Corona-Aufarbeitungs-Wunsch zum Jahresende
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Neben der Frage, wie wir in den kommenden Jahren mit Corona umgehen – weiterhin so gut wie keine koordinierten Gegenmaßnahmen oder zumindest Maßnahmen proportional zur durch die Impfung zwar deutlich gesenkten, aber nach wie vor nicht verschwundenen Gefährlichkeit? – wird inzwischen der Rückblick auf die ersten Pandemie-Jahre für sich genommen interessant. Auch der Rückblick ist natürlich aktuell noch sehr durch die Gegenwart geprägt. Aber einiges, was da derzeit an Artikeln kommt, finde ich durchaus interessant, jüngst etwa diesen ZEIT-Beitrag (28.12.2023) des Historikers Malte Thießen und des Molekularbiologen Emanuel Wyler.
Was ich mir aber wirklich von journalistischer oder historischer Seite wünsche ist eine Aufschlüsselung der Corona-Maßnahmen von Herbst/Winter 2020/2021. Damals war die Situation für politische Entscheidungsträger*innen in einiger Hinsicht einfacher als später.
Nicht-Komplikation Impfungen
Erstens gab es noch keine Covid-Impfungen, zu Anfang des Zeitraums gar nicht, später zumindest noch nicht in einem Ausmaß, dass ein nennenswerter Teil der Bevölkerung geschützt gewesen wäre. Wie man an damaligen Berichten sieht, war durchaus noch nicht klar, wie effektiv die damals in der Entwicklung befindlichen Impfungen gegen schwere Verläufe sein würden. Aber spätestens im Spätherbst war klar: Da kommt in nächster Zeit mit einiger Wahrscheinlichkeit etwas. In den USA zeichnete sich etwa ab Beginn des Herbstes ab, dass zumindest dort ein Impfbeginn vor Jahresende 2020 möglich sein würde.
Das hieß für politische Entscheidungen, auch die in Deutschland: Es bestand eine realistische Chance, dass Eindämmungs-Maßnahmen nicht etwas Unvermeidliches lediglich etwas nach hinten schieben würden, sondern dass solche Maßnahmen deutlich wirksamer sein, nämlich die für schwere Verläufe besonders Anfälligen so lange überleben lassen würden, bis die Impfung die Lage grundlegend ändern könnte.
Nicht-Komplikation Varianten
Zweitens spielten Covid-Varianten bis Ende 2020 in Deutschland noch keine Rolle. Alpha begann hier erst im Frühjahr 2021, sich durchzusetzen, hier ein Screenshot vom Varianten-Dashboard des RKI von Anfang 2021 bis Anfang 2022:
Die Komplikation, dass jetzt evt. alles aufgrund einer aggressiveren Variante noch schlimmer oder aufgrund einer milderen Variante automatisch besser würde, oder dass vielleicht die veränderten Viruseigenschaften früher wirksame Gegenmaßnahmen wirkungslos(er) lassen würde, gab es in dem hier betrachteten Zeitraum demnach nicht. Was da Menschen infizierte, war dasselbe Virus wie vorher.
Daten zu Todesfällen
Was Inzidenz-Zahlen angeht, befanden wir uns zugegebenermaßen damals im gleichen weitgehend selbstgewählten Blindflug wie jetzt. Wir hatten kein repräsentatives Corona-Panel, und soweit ich sehen kann erschöpften sich selbst später entsprechende RKI-Bemühungen in einer Erfassung der “zweiten Welle”. Derzeit gibt es noch SentiSurv RLP, wo zumindest in fünf Städten in Rheinland-Pfalz eine Teilnehmer*innen-Kohorte im Auge behalten wird und belastbare Inzidenz-Zahlen liefert. Aber auf Dauer ist auch jenes Projekt soweit ich weiß nicht angelegt. Insofern kann ich nachvollziehen, warum im Herbst/Winter 2020/2021 jede*r, der/die das wollte, die Zahlen zu steigenden Inzidenzen bei Bedarf kleinreden konnte – etwa mit dem Argument, auch die Zahl der Tests habe zugenommen.
Bei den Todesfällen wird das allerdings auch damals bereits schwieriger gewesen sein. Und ja, ich kenne den Schaden, den die Formulierung “mit oder an Corona gestorben” in dieser Hinsicht angerichtet hat (siehe mein Punkt 6 in diesem Beitrag). Aber sobald man einmal weiß, dass das “mit” im dortigen Sprachgebrauch von vornherein eben nicht mit einschloss, dass Menschen an eindeutig anderen Ursachen starben, nur eben zufällig begleitend auch mit Corona infiziert waren, sind die entsprechenden Sterbezahlen eben doch noch einer der unproblematischsten Indikatoren dafür, was da jeweils gerade vor sich ging und geht – insbesondere in der Zeit, bevor Impfungen und Virus-Varianten die Rahmenbedingungen änderten.
Diagramme richtig lesen
Und ja, natürlich frage ich mich zynisch, ob Diagramme wie dieses hier aus dem RKI-Situationsbericht vom 24. November 2020 damals von den Politiker*innen gelesen wurden als “schon schlimm dass wir mit den Sterbezahlen jetzt näher an das Maximum der ersten Welle kommen, aber glücklicherweise geht es ja jetzt wieder ‘runter”.
Und nein, der entsprechende Situationsbereicht weist im Text nicht darauf hin, dass insbesondere die letzte Säule ganz rechts, die den Anschein erzeugt, dass es schon wieder nach unten geht, ein Artefakt ist – hier sind bloß die gemeldeten Sterbefälle gezeigt (das wiederum ist im Text natürlich sehr wohl korrekt so formuliert), und da kommt typischerweise noch etwas nach. Aus meiner Sicht ein klarer handwerklicher Fehler der Wissenschaftskommunikation vom RKI in Richtung der politischen Entscheidungsträger*innen.
Hier ist zum Vergleich das entsprechende Diagramm aus dem RKI-Situationsbericht vom 29.12.2020 dahintergelegt, einfach grafisch durch Neuskalieren/Umfärben des Dezember-Diagramms:
Zum 24. November 2020 war also insbesondere das Maximum der ersten Welle bereits überschritten. Wer stattdessen mental die jeweils letzten 2 bis 3 Wochen beiseite gelassen hätte, hätte ein recht klares Bild davon gewonnen, dass es mit den Zahlen immer weiter aufwärts ging. Zumindest mit der Einschränkung, dass man sich der Probleme mit den Zahlen der direkt letzten Wochen bewusst sein muss und nicht jede Woche aufs Neue “Yay, es geht gerade wieder abwärts!” denken darf, gaben die Sterbezahlen seit Anfang Herbst einen deutlichen Hinweis darauf, dass da etwas aus dem Ruder läuft. Dass bald die Maximal-Sterbefälle-pro-Woche der ersten Welle überschritten waren und es nach wie vor nach oben ging. Dass wir bereits im November den Bereich von “2 Jumbojet-Abstürze pro Woche” hinter uns gelassen hatten und uns 3 solchen Abständen pro Woche näherten.
Corona live: Was ging damals in den Köpfen vor?
Mein Corona-Aufarbeitungs-Wunsch zum Jahresende ist, ein Bild davon zu bekommen, was damals in den Köpfen vorging. Aus dem, was in den Nachrichten zu lesen war, ergibt sich ja ein eher lückenhaftes Bild. Eine Lage, die bereits Ende Oktober als “drastisch” erkannt wurde – was sich aber nicht in den beschlossenen Maßnahmen widerspiegelte. Stattdessen so etwas wie die Sitzung Mitte November, in denen erst einmal gar nichts Neues beschlossen wurde. Was ich gerne hätte, ist so etwas wie Bob Woodward’s Buch “Bush at War”, nur eben für Herbst/Winter 2020/2021 in Deutschland: jemanden, der Hintergrundgespräche mit allen Beteiligten führt, die Quellen auswertet, die Chronologie zusammenstellt und das Ganze zusammenhängend aufschreibt. Und ja, mir ist bewusst dass ein solches Buch nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Und dass nicht alle, die da interviewt werden, objektiv oder auch nur subjektiv die Wahrheit sagen – und sei es, weil sie bestimmte Dinge im Lichte dessen, was danach geschah, tatsächlich anders erinnern, als sie wirklich waren.
Aber selbst subjektive Selbsteinschätzungen von damals fände ich spannend. Zumal es mit den damals verfügbaren Sterbefall-Daten ja durchaus einen Bezug gibt: Was haben die, die da entschieden haben, denn gedacht, was passiert? Und auf welcher Grundlage? Waren das damals eher Bauchentscheidungen, oder standen dahinter doch Risiko-Abwägungen – und warum ist man damals welche Risiken eingegangen? Welche Einschätzungen von “Herdenimmunität” oder einer evt. unvermeidlichen Durchseuchung standen da ggf. im Hintergrund? Wie wurden Diagramme gelesen, wie Verzögerungseffekte bewertet?
Regelmäßige Leser*innen diese Blogs wissen, dass meine eigene Skepsis noch weiter geht, und dass ich starke Anzeichen dafür sehe, dass im Herbst/Winter 2020/2021 zehntausende Corona-Tote vermeidbar gewesen wären, hätten wir früher und konsequenter auf die ansteigenden Sterbezahlen reagiert. Das wäre dann für mich die nächste interessante Frage. Aber eins nach dem anderen. Als Erstes würde mir schon reichen besser zu verstehen, was damals in welchen Köpfen zumindest so ungefähr vorging.
“Was ging damals in den Köpfen vor”, das setzt voraus, dass man Daten richtig analysiert und Schaubilder richtig lesen kann.
Mein Verdacht ist, dass die Wissenschaftswelt auch dazu lernen musste. Die Pandemie war ja neu.
Und das Entstehen der Querdenkerszene zeigt, dass eben wissenschaftliches Denken nicht jedem gegeben ist.
Herr Pössel, im Grunde haben Sie ja alles schon angesprochen. Also , was wünschen Sie sich ?
Spassig könnte man ja antworten :”Nach dem Markt sind alle Weiber klug”.
Aber wie es den Anschein hat, doch nicht.
Ich habe über bestimmte Möglichkeiten nur spekuliert. Mich würde interessieren, wie die Betroffenen das sahen/sehen.
Wenn Sie mit Betroffenen die Leute auf der Straße meinen ,Herr Pössel, dann herrscht bei denen immer noch Unsicherheit.
Eine Polin meinte, viele ihrer Bekannten seien am Impfen gestorben und sie hat auch Beispiele angeführt.
Die meisten unserer Bekannten sind zum Impfen gegangen und sie sind auch nicht ernsthaft erkrankt.
Und es gibt sie noch , die Vorsichtigen, die auch heute noch im Supermarkt einen Mundschutz tragen.
Eine Apothekerin, die noch heute gegen Corona Impfungen durchführt, die blickt optimistisch in die Zukunft und meinte die Coronainfektionen verlaufen heute unauffällig.
@ Markus Pössel – “wie die Betroffenen das sahen/sehen.”
Ich bin insofern betroffen, als ich im Gesundheitswesen arbeite.
Und leider ist es ziemlich normal, dass Angehörige zum Weihnachtsbesuch im Altenheim auch ihre erkälteten Kinder mitbringen und die Alten so was nicht verkraften.
Das ist ja nicht erst seit Corona so (dass tausende Tote vermeidbar wären. Nur die Relation war anders.)
Allerdings habe ich mich in dem Zusammenhang sehr über dieses unterkomplexe “an oder mit” aufgeregt. Ein alter Mensch reagiert nun mal anders auf “Schnupfen”, rsp. Grippe. Dass dieser Virus leichter in die Lunge vordrang und es keiner (bakteriellen) Lungenentzündung mehr bedurfte, um richtig übel auszugehen wurde in meinen Augen zu wenig thematisiert. (Der Vergleich mit der Grippe war ja schon im Frühjahr “verbrannt”.)
Außerdem erinnere ich mich noch gut daran, wie uns die Impfung um Weihnachten herum wie ein “Geschenk des Himmels” vorkam – alle Welt reagierte auf diese “Perspektive”, als würde Perspektive nicht nur “Aussicht”, sondern “gute Aussichten!1!!” bedeuten.
Als wären “Hindernisse” (also das, was noch vor einem liegt), dann nicht sichtbarer, sondern verschwunden.
(Was eine sterile Impfung ist wurde zu wenig, bzw. erst später, thematisiert.
Aber nach dem Umgang mit der “informierten Impfentscheidung” haben sie ja nicht gefragt.)
Woran ich mich auch noch gut erinnere ist der Umgang mit dem Präventionsparadox – was hatte die Titanic doch für ein Glück, dem Eisberg begegnet zu sein, sonst wüsste heute kein Mensch mehr, dass sie einmal als das “sicherste Schiff der Welt” vom Stapel lief.
(Anscheinend verstand kaum einer, dass die Vermehrung von Viren eine mathematische Seite hat – und es nichts “persönliches” ist, wenn man versucht, auf dieser Ebene zu intervenieren.)
Im Oktober (bzw. November) ´20 war, zumindest mir, klar, dass es mehr darum ging, das Weihnachtsgeschäft “nicht zu stören”, als darum, die Sachlage anständig zu kommunizieren.
Und genau das gleiche wiederholte sich im Herbst ´21 und auch noch ´22, als es weniger um Tote, aber um die Gefahr für die Infrastruktur durch zu viele Krankheitsfälle ging. (Bzw. geht, das Spiel dauert ja an.)
Mein Fazit: “Brot und Spiele” sind wichtiger (oder zumindest dominanter) als die rationale Einschätzung der Realität.
Ich halte nicht viel von angemessenen Reaktionen. Ich habe die ganze Zeit das Potenzial des Virus gesehen – egal wie winzig die Chance, dass es zur Schwarzen Pest mutiert, wir hatten zwei Spezies, die einander quasi zum ersten Mal begegnet waren und emsig experimentierten, um sich aneinander anzupassen, und wir hatten Milliarden Petrischalen geschaffen, mit Versuchsreihen, die über Jahre gingen. Am Ende hat eine Coladose voller Staub die Menschheit zwar mühelos bezwungen, zugeritten, domestiziert und sich dem Pantheon unserer pathogenen Götter hinzugesellt, die mit uns machen können, was sie wollen, weil wir sie als Selbstverständlichkeit hinnehmen. Doch unser neuer Herr und Meister scheint von unserer willfährigen Unterwerfungsstrategie tatsächlich milde gestimmt worden zu sein, deswegen war es wohl doch richtig, nicht aufzumucken und bloß über Kapitulationsbedingungen zu verhandeln.
Am Anfang hielten wir ihn sowieso für einen Killer, doch diejenigen, die in ihm nur eine bessere Grippe gesehen haben, lagen irgendwie näher dran. Und dennoch – die angemessene „scheiß drauf“ -Fraktion kann sich mehr Tote auf den Deckel schreiben als Hitler Juden, denn ein paar Millionen Opfer hätten (sehr theoretisch) vermieden werden können, ist für unzählige Long-Covid-Fälle verantwortlich, den ganzen wirtschaftlichen Schaden, den das Verschleppen der Seuche durch halbherzige Maßnahmen verursacht hat.
Übertriebene Panikreaktionen hätten uns mehr genützt. Ich meine keinen Lockdown-Terror wie in China, das war unmenschlich, dämlich und wird wohl keine Langzeitwirkung haben, die Viren werden ja wieder eingeschleppt, und überhaupt, wenn man die Infektionswege langfristig unterbricht, reagieren auch die alten Götter mit Aggro-Mutationen, unser Immunsystem schaltet auf Deutschland und wird mit nix mehr fertig, man erschafft eine Bubble Boy – Welt, in der man ohne Schutzanzug nicht mehr auf die Straße kann. Eine Zeitlang, ein paar Grippewellen später gibt sich das wieder, aber eben mit Toten.
Auf Disziplin der Bevölkerung zu setzen ist Unsinn – all unsere demokratische Eitelkeit ändert nichts daran, dass wir Pack sind, wenn wir etwas tun sollen, muss man uns prügeln oder kaufen, gutes Zureden nützt nichts. Volk und Regierung sind Arsch und Hirn, der Arsch zieht Sie mit all seiner Masse auf die Reißzwecke auf dem Stuhl, weil es der Weg des geringsten Widerstandes ist, dann jault er auf und gibt dem Hirn die Schuld, weil es ihn nicht zu Vernunft geprügelt hat, wogegen er sich mit all seiner demokratischen Masse jaulend und winselnd gewehrt hätte. Das Hirn hält es stets für eine super Idee, etwas Arsch für die Fitness zu verbrennen, und ist meist damit zufrieden, sich mit Schmerzmitteln zuzudröhnen, die es für das Jaulen des Arsches auf Reißzwecke taub machen, es ist ganz bestimmt nicht der Gute in dem Spiel. Natürlich kann man die Tatsache nützen, dass das Volk trotzdem für Regierung und füreinander ein Kasperle-Theater aufzieht, bei dem alle so tun, als würden sie sich an Regeln halten, um vor Polizei und Nachbarn gut darzustehen, falls die Strategie die Effekte braucht, die das Kasperle-Theater tatsächlich verursacht, verschieden von denen, die echtes Befolgen der Regeln hätte. Und so scheint das auch gewesen zu sein – Strategie Durchseuchung light, wer will, kann sich impfen lassen, wer nicht will, den impft Corona, die paar tausend Tote und Verkrüppelte, jo mei, a bissl Schwund ist immer, aber wenn’s eh die Schwächsten trifft, entlastet es wenigstens die Sozialkassen.
Aber es gab durchaus erfolgreiche Strategien mit flexiblen, lokalen Lockdowns, zum Beispiel in Indien oder in manchen Städten– alles mit begrenzter Wirkung, denn wenn Sie Corona loswerden, kommt es über die Grenze zurück, und wenn Sie eine koordinierte, zielgerichtete Aktion der gesamten Menschheit wollen, muss es schon der Klimawandel sein, der Dritte Weltkrieg oder die Covid-Apokalypse, bei der Covid zum Glück gestreikt hat. Da es uns als Geschlechtsorgan benutzt, haben wir endlich Leben auf Erden entdeckt, das intelligent genug ist, nicht mit seinem Pimmel zu denken. Ich motze hier rein theoretisch, in der Praxis gab’s wohl keine Alternative zur Durchseuchung mit ein paar Millionen Menschenopfern, um die Götter zu besänftigen, denn wenn ein Land Erfolg gehabt hätte, hätten den ihm 200 wieder zunichte gemacht. Aber es gab eben Ansätze.
Dann gäbe es noch technische Lösungen. Zum Beispiel die Filter in Schulen, die nie installiert wurden. Abzugshauben, Scheiben, wir mussten ja nicht die Viren lenken, sondern nur die Luft. Die Masken waren so scheiße, dass jeder sie sich bei jeder Gelegenheit vom Gesicht riss, beim Komfort waren da Lichtjahre Luft nach oben. Und so weiter – der Kapitalismus versagte auf ganzer Linie, Geld blieb auf den Börsen und Privatkonten, die Industrie reagierte wie die beleidigte Mimöschen-Trump-Primadonna, sobald man sie schüchtern bot, vielleicht doch einen Finger zu rühren. Wozu halten wir uns die ganze Scheiße, wenn sie nicht da ist, wenn wir sie brauchen? Industrie, Geld, sind unser Immunsystem und unser Hüftspeck, wir mästen uns die Sparschweine, damit wir sie im Notfall anzapfen können. Ob Corona oder Putin, beim Reality Check entpuppt sich das Ganze als ein riesiger, nutzloser Kackhaufen, der uns mehr schadet als nützt. Und von der Regierung sieht man nur die Füßchen zappeln, wenn die sich da hinein gefressen hat, ganz egal, wer an der Macht ist. Wählen Sie jetzt nicht Populisten, die sind die nächste Evolutionsstufe des demokratischen Politikers, die sind dreimal so gut in allem, wogegen sie protestieren. Aber wenn Sie Pack haben, das Sie nicht kaufen können, weil es schon all die Kohle hat und Sie sowieso schon abkassiert, bleibt nur Prügeln.
Die Kontaktbeschränkungen hätte man diversifizieren können – mit Freunden und Familie könnt ihr euch ablecken, wie ihr wollt, aber kein Ansabbern wildfremder Leute in der Öffentlichkeit. Was bei AIDS gilt, gilt auch bei Krankheiten, bei denen man einen FaceFuckPräser2 tragen muss – wer nicht will, muss nicht. Es ist nicht mal eine Frage des Pandemie-Bekämfpung, wenn man ein Fortpflanzungsorgan ist, ist einfach eine Frage der Höflichkeit, die Hose anzubehalten, statt sein Ding rauszuholen und allen Mitmenschen in der S-Bahn ins Gesicht abzuspritzen. Auf diese Weise wären nachvollziehbare Ketten und Cluster entstanden, die Sprünge zwischen diversen Gruppen, so selten sie auch gewesen sein mochten, wären öfter ausgeblieben. Und ein Sprung reicht, um einen ganzen Cluster zu schaffen.
Die Frage wäre aber, ob es nicht gerade die Tatsache war, dass jeder jemand kannte, der an Covid gestorben war, erst möglich machte, dass die Schafe überhaupt eine Strategie tolerierten– wie viele Menschen muss man töten und verkrüppeln, um eine angemessene Reaktion der Bevölkerung zu erzwingen? Corona war erfolgreich, weil es unterhalb der Panik-Schwelle operierte, es beunruhigte die Schafe, scheuchte uns auf, aber es „achtete“ schön darauf, keine entschiedenen Reaktionen auszulösen. Ist wie 9/11, wenn Sie Präsi sind und Ihnen die CIA meldet, dass zwei Flugzeuge aufs WTC zulassen, fragen Sie nur, ob Sie genug Ressourcen haben, entschieden gegen die erstarkenden Terrororganisationen vorzugehen, oder ob Sie den Anschlag diesmal noch verhindern müssen, denn wenn Geheimdienst und Militär nicht bereit sind, muss die Bevölkerung auch nicht bereit sein.
„Man hätte“ ist so Captain Hindsight. Aber das kommt eben als Fazit dabei heraus, wenn ich meine übertriebene Reaktion damals mit den Ergebnissen heute vergleiche – nicht all meine Ideen hatten Sinn, doch die Gefahr ernst zu nehmen, wäre vernünftiger gewesen. Aber wenn Sie es mit Schafen zu tun haben, ist weniger Vernunft vielleicht mehr.
Machen wir das nächste Mal also alles genauso, höchstens mit kosmetischen Veränderungen? Nun, es war Corona, das uns verschont hat. Andere Krisen werden nicht so gnädig sein. Je mehr Menschen dabei zu melden haben, desto tragischer werden die Folgen sein.
Neumann
31.12.2023, 20:40 Uhr
Und wie belegt? Meinung?
Ich meinte in dem Falle tatsächlich die Entscheidungsträger*innen. Aber in der Tat, Wissenschaftskommunikation zu Corona hat in einiger Hinsicht nicht gut geklappt – das ist dann noch ein ganz anderes Thema.
Uli Schoppe,
Die Frau, eine Polin, die schon 15 Jahre in Deutschland wohnt, hat mir ihre Bekannten genannt , die kurz nach der Impfung gestorben waren. Sie habe sich danach nicht impfen lassen.
Das war eine Aussage die ich nicht überprufen kann und auch nicht will.
Ich hatte versucht sie von ihrer Meinung abzubringen, gelang mir nicht .
Verlangst du von deinen Bekannten Belege ?
Hihi, der lustigste Artikel den ich hier bisher las. Danke!
Eine Aufarbeitung wird es unter der aktuellen Regierung nicht geben, weil niemand ein Interesse daran hat, da es nur “den Falschen” nutzen würde. Man müsste dann evtl. eingestehen, das die bösen Querdenker durchaus gerechtfertigte Bedenken hatten. Auch das brutale Vorgehen gegen die Demonstraten müsste dann aufgearbeitet werden.
Wie Frau Buyx kürzlich sagte, wären bei einer Aufarbeitung ja nicht nur ihr Etikrat sondern im Prinzip alle staatlichen Institutionen, der ÖRR und die gesamte Presselandschaft mit betroffen (O-Ton: “..und im übrigen – sie [Anm: gemeint sind die anwesenden Journalisten] wären da ja nicht außen vor, das wissen sie ganz genau”).
Finde ich nicht nachvollziehbar. Und für mich deutet auch an den genannten Daten nichts darauf hin, dass wir anders als katastrophal viel schlechter gefahren wären, wenn die Querdenker irgendetwas hätten entscheiden dürfen. Aber die Aussage kann natürlich daran liegen, dass ich ja laut Querdenker-Vorhersage sowieso schon längst an meiner Impfung verstorben bin. Psst, nicht weitersagen, das Spektrum ChatGPT dressiert hat als würde es so aussehen, dass hier Markus Pössel noch weiterbloggt 🙂
@Markus Pössel
“Aber die Aussage kann natürlich daran liegen, dass ich ja laut Querdenker-Vorhersage sowieso schon längst an meiner Impfung verstorben bin.”
Da haben wir ja zumindest eine Gemeinsamkeit. Auch ich müsste laut Gesundheitsminister Lauterbach schon seit dem Winter 2021/2022 verstorben sein. (Zitat: „Wahrscheinlich wird am Ende dieses Winters jeder geimpft, genesen oder gestorben sein“).
Dass Sie das Zitat offenbar als gleichwertig zur Wendler-Aussage “Letzte Warnung! Dr. Coldwell sicher: Im September sind fast alle Geimpften tot” werten und es dann gleich noch verfälschen indem Sie aus dem Lauterbachschen “die meisten” in der Wiedergabe mal ebenso ein “jeder” werden lassen (der Rest des als Zitat gekennzeichneten Textes ist auch allenfalls grob sinngemäß korrekt), bestätigt jedenfalls meine Vorurteile gegenüber Querdenker*innen :-/
“Dass Sie das Zitat offenbar als gleichwertig zur Wendler-Aussage “Letzte Warnung! Dr. Coldwell sicher: Im September sind fast alle Geimpften tot” werten..”
Das tue ich nicht. Wendler ist ein Spinner, der seine private Meinung kund getan hat. Lauterbach (und Spahn übrigens auch) haben die Aussage jedoch in ihrer Funktion als Gesundheitsminister getätigt.
“…und es dann gleich noch verfälschen indem Sie aus dem Lauterbachschen “die meisten” in der Wiedergabe mal ebenso ein “jeder” werden lassen”
Ok, kleiner Fehler von mir. Das Zitat mit “jeder” stammt noch vom vorherigen Gesundheitsminister Spahn. Das ändert aber wenig daran, dass diese Aussage von einem Gesundheitsminister in amtlicher Funktion getätigt wurde.
Als einigermaßen billiges tit-for-tat zum Wendler-Zitat kam es allerdings daher. Kleine Korrektur: “so ziemlich jeder”. Wie weit das letztlich eingetroffen ist, ist nicht so einfach zu sagen. Würde in der Sache auch an der Besorgnis-Äußerung vorbeigehen, um die es sich bei Lauterbach wie bei Spahn handelte. Dass sich Gesundheitsminister in solch einer Situation Sorgen machen und auf die Ernsthaftigkeit der Situation hinweisen, finde ich im übrigen gut. Die Formulierung selbst hätte sicher jeweils noch besser sein könnte. Das “wahrscheinlich” ordnet ja aber bereits ein, dass es keine unabwendbare Vorhersage ist.
Das Zitat findet sich wortgleich in der Überschrift eines Artikels in der FAZ.
Nur für die, die auf so etwas Wert legen, es wird hier allerdings Jens Spahn zugeschrieben.
Übrigens, irgendwann können aus anfänglichen Vorurteilen, werden sie häufig bestätigt, auch gerechtfertigte Urteile werden.
Herr Lauterbach ist ein vorsichtiger Mensch und er wird in der Öffentlichkeit als übervorsichtig beurteilt.
Und….es gibt auch die Menschen, die sich für unsterblich halten und jede Warnung in den Wind schlagen.
Dazwischen muss jeder seinen eigenen Weg finden.
Wie es bei den Entscheidungsträgern aussieht ?
Das ist eine grundsätzliche Frage. Wie vorgebildet muss ein Entscheidungsträger sein. Muss er sein Resort studiert haben ? Ist er ein ängstlicher Mensch, ist er ein mutiger Mensch, hat er für die Sachfragen gute Berater ?
Oder ist er so charismatisch dass man ihm alles glaubt ?
Gegen den ersten Teil würde ich einwenden: Bei einem Thema mit so breiten Auswirkungen, das auf individueller Basis nicht zu kontrollieren ist, sollte eben nicht jede*r seinen eigenen Weg finden müssen. Sondern wenn es um solche Größenordnungen geht, muss der Staat aktiv werden. Über Art und Umfang der Maßnahmen kann man dann natürlich wieder diskutieren.
Die Frage nach Vorbildung etc. ist wichtig; es gehört aber offenbar außerdem noch die Kompetenz dazu, ein so komplexes Gebilde wie ein Ministerium zu führen – Teil davon ist, sich beraten zu lassen. Wenn wer immer da am Hebel sitzt allerdings zu einfach tickt – z.B. bei der grundsätzlichen Entscheidung, wie viel Gewicht ein bestimmtes Thema bekommen soll – ohne “eingebaute Korrekturmöglichkeit” wird es schwierig.
Markus Pössel,
Nur als Beipiel. Im Augenblick gehen die Ansteckungszahlen für Atemwegserkrankungen wieder hoch.
Wie soll man als älterer Mensch reagieren ? Mit einer Mundmaske herumlaufen, sich erneut gegen Corona impfen lassen? Wir haben den Zwischenweg gewählt und haben uns impfen lassen. Auf die Maske verzichten wir, die ist nach meiner Einschätzung noch nicht notwendig.
Was jetzt die Kompetenzen betrifft. Unser Wirtschaftsminister ist studierter Philosoph. Finde ich nicht so doll, ja geradezu fahrlässig. Bei den Bauernprotesten hat sich gezeigt, dass ihm sogar das Gefühl für die Stimmung im Lande fehlt.
Bei dem Bankenkonflikt 2008 hat sich gezeigt, dass gerade die Banken der öffentlichen Hand am meisten betroffen waren. Der Grund war, dass die Aufsichtsräte mit “verdienten Parteimitgliedern” besetzt waren , aber nicht mit Fachleuten.
Staatliche Institution sind besonders gefährdet wenn es um Sachkompetenzen geht. Wenn ich daran denke , wie die Kultusministerien während der Coronazeit agiert haben, …..ohne Konzept.
Ich habe im Winter tatsächlich in öffentlichen Innenräumen wieder Maske getragen. Aber darum geht es doch hier: Ich als Einzelperson kann z.B. nicht veranlassen, dass es in Innenräumen vernünftige Lüftungskonzepte gibt. Das hätte man zumindest an Schulen in Angriff nehmen können – positive Wirkung auch ganz ohne Virus, insofern wäre da noch nichtmal eine Abwägung, ob es noch eine neue Welle gibt, nötig gewesen.