Berichterstattung über Kernfusion vor einem Jahr: Die verflixte Energiebilanz

Sammlung von Schlagzeilen zum Kernfusions-Durchbruch

Die DOE-Pressekonferenz

Wichtige Primärquelle für die Berichterstattung war die entsprechende Pressekonferenz des DOE am Dienstag, den 13. Dezember 2023 um 16 Uhr unserer Zeit, 10 Uhr lokaler Zeit (Eastern Time). Immerhin leben wir in Zeiten, wo solche Pressekonferenzen auf YouTube archiviert sind:

Die zugehörige Pressemitteilung sagt: “On December 5, a team at LLNL’s National Ignition Facility (NIF) conducted the first controlled fusion experiment in history to reach this milestone, also known as scientific energy breakeven, meaning it produced more energy from fusion than the laser energy used to drive it.” Später wird genauer ausgeführt: “LLNL’s experiment surpassed the fusion threshold by delivering 2.05 megajoules (MJ) of energy to the target, resulting in 3.15 MJ of fusion energy output, demonstrating for the first time a most fundamental science basis for inertial fusion energy (IFE).” Die Pressemitteilung ist also sorgfältig so formuliert, dass nichts Falsches behauptet wird. Aber der entscheidende Kontext des Gesamt-Energieaufwandes fehlt dort völlig.

In der Pressekonferenz wäre es bei Minute 24 eigentlich wichtig gewesen zu sagen, was Sache ist. Dort wird gefragt wie lange es noch bis zu kommerziellen Anwendungen dauert. Die Antwort: Eine ganze Weile, es gäbe noch eine ganze Reihe Hürden. Als konkretes Beispiel kommt dann aber, dass man für kommerzielle Anwendungen eine viel schnellere Folge solcher Fusionsreaktionen erzeugen müsste. Dass man überhaupt erst einmal zu einem Netto-Gewinn kommen müsste, fällt unter den Tisch. Dann hakt aber ein anwesender Journalist nach, bei Minute 26: Energiegewinn schön und gut, aber wie hoch sei denn die benötigte “wallplug energy” gewesen – also die Energie, die aus der Steckdose kam (um die Laser überhaupt erst zum Leuchten zu bringen)? Die Antwort war dann eindeutig: Der Laser benötigt 300 Megajoule, damit 2 Megajoule an Laserenergie beim Target ankommen und dort 3 Megajoule an Energie freigesetzt werden. Wer sich die Pressekonferenz vollständig angeschaut hat, hatte also in der Tat alle nötigen Informationen. Und ja, diese Information stand ganz von Anfang an zur Verfügung. Die Version, die im YouTube-Kanal des US Department of Energy auch jetzt noch online steht, ist eindeutig als Livestream gekennzeichnet.

Am Tag zuvor hatte die Financial Times anhand von Aussagen von Forschern über das Ergebnis berichtet; andere Zeitungen, etwa die Daily Mail, hatten sich auf dieser Basis der Berichterstattung angeschlossen.

Das Science Media Center Deutschland hatte bereits am 13.12.2022 als “rapid reaction” Informationen unter dem Titel Möglicher Durchbruch bei der Fusionsvorschung veröffentlicht. Dort wird direkt nach den einleitenden Absätzen auf das zu erwartende Hauptproblem hingewiesen: “Um die Bedeutung dieses Experiments für ein mögliche Stromerzeugung einzuschätzen, kommt es auf zwei weitere Dinge an: Zum einen muss die gewonnene Energiemenge richtig zugeordnet werden. In der Regel wird in der Forschung nur die Energiebilanz des Plasmas selbst angegeben. Dabei wird nicht berücksichtigt, wie viel Strom zum Beispiel in die Laser geflossen ist, also die Gesamtbilanz. Für eine künftige Stromerzeugung ist es aber wichtig, dass die Gesamtbilanz der Fusion positiv ist. [I]. Während der Vorstellung ihrer Ergebnisse bezifferte das Forscherteam die vom Laser für die Zündung der Fusion aufgenommene Energiemenge mit rund 300 Megajoule (MJ). Die Energie des Laserlichts habe 2,05 MJ betragen, bei der Fusion wurden rund 2,9 bis 3 MJ freigesetzt.” Da waren die entscheidenden Informationen also auf alle Fälle verfügbar. Wie beim SMC üblich folgen dann noch Expert*innen-Statements, und zwar in diesem Falle von Sybille Günter, Klaus Hesch und Christian Linsmeier. Günter geht gleich bei der ersten Antwort ebenfalls auf den Knackpunkt ein – in einem Statement, das ob der vorsichtigen Formulierung mutmaßlich noch vor der Pressekonferenz getroffen wurde: „Es wurde mutmaßlich erstmals mehr Energie durch Fusionsreaktionen freigesetzt als der Laser eingestrahlt hat. Nicht einberechnet bei dem ‚net energy gain‘ ist die Effizienz der Laser, bei der Umwandlung von elektrischer in Laser-Energie.“ Auch bei Hesch geht es über weite Strecken darum, dass man vorsichtig sein muss, welche Energiemenge für die Berechnung eines Netto-Werts herangezogen wird.

Ausgewählte Berichterstattung Dezember-Durchbruch

Über die Universität Heidelberg habe ich glücklicherweise auf die Zugriff auf die Online-Datenbank wiso (“Die Datenbank für Hochschulen”). Damit konnte ich diesmal systematischer Vorgehen als bei meinen früheren Berichterstattungs-Auswertungen. Konkret habe ich im Bereich “Presse Deutschland” nach den Worten “Kernfusion” und “Laser” im Zeitraum 13. Dezember 2022 bis 15. Dezember 2023 gesucht. Das liefert 512 Artikel, was allerdings nach mehr klingt, als es ist: Eine ganze Reihe davon sind sozusagen Dubletten, nämlich Fälle, in denen ein und dieselbe Agenturmeldung von einem Dutzend oder so regionaler und lokaler Zeitungen übernommen wurde. Ich bin dann zum einen die Artikel am und direkt nach dem 13. Dezember 2022 durchgegangen, zum anderen die späteren Artikel, die im Laufe des Jahres erschienen sind. Beiträge, die ich nicht auf diese Weise sondern durch direkte Suche gefunden habe, sind im Folgenden als solche beschrieben. Ich habe die Datenbank- und weiteren Links hier beigefügt, aber Datenbank- und Archivlinks dürften nur für diejenigen zugänglich sein, die (z.B. über ihre Universität) Zugang dazu haben.

SPIEGEL-Kurzzusammenfassung in zwei Sätzen: Zu kurz um im Hinblick auf das, was mich hier interessiert, aussagekräftig zu sein.

“Ein unendlicher Strom sauberer Energie” (Thomas J. Spang; 13.12.2022; Passauer Neue Presse, Mittelbayerische Zeitung, Nordbayerischer Kurier, etwas länger mit anderer Überschrift in Schwäbische Zeitung, Saarbrücker Zeitung ): Potenziell missverständliche Formulierung “Dort gelang es den Forschern der “National Ignition Facility” (NIF) am “Lawrence Livermore”-Nationallabor bei einer kontrollierten Kernfusion mehr Energie zu erzeugen, als sie für den Prozess einsetzen musste.” Keine Einordnung, keine Erwähnung der deutlich größeren insgesamt eingesetzten Energiemengen. Spang ist Gruppenkorrespondent deutscher Regionalzeitungen in den USA.

Der Zeit-Online-Artikel (hier die wiso-Version) von Johanna Michaels vom 13.12.2023 gibt zunächst einmal ohne Einordnung wieder, was in der Pressekonferenz behauptet wurde: “Erstmals sei es gelungen, bei einer kontrollierten Kernfusion mithilfe von Lasern mehr Energie zu gewinnen, als hineingesteckt wurde.” Die Einordnung mit der zusätzlichen Leistung für den Laser-Betrieb erfolgt erst deutlich weiter hinten und, für mich schwer nachvollziehbar, im Konjunktiv. Erst wird gesagt, für wirtschaftliche Anwendungen wäre ein noch deutlich größerer Energiegewinn nötig. Dann folgt der Satz “Dabei würde die Bilanz der Forschenden wohl sogar schlechter ausfallen, wenn man dabei nicht nur die Energie der Laser selbst, sondern auch die Energie einbezieht, die nötig ist, um die Versuchsanlage zu betreiben – alles in allem ergibt sich am Ende nur ein Energiegewinn von nicht mal einem Prozent.” Erstens ist das hier ja alles andere als ein Konjunktiv. Die hunderte Megajoule mussten ganz real investiert werden. Zweitens weist die Gesamt-Energie in diesem Falle gerade keinen Gewinn aus. Was da weniger als ein Prozent ausmacht, ist die bei der Reaktion freigesetzte Energie – der Umsatz, nicht der Gewinn. Die Gesamtbilanz, also freigesetzte minus vorgestreckte Energie, ist drastisch im Minus.

Die Berichterstattung der FAZ (leider nicht vollständig in der Datenbank verfügbar, daher hier aus dem FAZ-Archiv) beginnt mit einem dpa-basierten Text, US-Forscher schaffen Durchbruch bei Kernfusion (13.12.2022 auf FAZ.net). Der verwendet die häufige Formulierung “Erstmals wurde beim Verschmelzen von Atomkernen mehr Energie gewonnen als verbraucht, wie US-Energieministerin Jennifer Granholm am Dienstag in Washington verkündete.” Deutlich später im Text, unter der Zwischen-Überschrift “Gratulation aus Deutschland”, wird Thomas Klinger zitiert, Direktor am Max-Planck-Institut für Plasmaphysik in Greifswald. Dort folgt als indirektes Zitat dann auch “Er sagte, dass unter Berücksichtigung des Energiebedarfs der gesamten technischen Anlage auch in Kalifornien nicht mehr Energie erzeugt als verbraucht wurde. Die Rechnung beziehe sich vielmehr auf die im physikalischen Prozess ankommende Energie.” Direkt auf diese Äußerung eingehen tut der Text dann allerdings nicht.

Das Archiv der Süddeutschen Zeitung (leider ebenfalls nicht in der Datenbank) liefert als frühesten Treffen einen Teil des Nachrichtenpodcasts, mit dem Titel Kernfusion: Zu schön, um wahr zu sein?, als Autor*innen sind Lars Langenau und Marlene Weiß genannt. Die Beschreibung des Durchbruchs ist sehr vorsichtig: “Nun aber wollen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Kalifornien wirklich einen historischen Durchbruch erzielt haben. Im Auftrag der US-Regierung soll ihnen eine Kernfusion gelungen sein, bei der tatsächlich mehr Energie gewonnen als verbraucht wurde.” – den genauen Zeitpunkt des Podcasts, insbesondere ob der Podcast vor dem Pressekonferenz-Livestream stattfand, kann ich nicht rekonstruieren.

Der erste Beitrag auf den Online-Seiten der Süddeutschen stammt von dem freien Wissenschaftsjournalisten Andreas Jäger: Forschern gelingt ein Durchbruch in der Kernfusion (13.12.2022, am 14.12.2022 dann auch in der gedruckten SZ auf S. 12 als “Treffen sich zwei Wasserstoffkerne”). Der Untertitel ist in der bei den Berichen leider nicht seltenen Weise potenziell missverständlich: “Zum ersten Mal ist Wissenschaftlern eine Kernfusion gelungen, bei der mehr Energie gewonnen als verbraucht wurde.” Gleich im ersten Satz wird benannt “Mehr Energie zu liefern, als man hineinpumpt: Das sollte eigentlich das Minimalziel jedes Kraftwerks sein.” Der Text wählt dann als Formulierung für den Durchbruch selbst anschließend allerdings “Den Plasmaphysikern ist es offenbar erstmals gelungen, einen Energieüberschuss bei einem Kernfusionsexperiment zu erreichen, wie US-Energieministerin Jennifer Granholm am Dienstag mitteilte.” Zwei Absätze weiter folgen dann allerdings in der Tat die wichtigen relativierenden Informationen, mit eigener Zwischen-Überschrift “2,5 Megajoule sollen herausgekommen sein – aber die Laser verbrauchten das 200-fache”. Zitiert wird dazu Sibylle Günter, mit den auch im SMC-Germany-Text gelieferten Aussagen: “‘Das sind tolle Ergebnisse’, sagt die wissenschaftliche Direktorin des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik in Garching. Nicht einberechnet bei dem vermeintlichen Energieüberschuss sei jedoch die Effizienz der Laser. Der Nuklearenergie-Experte Tony Roulstone von der Universität Cambridge formuliert das noch drastischer: Zwar sollen bei hineingesteckten 1,8 Megajoule 2,5 Megajoule herausgekommen sein – allerdings werde verschwiegen, dass die Laser zunächst 500 Megajoule verbraucht haben, um auf die nötige Intensität zu kommen. Daher betrage die Energiebilanz in Wahrheit nur 0,5 Prozent. Und nicht, wie vom NIF berechnet, mehr als 100 Prozent der investierten Energie.” Damit sollten mögliche Missverständnisse ausgeräumt sein.

Ein Interview auf den Online-Seiten der SZ, ebenfalls am 14.12.2022, “Von einer Nettostromerzeugung sind wir noch sehr weit entfernt”, das Marlene Weiß mit Klaus Hesch vom Karlsruher Institut für Technologie geführt hat, legt noch einmal nach: Hesch wird direkt gefragt “Aber heißt das, dass tatsächlich schon Energie gewonnen wurde?” und antwortet “Nein, das ist ein Missverständnis. Zunächst mal muss man mehr Energie aufwenden, um die Laser zu betreiben, als diese dann ihrerseits einstrahlen.” Die interviewende Journalistin, gut informiert, fragt weiter “Nach ersten Angaben wurde etwa das 150-Fache der eingestrahlten Energiemenge benötigt.” Da weiß Sie an dieser Stelle offenbar mehr als Hesch, der allgemein antwortet “Ich kenne keine Zahlen dazu, aber da wird es Effizienzverluste geben. Der andere Punkt ist, dass der Energie-Output in Form von Wärme vorliegt. Bei der Umwandlung in Strom gehen nochmal rund zwei Drittel verloren. Das Ergebnis ist ein Meilenstein, aber von einer Nettostromerzeugung sind wir noch sehr weit entfernt.” – der letzte Satz daraus bildet dann auch den Titel des Interviews.

Die Badische Zeitung greift für den kurzen Beitrag “Energieversorgung der Zukunft oder eine Fata Morgana?” ebenfalls Klaus Hesch vom KIT zurück. Der wird zitiert mit der Aussage, wenn die Zahlen stimmten, dann “wäre dies in der Tat ein sehr beachtlicher, ja durchaus historischer, Erfolg” mit der Anschluss-Aussage “In jedem Fall wäre aber das Überschreiten des ‘break even` schon zwischen Heizenergie und Fusionsenergie ein wichtiger Punkt, der zum weiteren Optimieren hin zu einer insgesamt positiven Energiebilanz anspornt.” – insofern eine verpasste Chance, denn hätte wer immer das Interview führte Herrn Hesch alle bis dahin verfügbaren Informationen zur Verfügung gestellt, insbesondere die bei den Pressekonferenz-Nachfragen genannte Gesamt-Energiebilanz, dann hätte Herr Hesch ja, siehe das zweite Zitat, richtig einordnen können, was passiert ist und was nicht. Stattdessen steht diese allgemeine Aussage von Hesch neben den optimistischen Äußerungen u.a. der Bundesforschungsministerin und Skepsis von den Grünen; die klare Einordnung unterbleibt.

Im Themenkasten Was ist die Kernfusion? ist die entsprechende Formulierung dann auch mit bestem Willen nicht mehr nur als missverständlich zu interpretieren, sondern sie ist falsch: “Jetzt ist es Forschern erstmals gelungen, bei der Fusion selbst mehr Strom zu gewinnen, als zuerst benötigt wurde.” Eindeutig nein.

Der Kommentar von Claus Schöner (14.12.2022, Mittelbayerische Zeitung, Passauer Neue Presse, Abendzeitung) Noch ein langer Weg oder Ein erster Schrittbleibt allgemeiner und geht gar nicht (ob missverständlich oder nicht) auf die Energiebilanz ein.

Im Leitartikel/Kommentar von Mathias Koch vom 14.12.2023 unter Titelvariationen wie “Mit Fusion in Richtung Zukunft”, “Kernfusion braucht einen langen Atem” oder Kernfusion weckt Hoffnungen, abgedruckt in gleich einer ganzen Reihe kleinerer Zeitungen (Märkische Allgemeine, Kieler Nachrichten, Aller-Zeitung, Wolfsburger Allgemeine Zeitung, Lübecker Nachrichten, Osterländer Volkszeitung, Eichsfelder Tageblatt, Döbelner Allgemeine Zeitung, Leipziger Volkszeitung, Göttinger Tageblatt, Hildesheimer Allgemeine Zeitung, Oschatzer Allgemeine Zeitung, Segeberger Zeitung, Peiner Allgemeine Zeitung, Hannoversche Allgemeine Zeitung, Ostsee-Zeitung, Dresdner Neueste Nachrichten, Neue Presse (Hannover), Ruhr Nachrichten, Münsterland Zeitung, Mitteldeutsche Zeitung, Neue Westfälische, Kölner Stadt-Anzeiger) fasst den Durchbruch zusammen als “Wo auch immer eine kontrollierte Kernfusion gelang, musste mehr Energie ins Experiment hineingesteckt werden, als herauskam. Das Lawrence Livermore National Laboratory in Kalifornien hat jetzt den bemerkenswerten Schritt zwei geschafft. Erstmals führte eine Kernfusionsreaktion im Labor zu einem Nettoenergiegewinn.” Nein, nicht in dem Sinne in dem die allermeisten Leser*innen eine solche Aussage verstehen dürften. Koch ist Chefautor beim RedaktionsNetzwerk Deutschland, das mehr als 60 Tageszeitungen mit redaktionellen Inhalten versorgt.

Ein ebenfalls am 14.12.2023 in zahlreichen Zeitungen abgedruckter Artikel von Igor Steinle, meist mit Titel “Die Sonne auf die Erde holen” (Neue Württembergische Zeitung, SÜDWEST PRESSE, Alb Bote, Metzinger Uracher Volksblatt, Hohenloher Tagblatt, Rundschau für den schwäbischen Walt, Lausitzer Rundschau, Geislinger Zeitung, Reutlinger Nachrichten, Haller Tagblatt, Hohenzollerische Zeitung), beschreibt das Geschehen als “US-Wissenschaftler in Kalifornien haben einen historischen Durchbruch gefeiert: Erstmals seit Beginn der Forschung in den 1950er Jahren ist es gelungen, bei einer Kernfusion mehr Energie zu gewinnen als zu verbrauchen, wie US-Energieministerin Jennifer Granholm verkündete[.]” Keine Einordnung, kein Hinweis darauf, dass es am entscheidenden Punkt eben nicht um die Gesamt-Energiebilanz geht.

Der F.A.Z.-Newletter “F.A.Z. Frühdenker” von Philip Eppelsheim berichtet am 14.12.2022 als eines von sieben Themen über den Laserfusions-Durchbruch. Auf den Unterschied zwischen den verschiedenen Arten von Energiebilanz wird dabei nicht eingegangen, aber dafür ist die Schilderung des eigentlichen Durchbruchs besonders sorgfältig, und dürfte deutlich weniger missverständnisanfällig sein als die hier gesammelten Standard-Formulierungen: “Bei dem Experiment wurde mehr Energie frei, als man zuvor im Brennstoff deponiert hatte.”

In der gedruckten F.A.Z. berichtet Wissenschaftsredakteur Manfred Lindinger ebenfalls am 14.12.2022 (S. 3) unter dem Titel Sonne in der Erbse über den Durchbruch – wiederum mit der sauberen Formulierung “Dabei wurde mehr Energie frei, als man zuvor im Brennstoff deponiert hatte.” Später folgt die Einordnung “Doch bislang musste in den bestehenden Versuchsanlagen stets mehr Energie hineingesteckt werden, als am Ende gewonnen hatte.” Ein direkter Rückbezug zu dem aktuellen Durchbruch – ist es jetzt immer noch so, oder anders? – folgt in dem Artikeltext nicht. Im letzten ABschnitt werden eine Reihe von Einschränkungen aufgezählt, deretwegen der Weg, Fusion als Energiequelle zu nutzen, eben noch nicht frei ist: Nur ein Bruchteil der Laserenergie hätte man in dem Brennstoff deponieren können, die Anlage können nur eine Brennstoffkapsel pro Tag zünden. Die explizite Aussage dazu, dass ganz gewaltig viel mehr Energie aufgewendet wurde, als am Ende als Fusionsenergie herauskam, fehlt.

Da wird Hinnerk Feldwisch-Drentrup, ebenfalls Wissenschaftsredakteur bei der F.A.Z., in seinem Online-Beitrag auf FAZ.net (14.12.2022), “Wie Kernfusion als Lösung von Weltproblemen gehypt wird”, einen Tag später (15.12.2022, S. 9) dann in der gedruckten F.A.Z. als Verheißung Fusion, sehr viel deutlicher. “Doch oftmals fand kaum Erwähnung, dass der verkündete ‘Durchbruch’ zwar ein Fortschritt, aber noch keine Revolution ist. Ähnliches war schon zuvor erreicht worden, im vergangenen Jahr mit etwas geringerer Energieausbeute, die sich nun wohl durch eine leicht veränderte Versuchsanordnung verbesserte. Unerwähnt blieb bei den Ministeriumsankündigungen auch, dass für die Laser diesmal mehr als das Hundertfache der Energie aufgewendet werden musste.” – die Ministeriumsankündigungen beziehen sich auf das BMBF. Dass “viele Berichte” auf jenen Umstand “nur am Rande” eingehen – ich würde ergänzen wollen: viele überhaupt nicht – wird ebenfalls angemerkt.

Eine AFP-basierte Kurzmeldung auf der Titelseite des Südkuriers, Konstanz, fasst knapp und missverständlich zusammen: es sei “erstmals gelungen, bei einer Kernfusion einen Nettoenergiegewinn zu erzielen.” Dass im Folgesatz dann ausgeführt wird, es ginge um Laserenergie, dürfte das naheliegende Missverständnis nicht verhindern können. Die vermutlich vollständige AFP-Meldung findet man im Wirtschaftsteil der WELT am 14.12.2022 (S. 9, Ressort Wirtschaft), unter “USA: Durchbruch bei Kernfusion”. Dort geht es nach dem Südkurier-Absatz dann noch weiter, unter anderem mit Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger. Die wird mit der folgenden Aussage zitiert: “Erstmals haben Forschende gezeigt, dass man die Sonne tatsächlich auf die Erde holen und mit der Fusion netto Energie erzeugen kann.” Ganz am Ende kommt dann doch noch die Information “Außerdem gelang es den Forschern zwar, durch die Kernfusion aus 2,05 Megajoule Laserenergie einen Energie-Output von 3,15 Megajoule zu erzeugen. Zur Erzeugung der rund zwei Megajoule Laserenergie waren aber 300 Megajoule Energie nötig.” Dass es damit eben gerade keinen echten Netto-Energiegewinn gab, wird nicht herausgestellt. Und wohin es führt, die Information in den letzten Abschnitt zu verlegen, zeigt der Südkurier: so weit hinten liegende Information wird, wenn es kurz werden soll, wegen vermeintlich mangelnder Wichtigkeit weggekürzt.

Zu dem WELT-Artikel gesellt sich in derselben Ausgabe ein paar Seiten früher ein Kommentar von Norbert Lossau, “Kernfusion ist machbar” (Nr. 243, S. 7 / Ressort: Forum). Lossau schreibt: “Jetzt wurde am Lawrence Livermore National Laboratory in Kalifornien erstmals eine positive Energiebilanz bei Fusionsexperimenten belegt. Bei der Verschmelzung von Wasserstoffkernen wurde rund 20 Prozent mehr Energie freigesetzt als zuvor zur Erzeugung und Zündung des Plasmas hineingesteckt wurde.” Keine Differenzierung, keine Einordnung.

Ein Beispiel für einen Text, in dem die Einschränkungen erwähnt werden, stammt von Walter Willems, Redakteur im Bereich Wissen bei der dpa, veröffentlicht am 14.12.2023 in wiederum einer Reihe von Zeitungen, etwa unter Beginn eines neuen Zeitalters der Menschheit? im Trierischen Volksfreund (in wiederum anderen Zeitungen erst am 15.12.2022, zum Beispiel Nürnberger Nachrichten, Nürnberger Zeitung). Die Unter-Überschrift des Textes fördert leider das übliche Missverständnis, nämlich “Über Jahrzehnte haben Physiker daran getüftelt – nun ist es gelungen: US-Forscher haben bei der Kernfusion erstmals mehr Energie erzeugt als verbraucht.” Aber im Text selbst steht dann direkt nach den Schilderungen der Grundlagen (was ist Kernfusion eigentlich, wie wurde sie hier herbeigeführt): “LLNL-Direktorin Kimberly Budil zufolge benötigte die Anlage 300 Megajoule Energie, um zwei Megajoule Laserenergie zu liefern, die drei Megajoule Fusionsausbeute erzeugten. Dass insgesamt erst einmal mehrere Hundert Megajoule an Energie ins System gesteckt werden mussten, ist der Haken an der Erfolgsmeldung. Der Energieertrag habe nur einen Bruchteil des Eintrags betragen, erläutert Tony Roulstone von der Universität Cambridge. Zur Stromgewinnung müsse man aber mindestens das Doppelte der investierten Energiemenge erzeugen.” – Ich muss gestehen, dass ich diese Stelle zwiespältig finde. Zunächst einmal ist natürlich sehr erfreulich, in der Menge der wirklich missverständlichen Texte einen zu finden, der den in der Pressemitteilung fehlenden Knackpunkt benennt. Andererseits frage ich mich: Hätte man das nicht noch deutlicher machen können und sollen? Und als nächstes: Oder wäre das zu viel verlangt? Ein Umstand bestärkt mich in der Ansicht, dass es nicht zuviel verlangt war. Als Agenturtext ist der Willems-Text nämlich in eine Reihe weiterer Artikel eingeflossen. Und daran, wie er eingeflossen ist, lässt sich absehen, dass der Haken an der Erfolgsmeldung eben nicht immer als zentral und besonders wichtig erkannt wurde.

Ein gutes Beispiel: In einer in einer Reihe von Zeitungen abgedruckten Meldung (Rhein-Zeitung, Öffentlicher Anzeiger, Nahe-Zeitung, Rhein-Hunsrück-Zeitung, Westerwälder Zeitung, Rhein-Lahn-Zeitung; in der Datenbank meist unter “Ohne Titel” verzeichnet), Autorangabe Thomas Spang und Walter Willems; von beiden Autoren haben wir die separate Texte ja bereits kennengelernt. Im Text wird zunächst die Spang-Formulierung übernommen “Dort gelang es den Forschern der National Ignition Facility (NIF) am Lawrence Livermore-Nationallabor, bei einer kontrollierten Kernfusion mehr Energie zu erzeugen, als sie für den Prozess einsetzen mussten”. Die entscheidende Einschränkung aus dem Willems-Text ist allerdings in dem Kombinations-Beitrag nur unter “ferner liefen” zu finden: Elf Absätze weiter unten, nachdem eine Vielfalt von Hintergrundinformationen geliefert wurde (andere Kernfusions-Ansätze, wirtschaftliche Förderung und vieles weitere): “Dass insgesamt erst einmal mehrere Hundert Megajoule an Energie ins System gesteckt werden mussten, ist der Haken an der Erfolgsmeldung. Der Energieertrag habe nur einen Bruchteil des Eintrags betragen, erläutert Tony Roulstone von der Universität Cambridge.” Der bei Willems direkt vorangehende Satz, auf den sich das “dass” eigentlich bezieht, nämlich die Auflistung 300 MJ hineinstecken, 2 MJ Laserenergie auf das Ziel, 3 MJ freigesetzte Energie wurde gestrichen. Offenbar hat wer immer den Kombinations-Text geschrieben bzw. zusammengestellt hat, anhand des Textes von Willems eben nicht erkannt, wie wichtig für die zentrale Aussage die Einschränkung ist.

Im Münchner Merkur, der Autorenangabe eine Adaption des Willems-Texts durch den hauseigenen Autor Wolfgang Hauskrecht, bekommt ein ähnlicher Text dann immerhin die Zwischen-Überschrift “Energieertrag in Wahrheit minimal”. Im Text selbst dann immerhin die Angabe mit den 300 investierten Megajoule für drei Megajoule Fusionsausbeute, plus dem Roulstone-Zitat, der Energieertrag habe nur einen Bruchteil des Eintrags betragen. Die Zusammenfassung vor dem eigentlichen Artikeltext beginnt zwar noch mit “US-Forscher haben bei der Kernfusion erstmals mehr Energie erzeugt als verbraucht” – endet aber mit “Doch noch gibt es viele Hürden – und einen großen Haken an der Energiebilanz.” Paradoxerweise ist es dann das auf derselben Zeitungsseite Interview mit Fusions-Experte Markus Roth, in dem Roth, ohne das selbst zu qualifizieren oder einzuordnen, sagt: “Nach vielen Jahrzehnten der Forschung ist es zum ersten Mal gelungen, dass aus einer kontrollierten Fusion mehr Energie herauskommt, als vorher hineingesteckt wurde.” Später im Interview kommt noch die zwei-Megajoule-hineingesteckt, drei-Megajoule-herausbekommen-Aussage.

Unter dem Titel Weltweit begeistertes Echo auf Erfolg bei der Kernfusion findet man am 14.12.22 im Nordbayerischen Kurier eine Version des Willems-Textes, die dem Original recht nahe kommt: Sowohl die Grundlagen-Beschreibung sind darin enthalten als auch, in unserem Zusammenhang wichtiger, die Energieangaben von Kimberly Budil: 300 MJ insgeamt, 2 MJ Laserenergie, 3 MJ Fusionsausbeute. Unter dem Titel “Meilenstein” auf Weg zu sauberer Energie” läuft ein sehr ähnlicher Text, Budil-Energieangaben inklusive, manchmal direkt mit Willems als Autor, in einer Reihe weiterer Zeitungen (Neue Osnabrücker Zeitung, Husumer Nachrichten, Lingener Nachrichten, Elmshorner Nachrichten, Norddeutsche Rundschau, Bramscher Nachrichten, Barmstedter Zeitung, Bersenbrücker Kreisblatt, Meppener Tagespost, Ems-Zeitung, Meller Kreisblatt, Wittlager Kreisblatt, Kölnische Rundschau, meist in einer Kategorie “Gut zu wissen”) – und unter “Der ‘heilige Gral’ rückt in Reichweite” in Mittelbayerische Zeitung, Passauer Neue Presse, Aachener Zeitung, Aachener Nachrichten. Vermutlich könnte man aus diesen Daten rekonstruieren, welche Zeitungen wie zusammenarbeiten oder demselben Verlag- oder Verlagsverbund angehören.

Ein Artikel in der Badischen Zeitung (sehr ähnlich auch in Nordkurier, EXPRESS, Main-Post, Saale-Zeitung, Bayerische Rundschau, Fränkischer Tag,), der den Textüberschneidungen nach geurteilt unter anderem auf dem Spang-Willems-Text basiert (als Quelle ist unten angegeben “Walter Willems, Julia Naue, Benno Schwinghammer (dpa)/tst”), bekommt das besser hin: Dort wird explizit gesagt “Für eine künftige Stromerzeugung ist entscheidend, dass die Gesamtbilanz der Fusion positiv ist – was sie noch längst nicht ist.” – auch die Gesamtmenge an hineingesteckter Energie, 300 MJ, wird genannt, und die potenziell missverständlichen Formulierungen zum Energiegewinn fehlen. Das ist sogar noch deutlicher als in der oben verlinkten Version des Willems-Textes. Eine deutlich kürzerer, aber bei der entscheidenden Passage ähnliche Version liefert der Reutlinger Generalanzeiger unter Durchbruch bei der Kernfusion. Immerhin wurden die relativierenden Informationen auch in der stark gekürzten Version beibehalten – wer da kürzte hatte also offenbar erkannt, dass sie sehr wichtig sind. Gut so! Allerdings auch hier Beispiele dafür, wie die verkürzenden Überschriften oder Unter-Überschriften dann doch sorglos die Einschränkungen außen vor lassen, in der Main-Post-Version etwa “Es ist eine wissenschaftliche Sensation: US-Forscher haben bei der Kernfusion erstmals mehr Energie erzeugt als verbraucht. Dies könnte die Welt grundlegend verändern.”

Ein weiterer Text von Spang vom 14.12.2022, mit einer Reihe derselben Elemente/Zitate, nämlich Vom Traum zur Kernfusion im Bonner General-Anzeiger, verstärkt die bereits missverständliche Prozess-Formulierung mit einem direkten Zitat von Mark Herrmann vom Lawrence Livermore National Laboratory: “Dass wir mehr Energie gewonnen als reingesteckt haben beweist, was möglich ist” steht dort.

Die dpa-Meldung, die man für den 14.12.23 in der Datenbank zum Teil leicht redigiert bei verschiedenen Zeitungen (Hamburger Morgenpost, Bürstädter Zeitung, Wiesbadener Kurier, Lampertheimer Zeitung, Idsteiner Zeitung, Rüsselsheimer Echo, Main-Spitze, Oberhessische Zeitung, Bergische Morgenpost, Darmstädter Echo, Allgemeine Zeitung Mainz-Rheinhessen, Neuss-Grevenbroicher Zeitung, Lauterbacher Anzeiger, Wormser Zeitung, Abendzeitung (AZ), Solinger Morgenpost, Harz-Kurier, Westfalen-Blatt, Rheinische Post) unter Titeln wie “Forscher feiern Durchbruch bei der Kernfusion” oder “Durchbruch bei Kernfusion oder Eine neue Ära der Energiegewinnung? findet, konstatiert “Erstmals wurde beim Verschmelzen von Atomkernen mehr Energie gewonnen als verbraucht, wie US-Energieministerin Jennifer Granholm am Dienstag in Washington verkündete.” Keine genaueren Angaben, keine Einordnung. Das entsprechende Missverständnis ist auch hier vorprogrammiert. Malus-Punkt für den Satz, der behauptet, “[in] einigen Jahren könnte mithilfe der Kernfusion womöglich klimaneutral und sicher Strom in riesigen Mengen erzeugt werden.” – das dürfte für die meisten Leser*innen nicht nach den einigen Jahrzehnten klingen, die man realistischer Weise ansetzen sollte.

Der Leitartikel in der Frankfurter Rundschau von Friedrike Meier, “Nicht ablenken”, spricht insbesondere die Zeitskalen an die dafür sorgen, dass der Kernfusions-Durchbruch nicht als Freibrief dafür gewertet werden dürfe, dann könne man die restlichen Klimaschutzmaßnahmen ja beruhigt sein lassen. Gerade bei kritischer Bewertung wäre natürlich passend gewesen, darauf hinzuweisen, dass der kritische Punkt, ab dem netto Energie erzeugt, eben noch nicht erreicht wurde. Stattdessen wiederholt der Artikel (korrekt) die 2 MJ Laserenergie und die Produktion von 3 MJ – allerdings ohne den Hinweis, dass das eben mitnichten ein realistischer “Netto-Energiegewinn” ist.

Der Artikel von Stephanie Schnydrig, erschienen am 14.12.2022 in Der Rheintaler, unter dem Titel Durchbruch bei Kernfusion, formuliert besonders missverständlich: Fusionsforschung gäbe es seit den 1950ern. “Aber trotz immenser Fortschritte gelang es bislang nie, mit Kernfusion unter dem Strich Energie zu gewinnen.” Das habe sich jetzt geändert; der US-Energieministerin sei es jetzt Forschenden der NIF gelungen “mehr Fusionsenergie zu ernten, als sie zuvor in die Zündung gesteckt hatten.” Der für den Artikel befragte Physiker Yves Martin vom EPFL liefert die relativierenden Informationen, allerdings in einer Form, die alles andere als klar macht, dass es sich um einen Widerspruch zu den Behauptungen der Einleitung handelt: “Das Problem sei, sagt der EPFL-Physiker Martin, dass der Laser noch zu viel Energie verschlinge, um ein Kraftwerk sinnvoll betreiben zu können. Das ist denn auch der Haken an der US-Erfolgsmeldung.” Dass die immense verschlungene Energie bedeutet, dass es eben auch diesmal nicht gelang “unter dem Strich Energie zu gewinnen” wird nicht explizit gesagt, und dürfte sich den allerwenigsten Leser*innen erschlossen haben. Der Artikel ist von Der Rheintaler offenbar von CH Media übernommen worden, wo Schnydrig als Wissenschaftsjournalistin arbeitet.

Einen Tag später, am 15.12.2022 legt Der Rheintaler dann übrigens mit dem “Focus” “Kernfusion: So funktioniert die Technologie für eine saubere Energie”, Autoren Schnydrig und Bruno Knellwolf, deutlich besser nach: In zehn Frage-Antwort-Paaren wird sowohl die 300 MJ vs. 2 MJ vs. 3 MJ-Rechnung aufgemacht und kommentiert “Das zeigt: So lohnt sich die Kernfusion nicht.” (Dass Leser*innen sich wundern könnten, wie das zur Aussage bei der Frage zuvor passt, “Tatsächlich ist es das erste Mal, dass bei der Kernfusion ein Netto-Energiegewinn erzielt werden konnte” wird leider nicht thematisiert.) Auch auf die für den Klimaschutz ungünstigen Zeitskalen wird kritisch eingegangen.

In dem SPIEGEL-Plus-Artikel Was der Durchbruch bei der Kernfusion für die Energiegewinnung der Zukunft bedeutet” vom 14.12.22 von Anika Freier (in der Datenbank auch noch einmal mit dem Datum 16.12.2022) finden sich neben den Grundlagen und Fragen der Zeitskalen auch die zentralen Aussagen von Kimberly Budil: 2 MJ Laserenergie, 3 MJ Energie aus der Fusion erzeugt, 300 MJ “benötige die Anlage” um jene 2 MJ “für die Reaktion bereitzustellen.” Aber auch da einmal mehr die Haupttext-Überschrift-Schere. Denn auch wenn diese Zahlen richtig eingeordnet werden, “Die Gesamtbilanz ist deshalb noch nicht positiv”, warum ist die Unter-Überschrift dann trotzdem das in seiner Allgemeinheit missverständliche “Zum ersten Mal haben Fachleute bei der Kernfusion mehr Energie gewonnen als reingesteckt wurde”?

Auch der Artikel von Torsten Harmsen in der Berliner Zeitung vom 14.12.23 (Seite 15 / WIRTSCHAFT), Ein weiter Weg bis zum Kraftwerk bringt früh die Formulierung “”Erstmals sei beim Verschmelzen von Atomkernen mehr Energie gewonnen worden, als man hineingesteckt habe, verkündete US-Energieministerin Jennifer Granholm am Dienstag in Washington.” Verstärkt wird der Eindruck dann durch das bereits erwähnte Stark-Watzinger-Zitat, “Erstmals haben Forschende gezeigt, dass man die Sonne tatsächlich auf die Erde holen und mit der Fusion netto Energie erzeugen kann”. Der Haken an der Sache folgt erst ganz hinten im Text, und eher unauffällig: “Roulstone erklärt, dass die große Menge Energie, die für die Laseranlage selbst aufgewendet wurde, in der Erfolgsrechnung nicht enthalten sei.” Dass damit die Energiebilanz auf einmal nicht mehr positiv ist, bleibt unerwähnt.

Ähnlich sieht es in dem Artikel von Maik Henschke, Durchbruch bei der Gewinnung von Energie aus (14.12.2022 in Bergedorfer Zeitung, Salzgitter-Zeitung, HarzKurier, Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung, Wolfsburger Nachrichten, Westfälische Rundschau, Westdeutsche Allgemeine Zeitung, Wolfenbütteler Zeitung, Westfalenpost, Braunschweiger Zeitung, Hamburger Abendblatt, Berliner Morgenpost). “Insgesamt sei mehr als doppelt so viel Energie gewonnen worden wie eingesetzt („Nettoenergiegewinn“). Nicht eingerechnet sei dabei aber „die Effizienz der Laser bei der Umwandlung von elektrischer in Laser-Energie“, schränkte Prof. Sybille Günter, Wissenschaftliche Direktorin am Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP) in Garching in einer Mitteilung ein.” Ja, die Information ist da. Aber die Informations-Bausteine zusammenzusetzen bleibt einmal mehr den Leser*innen überlassen, und für die quantitative Folgerung, dass nämlich eben kein Netto-Energiegewinn vorlag, fehlen die nötigen Informationen. Es ist wie verhext.

Zur Abwechslung mal wieder ein Positiv-Beispiel – und nicht verwunderlich ist der Autor, Ralf Nestler, Wissenschaftsjournalist. Sein Artikel Der Traum von der Kernfusion (14.12.2022, Sächsische Zeitung, mit dpa-Informationen) fragt gleich in der Unter-Überschrift “Was ist an der Sache dran?” und meldet im Haupttext selbst Skepsis an: “ass dieser „Netto-Energiegewinn“ erzielt wurde, kam nicht überraschend. Fachleute haben damit schon seit längerer Zeit gerechnet. Jedoch sollten alle bei diesem Wort vorsichtig sein. Bezieht man Umwandlungsverluste in der Laseranlage mit ein, und dass es weitere Bauteile gibt, die Strom brauchen (was bei früheren Rechnungen gern weggelassen wurde), so ist fraglich, ob es wirklich einen Energie-Überschuss gegeben haben kann.” Nun gut, man könnte Bemängeln dass diese Skepsis nicht im Konjunktiv stehen sollte, weil doch in der Pressekonferenz bereits die konkrete Information geliefert wurd,e, dass es keinen gab – wenn auch im Frage-Antwort-Teil. Aber insgesamt freue ich mich in diesem Kontext bereits über jeden Artikel, der das Missverständnis nicht noch befördert.

Einen sonderbaren Twist gibt Ralf Klostermann der Berichterstattung in der B.Z.: sein Artikel Unser Lichtblick in der Energiekrise (14.12.22) liefert eingangs die üblichen missverständlichen Formulierungfen (“Erstmals wurde beim Verschmelzen von Atomkernen mehr Energie gewonnen als verbraucht”), und befragt dann als Experten – den ehemaligen Chef der deutschen Raumfahrtagentur DLR, Jan Wörner, und den ehemaligen deutschen Astronauten Ulrich Walter. Warum auch immer; fachlichen Bezug zur Fusion haben beide soweit ich weiß überhaupt keinen.

Im Handelsblatt (Heft 242/2022 vom 14.12.2022, S. 30 / Unternehmen) in dem Text Ist das der Durchbruch?a> von Katharina Kort und Kathrin Witsch die inzwischen wohlvertraute Eingangs-Formulierung: “Erstmals wurde beim Verschmelzen von Atomkernen mehr Energie gewonnen als verbraucht, wie US-Energieministerin Jennifer Granholm am Dienstag in Washington verkündete.” Erster Hinweis im Text darauf, dass da vielleicht doch noch nicht alles so ist wie erhofft, ist “Ob die Gesamtbilanz am Ende positiv bleibt, müsse man aber erst noch abwarten, bremst Klaus Hesch, Sprecher des Fusionsprogramms am Karlsruher Institut für Technologie, die Euphorie.” – die Hesch-Äußerung hatten wir ja oben bereits kennengelernt. Generell ist der Artikel aber in der Tat eher zurückhaltend. Es wird darauf hingewiesen, dass es noch Jahrzehnte dauern werde, bis Strom produziert werde. Bei der herkömmlichen Kernfusions-Forschung mit Versuchsreaktoren wie ITER sei “eine positive Energiebilanz in weiter Ferne”. Das ist allerdings ein Äpfel-und-Birnen-Vergleich, denn die positive Energiebilanz die wirklich alle Energiebeiträge einrechnet, ist ja auch bei der Laser-Kernfusion in weiter Ferne. Trotzdem verkündet die Unter-Überschrift des Handelsblatt-Artikels “Zum ersten Mal ist es Wissenschaftlern gelungen, eine positive Energiebilanz bei der Kernfusion zu erzeugen.”

Der Leitartikel von Tanja Banner, seit Februar 2022 erster Wissenschaftsredakteurin in der Zentralredaktion Mitte von IPPEN.MEDIA, “Griff nach dem ‘heiligen Gral'” (14.12.2022, Frankfurter Rundschau Deutschlandausgabe, S. 16 / Wirtschaft) ist leider ein besonders unschönes Beispiel. Dort wird deutlicher als in den anderen Artikel die Wichtigkeit des Netto-Energiegewinns betont – mit der Vorgeschichte als Statement (“trotz langjähriger Forschung und zahlreicher Experimente ist es Forschenden bisher nicht gelungen, bei einer Kernfusion mehr Energie zu erzeugen, als bei diesem Prozess verbraucht wird”), verstärkt durch ein entsprechendes Zitat, dann der Information jetzt sei ein “historischer Durchbruch gelungen”, denn bei “einem Experiment wurde bei einer Kernfusion erstmals ein Nettoenergiegewinn erzielt”, und noch einmal direkt mit etwas anderer Formulierung nachgelegt: “Das bedeutet, dass mehr Energie erzeugt wurde, als Energieaufwand für die Kernfusion nötig war” – gefolgt von dem schon erwähnten Stark-Watzinger-Zitat zur erstmaligen Netto-Energie-Erzeugung.” Was die Aussage der Netto-Energie-Erzeugung angeht also soviel Deutlichkeit wie in keinem anderen Artikel: Vorbereitung, Verstärkung der Vorbereitung, Durchbruch-Information, Kernaussage, Kernaussage in anderen Worten, plus entsprechende Zitate. Allerdings ist ob dieser Deutlichkeit dann auch besonders deutlich, dass die entsprechende Differenzierung eben nicht getroffen wird – dass die anwendungsnächste Version von “Netto-Energie” bzw. “Gesamt-Energiebilanz” eben nicht positiv ist, fehlt als Information. Immerhin gibt es am Ende des Artikels einen Abschnitt mit Zwischentitel “Fachleute warnen vor zu großen Erwartungen”, und da wird es dann noch sonderbarer. Dort wird nämlich der uns inzwischen wohlbekannte Tony Roulstone zitiert, aber nur mit “‘Obwohl dies eine positive Nachricht ist, ist dieses Ergebnis immer noch weit von dem tatsächlichen Energiegewinn entfernt, der für die Erzeugung von Elektrizität erforderlich ist’, betont Tony Roulstone, Dozent für Kernenergie an der University of Cambridge. ‘Ein technisches Ziel für die Fusion wäre es, einen Großteil der für den Prozess verwendeten Energie zurückzugewinnen und einen Energiegewinn zu erzielen, der doppelt so hoch ist wie die für die Laser aufgewendete Energie’, erklärt der Experte. ‘Er muss doppelt so hoch sein, weil die Wärme in Elektrizität umgewandelt werden muss und dabei Energie verloren geht.'” Das Zitat würde auch auf eine positive Gesamt-Energiebilanz passen, die aber eben leider wegen der Anforderungen der Umwandlung von Wärme in Elektrizität trotzdem noch nicht ausreicht. Dass es noch viel schlimmer ist, dass nämlich die Gesamt-Energiebilanz, die für die Frage der praktischen Energieerzeugung wichtig ist, überdeutlich negativ ist, fehlt als Information – obwohl Tony Roulstone, siehe die Beispiele weiter oben, sich dazu ja nun wirklich deutlich geäußert hatte.

Nach den Zeitungsmeldungen vom ersten großen Berichte-Tag noch zum Fernsehen; leider nicht in der Datenbank, aber ich habe gezielt nach einigen Sendern gesucht.

In den Tagesschau-Sendungen in der ARD-Mediathek (dort Phoenix zugeordnet) vom 13.12.2022, 14.12.2022, 15.12.2022 habe ich keine Meldung zu dem Fusions-Durchbruch gefunden. Auf tagesschau.de ist unter USA verkünden Durchbruch bei Kernfusion (13.12.2022, 19:40 Uhr) ähnliches zu lesen wie auch in den schon verlinkten Presseberichten: “Beim Verschmelzen von Atomkernen sei erstmals mehr Energie gewonnen als verbraucht worden, sagte US-Energieministerin Jennifer Granholm in Washington.” und später “Obwohl seit den 1950er-Jahren Dutzende Versuchsreaktoren gebaut wurden, war es bislang in keiner Anlage gelungen, mehr Energie zu erzeugen als für den Prozess benötigt wird.” Der darin einzeln verlinkte Tagesthemen-Einspieler (13.12.2022, 22:50 Uhr) erzählt erst einmal allgemein etwas über Fusionsforschung. Zum Durchbruch heißt es: “Dort ist es erstmals gelungen, die Kernfusion so zu zünden, dass eine positive Energiebilanz gemessen wurde. Um die Fusion in Gang zu bekommen waren 1,8 Megajoule nötig. Frei wurden aber 2,5 Megajoule.” Nach einem Clip mit der US-Energieministerin heißt es dann einschränkend: “Doch es gibt einen Haken. Der Aufwand für die Versuchsanordnung verschlingt sehr viel Energie, so dass das Gesamtergebnis noch negativ ist.” Anschließend kommt direkt Uwe Gradwohl, Leiter der SWR-Wissenschaftsredaktion, zu Wort, und sagt: “Im Vergleich zu der Energie, die man bei dem Experiment gewinnen konnte, musste man doch 100 Mal mehr Energie in die Herstellung des Laserlichts stecken, das dafür verwendet wurde um die Wasserstoffkerne zur Fusion zu bringen. Das ist also immer noch eine negative Energiebilanz.” Warum dann kurz zuvor behauptet wurde, es gäbe eine positive Energiebilanz, bleibt offen. Im Online-Text selbst kommt der Aspekt negative Energiebilanz übrigens überhaupt nicht vor.

Nach den heute-Sendungen im ZDF habe ich online vergeblich gesucht. Offenbar werden die nach einem Jahr aus dem Verkehr gezogen. Danke für nichts, ZDF. Die Kinder-Nachrichten vom ZDF waren am 15.12.2022 leider auf dem klassischen Kurs: “In einem Experiment ist es Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern jetzt wohl zum ersten Mal gelungen, dass sie durch Kernfusion mehr Energie gewonnen haben, als sie benötigt haben, um die Fusion zu starten.” Keine Einschränkung, keine Einordnung.

Ein Online-Text beim ZDF “Wissenschaftlicher Durchbruch bei Kernfusion”, datiert bereits auf den 13.12.2022 um 16:15 Uhr (also eine bloße Viertelstunde nach Beginn der zu jener Zeit noch laufenden Pressekonferenz) heißt es: “Seit Jahrzehnten versuchen Wissenschaftler, eine Möglichkeit zu finden, mit der Kernfusion mehr Energie zu erzeugen, als benötigt wird, um die Reaktion in Gang zu setzen. Dieser Nettoenergiegewinn soll nun den Forschern der NIF gelungen sein.” In der Terra-X-Wissens-Kolumne vom 18.12.2022 von Ingolf Baur, selbst Physiker geht es dann direkt um die Wurst: unter dem Titel Kernfusion-Durchbruch: Mehr Schein als Sein schreibt Baur am 18.12.2022 klipp und klar, nachdem er die Grundlagen der Kernfusion erklärt hat: “War das nun der Durchbruch? Wenn man es genau nimmt, dann stimmt der verkündete Erfolg bei der Energiebilanz leider nicht. Die Energie, um die Laser zu betreiben, ließ man einfach unter den Tisch fallen. Tatsächlich wurde insgesamt rund 167 Mal mehr Energie eingesetzt, als am Ende rauskam.”

Baur ist an dieser Stelle sehr viel deutlicher als in der von ihm moderierten Die Wissenschaftssendung NANO auf 3Sat ein paar Tage davor. NANO hatte bereits am 14.12.2022 eine Sendung auf die Beine gestellt: “Kernfusion: Endlich ein Durchbruch?” Es beginnt bei 0:28 mit “Zum ersten Mal wurde bei einer Kernfusion mehr Energie gewonnen als reingesteckt wurde.” Soweit, so missverständlich. Das wird dann aber bei der genaueren, schön mit Visualisierungen unterfütterten Darstellung dessen, was da passiert war, aufgelöst: “Dabei ist allerdings die Energie, die benötigt wird, um den Laser zu starten, noch nicht mit eingerechnet. Dafür braucht man zur Zeit noch 300 Mal mehr Energie, als am Ende rauskommt.” Dann geht es weiter mit diversen anderen Aspekten, insbesondere einem Interview mit Markus Roth (der in dieser Aufstellung ja auch bereits mehrmals vorkam). Dort spricht der Moderator dann aber bereits wieder davon, dass Energie “geerntet” worden sei. Und Roth formuliert dann wieder mit mehr Energie, die herausgeholt wurde als hereingesteckt wurde, ohne dass der Moderator das einordnet. Ob die Kernaussage zwischen den mehrfachen mehr-herausbekommen-als-hineingesteckt-Aussagen auch verstanden bzw. erinnert wird, halte ich für fraglich.

In dem Artikel Kernfusion: Durchbruch mit Schott-Glas von Ralf Heidenreich (15.12.2022, Rüsselsheimer Echo, Lauterbacher Anzeiger, Wiesbadener Kurier, Idsteiner Zeitung, Darmstädter Echo, Allgemeine Zeitung Mainz-Rheinhessen, Wormser Zeitung, Main-Spitze, Bürstädter Zeitung, Lampertheimer Zeitung, Oberhessische Zeitung) kommt, wie der Titel bereits sagt, zur Durchbruchs-Meldung noch der Beitrag aus Deutschland dazu, in Form von optischen Elementen der Firma Schott, die bei dem Experiment zum Einsatz kamen. Die Kernaussage ist eher noch deutlicher missverständlich als im Durchschnitt der hier aufgeführten Beispiele: “Die Herausforderung bestand darin, mehr Energie zu erzeugen, als bei der Fusion selbst verbraucht wird. Daran scheiterten die Pioniere immer wieder – bis jetzt.”

Marlene Weiß beschreibt in der Süddeutschen unter dem Titel Auf ein Fusionskraftwerk wird die Welt noch lange warten müssen (15.12.2022 online) bzw. “Zukunftsmelodie” (16.12.2022 in der Druckausgabe, S. 4) in einem Meinungsbeitrag den Durchbruch korrekt und mit direkt folgender Einordnung: “Mit solchen Fusionsreaktionen wird schon seit Jahrzehnten experimentiert, dieses Mal aber war etwas anders: Erstmals wurde mehr Fusionsenergie frei, als zum Auslösen der Reaktion in Form von Laserlicht hineingesteckt wurde. Dass zum Betrieb der 192 Laser mehr als hundert Mal mehr Energie aufgewendet wurde, als herauskam, lässt die Bilanz etwas weniger eindrucksvoll aussehen, aber nicht die technische Leistung: Es bleibt ein Meilenstein.” In derselben Druckausgabe findet sich auf S. 20 auch das oben schon beschriebene Hesch-Interview von Weiß, hier mit dem Titel “„Noch sehr große Baustellen“”.

Ein Artikel, bei dem ich die Darstellung der Kernfrage besonders gelungen finde, ist der vom 15.12.2022 von Bernward Janzing (freiberuflicher Fachjournalist zu den Themen Technik-Wirtschaft-Umwelt) in der taz (S. 8, Wirtschaft und Umwelt): Noch Dekaden bis zur kommerziellen Kernfusion. Da wird der Unterschied nämlich endlich einmal direkt und verständlich erklärt, direkt nach Beschreibung des Kontextes und der Grundlagen der Kernfusion: “Drei Zahlen geben einen Eindruck von dem Versuch, denn sie stehen einerseits für den wissenschaftlichen Erfolg, andererseits aber auch für die Ferne einer praktischen Nutzung. Die 192 Laser, in deren Strahlen eine Energiemenge von 2,05 Megajoule steckte, konnten durch den Fusionsprozess eine Energiemenge von 3,15 Megajoule freisetzen. Dieser Energiegewinn, der sogenannte „target gain“, markiert den technischen Durchbruch. Zugleich mussten in der gesamten Apparatur jedoch rund 300 Megajoule aufgewandt werden, um die gut zwei Megajoule an Laserenergie zu erzeugen. Die Gesamtrelation wiederum – 300 Energieeinheiten vorne rein, drei Einheiten hinten raus – steht folglich für den noch bestehenden Entwicklungsbedarf. Denn schließlich kann erst dann, wenn die Gesamtbilanz positiv ist, ein solches Konzept für ein Kraftwerk taugen.” Kein Verstecken der Zusatzinformationen irgendwie hinten, kein Nebeneinander der Zahlen bei denen die Leser*innen erst selbst knobeln müssen, was das für die Kernaussage bedeuten könnte, sondern klipp und klar: Drei Zahlen; die Ankündigung, dass es um unterschiedliche Aspekte (Wissenschaft vs. Praxis) geht, die direkte Energiefreisetzung, in Kontrast gesetzt zur gesamten eingesetzten Energie, direkte Gegenüberstellung (300 vs. 3) und Einordnung bezüglich der Gesamtenergiebilanz und der Anwendung. So klar und direkt hätte ich mir das in allen Artikeln gewünscht, die über den Durchbruch berichtet haben.

Zwei Tage nach der Haupt-Berichterstattungswelle kommen auch die ersten Reaktionen, etwa ein Leserbrief Es gibt kein perpetuum mobile, der insbesondere auf die 300 vs 2 vs 3-Energierechnung hinweist (16.12.2022 Münsterland-Zeitung, und Ruhr-Nachrichten), oder ebenfalls mit Hinweis auf jene Energierechnung der Leserbrief Die Zukunft der Fusion liegt noch in der Zukunft (17.12.2022, Reutlinger Nachrichten, Alb Bote und Metzinger Uracher Volksblatt, jeweils in der Kategorie Metzinger Volksblatt).

Außerdem beginnt die Zeit der Beiträge, bei denen nicht mehr die eigentliche Nachricht selbst, sondern die Einordnung im Vordergrund steht. Ein Beispiel ist Die Konturen einer neuen Welt on Clemens Wergin (WELT, 17.12.2022 und WELT am Sonntag 18.12.2022). Da ist der Durchbruch (“Andere vergleichen es schon mit der Erfindung des Rades oder auch der Dampfmaschine”) reduziert auf das missverständliche “Die Wissenschaftler haben Wasserstoffkerne verschmolzen und dabei mehr Energie gewonnen, als für das Experiment nötig war.” Das ist noch nicht einmal mehr die lediglich versteckte Differenzierung, die bei den hier gezeigten Beispielen in Begriffen wie “Laserenergie” oder “für den Prozess nötig” anklang, sondern ein eindeutiges, und eben eindeutig falsches “als für das Experiment nötig war”.

Im FOCUS bekommt das Experiment am 17.12.2022 in der Rubrik “Grafik der Woche” eine Doppelseite. Der Kommentar in der Spalte daneben wiederholt die übliche Kurzfassung ohne Einordnung (“erstmals beim Verschmelzen von Atomkernen mehr Energie erzeugt als verbraucht”). Bei der Grafik selbst, die schematisch die große Experimentieranlage zeigt, besteht der ironische Kontrast darin, dass zwar viele, viele Zahlen genannt werden (“300 Meter lang”, “drei Millionen Grad”, “192 Laserstrahlen”, “rund 1500 Meter weit unterwegs”, “100 Millionen Bar”, “100 Millionen Grad”, “3,5 Milliarden US-Dollar”, “130 Tonnen”, “Durchmesser von zehn Metern”). Nur eben nicht die entscheidenden 300 MJ vs. 2 MJ vs. 3 MJ.

Am gleichen Tag macht die SZ vor, dass man auch bei einer kurzen Beschreibung im Jahresrückblick alles richtig hinbekommen kann (gedruckte Ausgabe 17./18. Dezember 2022, S. 37). Unter “Die Wucht der Bilder” heißt es in der Sammlung von Bildern aus den Bereichen Wissenschaft, Natur und Technik aus dem Jahr 2022 mit kurzen Beschreibungen von Christoph von Eichhorn “04 Durchbruch in der Kernfusion: 192 Laser zielen in einer Kammer auf einen goldenen Behälter, darin eine Kapsel mit Deuterium und Tritium. Und dann: Feuer frei! Trägheitsfusion wird diese Art der Kernfusion genannt. Im Dezember gelang es Forschern der National Ignition Facility (NIF) an der US-Westküste erstmals, dabei mehr Energie herauszuholen, als zum Auslösen der Reaktion in Form von Laserlicht hineingesteckt wurde. Zwar wurde zum Betrieb der Laser etwa das Hundertfache der Energieausbeute aufgewendet, dennoch ist es ein Meilenstein auf dem Weg zu einem Fusionskraftwerk.” Passt.

Die taz schiebt mit einem Interview mit dem Plasmaphysiker Hartmut Zohm vom Max-Planck-Institut für Plasmaphysik in Garching am 17.12.2022 noch einmal einen sehr guten Beitrag nach: Wann kommt das Fusionskraftwerk, Herr Zohm? Die Energie-Bilanz-Frage wird abei recht früh behandelt, und Zohm erklärt sehr anschaulich: “Aber die Rechnung, die gemacht wurde – und das ist völlig legitim –, bezieht sich nur auf die Laserenergie, die in das System hineingeleitet wird. Die Energie, die benötigt wird, um überhaupt diesen Laser zu betreiben, fließt da nicht mit ein. Sie können sich das in etwa so vorstellen, dass man einen sehr kleinen Holzspan mit einem gigantischen Streichholz angezündet hat. Es ist toll, dass es da Feuer gab, aber wenn man die gesamte Energie, die dafür aufgebracht werden musste, mit einbezieht, ist die Bilanz nicht mehr positiv. Das hat aber auch niemand behauptet.”

Am 17.12.2022 findet sich dann auch im gedruckten SPIEGEl eine entsprechende kurze Meldung (S. 98), genau wie die Online-Meldungen verfasst von Anika Freier: Wie im Inneren der Sonne. Das ist dann wieder eine Kurzversion ohne Einordnung der Energiebilanz: “Nun ist es mithilfe der weltweit stärksten Laseran­lage gelungen, durch die Fusion von zwei Atomkernen in einem winzigen Behälter mehr Energie freizusetzen, als zuvor in den Prozess eingeflossen ist: 2,05 Megajoule flossen in die Reaktion, 3,15 Megajoule kamen heraus.” Dass “der Weg bis zu einem funktionierenden Reaktor […] noch weit” ist wird gesagt, aber nicht explizit an der negativen Gesamt-Energiebilanz festgemacht.

In der F.A.Z. beschreibt Dirk Eidemüller (18.12.2022, F.A.S., F+ und FAZ.net) unter dem Titel Eine Vision mit Fragezeichen ausführlich die Hintergründe des Durchbruchs und ordnet ein. Wie bei den vorigen F.A.Z.-Beiträgen ist bereits die Formulierung bei der Beschreibung des Durchbruchs selbst sehr vorsichtig gewählt: “An der dort angesiedelten National Ignition Facility (NIF) hat eine internationale Forschergruppe Anfang Dezember erstmals eine Kernfusion im Labor gezündet, deren Energiefreisetzung die in den Brennstoff hineingesteckte Energie überboten hat.” Weiter unten im Text die eigentliche Energiebilanz: “Auch die Energieausbeute müsste massiv verbessert werden. Zur Bereitstellung von 2,05 Megajoule im Laserpuls benötigt die National Ignition Facility derzeit noch mehr als 300 Megajoule.” Ein, was die Perspektive dieser Auswertung angeht, guter Text.

Der Beitrag Die grüne Energie von morgen? von Stefan Lange (19.12.2022 Südkurier Konstanz, 23.12.2022 Coburger Tageblatt, Fränkischer Tag, Bayerische Rundschau, Saale Zeitung) ist eine politische Einordnung, insbesondere zur Haltung der Grünen zur Atomenergie allgemein und dass sich diese angesichts der Kernfusion ändern müsse. Die Zusammenfassung des Durchbruchs, “Einem Team des staatlichen Lawrence Livermore National Laboratory ist es nach eigenen Angaben gelungen, aus der Kernfusion mehr Energie herauszuholen, als vorher hineingegeben wurde.” bleibt auf der leider häufigen missverständlichen Stufe stehen. Differenziert wird bei der Gesamt-Energiebilanz auch im weiteren Text nicht.

In dem Artikel Investoren feiern Kernfusion geht es im Handelsblatt am 19.12.2022 dem Titel entsprechend um die Reaktion von Investoren und Firmen, die im Bereich Anwendungen der Kernfusion arbeiten. Die Beschreibung des Dezember-Durchbruchs bleibt im üblichen Bereich des missverständlichen “dass es den Forschern gelungen ist, beim Verschmelzen von Atomkernen mehr Energie zu gewinnen, als eingesetzt wurde”, ohne Einordnung oder Differenzierung.

Interessanter Weise taucht das Thema Kernfusion auch kurz in “wie geht es uns, herr küppersbusch?” in der taz auf (19.12.2022, S. 14 taz zwei), einer wöchentlichen Kolumne, in der Friedrich Küppersbusch auf taz-Fragen zu den Ereignissen der Woche antwortet. Eine der Fragen lautet “Einem US-amerikanischen Forschungsteam gelang der Durchbruch bei der Kernfusion. Können wir uns darüber freuen, eine unbegrenzte Energiequelle gefunden zu haben?” Und ich teile nicht den offenbar recht grundlegenden Technik-Pessimismus der Antwort, aber dass Herr Küppersbusch den Knackpunkt verstanden hat, um den es mir hier geht, ist nicht zu leugnen. Die Antwort lautet nämlich “Superidee, die Sonne auf der Erde nachzubauen, dabei immense Mengen Strom zu verbrutzeln an einem Rohstoff, der nur in AKWs hergestellt werden kann: Tritium. Alternativ könnte man sich auch einfach um Sonnenenergie kümmern. Die Fusionsbilanz des US-Experiments fällt nur positiv aus, weil man den treibenden Laser nicht eingerechnet hat. Schließlich geht’s hier um mehr: die alte Ingenieursreligion, nach der jede Krise eine neue technologische Antwort findet. Mal davon ab, dass jede technologische Antwort neue Krisen gebracht hat.” Das weist trotz der Kürze klarer auf das Gesamt-Energie-Bilanz-Problem hin als die große Mehrzahl der oben aufgelisteten redaktionellen Artikel.

Einen politisch-launisch-kritischen Kommentar schreibt Jochen Nützel als Von heißen Eisen und Strohfeuern am 22.12.2022 (Bayerische Rundschau). Und gibt den Knackpunkt richtig wieder: “Okay, man musste erst starke Laser im Mega-Joule-Bereich starten. Ja doch, es kam unterm Strich weniger Energie raus, als oben in den Apparat reingesteckt wurde. Und dennoch froh locket, ihr Strom-Junkies: Der heilige Gral ist nah. Helleluja!”

Die gedruckte ZEIT beschäftigt sich am Donnerstag, den 22.12.2022 mit dem Thema. Auf fast einer ganzen Seite im Wissensteil unter der unkurzen Überschrift Durchbruch in der Kernfusion! Das behaupten US-Forscher. Doch die Sache ist komplizierter. Viel, viel komplizierter. Welche sechs Probleme auf dem Weg zum Kraftwerk noch zu lösen sind gehen die Wissenschaftsjournalisten Dirk Asendorpf und Ulrich Schnabel das Thema an, und auch da ist die Einordnung deutlich sichtbar, hat das richtige Gewicht, ist verständlich und klar: Gleich das erste der behandelten Probleme ist “Ein wirklicher Überschuss”, und der Text dazu gibt alle zur Beurteilung nötigen Fakten. Ein Auszug: “Dazu muss es Forschern als Erstes gelingen, auch unter Laborbedingungen mehr Energie per Fusion freizusetzen, als dafür aufgewendet wurde. Das gelang bisher nicht. Der Überschuss, den man am Livermore erzielt zu haben behauptete, beruht vor allem auf einem Rechentrick.” Gefolgt von der genauen Rechnung mit den 2, 3 und 300 MJ. Als weitere Probleme folgen, soweit ich das beurteilen kann realistisch eingeordnet, der Dauerbetrieb, die Brennstofferzeugung, Probleme bei den für den Reaktorbau nötigen Materialien, der (im Vergleich zu herkömmlichen Kernkraftwerken aber ja durchaus weniger problematische) Abfall und die Frage der Netzstabilität. Guter, solider Wissenschaftsjournalismus.

Im Handelsblatt geht es am 23.12.2022 unter dem Titel Schub für die Kernfusion in einem Beitrag von Teresa Stiens hauptsächlich um neue bzw. verstärkte BMBF-Forschungsförderung in jenem Bereich. Der Durchbruch dient nur als Aufhänger, noch missverständlicher als im Durchschnitt zusammengefasst als “Es ist eine wissenschaftliche Sensation: Mitte Dezember ist es Forschern in den USA erstmals gelungen, beim Verschmelzen zweier Atomkerne Energie zu erzeugen.”

Der Artikel von Werner Ludwig, Kernfusion – wie berechtigt ist der Hype? (24.12.2022, Nordbayerischer Kurier) ist, wie der Titel schon nahelegt, skeptischer. Gleich im ersten Abschnitt, “Was haben die Forscher gemacht?”, wird deutlich beschrieben: “Den Angaben zufolge setzte die Fusion gut das Anderthalbfache der Energie frei, die in Form von Laserstrahlung eingesetzt wurde, um den Prozess in Gang zu bringen. Außen vor bleibt dabei die Energie, die nötig war, um Laserlicht der nötigen Intensität zu erzeugen. Rechnet man diesen Effekt mit ein, ergibt sich eine deutlich negative Energiebilanz.” Ein schönes Beispiel dafür, in welcher Form die nötige Relativierung auch in all die Anfangs-Berichterstattung gepasst hätte: Gleich an jener Stelle eingeordnet, wo die Behauptung das erste Mal vorkommt. Dass gleich darauf etwas relativiert wird, “Constantin Häfner hält diese Art der Berechnung jedoch für wenig sinnvoll. Es sei bei dem NIF-Experiment nicht darum gegangen, Energie zu gewinnen” finde ich OK, auch wenn ich bevorzugt hätte, wenn auch diese Aussage eingeordnet wird. Aus physikalischer Sicht kann man das so sehen. Angesichts der Welle an missverständlicher Berichterstattung ist die Berechnung für die Wissenschaftskommunikation aber auf alle Fälle sinnvoll.

Der Artikel “Die Chance, all unsere Energieprobleme zu lösen” (28.12.2022, Mittelbayerische Zeitung und Passauer Presse, 28.12.2022) blickt vor allem darauf, wie es weitergehen soll, u.a. mit der entsprechenden Forschungsförderung in Deutschland. Der Dezember-Durchbruch wird korrekt und mit richtiger Einordnung zusammengefasst: “Anlass war eine Meldung aus den USA vor Weihnachten, dass erstmals in einem Experiment bei einer Fusion mehr Energie herausgekommen ist, als hineingesteckt wurde. Das ist die Grundvoraussetzung für jedes Kraftwerk. Doch die Forscher bezogen sich dabei vor allem auf die Energie für den Laser, mit dem die Fusion erzeugt wurde. Rechnete man den gesamten sonstigen Energie-Aufwand für das Experiment mit ein, ist die Bilanz leider kein Überschuss mehr, sondern das Gegenteil.” Siehste. Es geht doch.

So gut sich die F.A.Z. auch bei der Berichterstattung geschlagen hat, mit bewusst präzisen Formulierungen und dem Hinweis auf die Einschränkungen – für den Jahresrückblick Nur gute Nachrichten (31.12.2022, F.A.Z. S. 20 und FAZ.net) haben die Autor*innen jene Beiträge offenbar nicht gelesen oder die Kolleg*innen um Rat gefragt. Im Jahresrückblick taucht die Kernfusion dann nämlich dann doch mit der üblichen missverständlichen Formulierung auf: “Forschern in Kalifornien ist es gelungen, in einem experimentellen Fusionsreaktor mehr Energie zu erzeugen, als sie hineinstecken mussten.” Schade.

Ein längerer dpa-Beitrag von Christopher Hirsch, unter Titeln wie Auf dem Weg zur Fusionsenergie am 3.1.2023 veröffentlicht (Reutlinger General-Anzeiger, Eichsfelder Tageblatt, Göttinger Tageblatt, Westdeutsche Zeitung, Elmshorner Nachrichten, Norddeutsche Rundschau, Schweriner Volkszeitung, Barmstedter Zeitung, Husumer Nachrichten, Freie Presse, Der Prignitzer, Ems-Zeitung, Bersenbrücker Kreisblatt, Meller Kreisblatt, Meppener Tagespost, Wittlager Kreisblatt, Bramscher Nachrichten, Norddeutsche Neueste Nachrichten, Neue Osnabrücker Zeitung, Lingener Tagespost, Nordkurier), beschreibt die Forschung am Max-Planck-Institut für Plasmaphysik in Greifswald, mit einer Reihe von Zitaten von dessen Direktor Thomas Klinger. Die Zusammenfassung des Dezember-Durchbruchs, in dem Artikel nur ein Nebenaspekt, hat die übliche missverständliche Formulierung: “Mitte Dezember hatten Forschungsergebnisse aus den USA Aufsehen erregt. Laut dortiger Regierung hatten Wissenschaftler beim Verschmelzen von Atomkernen erstmals mehr Energie erzeugt, als sie direkt hineingesteckt hatten.” Eine Mini-Version rund um Klingers Schätzungen zur Zeitskala, “Experte sieht Fusionskraftwerk deutlich später” (3.1.2023, Hamburger Abendblatt, Berliner Morgenpost) enthält dieselbe Kurz-Formulierung zum Dezember-Durchbruch.

Der Text von Rainer Kurlemann Wann die Kernfusion alltagstauglich wird – Physiker Sacharow lieferte die Grundlagen (4.1.2023, Neuss-Grevenbroicher Zeitung, Solinger Morgenpost, Bergische Morgenpost, Rheinische Post, am 13.1.2023 noch Trierischer Volksfreund) enthält zwar mindestens eine sonderbare Formulierung (Kernfusion als eine “chemische Reaktion”, was schlicht nicht stimmt), bekommt aber die Kernaussage, um die es mir hier geht, richtig hin: “Etwa ein Megajoule Energie hat die Kernfusion geliefert, das entspricht noch nicht einmal einer Kilowattstunde Strom. Der dafür betriebene Aufwand ist riesig. […] Für den Betrieb der 192 Laser mussten die US-Forscher etwa 300 Megajoule Energie einsetzen. Das Resultat aus der Kernfusion lieferte also nur etwa ein Prozent des Aufwandes.”

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Markus Pössel hatte bereits während des Physikstudiums an der Universität Hamburg gemerkt: Die Herausforderung, physikalische Themen so aufzuarbeiten und darzustellen, dass sie auch für Nichtphysiker verständlich werden, war für ihn mindestens ebenso interessant wie die eigentliche Forschungsarbeit. Nach seiner Promotion am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut) in Potsdam blieb er dem Institut als "Outreach scientist" erhalten, war während des Einsteinjahres 2005 an verschiedenen Ausstellungsprojekten beteiligt und schuf das Webportal Einstein Online. Ende 2007 wechselte er für ein Jahr zum World Science Festival in New York. Seit Anfang 2009 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg, wo er das Haus der Astronomie leitet, ein Zentrum für astronomische Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit, seit 2010 zudem Leiter der Öffentlichkeitsarbeit am Max-Planck-Institut für Astronomie und seit 2019 Direktor des am Haus der Astronomie ansässigen Office of Astronomy for Education der Internationalen Astronomischen Union. Jenseits seines "Day jobs" ist Pössel als Wissenschaftsautor sowie wissenschaftsjournalistisch unterwegs: hier auf den SciLogs, als Autor/Koautor mehrerer Bücher und vereinzelter Zeitungsartikel (zuletzt FAZ, Tagesspiegel) sowie mit Beiträgen für die Zeitschrift Sterne und Weltraum.

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