorin für Molekularbiologie in Tucson, Arizona, für Nature über subtilen Sexismus, nämlich Mikroaggressionen. Das seien Äußerungen, mit denen Angehörige von Mehrheiten Gewalt und Diskriminierung gegenüber Angehörige von Minderheiten ausübten.

    In der Sammlung Serios fanden sich dann Beispiele für Mikroaggressionen, etwa dass eine schwangere Doktorandin vom Chef gefragt worden sei, wie sie die Schwangerschaft mit der Forschung vereinbaren könne.

    Denke ich an Serios Forschungsgebiet, dann fällt mir eine frühere Freundin aus der Molekularbiologie ein, die bestimmten Zellkulturen sieben Tage die Woche zu einer bestimmten Zeit Nährlösung geben musste. Vergaß man das auch nur einmal oder kam man zu spät, dann war die ganze Mühe für nichts, war das Experiment gescheitert.

    Die Frage ist also aus Sicht der Laborleitung nicht nur sinnvoll, sondern gar notwendig, auch im Interesse der Doktorandin, da in solchen Fällen frühzeitig Ersatzregelungen getroffen werden müssen, um nicht monate- oder gar jahrelange Forschung zu zerstören.

    Macht nichts, trotzdem Mikroaggression. Und die sollen laut Serio und einigen anderen übrigens institutionell sanktioniert werden, also angezeigt und bestraft werden können. Wenn man so Männer in Führungspositionen suspendiert, hätte das immerhin den Vorteil, dem von der Gleichstellungspolitik geforderten Ziel der Gleichstellung in Führungspositionen näher zu kommen: denn auf die so frei werdenden Posten kann man dann ja Frauen besetzen.

    Als ich übrigens in Serios Datenbank weiterlas, stieß ich auch auf den Bericht einer Doktorandin, die trotz Schwangerschaft nicht darauf angesprochen wurde, wie sie Kind und Karriere miteinander vereinbaren wolle. Auch das sei eine Mikroaggression.

    Was hier alles als sanktionsbewährte Gewalt aufgefasst wird, sollte man einmal mit einem Blick in die amtliche Kriminalstatistik zu Körperverletzungen und schweren Körperverletzungen vergleichen: herausgeschlagene Zähne, die nie wieder nachwachsen, gebrochene Knochen, die einen wochenlang einschränken, Messerstiche oder gar Kugeln hier und da im Körper. Doch das ist im heutigen Diskurs kein allgemeines soziales Problem – die Betroffenen sind ja auch überwiegend Männer, für die das als normal angesehen wird.

    Wie Männer, die solche Erfahrungen machen, damit umgehen, wissen wir nicht, denn deren Perspektive als Opfer wird in Studien zur Gewalt systematisch nicht einmal erhoben. Meiner Vermutung nach kompensieren viele das mit Alkohol oder Drogen, werden selbst Kriminell, landen so im Gefängnis, oder begehen schlicht Suizid (Geschlechterunterschied m:w beträgt hier ca. 3:1 bis 5:1).

    Die Lebensjahre, die Männer in fast allen Ländern im Mittel früher sterben als Frauen, sind kein Problem, denn Diskriminierung von Männern kann es ja per Definition nicht geben.

    P.S. Alle hier zitierten Fakten lassen sich innerhalb weniger Minuten in öffentlich einsehbaren wissenschaftlichen bzw. amtlichen Quellen überprüfen.

  57. @Stephan Schleim
    Ich muss mich für die fehlende Antwort entschuldigen. In dem Wust an Antworten hatte ich sie schlicht nicht bemerkt. Deshalb möchte ich jetzt gern darauf eingehen.

    Ja, die Argumentation, dass Männer nicht diskriminiert werden, weil sie nicht diskriminiert werden können, wirkt zirkulär – nach der Devise, “es kann nicht sein, was nicht sein darf”. Sie treffen aber in Ihrer Argumentation ein paar Vereinfachungen, die ich versucht hatte, in meinen Argumenten klar abzugrenzen. Kurz gesagt: Ein männlicher weißer Behinderter kann natürlich Diskriminierung erfahren. Aber nicht aufgrund seiner Hautfarbe oder seines Geschlechts – jedenfalls nicht in unserer Gesellschaft. Ebenso kann eine schwarze behinderte Frau natürlich auch Homosexuelle diskriminieren.

    Wenn aber ein weißer Junge an einer Schule aufgrund seiner Hautfarbe systematische Gewalt von anderen erfährt, ändert das nichts daran, dass er ein männlicher Weißer in einer Gesellschaft ist, die strukturell männliche Weiße bevorzugt. Vielleicht nicht in diesem Moment, aber in allen anderen.

    Es gibt in unserer Gesellschaft ein Normativ, das weiße Männer als “Normalfall” betrachtet. Mein Lieblingsbeispiel sind die Ü-Eier von Ferrero, die es seit einiger Zeit nicht nur in “normal”, sondern auch “für Mädchen” gibt. Als Mann muss ich mich nicht fragen ob ich zu aufreizend gekleidet bin – oder nicht aufreizend genug. Ich muss auch nicht dafür sorgen, dass ich im Büro ernst genommen werden kann, obwohl ich ein Mann bin. Niemand hat mich je gefragt, ob ich mir als Mann ein naturwissenschaftliches Studium wirklich zutraue oder wie es ist, als Mann Chemie zu studieren. Ich kann nachts allein die Straße entlanggehen ohne Angst, aufgrund meines Geschlechts Opfer von Gewaltverbrechen zu werden. Mich wird auch niemand fragen, ob ich dabei keine Angst hatte oder wie ich so dumm sein konnte. Wenn ich überfallen werde, muss ich keine Angst haben, dass man mir hinterher selbst die Schuld dafür gibt. Ob ich Kinder habe, spielt für die Frage, ob ich eingestellt werde, keine Rolle. Ich kann ohne zu Zögern bei Bewerbungen ein Foto einreichen und muss nicht fürchten, dass ich aufgrund meiner Hautfarbe oder Herkunft nicht eingestellt werde. Ebenso weiß ich, dass mein Name mich nicht in der Arbeitssuche behindert. Wenn ich mich über etwas aufrege, wird meine Empörung nicht mit meinem Geschlecht oder Hormonschwankungen erklärt, sondern man hört mir stattdessen zu. Wenn ich ein Medikament nehme, kann ich sicher sein, dass es an Personen meines Geschlechts, meiner Ethnie und meines Alters getestet wurde.

    Zu Ihrem Beispiel: Natürlich ist es in der heutigen Zeit schwieriger geworden, sich als Mann auf eine Stelle zu bewerben, bei der klar ist, dass sie durch eine Frau besetzt werden soll. Aus meiner Sicht ist das aber keine Diskriminierung, sondern eben das Aufheben eines Privilegs. Sie sagen selbst, dass in den meisten Lehrstühlen der Männeranteil “weit jenseits der 50%, manchmal sogar wohl 90-100%” liegt. Bei den Quoten geht es darum, genau diese deutliche Bevorzugung von Männern abzuschaffen. Das bedeutet nicht, dass man aufgrund seines männlichen Geschlechtes nun einen Nachteil hat, sondern vielmehr, dass man aufgrund dessen einen selbstverständlich geglaubten Vorteil nicht mehr genießt.

  58. Ein Artikel, in welchem mir, als weiblichem Menschen, unterstellt wird, ich würde mir mehr Gedanken um den Kleidungsstil meiner Mitmenschen machen, als um wesentliche Aspekte meiner Arbeit und Passion, erntet von mir bloß ein müdes Lächeln. Das ist ein eingestaubtes Vorurteil.

    Herr Päs’ Überzeugung, er sei die richtige Instanz (und dies die richtige Plattform) um beurteilen zu können, ob das subjektive Empfinden mancher Frauen im Rahmen der Metoo Debatte unbegründet sei, finde ich falsch und anmaßend.

    Insgesamt bleibt nach der Lektüre dieses Artikels ein ungutes Gefühl und tiefer Respekt für all die Wissenschaftlerinnen, die das trotzdem tagtäglich mitmachen.

  59. @1019G:

    Ein Artikel, in welchem mir, als weiblichem Menschen, unterstellt wird, ich würde mir mehr Gedanken um den Kleidungsstil meiner Mitmenschen machen, als um wesentliche Aspekte meiner Arbeit und Passion, erntet von mir bloß ein müdes Lächeln. Das ist ein eingestaubtes Vorurteil.

    Können Sie mir erklären, wo genau ich Ihnen das unterstellt haben soll? Das war zumindest nicht meine Absicht.

    Herr Päs’ Überzeugung, er sei die richtige Instanz (und dies die richtige Plattform) um beurteilen zu können, ob das subjektive Empfinden mancher Frauen im Rahmen der Metoo Debatte unbegründet sei, finde ich falsch und anmaßend.

    Auch das ist so weit ich Sie richtig verstehe, keineswegs meine Überzeugung. Wie kommen Sie darauf?

  60. Stephan Schleim:

    “Welche Eigenschaften der Steinzeit oder des Jäger-und-Sammler-Lebens sollten uns bitte darauf vorbereitet haben, heute stundenlang vorm Computer zu sitzen oder etwa in der Formel 1 mit bis zu 370km/h über die Rennstrecke zu rasen?”

    Nichts. Es scheint uns auch nicht wirklich gut zu tun.

    “Außerdem hatten wir alle als Baby viele Milliarden mehr Nervenzellen im Gehirn, die dann aber in den ersten Lebensjahren absterben… Daraus kann man eher schlussfolgern, dass es mehrere Entwicklungsmöglichkeiten für jeden von uns gegeben hat und in Grenzen auch noch gibt, nicht dass von Natur aus irgendetwas in Stein gemeißelt wäre.”

    In Stein gemeißelt ist nichts, aber das geschlechtsspezifische Rollenverhalten scheint doch ziemlich stabile Elemente aufzuweisen. Es ist schon Vergangenheit, dass Männer in der westlichen Welt jagen mussten, trotzdem spielen die viele Männer gerne Fußball und Männer sind im Mittel immer noch größer und stärker als Frauen.

    Aus evolutionären Argumente lassen sich keine normativen Setzungen ableiten. Das würde der Freiheit und Würde des Menschen widersprechen und wäre rassistisch/sexistisch. Außerdem gibt es selbstverständlich eine große Varianz.

  61. @Körner: Normativ

    Danke, dass Sie sich ernsthaft Mühe geben. So kann ich Ihr Denken nachvollziehen.

    Wieso es mein (geb. 1980) Privileg sein soll, dass an deutschen Philosophielehrstühlen in den Jahren bis 2010 (grob gesagt) so gut wie nur Männer berufen wurden, leuchtet mir nicht ein. Mir scheint das vielmehr ein Karrierenachteil, für den ich gar nichts kann: Weil damals so gut wie nur Männer berufen wurden, stünden meine Chancen bei Bewerbungen heute schlecht.

    Ich schätze, dass wir uns auf keinen gemeinsamen Nenner einigen werden. Auf Ihre Beschreibung des Normativs möchte ich nur mit ein paar spontanen Gedanken reagieren:

    Es gibt in unserer Gesellschaft ein Normativ, das weiße Männer als “Normalfall” betrachtet. Mein Lieblingsbeispiel sind die Ü-Eier von Ferrero, die es seit einiger Zeit nicht nur in “normal”, sondern auch “für Mädchen” gibt.

    Stellen wir uns mal vor, es gäbe Überraschungseier
    1) nur in “normal” und “für Jungs”: dann würden Sie oder andere sich jetzt wahrscheinlich beschweren, dass niemand an die Mädchen denkt;
    2) nur “für Jungs” und “für Mädchen”: dann würden Sie oder andere sich jetzt wahrscheinlich beschweren, dass die Firma unterstellt, es gäbe feste Präferenzen für Mädchen oder Jungs (Essenzialismus);
    3) nur in “normal”: dann würden Sie oder andere sich jetzt vielleicht beschweren, dass die typischen Spielunterschiede zwischen Mädchen und Jungs von der Firma nicht berücksichtigt werden.

    Kurzum: Wie man es auch dreht oder wendet, es gibt immer Gründe, sich zu beschweren, wenn man denn will.

    Als Mann muss ich mich nicht fragen ob ich zu aufreizend gekleidet bin – oder nicht aufreizend genug.

    Die Frage, ob man das als Frau muss – oder vor allem Frauen sich selbst und einander einreden, das tun zu müssen, sollte man mal offen diskutieren.

    Denken wir etwa ans Schminken: Mir sind viele Frauen begegnet, die davon ausgingen, dass Männern geschminkte Frauen besser gefallen. Also in meinem Umfeld geht es Männern eher auf die Nerven, wenn deshalb das Badezimmer lange blockiert ist, wenn man abends ausgehen möchte; und küssen möchte ich eine Frau mit so viel Chemie im Gesicht auch nicht unbedingt. An die Frage, wie viel Geld so für überflüssige Kosmetik ausgegeben bzw. verschwendet wird und dass das Zeug alles in der Umwelt landet, ist dabei noch gar nicht gedacht.

    Ich muss auch nicht dafür sorgen, dass ich im Büro ernst genommen werden kann, obwohl ich ein Mann bin.

    Auch dafür, nicht ernst genommen zu werden bzw. sich nicht ernst genommen zu führen, kann es viele Gründe geben. Ich hatte auch jahrelang Vorgesetzte, denen meine Wünsche zum einen Ohr rein, zum anderen raus gingen. Umgekehrt kenne ich viele Frauen, die selbstverständlich ernst genommen werden.

    Niemand hat mich je gefragt, ob ich mir als Mann ein naturwissenschaftliches Studium wirklich zutraue oder wie es ist, als Mann Chemie zu studieren.

    Mag schon sein. Der Student der Erziehungswissenschaften o.ä. wird aber sicher die eine oder andere überraschte Frage bekommen.

    Ich selbst habe mit Philosophie zwar etwas studiert, was man eher für männlich hält, da ich mich aber kaum für Fußball oder Autos interessiere, dafür für Mode (eher früher), Literatur oder Tanz, wurde oft genug vermutet, ob ich nicht schwul sei oder sonst irgend etwas mit mir nicht stimme. Ein richtiger Mann kann ich allem Anschein nach nicht sein.

    Ich kann nachts allein die Straße entlanggehen ohne Angst, aufgrund meines Geschlechts Opfer von Gewaltverbrechen zu werden.

    Das können faktisch die meisten Frauen an den meisten Orten in sicheren Ländern wie Deutschland oder den Niederlanden, wo ich tippe, auch.

    Warum so viele Menschen irrationale Ängste (nummer eins der Liste der psychischen Störungen) haben, darüber kann man mal nachdenken. Das würde hier jetzt aber zu weit führen.

    Wenn ich überfallen werde, muss ich keine Angst haben, dass man mir hinterher selbst die Schuld dafür gibt.

    Mit Verlaub, das halte ich schlicht für naiv. Bei den klassischen Schlägereien auf der Kirmes o.ä. wird schlicht davon ausgegangen, dass beide Parteien das wollten. Mitgefangen, mitgehangen. So sind Männer eben. Oder Sie hätten doch wissen müssen, dass man einem Betrunkenen eher aus dem Weg geht. Usw.

    Haben Sie sich schon einmal mit Polizisten unterhalten, die solche Fälle aufnehmen?

    Ob ich Kinder habe, spielt für die Frage, ob ich eingestellt werde, keine Rolle.

    Das mag auch an Ihrem Beruf liegen. Ein alleinerziehender Vater – das ist zwar die Minderheit, gibt es aber doch tausendfach; ich wuchs übrigens bei so einem auf –, wird mit Sicherheit in manchen Berufen auch schlechtere Chancen haben.

    Fakt ist, Kinder danken einem die wenigsten Arbeitgeber.

    Ich kann ohne zu Zögern bei Bewerbungen ein Foto einreichen und muss nicht fürchten, dass ich aufgrund meiner Hautfarbe oder Herkunft nicht eingestellt werde.

    Die meisten Frauen in unserem Kulturkreis übrigens auch nicht. Aufgrund Ihrer Attraktivität oder sozialen Herkunft wird man sie aber sehr wohl auf einen der Stapel sortieren.

    Wenn ich mich über etwas aufrege, wird meine Empörung nicht mit meinem Geschlecht oder Hormonschwankungen erklärt, sondern man hört mir stattdessen zu.

    Mit der Testosteronkeule hat man Sie noch nie für unzurechnungsfähig erklärt? Sie Glücklicher!

    Es gab da mal eine SPD-Frauenministerin, die vor ein paar Jahren im Bundesrat in einer offiziellen Rede zum Weltfrauentag (8. März) allen Ernstes die These vertrat, als Mann könne man sich ohne Hilfe von Frauen, meiner Erinnerung nach mussten es mindestens zwei sein, nicht rational verhalten.

    Wenn das mal keine sexistische Beleidigung im Amt war… In der deutschen Medienlandschaft hat das keinen interessiert.

    Wenn ich ein Medikament nehme, kann ich sicher sein, dass es an Personen meines Geschlechts, meiner Ethnie und meines Alters getestet wurde.

    Ja, weil andere Menschen Ihres Geschlechts, Ihrer Ethnie und Ihres Alters(?) die Gesundheitsrisiken dafür in Kauf genommen haben, vor denen die meisten Frauen, ich vermute mal, eher Angst haben (siehe oben). Dass Männer zu mehr Risikoverhalten neigen bzw. sich weniger um die Gesundheit kümmern, weiß man doch; darum sterben Sie im Schnitt auch einige Jahre früher.

    Stellen wir uns jetzt mal vor, die riskanten Medikamententests würde man vor allem an Frauen durchführen. Es würde nicht lange dauern, bis Sie oder andere wahrscheinlich aufschreien würden, Frauen müssten sich für die Milliarden der Pharmafirmen prostituieren. Diskriminierung! Sexismus! Zeter und Mordio!

    Schlussfolgerung: Die Evidenzen, die Sie anführen, werden in den meisten Fällen nur deshalb als Diskriminierung ausgelegt, weil man sie so auslegen will. Es ist eine Echokammer, die immer zum selben Ergebnis kommt, ganz gleich worum es geht. Daher kann man sie auch nicht mit Argumenten widerlegen.

    P.S. Bei all dem bestreite ich gar nicht, dass Weiblichkeit in spezifischen Bereichen zu Nachteilen führt; zur Lektüre empfehle ich aber meiner Meinung nach fundierte Feministinnen, wie etwa Aletta Jacobs (1. Welle), Simone de Beauvoir (2. Welle) oder Angela McRobbie (3. Welle). Eine Deutsche fällt mir gerade nicht ein, gibt es sicher aber auch.

  62. Marco Körner: “Als Mann muss ich mich nicht fragen ob ich zu aufreizend gekleidet bin …”

    Nein, natürlich nicht. Aber wenn Männer von der Männerrolle abweichen, sehen sie sich ähnlicher Kritik gegenüber wie Frauen, die von ihrer Rolle abweichen (z.B. gut gekleidet zu sein). Männer müssen ihren Mann stehen, so sagt man. Erfolglose Männer werden als Versager geschmäht. Was den Frauen ihr gutes Aussehen ist, ist den Männern ihr Erfolg.

    So läuft es in der Regel.

  63. Zitat Paul Stephan: “Es ist schon Vergangenheit, dass Männer in der westlichen Welt jagen mussten, trotzdem spielen die viele Männer gerne Fußball und Männer sind im Mittel immer noch größer und stärker als Frauen.“

    Dass Männer im Mittel größer und stärker sind als Frauen ist meiner Meinung nach nicht entscheidend für die physischen bzw. sportlichen Leistungen der beiden Geschlechte. Man sieht zum Beispiel im Leistungssport, dass Frauen in der Lage sind vergleichbare Leistungen zu bringen – die paar Sekunden oder Zentimeter weniger bei Rekorden – geschenkt. 😉

    Insofern hätten die Frauen als Jägerinnen in der Evolution genauso erfolgreich sein können als die Männer. Man sieht auch bei Spezies, die von der Jagd leben (wie zum Beispiel Löwen oder Wölfe), dass die weiblichen Tiere trotz geringerer Größe und Stärke genauso erfolgreich beim Jagen sind als die männlichen Tiere.

    Ich denke, dass die entscheidende Ursache zur frühzeitigen Rollenverteilung der Übergang unserer Spezies zum aufrechten Gang war. Dies hat für die Frauen einen entscheidenden Nachteil im Hinblick auf die sportlichen Leistungen gebracht. Denn eine Frau ist unter Naturbedingungen quasi ununterbrochen schwanger. Mit dem aufrechten Gang wurde das ungeborene Kind nicht mehr geschützt unter dem Bauch getragen, sondern vertikal vor dem Körper, sprich allen Erschütterungen und Stößen ausgesetzt. Das wäre fatal für Mutter und ungeborenes Kind sich dem körperlichen Einsatz der Jagd wie laufen, springen, klettern, werfen oder tragen auszusetzen. Die Frauen wurden dann für ihre Versorgung an Nahrungsmittel der Jagd vollständig abhängig von den Männern – sie haben auch diese Verantwortung bravourös übernommen, sonst wären wir alle nicht da, um darüber zu diskutieren. 😉

  64. Sind Männer von Natur aus bessere Physiker?

    In Wirklichkeit sind beide Fragen – ob Männer von Natur aus im Durchschnitt begabter sind oder ob es von Natur aus mehr hochbegabte Männer gibt – kaum seriös zu beantworten. [Artikeltext]

    Empirisch wäre diese Frage sehr leicht zu beantworten, wobei bereits die Alltagserfahrung von derart (befugten >:->) Männchen fast ausreichen würde; allerdings, allerdings ist die tatsächlich relevante Frage die, ob Männchen derart überlegen sein müssen, aus irgendwelchen biologischen Gründen heraus.

    Und hier besteht dann die Antwort darin, dass dies nicht der Fall sein muss, dass tatsächlich irgendwelche Obstakel bestehen könnten, die das Weibchen von sozusagen Vollleistung abhalten könnte, gar vom Männchen verschuldet.

    Dr. W sieht dies nicht so, will abär diese Möglichkeit nichts ausschließen, nicht ausschließen wollen, dass die Gebärfähigkeit und das (im Durchschnitt) kleinere Gehirn hier ein wenig prohibitiv wirken, die “Ärmchen” im hier gemeinten Wissenschaftlichen (im Durchschnitt) sozusagen zu kurz sind.

    Dr. W rät an diese Beobachtung, diese Sache, wie folgt agnostisch zu bearbeiten : Es wird nicht gewusst, wie genau sich Männchen und Weibchen i.p. (natur-)wissenschaftlichem Talent unterscheiden, es muss sich insofern auf diesen Satz zurückgezogen werden:

    Teilnehmer unterschiedlich biologisch feststellbarer Gruppen müssen sich nicht derart unterscheiden.

    [1]

    MFG + schöne Festtage,
    Dr. Webbaer

    [1]
    So wird auch politisch ungünstige, wie Dr. Webbaer findet, linke Sicht herausgenommen, die fordert, dass Unterdrückung stattfindet, wenn die Leistungen nicht gleichrangig sind, und politisch rechte Sicht, die Minderleistung als grundsätzlich vorgegeben postuliert.
    Das Zitat oben ist sehr nett gemeint und teils auch politisch liberaler Usus.

  65. Dr. W.
    …bessere Physiker….das hört sich an, als ob es ein 3. Geschlecht gäbe. Was soll denn ein besserer Physiker sein, einer der etwas Neues entdeckt? Oder einer der eine neue Theorie entwickelt. Oder einer, der sich selbst bekannt macht.
    Was ist denn ein besserer Koch oder eine bessere Köchin? Das ist genauso aussagekräftig wie das schönste Model.
    Entscheidend sind die Interessen. Die sind bei Frauen zum Glück anders wie bei Männern.
    Ein Ranking aufzumachen zwischen Männer und Frauen ist genauso dumm wie einen Schwergewichtsboxer mit einer Schiläuferin zu vergleichen.
    Und darum ist das Thema mit der Bezeichnung Gender Wahn schon beendet.
    Anmerkung; Ein saudummes Weihnachtsthema.

  66. @Päs, Schleim, all
    Zuerst einmal Danke an beide Professoren,sich hier offen und interdisziplinär einzubringen. Auf eine gewisse Art im Sinne von open access. Danke!
    Für mein Empfinden geht es mit den Diskussionen um Diskriminierung und Mobbing nicht primär um deren Verhinderung,sondern eher vorrangig,aber eben nicht im Vodergrund diskutiert,um die generelle Förderung von Akzeptanz.
    Auch im Wissenschaftssystem gibt es eine Pyramide mit der Spitze nach oben. Wer sich durchsetzt hat die Macht,seine Ideen eher durch Fördermittel umgesetzt zu sehen,verfolgt zu sehen und Fragen der Relevanz geklärt zu haben.
    Akzeptanz ist meiner Ansicht nach die eigentliche Motivation, über gesetzte formelle oder informelle Normen eine Dialektik zu führen.

  67. Frau Hossenfelder ist ein „gutes“ Beispiel für eine Vertreterin des weiblichen Geschlechtes innerhalb der Theoretischen Physik, die sich grobsprachlich über ihre Kollegen äußern kann und nicht befürchten muß, sanktioniert zu werden. Um Mißverständnissen vorzubeugen, Frau Hossenfelder ist nicht im CERN-Team und kann somit auch nicht, wie Alessandro Strumia, vom CERN suspendiert werden. Es existieren aber auch keine Manifeste gegen sie und es sieht nicht so aus, daß sie auf Grund ihrer Äußerungen von ihrem Arbeitgeber etwas zu befürchten hat. Sinngemäß schreibt sie, daß ein Bewerbungsvideo für den Bau eines neuen Teilchenbeschleunigers voller Lügen ist und daß ihre Kollegen wissen daß der Video-Vortrag »Bullshit« ist, an den diese ja gewöhnt sind und somit denken, daß Bullshit ja zur normalen Tagesordnung gehört.

    Quelle: Hossenfelders Blog Backreaction, Artikel: “CERN produces marketing video for new collider and it’s full of lies

    Im Hossenfelder-Original [siehe Ihren Kommentar vom 7.Dezember 2018 [7.28 AM] ] liest sich das dann u.a. so…

    A video about a new scientific instrument whose funding is being discussed should leave the watcher with an reasonable impression what the instrument will do
    Of course the physicists watching this see nothing wrong with this. Because they know it’s bullshit. And they have gotten used to this bullshit, so they think it’s just business as usual. The moral corruption that has happened here is remarkable.

    Es ist nicht eine Frage ihrer Argumente, es ist eine Frage des menschlichen Umganges. Ich denke Männer haben hier eine deutlich geringere »öffentlich verkündbare emotionale Bandbreite«, beispielsweise Kritik am CERN zu üben, wenn man sich vergleichsweise potentielle männliche Vertreter der Quantengravitation anschaut. Wie würde man(n) mit Männern umgehen, die ihre Kollegen des permanenten Bullshit-Verbreitens bezichtigen?

    Frau Hossenfelders Artikel, beispielsweise für FORBES und das Quanta-Magazine, sind inhaltlich Standard. Was bemerkenswert ist, ist die Tatsache, daß sie weiblich ist und aggressiv schreibt, daraus resultiert sozusagen ein »geschlechterspezifischer Vorteil«.

    Daß Frau Hossenfelder auch ein banales Kommerz-Interesse besitzt, daß inhärent mit ihrer Wissenschaftskritik verbunden ist, ist geschlechterunspezifisch, siehe exemplarisch ihren Kommentar [8. Dezember 2018 2.49 AM]
    As I lay out in my book, theory development especially in high-energy physics is presently working badly. You can construct “predictions” for anything you want; therefore those predictions are utterly worthless.”…

  68. @ Kommentatorenfreund ‘christ’ :

    Was soll denn ein besserer Physiker sein, einer der etwas Neues entdeckt? Oder einer der eine neue Theorie entwickelt. Oder einer, der sich selbst bekannt macht.

    Physikalische Leistung kann schon (näherungsweise) gemessen werden, es gibt hierfür besondere Auszeichnungen und Rankings.
    Sicherlich kann die persönliche Größe von Naturwissenschaftlern, die anerkannterweise besondere Leistung erbracht haben, dann letztlich nicht mehr sinnhaft verglichen werden, womöglich meinen Sie so.
    War Newton größer als Einstein, war er der Größte?
    Wir wissen es nicht und wollen dies nicht wissen, nicht derart Maßstäbe anlegen, genau so könnte es versucht werden die Leistungen von Forschenden mit unveränderlichen biologisch feststellbaren Merkmalen nicht zu vergleichen, hier nicht sonderlich empirisch zu werden, sondern sich in Bezug auf die o.g. Gruppenzugehörigkeit agnostisch zu stellen.
    Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, sichergestellt werden soll, dass jeder kann oder könnte, die Rahmenbedingungen meinend, und wenn sich dann herausstellt, dass sich Unterschiede i.p. der hier gemeinten Gruppenzugehörigkeit ergeben, soll dies, wie Dr. Webbaer findet, nicht politisch “verwurstet”, instrumentalisiert werden, im Politischen.

    MFG + schöne Weihnachtstage,
    Dr. Webbaer (der sich bewusst ist so zumindest indirekt ein Tabu zu promovieren, allerdings ein sinnhaftes, wie er findet, denn die Rückführung empirisch leicht feststellbarer unterschiedlicher Leistung von Gruppen kann nur schlecht biologisch / biologistisch abgeleitet werden, soll nicht geschehen, auch um keinem Individuum Unrecht zu tun)

  69. @Mussi: Hierarchien

    Es gibt ja inzwischen auch in Deutschland eine Diskussion darüber, vom Lehrstuhl-Modell der deutschen Universität auf eine Department-Struktur umzusteigen, wie sie in vielen anderen Ländern üblich ist.

    Fakt ist doch, auch eine Frau in einer Führungsposition kann ebenso unangenehm werden wie ein Mann. Von dem in feministischen Diskursen manchmal beschworenen “weiblichen Führungsstil” habe ich selbst noch nicht so viel bemerkt, im Übrigen auch nicht bei unseren Politikerinnen. Als Gegenbeispiel fällt mir gerade höchstens Marga Kompé ein, die in den Niederlanden in den 1960ern die Sozialhilfe reformierte.

    These: Strukturen prägen Menschen eher als das angeborene Geschlecht.

  70. P.S. Gendermarketing

    Und wo wir hier schon die geschlechtsspezifischen Überraschungseier haben, sollte ein Verweis auf den Mammut-Joghurt nicht fehlen. Da hatte ein neuseeländisches Unternehmen den Einfall, mit eigenem Männerjoghurt ein eher typisches Frauenprodukt den Männern schmackhaft zu machen. Im Clip sieht man, dass der Durchschnittsmann wohl schlicht zu blöde ist, um Joghurt zu essen. Brauche ich dafür eine Gabel? Oder am besten eine Schaufel?

    P.S. Das Produkt wurde meines Wissens inzwischen vom Markt genommen. Das Unternehmen versucht sich nun in Kaffeeprodukten für Männer. In diesem Film erklärt eine Marketing-Expertin am Beispiel des Mammut-Joghurts, wie die Segmentierung funktioniert, d.h. wie man einer bestimmten Zielgruppe einredet, sie bräuchte ein bestimmtes Produkt (so wie eben Spielzeug für Mädchen, Joghurt für Männer usw.). Das Video ist meines Wissens kein Scherz.

    Interessant ist, dass die ersten Kosmetikprodukte nicht nach Geschlecht unterschieden wurden. So war z.B. das erste moderne Parfüm der Welt, Farinas Eau de Cologne von 1709, sowohl bei Frauen als auch bei Männern beliebt. Nur leisten musste man es sich können: Zwei Monatsgehälter eines hohen Beamten kostete ein Flächchen. Heute kriegt man es schon für 5 Euro… und verkauft das Haus auch geschlechtsspezifische Parfums. Segmentierung eben.

  71. @ Herr Dr. Stephan Schleim und zu :

    These: Strukturen prägen Menschen eher als das angeborene Geschlecht. [Fettschreibung : übernommen]

    Dr. W rät halt an von diesbezüglicher Essentalisierung (das Fachwort an dieser Stelle) wegzukommen und nicht i.p. Herkunft oder sonstige unveränderliche biologische Merkmale zu machen und auch nicht derart antithetisch “Strukturgedanken” zu promovieren zu suchen.
    Wir erinnern uns bspw. an die bundesdeutsche RAF, die zusammen mit ihrem Sympathisantentum “strukturelle” Gewalt des Staates festzustellen suchte, um sich dann dieser angeblichen Gewalt gegenüber gewaltsam entgegenstellen zu suchen.

    Sich hier also agnostisch zu stellen, nicht anklägerisch werdend, rät er an.

    Spaßeshalber angemerkt liegt aus diesseitiger Sicht, die Verneinung der biologisch einwandfrei feststellbaren Geschlechtlichkeit meinend, Zwitterwesen existieren für den Menschen nicht, die Chromosomik meinend, es kann halt nur gezeugt ODER empfangen / ausgetragen werden, nie beides, schlicht Verkennung der biologisch feststellbaren Lage vor.
    Also doch ernsthaft gemeint.

    Diese ganze Queer-Geschichte, die Sie zu promovieren scheinen, berufsbedingt sozusagen, entspricht nicht der Datenlage und passt, wie Dr. Webbaer findet, auch nicht zu Ihrem (dankenswerterweise beigebrachten und philosophisch grundiertem) Niveau.

    MFG
    Wb

  72. So schaut’s besser aus, HTML-Auszeichnungen meinend, v2.
    Da fehlte weiter oben die abschließende “Strong”-Ausdrucksform in dieser Auszeichnungssprache, v1 gerne löschen!

    @ Herr Dr. Stephan Schleim und zu :

    These: Strukturen prägen Menschen eher als das angeborene Geschlecht. [Fettschreibung : übernommen]

    Dr. W rät halt an von diesbezüglicher Essentalisierung (das Fachwort an dieser Stelle) wegzukommen und nicht i.p. Herkunft oder sonstige unveränderliche biologische Merkmale zu machen und auch nicht derart antithetisch “Strukturgedanken” zu promovieren zu suchen.
    Wir erinnern uns bspw. an die bundesdeutsche RAF, die zusammen mit ihrem Sympathisantentum “strukturelle” Gewalt des Staates festzustellen suchte, um sich dann dieser angeblichen Gewalt gegenüber gewaltsam entgegenstellen zu suchen.

    Sich hier also agnostisch zu stellen, nicht anklägerisch werdend, rät er an.

    Spaßeshalber angemerkt liegt aus diesseitiger Sicht, die Verneinung der biologisch einwandfrei feststellbaren Geschlechtlichkeit meinend, Zwitterwesen existieren für den Menschen nicht, die Chromosomik meinend, es kann halt nur gezeugt ODER empfangen / ausgetragen werden, nie beides, schlicht Verkennung der biologisch feststellbaren Lage vor.
    Also doch ernsthaft gemeint.

    Diese ganze Queer-Geschichte, die Sie zu promovieren scheinen, berufsbedingt sozusagen, entspricht nicht der Datenlage und passt, wie Dr. Webbaer findet, auch nicht zu Ihrem (dankenswerterweise beigebrachten und philosophisch grundiertem) Niveau.

    MFG
    Wb

  73. @Heinrich Päs // 17. Dezember 2018 @ 22:28

    » Können Sie [@1019G] mir erklären, wo genau ich Ihnen das unterstellt haben soll? Das war zumindest nicht meine Absicht. «

    Ich vermute mal, es geht um die Passage, wo Sie meinen, dass „Frauen als Frauen wahrgenommen werden wollen“, was sie aber „unter Physikern eher vermissen“.

    Da kann man schon fragen, wie Sie das meinen. Wollen Frauen so als Frauen wahrgenommen werden, wie Sie als Mann unter Physiker(inne)n als Mann wahrgenommen werden wollen? Und was hat die Kleiderfrage damit zu tun?

    Dieser Abschnitt hat auch bei mir für ein gewisses Stirnrunzeln gesorgt. Aber immerhin haben Sie ja vorab erklärt, dass Sie kein Fachmann in Genderfragen sind. ‚Gender‘ im Sinne von sozialer Geschlechterrolle. Das biologische Geschlecht, das in einigen Kommentaren immer wieder ins Spiel gebracht wird, hat damit nur insofern zu tun, als dass es ohne die Biologie die Frage nach der sozialen Rolle gar nicht gäbe. Die biologische Ausstattung, die wir qua Geburt erhalten, ist das Eine. Das Andere ist aber, wie wir damit in der Gesellschaft umgehen. Für diese Unterscheidung von Biologie und Kultur ist die Bezeichnung ‚Gender‘ sehr nützlich. Insbesondere im deutschen Sprachraum. Im Angelsächsischen wird „gender“ gelegentlich auch anstelle von „sex“ für das biologische Geschlecht gebraucht, aus welchen Gründen auch immer, aber das braucht hier nicht zu interessieren.

  74. @Dirk Freyling: Nein. Ich bin nicht immer der gleichen Meinung wie Sabine Hossenfelder, aber dass sie für ihre zugegebenermaßen provokant vorgetragenen Vorstellungen irgendwo suspendiert werden könnte, halte ich für ausgeschlossen und das liegt sicher nicht daran, dass sie eine Frau ist. Ob es der Karriere nützt, muss sich freilich zeigen: Einerseits erhöht es die Bekanntheit, andererseits macht man sich nicht nur Freunde.
    Aber im Gegensatz zu Strumias Thesen sind Hossenfelders Thesen, die theoretische Physik werde von einem falschen Schönheitsideal in die Irre geführt, nicht offensichtlich falsch, wohl begründet, und sie stehen nicht im Verdacht, bestimmte Gruppen in der Gesellschaft zu diskriminieren. Was das CERN-Werbevideo angeht, stimme ich ihr zu, dass hier physikalische Sachverhalte so stark popularisiert wurden, dass sie missverständlich werden. Und dass sie Werbung für ihr Buch macht, ist ihr gutes Recht. Ich habe es noch nicht gelesen, aber es bekommt tolle Reviews von klugen Leuten wie Frank Wilczek oder Christof Koch.

  75. @Balanus:

    Ich vermute mal, es geht um die Passage, wo Sie meinen, dass „Frauen als Frauen wahrgenommen werden wollen“, was sie aber „unter Physikern eher vermissen“.

    Aber hier unterstelle ich doch niemandem irgendetwas. Ich glaube, es ist unstrittig, dass wir alle unser Selbstbild unter Verwendung von verschiedenen Narrativen und Rollen konstruieren, bei denen die Genderidentität oft eine wichtige Rolle einnimmt. Wenn wir uns für einen Beruf entscheiden, geht es nicht nur um Talent und Fachinteresse sondern auch darum, ob wir diesen Beruf in dieses Selbstbild integrieren können. Und diese Fragen treten bereits in der Kindheit auf. Mir ging es hier um die Behauptung, Frauen hätten Probleme, sich mit der Physik zu identifizieren, weil sie dort sexistisch auf eine bestimmte Rolle festgelegt würden durch Werbung wie diese: http://blogs.discovermagazine.com/cosmicvariance/files/uploads/edmundoptics_front.jpg
    Meiner Meinung steht das im Gegensatz zu der Tatsache, dass sich Mädchen angesprochen werden von Mathebüchern, die so beworben werden: http://www.kissmymath.com/

    Ich denke auch, dass es Fakt ist, dass Frauen sich im Durchschnitt mehr Gedanken um ihr Äußeres machen als Männer im Allgmeinen und männliche Physiker im Speziellen um das ihre. Daher meine These, dass der Mehrzahl von Frauen das Image der Physik eher zu langweilig und unsexy als zu sexistisch im oben genannten Sinn ist. Unterstellen tue ich dabei keinem Individuum irgend etwas. Und wenn jede These, warum Frauen sich von der Physik weniger angesprochen fühlen, als Unterstellung gewertet wird, können wir die Diskussion einstellen.

  76. @Balanus, Päs: Wissenschaftler(innen) und Mode

    Ein gutes Beispiel ist die LMU-Professorin Barbara Vinken, die sich im ZEIT-Interview (den Link fand ich nicht auf die Stelle) mal über die langweilige Mode ihrer männlichen Kollegen beschwerte. Ihr Buch “Angezogen” (2013) über die Geschichte der Mode ist sehr lesenswert.

    Näherungsweise schrieb Sie hier:

    Mit dem Eintritt des Mannes in die Moderne wird sein Körper aufgehoben, eingeschmolzen in Korporation. Die Kleidung uniformiert die Leistungsträger zu einem Kollektivkörper; sie bekleiden ein Amt. Ich weiß nicht, was Ihre Erfahrung mit Institutionen ist, aber ich kann und werde nie eine Institution verkörpern können. Frauen bleiben dort Fremdkörper, eingeschlossen ausgeschlossen.

  77. @ Heinrich Päs

    Wenn Sie schon in diesem Blog-Artikel öffentlich zur Untersuchung und Diskussion stellen, ob das „Gender-Verhalten“ von namentlich genannten Kollegen aus dem Wissenschaftsbetrieb wie zum Beispiel Alessandro Strumia und Sabine Hossenfelder in Ordnung ist , würde ich persönlich interessant finden, dass Sie auch das „Gender-Verhalten“ von einem Ihrer Kollegen hier bei SciLogs untersuchen, Prof. Helmut Wicht, und zwar aus seinem letzten SciLogs-Blogartikel Englische Assoziationen vom Präparierkurs.

    Was halten Sie von dem Verhalten Ihres männlichen Kollegen im Wissenschafts- bzw. Lehrbetrieb gegenüber einer Studentin? Finden Sie es in Ordnung?

    Ich persönlich schließe mich als Frau den Vorwürfen des 3. Kommentatoren in dieser Diskussion an:

    Zitat P. R. – 30. November 2018 @ 11:42:

    Ob das öffentliche* Kommentieren des Aussehens** der hierarchisch*** untergeordneten, offenbar jüngeren Studentin in Zeiten von #MeeTo (auch an den Unis) angebracht und professionell ist, soll jeder selbst entscheiden.
    Falls diejenige, die es betrifft, dies in dem Moment als übergriffig empfunden hätte, wäre sie vermutlich nur eingeschränkt begeistert, dies hier lesen zu müssen.

    Viele Konjunktive, ich weiß. Aber die Möglichkeit muss in Betracht gezogen werden.

    Dafür kann ja keiner was.

    * mit limitierter Leserschaft, aber trotzdem öffentlich
    ** ob wohlwollend oder nicht spielt dabei keine Rolle
    *** als Auszubildende in Abhängigkeit z.B. durch Notendruck oder Weiterempfehlungen

    .
    Darf ich fragen, Herr Päs, was Ihre persönliche Meinung ist?

  78. @Heinrich Päs // 19. Dezember 2018 @ 13:51

    » Mir ging es hier um die Behauptung, Frauen hätten Probleme, sich mit der Physik zu identifizieren, weil sie dort sexistisch auf eine bestimmte Rolle festgelegt würden…«

    Diese Behauptung ist auch in meinen Augen haltlos. Aber ich denke nicht, dass das (vermeintliche?) „Image der Physik“ („unsexy“) bei der Studienwahl eine nennenswerte Rolle spielt, da geht es eher um Neigungen und sicherlich auch um Vorbilder aus dem Kreis der Verwandten und Bekannten (inklusive Lehrer).

    Wenn gemäß Ihrer These „Sexiness“ für viele Frauen ein Kriterium für die Wahl eines Studienfachs wäre, dann könnte man fragen, was denn an Biologie oder Medizin oder Psychologie so sexy erscheint, dass es Frauen dort verstärkt hinzieht. Und wieso Frauen in anderen Fächern „als Frauen“ wahrgenommen werden und gerade in der Physik nicht.

    Nein, das ergibt in meinen Augen alles keinen Sinn. Frauen, die das Zeug zu einem Physik- oder Ingenieursstudium haben, haben gewiss auch ein entsprechendes Selbstbild und ein hinreichend gefestigtes Selbstbewusstsein. Und sie kleiden sich so, wie es ihnen gefällt—und vielleicht auch Männern gefällt.

    Eine andere Frage ist, ob der weibliche Mensch im statistischen Mittel genetisch/hormonell bedingt weniger an Physik interessiert ist als der männliche Gegenpart. Da bin ich überfragt.

  79. @Stephan Schleim / Mode

    Ich habe schon immer gerade die Menschen bewundert, die sich unabhängig von Modetrends zu kleiden wussten, also einen ganz eigenen Kleidungsstil quer zum jeweils aktuellen Mainstream pflegten.

    Leider (oder glücklicherweise?) gibt es für einige Berufe gewisse Dresscodes, an die man sich anpassen kann oder muss, je nachdem. Ist wohl auch nicht sonderlich sexy.

  80. @Balanus:

    Wenn gemäß Ihrer These „Sexiness“ für viele Frauen ein Kriterium für die Wahl eines Studienfachs wäre, dann könnte man fragen, was denn an Biologie oder Medizin oder Psychologie so sexy erscheint, dass es Frauen dort verstärkt hinzieht. Und wieso Frauen in anderen Fächern „als Frauen“ wahrgenommen werden und gerade in der Physik nicht.

    Können Sie sich Big Bang Theory genauso gut mit Biologen als Hauptfiguren vorstellen? Tatsache ist, dass Physik schon ein besonders “nerdiges” und weltfremdes Image hat.

  81. @Heinrich Päs 21. Dezember 2018 @ 00:55

    Können Sie sich Big Bang Theory genauso gut mit Biologen als Hauptfiguren vorstellen? Tatsache ist, dass Physik schon ein besonders “nerdiges” und weltfremdes Image hat.

    Aber Amy ist doch Neurobiologin. Und eine gewisse geistige Verwandschaft mit Sheldon ist doch nicht zu leugnen.

  82. Ein prominentes Opfer der sexistischen Diskriminierung von Frauen in der Physik könnte die Physikerin Marie Curie sein: Sie wurde aufgrund ihrer Liebesaffäre mit dem Physiker Paul Langevin das Ziel einer medialen Hetzkampagne von ungeheuerlichem Ausmaß, die sie wohl für den Rest ihres Lebens privat belastet haben dürfte, siehe Die „Langevin-Affäre“.

    Sie wurde als Frau für die Schuld der Ehebrechung verfolgt, Paul Langevin als Mann nicht.

  83. @Heinrich Päs

    Vielleicht lag meinerseits ein Missverständnis vor: Ich hatte bei der Behauptung „Frauen wollen als Frau wahrgenommen werden“ speziell die Physikerkollegen im Blick, aber gemeint war wohl eher das nichtakademische Umfeld: Frauen meiden das Fach Physik vor allem deshalb, weil sie nicht als weltfremde „Nerds“ gelten wollen. Nicht zuletzt deshalb, weil das ihre Chancen beim männlichen Geschlecht mindern könnte. Wobei die Frage, ob hier primär soziale Rollenbilder oder biologische Determiniertheiten zum Tragen kommen, offen bleiben muss.

  84. Frau: Nature is not natural! Space is not a continuum! Noethers theorem can not be applied. But physicists were lost in simple math and applied Noethers theorem.
    Mann: Die Welt ist wunderbar!
    Joker: Das Universum ist hässlich. Gravitation ist sein Makel! ART ist Schminke, um den Makel zu verbergen.

    Sexismus sagt uns, dass wir keine Angst haben müssen, wenn Frau Hossenfelder mit Papier und Bleistift auf dem Gebiet der ultrakalten Quantenflüssigkeiten tätig ist.

    Wieso sie die hässliche Formel E<m*c*c mathematisch untersuchte, das Ergebnis in ihrem Blog jedoch nicht in ihrem Buch erwähnt, wird wie viele andere fehlende Kapitel wahrscheinlich ihr Geheimnis bleiben.

  85. Was bei Marie Curie zu diesem Blog-Artikel ggfs. auch passen könnte ist, dass sie offensichtlich in ihrem wissenschaftlichen Leben ziemlich konsequent auf ein feminines Aussehen in dieser reinen Männerwelt verzichtet hat. Ich habe zum Beispiel nie ein Foto von Marie Curie in der Öffentlichkeit gesehen, wo sie lächelt, sie hat immer den quasi obligatorischen ernsten Gesichtsausdruck der Wissenschaftler dieser Zeit und ihre Kleidung ist ebenfalls an der Farblosigkeit und der Nüchternheit der quasi uniformierten Männerkleidung angepasst. Einzig bei diesem Bild trägt sie eine feminine Bluse und man könnte vielleicht einen Hauch von Lächeln erkennen, vielleicht. Sie hat sich möglicherweise nicht getraut, sich als Frau und Mutter in dieser Männerwelt zu behaupten. Bei diesem offiziellen Bild der Solvay Conference allerdings, hat sie sich ein dezentes Zeichen ihrer Weiblichkeit mit einem nackten Unterarm erlaubt, finde ich gut.

  86. @ Heinrich Päs

    Wie lautet noch die deutsche Redewendung, Herr Päs, das mit den Krähen, den Augen und aushacken?
    Ich glaube mich zuerinnern, dass Sie mir in einem Ihrer Blogs eine gute Version davon gegeben haben, oder? 😉

  87. Drei kleine Anmerkungen:

    1. Zum zitierten Sean Carroll, der seinerseits einen Brief eines Geoffrey Marcy zitiert (ca. 2007), in dem er sich über ein “sexistisches Cover” beschwert. Marcy wurde wegen 7 Fällen sexuellen “Mißverhaltens” angezeigt und quittierte 2015 seinen Posten als Professor an der UCB – soviel zu diesen Personen.

    2. Strumia hat einen sehr persönlichen Punkt – Niederlage gegen eine “Quoten-oder-eben-auch-nicht”-Frau bei der Beförderung – vermischt mit einer generellen Bemerkung zur Bevorzugung der (wenigen) Frauen in der Physik. Sein Argument wäre ohne die persönliche Komponente sicher stärker ausgefallen.

    Die Empörung war – wie zu erwarten – nicht inhaltlich begründet, sondern “grundsätzlich”: Wie kann man es überhaupt wagen, Bevorzugung nach Geschlecht zu untersuchen. Das Einzige, was uns in D rettet, ist Art. 5 GG.

    “Natürlich” werden Frauen bei der Besetzung von Professuren bevorzugt, absurderweise solange, bis 50% erreicht sind, was angesichts der Studenten/Doktoranden/Habilitandenquoten in MINT und der geringen Anzahl an Professuren einem faktischen Berufsverbot für (einen Teil der) Männer gleichkommt.
    In MINT Frauen sind im Durchschnitt besser, in der Spitze schlechter als Männer – einfach weil es weniger sind. Zwei triviale Folgerungen aus der hohen Ungleichheit in den Anzahlen, die umgekehrt auch auf Kindergärtner/innen zutreffen.

    3. Die ganze “#metoo”-Show ist im Großen und Ganzen beschränkt auf einen Teil der weißen weiblichen Bevölkerung in USA+Europa. Kulturmarxismus, man könnte “konspirativ” auch sagen: Ein weiterer Schritt, Kontakte zwischen weißen Männern und Frauen zu erschweren im Kampf um eine “buntere” (im Klartext: nichtweiße) Welt.

  88. ” … eine gewagte Behauptung aufzustellen: Der Grund dafür, dass so wenig Frauen in der Theoretischen Teilchenphysik arbeiten, sei, dass von Natur aus weniger Frauen an Physik interessiert und für Physik begabt seien. Frauen würden nicht diskriminiert, vielmehr seien es Männer, die benachteiligt werden.”

    Wenig Frauen gibt es auch unter den Lesern von “Sterne und Weltraum”. Andreas Müller beerbte unlängst Uwe Reichert, was diesen zu einem umfangreichen Rückblick veranlasste. Gerade mal 5% der SuW-Leser sind Frauen. Wie ist das zu erklären?